Konzeption zum Kommunalen Klimaschutz in der Stadt Halberstadt
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<strong>Konzeption</strong> <strong>zum</strong> <strong>Kommunalen</strong> <strong>Klimaschutz</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong><br />
Teilkonzept: Integrierte Wärmenutzung<br />
Auf Grundlage des Angebotes vom 27.07.2012 e<strong>in</strong>schl. Leistungskatalog für das Erstellen e<strong>in</strong>es<br />
„Integrierten <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes“ (Anlage 1 des Vertrags) und des Vertrages über die Era rbeitung<br />
e<strong>in</strong>es kommunalen Energiekonzeptes (Teilkonzept: Integrierte Wärmenutzung) vom<br />
20.08.2012.<br />
Brandenburgische Technische Universität Cottbus<br />
Lehrstuhl <strong>Stadt</strong>technik<br />
Prof. Dr. -Ing. Matthias Kozi ol<br />
Dipl.-Ing. Stefan Simonides<br />
Dipl.-Ing. J örg Walther<br />
Konrad-Wachsmann -Allee 4<br />
03046 Cottbus<br />
AGFW -Projektgesellschaft für Rationalisierung,<br />
Information und Standardisierung mbH<br />
Dipl.-Wirt. -Ing. Harald Rapp<br />
Dipl.-Ing. Sarah Vautz<br />
Stresemannallee 30<br />
60596 Frankfurt am Ma<strong>in</strong>
Inhalt<br />
1 Zusammenfassung ........................................................................................................................... 3<br />
2 Zielsetzung des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes für die <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong> ............................................. 6<br />
2.1 Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>en <strong>Kommunalen</strong> <strong>Klimaschutz</strong> ............................................ 7<br />
3 Analyse <strong>der</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Ausgangssituation ....................................................... 8<br />
3.1 <strong>Stadt</strong>räumliche Ausgangslage ............................................................................................... 8<br />
3.2 Wohnräumliche Situation ................................................................................................... 18<br />
3.3 Demografische Entwicklung ............................................................................................... 22<br />
4 Energie- und CO2-Bilanz ............................................................................................................. 26<br />
4.1 Vorgehen .............................................................................................................................. 26<br />
4.2 Energetische Analyse – Ist-Zustand .................................................................................... 31<br />
4.3 CO2-Bilanz <strong>der</strong> Wärmeversorgung – Ist-Zustand ............................................................. 35<br />
5 Potentialanalyse zur M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des Energieverbrauchs und <strong>der</strong> CO2-Emissionen .............. 40<br />
5.1 Gebäudeebene ..................................................................................................................... 40<br />
5.2 Versorgungs<strong>in</strong>frastruktur – Fernwärme ............................................................................. 41<br />
6 Ableitung von <strong>Klimaschutz</strong>zielen und E<strong>in</strong>zelmaßnahmen ....................................................... 43<br />
6.1 Zielszenario und E<strong>in</strong>zelmaßnahmen ................................................................................... 48<br />
6.2 Energetische Entwicklung – Zielszenario ........................................................................... 55<br />
6.3 Entwicklung <strong>der</strong> CO2-Emissionen bis 2030 ....................................................................... 62<br />
7 Strategisches Energieleitbild <strong>Halberstadt</strong> ................................................................................... 64<br />
2
1 Zusammenfassung<br />
Ziel des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes ist die Entwicklung e<strong>in</strong>es langfristigen „energetischen Leitbildes“<br />
für die <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong>. Basis hierfür ist die Identifizierung und Bewertung von E<strong>in</strong>zelmaßnahmen,<br />
Projekten und Initiativen zur Verbesserung <strong>der</strong> Energieeffizienz und des <strong>Klimaschutz</strong>es.<br />
Im Rahmen des Teilkonzeptes „Integrierte Wärmenutzung“ werden u. a. bestehende Potentiale<br />
für e<strong>in</strong>e effiziente Integration von Wärme- und Stromerzeugung analysiert. Wesentliche Voraussetzung<br />
für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Wärmenutzung ist das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nah- o<strong>der</strong> Fernwärmeversorgung<br />
<strong>in</strong> die unterschiedliche Systeme <strong>der</strong> Wärme- o<strong>der</strong> komb<strong>in</strong>ierten Wärme- und<br />
Stromerzeugung e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e weitere Voraussetzung für e<strong>in</strong>e energetisch und ökonomisch<br />
effiziente <strong>in</strong>tegrierte Wärmenutzung ist das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ausreichend hohen<br />
Wärmedichte.<br />
Deshalb werden <strong>in</strong> dem vorliegenden Konzept sowohl lokale Potentiale zur M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
CO2-Emissionen durch Energiee<strong>in</strong>sparung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> relevanten kommunalen, privaten und<br />
gewerblichen Bereiche ermittelt als auch langfristige, auf die Kernstadt bezogene Strategien<br />
formuliert, für e<strong>in</strong>e ökologisch und ökonomisch nachhaltige Energieversorgung. In diesem Zusammenhang<br />
f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> Plausibilitätscheck Anwendung, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Abgrenzung von <strong>Stadt</strong>gebieten<br />
<strong>in</strong> den langfristig e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Wärmenutzung bzw. e<strong>in</strong>e dezentrale Wärmeversorgung<br />
Beiträge zu e<strong>in</strong>er Verbesserung <strong>der</strong> Gesamteffizienz leisten können.<br />
Im Ergebnis <strong>der</strong> Bearbeitung werden für das „Energetische Leitbild <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong>“ drei<br />
Leitgedanken formuliert:<br />
• Reduktion des CO2-Ausstoßes durch Erschließung von E<strong>in</strong>sparpotentialen im Gebäudesektor<br />
und <strong>in</strong> den Bereichen von Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen<br />
• Verbesserung <strong>der</strong> Energieeffizienz durch die <strong>in</strong>tegrierte Wärmenutzung <strong>in</strong> verdichteten<br />
<strong>Stadt</strong>gebieten und <strong>in</strong>novative dezentrale Anlagenkonzepte <strong>in</strong> weniger dichten <strong>Stadt</strong>gebieten<br />
• Schaffung <strong>der</strong> Voraussetzung für die zunehmende Integration von regenerativen Primärenergieträgern,<br />
wie Biomasse, Wasserstoff (aus regenerativ erzeugten Strom),<br />
Erdwärme und Solarsystemen <strong>in</strong> den zentralen und dezentralen Energiesystemen <strong>der</strong><br />
<strong>Stadt</strong><br />
Inhaltlich konzentriert sich die Untersuchungen auf die Auswertung des Gebäudebestandes und<br />
den bestehenden Wärmebedarf anhand des gemessenen Verbrauchs im Bereich Erdgas und<br />
Fernwärme im <strong>Stadt</strong>gebiet <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong> sowie die damit e<strong>in</strong>hergehenden lokalen Emissionen<br />
klimaschädlicher Gase. Ausgehend von <strong>der</strong> Darstellung des Ist-Zustandes erfolgte die<br />
Prognose e<strong>in</strong>er zukünftigen Verbrauchsentwicklung unter Beachtung <strong>der</strong> rückläufigen Bevölkerungsentwicklung<br />
und möglicher stadtplanerischer Konsequenzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Referenzszenario<br />
und e<strong>in</strong>em Zielszenario.<br />
Das Referenzszenario unterstellt e<strong>in</strong>e Entwicklung des Gebäudebestandes im H<strong>in</strong>blick auf die<br />
Gebäudemo<strong>der</strong>nisierung und die Wärmeversorgung im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Trendfortsetzung zurückliegen<strong>der</strong><br />
Jahre ohne gezielte stadtplanerische Anpassungsmaßnahmen.<br />
3
Im Zielszenario wurden darüber h<strong>in</strong>aus gehende Anstrengungen im Bereich <strong>der</strong> Energiee<strong>in</strong>sparung<br />
(z.B. erhöhte Mo<strong>der</strong>nisierungsraten), <strong>der</strong> Anteile erneuerbarer Energien im Fernwärmenetz<br />
formuliert sowie mögliche <strong>Stadt</strong>bereiche für die Verdichtung und Umverteilung <strong>der</strong> bis 2035 <strong>in</strong><br />
<strong>Halberstadt</strong> noch verbleibenden E<strong>in</strong>wohner identifiziert. Das Energiee<strong>in</strong>sparpotential gegenüber<br />
dem Bestand beträgt hier bis zu -37%. Die Ergebnisse wurden als detaillierte Auflösung <strong>der</strong><br />
Wärmedichten (Wärmeenergiebedarf <strong>in</strong> Gigawattstunden je km² <strong>Stadt</strong>gebiet) im Bestand und<br />
im Zielszenario dargestellt.<br />
Die Wärmedichten s<strong>in</strong>d Indikatoren für mögliche (geeignete) technische Wärmeversorgungssysteme.<br />
Je höher die Wärmedichte, desto geeigneter ist e<strong>in</strong> Gebiet für zentral gespeiste Versorgungssysteme.<br />
Zentral und auch semizentral organisierte Systeme (Fernwärme o<strong>der</strong> Quartiers-<br />
BHKW) bedürfen aufgrund hoher E<strong>in</strong>gangs<strong>in</strong>vestitionen e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlich gesicherten Absatzmenge,<br />
um wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig zu operieren. Diese Kont<strong>in</strong>uität wurde<br />
durch das <strong>in</strong> diesem Teilkonzept angewandte Verfahren für das Zielszenario (2035) überprüft.<br />
Somit konnten für e<strong>in</strong>zelne <strong>Stadt</strong>gebiete geeignete Wärmeversorgungssysteme identifiziert<br />
werden. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Innenstadt konzentrieren sich hohe Wärmedichten die e<strong>in</strong>en Ausbau<br />
von Nahwärme<strong>in</strong>seln o<strong>der</strong> den Ausbau bzw. Erhalt des bestehenden Fernwärmesystems<br />
begründen.<br />
Insgesamt kann die Nah- und Fernwärmeversorgung auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Kraft-Wärme-Kopplung<br />
<strong>in</strong> den ausgewiesenen Eignungs-Gebieten e<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag zur Reduktion <strong>der</strong><br />
CO2-Emissionen leisten. Sie bietet zukünftig gute Möglichkeiten zu e<strong>in</strong>em schrittweisen Ausbau<br />
<strong>der</strong> Integration regenerativer Energien und damit weitere Potentiale zur Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
CO2-Emissionen. Aufgrund <strong>der</strong> voraussichtlich s<strong>in</strong>kenden Emissionsgutschriften für die Kraft-<br />
Wärme-Kopplung ist die Erhöhung des Anteils <strong>der</strong> regenerativ erzeugten Primärenergieträger<br />
e<strong>in</strong> Ziel des energetischen Leitbildes. Außerhalb <strong>der</strong> für Nah- und Fernwärme ausgewiesen Eignungs-Gebiete<br />
sollte die Wärmeversorgung durch Umsetzung und Nachrüstung effizienter dezentraler<br />
Wärmeversorgungssysteme sichergestellt werden.<br />
Weitere, wesentliche Kernaussagen <strong>der</strong> Untersuchungen im Rahmen dieses Teilkonzeptes s<strong>in</strong>d:<br />
• Die Bevölkerungsentwicklung <strong>in</strong> <strong>Halberstadt</strong> ist kont<strong>in</strong>uierlich rückläufig<br />
• 90% des Halberstädter Wohnungsbestandes s<strong>in</strong>d baulich o<strong>der</strong> technisch mo<strong>der</strong>nisiert<br />
• Im nicht mo<strong>der</strong>nisierten <strong>in</strong>dustriellen Wohnungsbau („Plattenbauten“) liegt e<strong>in</strong> hohes Potential<br />
an E<strong>in</strong>spareffekten durch energetische Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
• Potentiale zur M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des Energieverbrauches liegen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> energetischen<br />
Verbesserung des Gebäudebestandes, effizienter Gebäudetechnik und <strong>in</strong>tegrierter Wärmenutzung<br />
sowie Wärmerückgew<strong>in</strong>nung<br />
• Die CO2-Bilanz wird <strong>der</strong>zeit durch den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Kraft-Wärme-Kopplung (BHKW) und die<br />
Nutzung von Biogas aus <strong>der</strong> zentralen Biogasanlage deutlich verbessert.<br />
• Die schrittweise Erhöhung des Anteiles e<strong>in</strong>gesetzter regenerativer Energieträger, z. B. <strong>der</strong><br />
Biomasse und <strong>der</strong> Solarenergie zur langfristigen und nachhaltigen Reduzierung <strong>der</strong> CO2-<br />
Emissionen bei gleichzeitiger Steigerung <strong>der</strong> regionalen Wertschöpfung ist anzustreben<br />
4
• Das Zielszenario und die formulierten E<strong>in</strong>zelmaßnahmen dienen als Grundgerüst für das<br />
energetische Leitbild <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong>. Wesentliche E<strong>in</strong>zelmaßnahmen s<strong>in</strong>d:<br />
- Energetische Mo<strong>der</strong>nisierung des privaten Wohnungsbestandes nach Lebenszyklusmodell,<br />
(Annahme 2% p.a.), bei Neubau: Passivhausstandard<br />
- Städtisch genutzte Liegenschaften: Mo<strong>der</strong>nisierung nach aktuell gültiger Gesetzgebung,<br />
1% p.a., bei Neubau: Passivhausstandard<br />
- Konzentration <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung auf Kernbereiche (Innenstadt), Fortsetzung des<br />
<strong>Stadt</strong>umbaus notwendig<br />
- Ke<strong>in</strong>e weiteren Baulandausweisungen im <strong>Stadt</strong>randbereich<br />
- Nachverdichtung und Ausbau von Nah- und Fernwärme <strong>in</strong> Eignungsgebieten, Umsetzung<br />
<strong>in</strong>novativer dezentraler Versorgungssysteme außerhalb dieser Gebiete<br />
5
2 Zielsetzung des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes für die <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong><br />
<strong>Klimaschutz</strong>konzept<br />
Grundlage für e<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzept – und damit für e<strong>in</strong> langfristiges energetisches Leitbild -<br />
ist die Sammlung und Bewertung von e<strong>in</strong>zelnen Maßnahmen, Projekten und Initiativen zur Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Energieeffizienz und des <strong>Klimaschutz</strong>es. Im Rahmen des vorliegenden Konzeptes<br />
werden die lokalen Potentiale zur M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> CO2-Emissionen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> relevanten<br />
kommunalen, privaten und gewerblichen Bereiche <strong>in</strong> <strong>Halberstadt</strong> ermittelt und Vorschläge zur<br />
Umsetzung relevanter Maßnahmen unterbreitet. Gleichzeitig werden mit dem <strong>Klimaschutz</strong>konzept<br />
langfristige, auf die Kernstadt bezogene Strategien für e<strong>in</strong>e ökonomisch und ökologisch<br />
nachhaltige Energieversorgung formuliert.<br />
Im Mittelpunkt des kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes für die <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong> stehen drei<br />
Teilkonzepte:<br />
Abgrenzung<br />
1. <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> eigenen Liegenschaften<br />
2. Integrierte Wärmenutzung<br />
3. Klimafreundliche Abwasserbehandlung<br />
Der Entwurf des Endberichtes bezieht sich auf das Teilkonzept zur „Integrierten Wärmenutzung“.<br />
Mit <strong>der</strong> Erstellung des Teilkonzeptes Integrierte Wärmenutzung <strong>in</strong> <strong>Halberstadt</strong> wird die Zielsetzung<br />
verfolgt, für alle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausgangssituation angegebenen kommunalen Liegenschaften (<strong>in</strong>nerhalb<br />
des <strong>Stadt</strong>gebietes, ohne Ortsteile) sowie zusätzlich für Wohngebäude, Gebäude für<br />
Gewerbe, Handel, Industrie und Dienstleistungen e<strong>in</strong>e Übersicht über geeignete Versorgungsstrategien<br />
zu erstellen. Die Darstellung <strong>der</strong> Versorgungsstrategien soll u.a. den möglichen E<strong>in</strong>satz<br />
von alternativen Energien und <strong>der</strong> Erweiterung des Fernwärmenetzes dienen und die damit<br />
verbundene klimafreundliche CO2-E<strong>in</strong>sparung aufzeigen.<br />
Anhand <strong>der</strong> Analyse von Versorgungsgebieten im <strong>der</strong>zeitigen Zustand werden die aktuellen<br />
Verbrauchsdaten und die damit verbundenen CO2-Emissionen ermittelt. Weiterh<strong>in</strong> wird anhand<br />
<strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> vorhandenen Wärme<strong>in</strong>frastrukturen die räumliche Verteilung <strong>der</strong> Energieträger<br />
erfasst und <strong>der</strong>en Emissionsquellen dargestellt. Die erfassten Daten werden <strong>in</strong> vergleichbare<br />
Kennwerte überführt, die als Grundlage für geeignete Projekte dienen.<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Erstellung des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes werden neben <strong>der</strong> langfristigen <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
auch die Energiebedarfsszenarien und Prognosen durch Sanierung im Zusammenhang<br />
mit dem Teilkonzept <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> eigenen Liegenschaften berücksichtigt.<br />
6
2.1 Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>en <strong>Kommunalen</strong> <strong>Klimaschutz</strong><br />
Die <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong> bekennt sich unter Bewältigung des demografischen, ökonomischen und<br />
technologischen Transformationsprozess zu e<strong>in</strong>er nachhaltigen, zukunftsorientierten <strong>Klimaschutz</strong>strategie<br />
<strong>in</strong> allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.<br />
E<strong>in</strong>e adäquate Reaktion auf den Klimawandel erfor<strong>der</strong>t:<br />
• die Entwicklung von Strategien <strong>zum</strong> Schutz vor dem Klimawandel (Mitigation)<br />
• die Anpassung an den Klimawandel (Adaption) sowie<br />
• die Abstimmung <strong>der</strong> Maßnahmen mit an<strong>der</strong>en drängenden Aufgaben <strong>der</strong> nachhaltigen<br />
<strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
Daraus leitet sich im Grundsatz e<strong>in</strong>e „dreigleisige“ Strategie ab:<br />
• Bekämpfung <strong>der</strong> Ursachen für den Klimawandel<br />
(z.B. Energiee<strong>in</strong>sparung zur Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des Ausstoßes von Treibhausgasen durch<br />
Wärmeschutz im Gebäudebestand, Erhöhung <strong>der</strong> Anlageneffizienz)<br />
• Begrenzung <strong>der</strong> Folgen des Klimawandels<br />
(z.B. Umbau <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsentwässerung <strong>in</strong> Bezug auf Starkregenereignisse und ggf.<br />
lange Trockenperioden, Verbesserung des Hochwasserschutzes, Reduzierung von<br />
„Überwärmung“ durch konsequenten Schutz von Freiluftschneisen etc.)<br />
• Anpassung an (nicht mehr vermeidbare) klimatische Verän<strong>der</strong>ungen<br />
(z.B. Sensibilisierung <strong>der</strong> Bürger und weiteren Akteuren zur Erleichterung von klimarelevanten<br />
Planungsentscheidungen, Anpassung von Normen und Richtl<strong>in</strong>ien etc.)<br />
Entscheidende Voraussetzung für die erreichbare Gesamteffizienz <strong>der</strong> Maßnahmen des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes<br />
ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Betrachtung zwischen den Bereichen <strong>Stadt</strong>entwicklung/<br />
<strong>Stadt</strong>umbau, Versorgungswirtschaft und Verbraucherverhalten. Dabei s<strong>in</strong>d jeweils die Folgewirkungen<br />
auf bestehende Systeme mit zu betrachten. So führt z.B. die Erhöhung des Wärmeschutzes<br />
ebenso wie Wohnungsleerstand o<strong>der</strong> Rückbau von Gebäuden zu e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>kenden Effizienz<br />
von vorhandenen leitungsgebundenen Ver- und Entsorgungssystemen (z.B. Nah- o<strong>der</strong><br />
Fernwärme, Abwasserkanalisation u.a.), wenn nicht parallel Anpassungsmaßnahmen vorgenommen<br />
werden.<br />
Gerade im Bereich <strong>der</strong> Wärmeversorgung verfügt die <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong> über gute Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen.<br />
Das bestehende Fernwärmenetz <strong>der</strong> <strong>Halberstadt</strong>werke wird auf Basis <strong>der</strong> Kraft-<br />
Wärme-Kopplung sowie Erdgas- und ölbetriebenen Spitzenlastkesseln <strong>in</strong> zwei örtlich vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
getrennten Heizwerken betrieben. Ca. 47% <strong>der</strong> produzierten Fernwärme werden dabei im<br />
umweltfreundlichen Kraft-Wärme-Kopplungsprozess (gleichzeitige Wärme- und Stromerzeugung),<br />
d.h. über Blockheizkraftwerke (BHKWs) bereitgestellt. Durch die Wärmeerzeugung mittels<br />
Kraft-Wärmekopplung (KWK-Anteil Wärme: 46,5 %) erreicht die Fernwärme e<strong>in</strong>en Primärenergiefaktor<br />
von f p FW = 0,68. Die Anlage wurde im Jahr 2012 auf dem Gelände des Heizwerkes<br />
Ost um e<strong>in</strong>e Biogasanlage erweitert. Die Direktverstromung des Biogases erfolgt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
separaten BHKW. Die dabei produzierte thermische Energie wird durch die an das Fernwärmenetz<br />
angeschlossenen Verbraucher vollständig abgenommen.<br />
7
3 Analyse <strong>der</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Ausgangssituation<br />
3.1 <strong>Stadt</strong>räumliche Ausgangslage<br />
Die <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong> glie<strong>der</strong>t sich <strong>in</strong> die Kernstadt und mehrere e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>dete Ortsteile mit<br />
dörflichem Charakter. Die letzen E<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>dungen fanden 2010 statt. Die Gesamte<strong>in</strong>wohnerzahl<br />
betrug mit Stichtag 31.12.2011 e<strong>in</strong>schl. Ortsteilen 41.842 EW, exkl. Ortsteilen 35.952 EW.<br />
Seit 2007 ist <strong>Halberstadt</strong> Kreisstadt des Harzkreises und mit mehr als 20 Behörden e<strong>in</strong> regionales<br />
Verwaltungszentrum im Land Sachsen-Anhalt. Weiterh<strong>in</strong> ist die <strong>Stadt</strong> e<strong>in</strong> regional ausstrahlen<strong>der</strong><br />
Wirtschaftsstandort im Nordharz und e<strong>in</strong> überregional bedeuten<strong>der</strong> Kultur- und Freizeitstandort.<br />
Die Kernstadt – Gegenstand <strong>der</strong> Untersuchungen des Teilkonzeptes Integrierte Wärmenutzung<br />
– glie<strong>der</strong>t sich <strong>in</strong> 7 Teilbereiche (siehe Abbildung 1, Teilräume <strong>Halberstadt</strong>) mit unterschiedlichen<br />
funktionalen, baulichen, räumlichen und stadthistorischen Prägungen. Die Aufteilung <strong>in</strong> 7<br />
Teilgebiete stellt e<strong>in</strong>e im Rahmen <strong>der</strong> Fortschreibung des Integrierten <strong>Stadt</strong>entwicklungskonzeptes<br />
durch die complan GmbH vorgenommene Vere<strong>in</strong>fachung <strong>der</strong> bis 2010 existierenden kle<strong>in</strong>teiligeren<br />
Unterglie<strong>der</strong>ung von 21 <strong>Stadt</strong>gebieten dar. Auf diese kle<strong>in</strong>teiligere Unterglie<strong>der</strong>ung<br />
wird jedoch <strong>in</strong> dieser Untersuchung Bezug genommen, um gezieltere Aussagen und Empfehlungen<br />
zu Quartierszusammenhängen vornehmen zu können. Die folgende Übersicht zeigt die<br />
entsprechenden Zuordnungen:<br />
<strong>Stadt</strong>gebiete ab 2010 <strong>Stadt</strong>gebiete bis 2010<br />
• I Innenstadt = 1- Altstadt, 2, Zentrum<br />
• II Ost = 4- Magdeburger Vorstadt, 5-Quedl<strong>in</strong>burger Vorstadt,<br />
10-Bahnhofsvorstadt, 11-Büchsensiedlung<br />
• III Süd = 6-Südstadt I, 7-Wernigerö<strong>der</strong> Vorstadt, 12-Südstadt II,<br />
13-Musikerviertel<br />
• IV West = 8-Braunschweiger Vorstadt, 14-Am Wasserturm<br />
• V Nord = 3-Huy-Vorstadt, 9-Nordr<strong>in</strong>g, 15-Sargstedter Siedlung,<br />
16-Wehrstedt<br />
• VI Südrand = 17-Junkersstraße, 18-An den Spiegelsbergen,<br />
19-Klussiedlung<br />
• VII Landschaft = restlicher <strong>Stadt</strong>raum außerhalb <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>gebiete I – VI<br />
8
Abbildung 1: stadträumliche Glie<strong>der</strong>ung <strong>Halberstadt</strong>, Quelle: <strong>Stadt</strong>planungsamt <strong>Halberstadt</strong>, Darstellung BTU<br />
Die Merkmale <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen <strong>Stadt</strong>teilräume s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den <strong>Stadt</strong>teilsteckbriefen des ISEK hbs25<br />
beschrieben (Aktueller Bearbeitungsstand vom 28.11.2012, noch nicht veröffentlicht). Hier f<strong>in</strong>den<br />
sich neben <strong>der</strong> stadträumlich funktionalen Bedeutung auch folgende Aussagen zur bisherigen<br />
kle<strong>in</strong>räumigen Bevölkerungsentwicklung sowie <strong>zum</strong> Wohnungsbestand wie<strong>der</strong> (Auszüge<br />
aus Teilraumpass <strong>Halberstadt</strong> [ISEK hbs25] übernommen):<br />
I - Innenstadt<br />
a) Bevölkerungsentwicklung<br />
• 18% <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wohner <strong>Halberstadt</strong>s (e<strong>in</strong>schl. OT Emersleben und Kle<strong>in</strong> Quenstedt)<br />
wohnen im Teilraum I<br />
• Bevölkerungsabnahme seit 2005 (-4,7% bis 2009)<br />
• Ger<strong>in</strong>ger Anteil von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen mit deutlichen Verlusten <strong>in</strong> dieser Altersklasse<br />
(-12%)<br />
• Höchster Anteil von Senioren (30%) <strong>in</strong> allen Teilräumen – Vergleich Gesamtstadt<br />
(ohne neue OT): 34%<br />
9
Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung Teilraum I, Quelle: complan GmbH Potsdam: Entwurf ISEK<br />
hbs25, Teilraumpass<br />
b) Entwicklung Wohnungsbestand<br />
• > 50% des Wohnungsbestandes im sanierten (mo<strong>der</strong>nisierten) Zustand<br />
• Leerstand ca. 17%, Zunahme 2005-2009 um 2% mit deutlichem Schwerpunkt im<br />
sanierten Bereich<br />
• Dom<strong>in</strong>anz von Gebäuden mit mehr als 3 WE (aufgrund hohem Anteil an <strong>in</strong>dustrieller<br />
Wohnungsbauweise)<br />
• Vorwiegend WE, die zwischen 1949 und 1989 errichtet wurden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Altstadt<br />
Konzentration von mittelalterlichen Fachwerkhäusern<br />
• Ca. 2/3 des Wohnungsbestandes im Besitz <strong>der</strong> organisierten Wohnungsunternehmen<br />
• Quote <strong>der</strong> Neubautätigkeiten bei ca. 9%<br />
Tabelle 2: Entwicklung des Wohnungsbestandes im Teilraum I, Quelle: complan GmbH Potsdam:<br />
Entwurf ISEK hbs25, Teilraumpass<br />
10
II - Ost<br />
a) Bevölkerungsentwicklung<br />
• Neben Teilraum III bevölkerungsreichster Teilraum - 24% aller E<strong>in</strong>wohner <strong>Halberstadt</strong>s<br />
(e<strong>in</strong>schl. OT Emersleben und Kle<strong>in</strong> Quenstedt)<br />
• Bevölkerungsabnahme seit 2005 (-5% bis 2009)<br />
• Ger<strong>in</strong>ger Anteil von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen mit deutlichen Verlusten <strong>in</strong> dieser Altersklasse<br />
(-12%)<br />
• Zunahme des Seniorenanteils (+9 %), erhöhter Anteil von Senioren (28%) im Vergleich<br />
zur Gesamtstadt (24%, ohne neue OT)<br />
Tabelle 3: Bevölkerungsentwicklung Teilraum II, Quelle: complan GmbH Potsdam: Entwurf ISEK<br />
hbs25, Teilraumpass<br />
b) Entwicklung Wohnungsbestand<br />
• Ke<strong>in</strong>e wesentlichen Verän<strong>der</strong>ungen am Wohnungsbestand (ca. 5.650 WE)<br />
• 2/3 des Wohnungsbestandes im sanierten (mo<strong>der</strong>nisierten) Zustand<br />
• Leerstand ca. 13%, Tendenz abnehmen, jedoch deutliche Zunahme des Leerstandes<br />
im sanierten Bereich (+ 130%!)<br />
• Ca. 50% des Wohnungsbestandes im Besitz <strong>der</strong> organisierten Wohnungsunternehmen<br />
• Anzahl <strong>der</strong> Neubautätigkeiten <strong>in</strong> den letzten Jahren um 12% gestiegen<br />
11
III - Süd<br />
Tabelle 4: Entwicklung des Wohnungsbestandes im Teilraum II, Quelle: complan GmbH Potsdam:<br />
Entwurf ISEK hbs25, Teilraumpass<br />
a) Bevölkerungsentwicklung<br />
• Neben Teilraum II bevölkerungsreichster Teilraum -24% aller E<strong>in</strong>wohner <strong>Halberstadt</strong>s<br />
(e<strong>in</strong>schl. OT Emersleben und Kle<strong>in</strong> Quenstedt)<br />
• Leichte Bevölkerungsabnahme seit 2005 (-3% bis 2009)<br />
• Leichter Rückgang von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Jugendlichen und Erwerbstätigen, im Vergleich dazu<br />
leichter Anstieg des Seniorenanteils<br />
Tabelle 5: Bevölkerungsentwicklung Teilraum III, Quelle: complan GmbH Potsdam: Entwurf ISEK<br />
hbs25, Teilraumpass<br />
b) Entwicklung Wohnungsbestand<br />
• Stabiler Wohnungsbestand<br />
• 1/3 des Wohnungsbestandes werden durch die organisierten Wohnungsunternehmen<br />
gehalten<br />
• > 80% im sanierten Zustand<br />
12
IV - West<br />
• Rückgang des Leerstandes um 13%, wobei die org. Wohnungsunternehmen e<strong>in</strong>en<br />
Rückgang von 47% verzeichnen<br />
• Ger<strong>in</strong>ger Anteil an Neubautätigkeiten<br />
Tabelle 6: Entwicklung des Wohnungsbestandes im Teilraum III, Quelle: complan GmbH Potsdam:<br />
Entwurf ISEK hbs25, Teilraumpass<br />
a) Bevölkerungsentwicklung<br />
• bevölkerungsarmer Teilraum - 5% aller E<strong>in</strong>wohner <strong>Halberstadt</strong>s (e<strong>in</strong>schl. OT Emersleben<br />
und Kle<strong>in</strong> Quenstedt)<br />
• stabile Bevölkerungsentwicklung<br />
• Leichter Rückgang von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Jugendlichen und Erwerbstätigen<br />
• signifikanter Anstieg (+20%) <strong>der</strong> über 65 Jährigen<br />
Tabelle 7: Bevölkerungsentwicklung Teilraum IV, Quelle: complan GmbH Potsdam: Entwurf ISEK<br />
hbs25, Teilraumpass<br />
13
) Entwicklung Wohnungsbestand<br />
• Stabiler Wohnungsbestand mit Schwerpunkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Baualtersklasse ab 1990<br />
• Hoher Sanierungsstand (95%)<br />
• ke<strong>in</strong> Wohnungsbestand <strong>der</strong> organisierten Wohnungsunternehmen<br />
• ger<strong>in</strong>ger Leerstand (7%), welcher sich im vollsanierten Bereich konzentriert<br />
• Neubautätigkeiten beobachtbar (Zunahme um 6%)<br />
V - Nord<br />
Tabelle 8: Entwicklung des Wohnungsbestandes im Teilraum IV, Quelle: complan GmbH Potsdam:<br />
Entwurf ISEK hbs25, Teilraumpass<br />
a) Bevölkerungsentwicklung<br />
• 17% Anteil an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung <strong>Halberstadt</strong>s (e<strong>in</strong>schl. OT Emersleben und<br />
Kle<strong>in</strong> Quenstedt)<br />
• stabile Bevölkerungsentwicklung<br />
• seit 2005 stabile Altersstruktur<br />
• ger<strong>in</strong>ger Anteil an unter 18 Jährigen (13%)<br />
• ca. 1/3 <strong>der</strong> EW s<strong>in</strong>d 65 Jahre und älter, Anteil <strong>der</strong> 18-65 Jährigen überwiegt (64%)<br />
14
Tabelle 9: Bevölkerungsentwicklung Teilraum V, Quelle: complan GmbH Potsdam: Entwurf ISEK<br />
hbs25, Teilraumpass<br />
b) Entwicklung Wohnungsbestand<br />
• Stabiler Wohnungsbestand mit hohem Sanierungsstand (80%)<br />
• 13% Leerstand, Schwerpunkt im sanierten Bestand<br />
• die organisierten Wohnungsunternehmen nehmen ca. 17% des Wohnungsbestandes<br />
e<strong>in</strong><br />
• im Teilraum dom<strong>in</strong>ieren bis 1948 errichtete Wohngebäude den Wohnungsmarkt<br />
• großer Rückgang von WE, die zwischen 1949 und 1989 errichtet wurden<br />
VI - Südrand<br />
Tabelle 10: Entwicklung des Wohnungsbestandes im Teilraum V, Quelle: complan GmbH Potsdam:<br />
Entwurf ISEK hbs25, Teilraumpass<br />
a) Bevölkerungsentwicklung<br />
• rd. 6% <strong>der</strong> Halberstädter Bevölkerung (e<strong>in</strong>schl. OT Emersleben und Kle<strong>in</strong> Quenstedt)<br />
lebt im Teilraum VI<br />
15
• stabile Bevölkerungsentwicklung<br />
• ger<strong>in</strong>ge Zunahme des Anteils von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Jugendlichen und Senioren<br />
Tabelle 11: Bevölkerungsentwicklung Teilraum VI, Quelle: complan GmbH Potsdam: Entwurf ISEK<br />
hbs25, Teilraumpass<br />
b) Entwicklung Wohnungsbestand<br />
• Stabiler Wohnungsbestand<br />
• Hohe Sanierungsquote (90%)<br />
• Größter Anteil von Wohne<strong>in</strong>heiten die bis 1948 errichtet wurden<br />
• Leerstand von 9% mit leicht abnehmen<strong>der</strong> Tendenz<br />
• Leichte Abnahme von Wohne<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> allen Baualtersklassen<br />
Tabelle 12: Entwicklung des Wohnungsbestandes im Teilraum VI, Quelle: complan GmbH Potsdam:<br />
Entwurf ISEK hbs25, Teilraumpass<br />
VII - Landschaft<br />
a) Bevölkerungsentwicklung<br />
• Im peripheren <strong>Stadt</strong>bereich leben rd. 2% <strong>der</strong> Halberstädter Bevölkerung (e<strong>in</strong>schl. OT<br />
Emersleben und Kle<strong>in</strong> Quenstedt)<br />
16
• stabile Bevölkerungsstruktur<br />
• hoher Anteil <strong>der</strong> 18-65 Jährigen<br />
• Abnahme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Altersklasse <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen um -26%, im gleichen<br />
Zeitraum Zunahme <strong>der</strong> über 65 Jährigen um +13%<br />
Tabelle 13: Bevölkerungsentwicklung Teilraum VII, Quelle: complan GmbH Potsdam: Entwurf ISEK<br />
hbs25, Teilraumpass<br />
b) Entwicklung Wohnungsbestand<br />
• Stabiler Wohnungsbestand<br />
• Über 80% des Wohnungsbestandes ist saniert<br />
• Ger<strong>in</strong>ger Leerstand, größter Anteil an WE die bis 1948 errichtet wurden<br />
Tabelle 14: Entwicklung des Wohnungsbestandes im Teilraum VII, Quelle: complan GmbH Potsdam:<br />
Entwurf ISEK hbs25, Teilraumpass<br />
17
3.2 Wohnräumliche Situation<br />
Im <strong>Stadt</strong>gebiet von <strong>Halberstadt</strong> (Untersuchungsgebiet ist das bebaute <strong>Stadt</strong>gebiet ohne e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>dete<br />
Ortslagen) bef<strong>in</strong>den sich nach Angaben <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung (Auszug Komstadt)<br />
6.791 Wohngebäude (Hausaufgänge/Hausnummern) mit <strong>in</strong>sgesamt 21.863 Wohne<strong>in</strong>heiten<br />
(Stand 10/2012). Den wichtigsten Wohnstandort stellt <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teil Innenstadt dar.<br />
Die folgenden Abbildungen geben e<strong>in</strong>en stadtteilunabhängigen Überblick über die Zusammensetzung<br />
des gesamten Wohnungsbestandes und jeweiligen Mo<strong>der</strong>nisierungsstandes <strong>in</strong> <strong>Halberstadt</strong>.<br />
Alle Angaben basieren auf den Auswertungen <strong>der</strong> Datengrundlage Komstadt <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
<strong>Halberstadt</strong>.<br />
Nach Baualter<br />
Baualter Anzahl Gebäude <strong>in</strong> Prozent Wohnungen je Gebäude<br />
bis 1948 3.004 44,2% 2,7<br />
zw. 1949 und 1989 1.303 19,2% 4,1<br />
nach 1948 Plattenbau 352 5,2% 12,2<br />
ab 1990 2.132 31,4% 1,9<br />
Gesamt 6.791 100% 3,2<br />
Baualter<br />
Anzahl<br />
Wohnungen <strong>in</strong> Prozent<br />
bis 1948 8.219 37,6%<br />
zw. 1949 und 1989 5.308 24,3%<br />
nach 1948 Plattenbau 4.278 19,6%<br />
ab 1990 4.058 18,6%<br />
Gesamt 21.863 100%<br />
Abbildung 2: eigene Darstellung<br />
Abbildung 3: eigene Darstellung<br />
Den größten Anteil an Wohngebäuden bildet mit 44% die Baualtersklasse „vor 1948 errichtet“<br />
dar. Knapp e<strong>in</strong> Drittel (31%) <strong>der</strong> Wohngebäude wurde nach 1990 errichtet. Hier ist davon auszugehen,<br />
dass diese mit e<strong>in</strong>em energetisch relevanten Standard (m<strong>in</strong>d. zweite Wärmeschutzverordnung<br />
o<strong>der</strong> höher) errichtet wurden und als mo<strong>der</strong>nisiert e<strong>in</strong>zustufen s<strong>in</strong>d.<br />
Den kle<strong>in</strong>sten Anteil an Wohngebäuden stellen mit 5% die <strong>in</strong> <strong>in</strong>dustrieller Bauweise errichteten<br />
umgangssprachlich als „Plattenbauten“ bezeichneten Gebäude dar. Auf Grund ihrer kompakten<br />
Struktur (durchschnittlich 12 Wohne<strong>in</strong>heiten je Gebäude bzw. Aufgang) decken sie jedoch rund<br />
18
e<strong>in</strong> Fünftel (19,6%) des gesamten Wohnungsbestandes ab. In etwa genauso viele Wohnungen<br />
(18,6% des Wohnungsbestandes) bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Gebäuden, die nach 1990 errichtet wurden.<br />
Nach Baualter und Mo<strong>der</strong>nisierungsstand<br />
Die Angaben <strong>zum</strong> Mo<strong>der</strong>nisierungsstand beruhen auf e<strong>in</strong>er eigenen E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
<strong>Halberstadt</strong> nach def<strong>in</strong>ierten Kriterien e<strong>in</strong>es Indikatorenkataloges <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>-AG (Stand<br />
12.07.2005). Hauptaugenmerk bei <strong>der</strong> Begutachtung liegt hierbei auf dem äußeren Gebäudezustand,<br />
nicht auf den Wohnungsmo<strong>der</strong>nisierungsstand. Teilweise lagen <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung aber auch Angaben e<strong>in</strong>iger Wohnungsunternehmen vor, die sowohl den<br />
Mo<strong>der</strong>nisierungsstand <strong>der</strong> Gebäude als auch <strong>der</strong> Wohnungen be<strong>in</strong>halten. Folgende Kenndaten<br />
charakterisieren die jeweiligen Mo<strong>der</strong>nisierungsstände (Angabe Frau Bick, <strong>Stadt</strong>planungsamt<br />
<strong>Halberstadt</strong>):<br />
Nicht mo<strong>der</strong>nisiert (unsaniert)<br />
Gebäude/Wohnungen, <strong>in</strong> denen noch ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> nur<br />
sehr ger<strong>in</strong>gfügige Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen durchgeführt<br />
worden s<strong>in</strong>d (z. B. E<strong>in</strong>bau von Thermostaten)<br />
Teilmo<strong>der</strong>nisiert Gebäude/Wohnungen, <strong>in</strong> denen Teilbereiche mo<strong>der</strong>nisiert<br />
worden s<strong>in</strong>d (z.B. Fenster o<strong>der</strong> Heizung). Wenn nur<br />
die Wohnungen, nicht aber die Hülle/Außenfassade<br />
saniert ist, kann die Wohnung als teilsaniert e<strong>in</strong>gestuft<br />
werden. Zur Beurteilung des <strong>in</strong>neren Zustandes <strong>der</strong><br />
Wohnung gibt es verschiedene Indizien (z. B. Edelstahl-<br />
Schornste<strong>in</strong><strong>in</strong>nenrohr, neue Fenster).<br />
Vollmo<strong>der</strong>nisiert Wohnungen, <strong>der</strong>en Ausstattung und baulicher Zustand<br />
nach Abschluss von umfassenden Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen<br />
im Wesentlichen dem e<strong>in</strong>er neu gebauten<br />
Wohnung entsprechen<br />
Umfänglichere Daten <strong>zum</strong> energetischen Zustand <strong>der</strong> Gebäude liegen <strong>zum</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong> Untersuchung<br />
nur vom Gebäudebestand des Wohnungsunternehmens HaWoGe vor. Diese s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>sichtlich<br />
<strong>der</strong> Aussage zu den „Mo<strong>der</strong>nisierungsständen“ <strong>in</strong> den nachfolgenden Angaben <strong>der</strong><br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung mit enthalten (Auszug aus Komstadt).<br />
Baualter mo<strong>der</strong>nisiert teilmo<strong>der</strong>nisiert nicht mo<strong>der</strong>nisiert<br />
bis 1948 85,5% 9,0% 5,5%<br />
zw. 1949 und 1989 92,6% 5,9% 1,5%<br />
nach 1948 Plattenbau 38,4% 56,8% 4,8%<br />
ab 1990 100,0% 0,0% 0,0%<br />
Gesamtbestand 89,0% 8,0% 3,0%<br />
19
Abbildung 4: eigene Darstellung<br />
Abbildung 6: eigene Darstellung<br />
Abbildung 5: eigene Darstellung<br />
Abbildung 7: eigene Darstellung<br />
Es ist festzustellen, dass <strong>zum</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong> Untersuchung fast 90% des Bestandes an Wohngebäuden<br />
<strong>in</strong> <strong>Halberstadt</strong> „mo<strong>der</strong>nisiert“ s<strong>in</strong>d. Hieraus ist jedoch ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Aussage zur<br />
energetischen Qualität des Mo<strong>der</strong>nisierungsstandes ableitbar. Den mit knapp 57% größten<br />
Anteil an „teilmo<strong>der</strong>nisierten“ Wohngebäuden (<strong>in</strong>sgesamt s<strong>in</strong>d 8% des gesamten Wohngebäudebestandes<br />
<strong>in</strong> <strong>Halberstadt</strong> „teilmo<strong>der</strong>nisiert“) bilden die <strong>in</strong>dustriellen Wohngebäude („Plattenbauten<br />
nach 1948“). Aufgrund <strong>der</strong> (relativ betrachtet) höchsten Wohne<strong>in</strong>heitendichte je Gebäude<br />
ist hier e<strong>in</strong> hohes Potential an Wohnungen mit E<strong>in</strong>spareffekten durch energetische Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen<br />
zu vermuten.<br />
Nach Leerstand und Baualter<br />
Im Folgenden ist die Größe des Leerstands <strong>in</strong> Gebäuden nach Baualter dargestellt. Hierbei s<strong>in</strong>d<br />
Leerstandsschwellen def<strong>in</strong>iert worden:<br />
• weniger als 50% aller Wohne<strong>in</strong>heiten,<br />
• mehr als 50% aller Wohne<strong>in</strong>heiten und<br />
• 100% <strong>der</strong> Wohne<strong>in</strong>heiten <strong>der</strong> Gebäude.<br />
Gebäude mit<br />
Leerstand<br />
Gebäude mit<br />
Leerstand<br />
20<br />
Gebäude-<br />
Leerstand<br />
= 100% <strong>der</strong> WE<br />
Gebäude Gebäude<br />
Baualter<br />
Gesamtbestand ohne Leerstand < 50% <strong>der</strong> WE > 50% <strong>der</strong> WE<br />
bis 1948 3.004 2.314 320 145 225<br />
zw. 1949 und 1989 1.303 1.070 163 18 52<br />
nach 1948 Plattenbau 352 106 177 53 16<br />
ab 1990 2.132 1.959 72 11 90<br />
Gesamtbestand 6.791 5.449 732 227 383
Abbildung 8: eigene Darstellung<br />
Abbildung 10: eigene Darstellung<br />
Abbildung 12: eigene Darstellung<br />
Abbildung 9: eigene Darstellung<br />
Abbildung 11: eigene Darstellung<br />
Die mit Abstand höchste Anzahl von Wohngebäuden im Vergleich <strong>zum</strong> Gesamtwohngebäudebestand<br />
ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Baualtersklasse „bis 1948 erbaut“ zu f<strong>in</strong>den. Dies trifft auf alle Leerstandsschwellen<br />
gleichermaßen zu. Auffällig ist, dass <strong>zum</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong> Erhebung ca. 90 Gebäude<br />
(4%), die nach 1990 errichtet wurden zu 100% leer standen (zweit höchster absoluter<br />
Wert <strong>in</strong> dieser Leerstandsschwelle).<br />
21
3.3 Demografische Entwicklung<br />
Bevölkerungsentwicklung gesamtstädtisch<br />
Die E<strong>in</strong>wohnerzahl von <strong>Halberstadt</strong> ist bis <strong>zum</strong> Stichtag 31.12.2011 kont<strong>in</strong>uierlich rückläufig<br />
(siehe Abbildung 13). Der Rückgang hat sich <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Teilräumen <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> unterschiedlich<br />
nie<strong>der</strong>geschlagen. Neben dem Fortzug von E<strong>in</strong>wohnern fanden auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />
<strong>Stadt</strong> Migrationen, bed<strong>in</strong>gt durch <strong>Stadt</strong>umbau, die Ausweisung neuer E<strong>in</strong>familienhausgebiete <strong>in</strong><br />
<strong>Stadt</strong>randlage sowie umfangreiche Aufwertungs- und Verdichtungsmaßnahmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> historischen<br />
Innenstadt, statt. Insbeson<strong>der</strong>e dem nördlichen und südlichen Teilraum (V Nord und VI<br />
Südrand) wird gemäß ISEK hbs25 e<strong>in</strong>e stabile Bevölkerungsentwicklung <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Jahren attestiert. Alle an<strong>der</strong>en Teilräume verzeichnen leichte Rückgänge bis zu 5%.<br />
Die nachfolgend dargestellte Prognose bis 2025 basiert auf e<strong>in</strong>er älteren Datenerhebung. Hier<br />
werden laut Aussagen <strong>der</strong> complan GmbH Potsdam aktuelle Daten des Mikrozensus im<br />
1.Quartal 2013 erwartet, welche e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die <strong>der</strong>zeitige Prognose haben können.<br />
Abbildung 13: E<strong>in</strong>wohnerentwicklung <strong>Halberstadt</strong> (ohne Ortsteile), Quelle: <strong>Stadt</strong>planungsamt <strong>Halberstadt</strong><br />
Bevölkerungsentwicklung teilräumlich<br />
Die <strong>der</strong>zeitige (Basisjahr 2011) prognostizierte Fortschreibung <strong>der</strong> Geburten- und Sterberate <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>wohner von <strong>Halberstadt</strong> <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Stadt</strong>gebieten bis <strong>zum</strong> Jahr 2035 gibt e<strong>in</strong>en ersten<br />
H<strong>in</strong>weis über die jeweilige Zusammensetzung <strong>der</strong> Altersstrukturen <strong>in</strong> den Quartieren. Niedrige<br />
Geburtenraten und e<strong>in</strong>e natürliche Entwicklung <strong>der</strong> Sterberaten schlagen sich beson<strong>der</strong>s auf die<br />
Gesamte<strong>in</strong>wohnerzahl <strong>in</strong> <strong>Stadt</strong>teilen mit e<strong>in</strong>er bereits heute überalterten E<strong>in</strong>wohnerstruktur nie<strong>der</strong>.<br />
22
Die folgende Abbildung und Tabelle zeigen die natürlichen E<strong>in</strong>wohnerentwicklungen <strong>in</strong> den<br />
<strong>Stadt</strong>teilen (alt) von 2011 bis 2035 unter <strong>der</strong> Voraussetzung unverän<strong>der</strong>ter <strong>Stadt</strong>strukturen<br />
(ke<strong>in</strong> aktiver <strong>Stadt</strong>umbau, ke<strong>in</strong>e stadtplanerischen Gegenmaßnahmen).<br />
Zu beachten hierbei ist, dass <strong>in</strong>tra- sowie <strong>in</strong>terkommunale Wan<strong>der</strong>ungssalden unberücksichtigt<br />
bleiben (Annahme: Zu- und Wegzug gleichen sich aus).<br />
H<strong>in</strong>weise des <strong>Stadt</strong>planungsamtes <strong>Halberstadt</strong> zur Lesart <strong>der</strong> Daten <strong>in</strong> Abbildung 14, Seite 24<br />
und <strong>in</strong><br />
Tabelle 15:<br />
„Die Basiswerte des Jahres 2011 entstammen dem E<strong>in</strong>wohnermeldeamt <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> (Geschlecht/Alter/Adresse).<br />
Damit handelt es sich um Nichtamtliche Zahlen, die von <strong>der</strong> amtlichen<br />
Statistik des Statistischen Landesamtes LSA abweichen (können). Bei den Prognosedaten<br />
handelt es sich um e<strong>in</strong>e Prognose <strong>der</strong> Natürlichen Bevölkerungsentwicklung (Prognose von<br />
Geburten und Sterbefällen und Fortschreibung des Bestandes) . Für die natürliche Bevölkerungsbewegung<br />
werden für jeden e<strong>in</strong>zelnen Altersjahrgang <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>/des <strong>Stadt</strong>teils anhand<br />
<strong>der</strong> Altersspezifischen Sterbeziffer 2008-2010 (Neue Län<strong>der</strong> ohne Berl<strong>in</strong>) die Überlebenschancen<br />
ermittelt. Bei den Frauen <strong>der</strong> Altersjahre 15-49 J. <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>/des <strong>Stadt</strong>teils wird anhand <strong>der</strong><br />
altersspezifischen Geburtenziffer des Landes Sachsen-Anhalt 2008-2010 auf das künftige Geburtenniveau<br />
geschlossen...“<br />
23
Abbildung 14: Kle<strong>in</strong>räumige Prognose <strong>der</strong> natürlichen Bevölkerungsentwicklung <strong>Halberstadt</strong> auf<br />
Basis <strong>der</strong> demografischen Daten ohne stadtplanerische Maßnahmen, Quelle: Daten<br />
<strong>Stadt</strong>planungsamt <strong>Halberstadt</strong>, Darstellung: BTU<br />
24
Bezeichnung E<strong>in</strong>wohnerentwicklung<br />
<strong>Stadt</strong>teil (alt) <strong>Stadt</strong>teil neu 2011 2035 Diff. Diff. %<br />
1 - Altstadt I 1.802 1.551 -251 -14%<br />
2 - Zentrum I 4.994 3.186 -1.808 -36%<br />
3 - Huy-Vorstadt V 1.733 1.065 -668 -39%<br />
4 - Magdeburger Vorstadt II 606 468 -138 -23%<br />
5 - Quedl<strong>in</strong>burger Vorstadt II 2.795 2.116 -679 -24%<br />
6 - Südstadt 1 III 2.976 2.462 -514 -17%<br />
7 - Wernigerö<strong>der</strong> Vorstadt III 2.335 2.043 -292 -13%<br />
8 - Braunschweiger Vorstadt IV 1.301 1.095 -206 -16%<br />
9 - Nordr<strong>in</strong>g V 330 306 -24 -7%<br />
10 - Bahnhofsvorstadt II 3.236 2.270 -966 -30%<br />
11 - Büchsensiedlung II 2.393 1.608 -785 -33%<br />
12 - Südstadt 2 III 1.967 1.285 -682 -35%<br />
13 - Musikerviertel III 1.926 1.283 -643 -33%<br />
14 - Am Wasserturm IV 734 539 -195 -27%<br />
15 - Sargstedter Siedlung V 3.859 2.828 -1.031 -27%<br />
16 - Wehrstedt V 834 718 -116 -14%<br />
17 - Junkersstraße VI 1.061 793 -268 -25%<br />
18 - An den Spiegelsbergen VI 1.208 845 -363 -30%<br />
19 - Klussiedlung VI 590 585 -5 -1%<br />
Innenstadt gesamt ohne Ortsteile 38.691 29.083 -9.632 -25%<br />
Tabelle 15: Kle<strong>in</strong>räumige Prognose <strong>der</strong> natürlichen Bevölkerungsentwicklung <strong>Halberstadt</strong> auf<br />
Basis <strong>der</strong> demografischen Daten ohne stadtplanerische Maßnahmen, , Quelle:<br />
<strong>Stadt</strong>planungsamt<br />
Die Entwicklungsprognosen zeigen, dass alle <strong>Stadt</strong>teile von e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>wohnerrückgang betroffen<br />
s<strong>in</strong>d. Diese Rückgänge verteilen sich jedoch höchst unterschiedlich. Insbeson<strong>der</strong>e im bevölkerungsreichen<br />
<strong>Stadt</strong>teil „Zentrum“ mit 36% und <strong>in</strong> <strong>der</strong> nördlich angrenzenden „Huy-Vorstadt“<br />
s<strong>in</strong>d mit 39% die relativ höchsten E<strong>in</strong>wohnerrückgänge zu erwarten s<strong>in</strong>d.<br />
Absolut betrachtet verzeichnen das „Zentrum“ (-1.808 EW), die „Sargstedter Siedlung“ (-1.031<br />
EW) und die „Bahnhofsvorstadt“ (-966 EW) die größten Verluste.<br />
Relativ <strong>zum</strong> <strong>Stadt</strong>teil gesehen verzeichnen neben dem „Zentrum“, <strong>der</strong> „Huy-Vorstadt“, auch<br />
die <strong>Stadt</strong>teile „Bahnhofsvorstadt“, „Büchsensiedlung“, „Südstadt II“, „Musikerviertel“ und „An<br />
den Spiegelsbergen“ deutliche Verluste von m<strong>in</strong>destens 30%.<br />
Auffällig ist <strong>der</strong> Rückgang im „Zentrum“. Die ist für die weitere Entwicklung des Innenstadtbereiches<br />
von <strong>Halberstadt</strong> als vordr<strong>in</strong>glich problematisch e<strong>in</strong>zuordnen. Hier besteht mittelfristig e<strong>in</strong><br />
erhöhter Handlungsdruck. Gleiches gilt auch für die zentrumsnahe „Huy-Vorstadt“.<br />
Bis auf die „Bahnhofsvorstadt“ (mit relativ kompakte <strong>Stadt</strong>strukturen), betreffen die erhöhten<br />
Rückgänge vor allem Gebiete, die überwiegend mit Reihen- und/o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern geprägt<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
25
4 Energie- und CO2-Bilanz<br />
4.1 Vorgehen<br />
Um e<strong>in</strong>e gesamtstädtische E<strong>in</strong>schätzung im Bereich <strong>der</strong> Wärmeversorgung und des CO2-<br />
Ausstoßes zu erhalten ist zunächst e<strong>in</strong>e gründliche Bestandsanalyse <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> bezüglich <strong>der</strong> Bebauungsstruktur,<br />
<strong>der</strong> technischen Versorgung und <strong>der</strong> Bevölkerungsentwicklung vorzunehmen.<br />
In den folgenden Abschnitten wird das <strong>in</strong> diesem Konzept dazu angewandte Verfahren näher<br />
beschrieben.<br />
Abgrenzung<br />
Gegenstand <strong>der</strong> Analyse und Potentialermittlung ist das bebaute <strong>Stadt</strong>gebiet ohne die e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>deten<br />
Ortslagen (Abbildung 15). Für die Analyse wurden gebäudenahe digitale Karten<br />
sowie adressenscharfe Verbrauchsdaten zur Verfügung gestellt.<br />
Abbildung 15: Abgrenzung des Untersuchungsgebietes im <strong>Stadt</strong>raum <strong>Halberstadt</strong><br />
Energetische Bilanzierung – „Plausibilitätscheck <strong>der</strong> Energetischen <strong>Stadt</strong>erneuerung“<br />
Der Plausibilitätscheck ist e<strong>in</strong> Verfahren zur Überprüfung gegenwärtiger wie potentieller zukünftiger<br />
Energieversorgungssysteme auf ihre energetische Plausibilität. Es zeigt den E<strong>in</strong>fluss<br />
von Siedlungsstrukturtyp (ST), Bebauungsdichte, Siedlungsflächengröße, Gebäudetypologie,<br />
Gebäudeertüchtigungszustand auf die energetische Bilanz e<strong>in</strong>es Quartiers o<strong>der</strong> Versorgungsgebiets<br />
auf.<br />
26
E<strong>in</strong>e energetische Betrachtung hilft, e<strong>in</strong>e Gesamtbilanz bezüglich <strong>der</strong> Energiebedarfe <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Sektoren (z.B. Wohnen, Industrie-Gewerbe-Handel, Energieumwandlung) aufzustellen.<br />
Diese kann als Grundlage herangezogen werden, um Potentiale <strong>in</strong> den Bereichen Energiee<strong>in</strong>sparung,<br />
Effizienzsteigerung <strong>der</strong> Versorgungssysteme und E<strong>in</strong>satz erneuerbarer Energien zu erkennen<br />
und entsprechende Maßnahmen zu entwickeln.<br />
Die energetische Betrachtung wurde auf den Ebenen <strong>Stadt</strong>, Quartier und Gebäude durchgeführt.<br />
Die Betrachtungsebene <strong>Stadt</strong> ist e<strong>in</strong>deutig def<strong>in</strong>iert und be<strong>in</strong>haltet den gesamten adm<strong>in</strong>istrativen<br />
Verwaltungsbereich <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>.<br />
Quartiere s<strong>in</strong>d räumlich def<strong>in</strong>ierte <strong>Stadt</strong>teile, die sich durch Freiräume, Topografie o<strong>der</strong> Hauptstraßen<br />
von benachbarten <strong>Stadt</strong>teilen abgrenzen. Ebenso s<strong>in</strong>d hier Abgrenzungen nach statistischen<br />
Erhebungsbereichen denkbar, genauso wie die Orientierung anhand von Versorgungsbereichen,<br />
wie Fern- o<strong>der</strong> Nahwärme o<strong>der</strong> an Entwicklungsrichtungen von <strong>Stadt</strong>teilen<br />
wie Umbaugebiete. Die Größe und Abgrenzung des zu untersuchenden „Quartiers“ ist damit<br />
weitgehend offen und hängt entscheidend von den örtlichen Gegebenheiten <strong>der</strong> jeweiligen<br />
<strong>Stadt</strong> ab. Unabhängig von <strong>der</strong> örtlichen Def<strong>in</strong>ition bzw. Abgrenzung setzten sich Quartiere aus<br />
verschiedenen Siedlungsstrukturen, die durch entsprechende Gebäudetypologien gebildet werden,<br />
zusammen. Bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> energetischen Effizienz von Versorgungssystemen werden<br />
diese dann im E<strong>in</strong>zelnen genauer betrachtet. Als zusammenhängende Quartiere wurden <strong>in</strong><br />
dieser Untersuchung die bis 2010 bekannten kle<strong>in</strong>räumigen <strong>Stadt</strong>teile 1 bis 19 verwendet, <strong>in</strong>nerhalb<br />
dessen die jeweiligen Siedlungsstrukturtypen analysiert wurden.<br />
Auf <strong>der</strong> Gebäudeebene können <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Aussagen <strong>zum</strong> <strong>der</strong>zeitigen Energiebedarf und zu<br />
E<strong>in</strong>sparpotentialen getroffen werden. Als Datengrundlage standen für diese Untersuchung die<br />
spezifischen Gebäudeverbräuche mehrerer Jahre zur Verfügung. Der Sanierungsgrad konnte<br />
h<strong>in</strong>gegen nicht flächendeckend konsistent def<strong>in</strong>iert werden. Hier lagen nur für e<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong><br />
Gebäude valide Daten vor. Der Mo<strong>der</strong>nisierungsstand des überwiegenden Teils <strong>der</strong> Wohngebäude<br />
ist durch Vor-Ort-Begehungen <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung e<strong>in</strong>geschätzt worden.<br />
Auf <strong>der</strong> Gebäudeebene können vor allem im Bereich <strong>der</strong> Energiee<strong>in</strong>sparung Potentiale eruiert<br />
werden. Die Summe <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sparungen e<strong>in</strong>zelner Gebäude wirkt auf die Quartiersbilanz und ggf.<br />
auf die Effizienz des Versorgungssystems. Um dies genauer zu analysieren, wurde <strong>der</strong> Energiebedarf<br />
und die Energieeffizienz <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Betrachtungsebenen ermittelt und im Anschluss <strong>in</strong><br />
Beziehung zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gesetzt werden, um die gesamtstädtischen Systemzusammenhänge zu<br />
betrachten.<br />
Abbildung 16: Betrachtungsebenen <strong>Stadt</strong> - Quartier - Gebäude, Quelle: BMVBS,<br />
Handlungsleitfaden zur Energetischen <strong>Stadt</strong>erneuerung, 2011<br />
27
Durch die Gesamtschau aller Betrachtungsebenen können mögliche Wechselwirkungen zwischen<br />
den Ebenen als auch zwischen Energieversorgungssystemen und <strong>der</strong> Siedlungsstruktur<br />
erkannt und für den weiteren Prozess berücksichtigt werden.<br />
Energierelevante Siedlungstypen <strong>der</strong> örtlichen Siedlungs- und Versorgungsstrukturen<br />
Das bebaute <strong>Stadt</strong>gebiet wurde quartiersweise <strong>in</strong> zusammenhängende Bebauungen gleichartiger<br />
energierelevanter Siedlungstypen örtlicher Siedlungsstrukturen (ST 1 – 8) unterglie<strong>der</strong>t.<br />
Grundlage hierfür ist die Zusammenstellung <strong>der</strong> „Deutschen Gebäudetypologie“ des Instituts<br />
für Wohnen und Umwelt (IWU) <strong>in</strong> Darmstadt vom 18. Dezember 2003 im Auftrag des Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />
für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (BRBS), Bonn (siehe Abbildung<br />
17). Sie typisiert Gebäude <strong>in</strong> Deutschland nach ihrer Bauart und Bauform und ihrem Baualter.<br />
Mit Hilfe dieser Auflistung und <strong>der</strong> <strong>in</strong> Abbildung 18 zugeordneten Angaben über die Zeitpunkte<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung von Wärmeschutzverordnungen und Energiee<strong>in</strong>sparverordnungen können u.a.<br />
energetische Standards abgeschätzt werden.<br />
Weiterh<strong>in</strong> wurden Gebiete mit e<strong>in</strong>em überwiegenden Anteil von Nichtwohngebäuden (öff. E<strong>in</strong>richtungen,<br />
Schulen, Ämter, Nahversorgung, Gewerbe u.a.) geson<strong>der</strong>t erfasst. Dies erfolgte<br />
<strong>zum</strong> e<strong>in</strong>en vor dem H<strong>in</strong>tergrund unterschiedlicher Bedarfsfälle für den E<strong>in</strong>satz von Energie und<br />
<strong>zum</strong> an<strong>der</strong>en zur besseren Abgrenzung von möglichen Handlungsansätzen <strong>in</strong> Bezug auf Energiee<strong>in</strong>sparpotentiale.<br />
Die Analyse erfolgte auf Basis von Karten- und Luftbildauswertungen sowie<br />
mehreren Vor-Ort-Begehungen. Bezugsjahr für die Auswertung <strong>der</strong> Energiebilanz ist das<br />
Jahr 2011 (Verbrauchsdaten).<br />
In den abgegrenzten Quartierszusammenhängen wurden die vorliegenden Energieverbrauchsdaten<br />
(Gas- und Fernwärmemengen) sowie die vorhandenen Versorgungsmedien (Gas, Fernwärme<br />
aus digitalen Kartengrundlagen) identifiziert. Um den Energiebedarf e<strong>in</strong>er ganzen Siedlung<br />
mit dar<strong>in</strong> vorkommenden Gebäudetypologien betrachten und bewerten zu können, s<strong>in</strong>d<br />
die Endenergiebedarfswerte <strong>der</strong> Gebäude auf die Siedlungsfläche e<strong>in</strong>es Versorgungsgebiets<br />
(GWh/km²a) hochgerechnet worden.<br />
Alle zur Darstellung <strong>der</strong> energetischen Ausgangslage herangezogenen Daten wurden witterungsbere<strong>in</strong>igt.<br />
Die Darstellung des Energiebedarfes entspricht demnach dem langjährigen Mittel.<br />
28
Strukturtyp Beschreibung GFZ 1<br />
2<br />
NWBL<br />
Abbildung 17: Energierelevante Siedlungstypen <strong>der</strong> örtlichen Siedlungsstrukturen, Darstellung: Bun-<br />
desm<strong>in</strong>isterium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (BRBS), Bonn, 1980.<br />
1 GFZ = Geschossflächenzahl: Verhältnis <strong>der</strong> Summe aller Geschossflächen zur bebaubaren Grundstücksfläche<br />
2 NWBL = Nettowohnbauland: umfasst bebaute und nicht bebaute Grundstücke, die für Wohnen bestimmt<br />
s<strong>in</strong>d bzw. mit Wohngebäuden bebaut s<strong>in</strong>d.<br />
29
Abbildung 18: Deutsche Gebäudetypologie - Systematik und Datensätze (nach IWU 18. 12.2003), überarbeitet<br />
von LS <strong>Stadt</strong>technik, BTU Cottbus, Mai 2010, Quelle: Institut für Wohnen und Umwelt (IWU),<br />
Darmstadt, 2003<br />
Erläuterung:<br />
EFH = E<strong>in</strong>familienhaus<br />
RH = Reihenhaus<br />
MFH = Mehrfamilienhaus<br />
HH = Hochhaus<br />
WSVO = Wärmeschutzverordnungen<br />
EnEV = Energiee<strong>in</strong>sparverordnung<br />
30
4.2 Energetische Analyse – Ist-Zustand<br />
Wärmeversorgung und Erzeugung<br />
Das Untersuchungsgebiet umfasst ca. 6.890 Wohngebäude (erfasste Hausnummern, Komstadt).<br />
E<strong>in</strong>e Auflistung über Nichtwohngebäude (Gewerbe, Industrie, Dienstleistung, öff. Gebäude)<br />
lag nicht vor. Somit kann e<strong>in</strong> zahlenmäßiger Anteil nicht zugeordnet werden. Mit Erdgas<br />
wurden 2011 ca. 5.350 Gebäude versorgt. H<strong>in</strong>zu kommen ca. 280 Gebäude mit Fernwärmeversorgung.<br />
Die Energiebedarf (Wärme, Kochgas, Prozesswärme) wird <strong>in</strong> <strong>Halberstadt</strong> überwiegend auf Basis<br />
<strong>der</strong> fossilen Energieträger Erdgas und Erdöl gedeckt. H<strong>in</strong>zu kommt im Bereich <strong>der</strong> auf Erdgas<br />
basierenden Fernwärme seit 2012 die anteilige Nutzung von CO2-neutraler Biomasse (Biogas).<br />
Die Anteile an <strong>der</strong> Gesamtfernwärmeerzeugung s<strong>in</strong>d erst nach Abschluss m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>es Betriebsjahres<br />
genau zu beziffern. Daten zur Anlage und Strom- bzw. Wärmeproduktion liegen<br />
seit Januar 2012 vor.<br />
In <strong>Halberstadt</strong> werden weitere, nicht quantifizierbare (da nicht erfasste) Mengen regenerativer<br />
und fossiler Energieträger <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelgebäuden, die we<strong>der</strong> mit Fernwärme noch mit Gas versorgt<br />
werden, zur Deckung des Energiebedarfes genutzt. Diese können jedoch nur geschätzt werden.<br />
E<strong>in</strong> weiterer relevanter Erdgasverbraucher ist <strong>der</strong> Bereich Mobilität. In <strong>Halberstadt</strong> bef<strong>in</strong>den sich<br />
zwei Erdgastankstellen (Tschaikowskistraße und Alte Blankenburger Heerstraße). Aufgrund des<br />
<strong>in</strong> Deutschland nicht mit dem herkömmlicher Tankstellen vergleichbar dichten Netzes an Erdgastankstellen<br />
ist davon auszugehen, dass die <strong>in</strong> den Halberstädter Filialen abgegebenen Mengen<br />
an Erdgas <strong>in</strong> wesentlichen Anteilen zur Deckung <strong>der</strong> regionalen erdgasbasierten Mobilität<br />
genutzt wird.<br />
Die folgenden Tabellen und Darstellungen zeigen die Anteile von Fernwärme (zentral) und Erdgas<br />
(semi- und dezentral) zur Energieversorgung von Gebäuden im Untersuchungsgebiet im<br />
Jahr 2011 sowie das langjährige Mittel (Klimabere<strong>in</strong>igt). Herangezogen wurden dazu Erdgas-<br />
Verbrauchsmengen des Anbieters <strong>Halberstadt</strong>werke sowie über Konzessionsverträge erfasste<br />
Absatzmengen von Drittanbietern. Weitere dezentrale Versorgungen (Erdwärme, Pellets, Gas,<br />
Öl, etc.) s<strong>in</strong>d nicht erfasst und werden vernachlässigt. Ebenso <strong>in</strong> <strong>der</strong> Darstellung unberücksichtigt<br />
ist das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fernwärme erst 2012 e<strong>in</strong>gesetzte Biogas. Dieser Anteil wird jedoch <strong>in</strong> den<br />
Entwicklungsszenarien E<strong>in</strong>gang f<strong>in</strong>den.<br />
Erdgasabsatz <strong>in</strong> <strong>Halberstadt</strong> Endenergie Primärenergie Langjähriges Mittel<br />
dezentrale Abnehmer 221.402.081 kWh 260.473.036 kWh 302.875.623 KWh<br />
Heizwerke <strong>Stadt</strong>werke 101.639.766 kWh 118.185.774 kWh<br />
Erdgastankstellen 8.470.140 kWh - kWh<br />
Gas gesamt: 370.582.942 kWh 421.061.398 kWh<br />
Tabelle 16: Erdgasabsatz <strong>in</strong> <strong>Halberstadt</strong>, Basisjahr 2011<br />
31
Fernwärme Endenergie Netzverlust Netze<strong>in</strong>speisung Erzeugungsverlust Primärenergie<br />
Strom 23.998.740 kWh 0 kWh 23.998.740 kWh<br />
13.675.064 kWh 91.695.974 kWh Fernwärme 46.321.314 kWh 7.700.856 kWh 54.022.170 kWh<br />
Hu<br />
kWh Hu<br />
14,25 % 14,91 %<br />
Gesamt 70.320.054 kWh 7.700.856 kWh 78.020.910 kWh 23.636.600 kWh 101.657.510 kWh Ho<br />
Tabelle 17: Energiebilanz <strong>der</strong> Heizkraftwerke <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>werke <strong>Halberstadt</strong>, Basisjahr 2011<br />
Abbildung 19: Wärmeversorgung <strong>Halberstadt</strong>, Basisjahr 2011, eigene Darstellung<br />
Abbildung 20: Basisjahr 2011, eigene Darstellung<br />
Wärmeverteilung und Wärmedichte – Flächenbezogener Ansatz<br />
Für das Untersuchungsgebiet konnten anhand <strong>der</strong> E<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> energetisch relevanten bebauten<br />
<strong>Stadt</strong>gebiete <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne, von ihrer Nutzungs- und Siedlungsstruktur zusammenhängende<br />
Quartiere, energetische Quartiersfußabdrücke abgebildet werden. Sie umschreiben die Wärmedichte,<br />
also den Energiebedarf je besiedelter Grundfläche <strong>in</strong> Gigawattstunden je km² und Jahr<br />
(GWh/km²*a). Somit können über das gesamte <strong>Stadt</strong>gebiet h<strong>in</strong>weg die energetisch mehr o<strong>der</strong><br />
weniger relevanten Quartiere identifiziert werden.<br />
Als problematisch hat sich die Zuordnung <strong>der</strong> Warmwasserbereitung im Gebiet erwiesen. Hierzu<br />
lagen ke<strong>in</strong>e verlässlichen Daten vor. Es wurde vere<strong>in</strong>facht davon ausgegangen, dass bei Anschluss<br />
e<strong>in</strong>es Gebäudes an die Fernwärme die Warmwasserbereitung ebenfalls auf Basis dieses<br />
32
Energieträgers erfolgt (technisch durch Wärmetauscher im Gebäude). In e<strong>in</strong>igen Gebäuden wird<br />
diese Annahme ggf. nicht zutreffen und abweichend e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Warmwasserbereitstellung<br />
erfolgen. Der mögliche Fehler ist aufgrund <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> identifizierten Heizwärmebedarfe jedoch<br />
ger<strong>in</strong>g. Gleiches wurde für gasversorgte Gebäude angenommen. Für Gebäude die we<strong>der</strong><br />
mit Gas- noch mit Fernwärme versorgt werden lagen ke<strong>in</strong>e auswertbaren Daten vor. Diese<br />
wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Analyse vernachlässigt.<br />
Die ermittelten Wärmebedarfsdichten geben e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf mögliche Wärmeversorgungssysteme,<br />
die je nach Wärmebedarf <strong>in</strong> den jeweiligen Quartieren energieeffizient, wirtschaftlich<br />
und technisch funktionsfähig se<strong>in</strong> können. Systemrelevante energetische und wirtschaftliche<br />
E<strong>in</strong>schätzungen zu bestehenden Energieversorgungssystemen bezgl. des vorhandenen Energiebedarfes<br />
können somit gegeben werden 3<br />
. Geeignete Energieversorgungssysteme werden den<br />
Siedlungsstruktur- und dichtebezogenen Energiebedarfskennzahlen zugeordnet.<br />
Die folgenden systembed<strong>in</strong>gten siedlungsflächenbezogenen Grenzwerte zur E<strong>in</strong>schätzung vorhandener<br />
Energieversorgungssysteme s<strong>in</strong>d als Überschlagswerte zu verstehen:<br />
Grenzwert Geeignetes Versorgungssystem<br />
< 10 GWh/km²*a Strom / dezentral<br />
≥ 10 GWh/km²*a ≤ 30 GWh/km²*a Gas<br />
≥ 30 GWh/km²*a ≤ 50 GWh/km²*a NW BHKW<br />
> 50 GWh/km²*a Fernwärme (NW BHKW)<br />
Tabelle 18: Grenzwerte zur Bewertung vorhandener Energieversorgungssysteme, Quelle: BMVBS,<br />
2011, Handlungsleitfaden zur Energetischen <strong>Stadt</strong>erneuerung<br />
Die nachfolgende Karte zeigt die ermittelten Wärmedichten <strong>der</strong> energetisch relevanten Bebauungen<br />
(Siedlungsstrukturtypen) im Untersuchungsgebiet auf Basis <strong>der</strong> Absatzmengen bei den<br />
Endverbrauchern (Gas und Fernwärme) und <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierungsstände im Jahr 2011. Sie zeigt<br />
auf, welche technischen Versorgungslösungen sich aufgrund <strong>der</strong> vorhandenen Wärmeabnahmedichten<br />
eignen.<br />
3 BBR, Bonn, 2006<br />
33
34<br />
Abbildung 21: eigene Darstellung
Das Ergebnis zeigt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Innenstadt e<strong>in</strong>e für zentrale Versorgungslösungen geeignete Wärmedichte.<br />
Ursachen hierfür s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie hohe Bebauungsdichten (GFZ über 1,0) und/o<strong>der</strong><br />
Bebauungen mit mehrgeschossigen Gebäuden die jeweils mehr als e<strong>in</strong>e Wohne<strong>in</strong>heit be<strong>in</strong>halten.<br />
Der kumulierte Wärmebedarf erreicht dabei überwiegend Wärmedichten von mehr als 50<br />
GWh/km²*a (geeignet für Fernwärme o<strong>der</strong> Nahwärme/BHKW), <strong>in</strong> Teilgebieten zwischen 30 –<br />
50 GWh/km²*a (geeignet für Nahwärme/BHKW).<br />
In den blau und braun markierten Gebieten ist es s<strong>in</strong>nvoll, die technische und wirtschaftliche<br />
Machbarkeit e<strong>in</strong>er zentralen o<strong>der</strong> semizentral organisierten Wärmeversorgungslösung zu prüfen.<br />
Die Grün h<strong>in</strong>terlegten Gebiete s<strong>in</strong>d überwiegend durch E<strong>in</strong>familien-/Reihenhausbebauungen<br />
mit 1-2 Wohne<strong>in</strong>heiten o<strong>der</strong> durch gewerbliche Strukturen geprägt. Die Wärmedichte liegt hier<br />
unter 30 GWh/km² und Jahr. Grund dafür s<strong>in</strong>d die im Vergleich zur Innenstadt lockeren, also<br />
Flächen <strong>in</strong>tensiveren Bebauungen mit jeweils großen Abständen zwischen den energetisch relevanten<br />
Gebäuden.<br />
In den grün markierten Gebieten ist die Nutzung dezentraler Wärmeerzeugungsanlagen, die<br />
z.B. durch e<strong>in</strong> zentral gespeistes Gasleitungsnetz versorgt werden, geeignet. Die technische und<br />
wirtschaftliche Machbarkeit <strong>der</strong> Gasversorgung sollte <strong>in</strong> bislang nicht versorgten Gebieten<br />
überprüft werden.<br />
Die gelb h<strong>in</strong>terlegten Gebiete eignen sich aufgrund <strong>der</strong> Bebauungsdichte und ger<strong>in</strong>gen Wärmebedarfsmengen<br />
vorzugsweise für dezentrale E<strong>in</strong>zelversorgungslösungen, wie z.B. Wärmepumpen,<br />
Biomassefeuerung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz nicht regenerative Energieträger zur Beheizung und<br />
Warmwassererzeugung. Diese Lösungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell zu planen. Gekennzeichnet s<strong>in</strong>d diese<br />
Gebiete durch e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s ger<strong>in</strong>ge Wärme- und Bebauungsdichte (GRZ: Grundflächenzahl<br />
und GFZ: Geschossflächenzahl), d.h. mit e<strong>in</strong>er hohen Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme und e<strong>in</strong>em hohen<br />
Ver- und Entsorgungsaufwand (technische Infrastrukturen, Verkehrs<strong>in</strong>frastrukturen).<br />
In Gelb markierten Gebieten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuelle Versorgungslösungen zu suchen. Aufgrund des<br />
hohen Flächenanspruches und des damit verbundenen hohen Ver- und Entsorgungsaufwandes<br />
sollte die Notwendigkeit <strong>der</strong> Ausweisung von Bauland mit so ger<strong>in</strong>ger Dichte seitens <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er (Folge)Kosten-Nutzen-Gegenüberstellung geprüft werden.<br />
4.3 CO2-Bilanz <strong>der</strong> Wärmeversorgung – Ist-Zustand<br />
E<strong>in</strong>grenzung<br />
Durch den E<strong>in</strong>satz von fossilen Energieträgern zur Erzeugung und Verteilung von Wärme zu<br />
Heiz- und Warmwasserbereitungszwecken werden durch den Verbrennungsprozess klimaschädliche<br />
Gase freigesetzt, die <strong>in</strong> den Energieträgern gebunden waren. Dieser Prozess entsteht<br />
lokal am Ort <strong>der</strong> Energieumwandlung. Für den Transport <strong>der</strong> Energie von <strong>der</strong> För<strong>der</strong>quelle bis<br />
<strong>zum</strong> Ort <strong>der</strong> Energieumwandlung ist ebenfalls <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er entsprechenden Energiemenge<br />
für För<strong>der</strong>ung und Transport erfor<strong>der</strong>lich (Vorkette). Diese Vorkette wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bilanzierung<br />
jedoch nicht betrachtet. Die Angaben beziehen sich nur auf die direkten (lokalen) Emissionen<br />
des Endenergiebedarfes zur Wärmeversorgung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong>. Datengrundlage für die<br />
35
Auswertung des Ist-Zustandes bilden die Verbrauchswerte <strong>der</strong> Jahre 2009-2011. Dargestellt<br />
wird die CO2-Bilanz für die Erzeugungsanlagen im Jahr 2011.<br />
Energieträger und Versorgungsanlagen<br />
Für die Deckung des Wärmeenergiebedarfes kommen <strong>in</strong> <strong>Halberstadt</strong> überwiegend <strong>der</strong> fossile<br />
Energieträger Erdgas, weiterh<strong>in</strong> Erdöl sowie im Rahmen dieser Untersuchung nicht erfasste<br />
Mengen fossiler und regenerativer Energieträger <strong>zum</strong> E<strong>in</strong>satz. In <strong>Halberstadt</strong> wird durch Erdgas<br />
<strong>zum</strong> E<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> zentrales Fernwärmenetz betrieben, <strong>zum</strong> An<strong>der</strong>en wird Erdgas durch e<strong>in</strong> weit<br />
verzweigtes, flächendeckendes Leitungsnetz übertragen und direkt (dezentral) <strong>in</strong> Gebäuden <strong>der</strong><br />
Umwandlung zugeführt.<br />
Die Fernwärme wird an zwei Hauptstandorten <strong>in</strong> Innenstadtrandlage (Heizwerk Ost und Nord)<br />
erzeugt und <strong>in</strong> das <strong>in</strong>nerstädtische Verteilungsnetz e<strong>in</strong>gespeist. Folgende technischen Umwandlungsanlagen<br />
kommen dabei <strong>zum</strong> E<strong>in</strong>satz:<br />
• Heizwerk Nord BHKW Deutz V20<br />
• Heizwerk Nord Kessel HWE 9,0 MW<br />
• Heizwerk Ost BHKW Deutz V20<br />
• Heizwerk Ost Kessel HWE II 9,0 MW<br />
• Heizwerk Ost Kessel HWE I 12,0 MW<br />
• Heizwerk Ost Kessel HWE III 4,0 MW<br />
• Heizwerk Ost Biogas BHKW<br />
Die <strong>in</strong> den mit Erdgas versorgten Gebäuden dezentralen Wärmeversorgungsanlagen s<strong>in</strong>d nicht<br />
erfasst worden. Hier wurde e<strong>in</strong> gesamtstädtisches Berechnungsverfahren zur Ermittlung des<br />
CO2-Ausstoßes angewandt.<br />
Fernwärmeversorgung – spezifischer Emissionswert<br />
Das <strong>in</strong> den Kesseln zusätzlich verwendete Heizöl (Spitzenlast) wurde bei den Emissionsberechnungen<br />
nicht berücksichtigt, weil die Gesamtmenge im Vergleich <strong>zum</strong> Gas sehr ger<strong>in</strong>g ist. Der<br />
Anteil lag 2011 weit unter 1%.<br />
Die folgende Tabelle zeigt die Anteile <strong>der</strong> jeweiligen konventionellen Erzeugungskomponenten<br />
am gesamten Fernwärmenetz.<br />
Anlage Mittlerer Nutzungsgrad<br />
E<strong>in</strong>gespeiste Wärmemenge <strong>in</strong>s<br />
Fernwärmenetz<br />
Nutzungsgrad nur nur 2009<br />
2010<br />
2011<br />
Bezeichnung ø 2009-2011 therm. elektr. MWh<br />
MWh <strong>in</strong> % MWh <strong>in</strong> %<br />
Nord Kessel 86,9% 86,9% - 9.673 16,2% 10.090 15,0% 10.565 19,6%<br />
BHKW Nord 83,4% 42,3% 41,1% 12.214 20,4% 13.040 19,4% 9.015 16,7%<br />
BHKW OST AVS 83,1% 48,3% 34,7% 2.543 4,2% 1.037 1,5% 0 0,0%<br />
BHKW Ost Deutz 86,6% 45,7% 40,9% 16.265 27,2% 15.450 22,9% 16.106 29,8%<br />
Ost 85,3% 85,3% - 19.187 32,0% 27.723 41,2% 18.336 33,9%<br />
Summe<br />
59.882 100% 67.340 100% 54.022 100%<br />
Tabelle 19: Anteile <strong>der</strong> konventionellen Erzeugungskomponenten am Fernwärmenetz, Quelle: <strong>Halberstadt</strong>werke<br />
36
Folgende spezifische Emissionswerte werden für die Bilanzierung <strong>der</strong> CO2-Emission <strong>der</strong> Fernwärmeversorgung<br />
zu Grunde gelegt:<br />
Erdgas 4<br />
Strom<br />
: 201,6 g/kWh<br />
5<br />
: 568 g/kWh<br />
Auf Grund <strong>der</strong> Erzeugung von Wärme und Strom nach Kraft-Wärme-Kopplung-Pr<strong>in</strong>zip kann<br />
<strong>der</strong> Fernwärmeerzeugung e<strong>in</strong> Strombonus angerechnet werden. Der Strombonus enthält die<br />
Emissionsgutschrift <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> dem Kraftwerkspark ersparten Stromproduktion. Somit reduziert<br />
sich <strong>der</strong> spezifische Emissionswert je erzeugter Mengene<strong>in</strong>heit Wärme durch konventionelle<br />
Energieträger.<br />
Der Strombonus für das ab Ende 2011 <strong>in</strong> Betrieb gegangene Biogas-BHKW beträgt im Mittel<br />
1:0,9 (Wärmeoutput/Stromoutput).<br />
CO2-<br />
CO2-<br />
Anlage<br />
Äquivalent<br />
Äquivalent<br />
nur thermi- g/kWh mit Strom-<br />
Bezeichnung Prozess Gemisdatensatz (Prozess) schen Anteil Strombonus bonus<br />
Nord Kessel nur Wärme - 232,1 0 232,1<br />
BHKW Nord KWK - 476,6 -551,7 -75,1<br />
BHKW OST AVS KWK - 417,1 -408,0 9,1<br />
BHKW Ost Deutz KWK - 441,6 -509,5 -67,9<br />
Ost nur Wärme -<br />
Biogas-Mais-BHKW-GM 500-DE-<br />
236,4 0 236,4<br />
Biogas-BHKW KWK 2010-th/en 5,0 -511,2 -506,2<br />
Tabelle 20: Spezifische CO2-Bilanz <strong>der</strong> Erzeugungskomponenten im Jahr 2011<br />
Somit ergeben sich für den e<strong>in</strong>gespeisten Wärmemix je kWh Fernwärme folgende CO2-<br />
Emissionswerte.<br />
CO2-Äquivalent Anteil 2011<br />
Bestandsanlagen<br />
<strong>in</strong> g/KWh 2011 <strong>in</strong> g/kWh<br />
Nord Kessel 232,1 19,6% 45,4<br />
BHKW Nord -75,1 16,7% -12,5<br />
BHKW OST AVS 9,1 - -<br />
BHKW Ost Deutz -67,9 29,8% -20,2<br />
Ost 236,4 33,9% 80,2<br />
100,0% 92,9<br />
Tabelle 21: CO2-Emission je kWh Fernwärme <strong>in</strong>s Netz e<strong>in</strong>gespeister Wärmemix<br />
nach E<strong>in</strong>zelkomponenten und Gesamt<br />
Für die Berechnung des spezifischen CO2-Emissionswertes für die beim Endverbraucher ankommende<br />
Endenergie (kWh/h) muss noch <strong>der</strong> leitungsbed<strong>in</strong>gte Übertragungsverlust (Netzverlust)<br />
mit berücksichtigt werden. Dieser betrug <strong>in</strong> den Jahren 2009-2011 im Durchschnitt 12%.<br />
4<br />
Angaben <strong>Halberstadt</strong>werke, Quelle: Aufstellung <strong>der</strong> CO2-Emissionen für den Emissionshandel, FutureCamp<br />
Hold<strong>in</strong>g GmbH München, 2011<br />
5<br />
nach Öko<strong>in</strong>stitut e.V.: Renewbility 2 Vorhaben <strong>Klimaschutz</strong>szenario<br />
37
Somit ergibt sich aus <strong>der</strong> Wärmeerzeugung, <strong>der</strong> Emissionsgutschrift aus dem KWK-Bonus und<br />
dem Netzverlust <strong>in</strong> 2011e<strong>in</strong> CO2-Emissionswert von<br />
104,2 g/kWh bzw. kg/MWh (CO2-Äquivalent), ohne Anteile Biogas<br />
Ab 2012 g<strong>in</strong>g auf dem Gelände des Heizwerkes Ost e<strong>in</strong>e Biogasanlage e<strong>in</strong>schließlich Biogas-<br />
BHKW <strong>in</strong> Betrieb. Somit ist ab dem Jahr 2012 e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> CO2-Bilanz – <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
vom Anteil <strong>der</strong> Wärme- und Stromerzeugung – wahrsche<strong>in</strong>lich. Hierzu müssen nach Abschluss<br />
e<strong>in</strong>es Betriebsjahres die jeweiligen Anteile aller Erzeugungsanlagen (e<strong>in</strong>schließlich Biogas-BHKW)<br />
am Gesamtwärmebedarf bestimmt werden. Auszugsweise lassen sich überschläglich<br />
folgende Annahmen abbilden:<br />
ab 2012: ca. 71,0 g/kWh bzw. kg/MWh (CO2-Äquivalent) bei 5% Biogas-Anteil<br />
am Gesamtwärmebedarf (Basis Wärmemenge 2011)<br />
ca. 37,0 g/kWh bzw. kg/MWh (CO2-Äquivalent) bei 10% Biogas-Anteil<br />
am Gesamtwärmebedarf (Basis Wärmemenge 2011)<br />
Die beson<strong>der</strong>s niedrigen spezifischen CO2-Emisionswerte ergeben sich <strong>zum</strong> e<strong>in</strong>en aus dem Anteil<br />
des regenerativen Energieträgers Biogas, <strong>zum</strong> an<strong>der</strong>en aus <strong>der</strong> berücksichtigten Stromgutschrift.<br />
Diese Stromgutschrift ist jedoch Schwankungen unterlegen und abhängig vom Anteil<br />
des regenerativ erzeugten Stromes des gesamten Strommarktes <strong>in</strong> Deutschland. Mit zunehmendem<br />
Anteil s<strong>in</strong>kt diese Stromgutschrift und kann somit wie<strong>der</strong>um zu e<strong>in</strong>er Erhöhung des<br />
spezifischen CO2-Wertes führen. Dies kann lokal jedoch durch den Anstieg des Anteils regenerativer<br />
Energieträger bei <strong>der</strong> Wärmeerzeugung kompensiert werden.<br />
Ohne KWK-Bonus würde <strong>der</strong> spezifische CO2-Wert aufgrund <strong>der</strong> entstehenden Mehrmengen<br />
(Netz- und Erzeugungsverluste) und ohne Biogasanteile bei 265 g je kWh Endenergie belaufen.<br />
Dezentrale Erdgasversorgung – spezifischer Emissionswert<br />
Das <strong>in</strong> den Kesseln zusätzlich verwendete Heizöl (Spitzenlast) wurde bei den Emissionsberechnungen<br />
nicht berücksichtigt, weil die Gesamtmenge im Vergleich <strong>zum</strong> Gas sehr ger<strong>in</strong>g ist. Der<br />
Anteil lag 2011 weit unter 1%.<br />
Folgende spezifische Emissionswerte werden für die Bilanzierung de CO2-Emission <strong>der</strong> dezentralen<br />
Erdgasversorgung zu Grunde gelegt:<br />
Erdgas 6<br />
7<br />
: 201,6 g/kWh Endenergie<br />
Strom : 568 g/kWh Endenergie<br />
Für die gesamtstädtische Betrachtungsebene wird auf die E<strong>in</strong>zelauswertung unterschiedlicher<br />
Wärmeerzeugungsanlagen verzichtet (Datengrundlage dafür ist nicht vorhanden). Die Erzeugung<br />
von Heizwärme und Warmwasser wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> folgenden Bilanzierung als (im Durchschnitt)<br />
e<strong>in</strong>heitlich unterstellt. Für den Prozessstrom (für den Betrieb und die Steuerung <strong>der</strong> Heizkessel<br />
und Warmwasserbereitungsanlagen) wird e<strong>in</strong> Anteil von jeweils 1% an <strong>der</strong> gesamten Ver-<br />
6 Quelle: Aufstellung <strong>der</strong> CO2-Emissionen für den Emissionshandel, FutureCamp Hold<strong>in</strong>g GmbH München, 2011<br />
7 nach Öko<strong>in</strong>stitut e.V.: Renewbility 2 Vorhaben <strong>Klimaschutz</strong>szenario<br />
38
auchsmenge Erdgas h<strong>in</strong>zugerechnet. Netzverluste s<strong>in</strong>d durch die Direktabnahme (Mengen<br />
s<strong>in</strong>d den Hauszählern entnommen) des Gases ebenso nicht relevant. Somit ist e<strong>in</strong>e Korrektur <strong>der</strong><br />
spezifischen Emissionswerte nicht vorgenommen worden.<br />
CO2-Bilanz<br />
Aus den ermittelten spezifischen Emissionswerten und den Verbrauchswerten <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelsektoren<br />
ergibt sich die folgende Energie- und CO2-Bilanz <strong>der</strong> Wärmeenergieversorgung <strong>in</strong> <strong>Halberstadt</strong>:<br />
E<strong>in</strong>zelsektoren<br />
Versorgungsart Wohnen A Mediz<strong>in</strong>,<br />
Gewerbe Sicherheit B<br />
Schulen, Kitas,<br />
öffentliche<br />
E<strong>in</strong>richtungen C Versorgung D<br />
Durchschn. Gesamtbedarf<br />
aller Sektoren -<br />
nach Versorgungsart<br />
Erdgas, 211.395 63.372 5.512 17.420 2.599 300.298 MWh<br />
dezentral 43.818 13.136 1.143 3.611 539 62.246 t CO2<br />
Fernwärme, 35.990 6.365 7.745 3.861 2.098 56.058 MWh<br />
zentral<br />
2.616 463 563 281 152 4.074 t CO2<br />
Summe MWh 247.385 69.737 13.257 21.281 4.697 356.355 MWh<br />
Summe t 46.434 13.598 1.705 3.891 691 66.320 t CO2<br />
Tabelle 22: Gesamtbilanz Energiebedarf und CO 2-Ausstoß im Bereich Wärmeversorgung von Gebäuden nach<br />
E<strong>in</strong>zelsektoren und Versorgungsart, Angaben nach Auswertung Verbrauchsdaten 2009 - 2011,<br />
klimabere<strong>in</strong>igt; Quelle: <strong>Halberstadt</strong>werke, Auswertung BTU<br />
Index zur Lesart:<br />
A = Alle Gebäude, die Wohnungen enthalten; B = größere E<strong>in</strong>zelstandorte zur mediz<strong>in</strong>ischen Versorgung und Pflege;<br />
C = alle größeren E<strong>in</strong>zelstandorte mit öffentlichen Funktionen, auch kommunale Ämter, Schulen, Kitas; D =<br />
größere E<strong>in</strong>zelhandelsstandorte (Supermärkte o.ä.) außerhalb <strong>der</strong> abgrenzbaren Gewerbegebiete<br />
39
5 Potentialanalyse zur M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des Energieverbrauchs und <strong>der</strong> CO2-<br />
Emissionen<br />
5.1 Gebäudeebene<br />
Baulich<br />
Die Potentiale zur M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des Energieverbrauches liegen aufgrund des bereits hohen Anteils<br />
mo<strong>der</strong>nisierter Gebäude im Bereich effizienter Gebäudetechnik bzw. Wärmeenergieerzeugung<br />
und Wärmerückgew<strong>in</strong>nung. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> größeren baulichen Anlagen, z.B. öffentlichen Gebäuden<br />
wie Schulen und Ämtern, können durch technische Verbesserungen große Mengen<br />
Energie und somit auch CO2 e<strong>in</strong>gespart werden. Durch Maßnahmen an Gebäudehüllen können<br />
weitere E<strong>in</strong>spareffekte erzielt werden.<br />
Durch Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen können, je nach heutigem Gebäudezustand, die Energieverbräuche<br />
wie folgt reduziert werden:<br />
− Nicht mo<strong>der</strong>nisierte Gebäude von -60% bis -75%<br />
− Teilmo<strong>der</strong>nisierte Gebäude von -15% bis -35%<br />
− Mo<strong>der</strong>nisierte Gebäude von -5% bis -20%<br />
Die E<strong>in</strong>sparpotentiale im Bestand s<strong>in</strong>d stark abhängig von den bereits durchgeführten baulichen<br />
und technischen Ertüchtigungen e<strong>in</strong>erseits und an<strong>der</strong>erseits von <strong>der</strong> sozial-ökonomischen Verträglichkeit<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei privaten Hausbesitzern.<br />
In <strong>der</strong> historischen Innenstadt kommen denkmalpflegerische Belange stärker zur Geltung. Hier<br />
s<strong>in</strong>d Maßnahmen im Bereich <strong>der</strong> Gebäudehülle weniger durchführbar. Hier muss stärker auf die<br />
technische Ertüchtigung und den E<strong>in</strong>satz erneuerbarer Energien (z.B. durch Versorgung aus dem<br />
Fernwärmenetz) gesetzt werden.<br />
Die Dynamik <strong>der</strong> Energiee<strong>in</strong>sparung wird im Zielszenario über die Mo<strong>der</strong>nisierungsrate def<strong>in</strong>iert.<br />
Diese liegt bei ca. 2% (Lebenszyklusmodell) im Bereich <strong>der</strong> Wohnungsunternehmen und <strong>der</strong><br />
privaten Wohngebäudebesitzer (Annahme). Im Bereich städtisch genutzter Liegenschaften liegt<br />
die Mo<strong>der</strong>nisierungsrate bei ca. 1%.<br />
Im Bereich von Neubebauungen gelten ohneh<strong>in</strong> die aktuellen Gesetzgebungen h<strong>in</strong>sichtlich des<br />
Energieverbrauches und des E<strong>in</strong>satzes erneuerbarer Energien. Somit wird auch die Reduktion<br />
des Ausstoßes von klimaschädlichen Gasen vom Gesetzgeber her vorgegeben.<br />
Technisch<br />
Der hydraulische Abgleich ist e<strong>in</strong> stark unterschätztes Potenzial zur Erhöhung <strong>der</strong> Energieeffizienz<br />
des Heizungssystems bei älteren Heizungssystemen.<br />
Dabei wird <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Heizungsanlage je<strong>der</strong> Heizkörper o<strong>der</strong> Heizkreis e<strong>in</strong>er Flächenheizung<br />
bei e<strong>in</strong>er festgelegten Vorlauftemperatur mit genau <strong>der</strong> Wärmemenge versorgt, die benötigt<br />
wird, um die für die e<strong>in</strong>zelnen Räume gewünschte Raumtemperatur zu erreichen. Dies führt<br />
40
zu e<strong>in</strong>er Optimierung des Anlagendruckes. Somit kann die Anlage mit e<strong>in</strong>er optimal niedrigen<br />
Volumenmenge betrieben werden. Hieraus resultieren u.a. niedrigere Energie- und Betriebskosten.<br />
Untersuchungen des Portals CO2-Onl<strong>in</strong>e 8<br />
zeigen, dass <strong>der</strong> Endenergiebedarf zur Beheizung<br />
durch den Abgleich um bis zu 6 % reduziert werden kann. Beispielrechnungen des o.g. Portals<br />
gehen von Amortisationszeiten von 3-5 Jahren aus. Bei Neubau von Heizungsanlagen ist <strong>der</strong><br />
hydraulische Abgleich seit 2004 vorgeschrieben. Die Kontrolle erfolgt durch e<strong>in</strong>e Erklärung des<br />
Installateurs.<br />
Im Untersuchungsgebiet ist die Maßnahme deshalb <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die Wohngebäude geeignet,<br />
die bis 2035 ke<strong>in</strong>e umfassende energetische Mo<strong>der</strong>nisierung erfahren werden.<br />
5.2 Versorgungs<strong>in</strong>frastruktur – Fernwärme<br />
Durch den E<strong>in</strong>satz von Fern- und Nahwärmesystemen auf <strong>der</strong> Basis von Kraft-Wärme-Kopplung<br />
können im Vergleich zur konventionellen Stromversorgung <strong>in</strong> Großkraftwerken und dezentralen<br />
Wärmeerzeugungsanlagen Effizienzverbesserungen erreicht werden.<br />
Die Effizienz <strong>der</strong> Fernwärmeversorgung ist u.a. vom Temperaturniveau des Übertragungsmediums<br />
sowie von <strong>der</strong> Spreizung <strong>der</strong> Temperaturen zwischen <strong>der</strong> Vorlauf- und <strong>der</strong> Rücklaufleitung<br />
abhängig.<br />
Die Vorlauftemperaturen werden primär durch die technische Auslegung <strong>der</strong> Anlage <strong>in</strong>cl. <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
den Gebäuden vorhandenen Heizungssysteme und <strong>der</strong>en Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen bestimmt.<br />
Zum Ausgleich saisonaler Schwankungen werden die Temperaturen im Netz „gleitend gefahren“.<br />
Das Temperaturniveau des Vorlaufes wird dem verr<strong>in</strong>gerten Verbrauch <strong>in</strong> den Sommermonaten<br />
(ke<strong>in</strong> Heizwärmebedarf, nur Warmwasserbereitung) angeglichen. Die Spielräume für<br />
e<strong>in</strong>e generelle Absenkung <strong>der</strong> Vorlauftemperaturen s<strong>in</strong>d begrenzt. Die im Netz vorzuhaltende<br />
Leistung wird maßgeblich durch „das letzte unsanierte Gebäude“ bestimmt. Mo<strong>der</strong>nisierungsbed<strong>in</strong>gte<br />
Absenkungen des Verbrauches e<strong>in</strong>zelner Gebäude wirken sich nicht bzw. kaum auf<br />
die Vorlauftemperaturen aus.<br />
Sofortige Effizienzverbesserungen können durch Maßnahmen erreicht werden, die auf e<strong>in</strong>e<br />
Temperaturabsenkung im Rücklauf <strong>der</strong> Fernwärmeleitungen abzielen. Hierzu wird <strong>der</strong> Wärmeüberträger<br />
im Gebäude regelungstechnisch angepasst. In <strong>der</strong> Folge wird das Heizungssystem<br />
mit niedrigeren Systemtemperaturen betrieben.<br />
Diese Überlegungen s<strong>in</strong>d nicht <strong>in</strong> jedem Gebäude umsetzbar. Ansatzpunkt bieten Gebäude, die<br />
e<strong>in</strong>e umfassende energetische Mo<strong>der</strong>nisierung erfahren werden und bei denen das vorhandene<br />
(wohnungs<strong>in</strong>terne) Heizungssystem <strong>in</strong>cl. <strong>der</strong> Heizkörperflächen erhalten bleibt o<strong>der</strong> <strong>in</strong>folge <strong>der</strong><br />
energetischen Sanierung auf Flächenheizungen, z. B. Fußbodenheizungen, umgestellt wird.<br />
8 http://www.co2onl<strong>in</strong>e.de/; co2onl<strong>in</strong>e gGmbH, Geme<strong>in</strong>nützige Beratungsgesellschaft, Berl<strong>in</strong><br />
41
Aufgrund des s<strong>in</strong>kenden Wärmebedarfes als Folge <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung s<strong>in</strong>kt die spezifisch pro<br />
Heizkörper abzugebende Wärmemenge und damit die notwendige Vorlauftemperatur. Der<br />
gleiche Effekt tritt bei <strong>der</strong> Umrüstung auf Flächenheizungen e<strong>in</strong>.<br />
Generell kann e<strong>in</strong>e Rücklauftemperaturabsenkung immer dort e<strong>in</strong>gesetzt werden, wo Flächenheizungen<br />
(im gesamten Heizkreis) e<strong>in</strong>gesetzt werden. Diese werden mit Vorlauftemperaturen<br />
bis 35 °C betrieben und können deshalb die Energie aus dem Rücklauf <strong>der</strong> Fernwärmeleitung<br />
verwerten.<br />
Im mit Fernwärme versorgten Innenstadtgebiet sollten diese Überlegungen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei<br />
Gebäuden die zukünftig energetisch mo<strong>der</strong>nisiert werden sollen, bei <strong>der</strong> Neubebauung von<br />
bisher brach liegenden Grundstücken (Nachverdichtung) und bei baulichen Neustrukturierungen<br />
(hier <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Quartier Kühl<strong>in</strong>ger Straße) vertiefend untersucht werden.<br />
Bei <strong>der</strong> Umstellung auf ger<strong>in</strong>gere Systemtemperaturen ist die Warmwasserbereitung mit zu betrachten<br />
und zu beachten, deshalb ist e<strong>in</strong>e Absenkung von unter 65°-70°C bei e<strong>in</strong>er fern- o<strong>der</strong><br />
nahwärmebasierten Warmwasserbereitung unrealistisch.<br />
Durch M<strong>in</strong><strong>der</strong>verbrauch und Effizienzverbesserungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Energieumwandlung (<strong>zum</strong> Beispiel<br />
höherer Anteil von Kraft-Wärme-Kopplung bei <strong>der</strong> Erzeugung) und Energieverteilung werden<br />
auch proportional CO2-E<strong>in</strong>sparungen generiert. Höhere E<strong>in</strong>sparungen können – unabhängig<br />
von <strong>der</strong> Energiee<strong>in</strong>sparung - durch e<strong>in</strong>en höheren Anteil regenerativer Energien (Biomasse, solare<br />
Energie) bei <strong>der</strong> Heizenergie- und Warmwasserbereitstellung, bei gleichzeitiger Reduktion<br />
fossiler Energieanteile, erzielt werden (siehe auch Kapitel 6.1 und 6.3).<br />
42
6 Ableitung von <strong>Klimaschutz</strong>zielen und E<strong>in</strong>zelmaßnahmen<br />
Um das Potential zur E<strong>in</strong>sparung von Energie und klimarelevanten Treibhausgasen abzuschätzen<br />
s<strong>in</strong>d Grundannahmen zu treffen, die e<strong>in</strong>en geeigneten Rahmen für die gezielte Entwicklung<br />
<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong> bilden. Hierbei gibt es unterschiedliche Zielkorridore (Szenarien), für die<br />
diese Grundannahmen auf den verschiedenen Ebenen <strong>der</strong> Gesamtstadt def<strong>in</strong>iert und <strong>in</strong>tegrativ<br />
auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung abgestimmt werden müssen.<br />
Szenarien<br />
Die Szenarien stellen e<strong>in</strong>e jeweilige Grundausrichtung mit e<strong>in</strong>em zu erreichenden bzw. angestrebten<br />
Ziel dar. Die Ausgestaltung <strong>der</strong> Szenarien erfolgt u.a. <strong>in</strong> Form von E<strong>in</strong>zelzielen auf den<br />
unterschiedlichen Ebenen <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung. Auf Basis <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelziele können dann auf den<br />
jeweiligen Ebenen Maßnahmen abgeleitet werden. Anhand <strong>der</strong> konkretisierten Ziele und E<strong>in</strong>zelmaßnahmen,<br />
z.B. auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> energetischen Versorgung und des Mo<strong>der</strong>nisierungsgrades<br />
von Gebäuden, können im Umkehrschluss die zu erwartenden E<strong>in</strong>sparpotentiale (Energie,<br />
Treibhausgas) abgeschätzt und als <strong>Klimaschutz</strong>ziel def<strong>in</strong>iert werden.<br />
In den Szenarien Referenzszenario, Effizienzszenario und <strong>Klimaschutz</strong>szenario werden Ziele <strong>in</strong><br />
den Bereichen Wohnen, Städtebauliche Struktur und Technische Infrastruktur vorgeschlagen<br />
und gegenüber gestellt. Über diese Ziele muss für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Umsetzung Konsens unter<br />
den Beteiligten Akteuren bestehen.<br />
Diese (Roh)Szenarien wurden als Diskussionsgrundlage e<strong>in</strong>gebracht und zwischen den am <strong>Klimaschutz</strong>konzept<br />
beteiligten Wohnungsunternehmen, <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung sowie dem Wärmeversorgungsunternehmen<br />
(u.a. am 12.12.2012 und 19.12.2012) abgestimmt. Im Ergebnis <strong>der</strong><br />
Szenariendiskussion wurde das Zielszenario def<strong>in</strong>iert, aus dem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nachgelagerten Schritt<br />
entsprechende E<strong>in</strong>zelmaßnahmen def<strong>in</strong>iert werden. Diese E<strong>in</strong>zelmaßnahmen verstehen sich als<br />
E<strong>in</strong>zelbauste<strong>in</strong>e, <strong>der</strong>en Umsetzung <strong>zum</strong> Erreichen <strong>der</strong> im Zielszenario def<strong>in</strong>ierten <strong>Klimaschutz</strong>ziele<br />
beisteuern. Zielszenario und E<strong>in</strong>zelmaßnahmen müssen im E<strong>in</strong>klang stehen und geben e<strong>in</strong>e<br />
selbst gewählte Handlungsweise für alle Beteiligten vor.<br />
Zielszenario und E<strong>in</strong>zelmaßnahmen stellen das Grundgerüst für das zu formulierende Energetische<br />
Leitbild <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong> dar.<br />
43
Abbildung 22: Prozess <strong>der</strong> Leitbild- und Zielszenarioentwicklung, eigene Darstellung<br />
Im Folgenden wird <strong>der</strong> Werdegang F<strong>in</strong>dung des Zielszenarios dokumentiert. Hierzu werden<br />
zunächst die drei Rohszenarien vorgestellt und im Anschluss das abgestimmte Zielszenario.<br />
Rohszenarien<br />
Im Referenzszenario werden die aktuellen Entwicklungstrends aller Sektoren fortgeschrieben.<br />
Grundlage für dieses Szenario bildet das aktuelle <strong>Stadt</strong>entwicklungskonzept und die dar<strong>in</strong> enthaltenen<br />
Ziele und E<strong>in</strong>zelmaßnahmen <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong>. Dieses wird aktuell überarbeitet<br />
und soll 2013 <strong>zum</strong> Beschluss im <strong>Stadt</strong>rat vorliegen (ISEK hbs25, Angaben complan, Potsdam).<br />
Somit müssen die im Rahmen dieses Konzeptes vorgeschlagenen Bedarfsziele daraufh<strong>in</strong> abgestimmt<br />
und ggf. noch angepasst werden.<br />
Das Effizienzszenario zielt <strong>zum</strong> E<strong>in</strong>en auf die Verbesserung/Optimierung <strong>der</strong> vorhandenen Systeme<br />
<strong>der</strong> Ver- und Entsorgung ab und <strong>zum</strong> An<strong>der</strong>en auf die E<strong>in</strong>sparung von Energie und den<br />
E<strong>in</strong>satz Erneuerbarer Energien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Versorgung. Hierbei steht jedoch die Kosten-Nutzen-<br />
Relevanz im Fokus <strong>der</strong> Umsetzbarkeit <strong>in</strong> den verschiedenen Sektoren bzw. durch die Akteure.<br />
Das <strong>Klimaschutz</strong>szenario be<strong>in</strong>haltet geeignete Ziele und Maßnahmen, die das Erreichen <strong>der</strong><br />
<strong>Klimaschutz</strong>ziele zu 100% erfüllen. Im Fokus stehen e<strong>in</strong>e hohe (Energie)Bedarfsreduktion und<br />
e<strong>in</strong> sehr hoher Anteil Erneuerbarer Energien (EE) an <strong>der</strong> Gesamtversorgung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong>.<br />
44
<strong>Klimaschutz</strong>szenario<br />
Maßnahmen, die die <strong>Klimaschutz</strong>ziele zu 100%<br />
erfüllen. Hohe Bedarfsreduktion und sehr hoher<br />
Anteil erneuerbarer Energien (EE).<br />
Effizienzszenario<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Effizienz vorhandener Systeme.<br />
E<strong>in</strong>sparung und EE-E<strong>in</strong>satz nach Kosten-Nutzen-<br />
Relevanz.<br />
Referenzszenario<br />
Entwicklungstrends aller Sektoren werden<br />
fortgeschrieben.<br />
Bereich Thema /<br />
Akteur<br />
EnEV 2012 (Bestand: KFW 115; Neubau:<br />
Kernstadt=KfW 55, Ortslage=Passivhaus)<br />
EnEV 2012 (Bestand: KFW 115; Neubau:<br />
Kernstadt=KfW 70, Ortslage=Passivhaus)<br />
Bedarfsziel aktuelle EnEV 2009<br />
energetische<br />
Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
Wohnen /<br />
Städtebau<br />
2%/a des <strong>der</strong>zeitigen Gebäudebestandes im<br />
zentralen <strong>Stadt</strong>bereich<br />
Nach Lebenszyklusmodel, mögl.<br />
Warmmietneutral<br />
WGU Nach Lebenszyklusmodel<br />
2%/a des <strong>der</strong>zeitigen privaten Gebäudebestandes<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtstadt<br />
Nach Lebenszyklusmodel, mögl.<br />
Warmmietneutral<br />
1%/a des <strong>der</strong>zeitigen privaten Gebäudebestandes<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtstadt (durchschn. Mod.-rate Bund)<br />
Private<br />
2%/a <strong>der</strong> städtischen Liegenschaften <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Gesamtstadt<br />
1%/a <strong>der</strong> städtischen Liegenschaften <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Gesamtstadt<br />
Neubau<br />
Wohnen/<br />
Städtebau<br />
Nur im zentralen <strong>Stadt</strong>gebiet.<br />
Standard: Passivhaus (< 15 kWh/m²a),<br />
bei höheren Wärmebedarfen 100% EE-Nutzung.<br />
Konzentration auf den Innenstadtbereich mit<br />
mehrgeschossigen Wohnungsbau und<br />
Mehrfamilienhäusern/ <strong>Stadt</strong>häusern<br />
ggf. Wohnungsversorgungskonzept <strong>Halberstadt</strong><br />
bzw. Wohnraumpotentiale gemäß ISEK "hbs25"<br />
<strong>in</strong> den Schwerpunktgebieten 1, 2, 3<br />
WGU und<br />
Private<br />
<strong>Stadt</strong>struktur<br />
Wohnen/<br />
Städtebau<br />
Tabelle 23: Szenarienbetrachtung im Bereich Wohnen / Städtebau<br />
Nach Lebenszyklusmodel<br />
<strong>Stadt</strong><br />
kompakte <strong>Stadt</strong>struktur im zentralen Bereich,<br />
Aufbau/ Erhalt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kaufs,- Dienstleistungs-<br />
Freizeitangebote <strong>in</strong> den Ortsteilen<br />
kompakte <strong>Stadt</strong>struktur, Verdichtung zentraler<br />
<strong>Stadt</strong>bereiche mit hoher Funktionsmischung,<br />
Vorrangige Entwicklung von Flächen mit guter<br />
ÖPNV-Anb<strong>in</strong>dung und Fernwärmeversorgung<br />
Ziele des ISEK (<strong>in</strong> Aufstellung) "hbs25":<br />
Konzentration <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung auf sog.<br />
"Prioritätsgebiete"<br />
<strong>Stadt</strong>struktur<br />
ke<strong>in</strong>e neuen Flächenausweisung für Neubau <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Gesamtstadt, nur Nachverdichtung bestehen<strong>der</strong><br />
Siedlungen im zentralen <strong>Stadt</strong>gebiet<br />
ke<strong>in</strong>e weitere Flächenausweisung für Neubau <strong>in</strong><br />
den Ortslagen, Siedlungserweiterungen im<br />
zentralen <strong>Stadt</strong>bereich nur an bestehenden Verund<br />
Entsorgungsnetzen möglich.<br />
Wohnraumversorgungskonzept,<br />
Gewerbeflächenentwicklungskonzept,<br />
E<strong>in</strong>zelhandles- und Zentrenentwicklungskonzept<br />
Baulandausweisung<br />
Hofbegrünung bei überwiegen<strong>der</strong> Wohnnutzung<br />
m<strong>in</strong>d. 80% im zentralen <strong>Stadt</strong>bereich<br />
Hofbegrünung bei überwiegen<strong>der</strong> Wohnnutzung<br />
m<strong>in</strong>d. 24% im zentralen <strong>Stadt</strong>bereich<br />
ke<strong>in</strong>e For<strong>der</strong>ungen<br />
Hofbegrünung<br />
(Freizeitnutzung<br />
und besseres<br />
Mikroklima)<br />
45<br />
wie Effizienzszenario und Ausweisung neuer<br />
Flächen für PV-Anlagen, Solarthermieanlagen<br />
und Kur<strong>zum</strong>triebsplantagen<br />
wie Referenzszenario und Nutzung vorhandener<br />
Ressourcen zur Biogasproduktion<br />
Trendausbau PV-Anlagen auf Dächern und<br />
geeigneten Flächen (Trend 2007-2010)<br />
Erneuerbare<br />
Energien im<br />
<strong>Stadt</strong>gebiet
<strong>Klimaschutz</strong>szenario<br />
Maßnahmen, die die <strong>Klimaschutz</strong>ziele zu 100%<br />
erfüllen.<br />
Hohe Bedarfsreduktion und sehr hoher Anteil<br />
erneuerbarer Energien (EE).<br />
Effizienzszenario<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Effizienz vorhandener Systeme.<br />
E<strong>in</strong>sparung und EE-E<strong>in</strong>satz nach Kosten-Nutzen-<br />
Relevanz.<br />
Bereich Thema Referenzszenario<br />
Entwicklungstrends aller Sektoren werden<br />
fortgeschrieben.<br />
Fernwärmeversorgung<br />
Technische<br />
Infrastruktur<br />
Höhere Bedarfsreduktion im Gebäudesektor -><br />
Effizienz und Wirtschaftlichkeit <strong>der</strong><br />
Fernwärmeversorgung geht zurück.<br />
Bedarfsrückgang durch Neuanschlüsse kompensieren<br />
(Neue FW-Quartiere Wohnen/ Gewerbe nach<br />
Eignung und Stabilität erschließen)<br />
Neuanschlüsse im zentralen <strong>Stadt</strong>bereich, auch<br />
Kompensierung von Bedarfsrückgang<br />
Strukturell<br />
Umbau ger<strong>in</strong>g ausgelasteter Fernwärmebereiche <strong>in</strong><br />
Nahwärme<strong>in</strong>seln o<strong>der</strong> weitere Dezentralisierung mit<br />
hohem EE-Anteil<br />
wie Referenz und Aufbau von Nahwärmesystemen<br />
<strong>in</strong> Ortslagen (außerhalb des Kernstadtgebietes) bei<br />
entsprechend hoher Wärmeabnahmedichte<br />
Entflechtung Fernwärme/- Gasversorgung im<br />
zentralen <strong>Stadt</strong>bereich,<br />
Durchführung von Netzoptimierungen<br />
Ergänzung mit weiteren Biogasanlagen, Solarthermieanlagen<br />
und saisonalen Wärmespeichern<br />
Wärmespeicher und Fernkälte zur optimierten<br />
Fahrweise des Heizkraftwerkes, anteilige Erzeugung<br />
<strong>der</strong> Fernwäme über Biogasanlage<br />
Anlagenoptimierung, Maßnahmen zur<br />
Effizienzsteigerung im Netz und Fahrweise<br />
(Netzverluste m<strong>in</strong>imieren)<br />
Anlagentechnik<br />
EE- Anteil bei <strong>der</strong> Fernwärmeversorgung auf<br />
Bundesziel von 14% EE-Anteil bis 2020 erhöhen.<br />
EE- Anteil bei <strong>der</strong> Fernwärmeversorgung auf 10%<br />
bis 2030 erhöhen<br />
Energieträger Erdgas / Biogas / (Erdöl)<br />
Gasversorgung<br />
Technische<br />
Infrastruktur<br />
Gasnetzerweiterung zur besseren Biogas- /<br />
Wasserstoffe<strong>in</strong>speisung und Nutzung <strong>in</strong> alle Ortsteile<br />
Netzoptimierung und Erhöhung <strong>der</strong> Netzdichte <strong>in</strong><br />
<strong>Stadt</strong>rand- und Ortslagen<br />
Tabelle 24: Szenarienbetrachtung im Bereich Technische Infrastruktur 1<br />
Strukturell Netzoptimierung und Erweiterung des Erdgasnetzes<br />
Anlagenaustausch: effiziente Anlagentechnik<br />
(Brennwert) und bis zu 50% EE-Nutzung (Biomasse,<br />
Solarthermie)<br />
Anlagenaustausch unter Beachtung von<br />
Effizienzsteigerung und Kosten: Brennwerttechnik<br />
und Ergänzung mit 30% EE-Anteil (Biomasse,<br />
Solarthermie)<br />
Anlagentechnik Anlagenerneuerung bei privaten Gebäuden (Trend)<br />
EE- Anteil bei <strong>der</strong> Erdgasversorgung auf Bundesziel<br />
14% EE-Anteil bis 2020 erhöhen.<br />
EE- Anteil am Erdgas als Biogas- / Wasserstoff auf<br />
5% bis 2030 erhöhen.<br />
Energieträger Erdgas, ger<strong>in</strong>ge Biogasanteile<br />
46
<strong>Klimaschutz</strong>szenario<br />
Maßnahmen, die die <strong>Klimaschutz</strong>ziele zu 100%<br />
erfüllen.<br />
Hohe Bedarfsreduktion und sehr hoher Anteil<br />
erneuerbarer Energien (EE).<br />
Effizienzszenario<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Effizienz vorhandener Systeme.<br />
E<strong>in</strong>sparung und EE-E<strong>in</strong>satz nach Kosten-Nutzen-<br />
Relevanz.<br />
Bereich Thema Referenzszenario<br />
Entwicklungstrends aller Sektoren werden<br />
fortgeschrieben.<br />
Erneuerbare<br />
Energieträger<br />
Technische<br />
Infrastruktur<br />
Erhöhung <strong>der</strong> Biogas/ Wasserstoffanteils auf 14%<br />
För<strong>der</strong>ung von Biogasanlagen <strong>in</strong> den Ortslagen<br />
Erhöhte Biogase<strong>in</strong>speisung <strong>in</strong>s Gasnetz<br />
Nutzung von Grünschnitt und Bioabfällen zur<br />
Biogasproduktion, Lastmanagement mit Biogas-<br />
BHKWs<br />
Biogaserzeugung <strong>in</strong> zentraler FW-Anlage <strong>der</strong><br />
<strong>Stadt</strong>werke.<br />
Biogas<br />
Ergänzung <strong>der</strong> Nahwärmeversorgung mit Biomassekessel,<br />
Errichtung von Kur<strong>zum</strong>triebsplantagen im<br />
<strong>Stadt</strong>gebiet zur Biomasse/ Biogasherstellung.<br />
Nutzung <strong>in</strong> privaten Wohngebäuden <strong>in</strong><br />
Ortsrandlagen, Aufforstung von <strong>Stadt</strong>wald als CO2- Speicher.<br />
Nutzung <strong>in</strong> privaten Wohngebäuden (Pellets,<br />
Holzhackschnitzel)<br />
Biomasse<br />
Großflächige Nutzung mit saisonalen Wärmespeicher<br />
zur Unterstützung von Nahwärmenetzen.<br />
Erhöhung <strong>der</strong> Nutzung <strong>in</strong> erdgasversorgten<br />
<strong>Stadt</strong>gebieten.<br />
Als Heizungsergänzung außerhalb des<br />
Klimasatzungsgebietes.<br />
Solarthermie<br />
Ergänzung im gesamten <strong>Stadt</strong>gebiet zur<br />
Unterstützung des Lastmanagements, ggf. auch<br />
Großanlagen und Gaswärmepumpen.<br />
Ergänzung im nicht fernwärmeversorgten<br />
<strong>Stadt</strong>gebieten zur Unterstützung des<br />
Lastmanagements.<br />
Überwiegend zur Heizung <strong>in</strong> Neubauten und<br />
Passivhäusern, außerhalb des FW-Satzungsgebietes.<br />
Geothermie/<br />
Wärmepumpen<br />
Tabelle 25: Szenarienbetrachtung im Bereich Technische Infrastruktur 2<br />
Nutzung aller möglichen Dach- und Freiflächen,<br />
Anpassung des Stromnetzes.<br />
gleich wie Referenzszenario<br />
Trendausbau PV-Anlagen auf Dächern und<br />
geeigneten Flächen (Trend 2007-2010)<br />
Photovoltaik<br />
Gleich Effizienzszenario und Beteiligung an an<strong>der</strong>en<br />
W<strong>in</strong>denergieanlagen außerhalb des <strong>Stadt</strong>gebietes.<br />
W<strong>in</strong>denergie W<strong>in</strong>denergie spielt untergeordnete Rolle ggfs. Nutzung weiterer W<strong>in</strong>denergiepotentiale<br />
47
6.1 Zielszenario und E<strong>in</strong>zelmaßnahmen<br />
Auf <strong>der</strong> Basis des Zielszenarios erfolgten unter Berücksichtigung <strong>der</strong> voraussichtlichen <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
(<strong>Stadt</strong>umbau) jeweils Abschätzungen <strong>der</strong> dann wahrsche<strong>in</strong>lichen Entwicklung <strong>der</strong><br />
Wärmedichten und e<strong>in</strong>e entsprechende Ableitung von geeigneten Versorgungssystemen.<br />
Diese E<strong>in</strong>schätzung ist wichtig, um e<strong>in</strong>e Basis für zielführende Entscheidungsprozesse für die<br />
kommenden Jahre zu ermöglichen. E<strong>in</strong>e langfristige Abschätzung tragfähiger dezentraler, semizentraler<br />
o<strong>der</strong> zentraler Wärmeversorgungslösungen entsteht nur vor dem H<strong>in</strong>tergrund zukünftiger<br />
(stabiler) Wärmedichten. In diesem Zusammenhang s<strong>in</strong>d die möglichen Sanierungsraten an<br />
den Gebäuden ebenso wichtig, wie die Leerstandsentwicklung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e ggf. notwendige/s<strong>in</strong>nvolle<br />
Rückbaustrategie.<br />
Die nun folgenden Übersichten zeigen die zwischen <strong>Stadt</strong>verwaltung, Wohnungsgesellschaft<br />
HaWoGe und den <strong>Halberstadt</strong>werken abgestimmten E<strong>in</strong>zelziele und daraus ableitbaren möglichen<br />
E<strong>in</strong>zelmaßnahmen.<br />
Die Umsetzung (Verantwortlichkeiten, Zeitraum <strong>der</strong> Umsetzung) <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelmaßnahmen <strong>in</strong> den<br />
kommenden Jahren steht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verantwortung aller <strong>in</strong> <strong>Halberstadt</strong> wirkenden Institutionen,<br />
Wohnungsunternehmen, Verwaltungsebenen und wirtschaftlich tätiger Unternehmen. Hierzu<br />
sollte e<strong>in</strong>e weiterführende Abstimmung zwischen den Beteiligten erfolgen.<br />
Die Maßnahmenübersicht ist nicht als abschließend zu betrachten. Vielmehr s<strong>in</strong>d Ergänzungen,<br />
die den E<strong>in</strong>zelzielen des Zielszenarios för<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d möglich und ausdrücklich erwünscht.<br />
Hierzu sollte <strong>der</strong> Diskussionsprozess im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Weiterentwicklung des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes<br />
fortgeführt werden.<br />
48
Akteure Bemerkungen<br />
Mögliche Maßnahmen<br />
(e<strong>in</strong>zelne Vorschläge, die als Diskussionsgrundlage<br />
und nicht als verb<strong>in</strong>dliche Vorgabe<br />
zu verstehen s<strong>in</strong>d!)<br />
Maßnahmenkürzel<br />
aus<br />
Szenario<br />
Bereich Thema /<br />
Akteur Zielszenario<br />
2030<br />
WS<br />
EnEV 2009 bzw. aktuell gültige<br />
Gesetzesvorgabe<br />
energetische<br />
Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
Wohnen /<br />
Städtebau<br />
HaWoGe, ggf.<br />
auch an<strong>der</strong>e<br />
WGU´s<br />
Bisherige Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen<br />
werden fortgeführt. Je nach Lage und<br />
erreichbarer Kaltmiete ist <strong>der</strong> Kosten/Nutzen-<br />
Aspekt für erhöhte Wärmedämmstandards<br />
und regenerativer Dämmstoffe zu prüfen<br />
Effizienz WS 01<br />
Nach Lebenszyklusmodel, mögl.<br />
Warmmietneutral<br />
WGU<br />
Den Mo<strong>der</strong>nisierungsstandard<br />
regeln die jeweils gültigen Gesetze<br />
und Verordnungen.<br />
Es gilt das Wirtschaftlichkeitsgebot des<br />
EnEG: Die Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen<br />
müssen nach dem Stand <strong>der</strong> Technik<br />
erfüllbar und wirtschaftlich se<strong>in</strong>. Dies<br />
bedeutet, dass generell die erfor<strong>der</strong>lichen<br />
zusätzlichen Aufwendungen <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> üblichen Nutzungsdauer durch die<br />
e<strong>in</strong>tretenden E<strong>in</strong>sparungen erwirtschaftet<br />
werden können.<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke,<br />
Energieberater<br />
Information privater Gebäudeeigentümer<br />
über Kosten und Nutzen von Mo<strong>der</strong>nisierungsmaßnahmen,<br />
Beratungs- und För<strong>der</strong>möglichkeiten<br />
(Gebäudemo<strong>der</strong>nisierung,<br />
E<strong>in</strong>satz regenerativer Energien, Nutzung<br />
bestehen<strong>der</strong> Systeme) abhängig von<br />
<strong>Stadt</strong>teil, Ortslage und den dort festgelegten<br />
Versorgungsstrategien.<br />
Effizienz WS 02<br />
Nach Lebenszyklusmodel, mögl.<br />
Warmmietneutral<br />
Private<br />
Je nach F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten und<br />
För<strong>der</strong>programmen s<strong>in</strong>d jährlich 1% <strong>der</strong><br />
städtischen (genutzten) unsanierten Liegen-<br />
WS 03 schaften entsprechend <strong>der</strong> jeweils gültigen<br />
Gesetzesvorgabe zu sanieren, m<strong>in</strong>destens<br />
Effizienz jedoch nach EnEV 2009 Standard. Bei Neu- <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
baumaßnahmen gilt <strong>der</strong> Passivhausstandard<br />
Mo<strong>der</strong>nisierung: nach EnEV 2009 bzw.<br />
aktueller Gesetzgebung,<br />
1% <strong>der</strong> städtischen genutzten<br />
Liegenschaften<br />
Richtl<strong>in</strong>ie zur För<strong>der</strong>ung von<br />
<strong>Klimaschutz</strong>projekten<br />
Prüfung des E<strong>in</strong>baus hocheffizienter LED-<br />
Beleuchtung <strong>in</strong> kommunalen Liegenschaften<br />
WS 04<br />
Richtl<strong>in</strong>ie zur För<strong>der</strong>ung von<br />
<strong>Klimaschutz</strong>projekten<br />
Prüfung des E<strong>in</strong>baus lüftungstechnischer<br />
Anlagen <strong>in</strong> kommunalen Liegenschaften<br />
Tabelle 26: Zielszenario und mögliche E<strong>in</strong>zelmaßnahmen im Bereich Wohnen / Städtebau 1<br />
<strong>Stadt</strong><br />
Bei Neubau: Passivhausstandard<br />
WS 05<br />
Neubau Neubau: Passivhausstandard, WS<br />
Wohnen/<br />
Städtebau<br />
E<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung von bestehenden<br />
formellen Planungen sollte entsprechend<br />
Aufwand / Nutzen abgewogen werden<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
Beachtung bei Än<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Neuaufstellungen<br />
von formellen und <strong>in</strong>formellen<br />
Bauleitplanungen.<br />
WS 06<br />
49<br />
Die Maßnahmen mit Informations- und<br />
Beratungsangeboten <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Themenbereiche sollten aus Kostengründen<br />
zusammengeführt werden.<br />
Effizienz<br />
Konzentration auf den Innenstadtbereich mit<br />
mehrgeschossigen Wohnungsbau und<br />
Mehrfamilienhäusern/ <strong>Stadt</strong>häusern<br />
WGU und<br />
Private<br />
Bauf<strong>in</strong>anzierer,<br />
Sparkasse,<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke<br />
Beratung von privaten Bauherren zu Neubaustandards<br />
und Energieversorgungsoptionen <strong>in</strong><br />
den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Stadt</strong>gebieten<br />
WS 07
Akteure Bemerkungen<br />
Mögliche Maßnahmen<br />
(e<strong>in</strong>zelne Vorschläge, die als Diskussionsgrundlage<br />
und nicht als verb<strong>in</strong>dliche Vorgabe<br />
zu verstehen s<strong>in</strong>d!)<br />
Maßnahmenkürzel<br />
aus<br />
Szenario<br />
Bereich Thema /<br />
Akteur Zielszenario<br />
2030<br />
<strong>Stadt</strong>struktur <strong>Stadt</strong>struktur WS<br />
Wohnen/<br />
Städtebau<br />
Beachtung bei Än<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong><br />
Neuaufstellungen von formellen<br />
und <strong>in</strong>formellen Bauleitplanungen.<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
konsequente Fortsetzung des <strong>Stadt</strong>umbauund<br />
Entwicklungsprozesses mit dem Ziel<br />
e<strong>in</strong>er kompakten, funktionsgemischten <strong>Stadt</strong>,<br />
Umsetzung <strong>der</strong> Zielsetzungen des ISEK hbs25<br />
WS 08<br />
Referenz<br />
+<br />
Effizienz<br />
+<br />
Klima<br />
gemäß ISEK: Konzentration <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
auf "Prioritätsgebiete", kompakte <strong>Stadt</strong>struktur,<br />
Verdichtung zentraler <strong>Stadt</strong>bereiche<br />
mit hoher Funktionsmischung, vorrangige<br />
Entwicklung von Flächen mit guter ÖPNV-<br />
Anb<strong>in</strong>dung und Fernwärmeversorgung,<br />
Aufbau / Erhalt <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kaufs,- Dienstleistungsund<br />
Freizeitangebote <strong>in</strong> den Ortsteilen,<br />
<strong>Stadt</strong>struktur<br />
Aufwand / Nutzen-Verhältnis ist<br />
für Anpassungen o<strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ungen<br />
bestehen<strong>der</strong> Ausweisungen zu<br />
berücksichtigen.<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
Grundlage s<strong>in</strong>d Maßnahmen und Planungen<br />
<strong>in</strong> folgenden Konzepten: Wohnraumentwicklungskonzept,<br />
Gewerbeflächenkonzept,<br />
E<strong>in</strong>zelhandels- und Zentrenentwicklungskonzept.<br />
Bestehende Baulandausweisungen<br />
s<strong>in</strong>d entsprechend zu prüfen.<br />
Effizienz WS 09<br />
ke<strong>in</strong>e weitere Flächenausweisung für Neubau<br />
<strong>in</strong> den Ortslagen, Siedlungserweiterungen im<br />
zentralen <strong>Stadt</strong>bereich nur an bestehenden<br />
Ver- und Entsorgungsnetzen möglich.<br />
Baulandausweisung<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
Berücksichtigung beim<br />
<strong>Stadt</strong>entwicklungskonzept<br />
Effizienz WS 10<br />
Hofbegrünung bei überwiegen<strong>der</strong><br />
Wohnnutzung m<strong>in</strong>d. 24% im zentralen<br />
<strong>Stadt</strong>bereich<br />
Hofbegrünung<br />
(Freizeitnutzung<br />
und besseres<br />
Mikroklima)<br />
Zuständigkeit, Kosten / Nutzen-<br />
Verhältnis ist zu prüfen, ggf. regeln<br />
die aktuellen För<strong>der</strong>programme<br />
den Ausbau<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
Weiterführung des Dachflächenkatasters<br />
für die Photovoltaiknutzung.<br />
Tabelle 27: Zielszenario und mögliche E<strong>in</strong>zelmaßnahmen im Bereich Wohnen / Städtebau 2<br />
WS 11<br />
Effizienz<br />
Erneuerbare<br />
Energien im<br />
<strong>Stadt</strong>gebiet<br />
Die Flächenausweisung sollte nicht<br />
zu Lasten von Flächen für die<br />
Nahrungsmittelproduktion erfolgen<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
Prüfung geeigneter Flächen für den Anbau<br />
nachwachsen<strong>der</strong> Rohstoffe zur Biogas- o<strong>der</strong><br />
Biomasseproduktion<br />
WS 12<br />
Trendausbau PV-Anlagen und Solarthermieanlagen<br />
auf Dächern (<strong>in</strong> Altstadt straßenseitig<br />
ausgeschlossen) und geeigneten Freiflächen;<br />
Erschließung vorhandener geeigneter Biomasseproduktionsflächen<br />
zur Biogaserzeugung<br />
50
Akteure Bemerkungen<br />
Mögliche Maßnahmen<br />
(e<strong>in</strong>zelne Vorschläge, die als Diskussionsgrundlage<br />
und nicht als verb<strong>in</strong>dliche Vorgabe<br />
zu verstehen s<strong>in</strong>d!)<br />
Maßnahmenkürzel<br />
aus<br />
Szenario<br />
Bereich Thema /<br />
Akteur Zielszenario<br />
2030<br />
Fernwärmeversorgung E<br />
FW-Versorgung<br />
Technische<br />
Infrastruktur<br />
Market<strong>in</strong>g- und Angebotsstrategien im FW-<br />
Versorgungsgebiet im zentralen <strong>Stadt</strong>bereich<br />
entwickeln, um Neuanschlüsse<br />
(Nachverdichtung) zu generieren.<br />
E 1<br />
Erhöht die Temperaturspreizung zwischen<br />
Vor- und Rücklauf und damit die Effizienz<br />
des HKW.<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke<br />
Anschluss von Gebäuden mit nie<strong>der</strong>kalorischen<br />
Heizsystemem (meist Neubauten)<br />
an den Rücklauf des Fernwärmenetzes.<br />
E 2<br />
Effizienz<br />
Bedarfsrückgang durch Neuanschlüsse im<br />
bestehenden Versorgungsgebiet kompensieren.<br />
Neue FW-Quartiere Wohnen nach<br />
Eignung und Stabilität erschließen.<br />
Strukturell<br />
Entsprechend prognostizierter Wärmedichten<br />
und unter Beachtung <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Leistungskapazitäten bzw. Auslastung <strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>zelnen Versorgungsstränge<br />
Prüfung von Netzerweiterungen <strong>in</strong> langfristig<br />
stabile Quartiere entsprechend <strong>der</strong> Bedarfsreduktion<br />
im <strong>der</strong>zeitigen Fernwärmeversorgungsgebiet.<br />
E 3<br />
Durch die Erweiterung des Klimasatzungsgebietes<br />
wird die Entflechtung rechtlich<br />
Prüfung des Klimasatzungsgebietes im<br />
zentralen <strong>Stadt</strong>bereich<br />
E 4<br />
geregelt.<br />
ggf. als Ergänzung <strong>der</strong> bestehenden<br />
Klimasatzung.<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung,<strong>Halberstadt</strong>werke<br />
Prüfung von Möglichkeiten zur<br />
Fernkälteversorgung<br />
E 5<br />
Referenz<br />
+<br />
Effizienz<br />
Effizienzverbesserung <strong>der</strong> örtlichen<br />
Wärmeversorgung<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke<br />
Machbarkeitsprüfung <strong>zum</strong> Ausbau von Nahwärmesystemen<br />
mit hohem Anteil erneuerbarer<br />
Energien außerhalb des Fernwärmeversorgungsgebietes<br />
im zentralen <strong>Stadt</strong>bereich<br />
und <strong>in</strong> den Ortslagen<br />
E 6<br />
Entflechtung Fernwärme- / Gasversorgung im<br />
zentralen <strong>Stadt</strong>bereich, Durchführung von<br />
Netzoptimierungen<br />
+<br />
Aufbau von Nahwärmesystemen <strong>in</strong> Ortslagen<br />
(außerhalb des Kernstadtgebietes) bei<br />
entsprechend hoher Wärmeabnahmedichte<br />
Tabelle 28: Zielszenario im Bereich Technische Infrastruktur / Wärmeversorgung 1<br />
zur Verr<strong>in</strong>gerung von Wärmeverlusten<br />
Durchführung von Netzoptimierungen im<br />
Bestandsnetz zur Verr<strong>in</strong>gerung von Wärme-<br />
E 7<br />
verlusten<br />
Zur Effizienzssteigerung <strong>der</strong> Heizkraftwerke<br />
bei <strong>der</strong> Stromproduktion <strong>in</strong> Zeiten ger<strong>in</strong>ger<br />
Wärmeabnahme, vorerst Prüfung vorhandener<br />
Abnahmekapazitäten (Fernkälte) bei<br />
Großverbrauchern wie Kl<strong>in</strong>ikum, Halberstädter<br />
Würstchen-Werken, (Kühlhäuser?), etc.<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke<br />
Prüfung des E<strong>in</strong>satzes von Großwärmespeichern<br />
<strong>in</strong> den Heizkraftwerken<br />
E 8<br />
Effizienz<br />
Wärmespeicher und Fernkälte zur optimierten<br />
Fahrweise des Heizkraftwerkes, anteilige<br />
Erzeugung <strong>der</strong> Fernwäme über Biogasanlage<br />
Anlagentechnik<br />
Market<strong>in</strong>g- und Angebotsstrategien <strong>zum</strong><br />
Aufbau e<strong>in</strong>es Fernkälteangebotes<br />
E 9<br />
51<br />
bspw. Erhöhung Biogasanteile, E<strong>in</strong>satz<br />
Biomasse aus den <strong>Stadt</strong>forsten<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke<br />
Prüfung <strong>der</strong> technischen und wirtschaftlichen<br />
Möglichkeiten zur Erhöhung des bisherigen<br />
Anteiles an erneuerbaren Energien bei <strong>der</strong><br />
Wärmeerzeugung <strong>in</strong> den <strong>der</strong>zeitigen HKW´s<br />
Effizienz E 10<br />
EE- Anteil bei <strong>der</strong> Fernwärmeversorgung auf<br />
10% bis 2030 erhöhen<br />
Energieträger
Akteure Bemerkungen<br />
Mögliche Maßnahmen<br />
(e<strong>in</strong>zelne Vorschläge, die als Diskussionsgrundlage<br />
und nicht als verb<strong>in</strong>dliche Vorgabe<br />
zu verstehen s<strong>in</strong>d!)<br />
Maßnahmenkürzel<br />
aus<br />
Szenario<br />
Bereich Thema /<br />
Akteur Zielszenario<br />
2030<br />
Gasversorgung Gasversorgung E<br />
Technische<br />
Infrastruktur<br />
ggf. Erweiterung des Gasanschlusses<br />
<strong>zum</strong> Zwecke e<strong>in</strong>er Quartiers-<br />
Nahwärmelösung auf BHKW-Basis<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke<br />
Neukundengew<strong>in</strong>nung entlang<br />
bestehen<strong>der</strong> Gasleitungen<br />
Effizienz E 11<br />
Netzoptimierung und Erhöhung <strong>der</strong><br />
Netzdichte <strong>in</strong> <strong>Stadt</strong>rand- und Ortslagen<br />
Strukturell<br />
Die Maßnahmen mit Informations- und<br />
Beratungsangeboten <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Themenbereiche sollten aus<br />
Kostengründen zusammengeführt<br />
werden.<br />
Energieberater,<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke,Handwerkskammer<br />
Beratungsangebot <strong>zum</strong> Heizungsanlagenwechsel<br />
für private Gebäudeeigentümer<br />
E 12<br />
Die Maßnahmen mit Informations- und<br />
Beratungsangeboten <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Themenbereiche sollten aus<br />
Kostengründen zusammengeführt<br />
werden.<br />
Energieberater,<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke,Handwerkskammer<br />
Informationsangebote zur Nutzung von Solarthermie-/<br />
Biomasseanlagen außerhalb des<br />
FW-Versorgungsgebietes und potentiellen<br />
FW-Erweiterungsgebieten<br />
E 13<br />
Anlagenaustausch unter Beachtung von<br />
Effizienzsteigerung und Kosten:<br />
Brennwerttechnik und Ergänzung mit 30%<br />
EE-Anteil (Biomasse, Solarthermie)<br />
E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Konzept könnte die Bereitstellung<br />
von Solarthermieanlage durch<br />
die HSW und <strong>der</strong> Verkauf <strong>der</strong> Solarwärme<br />
an den Nutzer se<strong>in</strong><br />
(Contract<strong>in</strong>gmodell)<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke<br />
Entwicklung e<strong>in</strong>es Angebotes für<br />
Privatkunden <strong>zum</strong> E<strong>in</strong>satz von Solarthermie-/<br />
Biomasseanlagen, z.B. Zuschuss zur Anlage <strong>in</strong><br />
ausgewiesenen <strong>Stadt</strong>teilen und/o<strong>der</strong> Erdgasson<strong>der</strong>tarife<br />
<strong>der</strong> <strong>Halberstadt</strong>werke mit<br />
zeitlicher B<strong>in</strong>dung<br />
Tabelle 29: Zielszenario im Bereich Technische Infrastruktur / Wärmeversorgung 2<br />
Effizienz<br />
Anlagentechnik<br />
E 14<br />
abhängig von För<strong>der</strong>programmen<br />
und Forschungskooperationen<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke<br />
Prüfung von Möglichkeiten von Biogas als<br />
Kraftstoff<br />
Effizienz E 15<br />
EE- Anteil am Erdgas als Biogas- /<br />
Wasserstoff auf 5% bis 2030 erhöhen.<br />
Energieträger<br />
52
Akteure Bemerkungen<br />
Mögliche Maßnahmen<br />
(e<strong>in</strong>zelne Vorschläge, die als Diskussionsgrundlage<br />
und nicht als verb<strong>in</strong>dliche Vorgabe<br />
zu verstehen s<strong>in</strong>d!)<br />
Maßnahmenkürzel<br />
aus<br />
Szenario<br />
Bereich Thema /<br />
Akteur Zielszenario<br />
2030<br />
Erneuerbare Energieträger E<br />
Erneuerbare<br />
Energieträger<br />
Technische<br />
Infrastruktur<br />
Unter Beachtung <strong>der</strong> örtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen:<br />
Biomasseaufkommen im<br />
<strong>Stadt</strong>gebiet, För<strong>der</strong>programme, ggf.<br />
Eigenbedarf<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke,<br />
Abwassergesellschaft,<br />
weitere<br />
lokale Partner<br />
Ausbau bestehen<strong>der</strong> und/o<strong>der</strong> Betrieb<br />
weiterer Biogasanlagen zur E<strong>in</strong>speisung von<br />
Biogas <strong>in</strong> das örtliche Gasnetz<br />
E 16<br />
Je nach Auslaufen bestehen<strong>der</strong> Verträge<br />
sollte h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Versorgungssicherheit<br />
die energetische Nutzung des<br />
Grünschnitts <strong>in</strong> neuen Verträgen geregelt<br />
werden. E<strong>in</strong>e regionale Nutzung ist<br />
anzustreben.<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke,<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung,<br />
WGUs,<br />
Abwassergesellschaft<br />
Prüfung und Verwendung von Grünschnitt<br />
von öffentlichen (städtischen) Flächen, Freiflächen<br />
<strong>der</strong> Wohnungsgesellschaften, <strong>der</strong><br />
<strong>Stadt</strong>forst, privaten Bioabfällen und ggf. Klärschlamm<br />
(aus <strong>der</strong> Kläranlage) zur energetischen<br />
Verwertung <strong>in</strong> den Biogasanlagen.<br />
E 17<br />
Erhöhte Biogase<strong>in</strong>speisung <strong>in</strong>s Gasnetz<br />
Nutzung von Grünschnitt und Bioabfällen<br />
zur Biogasproduktion, Lastmanagement<br />
mit Biogas- BHKWs<br />
Prüfung vorhandener Potentiale (E<strong>in</strong>speisung<br />
nach EEG) und Beratung von<br />
BHKW-Eigentümern, Beachtung aktueller<br />
För<strong>der</strong>bed<strong>in</strong>gungen des Bundes<br />
(im EEG 2012 Managementprämie,<br />
Direktvermarktung)<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke,<br />
lokale Partner<br />
Nutzung vorhandener Biogas-BHKW´s <strong>zum</strong><br />
Lastmanagement im Stromversorgungsnetz<br />
(auch Speicherung), z.B. über Marktprämienmodell<br />
(z.B. Flexibilitätsprämie EEG 2012)<br />
E 18<br />
Die Maßnahmen mit Informations- und<br />
Beratungsangeboten <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Themenbereiche sollten aus Kostengründen<br />
zusammengeführt werden.<br />
Energieberater,<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke,<br />
Handwerkskammer<br />
Informationskampagne zur Nutzung von Biomasse<br />
als Energieträger <strong>in</strong> Wohngebäuden<br />
außerhalb bestehen<strong>der</strong> Fernwärmeversorgungs-<br />
und potentieller Erweiterungsgebiete<br />
(Ortstrandlagen, Innenstadtrandlagen)<br />
Tabelle 30: Zielszenario im Bereich Technische Infrastruktur / Wärmeversorgung 3<br />
Effizienz<br />
Biogas<br />
E 19<br />
Effizienz<br />
Nutzung <strong>in</strong> privaten Wohngebäuden <strong>in</strong><br />
Ortsrandlagen, Aufforstung von <strong>Stadt</strong>wald<br />
als CO2-Speicher. Biomasse<br />
ggf. bei größeren Flächen als<br />
Kur<strong>zum</strong>triebsplantagen<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
Prüfung von Freiflächen zur Bepflanzung mit<br />
Bäumen im gesamten <strong>Stadt</strong>gebiet<br />
E 20<br />
53
Akteure Bemerkungen<br />
Mögliche Maßnahmen<br />
(e<strong>in</strong>zelne Vorschläge, die als Diskussionsgrundlage<br />
und nicht als verb<strong>in</strong>dliche Vorgabe<br />
zu verstehen s<strong>in</strong>d!)<br />
Maßnahmenkürzel<br />
aus<br />
Szenario<br />
Bereich Thema /<br />
Akteur Zielszenario<br />
2030<br />
Erneuerbare Energieträger<br />
Erneuerbare<br />
Energieträger<br />
Technische<br />
Infrastruktur<br />
Die Maßnahmen mit Informations- und<br />
Beratungsangeboten <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Themenbereiche sollten aus Kostengründen<br />
zusammengeführt werden.<br />
Energieberater,<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke,<br />
Handwerkskammer<br />
Informationsangebote zur Nutzung von<br />
Solarthermie-/ außerhalb des FW-<br />
Versorgungsgebietes und potentiellen FW-<br />
Erweiterungsgebieten<br />
Effizienz E 21<br />
Erhöhung <strong>der</strong> Nutzung <strong>in</strong> erdgasversorgten<br />
<strong>Stadt</strong>gebieten.<br />
Solarthermie<br />
Ziel ist die Verbesserung des<br />
Lastmanagements<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke<br />
Entwicklung e<strong>in</strong>es Angebotes für Privatkunden<br />
(Wärmepumpe + Wärmespeicher +<br />
WP-Stromtarif mit Vorteils-Konditionen unter<br />
Voraussetzung <strong>der</strong> externen Regelbarkeit)<br />
Effizienz E 22<br />
Ergänzung im nicht fernwärmeversorgten<br />
<strong>Stadt</strong>gebieten zur Unterstützung des<br />
Lastmanagements.<br />
Geothermie/<br />
Wärmepumpen<br />
um Maßnahmen <strong>zum</strong> Netzausbau zu<br />
m<strong>in</strong>imieren, s<strong>in</strong>d größere EEG-Anlagen,<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Flächenausweisungen für<br />
PV-Anlagen, mit den Netzbetreibern<br />
abzustimmen<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung,<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke,<br />
Stromversorger<br />
Abstimmung von neuen EEG-Strome<strong>in</strong>speiseanlagen<br />
entsprechend <strong>der</strong> bestehenden Netzkapazitäten<br />
im <strong>Stadt</strong>gebiet v. <strong>Halberstadt</strong>.<br />
Effizienz E 23<br />
Trendausbau PV-Anlagen auf Dächern und<br />
geeigneten Flächen (Trend 2007-2011)<br />
Photovoltaik<br />
z.B. über Bürgerfond,<br />
Bürgerw<strong>in</strong>dkraftanlage<br />
<strong>Halberstadt</strong>werke,<br />
<strong>Stadt</strong>verwaltung<br />
Prüfung weiterer W<strong>in</strong>denergiepotentiale<br />
außerhalb des <strong>Stadt</strong>gebietes sowie möglicher<br />
E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Bürgern bei <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung<br />
von W<strong>in</strong>dparkerweiterungen<br />
Klima E 24<br />
ggf. Nutzung weiterer W<strong>in</strong>denergiepotenziale<br />
und Beteiligung an an<strong>der</strong>en W<strong>in</strong>denergieanlagen<br />
außerhalb des <strong>Stadt</strong>gebietes<br />
Tabelle 31: Zielszenario im Bereich Technische Infrastruktur / Wärmeversorgung 4<br />
W<strong>in</strong>denergie<br />
54
6.2 Energetische Entwicklung – Zielszenario<br />
Auf Basis <strong>der</strong> <strong>in</strong> Kapitel 5.1 getroffenen E<strong>in</strong>zelfestlegungen (E<strong>in</strong>zelziele) im Zielszenario können<br />
voraussichtliche energetische Bedarfe <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Sektoren abgeleitet werden. Im Bereich<br />
Wohngebäude spielt dabei neben <strong>der</strong> Annahme <strong>der</strong> durchschnittlichen Mo<strong>der</strong>nisierungsrate<br />
sowie dem energetischen Standard von Neubaumaßnahmen (öffentlich als auch privat) die demografische<br />
Entwicklung <strong>in</strong>nerhalb des <strong>Stadt</strong>gebietes e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle (siehe auch Kapitel<br />
3.3).<br />
Demografische Auswirkungen<br />
Ausgehend von den Annahmen <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung zur teilräumlichen Entwicklung wurden die<br />
E<strong>in</strong>wohnerentwicklungen mit den allgeme<strong>in</strong> verfolgten Zielen zur Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>struktur<br />
(Zielszenario zur <strong>Stadt</strong>struktur, aufbauend auf dem ISEK hbs25) überschnitten. Dabei wurde,<br />
gemäß <strong>der</strong> Priorisierung zentraler <strong>Stadt</strong>gebiete und Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen gegenüber Rand-<br />
und Ortslagen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Schritt e<strong>in</strong>e „stadtumbauähnliche“ Umverteilung <strong>der</strong> verbleibenden<br />
E<strong>in</strong>wohner auf die e<strong>in</strong>zelnen <strong>Stadt</strong>teile mit hoher Priorität (zu Lasten von Gebieten mit<br />
ger<strong>in</strong>ger Priorität) angenommen. Dabei s<strong>in</strong>d die <strong>Stadt</strong>mitte mit Priorität 1 sowie die Gebiete<br />
zwischen <strong>Stadt</strong>mitte und Bahnhof mit Priorität 2 e<strong>in</strong>gestuft worden. Das Fortbestehen des Anschlusses<br />
an den öffentlichen Nah- bzw. Fernverkehr (Bahn) im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> auch zukünftig notwendigen<br />
Mobilität wurde dabei als e<strong>in</strong> wichtiges Entwicklungskriterium für die <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong><br />
angenommen. Auch aufgrund <strong>der</strong> baulichen Kompaktheit im energetischen S<strong>in</strong>ne sollten<br />
diese Gebiete stabilisiert werden. Weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d klassische E<strong>in</strong>familienhausgebiete aufgrund <strong>der</strong><br />
nach wie vor als stabil <strong>in</strong> ihrer <strong>in</strong>neren Entwicklung angenommen worden (demografischer<br />
Rückgang wird durch <strong>in</strong>trakommunale Wan<strong>der</strong>ungen ausgeglichen). In Folge dessen werden<br />
die Haushaltsgrößen zwar kle<strong>in</strong>er (Zunahme an Zwei- bzw. E<strong>in</strong>-Personen-Haushalten), die Leerstände<br />
jedoch mo<strong>der</strong>at ausfallen (Zunahme <strong>der</strong> Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme +10%). Dementsprechend<br />
bleibt auch die Summe <strong>der</strong> zu beheizenden Wohnflächen relativ stabil.<br />
Folgende Annahmen s<strong>in</strong>d hierzu getroffen worden:<br />
− P1-Gebiet: Bevölkerungssaldo = -5%<br />
− P2-Gebiet: Bevölkerungssaldo = -15%<br />
− EFH-Gebiete: Bevölkerungssaldo = -25% (Anteil zu beheizen<strong>der</strong> Wohnfläche s<strong>in</strong>kt jedoch<br />
nur ger<strong>in</strong>gfügig!)<br />
− Entwicklung <strong>der</strong> Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme pro E<strong>in</strong>wohner: +10%<br />
− das <strong>in</strong>terkommunale Wan<strong>der</strong>ungssaldo ist null<br />
− <strong>in</strong>trakommunale Wan<strong>der</strong>ungen erfolgen zugunsten P1-Gebiete<br />
− zweitrangig werden P2-Gebiete bezogen<br />
Die beiden folgenden Abbildungen stellen die von <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung prognostizierten E<strong>in</strong>wohnerentwicklungen<br />
<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Stadt</strong>teilen ohne stadtplanerische Maßnahmen<br />
(Abbildung 23) und die mögliche Umverteilung <strong>der</strong> Bewohner zugunsten <strong>der</strong> Innenstadtentwicklung<br />
(Abbildung 24, Darstellung auf Basis <strong>der</strong> vorher beschriebenen Annahmen) gegenüber.<br />
55
Abbildung 23: eigene Darstellung<br />
56
Abbildung 24: eigene Darstellung<br />
57
Analog zu den Annahmen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wohnerentwicklung und –Umverteilungsannahmen <strong>in</strong>nerhalb<br />
des Gesamtstadtgebietes im Zielszenario ergeben sich rückwirkend Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe<br />
<strong>der</strong> zu beheizenden Flächen <strong>in</strong> Wohngebäuden und somit <strong>zum</strong> Wärmeenergiebedarf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
<strong>Stadt</strong>gebiete.<br />
Bezeichnung<br />
<strong>Stadt</strong>um-<br />
E<strong>in</strong>wohner bauziel<br />
E<strong>in</strong>wohnerentwicklung Verän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> beheizten<br />
Nr. <strong>Stadt</strong>teil (Alt) Priorität 2011 2035 2035 Diff. <strong>in</strong> % Fläche<br />
1 Altstadt P 1 1.802 -5% 1.710 -5,1% 0%<br />
2 Zentrum P 1 4.994 -5% 4.740 -5,1% 0%<br />
3 Huy-Vorstadt P 3 1.733<br />
63 -96,4% -96%<br />
4 Magdeburger Vorstadt P 2 606 -15% 520 -14,2% -6%<br />
5 Quedl<strong>in</strong>burger Vorstadt P 2 2.795 -15% 2.380 -14,8% -6%<br />
6 Südstadt P 2 2.976 -15% 2.530 -15,0% -6%<br />
7 Wernigerö<strong>der</strong> Vorstadt P 3 2.335<br />
85 -96,4% -96%<br />
8 Braunschweiger Vorstadt EFH 1.301 -16% 1.090 -16,2% -8%<br />
9 Nordr<strong>in</strong>g P 3 330<br />
10 -97,0% -97%<br />
10 Bahnhofsvorstadt P 2 3.236 -15% 2.750 -15,0% -7%<br />
11 Büchsensiedlung EFH 2.393 -25% 1.790 -25,2% -18%<br />
12 Südstadt EFH 1.967 -25% 1.480 -24,8% -17%<br />
13 Musikerviertel EFH 1.926 -25% 1.440 -25,2% -18%<br />
14 Am Wasserturm EFH 734 -25% 550 -25,1% -18%<br />
15 Sargstedter Siedlung EFH 3.859 -25% 2.890 -25,1% -18%<br />
16 Wehrstedt P 2 834 -14% 720 -13,7% -5%<br />
17 Junkersstraße EFH 1.061 -25% 800 -24,6% -17%<br />
18 An den Spiegelsbergen EFH 1.208 -25% 910 -24,7% -17%<br />
19 Klussiedlung EFH 590 -1% 590 0,0% 0%<br />
Innenstadt gesamt ohne Ortsteile 36.680<br />
29.083<br />
Tabelle 32: Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> zu beheizenden Flächen unter Annahme <strong>der</strong> demografischen Rückgänge und <strong>der</strong><br />
Verän<strong>der</strong>ung des Flächenbedarfes je E<strong>in</strong>wohner im Zielszenario<br />
Bauliche Verän<strong>der</strong>ungen<br />
Die im Zielszenario vere<strong>in</strong>barten E<strong>in</strong>zelziele be<strong>in</strong>halten Aussagen zu Mo<strong>der</strong>nisierungsabsichten<br />
im Gebäudebestand (privat als auch Wohnungsunternehmen) <strong>in</strong> den kommenden Jahren. H<strong>in</strong>zu<br />
kommen etwaige Neubauvorhaben, die dann (im Jahr <strong>der</strong> Errichtung) nach den jeweils gültigen<br />
Rechtsvorschriften (z.B. Energiee<strong>in</strong>sparverordnungen, Erneuerbare-Energien-Gesetz usw.)<br />
auszuführen s<strong>in</strong>d. Diese Ziele und Vorgaben be<strong>in</strong>halten die schrittwiese Umsetzung von Energiee<strong>in</strong>sparung,<br />
den E<strong>in</strong>satz von erneuerbaren Energien und somit auch CO2-Reduzierung.<br />
Im Wesentlichen wurden die folgenden E<strong>in</strong>zelziele zur Berechnung des Energiebedarfes 2035<br />
herangezogen (siehe auch Kapitel 6.1):<br />
− WGU´s und Private: Energetische Mo<strong>der</strong>nisierung des Bestandes nach Lebenszyklusmodell,<br />
(Annahme 2%/a), bei Neubau: Passivhausstandard<br />
− Städtisch genutzte Liegenschaften: Mo<strong>der</strong>nisierung nach aktuell gültiger Gesetzgebung,<br />
1%/a, bei Neubau: Passivhausstandard<br />
58
Folgende Annahmen wurden als baulich-energetisch erzielbare E<strong>in</strong>sparpotenziale unter Berücksichtigung<br />
des <strong>der</strong>zeitigen Sanierungsstandes <strong>der</strong> Gebäude getroffen (siehe auch Kapitel 5.1):<br />
− Nicht mo<strong>der</strong>nisierte Gebäude: von -60% bis -75%<br />
− Teil mo<strong>der</strong>nisierte Gebäude: von -15% bis -35%<br />
− mo<strong>der</strong>nisierte Gebäude: von -5% bis -20%<br />
− Gebäude, <strong>der</strong>en Mo<strong>der</strong>nisierungsstatus nicht bekannt war, wurden als teilmo<strong>der</strong>nisiert<br />
angenommen<br />
Energiebedarf – Referenzszenario / Zielszenario<br />
Aus den vorhergehenden Analyseschritten und unter Berücksichtigung <strong>der</strong> getroffenen Annahmen<br />
(E<strong>in</strong>wohnerverteilung, -Rückgang und bauliche Verän<strong>der</strong>ungen) ergeben sich die nachfolgend<br />
möglichen Energiebedarfe <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Sektoren.<br />
Errechnet wurden sowohl für das Referenzszenario als auch das Zielszenario die möglichen Entwicklungskorridore<br />
(VON – BIS, also m<strong>in</strong>imale bis maximale E<strong>in</strong>sparungen durch bauliche und<br />
energetische sowie technische Maßnahmen an den Gebäuden). Hieraus wurden die jeweiligen<br />
Mittelwerte gebildet. In den folgenden Tabellen s<strong>in</strong>d entsprechend für Referenz- und Zielszenario<br />
die Energiebedarfe <strong>zum</strong> E<strong>in</strong>en als maximale Spreizung zwischen den Szenarien (VON-<br />
Trendszenario zu BIS-Zielszenario, Tabelle 33) und <strong>zum</strong> An<strong>der</strong>en als Mittelwert (Tabelle 34)<br />
gegenübergestellt. Dabei werden die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>zum</strong> heutigen IST-Zustand deutlich:<br />
Voraussichtliche Verän<strong>der</strong>ungen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
Bedarf Bedarfsentwicklung <strong>in</strong> MWh<br />
<strong>in</strong> %<br />
Mittel Mittel Bestand – Bestand – Bestand – Bestand –<br />
Bestand Referenz Ziel Mittel Mittel Mittel Mittel<br />
Sektoren<br />
MWh MWh MWh Referenz Ziel Referenz Ziel<br />
Wohnen 247.385 171.617 162.360 -75.767 -85.025 -31% -34%<br />
Gewerbe 69.737 51.686 48.559 -18.051 -21.178 -26% -30%<br />
Mediz<strong>in</strong>, Sicherheit 13.257 11.482 10.970 -1.775 -2.286 -13% -17%<br />
Schulen, Kitas, öff. E<strong>in</strong>richtungen 21.281 15.966 15.022 -5.315 -6.259 -25% -29%<br />
Versorgung 4.697 3.419 3.205 -1.277 -1.491 -27% -32%<br />
alle Sektoren 356.355 254.170 240.116 -102.185 -116.240 -29% -33%<br />
Tabelle 33: Voraussichtliche Energiebedarfsentwicklung <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Sektoren, Gegenüberstellung <strong>der</strong><br />
Mittelwerte,<br />
Berechnungen BTU Cottbus, LS <strong>Stadt</strong>technik<br />
Voraussichtliche Verän<strong>der</strong>ungen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
Bedarf Bedarfsentwicklung <strong>in</strong> MWh<br />
<strong>in</strong> %<br />
VON BIS Bestand – Bestand – Bestand – Bestand –<br />
Bestand Referenz Ziel VON BIS VON BIS<br />
Sektoren<br />
MWh MWh MWh Referenz Ziel Referenz Ziel<br />
Wohnen 247.385 174.317 154.451 -73.068 -92.934 -30% -38%<br />
Gewerbe 69.737 54.639 42.552 -15.098 -27.185 -22% -39%<br />
Mediz<strong>in</strong>, Sicherheit 13.257 11.646 10.442 -1.611 -2.815 -12% -21%<br />
Schulen, Kitas, öff. E<strong>in</strong>richtungen 21.281 16.821 13.260 -4.460 -8.021 -21% -38%<br />
Versorgung 4.697 3.633 2.778 -1.064 -2.919 -23% -41%<br />
alle Sektoren 356.355 261.055 223.483 -95.301 -132.873 -27% -37%<br />
Tabelle 34: Voraussichtliche Energiebedarfsentwicklung <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Sektoren, Gegenüberstellung <strong>der</strong> maximalen<br />
Spreizung des Entwicklungskorridors, Berechnungen BTU Cottbus, LS <strong>Stadt</strong>technik<br />
59
In <strong>der</strong> folgenden Kartendarstellung wird die voraussichtliche Entwicklung <strong>der</strong> Wärmedichten<br />
gemäß Zielszenario für das Jahr 2035 dargestellt. Sie zeigt den Gesamtwärmebedarf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
<strong>Stadt</strong>quartiere als Fortschreibung <strong>der</strong> Karte aus Abbildung 21.<br />
H<strong>in</strong>weis zur Lesart <strong>der</strong> Karte:<br />
Die Farbgebungen beruhen auf den Berechnungen und Analysen <strong>der</strong> Datengrundlagen. Diese<br />
Datengrundlagen s<strong>in</strong>d an <strong>Stadt</strong>teilgrenzen gebunden, welche z.T. straßenmittig verlaufen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e die Abgrenzungen unterschiedlicher demografischer Entwicklungen sowie die<br />
<strong>der</strong> städtebaulichen Prioritätensetzungen stimmen aus diesem Grunde nicht immer exakt mit<br />
den städtebaulich räumlichen Quartierszusammenhängen (z.B. <strong>Stadt</strong>teilgrenzen die durch zusammenhängende<br />
Blockrandbebauungen verlaufen am Beispiel Südstadt I und Wernigerö<strong>der</strong><br />
Vorstadt) übere<strong>in</strong>. Somit kann es <strong>in</strong> Randbereichen <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>teile zu extremen Bedarfsbrüchen<br />
auch <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Quartieres kommen. Diese werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität so nicht e<strong>in</strong>treffen und<br />
müssen deshalb <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fe<strong>in</strong>betrachtung relativiert, bzw. “fe<strong>in</strong>justiert“ werden (z.B. Grenzverläufe<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Berechnung des Zielszenarios nach Siedlungszusammenhang anpassen)!<br />
60
61<br />
Abbildung 25: eigene Darstellung
6.3 Entwicklung <strong>der</strong> CO2-Emissionen bis 2030<br />
Mit dem fortschreitenden, umgangssprachlich als Energiewende bezeichneten Umbau <strong>der</strong><br />
Struktur <strong>der</strong> Strom- und Wärmeversorgung werden sich rechnerisch die bilanziellen CO2-<br />
Emissionen von KWK-Systemen verän<strong>der</strong>n. Die Fernwärme <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong> wird zu e<strong>in</strong>em<br />
hohen Anteil auf Basis dieser Systeme erzeugt, deshalb werden im Folgenden die Folgewirkungen<br />
<strong>der</strong> Energiewende auf die spezifischen CO2-Emissionen abgeschätzt.<br />
Anhand <strong>der</strong> <strong>in</strong> diesem Konzept herangezogenen Gutschriftenmethode können die bilanziellen<br />
Auswirkungen e<strong>in</strong>es verän<strong>der</strong>ten Energiemixes aufgezeigt werden. Bei dieser Vorgehensweise<br />
werden die gesamten CO2-Emissionen e<strong>in</strong>er KWK-Anlage <strong>der</strong> erzeugten Wärme zugerechnet.<br />
Der zeitgleich produzierte Strom muss nicht mehr durch konventionelle Kraftwerke erzeugt<br />
werden, die deshalb <strong>der</strong> dort e<strong>in</strong>gesparten CO2-Emissionen <strong>der</strong> KWK-Anlage bilanziell gutgeschrieben<br />
werden.<br />
Diese CO2-Emissionen werden auf Basis e<strong>in</strong>es def<strong>in</strong>ierten Mixes an Stromerzeugern ermittelt.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> heterogenen und dynamischen Erzeugerstruktur s<strong>in</strong>d Angaben zu CO2-<br />
Emissionen nicht fixiert, son<strong>der</strong>n abhängig von Zeitpunkt <strong>der</strong> Betrachtung und den unterstellten<br />
Annahmen. Unabhängig davon führt die Erhöhung des regenerativen Anteils am Strommix zu<br />
e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> den KWK-Anlagen gutgeschriebenen CO2-Emissionen. Die bilanziellen<br />
CO2-Emissionen nehmen deshalb mit zunehmendem Anteil regenerativen Stromes am Strommix<br />
zu.<br />
Veröffentlicht s<strong>in</strong>d verschiedene Studien, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Ihren Annahmen zur künftigen<br />
Struktur <strong>der</strong> Stromerzeugung erheblich vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abweichen. Für die Abschätzung <strong>der</strong> zukünftigen<br />
CO2-Gutschrift wurden deshalb zwei unterschiedliche Datensätze ausgewertet. Die<br />
Studie von EWI/Prognos AG (EWI/Prognos: Die Entwicklung <strong>der</strong> Energiemärkte bis <strong>zum</strong> Jahr<br />
2030, 2005) unterstellt zukünftig e<strong>in</strong>en vergleichsweise mo<strong>der</strong>aten Rückgang <strong>der</strong> CO2-<br />
Emissionen bei <strong>der</strong> Erzeugung des Strommix. Ursache ist <strong>der</strong> Atomausstieg sowie Probleme<br />
beim Netzausbau zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung regenerativer Energien. Die vom Umweltbundesamt unterstützte<br />
Studie Renewbility des Öko<strong>in</strong>stitutes e.V. geht künftig von e<strong>in</strong>em deutlich höheren Anteil<br />
regenerativer Energie im Strommix aus. Die Studie orientiert sich an den Zielen <strong>der</strong> Bundesregierung<br />
<strong>zum</strong> Umbau <strong>der</strong> Energieversorgungsstruktur (vgl. hierzu u.a. Energiekonzept für e<strong>in</strong>e<br />
umweltschonende und bezahlbare Energieversorgung von Sept 2010). Beide Datensätze s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> GEMIS-Datenbank h<strong>in</strong>terlegt und können dort <strong>in</strong> verschiedenen Zeitabschnitten ausgewertet<br />
werden.<br />
Zum Betrachtungszeitpunkt 2011 treffen beide Studien h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> CO2-Emissionen auf<br />
Basis e<strong>in</strong>es unterstellten Erzeugermixes bei Strom 2011 ähnliche Aussagen. Auf dieser Basis<br />
wurde <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bilanzierung ausgewiesene Wert von 105 kg/MWh Endenergie (e<strong>in</strong>schließlich<br />
Netzverlusten) für das Halberstädter Fernwärmenetz ermittelt. Er berücksichtigt e<strong>in</strong>e Emissionsgutschrift<br />
von rund 580 kg/MWh Strom. Im Jahr 2030 liegt diese Gutschrift nur noch bei 515<br />
kg/MWh (Prognos) bzw. bei 213 kg/MWh (Renewbility). In <strong>der</strong> Folge steigen die CO2-<br />
Emissionen je MWh Fernwärme rechnerisch (von 105 kg/MWh) auf 116 kg/MWh (Prognos)<br />
bzw. 275 kg/MWh (Renewbility).<br />
62
Abbildung 26: Entwicklung Strombonus nach Gemis: CO 2-Gutschrift aufgrund des Strombonus nach Gutschriftenmethode<br />
und erfor<strong>der</strong>licher Anteil Regenerativer Energie <strong>zum</strong> Ausgleich <strong>der</strong> rückläufigen<br />
Stromgutschrift auf dem Niveau von 2011, eigene Darstellung<br />
Dieser Rückgang kann kurzfristig über die Anhebung des KWK-Anteils bei <strong>der</strong> Wärmeerzeugung<br />
kompensiert werden. Langfristig sollte jedoch – auch im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Reduktion <strong>der</strong> lokalen<br />
CO2-Emissionen - die Erhöhung des Anteils regenerativ erzeugter Wärme im Fernwärmenetz <strong>in</strong><br />
<strong>Halberstadt</strong> vorangetrieben werden. Unterstellt man die Angaben von EWI/Prognos, muss <strong>der</strong><br />
Anteil regenerativ erzeugter Wärme im Jahr 2030 m<strong>in</strong>destens 17% betragen, damit rechnerisch<br />
die CO2-Emissionen auf dem Niveau von 2011 gehalten werden können. Im Fall <strong>der</strong> Renewbility-Studie<br />
beträgt <strong>der</strong> Anteil sogar knapp 50%.<br />
Erreicht werden können diese Kompensationsmaßnahmen beispielsweise durch e<strong>in</strong>e Erhöhung<br />
des Anteils von Biogasabwärme <strong>in</strong> Fernwärmeansatz. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund dieser Entwicklungen<br />
ist die <strong>in</strong> <strong>Halberstadt</strong> begonnene Entwicklung e<strong>in</strong>e gute Basis zur Erreichung dieser Ziele.<br />
63
7 Strategisches Energieleitbild <strong>Halberstadt</strong><br />
Das strategische Energieleitbild <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> orientiert sich an den beschlossenen Zielen und Eckpunkten<br />
<strong>zum</strong> <strong>Klimaschutz</strong> auf <strong>der</strong> Bundes- und Landesebene und an den Zielsetzungen für die<br />
Erstellung des Energiekonzeptes <strong>Halberstadt</strong>. Die dar<strong>in</strong> enthaltenen Weichenstellungen für <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen<br />
münden auf <strong>der</strong> Bundesebene <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> konkrete Gesetze und För<strong>der</strong>programme.<br />
Insgesamt ist angestrebt, den CO2-Ausstoß <strong>in</strong> Deutschland bis 2020 um 40 Prozent<br />
zu senken. Der Anteil erneuerbarer Energien an <strong>der</strong> Stromproduktion soll von <strong>der</strong>zeit rund<br />
13 Prozent bis 2030 auf 25 bis 30 Prozent steigen. Darüber h<strong>in</strong>aus steigt <strong>der</strong> Stromanteil aus<br />
<strong>der</strong> Kraft-Wärme-Kopplung bis 2020 um 25 Prozent.<br />
Außerdem wird <strong>der</strong> Umstieg auf erneuerbare Wärmeenergie gesetzlich vorgeschrieben. Künftig<br />
sollen 15 Prozent <strong>der</strong> Heizenergie <strong>in</strong> Neubauten aus diesen Quellen stammen. Dies ist auch bei<br />
e<strong>in</strong>er grundlegenden Sanierung von Altbauten erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Gemäß dem Trendszenario <strong>der</strong> Landesregierung wird Sachsen-Anhalt das ambitionierte Ziel <strong>der</strong><br />
Bundesregierung, die Treibhausgasemissionen zwischen 1990 und 2020 um 40 Prozent zu senken,<br />
bis 2020 signifikant überschreiten. Der <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt ist auch als Vorsorge<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Zukunftsgestaltung zu verstehen. Diese steht neben dem <strong>Klimaschutz</strong> auch im<br />
Fokus <strong>der</strong> wirtschaftlichen Entwicklung des Landes, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Entwicklung des ländlichen<br />
Raumes und <strong>der</strong> Versorgungssicherheit. Die sich daraus ergebenen Zielkonflikte bergen e<strong>in</strong><br />
nicht zu unterschätzendes Potenzial für Fehlentwicklungen. Es kommt deshalb darauf an, durch<br />
hohe Plausibilität <strong>der</strong> Maßnahmen <strong>in</strong> den verschiedenen Handlungsebenen Fehlentwicklungen<br />
und Zielkonflikte weitestgehend zu vermeiden, Hemmnisse zu beseitigen und die wirtschaftlichen<br />
Chancen auszuloten.<br />
Die <strong>Stadt</strong> Haberstadt hat mit <strong>der</strong> Ausschreibung des „Integrierten Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>konzept“<br />
unter dem Aspekt des <strong>Klimaschutz</strong>es beson<strong>der</strong>s drei Handlungsbereiche identifiziert,<br />
für die konkrete Konzeptansätze erarbeitet wurden. Es stehen hierfür ebenfalls die o. g. Zielstellungen<br />
im Mittelpunkt.<br />
Handlungsbereich 1: <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> eigenen Liegenschaften<br />
Zentrales Element ist die umfassende (energetische) Bewertung des Gebäudebestandes<br />
und E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>managements. Dazu ist u. a. die Entwicklung e<strong>in</strong>es<br />
Controll<strong>in</strong>gkonzeptes vorgesehen.<br />
Ziel ist neben <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sparung von CO2 <strong>in</strong> diesem Handlungsbereich auch e<strong>in</strong>e mittel-<br />
und langfristige Energie- und Kostene<strong>in</strong>sparung.<br />
Handlungsbereich 2: Integrierte Wärmenutzung<br />
Durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Wärmenutzung <strong>in</strong> Kommunen kann e<strong>in</strong> nennenswerter Beitrag<br />
zur CO2-Reduktion und Energiee<strong>in</strong>sparung geleistet werden. Es geht bei <strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrierten<br />
Wärmenutzung vor allem darum, die Effizienz <strong>der</strong> Systeme <strong>der</strong> Strom- und Wärmeer-<br />
64
zeugung zu erhöhen und schrittweise die Voraussetzung für den vermehrten E<strong>in</strong>satz von<br />
regenerativen Energieträgern zu schaffen. Dabei kann z. T. auf <strong>in</strong> <strong>Halberstadt</strong> vorhandene<br />
Systeme, wie z. B. <strong>der</strong> Fernwärme auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Kraft-Wärme-Kopplung aufgebaut<br />
werden. In diesem Teilkonzept werden auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>er Potentialanalyse zu den<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Energiee<strong>in</strong>sparung auf <strong>der</strong> Gebäudeseite mögliche und s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>zubeziehende<br />
<strong>Stadt</strong>gebiete für e<strong>in</strong>e Versorgung mit Nah- o<strong>der</strong> Fernwärme auf <strong>der</strong><br />
Grundlage <strong>der</strong> Kraft-Wärme-Kopplung untersucht und ausgewiesen. In diesen Gebieten<br />
wird e<strong>in</strong> Ausbau entsprechen<strong>der</strong> Systeme empfohlen. In weniger dicht besiedelten<br />
<strong>Stadt</strong>gebieten s<strong>in</strong>d Potentiale durch dezentrale Anlagentechnik zu erschließen.<br />
Ziel ist es, durch e<strong>in</strong>e energetisch und kosteneffiziente Strom- und Wärmeversorgung<br />
sowie die schrittweise Erhöhung des Anteiles e<strong>in</strong>gesetzter regenerativer Energieträger,<br />
z. B. <strong>der</strong> Biomasse o<strong>der</strong> Solar, e<strong>in</strong>e langfristige und nachhaltige Reduzierung <strong>der</strong> CO2-<br />
Emissionen bei gleichzeitiger Steigerung <strong>der</strong> regionales Wertschöpfung zu erreichen.<br />
Die Priorität liegt hierbei <strong>in</strong> <strong>der</strong> s<strong>in</strong>nvollen Integration und effizienten Nutzung <strong>der</strong> regenerativen<br />
Energieträger <strong>in</strong> die bestehenden Systeme.<br />
Handlungsbereich 3: Klimafreundliche Abwasserbehandlung<br />
Die energetische Optimierung <strong>der</strong> Kläranlage und die Entwicklung e<strong>in</strong>er nachhaltigen<br />
Klärschlammkonzeption, die teilweise vorangegangene Untersuchungen e<strong>in</strong>beziehen,<br />
sollen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em energierelevanten Bereich <strong>der</strong> kommunalen Dase<strong>in</strong>svorsorge Potentiale<br />
zur Verr<strong>in</strong>gerung des CO2-Ausstoßes und langfristige Kostene<strong>in</strong>sparungen ausloten.<br />
Ziel ist es, durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Betrachtung <strong>der</strong> Verfahrensprozesse und <strong>der</strong> energetischen<br />
Prozesse bis h<strong>in</strong> zur Verarbeitung von „Co-Substraten“ e<strong>in</strong>e deutliche Senkung<br />
des Energiebedarfes und bessere Ausnutzung <strong>der</strong> vor Ort anfallenden Biomasse zu erreichen.<br />
Das „Energetische Leitbild <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong>“ folgt drei Leitgedanken:<br />
• Reduktion des CO2-Ausstoßes durch Erschließung von E<strong>in</strong>sparpotentialen im Gebäudesektor<br />
und <strong>in</strong> den Bereichen von Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen<br />
• Verbesserung <strong>der</strong> Energieeffizienz durch die <strong>in</strong>tegrierte Wärmenutzung <strong>in</strong> verdichteten<br />
<strong>Stadt</strong>gebieten und <strong>in</strong>novative dezentrale Anlagenkonzepte <strong>in</strong> weniger dichten <strong>Stadt</strong>gebieten<br />
• Schaffung <strong>der</strong> Voraussetzung für die zunehmende Integration von regenerativen Primärenergieträgern,<br />
wie Biomasse, Wasserstoff (aus regenerativ erzeugten Strom),<br />
Erdwärme und Solarsystemen <strong>in</strong> den zentralen und dezentralen Energiesystemen <strong>der</strong><br />
<strong>Stadt</strong><br />
65
Die <strong>Stadt</strong> leistet mit <strong>der</strong> Umsetzung des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes e<strong>in</strong>en regionalen Beitrag zur Erreichung<br />
<strong>der</strong> Bundes- und Landesziele unter dem Motto: „<strong>Klimaschutz</strong> im Tor <strong>zum</strong> Harz“.<br />
Konkrete E<strong>in</strong>zelmaßnahmen und Ziele für die politische Diskussion s<strong>in</strong>d im Kapitel: „Zielszenario<br />
und E<strong>in</strong>zelmaßnahmen“ zusammengestellt. Sie stellen die Basis für das Energetische Leitbild <strong>der</strong><br />
<strong>Stadt</strong> <strong>Halberstadt</strong> dar.<br />
Abgrenzung und weiterer Handlungsbedarf<br />
Die <strong>in</strong> diesem Kapitel vorgeschlagenen Handlungsansätze und Leitgedanken für e<strong>in</strong> Strategisches<br />
Energieleitbild <strong>Halberstadt</strong> beziehen sich im Schwerpunkt auf die Ergebnisse des beauftragten<br />
„Teilkonzept zur Integrierten Wärmenutzung“. Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es umfänglichen <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes<br />
s<strong>in</strong>d diese jedoch nicht als abschließend und vollständig zu verstehen. Für e<strong>in</strong><br />
ganzheitliches Leitbild s<strong>in</strong>d die formulierten Leitbildansätze noch mit den zentralen Ergebnisse<br />
<strong>der</strong> beiden weiteren Teilkonzepte des kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes, „<strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> eigenen<br />
Liegenschaften“ und „Klimafreundliche Abwasserbehandlung“, zusammenzuführen und<br />
die jeweiligen E<strong>in</strong>zelmaßnahmen aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abzustimmen.<br />
66