Download - Österreichischer Integrationsfonds

Destination Amerika
Transatlantische Arbeitsmigration
im 19. und 20. Jahrhundert
am Beispiel der Gemeinde Patafalva/Poppendorf
(vormals Ungarn/heute Burgenland)
Master Thesis
zur Erlangung des akademischen Grades
„Master of Advanced Studies“, MAS
in Migrationmanagement
Universität Salzburg
Universitätslehrgang Migrationsmanagement
Wissenschaftlicher Leiter: Ao. Univ.Prof. DDr. Nikolaus Dimmel
Betreuerin: Ao. Univ.Prof in Dr in Sylvia Hahn
Koller Franz Michael – Matrikelnummer: 0623408
Rudersdorf/Salzburg, August 2009
1

Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ………………………………………………………………….. 5
Vorwort …………………………………….……………………………………......……... 6
1. Einleitung ……………………………..………………….…………………….……….. 7
2. Migration ……………………………...……………….…………………………….... 10
2.1. Definition von Migration ……………..……………….……………………….....…. 10
2.2. Binnenmigration …………………….………………..……………………………... 10
2.3. Internationale Migration ……………..……………….……………………...……… 11
3. Migrationsprozess …………………..……………….……………………….……... 11
3.1. Auswanderung ………………………..……………….…………………….………. 13
4. Ablauf der Migrationsbewegung ….………………………………………………. 15
4.1. Der Emigrationsweg nach Amerika ………...………………………………….….. 15
4.1.1. Zum Hafen…………………………………………..……..………………………. 16
4.1.2. Die Überfahrt………………………………………..……………………..………. 17
4.1.3. Verbesserte Verkehrsverbindungen …………………………………………….. 19
4.1.4. Am Ziel …………………………………….……………………………………….. 21
4.1.4.1. Einwanderungskontrollen ……………..………………………………….……. 21
4.1.4.1.1. Castle Garden ………………………..…………………………………….…. 21
4.1.4.1.2. Ellise Island…………………………..……………………………..…………. 22
5. Die burgenländische Amerikawanderung ….………………………..……….…. 24
5.1. Die Entwicklung…………………………………………………………………..….. 24
5.2. Zeitliche Abschnitte der Auswanderung………………………………………..…. 25
5.2.1. Die Vorkriegswanderung (1850-1914)….……………………………………..... 25
5.2.1.1. Die Pionierzeit (1850-1875) …………..………………………………….……. 25
5.2.1.2. Die Siedlungswanderung bzw. „Old Immigration“ (1875-1890) ……………. 26
5.2.1.3. Die Industriewanderung bzw. „New Immigration“ (1890-1914) …….…….... 29
5.2.2. Die Zwischenkriegswanderung (1919-1939) …………………………..……..... 30
5.2.3. Die Nachkriegswanderung (ab 1945)………………………………………….... 32
6. Politischer Kontext ……………………………………………………………..……. 34
6.1. Die Auswanderungspolitik der Monarchie …………….……………………….…. 34
6.2. Die Auswanderungspolitik der Republik Österreich ……………………………... 37
2

6.3. Die Einwanderungspolitik der Vereinigten Staaten von Amerika …...………..... 39
6.4. Die Einwanderungspolitik Kanadas ………………………………………….……. 45
7. Die Rolle der Medien im Zusammenhang mit der Emigration ……………..... 47
8. Die Push- und Pullfaktoren ……………………………………………………….... 50
8.1. Die Push- und Pullfaktoren der Auswanderung aus dem Burgenland……….... 50
8.1.1. Push-Faktoren …………………….…………………………………………..…... 51
8.1.1.1. Überbevölkerung ………………….………………………………………….…. 51
8.1.1.2. Probleme in der Landwirtschaft ...…………………………………………..…. 52
8.1.1.3. Regionale Geschichte – Randlage ……………………………………….…… 52
8.1.2. Pull-Faktoren…………………….….………………………………………..……. 53
8.1.2.1. Arbeitskräftebedarf der amerikanischen Wirtschaft ………….………….….. 53
8.1.2.2. Erfolgsnachrichten aus Übersee ……………………….……….…….………. 53
8.1.2.3. Wanderbereitschaft der Burgenländer…………………………………..……. 54
8.1.2.4. Persönliche Motive……………………………………………...………………. 54
9. Das Geschäft mit den Auswanderern ………..…………………………………... 55
10. Das neue Leben der Auswanderer ………………….………………………..…. 60
10.1. Arbeiter und Unternehmer…………………….…………………………………... 60
10.2. Verbindungen zur alten Heimat ….…………….…………………………..….…. 60
10.3. Kulturelles Leben………………….…..……………………………………...……. 62
10.4. Die Frage der Identität……………..…………………………………………...…. 62
11. Emigration aus Poppendorf ………………………………………………………. 64
11.1. Historische Entwicklung von Poppendorf im Burgenland …..………………..... 64
11.1.1. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges ………………..… 64
11.1.2. Die Zwischenkriegszeit…………………………………………………..……… 65
11.1.3. Die Zeit von 1938 bis 1945 ……………………………………………………... 67
11.1.4. Nachkriegsjahre……………………………………………………………..…… 67
11.1.5. Gegenwart ……………………………………………………………………...… 70
11.2. Bevölkerungsstand und –entwicklung………………………………………....… 72
11.3. Die Auswanderung nach Amerika ……………………………………………….. 74
11.3.1. Zeitlicher Ablauf der Auswanderung ………………………………………..…. 76
11.3.2. Die absoluten Zahlen der Auswanderung ………………………………..…… 78
11.3.3. Verehelichungen in Amerika………………………………………………….… 79
11.4. Namenliste der Auswanderer…………………………………………………. 80-93
3

11.5. Ziele in Amerika …………………………………………………………………..... 94
11.5.1. Kettenmigration ……………………………………………………………….…. 94
11.5.2. Migrationsnetzwerke …………………………………………………………..... 95
11.5.3. Die konzentrierten Siedlungsgebiete der Poppendorfer Auswanderer…….. 96
12. Lebensbilder der Auswanderer aus Poppendorf ………………..……………. 97
12.1. Josef Baumann …………………………………………………………………….. 97
12.2. Josef Stangl…………………………………………………………………..…… 102
13. Zusammenfassung ……….…………………………………………………..….. 106
Quellen- und Literaturverzeichnis ………………….…………………………….… 108
Bildnachweis ………………………………………………………………………….... 112
Anhang
4

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Migrationsprozess …………………………………………………....... 13
Abbildung 2: Amerikalied ……………………………………………………………... 15
Abbildung 3: Auswanderer nach Amerika …………………………………………... 16
Abbildung 4: Auswanderungshäfen ………………………………………………….. 16
Abbildung 5: Zwischendeck eines Auswandererschiffs ………………………….... 17
Abbildung 6: Auswanderer im Zwischendeck ………………………………………. 18
Abbildung 7: Querschnitt eines großen Auswanderungs-Schnelldampfers …..…. 19
Abbildung 8: Reiseroute der „Columbus“ von Cherbourg nach New York ………. 20
Abbildung 9: Ship Manifest for the U.S. Immigration Officer at Port of Arrival…... 22
Abbildung 10: Verlauf der Burgenländischen Amerikawanderung …………………. 25
Abbildung 11: Auswanderungswellen …………………………………………………. 26
Abbildung 12: Zeiten und Zielgebiete der ersten burgenländischen Auswanderer . 28
Abbildung 13: Freiheitsstatue ………………………………………………………….. 39
Abbildung 14: French Line – Zweigstelle Güssing ………………………………….. 57
Abbildung 15: Royal Mail Line – Zweigstelle Güssing …………………………….… 57
Abbildung 16: Auswanderergruppe ……………………………………………………. 58
Abbildung 17: Flugblattwerbung der KLM …………………..………………………… 58
Abbildung 18: Werbeinserat der KLM …………………………………………………. 59
Abbildung 19: Haus eines Auswanderers in Kanada …………..………………….... 61
Abbildung 20: Auswanderer in Kanada …………………………………………..…… 61
Abbildung 21: Auswanderer in Kanada …………………………………………..…… 61
Abbildung 22: Auswanderer in Kanada …………………………………………..…… 61
Abbildung 23: Einladungskarte „Anna Picnic“ ………………………………………... 62
Abbildung 24: Einladungskarte „Bauern-Ball“ ………………………………………... 62
Abbildung 25: Bevölkerungsentwicklung – Poppendorf im Burgenland ………..…. 73
Abbildung 26: Einladung zur Festveranstaltung „Heimattreffen Poppendorf“ …….. 74
Abbildung 27: Gedenkstein – 100 Jahre Auswanderung aus Poppendorf ………... 74
Abbildung 28: Ehrenurkunde Heimatdorf der Auslandsburgenländer ………...…… 75
Abbildung 29: Die Auswanderung nach Amerika aus Poppendorf im Burgenland . 78
Abbildung 30: Auswandererziele in Amerika der Poppendorfer von 1893-1975 .… 94
Abbildung 31: Konzentriertes Siedlungsgebiet der Poppendorfer in den USA …… 96
Abbildung 32: Handschriftlicher Brief von Baumann Josef ……………………….… 99
Abbildung 33: Handschriftlicher Brief von Baumann Josef ………………………... 101
5

Vorwort
Wie in vielen burgenländischen Familien, gab es auch in unserer Auswanderer nach
Amerika. Bereits als Jugendlicher wurde ich durch Briefe und Fotos und vor allem
durch die zahlreichen Besuche von Auswanderern in der so genannten alten Heimat
auf dieses Thema aufmerksam. Spannende Erzählungen und Geschichten dieser
Auswanderer intensivierten mein Interesse.
In regelmäßigen Abständen wurden in meiner ehemaligen Heimatgemeinde
Poppendorf im Burgenland Feste veranstaltet, wo gemeinsam mit den Auswanderern
gefeiert wurde. Poppendorf wurde auch zum Heimatdorf der Auslandsburgenländer
proklamiert.
Im vergangenen Jahr war es mir endlich möglich, drei Wochen in Kanada zu
verbringen. In dieser Zeit konnte ich Land und Leute kennen lernen und mit vielen
Auslandsburgenländern in Kontakt treten. Ich konnte mit ihnen und ihren
Familienangehörigen über ihr Leben in Amerika sprechen.
Das war ein weiterer Grund, warum ich mich für dieses Master Thesis - Thema
entschieden habe.
An dieser Stelle möchte ich all jenen Menschen danken, die mir beim Verfassen
meiner Arbeit behilflich waren:
Für die Möglichkeit der Akteneinsicht im Burgenländischen Landesarchiv, im
Marktgemeindeamt Heiligenkreuz im Lafnitztal und bei der Statistik Austria danke ich
allen Mitarbeitern. Dank schulde ich dem Präsidenten der Burgenländischen
Gemeinschaft, Herrn Professor HR Dr. Walter Dujmovits, für die unzähligen
Informationen und die persönliche Unterstützung sowie Frau Ao. Univ. Prof in Dr in
Sylvia Hahn, die mir mit großer Geduld während der Arbeitsphasen zur Seite stand.
Ganz besonderen Dank schulde ich allen Personen, die mir ihre Beiträge in Form
von kurzen Lebenserinnerungen zur Verfügung gestellt haben.
6

1. Einleitung
Mit der vorliegenden Arbeit beschäftige ich mich mit dem Lernfeld Migrationsgeschichte
des Universitätslehrganges Migrationsmanagement und habe mich im
Speziellen mit dem Ablauf der Migrationsbewegung aus den historischen und
gegenwärtigen Regionen des Burgenlandes im 19. und 20. Jahrhundert und mit einer
Mikrobeleuchtung der Emigration aus der kleinen südburgenländischen Gemeinde
Poppendorf im Burgenland, im Rahmen der ‚Transatlantischen Arbeitsmigration’,
auseinandergesetzt.
Migration ist nicht nur ein Phänomen des 19. und 20. Jahrhunderts. Immer schon
sind Menschen von einem Ort zum anderen gezogen, haben sich aus Not, aus
Abenteuerlust, aus religiösen oder politischen Gründen oder auch vertrieben durch
Krieg und Verfolgung auf die Wanderschaft begeben und anderswo ihr Glück
versucht. Es ist ein den Lauf der Menschheitsgeschichte ständig begleitendes
Phänomen, das aber erst seit dem 19. Jahrhundert seine heutige, eher negative
Bedeutung im Sinne einer Bedrohung gewann. Migration wurde nicht immer in
diesem Sinne verstanden, sondern eher als positiv betrachtet, da zurückbleibende
Regionen entlastet und neue bevölkert wurden.
Die Begegnung zwischen der „Neuen Welt“ und Europa begann 1492, als Christoph
Kolumbus Amerika entdeckte. Im 19. Jahrhundert kam es in Österreich-Ungarn zu
einer breiten Migrationsbewegung, das Land wird ein Auswanderungsland. Mit
Beginn des 20. Jahrhunderts setzte in den historischen und gegenwärtigen Regionen
des Burgenlandes eine große Auswanderungswelle nach Amerika ein.
Mehr als 50.000 Burgenländer haben sich auf den Weg gemacht und sich in den
heutigen Vereinigten Staaten von Amerika und Nordamerika niedergelassen. Es
erstaunt überhaupt nicht, dass in den meisten burgenländischen Familiengeschichten
irgendwann einmal auch einer oder mehrere Auswanderer zu finden
sind.
In Poppendorf im Burgenland setzte die erste große Auswanderungswelle um 1901
ein. Allein in der Zeit zwischen 1900 bis 1975 wanderten 341 Menschen nach
7

Amerika aus. Nicht zuletzt liegt Poppendorf mit seiner Auswanderungsquote an der
Spitze aller burgenländischen Gemeinden. Begehrte Ziele in den Vereinigten Staaten
von Amerika waren die Städte Allentown, Bethlehem und New York und in Kanada
die Städte Toronto, Regina und Edmonton.
Bei den Auswanderern handelte es sich vor allem um junge Frauen und Männer, die
in ihrer Heimat keine Arbeit fanden. Landwirtschaftliche Saisonarbeit war im
19. Jahrhundert bereits eine soziale Realität für die Bewohner von Westungarn. Sie
arbeiteten als landwirtschaftliche Hilfskräfte bei der Ernte auf Gütern in Innerungarn.
Mitte des 20. Jahrhunderts versuchte so Mancher sein Glück bei der so genannten
Grünarbeit auf den Gutshöfen im Norden Österreichs, vor allem in Niederösterreich
und im Nordburgenland. Es handelte sich dabei um eine Saisonwanderung, die von
einem großen Teil der Bevölkerung vor allem im Süden des heutigen Burgenlandes
praktiziert wurde.
Durch die fortschreitende Modernisierung der landwirtschaftlichen Arbeitsmaschinen
hatten viele ihren Arbeitsplatz verloren. Die kleinstrukturierten Landwirtschaften in
der Heimat hatten nicht genügend Grund und Boden, um ihre Familien ausreichend
ernähren zu können. Auch das Arbeitsangebot in der Region war sehr rar und
unbefriedigend. Motivation genug, um auszuwandern.
Das Burgenland war hinsichtlich Auswanderung viele Jahre lang an der Spitze aller
österreichischen Bundesländer. Die absolut favorisierten Einwanderungsländer
waren die Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada. In diesem Zusammenhang
stellen sich viele Fragen. Zu welcher Zeit fand die Amerikawanderung der
Burgenländer statt, wer und warum wanderte aus? Wie verlief die Wanderung und
wo siedelten sich die Emigranten an? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gab
es und wie haben sich die Emigranten in den Einwanderungsländern eingelebt?
Aufgrund dieser Fragestellungen gliedert sich meine Master Thesis in zwei Teile. Der
erste Teil bildet eine Einführung in das Thema Migration und beschäftigt sich mit dem
Migrationsprozess und im Speziellen mit einem Rückblick auf den Ablauf der
Migrationsbewegung aus den historischen und gegenwärtigen Teilen des
Burgenlandes im 19. und 20. Jahrhundert mit Zielland Amerika.
8

Ein weiterer Abschnitt verschafft einen historischen Überblick über die Entwicklung
der burgenländischen Amerikawanderung. Dabei wird auf die einzelnen Phasen der
Wanderungsbewegung näher eingegangen.
Beleuchtet wurden auch die Auswanderungspolitik der Monarchie und der Republik
Österreich sowie die Einwanderungspolitik der Vereinigten Staaten von Amerika und
Kanada.
Mit der Auseinandersetzung mit den Push- und Pullfaktoren wurde versucht,
mögliche Ansätze zur Motivation zur Auswanderung zu finden.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Auswanderung aus der südburgenländischen
Gemeinde Poppendorf im Burgenland, für welche die Auswanderung nach Amerika
einen großen Aderlass bedeutete. Statistiken über Auswanderungszahlen sollen
verdeutlichen, welche Rolle die Emigration für Poppendorf im Burgenland spielte.
Besonders interessant ist die Frage nach den Motiven der Auswanderung, welche
durch die historische Entwicklung dieser Gemeinde/dieses Dorfes und dem
Phänomen der Kettenmigration zu erklären versucht wurde.
9

2. Migration
2.1. Definition von Migration
Der Begriff Migration stammt vom lateinischen „migrare“ bzw. „migratio“ ab und
bedeutet soviel wie wandern oder wegziehen.
In der Sozialwissenschaft wird unter dem Begriff der Migration die Bewegung im
Raum solcher Personen verstanden, welche die Intention eines dauerhaften
Wohnortwechsels besitzen. Nach den Empfehlungen der UN ist ein dauerhafter
Wohnortwechsel dann gegeben, wenn dieser länger als ein Jahr vollzogen wird. Es
erfolgt ein Wechsel des Wohnortes von einer politischen Gemeinde A in eine andere
politische Gemeinde B von mindestens einem Jahr. Ob die Migration in diesem
Zusammenhang gewollt oder ungewollt vollzogen wird, ist dahingehend unrelevant.
Wichtig bei der Begriffsbestimmung ist, dass nicht jede räumliche Bewegung mit
Migration gleichzusetzen ist, d. h. Reisende, beruflich bedingte Pendler oder
Touristen die eben keine dauerhaften Wohnortswechsel über die politische
Gemeinde hinaus vollziehen, sind nicht zur Gruppe der Migranten zu rechnen.
Charakteristisch für die Migration ist auch dessen Multikausalität. Migration beruht
zumeist auf einer Reihe von kulturellen, wirtschaftlichen, politischen, religiösen,
demographischen und ethnischen Gründen bzw. Ursachen, die miteinander
verknüpft sind. Des Weiteren ist Migration ein Prozess, der zumeist beginnend mit
der Vorbereitung bishin zur Durchführung in einem langen zeitlichen Kontinuum
stattfindet. 1
2.2. Binnenmigration
Sofern die Verlegung des ständigen Wohnsitzes einer politischen Gemeinde A in die
politische Gemeinde B innerhalb nationalstaatlicher Grenzen vollzogen wird, spricht
man von Binnenmigration. Häufigste Form der Binnenmigration ist die so genannte
1 Internet: Wikibooks,
http://de.wikibooks.org/wiki/Soziologische_Klassiker/_Migrationssoziologie/_Grundbegriffe
10

Urbanisierung, das heißt die zunehmende Abwanderung breiter Bevölkerungsschichten
in Städte.
2.3. Internationale Migration
Die Internationale Migration, auch Außenmigration genannt, ist eine spezifische Form
räumlicher Mobilität. Herkunft und Ziel der Migranten liegen in verschiedenen
Ländern, wobei nationale Ländergrenzen überschritten werden.
Dabei gelten nur jene Personen als internationale Migranten, die ihren Wohnsitz für
eine bestimmte Mindestdauer oder für unbestimmte Zeit – eventuell für immer – ins
Ausland verlegen. Die UN-Definition beschreibt die Internationale Migration als eine
ständige, Ländergrenzen überschreitende, Wohnsitzverlagerung von Personen.
Die begriffliche Trennung zwischen der Binnenmigration und der Internationalen
Migration dient vielmehr der statistischen und formalrechtlichen Zielsetzung des
Migrationsgeschehens und weniger der tatsächlichen Differenzierung.
3. Migrationsprozess
Wie bereits eingangs erwähnt bedeutet Migration Wanderung und sagt nichts über
die Umstände, Motive oder über die räumliche und zeitliche Dimension und die Ziele
der Migration aus. Migration ist ebenso eine Wanderung vom Dorf in die Stadt im
selben Land, um z. B. zu studieren, als auch die Exilierung oder die Arbeitsmigration.
All das wird unter dem Begriff Migration gefasst.
Hermann Mückler stellt fest, „… dass man sich dem Thema Migration in all seinen
Ausformungen nur sinnvoll nähern kann, wenn man sie als die Folge komplexer
politischer, ideologischer, sozialer und ökonomischer Prozesse begreift, was
notwendigerweise in der Auseinandersetzung mit diesem Thema entsprechende
Berücksichtigung finden muss. Indirekt ist diesem Aphorismus auch die Verknüpfung
mit Ethnizität und nationaler Identität inhärent – beides Faktoren, die bei der Analyse
von Wanderungsbewegungen eine bedeutende Rolle spielen und auf die im
Folgenden noch eingegangen wird. Allen genannten Symptomen gemeinsam ist die
Tatsache, dass sie vielfach Ursache und Auslöser für jene Entwicklung geworden
11

sind, die ein zentrales Thema des zu Ende gehenden 20. Jahrhunderts ist: Die
Wanderung und Bewegung von Individuen oder Gruppen im geographischen oder
sozialen Raum, die mit einem Wechsel des Wohnsitzes verbunden sind – allgemein
als Migration bezeichnet.“ 2
Alle Migrationen bedeuten Verlust von Vertrautem. Der Migrationsprozess ist ein
Weg der Entscheidung, des Risikos, des Verlusts und des Neugewinns – in jedem
Fall ein Weg der Bereicherung der persönlichen Erfahrung. Der Migrationsprozess
wird durch die Migrationsziele vorangetrieben. Migration ist oft ein fruchtbarer Weg,
der das Selbst des Menschen stärkt.
Migrationen werden oft durch den Grad der Freiwilligkeit oder durch die Größe der
räumlichen Distanz unterschieden. Die Gründe für das Weggehen – also welche Art
von Desaster, ob von Menschenhand oder ob eine Naturkatastrophe Anlass zum
Wechsel des Wohnortes geben – sind Kriterium zur Unterscheidung der
Migrationsformen. Oft sind sie negativ behaftet, denn freiwillig geht keiner weg.
Häufig werden Binnenmigrationen und Migrationen, die aufgrund von Ausbildung,
Abenteuerlust und Neugier erfolgt sind, gar nicht als Migration gesehen. Das
Unternehmen Migration und Exilierung verlangt unvorstellbaren Mut und
Risikobereitschaft. Manchmal sehen nicht einmal die Betroffenen selbst, welche
Leistungen sie vollbracht haben.
In der Migrationsforschung sind Migranten jene Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt
dauerhaft an einen anderen Ort verlegen. Unterschieden wird die Binnenmigration
von der Internationalen Migration sowie nach den Migrationsmotiven wie
Abenteuerlust, Ausbildung, Arbeit, Naturkatastrophen, Krieg, Verfolgung, etc.
Der psychische Prozess der Migration ist mit Hoffnung, Entscheidung, Trennung,
Verlust, Verunsicherung, Neugier, psychische Krisen, u.v.m. verbunden. Der Grad
der Freiwilligkeit und die Entfernung, die bei der Migration zurückgelegt wird, sollen
von besonderer Bedeutung sein. Dies erlebt der Binnenmigrant vom Dorf in die
Großstadt strukturell ebenso, wie der Migrant nach Amerika.
2 Mückler Hermann; Migrationsforschung und Ethnohistorie. In: Wernhart K./Zips W. (Hg.): Ethnohistorie;
Rekonstruktion und Kulturkritik, Eine Einführung; Seite 113, Wien 1998
12

Der Migrationsprozess beginnt weit vor der Ankunft im Aufnahmeland. Die ersten
Gedanken ans Weggehen lösen diesen Prozess aus. Die objektive Charakteristik
des Migrationsprozesses 3 lässt sich mit folgenden Punkten grafisch festmachen.
Migrationsgründe
Rückkehrabsichten
Erwartungen der
im Herkunftsland
Gebliebenen
Entscheidungsprozess
Migrationsziel
Aufnahme- und
Lebensbedingungen
im neuen Land
Abbildung 1
Migrationsmotive, die jemanden zum Weggehen veranlassen, gibt es meist viele.
Man kann zwischen inneren und äußeren Beweggründen unterscheiden, wobei diese
einander ergänzen, aufeinander wirken und somit zueinander in Beziehung stehen
können. Hinter den offiziellen, ökonomischen Motiven stehen oft persönliche Motive.
Viele Menschen migrieren in jungen Jahren, z. B. Männer kurz vor oder nach dem
Militärdienst und Frauen vor oder nach der Heirat. Mit Hilfe der Migration kann
Rivalitäten in der Familie, zu enge Beziehungen zu den Eltern entflohen und auch
soziales Prestige gewonnen werden. Aber auch eine gescheiterte Beziehung, eine
nicht gewollte Heirat, eine nicht erfüllte Liebe, eine Form der Enttäuschung können
Motive zum Weggehen sein.
3.1. Auswanderung
Auswanderung oder Emigration ist das Verlassen des Heimatlandes auf Dauer. Die
Emigranten oder Auswanderer verlassen ihre Heimat entweder freiwillig oder
3 Kronsteiner Ruth; Vom Migrationsleiden zur Migrationsleistung – Aspekte psychischer Verarbeitung von
Migrationskrise und Trauma. In: Tagungsbericht „Potentiale nützen“, Seite 6, Urania Wien, 26. Juni 2005
13

erzwungenermaßen aus wirtschaftlichen, religiösen oder politischen Motiven oder
aus persönlichen Gründen. 4
So bedeutsam eine Auswanderung im Leben eines einzelnen Menschen auch ist, in
einer breiteren Perspektive gehören Wanderungsbewegungen zur historischen
Normalität. Die burgenländische Auswanderung nach Amerika ist daher immer als
Teil einer vielfältigen Migrationsgeschichte zu verstehen.
In weiterer Folge lässt sich auch die Auswanderung nach Amerika aus dem
historisch ungarischen und gegenwärtigen südburgenländischen Dorf Poppendorf im
Burgenland nur in engem Bezug zum allgemeinen Phänomen der burgenländischen
Auswanderung darstellen. Die regionale Auswanderung steht in einem nationalen
Kontext und ist ohne die Kenntnis der nationalen Entwicklung nicht verständlich.
Die Auswanderung verteilte sich auf alle Bundesländer Österreichs. Das
gegenwärtige südlichste Burgenland mit der Region um Güssing und nördlich von
Jennersdorf war die bedeutendste Auswanderungsregion, während aus den anderen
Bundesländern Österreichs im Zusammenhang mit der Einwohnerzahl nur relativ
wenige Menschen nach Amerika aufbrachen.
4 Internet: Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Auswanderung
14

4. Ablauf der Migrationsbewegung
4.1. Der Emigrationsweg nach Amerika
Die Auswanderung erfolgte gewöhnlich in drei Etappen: Zunächst musste der Weg
vom Heimatort zum nächst gelegenen Hafen bewältigt werden. Dort traten die
Auswanderer die Überfahrt nach Amerika per Schiff an. Der letzte Teil der Reise
führte dann ins Landesinnere, an den Zielort in der neuen Heimat.
Der Abschied aus dem kleinen heimatlichen Dorf war anfangs ein besonderes
Ereignis im dörflichen Alltagsleben, obwohl es in manchen Dörfern sehr häufig
vorkam. Eine Fahrt nach Amerika, mit der Ungewissheit der Rückkehr und dem
möglichen Abschied für immer von den Eltern, Geschwistern, Verwandten, Freunden
und der Heimat, war eine Einmaligkeit. Dies ist durch die fehlende Mobilität der
Menschen in dieser Zeit zu erklären, wobei bereits eine Reise nach Wien oder Graz
ein Großereignis darstellte. Für gegenseitige Besuche war – zumindest im 19.
Jahrhundert – die Reise zu gefährlich, zu teuer und zu beschwerlich. Abschiedsfeiern
in Dorfgemeinschaften, Kirchengemeinden, Vereinen und in der Familie boten die
letzte Gelegenheit zum Zusammensein. Die bei diesem Anlass entstandenen
Abschiedslieder wurden in den Feiern in Übersee bald zu allgemeinem Liedgut. In
den Abschiedsliedern drücken sich oft Enttäuschung und Zorn auf die sozialen,
wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse im eigenen Land aus, die zur
Auswanderung zwangen. Gleichzeitig wird die Hoffnung auf ein besseres Leben in
Amerika deutlich: „Jetzt ist die Zeit und Stunde da, wir fahren nach Amerika“, heißt es
hoffnungsfroh in einem bekannten Abschiedslied.
Abbildung 2
15

4.1.1. Zum Hafen
Bis in die zweite Hälfte des
20. Jahrhunderts mussten die Auswanderungswilligen
bis nach Bremen
oder Hamburg (Deutschland), Le Havre
(Frankreich), Antwerpen oder Rotterdam
(Niederlande), oder Triest (Österreich,
später Italien) fahren, um ihr Schiff zu
erreichen. Sie gingen zu Fuß, fuhren auf
Abbildung 3
Wagen oder in der Kutsche bis zum nächsten Bahnhof. Durch den Ausbau des
Eisenbahnnetzes waren die Überseehäfen für die Auswanderer einfacher und
schneller erreichbar.
Abbildung 4
In den Hafenstädten mussten die Auswanderer manchmal wochenlang auf das
Auslaufen ihres Segelschiffs warten. Hier kauften sie die vorgeschriebene
Ausrüstung und zusätzliche Verpflegung für die Überfahrt. Um die Ortsfremden vor
Geschäftemachern zu schützen und gleichzeitig den guten Ruf der Stadt als
Auswandererhafen zu wahren, richtete z. B. der Bremer Magistrat bereits um 1845
eine „Inspektion für das Auswanderungswesen“ ein. Sie wachte darüber, dass die
Auswanderer nicht übervorteilt wurden. Hamburg folgte dem Bremer Vorbild mit einer
ähnlichen Behörde. Zur Unterbringung der durchreisenden Menschenmengen
16

wurden in beiden Städten eigene Auswandererhallen gebaut, wo die Wartenden eine
Unterkunft fanden.
Für die burgenländischen Auswanderer sind größtenteils die deutschen und
niederländischen Nordseehäfen die letzte Station auf dem Kontinent. Hier werden sie
Europa „Pfiat Got“’ sagen. Sie hatten als Auswanderer, zum Unterschied von
anderen Passagieren, keinen, der sie bis hierher begleitete. Also winkten sie den
Gepäcksträgern zu, den Hafenarbeitern, den Matrosen und all den anderen
Menschen am Kai.
In Hamburg wurde 1847 die HAPAG, die Hamburg-Amerikanische-Paket-
Aktiengesellschaft, gegründet. Redereien, Expedienten, Wirtshäuser, Auswandererherbergen
und Geldwechsler profitieren anfangs enorm vom Auswanderergeschäft.
4.1.2. Die Überfahrt
Die Reedereien der großen Hafenstädte, beispielsweise der Norddeutsche Lloyd und
die HAPAG in Deutschland, witterten ein enormes Geschäft. Deshalb gingen sie mit
lokalen Gewerbetreibenden Kooperationen ein, damit die Auswanderungswilligen
sich dort informierten und vor allem Fahrkarten kaufen konnten. Ab 1922 wurden im
Burgenland eigene Zweigstellen von Schifffahrtsgesellschaften eingerichtet. Vor
1914 haben sich der Großteil der Auswanderer die Fahrkarten entweder in den
Wiener Büros der Schifffahrtsgesellschaften besorgt oder aber diese von ihren
bereits in Amerika lebenden Verwandten und Bekannten zugeschickt bekommen.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
hatte man nur behelfsmäßig
auf die plötzlich ansteigende Nachfrage
nach Passagierplätzen reagiert. Anfangs
waren die Auswanderer im Zwischendeck
untergebracht, gerade über dem
Frachtraum. Hier hat man einfach Kojen
eingebaut, welche bei der Rückfahrt
wieder herausgenommen wurden um
Abbildung 5
17

Platz für Wolle, Baumwolle, Tabak, Tee oder Kaffee zu machen. Das Zwischendeck
ist 1,90 Meter hoch, die Kojen knapp 50 Zentimeter breit und 1,80 Meter lang. In
jeder Koje lagen 2 Personen. Ein knapper Quadratmeter stand dem
Zwischendeckpassagier zu. Hinzu kamen noch ihre Koffer, Kisten und Bündel.
Die Auswanderer waren eine gute ausgehende Fracht für die Reedereien, die die
Passage sogar im Voraus bezahlten. So konnten die Reedereien auf dem
amerikanischen Markt günstigere Frachttarife anbieten. Rund 50 Taler kostete Mitte
des 19. Jahrhunderts die Schiffspassage nach Amerika.
Manchmal waren auf den Segelschiffen über 500 Auswanderer zusammengepfercht,
plus einige 100 Mann Besatzung. Die hygienischen Verhältnisse waren schlecht. Es
gab kaum Waschmöglichkeiten und auch keine hinreichende Belüftung. Frische Luft
kam wenig durch die Luken – und bei Sturm wurden diese geschlossen. Der
Angstschweiß der vielen Menschen vermischte sich mit dem Geruch, den
Seekrankheit hinterlässt. Langeweile führte zu Aggressionen, ebenso wie die
Kontakte zwischen jungen Männern und Frauen an Bord zu Konflikten führten.
Neben Übergeben und Lamentieren passierte auch alles andere im Zwischendeck.
Gebot und Tot, Seuchen, Gewalttätigkeiten, Plünderungen, Liebe, Zärtlichkeit, etc.
Und während bei jedem Sturm an Bord Verzweiflung herrschte und sich die
Auswanderer wünschten, nie ihre Heimat verlassen zu haben, war an jedem
sonnigen, ruhigen Tag die Hoffnung auf eine goldene Zukunft zu spüren.
Abbildung 6
18

Die Überfahrt auf Segelschiffen war ein zeitlich ungewisses Unterfangen. Die Fahrt
konnte in acht Wochen glücken, das Schiff konnte aber auch drei Wochen vor den
Azoren in einer Flaute liegen. Das Essen war eintönig. Bohnen, Linsen,
Schiffszwieback und Wasser, das abgestanden und faulig war.
Dampfsegler kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Einsatz. Sie
konnten – da unabhängig vom Wetter, bei Flauten etwa greifen sie auf Dampf als
Reserveantriebskraft zurück – die Passagen nach Amerika in rund 30 Tagen
schaffen, was eine enorme Erleichterung darstellte.
4.1.3. Verbesserte Verkehrsverbindungen
Abbildung 7
Hier sind vor allem die Eisenbahn und das Dampfschiff zu nennen. Die Eisenbahn
erleichterte die Fahrt zu den Ausreisehäfen, wie z. B. Bremen oder Hamburg, und
auch die Weiterreise in Übersee.
19

Mit dem Einsatz der neuen geräumigen Dampfschiffe verkürzte sich die Fahrzeit
eines Seglers von bisher 8 bis 12 Wochen auf wenige Tage und versprach auch
mehr Sicherheit. Spektakuläre Katastrophen, wie der Untergang der Titanic im April
1912, blieben nur Randerscheinungen des großen Auswandererstromes.
Der deutsche Historiker Dr. Horst Rössler beschreibt diese Veränderungen: „Die
große Revolution war so zu sagen die Fortsetzung der industriellen Revolution auf
die Verkehrsmittel. Sobald die Eisenbahn da ist, sobald das Dampfschiff da ist, wird
die Reise sehr viel schneller. Sie wird sicherer, sie wird auch nicht unbedingt teurer.
Es ist alles sehr viel besser planbar. Und das ist also ein Prozess, wo der
Wendepunkt praktisch in Mitte der siebziger Jahre ist. Und dann ab den 1880er-
Jahren kennen wir alle diese großen Dampfschiffe, unter anderem des
norddeutschen Lloyd oder des HAPAG, mit denen die Wanderer innerhalb von 8
Tagen praktisch das Weltmeer überqueren konnten. Und das war wichtig. Zeit war in
der Tat Geld. Je schneller man da war, desto eher konnte man anfangen Arbeit zu
suchen, zu finden und dann ein geregeltes Leben zu beginnen.“ 5
Abbildung 8
Mit den Dampfern bessern sich die Bedingungen der Überfahrt erheblich. In 10 bis
12 Tagen überqueren diese den Atlantik. Das Essen und die Bequemlichkeit waren
wesentlich besser. Seekrankheit und Langeweile waren jedoch noch immer die
Hauptprobleme. Die Reedereien versuchten die Passagiere, auch jene des
5 Rössler Horst; Aufbruch in die Fremde. Auswanderung nach Amerika. DVD, Edition Temmen, Bremen, 2008
20

Zwischendecks, mit Musik, Unterhaltung und Kindervergnügen für gute Stimmung zu
sorgen und bei Laune zu halten.
4.1.4. Am Ziel
Die Einwanderer kamen meist in einem Hafen an der Ostküste an. Zunächst in
Philadelphia und Baltimore und ab den 1830er Jahren vermehrt in New York.
Beim Anblick der Freiheitsstatue umarmten sich die Menschen, beteten und sangen,
tanzten, weinten. Die beschwerliche und gefährliche Reise näherte sich ihrem Ende.
Alle kamen mit großen Erwartungen, die Menschen sprachen in Bildern wenn sie
ihren Hoffnungen Ausdruck verleihen wollten.
4.1.4.1. Einwanderungskontrollen
Betrachtet man die Geschichte der Masseneinwanderung in die Vereinigten Staaten
von Amerika, so drängt sich unweigerlich New York auf, die Stadt, die den
bedeutendsten Anlegehafen der Nation besaß, in dem der größte Teil der
Immigration zwischen 1820 und 1960 ankam. New York war in Nordamerika führend
in Handel und Transport, und der Transport der Einwanderer stellte hierbei keine
Ausnahme dar. Nicht enden wollende Ströme von Menschen setzten von New York
aus ihre Reise in die Groß- und Kleinstädte und in die ländlichen Regionen der
Vereinigten Staaten und Kanadas fort. Die großen Einwanderungswellen stellten
eine starke Belastung für die Finanzen der betroffenen Städte dar und so wurden in
New York zwei Kontrollstationen für Einwanderer eingerichtet, die die
Einwanderungspolitik der Vereinigten Staaten für fast ein Jahrhundert bestimmen
sollten: Castle Garden und Ellis Island.
4.1.4.1.1. Castle Garden
Seit 1855 diente Castle Garden, an der Südspitze von Manhattan, als erste
Einwandererkontrollstation in New York. Die Auswanderer und nunmehrigen
Einwanderer wurden hier registriert, kontrolliert und inspiziert sowie gegebenenfalls
als Arbeitskräfte oder Soldaten angeworben.
21

Dem massenhaften Zustrom an Auswanderern konnte Castle Garden jedoch nicht
allzu lange standhalten. Bis 1890 kamen dort 8,2 Millionen Immigranten an. Eine
noch größere Kontrollstation musste her. Eine mit Krankenzimmern, Schlafräumen
und Küchen. Eine, wo die Auswanderer, die erst in Quarantäne mussten, solange
bleiben sollten bis sie aufs Festland gelassen werden konnten.
4.1.4.1.2. Ellis Island
Ellise Island, eine richtige kleine Stadt auf einer Insel vor New York, wurde 1892
eröffnet. Schnell hatte sie sich den Ruf „Insel der Hoffnung – Insel der Tränen“
erworben. Hier wurden die Menschen registriert, selektiert, medizinisch untersucht
und durch Immigrationsofficers ausgefragt. Registrierzettel wurden ihnen angeheftet.
Abbildung 9
Hier wurde entschieden, ob sie Amerikaner werden durften oder ob sie
zurückgeschickt wurden. Viele dachten, sie würden im Himmel landen und waren
22

über die Kälte, die Ellis Island ausströmte, so entsetzt, dass sie wieder nach Hause
wollten, dorthin wo sie wussten, dass es warm war.
Sie war 62 Jahre lang für Menschen aus aller Welt die letzte Hürde vor der
Einwanderung nach Amerika. Auf Ellis Island bangten die Menschen um die
Erlaubnis nach Amerika einreisen zu dürfen und für 17 Millionen Einwanderer, etwa
90 Prozent aller US-Immigranten, war Ellis Island das Tor zur neuen Welt. 2 von 100
wurden wieder zurückgeschickt. Wer die Einwanderungsprozeduren jedoch
überstanden hatte, konnte durch die Tür mit der Aufschrift „Push to New York“ gehen
und nach Manhattan übersetzen. Überschwänglich war deshalb die Freude, wenn
man es geschafft hat und in New York endlich das gelobte Land, „The Land of
Promise“, betreten konnte.
1954 wurde Ellis Island geschlossen.
23

5. Die burgenländische Amerikawanderung
5.1. Die Entwicklung
Die Auswanderung der Burgenländer nach Amerika ist eine geschichtliche Epoche,
die etwa um 1850 begonnen und in den Jahren vor und nach dem 1. Weltkrieg ihren
Höhepunkt erreicht hat.
Eigentlich handelt es sich bis 1920 um eine Auswanderung aus West-Ungarn, so
wurde nämlich bis zum Vertrag von Trianon das heutige Burgenland genannt, das
eben erst zu diesem Zeitpunkt Österreich zuerkannt worden war. 1921 gab es dann
auf italienischen Druck noch eine Volksabstimmung, nach der die Stadt Ödenburg
und 8 weitere Gemeinden wieder zurück an Ungarn kamen. Damals gab es eine
große regionale Wanderung, weil viele Menschen von dem den Siegermächten
zugesprochenen Teil in den kleineren, zu Österreich kommenden Teil übersiedelten.
Als das neue österreichische Bundesland Burgenland eingerichtet wurde, herrschte
im Land eine drückende wirtschaftliche Perspektivenlosigkeit. Die Rückständigkeit
des fast ausschließlich agrarisch geprägten Landes, fehlende Ausbildungsmöglichkeiten
und der Verlust der bei Ungarn verbliebenen wirtschaftlichen und
verkehrspolitischen Zentren – Sopron/Ödenburg, Kőszeg/Güns, Szombathely/
Steinamanger, St. Gotthard und Körmend – führten dazu, dass das Land nicht alle
seine Bürger ernähren konnte. Der Verlust des ungarischen Absatzmarktes führte zu
einer Krise der lokalen Betriebe und zum Verlust zahlreicher Arbeitsplätze. Da die
Verhältnisse im übrigen Österreich auch nicht viel besser waren, erwies sich die
Auswanderung nach Amerika als probates Mittel, um der Misere zu entgehen.
Anfang der Sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts hat die Auswanderung schließlich
ihr Ende als Massenbewegung gefunden. Insgesamt haben in diesen 100 Jahren,
die dieser Abschnitt gedauert hat, mehr als 50.000 Menschen für immer ihre Heimat
verlassen.
24

Zusätzlich hat es noch viele Tausende Auswanderer gegeben, die nach Jahren des
Aufenthaltes in Übersee wieder in die alte Heimat rückgewandert sind und sich mit
dem Ersparten eine neue Existenz aufgebaut haben.
5.2. Zeitliche Abschnitte der Auswanderung
Die Wanderungsbewegung nach Amerika verlief nicht gleichförmig, sondern in Form
ausgeprägter Wellen. Die Epoche der Auswanderung der Burgenländer wurde durch
zwei Weltkriege unterbrochen. Bei jedem Wiederbeginn vollzogen sie sich in
veränderter Struktur und verändertem Umfang.
Sie lässt sich in die Abschnitte Vorkriegswanderung (mit den Teilabschnitten
Pionierzeit, Old Immigration und New Immigration), Zwischenkriegswanderung und
Nachkriegswanderung einteilen.
5.2.1. Die Vorkriegswanderung (1850-1914)
5.2.1.1. Die Pionierzeit (1850-1875)
Abbildung 10
Die Auswanderung setzte in einigen regionalen Punkten des gegenwärtigen mittleren
Burgenlandes ein, ohne dass zwischen diesen ein Zusammenhang erkennbar
25

gewesen wäre. Die geschätzte Auswanderungszahl in der ersten Phase der
Vorkriegswanderung, die man auch die Zeit der Pioniere nennt, liegt bei 300. Diese
fuhren noch auf Segelschiffen in eine vollkommen ungewisse Zukunft. Die Pioniere
wird man vor allem in den soziologischen unteren Bereichen, unter den schuldig oder
unschuldig Gescheiterten sowie unter den risiko- und abenteuerfreudigen Menschen
suchen müssen. 6
Stil und Ziele der Auswanderung dieser Jahre waren ganz anders gegenüber jenen
späterer Zeit. Da diese Auswanderung noch ganz der Siedlungswanderung
zuzuordnen ist und weit in den Kontinent hineinwirkte, wird man es immer mit einer
beabsichtigten Dauerauswanderung zu tun gehabt haben. Nicht umsonst hatten die
Auswanderer damals zu Hause Hab und Gut verkauft und waren mit ihrer ganzen
Familie ausgewandert. Erst um die Jahrhundertwende, zu Beginn der
Industriewanderung, wird es üblich, dass zunächst einer hinübergeht, sondiert,
abwägt und dann erst, wenn überhaupt, die Familie nachkommen lässt. Die
Auswanderer jener Zeit konnten vielfach gar nicht mehr nach Hause, weil sie sich im
Mittelwesten als Bauern niedergelassen haben und mehr als die Industriearbeiter der
späteren New Immigration der neuen Heimat verbunden waren.
5.2.1.2. Die Siedlungswanderung bzw. „Old Immigration“ (1875-1890)
Um 1875 beginnt die Auswanderung eine den
ganzen Raum erfassende Bewegung zu werden,
die nicht, so wie bis dahin, punktuell erfolgt ist,
sondern Zusammenhänge erkennen lässt.
Die Amerikawanderung der Burgenländer ist ein Teil
der gesamteuropäischen Auswanderungsbewegung
und kann nur in diesem Rahmen gesehen werden.
Historisch steht sie mit der ungarischen
Auswanderung in ursächlichem Zusammenhang,
hat aber bald eine regionalspezifische Ausprägung
Abbildung 11
erfahren. Die europäische Auswanderungswelle, die von den Britischen Inseln
ausgeht und sich nach dem Südosten Europas bewegt, hat in der ersten Hälfte des
6 Dujmovits Walter; Die Amerikawanderung der Burgenländer, Seite 32, Stegersbach, 1975
26

19. Jahrhunderts von der Slowakei kommend Ostungarn erreicht. Von dieser durch
Ungarn gehenden Strömung zweigt ein starker Arm nördlich des Plattensees
(Komitat Veszprém) in Richtung Westungarn ab, der sich wieder in drei Zweige teilt,
von denen der nördliche um 1875 den Seewinkel, der mittlere um 1880 den
Oberpullendorfer-Oberwarter-Bereich und schließlich der südliche um 1885 die
Güssinger Landschaft erreicht. Das Gebiet südlich der Raab, also der südlichste Teil
des heutigen Burgenlandes, könnte von einer eigenen, von Südungarn kommenden
Welle beeinflusst worden sein. 7
Bis 1921 hat es ein Burgenland weder in politisch-administrativer Hinsicht gegeben,
noch stellte dieser Raum eine wie immer geartete geschlossene Landschaft dar.
Nicht einmal der Umstand, dass es ein nahezu geschlossenes deutsches
Siedlungsgebiet in Westungarn gegeben hat, führte zum Bewusstsein einer
Zusammengehörigkeit der Deutschen an der Raab und am Neusiedlersee. Eine
durch das heutige Burgenland gehende Verbindung in nord-südlicher Richtung gab
es weder in mentaler noch in verkehrsmäßiger Hinsicht. Fast alle Verkehrslinien
verliefen in west-östlicher Richtung, unterstützt durch die geographische
Gegebenheit, dass alle drei Landesteile beckenähnliche Landschaften sind, die sich
nach dem Osten hin öffnen und voneinander durch die Gebirgsbarrieren des
Ödenburger- und Bernsteiner-Günser-Gebirges getrennt sind. Auch heute
bestimmen diese die Unterteilung des Landes in ein nördliches, mittleres und
südliches Burgenland.
In der Zeit der kontinuierlichen Nord-Süd-Verlagerung der burgenländischen
Erstauswanderungsgebiete vollzieht sich in Amerika innerhalb der Siedlungsgebiete
der Erstauswanderer ein ähnlicher Prozess. Die ersten burgenländischen
Einwanderer ließen sich im Mittelwesten (Kansas City) nieder. Die nachfolgende
Einwanderungsgeneration zog nur noch bis Chicago, die folgenden kamen gar nur
mehr bis Pennsylvania und New Jersey, und die um die Jahrhundertwende
Eingewanderten ließen sich in großer Zahl bereits in New York nieder. Man kann
diese Entwicklung nicht verallgemeinern, wohl aber feststellen, dass die
nachfolgenden Einwanderer immer weniger weit in den Westen zogen. Es kommt
also zu einer West-Ost-Verlagerung der Ersteinwanderungsgebiete in der gleichen
7 Dujmovits Walter; Die Amerikawanderung der Burgenländer, Seite 38-39, Stegersbach 1975
27

Zeit, als sich im heutigen Burgenland die Erstauswanderungsgebiete vom Norden
nach dem Süden verlegen. 8
Abbildung 12
Will man nun die beiden Bewegungen synchronisieren, dann ist der Schluss zulässig,
dass die Erstauswanderer aus dem nördlichen Burgenland in den Mittelwesten
(Kansas, St. Louis) zogen, die aus dem mittleren Burgenland nach Chicago und die
zuletzt aus dem südlichen Burgenland ausgewanderten sich bereits an der Ostküste
(Pennsylvania, New Jersey, New York) niedergelassen haben. 9
Eine wesentliche Erscheinung in der Übergangsperiode zwischen 1875 und 1890
betrifft die Struktur der Auswanderung und war für den gesamten amerikanischen wie
auch für den europäischen Kontinent von Bedeutung. Die Industrialisierung Amerikas
begann im Osten der Vereinigten Staaten. Dies hatte zur Folge, dass einerseits
dieses Gebiet die Hauptmasse der europäischen Einwanderer anzog, andererseits,
dass diese Einwanderer nicht mehr Siedler und Farmer, sondern Industriearbeiter
wurden. Der sozio-strukturelle Wandel des mittel-, süd- und südosteuropäischen
Bauern zum Industriearbeiter vollzog sich nicht in Europa, sondern in Amerika. Dies
gilt auch für das Burgenland. Der burgenländische Hilfs- und Industriearbeiter ist in
8 Dujmovits Walter; Die Amerikawanderung der Burgenländer, Seite 39, Stegersbach 1975
9 Ebenda, Seite 39-40
28

Amerika entstanden. Die Sieldungswanderung - Old Immigration - geht also in die
Industriewanderung - New Immigration - über. 10
5.2.1.3. Die Industriewanderung bzw. „New Immigration“ (1890-1914)
Die Zeit um 1890 stellt für die Geschichte der burgenländischen Amerikawanderung
einen derart markanten Zeitraum dar, dass im Bewusstsein der meisten
Burgenländer die Zeit der Amerikawanderung überhaupt erst mit diesem Datum
beginnt. Alles was vorher war, liegt außerhalb von Erinnerungen und Überlieferung
und ist, was auch die Zahl der Auswanderer betrifft, nicht von Bedeutung. 11
Der Übergang von der Old Immigration zur New Immigration, der die
Massenauswanderung einleitet, vollzieht sich relativ rasch. Ähnlich einer Epidemie
legen sich Wellen der Amerikawanderung über das Burgenland und erfassen jedes
Dorf. Der enorme Bevölkerungsstau wird in wenigen Jahren abgebaut. Zu
Tausenden ziehen junge Burschen und Männer nach Amerika, um den sagenhaften
Erfolgsmöglichkeiten, hinter denen sich oft auch das Goldfieber verbarg,
nachzugehen. 12 Die Nachrichten über die Anfangserfolge der Weggewanderten
hitzten das Auswanderungsfieber noch mehr an. Die Arbeit war in Amerika schwer,
aber das war sie im Burgenland auch. Aber was man zu Hause im Burgenland nicht
hatte, das war die Möglichkeit und damit auch die Hoffnung, aus der Stagnation und
Armut auszubrechen. Soziale Barrieren hinderten dies genauso wie der Mangel an
bezahlten Arbeitsplätzen. 13
Die Industriewanderung war von Beginn an anders strukturiert. Erstmals zog man in
Gruppen weg. Man wollte ganz im Stile der landwirtschaftlichen Arbeitswanderung
gemeinsam Arbeiten, gemeinsam verdienen und gemeinsam auch wieder
heimkommen. Dies ist ein weiteres Kriterium der nun beginnenden
Massenauswanderung. Man legte die Auswanderung im Stile der landesüblichen
Saisonwanderung temporär an und hegte meistens die Absicht, nach einigen Jahren
wieder zurückzukommen, was etwa in einem Viertel der Fälle auch tatsächlich
10
Dujmovits Walter; Die Amerikawanderung der Burgenländer, Seite 40, Stegersbach 1975
11
Ebenda, Seite 43
12
Ebenda, Seite 43-44
13
Ebenda, Seite 44
29

geschah. Dem entspricht es auch, dass die Abwanderung ganzer Familien
zahlenmäßig stark zurückging. Fast immer war es der junge Mann, der vorausging
und dann seine Braut oder Ehefrau nachkommen ließ. Im Allgemeinen sind mehr als
doppelt so viele Männer als Frauen ausgewandert. 14
Da die New Immigration durch die starke Industrialisierung des östlichen Teils der
Vereinigten Staaten überhaupt erst ihren Impuls bekam, kann man sie von Anfang an
als Industriewanderung bezeichnen. Die Schlachthöfe Chicagos, die „Zementmühlen“
um Allentown und die Bierbrauereien in New York begründeten den
burgenländischen Industriearbeiter. 15
Die Vorkriegswanderung war der zahlenmäßig bedeutendste und soziologisch
revolutionierendste Abschnitt der burgenländischen Auswanderungsgeschichte. Der
Höhepunkt von 1905 wird nur noch vom stärksten Auswanderungsjahr 1923
übertroffen. Die Amerikawanderung hatte noch temporären Charakter, daher war der
Anteil der Rückwanderer noch recht hoch. Er betrug in den Jahren 1908 bis 1913 35
Prozent. 16 In den Jahren 1912 und 1913 nahmen die Auswanderungsziffern sehr
stark ab, bis dann der Ausbruch des Weltkrieges die Wanderungsbewegung
beendete. 17
5.2.2. Die Zwischenkriegswanderung (1919-1939)
Diese wirtschaftlich und politisch unruhige Epoche kommt auch im
Wanderungsablauf zum Ausdruck. Vor dem Ersten Weltkrieg nahm die
Amerikawanderung der Burgenländer ständig zu und erfuhr bis knapp vor
Kriegsbeginn nur im Jahr 1908 eine bedeutende rückläufige Bewegung, die aber ein
Jahr später wieder in den normalen Wanderungsablauf überging. Erst ab 1910 nahm
die Auswanderung landesweit ab. 18
Ganz anders war die Situation in den zwanziger und dreißiger Jahren. Hier
übertrafen die Rückwanderer an Zahl die Auswanderer. 19
14
Dujmovits Walter; Die Amerikawanderung der Burgenländer, Seite 44, Stegersbach 1975
15
Ebenda, Seite 45
16
Ebenda, Seite 47
17
Ebenda, Seite 49
18
Ebenda, Seite 49
19
Ebenda, Seite 49
30

Im Einzelnen hat man es mit 3 Phasen zu tun.
Die erste Phase ist die Zeit zwischen 1919 und 1923, welche zahlenmäßig den
Höhepunkt der gesamten Auswanderung aus dem Burgenland darstellt. In dieser
Zeit stand das Burgenland an der Spitze der mitteleuropäischen, vielleicht sogar der
gesamteuropäischen Auswanderung. Im Jahr 1923 verließen 6.683 Personen das
Burgenland in Richtung Amerika, das waren 72 Prozent der gesamtösterreichischen
Auswanderung. Mit dem Einwanderungsgesetz vom Mai 1924 fand diese gigantische
Auswanderungswelle ihr rasches Ende. 20
Bis dahin galt die Bestimmung, dass die Einwanderung in die USA von einer
bestimmten Quote bestimmt wird, die auf folgender Grundlage errechnet wurde: Es
wurde zunächst festgestellt, wie viele „Fremdgeborene“ aus dem Herkunftsland im
Jahr 1910 in den Vereinigten Staaten lebten. Drei Prozent davon betrug die Quote
der jährlich zugelassenen Einwanderer aus dem Land. Ab 1924 traten zwei
verschiedene Veränderungen ein. Erstens wurde die Prozentzahl von drei auf zwei
Prozent gesenkt, und zweitens wurde zur Grundlage nicht die Bevölkerungszahl der
Fremdgeborenen von 1910, sondern von 1890 genommen. Da damals am Ende der
Old Immigration, die süd- und osteuropäische Auswanderung noch sehr gering war,
schließt das neue Gesetz damit die Einwanderung aus Süd- und Osteuropa fast aus.
Die Absicht, die dieser Bestimmung zugrunde lag, war, die Einwanderung aus den
„unreinen Ländern“ zu drosseln und aus den germanischen Ländern zu begünstigen,
da ja diese einen hohen Anteil an der vor 1890 erfolgten Einwanderung hatten. Diese
Bestimmung traf auch die Einwanderer aus Österreich-Ungarn und natürlich auch die
Burgenländer sehr schwer. Die Auswanderungszahl aus dem Burgenland ging von
6.683 im Jahr 1923 auf 523 im Jahr 1924 zurück. Diese gigantische Zahl der
Auswanderer von 1923 wäre noch höher, wenn nicht die Quote schon am Ende der
ersten Jahreshälfte erschöpft gewesen wäre.
Damit wird die zweite Phase von 1924 bis 1930 eingeleitet, in welcher Südamerika
und in abgeschwächter Form Kanada dominieren. Die zweite Zäsur stellt das Jahr
1930 dar, wo in der Zeit der Weltwirtschaftskrise die Zahl der Auswanderer sehr
zurückging und im Jahr 1932 mit nur 97 Auswanderern fast zum Stillstand kam. 21
20
Dujmovits Walter; Die Amerikawanderung der Burgenländer, Seite 49-50, Stegersbach 1975
21
Ebenda, Seite 49-50
31

Die dritte Phase setzt im Jahr 1933 wieder ein, nimmt aber ab 1936 schon wieder
ab. 22
Die Welt war nach der Wirtschaftskrise nicht mehr dieselbe wie vorher, nicht in
Amerika, nicht in Europa. Die Ernüchterung war da. Die Menschen gingen mit etwas
anderen Erwartungen nach Amerika. Die Zeit des Goldrausches und der
unbegrenzten Möglichkeiten war vorbei. Tellerwäscher wurden nur noch selten
Millionäre. Amerika war nicht mehr Garant eines wirtschaftlichen Aufstiegs. Der
wirtschaftliche Rückschlag hat gezeigt, dass auch in Amerika etwas passieren
konnte. Das Gefühl der Unsicherheit war durch Maßnahmen der Verhinderung nicht
geringer geworden. Allerdings war die Zeit in Österreich auch nicht gerade rosig. Als
sich dort um 1937 die Wirtschaftslage zu bessern begann, ging die Zahl der
Auswanderer sofort zurück. 23
5.2.3. Die Nachkriegswanderung (ab 1945)
Die Zeit nach 1945 war eine wesentlich andere als die nach 1918. Während gleich
nach dem Ersten Weltkrieg die große Auswanderungsbewegung einsetzte, die das
ganze südliche Burgenland erfasste, vergingen nach dem Zweiten Weltkrieg einige
Jahre, ehe die Auswanderung wegen Besetzung und anderer Kriegsfolgen und die
durch die unzähligen Flüchtlinge bedingte rezessive Einwanderungspolitik der USA
langsam ins Rollen kam. 24
Die Sorge nach dem Krieg galt in dieser Zeit vor allem dem nackten Überleben, dem
Wiederaufbau des Zerstörten und dem ungewissen Schicksal der gefangenen und
vermissten Soldaten. Dann erst konnte man sich mit dem Schicksal der Verwandten
in Amerika befassen. Demgegenüber war die Sorge um die Verwandten bei den
Burgenländern in Amerika größer. Sie ahnten und wussten es von Nachrichten,
welch furchtbares Schicksal ihre alte Heimat erlitten hatte. Aus dieser Sorge und der
Verbundenheit mit den Lieben zu Hause erwuchs jene Bereitschaft zur Hilfe, die sich
in Sammelaktionen, vor allem aber in persönlichen Hilfeleistungen, bemerkbar
22 Dujmovits Walter; Die Amerikawanderung der Burgenländer, Seite 50, Stegersbach 1975
23 Ebenda, Seite 51
24 Ebenda, Seite 63
32

machte. Diese Hilfe war ein sehr wesentlicher Beitrag zum Wiederaufbau des
Burgenlandes. 25
Die USA nehmen in der Auswanderungsbewegung der Nachkriegszeit keine
bedeutende Stelle ein. Das führende Zielland war Kanada, wohin schätzungsweise
ein Viertel bis ein Drittel aller burgenländischen Nachkriegswanderer allein im
Zeitraum 1951 bis 1956 ausgewandert sind. Dann folgen die USA, Australien und in
einigem Abstand Südafrika, Südamerika und Neuseeland. Die einsetzende günstige
wirtschaftliche Konjunktur nach dem Staatsvertrag lässt die Auswanderung
zahlenmäßig stark zurückgehen. 26 Ein Merkmal dieser Auswanderungsphase ist,
dass die Auswanderer nicht mehr unter dem Begriff „Notstandsauswanderer“,
sondern unter „Wohlstandsauswanderer“ einzuordnen sind. Nicht die existentielle Not
trieb sie in die Fremde, sondern die Aussicht auf eine wesentliche Vermehrung des
Wohlstandes. Es ging vielfach um einen möglichst raschen Erwerb von Kapital, aber
nicht, um wie früher dieses Kapital zum Ausbau der Landwirtschaft zu verwenden,
sondern eher, um damit nach der Rückkehr einen gewerblichen Betrieb, ein Geschäft
oder gar eine Ordination zu eröffnen oder auszubauen. 27
Ab 1970 war die Auswanderungsbewegung völlig zum Stillstand gekommen, es
entwickelte sich stattdessen eine Wanderungsbewegung aus Amerika zurück ins
Burgenland. Alle Rückkehrwilligen hatten im Gegensatz zu früheren Jahren nun auch
die Gewissheit, dass im Burgenland ein Leben in Wohlstand und Freiheit möglich
war. 28
25 Dujmovits Walter; Die Amerikawanderung der Burgenländer, Seite 63, Stegersbach 1975
26 Ebenda, Seite 64
27 Ebenda, Seite 71
28 Ebenda, Seite 76
33

6. Politischer Kontext
6.1. Die Auswanderungspolitik der Monarchie
Äußerst restriktiv werden die Begriffe der Auswanderung und des Auswanderers im
Auswanderungsrecht von 1832 definiert.
Als Auswanderer wird derjenige Staatsangehörige angesehen, welcher den
Heimatstaat verlässt und sich in einen auswärtigen Staat mit dem Vorsatze begibt,
nicht wieder zurückzukehren. Jede Auswanderung zieht den Verlust des
österreichischen Staatsbürgerrechtes nach sich. 29
Von den verschiedenen Einteilungen der Auswanderer war vordem die wichtigste die
zwischen gesetzlicher und unbefugter Auswanderung. Von großer praktischer
Bedeutung, aber durch keinerlei juristische Folgen unterschieden, sind die Begriffe
der überseeischen und kontinentalen Auswanderung. Der Begriff der zeitweiligen
Auswanderung ist der damals gegenwärtigen österreichischen Gesetzgebung fremd,
wogegen in der älteren Gesetzgebung vor 1832 der verwandte Begriff der
Abwesenheit eine Rolle spielte. 30
Die Stellung des österreichischen Staates gegenüber der Auswanderung war bis zur
Erlassung des Staatsgrundgesetzes einerseits durch die Anschauungen der feudalen
Gebundenheit und andererseits durch populationistische Rücksichten beherrscht.
Die Auswanderung war prinzipiell verboten und bedurfte einer behördlichen
Bewilligung. Jeder Auswanderer musste um die Entlassung aus der österreichischen
Staatsbürgerschaft ansuchen. Im Gesuche war insbesondere der Nachweis zu
erbringen, dass der Gesuchssteller selbständig war, dass er und seine
Familienangehörigen der Wehrpflicht genügt und keine besonderen Standes- oder
öffentlichen Amtspflichten der Auswanderung hindernd im Wege standen. 31
29 Schmid; Auswanderung. In: Mischler/Ulbrich (Hg.): Österreichisches Staatswörterbuch. Handbuch des
gesamten österreichischen öffentlichen Rechtes. Erster Band; Seite 94, Wien 1895
30 Ebenda, Seite 94
31 Ebenda, Seite 94
34

Auswanderung ohne behördliche Erlaubnis war überdies mit empfindlichen Strafen
bedroht. 32
Die Straffolgen der unbefugten Auswanderung bestanden, abgesehen von dem
Verluste des Staatsbürgerrechtes, in öffentlich-rechtlichen und in privatrechtlichen
Nachteilen. Die unbefugten Auswanderer verloren Rang und sonstige
Standesvorzüge, welche sie in den österreichischen Ländern besaßen. Sie wurden
aus den ständischen, den Universitäts- und Licentialmatrikeln gestrichen. Sie waren
unfähig, im österreichischen Staate unter einem Titel Eigentum zu erwerben oder zu
veräußern. Auch jede früher gemachte testamentarische Anordnung rücksichtlich
ihres in den österreichischen Ländern gelegenen Vermögens verlor ihre Rechtskraft.
Das Vermögen der unbefugten Auswanderer wurde während ihrer Lebenszeit,
unbeschadet der darauf haftenden Verpflichtungen, sequestriert. Kinder und sonstige
Deszendenten, welche in Österreich verbleiben, erhalten während der Lebensdauer
der ausgewanderten Eltern nur den standesgemäßen Unterhalt. Die auflaufenden
Zinsen wurden zum Vermögen geschlagen und dieses selbst erst nach dem Tode
der Auswanderer den gesetzlichen Erben hinausgegeben. Nur in besonders
rücksichtswürdigen Fällen konnte eine Hinausgabe des Vermögens schon früher im
Wege der Gnade stattfinden. Kinder von unbefugt Ausgewanderten, welche in
Österreich oder im Auslande, jedoch vor Erlassung des Auswanderungserkenntnisses,
geboren waren, verloren, auch wenn sie im Auslande wohnten,
während ihrer Minderjährigkeit ihren Rang und Stand nicht. Diese Rechte wurden
ihnen auch noch eine gewisse Zeit nach erreichter Großjährigkeit vorbehalten, wenn
sie innerhalb festgesetzter Fristen nach Österreich zurückkehrten und hier ihr Domizil
nahmen. Auch die Auswanderer selbst konnten, im Wege der Gnade, rehabilitiert
werden. 33
1867 zeigte sich, dass der Staat die Auswanderungsströme nicht mehr aufhalten
konnte und die alten Gesetze ihre Wirkung gänzlich verfehlt hatten. 34 Im Zuge des
32 Schmid; Auswanderung. In: Mischler/Ulbrich (Hg.): Österreichisches Staatswörterbuch. Handbuch des
gesamten österreichischen öffentlichen Rechtes. Erster Band; Seite 94, Wien 1895
33 Ebenda, Seite 94-95
34 Karner Doris; Die österreichische Auswanderung nach Übersee mit Schwerpunkt Burgenland. Eine soziale,
wirtschaftliche und politische Studie von den Anfängen bis zur Gegenwart. Seite 18, Diplomarbeit, Wien 1990
35

österreichisch-ungarischen Ausgleichs verankerte die Regierung das Recht auf
Auswanderung am 21. Dezember 1867 als Staatsgrundgesetz in der Verfassung. 35
Langwierige Probleme verursacht durch alte Verordnungen, die trotz der neuen
Freiheit der Auswanderung ihre Gültigkeit behalten hatten, traten auf. Eine exakte
Begriffsbestimmung der Auswanderung fehlte und auch staatsrechtliche Folgen bei
illegaler Auswanderung wurden nicht festgesetzt. Es herrschten viele Unklarheiten
und die Verwaltungsbehörden hatten weder genau definierte noch genügende
Machtbefugnisse um eine illegale Auswanderung einzudämmen oder die Tätigkeiten
der Auswanderungsagenturen ausreichend zu kontrollieren. Militärpflichtige
Auswanderer konnten ausschließlich nach den Wehrgesetzten bestraft werden. Alle
wehrpflichtigen Männer und jene, die sich noch nicht im wehrpflichtigen Alter
befanden, waren ab 1889, nach einer Verschärfung der Gesetze, verpflichtet eine
Auswanderungsbewilligung beim Minister für Landesverteidigung zu beantragen. 36
Ein Reiseführer speziell für Auswanderer erklärte 1897, dass „Personen männlichen
Geschlechtes in der Regel und abgesehen von besonderer Erlaubnis zwischen dem
21. und 23. Lebensjahr überhaupt nicht aus Österreich-Ungarn dauernd auswandern
dürfen. Solche jungen Männer, welche – wie dies häufig der Fall ist – nach Amerika
reisen, nicht um endgültig auszuwandern, sondern um einige Zeit in Amerika ihren
Lebensunterhalt zu verdienen, Ersparnisse zu machen und dann wiederum in ihre
Heimat zurückzukehren, müssen deshalb vor der Abreise bei der Behörde in ihrer
Heimat die nöthigen Schritte machen, dies in glaubwürdiger Weise nachweisen und
sich daraufhin einen Paß zur Reise in’s Ausland erwerben.“ 37
Für alle anderen, d. h. alle Frauen, Kinder und diejenigen Männer, die nicht mehr im
militärpflichtigen Alter waren, bestand kein Passzwang. Es wurde jedoch empfohlen
einen Taufschein als Ausweis auf Reisen mitzunehmen. 38
Die Behörden verabsäumten die Auswanderung in geregelte Bahnen zu lenken und
der Staat verhielt sich in jeder Hinsicht extrem passiv. Von den europäischen
Hauptauswanderungsgebieten um 1900 besaßen nur die Habsburgermonarchie und
35 Burda Fred; Auswanderung und Arbeitswanderung in Österreich-Ungarn. Seite 9, Diplomarbeit, Wien 1981
36 Caro Leopold; Auswanderung und Auswanderungspolitik in Österreich. Seite 174, Leipzig 1909
37 Reiseführer für Zwischendeck-Reisende aus Ungarn und Galizien nach Nord-Amerika über Rotterdam (und
Amsterdam) Holland mittels der Holland-Amerika-Linie. Seite 20f, Wien 1897
38 Caro Leopold; Auswanderung und Auswanderungspolitik in Österreich. Seite 62, Leipzig 1909
36

Russland kein geregeltes Auswanderungsgesetz. Erst 1904 brachte die Regierung
erstmals einen Entwurf für ein Gesetz zum Schutz der Auswanderer ein. Doch trotz
mehrerer Versuche wurde die Verabschiedung eines Gesetzes bis zum Ausbruch
des Ersten Weltkrieges nicht erreicht. 39 Grundsätzlich nahm der Staat eine eher
ablehnende Haltung gegenüber der Auswanderung ein. Neben den Behörden sollte
auch die Presse in Form von Negativreportagen die Auswanderungsströme
abschwächen. Informationen über gescheiterte Auswanderer und das Unwesen der
Agenturen zeigten jedoch keinen Erfolg in der Eindämmung der Auswanderung.
Interessenskonflikte zwischen inländischen Arbeitgebern auf der einen Seite und
Schifffahrtsunternehmen und Reisebüros auf der anderen Seite verhinderten neue
Gesetze, welche dringend notwendig gewesen wären. 40
6.2. Die Auswanderungspolitik der Republik Österreich
Die Auswanderung aus Österreich bedurfte grundsätzlich keiner besonderen
Bewilligung. Es bestand allenfalls die Notwendigkeit seinen Wohnsitz abzumelden,
wobei jedoch keine spezielle Erfassung von Emigranten vorgesehen war.
Besondere Regelungen und Einschränkungen der Reisefreiheit wurden
beispielsweise mit dem Gesetz vom 24. Juli 1917, mit welchem die Regierung
ermächtigt wird, aus Anlass der durch den Kriegszustand verursachten
außerordentlichen Verhältnisse die notwendigen Verfügungen auf wirtschaftlichem
Gebiete zu treffen, und einer Verordnung des Bundeskanzleramtes vom 1. Juni
1933, betreffend die Ausreise österreichischer Bundesbürger nach dem Deutschen
Reich, in Kraft gesetzt.
Gesetz vom 24. Juli 1917: „§1. Die Regierung wird ermächtigt, während der Dauer
der durch den Krieg hervorgerufenen außerordentlichen Verhältnisse durch
Verordnung die notwendigen Verfügungen zur Förderung und Wiederaufrichtung des
wirtschaftlichen Lebens, zur Abwehr wirtschaftlicher Schädigungen und zur
39 Chmelar Hans; Höhepunkte der österreichischen Auswanderung. Die Auswanderung aus den im Reichsrat
vertretenen Königreichen und Ländern in den Jahren 1905-1914. Seite 141, Diss., Wien 1974
40 Karner Doris; Die österreichische Auswanderung nach Übersee mit Schwerpunkt Burgenland. Eine soziale,
wirtschaftliche und politische Studie von den Anfängen bis zur Gegenwart. Seite 22f, Diplomarbeit, Wien 1990
37

Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und anderen
Bedarfsgegenständen zu treffen. …“ 41
„Auf Grund des Gesetzes vom 24. Juli 1917, R. G. Bl. Nr. 307, wird verordnet, wie
folgt:
§ 1. (1) Österreichische Bundesbürger, die im Inlande ihren Wohnsitz oder ständigen
Aufenthalt haben, bedürfen, wenn sie das Gebiet des Deutschen Reiches unmittelbar
oder über ein fremdes Staatsgebiet zu betreten beabsichtigen, hiezu einer
Bewilligung, die von der nach dem Aufenthaltsorte des Bewerbers zuständigen
Paßbehörde (politische Bezirksbehörde, Bundespolizeibehörde oder Stadtmagistrat)
gegen Erlag einer Gebühr im Betrage von 5 S erteilt werden kann. Die Erteilung einer
solchen Bewilligung ist beim jeweiligen Überschreiten der österreichischen Grenze
nachzuweisen. …“ 42
Mit der Einführung der Wehrpflicht im Jahre 1955 und im Hinblick auf das
Wehrgesetz mussten wehrpflichtige Männer ihren Aufenthalt im Ausland, für länger
als sechs Monate, beim zuständigen Militärkommando melden. Dies galt jedoch
nicht, wenn bei den Wehrpflichtigen die Untauglichkeit festgestellt wurde oder diese
ihren Grundwehrdienst bereits vollständig abgeleistet haben.
Eine Registrierung bei den österreichischen Vertretungsbehörden im Ausland war
nicht verpflichtend und wurde nur als Serviceleistung angeboten.
41
Reichsgesetzblatt für die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder; Ausgegeben und versendet am
27. Juli 1917; Nr. 307/1917
42
Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich vom 1. Juni 1933; Nr. 208/1933
38

6.3. Die Einwanderungspolitik der Vereinigten Staaten von Amerika
Abbildung 13
„Not like the brazen giant of Greek fame
With conquering limbs astride from land to land,
Here at our sea-washed, sunset gates shall stand
A mighty woman with a torch, whose flame
Is the imprisoned lightning, and her name
Mother of Exiles. From her beacon-hand
Glows world-wide welcome; her mild eyes command
The air-bridged harbour that twin cities frame.
‘Keep, ancient lands, your storied pomp!’ cries she
With silent lips. ‘Give me your tired, your poor,
You huddled masses yearning to breathe free
The wretched refuse of your teeming shore.
Send these, the momeless, tempest-tost to me,
I lift my lamp beside the golden door!’” 43
So liberal wie auf der Statue of Liberty dargestellt war Amerika gegenüber den
Einwanderern nicht. Nachdem die Einwanderung der Landnehmer und sozial besser
gestellten Menschen aus dem Westen Europas abgeflaut war, begann eine gänzlich
neue Ära der Einwanderung – die New Immigration.
Die Jahre zwischen 1880 und dem Ersten Weltkrieg waren in den USA vor allem vom
großen Aufschwung der amerikanischen Industrie und dem neuen Typus von armen
und ungebildeten Einwanderern, die nun massenhaft immigrierten, geprägt. 44 Als
Reaktion auf die New Immigration richtete sich seit Beginn der 1890er Jahre eine
gewisse Ausländerfeindlichkeit gegen die neuen Einwanderer. Ihr Verhalten, ihre
Armut und die Ghettobildung in den Großstädten machten die alteingesessen
Amerikaner misstrauisch. Die Einheimischen beklagten außerdem einen Anstieg der
Verbrechen, vermissten den Willen zur Assimilation und kritisierten das Festhalten an
kulturellen und religiösen europäischen Traditionen. Angst, dass die
Einwanderermassen den Lebensstandard der Amerikaner senken und ihnen
43
Inschrift am Fuße der Freiheitsstatue im Hafen von New York, Gedicht „The New Colossus“ von Emma
Lazarus, 1883
44
Just Michael; Ost- und südosteuropäische Auswanderung. 1880-1914. Seite 190, Stuttgart 1992
39

Arbeitsplätze wegnehmen würden, kursierten. 45 Aus Furcht vor der zunehmenden
Überfremdung wollte man die nun unerwünschte Immigration der Ost- und
Südosteuropäer mit Hilfe von Beschränkungen eindämmen.
Die Zeit der Open-Door-Policy (Politik der offenen Tür) endete mit ersten
Einwanderungsbeschränkungen im Jahr 1875. Erstmals wurde spezielle Gruppen
von Einwanderern wie Prostituiert und Strafflüchtige ausgeschlossen.
Auf Druck der ‚Nativistischen Bewegung’ und massiver Kampagnen gegen die
asiatischen Einwanderer wurde 1882 der Chinese Exclusion Act (Einwanderungsbeschränkung)
erlassen und 1892, 1902 und 1904 weiter verschärft. 46 Der Chinese
Exclusion Act von 1882, der chinesische Kontraktarbeiter von der Einreise hinderte,
war das erste Gesetz, das einer ethnischen Gruppe Einwanderungsbeschränkungen
auferlegte. 47 1882 weitete die amerikanische Regierung das Einreiseverbot auf
geistig behinderte, psychisch Kranke und potentielle Sozialfälle aus. 48 1885 folgte der
Erlass eines umfassenden Einwanderungsgesetzes inklusive Strafbestimmungen für
„Anwerbe- und Auswanderungsargenturen“ für alle Länder Amerikas. Die Forderung
nach Schiffslisten und einem kostenlosen Rücktransport Zurückgewiesener durch die
Reedereien wurden ebenfalls inkludiert:
„1. Verbot der Einlassung von a) Wahnsinnigen, b) Verbrechern aus niederen
Motiven (politische Verbrecher werden zugelassen), c) mit ekelhaften Krankheiten
Behafteten, d) denjenigen, die dem Staat infolge ihrer Armut zur Last fallen könnten,
e) Poligamisten, f) Personen deren Überfahrt von anderen bezahlt wurde, jedoch mit
Ausnahme der sich lange Zeit hierzu berechtighaltenden einzelnen Bundesstaaten,
derjenigen, die Verrichtung von Arbeiten und Dienstleistungen in Amerika vor ihrer
Ankunft durch Vertrag oder Übereinkunft übernommen hatten, mit Ausnahme jedoch
von häuslichen Dienstboten, sowie Arbeitern in bisher nicht ausgeübten
Geschäftszweigen.
45 Just Michael; Ost- und südosteuropäische Auswanderung. 1880-1914. Seite 215, Stuttgart 1992
46 Hahn Sylvia; Klassische Einwanderungsländer: USA, Kanada und Australien. In: Kraler Albert/Husa
Karl/Bilger Veronika/Stacher Irene (Hg.): Migrationen, Globale Entwicklungen seit 1850. Seite 82, Wien 2007
47 Widder Roland; Amerika – Land der Sehnsucht. In: Chmelar Hans (Hg.): … nach Amerika, Burgenländische
Landesausstellung 1992. Seite 64f, Eisenstadt 1992
48 Harzig Christiane; Man hat hier keinen Kaiser: Das Einwanderungsland USA. In: Hoerder Dirk und Knauf
Diethelm (Hg.): Aufbruch in die Fremde. Europäische Auswanderung nach Übersee. Seite 133, Bremen 1992
40

2. Schaffung des Amtes von Einwanderungsinspektoren, die über die Zulassung von
Einwanderern auf amerikanischem Boden zu entscheiden haben und dieselbe
mindestens drei bis vier Stimmen bewilligen müssen, da sonst die Landung nicht
erfolgen darf.
3. obligate Anfertigung von Personenverzeichnissen (Schiffsmanifesten) betreffend
die einzelnen Ankömmlinge mit genauen Angaben hauptsächlich in Hinsicht auf das
Verbot ad 1.
4. Anspruch sowohl des zurückgewiesenen Auswanderers auf unentgeltlichen
Rücktransport, wie auch desjenigen, der binnen Jahresschrift nach seiner Ankunft
sich als zu einer der in 1. genannten Kategorien gehörig erwiesen hat und deshalb
nachträglich ausgewiesen wird.“ 49
Besonders das Alien Contract Labor Law, von den amerikanischen Gewerkschaften
durchgesetzt, bereitete Europäern ungeahnte Schwierigkeiten. Zum Schutz der
heimischen Arbeiter, aber auch der Neuankömmlinge vor Ausbeutung und allzu
großer Abhängigkeit von den Arbeitgebern wurde das Anwerben von Einwanderern
im Ausgangsgebiet untersagt. 50 Von nun an mussten Einwanderer die Behörden
überzeugen, dass sie über keinen Vertrag eines festen Arbeitsplatzes in Amerika
verfügten, dass sie aber so gesund und arbeitsfähig waren um nicht als Sozialfälle zu
enden. 51 Während sich manche Einwanderer durch falsche Angaben eines
Arbeitsverhältnisses in Amerika Vorteile erhofften, und genau deswegen eine
Abweisung erfuhren, hatten die meisten von Agenten oder Verwandten vorher
Informationen erhalten, was sie zu antworten hatten um einwandern zu dürfen. Auch
ein Reiseführer aus dem Jahr 1895 gibt hilfreiche Tipps zu diesem Thema:
„Wenn bei der Ankunft in New York der Kommissär einen Auswanderer fragt, ob er
schon Arbeit in Amerika hat, d. h. ob er schon vor seiner Abreise aus Europa für ein
bestimmtes Arbeitsverhältnis von einem amerikanischen Fabrikanten oder
Bauunternehmer oder Landwirt oder anderen Unternehmer schriftlich aufgenommen
worden ist, so sagt der Ankömmling leicht ‚ja’, auch wenn es gar nicht der Fall ist.
Denn in Ungarn oder Österreich, oder in Europa überhaupt, hat der Arbeiter mit den
Behörden viel leichter einen Aufstand, wenn er sich nicht mit Arbeit ausweisen kann.
49
Caro Leopold; Auswanderung und Auswanderungspolitik in Österreich. Seite 80f, Leipzig 1909
50
Ebenda, Seite 81
51
Elschenbroich Donata; Eine Nation von Einwanderern. Seite 29f, Frankfurt 1986
41

In den Vereinigten Staat von Nord-Amerika bestimmt aber ein Gesetz vom 26.
Februar 1885, daß es verboten ist, daß amerikanische Unternehmer ausländische
Arbeiter anwerben […]“ 52
1888 bestimmt das Deportationsgesetz in Amerika, dass unerwünschte Einwanderer
innerhalb eines Jahres aus Amerika ausgewiesen werden dürfen. 53 Mit dem
Immigration Act von 1891 wurde das Sujet Einwanderung Bundesangelegenheit und
war nicht mehr länger Angelegenheit der Einzelstaaten. 1892 wurde Ellis Island zur
zentralen Aufnahmestation der Immigration. 54 Die USA beschlossen im selben Jahr
die Einführung einer Kopfsteuer von 50 Cents um die ärmsten der Armen an der
Einreise zu hindern. Eine steigende Streikbereitschaft der Arbeiterschaft führte
außerdem bald zu einem generellen Einwanderungsverbot für aufrührerische
politische Menschen, Anarchisten und Radikale. Nach und nach kommt es zu
Erhöhungen der headtax auf bis zu vier Dollar im Jahr 1907, was für die
Auswanderer aus Ost- und Südosteuropa oft das größte Hindernis darstellte. 55
Personen mit ansteckenden Krankheiten, Polygamisten, Paupers 56 , Geisteskranke,
Epileptiker, unbegleitete Kinder unter siebzehn Jahren, Personen über 60 ohne
Familienangehörige … 57 - die Liste der von der Einwanderung ausgeschlossenen
Personen wurde immer länger und die Beamten auf Ellis Island erhielten immer mehr
Spielraum bei der Auslegung um Leute abzuweisen.
Einige Aspekte der Gesetze trafen vor allem Frauen besonders hart: zum Beispiel die
Klausel „moralisch verwerflich“ eröffnete den Einwanderungsinspektoren alle
Möglichkeiten. Besonders unverheiratete, schwangere Frauen wurden oft in die
Heimat zurückgeschickt. Auch Schutzmaßnahmen gegen den Mädchenhandel
entpuppten sich als zusätzliche Hürden für die weiblichen Einwanderer. Beamte in
Ellis Island überprüften die von Frauen angegebenen Adressen am Zielort
genauestens, lehnten sie vielfach als zu gefährlich, oder zu übel beleumundet ab und
52 Reiseführer für Arbeitssuchende und Auswanderer von Ungarn nach Nord-Amerika über Rotterdam mittels
der Niederländisch-Amerikanischen-Dampfschifffahrts-Gesellschaft. Seite 27f, Wien 1895
53 Altmann A.; Geschichte der Wanderungen. Seite 430, Wien 1925
54 Horvath Gertraud; Burgenländerinnen und Burgenländer in den USA. Eine qualitative Untersuchung zur
Migration von Burgenländern/innen. Diss., Seite 69, Wien 1994
55 Altmann A.; Geschichte der Wanderungen. Seite 429-435, Wien 1925
56 Paupers waren z. B. chronisch Kranke, Behinderte, Witwen mit vielen jungen Kindern, von denen man
befürchtete dass sie in den Armenhäusern Amerikas enden würden. In: Just Michael (Hg.): Ost- und
südosteuropäische Auswanderung. 1880-1914. Seite 220, Stuttgart 1988
57 Altmann A.; Geschichte der Wanderungen. Seite 429-435, Wien 1925, und Just Michael, Ost- und
südosteuropäische Auswanderung. 1880-1914. Seite 220-223, Stuttgart 1988
42

verweigerten damit der betroffenen Frau die Einreise. Ebenso führte der Begriff
‚geistige Behinderung’ zu sehr willkürlichen Auslegungen. Vor allem aber die
Drohung wegen ansteckender Krankheiten nicht immigrieren zu dürfen verbreitete
bei vielen Angst. Die Ergebnisse der medizinischen Untersuchung schienen oft
unvorhersehbar. 58
Immer wieder gab es Versuche einen Lesetest in der Muttersprache der Einwanderer
einzuführen, um die Analphabeten auszusondern. Die Einführung scheiterte aber
mehrere Male. 1917 hat man mit dem Erlass des Literacy Bill (Schreib- und Lesetest
für alle Immigranten über 16 Jahren) versucht, die hohe Einwanderungszahl
insbesondere aus dem süd- und osteuropäischen Raum zu verringern. 59
Ausgenommen von diesem Test blieben die unmittelbaren Familienangehörigen
eines qualifizierten Einwanderers sowie aus religiösen Gründen Verfolgte. 60 Der Test
brachte jedoch nicht die gewünschten Erfolge und konnte das Ziel einer
Einwanderungsreduktion nicht erreichen.
Mit dem erneuten Anstieg der Einwanderer nach dem Ersten Weltkrieg blieb auch die
Diskussion um die Einwanderungsrestriktion an der Tagesordnung. 1921 und 1924
kam es zum Erlass eines Quotensystems. Danach wurde jeder europäischen Nation
zunächst eine Quote von drei Prozent, dann von zwei Prozent an Einwanderern
zugesprochen. Durch dieses Quotensystem wurden vor allem die frühen west- und
nordeuropäischen Immigrationsgruppen deutlich bevorzugt. 61 Durch diese
Immigrationspolitik konnte die Einwanderung vor allem von ungelernten und kaum
qualifizierten Arbeitskräften stark reduziert werden. 62
Die Immigration und Immigrationspolitik in den Vereinigten Staaten von Amerika in
der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kann in zwei Phasen geteilt werden. Die
erste umfasst die Zeitspanne unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg bis Mitte der
1960er Jahre, die gekennzeichnet war von einer neuerlichen und gleichzeitigen
58
Harzig Christiane; Man hat hier keinen Kaiser: das Einwanderungsland USA. In: Hoerder Dirk und Knauf
Diethelm (Hg.): Aufbruch in die Fremde. Europäische Auswanderung nach Übersee. Seite 223, Bremen 1992
59
Hahn Sylvia; Klassische Einwanderungsländer: USA, Kanada und Australien. In: Kraler Albert/Husa
Karl/Bilger Veronika/Stacher Irene (Hg.): Migrationen, Globale Entwicklungen seit 1850. Seite 83, Wien 2007
60
Higham John; Strangers in the Land, Petterns of American Nativism 1860-1925. Seite 203, New
Brunswick/London 1988
61
Hahn Sylvia; Klassische Einwanderungsländer: USA, Kanada und Australien. In: Kraler Albert/Husa
Karl/Bilger Veronika/Stacher Irene (Hg.): Migrationen, Globale Entwicklungen seit 1850. Seite 83, Wien 2007
62
Ebenda, Seite 83-84
43

starken Einwanderung aus europäischen Ländern und der Anwerbung von
Immigration aus Mexiko. Die zweite Phase umfasst die Jahre von der Mitte der
1960er bis zum Jahr 2000, die von der Aufhebung der diskriminierenden
Immigrationsmaßnahmen gegenüber Einwanderern aus der östlichen Hemisphäre
und der daraus resultierenden massiven Immigration aus dem südostasiatischen und
indischen Raum sowie aus mittel- und lateinamerikanischen Regionen geprägt war. 63
In den unmittelbaren Nachkriegsjahren änderte sich die Immigrationspolitik
angesichts der Zahl an „Displaced Persons“ in Europa. 1948 wurde die Entscheidung
getroffen, dass 202.000 Personen in die USA einwandern dürften. 1950 wurde vom
Congress der Displaced Person Act erlassen, wodurch rund 341.000 Flüchtlingen die
Einreise erlaubt wurde. 64 Mit dem McCarran-Walter-Act von 1952 wurde das
Quotensystem fortgesetzt, die Immigranten aus dem asiatischen Raum
miteinbezogen und eine eng begrenzte Zahl von Visa für jede Nation festgelegt. Eine
wesentliche Zäsur der Immigrationspolitik bedeutete der 1965 erlassene Hart-Celler-
Act, mit dem das Quotensystem vollständig abgeschafft und ein für alle Länder der
Welt gleiches Visum-Kontingent (20.000 pro Jahr) festgelegt wurde. 65
Trotz einer mittlerweile strengen Einwanderungsgesetzgebung, die den Erwerb einer
Green Card (Einwandererstatus) hauptsächlich davon abhängig macht, ob der
Antragsteller unmittelbare Familienangehörige hat, die bereits US-Staatsbürger sind,
ob er selbst hohe berufliche Qualifikationen besitzt oder in den USA Geld investieren
möchte, gelten die Vereinigten Staaten von Amerika auch heute noch als das
bedeutendste Einwanderungsland.
Allerdings gab es nicht ausschließlich Gesetze, die den Einwanderern das Leben
schwerer machten, auch positive Aspekte sind auf die Verordnungen
zurückzuführen. Unter Androhung von Geldstrafen verabschiedete die Regierung
Gesetze über Minimum-Raummaße im Zwischendeck, setzte Strafen für die
Verleitung zur Auswanderung durch Agenturen fest und führte Bestimmungen ein,
63 Hahn Sylvia; Klassische Einwanderungsländer: USA, Kanada und Australien. In: Kraler Albert/Husa
Karl/Bilger Veronika/Stacher Irene (Hg.): Migrationen, Globale Entwicklungen seit 1850. Seite 86, Wien 2007
64 Ebenda, Seite 87
65 Ebenda, Seite 87
44

dass die Schifffahrtsgesellschaften die Kosten der Retourfahrt der Abgewiesenen
übernehmen mussten. 66
6.4. Die Einwanderungspolitik Kanadas
In Kanada blieb die Einwanderung im 19. Jahrhundert eher gering. Im Gegensatz zu
den USA war die wirtschaftliche Entwicklung noch relativ rückständig und die
Erschließung des kanadischen Westens noch nicht weit fortgeschritten.
Trotz der leicht ansteigenden Einwanderungszahlen wurden zwischen 1890 und
1930 weiterhin Siedler für die landwirtschaftliche Kultivierung des Westens gesucht.
Für diese massiv betriebenen „Siedlerprogramme“ wurden Agenten bezahlt, die
zunächst in Großbritannien, den USA, Deutschland und anderen westeuropäischen
Staaten, dann auch in Mittel- und Osteuropa Immigranten anwerben sollten.
Parallel zu den Siedlungsprogrammen wurden mit den Einwanderungsgesetzen von
1910 und 1914 einschränkende Maßnahmen (z. B. Mindestkenntnisse der
englischen oder französischen Sprache) und Selektionskriterien (Ablehnung bei
Krankheiten, unsozialen Verhalten, etc.) festgelegt, die die Einwanderungspolitik
Kanadas bis in die 1960er Jahre prägen sollten. Die restriktive
Einwanderungsgesetzgebung der Jahrhundertwende richtete sich vor allem gegen
die zunehmende Einwanderung aus Süd- und Osteuropa sowie gegen die
asiatischen Einwanderer.
In der Zwischenkriegszeit verzeichnete Kanada eine ungleiche regionale
Entwicklung. Die Einwanderung ging in diesen Jahrzehnten stark zurück und erfuhr
erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder einen Zuwachs.
Insgesamt betrachtet, verzeichnete das Land zwischen 1931 und 1940 die
niedrigsten Einwanderungszahlen seiner Geschichte. Die Gründe dafür lagen in der
restriktiven Flüchtlings- und selektiven Einwanderungspolitik, die noch durch eine
zusätzliche Verordnung von 1930, wonach die Einwanderer über ausreichende
finanzielle Mittel verfügen mussten, verschärft wurde. Unter die
Restriktionsbestimmungen der Einwanderung fielen Kranke, Kriminelle, der sozialen
66 Caro Leopold; Auswanderung und Auswanderungspolitik in Österreich. Seite 98, Leipzig 1909
45

Fürsorge Bedürftige, Alkoholiker, physisch oder geistig Behinderte, Analphabeten,
Spione und sonstige, feindliche Ausländer.
Während der Kriegsjahre wurde für bestimmte Gruppen, etwa Deutsche und
Österreicher, Einwanderungsverbote ausgesprochen.
Die Jahre von 1962 bis 1978 waren in Kanada hinsichtlich der Einwanderungspolitik
eine Phase der Reflexion, des Aufbruchs und der Neugestaltung. Mit dem 1962
erlassenen neuen Einwanderungsgesetz wurden alle rassistisch diskriminierenden
Aspekte und Länderhierarchien beseitigt.
1967 wurde das Punktesystem eingeführt, innerhalb dessen Punkte für Bildung,
Sprachkenntnisse, Berufserfahrung, Alter, Stellenangebot, und Anpassungsfähigkeit
vergeben werden.
Mit dem 1976 erlassenen und bis heute gültigen Gesetz (beruhend auf dem Green
Paper von 1975 und ergänzt durch Novellen 1988 und 1992) wurde festgelegt, dass
„zur gezielten Planung und Abwicklung der Einwanderung jährliche Zielgrößen für die
Zulassung der Einwanderung“ festgelegt werden sollten. Als wesentliche
Schwerpunkte wurden die Familienzusammenführung, der Schutz politischer
Flüchtlinge und die wirtschaftliche Entwicklung Kanadas definiert. 67
67 Hahn Sylvia; Klassische Einwanderungsländer: USA, Kanada und Australien. In: Kraler Albert/Husa
Karl/Bilger Veronika/Stacher Irene (Hg.): Migrationen, Globale Entwicklungen seit 1850. Seite 92-98, Wien
2007
46

7. Die Rolle der Medien im Zusammenhang mit der Emigration
Sowohl die Behörden als auch die Medien wurden veranlasst den Emigranten von
seinem Vorhaben der Emigration abzubringen. Die Presse sollte mittels ihrer
Berichterstattung Missstimmung in der Bevölkerung erzeugen, indem nämlich
negative Informationen und Reportagen über das Scheitern von
Auswanderungsunternehmen bekannt gemacht wurden.
Zumeist nahm die österreichische Presse durch die Beeinflussung verschiedenster
Kräfte eine warnende Stellung ein. Erstmals wurde die Rolle der österreichischen
Medien in der „Brasilien-Affäre“ 1874 spürbar, nachdem zahlreiche Kolonisten in
ihrem Elend um Hilfe gebeten hatten. In den 1890er Jahren wurden den
Auswandererskandalen bereits ganze Zeitungsspalten gewidmet. So berichtete die
„Wiener Zeitung“ am 28. November 1893 über das Schicksal von 1.400
Auswanderern, darunter 305 Personen aus der Monarchie, die bei ihrer Ankunft in
Rio de Janeiro zurückgewiesen worden waren. Unterkunft und Verpflegung seien
ebenfalls katastrophal gewesen. Das Innenministerium gab angesichts der
Konsularberichte über die Lage der Auswanderer an die Presseleitung die
Anweisung, Warnungen vor einer Auswanderung in sämtlichen Wiener und offiziellen
Landeszeitungen und den publizistischen Organen der Kronländer abzudrucken. Die
wurde jedoch sehr inkonsequent durchgeführt, und die Vertreter der Wirtschaft
warfen der aktuellen Tagespresse vor, der Auswanderungsproblematik zu wenig
Augenmerk geschenkt zu haben. 68
In den deutschsprachigen Regionen Westungarns spielte die Zeitung als
Informationsquelle eine nicht unwichtige Rolle, obwohl die Mundpropaganda als die
wichtigste Quelle - auf Grund des niedrigen Bildungsstandes - der Auswanderer
angesehen werden muss. Die Zeitungen waren zumeist kleine lokale Stadt- bzw.
Bezirksblätter, wie z. B. der „Ödenburger Bote“ („Harmonie“), der als Lesepublikum in
erster Linie das gewerbliche Handelsbürgertum in und um Ödenburg sowie die kleine
Schicht mittlerer und größerer, für Rationalisierung und Verbesserung ihrer
Wirtschaft aufgeschlossene Landwirte, angesprochen hat.
68 Prutsch Ursula; Die Auswanderung aus den im Reichsrat vertretenen Königreich und Ländern nach
Südamerika von 1875-1914. Seite 129, Diss., Graz 1989
47

Als weiteres vergleichbares Beispiel könnte die „Eisenstädter Zeitung“ (seit 1899
„Kismartoner“) und die „Oberwarther Sonntagszeitung“ („OSZ“) genannt werden. Ihre
Informationen schöpften die Blätter, wie damals noch weithin üblich, in erster Linie
aus indirekten Quellen. Vor allem durch das Ausschlachten großer überregionaler
Zeitungen aus dem deutschsprachigen Raum (z. B. „Pester Zeitung“, „Wiener
Zeitung“).
Die Zeitungen waren aber auch zugleich Werbeträger für Schifffahrtslinien und
Auswandereragenturen. Und sie waren auch Träger von Amerikainformationen durch
direkte Informationen über Inserate von Schifffahrtskartenbüros und indirekte, wie
etwa durch amerikanische Produkte wie Nähmaschinen oder landwirtschaftliche
Maschinen.
In den 1860er Jahren waren die Nachrichten über Amerika insgesamt noch recht
dünn gesät, wenn sie auch an Häufigkeit und Themenvielfalt im Laufe des
Jahrzehnts zunahmen. Besonders die Informationen über die Vereinigten Staaten
wurden vielfältiger. In den Zeitungsmeldungen wird sehr oft das Phänomen der
Auswanderung beschrieben, wie z. B. die folgende Meldung:
„Ein Wiener wandert 1845 ohne seine Familie nach Amerika aus. Die Ehefrau hört
jahrzehntelang nichts von ihm und bringt sich und die Kinder mit einem Gänsehandel
durch. „Vor drei Tagen erhielt sie einen Brief mit Geld, in dem der Mann mitteilt, er
sei nun ein reicher Mann in Boston geworden.“ Schließlich, nach insgesamt 20
Jahren, für den zeitgenössischen Leser also vor nur wenigen Tagen, kommt er selbst
und nimmt Frau und Kinder mit nach Amerika.“
Aber auch negative Berichte, wie über die schlechten Zustände an Bord von
Auswandererschiffen und das Scheitern zahlreicher Auswanderer in ihrer neuen
Heimat wurden dem Leser vermittelt. So wurden auch die USA als ein Land, das
permanent von gewaltigen Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Stürmen,
Hitze- und Kälteeinbrüchen, aber auch von Menschenhand verursachten
Unglücksfällen, wie Großbränden oder Eisenbahnkatastrophen heimgesucht wird,
dargestellt. Vielfach wurde auch über brutale Verbrechen in großen Schlagzeilen
berichtet.
48

Der Traum vom Millionär in Amerika und von den großen Errungenschaften der
amerikanischen Technik, wie Hochhausbau und Elektrizität, blieben jedoch bei jedem
Auswanderungswilligen trotz negativer Berichterstattung bestehen. Das Bild von
Amerika in den westungarischen Zeitungen war voller interner Widersprüche und
Verwirrtheiten. 69
69 Mikoletzky Juliane; „In Amerika, wo gar viele Dinge auf dem Kopf stehen ..“, Auswanderung und
Amerikabild im Spiegel deutschsprachiger westungarischer Zeitungen. In: Chmelar Hans (Hg.): … nach
Amerika, Burgenländische Landesausstellung 1992. Seite 154-169, Eisenstadt 1992
49

8. Die Push- und Pullfaktoren
Die Migration ist ein multikausaler Prozess der es schwierig macht, zwischen
freiwilliger und unfreiwilliger Migration exakte Trennlinien zu ziehen. Das Push-Pull
Modell ist ein einfaches und unhistorisches Modell, das aus zwei Faktoren besteht,
die auf ein rational entscheidendes Individuum wirken: die Push- und Pullfaktoren.
Pushfaktoren oder auch Druckfaktoren genannt, sind jene Gründe, die das
Individuum zur Abwanderung, wie etwa unstabile politische Verhältnisse,
wirtschaftliche Krisen oder niedriger Lebensstandard und die Angst vor Armut und
Arbeitslosigkeit, zwingen.
Im Gegensatz dazu sind Pullfaktoren jene Gründe und Anreize des Aufnahmelandes,
die eine Sogwirkung auf das Individuum ausüben und dadurch die Migration
motivieren. Sogfaktoren können beispielsweise politische Stabilität, Arbeit, ein
höheres Einkommen - und somit einen Statusgewinn zu bekommen, usw. sein.
Das Modell der Push- und Pullfaktoren ist jedoch am Einzelfall zu überprüfen, da
Migranten nicht immer nach dem logisch rational erwartbaren Vorteil, sondern
oftmals aufgrund emotionaler Sicherheit und sozialer Einbindung entscheiden und
den ökonomischen Vorteil weniger Bedeutung in der Migrationsentscheidung
zuschreiben.
8.1. Die Push- und Pullfaktoren der Auswanderung aus dem Burgenland
Die Ursachen für die Auswanderung sind vielfältig. Sie konnte sich aber nur
deswegen zu einem Massenphänomen entwickeln, weil einerseits im Burgenland ein
Druck zur Auswanderung herrschte und andererseits vom Zielland ein Sog ausging,
der zusätzlich diese Entwicklung förderte.
Wie kam es nun also dazu? Im Burgenland standen die Dinge schlecht und die
Menschen sehnten sich nach einem besseren Leben ohne materielle Not, in
Sicherheit und Freiheit. Die Aussichtslosigkeit, dass es im Burgenland je besser
50

werde, veranlasste viele Menschen nach einer anderen Perspektive zu suchen. In
Amerika, da meinten sie, könnte man ein neues Leben beginnen.
Begünstigt wurde die Auswanderung durch die beschleunigten, verbilligten und
weniger risikoreichen Reisemöglichkeiten per Eisenbahn und Dampfschiff und durch
die kurzzeitig beiderseits des Atlantiks relativ liberalen Aus- und
Einwanderungsbedingungen.
An dieser Stelle sei ein genauerer Blick auf die wesentlichen Aspekte der
Auswanderungsmotivationen burgenländischer Emigranten geworfen.
8.1.1. Push-Faktoren
8.1.1.1. Überbevölkerung
Aus heutiger Sicht mag es ungewöhnlich klingen, dass damals eine Überbevölkerung
im Burgenland herrschte, aber damals befand sich das Land gerade im Zustand des
demographischen Überganges. 70 Dies ist jener Zustand der herrscht, wenn sich ein
unterentwickeltes Land (mit hohen Geburtenraten und hohen Sterberaten) zu einem
hochentwickelten Land (mit niedrigen Geburtenraten und niedrigen Sterberaten)
entwickelt. In diesem Zustand nimmt die Sterberate aufgrund verbesserter ärztlicher
Versorgung und anderer Rahmenbedingungen rasch ab, die Geburtenrate bleibt
aber nach wie vor hoch. Die Folge ist eine Überbevölkerung, die sich in wenigen
Jahrzehnten entwickelt. Wenn man sich die Bevölkerungsstruktur von verschiedenen
Gemeinden des heutigen Burgenlandes ansieht, dann fällt auf, dass die
Einwohnerzahl zwischen 1800 und 1900 unverhältnis stark gestiegen ist. Dieser
Übergangsprozess war bekleidet von einem Grundwiderspruch: Nämlich einer stark
wachsende Bevölkerung auf der einen Seite und im Grunde genommen dahinter
zurückbleibenden Erwerbsmöglichkeit. Das bedeutete für die Masse der Menschen
immer wieder Arbeitslosigkeit, Unterbeschäftigung und relativ wenige Perspektiven
im wirtschaftlichen Bereich. Die Auswanderung war daher das Ventil mit dem der
Druck der Überbevölkerung in den Dörfern abgebaut werden konnte.
70 Dujmovits Walter; Die Amerikawanderung der Burgenländer, Seite 21, Stegersbach 1975
51

8.1.1.2. Probleme in der Landwirtschaft
Das heutige Burgenland war um 1900 noch ein reines Agrarland. Die
landwirtschaftlichen Betriebe waren aber Kleinst- und Zwergbetriebe ohne
Kapitalausstattung. Die Menschen arbeiteten hart, doch die Früchte ihrer Arbeit
eigneten sich andere an. Getreide- und Viehhändler haben großen Einfluss auf die
Lebensbedingungen der Bauern. Drückten sie die Preise, vergrößerte sich die Not.
Ein weiteres Übel, welches die Situation verschärfte, war die Realteilung im Erbfall.
Das Prinzip der Realteilung im Erbfall kann zu einer ‚relativen Überbevölkerung’
führen, da sich dadurch die landwirtschaftlichen Flächen für die einzelnen Erben
verringern und die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit durch eine zu kleine
Landwirtschaft nicht möglich ist. Die Betriebe konnten daher die Bauernfamilien oft
nicht mehr ernähren.
In vielen Gemeinden des Burgenlandes wurde damals großflächig Wein angebaut.
Diese Kulturen wurden aber in den Neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts durch
eine Reblausplage vernichtet.
„Dem Ersten den Tod, dem Zweiten die Not, dem Dritten das Brot“, sagt eine alte
Bauernweisheit. Nur die ältesten Söhne erben die Landwirtschaft, was sollen die
nachgeborenen Jungen und die Töchter machen? Die Auswanderung nach Amerika
erschien da Vielen als willkommene Alternative. Aus den USA hörte man schon in
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dass es dort Land gibt, dass man dort die
Möglichkeit habe sich anzusiedeln und sogar selbstständig Land zu erwerben und
Farmer zu werden.
8.1.1.3. Regionale Geschichte - Randlage
Die Teilung des Burgenlandes 1938 auf die beiden Gaue Niederdonau und
Steiermark hatte dazu geführt, dass das südliche Burgenland, als Teil des Gaus
Steiermark und aufgrund der geographischen Nähe, stärkere wirtschaftliche
Beziehungen mit der Steiermark hatte.
52

Im März 1945 hatten sowjetische Truppen die Grenze zwischen Österreich und
Ungarn überschritten und das Burgenland eingenommen. Bei der Aufteilung
Österreichs in Besatzungszonen der Alliierten Mächte kam das Burgenland
gemeinsam mit Niederösterreich und dem oberösterreichischen Mühlviertel unter
sowjetische Verwaltung. Die Demarkationslinie zwischen dem Burgenland und der
Steiermark und die geographische Entfernung des südlichen Burgenlandes zu Wien
führte zu einer noch stärkeren Randlage dieser Region. Die Etablierung einer
kommunistischen Regierung in Ungarn und in der Folge das Abschotten der Grenze
durch einen Eisenen Vorhang verschärfte die Randlage. 71
8.1.2. Pull-Faktoren
8.1.2.1. Arbeitskräftebedarf der amerikanischen Wirtschaft
Die Sogwirkung aus Übersee war vor allem der enorme Arbeitskräftebedarf der
amerikanischen Industrie, der durch die Industrialisierung des amerikanischen
Ostens die Auswanderungsbewegung zum Massenphänomen werden ließ. Die
Städte boomten und die städtischen Industrien brauchten Arbeitskräfte. Es gab
besser entlohnte Arbeit und es gab sogar die Möglichkeit, das war zumindest die
Hoffnung, sich eventuell selbstständig zu machen und ein eigenes kleines Geschäft
zu gründen.
8.1.2.2. Erfolgsnachrichten aus Übersee
Ein Hauptfaktor für die Auswanderung war aber auch der bestehende briefliche
Kontakt mit schon Ausgewanderten. Sie machten Hoffnung auf ein besseres Leben,
schilderten Amerika in besten Farben oder ließen auch nur das herauslesen, was der
Sehnsüchtige herauslesen wollte. Das regte natürlich die Phantasie der Menschen in
der alten Heimat zur Auswanderung an. Das Schlagwort vom „Reichen Onkel in
Amerika“ entstand. Und wer eine Adresse hatte, an die er sich wenden konnte, reiste
schon unbesorgter.
71 Horvath Traude; „… I bin Amerikaner … oba fühlen tua i wia ein Österreicher.“ – Burgenländische
Auswanderung nach 1945. In: Horvat Traude/Neyer Gerda (Hg): Auswanderungen aus Österreich – Von der
Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Seite 550-551, Wien, Köln, Weimar 1996
53

„Das hat etwas damit zu tun, wie Wanderung funktioniert. Sie funktioniert nämlich so,
wie es Hermann Almas einmal so schön gesagt hat: Einer zieht den Anderen nach.
Es waren die Ausgewanderten, die Informationen in die Heimat übermittelten. Die
sagten, Amerika gibt es wirklich, ich wohne hier in New York, in dem Stadtteil. Die,
die die Daheimgebliebenen informierten, wie komm’ ich überhaupt in die USA.“ 72 ,
meint der deutsche Historiker Dr. Horst Rössler.
8.1.2.3. Wanderbereitschaft der Burgenländer
Die Mobilität der Burgenländer hat sich bis in die Gegenwart erhalten, wenn man an
die vielen Tages- und Wochenpendler denkt, die ihre Arbeitsstätten in anderen
Bundesländern haben. Auch vor über hundert Jahren hat es diese Bereitschaft schon
gegeben, damals waren dies hauptsächlich die Saisonarbeiter in der Landwirtschaft
und Fuhrwerksleute, die ihren Lebensunterhalt außerhalb ihrer Ortschaften verdienen
mussten.
8.1.2.4. Persönliche Motive
Das Sich-Herauslösen aus der Heimat war keine einfache Angelegenheit. Dennoch
hat es neben den oben genannten Gründen in Einzelfällen auch rein persönliche
Motive gegeben, wie Flucht vor dem langen Militärdienst, Flucht vor
Alimentezahlungen oder das Nichteinhalten von Heiratsversprechen.
Mindere Bedeutung haben hingegen politische oder religiöse Gründe gehabt, die zu
Auswanderung ganzer Bevölkerungsgruppen geführt haben.
72 Rössler Horst; Aufbruch in die Fremde. Auswanderung nach Amerika. DVD, Edition Temmen, Bremen 2008
54

9. Das Geschäft mit den Auswanderern
Das Geschäft mit der Auswandererwerbung war eingangs ergiebig. Gemeinsam mit
den Reedereien waren die Auswandereragenturen bemüht, jedes Schiff mit
genügend Auswanderungswilligen auszulasten.
Ein Blick in die Auswandererwerbeschriften zeigt die Strategie: Die Auswanderung
sollte als wohl organisierte Unternehmung und die Ansiedelung in Amerika als
Garant für eine glückliche Zukunft erscheinen.
Blättert man in burgenländischen Wochenzeitungen der Zwanziger und Dreißiger
Jahre des 20. Jahrhunderts, so stechen dem Leser beim Anzeigenteil die zahlreichen
Werbeanzeigen von Schifffahrtsgesellschaften ins Auge. Der Geschäftsbetrieb der
einzelnen Schifffahrtsgesellschaften wurde durch deren Geschäftsstellen
(Repräsentanz, Zweigstellen, Passagebüros, Kartenverkaufs- und Informationsbüros,
u. a.) abgewickelt. Alle Geschäftsstellen waren unmittelbar der jeweiligen
Repräsentanz in Wien unterstellt, die ihrerseits direkt dem Hauptsitz der Gesellschaft
unterstellt sein musste.
Die Schifffahrtsgesellschaften durften keinerlei Werbung für die Auswanderung an
sich betreiben, sondern mussten sich in ihrer Öffentlichkeitsarbeit darauf
beschränken, Angaben über ihre Buchungsstellen, die Fahrordnung ihrer Linien, die
Beschaffenheit ihrer Schiffe und die Beförderungsbedingungen zu geben. Diese
Angaben konnten per Anschlag oder als Anzeige in periodischen Druckwerken
veröffentlicht werden.
Diese Bestimmungen standen in Konnex mit der offiziellen Politik des Bundes,
gemäß der die Auswanderung zwar ermöglicht, keineswegs aber durch irgendwelche
fördernde Maßnahmen unterstützt werden sollte. Das Wanderungsamt, dem seit
1922 innerhalb des Bundeskanzleramtes die Agenden des Auswanderungswesens
übertragen waren, trug dem genannten Grundsatz bei seiner praktischen Tätigkeit
voll Rechnung. Demgemäß war auch im Regulativ das Verbot der Tätigkeit von
Auswanderungsagenten, Subagenten (Zutreibern) und Winkelbüros festgehalten. 73
73 Tobler Felix; Zweigstellen von Schifffahrtsgesellschaften im Burgenland (1921-1938). In: Chmelar Hans
(Hg.): … nach Amerika, Burgenländische Landesausstellung 1992. Seite 121f, Eisenstadt 1992
55

Im Burgenland wurden unzählige Geschäftsstellen der Schifffahrtsgesellschaften
errichtet. Da die Auswanderungsbewegung im wirtschaftlich besonders
benachteiligten Landessüden entsprechend groß war, gab es dort auch die meisten
Auswanderungsbüros. Im zirka 15 km von Poppendorf im Burgenland entfernt
liegenden Bezirksvorort Güssing wurden nach 1921 folgende Zweigstellen der
Schifffahrtsgesellschaften errichtet 74 :
Name der Schifffahrtsgesellschaft Zeitraum
Österreichische Rhederei A.G. 1922
Hamburg-Amerika-Linie (HAPAG)
United American Lines
Norddeutscher Lloyd
United States Lines
1922-1938
1922-1938
1922-1938
1922-1924
Royal Mail Line 1922-1930
Holland-Amerika-Linie 1922-?
Red Star Line
White Star Line
American Line (in Betriebsgemeinschaft bis 01.04.1924)
Cunard Line (Betriebsgemeinschaft seit 01.10.1924)
1923-1930
1923-1930
1923-1924
1922-1930
Cunard White Star Limited 1935-1938
Compagnie Générale Transatlantique
Societe générale de Transports maritimes
a vapeur
Chargeurs Réunis
Compagnie de Navigation Sud-Atlantique
(Betriebsgemeinschaft bis 17.05.1924
und ab 1930)
Betriebsgemeinschaft
Betriebsgemeinschaft bis 1924
1922-1938 (1939)
1922-1924
1930-1938 (1939)
1922-1924
1930-1938 (1939)
1922-1924
1939-1938 (1939)
74 Tobler Felix; Zweigstellen von Schifffahrtsgesellschaften im Burgenland (1921-1938). In: Chmelar Hans
(Hg.): … nach Amerika, Burgenländische Landesausstellung 1992. Seite 136, Eisenstadt 1992
56

Cosulich-Linie 1925-1927
Lloyd Sabaudo
Cosulich-Linie
Abbildung 15
1930-1931
1930-1931
United States Lines Operations Inc. 1935-1938
Von einem guten Geschäft kann in
den Jahren 1922 und 1923
gesprochen werden, wobei die beiden
deutschen Linien HAPAG und
Norddeutscher Lloyd zahlenmäßig,
d. h. nach der Anzahl der beförderten
Auswanderer und damit auch dem
Geschäftsumsatz nach, weit vor allen
Abbildung 14
anderen Linien gelegen sein dürften. Ab dem Jahr 1924 führte die Einführung der so
genannten Quotenregelung des Einwandererverkehrs durch die Vereinigten Staaten
zu einem drastischen Rückgang des Auswandererverkehrs aus dem Burgenland in
die USA, der nur zu einem geringen Teil durch Ausweichen auf andere
Einwandererländer (vor allem Argentinien, Brasilien und Kanada) kompensiert
werden konnte. Dazu trat der harte Konkurrenzkampf zwischen den einzelnen
Schifffahrtsgesellschaften,
Passagierpreisen zwang.
der sie zu einer straffen Kalkulation bei den
75
Das linke Bild zeigt den
Eingang zur Güssinger
Zweigstelle der Royal Mail
Linie, die in den Lokalitäten
des „Gasthofes Latzer“
untergebracht war. Die
überdimensionale Größe der
Werbetafel
imposant.
wirkt recht
75 Tobler Felix; Zweigstellen von Schifffahrtsgesellschaften im Burgenland (1921-1938). In: Chmelar Hans
(Hg.): … nach Amerika, Burgenländische Landesausstellung 1992. Seite 134-135, Eisenstadt 1992
57

Abbildung 16
Dieses Bild gibt eine Auswanderergruppe
aus dem Jahre 1922 vor dem
Güssinger Büro der „Compagnie
Générale Transatlantique“ wieder.
Mitte des 20. Jahrhunderts, mit steigender Mobilität und steigendem Flugverkehr
zwischen Europa und Amerika, warben die großen Fluggesellschaften mit speziellen
Angeboten für Auswanderer von Österreich in den USA und Kanada.
Abbildung 17
58

Diese Angebote wurden von den Burgenländischen Auswanderern gerne und
zahlreich angenommen. Dadurch konnten sie schneller und einfacher ihre Familien,
Freunde und Bekannte in der alten Heimat besuchen und wieder sehen. Große
Familienfeiern, wie z. B. Hochzeiten und Kirtage, waren beliebte Anlässe, um in die
alte Heimat zurückzukehren.
Abbildung 18
59

10. Das neue Leben der Auswanderer
Die Auswanderer verließen ihre Heimat mit Vorstellungen, Wünschen und
Hoffnungen wenn es um ihr Leben in der „Neuen Welt“ ging.
Allgemein lässt sich sagen, dass die, welche in Gruppen kamen, zusammenblieben,
die, welche ihren Familienangehörigen nachzogen, sich in deren Nähe niederließen.
Dr. Horst Rössler meint dazu, dass „die, die Neueingewanderten dann unterstützen
eine Unterkunft zu finden, eine Arbeit zu finden. Und über diesem Mechanismus der
Kettenwanderung, oder auf Neudeutsch auch im Rahmen dieser informellen sozialen
Netzwerke, so vollzog sich die Auswanderung. Und das führte letztlich dazu, dass
der Schritt in die „Neue Welt“ natürlich was Neues war. Es war eine
Herausforderung. Er wurde aber sozusagen abgefedert durch diese
Nachbarschaften, durch ethnische Kolonien die bestanden, wo die Neuankömmlinge
sich erstmal zurechtfinden konnten in der neuen Welt.“ 76
10.1. Arbeiter und Unternehmer
Die meisten Auswanderer konnten ihre Lebenssituation in den USA und Kanada
verbessern. Manche stiegen vom mittellosen Einwanderer zum Großunternehmer
auf. Es entstanden viele mittelständische Existenzen. Die Einwanderer schufen
Farmen, Ladengeschäfte, Werkstätten, etc. Viele aber mussten sich als Arbeiter
verdingen und in langen Arbeitszeiten und unter harten Bedingungen ihr Geld
verdienen.
10.2. Verbindungen zur alten Heimat
In Zeiten ohne Telefon und Internet waren Briefe das einzige Mittel, um den Kontakt
mit der Familie und den Freunden in der alten Heimat aufrecht zu halten. Besuche in
die alte Heimat oder von dort waren aufgrund der kostspieligen und beschwerlichen
Reise bis weit ins 20. Jahrhundert die Ausnahme.
Ersatz für die persönliche Begegnung boten Fotografien. So konnte man mit eigenen
Augen sehen, wie die Kinder heranwuchsen, die Eltern und Geschwister älter wurden
76 Rössler Horst; Aufbruch in die Fremde. Auswanderung nach Amerika. DVD, Edition Temmen, Bremen 2008
60

oder die Auswanderung zur Erfolgsstory wurde, wenn man stolz, gut bekleidet und
wohlgenährt vor dem eigenen Haus in der neuen Heimat posierte.
Abbildung 20
Abbildung 22
Abbildung 19
Abbildung 21
61

Schließlich hielten Geschenke hinüber und herüber die Erinnerung aufrecht. In
Krisen- und Kriegszeiten sicherten diese oft einen wesentlichen Anteil am Überleben
vieler Familien. Das bekannteste Beispiel dafür sind die „Care-Pakete“, die nach dem
Zweiten Weltkrieg vielen im Burgenland, aber auch in gesamt Österreich, das
Überleben erleichterten.
10.3. Kulturelles Leben
Die Einwanderer schlossen sich zur gegenseitigen Unterstützung und Geselligkeit in
Vereinen (z. B. Kranken-Unterstützungsvereine) zusammen, in denen sie auch die
deutsche Sprache pflegten. Die Vereinskultur mit Tanzen, Chören und Musikkapellen
wurden gepflegt und die gewohnte Fest- und Feierkultur hochgehalten (z. B.
Annakirtag/Anna Picnic, Bälle). Spezifisch burgenländische Einflüsse finden sich bis
heute in Hochzeiten und Kirtagen.
Abbildung 23
10.4. Die Frage der Identität
Abbildung 24
Die Heimat des Burgenländers war stets sein Dorf. Dieses stellte den einzigen
Beziehungspunkt in der alten Heimat dar. Er war unbestritten ein Güssinger,
62

Jennersdorfer, Poppendorfer, aber was sollte er als Nationalität angeben, aus
welchem Land war er gekommen? Er konnte Ungar sein, nach 1921 Österreicher,
konnte sich als Deutsch-Österreicher oder Deutscher oder Deutsch-Westungar
bezeichnen, gerade wie er Österreich-Ungarn als sein Heimatland angeben konnte. 77
Die Sprache war sowohl im Herkunftsland wie auch im Einwanderungsland ein
wichtiger Indikator für die Zugehörigkeit zu einer Kultur. Die burgenländischen
Einwanderer sprachen ihre Muttersprache, obwohl in der Zwischenzeit Englisch die
Haushaltssprache geworden war. 78 Die Existenz von Treffpunkten, Vereinen bzw.
Gasthäusern trug dazu bei, dass burgenländische Migranten einen Teil ihrer Kultur
behalten konnten. In diesen Vereinen entstand aber auch eine neue burgenländische
Kultur. 79
77 Dujmovits Walter; Die Amerikawanderung der Burgenländer, Seite 51, Stegersbach 1975
78 Horvath Traude; „… I bin Amerikaner … oba fühlen tua i wia ein Österreicher.“ – Burgenländische
Auswanderung nach 1945. In: Horvat Traude/Neyer Gerda (Hg): Auswanderungen aus Österreich – Von der
Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Seite 560, Wien, Köln, Weimar 1996
79 Ebenda, Seite 562
63

11. Emigration aus Poppendorf im Burgenland
Die Emigration aus Poppendorf im Burgenland nach Amerika steht in einem sehr
engen Zusammenhang mit der Emigration aus den südlichen Teilen der historischen
und gegenwärtigen Regionen des Burgenlandes. Regionalspezifische und lokale
Besonderheiten stehen im ursächlichen Zusammenhang mit der geographischen
Lage, der historischen und wirtschaftlichen Entwicklung dieser Gemeinde.
11.1. Historische Entwicklung von Poppendorf im Burgenland
11.1.1. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges
Poppendorf im Burgenland 80 , heute ein Grenzort zu Ungarn, wird erstmals genannt
im Jahre 1427 im fürstlichen Archiv in Eisenstadt und 1428 im fürstlichen Archiv in
Körmend. Damals hieß es nicht Poppendorf, sondern Podaboch (Podabach). Im
Steuerausweis des 16. Jahrhunderts hieß der Ort Pathafalva. Erst von 1604 an findet
sich der Name Poppendorf, im ungarischen aber Patafalva (Pathafalva). Im Jahre
1698 kommt in der katholischen Visitation der Name als „Ujfalu ander Poppendorf“
vor.
Die alte Benennung Podabach stützt die Vermutung, wonach unter dem im Stiftsbrief
des Güssinger Grundherren Walfers vom Jahr 1157 angeführten Worte „versus
Theotonocus“ die an der Körmend-Fürstenfelder Landstraße liegenden Ortschaften,
darunter Podaboch, zu verstehen seien. Somit kann der Bestand dieses Ortes in
eine Zeit vor dem Jahr 1157 gesetzt werden.
In Aufzeichnungen der Güssinger Zeitung wird erwähnt, dass Ban Franz Batthyány in
Patafalva im Zeitraum von 1524 bis 1550 vier bis fünf Porta und Freiherr Franz
Batthyány im Jahre 1599 sechs Häuser in Poppendorf besaßen.
Das 16. Jahrhundert war die Zeit des aufopfernden Verteidigungskampfes gegen die
Türken. Obwohl nur 8 km von Poppendorf entfernt Graf Montecucculi 1664 das
80
Poppendorf im Burgenland ist eine Katastralgemeinde in der Marktgemeinde Heiligenkreuz im Lafnitztal im
Bezirk Jennersdorf im südlichen Burgenland.
64

Türkenheer schlug und über die Raab zurückwarf, ist über diese Zeit über
Poppendorf kein Dokument zu finden. Möglich, dass der Ort von diesem Unheil
verschont blieb.
Die weitere geschichtliche Entwicklung ist sehr mit der von Eltendorf (ungarisch:
Ókörtvélyes) und Heiligenkreuz im Lafnitztal (ungarisch: Rábakeresztúr) verbunden.
Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik 81 der Regierung in Budapest
der ungarische Ortsname Patafalva verwendet werden.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entbrannte der Erste Weltkrieg. Die Schüsse in
Sarajevo lösten in Österreich die Mobilisierung aus. Auch Poppendorf blieb nicht
verschont und es wurden Burschen und Männer zu den Fahnen und Waffen gerufen.
Die Gemeinde beklagte 14 Gefallene.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn
in den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen. Der
Ort gehört seit 1921 zum neu gegründeten österreichischen Bundesland Burgenland.
Bis zum Anschluss des Burgenlandes an Österreich im Jahre 1921 litt die
Bevölkerung unter den Schikanen der ungarischen Freischärler. Besonders die
Deutschgesinnten mussten sich in Acht nehmen. Oft mussten sie über die Lafnitz in
die Steiermark flüchten. Die Freischärler verhafteten Leute, brachten sie nach
Güssing und ließen sie erst Tage später wieder frei. Obwohl im Jahr 1921 der Krieg
bereits drei Jahre beendet war, so gab es noch immer keinen Frieden. Die Bewohner
des Grenzgebietes hatten noch immer an der Frucht des Krieges zu leiden.
11.1.2. Die Zwischenkriegszeit
Nach dem 1. Weltkrieg hielten sich 1922 auch in Poppendorf Entente-Offiziere auf.
Aufgrund der im Vertrag von Trianon niedergeschriebenen Verpflichtung Ungarns,
81 Unter Magyarisierung im engeren Sinne (im Gegensatz zur Magyarisierung als natürliche Assimilation) wird
in der Geschichtsforschung das staatlich geförderte, gezielte, und später auch ganz offene Bestreben verstanden,
die nichtmagyarische Bevölkerung des Königreiches Ungarn gewaltsam zu einem Teil der magyarischen Nation
zu machen. Die aus der Magyarisierung resultierende Unzufriedenheit der nichtmagyarischen Bevölkerung des
Königreichs Ungarn war 1918 mitunter auch eine der Hauptursachen für den Zerfall des Königreiches Ungarn.
65

„Deutsch-Westungarn“ an Österreich abzutreten, bildeten sich im Dorf zwei große
Gruppen. Am oberen Teil des Dorfes, bis zum Kriegerdenkmal, waren die
deutschfreundlichen, vom Kriegerdenkmal hinunter waren die ungarnfreundlichen zu
Hause. Der damalige Bürgermeister Deutsch wurde wegen seiner
ungarnfreundlichen Haltung von den Heimkehrern und ehemaligen Soldaten
abgesetzt. Da sich ein Großteil der Bevölkerung vor den Offizieren der Entente doch
für Österreich aussprach, blieb dieses Gebiet bei Österreich.
Wie aus diesen Streitigkeiten innerhalb der Gemeinde zu sehen ist, war diese Zeit
nicht gut. Neben der plötzlichen Umorientierung nach Westen mussten sich die
Einwohner auch dran gewöhnen, dass man nicht mehr so einfach zum Markt oder in
die Fabriken nach St. Gotthard gelangen konnte; schließlich musste man eine
Staatsgrenze passieren. Damit das ohne Probleme geschehen konnte, gab es für
den „kleinen Grenzverkehr“ einige Bedingungen zu beachten. Der Grenzübertritt
wurde nur verlässlichen Einwohnern der Grenzorte gestattet, und sie benötigten
Grenzverkehrsscheine, die von den Behörden ausgestellt wurden. Die Bewilligung für
den „kleinen Grenzverkehr“ konnte durch Einziehen des Scheines jederzeit
widerrufen werden. Bereits 1922 kam es zu Grenzschikanen beim Grenzübergang
‚Heiligenkreuz - St. Gotthard’. Nach einem Bericht des Grenzpolizeikommissariats
Jennersdorf hatten burgenländische Arbeiter, die in den St. Gottharder Fabriken
arbeiteten, mit Schwierigkeiten beim Grenzübertritt zu kämpfen. So wurden
beispielsweise Grenzübertrittsscheine, die auf die Dauer von zwei bis vier Monaten
ausgestellt waren, von den ungarischen Behörden nicht anerkannt, mit der
Begründung, dass Ungarn Grenzübertrittsscheine nur auf 30 Tage ausstelle.
Bemerkt sei, dass die ungarischen Behörden bei jedem Verlängern der Scheine 20
ungarische Kronen einhoben. 82 Solche Schikanen haben das Leben der Bevölkerung
nicht gerade positiv unterstützt.
Es gab aber auch positive Momente in der Zwischenkriegszeit. So wurde im Jahre
1923 die Postautobuslinie ‚Fürstenfeld – Heiligenkreuz – Güssing’ und die Linie
Güssing-Jennersdorf in Betrieb genommen. Das war ein großer Fortschritt, da man
dadurch leichter zur Bahn und auch in die Stadt kommen konnte. Ein weiterer großer
Fortschritt war die Elektrifizierung des Ortes im Jahre 1924. Allerdings wurde damals
82
Planer Martina; Heiligenkreuz im Lafnitztal im Wandel der Zeit; Diplomarbeit, Seite 33-34. Wien,
Heiligenkreuz 2000
66

nur das Dorf an das elektrische Netz angeschlossen. Poppendorf-Berg erhielt das
elektrische Licht erst nach dem 2. Weltkrieg, 1949.
Poppendorf bekam 1923 auch eine Postablage. Bis dahin musste die Post in
Eltendorf oder Heiligenkreuz im Lafnitztal aufgegeben werden. Von 1937 – 1945 war
die Postablage eine Poststelle I. Nach 1945 wurde es wieder eine Postablage. 1927
wurde die Postablage an das Fernsprechnetz angeschlossen.
11.1.3. Die Zeit von 1938 bis 1945
Abermals großes Leid brachte der Zweite Weltkrieg. Die ersten Jahre des Krieges
waren in Poppendorf nur dadurch spürbar, dass die Burschen und Männer wieder
einrücken mussten und daher Not an Arbeitskräften herrschte. Als aber die ersten
Todesnachrichten aus dem Felde eintrafen, war der Krieg schon mehr zu spüren.
Im Jahre 1945 waren die deutschen Truppen auf allen Fronten im Rückzug und der
Feind rückte immer näher. Die Leute flüchteten vom Dorf in die Bergen, wo sie in den
Kellern der Weingärten Unterschlupf fanden. Als nun gar die ersten Granaten in
Poppendorf einschlugen, verspürten die Leute den Krieg in seiner vollen
Grausamkeit. Durch Granatensplitter kamen zwei Poppendorfer ums Leben.
11.1.4. Nachkriegsjahre
Der Krieg hatte für das Dorf und seine Bewohner zur Folge, dass 48 Häuser
abgebrannt, viele zerschossen und schwer beschädigt, Vieh und Wertgegenstände
verschwunden waren. Nach Kriegsende verzeichnete das Dorf viele Opfer, 28
gefallene und 14 vermisste Menschen.
Dazu kam die sowjetische Besatzungsmacht. Konnte man früher im nahen
Fürstenfeld seine Besorgungen erledigen, so war das nicht möglich. Die Lafnitz, die
schon so oft Grenze war, ist nun gar zu einer trennenden Wand geworden. Sie war
die Demarkationslinie. Ohne Ausweis konnte niemand die Grenze passieren. Erst
allmählich legte sich dieser Zwang, bis sich die Kontrolle im Sommer 1953 ganz
aufhörte und die russischen Soldaten sukzessive aus dem Grenzgebiet abgezogen
67

wurden. Nun konnte der Handel und der Verkehr mit der benachbarten Steiermark
wieder in voller Größe aufgenommen werden.
Ganz anders verlief die Situation an der österreichisch-ungarischen Grenze. Anfangs
war die Staatsgrenze seit Kriegsende für jeden Verkehr offen. Dies hatte teilweise
negative Folgen für die Grenzbewohner, da die Bevölkerung mit Diebesbanden, die
von Ungarn über die Grenze kamen, zu kämpfen hatte.
Ab Herbst 1947 wurde die Grenze gesperrt und von ungarischer Seite streng
bewacht, der kleine Grenzverkehr war nur erschwert möglich. Zur Verhinderung
jedes irregulären Verkehrs errichteten die ungarischen Behörden Stacheldrahtzäune,
den so genannten „Eisernen Vorhang“, die von Minenfeldern umgeben waren. Der
Grenzübergang in der Nachbargemeinde Heiligenkreuz nach St. Gotthard wurde
geschlossen, es blieb lediglich das Straßenzollamt nach Rábafüzes (Raabfidisch)
bestehen. Reiseverkehr gab es so gut wie keinen mehr. Die nun sichtbare und
unüberwindbare Grenze, der Stacheldrahtzaun, hatte unmittelbare Auswirkungen auf
das Leben der Grenzbewohner. Alle jene, die Verwandte in den ungarischen
Grenzorten Raabfidisch oder St. Gotthard hatten und diese besuchen wollten,
konnten bis zur Errichtung des Stacheldrahtzaunes ohne größere Schwierigkeiten die
Grenze passieren. Im Zuge der Grenzverschärfung war dies nur mehr erschwert oder
überhaupt nicht möglich. 83
Der Lebenswille der Bevölkerung war jedoch nicht gebrochen. Mit Fleiß und Einsatz
begannen die Menschen Schäden auszubessern und neue Häuser aufzubauen.
Mit 1. Jänner 1971 wurden die Gemeinden Poppendorf und Heiligenkreuz zur
Gemeinde Heiligenkreuz im Lafnitztal zusammengeschlossen. Aufgrund dieses
Zusammenschlusses mussten organisatorische Vorkehrungen getroffen werden, wie
z. B. die Neuwahl der Gemeindevertretung und die Bestellung eines Ortsvorstehers
für Poppendorf. Dieses Amt hat der bisherige Bürgermeister von Poppendorf, August
Schlener, übernommen.
83
Planer Martina; Heiligenkreuz im Lafnitztal im Wandel der Zeit; Diplomarbeit, Seite 78. Wien, Heiligenkreuz
2000
68

Im Zuge der Gemeindezusammenlegung wurde auch die Volksschule in Poppendorf
aufgelassen, und die schulpflichtigen Kinder aus Poppendorf teilte man der
Volksschule in Heiligenkreuz zu.
Mitte der 1970er Jahre siedelte sich im Dorf ein Betrieb an, die Firma „Merino“ aus
Feldbach. Dieser Betrieb konnte jedoch nicht genug Arbeitsplätze für die
Einheimischen bieten, folglich änderte sich die immer höher werdende Pendlerrate
nicht. Ein zweiter Versuch zur Beschaffung einer Erwerbsmöglichkeit für Frauen war
die Ansiedlung der Firma Andiola (Unterwäschefabrik) in den 1980er Jahren. Auch
dieser Betrieb hat seine Pforten bald geschlossen und die Produktion nach
St. Gotthard (Ungarn) verlegt, wo die Arbeitskräfte noch billiger waren.
Was geblieben sind, waren kleine Familienbetriebe (Gasthäuser, Tischlerei,
Lebensmittelgeschäft, Lagerhausgenossenschaft), die kaum Arbeitsplätze bieten
konnten.
Im Laufe der Jahre wurden einige Vereine und Einrichtungen geschaffen, die das
gesellschaftliche und kulturelle Leben im Dorf fördern sollten. So entstand z. B. im
Jahre 1980 ein Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein. Gründungsobmann
war Ing. Josef Gilly.
In wirtschaftlicher Hinsicht mussten viele Rückschläge hingenommen werden. Die
Bevölkerung von Poppendorf war agrarisch strukturiert und durch kinderreiche
Familien geprägt. Poppendorf war jedoch zu klein um allen Arbeitssuchenden Arbeit
zu geben. Die Abnahme der Beschäftigungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft und
der Mangel an Arbeitsplätzen in der Region bewirkte, dass viele gezwungen waren,
sich anderswo Arbeit zu suchen oder auszuwandern. Wie nach dem Ersten
Weltkrieg, kam es auch nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer erneuten und
wesentlich größeren Auswanderungswelle. Die Ziele waren auch diesmal wieder die
Länder in Übersee, vorwiegend Kanada und USA. Die Zahl der Auswanderer stieg
von Jahr zu Jahr. Von 1953 bis 1955 verließen über 55 Poppendorfer ihre Heimat.
Viele, die nicht nach Übersee auswandern wollten, fuhren jährlich im Frühjahr auf
Saisonarbeit (Grünarbeit) und kamen erst im Herbst wieder zurück. Jeder versuchte
dort sein Brot zu verdienen, wo er es verdienen konnte.
69

Die Bauern wurden gezwungen, einem Nebenerwerb nachzugehen. Dies führte
dazu, dass in den sechziger Jahren die Zahl der in der Landwirtschaft Tätigen stark
abnahm und viele Männer Berufe wie Bauarbeiter oder Industriearbeiter ausübten. 84
Die Lage unmittelbar am „Eisernen Vorhang“ war der Grund dafür, dass sich kein
Industriebetrieb hier ansiedeln wollte. Die Folge war eine starke Zunahme des
Pendlertums. Die Mehrzahl der Arbeiter wurde zu Tagespendlern nach Güssing,
Fürstenfeld oder Jennersdorf. 85 Sehr viele waren Wochenpendler als Industrie- und
Bauarbeiter mit den Zielen Steiermark, Graz, und dem Wiener Becken.
11.1.5. Gegenwart
Heute leben in Poppendorf 402 86 Personen. Es gibt 165 Haushalte, davon leben nur
noch 2 von der Landwirtschaft, etwa 127 aber aus unselbständiger Arbeit. Daraus ist
der ungeheure soziologische Wandel festzustellen. Obwohl Hotterfläche und
Einwohnerzahl heute annähernd so groß sind wie 1810 leben heute nur mehr etwa 9
Personen von den landwirtschaftlichen Nutzfläche, damals waren es fast 85%!
Poppendorf entwickelt sich immer mehr zu einer Wohngemeinde. Mit Unterstützung
der Gemeinde wurden der Bau von Wohnhausanlagen forciert und aufgeschlossene
Bauplätze für Einfamilienwohnhäuser bereitgestellt, um den anhaltenden Trend der
Abwanderung vor allem junger Dorfbewohner zu stoppen.
Die landwirtschaftlichen Betriebe im Dorf haben auch einen neuen Weg
eingeschlagen und sich gänzlich der Pferdewirtschaft verschrieben, welche
hervorragend mit dem sanften Tourismus der Region kooperiert.
In wirtschaftlicher Hinsicht gibt es jedoch weitere Rückschläge zu verzeichnen. Im
Dorf gibt es nur mehr drei Gewerbebetriebe, zwei gastwirtschaftliche Betriebe und
einen Mechanikerbetrieb, und kaum Arbeitsplätze. Viele Arbeitnehmer sind nach wie
vor gezwungen, als Wochenpendler in Niederösterreich oder Wien oder als
Tagespendler in der angrenzenden Steiermark und Graz einer Arbeit nachzugehen.
84
Planer Martina; Heiligenkreuz im Lafnitztal im Wandel der Zeit; Diplomarbeit, Seite 75. Wien, Heiligenkreuz
2000
85
Ebenda, Seite 75
86
Bekanntgabe des Marktgemeindeamtes Heiligenkreuz im Lafnitztal; Hauptwohnsitze per 1.1.2009
70

Grund genug, dass viele Junge wegziehen und sich in den Ballungsräumen
ansiedeln. Leichte Entspannung im Hinblick auf qualitative Arbeitsplätze bieten die in
unmittelbarer Vergangenheit angesiedelten Betriebe im grenzüberschreitenden
Wirtschaftspark ‚Heiligenkreuz im Lafnitztal - St. Gotthard’.
71

11.2. Bevölkerungsstand und -entwicklung
Jahr
1836
1869
1880
1890
1900
1910
542 87 723 88 755 89 805 90 766 91 674 92 669 93 677 94 625 95 571 96 482 97 402 98
Der kontinuierliche Anstieg der Bevölkerung von Poppendorf im Burgenland bis 1890
demonstriert den Weg zur lokalen Überbevölkerung und die Annäherung an den
Zenit der Tragfähigkeit dieses Dorfes. Auf den starken Bevölkerungsanstieg folgte
die Stagnation. Diese Entwicklung geht sowohl auf eine negative Wanderungsbilanz
– enormer und markanter Anstieg der Auswanderung von vor allem jungen
Menschen, als auch auf anhaltend niedrige Geburtenraten zurück.
Auf Grundlage der statistischen Daten einer Publikation des Központi Statisztikai
Hivatal 99 kann folgende Geburtenbilanz für Poppendorf im Burgenland (Patafalva) für
den Zeitraum von 1901 bis 1920 erstellt werden.
Jahr
Jahr
1901
1913
1902
1903
1904
1905
1906
27 23 15 23 33 21 28 20 33 16 22 21
1914
1915
1916
1917
1918
1920
1907
1919
1934
1908
1920
22 23 6 8 5 8 14 23
87 Publikation des Magyar Központi Statisztikai Hivatal; A népmozgalom főbb adatai községenként, Die
grundlegenden Angaben der Bevölkerungsbewegung nach Gemeinden 1828-1920, Burgenland; Seite 46,
Budapest 1981
88 Ebenda, Seite 46
89
Ebenda, Seite 46
90
Ebenda, Seite 47
91
Ebenda, Seite 47
92
Ebenda, Seite 47
93
Ebenda, Seite 47
94
Publikation von Statistik des Bundesstaates Österreich; Die Ergebnisse der Österreichischen Volkszählung
vom 22. März 1934, Burgenland, Wien 1935
95
Publikation vom Statistischen Amt für die Reichsgaue der Ostmark; Gemeindeverzeichnis für die Reichsgaue
der Ostmark auf Grund der Volkszählung vom 17. Mai 1939 nach dem Gebietsstand vom 1. Januar 1940,
Ausgabe 2; Wien 1940
96
Publikation vom Österreichischen Statistischen Zentralamt; Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Juni 1951
nach Gemeinden, Burgenland; Wien 1952
97
Publikation vom Österreichischen Statistischen Zentralamt; Ergebnisse der Volkszählung vom 21. März 1961,
Burgenland; Wien 1963
98 Bekanntgabe des Marktgemeindeamtes Heiligenkreuz im Lafnitztal; Hauptwohnsitze per 1.1.2009
99 Publikation des Központi Statisztikai Hivatal; A népmozgalom főbb adatai községenként, Die grundlegenden
Angaben der Bevölkerungsbewegung nach Gemeinden 1828-1920, Burgenland; Seite 92-93, Budapest 1981
1939
1909
1951
1910
1961
1911
2009
1912
72

gezählte Einwohnerzahl
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
Bevölkerungsentwicklung
Poppendorf im Burgenland
1836 1869 1880 1890 1900 1910 1920 1934 1939 1951 1961 2009
Jahr der Volkszählung
Jahr Einwohner Dichte auf 1 km 2
1836
542
71,64
1869 723 95,57
1880 755 99,80
1890 805 106,41
1900 766 101,25
1910 674 89,09
1920 669 88,43
1934 677 89,49
1939 625 82,61
1951 571 75,48
1961 482 63,71
2009 402 53,14
gesamt
männlich
weiblich
Abbildung 25
Aus dieser obigen Aufstellung lässt sich die Zeit des demographischen Überganges
zwischen 1880-1900 (gesunkene Sterberate bei noch hoher Geburtenrate) mit seiner
großen Bevölkerungszahl und seinen hohen Dichtewerten gut entnehmen.
Gegenwärtig hat sich die Bevölkerungsdichte des Dorfes zum Vergleich des Jahres
1890 halbiert.
73

11.3. Die Auswanderung nach Amerika
Nicht unbedeutend in der historischen Entwicklung des Dorfes ist, wie zuvor schon
erwähnt, die Auswanderung. Neben Nord- und Südamerika als Hauptdestinationen
wanderten auch einige nach Brasilien, Australien, Schweiz und Deutschland aus.
Poppendorf im Burgenland liegt mit seiner Auswanderungsquote an der Spitze aller
burgenländischen Gemeinden. Die Zahl von erwiesenen 372 Amerikawanderern ist
schon beträchtlich. In der großen Auswanderungsperiode der Zwischenkriegszeit
sind 71 Personen ausgewandert, nach 1945 sogar 83. Das Ziel der Amerikawanderer
aus dem Lafnitztal war Pennsylvania, anfänglich vor allem die Region um Allentown.
Aus Anlass „100 Jahre Auswanderung“ fand am 28. Juli 1990 erstmals ein offizielles
Heimattreffen vieler ausgewanderter Poppendorfer in Poppendorf statt, welches von
der Burgenländischen Gemeinschaft initiiert wurde. Bei dieser Feier wurde ein Stein
mit Gedenktafel enthüllt.
Abbildung 26
Abbildung 27
74

Im Rahmen eines kleinen Festaktes wurde am 23. Juni 2008 wiederum an die
unzähligen Auswanderer dieses Dorfes gedacht. Der Präsident der Burgenländischen
Gemeinschaft, HR Dr. Walter Dujmovits, proklamierte an diesem Tag
Poppendorf im Burgenland wegen der außergewöhnlich hohen Anzahl von
Auswanderern zum Heimatdorf der Auslandsburgenländer.
Abbildung 28
75

11.3.1. Zeitlicher Ablauf der Auswanderung
Die Poppendorfer Auswanderung dürfte durch ein junges Dienstmädchen im
November 1890 eingeleitet worden sein. Ihr Name ist nicht bekannt, da es nicht
schriftlich dokumentiert sondern ausschließlich mündlich durch Josef Reichl –
Auswanderer aus Zahling – überliefert wurde. Zusammen mit zwei Mädchen aus
Eltendorf hat sie ihre Heimat verlassen und sich in Allentown niedergelassen. 100 Die
längst zurückreichend dokumentierten Auswanderer aus Poppendorf im Burgenland
konnten bei den Recherchen in den Registern und Passagierlisten des Jahres 1893
gefunden werden. Zwölf Auswandererpioniere verliesen über den Hafen Antwerpen
Europa und kamen am 31. Mai 1893 bei der Einwandererkontrollstation Ellise Island
an. Von diesen 12 Personen haben sich 11 in Bethlehem und 1 in New York
niedergelassen.
Durch die Trennung von Ungarn und durch den Krieg entstanden neue
Gegebenheiten, die die Auswanderung förderten. Zusätzlich zu der bereits
geschilderten schlechten wirtschaftlichen Situation gab es einige Menschen, die
weder in Ungarn bleiben wollten noch in Österreich eine entsprechende
Existenzgrundlage gefunden hatten. Die sehr unsicheren, schlechten Zeiten
zwischen 1918 und 1921 trugen nicht gerade dazu bei, die jungen Menschen an
dieses Land zu binden. Es gab auch viele, die bereits Verwandte oder Freunde in
Amerika hatten. Sie wollten vielleicht schon früher nachkommen, wurden aber durch
den Krieg aufgehalten. 101
Phänomenal, einzigartig und im Widerspruch mit dem burgenländischen
Auswanderungstrend war die Auswanderungsentwicklung nach dem Zweiten
Weltkrieg. Mit 83 Auswanderern nach Amerika (insgesamt 99 Auswanderern 102 ) nach
1945 liegt Poppendorf im Burgenland an der Spitze aller burgenländischen
Gemeinden. Die große Zahl von erforschten 372 Amerikawanderern ist an sich schon
beachtlich, so ist das Verhältnis der drei Auswanderungsperioden zueinander mit
218 Emigranten in der Vorkriegswanderung, 71 Emigranten in der Zwischenkriegs-
100
Informationsgespräch mit Professor HR Dr. Dujmovits Walter. Güssing, 23. Juli 2009
101
Planer Martina; Heiligenkreuz im Lafnitztal im Wandel der Zeit; Diplomarbeit, Seite 32. Wien, Heiligenkreuz
2000
102
Dujmovits Walter; Die Amerikawanderung der Burgenländer, Seite 128, Stegersbach 1975
76

wanderung und 83 Emigranten in der Nachkriegswanderung ungewöhnlich. Die
Gesamtzahl der Amerikawanderer ist bestimmt noch höher, kann aber aufgrund
mangelnder Dokumentation weder erforscht noch geschätzt werden. In den beiden
Jahren 1953 und 1954 zogen 48 junge Leute aus Poppendorf im Burgenland nach
Amerika, davon der größte Teil nach Kanada. Das sind bei der damaligen
Einwohnerzahl von 571 Personen rund 10 Prozent der Gesamtbevölkerung. Rechnet
man zu den 99 Auswanderern der Nachkriegszeit noch die 42 jungen Männer dazu,
die aus dem Krieg nicht mehr heimgekehrt sind, wird man erst den großen Verlust
erkennen, den dieses Dorf erlitten hat. 103
Ebenso erwähnenswert ist, dass die Auswanderungsphase der Zwischenkriegszeit
im Lafnitztal, darunter auch jene von Poppendorf im Burgenland, von einer großen
Rückwanderungswelle gekennzeichnet war. Zu diesen Rückwanderern zählten vor
allem jene, die nur für einige Jahre nach Amerika gehen wollten, aber aufgrund der
Kriegsereignisse an der Rückkehr gehindert wurden. Viele dieser Rückwanderer
verliesen jedoch nach einiger Zeit wieder ihre alte Heimat und gingen für immer nach
Amerika.
103 Dujmovits Walter; Die Amerikawanderung der Burgenländer, Seite 128, Stegersbach 1975
77

11.3.2. Die absoluten Zahlen der Auswanderung:
Im Bezirk Jennersdorf war Poppendorf im Burgenland gemäß seiner
Bevölkerungszahl bei der Auswanderung überrepräsentativ vertreten. Die
Schwerpunkte der Auswanderungsjahre liegen in den Jahren 1899 bis 1913, 1922
und 1923 und 1953 bis 1955, wobei die Jahre 1901 mit 33 und 1954 mit 28
Emigranten nach Amerika den Höhepunkt bildeten.
Anzahl
70
60
50
40
30
20
10
0
1898
1901
1904
1907
1910
1913
1916
Die Auswanderer nach Amerika
aus Poppendorf im Burgenland von 1893 - 1975
1919
1922
1925
1928
1931
1934
1937
1940
1943
1946
1949
1952
1955
1958
Burgenland gesamt
(x 100)
1961
1964
1967
1970
1973
Abbildung 29
Die Auswanderung nach Amerika verlief keineswegs kontinuierlich, sondern zeigt
sehr große Schwankungen auf.
In der Orts- und Schulchronik der Volksschule Poppendorf ist im Zusammenhang mit
der Auswanderung vermerkt: „Wie schon erwähnt, waren viele Leute durch die
Kriegsereignisse und durch die Not der Nachkriegsjahre gezwungen die Heimat zu
verlassen und sich anderswo Arbeit zu suchen. Viele von diesen Arbeitssuchenden
fuhren in den Jahren vor und nach dem ersten Weltkrieg nach Nordamerika. Sie
haben sich dort eine Existenz geschaffen und leben in guten Verhältnissen. Nach
78

dem zweiten Weltkrieg setzte wieder eine Wanderbewegung ein. Diesmal ist das Ziel
der Wanderung Kanada.“ 104
Über die Auswanderer aus Poppendorf im Burgenland wurden keine exakten
Aufzeichnungen geführt. Anhand von spärlichen schriftlichen Dokumentationen,
Häuserlisten und Gesprächen konnten folgende Auswanderer, bis zum Jahr 1924
über die Internetplattform Ellis Island, erforscht werden. Die Suche in den
handschriftlichen Passagierlisten über die Suchfunktion der Internetplattform Ellis
Island gestaltete sich sehr schwierig, da der Ortsname (ungarische und deutsche
Ortsbezeichnung) sehr häufig nicht korrekt geschrieben wurde. Ebenso wurden die
Namen der Passagiere (Auswanderer) unterschiedlichst in die Listen eingetragen.
Die Forschungsergebnisse ab dem Jahre 1925 beruhen auf den Forschungsbestand
und Aufzeichnungen des Historikers HR Dr. Walter Dujmovits.
Aufgrund der vorliegenden Forschungsergebnisse wurde die bis dato bekannte Zahl
von 232 Emigranten nach Amerika aus dieser Gemeinde überschritten.
11.3.3. Verehelichungen in Amerika
Rund 50 % aller Poppendorfer Emigranten waren bei ihrer Einreise in Amerika ledig;
der größte Teil verehelichte sich erst in der neuen Heimaten. Hierbei ist ein
eindeutiger Trend zu beobachten. Fast ausschließlich suchten sie sich einen
deutschsprachigen Ehepartner, die größtenteils aus dem Burgenland und sogar aus
demselben Dorf oder den verschiedensten Teilen Österreichs, Deutschlands,
teilweise aus der Schweiz und anderen deutschsprachigen Räumen in Europa
kamen.
Oft waren die Verlobungen bereits in der alten Heimat (oder in den Herkunftsorten)
erfolgt, und die Ehe wurde später in Amerika geschlossen.
Verlobungen oder Schwangerschaften führten auch manchmal zur Auswanderung.
104 Orts- und Schulchronik der Volksschule Poppendorf
79

11.4. Namenliste der Auswanderer
1893 Zielort in Amerika
Endler Franz (26) Bethlehem
Endler Karoline (26) Bethlehem
Failer Josef (18) New York
Feiler Josef (34) Bethlehem
Göller Andreas (30) Bethlehem
Schlener Franz (29) Bethlehem
Schlener Michael (48) Bethlehem
Schlener Michael (31) Bethlehem
Schwarz Istvan (18) Bethlehem
Spirk Cäcilia (31) Bethlehem
Spirk Franz (34) Bethlehem
Unger Josef (33) Bethlehem
1896 Zielort in Amerika
Hacker Franz (45) Bethlehem
Hacker Theresia (43) Bethlehem
Hacker Theresia (15) Bethlehem
Hacker Richard (19) Bethlehem
1898 Zielort in Amerika
Hacker Anna (27) Springtown
Hacker Anna (6 Mon) Springtown
1899 Zielort in Amerika
Astl Theresia (33) Bethlehem
Deutsch Czeczilia (18) St. Louis
Deutsch Franz (27) St. Louis
Drauch Andreas (25) Unbekannt
Gerger Jan (32) Bethlehem
80

Gibiser Theresia (17) Allentown
Hallemann Johann (28) Allentown
Hallemann Cecilia (23) Allentown
Jaindl Janos (18) Springtown
Koller Johann (48) Bethlehem
Steiner Andreas (28) Allentown
Steiner Franz (6 Mon) St. Louis
Steiner Maria (23) St. Louis
Steiner Maria (1) St. Louis
Stelzer Franz (6) Allentown
Zvederics Maria (20) Bethlehem
1901 Zielort in Amerika
Bandl Andreas (27) St. Louis
Berghold Franz (16) Allentown
Deutsch Anna (17) Bethlehem
Deutsch Josef (33) Bethlehem
Deutsch Maria (21) Bethlehem
Drauch Anton (26) Allentown
Drauch Cäcilie (23) Bethlehem
Gibiser Franz (16) Allentown
Gotzi Franz (30) Bethlehem
Gotzy Josef (36) Bethlehem
Hacker Theresia (40) Allentown
Hacker Cäcilia (11) Allentown
Hacker Johann (17) Allentown
Jaindl Ferencz (25) Springtown
Jaindl Theresia (20) Springtown
Jaindl Therezia (18) Allentown
Jani Josef (39) Allentown
Janie Julie (22) Allentown
Jost Theresia (18) Northampton
Koller Josef (17) Allentown
Medl Theresia (18) Allentown
81

Mirth Joseph (30) Allentown
Mondschein Andreas (16) Northampton
Plessl Joseph (26) Allentown
Schaphuttel Julianna (25) Bethlehem
Schlener Josef (28) Allentown
Schwarz Josef (37) Northampton
Spitzer Josef (40) Allentown
Wonisch Johann (30) Bethlehem
Wonisch Anna (25) Bethlehem
Zach Franz (39) Bethlehem
Zach Anna (36) Bethlehem
Zwickel Michael (30) Northampton
1902 Zielort in Amerika
Deutsch Andreas (50) Bethlehem
Fandl Alois (30) Bethlehem
Feiler Maria (39) Northampton
Feiler Julianna (9) Northampton
Heber Franz (40) Allentown
Koller Michael (40) Northampton
Koller Mihaly (41) Bethlehem
Lorenz Franz (28) Bethlehem
Mahr Michael (32) Allentown
Schlener Josef (40) Northampton
Schwarz Franz (18) Allentown
Simitz Franz (32) Allentown
Simitz Josef (40) Allentown
Stangl Josef (35) Bethlehem
Unger Franz (32) Allentown
1903 Zielort in Amerika
Binder Franz (35) Unbekannt
Feiler Franz (18) Unbekannt
82

Jost Cäcilie (17) Northampton
Jost Josef (43) St. Louis
Jost Julie (19) Northampton
Juschitz Andreas (38) Allentown
Kegel Josef (35) unbekannt
Kloiber Josef (24) Unbekannt
Koller Franz (39) Bethlehem
Koller Franz (18) Unbekannt
Maier Anton (30) St. Louis
Maier Josef (36) Bethlehem
Maier Juliana (27) St. Louis
Maier Michael (35) St. Louis
Medl Andreas (40) Allentown
Medl Franz (20) Unbekannt
Schwarz Michael (17) St. Louis
Spitzer Andreas (24) New York
Willgruber Josef (26) Bethlehem
1904 Zielort in Amerika
Bartolovics Adolf (9) Milwaukee
Bartolovics Friedrich (3) Milwaukee
Bartolovics Josefine (13) Milwaukee
Bartolovics Magdalena (35) Milwaukee
Bartolovics Magdalena (4) Milwaukee
Bartolovics Rupert (8) Milwaukee
Fabiam Julia (15) Allentown
Koller Juliana (42) Cudahy
Koller Theresia (13) Cudahy
Medl Julia (18) Allentown
Schlener Franz (26) New York
Schlener Marie (27) New York
Unger Aura (13) Allentown
Unger Maria (31) Allentown
83

1905 Zielort in Amerika
Drauch Franz (24) Unbekannt
Feiler Jozsef (32) New York
Jaindl Ferencz (25) Allentown
Jost Therese (32) St. Louis
Jost Juli (11) St. Louis
Jost Andreas (8) St. Louis
Jost Anna (6) St. Louis
Jost Heinrich (3) St. Louis
Jost Josef (1) St. Louis
Koller Mihaly (46) New York
Muller Andreas (18) Unbekannt
Spitzer Katharina (18) New York
Spitzer Roza (16) Bethlehem
Willgruber Franz (21) Bethlehem
Zach Ferencz (43) Bethlehem
1906 Zielort in Amerika
Drauch Josef (19) Allentown
Gibiser Franz (25) Allentown
Spitzer Michael (40) New York
1907 Zielort in Amerika
Baumann Anna (18) Milwaukee
Berghold Andreas (45) Allentown
Berghold Cäcilie (20) Allentown
Deutsch Andreas (14) Milwaukee
Deutsch Theresia (36) Milwaukee
Holler Franz (26) Allentown
Imp Johann (53) Milwaukee
Jost Julia (18) New York
Jost Celli (22) Unbekannt
Jost Marie (20) Unbekannt
84

Königshofer Adelheid (18) Milwaukee
Lorenz Theresia (20) Milwaukee
Medl Maria (24) Milwaukee
Medl Franz (28) Allentown
Mirth Josef (34) Allentown
Plessl Anna (18) Allentown
Posch Johann (25) Northampton
Unger Rudolf (15) Unbekannt
Zach Franz (44) Bethlehem
1909 Zielort in Amerika
Blakovic Maria (23) Bethlehem
Blakovic Vince (25) Bethlehem
Drauch Andreas (25) Cemeton
Juschitz Maria (21) Allentown
Kecsman Johanna (58) New York
Koller Johann (24) New York
Koller Mihaly (42) New York
Mayer Theresa (16) New York
Medl Julius (17) Allentown
Mirth Terez (18) Bethlehem
Plessl Josef (20) Allentown
Plessl Josef (30) New York
Plessl Julia (29) Allentown
Plessl Rosa (18) Allentown
Schlener Elise (25) New York
Schlener Franz (30) New York
Schlener Wilma (18 Mon) New York
Schwartz Theresia (40) New York
Spitzer Berta (14) Bethlehem
Stelzer Marie (18) New York
Willgruber Franz (24) Allentown
Willgruber Johann (17) New York
85

1910 Zielort in Amerika
Astl Andreas (42) Philadelphia
Astl Julius (4) Philadelphia
Astl Marion (30) Philadelphia
Baumann Julie (16) New York
Berghold Teresia (16) Allentown
Decker Cecilia (24) Allentown
Decker Franz (26) Allentown
Decker Franz (10 Mon) Allentown
Deutsch Therese (11) Milwaukee
Drauch Johann (26) Allentown
Hallemann Johann (38) Allentown
Hammer Franz (15) Allentown
Holler Josefa (16) Allentown
Posch Gustav (18) Allentown
Wagner Josef (21) Allentown
1911 Zielort in Amerika
Simitz Anna (18) Pittsburgh
Unger Johann (18) Bethlehem
1912 Zielort in Amerika
Berghold Geraldine (8) Allentown
Berghold Johann (33) Allentown
Berghold Lanni (38) Allentown
Berghold Martha (11) Allentown
Decker Therezia (19) Allentown
Drauch Josef (25) Allentown
Drauch Joseph (24) Allentown
Drauch Julie (24) Allentown
Hesinger Anna (17) New York
Hesinger Julie (18) New York
Koller Franz (26) Allentown
86

Mädl Cilli (20) Allentown
Mädl Johann (24) Allentown
Schlener Terez (17) Allentown
Wagner Cecilie (26) Brooklyn
Wagner Johann (31) Brooklyn
Willgruber Terezia (22) Bethlehem
1913 Zielort in Amerika
Astl Maria (20) Philadelphia
Baumann Cecilie (22) New York
Baumann Julie (17) Bethlehem
Gigler Cecilie (31) New York
Gigler Franz (31) New York
Haftl Josef (24) Bethlehem
Juschitz Josef (25) Bethlehem
Lorenz Rosa (8) Bethlehem
Mädl Franz (28) New York
Mahr Franz (24) Westcopley
Wagner Franz (25) Allentown
Wagner Berta (21) Allentown
1914 Zielort in Amerika
Feiler Cecilie (25) Lima
1921 Zielort in Amerika
Drauch Josef (33) New York
Drauch Teresie (28) New York
1922 Zielort in Amerika
Berghold Franz (25) Allentown
Berghold Julia (24) Allentown
Berghold Theresia (1) Allentown
87

Jaindl Hermann (12) Allentown
Jost Gustav (29) Cudahy
Kober Josef (15) Allentown
Koller Julia (24) Allentown
Mirth Josef (21) Catasagua
Mirth Rudolf (17) Catasagua
Posch Joseph (20) Lima
Schreiböck Josef (14) Allentown
Simitz Rudolf (20) McKessrocks
Stelzer Johann (27) New York
Wagner Julianne (32) New York
Wagner Rudolf (32) New York
Wunderler Marie (16) New Haven
1923 Zielort in Amerika
Baumann Angela (21) Milwaukee
Baumann Julius (18) Milwaukee
Deutsch Franz (23) unbekannt
Drauch Cilli (32) Milwaukee
Drauch Franz (25) Bethlehem
Drauch Hermann (3 Mon) Milwaukee
Drauch Johann (29) Milwaukee
Drauch Maria (20) Allentown
Jaindl August (30) Allentown
Janni Josef (20) Waterbury
Jost Michael (73) New York
Medl Cäcilie (31) Allentown
Mirth Gisella (19) Aura
Plessl Julius (25) Milwaukee
Spitzer Anna (70) Bethlehem
Wagner Berta (31) Allentown
Wagner Berta (8) Allentown
Wagner Franz (35) Allentown
Wagner Johann (30) Allentown
88

Wagner Johann (2) Allentown
Wagner Kornelius (7) Allentown
Wagner Margarethe (3) Allentown
Wagner Therese (28) Allentown
1924 Zielort in Amerika
Hallemann Johann Andreas (21) Allentown
Mirth Therezia (24) Catasagna
Plessl Theresia (22) St. Louis
1925 Zielort in Amerika
Pleßl Franz Allentown
1926 Zielort in Amerika
Jost Theresia Allentown
Plaukowitsch Josef Allentown
1927 Zielort in Amerika
Koller Josef Alberta
Mahr Franz New York
Oswald Hilda, geb. Posch Allentown
Peischl Franz Regina
Perl Josef Unbekannt
1928 Zielort in Amerika
Bayer Gisela, geb. Baumann Ceshire
Berhold Andreas Unbekannt
Berhold Berta Unbekannt
Berghold Wilma Unbekannt
Helmert Alois Allentown
89

1929 Zielort in Amerika
Deutsch Franz New York
Deutsch Josef New York
Spitzer … Saskatchewan
1930
Zielort in Amerika
Stelzer Anton New York
Walika Karoline St. Louis
1933 Zielort in Amerika
Deutsch Josef New York
Merkli Johann New York
1934 Zielort in Amerika
Wagner Berta New York
Wagner Johann New York
Wagner Rudolf New York
1935 Zielort in Amerika
Buchfeller Rosa New York
1939 Zielort in Amerika
Hänchen Frieda St. Louis
Wagner Theresia New York
1947 Zielort in Amerika
Monschein Walter Philadelphia
Wagner Josef New York
90

1948 Zielort in Amerika
Schlener Rudolf Allentown
1949 Zielort in Amerika
Medl Cäcilia Philadelphia
Medl Johann Philadelphia
1951 Zielort in Amerika
Berghold Irma Allentown
Jany Paula New York
Koller Erna Regina
Pleßl August Kanada
Pleßl Katharina Kanada
Schlener Stella Allentown
1953 Zielort in Amerika
Astl Frieda Kanada
Berghold Olga New York
Hallemann August Regina
Jost Johann Unbekannt
Kandler Josef Regina
Kohl Julius Unbekannt
Lemann Cäcilie, geb. Mirth Unbekannt
Medl August Unbekannt
Medl Franz Unbekannt
Neuherz Johann Unbekannt
Pleßl Hermann Vancouver
Sauerzopf Karl Ontario
Sauerzopf Karl, jun. Ontario
Sauerzopf Theresia, geb. Simitz Ontario
Schlener Josef Unbekannt
Schlener Maria Toronto
91

Schlener Maria, geb. Hemmer Unbekannt
Strini Juliane, geb. Mirth Unbekannt
Strobl Rosa New York
Toth Gertrude Kanada
1954
Zielort in Amerika
Drauch Johann Regina
Gibiser Adelheid New York
Gibiser Wilma, geb. Berghold New York
Hemmer Franz Toronto
Hemmer Frieda Regina
Hemmer Josef Regina
Hödl Johann Regina
Hödl Margarete Regina
Jaindl Adelheid Regina
Jaindl Johann Regina
Jaindl Martha Regina
Jany Johann Toronto
Koller Werner Kanada
Medl Franz Unbekannt
Medl Günther Unbekannt
Medl Johann Kanada
Medl Josef Regina
Medl Maria Unbekannt
Muthentaler Anna, geb. Mirth Regina
Neuherz Theresia Unbekannt
Plessl Josef Regina
Stangl Anna Regina
Stangl Erich Regina
Stangl Franz Regina
Stangl Gertrude Regina
Strobl Helmut New York
Simitz Franz Unbekannt
Wagner Julie New York
92

1955 Zielort in Amerika
Baumann Josef New York
Mirakowitsch Josef Unbekannt
Mirakowitsch Angela Unbekannt
Mirakowitsch Erna Unbekannt
Mirakowitsch Ingrid Unbekannt
Vollmann Julia Unbekannt
Vollmann Karl Unbekannt
1956 Zielort in Amerika
Stangl Josef Toronto
1959 Zielort in Amerika
Koller Werner Kanada
Sauerzopf Karl * Kanada
Sauerzopf Karl, jun. * Kanada
Sauerzopf Theresia * Kanada
Stangl Julie Kanada
* 2. Auswanderung (1. im Jahr 1953)
1960 Zielort in Amerika
Drauch Rudolf USA
Medl Franz USA
Simitz Cäcilia Kanada
93

11.5. Ziele in Amerika
Wesentlich für die Wahl des Zielortes waren Verwandte und Bekannte, die bereits
dort lebten und einen ersten Anhaltspunkt in Amerika gaben. Die Verwandtschaftsbeziehungen
waren nicht nur für die Einreise wichtig, sondern auch
ausschlaggebend für die weitere Lebensgestaltung im Aufnahmeland. Angesiedelt
haben sich die Einwandernden dort, wo ihre Verwandten lebten, d. h. an Orten wo es
bereits andere Burgenländer gab. Landsmännische Vereine (z. B. First Burgenlander
Sick and Death Benefit Society, N.Y.) und Gasthäuser dienten als Treffpunkte.
Verwandte und Bekannte verhalfen zu den ersten Jobs im Aufnahmeland. 105
35
30
25
20
15
10
5
Die Auswandererziele in Amerika
der Poppendorfer von 1893 - 1975
0
1893 1898 1903 1908 1913 1918 1923 1928 1933 1938 1943 1948 1953 1958 1963 1968 1973
11.5.1. Kettenmigration
Regina
Canada
übriges Amerika
St. Louis
New York
Northampton
Milwaukee
Bethlehem
Allentown
Abbildung 30
Aufgrund der Forschungsergebnisse der emigrierten Personen und deren Zielorte in
Amerika kann man bei der Emigration aus Poppendorf im Burgenland durchgehend
von einer Kettenmigration sprechen. Die Theorie der Kettenwanderung, auch unter
der Bezeichnung Netzwerk-Theorie bekannt, erklärt den selbsterhaltenden Charakter
105 Horvath Traude; „… I bin Amerikaner … oba fühlen tua i wia ein Österreicher.“ – Burgenländische
Auswanderung nach 1945. In: Horvath Traude/Neyer Gerda (Hg.): Auswanderungen aus Österreich – Von der
Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Seite 559. Wien, Köln, Weimar 1996
94

von Wanderungsströmen und den Fortbestand bestimmter Einwanderungsländer und
Einwanderungsorte.
11.5.2. Migrationsnetzwerke
Zwischen den bereits ausgewanderten Menschen und ihrem Herkunftsort bilden sich
Netzwerke, welche die Auswanderung für die nachfolgenden Auswanderer
wesentlich erleichtert. Ein solches Netzwerk besteht z. B. in Briefen, welche die
Auswanderer nach Hause schreiben und die Angehörigen und Freunde über die
Arbeitsmarktlage, den Arbeitskräftebedarf, den Verdienstmöglichkeiten und den
Wohnungsmarkt sowie über das infrastrukturelle Umfeld informieren.
Das Eingebunden-Sein in ein Migrationsnetzwerk reduziert die Kosten der Migration
und stimuliert damit Wanderung. 106 Die bereits eingewanderten Personen können
wertvolle Tipps weitergeben und versorgen die Neuankömmlinge mit Informationen,
die für diese sehr nützlich sind. Parnreiter bezeichnet diese Netzwerke zwischen den
eingewanderten und den einwanderungswilligen Personen „als Katalysator für die
weitere Wanderung“ 107 und weiters „trägt die Existenz von Migrationsnetzwerken zur
Selbstreproduktion der Wanderung bei“ 108 .
106
Parnreiter Christof; Theorie und Forschungsansätze zur Migration. In: Karl Husa/Christof Parnreiter/Irene
Stacher (Hg.): Historische Sozialkunde 17; Internationale Migration. Die globale Herausforderung des 21.
Jahrhunderts?, Seite 37. Frankfurt am Main 2000
107
Ebenda, Seite 37
108
Ebenda, Seite 37
95

11.5.3. Die konzentrierten Siedlungsgebiete der Poppendorfer Auswanderer
Ein Großteil der Poppendorfer, die zwischen 1893 und 1913 nach Amerika
gekommen waren, ließ sich im Bundesstaat Pennsylvania nieder. Die drei
wichtigsten „Poppendorfersiedlungen“ sind Allentown, Bethlehem und Northampton.
Abbildung 31
Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich die Auswanderung der Poppendorfer
auf Kanada. Ein beliebtes Ziel war Regina in der Provinz Saskatchewan. Jaindl
Johann, der selbst 1954 ausgewandert ist und sich in Regina angesiedelt hat
berichtet: „Zu Spitzenzeiten waren in Regina über 50 Poppendorfer.“ 109
Grund dafür waren der Bauboom und die großen Farmen in Saskatchewan, die viele
landwirtschaftliche Arbeiter benötigten. Die kanadische Regierung richtete die
Einwanderungserlaubnis speziell nach diesem Bedarf an landwirtschaftlichen
Arbeiter aus. „Wir mussten nach der Ankunft ein Jahr in der Landwirtschaft arbeiten,
dann waren wir frei für den kanadischen Arbeitsmarkt.“ 110 , berichtete Jaindl Johann.
109 Interview mit Jaindl Johann
110 Interview mit Jaindl Johann
96

12. Lebensbilder der Auswanderer aus Poppendorf
12.1. Josef Baumann
Eine der interessantesten Persönlichkeiten im Rahmen der gesamten Poppendorfer
Amerikawanderung ist Josef (Joe) Baumann. Er wurde im August 1928 in
Poppendorf im Burgenland geboren und wuchs am landwirtschaftlichen Hof seiner
Eltern auf. Er besuchte 6 Klassen der örtlichen Volksschule, anschließend 4 Klassen
einer Hauptschule und erlernte nach dieser schulischen Ausbildung den Beruf eines
Büroangestellten.
Im Burgenland lernte er seine Frau Marion, die gemeinsam mit ihren Eltern –
ebenfalls burgenländische Emigranten – auf Heimaturlaub im Burgenland war,
kennen. Vor deren Rückreise in die USA haben beide in Heiligenkreuz im Lafnitztal
standesamtlich geheiratet. Josef Baumann ist nach dieser Eheschließung nach
Amerika ausgewandert und am 14. März 1955 in New York angekommen. „Mein
Großvater, der 90 Jahre alt war, und meine Eltern sagten: Ein Mann gehört zu seiner
Frau! Alle Zweifel ließ ich dann bei Seite und bin im März 1955 ausgewandert und
folgte meiner Frau in den USA.“ 111
Josef Baumann lebt heute in New York und ist Vizepräsident der Burgenländischen
Gemeinschaft.
„In den ersten Nachkriegsjahren sind aus meiner Heimatgemeinde Poppendorf 99
Personen nach Amerika ausgewandert. Mit den Auswanderern nach Australien sind
es über 100. Allein in den beiden Jahren 1953 und 1954 sind 50 junge Leute nach
Kanada und in die Vereinigten Staaten gefahren, das waren 10 Prozent der
damaligen Bevölkerung. Für mich war Poppendorf wie ausgestorben. Es gab nicht
viel Hoffnung für eine gute Zukunft. Die Russen waren auch noch da, und es schien,
als würden sie noch lange bleiben. Am Tage meiner Abreise im Feber 1955 habe ich
voll Wehmut aus dem gefrorenen Boden in der Nähe meines Elternhauses ein paar
Brocken Heimaterde herausgenommen und in einer Zündholzschachtel, zusammen
111 Schreiben von Baumann Josef
97

mit Bildern meiner Eltern, meines Bruders und Familienangehörigen und Freunden
mit in die neue Welt genommen.
Im ersten Jahr habe ich in New York jede Arbeit angenommen, die sich mir
angeboten hat. So arbeitete ich auch als Bauhilfsarbeiter, als Maler und
Fleischhauer. Dann hatte ich die Chance, in einem Reisebüro angestellt zu werden.
Später habe ich dann selbst ein eigenes Reisebüro geführt und die Besuchsreisen
für tausende Burgenländer von Amerika in die Heimat organisiert.
Es war Frühjahr 1956, als ich mit dem Zug in die tägliche Arbeit gefahren bin.
Gegenüber von mir saß ein älterer graumelierter Herr. Er hat in einer
deutschsprachigen Zeitung gelesen. Es war die erste Nummer der von Dr. Toni
Lantos herausgegebenen Zeitung, die „Burgenländische Gemeinschaft“. Bald hat er
diese weggelegt und in der „New York Times“ weiter gelesen. Dass er die
Burgenländische Gemeinschafts Zeitung beim Aussteigen dann vergessen hat, war
mein Glück. Ich habe sie sofort an mich genommen und daheim von vorne bis hinten
durchgelesen. Ich war sehr begeistert. Es waren darin „Briefe aus der alten Heimat“
mit vielen Nachrichten aus den Gemeinden. Ich war ja erst ein Jahr in Amerika und
hatte Heimweh. Gleich am nächsten Tag habe ich diese Zeitung in Eisenstadt
bestellt und habe mich als Mitarbeiter zur Verfügung gestellt. Toni Lantos hat sich
sehr darüber gefreut. Wie ich später erfahren habe, hat er mir schon früh eine
führende Rolle beim Aufbau der Burgenländischen Gemeinschaft in den USA
zugedacht. Bald darauf kam er selbst nach New York. Ich habe ihm meine
Kofferschreibmaschine geborgt, und wir haben zusammen unzählige Briefe an die
Landsleute in Amerika verschickt. Kaffee und Zigaretten durften nicht fehlen.
Bald organisierte ich den ersten Gruppenflug von New York nach Wien. Ich war der
Reisebegleiter. Am Flugplatz in Schwechat hat uns Toni Lantos begrüßt. Dann
fuhren wir nach Eisenstadt und wurden dort von dem damaligen Landeshauptmann
Josef Lentsch 112 empfangen. Ich hatte ihn noch in guter Erinnerung, denn als er
112 Josef Lentsch (*24. Februar 1909 in Oggau; + 27. Januar 1988 in Kleinhöflein im Burgenland) wirkte ab
1928 als Lehrer und wurde 1935 durch die Apostolische Administratur des Burgenlandes in die Schulverwaltung
berufen. Er war ab 1945 Mitglied des Burgenländischen Landtages und ab 1949 Mitglied der Burgenländischen
Landesregierung als Landesrat für das Schulwesen. Von 1953 bis 1956 saß er als Erster Landtagspräsident dem
Präsidium vor. Am 8. August 1961 wurde Josef Lentsch vom Burgenländischen Landtag zum Burgenländischen
Landeshauptmann gewählt und blieb in dieser Funktion bis 1964.
98

1938 aus politischen Gründen nach Poppendorf versetzt worden war, war ich dort
sein Schüler.
Zusammen mit meiner Frau Marion habe ich viele Gruppen- und Charterflüge nach
Wien organisiert und im Gegenzug Besucher aus dem Burgenland in New York
empfangen und für ihre Weiterreise gesorgt. Ich war meistens selbst am Flughafen
und bin auch oft mitgeflogen.
Abbildung 32
99

In dieser langen Zeit habe ich viel erlebt. Darunter auch einige heitere Geschichten:
Einmal kam ein altes Mütterlein aus dem Burgenland, und ich musste ihren
Weiterflug organisieren. Beim Einchecken sah sie, dass ihr Koffer auf Knopfdruck
davongerollt war. „Mei Kupfer, mei Kupfer!“ hat sie geschrieen und wollte auf das
Fließband steigen. Wir haben sie gerade noch abhalten können.
Ein anderes Mal waren zwei junge Buben, etwa 10-12 Jahre alt, in derselben
Situation. Ihnen aber gefiel dieses Fließband. So etwas hatten sie noch nie gesehen.
Sie sprangen hinauf und fuhren vergnügt davon. Aber bald kam der Vorhang, hinter
dem sie verschwanden. Schließlich landeten sie – gar nicht ungefährlich – einen
Stock tiefer. Als ein Arbeiter die Buben kommen sah, hat er geschrien: „A boy is
coming … another boy ….!“ Gott sei Dank war nichts passiert.
Wieder ein anderes Mal hat meine Frau eine alte Burgenländerin in New York
abgeholt und wollte ihre Weiterreise organisieren. Da sah die alte Frau zum ersten
Mal in ihrem Leben farbige Menschen. Vor den Schwarzen hat sie sich sehr
gefürchtet. Marion musste sie mit nach Hause nehmen und beruhigen. Als sie sie
wieder zum Flugplatz brachte, musste sie die eingeschüchterte Frau bis zu ihrem
Sitz im Flugzeug begleiten.
Mit Stolz denke ich an die vergangenen Jahre und an das viele Gute was wir für
unsere Landsleute tun konnten, zurück. Besonders gefreut habe ich mich, wenn
Besucher aus der Heimat gekommen sind, vor allem über die Besuche der
Landesregierung und der Bischöfe. Sie haben damit zum Ausdruck gebracht, dass
die Heimat uns nicht vergessen hat.“ 113
„Heimat war für mich Heimat und bleibt für mich Heimat! Wir haben eine alte Heimat
und eine neue Heimat – in Wirklichkeit keine Heimat! Nur ein Zuhause!“ 114
Seine Heimatverbundenheit hat Josef Baumann durch seine unzähligen
Heimatbesuche bewiesen. Seit seiner Auswanderung im Jahre 1955 hat er die alte
113 Schreiben von Baumann Josef
114 Schreiben von Baumann Josef
100

Heimat 55-mal besucht. Mehr als 35-mal begleitete ihn dabei seine Gattin Marion.
Später auch seine Tochter Maria sowie seine Enkelkinder.
Abbildung 33
101

12.2. Josef Stangl
Die meisten burgenländischen Auswanderer haben es in Amerika zu ansehnlichem
Wohlstand gebracht. Für einige von ihnen hat sich sogar der „amerikanische Traum“
erfüllt und sie sind sehr reich geworden. Zu diesen zählt auch Josef (Joe) Stangl, der
durch einen Zufall zu Schweißelektroden kam und ein gewaltiges Unternehmen
aufgebaut hat: Unitec Universal Inc. Es ist eine amerikanische Erfolgsstory, die in
Poppendorf im Burgenland ihren Anfang genommen hat.
Josef Stangl wurde im Oktober 1938 in Poppendorf im Burgenland geboren. Seine
Eltern hatten, wie die meisten anderen im Dorf, eine Landwirtschaft. Er besuchte in
Poppendorf im Burgenland die Volksschule und anschließend in Fürstenfeld die
Hauptschule. Täglich pendelte er mit dem Postbus nach Fürstenfeld.
Mit 15 Jahren ging er nach Güssing. Beim Fleischhauer Steindl erlernte er von 1953
bis 1956 den Beruf eines Fleischhackers. Nach Hause kam er nur alle 14 Tage. „Ich
habe im ersten Lehrjahr 5 Schillinge pro Woche, im zweiten Lehrjahr 25 Schillinge
pro Woche und im dritten Lehrjahr 50 Schillinge pro Woche bekommen.“ 115
Josef Stangl war gerade 18 Jahre alt, als er Anfang Juli 1956 nach vollbrachter
Lehrzeit nach Kanada auswanderte, um vorerst für ein Jahr Geld zu verdienen. Er
ließ es offen, ob er drüben bleibt oder nach Hause kommt.
„Mein Bruder war schon drüben, da war nix, schlechter Verdienst und zuerst für ein
Jahr und wenn’s nicht passt, dann komm ich wieder zurück. - Meine Mutter sagte zu
mir: Geh’ fohr na, fohr!“ 116 Das erforderliche Geld für die Überfahrt nach Amerika hat
ihm seine Mutter geborgt und er musste es ihr wieder zurückgeben.
Mit dem Zug fuhr er von Fürstenfeld über Graz nach Vorarlberg, wo einer seiner
Brüder arbeitete den er vor seinem Abschied noch besuchen wollte. Mit dem Zug
ging es weiter nach Bremerhaven. Mit dem Schiff Rosa Sun kam er nach 6-tägiger
Fahrt in Quebec Mitte Juli an. Danach fuhr er weiter nach Toronto, wo er bei seinem
Bruder wohnen konnte.
115 Interview mit Stangl Josef
116 Interview mit Stangl Josef
102

Kurz nach seiner Ankunft ging er sofort zum Arbeitsamt, denn es musste so bald wie
möglich eine Arbeit gefunden werden. In der Zwischenzeit ging er für ein paar Tag
mit einem Bekannten aus Poppendorf, Jany Hansi, mit auf eine Baustelle, wo er
Beton und Ziegel fahren musste. Bald darauf fand er bei einem deutschen
Fleischhauer einen Arbeitsplatz und konnte seinen erlernten Beruf weiterhin
ausüben. Nach zwei Jahren wechselte er zu einer anderen Fleischhauerei. Dieses
Mal war ein jüdischer Pole sein Chef. „Der jüdische Chef hat mich immer mit seinem
Auto nach Hause gebracht, er war ein sehr guter Mensch. Wir nannten ihn Sam. An
den Wochenenden hat er mir immer sein Auto gegeben, das teuerste, damit ich mein
Girlfriend ausführen konnte. Später gab er mir einen Lieferwagen, mit dem ich immer
nach Hause fahren konnte.“ 117 Bei der Eröffnung eines zweiten Geschäftes musste
Josef Stangl auch am Sonntag in diesem Geschäft arbeiten. „Er hat mir immer ein
paar Dollar gegeben.“ 118
Bald darauf versuchte er es zum ersten Mal zusammen mit einem deutschen Partner
mit der Selbständigkeit. Beide arbeiteten gemeinsam bei „Sam“ und eröffneten in
Toronto ein Fleischereigeschäft. Das Geschäft ging nicht gut und es reichte nicht für
beide. Sein deutscher Geschäftspartner stieg aus. „Ich habe dann noch 6 Monate
alleine weitergearbeitet. Mein Geld, dass ich eingesetzt habe, habe ich verloren.“ 119
Schon im Jahre 1959 kaufte er sich mit dem ersparten Geld in Toronto ein
Grundstück und baute sich darauf sein eigenes Haus.
Nach seiner Zeit in der Selbstständigkeit hat er bis 1965 in einer Großmetzgerei
gearbeitet. „Dort habe ich 65 Dollar pro Woche verdient.“ 120
Durch Zufall sah er eines Tages auf den Straßen Torontos ein Fahrzeug mit Grazer
Kennzeichen, hielt es an und lernte zwei Österreicher, ein Steirer und ein Salzburger,
kennen. Es waren österreichische Vertreter, welche für die deutsche Firma UTP tätig
waren. Sie wollten eine Zweigstelle in Toronto eröffnen und Schweißelektroden
vertreiben. Nach diesem Kennen lernen haben sie sich fast jeden Tag getroffen und
117 Interview mit Stangl Josef
118 Interview mit Stangl Josef
119 Interview mit Stangl Josef
120 Interview mit Stangl Josef
103

ihm nach Längerem überzeugt, für sie zu arbeiten und Schweißelektroden zu
verkaufen. Josef Stangl, der immer offen für Neues war, war mit dem Verkauf zuerst
ausschließlich im Großraum Toronto sehr erfolgreich unterwegs. „Ich habe auf
Provision gearbeitet. Das Auto musste ich selbst haben, die Samples habe ich
bekommen. Schon in der ersten Woche habe ich 100 Dollar gehabt.“ 121
Die beiden Geschäftspartner haben sich getrennt und Josef Stangl arbeitete bis 1969
für den einen, der in Toronto verblieb, weiter.
Im Jahr 1968 heiratet Josef Stangl eine Vorarlbergerin. Aus dieser Ehe gingen zwei
Kinder hervor. In diesem Jahr kaufte er sich auch ein zweites Haus.
Das Jahr 1969 war ein großer Wendepunkt in seinem Leben. Er gründete als
Einzelunternehmer in Toronto die Firma Unitec und begann seinen erfolgreichen
unternehmerischen Weg. Eines blieb gleich, der Verkauf von Schweißelektroden.
„Ich habe die besten Schweißelektroden in Österreich von Böhler und in England
gekauft und später auf den Namen meiner Firma produzieren lassen und überall in
Kanada verkauft.“ 122 Der Erfolg bestätigte seinen Weg und der Bedarf an weiteren
Geschäftsstellen mit Vertretern in allen Teilen Kanadas war gegeben. „Wir haben die
Schweißelektroden am Bau, in den Minen, bei Holzlagern, in der Stadt in Nord, Süd,
West und Ost verkauft. Später sogar in die Karibik und nach Afrika.“ 123
Im Laufe der Zeit hat er seinen erfolgreichen Weg ausgeweitet und ist in das
Immobiliengeschäft eingestiegen. Häuser und Grundstücke wurden gekauft, verkauft
und vermietet. Auch der Sprung in den Autohandel ist geglückt. „Ich habe einen
aufgenommen, der sich bei den Autos auskannte. Ich habe es finanziert.“ 124
„1989 bis 1993 war eine Krise in Kanada. Da habe ich alles zusammengekauft, was
die anderen nicht wollten.“ 125 1989 hat er ein kleines Unternehmen, das mit Gas
gehandelt hat, aufgekauft und ist mit dieser Sparte zusätzlich auf den Markt
gegangen. Somit wurde die Angebotspalette von Unitec ausgeweitet und es wurden
121 Interview mit Stangl Josef
122 Interview mit Stangl Josef
123 Interview mit Stangl Josef
124 Interview mit Stangl Josef
125 Interview mit Stangl Josef
104

neben Schweißelektroden auch Schweißmaschinen und deren Bestandteile,
Schweiß-, Misch- und Propangase verkauft.
Alleine mit der Firma Unitec bietet er 100 Arbeitern eine Beschäftigung. Seit 1992 ist
auch sein Sohn im Geschäft tätig. „Ich habe ihn verkaufen geschickt, damit er es
lernt.“ 126 Zu seinen Kunden zählt u. a. die Firma Magna. „Auch mit Frank Stronach
habe ich mich mehrmals getroffen.“ 127
Heute lebt Josef Stangl mit seiner Familie in Toronto und ist nach wie vor im den
Unternehmen voll integriert. Er kann mit Stolz auf sein Lebenswerk, ein
Firmenimperium zu dem die Firma Unitec Universal Inc. & Unitec Gases mit
Headquarter in Toronto und weiteren 8 Filialen in Kanada, eine Immobilienfirma und
eine Autohandelsfirma mit den Marken GM, Chrysler und Mercedes gehören, blicken.
Diese Erfolgsstory zeigt beispielsweise die Möglichkeiten, was man mit Fleiß, Mut
und Können erreichen konnte. Josef Stangl beschreibt seine Verbindung zu Kanada
sehr prägend: „Wir haben den Staat nichts gekostet. Wir sind alle mit ein bisschen
Schule rübergekommen und haben gearbeitet. Die haben nur profitiert.“ 128
Er und seine Familie kommen sehr gerne in die alte Heimat zurück, um seine
Verwandtschaft und Freunde zu besuchen. Er hat auch ein Haus in der alten Heimat,
zwar nicht im Burgenland, sondern in Salzburg. „Mein Sohn hat da geheiratet. Wir
lieben dieses Land und kommen vier Mal im Jahr rüber.“ 129
126 Interview mit Stangl Josef
127 Interview mit Stangl Josef
128 Interview mit Stangl Josef
129 Interview mit Stangl Josef
105

13. Zusammenfassung
Heute kann man auf eine für das Burgenland nicht unbedeutende historische
Epoche, die der Auswanderung aus den historischen und gegenwärtigen Regionen
dieses Landes nach Amerika, zurückblicken, welche mehr als 100 Jahre umfasste.
Es lässt sich festhalten, dass die über viele Jahre vorherrschenden schlechten
Rahmenbedingungen, im ungarisch-österreichischen Grenzraum, zwischen dem
„Eisenen Vorhang“ und der Demarkationslinien, der schlechten geographischen Lage
am östlichsten Teil des damaligen Westens und die damit verbundenen schlechten
wirtschaftlichen Gegebenheiten und die nicht immer stabile politische Situation im
Burgenland Antriebsmotoren für die Emigration waren.
Tausende Burgenländer nahmen die unzähligen Strapazen, die Unsicherheiten und
Gefahren, welche die Auswanderung nach Amerika in sich barg, auf sich, um ein
besseres Auskommen zu erlangen.
Die fortschreitenden technischen Verbesserungen und die dadurch modernisierten
Verkehrsbedingungen zwischen den beiden Kontinenten waren ebenfalls
bedeutende und fördernde Faktoren für die Migrationen.
Äußerst interessant im Verlauf der burgenländischen Migrationsgeschichte ist die
Beobachtung des Phänomens der Kettenmigration. Richtige Burgenländersiedlungen
haben sich in den Städten Amerikas etabliert, in denen die burgenländische Kultur
fern der alten Heimat weitertradiert wurde.
Die burgenländische Migrationsgeschichte wurde von sich ständig ändernden
rechtlichen Rahmenbedingungen sowohl im Herkunfts-, als auch im
Einwanderungsland, begleitet. Festzustellen ist, dass die rechtlichen Normen für die
Auswanderung aus den historischen und gegenwärtigen Regionen des
Burgenlandes immer liberaler wurden. Hingegen entwickelten sich die in den
Aufnahmeländern USA und Kanada anfangs liberalen Einwanderungsbestimmungen
zu äußerst restriktiven Einwanderungsgesetzen.
106

Eine von der Auswanderung am härtesten betroffenen Ortschaft des heutigen
Burgenlandes war Poppendorf im Burgenland. Die beachtliche Zahl von 372
Emigranten, vor allem jungen, emigrierten Menschen – die tatsächliche Zahl ist
bestimmt höher – bedeutet einen sehr großen Verlust, welcher sich äußerst negativ
auf den Verlauf der Bevölkerungsentwicklung dieser Gemeinde bis in die Gegenwart
auswirkte.
Das Zusammentreffen der Faktoren
- kinderreiche Familien
- kleinstrukturierte Landwirtschaften
- schlechte wirtschaftliche und infrastrukturelle Situation im Grenzraum
- unsichere politische Entwicklung
- schlechte geographische Lage (Randlage)
und schlussendlich das Phänomen der Kettenmigration lösten diesen Auswanderungsboom
aus dieser kleinen südburgenländischen Gemeinde aus und
förderten diesen.
Ein Versiegen der Auswanderungsströme aus dem Burgenland, die Geschichte zeigt
es an, kann erst stattfinden, wenn sich die Lebensgrundlagen im Herkunftsland
wesentlich verbessern.
Jene ausgewanderten Burgenländer und Poppendorfer, mit denen ich persönliche
sprechen konnte, haben ihre Entscheidung nach Amerika zu emigrieren, nicht
bereut. Sie sehen das Erreichen ihres wirtschaftlichen Wohlstandes als Bestätigung
ihrer Entscheidung.
Heute sind die Themen Migration und Auswanderung von geradezu existenzieller
Brisanz, wenn auch unter umgekehrten Vorzeichen. Viele suchen in unserem Land
ein Unterkommen, und vielen geht es dabei nicht nur um Asyl. Es sind oftmals die
gleichen Beweggründe, wie jene unserer vielen nach Amerika ausgewanderten
Burgenländer: Die wirtschaftliche Verbesserung. Es ist eine Entwicklung die am
Anfang steht und eines der beherrschenden Themen der nächsten Jahrzehnte sein
wird.
107

Quellen- und Literaturverzeichnis
Mündliche Quellen:
Baumann Josef
Dujmovits Walter, HR Prof. Dr.
Hallemann August
Jaindl Johann
Koller Erna
Plessl Josef
Stangl Josef
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Unveröffentlichte Publikation:
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Videodokument:
Rössler Horst; Aufbruch in die Fremde. Auswanderung nach Amerika. DVD, Edition
Temmen, Bremen 2008
Internet:
http://de.wikipedia.org
http://www.ellisisland.org
http://maps.google.at/
111

Bildnachweis
Abbildung 1: Grafik: Migrationsprozess; Koller Franz Michael
Abbildung 2: Amerikalied;
http://www.burgenland-bunch.org/Songbook/Amerikalied/Amerikalied-1.gif
Abbildung 3: Auswanderer nach Amerika, Heiligenkreuz i.L.;
http://www.austriasites.net/heiligenkreuz/alte_fotos/heiligenkreuz_auswanderer01_w
eb.jpg
Abbildung 4: Auswanderungshäfen; Chmelar Hans; … nach Amerika,
Burgenländische Landesausstellung 1992. Grafik 8, Seite 85, Eisenstadt, 1992
Abbildung 5: Zwischendeck eines Auswandererschiffs (Illustration von B. Woltze,
1877); Krohn Heinrich; Und warum habt ihr denn Deutschland verlassen? Seite 233,
Bergisch Gladbach, 1992
Abbildung 6: Auswanderer im Zwischendeck;
http://www.migration.lvr.de/reisewege/zwischendeck.jpg
Abbildung 7: Querschnitt eines großen Auswanderungs-Schnelldampfers;
Chmelar Hans; … nach Amerika, Burgenländische Landesausstellung 1992. Seite
153, Eisenstadt, 1992
Abbildung 8: Reiseroute der „Columbus“ von Cherbourg nach New York;
Hamm Margot/Henker Michael/ Brockhoff Evamaria; Good Bye Bayern Grüß Gott
America, Auswanderung aus Bayern nach Amerika seit 1683, Katalogbuch zur
Ausstellung. Seite 59, Augsburg, 2004
Abbildung 9: Ship Manifest for the U.S. Immigration Officer at Port of Arrival;
http://www.ellisisland.org/cgi-bin/tif2gif.exe?T=\\192.168.4.226\IMAGES\T715-
0453\T715-04530419.TIF&S=.1
Abbildung 10: Grafik: Verlauf der Burgenländischen Amerikawanderung; Koller Franz
Michael
Abbildung 11: Grafik: Auswanderungswellen; Koller Franz Michael
112

Abbildung 12: Zeiten und Zielgebiete der ersten burgenländischen Auswanderer;
Chmelar Hans; … nach Amerika, Burgenländische Landesausstellung 1992. Seite
118, Eisenstadt, 1992
Abbildung 13: Freiheitsstatue;
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/6e/Statue_of_Liberty_frontal
_2.jpg/238px-Statue_of_Liberty_frontal_2.jpg
Abbildung 14: Übernahme der Leitung der Güssinger Zweigstelle von vier in
Betriebsgemeinschaft stehenden französischen Schifffahrtslinien (French Line) durch
Johann Fasching im Jahre 1935; Chmelar Hans; … nach Amerika, Burgenländische
Landesausstellung 1992. Seite 133, Eisenstadt, 1992
Abbildung 15: Eingang zur Güssinger Zweigstelle der Royal Mail Linie; Chmelar
Hans; … nach Amerika, Burgenländische Landesausstellung 1992. Seite 135,
Eisenstadt, 1992
Abbildung 16: Auswanderergruppe; Chmelar Hans; … nach Amerika,
Burgenländische Landesausstellung 1992. Seite 120, Eisenstadt, 1992
Abbildung 17: Flugblattwerbung der KLM, Beilage in der Mitgliederzeitschrift der
Burgenländischen Gemeinschaft; Burgenländisches Landesarchiv Eisenstadt; Karton
Amerikawanderung
Abbildung 18: Werbeinserat der KLM in der Mitgliederzeitschrift der
Burgenländischen Gemeinschaft; Burgenländisches Landesarchiv Eisenstadt; Karton
Amerikawanderung
Abbildung 19: Anwesen des Plessl Josef in Regina (Kanada) 1958, Fotografie
Vorder- und Rückseite; Sammlung Koller Franz Michael
Abbildung 20: Plessl Josef, Plessl Anni und Anita vor ihrer Fahrzeuggarage, Regina
(Kanada) 1958; Fotografie Vorder- und Rückseite; Sammlung Koller Franz Michael
Abbildung 21: Plessl Josef und Anita im Auto, Regina (Kanada) 1958; Fotografie
Vorder- und Rückseite; Sammlung Koller Franz Michael
Abbildung 22: Plessl Josef, Plessl Anni und Anita, Weihnachten 1959; Fototgrafie
Vorder- und Rückseite; Sammlung Koller Franz Michael
113

Abbildung 23: Einladungskarte „Anna Picnic“ des Erster Burgenländischer Einjähriger
Kranken-Unterstützungsverein, New York, 1938; Burgenländisches Landesarchiv
Eisenstadt; Karton Amerikawanderung
Abbildung 24: Einladungskarte „Bauern-Ball“ des Erster Burgenländischer Einjähriger
Kranken-Unterstützungsverein, New York, 1939; Burgenländisches Landesarchiv
Eisenstadt; Karton Amerikawanderung
Abbildung 25: Grafik: Bevölkerungsentwicklung – Poppendorf im Burgenland; Koller
Franz Michael
Abbildung 26: Einladung zur Festveranstaltung „Heimattreffen Poppendorf“ der
Burgenländischen Gemeinschaft; Chmelar Hans; … nach Amerika, Burgenländische
Landesausstellung 1992. Seite 252, Eisenstadt, 1992
Abbildung 27: Gedenkstein – 100 Jahre Auswanderung aus Poppendorf; Sammlung
Koller Franz Michael
Abbildung 28: Ehrenurkunde Heimatdorf der Auslandsburgenländer; Leihgabe
Marktgemeinde Heiligenkreuz im Lafnitztal
Abbildung 29: Grafik: Die Auswanderung nach Amerika aus Poppendorf im
Burgenland von 1893 – 1975; Koller Franz Michael
Abbildung 30: Grafik: Die Auswandererziele in Amerika der Poppendorfer von 1893 –
1975; Koller Franz Michael
Abbildung 31: Grafik: Konzentriertes Siedlungsgebiet der Poppendorfer in den USA;
Erstellt mit Google Maps; Koller Franz Michael
Abbildung 32: Handschriftlicher Brief von Baumann Josef, New York, 2009;
Sammlung Koller Franz Michael
Abbildung 33: Handschriftlicher Brief von Baumann Josef, New York, 2009;
Sammlung Koller Franz Michael
114

Anhang
115

Aufstellung der Auswanderer aus Poppendorf im Burgenland
Ellis Island - Passenger Search (http://www.ellisisland.org)
Familienname Vorname Alter Beruf Stand Hafen Abfahrt Ankunft Schiff Zielort in Amerika
1893 Endler Franz 26 Bauer - Antwerpen - 31.05.1893 Westernland Bethlehem
Endler Karolonie 26 Dienstmädchen - Antwerpen - 31.05.1893 Westernland Bethlehem
Failer Josef 18 Arbeiter - Antwerpen - 31.05.1893 Westernland New York
Feiler Josef 34 Arbeiter - Antwerpen - 31.05.1893 Westernland Bethlehem
Gröller Andreas 30 Arbeiter - Antwerpen - 31.05.1893 Westernland Bethlehem
Schlener Franz 29 Bauer - Antwerpen - 31.05.1893 Westernland Bethlehem
Schlener Michael 48 Bauer - Antwerpen - 31.05.1893 Westernland Bethlehem
Schlener Michael 31 Arbeiter - Antwerpen - 31.05.1893 Westernland Bethlehem
Schwarz Istvan 18 Bauer - Antwerpen - 31.05.1893 Westernland Bethlehem
Spirk Cäcilia 31 Dienstmädchen - Antwerpen - 31.05.1893 Westernland Bethlehem
Spirk Franz 34 Bauer - Antwerpen - 31.05.1893 Westernland Bethlehem
Unger Josef 33 Bauer - Antwerpen - 31.05.1893 Westernland Bethlehem
1896 Hacker Franz 45 Arbeiter - Antwerpen - 03.03.1896 The Friesland Bethlehem
Hacker Theresia 43 - - Antwerpen - 03.03.1896 The Friesland Bethlehem
Hacker Theresia 15 - - Antwerpen - 03.03.1896 The Friesland Bethlehem
Hacker Richard 19 - - Antwerpen - 03.03.1896 The Friesland Bethlehem
1898 Hacker Anna 27 - verheiratet Antwerpen 02.07.1898 12.07.1898 Noordland Springtown
Hacker Anna 6 mon - ledig Antwerpen 02.07.1898 12.07.1898 Noordland Springtown
1899 Astl Theresia 33 - ledig Bremen 27.05.1899 07.06.1899 Prinz Regent Luitpold Bethlehem
Deutsch Czeczilia 18 - verheiratet Bremen 14.10.1899 26.10.1899 The Darmstadt St. Louis
Deutsch Franz 27 Arbeiter verheiratet Bremen 14.10.1899 26.10.1899 The Darmstadt St. Louis
Drauch Andras 25 Bauer verheiratet Hamburg 05.02.1899 21.02.1899 The Patria -
Gerger Jan 32 Arbeiter verheiratet Antwerpen 19.08.1899 29.08.1899 The Southwark Bethlehem
Gibiser Theresia 17 - ledig Bremen 27.05.1899 07.06.1899 Prinz Regent Luitpold Allentown
Hallemann Johann 28 Arbeiter verheiratet Antwerpen 16.09.1899 26.09.1899 The Friesland Allentown
Seite 1 von 10

Hallemann Cecilia 23 - verheiratet Antwerpen 16.09.1899 26.09.1899 The Friesland Allentown
Jaindl Janos 18 Schuhmacher ledig Bremen 07.10.1899 18.10.1899 H.H. Meier Springtown
Koller Johann 48 Arbeiter verheiratet Antwerpen 19.08.1899 29.08.1899 The Southwark Bethlehem
Steiner Andreas 28 Arbeiter verheiratet Antwerpen 19.08.1899 29.08.1899 The Southwark Allentown
Steiner Franz 6 mon - ledig Bremen 14.10.1899 26.10.1899 The Darmstadt St. Louis
Steiner Maria 23 - verheiratet Bremen 14.10.1899 26.10.1899 The Darmstadt St. Louis
Steiner Maria 1 - ledig Bremen 14.10.1899 26.10.1899 The Darmstadt St. Louis
Stelzer Franz 6 - ledig Antwerpen 19.08.1899 29.08.1899 The Southwark Allentown
Zvederics Maria 20 - verheiratet Bremen 27.05.1899 07.06.1899 Prinz Regent Luitpold Bethlehem
1901 Bandl Andreas 27 Arbeiter ledig Bremen 18.02.1901 04.03.1901 The Karlsruhe St. Louis
Berghold Franz 16 Arbeiter ledig Bremen 18.02.1901 04.03.1901 The Karlsruhe Allentown
Deutsch Anna 17 Bedienerin ledig Rotterdam - 11.04.1901 Statendam Bethlehem
Deutsch Josef 33 Arbeiter verheiratet Bremen 18.02.1901 04.03.1901 The Karlsruhe Bethlehem
Deutsch Maria 21 - verheiratet Bremen 18.02.1901 04.03.1901 The Karlsruhe Bethlehem
Drauch Anton 26 Arbeiter ledig Antwerpen 08.06.1901 18.06.1901 The Vaderland Allentown
Drauch Cäcilie 23 Arbeiter verheiratet Antwerpen 08.06.1901 18.06.1901 The Vaderland Bethlehem
Gibiser Franz 16 Arbeiter ledig Bremen 18.02.1901 04.03.1901 The Karlsruhe Allentown
Gotzi Franz 30 Arbeiter ledig Bremen 18.02.1901 04.03.1901 The Karlsruhe Bethlehem
Gotzy Josef 36 Arbeiter ledig Bremen 18.02.1901 04.03.1901 The Karlsruhe Bethlehem
Hacker Teresia 40 Hausfrau verheiratet Antwerpen 08.06.1901 18.06.1901 The Vaderland Allentown
Hacker Cäcilia 11 - ledig Antwerpen 08.06.1901 18.06.1901 The Vaderland Allentown
Hacker Johann 17 Arbeiter ledig Antwerpen 06.04.1901 18.04.1901 Kensington Allentown
Jaindl Ferencz 25 Arbeiter verheiratet Bremen 15.02.1901 28.02.1901 Frankfurt Springtown
Jaindl Theresia 20 - verheiratet Bremen 15.02.1901 28.02.1901 Frankfurt Springtown
Jaindl Therezia 18 Arbeiter ledig Antwerpen 06.04.1901 18.04.1901 Kensington Allentown
Jani Josef 39 Arbeiter ledig Antwerpen 06.04.1901 18.04.1901 Kensington Allentown
Janie Julie 22 Arbeiter verheiratet Antwerpen 08.06.1901 18.06.1901 The Vaderland Allentown
Jost Theresia 18 - ledig Bremen 18.02.1901 04.03.1901 The Karlsruhe Northampton
Koller Josef 17 Arbeiter ledig Antwerpen 08.06.1901 18.06.1901 The Vaderland Allentown
Seite 2 von 10

Medl Theresia 18 - ledig Bremen 18.02.1901 04.03.1901 The Karlsruhe Allentown
Mirth Joseph 30 Arbeiter ledig Antwerpen 08.06.1901 18.06.1901 The Vaderland Allentown
Mondschein Andreas 16 Arbeiter ledig Antwerpen 06.04.1901 18.04.1901 Kensington Northampton
Plessl Joseph 26 Arbeiter ledig Antwerpen 08.06.1901 18.06.1901 The Vaderland Allentown
Schaphuttel Julianna 25 - ledig Bremen 18.02.1901 04.03.1901 The Karlsruhe Bethlehem
Schlener Josef 28 Arbeiter ledig Antwerpen 08.06.1901 18.06.1901 The Vaderland Allentown
Schwarz Josef 37 Arbeiter verheiratet Bremen 18.02.1901 04.03.1901 The Karlsruhe Northampton
Spitzer Josef 40 Arbeiter verheiratet Antwerpen 08.06.1901 18.06.1901 The Vaderland Allentown
Wonisch Johann 30 Arbeiter verheiratet Bremen 18.02.1901 04.03.1901 The Karlsruhe Bethlehem
Wonisch Anna 25 - verheiratet Bremen 18.02.1901 04.03.1901 The Karlsruhe Bethlehem
Zach Franz 39 Arbeiter verheiratet Bremen 18.02.1901 04.03.1901 The Karlsruhe Bethlehem
Zach Anna 36 - verheiratet Bremen 18.02.1901 04.03.1901 The Karlsruhe Bethlehem
Zwickel Michael 30 Arbeiter ledig Bremen 18.02.1901 04.03.1901 The Karlsruhe Northampton
1902 Deutsch Andreas 50 Arbeiter verheiratet Antwerpen 05.04.1902 16.04.1902 Kensington Bethlehem
Fandl Alois 30 Schneider ledig Bremen 15.03.1902 01.04.1902 The Batavia Bethlehem
Feiler Maria 39 - verheiratet Antwerpen 26.04.1902 06.05.1902 The Southwark Northampton
Feiler Julianna 9 - ledig Antwerpen 26.04.1902 06.05.1902 The Southwark Northampton
Heber Franz 40 Arbeiter verheiratet Antwerpen 26.04.1902 06.05.1902 The Southwark Allentown
Koller Michael 40 Arbeiter verheiratet Antwerpen 05.04.1902 16.04.1902 Kensington Northampton
Koller Mihaly 41 Arbeiter verheiratet Bremen 10.05.1902 22.05.1902 The Cassel Bethlehem
Lorenz Franz 28 Schuster ledig Bremen 15.03.1902 01.04.1902 The Batavia Bethlehem
Mahr Michael 32 Arbeiter verheiratet Bremen 15.03.1902 01.04.1902 The Batavia Allentown
Schlener Josef 40 Arbeiter verheiratet Antwerpen 05.04.1902 16.04.1902 Kensington Northampton
Schwarz Franz 18 Arbeiter ledig Bremen 15.03.1902 01.04.1902 The Batavia Allentown
Simitz Franz 32 Maurer ledig Bremen 15.03.1902 01.04.1902 The Batavia Allentown
Simitz Josef 40 Schuster ledig Bremen 15.03.1902 01.04.1902 The Batavia Allentown
Stangl Josef 35 Arbeiter verheiratet Bremen 15.03.1902 01.04.1902 The Batavia Bethlehem
Unger Franz 32 Arbeiter ledig Bremen 15.03.1902 01.04.1902 The Batavia Allentown
1903 Binder Franz 35 Fleischhacker ledig Bremen 10.03.1903 18.03.1903 The Kronprinz Wilhelm -
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Feiler Franz 18 Arbeiter ledig Bremen 05.09.1903 15.09.1903 The Konig Albert -
Jost Cäcilie 17 Arbeiterin ledig Antwerpen 07.03.1903 17.03.1903 The Vaderland Northampton
Jost Josef 43 Maurer verheiratet Bremen 10.03.1903 18.03.1903 The Kronprinz Wilhelm St. Louis
Jost Julie 19 Dienstmädchen ledig Antwerpen 07.03.1903 17.03.1903 The Vaderland Northampton
Juschitz Andreas 38 Arbeiter verheiratet Antwerpen 13.06.1903 23.06.1903 The Vaderland Allentown
Kegel Josef 35 Arbeiter ledig Bremen 10.03.1903 18.03.1903 The Kronprinz Wilhelm -
Kloiber Josef 24 Arbeiter ledig Bremen 10.03.1903 18.03.1903 The Kronprinz Wilhelm -
Koller Franz 39 Arbeiter verheiratet Antwerpen 21.02.1903 05.03.1903 The Zeeland Bethlehem
Koller Franz 18 - ledig Bremen - 15.09.1903 The Kaiser Wilhelm II -
Maier Anton 30 Arbeiter verheiratet Bremen 10.03.1903 18.03.1903 The Kronprinz Wilhelm St. Louis
Maier Josef 36 Arbeiter verheiratet Hamburg 15.05.1903 29.05.1903 The Patricia Bethlehem
Maier Juliana 27 - verheiratet Bremen 10.03.1903 18.03.1903 The Kronprinz Wilhelm St. Louis
Maier Michael 35 Arbeiter ledig Bremen 10.03.1903 18.03.1903 The Kronprinz Wilhelm St. Louis
Medl Andreas 40 Arbeiter verheiratet Antwerpen 13.06.1903 23.06.1903 The Vaderland Allentown
Medl Franz 20 - verheiratet Bremen - 15.09.1903 The Kaiser Wilhelm II -
Schwarz Michael 17 Arbeiter ledig Bremen 10.03.1903 18.03.1903 The Kronprinz Wilhelm St. Louis
Spitzer Andras 24 Arbeiter ledig Hamburg 15.05.1903 29.05.1903 The Patricia New York
Willgruber Josef 26 Bauer verheiratet Antwerpen 04.04.1903 14.04.1903 The Zeeland Bethlehem
1904 Bartolovics Adolf 9 - ledig Antwerpen 04.04.1904 14.04.1904 The Vaderland Milwaukee
Bartolovics Friedrich 3 - ledig Antwerpen 04.04.1904 14.04.1904 The Vaderland Milwaukee
Bartolovics Josefine 13 - ledig Antwerpen 04.04.1904 14.04.1904 The Vaderland Milwaukee
Bartolovics Magdalena 35 - verheiratet Antwerpen 04.04.1904 14.04.1904 The Vaderland Milwaukee
Bartolovics Magdalena 4 - ledig Antwerpen 04.04.1904 14.04.1904 The Vaderland Milwaukee
Bartolovics Rupert 8 - ledig Antwerpen 04.04.1904 14.04.1904 The Vaderland Milwaukee
Fabiam Julia 15 - ledig Antwerpen 23.04.1904 03.05.1904 The Vaderland Allentown
Koller Julianna 42 - verheiratet Antwerpen 23.04.1904 03.05.1904 The Vaderland Cudahy
Koller Theresia 13 - ledig Antwerpen 23.04.1904 03.05.1904 The Vaderland Cudahy
Medl Julia 18 - ledig Antwerpen 27.02.1904 08.03.1904 The Vaderland Allentown
Schlener Franz 26 Tischler verheiratet Antwerpen 23.04.1904 03.05.1904 The Vaderland New York
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Schlener Marie 27 Dienstmädchen verheiratet Antwerpen 23.04.1904 03.05.1904 The Vaderland New York
Unger Aura 13 - ledig Antwerpen 23.04.1904 03.05.1904 The Vaderland Allentown
Unger Maria 31 - verheiratet Antwerpen 23.04.1904 03.05.1904 The Vaderland Allentown
1905 Drauch Franz 24 - ledig Antwerpen - 12.04.1905 The Finland -
Feiler Jozsef 32 Landarbeiter verheiratet Bremen - 09.10.1906 The Kaiser Wilhelm II New York
Jaindl Ferencz 25 Arbeiter verheiratet Hamburg 01.04.1905 21.04.1905 The Christiania Allentown
Jost Therese 32 Hausfrau verheiratet Antwerpen 17.06.1905 27.06.1905 The Zeeland St. Louis
Jost Juli 11 - ledig Antwerpen 17.06.1905 27.06.1905 The Zeeland St. Louis
Jost Andreas 8 - ledig Antwerpen 17.06.1905 27.06.1905 The Zeeland St. Louis
Jost Anna 6 - ledig Antwerpen 17.06.1905 27.06.1905 The Zeeland St. Louis
Jost Heinrich 3 - ledig Antwerpen 17.06.1905 27.06.1905 The Zeeland St. Louis
Jost Josef 1 - ledig Antwerpen 17.06.1905 27.06.1905 The Zeeland St. Louis
Koller Mihaly 46 Arbeiter verwitwet Antwerpen 28.01.1905 06.02.1905 The Zeeland New York
Muller Andreas 18 - ledig Antwerpen - 12.04.1905 The Finland -
Spitzer Katharina 18 - ledig Antwerpen 01.04.1905 12.04.1905 The Finland New York
Spitzer Roza 16 Bedienerin ledig Antwerpen 09.12.1905 19.12.1905 The Finland Bethlehem
Willgruber Franz 21 Landarbeiter verheiratet Antwerpen 02.09.1905 12.09.1905 The Kroonland Bethlehem
Zach Ferencz 43 Arbeiter verheiratet Antwerpen 28.01.1905 06.02.1905 The Zeeland Bethlehem
1906 Drauch Josef 19 Arbeiter ledig Antwerpen 27.10.1906 08.11.1906 The Samland Allentown
Gibiser Franz 25 Arbeiter verheiratet Antwerpen 04.08.1906 14.08.1906 The Kroonland Allentown
Spitzer Michael 40 - verheiratet Bremen 26.05.1906 07.06.1906 The Barbarossa New York
1907 Baumann Anna 18 Schneiderin ledig Bremen 12.11.1907 24.11.1907 The Barbarossa Milwaukee
Berghold Andreas 45 Arbeiter verheiratet Antwerpen 16.03.1907 28.03.1907 The Zeeland Allentown
Berghold Cäcilie 20 - ledig Antwerpen 16.03.1907 28.03.1907 The Zeeland Allentown
Deutsch Andreas 14 - ledig Antwerpen 21.03.1907 02.04.1907 The Samland Milwaukee
Deutsch Theresia 36 - verwitwet Bremen 12.11.1907 24.11.1907 The Barbarossa Milwaukee
Holler Franz 26 Arbeiter verheiratet Antwerpen 07.07.1907 17.07.1907 The Zeeland Allentown
Imp Johann 53 Schneider verheiratet Bremen 12.11.1907 24.11.1907 The Barbarossa Milwaukee
Jost Julia 18 - ledig Antwerpen 16.03.1907 28.03.1907 The Zeeland New York
Seite 5 von 10

Jost Celli 22 - ledig Antwerpen - 06.03.1907 The Kronnland -
Jost Marie 20 - ledig Antwerpen - 06.03.1907 The Kronnland -
Königshofer Adelheid 18 Dienstmädchen ledig Bremen 12.11.1907 24.11.1907 The Barbarossa Milwaukee
Lorenz Theresia 20 Dienstmädchen ledig Bremen 12.11.1907 24.11.1907 The Barbarossa Milwaukee
Medl Maria 24 Dienstmädchen ledig Bremen 12.11.1907 24.11.1907 The Barbarossa Milwaukee
Medl Franz 28 - ledig Antwerpen 06.04.1907 16.04.1907 The Finland Allentown
Mirth Josef 34 Arbeiter verheiratet Antwerpen 16.03.1907 28.03.1907 The Zeeland Allentown
Plesel Anna 18 Bedienerin ledig Antwerpen 21.03.1907 02.04.1907 The Samland Allentown
Posch Johann 25 Landarbeiter ledig Bremen 04.05.1907 14.05.1907 The Prinzess Alice Northampton
Unger Rudolf 15 - ledig Antwerpen - 03.06.1907 Vaderland -
Zach Franz 44 Arbeiter verheiratet Antwerpen 16.03.1907 28.03.1907 The Zeeland Bethlehem
1909 Blakovic Maria 23 - verheiratet Bremen 20.03.1909 01.04.1909 The Yorck Bethlehem
Blakovic Vince 25 Schuhmacher verheiratet Bremen 20.03.1909 01.04.1909 The Yorck Bethlehem
Drauch Andreas 25 Landarbeiter ledig - - 30.06.1909 The Oceanic Cementon
Juschitz Maria 21 Arbeiterin ledig Antwerpen - 14.08.1909 The Zeeland Allentown
Kecsman Johanna 58 - verheiratet Antwerpen - 11.05.1909 The Kroonland New York
Koller Johann 24 Bauer verheiratet Antwerpen - 11.05.1909 The Kroonland New York
Koller Mihaly 42 Landarbeiter verheiratet Antwerpen 26.06.1909 06.07.1909 The Kroonland New York
Mayer Theresa 16 Dienstmädchen ledig Antwerpen - 14.08.1909 The Zeeland New York
Medl Julius 17 Arbeiter ledig Antwerpen - 14.08.1909 The Zeeland Allentown
Mirth Terez 18 Dienstmädchen ledig Bremen 20.03.1909 01.04.1909 The Yorck Bethlehem
Plessl Josef 30 Bauer verheiratet Antwerpen - 14.08.1909 The Zeeland New York
Plessl Julia 29 Landarbeiterin ledig Antwerpen - 14.08.1909 The Zeeland Allentown
Plessl Rosa 18 Dienstmädchen ledig Antwerpen - 14.08.1909 The Zeeland Allentown
Plessl Josef 20 Landarbeiter ledig Antwerpen - 14.08.1909 The Zeeland Allentown
Schlener Franz 30 Tischler verheiratet Antwerpen - 11.05.1909 The Kroonland New York
Schlener Elise 25 - verheiratet Antwerpen - 11.05.1909 The Kroonland New York
Schlener Wilma 18 Mo - ledig Antwerpen - 11.05.1909 The Kroonland New York
Schwartz Theresia 40 - verwitwet Antwerpen 26.06.1909 06.07.1909 The Kroonland New York
Seite 6 von 10

Spitzer Berta 14 - ledig Antwerpen 26.06.1909 06.07.1909 The Kroonland Bethlehem
Stelzer Marie 18 Dienstmädchen ledig - - 30.06.1909 The Oceanic New York
Willgruber Franz 24 Landarbeiter verheiratet - - 30.06.1909 The Oceanic Allentown
Willgruber Johann 17 Landarbeiter ledig - - 30.06.1909 The Oceanic New York
1910 Astl Andreas 42 Zimmermann verheiratet Le Havre 09.07.1810 18.07.1910 The Chicago Philadelphia
Astl Julius 4 - ledig Le Havre 09.07.1910 18.07.1910 The Chicago Philadelphia
Astl Marion 30 Hausfrau verheiratet Le Havre 09.07.1910 18.07.1910 The Chicago Philadelphia
Baumann Julie 16 Dienstmädchen ledig Le Havre 28.05.1910 07.06.1910 The La Gascogne New York City
Berghold Teresia 16 Dienstmädchen ledig Le Havre 28.05.1910 07.06.1910 The La Gascogne Allentown
Decker Franz 26 Landarbeiter verheiratet Le Havre 28.05.1910 07.06.1910 The La Gascogne Allentown
Decker Cecilia 24 Hausfrau verheiratet Le Havre 09.07.1910 18.07.1910 The Chicago Nerlentown
Decker Franz 10 mon - ledig Le Havre 09.07.1910 18.07.1910 The Chicago Nerlentown
Deutsch Therese 11 - ledig Antwerpen 01.10.1910 11.10.1910 The Kroonland Milwaukee
Drauch Johann 26 Helfer ledig Antwerpen 05.03.1910 15.03.1910 The Zeeland Allentown
Hallemann Johann 38 Arbeiter ledig Le Havre 05.03.1910 15.03.1910 The La Gascogne Allentown
Hammer Franz 15 Arbeiter ledig Le Havre 28.05.1910 07.06.1910 The La Gascogne Allentown
Holler Josefa 16 Dienstmädchen ledig Le Havre 05.03.1910 15.03.1910 The La Gascogne Allentown
Posch Gustav 18 Landarbeiter ledig Le Havre 28.05.1910 07.06.1910 The La Gascogne Allentown
Wagner Josef 21 Arbeiter ledig Le Havre 28.05.1910 07.06.1910 The La Gascogne Allentown
1911 Simitz Anna 18 Dienstmädchen ledig Rotterdam 19.08.1911 28.08.1911 The Noordam Pittsburg
Unger Johann 18 Schneider ledig Bremen 09.12.1911 22.12.1911 The Neckar Bethlehem
1912 Berghold Lanni 38 - verheiratet Antwerpen 31.08.1912 10.09.1912 The Finland Allentown
Berghold Martha 11 - ledig Antwerpen 31.08.1912 10.09.1912 The Finland Allentown
Berghold Geraldine 8 - ledig Antwerpen 31.08.1912 10.09.1912 The Finland Allentown
Berghold Johann 33 Landarbeiter verheiratet Antwerpen 06.04.1912 15.04.1912 The Lapland Allentown
Decker Therezia 19 Arbeiterin ledig Le Havre 27.04.1912 10.05.1912 The Caroline Allentown
Drauch Josef 25 Landarbeiter ledig Antwerpen 13.01.1912 25.01.1912 The Kronnland Allentown
Drauch Joseph 24 Arbeiter ledig Le Havre 05.10.1912 14.10.1912 The Chicago Allentown
Drauch Julie 24 Landarbeiterin verheiratet Antwerpen 31.08.1912 10.09.1912 The Finland Allentown
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Hesinger Anna 17 Hausfrau ledig Le Havre - 24.09.1912 The La Touraine New York
Hesinger Julie 18 Hausfrau ledig Le Havre - 24.09.1912 The La Touraine New York
Koller Franz 26 Landarbeiter ledig Antwerpen 06.04.1912 15.04.1912 The Lapland Allentown
Mädl Cilli 20 Hausfrau verheiratet Antwerpen 03.07.1912 23.07.1912 The Zeeland Allentown
Mädl Johann 24 Arbeiter verheiratet Antwerpen 13.07.1912 23.07.1912 The Zeeland Allentown
Schlener Terez 17 - ledig Antwerpen 13.07.1912 23.07.1912 The Zeeland Allentown
Wagner Johann 31 Bauer verheiratet Hamburg 18.10.1912 01.11.1912 The Corcovado Brooklyn
Wagner Cecilie 26 - verheiratet Hamburg 18.10.1912 01.11.1912 The Corcovado Brooklyn
Willgruber Terezia 22 Dienstmädchen ledig Antwerpen 13.01.1912 25.01.1912 The Kronnland Bethlehem
1913 Astl Maria 20 Dienstmädchen ledig Rotterdam 04.10.1913 13.10.1913 The Rotterdam Philadelphia
Baumann Julie 17 - ledig Hamburg 17.07.1913 26.07.1913 The Kaiserin Auguste Victoria Bethlehem
Baumann Cecilie 22 - ledig Le Havre 09.08.1913 15.08.1913 The France New York
Gigler Franz 31 Bäcker verheiratet Hamburg 17.04.1913 26.04.1913 The Kaiserin Auguste Victoria New York
Gigler Cecilie 31 - verheiratet Hamburg 17.04.1913 26.04.1913 The Kaiserin Auguste Victoria New York
Haftl Josef 24 Schuhmacher ledig Hamburg 17.07.1913 26.07.1913 The Kaiserin Auguste Victoria Bethlehem
Juschitz Josef 25 Landarbeiter ledig Le Havre 09.08.1913 15.08.1913 The France Bethlehem
Lorenz Rosa 8 - ledig Hamburg 17.07.1913 26.07.1913 The Kaiserin Auguste Victoria Bethlehem
Mädl Franz 28 Musiker ledig Hamburg 17.04.1913 26.04.1913 The Kaiserin Auguste Victoria New York
Mahr Franz 24 Landarbeiter verheiratet Hamburg 17.04.1913 26.04.1913 The Kaiserin Auguste Victoria Westcopley
Wagner Franz 25 Schmied verheiratet Le Havre 12.05.1913 22.05.1913 Niagara Allentown
Wagner Berta 21 Hausfrau verheiratet Le Havre 12.05.1913 22.05.1913 Niagara Allentown
1914 Feiler Cecilie 25 Haushälterin verheiratet Le Havre 09.05.1914 18.05.1914 The Rochambeau Lima
1921 Drauch Josef 33 Landarbeiter verheiratet Bremen 22.06.1921 05.07.1921 The Hudson New York
Drauch Teresie 28 Hausfrau verheiratet Bremen 22.06.1921 05.07.1921 The Hudson New York
1922 Berghold Franz 25 Tischler verheiratet Hamburg 25.03.1922 07.04.1922 The Orduna Allentown
Berghold Julia 24 Hausfrau verheiratet Hamburg 25.03.1922 07.04.1922 The Orduna Allentown
Berghold Theresia 1 - ledig Hamburg 25.03.1922 07.04.1922 The Orduna Allentown
Jaindl Herman 12 - ledig Hamburg 08.11.1922 20.11.1922 Oropesa Allentown
Jost Gustav 29 Bauer ledig Hamburg 27.07.1922 07.08.1922 The Mount Clay Cudahy
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Kober Josef 15 Landwirtschftlicher
Helfer ledig Hamburg 25.03.1922 07.04.1922 The Orduna Allentown
Koller Julia 24 Fabriksarbeiteri ledig Hamburg 25.03.1922 07.04.1922 The Orduna Allentown
Mirth Josef 21 Arbeiter ledig Hamburg 25.03.1922 07.04.1922 The Orduna Catasagua
Mirth Rudolf 17 Tischler ledig Hamburg 25.03.1922 07.04.1922 The Orduna Catasagua
Posch Joseph 20 Arbeiter ledig Hamburg 24.05.1922 05.06.1922 Oropesa Lima
Schreiböck Josef 14 Schüler ledig Hamburg 25.03.1922 07.04.1922 The Orduna Allentown
Simitz Rudolf 20 Arbeiter ledig Bremen 17.10.1922 29.10.1922 The President Fillmore PA Mckessrocks
Stelzer Johann 27 Fleischhacker ledig Hamburg 11.07.1922 21.07.1922 The Resolute New York
Wagner Julianne 32 Hausfrau verheiratet Hamburg 27.09.1922 09.10.1922 The Orbita New York
Wagner Rudolf 32 Bauer verheiratet Hamburg 27.09.1922 09.10.1922 The Orbita New York
Wunderler Marie 16 Dienstmädchen ledig Bremen 16.08.1922 26.08.1922 The America New Haven
1923 Baumann Julius 18 Tischler ledig Bremen 27.11.1923 06.12.1923 The George Washington Milwaukee
Baumann Angela 21 Schneiderin ledig Bremen 27.11.1923 06.12.1923 The George Washington Milwaukee
Deutsch Franz 23 - ledig Hamburg - 08.08.1923 The Mongolia -
Drauch Cilli 32 Hausfrau verheiratet Cherbourg - 07.09.1923 The Aquitania Milwaukee
Drauch Johan 29 Tischler verheiratet Cherbourg - 07.09.1923 The Aquitania Milwaukee
Drauch Hermann 3 Mon - ledig Cherbourg - 07.09.1923 The Aquitania Milwaukee
Drauch Franz 25 Arbeiter verheiratet Le Havre 01.12.1923 08.12.1923 The Paris Bethlehem
Drauch Maria 20 Landarbeiterin ledig Hamburg 01.11.1923 12.11.1923 The Mount Clay Allentown
Jaindl August 30 Landarbeiter verheiratet Bremen 14.02.1923 25.02.1923 President Harding Allentown
Janni Josef 20 Schuhmacher ledig Bremen 27.11.1923 09.12.1923 The Derfflinger Waterbury
Jost Michael 73 Bauer verwitwet Cherbourg 10.03.1923 16.03.1923 The Aquitania New York
Medl Cäcilie 31 Hausfrau verheiratet Hamburg - 30.08.1923 The Hansa Allentown
Mirth Gisella 19 Landarbeiterin ledig Hamburg 28.06.1923 09.07.1923 The Mount Clay Aura
Plessl Julius 25 Landarbeiter verheiratet Bremen 21.09.1923 01.10.1923 The George Washington Milwaukee
Spitzer Anna 70 Haushälterin verwitwet Bremen 29.09.1923 09.10.1923 The Munchen Bethlehem
Wagner Franz 35 Stellmacher verheiratet Bremen 07.11.1923 18.11.1923 The Canopic Allentown
Wagner Berta 31 Hausfrau verheiratet Bremen 07.11.1923 18.11.1923 The Canopic Allentown
Wagner Berta 8 - ledig Bremen 07.11.1923 18.11.1923 The Canopic Allentown
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Wagner Johann 30 Tischler verheiratet Bremen 07.03.1923 19.03.1923 The President Arthur Allentown
Wagner Therese 28 Hausfrau verheiratet Bremen 07.03.1923 19.03.1923 The President Arthur Allentown
Wagner Kornelius 7 - ledig Bremen 07.03.1923 19.03.1923 The President Arthur Allentown
Wagner Margarethe 3 - ledig Bremen 07.03.1923 19.03.1923 The President Arthur Allentown
Wagner Johann 2 - ledig Bremen 07.03.1923 19.03.1923 The President Arthur Allentown
1924 Hallemann Johann Andreas 21 Arbeiter ledig Cherbourg 16.01.1924 23.01.1924 The Aquitania Allentown
Mirth Therezia 24 Dienstmädchen ledig Bremen 16.01.1924 27.01.1924 The America Catasagna
Plessl Theresia 22 Hausfrau ledig Cherbourg 06.02.1924 13.02.1924 The Berengaria St. Louis
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