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Leseprobe Schattenvögel 28.9.2013

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auf eine HIV-Infektion hinausführte, was der Argumentation<br />

von Corina neue Nahrung geben<br />

würde. Andererseits war es kaum denkbar, dass<br />

ein Mensch von zwei Personen gleichzeitig angesteckt<br />

wurde oder ist es gar jemand, der gar<br />

nicht selbst betroffen ist und andere rächt? Aber<br />

auch der Diebstahl der Leiche wollte ihm nicht<br />

aus dem Kopf. Worauf wollte der Täter damit<br />

aufmerksam machen? Die Frage nach dem Motiv<br />

schien das zentrale Thema zur Lösung dieser<br />

Verbrechen.<br />

Monsch‘ Handy läutete. »Ja, Monsch.«<br />

»Und wo?«<br />

»Wir kommen.«<br />

»Was ist los«, fragte Corina.<br />

»Eine weitere Leiche, doch diesmal männlich.<br />

Sie wurde in einem Container vor einer Garage<br />

an der Rossbodenstraße gefunden. Sabine!«<br />

»Ja.«<br />

»Noch eine Leiche.«<br />

»Sag, dass das nicht wahr ist.«<br />

Die Presse war bereits vollzählig versammelt,<br />

als sie am Tatort eintrafen. Woher die immer<br />

wussten, wo und wann etwas los war? Aber auch<br />

Monsch wusste, dass der Polizeifunk problemlos<br />

abgehört werden konnte. Beim Opfer handelte<br />

es sich um einen etwa fünfundvierzigjährigen<br />

Mann, der nackt in einem Container lag. Bei<br />

genauerem Hinsehen entdeckte Monsch einen<br />

Penis, der eingepackt in einem Präservativ in<br />

seinem Mund steckte. Um sein Handgelenk war<br />

ein Rosenkranz gewickelt und mitten im Herz<br />

steckte ein Dolch. Sein Hals war mit einem Priesterkragen<br />

versehen.<br />

Während sich Sabine an der Leiche zu schaffen<br />

machte, nahm Monsch Corina beiseite. »Was<br />

denkst du?«<br />

»Mir geht so einiges durch den Kopf. Vielleicht<br />

war er ja tatsächlich Priester und der Kragen<br />

nicht nur symbolisch. Glaubst du, es ist derselbe<br />

Täter?«<br />

»Die Grausamkeit lässt durchaus diesen<br />

Schluss zu. Hör dich doch in Kirchenkreisen ein<br />

bisschen um, vielleicht wird tatsächlich jemand<br />

vermisst?«<br />

»Alles klar«, sagte Corina und wandte sich ab.<br />

Aber Monsch hatte noch ein ganz anderes<br />

Problem und das war seine liebe Mutter, die ihn<br />

heute Morgen wieder einmal angerufen hatte<br />

und schlechte Laune verstreute. Andauernd beklagte<br />

sie sich, dass er sie nie besuchen würde,<br />

aber er hasste es, an diese egozentrische<br />

Person auch nur zu denken. Damals, als er den<br />

Polizeiberuf ergriff, wollte sie ihn für verrückt<br />

erklären, dabei hatte sie selbst nicht alle Tassen<br />

im Schrank. Sein Vater suchte schon das<br />

Weite, als Monsch zehn Jahre alt war und er<br />

konnte ihn heute durchaus verstehen. Er wollte<br />

den kleinen Jan sogar mitnehmen, aber seine<br />

Mutter setzte sich so energisch zur Wehr, dass<br />

er es schließlich bleiben ließ. Sie lebte in einem<br />

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