Einfache Antworten - Landeszentrale für politische Bildung Thüringen
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Aussage 6: „Aufgabe der <strong>politische</strong>n Opposition ist es<br />
nicht, die Regierung zu kritisieren, sondern<br />
sie in ihrer Arbeit zu unterstützen.“<br />
Ich war Rektor einer Fachhochschule. Damit war ich in der Hochschule<br />
die Regierung. Natürlich hatte ich als Rektor ganz bestimmte<br />
Ziele, die ich in der Hochschule erreichen wollte. Zum Beispiel<br />
meine ich, dass die Hochschule in zu kleine Einheiten gegliedert ist,<br />
die in zu vielen und zu langen Sitzungen über ihre Angelegenheiten<br />
diskutieren. Selbstverständlich gibt es an der Hochschule viele Kolleginnen<br />
und Kollegen, die ganz anderer Meinung sind, die also in<br />
der <strong>politische</strong>n Opposition zu mir als Rektor standen. Sie kritisierten<br />
mich. Sie legten mir Hindernisse in den Weg. Sie fanden Geschäftsordnungs-<br />
oder Finanzierungsgründe, warum das, was ich<br />
will, nicht geht. Sie suchten sich Verbündete, und sie machten mir<br />
mit all dem das Leben so schwer, dass ich manchmal versucht war<br />
zu sagen: „Aufgabe der <strong>politische</strong>n Opposition ist es nicht, mich zu<br />
kritisieren, sondern mich in meiner Arbeit zu unterstützen!“ Aus der<br />
Sicht meiner Kolleginnen und Kollegen sieht das vermutlich völlig<br />
anders aus. Sie meinen wahrscheinlich, ich wollte die Macht auf<br />
mich konzentrieren und ihnen ihre demokratischen Mitwirkungsund<br />
Mitbestimmungsmöglichkeiten beschneiden.<br />
Die Aussage „Aufgabe der <strong>politische</strong>n Opposition ist es nicht, die<br />
Regierung zu kritisieren, sondern sie in ihrer Arbeit zu unterstützen“<br />
ist wie die Aussage zu den Einzelinteressen, die angeblich dem<br />
Allgemeinwohl schaden, zunächst einleuchtend. Aber nur dann,<br />
wenn wir eine Regierung annehmen, die weiß, was das Beste <strong>für</strong> das<br />
Land ist und das auch immer konsequent in die Praxis umsetzt.<br />
Dann wäre es wirklich vernünftiger, wenn die Opposition die Regierung<br />
in ihrer Arbeit unterstützen würde, anstatt sie zu kritisieren.<br />
Wer diese Aussage unterstützt, unterstellt damit also, dass die Regierung<br />
immer weiß, was gut ist <strong>für</strong> das Land. Es ist eine typische<br />
obrigkeitsstaatliche Aussage, die ausdrückt, dass alles, was von<br />
oben kommt, schon alleine deswegen richtig ist. Wer diese Aussage<br />
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