Download - Österreichischer Integrationsfonds
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„Deutsch-Westungarn“ an Österreich abzutreten, bildeten sich im Dorf zwei große<br />
Gruppen. Am oberen Teil des Dorfes, bis zum Kriegerdenkmal, waren die<br />
deutschfreundlichen, vom Kriegerdenkmal hinunter waren die ungarnfreundlichen zu<br />
Hause. Der damalige Bürgermeister Deutsch wurde wegen seiner<br />
ungarnfreundlichen Haltung von den Heimkehrern und ehemaligen Soldaten<br />
abgesetzt. Da sich ein Großteil der Bevölkerung vor den Offizieren der Entente doch<br />
für Österreich aussprach, blieb dieses Gebiet bei Österreich.<br />
Wie aus diesen Streitigkeiten innerhalb der Gemeinde zu sehen ist, war diese Zeit<br />
nicht gut. Neben der plötzlichen Umorientierung nach Westen mussten sich die<br />
Einwohner auch dran gewöhnen, dass man nicht mehr so einfach zum Markt oder in<br />
die Fabriken nach St. Gotthard gelangen konnte; schließlich musste man eine<br />
Staatsgrenze passieren. Damit das ohne Probleme geschehen konnte, gab es für<br />
den „kleinen Grenzverkehr“ einige Bedingungen zu beachten. Der Grenzübertritt<br />
wurde nur verlässlichen Einwohnern der Grenzorte gestattet, und sie benötigten<br />
Grenzverkehrsscheine, die von den Behörden ausgestellt wurden. Die Bewilligung für<br />
den „kleinen Grenzverkehr“ konnte durch Einziehen des Scheines jederzeit<br />
widerrufen werden. Bereits 1922 kam es zu Grenzschikanen beim Grenzübergang<br />
‚Heiligenkreuz - St. Gotthard’. Nach einem Bericht des Grenzpolizeikommissariats<br />
Jennersdorf hatten burgenländische Arbeiter, die in den St. Gottharder Fabriken<br />
arbeiteten, mit Schwierigkeiten beim Grenzübertritt zu kämpfen. So wurden<br />
beispielsweise Grenzübertrittsscheine, die auf die Dauer von zwei bis vier Monaten<br />
ausgestellt waren, von den ungarischen Behörden nicht anerkannt, mit der<br />
Begründung, dass Ungarn Grenzübertrittsscheine nur auf 30 Tage ausstelle.<br />
Bemerkt sei, dass die ungarischen Behörden bei jedem Verlängern der Scheine 20<br />
ungarische Kronen einhoben. 82 Solche Schikanen haben das Leben der Bevölkerung<br />
nicht gerade positiv unterstützt.<br />
Es gab aber auch positive Momente in der Zwischenkriegszeit. So wurde im Jahre<br />
1923 die Postautobuslinie ‚Fürstenfeld – Heiligenkreuz – Güssing’ und die Linie<br />
Güssing-Jennersdorf in Betrieb genommen. Das war ein großer Fortschritt, da man<br />
dadurch leichter zur Bahn und auch in die Stadt kommen konnte. Ein weiterer großer<br />
Fortschritt war die Elektrifizierung des Ortes im Jahre 1924. Allerdings wurde damals<br />
82<br />
Planer Martina; Heiligenkreuz im Lafnitztal im Wandel der Zeit; Diplomarbeit, Seite 33-34. Wien,<br />
Heiligenkreuz 2000<br />
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