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Leseprobe Schattenvögel 28.9.2013

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mit Mühe zurückgedrängt werden. Selbst außerkantonale<br />

Blätter waren vor Ort, um ihren<br />

Sensations hunger zu stillen und die Polizisten<br />

konnten sie nur mit Drohungen von der Abschrankung<br />

fernhalten.<br />

Die ganze Situation zeigte zwar ein gewisse<br />

Ähnlichkeit, trotzdem war sie völlig anders. Die<br />

aufgebahrte Leiche war völlig verbrannt, der<br />

Duft von angesengtem Fleisch hing noch in der<br />

Luft und die Spurensicherung würde sich mit<br />

der Identifizierung schwer tun. Gleich der ersten<br />

Leiche steckte ein verbranntes Kruzifix in ihrer<br />

Scheide, die Dornenkrone auf ihrem Kopf war<br />

angesengt, der Rosenkranz, nur noch ein Schatten<br />

seiner selbst, lag zerbröselt auf ihrer Brust,<br />

doch anstelle der ausgestochenen Augen fehlten<br />

die Zähne, die sich aber bei genauem Hinsehen,<br />

wie sorgfältig einzeln ausgeschlagen, in der<br />

Mundhöhle wiederfanden. Der Dolch steckte an<br />

der genau gleichen Stelle.<br />

Sabine Müller stand wie immer breitbeinig<br />

vor der verkohlten Leiche und schüttelte den<br />

Kopf.<br />

»Dürfte schwierig werden, vielleicht anhand<br />

der Zähne?«<br />

»Wer hat die Leiche gefunden?«<br />

»Ein Bauer hat uns angerufen, er steht dort<br />

hinten.«<br />

»Du meldest dich, wenn du mehr weißt«,<br />

Monsch wandte sich ab und steuerte zu besagtem<br />

Bauern, der sichtlich entsetzt vor der Absperrung<br />

stand.<br />

»Wann haben Sie die Leiche gefunden?«<br />

»Eigentlich hab nicht ich sie gefunden, sondern<br />

mein Hund. Um vier Uhr morgens hat<br />

er plötzlich heftig angeschlagen, aber er war<br />

angekettet und konnte nicht weg. Als ich ihn<br />

dann schließlich losgebunden habe, ist er wie<br />

verrückt zum Wald gerannt und so bin ich ihm<br />

halt gefolgt. Dann hat er die Leiche gefunden.<br />

Sie hat noch lichterloh gebrannt. Ich nahm mein<br />

Handy und informierte die Polizei. Dann bin ich<br />

runtergeeilt, habe nasse Kartoffelsäcke geholt<br />

und das Feuer gelöscht, aber viel war da nicht<br />

mehr zu machen.«<br />

»Das war sehr klug. Gesehen haben Sie niemanden?«<br />

»Nein, es war weit und breit kein Mensch zu<br />

sehen.«<br />

»Und in den letzten Tage ist Ihnen auch niemand<br />

verdächtig vorgekommen, der diesen Altar<br />

kurz vor dem Mord gebaut hat?«<br />

»Doch, jetzt wo Sie‘s sagen. Ein junger Mann<br />

war zweimal hier oben.«<br />

»Und wie sah der aus?«<br />

»Schwer zu sagen, er war ziemlich weit weg.«<br />

»Größe, was hat er getragen?«<br />

»Er war klein, aber was er getragen hat …?«<br />

»War er mit dem Auto dort?«<br />

»Keine Ahnung.«<br />

»Haben Sie Ihren Hund dabei?«<br />

»Nein, aber ich kann ihn holen.«<br />

»Das wäre vielleicht gar keine schlechte Idee.«<br />

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