Gruppenarbeit mit "frühgewordenen Eltern" - Auf der Bult
Gruppenarbeit mit "frühgewordenen Eltern" - Auf der Bult
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pen in Deutschland berichtet (Hofmann et al.<br />
1991, Kluitmann 1991, Wolf-von Lüpke 1992,<br />
Von<strong>der</strong>lin 1999), die zum größeren Teil nach<br />
dem Selbsthilfemodellorganisiert sind. Übereinstimmend<br />
wird von den Autoren angenommen,<br />
dass sich die Teilnahme an einer Elterngruppe<br />
positiv auf die Bewältigung <strong>der</strong> emotionalen<br />
Krisensituation auswirkt und eine<br />
gute Beziehung zum Kind för<strong>der</strong>t.<br />
Da diese psychologischen Effekte bislang<br />
allerdings kaum in kontrollierten Studien<br />
überprüft worden sind, ist über den tatsächlichen<br />
Nutzen o<strong>der</strong> eventuelle Gefahren, die aus<br />
einer Gruppenteilnahme resultieren, gegenwärtig<br />
wenig bekannt. In einer kontrollierten<br />
Studie zu diesem Thema kamen Minde et al.<br />
zu dem Ergebnis, dass Gruppenteilnehmer zufriedener<br />
<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Betreuung ihres Kindes in<br />
<strong>der</strong> Klinik waren, ihre Kin<strong>der</strong> häufiger besuchten<br />
und sich aktiver als die Kontrollgruppe<br />
verhielten. In einer randomisierten<br />
Längsschnittstudie konnten Brisch et al. (1999)<br />
nachweisen, dass die psychotherapeutische<br />
Einzel- und Gruppenbetreuung <strong>der</strong> Eltern<br />
positive Effekte auf den <strong>Auf</strong>bau <strong>der</strong> Eltern-<br />
Kind-Interaktion hat. Die emotionale Krise<br />
<strong>der</strong> Eltern wird durch die psychotherapeutische<br />
Begleitung besser bewältigt.<br />
Tabelle I: Darstellung des Gruppenkonzeptes<br />
Gruppenstruktur während <strong>der</strong> "klinischen Phase"<br />
<strong>Gruppenarbeit</strong> <strong>mit</strong> "<strong>frühgewordenen</strong> Eltern'<br />
Gruppenkonzept - klinische Phase<br />
Seit 1985 wird am Kin<strong>der</strong>krankenhaus auf <strong>der</strong><br />
<strong>Bult</strong>, Hannover, den Eltern sehr unreifer Frühgeborener<br />
die Teilnahme an einer geleiteten<br />
Elterngruppe angeboten. Die anfangs gewählte<br />
Gruppenstruktur wurde im Wesentlichen<br />
beibehalten (Tabelle 1). Als Gruppenleiter<br />
nehmen ein Arzt <strong>der</strong> Intensivstation sowie<br />
je eine Kin<strong>der</strong>krankenschwester einer <strong>der</strong><br />
drei Neugeborenenstationen des Kin<strong>der</strong>krankenhauses<br />
teil. Die Einladung zur Teilnahme<br />
erfolgt im persönlichen Gespräch <strong>mit</strong> einem<br />
<strong>der</strong> Gruppenleiter bereits wenige Tage nach<br />
<strong>der</strong> Geburt. Kriterium für die <strong>Auf</strong>nahme in die<br />
Gruppe ist vor allem die Unreife des Kindes:<br />
es werden nur Eltern o<strong>der</strong> allein erziehende<br />
Mütter von Frühgeborenen unreifer als 32 SSW<br />
aufgenommen. Die Sitzungen finden einmal<br />
wöchentlich in einem Gruppenraum <strong>der</strong> Klinik<br />
statt und dauern 90 Minuten.<br />
Die Teilnehmerzahl ist auf maximal 7 Elternpaare<br />
beschränkt. Frei werdende Plätze<br />
können durch neue Eltern eingenommen werden,<br />
wodurch sich eine halb offene Gruppenstruktur<br />
ergibt. Die Anzahl potenzieller Teilnehmer<br />
war stets größer als die Anzahl<br />
verfügbarer Gruppenplätze. Eine dann not-<br />
Leitung: Arzt <strong>der</strong> neonatologischen Intensivstation, Kin<strong>der</strong>krankenschwestern <strong>der</strong> Neugeborenenstationen<br />
(max. 3)<br />
Teilnehmer: Eltern/alleinerziehende Mütter von Frühgeborenen< 32 SSW, maximal 7 Elternpaare<br />
Setting: Gruppenabende einmal wöchentlich, Dauer ca. 90 min<br />
Inhalte: medizinische Information, emotionale Auseinan<strong>der</strong>setzung <strong>mit</strong> <strong>der</strong> "Frühgeburt",<br />
Interaktionen <strong>mit</strong> dem Klinikpersonal, Verlegung von <strong>der</strong> Intensiv- auf die Frühgeborenenstation,<br />
Vorbereitung auf die Klinikentlassung, Informations-Abend im SPZ<br />
Gruppenstruktur während <strong>der</strong> "nachklinischen Phase"<br />
Leitung: 2 Mitarbeiter des SPZ: Kin<strong>der</strong>arzt <strong>mit</strong> psychotherapeutischer Ausbildung, Diplompsychologe<br />
o<strong>der</strong> Diplom-Pädagoge<br />
Setting: im I. Jahr 10-12 Sitzungen, danach bis Gruppenende 2-5 Sitzungen pro Jahr. Halbjährlich<br />
Eltern- Kind-Nach<strong>mit</strong>tage<br />
Inhalte: erste Erfahrungen zu Hause, Rolle <strong>der</strong> Väter, Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Paarbeziehung, Reaktion<br />
von Freunden, Verwandten und Bekannten auf das frühgeborene Kind, Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
<strong>mit</strong> dem Gedanken an ein weiteres Kind, Ängste über die zukünftige Entwicklung<br />
des Frühgeborenen