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Verbots-Initiativen im Kanton Zürich<br />
kommen zur Abstimmung<br />
Worum geht es bei «Nein zum Sterbetourismus<br />
im Kanton Zürich»?<br />
Die kantonale Volksinitiative fordert<br />
eine schnelle Regelung gegen die Inanspruchnahme<br />
von Freitodhilfe im Kanton<br />
Zürich durch nicht auf Kantonsgebiet<br />
wohnhafte Menschen. Beispielsweise<br />
durch Änderung des kantonalen<br />
Gesundheitsgesetzes (nur wer ein Jahr<br />
Wohnsitz im Kanton hat, darf eine Begleitung<br />
in Anspruch nehmen).<br />
Worum geht es bei «Stopp der Suizidhilfe»?<br />
Sie verlangt, der Kanton Zürich solle<br />
beim Bund eine Standesinitiative einreichen,<br />
dass jede Art von mitmenschlicher<br />
Begleitung beim Freitod bundesrechtlich<br />
unter Strafe gestellt werde. Beispielsweise<br />
durch Änderung von Strafgesetzbuchartikel<br />
115.<br />
Wer steckt dahinter?<br />
Politiker, denen die Selbstbestimmung<br />
der Bürgerinnen und Bürger ein Dorn<br />
im Auge ist. Hauptsächlich Religiöse aus<br />
EDU und EVP sowie vereinzelte Mitläufer<br />
aus SVP und SD. Leider auch der<br />
Kantonsratspräsident Gerhard Fischer<br />
(EVP), der als höchster Zürcher eigentlich<br />
die Kantonsbewohner vertreten soll-<br />
te, welche zu über 80 Prozent für Sterbehilfe<br />
sind.<br />
Wann wird abgestimmt?<br />
Der Termin stand bis Redaktionsschluss<br />
noch nicht fest. Voraussichtlich im Mai<br />
2011, evtl. später im Jahr. Da im Kanton<br />
Zürich am 3. April Kantons- und Regierungsratswahlen<br />
sind, werden Religiöse<br />
und Hardliner versuchen, die Sterbehilfe<br />
auch zum Wahlkampfthema zu machen,<br />
um ihre Wählerschaft zu mobilisieren.<br />
Betrifft das EXIT-Mitglieder?<br />
Abstimmen können nur im Kanton Zürich<br />
Stimmberechtigte. Die erste Initiative<br />
hätte aber Auswirkungen auf nicht<br />
im Kanton wohnhafte Mitglieder, die<br />
eine Freitodbegleitung im Kanton Zürich<br />
wünschten. Das sind erfahrungsgemäss<br />
allerdings wenige. Die zweite Initiative<br />
würde wohl ohnehin zu nichts führen:<br />
Ein Verbot der fachlichen Freitodhilfe<br />
scheint nach der Vernehmlassung letztes<br />
Jahr chancenlos.<br />
Sind solche Volksbegehren überhaupt<br />
rechtens?<br />
Vermutlich nicht. Ersteres verstösst gegen<br />
das Gleichbehandlungsgebot (was<br />
der Kanton Zürich einem Zürcher er-<br />
POLITIK<br />
Die beiden EDU-Anti-Sterbehilfe-Initiativen<br />
«Nein zum Sterbetourismus im Kanton<br />
Zürich» und «Stopp der Suizid hilfe»<br />
dürften bald dem Zürcher Stimmvolk<br />
vorgelegt werden. Das «EXIT-Info» beantwortet<br />
die wichtigsten Fragen dazu.<br />
laubt, muss er auch einem Aargauer<br />
erlauben) und die Freitodhilfe darf laut<br />
Bundesgericht nicht kantonal geregelt<br />
werden. Zweiteres ist ebenfalls ungesetzlich:<br />
Die Beihilfe (Suizidhilfe) zu<br />
einer straflosen Tat (Suizid) kann nicht<br />
unter Strafe gestellt werden.<br />
Was passiert bei einer Annahme der<br />
Initiativen?<br />
Sie könnten vermutlich nie in Kraft treten.<br />
Sie sind wohl auch eher als Wahlkampfvehikel<br />
religiöser Politiker ge dacht.<br />
Selbst Mit-Initiant Gerhard Fischer rechnet<br />
nicht wirklich mit einer Annahme.<br />
Regierungs- und Kantonsrat werden dem<br />
Stimmvolk ziemlich sicher beide Vorlagen<br />
zur Ablehnung empfehlen.<br />
Soll ich als Zürcherin oder Zürcher<br />
überhaupt abstimmen?<br />
Ja. Es ist wichtig, dass das Stimmvolk<br />
seine Meinung zur Sterbehilfe zu Handen<br />
nicht nur der religiösen Verbotspolitiker,<br />
sondern auch zu Handen des Bundes<br />
äussert.<br />
EXIT ist gemäss Statuten politisch<br />
neutral, informiert und äussert sich<br />
aber zu politischen Themen, welche<br />
den Verein betreffen.<br />
EXIT-INFO 4/2010 9