Download - Österreichischer Integrationsfonds
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4. Ablauf der Migrationsbewegung<br />
4.1. Der Emigrationsweg nach Amerika<br />
Die Auswanderung erfolgte gewöhnlich in drei Etappen: Zunächst musste der Weg<br />
vom Heimatort zum nächst gelegenen Hafen bewältigt werden. Dort traten die<br />
Auswanderer die Überfahrt nach Amerika per Schiff an. Der letzte Teil der Reise<br />
führte dann ins Landesinnere, an den Zielort in der neuen Heimat.<br />
Der Abschied aus dem kleinen heimatlichen Dorf war anfangs ein besonderes<br />
Ereignis im dörflichen Alltagsleben, obwohl es in manchen Dörfern sehr häufig<br />
vorkam. Eine Fahrt nach Amerika, mit der Ungewissheit der Rückkehr und dem<br />
möglichen Abschied für immer von den Eltern, Geschwistern, Verwandten, Freunden<br />
und der Heimat, war eine Einmaligkeit. Dies ist durch die fehlende Mobilität der<br />
Menschen in dieser Zeit zu erklären, wobei bereits eine Reise nach Wien oder Graz<br />
ein Großereignis darstellte. Für gegenseitige Besuche war – zumindest im 19.<br />
Jahrhundert – die Reise zu gefährlich, zu teuer und zu beschwerlich. Abschiedsfeiern<br />
in Dorfgemeinschaften, Kirchengemeinden, Vereinen und in der Familie boten die<br />
letzte Gelegenheit zum Zusammensein. Die bei diesem Anlass entstandenen<br />
Abschiedslieder wurden in den Feiern in Übersee bald zu allgemeinem Liedgut. In<br />
den Abschiedsliedern drücken sich oft Enttäuschung und Zorn auf die sozialen,<br />
wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse im eigenen Land aus, die zur<br />
Auswanderung zwangen. Gleichzeitig wird die Hoffnung auf ein besseres Leben in<br />
Amerika deutlich: „Jetzt ist die Zeit und Stunde da, wir fahren nach Amerika“, heißt es<br />
hoffnungsfroh in einem bekannten Abschiedslied.<br />
Abbildung 2<br />
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