Gruppenarbeit mit "frühgewordenen Eltern" - Auf der Bult
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F11/2003 <strong>Gruppenarbeit</strong> <strong>mit</strong> "<strong>frühgewordenen</strong> Eltern" 17<br />
1l 20 8 4 1 0 3<br />
KIanken- Ergo- Psycho- sonstige<br />
gymnastik therapie motorik Therapie<br />
Teilnehmer. Nicht-Teilnehmer<br />
Abbildung 1: Inanspruchnahme von Therapien im<br />
Vergleich<br />
64 % <strong>der</strong> ledigen o<strong>der</strong> geschiedenen Mütter<br />
"fühlten sich im Umgang <strong>mit</strong> ihrem Kind<br />
manchmal hilflos", während nur 39 % <strong>der</strong> in fester<br />
Partnerschaft lebenden Frauen <strong>mit</strong> ,ja" antworteten<br />
(p = 0,01). "Manchmal hatte ich große<br />
Wut auf mein Kind" gaben 45 % <strong>der</strong> allein erziehenden<br />
Mütter an, <strong>der</strong> Unterschied zu den<br />
Angaben <strong>der</strong> in Partnerschaft lebenden Frauen<br />
(21 %) ist ebenfalls signifikant (p = 0,03).<br />
32 % aller Mütter waren nach <strong>der</strong> Frühgeburt<br />
wie<strong>der</strong> schwanger geworden. Der Anteil<br />
<strong>der</strong> Frauen <strong>mit</strong> erneuter Schwangerschaft war<br />
bei den Gruppenteilnehmerinnen größer<br />
(39 %) als bei den Kontroll-Müttern (25 %),<br />
und ein größerer Anteil <strong>der</strong> Schwangerschaften<br />
war ohne Komplikationen verlaufen: 61 %<br />
bei den Teilnehmerinnen gegenüber 42 % bei<br />
den Kontroll-Müttern. Betrachtet man nur die<br />
Mütter <strong>mit</strong> regelmäßiger Gruppenteilnahme,<br />
so wird <strong>der</strong> Unterschied zu den nur sporadisch<br />
o<strong>der</strong> gar nicht an <strong>der</strong> Elterngruppe teilnehmenden<br />
Frauen noch deutlicher.<br />
Das Gruppenkonzept wurde von den Teilnehmerinnen<br />
durchweg positiv beurteilt (Tabelle<br />
4). Von den Müttern <strong>der</strong> Kontrollgruppe<br />
gaben 69 % an, sie hätten an einer fachlich<br />
geleiteten Gruppe teilgenommen, wenn es<br />
ihnen angeboten worden wäre.<br />
Diskussion<br />
Der überwiegende Teil aller Mütter äußerte<br />
sich zufrieden über die medizinische und pflegerische<br />
Betreuung ihres Kindes und fühlte<br />
i.- ~<br />
sich über Erkrankungen und Therapien gut aufgeklärt<br />
und auf die Entlassung nach Hause gut<br />
vorbereitet. Im Gegensatz zu den Ergebnissen<br />
von Minde et al. (1980) ließ sich in diesem<br />
Punkt kein Unterschied zwischen Müttern <strong>mit</strong><br />
o<strong>der</strong> ohne Gruppenteilnahme nachweisen. Das<br />
dürfte daran liegen, dass die Betreuung <strong>der</strong> Eltern<br />
und ihre Einbeziehung in die Abläufe <strong>der</strong><br />
Frühgeborenen-Station einen allgemein hohen<br />
Standard erreicht hat. In einigen Punkten<br />
antworteten die Mütter <strong>mit</strong> Gruppenteilnahme<br />
sogar deutlich kritischer. Das kann daran liegen,<br />
dass die Gruppe dazu beigetragen hat, das<br />
Bewusstsein für die Problematik <strong>der</strong> Frühgeburtlichkeit<br />
stärker zu wecken als in <strong>der</strong> Kontrollgruppe,<br />
wodurch auch die Kritikfähigkeit<br />
<strong>der</strong> Mütter gestärkt wurde. Dieser Effekt wird<br />
noch dadurch verstärkt, dass die Mütter auf <strong>der</strong><br />
Station ähnliche Erfahrungen gemacht haben,<br />
sich darüber in <strong>der</strong> Gruppe austauschen konnten<br />
und für sich realisierten, <strong>mit</strong> ihren emotionalen<br />
Erfahrungen nicht alleine zu sein.<br />
Diese Solidarisierung <strong>mit</strong> starkem Selbsthilfecharakter<br />
eignete sich hervorragend als eine von<br />
vielen Diskussionsgrundlagen in <strong>der</strong> Gruppe.<br />
Im Gegensatz zu einer reinen Selbsthilfegruppe<br />
hat die professionell geleitete Gruppenbetreuung<br />
den Vorteil, dass z. B. auch tiefergehende<br />
psychische Probleme bei einzelnen<br />
Gruppenteilnehmern aufgefangen und bei<br />
Bedarf in einem Einzelgespräch angesprochen<br />
werden können. Durch die Professionalität<br />
im medizinischen, psychologischen und<br />
pflegerischen Bereich ist eine umfassende Be-<br />
treuungssituation gewährleistet.<br />
Bei den professionellen Gruppenleitern<br />
findet nach Möglichkeit kein personeller<br />
Wechsel statt, da<strong>mit</strong> das Vertrauen und die Sicherheit<br />
<strong>der</strong> Eltern in die Konstanz und die<br />
Kontinuität <strong>der</strong> Betreuung erhalten bleibt.<br />
Diesem Gruppenkonzept kommt im Verlauf<br />
<strong>der</strong> sich über mehrere Jahre erstreckenden<br />
Begleitung <strong>mit</strong> immer wie<strong>der</strong> neu auftretenden<br />
Fragestellungen <strong>der</strong> Eltern eine erhebliche<br />
Bedeutung zu.<br />
Durch die Bearbeitung <strong>der</strong> oft erlebten<br />
Hilflosigkeit, <strong>der</strong> zurückliegenden o<strong>der</strong> aktu-