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Überströmungssicherung von Deichen und Böschungen - acqua alta

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Kurzfassung<br />

<strong>Überströmungssicherung</strong> <strong>von</strong> <strong>Deichen</strong> <strong>und</strong> <strong>Böschungen</strong><br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Norbert Meyer<br />

Dr.-Ing. Ansgar Emersleben<br />

Dipl.-Ing. Daniel Gröger<br />

Institut für Geotechnik <strong>und</strong> Markscheidewesen, Technische Universität Clausthal<br />

Inhalt - Eine der Hauptursachen für Deichschäden, dass zeigen die Erfahrungen der Vergangenheit,<br />

ist die Überströmung <strong>von</strong> Deichanlagen bei Hochwasser <strong>und</strong> die dadurch verursachte Erosion<br />

des Deiches. Gleichzeitig werden wegen der zunehmenden Wasserpegel <strong>und</strong> Strömungsgeschwindigkeiten<br />

bei Hochwasser immer häufiger gezielte Hochwasserentlastungen mittels Deichüberströmung<br />

in sogenannte Polderflächen durchgeführt. Das setzt jedoch voraus, dass entsprechende<br />

Deichabschnitte als erosionsstabile Überlaufstrecken ausgebildet werden. Mögliche bautechnische<br />

Lösungen zur Herstellung entsprechender Überströmungskorridore umfassen unter<br />

anderem Steinschüttungen, Steinpflaster, Geokunststoffe, Bodenverfestigungen <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>bauweisen.<br />

Nicht alle bestehenden Überströmungssysteme weisen die erforderlichen Eigenschaften<br />

der Erosionsstabilität <strong>und</strong> Standsicherheit auf <strong>und</strong> sind daher in Ihrer praktischen Anwendung<br />

eingeschränkt <strong>und</strong> haben daher im Hochwasserfall unter Umständen ein hohes Schadenspotenzial.<br />

Neben der Abdichtung der landseitigen Böschungsflächen der Deiche bei Anwendung bestimmter<br />

Systeme kann es zudem zu einem Wasser- bzw. Sickerstau im Deich unterhalb der <strong>Überströmungssicherung</strong><br />

kommen, was eine Schädigung bis hin zur Zerstörung des Deiches zur Folge<br />

haben kann. Neben der Vorstellung <strong>und</strong> Beurteilung existierender <strong>Überströmungssicherung</strong>ssysteme<br />

wird ein neuartiges „ideales“ Sicherungssystem vorgestellt. Vorrangiges Ziel ist dabei die<br />

Entwicklung eines erosionssicheren, dränfähigen Systems zur Sicherung <strong>von</strong> <strong>Deichen</strong> <strong>und</strong> Dämmen<br />

gegen Erosion, welches neben ökologischen <strong>und</strong> ökonomischen Vorteilen auch konstruktive<br />

Verbesserungen gegenüber herkömmlichen Systemen bietet. Neben der <strong>Überströmungssicherung</strong><br />

kann das System zudem zur Stabilisierung <strong>von</strong> Deichverteidigungswegen eingesetzt werden <strong>und</strong><br />

erfüllt damit mehrere Funktionen gleichzeitig.<br />

Keywords: Hochwasserschutz, <strong>Überströmungssicherung</strong>, Ertüchtigung <strong>von</strong> <strong>Deichen</strong><br />

1


Einführung<br />

Infolge der erwarteten, langfristigen Klimaschwankungen <strong>und</strong> -änderungen ist mit einer zunehmenden<br />

Belastung der Deiche <strong>und</strong> <strong>Böschungen</strong> in Flussbereichen in Folge ansteigender Wasserpegel<br />

<strong>und</strong> zunehmender Strömungsgeschwindigkeiten zu rechnen. Diese Erscheinungen werden<br />

zukünftig zu einer zunehmenden Häufigkeit <strong>und</strong> Größe <strong>von</strong> Hochwasserereignissen führen,<br />

wodurch die Anforderungen an Flussdeiche <strong>und</strong> <strong>Böschungen</strong> stetig steigen werden. Insbesondere<br />

Deiche <strong>und</strong> <strong>Böschungen</strong> mit erosionsstabilen Überlaufstrecken <strong>und</strong> ausgewiesenen Polderflächen<br />

werden in naher Zukunft verstärkt an Bedeutung im Bereich des Hochwasserschutzes gewinnen.<br />

Durch die Hochwasser der letzten Jahre hat sich gezeigt, dass das Versagen bei Deichbrüchen,<br />

insbesondere im Überströmungsfall, vorwiegend <strong>von</strong> der luftseitigen Böschung ausgeht (Werth et<br />

al., 2007). Im Fall einer langanhaltenden oder wiederkehrenden Überströmung der nicht überströmungssicher<br />

ausgebildeten Deiche kann die zusätzliche Belastung aus den Sohlschubspannungen<br />

des überströmenden Wassers zu einer Oberflächenerosion der luftseitigen Deichböschung<br />

führen. Bietet sich nicht die Gelegenheit einer Instandsetzung der Böschung, so kann eine anhaltende<br />

Überströmung zu Deichbrüchen führen, wodurch sich ein erhebliches Gefahrenpotentzial<br />

durch das unkontrollierte Abfließen der Wassermassen ergibt.<br />

Bild 1 zeigt einen Deichbruch bei Laußig infolge des Hochwassers <strong>von</strong> 2002 in Sachsen. Eine<br />

Schadensanalyse der TU Dresden hat gezeigt, dass bei dem Hochwasserereignis <strong>von</strong> 2002 ca.<br />

60% der Deichbrüche durch Überströmungen der Deiche verursacht wurden (Heyer <strong>und</strong> Horlacher,<br />

2007).<br />

Bild 1: Deichbruch an der Vereinigten Mulde bei<br />

Laußig (Hochwasser 2002) aus (Heyer, 2007)<br />

Zusätzlich zu den Belastungen aus der Überströmung ergeben sich weitere Belastungskomponenten<br />

aus der zeitgleichen Durchströmung des Deichkörpers. Die Durchströmung des<br />

Deichkörpers resultiert zum einen aus einer Durchsickerung <strong>von</strong> der Wasser- zur Luftseite infolge<br />

des Lastfalles „Einstau“ <strong>und</strong> zum anderen aus einer Infiltration des überströmenden Wassers in<br />

die Deichkrone <strong>und</strong> die luftseitige Böschung. Diese zusätzlichen Belastungen erhöhen die Versagenswahrscheinlichkeit<br />

in Bezug auf einen Böschungsbruch <strong>und</strong> eine mögliche Rutschung des<br />

Deckwerks im Bereich des Oberbodens (Steuernagel, 2008). Die unterschiedlichen Belastungen<br />

im Überströmungsfall stellen hohe Anforderungen an die meist nachträglich installierten Sicherungssyteme.<br />

Die <strong>Überströmungssicherung</strong>en müssen neben der Verhinderung einer tiefreichenden<br />

Oberflächenerosion der luftseitigen Böschung zeitgleich eine ausreichende hydraulische<br />

2


Wirksamkeit <strong>und</strong> Erosionsstabilität besitzen, um die Gefahren eines Oberflächenabtrags, eines<br />

Böschungsbruches oder als letzte Konsequenz eines Deichbruches zu minimieren.<br />

Bestehende <strong>Überströmungssicherung</strong>en weisen nur bedingt die geforderten Eigenschaften auf<br />

oder sind wegen des hohen Kosten- <strong>und</strong> Arbeitsaufwandes keine optimale Lösung, weshalb hier<br />

ein neuartiges, sich derzeit in Entwicklung befindliches Sicherungssystem vorgestellt wird.<br />

Bestehende <strong>Überströmungssicherung</strong>en<br />

Nach dem heutigen Stand der Technik existieren eine Vielzahl <strong>von</strong> <strong>Überströmungssicherung</strong>en,<br />

die sich aus den unterschiedlichsten Materialien zusammensetzen. Nachfolgend werden die wichtigsten,<br />

gängigen Sicherungssysteme mit ihren Anwendungsgrenzen, mit den möglichen Versagensmechanismen<br />

sowie ihren Vor- <strong>und</strong> Nachteilen beschrieben:<br />

1) Steinpflaster [Bild 2a)]:<br />

Die Anordnung <strong>von</strong> ungeb<strong>und</strong>enen Steinpflastern ist in der Regel nur für Neigungen der<br />

luftseitigen Böschung <strong>von</strong> i ≤ 1:6 <strong>und</strong> einer maximalen Hochwasserabflussbelastung <strong>von</strong><br />

1,0 m³/s zulässig. Aufgr<strong>und</strong> der geringen Verb<strong>und</strong>wirkung zwischen den einzelnen Steinen<br />

können im Überströmungsfall einzelne Steine aus dem Pflaster herausgelöst werden,<br />

wodurch ein Versagen des gesamten Deckwerks verursacht werden kann. Bei geb<strong>und</strong>enen<br />

Steinpflastern können auch steilere Böschungsneigungen hergestellt werden. Die Installation<br />

der Steinpflaster ist aufwendig <strong>und</strong> gestaltet sich teilweise als sehr schwierig. Weiterhin<br />

können bei geb<strong>und</strong>enen Steinpflastern, hervorgerufen durch fehlende Plastizität bei<br />

Setzungen <strong>und</strong> auftretenden Horizontalkräften, Hohllagen bzw. Sickerfehlstellen auftreten,<br />

die wiederrum zu einer erhöhten Erosion in diesen Bereichen führen können. Zusätzlich<br />

kann sich das relativ dichte, geb<strong>und</strong>ene Deckwerk nachteilig auf die Auftriebssicherheit<br />

im Durchsickerungsfall auswirken.<br />

2) Steinschüttung [Bild 2b)]:<br />

Die zulässige Böschungsneigung bei der Sicherung mit Steinschüttung ist größer als bei<br />

Steinpflastern <strong>und</strong> sollte eine Neigung <strong>von</strong> i = 1:4 nicht überschreiten. Die Hochwasserabflussleistung<br />

liegt erfahrungsgemäß bei 1,0 m³/s, wobei die minimal erforderlichen<br />

Schüttdicke stets gewährleistet sein muss <strong>und</strong> aus dem Größtkorndurchmesser d100 der<br />

verwendeten Steinschüttung mit der Formel min db = 1,5 · d100 abgeleitet werden kann.<br />

Die Verb<strong>und</strong>wirkung der Steinschüttung ist herstellungsbedingt nochmals geringer als die<br />

der Steinpflaster. Dadurch können im Überströmungsfall einzelne Steine oder sogar ganze<br />

Steinformationen aus der Schüttung herausgelöst werden. Vorteilhaft wirkt sich die einfache<br />

Bauweise auf eine schnell herzustellende <strong>Überströmungssicherung</strong> aus. Vom Standpunkt<br />

der Dauerhaftigkeit aus gesehen, stellt die Steinschüttung nur eine bedingt geeignete<br />

Alternative dar, da sich durch geringe Abflussänderungen <strong>und</strong> Durchströmungen Lageänderungen<br />

der einzelnen Steine <strong>und</strong> folglich die Ausbildungen <strong>von</strong> Erosionsrinnen ergeben<br />

können.<br />

3) Geogitter [Bild 2c)]:<br />

Die Verwendung <strong>von</strong> böschungsparallel verlegten Geogittern als Sicherungssystem ist wie<br />

bei Steinpflastern auf eine maximale Böschungsneigung <strong>von</strong> i = 1:6 beschränkt. Dabei<br />

liegt die Abflussleistung bei der ein schadloses Überströmen möglich ist bei maximal 1,0<br />

m³/s. Der häufigste Versagensmechanismus ist ein Abgleiten des gesamten Deckwerkes.<br />

Die hohe Langzeitbeständigkeit <strong>und</strong> eine hohe Stabilität gegenüber mobilisierten Zugkräften<br />

aus den Sohlschubspannungen des überströmenden Wassers stellen die wesentlichen<br />

Vorteile dieser Sicherungsvariante dar. Hingegen sind die Sicherstellung einer ausrei-<br />

3


chend dicken Überdeckung der Geogitter gegen die festigkeitsverringernde UV-Strahlung,<br />

die teilweise nicht vorhandene Filterstabilität <strong>und</strong> die dadurch verursachten hohen Zusatzkosten<br />

die größten Nachteile.<br />

4) Mastixschotter [Bild 2d)]:<br />

Bei dieser <strong>Überströmungssicherung</strong> beträgt die Mindestschichtdicke 13 cm. Dabei ist die<br />

zulässige Böschungsneigung auf i = 1:6 beschränkt <strong>und</strong> der Hochwasserabfluss sollte 1,0<br />

m³/s nicht überschreiten. Bei zu hoher Abflussbelastung besteht ein mögliches Versagensrisiko<br />

im Abgleiten der Filterschicht bzw. im Abgleiten mit dem Filter. Durch die <strong>Überströmungssicherung</strong><br />

aus Mastixschotter wird eine starke Verb<strong>und</strong>wirkung mit dem angeb<strong>und</strong>enen<br />

Deckwerk erreicht, welche den Belastungen widerstehen kann. Weiterhin<br />

zeichnet sich die Mastixschotterbauweise durch die dränfähigen <strong>und</strong> kohärenten Eigenschaften<br />

des Materials aus. Nachteilig sind die hohen Materialkosten bei Herstellung <strong>von</strong><br />

größeren Einbaudicken <strong>und</strong> die relativ dichten Eigenschaften der Sicherung, wodurch die<br />

Gefahr des Auftriebes bei Durchsickerung erhöht wird.<br />

5) Bodenverfestigung [Bild 2e)]:<br />

Die wesentlichen Einschränkungen einer konventionelle Bodenverfestigung ergeben sich<br />

aus einer notwendigen Mindestverfestigungsdicke <strong>von</strong> 1 m bzw. aus einer mehrlagigen<br />

Verdichtung (DVWK, 1991), einer zulässigen Böschungsneigung <strong>von</strong> i ≤ 1:4 <strong>und</strong> der Beschränkung<br />

des Abflusses auf maximal 1,0 m³/s. Bei der Herstellung der verfestigten Böschung<br />

können z.B. aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong> unterschiedlichen Untergr<strong>und</strong>situationen Bereiche unterschiedlicher<br />

Verfestigungsqualität entstehen. Infolgedessen kann sich ein erhöhtes Risiko<br />

in Bezug auf lokale Ausbrüche oder ein Abgleiten ergeben. Durch die Steigerung der<br />

Festigkeitseigenschaften infolge der erhöhten Lagerungsdichte wird die Erosionsbeständigkeit<br />

wesentlich verbessert. Hingegen wirkt sich nachteilig die Empfindlichkeit des stabilisierten<br />

Bodenmaterials gegen äußere Witterungseinflüsse aus.<br />

6) Verb<strong>und</strong>bauweise aus Geokunststoffen [Bild 2f)]:<br />

Die Verb<strong>und</strong>bauweise beschreibt eine bewehrte Erde Konstruktion, bei der im Deichkörper<br />

lagenweise Geokunststoffe (Geogitter, Gewebe) als Bewehrungselemente für das<br />

Deichmaterial eingebaut werden. Durch die Aufnahme <strong>von</strong> Zugkräften <strong>und</strong> eine Stabilisierung<br />

des zwischen den einzelnen Lagen befindlichen Bodens wird die Festigkeit des<br />

Deichkörpers signifikant erhöht. Ein weiterer Umschlag der Geokunststoffe bewirkt eine<br />

zusätzliche Lagestabilität des Deichmaterials im Böschungsbereich. Je nach Bauweise<br />

sind bei der <strong>Überströmungssicherung</strong> mit der Verb<strong>und</strong>bauweise unterschiedliche Böschungsneigungen<br />

zulässig. Die erhöhte Belastung der Überlaufstrecke im Fall der Überströmung<br />

kann zum Herauslösen einzelner Geokunststofflagen oder ganzer Segmente führen<br />

[siehe Bild 2f)], wodurch sich eine erhebliche Standsicherheitsverminderung ergeben<br />

kann. Der Vorteil in der Verwendung der Verb<strong>und</strong>bauweise liegt in der Variabilität der<br />

Deich- <strong>und</strong> Böschungsquerschnitte, da die luftseitige Böschung unter entsprechenden<br />

konstruktiven Randbedingungen auch sehr steil abgeböscht werden kann. Der wesentliche<br />

Nachteil besteht darin, dass die Verb<strong>und</strong>bauweise nur bei Neubauten <strong>von</strong> <strong>Deichen</strong> angewendet<br />

werden kann <strong>und</strong> daher mit vergleichsweise hohen Baukosten verb<strong>und</strong>en ist<br />

(LfU BW, 2004).<br />

4


a) Steinpflaster b) Steinschüttung<br />

c) Geogitter d) Mastixschotter<br />

e) Bodenverfestigung f) Verb<strong>und</strong>bauweise<br />

Bild 2: a) – f) <strong>Überströmungssicherung</strong>en, LfU BW (2004)<br />

Die oben beschriebenen Sicherungssyteme zur Herstellung <strong>von</strong> Überlaufstrecken dienen als Alternative<br />

zu einer konventionellen Böschungsabflachung, bei der hauptsächlich die Grasnarbe zur<br />

Lagestabilisierung des Deichmaterials verwendet wird. Neben dieser konventionellen Variante<br />

<strong>und</strong> den erwähnten, teilweise durchlässigen Sicherungssytemen werden auch <strong>und</strong>urchlässige Abdichtungen<br />

als <strong>Überströmungssicherung</strong> (z.B. Kunststoffdichtungsbahnen) verwendet. Jedoch<br />

bergen diese ein hohes Risiko, da sie zu einem Anstau des Sickerwassers unterhalb der Abdichtung<br />

führen. Die daraus resultierenden Auftriebskräfte können ein lokales oder gesamtheitliches<br />

Versagen der luftseitigen Böschung bewirken (Akkerman et al., 2007).<br />

Ebenfalls nachteilig kann sich die Anwendung <strong>von</strong> Geovliesen zur <strong>Überströmungssicherung</strong> erweisen.<br />

Anhand <strong>von</strong> Überströmungsversuchen im technischen Maßstab konnte beobachtet werden,<br />

dass, selbst bei sachgerechter Installation der Vliese, der Deichkörper unterhalb der bewehrten<br />

Deckschicht erodiert wird (Werth et al., 2007), wodurch ein Versagen der kompletten Deckschicht<br />

ausgelöst werden kann.<br />

5


<strong>Überströmungssicherung</strong> mit Geozellen<br />

Ein neuartiges Sicherungssystem soll sich durch eine Kombinationsbauweise aus dem Einbau<br />

eines erosionssicheren, dränfähigen Materials in ein System aus Geozellen auszeichnen. Dadurch<br />

soll ein schnell herzustellendes, kostengünstiges Sicherungssystem entstehen, das ohne die Nachteile<br />

der aufgeführten Sicherungssysteme als <strong>Überströmungssicherung</strong> verwendet werden soll.<br />

Geozellen<br />

Geozellen bestehen aus einzelnen, dreidimensionalen Kunststoffzellen, die durch unterschiedliche<br />

Herstellungsverfahren zu einem zusammenhängenden, wabenförmigen Tragsystem verb<strong>und</strong>en<br />

werden. Diese Tragsysteme werden am Einsatzort aufgespannt <strong>und</strong> mit Füllmaterial verfüllt (siehe<br />

Bild 3).<br />

Bild 3: Beispiel eines aufgespannten Zellensystems ohne<br />

Füllmaterial auf einem Deichkörper<br />

Die Zellenwände umschließen dabei das Füllmaterial <strong>und</strong> verhindern bei vertikaler Belastung ein<br />

seitliches Ausdehnen des Bodens, wodurch insbesondere das Kraft-Verformungsverhalten <strong>und</strong><br />

somit auch die Tragfähigkeit des Bodens verbessert werden. Während die Geozellen zunächst<br />

entsprechend ihrer Entwicklung hauptsächlich zur Stabilisierung <strong>von</strong> ungeb<strong>und</strong>enen Tragschichten<br />

unter Fahrbahnen <strong>und</strong> Eisenbahnlinien eingesetzt wurden, ergeben sich heute als wesentliche<br />

Einsatzgebiete der Geozellen:<br />

• Stabilisierung wenig tragfähiger Böden<br />

• Bewehrung <strong>von</strong> Dammaufstandsflächen<br />

• Bewehrung <strong>von</strong> Bankettbereichen im Straßenbau<br />

• Verwendung als Facing<br />

• Stützkonstruktionen (Schwergewichtswände)<br />

• Erosionsschutz <strong>von</strong> <strong>Böschungen</strong><br />

• Schutz <strong>von</strong> Kanal- <strong>und</strong> Uferböschungen<br />

Weltweit ist heutzutage vor allem die Anwendung der Geozellen zur Stabilisierung wenig tragfähiger<br />

Böden in schwer zugänglichen Gebieten, wie z.B. Alaska <strong>und</strong> Sibirien, weit verbreitet. Hier<br />

nutzen insbesondere Explorationsunternehmen die Möglichkeiten der Geozellen, um in schwer<br />

zugängliche <strong>und</strong> klimatisch stark veränderliche Gebiete vorzustoßen. Zunehmend werden die Ge-<br />

6


ozellen jedoch auch als Erosionsschutz an <strong>Böschungen</strong> im Wasser- <strong>und</strong> Verkehrswegebau sowie<br />

zur besseren Befahrbarkeit <strong>von</strong> Deichbauwerken eingesetzt (Meyer <strong>und</strong> Emersleben, 2009).<br />

Der Einsatz <strong>von</strong> Geozellen zur Erhöhung des Erosionsschutzes <strong>von</strong> <strong>Böschungen</strong> im Erd- <strong>und</strong><br />

Wasserbau basiert im Wesentlichen auf einer Erhöhung des Widerstandes des Böschungsmaterials<br />

gegenüber den hangabwärtsgerichteten Erosionskräften. Die Geozellen verleihen dem innerhalb<br />

der wabenförmigen Struktur eingelagerten Erdstoff durch die Zellenwände eine zusätzliche Lagestabilität,<br />

wodurch der Erdstoff an einer hangabwärtsgerichteten Bewegung gehindert wird. Die<br />

dabei auftretenden Kräfte werden durch die Geozellenwände in Form <strong>von</strong> Zugkräften aufgenommen.<br />

Zusätzlich können die Geozellen durch Verankerungsstäbe in Verbindung mit Spanndrähten<br />

gesichert werden (siehe Bild 4).<br />

Bild 4: Erosionsschutz mit Geozellen Bild 5: Mögliche Anbindung des Systems<br />

Der Reibungswiderstand zwischen den Geozellenwänden <strong>und</strong> dem Füllmaterial bewirkt zudem<br />

einen erhöhten Widerstand gegenüber vertikaler Verlagerung, verursacht durch Frost-/Tauwechsel<br />

<strong>und</strong> Ausschwemmungen. Die Durchlässigkeit der Zellenwände z.B. in Form <strong>von</strong> Perforationen<br />

ermöglicht einen ungehinderten Oberflächenwasserabfluss, während das Füllmaterial gleichzeitig<br />

durch die Geozellenwände gehalten wird.<br />

Hierbei werden die Geozellen zu etwa 2/3 mit Dränmaterial verfüllt, während im oberen Bereich<br />

der Zellen Mutterboden eingebracht wird. Dadurch kann eine ausreichende Begrünung der Böschung<br />

bei gleichzeitiger Lagestabilität des Mutterbodens analog dem Füllmaterial ermöglicht<br />

werden (siehe Bild 5). Die Wurzeln können aufgr<strong>und</strong> der vorhandenen Zellperforation zellenübergreifend<br />

wachsen, große bodenstabilisierende Wurzelsysteme bilden <strong>und</strong> somit zu mehr Stabilität<br />

bei Wassereinwirkung beitragen. Die Perforierung begünstigt zudem durch den möglichen<br />

zellenübergreifenden Nährstoffaustausch die natürlichen Lebensbedingungen für Flora <strong>und</strong> Fauna<br />

(Meyer <strong>und</strong> Emersleben, 2009).<br />

Füllmaterial<br />

Wie bereits erwähnt werden Geozellen bereits zum Erosionsschutz angewendet, jedoch sind die<br />

herkömmlichen Füllmaterialien für die Überströmungsbeanspruchung nur bedingt geeignet, da<br />

diese bei Überströmung aus- bzw. unterspült werden. Überströmungsversuche mit verfüllten Geozellen<br />

in Colorado aus dem Jahr 2006 haben gezeigt, dass die Belastung aus einer Überströmung<br />

in einem erheblichen, erosionsbedingten Materialaustrag aus den Zellen resultiert (siehe Bild 6).<br />

Um diesen Materialaustrag entgegen zu wirken, wurden oberhalb der verfüllten Geozellen Vegetationsmatten<br />

befestigt. Die Versuche mit den Vegetationsmatten haben deutlich verbesserte Versuchsergebnisse<br />

aufgezeigt, wobei jedoch anzumerken ist, dass dennoch in Teilbereichen der<br />

Überlaufstrecke ein erosionsbedingter Materialaustrag nachgewiesen wurde. Die Abflussbelas-<br />

7


tung wurde bei diesen Versuchen schrittweise <strong>von</strong> Q ≈ 0,42 m 3 /s auf Q ≈ 3,07 m 3 /s gesteigert,<br />

wobei die Belastungsdauer jeweils eine St<strong>und</strong>e betrug (Clopper et al., 2006).<br />

Bild 6: Überströmungsversuch, Colorado 2006<br />

Aufgr<strong>und</strong> der relativ geringen Überströmungsdauer <strong>und</strong> der bereits auftretenden Erosionserscheinungen<br />

ist zu vermuten, dass eine langanhaltende <strong>und</strong>/oder wiederkehrende Belastung zu verstärktem,<br />

unkontrollierten Materialaustrag führt. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist die Entwicklung eines<br />

fließfähigen, selbstverdichtenden Dränmaterials vorgesehen, das in die Geozellen eingebracht<br />

werden kann <strong>und</strong> eine dauerhafte Erosionsbeständigkeit <strong>und</strong> ausreichende Durchlässigkeit aufweist.<br />

Infolge der Erosionsbeständigkeit <strong>und</strong> der hydraulischen Wirksamkeit des Füllmaterials<br />

könnten dann kostengünstig Materialaustrag <strong>und</strong> Unterspülungen vermieden werden. Bedingt<br />

durch den fließfähigen Einbau des Dränmaterials <strong>und</strong> einer Perforierung der Geozellenoberflächen<br />

ergibt sich zusätzlich eine wesentlich verbesserte Verb<strong>und</strong>wirkung zwischen den Geozellen<br />

<strong>und</strong> dem Dränmaterial, die zu einer erhöhten Kraftübertragung innerhalb des Gesamtsystems <strong>und</strong><br />

somit einer verbesserten Stabilität führt. Als Beispiel für den fließfähigen Einbau sei hier auf das<br />

<strong>von</strong> dem Forschungsinstitut FITR entwickelte, modifizierte Tongemisch im Rahmen des EU-<br />

Projektes „Prodicon“ hingewiesen (siehe Büchner <strong>und</strong> Kremmer, 2009). Infolge der genannten<br />

Eigenschaften können gravierende Schädigungen des Deichkörpers <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Instandhaltungsmaßnahmen<br />

verringert werden.<br />

Geozellen zur Tragfähigkeitserhöhung<br />

Die Durch-, Über- <strong>und</strong> Unterströmung <strong>von</strong> <strong>Deichen</strong> bewirkt ein Aufweichen des Deichkörpers<br />

<strong>und</strong> des Untergr<strong>und</strong>es im Böschungsfußbereich. Infolgedessen kann die vertikale Tragfähigkeit<br />

dieser Bereiche entscheidend verringert werden <strong>und</strong> eine Zugänglichkeit des Geländes ist nicht<br />

mehr gegeben. Neben der Verwendung der Geozellen als Erosionsschutz kann deshalb zusätzlich<br />

die tragfähigkeitserhöhende Wirkung der Geozellen genutzt werden, um auch bei aufgeweichten,<br />

destabilisierten Bodenverhältnissen die Zugänglichkeit der Deiche zu gewährleisten. Der wesentliche<br />

Tragmechanismus der Zellen besteht hierbei darin, dass das Füllmaterial innerhalb der Geozellen<br />

durch die Geozellenwände horizontal zusammengehalten <strong>und</strong> dadurch bei vertikaler Belastung<br />

an seiner seitlichen Ausdehnung gehindert wird, wodurch das Kraft-Verformungs-Verhalten<br />

des Bodens erheblich verbessert wird. Dash et al. (2001) <strong>und</strong> Emersleben <strong>und</strong> Meyer (2007, 2008)<br />

konnten in Modellversuchen durch den Einsatz <strong>von</strong> Geozellen eine Tragfähigkeitsverbesserung<br />

gegenüber einer nicht stabilisierten Sandschicht um den Faktor 2 bis 4 feststellen. Untersuchungen<br />

<strong>von</strong> Bathurst et al. (1988) ergaben, dass ein mit Geozellen stabilisierter Boden ähnliche Trag-<br />

8


fähigkeiten aufweist, wie eine doppelt so mächtige Bodenschicht ohne Stabilisierungsmaßnahmen.<br />

Versuche <strong>von</strong> Mhasikar et al. (1996) zeigen, dass zum Erreichen eines ähnlichen Last-<br />

Verformungs-Verhaltens gegenüber einem mit Geozellen stabilisierten Boden eine 4-fache<br />

Schichtmächtigkeit ohne Geozellen notwendig ist. Im Gegensatz zu horizontalen Geogittereinlagen,<br />

deren Bewehrungsmechanismus im wesentlichen auf dem Interlock-Effekt, dem Erdwiderstand<br />

vor den Querstreben <strong>und</strong> der Reibung auf der Gitteroberfläche mobilisiert wird, handelt es<br />

sich bei den Geozellen um eine dreidimensionale Verb<strong>und</strong>struktur, deren Tragmechanismus im<br />

Wesentlichen auf den Ringzugkräften innerhalb der Geozellenwände, der seitlichen Bettung durch<br />

die angrenzenden Zellen <strong>und</strong> der Reibung zwischen dem Füllmaterial <strong>und</strong> der Geozellenwand<br />

basiert (Emersleben, 2010). Der beschriebene Tragmechanismus ist nochmals grafisch in Bild 7<br />

dargestellt.<br />

Bild 7: Tragmechanismus der Geozellen<br />

Bei vertikaler Belastung der Geozellen werden sowohl Ringzugkräfte innerhalb der Geozellenwände<br />

als auch eine seitliche Bettung in den angrenzenden Geozellen mobilisiert, welche dem<br />

eingeschlossenen Füllmaterial eine zusätzliche Festigkeit verleihen. Diese zusätzliche Festigkeit<br />

wurde <strong>von</strong> Rajagopal et al. (1999) in Triaxialversuchen mit einzelnen Geozellen untersucht. Die<br />

dabei ermittelten Ergebnisse zeigten, dass die Geozellen im Füllmaterial eine Art scheinbare Kohäsion<br />

mobilisieren. Durch die Mobilisierung der scheinbaren Kohäsion <strong>und</strong> das seitliche Zusammenhalten<br />

des Füllmaterial sowie der damit verb<strong>und</strong>enen Festigkeitserhöhung weist das Verb<strong>und</strong>system<br />

Geozelle-Boden im Vergleich zum nicht stabilisierten Boden eine größere Steifigkeit<br />

<strong>und</strong> ein verbessertes Last-Verformungsverhalten auf. Insbesondere die gegenüber einem nicht<br />

stabilisierten Boden erhöhte Steifigkeit des Verb<strong>und</strong>systems Geozelle-Boden bewirkt, dass die<br />

Geozellen ähnlich einer steifen Platte wirken, die Vertikalspannungen über eine größere Fläche<br />

verteilen <strong>und</strong> die auftretenden Verformungen reduzieren (Meyer <strong>und</strong> Emersleben, 2006; Meyer<br />

<strong>und</strong> Emersleben, 2007). Die Geozellenwände unterbrechen zusätzlich die sich bei Erreichen der<br />

Grenzlast ausbildenden Scherflächen im Boden. Diese werden tiefer in den Boden verlagert,<br />

wodurch die Gr<strong>und</strong>bruchlast des Bodens erheblich erhöht wird (Guido et al., 1989).<br />

Infolge der Tragfähigkeitserhöhung <strong>und</strong> durch die konstruktive Fortführung der Geozellen über<br />

die Böschungsschulter <strong>und</strong>/oder den Böschungsfuß hinaus kann die Tragfähigkeit dauerhaft erhöht<br />

werden, wodurch eine ständige Befahrbarkeit dieser Bereiche sichergestellt werden kann.<br />

Gegebenfalls kann somit eine permanente Nutzung der stabilisierten Bereiche als z.B. Deichverteidigungsweg<br />

auch im Hochwasserfall erreicht werden (siehe Bild 8).<br />

9


Bild 8: Durchweichter Böschungsfuß eines Deichkörpers<br />

Potential der neuartigen Kombinationsbauweise<br />

Üblicherweise erfolgt die Ertüchtigung <strong>von</strong> Binnendeichen hinsichtlich einer ausreichenden Überströmungssicherheit<br />

durch die Erhöhung der Deichkrone <strong>und</strong>/oder durch die Abflachung der luftseitigen<br />

Böschung. Diese Maßnahmen setzen zum einen ausreichende Platzverhältnisse <strong>und</strong> eine<br />

ausreichende Tragfähigkeit des Untergr<strong>und</strong>es voraus, zum anderen müssen das Vorhandensein<br />

<strong>von</strong> geeignetem Aufschüttungsmaterial <strong>und</strong> die Zugänglichkeit für Baugeräte gegeben sein. Folglich<br />

kann die konventionelle Ertüchtigung aufgr<strong>und</strong> des hohen Materialbedarfs <strong>und</strong> des enormen<br />

Arbeitsaufwandes bei der konventionellen Ertüchtigung zu einem Kostengleichgewicht mit der<br />

Herstellung durch die vorgestellte Kombinationsbauweise führen (Werth et al., 2007), wobei zusätzlich<br />

noch der Vorteil einer langfristigen <strong>Überströmungssicherung</strong> erwartet wird. Es wird zudem<br />

erwartet, dass aufwendige Ertüchtigungsmaßnahmen, wie z.B. Gabionenmauern, kostengünstig<br />

<strong>und</strong> mit stark verringertem Arbeitsaufwand ersetzt werden können.<br />

Bei der nachträglichen Herstellung <strong>von</strong> Deichverteidigungswegen oder einer Kronenerhöhung<br />

kann die <strong>Überströmungssicherung</strong> schnell <strong>und</strong> ohne Verwendung <strong>von</strong> schweren Baugeräten installiert<br />

werden. Die erwartete Stabilität durch die Kombinationsbauweise kann dazu genutzt werden,<br />

Deichkronen als Verkehrsfläche zu verwenden oder bei beengten Platzverhältnissen die Deiche<br />

steiler abzuböschen (Haselsteiner et al., 2007; Saathoff <strong>und</strong> Werth, 2003). Bei starken Belastungen<br />

sind mit Hilfe der bestehenden Sicherungssysteme nur geringe Böschungsneigungen zulässig.<br />

Durch die neuartige Kombinationsbauweise soll sich nicht nur bei beengten Platzverhältnissen<br />

die Möglichkeiten ergeben, Überlaufstrecken wesentlich steiler abzuböschen. Zusätzlich<br />

soll die erhöhte Stabilität auch eine sichere Zugänglichkeit des Geländes während <strong>und</strong> nach einer<br />

Überströmung gewährleisten.<br />

Im Fall der Überströmung wirken die größten Belastungen auf den luftseitigen Böschungsfuß, da<br />

es dort zu einem Wechselsprung zwischen schießendem <strong>und</strong> strömendem Abfluss kommen kann<br />

(Steuernagel, 2008). Durch die Fortführung der <strong>Überströmungssicherung</strong> über den Böschungsfuß<br />

hinaus können ggf. zusätzliche Sicherungsmaßnahmen am Fuß entfallen <strong>und</strong> die Gefahr eines<br />

Böschungsbruches oder der Kolkbildung verringert werden. Möglicherweise können dadurch<br />

auch die notwendigen Filterschichten am luftseitigen Böschungsfuß ersetzt werden.<br />

Weiterhin bietet die Anpassungsfähigkeit <strong>und</strong> die Flexibilität der Kombinationsbauweise die<br />

Möglichkeit einer kosteneffizienten Anpassung an örtliche Standortanforderungen auch in unwegsamen<br />

Deichabschnitten.<br />

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Die Wirksamkeit des neuartigen <strong>Überströmungssicherung</strong>ssystems soll demnächst im Rahmen<br />

<strong>von</strong> klein- <strong>und</strong> großmaßstäblichen Überströmungsversuchen untersucht werden. Aufbauend auf<br />

den Versuchsergebnissen soll ein Bemessungsmodell zur Dimensionierung des Systems entwickelt<br />

werden. Derzeit befinden sich diese Versuche in der detaillierten Planung. Folgende Vorteile<br />

werden <strong>von</strong> der neuartigen Bauweise erwartet:<br />

• hohe Erosionsstabilität <strong>und</strong> Standsicherheit gegenüber dem Fall der Überströmung,<br />

• hydraulische Wirksamkeit zur Verhinderung <strong>von</strong> wasserseitigem Wasseranstau im Deich<br />

bei Durchströmung des Deichkörpers,<br />

• Widerstandsfähigkeit gegen mechanischen, physikalischen <strong>und</strong> chemischen Einflüssen,<br />

• Langzeitbeständigkeit <strong>und</strong> Dauerhaftigkeit,<br />

• Flexibilität der Kombinationsbauweise im Hinblick auf Verformungen,<br />

• sehr gute Verb<strong>und</strong>wirkungen der einzelnen Systemteile mit dem Deichkörper,<br />

• einfache <strong>und</strong> kostengünstige Herstellungs- <strong>und</strong> Einbaueigenschaften,<br />

• gleichzeitige Verbesserung der Befahrbarkeit an Deichkrone <strong>und</strong> –fuß, sowie etwaiger<br />

Deichverteidigungswege,<br />

• geringer Umwelteinfluss bzw. gute Umweltverträglichkeit,<br />

• Verwendung der Geozellen zur Lagestabilität des Mutterbodens für eine mögliche Begrünung,<br />

• Herstellung steilerer <strong>Böschungen</strong> mit wesentlich weniger Materialaufwand.<br />

Wirtschaftliche Potentiale werden insbesondere durch einen reduzierten Sanierungsaufwand gegenüber<br />

herkömmlichen Systemen <strong>und</strong> einer deutlich verlängerten Lebensdauer erwartet,<br />

wodurch sich die zu erwartenden erhöhten Einbau- <strong>und</strong> Materialkosten bei Verwendung des Systems<br />

rechtfertigen lassen. Geringe Schäden an den Deichkörpern im Fall <strong>von</strong> Hochwasser <strong>und</strong><br />

Überströmungsereignissen reduzieren zudem den Sanierungsaufwand an den Deichkörpern selbst,<br />

wodurch ebenfalls Kosten eingespart werden können.<br />

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