G L A N Z L IC H T E R IM J U N I - Sonnendeck
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GLANZL<strong>IC</strong>HTER <strong>IM</strong> JUNI<br />
„Crowdfunding“ – Kunst auf Bestellung. In der<br />
Musik sind etliche Kapellen längst dazu übergegangen<br />
ein neues Album erst dann einzuspielen,<br />
wenn die Fans danach verlangen, und daher einen<br />
frei festlegbaren Betrag auf ein Treuhandkonto<br />
überwiesen haben. Ist genug zusammen, wird<br />
losgerockt. Eine frühe Vorform dieses bedarfsorientierten<br />
Finanzierungsmodells ereignete sich<br />
in den 1960er Jahren als der beliebte Trompeter<br />
Chet Baker eines frühen Morgens ohne Zähne von<br />
einer konfliktreichen Kneipentour zurückkam.<br />
Wer keine Zähne hat, kann nicht Trompete spielen.<br />
Also legten Bakers Fans zusammen, und spendierten<br />
dem Mann mit dem goldenen Ton neue<br />
Zähne. Keine neuen Gebisse, aber Geld für Schnitt<br />
und Promotion ihres Films „Bar 25 – Tage außerhalb<br />
der Zeit“ bekamen die Regisseurinnen Nana<br />
Yuriko und Britta Mischer. Den 271 Unterstützern<br />
war es insgesamt 25.000 Euro wert die Reminiszenz<br />
an den als Techno-Wunderland berühmt<br />
gewordenen Abenteuerspielplatz am Spreeufer in<br />
die Kinos zu hieven und Menschen beim Nichterwachsenwerdenwollen<br />
zuzusehen. Wenn auch auf<br />
Nischenniveau zeigen sich bei „Bar 25 – der Film“<br />
schon die maßgeblichen Probleme des auch als<br />
Schwarmfinanzierung bezeichneten Crowdfunding:<br />
Produziert wird, was die Masse will – und<br />
die will meist Massengeschmack. Bei größeren<br />
Projekten mit Budgets im zweistelligen Mio-<br />
Bereich, kann das schnell verdrießlich werden.<br />
KUNSTVEREIN NEUHAUSEN e.V. 15. Juni – 29. Juli<br />
Perpetual Motion · Rainer Ganahl<br />
Ein multidisziplinäres<br />
Ausstellungsprojekt<br />
Rainer Ganahls PERPETUAL<br />
MOTION PROJEKT setzt sich<br />
aus mehreren Teilen zusammen, in<br />
denen künstlerische, ökologische<br />
und gesellschaftspolitische Aspekte<br />
des Radfahrens und Radrennsports<br />
herausgearbeitet werden.<br />
Im Zentrum der Ausstellung steht<br />
Rainer Ganahls „Bicycle Manifest“<br />
(2010), in dem er die Vorteile traditioneller<br />
und zeitgenössischer Möglichkeiten<br />
der Eigenmobilität miteinander<br />
vergleicht und die Vision von<br />
einer autoreduzierten, humaneren<br />
Stadt entwirft.<br />
Rupert-Mayer-Straße 68, Neuhausen<br />
/ Fildern, Tel 01 72 / 545 13 45, Sa,<br />
So 14 – 18 h und nach Vereinbarung<br />
Freunde des Crowdfundings sprechen jetzt häufig<br />
von der „Demokratisierung der Kunst“. Doch lasst<br />
euch gesagt sein, da gibt es nichts zu demokratisieren,<br />
oder besser: da ist nach dem Demokratisieren<br />
nichts mehr da. Und überhaupt, warum sollte<br />
man mit dem Demokratisieren ausgerechnet bei<br />
der Kunst beginnen? Bei der Kunst sollte man<br />
mit dem Finanzieren beginnen. Die Quellen sind<br />
zunächst uninteressant. Kunst verwandelt Geld<br />
in etwas, was alles Mögliche, aber nicht Geld ist.<br />
Das ist viel. Kunst ist eine Umwertungsmaschine.<br />
Einen Masterplan für die Kunstfinanzierung gibt<br />
es nicht. Viele Flüsse fließen ins Meer. Solange<br />
sie fließen ist alles gut. Wenn sie versiegen wird’s<br />
ungut. Dann werden wir uns nicht mehr fragen<br />
„ob wir uns Kunst noch leisten können“, sondern,<br />
ob wir es uns leisten können, keine Kunst<br />
zu haben. Mit dem Geld das in die Kultur fließt,<br />
kann schon kein Unfug betrieben werden. Kunst<br />
ist also eine Investitionsmöglichkeit die Schaden<br />
von der Gesellschaft abwendet. Und freilich wird<br />
es immer Kunst geben. Die aktuelle Debatte dreht<br />
sich zu sehr großen Teilen um die Erhaltung des<br />
Status Quo. Der wird nicht zu halten sein. Neue<br />
Formen werden kommen, sie zu entwickeln ist<br />
eine Gemeinschaftsaufgabe – wie Heckenschneiden,<br />
Rasenmähen und Mirabellenpflücken.<br />
Hansjörg Fröhlich<br />
www.kvnneuhausen.wordpress.com<br />
Still aus dem Film Alfred Jarry’s Call of Nature, Stuttgart 2008<br />
Utagawa Kunisada: Fujiwarano Okikazes Gedicht ‚Wem denn denn noch‘ und der der Samurai<br />
Umeomaru, 1852, Farbholzschnitt, © Museum Kunstpalast, Düsseldorf<br />
GALERIE DER STADT BACKNANG bis 19. August<br />
GALERIE STIHL WAIBLINGEN 23. Juni – 9. September<br />
Walk and Dissolve · Geert Goiris<br />
www.galerie-der-stadt-backnang.de<br />
Auf seinen Reisen, die ihn oft an die Ränder der<br />
Zivilisation führen, findet Geert Goiris Motive, die<br />
sich nicht in der Schilderung sublimer Naturzustände<br />
erschöpfen, sondern stets auch irritierende<br />
Details miteinbeziehen. Goiris fotografiert analog<br />
– nichts ist nachbearbeitet, alles Dargestellte ist<br />
real. Und doch vermitteln seine Fotografien etwas<br />
Artifizielles; sie bewegen sich im Spannungsfeld<br />
zwischen Fiktion und Realität. Goiris Motive<br />
– seien es entlegene Landschaften oder Architekturvisionen<br />
der 60er und 70er Jahre – haben<br />
etwas ikonisches, sie erzählen keine Geschichten,<br />
sondern wecken Assoziationen, die unweigerlich<br />
eigene Geschichten entstehen lassen.<br />
Stiftshof 2, Tel 0 71 91 / 34 07 00<br />
Di – Do 17 – 19 h, Fr, Sa 17 – 20 h, So 14 – 19 h<br />
www.galerie-stihl-waiblingen.de<br />
Samurai, Bühnenstars und schöne Frauen.<br />
Japanische Farbholzschnitte von Kunisada und<br />
Kuniyoshi<br />
Vom 23. Juni bis 9. September 2012 präsentiert die<br />
Galerie Stihl Waiblingen in Kooperation mit der<br />
Stiftung Museum Kunstpalast in Düsseldorf die<br />
Ausstellung „Samurai, Bühnenstars und schöne<br />
Frauen“. Gezeigt werden 80 faszinierende Farbholzschnitte<br />
der japanischen Künstler Kunisada<br />
(1786 – 1865) und Kuniyoshi (1798 – 1861), die<br />
in ihrer Zeit zu den führenden Meistern des japanischen<br />
Farbholzschnittes zählten. Ihre Arbeiten<br />
überraschen durch moderne, dynamische Darstellungsweisen,<br />
leuchtende Farben und anspielungsreiche<br />
Details. Die Motive ihrer Sagen- und<br />
Bühnenwelt waren nicht nur im 19. Jahrhundert<br />
äußerst beliebt, sondern dienen bis heute in der<br />
Populärkultur als Inspirationsquelle für Mangas,<br />
Animé und die Tattoo-Szene. Ein spezieller multimedialer<br />
Bereich der Ausstellung widmet sich den<br />
starken Einflüssen der Farbholzschnitte auf die<br />
heutige Gesellschaft.<br />
Parallel zur Ausstellung in der Galerie Stihl<br />
Waiblingen greifen zahlreiche Waiblinger Kulturinstitutionen<br />
wie das Kulturhaus Schwanen,<br />
die Stadtbücherei oder das Kommunale Kino den „Blickpunkt Japan“ auf und eröffnen in Vorträgen,<br />
Lesungen, Filmen und kulinarischen Veranstaltungen Einblicke in die spannende Kultur Japans.<br />
Weingärtner Vorstadt 12, Waiblingen, Tel 07151 / 50 01 -666, Di – So 11 – 18 h, Do 11 – 20 h<br />
22 – GLANZL<strong>IC</strong>HTER <strong>IM</strong> JUNI GLANZL<strong>IC</strong>HTER <strong>IM</strong> JUNI – 23<br />
Geert Goiris: Dead Bird, Lambda Print<br />
GLANZL<strong>IC</strong>HTER <strong>IM</strong> JUNI