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auf eine HIV-Infektion hinausführte, was der Argumentation<br />
von Corina neue Nahrung geben<br />
würde. Andererseits war es kaum denkbar, dass<br />
ein Mensch von zwei Personen gleichzeitig angesteckt<br />
wurde oder ist es gar jemand, der gar<br />
nicht selbst betroffen ist und andere rächt? Aber<br />
auch der Diebstahl der Leiche wollte ihm nicht<br />
aus dem Kopf. Worauf wollte der Täter damit<br />
aufmerksam machen? Die Frage nach dem Motiv<br />
schien das zentrale Thema zur Lösung dieser<br />
Verbrechen.<br />
Monsch‘ Handy läutete. »Ja, Monsch.«<br />
»Und wo?«<br />
»Wir kommen.«<br />
»Was ist los«, fragte Corina.<br />
»Eine weitere Leiche, doch diesmal männlich.<br />
Sie wurde in einem Container vor einer Garage<br />
an der Rossbodenstraße gefunden. Sabine!«<br />
»Ja.«<br />
»Noch eine Leiche.«<br />
»Sag, dass das nicht wahr ist.«<br />
Die Presse war bereits vollzählig versammelt,<br />
als sie am Tatort eintrafen. Woher die immer<br />
wussten, wo und wann etwas los war? Aber auch<br />
Monsch wusste, dass der Polizeifunk problemlos<br />
abgehört werden konnte. Beim Opfer handelte<br />
es sich um einen etwa fünfundvierzigjährigen<br />
Mann, der nackt in einem Container lag. Bei<br />
genauerem Hinsehen entdeckte Monsch einen<br />
Penis, der eingepackt in einem Präservativ in<br />
seinem Mund steckte. Um sein Handgelenk war<br />
ein Rosenkranz gewickelt und mitten im Herz<br />
steckte ein Dolch. Sein Hals war mit einem Priesterkragen<br />
versehen.<br />
Während sich Sabine an der Leiche zu schaffen<br />
machte, nahm Monsch Corina beiseite. »Was<br />
denkst du?«<br />
»Mir geht so einiges durch den Kopf. Vielleicht<br />
war er ja tatsächlich Priester und der Kragen<br />
nicht nur symbolisch. Glaubst du, es ist derselbe<br />
Täter?«<br />
»Die Grausamkeit lässt durchaus diesen<br />
Schluss zu. Hör dich doch in Kirchenkreisen ein<br />
bisschen um, vielleicht wird tatsächlich jemand<br />
vermisst?«<br />
»Alles klar«, sagte Corina und wandte sich ab.<br />
Aber Monsch hatte noch ein ganz anderes<br />
Problem und das war seine liebe Mutter, die ihn<br />
heute Morgen wieder einmal angerufen hatte<br />
und schlechte Laune verstreute. Andauernd beklagte<br />
sie sich, dass er sie nie besuchen würde,<br />
aber er hasste es, an diese egozentrische<br />
Person auch nur zu denken. Damals, als er den<br />
Polizeiberuf ergriff, wollte sie ihn für verrückt<br />
erklären, dabei hatte sie selbst nicht alle Tassen<br />
im Schrank. Sein Vater suchte schon das<br />
Weite, als Monsch zehn Jahre alt war und er<br />
konnte ihn heute durchaus verstehen. Er wollte<br />
den kleinen Jan sogar mitnehmen, aber seine<br />
Mutter setzte sich so energisch zur Wehr, dass<br />
er es schließlich bleiben ließ. Sie lebte in einem<br />
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