Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 01/2013

Impressum 

Deutsche 

Gesellschaft 

für Chirurgie 

Mitteilungen 

Gegründet 1872 

Sitz Berlin 

Herausgegeben im Auftrag der 

Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 

Prof. Dr. med. Dr. h.c. H.-J. Meyer 

Verlag: 

Karl Demeter Verlag 

im Georg Thieme Verlag KG 

Rüdigerstr. 14,70469 Stuttgart 

Tel.: 0711/8931-615,Fax: 0711/8931-499 

Verantwortlich für den Anzeigenteil: 

Thieme.media,Pharmedia Anzeigen- und 

Verlagsservice GmbH 

Verkaufs- und Anzeigenleitung: Christine Volpp 

E-Mail: christine.volpp@thieme.de 

Satz: Maisch,Ditzingen 

Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, 

Kempten 

Bezugsbedingungen: 

Jedes Mitglied der Deutschen Gesellschaft 

für Chirurgie erhält regelmäûig die Mitteilungen. 

Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag 

abgegolten. Erscheinungsweise: 4-mal jährlich 

Jahresabonnement (4 Hefte) 104,± EUR inkl. 7 % 

Mehrwertsteuer zzgl. Versandkosten. Die Bezugsdauer 

verlängert sich um ein Jahr,wenn bis 

3 Monate zum Jahresende keine Abbestellung 

erfolgt ist. Anzeigenpreisliste vom 1. Oktober 2012. 

Alle Rechte,insbesondere das Recht der Verbreitung,Vervielfältigung 

und Mikrofotografie sowie 

das Recht der Übersetzung in Fremdsprachen, 

bleiben für alle veröffentlichten Beiträge vorbehalten. 

Nicht alle Veröffentlichungen in den ¹Mitteilungenª 

der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie geben 

unbedingt die Meinung des Präsidiums oder des 

Redakteurs wieder. Sie waren dann auch weder 

Gegenstand einer Meinungsbildung noch einer 

Beschlussfassung der ¹Organeª der Gesellschaft 

(Mitgliederversammlung,Präsidium,Vorstand). 

ISSN 0723-709X 

Redaktionsschluss-Termine 2013 

Heft 2/2013 06.02.2013 

Heft 3/2013 14.05.2013 

Manuskripte reichen Sie bitte als Worddokument 

auf CD oder per E-Mail bei der 

Geschäftsstelle der DGCH ein. 

Karl Demeter Verlag 

im Georg Thieme Verlag 

70469 Stuttgart 

Inhaltsverzeichnis 1/2013 

Anschriften/Präsidium ........................................2 

Editorial (H.-J. Meyer) . ........................................3 

130. Kongress 

3. Einladung und Themenübersicht .............................7 

Online-Registrierung zum Kongress ............................ 10 

Das aktuelle Thema 

Einfluss der Rechtssprechung auf Entscheidungen in der Medizin (Chirurgie?) 

(A. Diederichsen). ...................................... 11 

Tätigkeit von Honorarärzten im Krankenhaus ab 2013 legalisiert (A. Wienke) ..... 18 

Themen der Zeit 

Von der ¹Chirurgischen Schuleª zur evidenzbasierten Chirurgie (A. Encke) ...... 20 

Medizin oder Business? (G. Maio) ............................. 28 

Chirurg/-in und Chirurgie 

Exzellenzinitiative. Eine Bestandsaufnahme im Konvent akademischer Chirurgen 

(C.-F. Vahl) . . . ....................................... 34 

Diagnosen- und Prozedurenkodierung 2013 ¼ (R. Bartkowski). ............ 37 

Laudatio zum 85. Geburtstag von Prof. Dr. med. H. G. Borst (H. Oelert) ........ 46 

Historie 

Die DGCH und der Chirurg Fritz de Quervain zwischen 1918 und 1940 (N. Hardt) . . 49 

Ambivalenz der Antibiotika (B. Seifert) ........................... 59 

Informationen 

Urheberrechte an medizinisch-wissenschaftlichen Leitlinien (A. Wienke,T. Nölling) . 61 

Ausschreibung des Promotionspreises der DGU . . ................... 64 

Ausschreibung des Theodor-Naegeli-Preises ....................... 64 

Mitteilungen der Gesellschaft 

1. Einladung zur Mitgliederversammlung und Bekanntmachung zu den Wahlen . . . 65 

Spendenaufruf ¹Bausteineª für das Langenbeck-Virchow-Haus ............. 67 

Reiseberichte 

Studienaufenthalt in Los Angeles und Tacoma (J. Holstein) ............... 70 

Jahreskongress des ACS und Zentren der hepatobiliären und Pankreaschirurgie 

(M. Niedergethmann) .................................... 71 

Personalia 

Nachruf auf Prof. Dr. D. Buck-Gramcko .......................... 75 

Nachruf auf Prof. Dr. P. Heinrich .............................. 76 

Unsere Verstorbenen .................................... 78 

Ernennungen/Auszeichnungen ............................... 79 

¾nderungen zum Mitgliederverzeichnis (Formblatt) ................... 80 

Nicht ganz ernst gemeint 

Der erste Brief an den Staatsbürger (E. Roll) ....................... 81 

Streiflicht ........................................... 82 

Buchbesprechungen 

R. Labitzke ¹Grenzfliegerª (J. Probst) ........................... 83 

V. Klimpel ¹Das medizinische Dresdenª (W. Hartel) ................... 83 

Tagungskalender ........................................... 85 

DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR CHIRURGIE,Geschäftsstelle 

E-Mail:DGChirurgie@t-online.de 

Internet:http://www.dgch.de 

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie ± Mitteilungen 1/13 1

Wichtige 

Anschriften 

Präsident 

Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. 

Karl-Walter JAUCH 

Direktor der Chirurgischen Klinik und 

Poliklinik, Klinikum Groûhadern der LMU 

Marchioninistr. 15, 81377 München 

Telefon: 089/709527-90 oder -91 

Telefax: 089/70958893 

1. Vizepräsident 

Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. 

Markus BÜCHLER 

Direktor der Klinik für Allgemein-, 

Viszeral- und Transplantationschirurgie 

Universität Heidelberg 

Im Neuenheimer Feld 110 

69120 Heidelberg 

Telefon: 06221/56-6200 

Telefax: 06221/56-5450 


Prof. Dr. med. Joachim J¾HNE 

Chefarzt der Klinik für Allgemeinund 

Viszeralchirurgie, Diakoniekrankenhaus, 

Henriettenstiftung gGmbH 

Marienstr. 72±90, 30171 Hannover 

Telefon: 0511/2892101 

Telefax: 0511/2892022 


Prof. Dr. med. Peter VOGT 

Direktor der Klinik für Plastische, 

Hand- und Wiederherstellungschirurgie 

MH Hannover 

Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover 

Telefon: 0511/532-8860 

Telefax: 0511/532-8890 

Generalsekretär 

Prof. Dr. med. Dr. h.c. 

Hans-Joachim MEYER 

c/o Geschäftsstelle der DGCH 

Luisenstr. 58/59, 10117 Berlin 

Telefon: 030/2887-62911 

Telefax: 030/288-76299 

Schatzmeister 

Prof. Dr. med. T. H. K. SCHIEDECK 

¾rztlicher Direktor der Klinik für 

Allgemein- und Viszeralchirurgie, 

Klinikum Ludwigsburg 

Posilipostr. 4, 71640 Ludwigsburg 

Telefon: 07141/9966501 

Telefax: 07141/9966519 

Geschäftsstelle 

Prof. Dr. med. Dr. h.c. H.-J. MEYER, 


Frau Dr. rer. pol. R. NOWOISKI 

u. Mitarbeiterinnen 

Luisenstr. 58/59, 10117 Berlin 

Telefon: 030/28876290 

Telefax: 030/28876299 

E-Mail: dgchirurgie@t-online.de 

Bankverbindungen 

Deutsche Apotheker- und 

¾rztebank Berlin 

Kto.-Nr.: 0005298393 

BLZ: 300 606 01 

Deutsche Bank 

Kto.-Nr.: 070161500 / BLZ: 100 700 24 

2 Deutsche Gesellschaft für Chirurgie ± Mitteilungen 1/13 

Präsidium ab 01.07.2012 

Vorstand 

Präsident 

K.-W. JAUCH, München 


M. BÜCHLER, Heidelberg 


J. J¾HNE, Hannover 


P. VOGT, Hannover 

Schatzmeister 

T. H. K. SCHIEDECK, Ludwigsburg 


H.-J. MEYER, Berlin 

Vertreter der Fachgesellschaften 

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinund 

Viszeralchirurgie 

S. POST, Mannheim 

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie/ 

Vertreter Allgemeine Chirurgie 

K. RÜCKERT, Hamburg 

Deutsche Gesellschaft für Gefäûchirurgie 

und Gefäûmedizin 

W. LANG, Erlangen 

Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie 

J. FUCHS, Tübingen 

Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kieferund 

Gesichtschirurgie 

A. HEMPRICH, Leipzig 

Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie 

G. SCHACKERT, Dresden 

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie 

und Orthopädische Chirurgie 

F. U. NIETHARD, Aachen 

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, 

Rekonstruktiven und ¾sthetischen Chirurgen 

P. VOGT, Hannover 

Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herzund 

Gefäûchirurgie 

F. W. MOHR, Leipzig 

Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie 

B. PASSLICK, Freiburg 

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie 

H. SIEBERT, Schwäbisch Hall 

Berufsverband der Deutschen Chirurgen e. V. 

H.-P. BRUCH, Berlin 

Weitere Mitglieder 

Leitender Universitätschirurg 

C. F. VAHL, Mainz 

Leitender Krankenhauschirurg 

F. KÖCKERLING, Berlin 

Oberarzt in nicht selbstständiger Stellung 

einer chirurgischen Universitätsklinik 

D. ALBRECHT, Tübingen 


Sitz Berlin 

Oberärztin in nicht selbstständiger Stellung 

einer chirurgischen Krankenhausabteilung 

K. WELCKER, Bremen 

Niedergelassener Arzt für Chirurgie 

C. DEINDL, Nürnberg 

Chirurg aus dem deutschsprachigen 

Ausland 

W. U. WAYAND, Linz 

Vertreter der Sektion Chirurgische 

Forschung 

E. KLAR, Rostock 

Frühere Präsidenten 

V. SCHUMPELICK, Aachen 2009 

R. GRADINGER, München 2010 

A. HAVERICH, Hannover 2011 

Gewählte Mitglieder des Senates 

N. P. HAAS, Berlin 

B. ULRICH, Düsseldorf 

Senat 

F. KÜMMERLE, Mainz 1974 

S. WELLER, Tübingen 1982 

F. STELZNER, Bonn 1985 

H.-J. PEIPER, Göttingen 1987 

K.-H. SCHRIEFERS, Koblenz 1988 

H. HAMELMANN, Kiel 1989 

W. HARTEL, Ulm 1991 

F. P. GALL, Erlangen 1992 

M. TREDE, Mannheim 1994 

G. HIERHOLZER, Duisburg 1995 

H. BAUER, Altötting 1997 

C. HERFARTH, Heidelberg 1998 

D. RÜHLAND, Singen 1999 

A. ENCKE, Frankfurt 2000 

K. SCHÖNLEBEN, Ludwigshafen 2001 

J. R. SIEWERT, München 2002 

N. P. HAAS, Berlin 2003 

B. ULRICH, Düsseldorf 2004 

M. ROTHMUND, Marburg 2005 

H. D. SAEGER, Dresden 2006 

H. U. STEINAU, Bochum 

K. JUNGHANNS, Ludwigsburg 

2007 

R. ARBOGAST, Pforzheim 2008 

Amtszeit 

Die Amtszeit des Präsidiums für 

2012/2013 endet am 30. Juni 2013.

Editorial 

Editorial 

Die ersten 100 Arbeitstage im neuen Amt ± in der hohen Politik 

fast schon ein symbolhaftes Charakteristikum ± sind ohne gravierende 

oder nachhaltig negative Ereignisse vorübergegangen. 

Dieses trifft sowohl für das sogenannte Tagesgeschäft als auch 

für die letzten Vorstands- und Präsidiumssitzungen im Jahr 2012 

zu.Zudem war ich bemüht, nicht nur den ¹heckmotorischen Antriebª 

bei der Unterstützung unseres Präsidenten zu mobilisieren, 

wie vor Kurzem der Laudator V.Schumpelick bei den zahlreichen 

Auszeichnungen von H.Bauer die Aufgaben des Generalsekretärs 

umschrieben hat.Mit eigenem ¹Frontantriebª wurden vielmehr 

die bestehenden Verbindungen zu anderen Fachgesellschaften 

und -gebieten sowie zu den Berufsverbänden oder 

Selbstverwaltungsorganen durch persönliche Kontaktaufnahme 

weiter vertieft.Dabei ergaben sich mannigfaltige Anknüpfungspunkte, 

da sich in den letzten Monaten doch einiges Bemerkenswerte 

in der gesundheitspolitischen Landschaft ereignet hat. 

Mit Entscheidung vom 12.September 2012 hat der Dritte Senat 

des Bundessozialgerichts die Berechtigung von Mindestmengen 

bei Knie-Totalendoprothesen-Operationen im Krankenhaus bestätigt, 

ausgehend davon, dass ein hinreichend belegter Zusammenhang 

zwischen der Menge der erbrachten Leistungen und 

der Qualität des Behandlungsergebnisses besteht.Mindestmengen 

sind somit prinzipiell verfassungsgemäû und können auch 

angemessen sein, um den Patientenschutz durch Risiko-Minimierung 

zu verbessern.Als nicht hinreichend belegt wurde der Umfang 

der festzusetzenden Mindestmenge angesehen, ebenso 

wie die Auswahl, ob die Festsetzung pro Arzt oder pro Krankenhaus 

vorzunehmen sei.Der Rechtsstreit zwischen dem Gemeinsamen 

Bundesausschuss (GBA) und den Ruppiner Kliniken wurde 

zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Landessozialgericht 

Berlin-Brandenburg zurückverwiesen.Dieses Urteil 

wurde vonseiten des GBA begrüût, da nun ¹Mindestmengen als 

fester Bestandteil der Qualitätssicherung und gezielten Steuerung 

von Krankenhausbehandlungenª anzusehen sind. 

Die zum 1.Januar 2004 eingeführte Praxisgebühr für gesetzlich 

versicherte Patienten in Höhe von 10 C= je Quartal bei Aufsuchen 

eines Arztes, Zahnarztes oder einer Notfallambulanz wird nach 

Beschluss des Bundestags vom 9.November 2012 zum 1.Januar 

2013 abgeschafft.Das primäre Ziel der Praxisgebühren war es, 

die Zahl der Arztbesuche zu reduzieren, was sich allerdings als 

nicht realistisch erwies.Diese Regelung der Zuzahlung hat hingegen 

einen erheblichen Aufwand an Bürokratie und Kosten verursacht, 

die sich nach A.Köhler (KBV) auf durchschnittlich 120 

Stunden an Organisationsmaûnahmen pro Praxis bei geschätzten 

300 Mio.C= Verwaltungskosten belaufen haben.Das nach 


Sitz Berlin 

Aussagen des Bundesgesundheitsministers ¹gröûte ¾rgernis der 

Bevölkerungª ist nun also gestrichen, und die Bürger werden damit 

um etwa 2 Mrd.C= pro Jahr entlastet.Die betroffenen Krankenkassen 

erhalten dabei einen Ausgleich aus dem zurzeit sicherlich 

üppig gefüllten Gesundheitsfonds.Aus Sicht des Patienten eine 

insgesamt gute Nachricht; ob sich durch den Bürokratieabbau allerdings 

der Zeitfaktor für den Patienten beim Arztbesuch verbessern 

wird, ist fraglich, da bereits jetzt ein Anstieg der Arztbesuche 

nach Wegfall der Praxisgebühren von rd.10% ab 2013 prognostiziert 

wird.Unter dem Aspekt des anstehenden Wahlkampfjahres 

sicherlich eine attraktive Entscheidung des Koalitionsausschusses. 

Zum sog.Organspende-Skandal hatte sich die DGCH durch ihren 

Präsidenten, Karl-Walter Jauch, bereits frühzeitig durch eine 

zehn Punkte umfassende Empfehlung eindeutig positioniert.Das 

angeratene ¹Mehraugenprinzipª hat eine Veränderung der allgemeinen 

Grundsätze für die Aufnahme von Patienten in Wartelisten 

zur Organtransplantation durch die Bundesärztekammer bewirkt; 

diese Richtlinienänderung tritt in diesem Monat in Kraft. 

Während die Visitationen der entsprechenden Prüfungskommissionen 

in Lebertransplantationszentren derzeit fortgeführt bzw. 

Prüfschemata für andere Transplantationsprogramme entwickelt 

werden, befindet sich auch die Deutsche Stiftung Organtransplantation 

(DSO) im Umbruch.Am 5.Dezember 2012 ist der ehemalige 

Vorsitzende des GBA, R.Hess, vom Stiftungsrat der DSO 

in den Vorstand der Stiftung berufen worden.Ab 1.Januar 2013 

soll Hess die bisher weitgehend privatwirtschaftliche Organisation 

in eine Einrichtung mit eher öffentlich-rechtlichem Charakter unter 

Beteiligung von Bund und Ländern überführen.Als weitere Stiftungsratsmitglieder 

wurden die Professores N.Klusen und H.Lilie 

in das Aufsichtsgremium berufen. 

Während zurzeit die Diskussionen um die Transplantationsmedizin 

weniger im Fokus stehen, liefern die Zielvereinbarungen mit 

sog.Bonusregelungen in den Chefarztverträgen unverändert medienwirksame 

Schlagzeilen wie ¹Wirtschaftssystem kapert die 

Medizinª, ¹Chefarztverträge gefährden Ihre Gesundheitª oder 

¹Deutschlands flotte Operateureª.Verschiedene Faktoren haben 

aktuell diese Problematik wieder in den Brennpunkt gerückt.Neben 

den Vorkommnissen in der Transplantationschirurgie zeigte 

der Kienbaum-Vergütungsreport für das Jahr 2011 auf, dass Bonuszahlungen 

in fast der Hälfte der Neuverträge für Chefärzte 

aufgeführt sind.Seit Anfang 2000 hat sich der Anteil dieser Vereinbarungen 

um das Neunfache erhöht und nimmt dabei Bezug 

auf den §8 Abs.3 des Chefarzt-Vertragsmusters der Deutschen 

Krankenhausgesellschaft.Bereits im Jahr 2002 haben die Bun- 


Editorial 

desärztekammer, der Marburger Bund und der Verband der leitenden 

Krankenhausärzte eindeutig Stellung gegen einen solchen 

Vertrag mit ökonomischer Dominanz bezogen.Wirtschaftliche 

Unternehmensziele verstoûen dann gegen das ärztliche Berufsethos, 

wenn sie über die Therapiefreiheit des Arztes und somit 

über das Patientenwohl gestellt werden.Gerade die Zielgröûen 

für Leistungen nach Art und Menge können bei rein quantitativen 

Vorgaben ein falsches Anreizsystem darstellen, indem eine 

Ausweitung der Operationsindikationen resultiert.Es war somit 

nicht überraschend, dass eine Studie des Rheinisch-Westfälischen 

Instituts für Wirtschaftsforschung im Auftrage des Spitzenverbands 

der gesetzlichen Krankenversicherungen im Mai 2012 

einen Anstieg der Behandlungsfälle zwischen 2006 und 2010 um 

13% feststellte; dies vor allem in der Endoprothetik (Hüft-/Kniegelenksersatz) 

oder bei Eingriffen an der Wirbelsäule.Auch in der 

Kardiologie war ein Anstieg der Maûnahmen um 17% zu verzeichnen.Der 

ganz aktuell veröffentlichte Krankenhausreport 

2013 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK bestätigt diese 

Tendenz: Zwischen 2005 und 2010 stieg die Zahl der stationären 

Behandlungen um 11,8% je Einwohner, d.h. insgesamt um etwa 

1,5 Mio.Behandlungen.Die Zahl der Wirbelsäulenoperationen 

hat sich dabei mehr als verdoppelt und auch die Anzahl von implantierten 

Schrittmachern hat zwischen 2008 und 2010 um 25% 

zugenommen.Nach dieser Studie soll sich nur ein Drittel des Anstiegs 

der Eingriffszahlen auf den demografischen Wandel zurückführen 

lassen.Demgegenüber kommt die Deutsche Krankenhausgesellschaft 

aufgrund einer ebenfalls aktuell vorgestellten 

Studie des Deutschen Krankenhausinstituts zu der Feststellung, 

dass der Anstieg der Krankenhausleistungen eindeutig 

durch die demografische und Morbiditätsentwicklung zusammen 

mit dem medizinisch-technischen Fortschritt zu erklären ist. 

Nach Aussage des Präsidenten der DKG, A.Dänzer, haben Behauptungen: 

¹Krankenhäuser würden aus ökonomischen Gründen 

und unnötig Patienten operierenª keine Grundlage.Unabhängig 

von dieser diametralen Diskussion wird von verschiedenen 

Fachgesellschaften kontinuierlich die Forderung ausgesprochen, 

dass die Operationsindikation in allen Fällen patienten- und 

krankheitsbezogen gestellt werden muss.Trotzdem lässt sich 

nicht mit letzter Sicherheit ausschlieûen, dass quantitative Anreizsysteme 

im Sinne von erfolgsabhängigen Bonuszahlungen, 

die zweifelsfrei dem ärztlichen Berufsethos widersprechen, zu 

einer Erweiterung der Operationsindikationen führen können. 

Der Terminus ¹Bonusª ist eine inkorrekte Definition, quasi ein Etikettenschwindel, 

der lediglich das deutlich reduzierte Festgehalt 

kompensieren soll.Um diesem Dilemma begegnen zu können, 

erscheint es dringend notwendig, in gemeinsamen Bemühungen 

aller beteiligten chirurgischen Fachgesellschaften, der verschiedenen 

Fachgebiete, Institutionen und Selbstverwaltungsorganen 

den von der Arbeitsgemeinschaft Hochschulmedizin vorgeschlagenen 

Paradigmenwechsel von quantitativen zu medizinischqualitativen 

Zielkriterien anzustreben.Neben dem ¹pay-for-per- 



Sitz Berlin 

formanceª-Prinzip im Sinne einer qualitätsorientierten Vergütung 

könnten dazu neben sog.harten Parametern, wie Senkung der 

postoperativen Komplikationsraten oder Infektionen, auch ¹weicheª 

Parameter, so strukturierte und effiziente Weiterbildung, Mitarbeiter-, 

Patienten- und Zuweiserzufriedenheit etc.definiert werden.Vielleicht 

können dann die kontroversen Diskussionen wie 

auch die These: Wer ökonomisch überleben will, braucht Fälle 

(J.Maus 2009), beendet werden. 

Gerade unter dem Aspekt von Mengenanreizen und möglichem 

Risiko für die Patientenversorgung gewinnt das Patientenrechtegesetz 

an zusätzlicher Bedeutung, das am 29.11.2012 mit den 

Stimmen der Regierungskoalition verabschiedet worden ist und 

am 1.Januar 2013 in Kraft treten soll.Ziel dieses Vorhabens war 

es, bereits geltende Rechte in einem einheitlichen Gesetz (§ 630a 

ff.BGB) zu bündeln, wobei die Sicherheitskultur der Patientenversorgung 

gefördert wird und somit zu einer möglichen Verbesserung 

der Behandlungsqualität führt.Der Patientenbeauftragte 

der Bundesregierung (W.Zöller) fasste dabei nachfolgend zusammen: 

¹Wir legen einen Grundstein für eine neue Kultur der 

Partnerschaft, der Transparenz und der Rechtssicherheitª.Die 

wichtigsten Neuregelungen werden nachfolgend zusammengefasst 

dargestellt. 

Erstmals wird die Behandlung als Vertragsbeziehung zwischen 

Patient und Arzt oder anderen Heilberufen definiert.Die Informations- 

und Aufklärungspflichten des Arztes werden dezidiert vorgegeben.So 

muss der Patient verständlich und umfassend über 

notwendige Untersuchungen, Diagnosen und Therapien, vor allem 

auch bzgl.möglicher Risiken, informiert werden.Dazu gehört 

auch die wirtschaftliche Aufklärungspflicht, besonders, wenn die 

Kosten nicht von den Krankenkassen oder -versicherungen übernommen 

werden.Bei der therapeutischen Aufklärung ist der Arzt 

u.a.auf Nachfrage verpflichtet, über mögliche Behandlungsfehler 

zu informieren.Die Aufklärung vor jedem Eingriff muss rechtzeitig 

in einem mündlichen Gespräch erfolgen, wobei auch auf etwaige 

Alternativmaûnahmen hinzuweisen ist.Entscheidend dabei ist 

nun im aktuellen Gesetzestext, dass für die ärztliche Aufklärung 

kein Facharztstandard verlangt wird.Es reicht aus, wenn der aufklärende 

Arzt die theoretische Befähigung zur Durchführung der 

vorgesehenen Maûnahme erworben hat.Die Aufklärungsbögen 

sind nach Unterschrift komplett als Kopie dem Patienten als Nebenpflicht 

aus dem Behandlungsvertrag ohne Kostenerstattung 

zur Verfügung zu stellen.Auch die Dokumentationspflichten sind 

präziser definiert worden.Die Behandlung muss sorgfältig und 

vollständig in einer paperbasierten oder elektronischen Patientenakte 

dokumentiert werden; dabei gilt: Eine nicht dokumentierte 

Maûnahme wurde auch tatsächlich nicht durchgeführt.In Umsetzung 

der informellen Selbstbestimmung hat der Patient wie bisher 

das Recht der Einsichtnahme in die Krankenakte.Krankenhäuser 

werden verpflichtet, ein patientenorientiertes Qualitätsmanage-

Editorial 

ment einschlieûlich eines Beschwerde-Managementsystems einzurichten.Zusätzlich 

soll der GBA Mindeststandards von Risikound 

Fehlermeldesystemen festlegen.Unter diesem Aspekt erscheint 

es unverzichtbar, ein Patienten-Prozess-Managementsystem 

zu etablieren, um die geforderten neuen Auflagen zur angestrebten 

Patientensicherheit erfüllen zu können.Auch für die 

Kostenträger ergeben sich zukünftig Veränderungen.Zum einen 

sind die Krankenkassen verpflichtet, dem Patienten bei möglichen 

Schadensersatzansprüchen aus Behandlungsfehlern zu unterstützen, 

zum anderen sind zeitliche Vorgaben von 3 Wochen 

bei beantragten Leistungen zu berücksichtigen.Nach Ablauf dieser 

Frist gilt der Antrag dann als genehmigt.Die Regelungen zur 

Beweislast bei Behandlungs- und Aufklärungsfehlern entsprechen 

weitgehend der bisherigen Rechtsprechung.Nur bei Nachweis 

sog.grober Behandlungsfehler kommt es zur Umkehr der 

Beweislast, d.h., der Arzt steht in der Pflicht seine Unschuld nachzuweisen.Zukünftig 

wird es für die ¾rzte eine Nachweispflicht 

über eine ausreichende Arzt-Haftpflichtversicherung geben, wobei 

die Zuständigkeit der Überprüfungsorgane nicht geklärt ist. 

Der Härtefall-Fonds im Sinne eines verschuldensunabhängigen 

Schadensausgleichs hat aufgrund fehlender konzeptioneller Inhalte, 

wie z.B. Finanzierung, Formulierungen, Bewilligungsinstanz 

etc., keine Berücksichtigung finden können. Ob nun die 

Rechte des ¹mündigenª Patienten transparenter und ausgewogener 

geworden sind oder sich eine relevante Veränderung des bisherigen 

Arzt-Patienten-Verhältnisses ergeben wird, muss abgewartet 

werden, umso mehr, da sich wohl insgesamt die neuen 

rechtlichen Grundlagen im medizinischen Alltag nur marginal auswirken 

werden.Zu Recht bleibt die Frage bestehen: Patientenrechtegesetz 

± Top oder Flop? 

Für die akademische Chirurgie stellt sich sicherlich eine zukünftige 

Herausforderung auch in der ¹Exzellenzinitiative des Bundes 

und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung 

an deutschen Hochschulenª (siehe hierzu den Beitrag von C.F. 

Vahl in diesem Heft).Die universitäre Medizin hat sich bis zum 

heutigen Tag in Deutschland durch das Humboldt'sche Konzept 

der Einheit von Forschung, Lehre und Krankenversorgung leiten 

lassen, was noch bei jeder Neubesetzung eines chirurgischen 

Lehrstuhls nachdrücklich gelebt wird.Trotzdem hat sich in den 

letzten Jahren eine schleichende Trennung dieser Trias ergeben, 

bedingt u.a. durch Auslagerung der chirurgischen Forschung in 

externe Institute und eine wachsende Drittmittelforschung, reguliert 

durch Kennziffern, wie LOM oder Impactpunkte, auf die die 

akademische Chirurgie kaum noch Einfluss hat.Es ist zweifelsfrei 

ein nachvollziehbares Konzept, wissenschaftliche Wettbewerbsfähigkeit 

in Deutschland sichern zu wollen und dabei auch eine 

konkurrenzfähige akademische Elite wieder sichtbar werden zu 

lassen.Die Exzellenzinitiative ihrerseits könnte nun ± und vieles 

spricht dafür ± die deutsche Universitätslandschaft in einer Weise 

verändern, die mit den, gerade auch in den USA bewahrten Hum- 

boldt'schen Ideen, nichts mehr gemeinsam hat.Zunehmende 

Überwachung der Universitäten durch Kennziffersteuerung kann 

dann u.U. Einfluss nehmen auf die berufsethischen Grundlagen 

des verantwortlichen Handelns.Die Verhältnisse in den USA können 

für die Entwicklung in Deutschland nicht herangezogen werden, 

denn dort gibt es keine politische Privilegierung weniger 

Standorte.Die akademische Chirurgie ± und nicht nur diese ± 

muss also das Erbe von Humboldt kritisch hinterfragen und 

gleichzeitig die sicherlich notwendigen Strukturreformen in unserem 

Lande aus chirurgischer Sicht aktiv mitgestalten und in die 

richtigen Bahnen lenken, vor allem auch für den zukünftigen akademischen 

Nachwuchs. 

Die alljährliche Überarbeitung des DRG-Systems und die damit 

eng verbundenen Klassifikationen ICD-10 und OPS zeigen bedeutsame 

Veränderungen, die u.a.durch das entsprechende Engagement 

des Beauftragten der gemeinsamen DRG-Kommission 

von DGCH und BDC, Herrn R.Bartkowski (siehe hierzu seinen 

Beitrag in diesem Heft), möglich geworden sind.Die Abbildung 

und Vergütung gerade auch viszeralchirurgischer Leistungen 

kann präziser und sachgerechter erfolgen, wodurch strittige Abrechungssituationen 

zukünftig entfallen werden.Hervorzuheben ist 

ferner, dass die zeitgerechte Anpassung der Klassifikation der 

Hämorrhoiden aufgrund der nationalen Initiative aus Deutschland 

jetzt auch durch die WHO weltweit umgesetzt werden konnte. 

Nach dem chinesischen Kalender neigt sich das Jahr des Drachens 

dem Ende, d.h. frei nach W. Busch: ¹Es läuft die Zeit, wir 

laufen mit.ª Es folgt nun ab dem 10. Februar 2013 das Jahr der 

Schlange, die als besonders intelligent und weise gilt.Diese Eigenschaften 

müssen auch wir vor Augen haben und entsprechend 

handeln, denn eine Vielzahl von Aufgaben liegen vor uns, 

besonders auch die Einheit der deutschen Chirurgie.Erfreulicherweise 

hat sich gezeigt, dass der mit Cicero belegte Ausdruck 

¹Compromissumª, wenn von allen Seiten verfolgt, schrittweise 

zum Konsens führen kann.So planen die Deutsche Gesellschaft 

für Chirurgie und der Berufsverband der Deutschen Chirurgen gemeinsam 

die Wiederaufnahme der Veranstaltung ¹Quo vadis chirurgia?ª, 

die am 15.Februar 2013 im Langenbeck-Virchow-Haus 

in Berlin stattfinden wird, zu der wir Sie schon jetzt herzlich einladen. 

Prof.Dr.med.Dr.h.c.Hans-Joachim Meyer 



Sitz Berlin 


130. Kongress 

Einladung zum 130. Kongress der DGCH 

K.-W. Jauch 

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, 

für den 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 

vom 30. April bis 3. Mai 2013 im ICM München haben wir mit 

gröûtem Engagement aller 10 Fachgesellschaften sicherlich ein 

für alle Kolleginnen und Kollegen interessantes und abwechslungsreiches 

Programm zusammengestellt. Unsere Intention, die 

Zahl der Sitzungen wieder zu reduzieren, konnten wir trotz einer 

gestiegenen Anzahl an Abstrakteinreichungen auch in der Forschung 

realisieren, indem wir in enger Kooperation Themendoppelungen 

zwischen den Fachgesellschaften vermieden haben. 

Dafür bieten wir noch mehr Workshops und Seminare zu den verschiedenen 

Techniken und Themen an. 

Chirurgie mit Leidenschaft & Augenmaû als Motto unserer Tagung 

spricht 2 sich ergänzende und bedingende Eigenschaften 

an, die wir am Kongress mit Sitzungen zur Führungsverantwortung 

und Kultur unter dem Oberbegriff der ¹Leadershipª herausstellen 

wollen: Die Bewältigung aktueller Herausforderungen, 

wie die grundlegende Attraktion von Nachwuchs, die Weiterentwicklung 

unserer Fachgebiete mit zunehmender Spezialisierung 

und der neuen Techniken wie auch die tägliche Versorgung der 

uns anvertrauten Patienten. All dies bedarf sowohl unseres leidenschaftlichen 

Einsatzes und Begeisterung, aber zugleich auch 

des rechten Augenmaûes. 

Wie in den vergangenen 2 Jahren stellen wir dabei die einzelnen 

Kongresstage unter ein interdisziplinäres Tagesthema, das jedoch 

durch weitere fachspezifische chirurgische Themen an allen 

Tagen ergänzt wird. 

Die demografische Herausforderung der alternden Gesellschaft 

± Chirurgie im hohen Lebensalter ist unser erster Thementag. 

An diesem Tag werden wir gesellschafts- und sozialpolitische 

Fragen der zukünftigen Gestaltung und Finanzierung unseres 

Sozialsystems genauso adressieren, wie Fragen der Indikationsstellung 

bei häufig multimorbiden Patienten, spezieller Techniken 

bei alten Patienten, ethische Fragen der Palliativmedizin 

und Therapiebegrenzung. Ein besonderes Highlight wird am ersten 

Tag auch ein internetbasierter Brainstorming-Workshop zur 

Erarbeitung einer Agenda ¹Einheit Chirurgieª darstellen und wir 

werden besonders Studenten und Themen der Lehre und Weiterbildung 

ansprechen. 


Sitz Berlin 

Als zentrales Thema am 1. Mai, beschäftigen wir uns mit dem Arbeitsplatz 

Chirurgie und unseren eigenen Problemfeldern, die 

nur durch unseren gemeinsamen Einsatz unter dem Motto ¹Einheit 

Chirurgieª gelöst und gestaltet werden können. Die Gestaltung 

unseres Arbeitsplatzes mit klaren Konzepten der Nachwuchsgewinnung, 

Personalentwicklung und Arbeitsteilung und 

Arbeitsplatzgestaltung bis hin zu Verträgen stellt die zweite Säule 

der notwendigen Anstrengungen dar, die wir gemeinsam mit 

Krankenhausdirektoren, Verwaltung und Gesundheitspolitik diskutieren 

werden. Schlieûlich sind strukturelle Entwicklungen und 

Managementaufgaben entscheidend um den Arbeitsplatz Chirurgie 

attraktiv zu halten. Hier werden wir unter anderem Notfallaufnahme, 

OP-Management, Intensivmedizin, Zentrenbildung und 

Netzwerke bis hin zu sektorenübergreifender Klinikstruktur und 

zur ambulanten Chirurgie herausstellen. Dieser Tag wird zusammen 

mit den Berufsverbänden gestaltet, an vorderster Linie dem 

BDC, der wie immer auch eigene Sitzungen beiträgt. Fragen der 

Führungskultur und des ärztlichen Selbstverständnis werden wir 

ebenfalls herausstellen und noch durch Seminare vertiefen. 

Am dritten Tag steht in Zusammenarbeit mit unseren medizintechnischen 

und industriellen Partnern und Forschungseinrichtungen 

die Zukunftssicherung durch Innovation im Vordergrund. 

Die technischen und biomedizinischen Entwicklungen, insbesondere 

in der Bildgebung, über die IT bis hin zu Navigation 

und Robotik sowie Molekularbiologie ermöglichen uns neue, 

schonendere und zielgerichtetere Eingriffe, zum Wohl unserer 

Patienten. 

Am Schlusstag steht der Patient im Mittelpunkt unserer Tagung 

mit dem Thema Patientensicherheit, Leitlinien und personalisierte 

Chirurgie. Diese Themen bestimmen die Wahrnehmung 

der Chirurgie in der Öffentlichkeit und es gilt, uns dieser Herausforderung 

weiter aktiv zu stellen. Eine fundierte präoperative Risikobewertung, 

eine standardisierte perioperative Betreuung und 

ein optimiertes Komplikationsmanagement wirken hier zusammen, 

und werden ergänzt durch Qualitätssicherung und Themen 

der Register- und Versorgungsfoschung, Zentrenbildung und Zertifizierung. 

Die Chirurgische Forschung mit klinischen und experimentellen 

Vorträgen wird mit interdisziplinären Sitzungen aus allen Fachgebieten 

zu Schwerpunktthemen auf der Tagung eine herausgeho- 


130. Kongress 

bene Position einnehmen. Als Neuerung werden die Vorträge in 

Hauptsitzungen und Vortragssitzungen integriert und mit den 

Thementagen koordiniert: Regeneration, Stammzellen und Tumorforschung, 

Tissue engineering, Biomaterialien und Biobanking, 

Biomarker und individualisierte Medizin bieten Ansatzpunkte 

für Forscher und Kliniker zu interdisziplinärem Austausch und 

translationalen Ansätzen und Studien. 

Eine unverändert hohe Aufmerksamkeit widmen wir der Pflege in 

der Chirurgie mit den Sitzungen zur Pflege am Donnerstag und 

Freitag zu Themen der Allgemein-, Intensiv- und OP-Pflege. Am 

Dienstag richten sich interprofessionelle Sitzungen zu Wundversorgung, 

Dekubitus, Stoma und Inkontinenz beim alten Patienten 

gleichermaûen an ¾rzte und Pflege in Klinik und Praxis. 

Das Münchner Organisationsteam möchte Ihnen darüber hinaus 

den Aufenthalt in München, der Weltstadt mit Herz, abwechslungsreich 

und interessant gestalten mit einem Rahmen- und 

Festprogramm, das Musik, Kunst, Sport und Naturerlebnis verbindet. 

Das Kongressteam sowie das Präsidium der Deutschen 

Gesellschaft für Chirurgie, die Päsidenten und Organisationsteams 

der DGAV und DGKiCH, die ihren Jahreskongress als Teil 

des Chirurgenkongress abhalten, sowie die Präsidenten der übrigen 

Fachgesellschaften freuen sich auf eine spannende Tagung 

im frühsommerlichen München und hoffen auf ihre zahlreiche und 

rege Beteiligung. 

Mit freundlichen Grüûen im Namen aller Mitwirkenden 

Prof. Dr. Karl-Walter Jauch 

Präsident 2012/2013 

Wichtige Termine 

Tag Datum Uhrzeit Programm 

Di 30.04.2013 13:00 

18:00 

Mi 01.05.2013 14:30 

14:30 

18:00 

Do 02.05.2013 

20:00 

13:00 

19:30 

Fr 03.05.2013 14:45 

16:30 

20:00 

Eröffnungsveranstaltung der DGAV 

Kongresseröffnung in der Aula der 

Ludwig-Maximilians-Universität München, 

anschlieûend Empfang im Lichthof 

Mitgliederversammlung der DGAV 

Mitgliederversammlung der DGKCH 

1. Chirurgischer Staffellauf (Organspendelauf) 

DGAV-Abend, DGKCH-Abend 

DGCH Mitgliederversammlung 

Festabend im Hotel Bayerischer Hof 

mit dem Orchester ¹Ambros Seelosª 

Vortrag Thomas Huber (¹Huberbuamª): 

¹Über-Leben am Abgrund? Erfahrungen 

mit persönlicher Risikobewertung.ª 

Abschlussveranstaltung im ICM mit 

Festvortrag Prof. Dr. G. Gigerenzer: 

¹Illusion der Gewissheitª 

Nacht der Jungen Chirurgie im ¹Heart!ª 


Allgemeine Hinweise 

Präsident Prof. Dr. Karl-Walter Jauch 

2012 /2013 

Kongressteam PD. Dr. Wolfgang Thasler (Kongresssekretär) 

wolfgang.thasler@med.uni-muenchen.de 

PD Dr. Axel Kleespies (Stv. Kongresssekret—r) 

axel.kleespies@med.uni-muenchen.de 

Dr. Makus Albertsmeier (Studentenforum, 

Chirurgische Schnitzeljagd) 

PD Dr. Martin Eichhorn (Satelliten-Symposien) 

Dr. Oliver Gottschalk (Nacht der Jungen 

Chirurgie) 

PD Dr. Michael Kasparek (Fachzeitschriften) 

Dr. Theresa Kauke (Seminare, Workshops) 

Dr. Hanno Nieû (Organspendelauf, Posterausstellung) 

Dr. Tobias Schiergens (Posterausstellung) 

Reinhard Thasler (Rahmenprogramm) 

Dr. Michael Thomas (Administration) 

Kongress- Melanie Schreiber 

sekretariat Klinik für Allgemeine-, Viszeral-, Transplantations-, 

Gefäû- und Thoraxchirurgie 

Klinikum der Universität München ± 

Campus Groûhadern 

Marchioninistraûe 15; 81377 München 

Tel.: 0 89/70 95-35 64 

Fax: 0 89/70 95-88 93 

E-Mail: melanie.schreiber@med.unimuenchen.de 

Geschäfts- Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer 

stelle der Generalsekretär 

DGCH Dr. Rosmarie Nowoiski 

Leiterin des Büros 

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie 

Luisenstraûe 58 /59, 10117 Berlin 

Tel.: 0 30 /28 87 62 90 

Fax: 0 30 /28 87 62 99 

Internet: www.dgch.de 

E-Mail: dgchirurgie@t-online.de 


Sitz Berlin 

Pressestelle Christine Schoner 

Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart 

Tel.: 07 11/89 31-5 73 

Fax: 07 11/89 31-1 67 

E-Mail: schoner@medizinkommunikation.org

130. Kongress 

Veranstal- ICM ± Internationales Congress Center 

tungsort München, Messegelände, 81823 München 

Organisation / Medizinische Congressorganisation Nürnberg 

Veranstalter AG (MCN) 

Neuwieder Straûe 9, 90411 Nürnberg 

Anne-Christine Veith (Industrieausstellung/ 

Organisation) 

Tel.: 09 11/3 93 16-16 

Fax: 09 11/3 93 16-56 

E-Mail: veith@mcn-nuernberg.de 

Katja Dahlem (Referenten) 

Tel.: 09 11/3 93 16-24 

Fax: 09 11/3 93 66-56 

E-Mail: dahlem@mcn-nuernberg.de 

Rosita Pfleger (Teilnehmerregistrierung, 

Rahmenprogramm) 

Tel.: 09 11/3 93 16-42 

Fax: 09 11/3 93 16-56 

E-Mail: pfleger@mcn-nuernberg.de 

Internet www.chirurgie2013.de 

Info-E-Mail info@chirurgie2013.de 

Besonder- ± Partnerland Österreich 

heiten ± Interdisziplinäre Thementage (m. Schwerpunkt 

Anästhesie und Radiologie) 

± Brainstorming-Workshop ¹Einheit Chirurgieª 

Spezialhemen der Fachgesellschaften 2013 

Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie 

(DGAV): 

± Hernien 

± Notfallchirurgie 

± Multimodale Therapie 

± Operationstechniken 

Deutsche Gesellschaft für Gefäûchirurgie und Gefäûmedizin 

(DGG): 

± Gefäûchirurgie im hohen Alter 

± Gefäûassistent und Endovaskulärer OP-Assistent 

± Gefäûzentrum und Zertifizierung 

± Förderung junger Gefäûmediziner 

± Innovation mit neuen bildgebenden Verfahren 

± Stent vs. OP bei aneurysmatischen und obliterierenden 

Gefäûerkrankungen 

Thementage 2013 

Dienstag, 30.04.2013 

Die demografische Herausforderung ± Chirurgie im hohen Alter: 

Chirurgie und Intensivmedizin bei alten Patienten, Komorbidität 

und Therapiebegrenzung, Palliative Chirurgie 

Mittwoch, 01.05.2013 

Arbeitsplatz Chirurgie: Führungskultur, Nachwuchsgewinnung 

und Personalentwicklung, Klinikstrukturen und -management, 

Notaufnahme- und OP-Management 

Donnerstag, 02.05.2013 

Zukunftssicherung durch Innovation: Minimalinvasive Chirurgie 

und Medizintechnik, Innovationsbewertung und Finanzierung, 

Bildgebung, Navigation, Robotik 

Freitag, 03.05.2013 

Patientensicherheit, Leitlinien und individualisierte Chirurgie: 

Qualitätsmanagement und Risikobewertung, Perioperative Medizin, 

Komplikationsmanagement 

Interdisziplinäre Forschungsthemen 

Regeneration, Stammzellen, Tumor, Forschungsorganisation 

und Förderung, Tissue engineering ± Biomaterialien, Biobanking, 

Biomarker, Theranostics, Klinische Studien, Versorgungsforschung, 

Register 

Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH): 

± Innovationen in der Kinderchirurgie 

± Kinderchirurgische Forschung 

± Innovative Techniken 

± Kindertraumatologie 

± Femurfrakturen im Adoleszentenalter 

± Polytrauma und SHT 

± Kinderonkologie 

± Kinderurologie 

± Vaskuläre Malformationen, Hämangiome, Lymphangiome 


Sitz Berlin 

Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie 

(DGMKG): 

± Wiederherstellung von Form und Funktion des Gesichts und 

Gesichtsschädels. Bildgestützte Rekonstruktion nach Tumor und 

Trauma (in Kooperation mit HNO und Plastischer Chirurgie) 

± Aktuelle Traumatologie des Schädels (in Kooperation mit Neurochirurgie, 

HNO und Unfallchirurgie) 

± ¾sthetische Gesichtschirurgie (in Kooperation mit HNO und 

Plastischer Chirurgie) 


130. Kongress 

± Chirurgie des kompromittierten Knochens, Osteoporose, biphosphonatassoziierte 

Knochennekrosen, Bestrahlung (in Kooperation mit 

Orthopädie, Unfallchirurgie und plastischer Chirurgie) 

Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC): 

± Versorgung peripherer Nervenverletzungen 

± Navigationsgestützte Operationen im spinalen Bereich 

(degenerativ/Tumor) 

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische 

Chirurgie (DGOOC): 

± Hüfterkrankungen im hohen Alter 

± Knieendoprothetik bei sekundärer Arthrose 

± Fuûarthrodesen 

± Operative Präzision und Genauigkeit 

± Endoprothesenzentrum und Endoprothesenregister 

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und 

¾sthetischen Chirurgen (DGPR¾C) 

± Plastische Chirurgie ambulant vs. stationär 

± Tissue engineering und Stammzellen 

± ¾sthetische Chirurgie 

± Handchirurgie (mit DGH) 

± Rekonstruktion 

± Verbrennung (mit DGV) 

± Plastische Chirurgie interdisziplinär 

Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT); 

± Kooperation Thoraxanästhesie und Thoraxchirurgie 

± Lungentransplantation 

± Pleuraempyem und Lungenabszess 

± Lungenkarzinom: S3-Leitlinie noch aktuell? 

± Thoraxwandtumore 

Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäûchirurgie 

(DGTHG): 

± Chirurgie der thorakalen Aorta 

± Minimalinvasive Chirurgie der Herzklappen 

± Thorakale Organtransplantation 

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU): 

± Frakturen des proximalen Oberschenkels 

± Kniegelenknahe Frakturen 

± Frakturen des Sprunggelenks 

± Frakturen des Fuûes 

± Osteoporotische Frakturen 

± Traumanetzwerk 

± Computernavigationsgestützte Verfahren in der Unfallchirurgie 

± Hybrid-OP, der interdisziplinäre OP der Zukunft 

Weitere Themen 2013 

Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) 

Berufsverband Niedergelassener Chirurgen (BNC) 

Bundeswehr 

Pflegekongress (DBfK) 

± Der alte Patient in der Pflege, geriatrische Rehabilitation 

± Assistenzberufe, Akademisierung der Pflege 

± Medizintechnik, Innovation und Op-Pflege 

± Intensivpflege 

130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 

30.04±03.05.2013, ICM Internationales Congress Center München 

Die Voranmeldung zum Kongress ist bereits möglich. 

Auch für 2013 steht Ihnen die Online-Registrierung zur Verfügung. 

Besuchen Sie die Kongress-Homepage www.chirurgie2013.de. 

Folgen Sie hier dem Link ¹Informationª und ¹Anmeldungª. 

Sofern Sie keinen Zugriff zum Internet haben, senden wir Ihnen selbstverständlich 

gerne auf Anfrage ein Anmeldeformular zu. 

Kontakt: MCN Medizinische Congressorganisation Nürnberg AG, Neuwieder Str. 9, 

90411 Nürnberg, Tel.: 09 11/3 93 16-42, Fax: 09 11/3 93 16-56, 

E-Mail: dgc@mcnag.info 



Sitz Berlin


Einfluss der Rechtsprechung auf Entscheidungen 

in der Medizin (Chirurgie)? 

A. Diederichsen 

Über Jahrhunderte hinweg war die Arzt-Patienten-Beziehung 

dem Zugriff des Rechts entzogen. Das Urbild des Arztes war der 

Heiler und Helfer, der seine Kunst in den Dienst am Kranken stellte 

und dessen Dienste nicht entlohnt, sondern honoriert wurden. 

Grenzen setzten dem ärztlichen Handel die Moral und die lex artis. 

Krankheit und ihre Folgen waren Schicksalsschläge. Sie waren 

einer rechtlichen Schuldzuweisung entzogen. 

1. Warum und seit wann mischt sich das 

Recht in die Ausübung der Medizin ein? 

Aufgabe des Rechts und der Rechtsprechung ist es, Ausgleich 

herzustellen zwischen ungleichgewichtigen Rechtspositionen, 

die sich meist zur Bewältigung einer Aufgabe begegnen. Das 

Arzt-Patienten-Verhältnis entbehrt des Gleichgewichts. Dies beruht 

u. a. auf der historischen Entwicklung des Arztberufs. 

Im frühen christlichen Abendland oblag den Klöstern vorrangig 

die Behandlung der Kranken. Daraus entwickelte sich ein Gelehrtenberuf, 

der von Angehörigen der gebildeten Oberschicht ausgeübt 

wurde. Im Ostchor des Doms zu Lübeck befindet sich die 

Grabtafel eines Bischofs, der von 1317±1341 lebte. Auf ihr wird 

der Verstorbene als ¹magister in artibus et in medicinaª bezeichnet. 

Er war nicht nur das, er war auch noch Architekt und Baumeister, 

denn die Inschrift geht weiter: ¹¼fecit construi hunc chorum.ª 

Der Numerus clausus für das medizinische Studium gab 

lange Jahre nur sog. Einser-Abiturienten Chancen auûerhalb 

des Losverfahrens einen Studienplatz in Deutschland zu ergattern. 

Gilt doch das Studium als ¹schwierigª. Ob die Ausübung 

des Arztberufs einen Gelehrten erfordert oder nach der griechischen 

Bedeutung des Wortes ¹Chirurgieª einen Kunsthandwerker 

(1), kann unentschieden bleiben. 

Der Arzt ist jedenfalls im Verhältnis zum Patienten im Regelfall 

der Sachkundigere. Er hat die Therapiehoheit. Er fühlt sich nicht 

selten als wohlmeinender Helfer, der bestens weiû, was für den 

Patienten gut ist. Deshalb tritt er dem Patienten wissend und nicht 

selten wortkarg entgegen. Der Patient hingegen befindet sich 

schon wegen seiner Erkrankung in einer Situation der Schwäche, 

er fühlt sich dem Arzt ¹überantwortetª. Geduldig wartet er auf 


Sitz Berlin 

Gängen und in Wartezimmern, bis sich der Arzt seiner annimmt. 

Nicht selten hinterfragen Patienten weder Methodenwahl noch Risiken 

der ihnen notwendig erscheinenden Behandlung. 

Eine solche Arzt-Patienten-Beziehung widerspricht dem modernen 

rechtlichen Verständnis von einem mündigen und autonomen 

Menschen. Der Patient soll heute über seine Behandlung selbst 

bestimmen. Er willigt in die Behandlung ein. Das Arzthaftungsrecht 

schafft dafür den rechtlichen Rahmen. 

Das angespannte Verhältnis zwischen Recht und Medizin beruht 

maûgeblich auf der rechtlichen Doktrin, dass der ärztliche Eingriff 

als Körperverletzung zu werten ist, die zur Rechtfertigung der Einwilligung 

des Patienten bedarf. Das Skalpell wird zu dem den Patienten 

verletzenden Messer, fehlt die Einwilligung in die Operation. 

In einen ärztlichen Kunstfehler kann ein Patient nicht einwilligen. 

Er bleibt immer eine Körperverletzung, für deren Folgen der 

Arzt und der Klinikträger haften, entsteht daraus ein Schaden. 

Die Einbeziehung der ¾rzte in das deutsche Haftungsrecht erfolgte 

mit der Betonung der rechtlich geschützten Individualität des 

Menschen ab dem beginnenden 20. Jahrhundert. Noch derzeit 

ist Arzthaftungsrecht überwiegend Richterrecht. In diesem Jahr 

hat der Bundestag sich allerdings zur Kodifikation des Arzthaftungsrechts 

im Patientenrechtegesetz aufgerafft. Nach der gemeinsamen 

Erklärung der beiden mit dem Gesetzesvorhaben befassten 

Ministerien (Justiz- und Gesundheits- und Verbraucherschutzministerium) 

geht es darum, 

¹Transparenz über die bereits heute bestehenden, umfangreichen 

Rechte der Patienten und Patientinnen herzustellen, die 

tatsächliche Durchsetzung dieser Rechte zu verbessern, zugleich 

Patienten und Patientinnen im Sinne einer verbesserten 

Gesundheitsversorgung zu schützen und insbesondere im Fall 

eines Behandlungsfehlers stärker zu unterstützen.ª 

Danach haben wir es zu tun mit einem Schutzgesetz vor den ¾rzten, 

nicht aber mit einer Regelung des Arzt-Patienten-Verhältnisses. 

Von den Rechten der ¾rzte ist darin denn auch nicht die Rede. 



2. Weshalb diese rechtliche Konstruktion? 

Das Recht soll Waffengleichheit zwischen den Parteien im Konfliktfall 

herstellen. 

Besteht zwischen Arzt und Patient ein intaktes Vertrauensverhältnis, 

wird die Spannung zwischen dem Primat der Heilung und 

dem Primat der Selbstbestimmung kaum wahrnehmbar sein. 

Kommt es jedoch zum Konflikt zwischen Arzt und Patient, weil 

der gewünschte Heilerfolg ausbleibt oder sich das Leiden verschlimmert, 

und greift das Haftungsrecht ein, richtet sich dieses 

am Leitbild des mündigen selbstbestimmten Patienten aus. Das 

Haftungsrecht prüft, ob der Arzt mit Recht den Patienten behandelt 

und sich damit in dessen Gesundheitsfürsorge eingemischt 

hat. 

Der Arzt wählt die Therapie, dem Patienten obliegt aber die Wahl 

der Behandlung. Er kann sie auf sich nehmen oder ablehnen. Er 

darf nicht zwangsmedikamentisiert und auch nicht zwangsbehandelt 

werden, mag er noch so krank sein. Ist er nicht ansprechbar, 

ist die Behandlung aufgrund seiner mutmaûlichen Einwilligung 

durchzuführen (2). Bestreitet er seine Einwilligung nachträglich 

oder macht er geltend, er habe nicht in Kenntnis des Risikos des 

Eingriffs eingewilligt, weil ihm dieses verschwiegen worden sei, 

kann sich der Arzt zwar darauf berufen, dass der Patient jedenfalls 

auch dann seine Einwilligung erteilt hätte, wenn er alle Umstände 

zutreffend gewusst hätte. Doch trägt der Arzt die Beweislast 

für die hypothetische Einwilligung, wenn der Patient einen 

Entscheidungskonflikt plausibel macht (3). 

3. Das Haftungsrecht fordert und fördert die 

Kommunikation des Arztes mit dem Patienten 

(4) 

In einer partnerschaftlichen Arzt-Patienten-Beziehung ist es Aufgabe 

des Arztes, dem Patienten die Behandlung verständlich zu 

machen. Er wird den Patienten nach dessen Verständnishorizont 

über den Verlauf der Therapie aufklären. Nur der informierte Patient 

kann bei der Behandlung optimal mitwirken. Der informierte 

Patient entlastet andererseits den Arzt, wenn ihm durch die Erläuterung 

der Therapie und der Konsequenzen der Nichtbeachtung 

von Verhaltensregeln die Verantwortung für sich selbst und seine 

Gesundung auferlegt wird. Die Aufklärung kann mithin einen Behandlungserfolg 

optimieren. 

Der Arzt muss dem Patienten dabei helfen, mit seiner Krankheit 

zu leben, sie als Herausforderung anzunehmen und bestmöglich 

zu bewältigen. Einerseits entlastet sich der Arzt dadurch von nicht 

zu erfüllenden Erwartungen. Er nimmt sich den Nimbus des Alleskönners 

und weist dem Behandelten eine eigene Rolle im Be- 



Sitz Berlin 

handlungsgeschehen zu. Er bekennt sich zur Grenze seiner 

Kunst. 

Andererseits wird ein Patient, der erkennt, dass er selbst mit seiner 

Krankheit umgehen muss und die ärztliche Kunst Grenzen 

hat, weniger geneigt sein, den ausbleibenden Heilungserfolg der 

Inkompetenz des Arztes anzulasten. 

Aufklärung macht das Arzt-Patienten-Verhältnis und auch die Arbeit 

des Arztes ehrlicher und realistischer. 

Die Respektierung des Selbstbestimmungsrechts des Patienten 

gebietet vor Eingriffen die Risikoaufklärung und die Aufklärung 

über Behandlungsalternativen. Der Patient hat ein Recht darauf, 

selbstständig zu entscheiden, ob er bereit ist, die mit einer vom 

Arzt vorgeschlagenen Therapie verbundenen Risiken einzugehen. 

Der Arzt tut gut daran, den Patienten nicht von der Schilderung 

der Risiken zu verschonen. Er hat dem Patienten Einblick in 

seine konkrete Behandlungssituation mit ihren Chancen und Risiken 

zu vermitteln. 

Auch wenn der Chirurg die Operation für optimal hält, hat der Patient 

das Recht zu erfahren, welche Alternativen es dazu gibt. Ob 

eine konservative Therapie unter ¾nderung der Lebensweise ihm 

helfen könnte. Mit welchen Narkosefolgen er zu rechnen hat. Der 

Patient muss mit den Folgen der Behandlung leben. Das wird ihm 

leichter fallen, wenn er in Kenntnis der Alternativen und Risiken in 

die Behandlung eingewilligt hat. Dem Patienten muss klar gemacht 

werden, dass es trotz der enormen Leistungsfähigkeit der 

modernen Medizin schicksalhafte Entwicklungen geben kann, 

ohne dass ein ärztlicher Fehler gemacht worden ist. 

Ich verkenne nicht, dass Patienten, die nicht den erwarteten Heilerfolg 

erfahren, vergesslich sind. Deshalb ist wichtig, dass sich in 

den klinischen Abläufen und ärztlichen Praxen die sorgfältige Dokumentation 

eines Arzt-Patienten-Gesprächs etabliert. Die Dokumentation 

gewährleistet dem Arzt die Nachvollziehbarkeit von 

Behandlungsabläufen. Sie gibt ein Mehr an Sicherheit für den einzelnen 

Arzt. Eine korrekte Dokumentation kann das Prozessrisiko 

verringern (5). 

So hat der BGHentschieden, dass der Tatrichter einer ordnungsgemäûen 

und daher vertrauenswürdigen Dokumentation bis zum 

Beweis ihrer Unrichtigkeit ± der dem Patienten obliegt ± Glauben 

schenken darf. Ist allerdings eine medizinisch gebotene Dokumentation 

unzulänglich, gilt ± bis zum Beweis des Gegenteils ± 

die Vermutung, dass die erforderliche ärztliche Anordnung unterblieben 

ist. Ausnahmsweise kann ein Dokumentationsmangel 

auch bedeutsam für den Kausalitätsnachweis sein, wenn der wegen 

Fehlens der gebotenen Aufzeichnung indizierte Behandlungsfehler 

als grob zu bewerten wäre oder sich als Verstoû des


Arztes gegen eine besondere Befundsicherungspflicht darstellen 

müsste und aus diesem Grund dem Patienten im Haftungsprozess 

Beweiserleichterungen zugutekommen (6). 

Gerade in ihrem medizinischen Spektrum wird es immer wieder 

Patienten geben, die sich dem Arzt anvertrauen, die keine Aufklärung 

über die Risiken eines notwendigen Eingriffs wollen. Auch 

das ist Selbstbestimmungsrecht des Patienten. In einem solchen 

Fall tut der Arzt gut daran, ein solches Verhalten in den Krankenunterlagen 

sorgfältig zu dokumentieren und sich vom Patienten 

den Verzicht auf die Aufklärung bestätigen zu lassen. 

Die Sicherung des Heilerfolgs und die Achtung vor dem Patienten 

gebieten es, diesen nach der Operation nicht nur in die Reha-Einrichtung 

baldmöglichst weiterzureichen, sondern ihn medizinisch 

zu begleiten. Hier greift die therapeutische Aufklärung ein. Der 

Patient ist darüber aufzuklären, wie sich möglicherweise Komplikationen 

ankündigen werden und welche Maûnahmen er in 

einem solchen Fall ergreifen muss. Ihm sind Verhaltensregeln 

mitzugeben zur Einnahme von Medikamenten, und er ist auf die 

erforderliche Nachsorge hinzuweisen. Der BGH(7) hat in einem 

Urteil einen groben Behandlungsfehler in Betracht gezogen, weil 

ein Patient nach der Operation eines Hypophysentumors aus der 

Klinik entlassen worden ist, ohne ihm dringend anzuempfehlen, 

auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten und über die 

Folgen zu geringer Flüssigkeitsaufnahme aufzuklären. Aufgrund 

eines Flüssigkeitsmangels erlitt der Patient einen Zusammenbruch 

mit schwerer Hirnschädigung und ist inzwischen ein Pflegefall, 

für dessen Finanzierung die Klinik in die Haftung genommen 

worden ist. 

Die Rechtsprechung hat mit der Betonung des Selbstbestimmungsrechts 

des Patienten als Rechtfertigung für den medizinischen 

Eingriff einen Wandel angestoûen, weg vom ärztlichen Paternalismus 

hin zu einem zeitgemäûen partnerschaftlichen Rollenbild. 

Über die Pflicht zur Aufklärung des Patienten als Voraussetzung 

einer wirksamen Einwilligung in die ärztliche Behandlung 

hält die Rechtsprechung den Arzt zur Kommunikation mit dem 

Patienten an und fordert ein am Patienten orientiertes Denken. 

Der Arzt, der mit dem Patienten über die Notwendigkeit, Alternativen 

und Risiken zu einer geplanten Herzoperation spricht, ist gehalten, 

die Behandlungssituation objektiv zu bewerten bis hin zum 

gedanklichen Rollentausch. Der Arzt entlastet sich durch eine 

umfassende sorgfältige Aufklärung von eigener Verantwortung. 

Er ist nicht der alles wissende Übervater des Patienten, sondern 

kann Entscheidungen übertragen und sich von einem schicksalhaften 

Krankheitsverlauf entlasten. 

Zusammenfassend ist festzustellen: Das Haftungsrecht fördert 

die Kommunikation und verhindert dadurch vermeidbare negative 


Sitz Berlin 

Behandlungsabläufe. Es wirkt Schadensfällen entgegen. Das Behandlungsverhältnis 

wird patientenbezogener. 

4. Die Rechtsauffassung vom Arzt-Patienten- 

Verhältnis nach dem Entwurf des Patientenrechtegesetzes 

Im Entwurf des Patientenrechtegesetzes wird die deliktische Haftung 

nicht einmal erwähnt, auch wenn sie neben die vertraglichen 

Haftungsgrundlagen in Anspruchskonkurrenz tritt. Die geplanten 

Regelungen betreffen ausschlieûlich den Behandlungsvertrag, 

der als neuer Abschnitt in das BGB eingefügt werden soll (8). Bisher 

führte der Behandlungsvertrag im zivilen Haftungsprozess 

eine untergeordnete Rolle. Doch nehmen die Patienten zunehmend 

das Arzt-Patienten-Verhältnis als vertragliches Dienstleistungsverhältnis 

wahr. Dies liegt u. a. daran, dass neben das Haftungsrecht 

das Sozialrecht getreten ist, das die Gesundheitsversorgung 

des überwiegenden Teils unserer Bevölkerung regelt. 

Ihm wächst zunehmend rechtliche Kontrollfunktion zu. Die Zwänge 

des staatlichen Gesundheitssystems schränken zweifellos die 

Handlungsfreiheit des Arztes und die Wahl der Behandlung durch 

den Patienten ein. Sie betonen aber die vertragliche Komponente 

des Arzt-Patienten-Verhältnisses. Über die Leistungsebene des 

staatlichen Gesundheitssystems hinaus kann sich der Patient 

eine ¹bessere Leistungª kaufen (9). Die Eigenbeteiligungen der 

Patienten sind im Kommen. Es liegt aber in der Natur der Sache, 

dass man an eine Leistung, für die man zusätzlich zahlt, erhöhte 

Ansprüche stellt. Dies zeigen zunehmend Gewährleistungsprozesse 

gegen Zahnärzte und Schönheitschirurgen. Hier wird nicht 

nur fachgerechte Behandlung erwartet, sondern ein positives Ergebnis. 

Der Dienstvertrag, um den es sich beim Arztvertrag im Allgemeinen 

handelt, wird zum erfolgsgebundenen Werkvertrag. 

Der Arzt schuldet nach gegenwärtiger Rechtsauffassung die 

sorgfältige medizinisch gebotene Behandlung, nicht aber den 

Heilerfolg. 

In der rechtlichen Diskussion ist der Begriff der ¹Heilungschanceª 

und bei ihrem Verfehlen die Proportionalhaftung (10). Nach dem 

Prozentsatz der Realisierung der Heilungsmöglichkeit soll nach 

Auffassung eines Teils der Rechtslehre bei ausbleibendem Heilungserfolg 

gehaftet werden. Das Haftungsrecht entwickelt sich 

dadurch zu einer Art Gefährdungshaftung. Der Arzt haftete danach 

für die Gefahr des ausbleibenden Heilerfolges. Der Arzt eröffnet 

aber durch die Behandlung des Kranken nicht ein besonderes 

Gefahrenpotenzial, vergleichbar mit der Gefahr der Teilnahme 

am motorisierten Straûenverkehr. Die ¹Proportionalhaftungª 

schafft keinen gerechten Interessenausgleich in medizinischen 

Haftungsfällen. Sie benachteiligt die Behandlungsseite und trägt 

pönalen Gedanken Rechnung. Diese sind dem zivilen Haftungs- 



recht fremd. Das Haftungsrecht bestraft nicht, es schafft Ausgleich. 

Das geltende Haftungsrecht wirkt sowohl defensiv als auch präventiv 

als Güterschutz. Das Gut ¹Gesundheitª kann durch das 

Haftungsrecht nicht verbessert werden. Die Gesundheit wird geschützt 

gegen Verletzungen aufgrund einer schuldhaft unsachgemäûen 

oder aufgrund fehlender Einwilligung rechtswidrigen Behandlung. 

Haftender ist nicht derjenige, der einen nicht geschuldeten 

Erfolg nicht erbringt, sondern derjenige, der die rechtlich 

geschützte Position des Behandelten verletzt und dadurch einen 

Schaden verursacht. 

5. Repression und Prävention durch das 

haftungsrechtliche Fehlerregime 

Über die Anforderungen an das Behandlungsregime wird anlässlich 

eines eingetretenen Schadensfalls von der Rechtsprechung 

repressiv entschieden. Das Recht antizipiert aber abstrakt den 

¹worst caseª, um Rechtsgutsverletzungen zu vermeiden und wirkt 

damit präventiv. 

Die Anforderungen an eine Behandlung, die zu einem Schaden 

geführt hat, werden mit Blick auf einen möglichen Haftungsfall 

auch von der medizinischen Fachwelt diskutiert und zur Prävention 

gegen weitere Schadensfälle eingesetzt. Fehlerquellen werden 

über die Rechtsprechung zu Haftungsfällen in Arztkreisen allgemein 

bekannt und können im medizinischen Behandlungsalltag 

eliminiert werden. Das Haftungsrecht wirkt dann präventiv, weil 

der Arzt darüber zu Handeln angehalten wird, das dem objektiven 

ärztlichen Sorgfaltsmaûstab entspricht. 

Die Beachtung des medizinischen Standards spielt in Haftungsfällen 

eine entscheidende Rolle. Das Recht unterwirft das Verhalten 

des Arztes einem abstrakten Kontrollmaûstab. Der medizinische 

Standard wird aber nicht im Haftungsrecht und nicht von 

der Rechtsprechung entwickelt. Ihn entwickelt die Medizin. Evidenzbasierte 

Medizin schafft medizinischen Standard, an dem 

sich das Haftungsrecht bei der Beurteilung der ärztlichen Behandlung 

maûgeblich orientiert. Der Facharztstandard, der dem Patienten 

geschuldet wird, wird geprägt durch die Spezialisierung 

der ¾rzte in medizinische Teilgebiete. Maûgebend für die Beurteilung 

des Standards ist der Erkenntnisstand der medizinischen 

Wissenschaft zur Zeit der Behandlung (11). Doch wird nicht stets 

das jeweils neueste Therapiekonzept geschuldet. Die Anwendung 

einer herkömmlichen bewährten Methode wird nicht schon 

deshalb zum Behandlungsfehler, weil bereits eine modernere Methode 

zur Verfügung steht. Eine Behandlungsmaûnahme genügt 

erst dann nicht mehr dem einzuhaltenden Qualitätsstandard, 

wenn andere Methoden risikoärmer sind und/oder bessere Hei- 


lungschancen versprechen, in der medizinischen Wissenschaft 

im Wesentlichen unumstritten sind und deshalb nur ihre Anwendung 

von einem sorgfältigen und auf Weiterbildung bedachten 

Arzt verantwortet werden kann. Der behandelnde Arzt oder das 

einen Patienten aufnehmende Krankenhaus muss prüfen, ob 

eine dem Standard entsprechende Behandlung geboten werden 

kann. Ist dies nicht der Fall und erfordert nicht die Eilbedürftigkeit 

eines Notfalls die Übernahme der Behandlung, besteht die Verpflichtung 

den Patienten in eine Spezialklinik oder an einen Facharzt 

weiterzuverweisen. Der Standard stellt unterschiedliche Anforderungen 

an die Behandlungsbedingungen in einem Spezialzentrum 

(wie einem Universitätskrankenhaus) gegenüber einem 

Krankenhaus der Grundversorgung. Der Patient ist nach der gegebenen 

Situation bestmöglich zu versorgen. Sind die Behandlungsbedingungen 

nicht optimal, erhöhen sich allerdings die 

Pflichten an die Organisation der Behandlung und die Kooperation 

unter Krankenhäusern und ¾rzten. Übernimmt ein Arzt oder 

eine Klinik die Behandlung, wird regelmäûig die Behandlung 

nach dem objektiven Standard des entsprechenden Fachgebiets 

geschuldet (12). 

Grundlegenden Einfluss auf den Standard hat inzwischen auch 

das Sozialrecht. Nach den Richtlinien der Bundesausschüsse 

stehen nur bestimmte Therapien unter Versicherungsschutz. Sie 

werden in der ärztlichen Praxis angewendet und bilden sich auf 

diese Weise zum Standard aus. Grundsätzlich akzeptiert das 

Haftungsrecht auch wirtschaftliche Sichtweisen. Der haftungsrechtlich 

relevante medizinische Standard ist flexibel. Erst wenn 

sich die wirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Überlegungen vom Ziel 

der Heilung des Patienten abwenden und Rationalisierungsüberlegungen 

den Heilauftrag des Arztes infrage stellen würden, würde 

der Standardbegriff des Haftungsrechts sich am Wohl des Patienten 

orientieren müssen. Dieser Konflikt ist uns bisher, soweit 

ich das überblicke, erspart geblieben. 

6. Haftungsrecht und medizinischer 

Fortschritt 


Sitz Berlin 

Das Haftungsrecht fördert über die Anforderungen an die gebotene 

sorgfältige Behandlung den medizinischen Fortschritt. Es hindert 

das ärztliche Experiment am Patienten. 

Die Anwendung neuer noch nicht zugelassener Medikamente 

und Behandlungsmethoden ist erforderlich, um den medizinischen 

Standard fortzuentwickeln. Die Anwendung neuer Behandlungsmethoden 

bzw. die Vornahme von Heilversuchen an Patienten 

mit neuen Medikamenten unterscheidet sich von herkömmlichen, 

bereits zum medizinischen Standard gehörenden Therapien 

v.a. dadurch, dass in besonderem Maûe mit bisher unbekannten 

Risiken und Nebenwirkungen zu rechnen ist.


Vor der Aufnahme der Behandlung nach einer neuen Methode ist 

deshalb das Für und Wider durch den Arzt abzuwägen. Für eine 

verantwortungsvolle medizinische Abwägung ist der sorgfältige 

Vergleich zwischen den zu erwartenden Vorteilen und ihren abzusehenden 

oder zu vermutenden Nachteilen unter besonderer Berücksichtigung 

des Wohles des Patienten unabdingbar. Diese Abwägung 

muss während der Behandlung wiederholt werden, sobald 

neue Erkenntnisse über mögliche Risiken und Nebenwirkungen 

vorliegen. 

Darüber hat sich der behandelnde Arzt zu informieren. Er muss 

unverzüglich Kontrolluntersuchungen vornehmen, wenn sich 

merkbar für den Patienten Risiken abzeichnen, die zwar nach Ursache, 

Art und Umfang noch nicht genau bekannt sind, jedoch bei 

ihrem Eintreten zu schweren Gesundheitsschäden führen können. 

Die Anwendung der neuen Methode muss mit dem Patienten besprochen 

werden. Dieser ist darauf hinzuweisen, dass das Medikament 

(noch) nicht zugelassen ist bzw. die neue Methode unbekannte 

Risiken in sich birgt, welche Vor- und Nachteile und Risiken 

und Chancen zur Standardmethode gegeben sind. 

Im Fall der Anwendung einer Auûenseitermethode (13) ist der Patient 

zu belehren, dass es sich um ein nicht eingeführtes und auch 

nicht in der Erprobung befindliches Verfahren handelt. Bei jeder 

maûgeblichen Veränderung, die das Wohl des Patienten betrifft, 

hat der Arzt zu prüfen, ob die Anwendung der Medikation oder Behandlungsmethode 

noch vertretbar ist oder ob mögliche nunmehr 

bekannt gewordene Nebenwirkungen im konkreten Fall den Abbruch 

der Behandlung gebieten (14). 

Vor einiger Zeit hatte sich der BGHmit der Verabreichung eines 

Medikaments zur probeweisen Behandlung einer Herzarrhythmie 

(15) zu befassen, das bei der Patientin zu einem Herzstillstand 

mit schweren bleibenden Schäden führte. Der Einsatz des neuen 

Medikaments war ohne Einwilligung der Patientin erfolgt. Der Arzt 

versuchte erfolglos sich damit zu entlasten, dass probeweise die 

Wirkung geprüft werden sollte, ob es überhaupt anschlägt. Erforderlich 

ist, dass der Patient bereits vor dem ersten Einsatz des 

Medikaments über die probeweise Behandlung und deren Risiken 

aufgeklärt wird, damit er entscheiden kann, ob er in dessen 

Erprobung überhaupt einwilligen oder wegen der möglichen Nebenwirkungen 

hierauf verzichten will. Risiken einer zuvor erfolgten 

ärztlichen Behandlung können mit den Risiken der neuen Behandlung 

auch nicht ¹verrechnetª werden in dem Sinne, dass auf 

das Risiko ± hier des Herzstillstands ± schon im Zusammenhang 

mit der früheren Verordnung eines anderen zugelassenen Medikaments 

hingewiesen worden ist. Der Patient ist vor dem Einsatz 

eines neuen Medikaments jeweils über dessen Risiken vollständig 

aufzuklären. 


Sitz Berlin 

7. Haftungsrecht als Hilfe zur Fehlerkontrolle 

Die haftungsrechtliche Rechtsprechung fördert gegenseitige Kontrolle 

und beugt dadurch Fehlern vor. 

Der Chefarzt ist haftungsrechtlich als Organ des Krankenhausträgers 

anzusehen (16), soweit er bei seinen Organisations- und Anweisungsaufgaben 

die weisungsunabhängige Spitze darstellt; 

das gilt auch für die ebenfalls als Chefärzte anzusehenden Leiter 

einzelner Fachbereiche (17). Deshalb hat der Krankenhausträger 

für deren Fehler grundsätzlich einzustehen. 

Hiervon abgesehen, haftet der Chefarzt aber auch in eigener Person 

deliktisch für eine fehlerhafte Ausübung seiner Leitungsfunktionen 

in Bezug auf ärztliche und nichtärztliche Tätigkeiten, wenn 

er etwa die Verwendung veralteter oder gar nicht funktionsfähiger 

Geräte duldet (18) oder nicht für eine ordnungsgemäûe ärztliche 

Betreuung nach der Operation eines Patienten Sorge trägt (19). 

Wird fehlerhaftes Individualverhalten dem Klinikträger zugerechnet, 

wird die individuelle Fehlerkontrolle interessant. Das Haftungsrecht 

unterstützt deshalb das Streben der Klinikorganisation 

nach Fehlerfreiheit. Die Fragen nach einem Haftungsfall lauten im 

Allgemeinen: ¹Woher kommt der Schaden und wer hat Schuld?ª 

Solche Fragen fördern Qualitätsmanagement. Fehlendes medizinisches 

Qualitätsmanagement führt zu Fehlern und zu Haftungsfällen. 

Der Hinweis auf das Haftungsrecht kann Forderungen an 

die Organisation unterstützen. Im klinischen Alltag darf andererseits 

kein ¹Angstklimaª entstehen. Die Angst, einen Fehler zuzugeben, 

verhindert Maûnahmen gegen den Eintritt des Schadens. 

Aufgrund der Ökonomisierung der Krankenhäuser und der daraus 

resultierenden unterschiedlichen Zielsetzungen entstehen zwischen 

¾rzten und Budgetverwaltern nicht selten Spannungen. 

Die Ökonomisierung und Privatisierung der Kliniken entwickelt 

sich zur Haftungsfalle. 

Vergleichen Sie die Reaktion eines Autoherstellers auf einen Produktfehler 

mit der des Budgetverwalters einer Klinik, dem eine unzulängliche 

Ausstattung des OP-Bereichs oder personelle Engpässe 

auf der Station nicht verborgen geblieben sein können. 

Nicht selten hofft der Budgetverwalter, dass es trotz unzureichender 

sachlicher und personeller Ausstattungen nicht zu einem 

Schadensfall kommt. Hingegen wird der Autohersteller sofort 

eine aufwendige Rückrufaktion einleiten, geht es doch um den 

Ruf der Marke und damit um viel Geld. 

Ein Arzt, der weiû, dass Missstände in der Klinik den Heilungserfolg 

der von ihm zu operierenden Patienten infrage stellen, muss 

bei mangelnder Abhilfe durch den Klinikträger und vorhandener 



Ausweichmöglichkeit zu seiner eigenen Entlastung den Patienten 

entsprechend aufklären. Ein Risikopatient muss von dem zunächst 

in Anspruch genommenen Krankenhaus an ein solches 

mit höherer Versorgungsstufe überwiesen werden, wenn dies 

medizinisch geboten ist. Der Wunsch, einen Patienten weiterzubehandeln, 

darf keinesfalls dessen Anspruch auf die erforderliche 

und mögliche ärztliche Versorgung verdrängen. 

Durch die Rechtsprechung werden hierarchische Strukturen in 

Kliniken durchbrochen und die Kooperation zwischen ¾rzten untereinander 

und dem Pflegepersonal gefördert. 

8. Haftungsrecht kontra Hierarchie 

Im deliktischen Haftungsrecht werden hierarchische Schranken 

eliminiert. Der Chefarzt, der seinem zwar geübten, aber doch erkennbar 

überforderten Anästhesisten die gleichzeitige Betreuung 

von 3 Narkosen überlässt, handelt fahrlässig. Aber auch der Anästhesist, 

der dies nicht ablehnt, weil er in der Klinikhierarchie unter 

dem Chefarzt steht und um seine Karriere fürchtet, kann wegen 

mangelnder Sorgfalt und eines Übernahmeverschuldens deliktisch 

persönlich in die Haftung kommen, wenn aufgrund einer 

wegen seiner Überforderung nicht mehr beherrschbaren unterbrochenen 

Sauerstoffzufuhr bei einer der Operationen der Patient 

einen Hirnschaden erleidet (20). 

Zwar gilt der Grundsatz gegenseitigen Vertrauens bei vertikaler 

Arbeitsteilung (21). Ergibt sich das besondere Risiko der Heilmaûnahme 

aber gerade aus dem Zusammenwirken zweier verschiedener 

Fachrichtungen und einer Unverträglichkeit der von 

ihnen verwendeten Methoden oder Instrumente, gebietet das 

Wohl des Patienten als oberstes Gebot und Richtschnur die gegenseitige 

Verständigung und Zusammenarbeit. Die beteiligten 

¾rzte müssen den spezifischen Gefahren der Arbeitsteilung 

durch kooperative Abstimmung und Kommunikation entgegenwirken, 

um zum Schutz des Patienten einer etwaigen Unverträglichkeit 

verschiedener von den Fachrichtungen eingesetzten Methoden 

oder Instrumente vorzubeugen. Aufgrund unzureichender 

Kommunikationsprozesse zwischen den ¾rzten können gravierende 

Schäden entstehen. 

Der BGHhatte sich einmal mit der mangelnden Kooperation zwischen 

Anästhesisten und Chirurgen beim Kautern unter gleichzeitiger 

Sauerstoffzufuhr zu befassen (22). Die Folge waren 

schwerste Verbrennungen beim Patienten. 

Der Krankenhausträger muss organisatorisch gewährleisten, 

dass er mit dem vorhandenen ärztlichen Personal seine Aufgaben 

auch erfüllen kann. Dazu gehört die Sicherstellung eines operativen 

Eingriffs durch ausreichend erfahrene und geübte Opera- 



Sitz Berlin 

teure, und selbstverständlich muss auch sichergestellt sein, dass 

die behandelnden ¾rzte körperlich und geistig in der Lage sind, 

mit der im Einzelfall erforderlichen Konzentration und Sorgfalt zu 

operieren. Die personelle ärztliche Unterversorgung, die den erreichbaren 

medizinischen Standard einer sorgfältigen und optimalen 

Behandlung des Patienten gefährdet, führt bei Verwirklichung 

der damit verbundenen Gefahr zu einer Haftung des Krankenhausträgers. 

Deswegen darf der Krankenhausträger keine Organisation des 

ärztlichen Dienstes dulden, die die Gefahr mit sich bringt, dass 

durch vorhergehenden anstrengenden Nachtdienst übermüdete 

und deswegen nicht mehr voll einsatzfähige ¾rzte zu einer Operation 

herangezogen werden (23). Er muss, um solche Gefahren zu 

vermeiden, die notwendigen Anweisungen selbst erteilen. 

Der Krankenhausträger kann sich nicht mit Erfolg darauf berufen, 

es sei allein Sache des die Operation übernehmenden Arztes, darüber 

zu entscheiden, ob er sich trotz eines vorangegangenen 

Nachtdienstes dieser Operation gewachsen fühle. Selbstverständlich 

gehört die pflichtgemäûe Selbstprüfung zur Übernahmeverantwortung 

des betroffenen Arztes; aber dies entlässt den 

Krankenhausträger nicht aus seiner Mitverantwortung für eine 

entsprechende Einsatzsicherung. Das ist keine Frage der ¹ärztlichen 

Therapiefreiheitª, vielmehr hat der Krankenhausträger zum 

Schutze der Patienten und nicht zuletzt auch zum Schutze des 

überanstrengten Arztes selbst vor der Fehleinschätzung der eigenen 

Kräfte die allgemeine Vorsorge zu treffen (24). 

Hierarchische Prozesse dürfen auch im Übrigen nicht einfach laufen 

gelassen werden. Sie verursachen Fehlerquellen. 

Der Chefarzt, der trotz mangelnder Fortbildung oder fehlender 

Gesundheitskontrollen operiert, wird für die Klinik zum Haftungsrisiko. 

Der Anfänger darf nicht mit einer Komplikation alleine gelassen 

werden, um ihm einen Lernerfolg zu bescheren, den der übergeordnete 

Arzt selbst vor 20 Jahren erlebt hat (25). 

Der Wandel darf nicht verweigert werden. Die Totschlagsargumentation: 

¹Das haben wir immer so gemacht.ª Oder: ¹Das haben 

wir noch nie so gemachtª, kennt das Haftungsrecht nicht als 

Rechtfertigung für einen schuldhaft verursachten Schadensfall. 

Der Prävention vor Schadensfällen dient auch die Haftung der Klinikträger 

für die sog. voll beherrschbaren Risiken (26). Während 

der Arzt dem Patienten grundsätzlich nicht die erfolgreiche Herstellung 

seiner Gesundheit schuldet, sondern lediglich das sorgfältige 

Bemühen um Hilfe und Heilung, verhält es sich hinsichtlich 

der voll beherrschbaren Risiken eines Krankenhauses oder eines


Praxisbetriebes anders. In diesem Bereich schuldet der Klinikträger 

einen Erfolg (27), weil er dem Patienten aufgrund des Krankenhausvertrages 

eine standardgemäûe Ausstattung, sorgsame 

Pflege und Versorgung zugesagt hat. Er haftet für Schadensfälle 

wegen des nicht ordnungsgemäûen Zustands eines verwendeten 

Tubus (28), der mangelnden Funktionstüchtigkeit des eingesetzten 

Narkosegeräts, der Unreinheit des benutzten Desinfektionsmittels 

oder der mangelnden Sterilität der verabreichten Infusionsflüssigkeit. 

Dasselbe gilt für Schäden durch die unbemerkt 

gebliebene Entkoppelung eines Infusionssystems (29), das Zurückbleiben 

eines Tupfers im Operationsgebiet (30) oder die richtige 

Lagerung des Patienten auf dem Operationstisch (31). All 

diesen Fällen ist gemeinsam, dass die Unwägbarkeiten des 

menschlichen Organismus für den Eintritt des Schadens beim Patienten 

keine Rolle spielen und der Klinikträger verpflichtet ist, den 

Patienten vor Schäden dieser Art durch sorgfältige Pflege mit 

mangelfreien Geräten zu bewahren. 

Hier trägt das Haftungsrecht bei zur Verbesserung klinischer Ausstattung 

und Modernisierung von Behandlungsabläufen. Das Haftungsrecht 

wirkt aber auch in diesem Bereich gegen die Ökonomisierung 

der Medizin und Gewinnmaximierung. 

9. Zusammenfassung 

± Das Haftungsrecht fördert patientenorientiertes Denken und 

objektives Bewerten von Behandlungsabläufen im gedanklichen 

Rollentausch. 

± Es unterstützt die Kommunikation zwischen Patienten und 

¾rzten, aber auch der ¾rzte untereinander. 

± Es fördert den medizinischen Fortschritt und beugt Fehlern 

vor. 

± Es hat keine pönale Funktion. Eine Haftung ohne Schadensnachweis 

hat deshalb auszuscheiden. 

± Andererseits darf das Haftungsrecht die Medizin nicht überfordern, 

indem es den ärztlichen Alltag vernachlässigt, an eine 

sachliche Ausstattung zu hohe Ansprüche stellt, die unrealistisch 

und nicht finanzierbar sind. 

± Es muss dem Einzelfall gerecht werden. 

± Haftungsrecht soll insbesondere den Arzt nicht bevormunden. 

± Es darf beim Patienten nicht ungerechtfertigtes Anspruchsdenken 

fördern. 

¹Unsere Erfolge bescheint strahlend die Sonne, unsere Misserfolge 

bedeckt gnädig die Erde.ª Dass dieser Michel de Montaigne 

zugeschriebene Satz im zweiten Teil der Aussage heute nicht 

mehr gilt, verdanken wir dem medizinischen Fortschritt, für den 

die ¾rzte arbeiten und aufgrund dessen wir uns regelmäûig einer 

stabilen Gesundheit und langen Lebensdauer erfreuen. Die ärztliche 

Kunst verhindert überwiegend, dass ärztliche Kunstfehler 

den Tod des Patienten bedingen. Die Schadensbilanz eines geschädigten 

Patienten setzt sich allerdings aus weiteren Behandlungs- 

und Pflegekosten, Schmerzensgeld und Erwerbsschäden 

zusammen. Der geschädigte Patient und der für die Folgen eines 

Behandlungsfehlers einstehende Sozialversicherungsträger werden 

nicht selten zum Kläger im Haftungsprozess. Die präventiven 

Wirkungen des Haftungsrechts beeinflussen zweifellos maûgeblich 

medizinische Entscheidungsprozesse. Es erwächst daraus 

die Chance, dass Recht und Medizin zusammenwirken zur Optimierung 

des medizinischen Erfolgs zum Wohl der Patienten. Diese 

Chance gilt es wahrzunehmen. 

Anmerkungen 

1 Vgl. Wenzel/Simmler, Der Arzthaftungsprozess, Luchterhand 2012, 

Kap. 1 Rn. 3 

2 Vgl. Wenzel/Norouzi, aaO (Fn.1), Kap. 3 Rn. 67 

3 BGH, NStZ-RR 2004, 16; NJW 1991, 2344 

4 Vgl. Simmler in Wenzel, aaO (Fn. 1), Kap. 1 Rn. 76 ff. mwN 

5 Steffen/Pauge, Arzthaftungsrecht, 10. Aufl. Rn. 472 

6 BGH, VersR 1989, 512 

7 BGH, VersR 2009, 1267 

8 Vgl. hierzu ausführlich Wagner, VersR 2012, 789 ff. 

9 Vgl. Simmler aaO (Fn. 1), Kap. 1, Rn. 119 

10 Wagner, Verhandlungen des 66. Deutschen Juristentags Bd. I 2006 S. 

57 ff.; ders. Karlsruher Forum 2006, Schadensersatz ± Zwecke, Inhalte, 

Grenzen, Verlag Versicherungswirtschaft, Karlsruhe 2006, Schriftenreihe 

der Zeitschrift Versicherungsrecht ± Bd. 35 S. 80 ff.; Mäsch, 

Chance und Schaden 2004 

11 Vgl. Müller in Wenzel aaO (Fn. 1) Kap. 2, Rn. 1425 ff. 

12 Vgl. Müller aaO (Fn. 11) 

13 BGHZ 172, 254 

14 BGHZ 172, 1 = NJW 2007, 2767 

15 BGHNJW 2007, 2771 

16 BGHZ 77, 74 ff.; 95, 63, 70 

17 BGHZ 77, 74, 78; 101, 215, 218 

18 BGH, NJW 1994, 1594 

19 BGHZ 116, 379, 386 = NJW 1992, 743 und BGHZ 169, 364 

20 Vgl. BGHZ 85, 393 ff. 

21 BGH, NJW 1991, 1539, 1540 

22 Vgl. BGHZ 140, 309 ff. 

23 BGH, VersR 1986, 295 ff. 

24 Vgl. BGH, VersR 1986, 295 

25 BGH, VersR 1993, 1231 

26 Vgl. Müller in Wenzel aaO (Fn. 1), Kap. 2 Rn. 1497 ff. 

27 Vgl. BGHZ 89, 263, 269; BGH VersR 1978, 82, 83; VersR 1978, 764; 

VersR 1982, 161, 162; VersR 1991, 1058, 1059 

28 BGHVersR 1975, 952, 954 

29 BGHZ 89, 263, 269 

30 BGHVersR 1981, 462, 465 

31 BGHVersR 1984, 386, 387 

Korrespondenzdresse: 

Angela Diederichsen 

Herrenstraûe 45a, c/o BGH, 76133 Karlsruhe 

Tel.: 07 21/1 59 52 12, Fax: 07 21/1 59 55 11 

E-Mail: Diederichsen-angela@bgh.bund.de 


Sitz Berlin 



Tätigkeit von Honorarärzten im Krankenhaus ab 2013 legalisiert 

Neue Fallen tun sich auf! 

A. Wienke 

Im Zuge der letzten Gesundheitsreform hatte der Gesetzgeber 

mit dem Versorgungsstrukturgesetz bereits Klarstellungen zum 

Einsatz von Honorarärzten in Krankenhäusern vorgenommen. 

Danach können seit dem 01.01.2012 ambulant durchführbare 

Operationen im Krankenhaus auch auf der Grundlage vertraglicher 

Kooperationen des Krankenhauses mit niedergelassenen 

Vertragsärzten erfolgen. Zudem dürfen vor- und nachstationäre 

Krankenhausleistungen ebenfalls von niedergelassenen, nicht 

am Krankenhaus angestellten ¾rzten im Krankenhaus oder in 

der Arztpraxis selbst erbracht werden. 

Darüber hinaus hatte sich zu Beginn des Jahres 2012 bereits eine 

weitere ¾nderung des Krankenhausentgeltgesetzes abgezeichnet, 

mit der auch die stationäre Tätigkeit von Honorarärzten legalisiert 

werden soll. Diese Absichten sind nun durch entsprechende 

positive Beschlüsse des Bundestags und des Bundesrats umgesetzt 

worden. 

1. Danach können zukünftig voll- und teilstationäre Krankenhausleistungen 

auch durch nicht fest am Krankenhaus angestellte 

¾rztinnen und ¾rzte erbracht werden. Dabei hat das 

Krankenhaus sicherzustellen ± so der Wortlaut der Neuregelung 

weiter ±, dass die nicht im Krankenhaus fest angestellten 

¾rztinnen und ¾rzte für ihre Tätigkeit im Krankenhaus die gleichen 

Anforderungen erfüllen, wie sie auch für fest im Krankenhaus 

angestellte ¾rztinnen und ¾rzte gelten. Damit soll gewährleistet 

werden, dass Honorarärzte die fachlichen Anforderungen 

und Nachweispflichten in dem Umfang erfüllen, wie sie 

auch für das ärztliche Krankenhauspersonal bestehen. Diese 

Sicherstellung erstreckt sich z. B. auf die Facharztqualifikation 

für den jeweiligen Tätigkeitsbereich, das Vorliegen von Fortbildungszertifikaten 

der ¾rztekammern, die Durchführung einer 

Einweisung gemäû Medizinprodukte-Betreiberverordnung, 

die regelmäûige Teilnahme an Maûnahmen des Risikomanagements 

(z. B. CIRS), Kenntnisse der Standard- sowie der 

Notfallabläufe im Krankenhaus und Kenntnisse von internen 

Dienstanweisungen etc. 

Der Gesetzgeber weist in der Begründung zu den Neuregelungen 

darauf hin, dass die Durchführung und Vergütung von allgemeinen 

Krankenhausleistungen nicht vom Status des ärztlichen 

Personals im Krankenhaus (Beamten- oder Angestellten- 



Sitz Berlin 

verhältnis oder sonstige Vertragsbeziehung) abhängen dürfe. 

Die gesetzlichen Vorgaben für Krankenhäuser in §107 Abs. 1 

SGB V, jederzeit verfügbares ärztliches Personal vorzuhalten, 

seien statusneutral; es sei daher nicht geboten, allgemeine 

Krankenhausleistungen nur durch fest angestellte ¾rztinnen 

und ¾rzte erbringen zu lassen. Hinzu komme, dass die Versorgungsrealität, 

insbesondere in strukturell benachteiligten Räumen 

von Flächenländern, flexible Möglichkeiten der Zusammenarbeit 

von Krankenhäusern mit niedergelassenen ¾rzten 

erfordere, um eine ordnungsgemäûe Patientenversorgung sicherzustellen. 

Die Neuregelungen beinhalten eine längst überfällige gesetzliche 

Klarstellung einer bislang rechtlich sehr strittigen Situation. 

Honorarärzte treten gleichzeitig aus einer rechtlichen Grauzone 

heraus und unterliegen in Bezug auf Kooperationen mit 

Krankenhäusern zukünftig nicht mehr den mancherorts vorschnell 

geäuûerten Korruptionsvorwürfen. Die Neuregelungen 

treten am 01.01.2013 in Kraft. 

So weit ± so gut. Aber: 

2. Indes ist fraglich, ob diese gesetzlichen Neuregelungen ausreichen, 

um beim Thema stationäre Leistungen von Honorarärzten 

im Krankenhaus wirklich umfassende Rechtssicherheit 

herzustellen. Zu bedenken ist nämlich, dass die Tätigkeit von 

nicht am Krankenhaus fest angestellten niedergelassenen 

¾rzten weitere Rechtsfragen aufwirft, die mit den neuen gesetzlichen 

Regelungen nicht zufriedenstellend beantwortet 

oder gelöst werden. Ganz im Gegenteil: 

Zu nennen ist hier zunächst das Problem, dass wahlärztliche, 

also stationäre privatärztliche Leistungen (sog. Chefarztbehandlung), 

nach § 17 Abs. 3 des Krankenhausentgeltgesetzes 

(KHEntG) nur von angestellten oder beamteten ¾rzten des 

Krankenhauses erbracht werden dürfen. Honorarärzte, die 

nach der Neuregelung ausdrücklich nicht fest am Krankenhaus 

angestellte ¾rzte sind, sind weder Beamte noch am Krankenhaus 

angestellt, sodass die Voraussetzungen für die Durchführung 

und Abrechnung wahlärztlicher Leistungen ersichtlich 

nicht gegeben sind. Zu berücksichtigen ist ferner in diesem Zusammenhang, 

dass Honorarärzte auch nicht auf Veranlassung 

liquidationsberechtigter anderer Krankenhausärzte, sondern 

unmittelbar im Auftrage des jeweiligen Krankenhausträgers tätig 

werden. Die Voraussetzungen des § 17 Abs. 3 des Kran-


kenhausentgeltgesetzes zur Abrechnung wahlärztlicher stationärer 

Leistungen liegen demnach bei der Leistungserbringung 

durch Honorarärzte, die nicht am Krankenhaus angestellt sind, 

nicht vor. Dies bedeutet, dass eine Chefarztbehandlung und 

Abrechnung solcher Leistungen bei Leistungserbringung 

durch Honorarärzte nicht möglich ist. Hier hätte der Gesetzgeber 

im Zuge der Neuregelungen ebenfalls eine Ergänzung von 

§17 Abs. 3 des Krankenhausentgeltgesetzes vornehmen müssen, 

was er offensichtlich übersehen hat. 

Als weiteres Problem kommt hinzu, dass es sich bei der Tätigkeit 

von Honorarärzten, die nicht fest am Krankenhaus angestellt 

sind, ungeachtet der schriftlich dazu festgehaltenen Regularien 

und Vereinbarungen um eine sozialversicherungspflichtige 

Tätigkeit handeln kann. Hierbei ist nämlich nicht auf 

den jeweiligen Inhalt des abgeschlossenen Vertrags zwischen 

Honorararzt und Krankenhausträger abzustellen; vielmehr ist 

das Gesamtbild der tatsächlichen Arbeitsleistung bei der Beurteilung 

einer etwaigen sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit 

zu berücksichtigen. Sozialversicherungspflichtiger Arbeitnehmer 

ist nach ständiger Rechtsprechung, wer aufgrund eines 

privatrechtlichen Vertrags im Dienst eines anderen zur Leistung 

weisungsgebundener fremdbestimmter Arbeit in persönlicher 

bzw. in wirtschaftlicher Abhängigkeit verpflichtet ist. Die 

Leistung ist dabei in fremder Arbeitsorganisation zu erbringen. 

Die Eingliederung in eine solche Arbeitsorganisation zeigt sich 

insbesondere daran, dass der Arbeitnehmer einem Weisungsrecht 

des Arbeitgebers unterliegt. Selbstständig ist demgegenüber 

derjenige, der im Wesentlichen frei seine Tätigkeit gestalten 

und seine Arbeitszeit bestimmen kann. Müssen sich danach 

Honorarärzte so stark in das bestehende Organisationsund 

Arbeitsumfeld des jeweiligen Krankenhausträgers bzw. 

der jeweiligen Abteilung eingliedern, dass sie ihre Tätigkeit ± 

wie andere angestellte ¾rzte des Krankenhausträgers auch ± 

insbesondere in zeitlicher, räumlicher und tatsächlicher Hinsicht 

erbringen, spricht Einiges dafür, dass solche Honorarärzte 

in Wahrheit als abhängig beschäftige weisungsunterworfene 

¾rzte gelten. Dies kann bei einer Prüfung der Sozialversicherungsträger 

zu einer nachträglichen Erhebung von Sozialversicherungsbeiträgen 

beim Krankenhausträger führen. 

Zu diesen Problemen treten Fragen der richtigen Honorierung 

der Honorarärzte ebenso hinzu, wie Fragen der mitbestimmungsrechtlichen 

Einbindung der Honorarärzte in das übrige 

Personal des jeweiligen Krankenhausträgers. Bei der Vergütung 

der Honorarärzte ist insbesondere darauf zu achten, 

dass sich die Höhe der an den Honorararzt zu zahlenden Vergütung 

an den Üblichkeiten und ggf. tariflichen Regelungen 

orientiert, die der jeweilige Krankenhausträger der Vergütung 

der übrigen angestellten ¾rzte des Krankenhauses zugrunde 

legt. Geht die Vergütung des Honorararztes erheblich über diesen 

üblichen Rahmen hinaus, können sich in diesen Differenzen 

u. U. verkappte Provisionen für die Zuweisung von Patienten 

der Honorarärzte an den jeweiligen Krankenhausträger 

verbergen. Die Zuweisung von Patienten gegen Entgelt ist 

aber sowohl in berufsrechtlicher als auch in vertragsarztrechtlicher 

Hinsicht unzulässig. Bei der Gestaltung der Vergütungshöhe 

ist daher auf einen Vergleichsmaûstab mit den übrigen 

am jeweiligen Krankenhaus beschäftigten ¾rztinnen und ¾rzte 

zu achten. 

3. Die aufgezeigten Probleme machen deutlich, dass die Tätigkeit 

von Honorarärzten im Krankenhaus auch durch die zum 

Jahresbeginn 2013 in Kraft tretenden Neuregelungen längst 

nicht geklärt ist. Wer sichergehen will und eine engere Kooperation 

mit einem Krankenhausträger anstrebt, sollte sich als 

niedergelassener Arzt im Rahmen eines sozialversicherungspflichtigen 

Teilzeitanstellungsverhältnisses beschäftigen lassen. 

Die zulassungsrechtlichen Neuregelungen, die in diesem 

Zusammenhang bereits mit dem Versorgungsstrukturgesetz in 

Kraft getreten sind, erlauben es jedem niedergelassenen Arzt, 

neben seiner Tätigkeit in eigener Praxis eine Teilzeitanstellung 

bis zu 13 Stunden pro Woche bei einem Krankenhausträger 

einzugehen. Hierbei handelt es sich dann zweifelsfrei um eine 

weisungsabhängige, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, 

sodass auch die aufgezeigten Probleme der Durchführung 

und Abrechnung wahlärztlicher Leistungen nicht entstehen. 

Solange also der Gesetzgeber die aufgezeigten rechtlichen 

Probleme durch entsprechende gesetzliche Ergänzungen 

nicht aus der Welt schafft, sollten Honorarärzte oder niedergelassene 

¾rzte, die gleichzeitig in eigener Praxis tätig 

sind, eine Kooperation mit Krankenhausträgern für stationäre 

Leistungen lediglich auf Basis einer Teilzeitanstellung eingehen. 

Köln im Oktober 2012 

Korrespondenzadresse: 

Rechtsanwalt Dr. A. Wienke 

Fachanwalt für Medizinrecht 

Wienke & Becker ± Köln 

Rechtsanwälte 

Sachsenring 6 

50677 Köln 

Tel.: 02 21/3 76 53 10 

Fax: 02 21/3 76 53 12 

E-Mail: AWienke@Kanzlei-WBK.de 


Sitz Berlin 



Von der ¹Chirurgischen Schuleª zur evidenzbasierten Chirurgie 

Empirie, Evidenz, Empathie 

100 Jahre Mittelrheinische Chirurgenvereinigung (Frankfurt am Main, 28.09.2012) 

A. Encke 

Geht man von der ¹Chirurgischen Schuleª als traditioneller Organisationsform 

und von der evidenzbasierten Medizin (EbM) als 

einem wissenschaftlichen Konzept aus, könnte mein Thema 

auch lauten ¹Von der Empirie zur Evidenzª. 

Mit meinem Vortrag möchte ich zeigen, dass EbM nicht die Ablösung 

der Chirurgischen Schule und der Expertenmeinung, sondern 

eine sehr wichtige, heute wohl unabdingbare Ergänzung bedeutet. 

Der Arzt schwört mit dem Eid des Hippokrates ¼, ¹dass ich meinen 

Lehrer in dieser meiner Kunst gleich achten werde meinen 

leiblichen Elternª. 

Medizin- und Chirurgenschulen gab es schon im Altertum, so in 

China, Mesopotamien, ¾gypten, Arabien und Indien, für uns vertrauter 

die Hippokratiker in Griechenland und in Rom Galen, dessen 

Lehre die europäische Medizin bis weit ins Mittelalter geprägt 

hat (18). 

Mit dem Begriff ¹Medizin- oder Chirurgenschulenª verbinden wir 

historisch zunächst Orte wie Bologna, Salerno, Montpellier, Paris 

± seit dem 19. Jahrhundert v.a. Persönlichkeiten. Dabei spielen 

in der Chirurgie weniger Lehrmeinungen als vielmehr die gesamte 

Persönlichkeit des Lehrers und Wissenschaftlers, des Menschen 

und Arztes und nicht zuletzt des Operateurs, dessen tägliche Arbeit, 

Erfolge und sein Umgang mit Misserfolgen und Fehlern wie 

in keinem anderen Fach für alle Mitarbeiter offen liegen, die entscheidende 

Rolle. Das Handwerkliche, ein bleibender Bestandteil 

der Chirurgie, ist ohne die Erfahrungen und Errungenschaften früherer 

Meister nicht zu denken. 

Die Vorbildfunktion gewinnt damit eine besondere Bedeutung. 

Jede nachfolgende chirurgische Generation sucht die Wurzel ihrer 

eigenen Entwicklung in der Biografie und im unmittelbaren 

Vorbild des chirurgischen Lehrers. Theodor Billroth definierte die 

Schule deshalb auch als ¹geistige Haltungª, beispielsweise in der 

Weitergabe von Verhaltensmustern, Lebenserfahrung und 

Grundwerten der Chirurgie (18). 



Sitz Berlin 

Allerdings ¹sollen wir nicht bei den Ideen der Lehrer stehen bleiben, 

sondern sie fortentwickelnª ± so Wölfler in seinem Nekrolog 

auf Billroth. 

Und treffend erscheint der Ausspruch des Komponisten und Dirigenten 

Gustav Mahler: ¹Tradition ist die Weitergabe des Feuers 

und nicht die Anbetung der Ascheª. ± Dieses Zitat geht im Übrigen 

schon auf Thomas Morus (1477±1535) im 15. Jahrhundert zurück 

(22). 

Zur chirurgischen Tradition gehören natürlich auch Fehleinschätzungen. 

Dazu 3 Beispiele: 

Unter das Referat der Arbeit Rydigiers ¹Die erste Magenresektion 

beim Magengeschwürª im Zentralblatt für Chirurgie (1882) 

schrieb die Redaktion als Fuûnote ¹Hoffentlich auch die letzteª. 

Im gleichen Jahr schrieb Theodor Billroth: Die Eröffnung des 

Herzbeutels ist ¹eine Operation, die nach meiner Auffassung erreicht, 

was einige Chirurgen Prostitution der chirurgischen Kunst, 

andere eine chirurgische Frivolität nennenª. Er fährt fort ¼ ¹Einige 

¾rzte planen die kühnsten Operationen. Bis jetzt wurden solche 

glücklicherweise nicht verwirklicht ¼ Ein Chirurg, der versuchte, 

eine Wunde des Herzens zu nähen, verlöre die Achtung seiner 

Kollegenª. ± Wir Frankfurter denken dabei an die erste Herznaht 

durch Ludwig Rehn im Jahre 1896. Letzterer war im Übrigen nie 

Schüler eines anerkannten Chirurgen. Den Werdegang und die 

originären Leistungen von Ludwig Rehn, Mitbegründer der Mittelrheinischen 

Chirurgenvereinigung, hat Herr Sachs bereits dargestellt. 

1901, also vor mehr als 100 Jahren, konstatierte Ernst Ferdinand 

Küster in Marburg: ¹Die Hauptarbeit ist getan, und für unsere 

Nachfolger bleibt nur eine kärgliche Nachlese übrigª. 

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war wegen der notwendig gewordenen 

Spezialisierung zunächst eine Trennung von ¹Medizinernª 

und ¹Schnittärztenª gefordert worden, wobei der Jenenser


Internist Gruner (1744±1815) allerdings nicht auf eine Kontrolle 

der Chirurgici verzichten wollte: ¹Lasset sie nicht ohne Aufsicht 

der ¾rzte handeln, sonst werden die Chirurgen nicht anders können 

als zuletzt doch nur Gehülfen des Totengräberª (nach Schipperges, 

12). 

Eine eigenständige Bedeutung für die deutsche Chirurgie erlangte 

der Begriff der ¹Schuleª im 18. und 19. Jahrhundert (12). Nach 

Gründung der Charite (1710) und etwas später der Pepiniere in 

Berlin entstanden im 18. Jahrhundert Collegia-medico-chirurgica 

in Berlin, Hannover, Dresden, Frankfurt und anderenorts sowie im 

Ausland. Diese wurden später in die Medizinischen Fakultäten 

der Universitäten integriert. 

Bernhard von Langenbeck und sein Schüler Theodor Billroth 

sind sicher die bekanntesten Begründer einer Chirurgischen 

Schule im 19. Jahrhundert. Ihnen wird auch die Durchsetzung 

von naturwissenschaftlichem Denken und Forschen in der Chirurgie 

zugeschrieben. 

An dieser Stelle sei aber wegen des Genius loci der Frankfurter 

Lorenz Heister (1683±1758) erwähnt, der als der eigentliche Begründer 

der wissenschaftlichen Chirurgie in Deutschland gelten 

muss. Er war der Sohn eines Frankfurter Gastwirts in der Nähe 

der Messe, in dessen Hinterstube während der Frankfurter Messe 

der berühmte Doktor Eisenbart seine Künste demonstrierte und 

den Gastwirtssohn zum Studium der Medizin anregte, ab 1702 in 

Gieûen. Anschlieûend blieb der 4 Jahre in Wetzlar, also ein echter 

¹Mittelrheinerª. 

Lorenz Heister (9), später Professor in Altdorf und Helmstedt, verfasste 

das erste deutschsprachige Lehrbuch der Chirurgie (Nürnberg 

1763) (Abb. 1). 

Naturwissenschaftliches Denken und Forschen bestimmten die 

Entwicklung der Medizin im 19. Jahrhundert. 

Die Medizin ist aber keine reine Naturwissenschaft, sondern eine 

empirisch begründete Handlungswissenschaft, die sich komplexer 

wissenschaftlicher Methoden, vorwiegend naturwissenschaftlicher, 

bedient. Der Straûburger Internist Bernhard Naunyn 

(1839±1925) wird in dieser Hinsicht häufig falsch zitiert. Er hat gefordert: 

¹Die Medizin wird Wissenschaft sein oder sie wird nicht 

sein.ª Dieses Zitat wurde erst später und von anderen allein auf 

die Naturwissenschaft umgemünzt. Der späte Naunyn hat dagegen 

betont ¹Der Arzt muss seinen Stolz der (wissenschaftlichen) 

Berufspflicht der Humanität unterordnen, sich an der Wahrheit 

vorbeidrücken, um ein guter Mensch (und Arzt) zu bleibenª 

(7,17). Entscheidend bleibt das Primat einer wissenschaftlich begründeten 

Medizin. 

Theodor Billroth stellt in seinen ¹Aphorismen über das Lehren und 

Lernen der medizinischen Wissenschaftenª (1875) fest: ¹Solange 


Sitz Berlin 

Abb.1 Lorenz Heister. Erstes 

deutschsprachiges Lehrbuch 

der Chirurgie (1763). 

eine Heilkunst besteht, ist sie auch gelehrt worden, anfangs nur 

durch Tradition ± d.h. persönliche Weitergabe ±, später durch 

schriftliche Aufzeichnung und Tradition. Die direkte Übertragung 

der Heilkunst von Lehrer auf Schüler hat immer eine sehr wichtige 

Bedeutung behalten; bis heute kann man bei der Medizin mit 

mehr Recht als bei irgendeiner anderen Wissenschaft von Tradition 

durch die Schule sprechen¼. Man scheidet ganz korrekt die 

medizinische Wissenschaft von der ärztlichen Kunst. Es kann jemand 

aus Büchern unendlich viel gelernt haben, auch das Technische 

in der Anwendungsweise aus Büchern seinem Gedächtnis 

wohl eingeprägt haben, er hat dann viel medizinisches Wissen, 

aber er ist damit noch kein Arztª (1). 

Chirurgische Schulen werden gern als Stammbaum dargestellt. 

Hier als Beispiel der Stammbaum der Billroth'schen Schule. Wie 

das Bild zeigt, hat jeder Baum natürlich auch Wurzeln, in diesem 

Fall Bernhard von Langenbeck. 

Die weite genealogische Verzweigung und die Entwicklung der 

Spezialisierung haben zu einer Vielzahl von neuen ¹Schulenª geführt 

(12). Sie sehen dies hier beispielhaft an den Schulen von 

von Langenbeck und Billroth (Abb. 2 u. 3). 

Es erscheint deshalb die Betonung des direkten Lehrer-Schüler- 

Verhältnisses sinnvoller, zumal nicht wenige Chirurgen heute 

mehr als einen Lehrer und verschiedene Vorbilder in ihrer Vita 

aufführen. 

Nach Matthias Rothmund (19) verbinden wir mit der chirurgischen 

Schule oder dem chirurgischen Lehrer die Begriffe operative 

Technik, Indikationsstellung, wissenschaftliches Denken, ethische 

Vorstellungen und den positiven und auch negativen Zusammenhalt 

einer Schule, wobei er zwischen lehrer-unabhängi- 



R. Wilms 

E.Roser 

J.C. v. Langenbeck 

(Himly) 

Schönborn B. von Langenbeck 

Busch Israel 

Lücke 

Kocher 

F. Trendelenburg Witzel 

Madelung v. Rüdiger 

Simon 

Franz König 

Guleke 

Fr. Lange 

Bardenheuer 

L. Strohmeyer 

H. Braun 

v. Esmarch 

A. Fischer 

Pirogoff 

gen und lehrer-abhängigen Kriterien (¹soft skillsª) unterscheidet 

(Abb.4). 

Die praktische chirurgische Ausbildung wird heute z.T. virtuell 

und in auûerklinischen Kursen vermittelt. Chirurgische Bildung 

lebt aber nach wie vor vom persönlichen Vorbild und dem direkten 

Austausch zwischen Lehrer und Schülern. 

Nun zur Evidenzbasierten Medizin und Chirurgie. 

A. Wagner (Roser) 

Hueter 

Heidenhain 

Bose 

Poppert 

Krönlein Bernhard 

P.F. Vogt 

(Helferich) 

L. Rehn 

Vorschütz 

O. Hildebrandt 

A. Bier 

C. Brunner 

Looser 

zur Verth 

E. Gohrbandt V. Schmieden 

(Voelker) 

Klapp 

Boeming- 

Mounier 

(Sauerbruch) 

(Schlatter) 

(p. v. Bruns) 

Junghanns Klose haus 

Henschen 

Goetze H. Peiper 

(Läwen) 

(Lichtenberg) 

(Zukschwerdt) 

A.W. Fischer 

Wiedhopf 

Th. Billroth 

Heusser 

Stelzner 

Holfelder 

Czerny R. Werner 

Farthmann 

F. Voelker 

Budde 

Schober 

J. Volkmann 

Serfling 

Abb.2 Genealogie der chirurgischen Schule von Langenbeck (12). 

Auch die EbM kann sich bereits auf die hippokratische Medizin 

berufen: 

¹Die Erfahrung allein ist eine gefährliche Lehrmeisterin. Die 

durch sie nur allein geleitet Arzneykunst treiben, stürzen die Kranken 

leicht ins Grab ¼, was aber diejenigen nicht einsehen, denen 

unter ihrer Leitung die meisten Fälle davon vorkommen.ª 

(Hippokrates Aphorismen [460±370 AD]). 


Th. Billroth 

Winiwarter 

Wölffler 

v. Hacker 

A. Narath 

Czerny Gersuny 

Schloffer 

G. Schöne 

H. Braun 

R. Wagner 

Gussenbauer 

Salzer 

Lotheissen 

Dittel 

Mörl Fr. Voelker 

v. Eiselberg 

Demel 

Ranzi 

A. Borchard 

Orth 

Walzel 

v. Mikulicz-Radecki 

Lamaris Susani 

(Tietze) 

Fuchsig 

v. Radnitz 

Breitner 

Kümmell 

P. Huber 

(Lexer) 

Denk 

Gschnetzer 

Winkelbauer Tiegel 

Gottstein 

Clairmont 

Derra 

Schönbauer 

Anschütz 

Henle 

Ludloff 

Schörch 

Wanke 

(Fischer) Puhl 

Brandes 

Kappis 

(Friedrich) 

Birks V. Haberer 

Spath 

(Küntscher) 

Konjetzny 

Sauerbruch 

Krauss (Hellner) 

Kraft-Kinz 

Lebsche 

Tscherne 

Nissen 

Frey 

Felix 

Koslowsky 

Kümmerle 

Lüdeke 

A. Brunner 

Vossschulte 

Jehn 

Schmitt 

Heymann 

(Zenker) 

Lezius 

Berchtold 

P. Heinrich 

Buff 

(Clairmont) 

Abb.3 Genealogie der chirurgischen Schule von Billroth (12). 

Unabhängige Faktoren 

Diagnostik und Therapie 

(LL, FG, Konsensuskonf., EbM) 

Operationstechnik 

(Kurse Industrie und FG, Kongresse) 

M. Rothmund 2011 

Abhängige Faktoren 

Indikationsstellung 

(„Temperament“ – aggressiv 

oder defensiv) 

Operationstechnik 

(Assistenzen) 

Wissenschaftliches Denken 

(Studienergebnisse, Senior- 

Autorenschaft) 

Ethische Auffassung 

(Grenzsituationen – Pat., 

Angehörige,Team) 

(Aufklärung, Sterbende) 

(Fehlerbewältigung) 

Abb.4 Prägung durch Schule und Lehrer (M. Rothmund). 


Sitz Berlin 

1231 verordnete Kaiser Friedrich II von Hohenstaufen, seinerzeit 

König von Sizilien und Kaiser von Italien (1212±1250) in seinem 

Medizinalgesetz: ¹Da die medizinischen Wissenschaften niemals 

gelernt werden können, wenn nicht vorher Kenntnisse in der Logik 

erworben sind, bestimmen wir, dass keiner Medizin studieren


soll, wenn er nicht vorher mindestens drei Jahre Logik studiert 

hat. Nach diesen drei Jahren steht es ihm frei, dass er fünf Jahre 

Medizin studiere und die Chirurgie innerhalb einer angegebenen 

Zeit miterlerneª (21). 

Der Begriff ¹Evidenzbasierte Medizin (EbM)ª findet sich erstmals 

in einem 1793 von George Fordyce publizierten Artikel ¹Attempts 

to improve the evidence of medicineª (5). 

Konzept und Methoden der heutigen EbM wurden in den 1970er- 

Jahren in Kanada und den USA entwickelt, fanden aber erst in 

den 1990'er Jahren breiten Eingang in die klinische Medizin. 

Um 1990 führten Epidemiologen den englischen Begriff Evidence-based 

Medicine ein. Hätten sie die sprachliche Verwirrung 

in Deutschland (evidence [Nachweis, Beleg] vs evident [=offensichtlich, 

d. h. bedarf keines weiteren Beweises]) vorausgesehen, 

hätten sie nach eigenen Angaben den Begriff Scientifically based 

Medicine ± wissenschaftlich begründete Medizin ± gewählt. Dann 

allerdings wäre dieser Begriff in Deutschland möglicherweise so 

interpretiert worden: ¹Haben wir doch schon immer gemachtª. 

Die inzwischen weltweit akzeptierte Definition der EbM verdanken 

wir D. L. Sackett und seiner Arbeitsgruppe (1996) in Canada, 

später Oxford: 

Evidenzbasierte Medizin ist der ¹gewissenhafte, ausdrückliche 

und vernünftige Gebrauch der gegenwärtig besten wissenschaftlichen 

Evidenz für Entscheidungen in der medizinischen Versorgung 

individueller Patientenª (20). 

In praxi bedeutet dies die Integration der besten verfügbaren wissenschaftlichen 

Information aus der theoretischen Forschung (Literatur) 

und klinischen Studien (externe Evidenz, Evidenzbasierung) 

mit der Erfahrung (Expertise) des Arztes und den Präferenzen 

des Patienten in der individuellen Situation. 

Während die EbM-Working Group 1992 zunächst klinischer Erfahrung, 

Patientenpräferenzen und wissenschaftlichem Nachweis 

gleiche Bedeutung beimaû, nahm sie später den aktuellen 

klinischen Status des Patienten (Alter, Begleiterkrankungen etc.) 

und die verfügbaren therapeutischen Optionen hinzu und wies 

der ¹Clinical Expertiseª eine zentrale Rolle zu (8,20) (Abb. 5). 

Anders ausgedrückt: ¾rztliche Kompetenz ist gefragt, um die wissenschaftlich 

begründete Krankheitsbehandlung und die patientenorientierte 

Krankenbehandlung zusammenzuführen. 

Für die externe Evidenz wurden unterschiedliche Qualitäts- und 

Empfehlungsgrade definiert (z. B. Oxford Classification). Von groûer 

praktischer Bedeutung ist, dass für eine Vielzahl, v. a. chirurgisch-operativer 

Maûnahmen keine höhergradigen Evidenzen, 

Patient 

Preferences 

Clinical Expertise Clinical State and Circumstances 

Research 

Evidence 

Patient Preferences 

and Actions 

Research 

Evidence 

D. L. Sackett et al. BMJ 1996 R. B. Haynes et al. BMJ 2002 

Abb.5 Evidenzbasierte Medizin (8,20). 

Clinical Expertise 


Sitz Berlin 

z.B. aus RCTs, zur Verfügung stehen. Zugrunde gelegt wird deshalb 

ganz bewusst die jeweils bestverfügbare Evidenz. 

Was bedeutet EbM für die Entscheidungsfindung in der Medizin 

und Chirurgie: 

Auf der festen Basis wissenschaftlich belegten externen Wissens 

bringen sich Arzt und Patient in die individuelle Entscheidungsfindung 

ein, der Arzt mit seinen objektiven Erfahrungen, seiner Kompetenz, 

Intuition, ethischen und rechtlichen Vorstellungen und 

auch seiner Kostenverantwortung, der Patient mit seinen subjektiven 

Erfahrungen, seinen Erwartungen, Wertvorstellungen, Bewältigungsstrategien 

und seinem kulturellen Hintergrund 

(Abb. 6). 

Beide berücksichtigen in ihrer Nutzenbewertung unterschiedliche 

Endpunkte: Der Arzt Morbidität und Mortalität, Überlebensrate, 

rezidivfreie Zeit, Nebenwirkungen etc., der Patient Lebensqualität, 

völlige Wiederherstellung, Erwartungen, soziales Stigma und 

Krankheitsbewältigung, besonders ausgeprägt in der Onkologie. 

Die Entscheidung muss dabei natürlich auch die vorgegebenen 

ethischen, sozialen und finanziellen Rahmenbedingungen berücksichtigen 

(Abb. 6). 

Die externe Evidenzbasierung ist also die wissenschaftliche Basis 

für die individuelle Entscheidung des Chirurgen und seines 

Patienten. Sie ist aber eben auch nur einer der 3 Pfeiler der evidenzbasierten 

Medizin. Ich erinnere an die wissenschaftlich begründete 

Krankheitsbehandlung und die patientenorientierte 

Krankenbehandlung. 

Verständlicherweise sind klinische Arzneimittelstudien zum wissenschaftlichen 

Wirksamkeitsnachweis oder -vergleich einfacher 

durchzuführen als Studien zu chirurgischen Fragestellungen. Die 

moderne Chirurgie verdankt aber ihre eindrucksvollen Behandlungsergebnisse 

auch wesentlich den Fortschritten der periopera- 



Arzt 

Objektive Erfahrungen 

Kompetenz 

Intuition 

Ethos und Recht 

Kostenbewusstsein 

Individuelle 

Entscheidung 

Externes Wissen als 

Entscheidungshilfe 

Evidenzen aus der empirischen 

und theoretischen Forschung 

Klin. Studien 

Patient 

Subjektive Erfahrungen 

Erwartungen 

Werte (Präferenzen) 

Bewältigungsstrategien 

Kultur 

Vorgegebener ethischer, sozialer und finanzieller Rahmen 

Abb.6 Entscheidungsfindung in der Medizin. 

tiven Medizin (Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerztherapie, Infektionsverhütung, 

Thromboembolie-Prophylaxe etc.). Und deren 

ständige Verbesserung erfolgte in der Regel durch klinische Studien 

mit hoher Evidenz. 

Es konnte inzwischen weltweit gezeigt werden, dass auch chirurgische 

Fragestellungen durchaus evidenzbasiert durch klinische 

Studien beantwortet werden können. Ein gutes Beispiel ist die 

schrittweise Entwicklung des Fast Track-Konzepts von Henrik 

Kehlet durch klinische Einzelstudien. 

Andererseits haben wir die erfolgreiche Einführung der laparoskopischen 

Chirurgie mit faszinierender technischer und kaufmännischer 

Begleitung, aber (zunächst) ohne vergleichende (randomisierte) 

klinische Studien erlebt. 

Groûe Anerkennung verdient deshalb das auf Anregung von 

Herrn Büchler 2003 gegründete Heidelberger Studienzentrum 

der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (SDGC). Abb. 7 

zeigt Ihnen den Stand der Arbeit dieses Zentrums zum Zeitpunkt 

des diesjährigen Chirurgenkongresses (2012). Auf der nächsten 

Grafik (Abb. 8) sehen Sie die kumulative Patientenrekrutierung 

in Studien des SDGC von 2003±2012 (2). 

Randomisierte Studien und systematische Übersichtsarbeiten mit 

integrierter Metaanalyse sind das Fundament für eine evidenzbasierte 

klinische Entscheidungsfindung. Aber Vorsicht mit dem Begriff 

der Metaanalyse, die ihrerseits eine kritische und systematische 

Recherche voraussetzt. 

Untersuchungen aus den USA und den Niederlanden lassen vermuten, 

dass 30±40 % aller Patienten nicht die Behandlung erhalten, 

die der wissenschaftlichen Evidenz entspricht und ein Viertel 

der Patienten eine Therapie, die nicht erforderlich oder sogar potenziell 

schädlich ist (6). 


Studienzentrum der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 2012 

· 12 multizentrische randomisierte Studien 

- 7 BMBF/DFG-Förderung 

- 5 Industrieförderung 

· 110 Studienkliniken 

· > 3000 randomisierte Patienten 

· 6 Prüfarztkurse mit 130 Teilnehmern 

· > 60 Publikationen in Peer Review Journals 

· 8. Förderrunde BMBF/DFG: 15 eingereichte Projekte 

www.sdgc.de 

Abb.7 Studienzentrum der Deutschen Ges. für Chirurgie (SDGC). 

4500 

4000 

3500 

3000 

2500 

2000 

1500 

1000 

500 

Stand 31.08.2012 

Synchronous 

RecoPanc 

PROUD 

DeloRes 

HASTA 

CONTINT 

ChroPac 

ORCHID 

TOPAR 

DISPACT 

INSECT 

CLIVIT 

0 

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 

Clinical trials in surgery. On the way The Study Centre of the German Surgical 

towards evidence-based surgery. 

Society: current trials and results. 

Diener MK, Knebel P, Fink C, Dörr-Harim C, Kebel P, Kühn S, Ulrich AB, Büchler MW, 

Rossion I, Werner J, Büchler MW. 

Diener MK. 

Chirurg. 2012 Apr; 83(4):315-8. 

Langenbecks Arch Surg. 2012 

Apr; 397(4):611-8. 

Abb.8 Rekrutierte Patienten in SDGC-Studien (2). 


Sitz Berlin 

In der Chirurgie stellen randomisierte klinische Studien besondere 

Ansprüche an das Studiendesign. Auch die Frage, ob eine bestimmte, 

unter Studienbedingungen vorteilhafte Technik sogleich 

breit empfohlen werden kann, ist problematisch. Es muss weiter 

betont werden, dass spezifisch chirurgische Fragestellungen bisher 

nur in geringem Umfang durch Studien mit hohem Evidenzgrad, 

aber sehr viel mehr durch methodisch gut durchgeführte 

Studien mit geringerer Evidenz beantwortet werden konnten. In 

der Chirurgie gilt deshalb in besonderem Maûe das Prinzip der 

besten verfügbaren Evidenz. 

Ein wichtiges Produkt der EbM sind wissenschaftlich begründete, 

evidenzbasierte Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften. 

Sie kondensieren den aktuellen (interdisziplinären) Wissensstand, 

schränken aber die ärztliche Therapiefreiheit mit Bezug auf 

den individuellen Patienten und innerhalb eines therapeutischen 

Korridors nicht ein. Leitlinien sind Empfehlungen zur Unterstüt-


900 

Angemeldete 

800 

700 

LL-Projekte 

Mai 2012: 349 

S3:84 

600 

500 

400 

300 

S2:134 

S1:131 

200 

17 

28 

35 

50 

77 

100 

107 

100 

0 

121 

2002 

165 

2004 

171 

2006 

109 

2008 

119 

2010 

124 


118 

Mai 2012 

S1: Handlungsempfehlungen von Expertengruppen 

S2: Leitlinien basierend auf Evidenz (S2e) oder Konsens eines repräsentativen Gremiums (S2k) 

S3: Leitlinien basierend auf Evidenz und Konsens eines repräsentativen Gremiums 

Abb.9 Leitlinien im AWMF-Register 2002±2012. 

zung der Therapieentscheidung von Arzt und Patient und keine 

Richtlinien. 

Erläuterung der S1-, S2-, S3-Leitlinien (4) und Leitlinienregister 

der AWMF (Stand Mai 2012, Abb. 9). Die Entwicklung evidenzbasierter 

Leitlinien erfolgt mit interdisziplinärer Beteiligung der operativen 

Fächer und in jüngster Zeit auch mit Patientenbeteiligung. 

Wie steht es nun mit der Akzeptanz der EbM und evidenzbasierter 

Leitlinien in der chirurgischen Realität? 

Die Evaluation der Weiterbildung in Deutschland (10) durch die 

Bundesärztekammer (B¾K) ergab aus Sicht der Weiterbildungsassistenten 

2009 und 2011 ein Defizit in der Vermittlung einer wissenschaftlich 

begründeten Medizin. (¹Bundesspinneª der B¾K, 

Abb.10). Ein Generationenproblem? Beruhigend vielleicht, dass 

die Internisten nicht besser abschneiden als die Chirurgen. 

In einer gemeinsamen Evaluation der Exzellenzinitiative der 

DGAV und des Royal College of Surgeons of England wurde 

nach der Bedeutung der EbM im klinisch-chirurgischen Alltag gefragt. 

Der deutsche Partner Andreas Schnitzbauer hat mir freundlicherweise 

die aktuelle Zwischenanalyse von 73 deutschen und 

101 englischen Chirurgen zur Verfügung gestellt. Die vorläufigen 

Ergebnisse zeigen, dass die englischen Kollegen in der Kenntnis 

und Nutzenbewertung von EBM durchgehend etwas höher liegen, 

aber im Schnitt auch nur bei ca. 60±70 % bzw. 5±6 auf einer 

Scala von 1±10. 

Häufig werden ethische Bedenken gegen vergleichende klinische 

Studien in der Chirurgie angeführt. Die Nichtberücksichtigung 

(omission error) der bestverfügbaren Evidenz oder systematisch 

entwickelter Behandlungsleitlinien bei der klinischen Entscheidungsfindung, 

sei es aus Unkenntnis, Nichtbefolgung oder 

Nichtakzeptanz muss aber selbst heute als Verletzung der ärztlichen 

Ethik angesehen werden (3). 

Anwendung 

evidenzbasierter 

Medizin 

Betriebskultur 

Entscheidungskultur 

Globalbeurteilung 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

0 = fehlende Werte 

Kultur zur 

Fehlervermeidung 

FA Allgemeine Chirurgie, Deutschland (n = 652) 

FA Innere Medizin, Deutschland (n = 1652) 

Abb.10 Evaluation der Weiterbildung 2011 (B¾K) (10). 


Sitz Berlin 

Vermittlung 

von 

Fachkompetenz 

Lernkultur 

Führungskultur 

International wird inzwischen auch eine evidenzbasierte Gesundheitsversorgung 

(EbGV) diskutiert. Bei ihr steht nicht 

mehr der einzelne Patient im Vordergrund, sondern alle oder bestimmte 

Patientengruppen, Leistungserbringer und Kostenträger. 

Bemerkenswert erscheint in dieser Hinsicht, dass der Begriff ¹evidenzbasiertª 

in Deutschland als einzigem Land in einem Gesetzestext 

(Sozialgesetzbuch V) erscheint und das gleich 9-mal. 

Hier ergeben sich neue, nicht zuletzt finanzielle Hürden, um Studien 

und wissenschaftlich begründete Behandlungsergebnisse 

unter Berücksichtigung zusätzlicher äuûerer Faktoren, z.B. Begleiterkrankungen, 

wirtschaftliche Rahmenbedingungen u. a. zu 

erhalten. Dies belegt die Notwendigkeit der Versorgungsforschung. 

Personalisierte oder individualisierte Medizin 

Evidenzbasierte Medizin gründet auf der Zusammenführung von 

externer wissenschaftlicher Evidenz, der Expertise des Arztes 

und den Vorstellungen des Kranken. Die Entscheidung in der individuellen 

Krankheitssituation erfolgt bewusst zwischen Arzt und 

Patient. 

Verwirrung stiften da die neuen Schlagworte einer ¹personalisiertenª 

oder ¹individualisiertenª Medizin. Sie wird definiert als biomarker- 

und genombasierte, maûgeschneiderte Therapie 

(Abb. 11). 



· genom- und biomarkerbasierte, maßgeschneiderte Diagnostik und 

Therapie 

· stratifizierende Medizin 

· nationaler und europäischer Schwerpunkt 

· nationale Förderung: 5,5 Mrd. € bis 2014 (Med. Innovationen, 

Wirtschaftsförderung) 

· fragwürdige Werbe- und Vermarktungs-Strategien der Industrie 

· positives klinisches Beispiel: Onkologie 

Abb.11 Individualisierte Medizin. 

Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag 2008 

Individualisierung bedeutet entsprechend den Initiatoren ¹eine feinere, 

klinisch relevante Unterteilung von ¼ Patientengruppen (also 

Stratifizierung)¼., um diese Untergruppen differenziert zu behandelnª¼ 

Eine Stratifizierung bis hin zu Einzelpersonen sei allerdings 

aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, der Praktikabilität 

und des Nutzens weder möglich noch sinnvoll (11). Eine klinische 

Binsenwahrheit. 

Bei näherer Betrachtung handelt es sich um eine stratifizierende 

Therapie, die nicht zuletzt der verdeckten Vermarktung neuartiger 

Biomarker, neuer teurer medizinischer Verfahren und vermeintlicher 

Innovationen dienen soll. Unterschieden werden krankheitsund 

arzneimittelbezogene Biomarker. 

Die Bundesregierung hält individualisierte Therapieansätze in ihrem 

Rahmenprogramm ¹Gesundheitsforschungª (2010) für besonders 

förderungswürdig (5,5 Milliarden bis 2014), wohl nicht zuletzt 

auch zur industriellen Wirtschaftsförderung. 

Die begrenzten Möglichkeiten einer stratifizierenden Medizin lassen 

sich bisher am Beispiel von prognostischen und prädiktiven 

Biomarkern in ¹zielgerichtetenª medikamentösen Therapien in 

der Onkologie belegen. Es fehlt aber nach Wolf-Dieter Ludwig 

(14) häufig noch die Evidenz für den Nutzen solcher stratifizierender 

diagnostischer und therapeutischer Maûnahmen. 

¾uûere Rahmenbedingungen 

Alle ärztlichen und wissenschaftlichen Überlegungen werden 

heute maûgeblich durch äuûere Rahmenbedingungen bestimmt. 

Gegenwärtig beherrscht das naturwissenschaftlich geprägte 

Weltbild das Denken von Gesundheitspolitik und -ökonomie. Alles 

erscheint messbar, standardisierbar, kalkulierbar und v.a. kontrollierbar. 

Die von allen Partnern im Gesundheitswesen beschworene 

soziale Verantwortung wird dabei zunehmend Kategorien 

des Marktes und industriellen Konzepten geopfert. 


Soziale Verantwortung vs. Marketing 

1. Standardisierung > Effizienzschraube 

2. Beschleunigung 

3. ökonomische Überformung der Medizin 

4. ärztliche Zuwendung > Herabsetzung und Entwertung 

5. Messung und Kontrolle > Qualitätsmanagement 

6. De-Professionalisierung des Arztberufs 

> modulierte Fertigkeiten, Ingenieur für den Menschen 


Sitz Berlin 

Giovanni Maio Z Allg Med 2011; 87:36-41 

G. Maio: Mittelpunkt Mensch: Ethik in der Medizin, Schattauer 2012 

Abb.12 Ökonomie und Medizin. Heilen als Management? (G. Maio). 

Der Freiburger Medizinethiker Giovanni Maio (15, 16) hat die 

Charakteristika des gegenwärtigen Produktionsprozesses von 

Gesundheit wie folgt benannt (Abb.12): 

Standardisierung, die als Effizienzschraube genutzt werden soll. 

Die damit einhergehende Prozessbeschleunigung. 

Eine ökonomische Überformung der Medizin. 

Als Folge die Herabsetzung und Entwertung der ärztlichen und 

pflegerischen Zuwendung, 

Die Messung von Daten und die Kontrolle des Produktionsprozesses 

werden als Qualitätsindikatoren genutzt. 

Es folgt die De-Professionalisierung des Arztberufs (Modulierte 

Fähigkeiten, Ingenieure für Menschen). 

Damit einher geht aus meiner Sicht die augenblickliche Untergrabung 

(Demontage) der ärztlichen Autorität durch die Administration 

auf allen Ebenen (Gesundheitspolitik, Krankenhaus- und 

Kostenträger). 

G. Maio stellt die Frage, wie viel von dem eigentlichen sozialen 

Gedanken der Medizin bewahrt werden kann, wenn alle Organisationsstrukturen 

der Medizin nur noch nach den Konzepten des 

Marktes als perfektes Dienstleistungsangebot aufgebaut werden. 

Der Produktionsprozess verlangt eine Modularisierung und Standardisierung. 

Durch die Bestrebungen der Effizienzsteigerung mit 

unaufhaltsamer Prozessbeschleunigung werden die persönliche 

ärztliche Leistung des Chirurgen und seine Zuwendung zum 

Kranken wegrationalisiert. 

Der Autor G. Maio zitiert fast wie einen Hilferuf den Chirurgen 

Theodor Billroth: ¹Es werden auch wieder Zeiten kommen, in denen 

die Persönlichkeit den Sieg über Wissen und Können davonträgtª. 

Ich fasse zusammen: 

Die chirurgische Schule, charakterisiert durch die Persönlichkeit 

des eigenen Lehrers, bleibt ein wesentlicher Eckpfeiler in der persönlichen 

Erfahrung jedes einzelnen Chirurgen wie auch für das 

Grundverständnis unserer handwerklichen Disziplin.


Martin Kirschner: ¹Nicht die Operation, sondern der Operateur 

rettet den Krankenª (1928). 

Die Prägung der eigenen Erfahrung und Entwicklung zum Chirurgen 

durch den chirurgischen Lehrer wurde durch die evidenzbasierte 

Medizin nicht abgelöst, aber ganz wesentlich ergänzt. Sie 

unterstützt die Entscheidungsfindung zwischen Arzt und Patient 

durch wissenschaftlich begründete Erkenntnisse, engt aber das 

Arzt-Patienten-Verhältnis und die ärztliche Zuwendung (Empathie) 

nicht ein. 

Was Arzt und Patient dabei verbindet, hat Hans Wilhelm Schreiber 

treffend formuliert: ¹Ethik gründet sich auf die Definition des 

Menschen als einem eigenständigen, einmaligen und unersetzlichen 

Individuum mit einem persönlichen Sinn, mit persönlichen 

Vorstellungen vom Leben sowie einer eigenen unantastbaren 

Würde. Diese ist unabhängig von Alter, Gesundheit, Krankheit, 

Pflegebedürftigkeit, Orientierung, Leistung und sozialem Umfeldª. 

Das besondere Vertrauen, das ein Kranker seinem Operateur 

entgegenbringt, muss durch ein besonders ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein 

erwidert werden, denn der Kranke ist in seiner 

Entscheidung zu einem Eingriff letztlich doch ganz wesentlich 

von dem Wissen, der Erfahrung, dem Können und der Persönlichkeit 

des Chirurgen abhängig. Dies setzt allerdings voraus, dass 

dieser auch die Prinzipien der evidenzbasierten (wissenschaftlichen) 

Chirurgie kennt und im Einzelfall berücksichtigt. 

Johann Wolfgang Goethe, der Namenspatron unserer Frankfurter 

Universität, lässt seinen Wilhelm Meister Wundarzt werden und 

dieser befindet als reifer Mensch: ¹Der Chirurg widmet sich dem 

göttlichsten aller Geschäfte: ohne Wunder heilen und ohne Worte 

Wunder tunª (J. W. Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre 1829). 

Dies ist keine wissenschaftlich begründete, nicht einmal eine empirische, 

sondern eine emotionale Aussage des Dichters. Die evidenzbasierte 

Medizin schlägt die Brücke zwischen chirurgischer 

Expertise, Wissenschaftlichkeit und Empathie. 

Ich widme diesen Vortrag meinem eigenen chirurgischen Lehrer 

Fritz Linder. Sein Bekenntnis auf dem Internationalen Chirurgenkongress 

1969 in Buenos Aires ¹From the Prima Donna to the 

Leader of a Teamª (13) hat er in Heidelberg umgesetzt, und in seiner 

Person verkörperte er die Verbindung einer traditionsreichen 

chirurgischen Schule mit wissenschaftlich begründeter Chirurgie. 

¹Seine liberale Autorität bzw. sein autoritärer Liberalismusª 

(Hans-Dietrich Röher) entsprach vielleicht noch nicht den Idealvorstellungen 

der gestrengen methodischen Hüter der EBM, 

aber dem, was wir uns auch heute noch von einem Chirurgen 

wünschen ± wissenschaftliche Basis, klinische und operative Expertise, 

Führungsqualität und ärztliches Vorbild. 

Fritz Linder war Vorsitzender (1968), Ehrenmitglied (seit 1982) 

und langjähriger Schriftführer (1969±1976) der Mittelrheinischen 

Chirurgenvereinigung. Auch dies in der Tradition seines Lehrers 

K. H. Bauer. 

Literatur 

1 Billroth T. Über das Lehren und Lernen der medizinischen Wissenschaften 

1875 

2 Diener MK, Knebel P, Fink C et al. Klinische Studien in der Chirurgie. 

Auf dem Weg zur evidenzbasierten Chirurgie. Chirurg 2012; 83: 

315±318 

3 Encke A, Kopp I, Selbmann HK. Ethische Implikationen der evidenzbasierten 

Medizin/Chirurgie. Viszeralchirurgie 2006; 41: 371±375 

4 Encke A, Kopp I, Selbmann HK. Bedeutung der S1-, S2-, S3-Leitlinien. 

Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2009: 257±267 

5 Fordyce G. Attempt to improve the evidence of medicine. Trans Soc 

Impr Med Chir Knowl 1793; 1: 273 zitiert nach U.Tröhler: To improve 

the evidence of medicine. The 18 th century British origins of a critical 

approach. Royal College of Physicians of Edinburgh; 2000 

6 Grol R, GrimshawJ. From the best evidence to the best practice: Effective 

implementation of change in patient care. Lancet 2003; 362: 

1225±1230 

7 Gross R. Der Arzt zwischen Naturwissenschaft und Humanität. Festvortrag 

84. Kongress Dt. Ges. Innere Medizin; 1978 

8 Haynes RB, Devereaux PJ. Guatt PJ. Physician's and patient's choices 

in evidenced based practice. BMJ 2002; 324: 1350 

9 Heister D. Lorenz. Chirurgie. Nürnberg; 1763 

10 Hoeft K, Güntert A, Ansorg J. Evaluation der Weiterbildung 2011. Passion 

Chirurgie Q3, BDC Online; 2011 

11 Hüsing B et al. Individualisierte Medizin und Gesundheitssystem. Zukunftsreport 

des Büros für Technologiefolgen-Abschätzung beim 

Deutschen Bundestag; 2008 

12 Kilian H. Meister der Chirurgie 2. Aufl. Stuttgart: Thieme; 1980 

13 Linder F. From a primadonna to the leader of a team. Soc Int Chir 1969 

14 Ludwig WD. Möglichkeiten und Grenzen der stratifizierenden Medizin 

am Beispiel der Onkologie. Biomarker und Design klinischer Studien. 

Forum (Deutsche Krebsgesellschaft) 2012; 27: 197±202 

15 Maio G. Heilen als Management? Z Allg Med 2011; 87: 36±41 

16 Maio G. Mittelpunkt Mensch: Ethik in der Medizin. Schattauer; 2012 

17 Naunyn B. zitiert nach R. Gross 

18 Peiper H-J. Chirurgische Tradition, chirurgische Schule ± haben Sie 

Bestand? Chirurg 2005; 76: 1086±1090 

19 Rothmund M. Sind das Lehrer-Schüler Verhältnis und die chirurgische 

Schule dieser Tage überholt? ± Symposium Aktuelle Chirurgie, Berlin 

18.11. 2011 

20 Sackett DL, Rosenberg WMC, Gray JA et al. Evidenced-based Medicine: 

what it is and what it isn't. 1996; 312: 71±72 

21 Schipperges H. 5000 Jahre Chirurgie. Stuttgart: Franckh'sche Verlagshandlung; 

1967 

22 Zarras K. Persönliche Mitteilung. Jahreskongress Deutsche Gesellschaft 

für Chirurgie; 2012 


Prof. Dr. med. Albrecht Encke 

Hans-Thoma-Straûe 22 

60596 Frankfurt/Main 

E-Mail: a.encke@em.uni-frankfurt.de 


Sitz Berlin 



Medizin oder Business? 

Vom Verlust der menschlichen Sorge in Zeiten der Ökonomie 

G.Maio 

(vorgetragen als B.-Franklin-Lecture, Berlin, 17.11.2012) 

Der Arztberuf ist etwas Besonderes, weil der Arztberuf mit dem 

wichtigsten Gut zu hat, das ein Mensch überhaupt besitzt, nämlich 

sein Leib und Leben.Im Alltag macht man sich nicht immer 

klar, was für ein Privileg es ist, Arzt zu sein.Ein Privileg, das darin 

zum Ausdruck kommt, dass sich der Patient einem Arzt gegenüber 

in einer Weise verhält wie er es einem Geschäftsmann gegenüber 

eher nicht täte.So lässt sich der Patient von einem Arzt 

untersuchen, gewährt ihm Einblick in die intimsten Sphären, berichtet 

ihm von Beschwerden, die er keinem anderen so selbstverständlich 

mitteilen würde, und dies selbst dann, wenn er den 

Arzt zum ersten Mal sieht.In der Chirurgie übergibt er sogar seinen 

Körper in narkotisiertem Zustand dem Operateur, ohne irgendeine 

Kontrolle für den Vorgang beanspruchen zu können. 

Der Patient macht all dies, weil er weiû, dass das Gegenüber 

nicht irgendjemand ist, sondern ein Arzt.Und als Arzt ist er Vertreter 

einer Profession.Arztsein ist nicht nur ein Beruf, sondern eine 

Profession.Profession kommt vom Wort versprechen, geloben. 

Das heiût nichts anderes, als dass der Arzt in der Begegnung mit 

jedem Kranken als Repräsentant einer Profession ein Versprechen 

gibt, ein Bekenntnis ablegt.Der Arzt als Professioneller bekennt 

sich allein mit seiner Bezeichnung Arzt dazu, sein Wissen 

und Können nur im Interesse des Hilfsbedürftigen einzusetzen. 

Nicht die Handlung allein, sondern die dahinter liegende Haltung 

macht die Profession aus.Genau das ist der Grund, warum der 

Patient dem Arzt antizipierend vertraut, er vertraut ihm, nicht weil 

er ihn persönlich kennt, sondern allein deswegen, weil der Arzt 

Teil einer Profession ist, die implizit ein solches öffentliches Versprechen 

gibt.Die Grundlage für dieses Vertrauen wird durch die 

gegenwärtige Entwicklung der modernen Medizin immer mehr infrage 

gestellt, gerade weil die moderne Medizin durch das übermächtige 

ökonomische Denken komplett überformt wird. 

I. Bedrohung des sozialen Charakters 

ärztlichen Handelns 

1. Von der ärztlichen Profession zum profanen 

Leistungserbringer 

Was die modernen Umstrukturierungen in den Kliniken bewirken 

sollen, ist nicht weniger als die Überführung dieser Profession in 



Sitz Berlin 

einen ganz profanen Beruf.Alles, was die Freiheit der Profession 

unterstreichen würde, wäre im modernen Managementdenken 

eher lästig und hinderlich.Der Arzt soll stattdessen profaner Leistungserbringer 

sein, denn als solcher hat er sich nicht primär an 

die professionseigene Linie zu halten, sondern an Vorgaben des 

Managements.Das ist der Hintergrund, vor dem auch die ganze 

Debatte um Bonuszahlungen und Anreizsystemen betrachtet 

werden muss.Es geht darum, dass wir heute eine politisch gewollte 

Deprofessionalisierung und damit Entwertung des Arztberufs 

erleben, weil ein Arztberuf, der sich auf seinen Professionsstatus 

beruft und damit eine Freiheit im Denken und Behandeln 

reklamierte, eben nicht mehr so leicht zu managen wäre.Eine solche 

Freiheit würde möglicherweise die Effizienz gefährden und 

den ganzen Betrieb aufhalten.Daher soll politisch gewollt der 

Arztberuf kleingeredet und auf die gleiche Stufe gestellt werden 

wie Dienstleistungsbereiche in der Industrie.Aber ärztliche Hilfe 

ist keine bloûe Dienstleistung.Sie ist ein Dienst am Menschen 

und damit die Zusicherung der Sorge für den anderen.Diese Zusicherung 

ist unverzichtbar, weil der Arzt es eben nicht mit einem 

souveränen Kunden zu tun hat, sondern mit einem angewiesenen 

Patienten, der einfach Hilfe braucht.Und in dieser seiner Angewiesenheit 

ist der Patient tendenziell in einer Position der Schwäche, 

die es erforderlich macht, dass er auf einen Helfer trifft, der in 

seinen Entscheidungen nicht medizinfremden Vorgaben unterworfen 

ist. 

Denn wenn ein angewiesener Mensch nun auf einen Helfer trifft, 

der selbst in einer Zwickmühle steckt, dann ist es schlecht bestellt 

um den angewiesenen Menschen, der Hilfe braucht.Denn dann 

besteht die Gefahr, dass der Helfer vielleicht erst an seine eigene 

Zwickmühle denken muss und erst sekundär an die Hilfe für den 

Patienten ± und genau das ist die Umkehrung dessen, was Arztsein 

unbedingt heiûen muss.Arztsein heiût doch nichts anderes, 

als dass man ohne Konflikte oder Bestrafungen befürchten zu 

müssen sich frei für das Wohl des Patienten entscheiden können 

muss.Arztsein heiût nichts anderes als eine Persönlichkeit zu 

sein, die Prinzipien hat, Prinzipien, die der Arzt nicht aufgibt, 

ganz gleich was politisch oder ökonomisch oder gesellschaftlich 

von ihm erwartet wird.Prinzipientreue setzt aber voraus, dass 

der Arzt eine innere wie äuûere Freiheit besitzt.


2. Vom Primat des Helfens zum Primat der Rentabilität 

Nur vor diesem Hintergrund wird deutlich, welche Brisanz die gegenwärtigen 

Diskussionen um die Bonuszahlungen haben und 

wie viel auf dem Spiel steht bei diesen Debatten.Es geht nämlich 

um nichts anderes als um die Vertrauenswürdigkeit der ärztlichen 

Profession, um das Vertrauen der Bevölkerung in den sozialen 

Charakter der Medizin.So ist es verstörend, wenn der Patient 

argwöhnen muss, dass sein Arzt nicht das dem Patienten Dienliche 

empfiehlt, sondern das den Bilanzen Dienliche.Das ist verstörend, 

weil der ernsthaft kranke Mensch davon ausgehen muss, 

dass der Arzt Anwalt des Patienten ist und nicht Anwalt in eigener 

Sache.Der implizite Argwohn, der Arzt könnte sich zwar Arzt nennen 

aber de facto eher als Geschäftsmann agieren, ist Gift für das 

Ansehen der ¾rzte, aber vor allem Gift für die Zuversicht, auf die 

jeder Mensch angewiesen ist, wenn er ernsthaft krank geworden 

ist.Keine Gesellschaft kann es sich leisten, die kranken Menschen 

in eine Situation schlittern zu lassen, in der sie dringend 

auf ärztliche Hilfe angewiesen und dann womöglich in ihrer Angewiesenheit 

von den ¾rzten fehlgeleitet werden mit ärztlichen Ratschlägen, 

die keinem ärztlichen Selbstverständnis, sondern ökonomischem 

Kalkül folgen.Eine solche Situation wird keine Gesellschaft 

je zulassen wollen.Daher muss die ¾rzteschaft neu 

verdeutlichen, dass sie Prinzipien hat und diese Prinzipien als unumstöûlich 

ansieht und dass alle fahrlässigen Gefährdungen dieser 

Prinzipien politisch unverantwortlich sind. 

Wer heute zum Chirurgen geht, hat hohe Erwartungen an ihn.Der 

Eingriff muss in höchster Präzision und Perfektion erfolgen.Da ist 

man angewiesen auf perfekte Abläufe, auf eine Logistik, die ähnlich 

wie in der Industrie keine Unwägbarkeit und Unsicherheit zulassen 

darf.Und so übernimmt man das industrielle Denken und 

stülpt es komplett der Medizin über, so als ginge es auch in der 

Medizin um die Produktion von perfekten Produkten.Für die Medizin, 

und erst recht für die Chirurgie ist diese Übertragung bis zu 

einem gewissen Grad auch berechtigt.Aber die Industrialisierung 

der Chirurgie hat Grenzen, über die wir näher nachdenken müssen, 

denn wenn nicht mehr das Medizinische, sondern das Ökonomische 

zum Eigentlichen wird, dann verabschieden wir uns 

auch von bestimmten Werten in der Gesellschaft. 

3. Vom Dienst am Menschen zur personennahen 

Dienstleistung 

Unter dem ökonomisch bedingten Zeitdiktat verkümmert eine Kultur 

des Heilens, weil die Behandlung von kranken Menschen immer 

mehr als messbare Handlung begriffen wird.Das ökonomisierte 

System suggeriert in problematischer Weise, dass mit der 

Applikation des Richtigen die Behandlung erschöpft sei.Auf diese 

Weise gerät der sinnstiftende Dienst am Menschen nach ökonomisch-verwaltungstechnischen 

Vorgaben zu einer personenna- 

hen Dienstleistung.Damit aber wird genau das unterbewertet, 

was für viele Menschen der eigentliche Grund war, sich für den 

Helferberuf Arzt zu entscheiden.Erfüllung für den Arzt und echte 

Hilfe für den Kranken kann es nur dann geben, wenn die ärztlichen 

Verrichtungen nicht nur auf einer gesunden Wissensbasis 

stehen, sondern wenn auch die zweite Basis gelegt ist, und das 

ist die Grundhaltung des authentischen Helfenwollens, die Grundhaltung 

einer Sorgebeziehung zum Kranken.Als Ideale für die 

Medizin hatten bisher Werte gegolten wie Hilfe, Sorge, Begleiten, 

Einfühlen, Beistand.All diese Werte gelten heute mehr und mehr 

als antiquiert und mehr noch ± solche Werte erscheinen heute als 

geradezu störend für eine ärztliche Tätigkeit, die eine rein leistungsbezogene 

sein soll.Das, was ja der eigentliche Grund war, 

Arzt zu werden, wird manchmal gar zum lästigen Hindernis, das 

gelegentlich der Effizienzsteigerung und der Rentabilität im 

Wege steht.Daher muss deutlich gemacht werden, dass die Behandlung 

von Patienten nicht in der unpersönlichen Einhaltung 

formaler Normen aufgehen kann, sondern nur dann, wenn die 

Handlungen eingebettet sind in eine authentische menschliche 

Beziehung zum Kranken. 

4. Abwertung der ärztlichen Qualität 


Sitz Berlin 

Im Grunde möchte man im ¹modernenª Gesundheitssystem keine 

wirklichen ¾rzte mehr, sondern eher Manager, die gekonnt die 

vorgegebenen Behandlungspakete zusammenbauen.Man 

möchte ein System, in dem alle Tätigkeiten organisatorisch zerlegt 

werden.Alles, alle Untersuchungs- und Behandlungsabläufe 

werden zerstückelt, weil man nur so überall effizienter werden 

kann.Auf diese Weise aber kann die ureigene ärztliche Qualifikation 

kaum noch richtig zur Geltung kommen.Das Proprium des 

¾rztlichen, dass der Arzt ganzheitlich denkt und den ganzen Menschen 

sieht und nicht nur ein Organ, den ganzen Menschen und 

nicht nur eine DRG-Diagnose, dieses eigentlich ¾rztliche, das ist 

nicht mehr gefragt.Die Ökonomisierung führt sukzessive zu einer 

Art Scheuklappenmedizin, weil die ¾rzte unter dem Diktat der 

Ökonomie und ihrer Geschäftsführer verlernen, ganzheitlich zu 

denken und stattdessen dafür belohnt werden, wenn sie sich allein 

auf die DRG-Diagnose oder Ausgangsdiagnose und somit 

auf einen Teilsegment beschränken ohne je zu beanspruchen, 

den Menschen als Ganzes zu sehen. 

Wir erleben im Zuge der exzessiven Ökonomisierung nicht weniger 

als einen Trend zur Herabsetzung der Qualität des Arztberufs. 

Diese Herabsetzung gerade des ¾rztlichen zeigt sich auch daran, 

dass mit der Ökonomie eine immense Dokumentationswut ausgebrochen 

ist.Alles muss gemessen werden, alles belegt werden, 

und vor allen Dingen: Alles wird kontrolliert.Nichts mehr 

wird als selbstverständlich vorausgesetzt, sondern für alles muss 

man Rechenschaft ablegen; jeder Arzt erfährt sich auf diese Weise 

jederzeit einem ständigen Generalverdacht ausgesetzt.Diese 



durch die Geschäftsführung und Qualitätsmanagement verhängte 

Kontrolle wächst und sie kränkt die ¾rzte zuweilen, weil die 

Kontrolle bedeutet, dass ¾rzte kontrolliert werden müssen, damit 

sie gut handeln.Das heiût, man traut ¾rzten nicht zu, dass sie von 

sich aus gut handeln, sondern man muss sie kontrollieren und sie 

mit finanziellen Anreizen unterfüttern, damit sie das Richtige tun. 

Das ist der homo oeconomicus, der einfach dem Bild des Arztes 

als einem Helfer, der bedingungslos und vollkommen selbstverständlich 

hilft, diametral gegenübersteht. 

Es gibt kaum mehr fachliche Ermessensspielräume für den Arzt. 

Immer weniger wird es der genuin ärztlichen Erfahrung überlassen, 

was zu entscheiden ist.Stattdessen wird dem Arzt im Detail 

vorgeschrieben, was er zu tun hat.Dieses Handeln nach Vorgaben, 

fast schon nach Gebrauchsanweisungen, hat eigentlich 

nichts professionell ¾rztliches mehr an sich.Vielmehr ist im Zuge 

der Ökonomisierung eine politisch gewollte Deprofessionalisierung 

der ¾rzteschaft zu verzeichnen.Je mehr ökonomische Anreize 

die ¾rzte erhalten, desto mehr verlieren sie ihre Freiheit, 

sich ausschlieûlich an die professionseigenen Regeln ihrer erlernten 

Kunst zu halten.Sie geben das Fundament für die Ausübung 

ihrer Profession auf.Der Arzt wird tagtäglich in einen Rollenkonflikt 

getrieben, den er nur dann glaubt, bewältigen zu können, 

wenn er sich von den hehren Idealen seines freien Berufs 

verabschiedet und sich an den betriebswirtschaftlichen Vorgaben 

und Sachzwängen orientiert.Dass dies einem Ausverkauf des 

¾rztlichen und damit einem Ausverkauf der Vertrauenswürdigkeit 

der Medizin gleichkommt, wird dabei übersehen. 

5. Aushöhlung des sozialen Charakters der Medizin 

Das Gravierende dieser ökonomischen Überformung des ¾rztlichen 

ist die Tatsache, dass eine fürsorgliche Praxis zur marktförmigen 

Dienstleistung transformiert wird.Dies hat schon Niklas 

Luhmann treffend auf den Punkt gebracht, als er sagte: ¹Mit dem 

Pathos des Helfens ist es vorbei, denn Geld gilt heute als das effektivere 

¾quivalent für Hilfe und Dankbarkeit.ª (Luhmann 1973, 

S.37) ± Über diese zentrale Umformung, die mit einer Abschaffung 

des ¹Pathos des Helfensª einhergeht, muss man näher nachdenken, 

wenn man erfassen will, was die Ökonomie mit der Medizin 

macht.Das heiût ja nichts anderes als dass es heute in Zeiten 

der Ökonomie gleichgültig zu sein hat, ob man als Arzt das innere 

Bestreben hat zu helfen oder nicht.Die Haltung, sie soll irrelevant 

sein, weil heute etwas anderes vom Arzt verlangt wird.Wir erleben 

heute eine totale Bindung an Programme und Vorgaben, wir 

erleben nicht weniger als eine komplette Verrechtlichung der ärztlichen 

Hilfe, die dann eben keine Hilfe mehr zu sein hat, sondern 

die Abgabe eines qualitätsgesicherten Produkts.Natürlich muss 

der Output stimmen, aber mit dem Output allein ist noch keine humane 

Medizin realisiert.Gerade die Konfrontation mit einer ernsthaften 

Erkrankung führt den Menschen an Grenzerfahrungen he- 


ran, und viele Patienten können sich nicht damit begnügen, so 

eine Art ausgewiesenen Ingenieur für den Menschen als Arzt zu 

haben, bei dem alle Zahlen stimmen, sondern sie werden doch 

immer darauf angewiesen sein, in ihrer existenziellen Grunderfahrung 

auf eine Persönlichkeit zu stoûen, nicht nur auf einen 

Könner, sondern auf eine Persönlichkeit, bei der sie sich menschlich 

aufgehoben fühlen.Dieses Hoffenwollen auf eine Persönlichkeit, 

der man menschlich vertraut, wird man nicht abstellen können 

durch die Lieferung eines perfekten Produkts.Die Orientierung 

am guten Outcome, am messbaren Outcome ist eine notwendige 

Bedingung für eine gute Medizin, aber sie ist eben nicht 

hinreichend.Denn die Begegnung von Arzt und Patient bleibt unweigerlich 

auf ein Vertrauenkönnen angewiesen, weil es hier oft 

um existenzielle Erfahrungen geht, die mehr erfordern. 

6. Verlust der Kultur menschliche Anteilnahme 


Sitz Berlin 

Hier sehen wir, wo die Grenzen ökonomischen Denkens liegen, 

das sind die Grenzen der sich verändernden Grundhaltungen. 

Das Gefährliche der Ökonomisierung liegt darin, dass die Ökonomie 

die Charaktere, die Grundeinstellungen verändert.In einem 

ökonomisierten System gibt es keine Helfer mehr, sondern 

Dienstleistungsanbieter, in einem ökonomisierten System gibt es 

keine Sorge für den Anderen mehr, sondern es gibt die Lieferung 

einer bestellt und vertraglich vereinbarten Gesundheitsware.Die 

Ökonomie bringt also nichts anderes zuwege als die Ablösung 

des Vertrauensverhältnisses durch ein Vertragsverhältnis.Das 

ist das Geschäftsmodell, das stillschweigend eingeführt wird. 

Der gröûte Schaden, den das rein ökonomische Denken anrichtet 

ist letzten Endes die emotionale Distanzierung vom Patienten, ist 

nichts anderes als die Einführung eines perfekten Services, aber 

ohne Mitimplementierung des Wesentlichen, nämlich der persönlichen 

Anteilnahme am Schicksal des kranken Menschen.Die 

Ökonomie führt neue Werte ein; anstelle des empathischen Engagements 

wird die unparteiische Dienstleistungserbringung gepriesen.Das 

ist nicht weniger als der Ersatz des Mitgefühls durch 

eine hinter perfektem Outcome gut maskierte aber salonfähig gemachte 

Teilnahmslosigkeit, ja manchmal gar Gleichgültigkeit. 

Wenn Medizin ein Unternehmen sein soll, so müssen wir bedenken, 

dass in einem Unternehmen allen beigebracht wird, dass 

man kalkulieren muss, dass man rechnen muss, dass man berechnen 

muss, dass man klug investieren muss.Keine Selbstverständlichkeit 

und Unmittelbarkeit des Gebens, sondern eine Hilfe 

nach Berechnung, eine Hilfe nach Kalkül.Aber passt das überhaupt 

zusammen: Hilfe und Kalkül? ± Viele Patienten spüren, 

dass das möglicherweise nicht zusammenpasst, denn viele Patienten 

fragen sich immer häufiger, wenn ihr Arzt ihnen eine Therapie 

empfiehlt, ob diese Empfehlung dem Kalkül für die Klinik 

oder der Hilfe für sie als Patient gilt.Die Gleichzeitigkeit von Hilfe 

und Kalkül ist insofern eine ständige Gefährdung der Grundfesten


der Medizin als Disziplin der Hilfe, als Disziplin der Sorge und damit 

als eine Gefährdung des unabdingbaren Vertrauensverhältnisses.Ein 

guter Arzt wird derjenige sein, bei dem man das Gefühl 

hat, dass er mit der gröûten Selbstverständlichkeit das Gute 

tut, ohne zu berechnen, ohne Vorbehalt. 

7. Gefahr der Entsolidarisierung von den Schwächsten 

Die Konsequenz einer ökonomisierten Medizin besteht darin, 

dass nicht mehr allen geholfen wird, sondern nur noch dort, wo 

es sich rentiert.Stichwort Patientenselektion.Die Kunst einer 

ökonomisierten Medizin besteht nicht mehr allein darin, gute Behandlungen 

vorzunehmen, sondern die eigentliche Kunst ist die, 

eine gute Patientenselektion zu erreichen.Patienten zu akquirieren, 

die eine gute Bilanz versprechen, Patienten, die für eine gute 

Statistik taugen, Patienten, denen man womöglich noch Zusatzleistungen 

anbieten kann.Am Ende ist es dann eben so, dass 

die Medizin ökonomisch motiviert dazu tendieren wird, genau die 

Patienten von vornherein aus ihrem Fokus zu verbannen, die vielleicht 

der ärztlichen Betreuung am meisten bedürften.Hier zeigt 

sich ein Grundzug ökonomischen Denkens; denn für den Markt 

lohnt sich die Investition eben nur dort, wo man mit der Investition 

auch viel verrichten kann.Der Markt zieht die Versorgung derjenigen 

Patienten vor, die gut lösbare Probleme haben.Diejenigen, 

die in weniger gut lösbaren Problemlagen stecken, werden als 

zu risikoreich eingestuft und daher eher gemieden und somit weiter 

marginalisiert.Denn wenn eine nennenswerte Verbesserung 

nicht rasch und komplikationslos erreicht werden kann, dann erscheint 

jeder Einsatz als ineffizient und für das Unternehmen bedrohlich.Der 

Markt führt also nichts anderes ein als eine Unterwerfung 

der Medizin unter das Diktat des Erfolgs.Alle Maûnahmen, 

die nicht garantiert und ohne viel Aufwand erfolgreich sein 

können, werden mehr und mehr ausgeschlossen, einfach weil 

sie durch das neu etablierte Raster der Rentabilität durchfallen. 

Das Kriterium der Rentabilität ersetzt den genuin sozialen Gedanken.Das, 

was einst einfach unabdingbar war, dass man auch dort 

zu helfen versucht, wo man auch wenig Chancen hatte, all dieses 

Unabdingbare wird durch die Ökonomie zur Verschwendung und 

damit zum Unnötigen umdefiniert. 

II. Unverzichtbares für eine Ethik 

der Chirurgie 

1. Die medizinische Indikation als Kernstück chirurgischer 

Ethik 

Am Anfang dieses Beitrags stand die Frage, was der Patient von 

einer guten Chirurgie erwartet.Und es ist klar, dass er einen perfekt 

gekonnten Lege-artis-Eingriff mit Recht erwartet.Aber wenn 

man sich darauf beschränkt, allein auf die Perfektion des Eingriffs 

zu achten, dann hat man nur die Hälfte der Erwartungen erfüllt. 


Sitz Berlin 

Und dies gilt gerade für die Chirurgie.Die besondere ethische 

Aufgabe in der Chirurgie ist nicht der Eingriff selbst, sondern genauso 

wichtig ist die Frage der Indikation zu dem Eingriff.Gerade 

hier wird die Medizin anfällig, wenn sie die Frage, wann ist ein Eingriff 

medizinisch indiziert nicht mehr nur noch nach medizinischen 

Kriterien beantworten würde.Was der Patient sicher wünscht, ist 

ein Arzt, dem er vertrauen kann.Er braucht den Arzt als Vertrauensperson.Damit 

er aber dem Arzt vertrauen kann, muss der Patient 

wissen, dass der Arzt frei ist in der Entscheidung der Therapie.Die 

Freiheit des Arztes ist die zentrale Grundlage, auf der das 

Vertrauen basieren kann.Wenn die ökonomischen Anreize sehr 

stark sind, wird der Arzt ständig in einen Interessenkonflikt hineingetrieben, 

vor dem man ihn aber bewahren muss.Es ist eben 

nicht mehr eine Frage der Privatmoral des Arztes, wenn man 

ihm Anreize zur Fallzahlsteigerung gibt, sondern ab dem Moment, 

wo man ein solches System zulässt, das den Arzt belohnt, wenn 

er einfach mehr operiert, ohne dass gleichzeitig die Indikation 

selbst zum zentralen Kriterium wird, dann nimmt man in fahrlässiger 

Weise in Kauf, dass manche ¾rzte dann nichtmedizinische 

Faktoren in die Indikationsstellung einbauen.Das ist nicht nur 

eine Frage der Privatmoral, sondern eine Frage des Systems. 

Das System muss ¾rzte unterstützen, die genuin ärztliche Entscheidungen 

treffen, im Interesse des Patienten, und das kann 

auch und gerade der Verzicht auf eine aufwendige Operation 

sein.Das Diktat der Fallzahlsteigerung könnte am Ende den Arzt 

bestrafen, der besonders gewissenhaft seine Indikation stellt. 

¾rztliche Qualität bemisst sich also nicht nach der ¹Stückzahlª, 

sondern sie bemisst sich nach der Sorgfalt, mit der man basierend 

auf Evidenz und Erfahrung eine Indikation zu stellen hat 

(Maio 2012). 

2. Unabhängigkeit des Arztes als Grundlage für Vertrauen 

Daher erscheint es dringend notwendig, in das Vertrauensverhältnis 

zwischen Patient und Arzt neu zu investieren und die Anreizsysteme 

so zu gestalten, dass es sich in Zukunft lohnt, wenn man 

ein guter Arzt ist.Und ein guter Arzt ist nicht ein perfekter Leistungserbringer, 

sondern ein guter Arzt ist eine mitfühlende Helfer- 

Persönlichkeit.Das zentrale Prinzip ärztlicher Persönlichkeit besteht 

darin, dass das oberste Gebot allen Handelns das Wohl 

des Patienten ist.Dieses Gebot hat über allem zu stehen, auch 

über persönliche Vorteile des Arztes selbst.Und dieses Gebot 

muss das Selbstverständlichste bleiben.Das aber kann es nur 

dann, wenn die Medizin darum wirbt, dass sie zwar auf ökonomische 

Hilfe angewiesen ist, dass aber eine totale Ökonomisierung 

der Medizin ihren Geist als Medizin erstickt.Eine Medizin, die den 

ökonomischen Anreizen mehr folgt als den ärztlichen Selbstverständlichkeiten, 

eine solche Medizin wird auf Dauer ihre Seele 

verkaufen.Daher muss die Medizin darauf achten, dass sie zwar 

dem Gebot der Wirtschaftlichkeit treu bleibt aber dabei sich dazu 



bekennt, eine soziale Praxis zu sein und kein Dienstleistungsunternehmen. 

Denn ein Patient würde nie in eine Klinik gehen, die ihre Chefärzte 

als Manager einstellte, die als Teamplayer zur Expansion des Unternehmens 

beitragen sollen.Vielmehr werden Patienten sagen, 

dass sie nur in die Klinik gehen wollen, in denen ein Geist der 

selbstverständlichen Zuwendung zum Kranken weht, ein Geist, 

durch den sichtbar wird, dass es ein Anliegen der gesamte Klinik 

ist, einen humanen Dienst am Menschen zu verrichten.Wenn die 

modernen Anreizmechanismen so sind, dass dieser Dienst der 

wertschätzenden Zuwendung zum Anderen als ein lästiges Ideal 

wahrgenommen wird, das die Bilanzen infrage stellt, dann wird es 

Zeit, dass die ¾rzte einem solchen System die Gefolgschaft kündigen 

und neu für das eintreten, was sie werden wollten, als sie 

die Hörsäle betraten, nämlich dafür, dass der Arztberuf wieder 

ein Helferberuf wird. 

Daher muss neu ins Bewusstsein treten, dass der Arzt zwar ein 

Angestellter des Krankenhauses sein mag, dass er aber in seiner 

medizinischen Entscheidung unabhängig bleiben muss.Diese 

Unabhängigkeit wird durch Bonuszahlungen, solange sie auf rein 

ökonomische Parameter abzielen, gefährdet.Mehr noch, solche 

Bonuszahlungen bringen eine Umdefinition des Arztberufs auf 

den Weg; mit Bonuszahlungen, die etwa auf die Fallzahlsteigerung 

ausgerichtet sind, soll ja erreicht werden, dass die ¾rzte vor 

allem einen Beitrag zur Expansion des Klinikums beitragen.Den 

¾rzten wird also über die Leitungsstrukturen die Rolle zugedacht, 

die Unternehmensziele, wie das der Expansion, durchzusetzen. 

Solange Bonuszahlungen dazu dienen sollen, medizinfremde Unternehmensziele 

erreichbar werden zu lassen, handelt es sich 

aber um eine subtile Form der Zweckentfremdung ärztlicher Kompetenz. 

3. Arztsein heiût Rückgrat zeigen für ärztliche Prinzipien 

Diese beschriebene ökonomische Überformung läuft den Erwartungen 

und Bedürfnissen der Patienten zuwider, und sie läuft 

auch den Erwartungen vieler ¾rzte zuwider, die sich im Arztsein 

einen sinnstiftenden Beruf erhofft haben.Jeder Patient möchte 

das Gefühl haben, dass der Arzt ihm hilft, weil es das Selbstverständlichste 

der Welt ist und nicht weil der Arzt belohnt werden 

wird, wenn er hilft.Die Belohnung darf einfach nicht der primäre 

Grund sein zu helfen.Je mehr die ¾rzte angehalten werden, für 

eine Belohnung etwas zu tun, desto sinnentleerter werden sie ihren 

Beruf empfinden.Was ¾rzte vor allem brauchen, ist das Gefühl, 

dass sie eine sinnstiftende Tätigkeit verrichten, und der Sinn 

ihrer Tätigkeit ergibt sich aus dem Bewusstsein, für Andere da 

sein zu können.Aber dieses für Andere da sein können, das 

muss man sich auch leisten können.Die Ökonomie kennt nur 

das Verfolgen eigener Interessen, daher die Anreizsysteme, 


aber Medizin als soziales System funktioniert anders als bloû 

nach eigenen Interessen zu handeln.Dass man für den Dienst 

am anderen angemessen bezahlt wird, muss eine Selbstverständlichkeit 

sein, an die man nicht bei jeder therapeutischen Entscheidung 

denken muss.Daher können finanzielle Anreizsysteme 

eine Untergrabung der Selbstverständlichkeit des Helfens bedeuten.¾rzte 

brauchen ein sicheres und garantiertes Gehalt und 

keine Boni; sie brauchen eine finanzielle Sicherheit, die sie dazu 

befähigt, ¾rzte mit Rückgrat zu sein, und nichts braucht unsere 

Gesellschaft mehr als ¾rzte, die so viel Rückgrat haben, dass sie 

für das ¾rztliche eintreten.Eine Medizin, die den ökonomischen 

Anreizen mehr folgt als den ärztlichen Selbstverständlichkeiten 

wird auf Dauer ihre Seele verkaufen.Daher muss die moderne 

Medizin deutlicher machen als je zuvor, dass sie eine soziale Praxis 

ist und kein Dienstleistungsunternehmen. 

4. Arztsein als Hingabe 

Wirklich helfen kann man nur, wenn man sich als ganze Persönlichkeit 

engagiert und seine persönliche Verantwortung dabei verspürt, 

sich persönlich aufgerufen fühlt durch die Hilfsbedürftigkeit 

des Anderen.Diesem persönlichen Anruf muss man neuen Raum 

geben.Einen Raum, der dem Arzt das Gefühl gibt, dass es gewertschätzt 

wird, wenn er sich engagiert und mehr tut als die Vertragspflicht 

ihm nahelegt.Denn nur so bleibt der Arztberuf ein 

sinnstiftender Beruf, indem es dem Arzt ermöglicht wird, ihn als 

Dienst am Menschen zu begreifen und er somit eine Grundhaltung 

der Ergebenheit einnimmt, er sich also sozusagen hineingibt 

in den ärztlichen Beruf und erst durch diese Hingabe an den Beruf 

echte Freude am ärztlichen Sein empfinden wird. 

5. Was muss ein guter Arzt geben können? 


Sitz Berlin 

Für die Ermöglichung der sinnstiftenden Hingabe bedürfen die 

modernen Kliniken einer grundlegenden Umstrukturierung, einer 

Strukturierung, die es ¾rzten möglich macht, folgende fünf Punkte 

dem Patienten geben zu können.Da ist erstens die Zeit.Ein betreuender 

Arzt muss Zeit zu verschenken haben, wenn er dem 

Patienten zum Ausdruck bringen möchte, dass er Sorge tragen 

möchte für ihn.Er braucht einen Rest nicht verplante Zeit, damit 

er signalisieren kann, dass er ansprechbar ist, ansprechbar für 

die Nöte, die Fragen, die ¾ngste des Patienten.Ein Arzt, der keine 

Zeit, keine frei verfügbare Zeit hat, kann noch so sehr alles regelrecht 

vollziehen, er wird am Ende das Gefühl haben und auch 

hinterlassen, dem Patienten doch nicht ganz gerecht worden zu 

sein.Weil ohne die Zeit er dem Patienten nicht die Chance gegeben 

haben wird, tatsächlich eine Begegnung mit dem Arzt zu erleben.Eine 

zentrale Gabe im Umgang mit kranken Menschen ist insofern 

nicht irgendeine Dienstleistung, nicht irgendeine zusätzliche 

über die Berufspflicht hinausgehende Prozedur, sondern die 

zentrale Gabe in der Medizin ist zweitens die authentische Be-


ziehung zum kranken Menschen.In der Medizin geben kann insofern 

nichts anderes heiûen als sich selbst geben in der Anerkennung 

des Anderen als zwar Anderen aber doch mit mir Verwandten.Als 

einen Menschen, mit dem mich eine soziale, zwischenmenschliche 

Beziehung verbindet, in der ich nicht austauschbar 

bin, sondern in der ich als Persönlichkeit gefragt bin. 

Ein Drittes, was der Arzt zu geben befähigt werden müsste, ist 

nichts anderes als die Aufmerksamkeit; die Gabe, auf den anderen 

hören zu wollen, die Gabe, in den anderen hineinzuhören, 

sich zu öffnen für den anderen.In der modernen Medizin sind wir 

viel zu sehr auf das Sehen ausgerichtet, auf das optisch Wahrnehmbare 

und Objektivierbare; viel zu wenig wird der Stellenwert 

des Hörens unterstrichen, das Hören als eine tiefe Form der Aufmerksamkeit.Aufmerksamkeit, 

das geht aber nur mit einer entsprechenden 

Grundstimmung, das geht nur ohne Eile, ohne Hast, 

ohne strikt vorgegebenes Ziel, ohne Zielvereinbarung.Aufmerksamkeit 

geht nur ohne Anspannung, ohne den Druck, ohne einen 

Imperativ, und sei es der Imperativ des Erfolgs.Aufmerksamkeit 

geht nur innerhalb einer Grundstimmung des Wohlwollens, das 

einfach da ist in seiner unergründlichen Offenheit für den anderen.Wohlwollen, 

das eine Grundbereitschaft mitbringt, und das 

ist die Bereitschaft, sich einzulassen auf die Welt des Anderen 

und sich dabei auch überraschen zu lassen von dieser Welt des 

Anderen.Diese Grundbereitschaft des Sich-Einlassens auf den 

Anderen kann innerhalb eines auf reine Effizienz und Funktionalität 

ausgereichten Betriebs Krankenhaus nur schwer realisiert 

werden, gerade weil das Sich-Einlassen etwas notwendig macht, 

und das ist die Grundhaltung des Wartenkönnens, die Grundhaltung 

des Nicht-Wissen-Könnens, was die Begegnung eröffnen 

wird.Aufmerksamkeit erfordert ein solches Offenbleiben, das 

sich einer Definition des Patienten, einer Subsumierung unter 

eine DRG-Diagnose grundlegend widersetzt.Die vierte Gabe, 

die eine humane Medizin zu geben bereit und befähigt sein muss, 

wäre das Wort: Die Basis einer personalen Medizin vermittelt 

sich schon über die Erscheinung des Arztes, seine Körperhaltung, 

seine Mimik, sein Tonfall, seine Gesten, sein Blick.Aber 

sie vermittelt sich auch durch eine authentische Kommunikation, 

die eben mehr sein muss als eine Übermittlung korrekter Informationen.Denn 

genau darin liegt die Kurzschlüssigkeit einer auf Effizienz 

ausgerichteten Medizin, dass sie die Kommunikation nur 

funktionalistisch betrachtet und nicht anerkennt, dass sich über 

die Kommunikation die ganze Grundhaltung vermittelt.Durch die 

Ökonomisierung der Medizin und der damit verbundenen Arbeitsverdichtung 

fällt das ungeplante und spontane Gespräch zwischendurch 

weg, das Gespräch, das nicht sein muss, das aber 

eine zentrale Bedeutung erlangen kann für den Patienten.Dieses 

Gespräch zwischendurch, das sozusagen supererogatorische 

Gespräch wird Zug um Zug wegrationalisiert.Und dabei ist es 

doch gerade das Wort, das den Patienten so etwas wie Hoffnung 

vermitteln kann.Das Wort, das den Menschen zu tragen vermag, 

das Wort, das dem Anderen zum Ausdruck bringt, dass er nicht 

alleine ist, das Wort, das Zuversicht und Trost spenden kann. 

Die Macht des Wortes, die sich entfaltet, wenn das Wort von innen 

kommt. 

Eine grundlegende Gabe, die ¾rzte zu geben neu erlernen müssen, 

wäre die Wertschätzung.Erfüllung kann der Arzt doch nur 

finden in seinem Beruf, wenn es ihm gelingt, sich eine grundlegende 

Wertschätzung des Patienten zu bewahren und diese 

zum Ausdruck zu bringen.Wenn es ihm gelingt, sichtbar zu machen, 

dass ein zwischenmenschliches Band besteht zwischen 

Arzt und Patient.Zygmut Baumann sprach mal davon, dass in jeder 

Begegnung der Mensch über einen Wassertropfen verfügt, 

der ¹das Fass der moralischen Indifferenz zum Überlaufen bringtª 

(Baumann 2009, S.83); ich denke, dass die Wertschätzung und 

das Daseinwollen für andere genau dieser Tropfen ist, der Tropfen, 

ein kleiner Tropfen nur, der zum Ausdruck bringen kann, dass 

der andere einem nicht gleichgültig ist, dass man Verantwortung 

empfindet für ihn, dass man sich als Mensch aufgerufen fühlt, für 

ihn da zu sein.Die gröûte Hilfe, die ein kranker Mensch von der 

Medizin erwarten kann, ist am Ende die Menschenliebe, die den 

Arzt umströmt und leitet.Daher sollte man alles tun, dass diese 

Menschenliebe nicht auf ein verzichtbares Sahnehäubchen einer 

auf Funktionalität ausgerichteten modernen Medizin herabgestuft 

wird, sondern dass neu ins Bewusstsein gebracht wird, dass ohne 

diese sich verschenkende Menschenliebe auch die bestfunktionierende 

Medizin nicht wirklich eine humane Medizin sein kann. 

Literatur 

Baumann Z.Postmoderne Ethik.Hamburg: Hamburger Edition; 2009 

Luhmann N.Formen des Helfens im Wandel gesellschaftlicher Bedingungen.In: 

Otto H-U, Schneider S, Hrsg.Gesellschaftliche Perspektiven 

der Sozialarbeit, 1.Halbband.Neuwied, Berlin 1973: 21±43 

Maio G.Mittelpunkt Mensch ± Ethik in der Medizin.Stuttgart: Schattauer; 



Prof.Dr.med.Giovanni Maio, M.A.(phil.) 

Lehrstuhl für Medizinethik 

Institut für Ethik und Geschichte der Medizin 

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 

Stefan-Meier-Straûe 26 

79104 Freiburg i.Br. 

E-Mail: maio@ethik.uni-freiburg.de 


Sitz Berlin 



Die Exzellenzinitiative. Eine Bestandsaufnahme im Konvent 

akademischer Chirurgen (Frankfurt 2012) 

C.-F. Vahl 

¹It started out quite simply so as complex things can do.ª 

(Don McLean in ¹The Pride Paradeª) 

Im Juni 2012 sind die Förderentscheidungen für die 2. Programmphase 

der Exzellenzinitiative (2012±2017) gefallen. Zur Verteilung 

wurden dafür in einer Bund-Länder-Vereinbarung 2,7 Milliarden 

Euro bewilligt. Durch diese nachhaltige Investition werden 

gezielt strukturumbildende Maûnahmen getroffen, die eine selektierte 

Gruppe von Universitäten international wettbewerbsfähig 

machen sollen. Diese Veränderungen werden bereits kurzfristig 

wesentlich die Interessen von Forschung, Lehre und Krankenversorgung 

der akademischen Chirurgie in Deutschland berühren. 

Die ¹Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung 

von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulenª ist 

eine Bund-Länder-Vereinbarung gemäû Artikel 91b des Grundgesetzes. 

Von ihr begleitet ist eine neue akademische ¹Rhetorikª, 

die die Begriffe aus den Nachklängen der 1968er Hochschul-Reform 

ersetzt. An die Stelle der historischen Konzepte von Föderalismus, 

Chancengleichheit und Vielfalt sind nun Begriffe getreten 

wie Leuchtturm, (internationaler) (Standort-)Wettbewerb, Profilbildung, 

Zentren, Elite und Exzellenz. 

Konzeption der Exzellenzinitiative 

Die Exzellenzinitiative geht auf Bundeskanzler Gerhard Schröder 

zurück, der seinen Generalsekretär Olaf Scholz im Januar 2004 

am Rande einer Klausurtagung der SPD in Weimar ankündigen 

lieû, die SPD plane, in Deutschland ¹Eliteuniversitäten wie Harvardª 

zu etablieren. Dieses Konzept sorgte v.a. deshalb für Aufmerksamkeit, 

weil die SPD historisch für einen antielitären Kurs 

steht und Begriffe und das Credo für eine soziale Öffnung der 

Hochschulen die SPD-Politik für viele Jahrzehnte beherrscht hatte. 

Wenn aber gerade von der SPD eine derartige Konzeption entwickelt 

wurde, war das bereits für viele Beobachter ein Indiz dafür, 

dass eine sehr ernste Situation vorlag, die auch einer sozial 

ausgerichteten Partei derartige Maûnahmen abverlangte. Konkret 

heiût es: ¹Wir wollen die Struktur der Hochschullandschaft 

so verändern, dass sich Spitzenhochschulen und Forschungszentren 

etablieren, die auch weltweit in der ersten Liga mitspielen 

und mit internationalen Spitzenhochschulen wie Harvard und 



Sitz Berlin 

Stanford konkurrieren könnenª (Weimarer Leitlinien Innovation, 

6.1.2004, S. 5f.). 

Diese Initialzündung hat auch nach dem Regierungswechsel Bestand, 

wird von der christlich-liberalen Koalition konsequent weitergeführt 

und wird schlieûlich später als zentrale Aufgabe der Bildungsministerin 

Schavan wahrgenommen. Das Bundesministerium 

für Bildung und Forschung greift die Initiative auf und es 

kommt zu einer Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und 

Ländern über die Exzellenzinitiative im Juni 2005. Der Förderumfang 

für die erste Runde der Exzellenzinitiative liegt bereits bei 1,9 

Milliarden Euro (2006±2011). Der Begriff ¹Exzellenzinitiativeª entsteht 

als Neologismus, um gegenüber der klassischen SPD- 

Klientel nicht mit dem Begriff ¹Eliteförderungª für offene Konflikte 

zu sorgen. 

Hintergrund für die Begründung der Exzellenzinitiative waren die 

alarmierenden Zahlen 2003/2004 zur Charakterisierung des deutschen 

Bildungs- und Hochschulsystems. Einige Aspekte seien 

genannt: So fiel seit 1995 Deutschland bei den Qualifikationen 

im Tertiärbereich vom 10. auf den 22. Platz zurück. Seit 1995 hat 

sich die Zahl der Studierenden im Tertiärbereich in Deutschland 

um 5 % erhöht, im OECD-Mittel dagegen um 41%. In den Ingenieurwissenschaften 

ist die Absolventenquote in Deutschland unter 

das Niveau der Bestandssicherung gefallen. Als Ergebnis dieser 

Situation bestand eine fehlende Attraktivität universitärer Ausbildung 

und Lebenswege, die es mit neuen Perspektiven zu revitalisieren 

galt. Die Abschlussquote nach universitärer Ausbildung 

stieg in Deutschland von 14% (2000) auf 20% (2005), im OECD- 

Mittel dagegen von 20 % auf 36 %. Die Studienanfängerquote stagniert 

in Deutschland, und die geringe Zahl von Schulabgängern 

begrenzt das Potenzial, diese Situation zu verändern. Im Verhältnis 

zum Brutto-Inlandprodukt (BIP) bleiben Investitionen in Bildung 

und Hochschulen in Deutschland deutlich hinter dem 

OECD-Gesamtwert zurück (Zusammenfassung z.B. bei: http:// 

www.stanford.edu/weiler/homepage).


Was ist bisher passiert? Organisation der 

Exzellenzinitiative 

Die Exzellenzinitiative wurde konzipiert als ein wettbewerbliches 

Antragsverfahren, in dem sich Universitäten für 3 Förderlinien bewerben 

können: 

± Graduiertenschulen (2,5 Millionen Euro/Jahr) 

± Exzellenzcluster (Forschungsverbünde von 25 Wissenschaftlern 

unter Einschluss hochschulfreier Forschung (bis zu 8 Millionen 

Euro/Jahr) 

± Zukunftskonzepte zum Ausbau der Spitzenforschung (bis zu 

20 Millionen Euro/Jahr) 

Dieses Angebot wurde seitens der Universitäten zwar initial sehr 

kritisch kommentiert, dann aber überraschend breit angenommen. 

Das ist zu belegen durch die reale Beteiligung. So wurden 

für die Förderlinie 1: Graduiertenschulen (GS)135 Antragsskizzen 

vorgelegt, die in 39 Aufforderungen zur Antragstellung mündeten. 

In der Förderlinie 2: Exzellenzcluster (EC) wurden 157 Antragsskizzen 

vorgelegt, die in 41 Aufforderungen zur Antragstellung 

einmündeten. Und in der lukrativsten Förderlinie 3: Zukunftskonzepte 

kam es zur Vorlage von 27 Antragsskizzen, die in 10 Aufforderungen 

zur Antragstellung resultierten. Die aus dieser Förderungsinitiative 

resultierende Mittelflut durch den Bund war nicht 

unerheblich. So wurden 1,9 Mrd. C= für 5 Jahre ausgeschüttet. 

Die Verteilung erfolgte nach dem Prinzip, dass der Bund 75 % 

der Mittel übernimmt, während 25 % der Mittel von dem Bundesland 

getragen werden müssen, in dem sich die beantragende 

Universität befindet (¹Sitzland, Sprecheruniversitätª). Die Ausschüttung 

der Mittel macht aber auch die Wertigkeit der Programme 

deutlich. In die etwa 40 Graduiertenschulen flossen jeweils ca. 

1 Mio. C= p.a., die etwa 30 Exzellenzcluster wurden mit jeweils 

6,5 Mio. C= p. a. gefördert, während die konzentrierteste Mittelzuweisung 

an die 10 Hochschulen zur Förderung von Zukunftskonzepten 

ging, nämlich etwa 15 Mio. C= p.a. 

Exzellenzinitiative und Eliteuniversität 

Die Medienrezeption hat die Exzellenzinitiative nahezu ausschlieûlich 

entsprechend dem Gewicht der finanziellen Zuwendung 

gewürdigt und nicht unter Würdigung der Forschungsinhalte. 

Allein der wettbewerbliche Erfolg in der dritten Förderlinie verschaffte 

und verschafft in den Medien den Status der Eliteuniversität. 

Der Erfolg in dieser Förderlinie ist nur für die Universitäten möglich, 

die bereits in den beiden anderen Programmen Anträge 

durchgebracht haben. Als einer der entscheidenden akademischen 

Architekten der Exzellenzinitiative stellte sich Max Einhäupl 

den Fragen der Medien. Max Einhäupl betonte, es gehe 


Sitz Berlin 

bei der Exzellenzinitiative um einen ¹lang ersehnten Paradigmenwechsel 

im deutschen Hochschulsystem, mit dem wir uns verabschieden 

von der Idee der Homogenität und uns anfreunden mit 

der Idee der Diversitätª. 

Nachdem mancherorts spekuliert worden war, das Förderinstrument 

der Exzellenzinitiative würde keine Nachhaltigkeit entwickeln 

können und mittelfristig im Sande verlaufen, hat sich diese 

initiale Erwartung nicht bestätigt, sondern in das Gegenteil verkehrt. 

Die Exzellenzinitiative ¹is here to stayª. Nach unsicherem 

Beginn blieb der politische Weg der Exzellenzinitiative eine Erfolgsgeschichte, 

orchestriert von der Bundespolitik, den Ländern, 

dem Wissenschaftsrat und den Hochschulen. Zu dieser Erfolgsgeschichte 

mag ± in Umkehrung des Arguments von Richard 

Münch ± nicht unwesentlich beigetragen haben, dass die Standorte 

zu Eliteuniversitäten gemacht worden sind, die ohnehin das 

Kommissions-, Gremien- und Machtmonopol der DFG haben. Richard 

Münch legt dar, dass die 22 Gewinner der ersten Runde der 

Exzellenzinitiative mit 969 Sitzen über mehr als die Hälfte der 

1881 von Hochschulen besetzten Ausschutzsitze der DFG besetzen, 

während die 57 leer ausgegangenen Hochschulen weniger 

als die Hälfte der Ausschusssitze besetzen. Von den 22 Gewinnern 

belegen 13 die ersten 14 Plätze der am stärksten in den 

DFG-Ausschüssen vertretenen Hochschulen. Das kontrastiert 

mit anderen inhaltlichen Parametern. In der Rangliste der Publikationen 

und Patente pro Professor streuen diese 22 Hochschulen 

über 57 Plätze, 10 von den 22 sind erst zwischen den Plätzen 

22±57 zu finden. Das wiederum kontrastiert damit, dass die ersten 

22 zwischen 2002 und 2004 mit 1,74 Mrd. C= etwa 54 % der 

DFG-Bewilligungen eingenommen haben. Damit war ungeachtet 

der inhaltlichen Kritik der wissenschaftspolitische Erfolg der Exzellenzinitiative 

schon deshalb gewährleistet, weil sie eine zum 

Zeitpunkt ihrer Auslobung bestehende forschungspolitische 

Machtstruktur unterstützte (RM62). Der Erfolg und die Nachhaltigkeit 

der Exzellenzinitiative wird durch ihre kurze, aber sehr 

stringente Geschichte eindrucksvoll belegt: 2005 wurden Antragsskizzen 

vorgelegt, 2006 erfolgte die Aufforderung zur Antragstellung, 

bereits 2007 erfolgte die erstmalige Benennung der 

Eliteuniversitäten in Deutschland. 2009 fiel die politische Entscheidung 

über die Fortsetzung des Programms, die 2012 in der 

erneuten Kürung der Eliteuniversitäten mündete. Für 2015 wird 

die kritische Evaluation erwartet, verbunden mit der Entscheidung 

über die Fortsetzung des Programms. Hier ergeben sich grundsätzliche 

Fragen, da es unklar ist, wie die Förderung über das 

Jahr 2017 hinaus aussehen wird. In der Politik wurde von Bildungsministerin 

Schavan der Vorschlag in die Öffentlichkeit gebracht, 

über Bundesuniversitäten nachzudenken. Dieses dürfte 

zwar nicht die letztendliche Lösung sein. Es scheint aber klar, 

dass die Politik nicht mit groûem Investment an einer selektierten 

Anzahl deutscher Universitäten neue Strukturen und neue Mitarbeiter 

aufbauen kann, um dieses Programm dann nach 2017 zu 



beenden. Und genau diese Situation begründet die Notwendigkeit, 

sich mit der Hochschulentwicklung in Deutschland über 

2017 hinaus zu beschäftigen. 

Perspektivische Überlegungen 

Nicht nur Max Einhäupl hat keinen Zweifel gelassen, dass eine 

Verstetigung der Exzellenzinitiative, die ja die Schaffung neuer 

Strukturen zum Ziel hatte, über das Jahr 2017 hinaus alternativlos 

ist. Neben dem Konzept der Bundesuniversität ist eine Ausweitung 

des Fördervolumens eine (aus aktueller Sicht ggf. nicht sicher 

finanzierbare) Option. Unter ökonomischen Gesichtspunkten 

wahrscheinlicher erscheint daher heute eine Neustrukturierung 

des Verhältnisses von universitärer und auûeruniversitärer 

Forschung, eine Neudefinition und Klärung der Zuständigkeiten 

des Bundes (im Rahmen einer erneuten Föderalismusreform) für 

die Hochschulen, eine Abspaltung der Rolle der Lehre und Krankenversorgung, 

die in der Zuständigkeit der Länder bleiben könne, 

während die Forschung in groûen Segmenten als Aufgabe 

des Bundes und der selektiven Drittmittelunterstützung ¹abgekoppeltª 

werde. So könnte es durchaus zu einer Dichotomisierung 

von Forschungsuniversitäten vs. Lehr- und Versorgungsuniversitäten 

kommen, die in der Nettobilanz zu einer Reduktion der Anzahl 

klassischer Hochschulen nach dem aktuellen Verständnis 

auf 15±20 deutsche Hochschulen führen könnte. 

Die Auswirkungen einer derartigen Reduktion der Anzahl vollwertiger 

Hochschulen kann auf die Lebenswege wissenschaftlich, 

akademischer Mitarbeiter nicht ohne Folgen bleiben, die Gefahr 

laufen, um ihre akademische Zukunft betrogen zu werden, insoweit 

sie nicht selbst zu den verbleibenden 15±20 Universitäten 

gehören. 

Umgekehrt kann mit Recht erwartet werden, dass die Verstetigung 

der Exzellenzinitiative deren Rolle als Attraktor erst sichtbar 

macht. So lässt sich vorhersagen, dass die Exzellenzinitiative im 

Wettbewerb um gute Wissenschaftler eine selektionierende Rolle 

haben wird, da das Angebot qualifizierter Wissenschaftler beschränkt 

ist und bleiben wird, da die Nachfrage stetig steigt. 

Auch im Wettbewerb um öffentliche und private Mittel wird die Exzellenzinitiative 

¹punktenª. Und bei weichen Faktoren wie dem 

Wettbewerb um Reputation zeigt das Medienecho schon heute 

Wirkung: die in den ersten Tagen noch belächelten und sehr angreifbaren 

(Spiegel-)Hochschul-Rankings werden transparenter 

und finden Beachtung. Die Reputation der Universität wird als willkommene 

Werbestrategie um gute Studenten eingesetzt werden. 

Alle diese Vorgänge werden ihrerseits zu einer Verstetigung des 

Konzepts der Exzellenzinitiative beitragen. 



Sitz Berlin 

Niemand kann auf den ersten Blick gegen den Finanzumfang des 

Investments in die Exzellenzinitiative sein. In der Debatte, ob sich 

die Investition in die Exzellenzinitiative lohnt und ob sie berechtigt 

ist, werden folgende Sachargumente vorgetragen: 1.) der Bedarf 

an hochqualifizierten Hochschulabsolventen in Deutschland 

steigt. 2.) geburtenstarke, gut qualifizierte Jahrgänge scheiden 

aus und müssen ersetzt werden. 3.) die Zahl der Studienberechtigten 

in Deutschland steigt bis 2013 an, geht dann aber kontinuierlich 

zurück, sodass man nur durch verbesserte Qualifikation 

beim Studienabschluss diese Lücken kompensieren kann. 4.) 

ein alterndes Land mit steigendem Bedarf an hochqualifizierten 

Arbeitskräften muss die vorhandenen Talente optimal nutzen. 5.) 

die Ausschöpfung des Talentreservoirs ist bei fehlenden wettbewerbsfähigen 

Studienplätzen in Deutschland nicht möglich, da 

gerade die hochqualifizierten Studenten nach alternativen Studienplätzen 

im Ausland suchen können. 

Paradigmenwechsel in der wissenschaftlichen 

Förderungskultur 

Die Exzellenzinitiative ist von einem Paradigmenwechsel begleitet, 

auf den die Hochschulen und insbesondere die Hochschulmedizin 

nicht vorbereitet war. Das akademische Selbstverständnis 

der wissenschaftlichen Mitarbeiter wird gravierend verändert und 

führt zu einer Entmündigung als Person und zu einer Verstärkung 

der Rolle als Angehöriger einer Institution. Dieses wird an verschiedenen 

Aspekten deutlich: 1.) Antragsteller im Kontext der 

Exzellenzinitiative waren Universitäten, während traditionell in 

Deutschland Hochschullehrer und Wissenschaftler um Forschungsmittel 

konkurrierten. 2.) Bereits bei der Antragstellung 

wurde hochschulintern eine Selektion nach den erfolgversprechendsten 

Disziplinen und Projekten durchgeführt, sodass die 

Zugangschancen zu den Exzellenzinitiativ-Projekten für die unterschiedlichen 

Fächer bereits hochschulintern unterschiedlich 

waren und Chancengleichheit der unterschiedlichen Hochschullehrer 

nicht gegeben war. 3.) Es kommt zur Wettbewerbsverzerrung 

durch die Selektion nach Impact-Punkten, Drittmitteln, Publikationen, 

Forschungskooperationen, indem Fächer, die unter diesen 

Gesichtspunkten eine positive Forschungsbewertung demonstrieren 

können, durch das Selektionssystem bevorzugt werden 

und 4.) es wird ein ¹schweigender Ausschlussª aller Disziplinen 

hingenommen, die im aktuellen Fördersystem nicht in herausragendem 

Umfang materiell gefördert sind (Geisteswissenschaften, 

Sozialwissenschaften, Theologie, weite Bereiche der 

Chirurgie). 

Die durch die Exzellenzinitiative eingeleiteten, hier in knapper 

Form skizzierten substanziellen Veränderungen in der deutschen 

Wissenschafts- und Hochschulpolitik der letzten Jahre müssen 

auch von der akademischen Chirurgie als ernste aktuelle Heraus-


forderung wahrgenommen werden. Es ist an der Zeit, die veränderte 

hochschulpolitische Landschaft sorgfältig zu analysieren, 

um dann im Sinne der Sache eine besonnene Position zu beziehen. 

Hier dürften v. a. auf die Fachgesellschaften entscheidende 

Aufgaben warten, um nach guter inhaltlicher Vorbereitung einen 

aktiven Part bei der anstehenden Neugestaltung der akademischchirurgischen 

Hochschullandschaft zu spielen. 

Weiterführende Literatur 

Bultmann Torsten Ungleichheit als politisches Programm ± die Exzellenzinitiative 

http://www.denk-dch-mal.de/node/462 

Hartmann Michael. Die Exzellenzinitiative. Ein Paradigmenwechsel in der 

deutschen Hochschulpolitik. In: Leviathan 2006; 34/4: 447±465 

Hartmann Michael. Leistung oder Mathäus Prinzip ± die hierarchische Differenzierung 

der deutschen Universitäten durch die Exzellenzinitiative. 

In: Sandoval, Marisol u.a., Hrsg. Bildung MACHT Gesellschaft, 

Münster; 2011: 163±185 

Kleiner Michael. Exzellenzinitiative ± Nach der Entscheidung. iFQ ± Institut 

für Forschungsinformation und Qualitätssicherung. 2008: ISSN 

1864±2799 

Sieweke Simon. Die Wirkungen der Exzellenzinitiative auf die deutsche 

Hochschullandschaft. Die Hochschule 2010; (2): 120±139 

Website des Wissenschaftsrates zur Exzellenzinitiative: http://www.wissenschaftsrat.de/exini_start.html 

Website der DFG zur Exzellenzinitiative: http://www.dfg.de/forschungs 

foerderung/koordinierte_programme/exzellenzinitiative/index.html 

CHE Forschungsranking: http://www.che.de/downloads/CHE_ 

ForschungsRanking_ForschungsUnivers_2005.pdf 

Exzellenzinitiative: http://www.stanford.edu/weiler/homepage 

Weimarer Leitlinien Innovation, SPD, 6.1.2004 


Prof. Dr. med. Christian-Friedrich Vahl 

Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäûchirurgie, 

Universität Mainz 

Langenbeckstraûe 1, 55131 Main 

E-Mail: pia.gerner@unimedizin-mainz.de 

Diagnosen- und Prozedurenkodierung 2013: Chirurgisch 

relevante ¾nderungen bei ICD-10-GM und OPS 

Für die DRG-Kommission der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und des Berufsverbandes 

Deutscher Chirurgen sowie der AG Chirurgie der Deutschen Gesellschaft für Medizinische 

Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) 

R. Bartkowski 

DRG-Beauftragter der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen, Mitglied des Kuratoriums 

für Klassifikationsfragen beim DIMDI 

Mit dieser Übersicht werden alle chirurgisch relevanten Neuerungen 

der amtlichen Klassifikationen ICD-10 und OPS vorgestellt 

und kommentiert. Gerade im Bereich der Viszeralchirurgie sind 

im kommenden Jahr 2013 einige tiefgreifende ¾nderungen zu beachten, 

die z.T. auf Initiative der Fachgesellschaften und der gemeinsamen 

DRG-Kommission von DGCH und BDC entstanden, 

aber auch im Rahmen des ¹major updatesª der WHO in die ICD- 

10-GM eingeflossen sind. 

Die relevanten Neuerungen des DRG-Systems 2013 werden hier 

ebenfalls dargestellt und kommentiert, sobald sie von den Gremien 

der Selbstverwaltung verabschiedet und veröffentlicht worden 

sind. 

Eine umfassende Darstellung der Kodiersystematik von Kolonund 

Rektumresektionen ist in Vorbereitung und wird separat publiziert. 

Allgemeines 

Diagnosen 


Sitz Berlin 

Zur Abbildung besonderer Antibiotikaresistenzen werden für Staphylococcus 

aureus, Streptococcus pneumoniae und Enterococcus 

faecalis weitergehende Differenzierungen eingeführt. Auch 

diese neuen Sekundärkodes können den Gesamtschweregrad 

der DRGs steigern und sind somit potenziell erlösrelevant! 



Erreger ICD-10 Resistenzen 

Staphylococcus 

aureus 

Streptococcus 

pneumoniae 

Enterococcus 

faecalis 

Prozeduren 

Bei der Kodierung der Gabe von Frischplasma entfallen künftig 

die Kodes 8-810.0 und 8-810.1 und werden durch 8-812.6- (normales 

Plasma), 8-812.7- (kryodepletiertes Plasma) und 8-812.8- 

(pathogeninaktiviertes Plasma) ersetzt. Dabei wird jeweils auch 

die applizierte Menge mit der 6. Stelle der Kodes weiter differenziert: 

0 1± 5 Transfusionseinheiten 

1 6±10 Transfusionseinheiten 



4 31 Transfusionseinheiten und mehr 

Viszeralchirurgie 

Bauchdeckenhernien 

U80.00 Oxacillin oder Methicillin [MRSA] 

U80.01 Glykopeptid-Antibiotika, Chinolone, Streptogramine 

oder Oxazolidinone 

(sensibel auf Oxacillin oder Methicillin) 

U80.10 Penicillin oder Oxacillin 

U80.11 Makrolid-Antibiotika, Oxazolidinone oder 

Streptogramine 

(sensibel auf Penicillin oder Oxacillin) 

U80.20 Glykopeptid-Antibiotika 

U80.21 Oxazolidinone oder mit High-Level-Aminoglykosid-Resistenz 

(sensibel auf Glykopeptid-Antibiotika) 

Unter dem Klassentitel ¹Hernia ventralisª wurden bisher epigastrische 

und Narbenhernien gemeinsam klassifiziert und lediglich 

nach den Kriterien ¹Einklemmungª und ¹Gangränª weiter differenziert. 

Hier werden, ebenfalls unseren Vorschlägen folgend, künftig 

epigastrische und Narbenhernien unterschieden und darüber 

hinaus auch parastomale Hernien und sonstige Bauchdeckenhernien 

abgegrenzt. Umbilikale und paraumbilikale Hernien bleiben 

dagegen wie bisher K42.- zugeordnet. Das Rezidiv einer operativ 

versorgten Nabelhernie ist dagegen als Narbenhernie zu klassifizieren. 

Eine Kodierung der Resteklassen ¹Nicht näher bezeichnete Hernia 

ventralisª (K43.69, .79 und .99) kann und sollten bei der gebotenen 

Dokumentationsqualität grundsätzlich vermieden werden! 


Tab.1 Neue Systematik der ventralen Hernien. 

K43.- Hernia ventralis 

ICD Text Spezifikation 

K43.0 

K43.1 

K43.2 

K43.3 

K43.4 

K43.5 

K43.60 

K43.70 

K43.90 

K43.68 

K43.78 

K43.98 

K43.69 

K43.79 

K43.99 

Hämorrhoiden 

Narbenhernie mit Einklemmung, ohne Gangrän 

mit Gangrän 

ohne Einklemmung und ohne 

Gangrän bzw. onA. 

Parastomale Hernie mit Einklemmung, ohne Gangrän 

mit Gangrän 



Epigastrische Hernie mit Einklemmung, ohne Gangrän 

mit Gangrän 



Sonstige Hernia 

ventralis 

Inkl.: Mittellinienhernie, 

hypogastrische, spieghelsche 

und subxiphoidale 

Hernie 

Nicht näher bezeichnete 

Hernia ventralis 


Sitz Berlin 

mit Einklemmung, ohne Gangrän 

mit Gangrän 



mit Einklemmung, ohne Gangrän 

mit Gangrän 



Den chirurgischen Fachgesellschaften war es bereits seit Einführung 

der ICD-10 ein wichtiges Anliegen, die völlig antiquierte und 

z.T. obsolete ICD-Systematik der Hämorrhoidalerkrankungen 

neu zu strukturieren. Wegen der unverzichtbaren WHO-Kompatibilität 

war dies aber nur im Rahmen einer weltweiten Umstellung 

möglich, die jetzt nach mehrjährigen Vorarbeiten endlich umgesetzt 

werden konnte. Wir werten dies als erfreuliches Beispiel dafür, 

wie eine nationale Initiative letztendlich zu einer globalen Umsetzung 

führen kann und danken in diesem Zusammenhang dem 

DIMDI für die unablässige Unterstützung unserer Vorschläge. 

Rein formal wird zudem der bisherige Kodebereich I84.- ¹Hämorrhoidenª 

aus dem Kapitel ¹Krankheiten des Kreislaufsystemsª in 

den Bereich K64.- des Kapitels ¹Krankheiten des Verdauungssystemsª 

verschoben. Die bisherige, obsolete Unterscheidung zwischen 

¹innerenª und äuûeren Hämorrhoiden mit diversen Komplikationen 

wird aufgehoben zugunsten der klinisch relevanten 

4-stufigen Stadieneinteilung von Hämorrhoiden sowie der Perianalvenenthrombose, 

die im englischsprachigen Schrifttum offenbar 

weiterhin mit ¹external haemorrhoidsª bezeichnet wird. In 

Tab. 2 sind die klinischen Kriterien der Stadieneinteilung der Hämorrhoiden 

angegeben. Bei fehlenden klinischen Angaben ist 

K64.9 zu kodieren. Die Komplikation ¹blutendª wird bei dieser Einteilung 

nicht berücksichtigt. Aus klassifikatorischer Sicht bleibt die 

Resteklasse K64.8 ¹Sonstige Hämorrhoidenª problematisch, da


sich ja alle ¹echtenª Hämorrhoiden entweder einem Stadium I±IV 

zuordnen lassen oder unter K64.9 fallen. Einzig sinnvoll erscheint 

hier die Zuordnung von varikösen Krankheitsbildern des Anus zu 

K64.8, was auch der bisherigen Zuordnung im alphabetischen 

Verzeichnis entspricht. 

Problematisch bleibt die klassifikatorische Abgrenzung eines 

Analprolapses von viertgradigen Hämorrhoiden. Ein Analprolaps 

in Verbindung mit viertgradigen Hämorrhoiden sollte mit K64.3 

kodiert werden, sodass der Kode K62.2 ¹Analprolapsª für das seltenere 

Krankheitsbild eines isolierten Analprolapses aus anderer 

Ursache reserviert bleibt. Dies ist bei der Kodierung einer operativen 

Behandlung relevant, da für Eingriffe bei Hämorrhoiden der 

OPS-Kodebereich 5-493.- maûgeblich ist (cave: Stapler!). 

In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass, wie bisher, 

Hämorrhoiden in der Schwangerschaft mit O22.4 und im Wochenbett 

mit O87.2 zu kodieren sind! 

Tab.2 Neue Systematik der Hämorrhoiden und Perianalvenenthrombose. 

K64.- Hämorrhoiden und Perianalvenenthrombose 

ICD Text Hinweis 

K64.0 Hämorrhoiden 

1. Grades 


2. Grades 


3. Grades 


4. Grades 

K64.4 Marisken als Folgezustand 

von Hämorrhoiden 

K64.5 Perianalvenenthrombose 

Anastomoseninsuffizienz 

Hämorrhoiden ohne Prolaps (nur 

endoskopisch feststellbar), ggf. auch 

blutend 

Hämorrhoiden mit Prolaps beim 

Pressen, ziehen sich spontan zurück, 

ggf. auch blutend 

Hämorrhoiden mit Prolaps beim 

Pressen, ziehen sich nicht spontan 

zurück, manuelle Reposition jedoch 

möglich, ggf. auch blutend 

Hämorrhoiden mit Prolaps, manuelle 

Reposition nicht möglich, ggf. auch 

blutend 

anale Marisken 

Inkl.: perianales Hämatom 

K64.8 sonstige Hämorrhoiden z.B. Analvarizen, Venektasie des 

Anus, variköses Analulkus 

K64.9 Hämorrhoiden, nicht 

näher bezeichnet 

Hämorrhoiden ohne Angabe eines 

Grades, ggf. auch blutend 

Die korrekte Klassifizierung von Anastomosen- und Nahtinsuffizienzen 

nach Eingriffen an den Verdauungsorganen war bisher 

anhand der ICD-10 nicht ohne Weiteres nachvollziehbar. Im amtlichen 

alphabetischen Verzeichnis findet man einen Verweis auf 

K91.88 ¹Sonstige Krankheiten des Verdauungssystems nach medizinischen 

Maûnahmen, anderenorts nicht klassifiziertª, der nicht 

in jedem EDV-Kodiersystem offensichtlich wird. 

Für die typischen Anastomoseninsuffizienzen der Viszeralchirurgie 

sind ab 2013 spezifische Subklassifizierungen dieses Kodes 

verfügbar, sodass eine differenzierte Zuordnung zu den DRGs 

der Hauptdiagnosegruppe MDC06 ¹Verdauungsorganeª oder 

MDC07 ¹Leber, Galle, Pankreasª möglich wird. Um nicht unnötig 

viele neue Kodes zu generieren, wurden zunächst nur Gallenwege, 

Pankreas und sonstiger Verdauungstrakt voneinander abgegrenzt. 

Eine genauere Zuordnung ergibt sich aus den entsprechenden 

OPS-Kodes im Falle einer chirurgischen Intervention. 

Tab.3 Neue Systematik der Anastomosen- und Nahtinsuffizienzen an 

den Verdauungsorganen. 

K91.8- Sonstige Krankheiten des Verdauungssystems nach medizinischen 

Maûnahmen, anderenorts nicht klassifiziert 

ICD Insuffizienzen von 

Anastomosen und 

Nähten nach Operationen 

Beispiele 

K91.81 an Gallenblase und 

Gallenwegen 

Prozeduren 

Choledochus-Stumpfinsuffizienz, 

Insuffizienz einer Choledochostomie, 

Insuffizienz einer biliodigestiven 

Anastomose 

K91.81 am Pankreas Insuffizienz einer Pankreatico-Jejunostomie, 

Insuffizienz einer Pankreato-Jejunostomie 

K91.81 am sonstigen 

Verdauungstrakt 

(Ösophagus, Magen, 

Duodenum, Jejunum, 

Ileum, Kolon, Rektum, 

Anus) 


Sitz Berlin 

Insuffizienz einer Gastroenterostomie, 

Insuffizienz einer Ösophago-Jejunostomie, 

Insuffizienz einer Ileo-Ileostomie, 

Insuffizienz einer Ileo-Kolostomie, 

Insuffizienz einer Transverso-Sigmoideostomie, 

Insuffizienz einer kolo-analen Anastomose 

± Bei den diagnostischen Prozeduren wird künftig bei der 

¹Durchführung von Genmutationsanalysen und Genexpressionsanalysen 

bei soliden bösartigen Neubildungenª (1-992.-) 

die Anzahl der analysierten genetischen Alterationen weiter 

differenziert. 

± Für die ¹In-vitro-Bestimmung des Genexpressionsprofils mittels 

RNA aus Monozyten des peripheren Blutes bei Zustand 

nach Transplantationª wird der Kode 1-994 neu eingeführt. 

± Eine Cholangiografie über eine liegende T-Drainage kann 

künftig mit 3-13c.2 kodiert werden. Bei intraoperativer Darstellung 

ist zusätzlich 3-992 anwendbar. 



± Zur Behandlung der Adipositas wird die biliopankreatische Diversion 

mit Duodenal-Switch bekanntlich mit 5-434.4- abgebildet. 

Wenn dieser Eingriff 2-zeitig durchgeführt wird, ist für die 

erste Sitzung je nach Zugang ein Kode aus dem Bereich 

5-434.5- und in der zweiten Sitzung mit 5-434.6- zu verschlüsseln. 

Nun kann es mitunter sinnvoll sein, nach Durchführung 

des ersten Parts, der Herstellung des Schlauchmagens (Sleeve 

Resection), auf die zweite Sitzung ganz zu verzichten. Um 

auch diese Fälle widerspruchsfrei abbilden zu können, wird die 

Einschränkung bei 5-434.5- ¹als vorbereitender Eingriff für eine 

biliopankreatische Diversion mit Duodenal-Switch (erste Sitzung)ª 

gestrichen. Diese Kodes können daher sowohl im Falle 

eines 2-zeitigen Vorgehens als auch bei definitiver Beschränkung 

auf die Sleeve Resection verwendet werden. 

± Ein neues Produkt zur Behandlung der Stuhlinkontinenz ist mit 

einem magnetischen System verfügbar geworden. Dieses besteht 

aus einer Kette aus magnetischen Titanelementen, die 

im Bereich des Musculus sphincter ani implantiert wird. Zur Abgrenzung 

gegenüber hydraulischen Systemen und der andersartigen 

Wechseloperationen werden daher separate Kodes für 

die Implantation eines hydraulischen Systems (5-496.90) und 

eines magnetischen Systems (5-496.91) eingeführt. Der 

Wechsel eines magnetischen Systems wird mit dem neuen 

Kode (5-496.a5) abgebildet, die Entfernung sowohl hydraulischer 

als auch magnetischer Systeme mit 5-496.b. 

± Ein weiteres neues Produkt zur Behandlung eines therapieresistenten 

Aszites steht mit einem implantierbaren Pumpensystem 

zur Verfügung, mit welchem der Aszites in die Blase abgeleitet 

und per viam naturalis ausgeschieden wird. Für dieses 

System ist der Kode 5-549.6 neu eingeführt worden. 

± Die Systematik der Zusatzkodes zur Angabe der Art des verwendeten 

Materials für Gewebeersatz und Gewebeverstärkung 

(5-932.-) werden inhaltlich neu gegliedert, da ¹biologisches 

Materialª nicht grundsätzlich teilresorbierbar oder resorbierbar 

sein muss. Die 6-stellige Unterteilung von 5-932.1- wird 

daher künftig aufgehoben. Mit 5-932.1 wird dann nur noch 

¹(teil-)resorbierbares synthetisches Materialª abgebildet, während 

¹biologisches Material (inkl.: xenogenes Material, Kollagen)ª 

dem neuen Kode 5-932.3 zugeordnet wird. 

Bei den unter 5-932.0- aufgeführten ¹nicht resorbierbaren Materialienª 

wird die (nicht abschlieûende) Liste mit PVDF (Polyvinylidenfluorid) 

ergänzt. 

Erweiterte Darmresektionen 

Im OPS wurden von Anfang an (seit 1994) Kolon- und Rektumresektionen 

u. a. nach dem Kriterium ¹Erweiterte Resektion mit Entfernung 

von Nachbarorganenª differenziert. Unklarheiten bei der 

Bestimmung der relevanten Nachbarorgane hatten in den letzten 

Jahren zu kontroversen Diskussionen und Anpassungen durch 

das DIMDI geführt (Omentum, Lymphknoten) ± aktuell ist die Be- 



Sitz Berlin 

wertung einer zusätzlichen Cholezystektomie oder Appendektomie 

strittig. Häufig werden dagegen die resezierten Nachbarorgane 

einzeln kodiert, aber die berechtigte Kodierung einer ¹erweiterten 

Resektionª versäumt. Dies führt in der Regel zu Erlösverlusten, 

da die DRG-Gruppierungen zurzeit noch nicht durch die Kodes 

der Zusatzeingriffe, sondern lediglich durch die Kodierung der 

Darmresektion (5-455.- vs. 5-458.- bzw. 5-484.5- vs. 5-484.7-) 

getriggert werden. Daher kann es auch nicht verwundern, dass 

mittlerweile die Kodierung und Abrechnung von ¹erweiterten Resektionenª 

regelhaft geprüft werden. 

Zur Beseitigung der bestehenden Redundanzen werden ab 2013 

alle Kodes für ¹erweiterte Resektionenª ersatzlos gestrichen. Es 

handelt sich dabei um den gesamten Bereich 5-458.- ¹Erweiterte 

Kolonresektion mit Entfernung von Nachbarorganenª sowie 

5-484.7- ¹Erweiterte anteriore Resektion mit Entfernung von 

Nachbarorganenª. Die Abbildung der Erweiterungen geschieht 

ohne Informationsverlust wie bisher durch die entsprechenden 

Zusatzkodierungen, z.B. 5-454.20 bei einer Ileum-Segmentresektion, 

5-413.10 bei einer Splenektomie oder 5-502.0 bei einer 

Lebersegmentresektion. Die Grouper-Algorithmen werden künftig 

diese Angaben entsprechend berücksichtigen. 

Ein weiteres Problem besteht in fehlenden Definitionen der Resektionsgrenzen 

bei Hemikolektomien, Transversum- und Sigmaresektionen, 

wobei zudem eine terminologische Überschneidung 

mit der chirurgischen Auffassung des Begriffs ¹erweiterte 

Kolonresektionª offenkundig wird. Da die Kodierung mit 5-455.8 

¹Resektion mehrerer benachbarter Dickdarmabschnitte [Subtotale 

Kolonresektion]ª in der Regel zu höher vergüteten DRGs führt, 

ist Klarstellungsbedarf gegeben. Als Lösung werden klare Abgrenzungen 

eingeführt und die Kategorie 5-455.8- künftig in klinisch 

relevante Kombinationen benachbarter Dickdarmabschnitte 

aufgeteilt. 

Bedeutsam ist, dass in Analogie zum Tumor-Lokalisationsschlüssel 

der WHO die linke und rechte Kolonflexur vom Colon transversum 

und Colon ascendens bzw. descendens abgegrenzt werden 

bzw. anteilig den jeweiligen Kolonabschnitten zuzuordnen sind. 

Eine Transversumresektion kann somit auch kodiert werden, 

wenn eine oder beide Flexuren erhalten geblieben sind. Als Abgrenzung 

gegenüber einer ¹Segmentresektionª wird jedoch für 

die Kodierung einer Transversumresektion die Resektion von 

mindestens 3 / 4 des Transversums verlangt. 

Bei einer Kolonresektion unter Einbeziehung des Transversums 

sowie bei Gastrektomien wird das Omentum majus zwangsläufig 

mitreseziert. In diesen Fällen ist daher keine zusätzliche Omentektomie 

zu kodieren. Sollte jedoch eine Omentumresektion als eigenständiger 

Eingriff durchgeführt werden, so steht hierfür derzeit 

der Kode 5-543.2 zur Verfügung. Künftig werden partielle Oment-


Tab.4 Neue Systematik der partiellen Dickdarmresektionen (Zugang 

und Art der Rekonstruktion werden wie bisher mit der 6. Stelle kodiert). 

5-455.- Partielle Resektion des Dickdarms 

OPS Text Hinweis 

5-455.0- Segmentresektion unverändert, 

z.B. Resektion der linken oder rechten 

Flexur, Resektion von weniger 

als jeweils 3 / 4 des Colon transversum, 

des Colon sigmoidale, des 

Colon ascendens oder des Colon 

descendens 

5-455.1- Multiple Segmentresektionen 

unverändert 

5-455.2- Ileozäkalresektion unverändert 

5-455.3- Zäkumresektion unverändert 

5-455.4- Resektion des Colon entspricht einer Hemikolektomie 

ascendens mit Coecum rechts 

und rechter Flexur 

5-455.5- Resektion des Colon 

transversum 

5-455.6- Resektion des Colon 

descendens mit linker 

Flexur 

Resektion von mindestens 3 / 4 des 

Colon transversum (ohne oder mit 

Resektion von rechter und/oder 

linker Flexur) 

entspricht einer Hemikolektomie 

links 

5-455.7- Sigmaresektion Resektion von mindestens 3 / 4 des 

Colon sigmoidale, ggf. mit intraperitonealen 

Rektumanteilen 

5-455.9- Resektion des Colon Resektion des Colon ascendens mit 

ascendens mit Coecum Coecum, rechter Flexur und mindes- 

und rechter Flexur und tens 

Colon transversum 

3 / 4 des Colon transversum (ohne 

oder mit Resektion der linken Flexur), 


rechts mit Transversumresektion 

5-455.a- Resektion des Colon 


Flexur und Colon 

transversum 

5-455.b- Resektion des Colon 

descendens und Colon 

sigmoideum 

5-455.c- Resektion des Colon 

ascendens, transversum 

und descendens 

mit Coecum und rechter 

und linker Flexur 

5-455.d- Resektion des Colon 

transversum, Colon 


Flexur und Colon sigmoideum 

5-455.x- sonstige unverändert 

5-455.y N.n.bez. unverändert 

Resektion des Colon descendens 

mit linker Flexur und mindestens 3 / 4 

des Colon transversum (ohne oder 

mit Resektion der rechten Flexur), 


links mit Transversumresektion 

Resektion von mindestens 3 / 4 des 

Colon descendens und des Colon 

sigmoideum (ohne oder mit Resektion 

der linken Flexur) 

Hemikolektomie rechts und links mit 

Transversumresektion, 

entspricht einer subtotalen Kolonresektion 

Hemikolektomie links mit Resektion 

von mindestens 3 / 4 des Colon transversum 

oder rechter Flexur und des 

Colon sigmoideum, 

entspricht einer subtotalen Kolonresektion 

ektomien (5-543.20) von totalen Omentektomien (5-543.21) abgrenzbar 

sein, wobei auch subtotale Omentektomien letzterem 

Kode zugeordnet werden. Zusätzliche Omentumresektionen können 

sich erlössteigernd auswirken! 

Eine Sigmaresektion kann nur als ¹Sigmaresektionª mit 5-455.7verschlüsselt 

werden, wenn mindestens 3 / 4 des Sigmas reseziert 

worden sind. Anderenfalls ist der Eingriff als ¹Segmentresektionª 

zu klassifizieren (5-455.0-). 

Rektumresektionen 

Auch bei der Kodierung von Rektumresektionen wird ab 2013 

eine klassifikatorische Altlast bereinigt: Die Abgrenzung von ¹hohen 

anteriorenª gegenüber ¹anteriorenª Rektumresektionen war 

bisher nicht eindeutig definiert und führte zu uneinheitlichen Kodierungen. 

Da diese Unterscheidung kaum nachvollziehbar und 

klinisch unnötig ist, werden die Kodes 5-484.4- künftig entfallen. 

¹Hoheª anteriore Resektionen, die extraperitoneale Rektumanteile 

betreffen, werden als ¹anteriore Resektionenª mit den bestehenden 

Kodes 5-484.3- abgebildet. Sollte nur eine intraabdominale 

Rektummanschette ohne extraperitoneale Anteile reseziert 

werden, ist dies als ¹Segmentresektionª mit 5-484.0- zu kodieren. 

Für ¹tiefe Resektionenª bleibt die Kodierung mit 5-484.5- unverändert, 

ebenso 5-484.6- für ¹tiefe Resektionen mit peranaler Anastomoseª. 

Unter einer ¹peranalen Anastomoseª ist die handgenähte 

peranale Anastomose (Parks) bzw. evertierte Anastomosentechnik 

(Durchzug) zu verstehen. Eine peranale Anastomose mittels 

Klammernahtgerät wird dagegen 5-484.5- zugeordnet, ein entsprechender 

Hinweis ist hier künftig in den OPS als Klarstellung 

aufgenommen worden. 

Enterostomata 


Sitz Berlin 

Für die Anlage von Enterostomata (5-463.-) sind künftig Kodiermöglichkeiten 

bei zusätzlicher Gewebeverstärkung durch alloplastisches 

Material vorgesehen. Leider war dieser Vorschlag 

nicht mit den chirurgischen Fachgesellschaften koordiniert und 

ist eigentlich nur bei wenig relevanten Sonderfällen (Bishop- 

Koop, Duodenostomie bzw. Jejunostomie als Ernährungsfistel) 

einsetzbar. Für die typische Kolostomie sind die Kodes 5-463.2dagegen 

in der Praxis kaum anwendbar, da eine Stoma-Anlage 

in der Regel mit dem Kode der Darmresektion abgebildet wird (6. 

Stelle) oder es sich um eine Kolostomie ¹als selbstständiger Eingriffª 

(5-460.- bzw. 5-461.-) oder ¹als protektive Maûnahme im 

Rahmen eines anderen Eingriffsª (5-462.-) handelt. Da zur Abbildung 

der Art des verwendeten Materials für Gewebeersatz oder 

Gewebeverstärkung bereits Zusatzkodes verfügbar und ohnehin 

anzuwenden sind (s. o.: 5-932.-), ist eine weitergehende Differenzierung 

der Enterostomie-Kodes redundant und verzichtbar. 



Wichtig ist allerding der neue Hinweis bei Enterostoma-Rückverlagerungen, 

dass ¹die aus operationstechnischen Gründen erforderliche 

Mitresektion einer Manschetteª im Kode enthalten ist. 

Hiermit wird klargestellt, dass in den Kodes der Stoma-Rückverlagerungen 

die übliche Anfrischung bzw. Darmresektion und Anastomosierung 

enthalten ist und im Regelfall keine Darmresektionen 

zusätzlich kodierbar sind. Sollten es besondere Situationen 

jedoch erforderlich machen, dass ein ganzes Darmsegment reseziert 

werden muss, wäre dies separat als Segmentresektion kodierbar 

(Kolon: 5-455.01 bzw. 5-455.05, Ileum: 5-454.20 bzw. 

5-454.21). ¹Segmenteª definieren sich über die versorgenden Gefäûarkaden, 

wobei es hilfreich sein kann, wenn im OP-Bericht die 

anatomische Situation genau beschrieben ist. 

Operationen an Haut und Unterhaut 

± Exzisionen an Haut und Unterhaut, die eine Fläche von mehr 

als 4 cm 2 umfassen oder ein Volumen von mehr als 1cm 3 werden 

bekanntlich als ¹Radikale und ausgedehnte Exzision von 

erkranktem Gewebe an Haut und Unterhautª mit einem Kode 

der Kategorie 5-895.- verschlüsselt. Für eine plastische Defektdeckung 

sind die Fünfsteller 5-895.5- bzw. 5-895.6- (ohne/ 

mit histografischer Kontrolle) vorgesehen. Die bisherige Definition 

dieser beiden Fünfsteller (¹mit Transplantation oder Transpositionª) 

war leider missverständlich und wurde uneinheitlich 

angewandt. Zur Klarstellung wird künftig der Begriff ¹Transpositionª 

durch ¹lokale Lappenplastikª ersetzt. 

± Beim chirurgischen Wunddebridement (5-896.-) wird künftig 

auch das ¹ultraschallbasierte Vorgehenª explizit benannt, sodass 

mit dieser Klarstellung alle Zweifel ausgeräumt sein sollten, 

dass es sich dabei um ein ¹chirurgischesª Verfahren handelt. 

± Bei einer Wundbehandlung durch Vakuumversiegelung ist die 

Dauer der Sogbehandlung bekanntlich separat zu kodieren. 

Bisher konnte dabei allerdings nicht unterschieden werden, 

ob zur Erzeugung des Unterdrucks ein spezielles Pumpensystem, 

eine einfache Absaugvorrichtung oder gar nur Unterdruckflaschen 

verwendet wurden. Um dies künftig differenzieren 

zu können, wird die bisherige Kategorie 8-190.1- ¹Kontinuierliche 

Sogbehandlung bei einer Vakuumversiegelungª gestrichen 

und durch 8-190.2- ¹Kontinuierliche Sogbehandlung mit 

Pumpensystem bei einer Vakuumversiegelungª sowie 

8-190.3- ¹Kontinuierliche Sogbehandlung mit sonstigen Systemen 

bei einer Vakuumversiegelungª ersetzt. 

Unter Pumpensystemen im Sinne des neuen Kodes 8-190.2sind 

nur mechanische Pumpensysteme mit kontinuierlicher 

Druckkontrolle zu verstehen. 

Andere Systeme sowie Redon-Flaschen werden dagegen 

8-190.3- zugeordnet. 


± Für die Dauer der Sogbehandlung gilt bei beiden neuen Kategorien 

die bisherige Differenzierung mit der sechsten Kodestelle: 

0 bis 7 Tage 

1 8±14 Tage 

2 15±21 Tage 

3 mehr als 21 Tage 

In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass 

als Dauer der Sogbehandlung ¹Behandlungstageª zu verstehen 

sind und nicht jeweils ¹vollendete 24 Stundenª. Dies hat 

zur Folge, dass die Dauer einer z.B. am Monatsersten um 

16:00 Uhr begonnene Vakuumtherapie, die bis zum 8. Tag 

desselben Monats um 8:00 Uhr läuft, mit 8-190.21 als 8-tägige 

Behandlung kodiert wird, obwohl die exakte Behandlungsdauer 

nur 160 Std. = 6,67 Tage betragen hat. Für die Zukunft 

kommt es darauf an, dass diese Berechnungsweise einheitlich 

eingehalten wird, insbesondere auch von den Kalkulationskrankenhäusern. 

± Für die neue Modifikation der Vakuumtherapie durch intermittierende 

Instillationen in den Wundbereich (¹Spül-VACª) ist 

künftig der neue Zusatzkode 8-179.3 vorgesehen, allerdings 

nur einmal pro stationärem Aufenthalt. Dieser ist zusätzlich 

zum Kode für die Dauer der pumpenbetriebenen Sogbehandlung 

(8-190.2-) anzugeben, nicht aber bei sonstigen Sogsystemen. 

Als Dauer der Sogbehandlung ist die gesamte Dauer der 

Vakuumtherapie zu werten. Instillationszeiten und Einwirkungszeiten, 

während denen kein Sog angewendet wird, sind 

dabei grundsätzlich zu berücksichtigen. Insofern ist die Bezeichnung 

der Kodes 8-190.2- ¹Kontinuierliche Sogbehandlung 

mit Pumpensystem bei einer Vakuumversiegelungª irreführend 

und darf bei intermittierenden Spülbehandlungen nicht 

wörtlich genommen werden. Eine entsprechende Klarstellung 

wird im kommenden Vorschlagsverfahren zu beantragen sein. 

Unfallchirurgie und orthopädische Chirurgie 

Diagnosen 


Sitz Berlin 

Bedingt durch die schematische Konstruktion diverser Diagnosenkodes 

am Bewegungsapparat wurden etliche 5-stellige ICD- 

Kodes geschaffen, die unter klinischen Aspekten unnötig oder 

gar unmöglich sind. Ein Teil wurde nunmehr identifiziert und ersatzlos 

gestrichen, sodass hier keine unsinnigen Kodierungen 

mehr möglich sind: 

± Bei einem freien Gelenkkörper im Kniegelenk ist eine weitergehende 

Differenzierung der Lokalisation unsinnig, alle bisherigen 

Fünfsteller (M23.40 bis M23.49) werden künftig durch 

den Viersteller M23.4 ersetzt. 

± Ein Scheibenmeniskus tritt als Auûen- oder Innenmeniskus 

auf. Ein Vorder- oder Hinterhorn kann bei einem Scheibenme-


niskus gerade nicht abgegrenzt werden. Daher sind die Kodes 

M23.11, .12, .14 und .15 sinnlos und werden gestrichen. 

± Eine chronische Instabilität des Kniegelenks betrifft die Kreuzund 

Kollateralbänder, nicht jedoch die Menisci. Daher sind bei 

M23.5- die Lokalisationen Vorder-/Hinterhorn des Innen- bzw. 

Auûenmeniskus sowie die Fünfsteller M23.55 und .56 sinnlos 

und werden gestrichen. 

± Mit der Rubrik M23.8- werden ¹sonstige Binnenschädigungen 

des Kniegelenksª klassifiziert. Da ¹sonstige Meniskusschädenª 

bereits M23.3- zugeordnet sind, können diese nicht gleichzeitig 

auch unter M23.8- ¹sonstige Binnenschäden des Kniegelenksª 

abgebildet sein. Daher sind bei M23.8- die Lokalisationen 

Vorder-/Hinterhorn des Innen- bzw. Auûenmeniskus sowie 

die Fünfsteller M23.85 und .86 sinnlos und werden gestrichen. 

Prozeduren 

± Als neue diagnostische Prozedur wird die instrumentelle 

3D-Funktionsanalyse der Wirbelsäule in den OPS aufgenommen. 

Dabei wird zwischen einer Kurzzeitmessung (1-799.0) 

und einer Langzeitmessung über mindestens 12 Stunden 

(1-799.1) unterschieden. 

± Bei der Rekonstruktion von Sehnen (ausgenommen an der 

Hand!) wird für die Rekonstruktion mit alloplastischem Material 

die neue Kategorie 5-854.a- eingeführt. Die Art des verwendeten 

Materials für Gewebeersatz oder Gewebeverstärkung ist 

auch hier mit einem Kode aus dem Bereich 5-932.- (s. o.) gesondert 

zu kodieren. 

± Bei den Osteosynthesen werden 2 bedeutsame Klarstellungen 

vorgenommen: 

± ¹Eine Schraubenosteosynthese ist eine Osteosynthese, die 

nur mit einer oder mehreren Schrauben, ggf. mit zusätzlicher 

Unterlegscheibe, erfolgt.ª 

Daraus folgt, dass auch bei Verwendung mehrerer Schrauben 

bei der Osteosynthese einer Fraktur die Schraubenosteosynthese 

nur einmal kodiert werden darf. 

± ¹Eine Plattenosteosynthese ist eine Osteosynthese, die mit 

einer Platte und den Schrauben, die zur Fixierung der Platte 

benötigt werden, erfolgt.ª 

Daraus folgt, dass bei Verwendung von mehr als einer Platte 

bei der Osteosynthese einer Fraktur für jede Platte eine 

separate Kodierung vorzunehmen ist. Dies ist z.B. bei 

Y-Frakturen des distalen Humerus von erheblicher Erlösrelevanz. 

± Für die Verwendung von thermomechanischem Osteosynthesematerial 

(Nitinol, Formgedächtnis-Legierungen) wird der 

neue Zusatzkode 5-937 eingeführt, der ergänzend zu dem 

eigentlichen Osteosynthesekode (5-786.- bzw. aus dem Bereich 

5-79) anzugeben ist. 


Sitz Berlin 

± Bei Arthrodesen (5-808.-) wird folgender klarstellende Hinweis 

eingefügt: 

± ¹Eine (Keil-)Resektion/(Keil-)Osteotomie der Gelenkflächenanteile 

zur Achsenkorrektur ist nicht gesondert zu kodieren.ª 

Da im Rahmen von Arthrodesen typischerweise die Gelenkflächen 

reseziert werden, würde eine zusätzliche Kodierung 

der Osteostomien bzw. Knochenresektionen dem Prinzip 

der monokausalen Kodierung widersprechen. 

± Wechseleingriffe nach Gelenkersatz können ein- oder mehrzeitig 

erfolgen. Für den einzeitigen Wechsel sind für alle entsprechenden 

Gelenke bereits spezifische Kodes verfügbar 

(z. B. unter 5 821.- oder 5-823.-), bei mehrzeitigem Wechsel 

ist jedoch der Mehraufwand bei der Implantation derzeitig nicht 

darstellbar, da dieselben Kodes wie bei einer Erstimplantation 

verwendet werden. Um hier eine bessere Abbildung zu erreichen, 

wird folgender Zusatzkode neu eingeführt: 

± 5-829.n ¹Implantation einer Endoprothese nach vorheriger 

Explantationª 

Der Begriff ¹vorherigª bezieht sich dabei auf den Primäreingriff 

in einer früheren OP-Sitzung, der zu einem beliebigen 

zurückliegenden Zeitpunkt stattgefunden haben kann, keinesfalls 

jedoch in derselben Operationssitzung. 

± Der schon seit Jahren strittige Begriff der ¹modularen Endoprotheseª 

wird nun (hoffentlich) unmissverständlich definiert. Ferner 

werden künftig für modulare Endoprothesen sowie patientenindividuell 

angefertigte Knochen- oder Gelenkimplantate 

separate Zusatzkodes eingeführt. Der künftig entfallende Zusatzkode 

5-829.d wird durch 5-829.k ¹Implantation einer modularen 

Endoprothese oder (Teil-)Wechsel in eine modulare Endoprothese 

bei knöcherner Defektsituation und ggf. Knochen(teil)ersatzª 

bzw. 5-829.m ¹Implantation von oder 

(Teil-)Wechsel in ein patientenindividuell angefertigtes Implantatª 

ersetzt. 

Unter einem ¹Teilwechselª einer modularen Endoprothese ist 

der Wechsel einer kompletten gelenkbildenden Komponente 

zu verstehen, nicht der Wechsel einzelner Module oder metallischer 

Einzelbauteile. 

Als Kriterien für die Modularität wird vorgegeben: 

¹Eine gelenkbildende Implantatkomponente muss aus mindestens 

3 metallischen Einzelbauteilen bestehen, die in ihrer Kombination 

die mechanische Bauteilsicherheit der gesamten Prothese 

gewährleisten. Der Aufsteckkopf der Endoprothese wird 

nicht mitgezählt.ª 

Mit dieser Definition zählt also auch eine ¹Verbindungsschraubeª, 

wenn die Verwendung vom Hersteller zwingend vorgeschrieben 

ist. 

Auch zur geforderten ¹knöchernen Defektsituationª finden sich 

neue Regelungen: 



Der knöcherne Defekt muss an der knöchernen Struktur lokalisiert 

sein, an der der modulare Teil der Prothese implantiert 

wird. 

Eine alleinige Osteoporose ohne pathologische Fraktur (ICD- 

10-GM-Kode M81.-) ist keine knöcherne Defektsituation. 

Ebenfalls keine knöcherne Defektsituation liegt bei einer operationsbedingten 

Resektion eines gelenktragenden Anteils 

vor. 

Für patientenindividuell angefertigte Implantate gilt zudem 

noch die Festlegung, dass mit dem Kode 5-829.m keine patientenindividuell 

angefertigten Implantate bei Arthrosedeformitäten 

zu kodieren sind. In diesen Fällen dürfte allerdings 

stets die Kodierung als Sonderprothese (CAD) möglich sein 

(z.B. 5-820.2- bzw. 5-822.9-). 

Wirbelsäulenchirurgie 

Prozeduren 

± Bei der Exzision von erkranktem Bandscheibengewebe 

(5-831.-) war es bisher nicht möglich, zu unterscheiden, ob 

ein freier Sequester oder eine Bandscheibe exzidiert wurden. 

Für die alleinige Entfernung freier Sequester werden neue Kodes 

eingeführt: 5-831.9 ¹Entfernung eines freien Sequesters 

ohne Endoskopieª sowie 5-831.a ¹Entfernung eines freien Sequesters 

mit Endoskopieª. Bei Entfernung eines Sequesters in 

Kombination mit einer Bandscheibenexzision ist die Sequesterentfernung 

nicht gesondert kodierbar. 

± Bei Spondylodesen (5-836.-) werden 2 bedeutsame Klarstellungen 

eingefügt: 

± ¹Ein zusätzlich durchgeführter Wirbelkörperersatz durch Implantat 

oder durch sonstige Materialien ist gesondert zu kodieren 

(5-837.0-, 5-837.a-).ª 

Dadurch ist klargestellt, dass im Umkehrschluss bei einem 

Wirbelkörperersatz (z.B. Obelisk ) gleichzeitig auch eine 

Spondylodese kodiert werden kann. 

± ¹Exkl.: Komplexe Rekonstruktion der Wirbelsäule (5-837.1, 

5-837.2, 5-837.3, 5-837.4, 5-837.5, 5-837.6, 5-837.7, 

5-837.8, 5-837.9, 5-838.-). 

Hieraus folgt, dass bei den aufgezählten Verfahren die 

Spondylodese im jeweiligen Kode bereits vollständig abgebildet 

ist und nicht mit einem Kode aus 5-836.- zusätzlich 

angegeben werden darf. 

± Als neues Verfahren wird die ¹Korrektur einer Wirbelsäulendeformität 

durch Implantation von extrakorporal expandierbaren 

Stangenª neu aufgenommen und je nach Anzahl der Implantate 

mit einem Kode aus 5-838.e0 (ein Implantat) bis 5-838.e3 

(4 und mehr Implantate) abgebildet. 


Gefäûchirurgie 


Sitz Berlin 

Prozeduren 

± Die Implantation von Prothesen im Bereich der Aorta, des Aortenbogens, 

der Aorta thoracica oder Aorta thoracoabdominalis 

mit Hybridverfahren, die bisher mit den Kodes 5-384.b- und 5 

384.c- zugeordnet waren, werden künftig aus Gründen der 

Systematik als ¹Endovaskuläre Implantation von Stent-Prothesenª 

mit den neuen Kodes 5-38a.a0 bis .a2 bzw. 5-38a.b0 bis 

.b2 kodiert. Die Zuordnung zu dem Zusatzentgelt 2013-50 ¹Implantation 

einer (Hybrid-)Prothese an der Aortaª bleibt unverändert. 

± Bei der Anlage einer Cimino-Fistel wird künftig berücksichtig, 

ob die Vena basilica vorverlagert wird: 5-392.10 ¹Ohne Vorverlagerungª, 

5-392.11 ¹Mit Vorverlagerungª. Ferner wird für eine 

innere AV-Fistel mit autologer Vene der neue Kode 5-392.5 

geschaffen. Für Gefäûprothesen mit integriertem Stent (¹Nitinol-Kopplerª) 

ist der neue Kode 5-392.6 vorgesehen. Dieser 

ist von einer ¹Inneren AV-Fistel mit alloplastischem Materialª 

abzugrenzen, bei der keine Anastomosen genäht werden 

(5-392.3). 

± Die endoluminale Einlage von gecoverten Stents (Stent-Grafts 

bzw. Stent-Prothesen) bei Läsionen der Aorta setzt in der Regel 

den Einsatz groûlumiger peripherer Schleusen voraus, die 

anschlieûend einen Naht- oder Clipverschluss der Einführungsstelle 

erforderlich machen. Bei der Kodierung dieser Implantate 

herrscht häufig Unklarheit, ob ein Kode aus dem Bereich 

8 842.- ¹Perkutan-transluminale Implantation von nicht 

medikamentenfreisetzenden gecoverten Stents (Stent-Graft)ª 

oder 5-38a.- ¹Endovaskuläre Implantation von Stent-Prothesenª 

zu wählen ist. Die Kodierung ist dabei erlösrelevant, da 

unterschiedliche DRGs und Zusatzentgelte ausgelöst werden. 

Hier konnte eine Übereinkunft erzielt werden, dass künftig alle 

Stent-Grafts an der Aorta nicht mehr mit Kodes aus den Bereichen 

8 842.- bzw. 8 848.- zu kodieren sind, sondern ausschlieûlich 

im Bereich 5-38a.- abgebildet werden. Damit werden 

auch alle Sonderformen (Seitenarme, Fenestrierungen) 

einheitlich kodierbar und lösen ohne Einschränkungen die dafür 

vorgesehenen Zusatzentgelte aus (ZE2013-53). 

± Bei der endovaskulären Implantation von Endoprothesen kann 

die Fixierung einzelner Prothesen aneinander durch ¹Verschraubungª 

mittels eines speziellen Gerätes durchgeführt 

werden. Hierfür ist künftig der Zusatzkode 5-98c.4 anzuwenden. 

± Für die perkutane Anlage eines portosystemischen Shunts 

(TIPPS) sind ungecoverte und gecoverte Stents bzw. Stentprothesen 

verfügbar, die deutliche Kostenunterschiede aufweisen. 

Um dies künftig abbilden zu können, wird der bisherige 

Kode 8-839.80 gestrichen und durch 8 839.86 für ungecoverte 

Stents bzw. 8-839.87 für gecoverte Stentprothesen ersetzt.


Thoraxchirurgie 

Prozeduren 

± Als neues therapeutisches Verfahren wird die ¹Bronchoskopische 

Radiofrequenzablation an der Bronchialmuskulaturª mit 

dem Kode 5-320.5 in den OPS aufgenommen. 

± Bei der ¹Destruktion von erkranktem Lungengewebeª 

(5-339.2-) kann künftig zwischen ¹perkutaner Thermoablationª 

(5-339.20) und ¹bronchoskopischer thermischer Dampfablationª 

(5 339.20) unterschieden werden. 

± Bei der Behandlung eines Lungenemphysems durch ¹bronchoskopische 

Einführung eines polymerisierenden Hydrogelschaumsª 

wird künftig nach der Anzahl der behandelten pulmonalen 

Subsegmente unterschieden (5-339.70 bis .73). 

Herzchirurgie 

Prozeduren 

± Beim Einsatz der Herz-Lungen-Maschine wird auf die generelle 

zusätzliche Kodierbarkeit einer intraaortalen Ballonokklusion 

(8-851.-) hingewiesen. 

± Für den offen chirurgischen prothetischen Ersatz oder Wechsel 

von Aorten-, Mitral-, Pulmonal- und Trikuspidalklappe wird 

für den ¹Einsatz eines ballonexpandierenden Xenotransplantates 

mit Fixierungsnähtenª jeweils ein eigenständiger Kode geschaffen 

(5-351.-, 6. Stelle ¹6ª bzw. 5-352.-, 6. Stelle ¹7ª). Dieses 

Implantat ist von den bereits kodierbaren ¹nahtfreien 

selbstexpandierenden Xenotransplantatenª abzugrenzen. 

± Für den offen chirurgischen Verschluss eines erworbenen Vorhofseptumdefekts 

wird der Kode 5-374.7 neu eingeführt. Bisher 

war nur der Verschluss eines erworbenen Ventrikelseptumdefekts 

spezifisch kodierbar (5-374.6) sowie der Septumverschluss 

bei angeborenen Herzfehlern (5-356.-). 

± Aus dem NUB-Verfahren 2012 (25 antragstellende Kliniken) 

wurde die Anlage eines ¹apikoaortalen Conduits mit bioklappentragender 

Gefäûprotheseª übernommen und dem neuen 

Kode 5-379.a zugeordnet. 

± Grundlegend überarbeitet wurde die Kodierung von lungenunterstützenden 

sowie kombiniert herzund lungenunterstützenden 

Systemen (ECMO, minimalisierte Herz-Lungen-Maschine). 

Die Kategorie 8-852.0- wird folgendermaûen präzisiert: 

Veno-venöse extrakorporale Membranoxygenation (ECMO) 

ohne Herzunterstützung. 

Die Kategorie 8-852.3- wird folgendermaûen präzisiert: 

Anwendung einer minimalisierten Herz-Lungen-Maschine 

Inkl.: 

ECLS, veno-arterielle extrakorporale Membranoxygenation 

(ECMO) mit Herzunterstützung, veno-venös-arterielle 

extrakorporale Membranoxygenation (ECMO) mit Herzunterstützung. 

Damit wird klargestellt, dass eine veno-venöse Kanülierung als 

reine Lungenunterstützung mit 8 852.0- zu kodieren ist, während 

bei veno-arterieller Kanülierung grundsätzlich eine zusätzliche 

Herzunterstützung vorliegt, die als minimalisierte 

HLM der Kategorie 8-852.3- zugeordnet wird. 

Bei allen Verfahren sind perkutane und offen chirurgische Kanülierungen 

möglich. Die perkutane Kanülierung wird nicht gesondert 

kodiert, abgesehen bei Verwendung eines perkutanen 

doppellumigen Katheters (Zusatzkode 8-852.4). 

Für die offen chirurgische Implantation und Entfernung der Kanülen 

werden in der Kategorie 5-37b.- neue Kodes geschaffen, 

die nach Lokalisation und Anzahl der implantierten Kanülen 

differenzieren. 

Zu beachten ist, dass bei einer ausschlieûlichen Kreislaufunterstützung 

durch ein Pumpensystem ohne Oxygenator dieses 

als ¹extrakorporale Pumpeª klassifiziert wird. Die offen chirurgische 

Kanülierung des Herzens oder zentraler Gefäûe wird 

dann mit einem Kode aus 5-376.20 bzw. 5-376.30 verschlüsselt 

und die Anwendungsdauer mit einem Kode aus 8-83a.1bzw. 

8-83a.2- angegeben. 

Tab.5 Neue Systematik für die offen chirurgische Kanülierung bei 

ECMO und Mini-HLM. 

OPS offen chirurgische Implantation und 

Entfernung von Kanülen für die Anwendung 

eines extrakorporalen (herzund) 

lungenunterstützenden Systems 

mit Membranoxygenation 

5-37b.00 

5-37b.01 

5-37b.02 

5-37b.10 

5-37b.11 

5-37b.12 

5-37b.20 

5-37b.21 

5-37b.22 

5-37b.30 

5-37b.31 

5-37b.32 

Herz- und/oder zentrale Gefäûe über 

Sterno- oder Thorakotomie 


Dr. Rolf Bartkowski 

Forstweg 74 

13465 Berlin 

E-Mail: bartkowski-berlin@t-online.de 

Anzahl der 

Kanülen 

1 

2 

³3 

periphere Gefäûe ohne Gefäûprothese 1 

2 

³3 

periphere Gefäûe mit Gefäûprothese 1 

2 

³3 

Entfernung von Kanülen 1 

2 

³3 


Sitz Berlin 



Die Chirurgische Schule 

Laudatio zum 85. Geburtstag von Prof. Dr. med. H. G. Borst 

H. Oelert 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, lieber Hans Borst! 

In der Einladung vom 24. April 2012 zur heutigen Veranstaltung 

heiût es: ¹Wir planen ein Symposium aus Anlass der ersten Elephant 

Trunk-Operation im Jahr 1982 sowie des 85. Geburtstags 

von Hans Georg Borst.ª Für das Programm, das beiden Anlässen 

gerecht werden soll, wurde ich gebeten, einen Vortrag zum Thema: 

¹Die chirurgische Schuleª zu halten. Als erstes kam mir bei 

den Stichworten Schule und Elefant der Begriff Elefantenschule 

in den Sinn, wie er besonders anschaulich vorgelebt ist, wenn in 

Familienherden dem ¹groûenª Elefanten, der vorangeht, viele 

¹kleine Elefantenª, die auch einmal groû werden wollen, in Rüsselkontakt 

gemessenen Schrittes folgen. 

Erkundigt man sich jetzt bei Wikipedia über die inhaltliche Bedeutung 

der Elefantenschule, dann heiût es dort: 

In einer Elefantenschule werden Elefanten auf ihren jeweiligen 

Einsatz vorbereitet und zielgerichtet ausgebildet. Die Ausbildung 

dauert etwa 7 Jahre, der Lehrplan gliedert sich in: a) ordnungsgemäûes 

Marschieren; b) arbeiten am Baumstamm; c) Hilfestellung 

für den Vorarbeiter. Nun, das klingt vielen von uns nicht unbekannt, 

wenn wir uns erinnern an: a) ordnungsgemäûes Erscheinen 

in der Klinik; b) arbeiten am Patienten auf der Station; c) Hilfestellung 

dem Chef im OP. Wie sich die Curricula doch gleichen! 

Ein Schelm ist, wer sich Schlechtes dabei denkt! 

Der Begriff der ¹Schuleª stammt dem Wort wie der Sache nach 

aus dem antiken Griechenland. ¹Scolh¢ª, wie das Wort im Griechischen 

lautet, meint zuerst Muûe, d.h. nicht Müûiggang, sondern 

eine Zeit der freien Beschäftigung mit selbstgewählten Tätigkeiten. 

Insbesondere für die erste Hochschule Europas, die Platonische 

Akademie, war die ¹Scolh¢ª das Ideal des gemeinschaftlichen 

Lebens. Für dieses gemeinschaftliche Leben spielte die 

Herkunft keine Rolle, wurde von niemandem ein finanzieller Beitrag 

erwartet und gab es keine von vornherein festgelegten Hierarchien. 

Wichtig war in erster Linie das gemeinsame Streben 

nach Erkenntnis um ihrer selbst willen. Erst danach sorgte ein aktives 

Tätigsein im Dienste der Wissenschaft für die Vervollkommnung 

dessen, was jeder von sich aus kann, damit er bei allem zukünftigen 

Tun rational und nicht beliebig verfahre. Nicht gleich zu 

Beginn also sollte der Schüler spontane Eigenbeiträge leisten, 



Sitz Berlin 

sondern erst nach einer langen Phase des Zuhörens und Lernens 

durfte er mit eigenem kritischem Urteil hervortreten und Lehr- und 

Forschungsaufgaben übernehmen. Derart fortgeschrittene Schüler 

sorgten im Weiteren dafür, dass die ¹Schuleª auch in der Abwesenheit 

ihres Gründers und in seiner Nachfolge fortbestand 

oder an anderer Stelle erwuchs. Insbesondere Platon lehnte eine 

dogmatische Fixierung seiner Lehre ab und erlaubte, dass auch 

Lehrmeinungen, die der seinen nicht vollends entsprachen, akademisch 

vertreten wurden; denn die vielfältigen Entwicklungen in 

gesellschaftlicher, religiöser und technologischer Hinsicht boten 

und geboten ± damals wie heute ± zahlreiche Ansatzpunkte zum 

Weiter- aber auch Andersdenken. 

¹Schuleª hatte hier also nicht nur die Alltagsbedeutung, eine Stätte 

des Unterrichts zu sein; ¹Schuleª bedeutete vielmehr die gemeinsame 

Ausrichtung auf eine freie Forschung und auf die Werte, 

die sich aus ihr gewinnen lieûen. 

In diesem Sinne haben sich seit Platon viele Schulen gebildet, so 

auch die ¹Chirurgische Schuleª, mit Grundregeln, die über die 

letzten 2,5 Jahrtausende hinweg bis heute ihre Gültigkeit haben. 

Zu ihnen gehört als fester Bestandteil der ärztlichen Ethik der Hippokratische 

Eid, in dem es heiût: ¹Ich werde den, der mich diese 

Kunst gelehrt hat, gleich meinen Eltern achten, werde mein Leben 

gemeinsam mit ihm führen, ihm Anteil geben, wenn er es bedarf 

und seine Nachkommen gleich meinen Brüdern achten und sie 

diese Kunst lehren, wenn sie sie zu lernen verlangen, ohne Entgeld 

und Vertrag.ª 

Die bedeutendsten Chirurgenschulen in Deutschland wurden 

stets von herausragenden Persönlichkeiten angeführt, die eine 

groûe Zahl ihrer Schüler zu beachtlichen wissenschaftlichen Leistungen 

brachten. Ich denke an Bernhard v. Langenbeck, und, in 

seiner Nachfolge, Ernst v. Bergmann, August Bier und Ferdinand 

Sauerbruch, und ich nenne im weiteren Theodor Billroth, Rudolf 

Stich und Rudolf Zenker mit ihren weit verzweigten Schülernetzen, 

die sich sogar bis zu mir hin ausgespannt haben. Manches 

in den Abhängigkeiten und Umgangsformen sowie in den Arbeitsbedingungen 

und Strukturen von gestern mag heute nicht mehr 

zeitgemäû sein und sich in der Tradition dieser ¹Schulenª nicht 

fortsetzen. Ungeachtet dessen sind unter dem aktuellen Gebot,


in flachen Hierarchien mit weichen Faktoren effizient zu sein, 

Charisma und Leidenschaft bei den Lehrenden sowie Begeisterungsfähigkeit 

und Fleiû in der Gemeinschaft unentbehrlich für 

Erkenntnis und Werthaltung im genannten Sinne geblieben. 

Der ebenfalls von Hippokrates überlieferte Satz: ¹Das Leben ist 

kurz und die Kunst ist langª ist keine Klage über die Kürze des Lebens, 

sondern eine Aussage über die Bedeutung der Tradition für 

die Qualität der ärztlichen Kunst. Man braucht die Erfahrungen 

vieler Generationen und deren methodische Verarbeitung, um in 

Kunst und Wissenschaft groûe Leistungen zu erbringen und 

durch eigenes Zutun kleine weitere Fortschritte zu erzielen. 

Respekt gegenüber der Tradition würdigt auch Hans-Jürgen Peiper 

in der Weitergabe von Verhaltensmustern, von Lebenserfahrung 

und von Grundwerten. ¹In der Medizinª, so schreibt er im Chirurg 

2005 (76: 1086±1090), ¹beinhaltet Tradition die Pflege ethischer 

Gesichtspunkte bei der Behandlung von Patienten, und gewährleistet 

zugleich eine Übernahme und Weitergabe von Können 

und Wissenª. 

Die Frage taucht auf, ob in unserer modernen Welt die überlieferte 

¹Chirurgenschuleª noch ihren Platz hat? Grund für diese Befürchtung 

ist die zunehmende Technisierung der Medizin ± sei 

es bei den Werkzeugen, die wir benutzen, sei es bei den Implantaten, 

die wir einsetzen ±, die den Arzt von der persönlichen Beziehung 

zum anderen Menschen entfernt. Zwar begegnet er ihm 

immer noch hautnah mit seinem ständig perfektionierten Instrumentarium, 

als humaner Klangkörper bleibt er aber oft weit dahinter 

zurück. Es ist unbestritten, dass neben dem Wertewandel der 

sog. Generation Y im Allgemeinen (gemeinsamer Nenner: Ich will 

Mensch sein und nicht Chef werden) die fortschreitende Diversifizierung 

der Fachgebiete Chirurgie im Besonderen (gemeinsamer 

Zähler: Immer gröûeres Wissen auf immer kleinerem Gebiet) die 

¹Chirurgische Schuleª auf eine ernste Bewährungsprobe stellt; 

denn sie erschweren den Zusammenhalt in der übergeordneten 

Einheit. Es ist aber auch richtig, dass diese Entwicklung von einer 

Person, die allein weder den Generationenkonflikt zu lösen, noch 

die Errungenschaften der Chirurgie zu überblicken, geschweige 

denn zu beherrschen vermag, hin zu einem Team von Lehrenden 

mit hohem moralischen Anspruch dem Fortbestand des Schulbegriffs 

eine Chance gibt. Die gegenseitige Wertschätzung derer, 

die schon etwas können und derer, die Potenzial erkennen lassen, 

ist heutzutage der Schlüssel zum Teamerfolg. Einzig die Verantwortlichkeit 

für einen Patienten wird auch weiterhin nicht teamfähig 

sein, sondern an den einzelnen Arzt gebunden bleiben ± 

ähnlich wie in der Forschung die moralische Frage immer ein persönliches 

Problem des Wissenschaftlers sein wird. Das Ganze ist 

nicht viel anders als in der Sendung mit der Maus: ohne sie geht 

die Sendung nicht; und wenn aus einer Maus viele werden, mausert 

sich die eine oder andere auch einmal zum Elefant. Und fin- 


Sitz Berlin 

det dieser mit ein bisschen Glück in die Mitte, spielt bei ihm jetzt 

die Musik. Den einzelnen Ton jedoch trifft immer jeder für sich 

selbst. 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, mit der Einführung des 

Departmentsystems, wie es Ende der 60er-Jahre an der MH-Hannover 

mit Schirm, Charme und Balance geschehen ist, wurde 

durch eine enge Verbundenheit über die Grenzen des eigenen 

Teams hinweg der Begriff der ¹Chirurgischen Schuleª neu definiert. 

Kennzeichnend dafür ist ± selbst wenn inzwischen die Wirtschaftlichkeit 

eines Klinikums zum Maûstab ihres Ansehens und 

Erfolgs mutiert ist ± neben Wissensdrang und hervorragender 

Leistung der Teamgedanke, der jedem Mitarbeitenden die Zusammenhänge 

und Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Aufgabengebieten 

bewusst macht. Wenn aus dieser ¹Chirurgenschuleª 

moderner Prägung im Weiteren Neugründungen und 

neue Lehrer hervorgehen, so spricht das einerseits für den überlegenen 

Führungsstil des ¹Head of the Departmentª ± indem er 

¹Chiefsª neben sich ermöglicht und die Entstehung weiterer 

Standorte und Teilgebiete zulässt ±, andererseits für die Besonderheit 

der Mitarbeiter und des Nachwuchses, die es mit neuen 

Ideen nach Fortschritt und Verbesserung drängt. Notwendige 

Auseinandersetzungen nicht ausgeschlossen, werden dennoch 

Verdienst und Glück Einzelner im Team von Lehrenden und Lernenden 

die Funktionstüchtigkeit und Ausstrahlung einer Institution 

auch zukünftig charakterisieren. Vorbildfunktion hierfür übernehmen 

zunächst die Berufenen der ersten Stunde. Im Department 

Chirurgie der MH-Hannover waren es neben Hans Borst 

v.a. Rudolf Pichlmayr und Harald Tscherne. Unter ihrem Triumvirat 

gelangte die Chirurgie der MH-Hannover zu hohem Ansehen 

bis weit über die Grenzen der Stadt hinaus, und zahllos sind ihre 

Schüler, die als Lehrer aus ihr hervorgegangen sind ± und überall 

anzutreffen. Hilfe und Rat des Erfahrenen verbindet sie bis heute 

ungetrübt untereinander. Keiner, der durch das Department Chirurgie 

der MH-Hannover rotiert ist und in ihrer modularen Struktur 

reüssiert hat, kann seine ¹Schuleª unter ihren Lehrmeistern im gemeinsamen 

Bemühen um den Kranken vergessen oder verleugnen. 

Zu der dafür notwendigen Verantwortlichkeit eines ¹Meistersª 

zitiere ich aus dem Glasperlenspiel von Hermann Hesse: 

¹Unser Kastalien soll eine Hierarchie sein, ein Bau, in dem jeder 

Stein seinen Sinn nur vom Ganzen bekommt. Aus diesem Ganzen 

heraus führt kein Weg, und wer höher steigt und gröûere Aufgaben 

bekommt, wird nicht freier, er wird nur immer verantwortlicher.ª 

Et in Kastalia ego, werden manche von Ihnen denken, und doch 

führten ± Hierarchie flach oder steil ± nach einiger Zeit der Entwicklung 

und Reife zahlreiche Wege zur eigenen Verwirklichung 

und der damit verbundenen Verantwortlichkeit sich und anderen 

gegenüber aus den heimischen Gefilden heraus. In der Gewissheit 

des ¹frei wozuª, nicht des ¹frei wovonª, gilt es, sie wahrzuneh- 



men; denn: ¹Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane 

entdecken.ª Und bis zu diesem Aufbruch muss auch das Handwerk 

perfekt erlernt sein. Das ist Grundvoraussetzung, aber es 

ist nicht das Wichtigste. Und so ist auch für die ¹Chirurgische 

Schuleª das Handwerk zwar unentbehrlich, aber es ist nicht das 

oberste Gebot ihrer Kultur! Hierzu schreibt Billroth in seiner Studie 

Über das Lehren und Lernen der medizinischen Wissenschaften: 

¹Bis heute kann man bei der Medizin mit mehr Recht als bei irgendeiner 

anderen Wissenschaft von Tradition durch die Schule 

sprechen, zumal soweit es das eigentliche ärztliche Gebiet betrifft. 

Man scheidet ganz korrekt die medizinische Wissenschaft 

von der ärztlichen Kunst. Es kann jemand aus Büchern unendlich 

viel medizinisches Wissen gelernt und auch das Technische in 

dessen Anwendungsweise aus Büchern seinem Gedächtnis 

wohl eingeprägt haben, er hat dann viel medizinisches Wissen, 

doch ist er damit noch kein Arzt.ª 

Der gute Arzt weiû schon sehr lange von der heilsamen Wirkung 

des Gesprächs für Mut und Zuversicht seiner Patienten. ¹Heile 

zuerst durch das Wort, dann durch die Arznei, dann durch das 

Messerª lehrte bereits Hippokrates. 

An vielen Institutionen hat sich gezeigt, dass nicht das Wie viel ± 

im Sinne von Zahl und Zeit, sondern das Was ± im Sinne von Verlässlichkeit 

und Perfektion ± und das Wie etwas ± im Sinne von 

Indikationsstellung, postoperativer Behandlung und menschlicher 

Zuwendung ± geschieht und Schüler zu Lehrern heranwachsen, 

die ¹Chirurgische Schuleª ausmacht. Unsere Operationszahlen 

an der MH-Hannover waren nie die höchsten in Deutschland, die 

Zahl derer aber, die in Leitungspositionen aufgestiegen sind, ist 

unübertroffen! 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe Ihnen vom 

Geist der ¹Chirurgischen Schuleª erzählt, wie ihn viele von uns ± 

jeder zu seiner Zeit ± an sich erlebt haben. In den letzten 50 Jahren 

musste die ¹Chirurgische Schuleª einem groûen Fortschritt in 

der Medizin standhalten und hat dadurch einen beträchtlichen 

Wandel erfahren. Untergegangen ist sie so lange nicht, wie sie 

die Einheit in der Vielfalt ihrer Aufgaben zu bewahren vermag. ¹Alles 

ist im Flussª, heiût es bei Heraklit, und er schlieût darin auch 

Gegensätzliches in die verborgene Harmonie des stetigen Wan- 


dels ein. Niemand, der die ¹Chirurgische Schuleª jemals durchlaufen 

hat, zweifelt an Sinn und Wert der Ausbildung in ihr zum Arzt. 

Um zu Platon zurückzukehren, ist auch heute noch das dabei erarbeitete 

Wissen kein Selbstzweck. Es muss zwar um seiner 

selbst willen erworben werden, das Gute aber, das man mit ihm 

bewirken kann, gehört insbesondere im Falle der Chirurgie auch 

praktisch erlernt und weitergegeben. In diesem Sinne steht es unter 

den Medizinern, insbesondere dem Chirurgen, gut an, Wissenschaftler 

und Arzt in einer Person zu sein. 

Als Rückblickender bleibt mir (mit Goethe) festzustellen: ¹Mit 

rechten Leuten wird man wasª; und wenn das stimmt, ist keine 

Pflicht dringender, als Dank zu sagen denen, die der ¹Chirurgischen 

Schuleª Tradition gegeben haben und sie (nach Rilke) in ihrem 

Wesen lebendig erhalten: 

¹Wolle die Wandlung. O sei für die Flamme begeistert, 

drin sich ein Ding Dir entzieht, das mit Verwandlungen prunkt.ª 

Wie in dieser Metapher löst der ewige Wandel jede sich bildende 

Form bald wieder auf, und es gibt nichts Festes, das in diesem 

Wandel bestünde. Alles Lebendige unterliegt der ständigen Verwandlung. 

Die Frage ist nur, wie sich der Mensch mit diesem 

Wandel auseinandersetzt. Deine Vorstellungen vom Wandel der 

¹Chirurgischen Schuleª zu erinnern und ihre Verwirklichung 

mit Dir in Verbindung zu bringen, ist das Geburtstagsgeschenk 

Deiner Schüler, lieber Hans Borst, die heute hierher gekommen 

sind ± oder wohin auch immer verstreut. In der Lösung eines 

schwierigen Problems ist sie innovativ vergleichbar dem zielführenden 

Elephant Trunk in der Aorta descendens. Mutige Strategien 

und Annäherungen dieser Art werden mit über die Zukunft 

der Chirurgie und das Bild der ¹Chirurgischen Schuleª entscheiden. 

Solches Erbe droht nur dann verloren zu gehen, wenn kommende 

Generationen nicht acht geben ihrer selbst. 

Hannover, am 9. November 2012 


Prof. Dr. med. Hellmut Oelert 

Silvanerstraûe 5a 

55129 Mainz 

E-Mail: oelert@uni-mainz.de 


Sitz Berlin

Historie 

Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie und der Chirurg 

Fritz de Quervain zwischen 1918 und 1940 

Internationalität und Supranationalität 

N. Hardt 

Die heutige intensive innereuropäische Verflechtung und der 

hochvernetzte Austausch in Forschung und Wissenschaft basieren 

auf entsprechenden politischen Rahmenbedingungen, die 

nicht zuletzt ein Ergebnis des europäischen Integrationsprozesses 

sind (15,28). 

Dass ein mittelbarer Zusammenhang zwischen dem politischen 

Umfeld und den internationalen Beziehungen auch in der Chirurgie 

besteht, zeigt ein Rückblick auf den Zeitraum von 1918±1933, 

in welchem die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGC, *1871) 

durch den 1920 erfolgten Ausschluss der Gesellschaft aus der 

¹SociØtØ Internationale de Chirurgieª (SIC, ISS, *1902) ihre vorherigen 

intensiven fachlich-wissenschaftlichen Kontakte mit den nationalen 

europäischen Chirurgengesellschaften einbüûte (1,14, 

18, 19, 24, 30). 

Die Durchbrechung der 12-jährigen fachlichen Isolation gelang 

erst 1932 durch das jahrelange, beharrliche Eintreten des bedeutenden 

Schweizer Chirurgen Fritz de Quervain (1868±1940) für 

die deutschen Chirurgen und seine internationale diplomatische 

Vermittlung (29,30). 

Das Engagement Fritz de Quervains 

Das auûerordentliche Engagement de Quervains beruhte auf 

mehreren Faktoren. 

Einerseits besaû er, als international bekannter mehrsprachiger 

Schweizer Chirurg, enge Beziehungen zur französischen wie zur 

deutschen Chirurgie. So besuchte er regelmäûig zwischen 1895 

und 1914 die deutschen und französischen Chirurgenkongresse 

in Berlin bzw. Paris und berichtete alljährlich über den Berliner 

Chirurgen-Kongress als offizieller Berichterstatter in der Pariser 

«Presse MØdicale». Mit der deutschen Chirurgie (DGC) verbanden 

ihn vielfache wissenschaftliche, universitäre und oftmals persönliche 

Kontakte (30). 


Sitz Berlin 

Abb.1 Ferdinand Sauerbruch (1875±1951), Direktor der Chirurgischen 

Universitätsklinik Zürich (1910±1918), Vorlesung an der Universität Zürich 

1917. 

Hinzu kamen seine engen Kontakte zu deutschen oder österreichischen 

Chirurgen, die auf chirurgische Lehrstühle in der 

Schweiz berufen worden waren, so zu F. Sauerbruch in Zürich 

(von 1910±1918), P. Clairmont in Zürich (von 1918±1942) und E. 

Enderlen in Basel (von 1904±1907) (6). 

Im Weiteren war de Quervain sowohl Gründungsmitglied (1902) 

als auch nationaler schweizerischer Delegierter des ¹ComitØ de 

la SociØtØ Internationale de Chirurgieª und durch seine Teilnahme 

an allen Vorkriegskongressen der SIC (auûer in den USA) international 

vernetzt (30). 

Ein nicht zu unterschätzendes Motiv de Quervains war seine Auffassung, 

dass ein übersteigerter Nationalismus dem genuinen 

Wesen der Wissenschaft als internationales, ja supranationales 

Gut zutiefst widersprechen würde (29±31). 

Alle diese Faktoren/Überzeugungen prädisponierten ihn, als politischen 

Realisten, zum diplomatischen Vermittler zwischen den 

entfremdeten Chirurgengesellschaften (30). 


Historie 

Wissenschaftliche und berufliche Stellung 

Fritz de Quervains 

Fritz de Quervain (1868±1940) wuchs in Muri bei Bern auf und 

studierte von 1887±1892 Medizin in Bern. 1902 habilitierte er 

sich in Bern für Chirurgie und wurde 1910 als Ordinarius für Chirurgie 

an die Universität Basel berufen (30,32). 

Zahlreiche grundlegende medizinische Forschungsergebnisse 

gehen auf ihn zurück. So die Sehnenscheidenentzündung der 

Daumenmuskeln (Tendovaginitis stenosans de Quervain,1895), 

das typische Verletzungsbild der Scaphoidfraktur mit Luxation 

des karpalen Semilunare (de Quervain'sche Luxationsfraktur, 

1902) und die riesenzellige, subakute Entzündung der Schilddrüse 

(Quervain-Thyreoiditis,1904) (9,30±32). 

Wenig bekannt ist eine andere Pionierrolle de Quervains, nämlich 

diejenige als Wegbereiter der kontrollierten Studie in der klinischen 

Chirurgie (10,30). 

Abb.2 Fritz de Quervain 

(1868±1940) Direktor der Chirurgischen 

Universitätsklinik 

Bern (1918±1938). 

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs war de Quervain seit 4 Jahren 

Ordinarius in Basel. Dank seiner originellen wissenschaftlichen 

Arbeit, insbesondere auch seines Lehrbuchs der ¹Speziellen 

chirurgischen Diagnostikª und durch sein Auftreten bei den bedeutenden 

Kongressen in Frankreich, Belgien, Deutschland und 

in der Schweiz genoss er bereits ein hohes Ansehen (29,30). 

1918 trat er die Nachfolge von Theodor Kocher (1840±1917) in 

Bern an. 

Dieses Ordinariat füllte er bis zu seinem 70. Lebensjahr 1938 aus. 

1919/1920 amtete er als Präsident der Schweizerischen Gesell- 


schaft für Chirurgie und 1923/1924 als Dekan der Medizinischen 

Fakultät sowie 1935/1936 als Rektor der Berner Universität. 

Politische Spaltung der internationalen 

Chirurgie nach 1918 


Sitz Berlin 

Abb.3 Fritz de Quervain (Mitte) mit einer amerikanischen Chirurgengruppe 

in der Chirurgischen Universitätsklinik ± Bern ca. 1923 (2. von 

rechts: sein langjähriger Oberarzt Fausto Pedotti, später Chefarzt Ospedale 

Civico-Lugano). 

Mit Beginn des 1. Weltkriegs wurden die internationalen wissenschaftlichen 

Kommunikationsstränge abrupt unterbrochen und 

Europa in 2 politische Lager gespalten (14). 

Nach der Niederlage der Mittelmächte 1918 beschlossen das 

englische Royal College of Surgeons am 31. Juli 1918 in London 

und konkordant die französische Association de Chirurgie am 10. 

Oktober 1918 in Paris den Ausschluss aller Mitglieder feindlicher 

Staaten (1,30). 

Zugleich empfahlen sie der folgenden interalliierten Konferenz 

der wissenschaftlichen Akademien, den Ausschluss aller nationalen 

Akademien der ehemaligen Mittelmächte (1, 30). Die interalliierte 

Konferenz tagte vom 9.±11. Oktober 1918 in London. Sie befürwortete 

diese ¾nderung und ersuchte ihrerseits die ¹SociØtØ Internationale 

de Chirurgieª (SIC) um einen konformen Ausschluss 

der nationalen Gesellschaften der ehemaligen Mittelmächte. 

Die SIC war 1902 von Belgiern gegründet worden und das ständige 

Bureau des SIC in Brüssel wurde ausschlieûlich von Belgiern 

geführt.

Historie 

Aufgrund der völkerrechtswidrigen Neutralitätsverletzung Belgiens 

1914 stellte sich das ständige Bureau umgehend hinter diese 

politisch motivierten Londoner Beschlüsse. 

Anlässlich des 1. Nachkriegskongresses der SIC in Paris 1920 

wurde ± auf Antrag des ständigen Bureau der SIC ± die DGC zusammen 

mit den nationalen Gesellschaften von Bulgarien, Österreich, 

Ungarn und der Türkei ± aus der SIC ausgeschlossen und 

Deutsch als offizielle Kongresssprache eliminiert (1,27, 30). 

Damit wurde erstmalig die wissenschaftlich-chirurgische Welt 

nach politischen Maûstäben organisiert: ein neuartiges Phänomen 

in der Wissenschaftsgeschichte (14, 24, 30). 

Einen wesentlichen formalen Grund für den Ausschluss der DGC 

bildete das ¹Manifest vom 4. Oktober 1914ª. Dieses vom Schriftsteller 

und Mitglied der Preuûischen Akademie der Künste Ludwig 

Fulda verfasste und von 93 führenden deutschen Wissenschaftlern 

(u.a. 9 Nobelpreisträgern) mitunterzeichnete Manifest 

evozierte eine Einkreisung Deutschlands durch die Entente- 

Mächte, rechtfertigte den Aggressionskrieg als aufgezwungenen 

totalen Verteidigungskrieg und bestritt jegliche völkerrechtswidrige 

Neutralitätsverletzung (3, 8,11, 33). 

Reaktionen der Chirurgen in den neutralen 

Staaten 

Irritierend mutet die zustimmende Haltung der nationalen Chirurgengesellschaften 

der neutralen Länder (Holland, Schweiz, Finnland, 

Schweden, Norwegen) zum Ausschluss an. Diese Zustimmung 

war offenbar die Folge von grundsätzlichen formalen Fehlern 

ihrer Delegierten bei der Abstimmung, die von de Quervain 

später gerügt wurden (30). Sie hinterfragten nicht die Entscheidungsgrundlagen, 

akzeptierten das undurchsichtige, nicht namentliche 

Abstimmungsprozedere und erhoben keinen offiziellen 

Einspruch gegen den Ausschluss (26,30). 

Allerdings gaben der holländische, finnische, schwedische sowie 

der schweizerische Delegierte (de Quervain) noch während des 

Pariser Kongresses beim internationalen Komitee gravierende 

Vorbehalte zu Protokoll und verwiesen auf die ¹auf Dauer unhaltbare, 

gegenwärtige Situationª ebenso wie sie die Forderung 

¹nach einer möglichst baldigen Wiederherstellung der integralen 

Internationalitätª deponierten (25, 30). 

In der Schweiz waren die Meinungen sehr geteilt (30). 

Am 28. November 1920 fand in Bern eine Sitzung der Schweizer 

Sektion der SIC statt. Mehrheitlich teilte man die Auffassung de 

Quervains von der vorübergehenden Unvermeidbarkeit des Aus- 


Sitz Berlin 

Abb.4 Die Schweizer Sektion der SIC in Bern 1920. Fritz de Quervain 

(vorne links), CØsar Roux, Lausanne (vorne Mitte) und Eugen Bircher, Aarau 

(rechts auûen). 

schlusses. Das nationale Komitee der SIC wurde aber beauftragt 

¹die Wiederaufnahme der internationalen Beziehungen zu ermöglichen, 

sobald es die Umstände erlaubenª (26, 30). 

Als Voraussetzung für die Rücknahme des Ausschlusses galt, 

dass ¹von Seiten der deutschen Chirurgie Schritte unternommen 

würden, welche geeignet wären, die noch fortdauernde Wirkung 

des ,Manifestes vom Oktober 1914 aus dem Wege zu räumenª 

(26, 30). 

Längst nicht alle Schweizer Chirurgen teilten diese Auffassung 

des nationalen Komitees. Eine noch im November 1920 initiierte 

Protestpetition gegen den Ausschluss der DGC wurde von 66 Mitgliedern 

der Schweizerischen Chirurgengesellschaft (SGC) unterzeichnet 

und an den damaligen Präsidenten des Internationalen 

Comites der SIC, Sir William MacEwen/Glasgow, sowie an 

den Präsidenten der Deutschen Chirurgengesellschaft August 

Bier/Berlin und an Chirurgen verschiedener neutraler Länder gesandt 

(25, 30). 

Vier Schweizer Chirurgie-Professoren hatten mitunterschrieben. 

Der Ordinarius in Basel, Gerhard Hotz, erklärte sogar seinen Austritt 

aus der SIC. 

¾hnliche Petitionen sandten die niederländische Gesellschaft 

(Otto Lanz/Amsterdam, Hiddo Lameris/Utrecht), wie die finnische 

und die italienische Gesellschaft (30). 


Historie 

Abb.5 Gerhard Hotz 

(1880±1926), Direktor der Chirurgischen 


Basel (1910±1917). 

Reaktion der deutschen Gesellschaft 

für Chirurgie (DGC) 

An seiner auûerordentlichen Herbstsitzung 1920 wies die Deutsche 

Gesellschaft für Chirurgie, unter dem Vorsitz von August 

Bier/Berlin, die Begründung des Pariser Ausschlusses offiziell zurück. 

Das den Ausschluss begründende ¹Manifest von 1914ª sei 

von keinem deutschen Chirurgen unterzeichnet worden und der 

Aufruf sei in politisch erregten Zeiten entstanden und habe den 

¹berechtigten deutschen Standpunktª vertreten. Mit dieser Erklärung 

der DGC wurde teilweise der Standpunkt des Manifestes 

wiederholt. So blockierte sie in der Folge zunächst internationale 

Ausgleichsbemühungen (30). 

Gleichzeitig wurde der Präsident der SIC, Sir William MacEwen 

von der Liste der Ehrenmitglieder der DGC gestrichen und den 

Mitgliedern des schweizerischen nationalen Komitees der SIC, 

Fritz de Quervain, Cesar Roux/Lausanne und Carl Arndt/Bern 

der Austritt aus der Deutschen Gesellschaft nahegelegt (30). 

In der 45. Versammlung der DGC (2. April 1921/Berlin) beklagte 

Ferdinand Sauerbruch (1874±1951) ¹dass die Bemühungen der 

neutralen Chirurgen, sich dem Ausschluss entgegenzustellen ungenügend 

wärenª. Aufgrund der inzwischen bekannt gewordenen 

schweizerischen Unterstützung wurde jedoch das den Herren 

Arndt, de Quervain und Roux erteilte ¹consilium abeundiª zurückgenommenª 

(2,22, 30). 



Sitz Berlin 

Abb.6 August Bier 

(1861±1949) Berlin, Direktor 

der 1. Chirurgische Universitätsklinik 

(CharitØ) Berlin 

(1907±1932). 

Abb.7 William MacEwen 

(1848±1924) Regius Professor 

of Surgery ± University of 

Glasgow. 

Vermittlung und Diplomatie de Quervains 

Die Verweigerung der deutschen Mitgliedschaft im Völkerbund 

(1918±1926) verhinderte die auûenpolitische Reintegration 

Deutschlands in das internationale System sowie die Legitimierung 

und innenpolitische Konsolidierung der labilen Weimarer Republik. 

Zusätzlich erzeugten die Völkerbundsentscheide bezüglich 

Osteuropas, Polens, Oberschlesiens, eine Atmosphäre nationaler 

Demütigung und Empörung in Deutschland (3,8, 13,20, 21). 

Diese Ausgangslage komplizierte und erschwerte den internationalen 

Ausgleich auf allen Ebenen ungemein (3,5).

Historie 

Dies galt nun auch für die Beziehungen zwischen den chirurgischen 

Gesellschaften der Alliierten und der ehemaligen Mittelmächte 

(14, 24). 

Mit der Wiederherstellung der fachlich-wissenschaftlichen Kontakte, 

insbesondere zur DGC, hatte die SIC offiziell Fritz de Quervain 

und Jan Shoemaker/Den Haag beauftragt (30). 

Tatsächlich war es jedoch de Quervain, der nun seine vielseitigen, 

internationalen Kontakte nutzte um den Austausch unter 

den Chirurgen wieder wahrhaft international werden zu lassen. 

Anknüpfungspunkt alter und neuer wissenschaftlicher Beziehungen 

war die deutsche, englische und französische Neuauflage 

(1919) seiner bekannten ¹Diagnostikª. Desgleichen nahm er als 

Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Chirurgie (SGC) 

im Januar 1919 Kontakte mit den belgischen und französischen 

Fachgesellschaften auf. 1921 reiste er für 2 Monate in die USA. 

Zwischen 1921 und 1923 gelang keine Annäherung zwischen der 

SIC und den Chirurgen der ehemaligen Mittelmächte; nicht zuletzt 

aus Gründen der anhaltenden politischen Isolierung dieser Staaten 

(2,6,30). 

Trotzdem intensivierte de Quervain seine Kontakte diesbezüglich 

weiter. So korrespondierte er insbesondere mit Eugen Enderlen/ 

Heidelberg (1863±1940), der von 1904±1907 in Basel gewirkt 

hatte und den nächsten deutschen Chirurgenkongress 1925 präsidieren 

sollte und berichtete ihm von der Erfolglosigkeit seiner 

bisherigen Vermittlungsbemühungen (30). 

Im Herbst 1924 hatten immerhin mehrere Mitglieder des Internationalen 

ComitØs der SIC, die wie de Quervain am französischen 

Chirurgenkongress weilten, offiziös beschlossen, dass für die 

nächste Zusammenkunft der SIC in Rom Vorträge in deutscher 

Sprache wieder zugelassen sein sollten (30). 

Am 7. internationalen Kongress der SIC vom 7.±10. April 1926 in 

Rom wurde dann eine von den USA, Japan, Italien und der 

Schweiz eingebrachte Motion gebilligt, welche die Reintegration 

des DGC ± bei gleichzeitiger Anerkennung der Statuten der SIC 

durch die DGC ± akzeptierte. 

Die offizielle deutsche Antwort vom 26. April 1926 (DGC-Präsident: 

Werner Körte/Berlin) bekräftigte, dass die Rückkehr der 

deutschen Chirurgen in die SIC nur erfolgen könne ¹unter völliger 

Gleichberechtigung und Aufhebung aller Einschränkungen sowie 

der Zusicherung, dass eine derartige einseitige Ausschaltung 

nicht wieder möglich sein wirdª (30). 


Sitz Berlin 

Abb.8 7. internationaler SIC-Kongress 1926 in Rom (ComitØ). LØopold 

Mayer (2. von links, sitzend), Fritz de Quervain (3. von links, sitzend), Henri 

Hartmann (4. von links, sitzend). 

Mit dem im September 1926 unerwartet erfolgten Eintritt in den 

Völkerbund erlangte Deutschland weitgehend seine auûenpolitische 

Gleichberechtigung zurück (3). 

Das galt theoretisch auch für die internationalen Beziehungen der 

DGC zur SIC (30). 

Ein weiterer Schritt hin zum internationalen chirurgischen Ausgleich 

war die von Quervain 1927 in Bern organisierte erste internationale 

Kropfkonferenz, indem er ohne die Prestigeansprüche 

groûer Kongresse, erstmals wieder gesamteuropäisch Spezialisten 

auf einem kleinen Gebiet vereinigte (30). 

Zwecks persönlicher Kontaktaufnahme fuhr de Quervain im Januar 

1928 zum süddeutschen Chirurgentag nach Heidelberg und 

anschlieûend weiter nach Berlin, um zum ersten Mal wieder am 

gesamtdeutschen Chirurgenkongress teilzunehmen. Dort besprach 

er sich mit dem Präsidenten der DGC, Hermann Küttner/ 

Breslau (30). 

Dabei stellte de Quervain fest, dass ¹die damalige Stellungnahme 

der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (Herbst 1920) (¼) zum 

Teil auf irrigen Vorstellungen aufgebaut gewesen (war)ª (30). 

Im folgenden Frühjahr 1929 erklärte der Präsident der DGC, Erwin 

Payr/Leipzig (wie Küttner ein Jahr früher) de Quervain ¹dass 

sie (die Deutschen) sich umso eher wieder an den Arbeiten der 

internationalen Gesellschaft beteiligen würden, falls der SIC-Kongress 

in einem neutralen Land stattfändeª (30). 

De Quervain schlug daher Erwin Payr am 15. Juni 1929 im Einvernehmen 

mit Carl Henschen/Basel und Cesar Roux/Lausanne 

einen persönlichen Gedankenaustausch vor, an dem Henri Hart- 


Historie 

Abb.9 Carl Henschen 

(1877±1957), Direktor der Chirurgischen 


Basel (1926±1947). 

Abb.10 CØsar Roux 

(1857±1934) Lausanne, 

Direktor der Chirurgischen 

Universitätsklinik Lausanne. 

mann/Paris (SIC-Präsident) und Leopold Mayer/Brüssel (SIC- 

Generalsekretär) teilnehmen sollten (30). 

Diese Vermittlung wurde durch eine englische Intervention konterkariert. 

Im ¹Lancetª vom 13. April 1929 klagte der Präsident des Royal 

College of Surgeons of England und Mitglied der SIC, Lord Berkeley 

Moynihan/Leeds die Deutschen an, sie hätten 1918 durch Abwurf 

von mit Pest-ähnlichen Bazillen behaftetem Material versucht 

die Pest über die in Frankreich stehenden Engländer auszubreiten 

(16,30). 

Payr sah seinerseits den Grund, weshalb Moynihan erst nach 11 

Jahren, im Frühjahr 1929, mit dieser Sache herauskomme, im 



Sitz Berlin 

Abb.11 Henri Hartmann/ 

Paris (1860±1952), Direktor 

der Chirurgischen Universitätsklinik-Hôtel-Dieu 

Paris 

(1914±1930) am 8. Internationalen 

SIC-Kongress in Warschau 

1929 (2. von links). 

Abb.12 Lord Berkeley Moynihan/Leeds 

(1865±1936), 

Professor of Clinical Surgery ± 

University of Leeds, President 

of the Royal College of Surgeons 

1926±1931. 

gleichzeitigen Beginn neuerlicher Verhandlungen über die Reparationenfrage 

(30). 

De Quervain suchte die Situation zu retten und war bestrebt, auf 

seiner Durchreise in Berlin am 20. Juli mit den deutschen Ausschussmitgliedern 

Erwin Payr/Leipzig und August Borchard/ Berlin 

doch noch eine Formulierung für den 8. SIC-Kongress in Warschau 

1929 zu finden. 

Der gemeinsam erarbeitete Vorschlag scheiterte dann allerdings 

am 8. Internationalen SIC-Kongress in Warschau (Juli 1929) an 

der von Payr gewünschten Formulierung, dass der Ausschluss-

Historie 

Abb.13 Erwin Payr (1871± 

1946) Leipzig, Direktor der 

Chirurgischen Universitätsklinik 

Leipzig (1911±1937). 

Abb.14 De Quervain (2. von links, vordere Reihe) am 8. Internationalen 

SIC-Kongress in Warschau (1929) (ComitØ). 

Beschluss vom 20. Juli 1920 als ¹irrtümlichª und ohne Vorbehalt 

zurückgenommen ¹wordenª ist (30). 

In einem anschlieûenden intensiven Briefwechsel zwischen Payr 

und de Quervain wies letzterer darauf hin, dass die Warschauer 

Beschlüsse nunmehr ± trotz der Zurückweisung der Formulierung 

vom Juli 1929 ± eine Versöhnung ermöglichten und die kollektiven 

(SIC) und individuellen Missverständnisse (DGC) formal und 

inhaltlich beseitigt werden könnten (30). 

Eine erste Verständigung erfolgte am 13. Oktober 1929 in Leipzig 

zwischen Payr sowie Borchard und Anschütz/Kiel, dem Sekretär 

bzw. dem Präsidenten elect der DGC einerseits und de Quervain 

als Delegiertem des ComitØ de SIC andererseits. Man schlug vor 

den SIC-Beschluss vom 20. Juli 1920 mit Bedauern zurückzunehmen, 

falls seitens der DGC ihr völliges Fernstehen von dem unglücklichen 

Manifest erklärt würde. 


Sitz Berlin 

Abb.15 Sitzung des SIC-ExekutivcomitØ, Paris 1931. Linke Reihe: Davide 

Giordano (4), Leopold Mayer (5), Fritz de Quervain (6), Rechte Reihe: 

Jan Shoemaker (1), Henri Hartmann (6). 

Die offizielle Antwort der Deutschen Gesellschaft war kurz: 

¹Irgendeine Bezugnahme auf das Manifest scheidet für die Deutsche 

Gesellschaft für Chirurgie vollkommen aus, da es von keinem 

ihrer Mitglieder unterschrieben istª (30). 

Im persönlichen Begleitbrief Payrs wurde hervorgehoben, dass 

vonseiten der deutschen Chirurgen keine ¹unfreundliche Haltungª 

gegenüber der internationalen Chirurgenwelt vorliege. 

Rückkehr der DGC in die Internationalen 

Gesellschaft für Chirurgie (SIC) 1932 

Die erneuten Verhandlungen im April 1930 zwischen Payr, Borchard, 

Anschütz und de Quervain sowie Shoemaker brachten 

den ersehnten definitiven Durchbruch, indem sie in einer inoffiziellen 

Versöhnungserklärung festhielten: ¹dass das Manifest der 

deutschen Wissenschaftler der damaligen politischen Überreizung 

zuzuschreiben ist, das Manifest von keinem der deutschen 

oder österreichischen Mitglieder der SIC unterschrieben worden 

ist und kein Mitglied der DGC je die Absicht gehabt habe in einer 

unfreundlichen Weise gegenüber den Chirurgen der anderen Nationen 

vorzugehenª (30). 

Das Brüsseler Komitee entwarf daraufhin folgenden Text: 

Aufgrund der Erklärungen der DGC erklären die Mitglieder des 

ComitØs de la SociØtØ Internationale de Chirurgie, dass der Pariser 

Beschluss von 1920 aufgrund ¹irrtümlicher, sehr bedauernswerter 

Annahmenª entstanden war (¼) und somit der Ausschlie- 


Historie 

ûungsbeschluss von 1920 ± in Übereinstimmung mit den Beschlüssen 

des SIC-Kongresses von 1929 ± ¹einstimmig ohne 

jede Einschränkungª aufgehoben ist (30). 

Nach etlichen, ständig verzögernden, französischen Einwendungen 

hinsichtlich der endgültigen Formulierung (z. B. Robert 

Proust/Paris) konnten de Quervain und das Brüsseler Bureau 

der SIC der widerstrebenden französischen Seite die offizielle Annahme 

dieser ausgewogenen Formulierung abringen. 

Entnervt notierte de Quervain an den SIC-Generalsekretär Leopold 

Mayer: ¹Es ist mir wirklich ,fâcheux und ,regrettable und 

was Sie sonst noch wollen, dass man sich unter Intellektuellen, 

welche Richtung gebend sein sollten, um derartige Dinge herumzanken 

mussª (30). 

Victor Schmieden/Frankfurt/Main, der Präsident der DGC für 

1931, wurde nun durch de Quervain und Shoemaker, auf sehr 

höfliche Art mit der definitiven Formulierung des Brüsseler Komitees 

bekanntgemacht und der deutsche Ausschuss nahm diese 

Fassung nun gleichfalls offiziell an: Payr schrieb, ¹dass diese 

wohl die Grundlage der Einigung zwischen der Internationalen 

Chirurgenvereinigung und uns deutschen und österreichischen 

Chirurgen sein und bleiben wirdª (30). 

De Quervain reiste nun zum gesamtdeutschen Kongress nach 

Berlin, an dem Viktor Schmieden in der präsidialen Eröffnungsansprache 

mitteilen konnte, dass nunmehr der Anschluss an die Internationale 

Gesellschaft in aller Form wieder hergestellt sei, da 

eine offizielle und befriedigende Erklärung von dieser Seite eingegangen 

sei (17,30). 

De Quervains jahrelangen Anstrengungen, verbunden mit reichlicher 

Reisetätigkeit und exquisitem, diplomatischem Geschick, 

waren damit von Erfolg gekrönt: Im März 1932 konnte er als Präsident 

des 9. internationalen Kongress der ¹SociØtØ Internationale 

de Chirurgieª die Vertreter der ausgeschlossenen Länder aus 

Deutschland, Österreich und Ungarn in Madrid offiziell wieder aufnehmen 

(1,2, 27,30). 

In seiner sonst Französisch gehaltenen Begrüûungsansprache 

richtete er denn auch einige Sätze in Deutsch an sie. 

Damit gewann die DGC wieder Anschluss an die internationale 

Chirurgie, paradoxerweise vor dem Hintergrund der beginnenden 

totalitären nationalsozialistischen Entwicklung in Deutschland 

(3,4, 13). 

Anschütz und Sauerbruch bedankten sich bei de Quervain: ¹Es ist 

uns ein Bedürfnis, Ihnen noch einmal zu danken für die Freundlichkeit, 

die Sie uns persönlich und den Deutschen während des 


Abb.16 9. Internationaler SIC-Kongress in Madrid 1932. Diner des ComitØ 

de la SociØtØ Internationale de Chirurgie. Vordere Tischseite: F. Sauerbruch 

(5. von hinten), hintere Tischseite von vorn nach hinten: L. Mayer 

(SIC-Generalsekretär) (1), F. de Quervain (SIC-Tagungspräsident) (6), H. 

Hartmann (SIC-Präsident) (11). 

Internationalen Kongresses in so reichem Maûe erwiesen habenª 

(30). 

¹Nun ist alles wieder zerbrochenª 

(Willy Anschütz) 


Sitz Berlin 

In der Folge gelangten die internationalen Beziehungen für kurze 

Zeit wieder in normale Bahnen. De Quervain reiste regelmäûig 

nach Paris und Berlin, 1935 auch zum 10. internationalen Kongress 

der SIC nach Kairo (31. Dez. 1935 bis 4. Jan. 1936), der wegen 

einer Erkrankung von Anton von Eiselsberg/Wien von Jan 

Shoemaker präsidiert wurde (30). 

Mit der Machtergreifung des NS-Regimes und dem Ende des Verfassungsstaates 

1933, dem revisionistischen Austritt Deutschlands 

aus dem Völkerbund am 14. Oktober 1933, der aggressiven 

Aufrüstungs- und Expansionspolitik des Regimes, mit der Remilitarisierung 

des Rheinlandes 1936, der Annexion Österreichs 

1938 und der Tschechei 1938/1939 (23) und der parallel einsetzenden 

Gleichschaltung und zunehmenden wissenschaftlichen 

Abschottung des polykratischen NS-Staates schlossen sich die 

internationalen Tore wieder (4,5, 7). 

Der vorbereitete 11. internationale Kongress in Wien 1938 musste 

kurzfristig wegen der kurz zuvor erfolgten Annexion Österreichs 

abgesagt werden. Er fand erst im September 1939 in Brüssel 

unter dem Vorsitz von Rudolph Matas/New Orleans statt: Die 

Gesellschaft kehrte an ihren Gründungsort zurück.

Historie 

Abb.17 10. internationaler SIC-Kongress in Kairo 1936, Fritz de Quervain 

inmitten der Kongressteilnehmer. 

Abb.18 Willy Anschütz 

(1870±1954) im Jahr 1933, 

Direktor der Chirurgischen 

Universitätsklinik Kiel 

(1908±1938). 

Dies war der letzte internationale Kongress, dem de Quervain beiwohnte. 

Er starb im Januar 1940, mitten in den Anfängen des 

Zweiten Weltkriegs (30). 

Das Kondolenzschreiben von Willy Anschütz ± dem ehemaligen 

Verhandlungspartner vom Ausschuss der DGC ± an Frau de 

Quervain (3.2.1940) dokumentiert resignierend die Vergänglichkeit 

des Verständnisses unter den Menschen, das de Quervain 

am Herzen gelegen hatte: 

¹Wir haben uns immer besonders gut verstanden wissenschaftlich 

und menschlich-kollegial. Ich glaube, dass es eine günstige 

Fügung war, dass gerade wir beide in der Kommission waren, 

die den Internationalen Chirurgenkongress wieder zusammenbringen 

sollte und brachte. Nun ist alles wieder zerbrochen!ª (30) 

Epilog 

Durch seinen einzigartigen Einsatz erreichte de Quervain, als 

neutraler und ausgleichender Schweizer Vermittler, die Wiederherstellung 

der politisch ± durch Nationalismus und Chauvinismus 

der europäischen Staaten ± unterbrochenen Internationalität 

der Chirurgie. 

Dagegen mutet es fast tragisch an, dass die deutschen Chirurgen 

gerade zu dem Zeitpunkt wieder in die Internationale Gesellschaft 

aufgenommen wurden, als in Deutschland grundlegende Verfassungsrechte 

durch das totalitäre Machtmonopol der NSDAP ersetzt 

wurden (28.2.1933) (4, 13) und deren aggressive Auûenpolitik 

die internationalen Beziehungen erneut bedrohte (5,21). 

De Quervain erlebte noch den nationalsozialistischen und faschistischen 

Totalitarismus, der 2 seiner Axiome torpedierte: Die 

Internationalität der Wissenschaft, deren Kontakte durch Krieg, 

Besatzung, Annexion, Repression und Terror unterbrochen wurden 

und den Verlust der Supranationalität der Medizin durch die 

rassistisch-sozialdarwinistische NS-Medizin (2,12). 

Nach dem Zweiten Weltkrieg handhabte die SIC ± trotz faktisch 

wesentlich gravierenderer Ausschlussgründe als 1920 ± souverän 

die Reintegration der Chirurgen jener Nationen, die im Krieg 

besiegt wurden; Mitglieder aller Länder, die diplomatische Kontakte 

mit dem Gastgeberland eines Kongresses hatten, waren sofort 

wieder zu den Sitzungen eingeladen. Österreicher und Italiener 

nahmen folglich wieder am ersten SIC-Nachkriegskongress 

1947 in London und Japaner und Westdeutsche am SIC-Kongress 

1951 in Paris teil (1). 

Danksagung 


Sitz Berlin 

Hrn. a. Botschafter Gian Federico Pedotti danke ich für seine 

wertvollen Informationen bezüglich seines Groûvaters Prof. F. 

de Quervain, die medizinhistorischen Kontakte und die Überlassung 

der Fotografien. 

Hrn. Prof. Dr. med. Ulrich Tröhler, PhD (Lond.), FRCP (Edin.) 

Institut für Sozial ± und Präventivmedizin der Universität Bern, 

danke ich für seine unentbehrliche Dokumentation/Monografie 

über Fritz de Quervain und die kritische Durchsicht des Manuskripts. 

Hrn. a. Botschafter Gaudenz und Isabelle von Salis danke ich für 

die vielfältige Unterstützung. 


Historie 

Literatur 

1 Allgöwer M, Tröhler U. History of the SociØtØ Internationale de Chirurgie 

(SIC). The World Journal of Surgery (WJS) 2011 

2 Bauer KH. Die deutschen Chirurgenkongresse seit der 50. Tagung 

aus der Sicht ihrer Vorsitzenden. Berlin, Göttingen, Heidelberg; 1958 

3 Craig AG. Deutsche Geschichte 1866±1945. München: Beck; 1980: 

ISBN 3 406 078 15 X 

4 Evans RJ. Das Dritte Reich ± Aufstieg. München: Dtsch. Taschenbuch 

Verlag; 2005: ISBN 3-423-34191-2 

5 Gassert P. Das Deutsche Reich in den internationalen Beziehungen. 

In: Süss D, Süss W. Das Dritte Reich. München: Pantheon; 2008: 35; 

ISBN 978.3-570.55044-1 

6 Fritzsche E. Schweizerische Gesellschaft für Chirurgie. Die ersten 25 

Jahre ihres Bestehens 1913±1938. Basel; 1938: 36±37 

7 Hachtmann R. Forschen für Volk und Führer. Wissenschaft und Technik. 

In: Süss D, Süss W. Das Dritte Reich. München: Pantheon; 2008: 

205; ISBN 978.3-570.55044-1 

8 Heiber H. Die Republik von Weimar. Lausanne: Recontre; 1969 

9 Henning WJ. Fritz de Quervain und der von ihm geschaffene Krankheitsbegriff 

der stenosierenden Tendovaginitis. Operative Orthopädie 

und Traumatologie 1989; 1, Nr.1: 288±292 

10 Heusser U. F. de Quervain 1868±1940 als Wegbereiter der kontrollierten 

Studie in der klinischen Chirurgie. Diss. Med. Basel; 1990 

11 Ingrao C. Hitlers Elite. Die Wegbereiter des nationalsozialistischen 

Massenmords. Propyläen; 2010: ISBN 978 3-549-07420-6 

12 Jütte R, Eckart WU, Schmuhl HW et al. Medizin und Nationalsozialismus. 

Bilanz und Perspektiven der Forschung. Göttingen: Wallstein; 

2011: ISBN 978-3-8353-0659-2 

13 Kershaw I. Hitler 1889±1936. München: Dtsch. Taschenbuch Verlag; 

2002: ISBN 3-423-30841-9 

14 Kevless DJ. Into hostile political camps: The reorganization of international 

science in World War I. Isis 1971; 62: 47±60 

15 Kielmannsegg P. Integration und Demokratie. In: Jachtenfuchs M, 

Kohler-Koch B, Hrsg. Europäische Integration. Opladen: Leske und 

Budrich; 1996: 47±71 

16 Lancet 1929; 6: 845 

17 Langenbecks Archiv klin Chirurgie 1931; 12: 176 

18 Linder F. Wege zur Chirurgie von heute. Langenbecks Archiv 1973; 

333: 145 

19 Linder F. Development of Modern Surgery. Surgery, Gynecology & 

Obstetrics 1975; 140: 268 

20 Mann G. Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Frankfurt: 

Fischer; 2002 


21 Marzower M. Hitlers Imperium. Europa unter der Herrschaft des Nationalsozialismus. 

München: C. H. Beck; 2009: 41±60 

22 Münchner Med Wschr 1921; 15: 468 

23 Schlemmer T. Das Schwert des Führers. Die Wehrmacht. In: Süss D, 

Süss W. Das Dritte Reich. München: Pantheon; 2008: 247; ISBN 978 

3-549-07420-6 

24 Schröder-Gudehus B. Deutsche Wissenschaft und internationale Zusammenarbeit 

1914±28. Ein Beitrag zum Studium kultureller Beziehungen 

in politischen Krisenzeiten. Geneva: Dumaret-Golay; 1966 

25 Schweiz Med Wschr 1921; 22: 523±524 

26 Schweiz Med Wschr 1921; 4 

27 SIC-Dokumente (Bureau der SociØtØ Internationale de Chirurgie). Notice 

sur le diffØrend entre la SociØtØ internationale de chirurgie et le chirurgiens 

austro-allemandsª (1914±1932). Zit: Tröhler U. Der Schweizer 

Chirurg J. F. de Quervain (1868±1940). Wegbereiter neuer internationaler 

Beziehungen in Wissenschaft und Zwischenkriegszeit. Aarau: 

Sauerländer; 1973 

28 Thiemeyer G. Europäische Integration. Motive ± Prozesse ± Strukturen. 

Köln: Böhlau-Verlag; 2010 (UTB Band 3297) ISBN 978- 

3825232979. 

29 Tröhler U. F. de Quervain (1868±1940). Arzt, Forscher, praktizierender 

Weltbürger. Praxis 2000; 89: 162±174 

30 Tröhler U. Der Schweizer Chirurg J. F. de Quervain (1868±1940). 

Wegbereiter neuer internationaler Beziehungen in Wissenschaft und 

Zwischenkriegszeit. Aarau: Sauerländer; 1973 

31 Tröhler U. Surgery. In: Bynum WF, Porter R. The Encyclopedia of the 

History of Medicine. London, New York: Routledge; 1993: 980±1023 

32 Tröhler U. J. F. de Quervain, chirurgien practicien à La Chaux de 

Fonds 1895±1910: Un esprit physiopathologique à la conqu†te d'un 

terrain nouveau. Gesnerus 1975; 32: 200±214 

33 Von Ungern-Sternberg J, von Ungern-Sternberg W. Der Aufruf ¹An die 

Kulturweltª. Das Manifest der 93 und die Anfänge der Kriegspropaganda 

im Ersten Weltkrieg. Stuttgart: Steiner; 1996: ISBN 3-515-06890-2 


Prof. Dr. Dr. Nicolas Hardt 

Departement ± Chirurgie/KSL 

Kantonsspital Luzern 

6002 Luzern, Schweiz 

Tel.: 00 41/41/3 70-58 09 

E-Mail: nicolas.hardt@bluewin.ch 

Natel: 079 340 5680 


Sitz Berlin

Historie 

Die Ambivalenz der Antibiotika 

B. Seifert 

Der Siegeszug gegen die Infektionen, eingeleitet vor nunmehr 84 

Jahren durch eine Zufallsentdeckung von Sir Alexander Fleming 

in Gestalt der teilungshemmenden Wirkung der Penizillinase des 

Pinselschimmels, scheint beendet. Tausende von inzwischen 

entwickelten Antibiotika zeigen gegen resistent gewordene 

Krankheitskeime keine Wirkung mehr. Trotz peinlichster Hygiene 

sind die Krankenhäuser zu Brutstätten von krank machenden Infektionen 

geworden, die auch zum Tode führen können. Man bezeichnet 

diese als nosokomiale Infektionen. 

W. Schmitt schrieb schon 1968 in seinem Buch ¹Chirurgie der Infektionenª: 

¹Wir sind heute vom Wunschtraum einer infektionsfreien 

Chirurgie mindestens so weit entfernt wie vor der Entdeckung 

der Antibiotika.ª 

Als Arzt im 83. Lebensjahr und Chirurg in fast 40 Berufsjahren 

habe ich als Zeitzeuge die Geschichte der Antibiose und deren 

Ambivalenz miterlebt. Es drängt sich mir die Frage auf, was haben 

wir falsch gemacht? Fehler nicht im Sinne medizinisch halb 

gebildeter Medienvertreter, die in Unkenntnis der wahren Zusammenhänge 

die Krankenhausinfektionen als ¹¾rztepfuschª deklarieren, 

Fehler aber, weil die von A. Fleming in weiser Voraussicht 

geforderten Postulate nicht hinreichend wahrgenommen und umgesetzt 

wurden. Fleming hat schon die Keim- und Resistenzbestimmung 

vor Anwendung des Penizillins verlangt und seine ausreichend 

lange und hohe Dosierung. 

Mit Ausnahme schwerer Infektionen, die einen sofortigen ungezielten 

Einsatz der Antibiotika verlangten, haben wir in der von 

mir geleiteten Einrichtung für Chirurgie immer Keim- und Resistenzbestimmungen 

durchgeführt. 

Die Missachtung obiger initialer Forderungen und der groûzügige 

Einsatz hochwirksamer Antibiotika ohne Notwendigkeit, auch Anwendung 

vermeintlich prophylaktischer Antibiose in minimaler 

Dosierung hat dazu geführt, dass sich die Bakterien durch Mutation 

zur Wehr setzen konnten, wodurch sich die Medizin selbst um 

die in der Natur vorhandenen Antibiose beraubt hat. 

Möglicherweise sind auch früher übliche Hygienevorschriften im 

blinden Vertrauen auf die Wirkung der Antibiotika aufgeweicht 

und vernachlässigt worden. Ich denke dabei an eine sorgfaltspflichtvernachlässigende 

Wundexzision bakterienbesiedelter 


Sitz Berlin 

Wunden. Früher roch es in den Spitälern nach Desinfektionsmittel 

(Phenole), heute nicht mehr, seit Hygieniker angeblich herausfanden, 

dass die Keime auch durch warmes Wasser unter Einsparung 

von teueren Desinfektionsmitteln zu beseitigen sind. Über 

fast 40 Jahre habe ich als Chirurg Hände und Unterarme, mitunter 

mehrmals am Tag, mit keimfreien Bürsten unter flieûend warmem 

Wasser malträtiert mit anschlieûendem Alkoholbad, was zu bleibenden 

Hautschäden führte. Seit Jahrzehnten wird allerorten die 

zeitsparende Händeschnelldesinfektion mit Chemikalien vorgenommen, 

ohne bakteriologische Testung ihrer Wirksamkeit. 

Ob durch eine leitlinienempfohlene (G68) perioperative Antibiotikaprophylaxe 

mit einer einmaligen Antibiotikagabe Keimfreiheit 

zu erzielen ist? Ich glaube es nicht. 

Drei schwere nosokomiale Infektionen aus dem eigenen Umfeld 

haben sich mir eingegraben: Septischer Schock mit Todesfolge 

nach Hüftgelenlsendoprothese. Eine schwere Infektion nach 

Kniegelenkendoprothese mit Prothesenentfernung, Antibiose 

und Zweitoperation. Schlieûlich auch Kniegelenkendoprothese 

mit postoperativer Pneumonie und folgender Sepsis mit Psoasabszess 

und Epiduralphlegmone bei intaktem Kniegelenk. 

Nosokomiale Infektionen nehmen im Vergleich zur Gesamtsumme 

aller geglückten Operationen einen kleinen Prozentsatz ein, 

sind aber im Anstieg begriffen und für die Betroffenen hundertprozentig! 

Meine Schlussfolgerungen: Gelenkresektionen mit Metallendoprothesen 

gehören zu den gefährlichen Operationen und sind keinesfalls 

Bagatelleingriffe wie von den Laien meist angenommen. 

Es wird zu oft operiert, was durch eine sinnvolle konservative Behandlung 

mit Schmerz- und Physiotherapie sowie extrakorporaler 

fokussierter Stoûwellentherapie vielfach verhindert werden kann. 

Zu fordern ist eine strengere Indikationsstellung durch operierende 

¾rzte und Beendigung von vermeintlichen Indikationen durch 

merkantilinteressierende Verwaltungen! Bei schmerzhaften Arthrosen 

stellt nur eine die Lebensqualität einschränkende Situation 

eine Op-Indikation dar, wodurch enorme Kosten (Unkosten) 

für das Gesundheitswesen eingespart werden könnten. 

Neuerdings wird sogar die Frage gestellt, ob Antibiose auch 

Schäden verursachen kann? Mit der parenteralen Antibiotikabe- 


Historie 


handlung werden alle im Organismus angesiedelten Ökosysteme 

Hunderter von Bakterienarten zerstört, zumindest aber deren biologische 

Balance gestört, was durchfällige Darmentleerungen beweisen. 

Kanadische Forscher behaupten, dass auf dem Wege 

frühkindliche Hirnschäden in Gestalt bestimmter Autismusformen 

auftreten können. Der Gedanke liegt nicht fern, dass bei solchen 

Kollateralschäden möglicherweise auch die bislang nicht geklärte 

Häufung von ADS-Erkrankungen eine Deutung finden könnte. 

Auf alle Fälle sollten wir stets an das Nihil nocere als Grundprinzip 

der Medizin denken. 


Dr. Bodo Seifert 

An der alten Ziegelei 7a 

01662 Meiûen 


Sitz Berlin

Informationen 

Urheberrechte an medizinisch-wissenschaftlichen Leitlinien 

Rechteinhaber, Rechteverwertung und Rechteübertragung 

A. Wienke , T. Nölling 

Die medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in 

Deutschland haben in den vergangenen fast 20 Jahren eine Vielzahl 

medizinisch-wissenschaftlicher Leitlinien erarbeitet. Die Arbeitsgemeinschaft 

wissenschaftlicher medizinischer Fachgesellschaften 

(AWMF) hat dabei insbesondere die Aufgabe übernommen, 

die Erarbeitung solcher Leitlinien zu koordinieren, kodifizierten 

einheitlichen Standards zu unterwerfen und die erstellten Leitlinien 

in möglichst aktuellen Fassungen zu veröffentlichen. Diese 

Entwicklung ist stets von groûer Eigeninitiative und ärztlichem 

Enthusiasmus getragen worden. Mittlerweile aber setzen sich neben 

den immer schon bestehenden juristischen Implikationen zunehmend 

merkantile Aspekte und Interessen bei der Leitlinienerstellung 

durch. Gerade die Verwertung der Leitlinienerkenntnisse 

und ihre Auswirkungen auf die Patientenversorgung sind für einige 

Beteiligten im Gesundheitswesen von bedeutendem Interesse. 

Dabei geht es dann oft um die Fragen, wem gehören eigentlich 

die Leitlinien und wer oder was darf sie wie verwerten. 

Die folgenden Ausführungen sollen daher die rechtlichen Grundlagen 

der Urheberrechte an medizinisch-wissenschaftlichen Leitlinien 

darstellen. In Einzelfällen kann es aufgrund besonderer 

Vereinbarungen berücksichtigungswürdige Abweichungen geben: 

1. Bestehen von Urheberrecht an Leitlinien 

Das Urheberrecht findet auf medizinische Leitlinien Anwendung. 

Diese sind Sprachwerke im Sinne des § 2 Abs. 1 Nr. 1 Urheberrechtsgesetz 

(UrhG). 

Bei einer Leitlinie wird die nach §2 Abs. 2 UrhG geforderte Schöpfungshöhe 

regelmäûig erreicht. Die dazu erforderliche persönlich-geistige 

Schöpfung, also die Schaffung etwas noch nie Dagewesenen, 

wird bei Leitlinien der Stufen S2 und S3 sowie Nationalen 

Versorgungsleitlinien (NVL) regelmäûig vorliegen. Bei diesen 

liegt die schutzfähige geistige Schöpfung weniger im eigentlichen 

Wortlaut, als vielmehr in der Struktur der Leitlinie und der wissenschaftlichen 

Aufbereitung der ihr zugrunde liegenden Evidenz. 

Anderes könnte bei wenigen Leitlinien der Stufe S1, somit bei 

Handlungsanweisungen, gelten. Bei diesen kann u.U. die eigene 

geistig-schöpferische Leistung der Autoren in Abgrenzung zu bestehenden 

und bekannten Ausführungen zu der jeweiligen Therapie 

so gering ausfallen, dass evtl. kein Urheberrecht entstehen 

kann. Hier ist eine Einzelfallbetrachtung erforderlich. 

2. Urheber 

Urheber sind die Schöpfer, mithin die Autoren der Leitlinie. Infrage 

kommen auch sonstige wissenschaftliche Mitarbeiter, die z.B. 

die Aufbereitung der Evidenz durchführen. Da es sich bei der Erstellung 

einer Leitlinie um ein Gemeinschaftswerk der gesamten 

Leitliniengruppe handelt, werden auch die Mitglieder dieser Gruppe 

gemeinsam Urheber. Das bedeutet, dass den Mitgliedern der 

Leitliniengruppe das Urheberrecht gemeinschaftlich ¹zur gesamten 

Handª zusteht, § 8 Abs. 2 Satz 1 UrhG. Eine Übertragung 

von Nutzungsrechten kann grundsätzlich nur gemeinschaftlich erfolgen. 

Zwar wäre eine abweichende Vereinbarung, nach der 

Stimmenmehrheit ausreicht, möglich, eine solche ist aber nicht 

ersichtlich, da entsprechende Vereinbarungen unter den Autoren 

regelmäûig nicht getroffen werden. 

3. Verwertungsrechte 


Sitz Berlin 

Eine Übertragung des Urheberrechts als solches ist grundsätzlich 

ausgeschlossen, §29 UrhG. Auch die Verwertungsrechte 

(§§ 15ff. UrhG) sind ausschlieûliche Rechte des Urhebers und 

durch Rechtsgeschäft nicht übertragbar. Durch einen Vertrag 

(Rechtsgeschäft) auf Dritte übertragbar sind allein die Nutzungsrechte 

(§§ 31ff. UrhG). 

4. Nutzungsrechte/Einwilligung in Eingriffe 

Die Urheber können durch Einräumung von Nutzungsrechten 

oder durch Verzicht auf das urheberrechtliche Verbotsrecht (Einwilligung 

in den Eingriff in das Urheberrecht) anderen die (wirtschaftliche) 

Verwertung der Leitlinien ermöglichen. Dieses kann 

auch mündlich und sogar stillschweigend (konkludent) geschehen. 


Informationen 

a) Hergebrachte Veröffentlichungswege 

Den Autoren von Leitlinien ist von Beginn an bewusst, dass die 

Leitlinien von den beteiligten Fachgesellschaften, der AWMF 

und ggf. ± bei NVL ± der Bundesärztekammer (B¾K) und der Kassenärztlichen 

Bundesvereinigung (KBV) und Dritten, etwa dem 

¾rztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (¾ZQ), veröffentlicht 

werden. In Kenntnis dieser Verwertung des eigenen Werks 

(nämlich der Leitlinie) geben sie die Leitlinien den genannten Organisationen 

zur Verwendung (und somit Nutzung im Rechtssinne) 

nach Fertigstellung frei. In dieser Freigabe ist eine begrenzte 

Übertragung von Nutzungsrechten konkludent enthalten. Diese 

ist auf solche Nutzungsarten begrenzt, die bei Freigabe der Leitlinie 

den Autoren (Rechteinhabern) bekannt waren und von denen 

sie erfahrungsgemäû ausgehen durften. Nur in Bezug auf 

solche Nutzungsarten und auch in Bezug auf den bekannten Umfang 

der Nutzung kann ein Rechtsbindungswille der Autoren angenommen 

werden. Weitergehende Nutzungen der Leitlinie, sei 

es in anderen Medien, in anderem Umfang (z. B. kostenpflichtig) 

oder in sonstiger bisher nicht praktizierter Art und Weise sind mit 

einer konkludent erteilten Nutzungsrechtseinräumung nicht enthalten. 

Beweispflichtig für den Umstand, dass Nutzungsrechte 

eingeräumt wurden, ist derjenige, der sich auf die Nutzungsrechte 

beruft, mithin die die Leitlinie veröffentlichenden Organisationen. 

Die AWMF hat seit geraumer Zeit auf ihrer Homepage einen 

Disclaimer, wonach die Autoren bzw. Fachgesellschaften von 

¹normalenª Leitlinien der AWMF mit der Einreichung der Leitlinie 

zur Veröffentlichung im Leitlinien-Register der AWMF dieser das 

Nutzungsrecht zur Veröffentlichung im WorldWideWeb des Internets 

einräumen. Ein entsprechender Disclaimer ist auch in Bezug 

auf NVL auf den Seiten der AWMF vorhanden. 

In Bezug auf die hergebrachten Veröffentlichungswege ist davon 

auszugehen, dass Nutzungsrechte von den Autoren mit der Freigabe 

der Leitlinie jedenfalls gegenüber der AWMF (Disclaimer), 

wohl aber auch gegenüber den sonstigen Organisationen (Fachgesellschaften, 

B¾K, KBV und ¾ZQ), konkludent eingeräumt wurden/werden. 

b) Neue Veröffentlichungswege (z. B.: Apps) 

Bisher nicht übertragen werden die Rechte zur Veröffentlichung 

der Leitlinien oder ihres Inhalts in anderen Medien oder auf anderen 

Veröffentlichungswegen. Das Urheberrecht ± so der Grundsatz 

± hat die Tendenz beim Urheber zu verbleiben. Daraus folgt, 

dass im Zweifel kein Nutzungsrecht eingeräumt worden ist. 

Wie dargestellt, ist bereits die Veröffentlichung im hergebrachten 

Umfang durch die AWMF etc. nur unter Zuhilfenahme anerkannter 

rechtsdogmatischer Interpretationen, wie konkludenten Ver- 


tragsschluss zur Übertragung von Nutzungsrechten oder Einwilligung 

in Eingriffe in das Urheberrecht, möglich. 

Da es keine explizite Regelung zum Umfang des eingeräumten 

Nutzungsrechts gibt, ist zur Feststellung dieses Umfangs auf die 

gesetzliche Regelung des §31 UrhG zurückzugreifen. 

¹(1) Der Urheber kann einem anderen das Recht einräumen, das 

Werk auf einzelne oder alle Nutzungsarten zu nutzen (Nutzungsrecht). 

Das Nutzungsrecht kann als einfaches oder ausschlieûliches 

Recht sowie räumlich, zeitlich oder inhaltlich beschränkt eingeräumt 

werden. 

¼ 


Sitz Berlin 

(5) Sind bei der Einräumung eines Nutzungsrechts die Nutzungsarten 

nicht ausdrücklich einzeln bezeichnet, so bestimmt sich 

nach dem von beiden Partnern zugrunde gelegten Vertragszweck, 

auf welche Nutzungsarten es sich erstreckt. Entsprechendes 

gilt für die Frage, ob ein Nutzungsrecht eingeräumt wird, ob 

es sich um ein einfaches oder ausschlieûliches Nutzungsrecht 

handelt, wie weit Nutzungsrecht und Verbotsrecht reichen und 

welchen Einschränkungen das Nutzungsrecht unterliegt.ª 

Im Zweifel ist davon auszugehen, dass das Nutzungsrecht nur im 

geringstmöglichen und -nötigen Umfang eingeräumt worden ist. 

Da kein expliziter Vertragsschluss vorliegt, vielmehr auf einen 

konkludenten Vertragsschluss abgestellt werden muss, ist entscheidend, 

von welchen Formen der Veröffentlichung die Urheber 

zum Zeitpunkt der Freigabe der Leitlinie positive Kenntnis hatten. 

Nur in diese Formen der Veröffentlichung konnten sie konkludent 

einwilligen. 

Vorliegend gilt daher, dass die AWMF, die Fachgesellschaften 

und Dritte (B¾K, KBV, ¾ZQ) nur ein einfaches Nutzungsrecht in 

Bezug auf die hergebrachten Veröffentlichungsformen eingeräumt 

wurde. Die Veröffentlichung in Apps oder anderen, bisher 

nicht bekannten oder nicht üblichen, Erscheinungsformen stellt 

eine neue Form der Veröffentlichung dar, für die kein Nutzungsrecht 

besteht. Da z.B. die Apps auch von Smartphones oder TabletPCs 

aufgerufen werden können, ist bereits aus diesem Grund 

von einem anderen Medium und somit von einem neuen Vertriebsweg 

auszugehen. Vergleichbar ist dies mit der Neuausgabe 

eines bisher nur als gebundene Ausgabe erschienenen Buchs als 

Taschenbuch. Auch in diesem Fall wäre eine neue Einräumung 

von Nutzungsrechten (sog. [Unter]lizenz) erforderlich. Ob der Inhalt 

der Leitlinie unverändert übernommen oder redaktionell überarbeitet 

wird, ist unerheblich.

Informationen 

5. Veröffentlichung durch Dritte 

Auch nicht umfasst vom konkludent eingeräumten Nutzungsrecht 

ist die Weitergabe dieses Nutzungsrechts an Dritte bzw. die Einräumung 

eines Unternutzungsrechts. Damit ist auch eine Kooperation 

mit Dritten (z. B. Verlagen) ohne Zustimmung der Urheber 

ausgeschlossen. 

6. Ergebnis 

Die beteiligten Organisationen (Fachgesellschaften, AWMF, 

B¾K, KBV, ¾ZQ) haben durch konkludente Übertragung von der 

Urhebergemeinschaft ein einfaches Nutzungsrecht für die hergebrachten 

Formen der Veröffentlichung von Leitlinien eingeräumt 

erhalten. Für die Nutzung der Leitlinien in anderen Veröffentlichungsformen 

oder für die Einräumung eines Unternutzungsrechts 

an Dritte ist die Zustimmung der Urheberrechtsgemeinschaft 

erforderlich. Diese Zustimmung kann nur von allen Mitgliedern 

der Urheberrechtsgemeinschaft gemeinsam erklärt werden. 

± Für bereits bestehende Leitlinien sind diese anzufragen. 

Streng genommen kann eine solche nachträgliche Zustimmung 

(Genehmigung) nicht erteilt werden, da §8 Abs. 1 UrhG 

allein die vorherige Zustimmung (Einwilligung) zulässt. Eine 

Genehmigung kann jedoch als Verzicht auf die Geltendmachung 

von Ansprüchen aus der Rechtsverletzung gewertet 

werden. 

± Für noch nicht freigegebene Leitlinien kann die Einwilligung 

durch eine entsprechende Abstimmung der Leitliniengruppe 

erfolgen. 

± Für noch nicht angemeldete Leitlinien kann grundsätzlich der 

bisherige Weg beschritten werden. Allerdings ist auch hier 

eine nachweisbare und explizite Einräumung von Nutzungsrechten 

durch Einwilligung vorzugswürdig (Rechtssicherheit). 

Grundsätzlich kann für die Zukunft auch ein Nutzungsrecht mit 

Recht zur Einräumung von Unternutzungsrechten (Sublizenzen) 

eingeräumt werden. Ein solches Nutzungsrecht dürfte allerdings 

rechtssicher nur durch explizite ± zu Beweiszwecken idealerweise 

schriftliche ± vertragliche Vereinbarung eingeräumt werden 

können. 


Rechtsanwalt Dr. A. Wienke 

Rechtsanwalt Torsten Nölling 

Fachanwälte für Medizinrecht 

Wienke & Becker ± Köln 

Sachsenring 6 

50677 Köln 

Tel.: 02 21/3 76 53 10 

E-Mail: AWienke@Kanzlei-WBK.de 

Internet: www.Kanzlei-WBK.de 


Sitz Berlin 


Informationen 

Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie stiftet 

Promotionspreis 

Das Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie hat 

am 22. Oktober 2012 die Stiftung eines Promotionspreises beschlossen. 

Dieser soll erstmals auf dem Deutschen Kongress für 

Orthopädie und Unfallchirurgie 2013 verliehen werden. Der Preis 

wird für die beste eingereichte Dr.-Dissertation aus den Jahren 

2011±2013 im Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie vergeben 

und besteht aus einer Urkunde und einem Geldbetrag von 

2500 C= . 

Bewerbungen sind bis 31. März 2013 an den Generalsekretär der 

DGU, Langenbeck-Virchow-Haus, Luisenstraûe 58/59, 10117 

Berlin, in 3-facher Ausfertigung einzureichen. 

Für weitere Fragen (inkl. Verleihungsbestimmungen) wenden Sie 

sich bitte an: 

Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU) 

Tel.: +49 (0) 30/20 21 54 90 

Fax: +49 (0) 30/20 21 54 91 

E-Mail: office@dgu-online.de 

URL: http://www.dgu-online.de 

Ausschreibung des Theodor Naegeli-Preises 2013 

Der 1971 in Basel verstorbene Professor Dr. med. Theodor Naegeli, 

em. Ordinarius für Chirurgie und ehem. Direktor der Chirurgischen 

Universitätsklinik Tübingen hat testamentarisch die Theodor 

Naegeli-Stiftung mit Sitz in Basel errichtet. Die Stiftung bezweckt 

die ¹Förderung der medizinischen Forschung auf dem Gebiete 

der Thromboembolie, der Gerontologie bzw. der Geriatrieª 

durch 3-jährliche Ausrichtung des Theodor Naegeli-Preises ¹für 

die beste experimentelle oder klinische Arbeitª. Über die Zuerkennung 

und Höhe des Theodor Naegeli-Preises 2013 entscheidet 

der Stiftungsrat, dem ein Beirat zur Seite steht, welchem die Vorsitzenden 

der Deutschen und der Schweizerischen Gesellschaft 

für Chirurgie, der Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität 

Tübingen und ein weiteres ärztliches Mitglied angehören. Für 

den Theodor Naegeli-Preis 2013 stehen bis CHF 100 000,± zur 

Verfügung. Der Theodor Naegeli-Preis wurde bisher 12 Mal verliehen. 

Bewerber um den Theodor Naegeli-Preis 2013 werden gebeten, 

Preisarbeiten bis zum 31. März 2013 der Stiftung einzureichen. 


Als Preisarbeiten sind Arbeiten (wissenschaftliche Einzelarbeiten, 

keine Konvolute) zugelassen, welche bereits in einem anerkannten 

Fachorgan publiziert oder von einem solchen zur Publikation 

akzeptiert wurden. Die Papers können in deutscher, französischer 

oder englischer Sprache abgefasst sein. Ein Begleitschreiben soll 

Auskunft geben über den Titel der Arbeit, den Verfasser, sein CV 

und die Liste der bisherigen Publikationen. Wir bitten Sie, Bewerbungen 

elektronisch im pdf-Format einzureichen. Ein Belegexemplar 

für die Veröffentlichung wollen Sie, zusammen mit dem unterzeichneten 

Begleitschreiben, dem Postweg anvertrauen. 

Adresse für die Einreichung: 

THEODOR NAEGELI-STIFTUNG 

c/o Martin Wicki, Sekretär 

Brunnrainstraûe 24 

4411 Seltisberg, Schweiz 

E-Mail: martin.wicki@gmx.net 


Sitz Berlin


1. Einladung zur Mitgliederversammlung 

Im Auftrag des Präsidenten lade ich hiermit alle Mitglieder der 

Deutschen Gesellschaft für Chirurgie zur Mitgliederversammlung 

anlässlich des 130. Kongresses der DGCH 2013 in München 

sehr herzlich ein. 

Die Mitgliederversammlung inkl. Wahlen findet statt am Donnerstag, 

2. Mai 2013, im Internationalen Congress Center München. 

Tagesordnung: 

1. Eröffnung durch den Präsidenten 

2. Satzungsänderung (s. Bekanntmachung) 

3. Wahlen (s. Bekanntmachung) 

4. Bericht des Präsidenten 

5. Bericht des Generalsekretärs 

6. Bericht des Schatzmeisters 

7. Vergabe der Stipendien 

8. Verschiedenes 

zu TOP 2: Satzungsänderung 

Das Präsidium schlägt auf einstimmigen Beschluss vom 

13.10.2012 der Mitgliederversammlung vor, die Satzung unter 

§5 dahingehend zu ändern, dass 

5.1. auch Medizinstudenten und Naturwissenschaftler Mitglied 

der DGCH werden können, 

5.2. Bürgschaften nicht mehr erforderlich sind, 

5.3. ordentliche Mitglieder ständig aufgenommen werden, 

5.6. die Höhe der Mitgliedsbeiträge in den westlichen und östlichen 

Bundesländern vereinheitlicht wird: 130 C= für ordentliche 

Mitglieder; in den ersten acht Jahren ihrer Weiterbildung 

65 C= . 

Auszug aus der bestehenden Satzung: 

§5 

Ordentliche Mitgliedschaft von natürlichen Personen 

1. Ordentliches Mitglied kann jede natürliche Person werden, die 

sich wissenschaftlich oder praktisch mit der Chirurgie beschäftigt 

oder dafür ein wissenschaftliches oder praktisches Interesse 

zeigt. 

2. Anmeldungen für die Aufnahme als ordentliches Mitglied können 

jederzeit erfolgen. Das Anmeldeformular ist bei der Geschäftsstelle 

anzufordern. Dem ausgefüllten Formblatt sind 

eine Darstellung des beruflichen Werdegangs und die unterschriebene 

Bürgschaftserklärung von drei ordentlichen Mitgliedern 

des Vereins beizufügen. 

3. Anmeldungen, die mit allen Unterlagen bis zum 30. November 

bei der Geschäftsstelle eingegangen sind, gelten für die Mitgliedschaft 

vom folgenden Kalenderjahr ab. Die Namen der 

Bewerber und Bürgen werden auf der Homepage der Gesellschaft 

bekannt gegeben. 

5. Über die Aufnahme entscheidet der Vorstand mit einfacher 

Mehrheit. 

6. Der Jahresbeitrag für die ordentlichen Mitglieder wird von der 

Mitgliederversammlung auf Vorschlag des Präsidiums für die 

Folgejahre festgesetzt. 

¾nderungsvorschlag 

§5 

Ordentliche Mitgliedschaft von natürlichen Personen 

1. Ordentliches Mitglied kann jede natürliche Person werden, die 

sich wissenschaftlich oder praktisch mit der Chirurgie beschäftigt. 

2. Anmeldungen für die Aufnahme als ordentliches Mitglied können 

jederzeit erfolgen. Dem ausgefüllten Formblatt ist eine 

Darstellung des beruflichen Werdegangs beizufügen. 

3. Ordentliche Mitglieder werden ständig aufgenommen. Das Geschäftsjahr 

entspricht dem Kalenderjahr. Der Mitgliedsbeitrag 

wird jeweils für den Zeitraum vom 01.01. bis 31.12. eine Jahres 

erhoben. Dies gilt auch, wenn der Beitritt erst gegen Jahresende 

erfolgt. Die Namen der Bewerber werden auf der Homepage 

der Gesellschaft bekannt gegeben. 

5. Über die Aufnahme entscheidet der Vorstand nach freiem Ermessen. 

6. Die Höhe der Mitgliedsbeiträge in den westlichen und östlichen 

Bundesländern wird vereinheitlicht. Sie beträgt für ordentliche 

Mitglieder 130 C= , in den ersten acht Jahren ihrer Weiterbildung 

65 C= . 

zu TOP 3: Wahlen 


Sitz Berlin 

In Vollzug der gültigen Satzung der Deutschen Gesellschaft für 

Chirurgie sind folgende Positionen des Präsidiums ab 1. Juli 

2013 neu zu besetzen: 

1. Dritter Vizepräsident 2013/2014, dann Präsident 2015/2016 

2. Vertreter der niedergelassenen Chirurgen 

3. Vertreter der Oberärzte einer Universitätsklinik 

4. Vertreter aus dem deutschsprachigen Ausland 

Nach § 15.1 der Satzung erhält die Mitgliederversammlung für die 

von ihr zu bestätigenden Kandidaten (hier 1.) zum Präsidium/ 

Vorstand jeweils einen Namensvorschlag vom Präsidium. Darü- 



ber hinaus unterbreitet das Präsidium Wahlvorschläge für die 

weiteren Mitglieder des Präsidiums (§ 13.1). 

Zu 1.: 

Als Dritte Vizepräsidentin 2013/2014 und Präsidentin 2015/2016 

wird der Mitgliederversammlung Frau Professor Dr. med. Gabriele 

Schackert, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie 

am Universitätsklinikum Dresden, vorgeschlagen. 

Zu 2.: 

Als Vertreter der niedergelassenen Chirurgen schlägt das Präsidium 

vor, Herrn Dr. med. Christian Deindl, Kinderchirurgische 

Praxisklinik Nürnberg, für weitere drei Jahre in dieser Position zu 

bestätigen. 

Zu 3.: 

Als Vertreter der Oberärzte der Universitätsklinika unterbreitet 

das Präsidium den Vorschlag, Herrn Professor Dr. med. Stefan 

Fichtner-Feigl, Klinik und Poliklinik für Chirurgie am Universitätsklinikum 

Regensburg, zu wählen. 

Zu 4.: 

Das Präsidium schlägt für diese Funktion Herrn Professor Dr. 

med. Urban Thomas Laffer, Chefarzt der Chirurgischen Klinik 

am Regionalspital Biel (Schweiz), vor. 

Anpassung der Mitgliedsbeiträge 

Wie bisher erfolgt jährlich ab 1. Januar 2013 eine Anpassung 

der Mitgliedsbeiträge für alle Mitglieder, die die ersten acht Jahre 

ihrer Weiterbildung (einschlieûlich AiP-Zeit) abgeschlossen 

haben. 

In der Präsidiumssitzung am 22.02.1991 wurde festgelegt, dass 

der volle Beitrag in Höhe von 130,00 C= acht Jahre nach Beginn 

der Weiterbildung zu entrichten ist. 


Nach §14.7 können weitere Vorschläge zur Wahl von Mitgliedern 

des Präsidiums, die von den Mitgliedern der Gesellschaft gewählt 

werden (§ 13.1, hier zur Position 3.), bis zwei Wochen vor 

der Mitgliederversammlung zusammen mit der Einverständniserklärung 

des Kandidaten/der Kandidatin dem Vorstand z.Hd. des 

Generalsekretärs schriftlich vorgelegt werden; diese sind zu Beginn 

der Mitgliederversammlung bekannt zu geben. 

Ende der Vorschlagsfrist: 15. April 2013 

Berlin, im Januar 2013 

Prof. Dr. med. Dr. h. c. H.-J. Meyer 



Sitz Berlin 

130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 

Bitte an alle Chef- und Oberärzte: 

Bitte statten Sie Ihre Assistenzärzte, die nicht Mitglied unserer 

Gesellschaft sind, aber am Kongress teilnehmen, zur kostengünstigen 

Teilnahme mit einer Arbeitsbescheinigung aus. 

Für Mitglieder aus den östlichen Bundesländern beträgt dann 

der Beitrag 80,00 C= . 

Dieser Präsidiumsbeschluss wurde in der Mitgliederversammlung, 

2. Teil, am 19.04.1991 durch den Generalsekretär bekannt 

gegeben (siehe Langenbecks Archiv für Chirurgie, Kongressband 

1991, Seite 31) und ist weiterhin gültig.

Langenbeck-Virchow-Haus 

Spendenaufruf an die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für 

Chirurgie 

Das Langenbeck-Virchow-Haus wurde nach erfolgreicher ¹Revitalisierungª 

am 01.10.2005 offiziell seiner Bestimmung übergeben. Der historische 

Hörsaal, die Eingangshalle und der Treppenaufgang sind stilgerecht 

renoviert, die Büroräume nach dem vorzeitigen Auszug der CharitØ der 

neuen Nutzung angepasst.Unsere Gesellschaft hatte dabei einen erheblichen 

Eigenanteil zu tragen.Weitere Belastungen brachte die aufwendige 

Restaurierung des Gründerbildes.Die Geschäftsstelle, unsere Bibliothek 

und Archiv sowie Hallen und Flure des Hauses bedürfen einer verbesserten 

Ausstattung.Die Mieterlöse, die beiden Trägergesellschaften 

zugute kommen, werden für die langfristige Refinanzierung benötigt. 

Das Präsidium unserer Gesellschaft hat auf seiner Sitzung am 

07.10.2005 beschlossen, sich mit einem Spendenaufruf an die Mitglieder 

zu wenden. 

Mit ¹Bausteinenª in Bronze (ab 500 C=), in Silber (ab 1500 C=) und Gold (ab 

5000 C=), die in Form von Plaketten seitlich im Eingangsflur angebracht 

werden, sollen die Spender gewürdigt werden.Sie werden auch in den 

¹Mitteilungenª bekannt gegeben. 

Überweisungen mit Angabe von Namen und Adresse des Spenders werden 

erbeten auf das Konto der DGCH bei der Deutschen Apotheker- und 

¾rztebank Berlin, Kto.-Nr. 0005298393, BLZ 300 606 01 unter dem Kennwort 

¹Baustein LVHª.Eine Spendenbescheinigung wird Ihnen umgehend 

zugesandt. 

Wir würden uns über eine rege Spendenbeteiligung als Ausdruck der 

Identifikation unserer Mitglieder mit ihrem traditionsreichen Haus sehr 

freuen. 

Prof.Dr.Dr.h.c.mult.K.-W.Jauch Prof.Dr.Dr.h.c.H.-J.Meyer Prof.Dr.T.Schiedeck 

Präsident Generalsekretär Schatzmeister


Baustein in Gold 

Vereinigung Mittelrheinischer Chirurgen 

Herr Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Peiper, Göttingen 

in memoriam Prof. Dr. med. Herbert Peiper, Berlin und Mainz 

Herr Prof. Dr. med. Dr. h.c. Karl-Walter Jauch, München 

in memoriam Prof. Dr. med. Georg Heberer, München 

Herr Prof. Dr. med. Reiner Gradinger, München 

Berufsverband der Deutschen Chirurgen e.V. 

in memoriam Prof. Dr. med. Jens Witte 

AO Deutschland, Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen, 

Berlin 

Herr Prof. Dr. med. Axel Haverich, Hannover 

Herr Prof. Dr. med. Markus Büchler, Heidelberg 

DGTHG ± 1971 

mit Dank an die Gründungsmitglieder 

Herr Prof. Dr. med. Joachim Jähne, Hannover 

in memoriam Manfred und Helmi Jähne, Essen 

Herr Dr. med. Uwe Klinge, Aachen 

Herr Prof. Dr. med. Erhard Kiffner, Karlsruhe 

in memoriam Prof. Dr. W. Brendel, Prof. R. Zenker, 

Dr. R. Kiffner 

AIOD Deutschland e.V., Düsseldorf 

Baustein in Silber 

Bausteine Langenbeck-Virchow-Haus 

Herr Prof. Dr. med. Leonhard Schweiberer, München 

Herr Prof. Dr. med. Klaus Junghanns, Ludwigsburg 

Herr Prof. Dr. med. Hartwig Bauer, Neuötting 

Herr Prof. Dr. med. Hendrik Dienemann, 

Thoraxklinik Heidelberg 

Herr Prof. Dr. med. habil. Dr.-Ing. Dr. med. h. c. 

Michael Ungethüm, Tuttlingen 

Herr Prof. Dr. med. Hartmut Siebert, Schwäbisch-Hall 

Herr Prof. Dr. med. Karl Herbert Welsch, München 

Herr Prof. Dr. med. Stefan Wysocki, Heidelberg 

Herr Dr. med. Jürgen Meier zu Eissen, Hannover 


Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie dankt Spendern, 

die mit ihren Bausteinen zur Ausgestaltung und zum Unterhalt 

des Langenbeck-Virchow-Hauses beigetragen haben. 


Sitz Berlin 

Herr Prof. Dr. med. Stefan Post, Mannheim 

Herr Prof. Dr. med. Wolf Mutschler, München 

Frau Prof. Dr. med. Ursula Schmidt-Tintemann, Vaterstetten 

Herr Prof. Dr. med. Matthias Rothmund, Marburg 

Herr Prof. Dr. med. Christian H. Siebert, Hannover 

Herr Prof. Dr. med. Volker Bühren, Murnau 

Herr Dr. med. Abdullah Mury, Heide 

Herr Dr. med. Andreas Ungeheuer, München 

Herr Prof. Dr. med. Wolf Schellerer, Bamberg 

Herr Prof. Dr. med. Tilman Mischkowsky, Berlin 

Herr Prof. Dr. med. Hans-Joachim Wiendl, Bamberg 

Herr Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Markus Büchler, Heidelberg 

Herr Prof. Dr. med. Klaus Roosen, Würzburg 

Herr Prof. Dr. med. Dr. h.c. Gert Carstensen, Mülheim 

Herr Prof. Dr. med. Peter M. Vogt, Hannover 

Herr Prof. Dr. med. Fritz L. Rueff, München 

Herr Prof. Dr. med. Karl-Joseph Paquet, Bad Kissingen 

Herr Prof. Dr. med. Dr. h.c. Volker Schumpelick, Aachen 

Herr Prof. Dr. med. Yoshiki Hiki, Tokio /Japan 

Herr Prof. Dr. med. Hans-Bernd Reith, Konstanz 

Herr Dr. med. Goswin von Mallinckrodt, München 

Herr Prof. Dr. med. Lothar Kinzl, Ulm 

Frau Ingrid und Herr Dr. med. Robert Raus, Riedlingen 

Frau Dr. med. Ursula Engel, Hamburg 

Enddarm-Zentrum Bietigheim, 

Herr Dr. med. Wolfgang Pfeiffer, 

Herr Dr. med. Markus Piro-Noack, 

Herr Dr. med. Edgar Kraft 

Herr Prof. Dr. med. Thomas Rüedi, Maienfeld /Schweiz 

in memoriam Prof. Dr. med. Martin Allgöwer, Chur/Schweiz 

Herr Prof. Dr. med. Gert Specht, Berlin 

Herr Prof. Dr. med. Henning Weidemann, Berlin 

Herr Prof. Dr. med. Otto Scheibe, Stuttgart 

in memoriam Prof. Dr. med. Helmut RemØ, Lübeck


Herr Prof. Dr. med. Stephan Langer, Mönchengladbach 

Herr Dr. med. JosØ Luis Narro, Köln 

Herr Prof. Dr. med. Wolfgang Ulf Wayand, Linz 

Herr Prof. Dr. med. Werner Grill, Starnberg 

Herr Prof. Dr. med. Fritz Kümmerle, Mainz 

Herr Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Friedrich Stelzner, Bonn 

Herr Prof. Dr. med. Günther Vetter, Bad Vilbel 

in memoriam Prof. Dr. med. Hans-Bernhard Sprung, Dresden 

Frau Dr. med. Eva Böhlau, Bad Soden 

1991±2011 DGT in memoriam Prof. Dr. med. Ingolf Vogt-Moykopf 

zum 80. Geburtstag 

Herrn Prof. Dr. med. Gerhard Krönung, Wiesbaden 

In memoriam Prof. Dr. med. Johannes Christian Dobroschke, 

Regensburg 

(Herr Prof. Dr. med. Alois Fürst, Herr Dr. med. Arthur Heiligensetzer, 

Herr Dr. med. Peter Sauer, Herr Dr. med. Bernfried 

Pikal, Herr Dr. med. Johannes Winfried Pruy) 

Herr Prof. Dr. med. Christian Müller, Hamburg 

Herr Dr. med. Friedrich Klee, Heidelberg 

An unsere Mitglieder 

Unser Konto bei der Postbank München wurde zum Jahresende 

aufgelöst. Wir bitten Sie, ab sofort nur noch das Konto 

bei der Deutschen Apotheker- und ¾rztebank zu nutzen. 

Konto-Nr. 0005298393 

BLZ 300 606 01 

Baustein in Bronze 


Sitz Berlin 

Herr Dr. med. Holger Barenthin, Celle 

Herr Prof. Dr. med. Gernot Feifel, Homburg 

Herr Prof. Dr. med. Alfred Lamesch, Gotzingen /Luxemburg 

Herr Prof. Dr. med. Jakob R. Izbicki, Hamburg 

Herr Prof. Dr. med. Hans Zwipp, Dresden 

Herr Dr. med. Dusan Dragojevic, Isernhagen 

Herr Prof. Dr. med. G. Heinz Engelhardt, Wuppertal 

Proktologische Praxis Kiel, 

Herr Dr. med. Johannes Jongen, 

Herr Dr. med. Hans-Günter Peleikis 

Herr Dr. med. Volker Kahlke 

Herr Dr. med. Wolfgang Hermes, Bremen 

Herr Dr. med. Wolf-Dieter Hirsch, Threna 

Herr Dr. med. Holger Herzing, Höchstadt /Aisch 

Herr Dr. med. Michael-Alexander Reinke, Plettenberg 

Herr Dr. med. Winfried Hölter, Monheim 

Herr Dr. med. Matthias Becker, Possendorf 

Frau Dr. med. Martina Mittag-Bonsch, Crailsheim 

Zur Erinnerung an den Virchow-Schüler Paul Langerhans, 

Berlin und Madeira. 

Seine Familie 

Herr Prof. Dr. med. Stefan Riedl, Göppingen 


Reisebericht 

Bericht über die Verwendung eines Reisestipendiums der 

Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 

J. Holstein 

Durch die Verleihung eines Reisestipendiums der Deutschen Gesellschaft 

für Chirurgie hatte ich die groûartige Möglichkeit, 4 herausragende 

Persönlichkeiten der Hüft- und Beckenchirurgie in 

den USA zu besuchen. Hierfür möchte ich mich bei der Gesellschaft 

ganz herzlich bedanken. 

Mein Reisestipendium gliederte sich in 3 Abschnitte. In der ersten 

Woche besuchte ich Eric Johnson am Medical Center der University 

of California Los Angeles (UCLA), die 2. Woche verbrachte 

ich bei Joel Matta am Hip and Pelvis Institute ebenfalls in Los Angeles, 

bevor ich dann für weitere 2 Wochen an das General Hospital 

Tacoma zu Keith Mayo wechselte. Durch einen Zufall war in 

meiner Visitationswoche an der UCLA Jeffrey Mast, ein bedeutender 

und eigentlich nicht mehr praktizierender, Hüft- und Beckenchirurg 

aus Reno, Nevada, zugegen, um Eric Johnson bei 2 

besonders komplexen Operationen zu assistieren. Somit lernte 

ich während meiner 4-wöchigen Hospitation die 4 groûen amerikanischen 

Fellows von Émile Letournel, dem 1994 verstorbenen 

¹Vater der Acetabulumchirurgieª aus Paris kennen. Die Herzlichkeit, 

die mir hierbei entgegengebracht wurde, spiegelt sich beispielsweise 

darin wider, dass sich mir Dr. Mayo sofort mit ¹Keithª 

vorstellte und darauf bestand, dass ich mein lautes Hotelzimmer 

verlasse und in seinem Haus wohne. Auch hatte ich immer das 

Gefühl, ¹auf Augenhöheª behandelt zu werden. Eine unvergessliche 

Erfahrung war es jedes Mal, wenn Johnson, Matta oder Mayo 

in Erinnerungen an ihre Pariser Zeit bei Émile Letournel 

schwelgten. 

Neben diesen privaten Eindrücken werden mir natürlich aber 

auch die medizinischen Erfahrungen in dem, auf der einen Seite 

dem Deutschen sehr ähnlichen, auf der anderen Seite aber doch 

komplett unterschiedlichen, US-amerikanischen Gesundheits- 


system in Erinnerung bleiben. Operativ bot sich mir das gesamte 

Spektrum der Hüft- und Beckenchirurgie, von der Versorgung von 

Azetabulumfrakturen über Umstellungsosteotomien bis hin zur 

minimalinvasiven Endoprothetik. Beruhigend war für mich die 

Tatsache, dass auch in den USA die Überleitungszeiten zwischen 

den OPs ± zumindest in staatlich geführten Universitätskliniken ± 

nicht kürzer sind als wir das in Deutschland oft gewohnt sind. Anders 

sah das an privaten Häusern aus, sodass hier durchaus 6±7 

groûe Eingriffe pro OP-Saal an einem Tag möglich waren. Neben 

vielen kleinen Unterschieden ist mir u. a. die Tatsache in Erinnerung 

geblieben, dass in einem der besuchten Häuser die intraoperative 

Single-Shot-Antibiose mit Vancomycin durchgeführt wurde. 

Meiner kritischen Anmerkung hinsichtlich der zunehmenden Antibiotikaresistenz-Problematik, 

wurde entgegnet, dass der behandelnde 

Chirurg nur für seinen eigenen Patienten verantwortlich 

sei und nicht für das Gesundheitssystem. 

Zusammengefasst hat die Zeit zwischen dem 02. und 29. Juli 

2012 meinen Horizont sowohl in beruflicher als auch in persönlicher 

Hinsicht enorm erweitert, sodass ich jedem Kollegen in der 

Weiterbildung ein vergleichbares ¹Travel-Fellowshipª nur nahelegen 

kann. 


Priv.-Doz. Dr. Jörg Holstein 

Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie 

Universitätsklinikum des Saarlandes 

Kirrberger Straûe 1 

66421 Homburg/Saar 

Tel.: 06841/16-31501 

E-Mail: joerg.holstein@uks.eu 


Sitz Berlin 

Abb.1 (1) Gemeinsamer Lunch zwischen den OPs 

mit Jeffrey Mast und Eric Johnson in Westwood, 

Los Angeles, (2) tägliche Rush Hour in Los Angeles, 

(3) UCLA Medical Center.

Reisebericht 

Reisebericht zum Jahreskongress des American College of 

Surgeons und zwei Zentren der hepatobilären und Pankreaschirurgie 

M. Niedergethmann 

Dank des Reisestipendiums der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 

zum Jahreskongress des American College of Surgeons 

(ACS) war es mir möglich, den Kongress sowie 2 Zentren für hepatobiliäre 

und Pankreaschirurgie in den USA zu besuchen. 

Der erste Teil meiner Reise führte mich an das Memorial Sloan- 

Kettering Cancer Center (MSKCC) nach NewYork. Dr. William 

Jarnagin, Leiter des Hepatopancreatobiliary Service am MSKCC, 

begrüûte mich bereits frühmorgens und stellte mich dem ganzen 

Team vor. An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Organisation 

meines Besuchs in NewYork, wie auch in Chicago und Boston, 

perfekt von den Kollegen vor Ort organisiert wurde und ich als 

der einzige deutsche Exchange-Fellow des ACS überall mit offenen 

Armen begrüût wurde. Nach Einführung von Dr. Jarnagin in 

die Arbeit und das Spektrum der HPB-Einheit konnte ich mir in 

den folgenden Tagen ein Bild über die operative Vielfältigkeit dieses 

Teams machen. Dr. Jarnagin, der 2007 Dr. Leslie Blumgart 

folgte, ist der Chief Surgeon eines bemerkenswerten und hochkarätigen 

Teams. Zu dem HPB-Chirurgie-Team gehört neben ihm 

und dem in der Lehre weiterhin aktiven Dr. Leslie Blumgart, Dr. 

Yuman Fong und Dr. Ronald DeMatteo, der der Vice-Chairman 

des gesamten Chirurgie-Departments ist. Ferner umfasst das 

Team die bekannten HPB-Chirurgen Dres. Michael D©Angelica, 

Peter Allen und Peter Kingham. 

Dr. Blumgart kümmert sich zusammen mit Dr. Jarnagin um die 

Ausbildung der Fellows, die in einem 2-jährigen Programm fokussiert 

in HPB-Chirurgie ausgebildet werden. Die wöchentliche Vorlesung 

für die Fellows sowie das Treffen mit Dr. Blumgart war einer 

der Höhepunkte meiner Reise. Es ist beeindruckend, an dem 

groûartigen Wissen von Dr. Blumgart teilzuhaben (Abb. 1). 

Eine chirurgisch-technische Neuerung in der HPB-Chirurgie ist 

v.a. der Einsatz des DaVinci-Operationsroboters. Hier sind v.a. 

Dr. Peter Allen und Dr. Yuman Fong hervorzuheben, die Pankreas- 

und Leberresektionen mit dem Roboter durchführen. In zahlreichen 

Fällen konnte ich hier auf dem ¹Assistenz-Roboterª den 

Operationen beiwohnen und inspirierende Erkenntnisse gewinnen. 

Die 3-dimensionale Auflösung und die besseren taktilen 

Möglichkeiten mögen gegenüber der 2-dimensionalen Laparo- 


Sitz Berlin 

Abb.1 Gemeinsam mit Dr. Leslie Blumgart bei seiner Vorlesung für Fellows. 

skopie Vorteile haben. Die Mehrkosten der Roboterchirurgie sind 

für die Kollegen nicht relevant, da sie an die Patienten direkt weitergegeben 

werden. Neben den technischen Neuerungen fällt der 

groûe Materialaufwand für alle Operationen auf: Auch bei offenen 

Operationen werden grundsätzlich Gewebeversiegelungsinstrumente 

sowie in hohem Maûe Darm- und Gefäûstapler eingesetzt. 

Neben der herausragenden klinisch-operativen Tätigkeit der 

HPB-Chirurgie in meist 3±4 Operationssälen täglich, ist dieses 

Team sehr forschungsorientiert und verfügt über groûe Laborflächen 

und finanzielle Unterstützung in den angeschlossenen Forschungsinstitutionen. 

Von groûem Vorteil ist, dass das angeschlossene 

Rockefeller-Research-Center direkt gegenüber liegt. 

Dr. Yuman Fong verfügt hier z.B. über ein eigenes S2-Labor, 

Tier-OP, Mini-MRT und -CT und über ein 10-köpfiges Laborteam. 

Das Krankenhaus stellt für chirurgisch-operative Fragestellungen 

neben den 6 im MSKCC-OP eingesetzten DaVinci-Robotern einen 

Roboter für Forschung zur Verfügung. Die Offenheit und 

Freundlichkeit von Yuman Fong und seiner sportbegeisterten Familie 

(die Töchter sind in der US Olympiamannschaft der Sportschützen) 

hat mich beeindruckt. Die Familie Fong bewohnt eines 


Reisebericht 

Abb.2 Gemeinsam mit Dr. Yuman Fong, Inhaber des Murray Brennan 

Lehrstuhl MSKCC. 

der beiden letzten Holzhäuser in Manhattan, die seit den groûen 

Bränden im 19. Jahrhundert nicht mehr gebaut werden durften 

(Abb.2). 

Sehr bereichernd waren für mich die 30-minütigen Einzelgespräche 

mit allen Attendings. Ich konnte mich so mit allen 7 HPB-Chirurgen 

ausführlich über chirurgisch-technische wie auch therapeutische 

Aspekte und medizinisch-gesellschaftspolitische 

Aspekte auseinandersetzen. Dies vertiefte nicht nur die Kontakte 

zu den Kollegen, sondern ist auch durch die Einblicke in unser 

Gesundheitssystem bereichernd für die Kollegen in den USA. Zusätzlich 

konnte ich auch an allen Konferenzen teilnehmen. Hierbei 

wurde, ob Morbiditäts- und Mortalitäts- oder Tumorkonferenz, 

immer wieder nachgefragt, wie im deutschen System die besprochenen 

Erkrankungen behandelt werden. Zum Abschluss meines 

Aufenhalts in NewYork wurde ich von den Attendings in Leslie 

Blumgart's Lieblings-Bar eingeladen und wir konnten in sehr entspannter 

Atmosphäre Erfahrungen austauschen. 

Zweite Station meines Aufenthaltes war der Jahreskongress des 

American College of Surgeons (ACS) in Chicago: Ein besonderer 

Kongress, da es der 100. Kongress seit der Gründung des ACS 

im Jahr 1913 war. Das American College of Surgeons vertritt alle 

Chirurgen der USA und Kanada und widmet sich beispielhaft den 

aktuellen Problemen und Entwicklungen aller Teilgebiete der Chirurgie. 

Der Kongress beginnt mit einem sehr eindrucksvollen 

Festakt. Hier werden die neuen Fellows des ACS eingeführt in 

die Gesellschaft. Die Fellows tragen rote Roben und werden vor 

die Bühne geführt, um vom Vorstand in die Gesellschaft aufgenommen 

zu werden. Gleichzeitig wird der neue Präsident für das 

kommende Jahr bei dem Festakt eingeführt. Die Präsidentschaft 



Sitz Berlin 

wurde an Dr. Brent Eastman aus San Diego übergeben. Gleichzeitig 

wird der Vorstand für die nächste Periode vorgestellt. Neben 

dem Präsidenten besteht der gesamte Vorstand und das Generalsekretariat 

aus 29 Mitgliedern. Bei dem Festakt wurde der 

Chirurg und Urologe Dr. Jack McAninch aus San Francisco für 

sein Lebenswerk geehrt. Die Internationalität wurde unterstrichen 

durch die Ernennung von Chirurgen aus Mexico, Groûbritannien 

und Belgien zu Ehrenmitgliedern. 

Für mich als den einzigen deutschen Exchange-Fellow des ACS 

bedeutet der Kongress eine groûe Anzahl von Terminen, die ich 

als äuûerst interessant empfunden habe und mir zeigten, dass 

der internationale Charakter sehr bedeutsam für den ACS ist. Zu 

betonen ist hierbei die Offenheit und Freundlichkeit, mit der man 

durch die amerikanischen Kollegen eingebunden wird. So war es 

selbstverständlich, dass ich nach der Eröffnungsveranstaltung 

eingeladen war bei der President's Reception for new Fellows. 

Am Folgetag wurden alle internationalen Exchange Fellows in 

der Eröffnungsveranstaltung auf dem Podium einzeln vorgestellt 

und abends bei einer gesonderten Reception for International 

Visitors nochmals persönlich geehrt. Auch nahmen am dritten 

Kongresstag alle Exchange Fellows am Treffen des International 

Relation-Committees des ACS teil. Das German Chapter des 

ACS, unter der Leitung von Prof. Norbert Senninger, brachte 

sich hier, wie auch den anderen internationalen Veranstaltungen, 

aktiv ein. Traditionell fand auch ein Abendessen des German 

Chapter zum Kennenlernen und Gedankenaustausch statt, zu 

dem ich eingeladen war und mich an dieser Stelle noch einmal bedanken 

möchte. Den Exchange Fellows wird am vierten Kongresstag 

ein entsprechendes internationales Forum für einen 

12-minütigen Vortrag gegeben. Hierfür wählte ich das Thema 

¹Komplikationsmanagement nach Pankreasresektionª, welches 

für die Zuhörer von groûem Interesse war und rege diskutiert wurde. 

Am Ende des vierten Kongresstages flog ich nach Boston, wo das 

Massachusetts General Hospital (MGH) die letzte Station meiner 

Reise war. Der Chairman des Chirurgie Departments, Dr. Keith D. 

Lillemoe, war auch mein Mentor als Exchange Fellow des ACS 

und hatte gemeinsam mit dem Büro des ACS die Organisation 

meiner Reise übernommen. Auch in Boston war mein Aufenthalt 

perfekt organisiert und ich hatte ± wie auch in New York ± Gelegenheit, 

mich mit allen Attendings in einem halbstündigen Gespräch 

auszutauschen. 

Jeden Morgen um 7:00 Uhr traf ich mich mit Keith Lillemoe, der 

völlig selbstverständlich seinen OP-Spind mit mir teilte. Am ersten 

Tag hatte ich die Ehre, im berühmten MGH-Amphitheater einen 

Vortrag in der Surgical GrandRoundzu halten. Mein Thema war 

die aktuelle Behandlungsstrategie von zystischen Pankreastumoren, 

was im Anschluss ± auch aufgrund neuerer Publikationen

Reisebericht 

Abb.3 Dr. Carlos Fernandez-Del Castillo ist der Direktor des Pankreasprogramms 

am MGH. 

Abb.4 Ein Abend mit dem Team von Dr. Keith Lillemoe (1. v. r.), dem 

Direktor des gesamtes Departments of Surgery am MGH. 

Abb.5 Gemeinsam mit Dr. Cristina Ferrone, Attending am MGH und 

Wissenschaftlerin am Institute for Pancreatic Cancer Research. 


Sitz Berlin 

und der jüngst veröffentlichten neuen Sendai-Guideline ± sehr 

rege diskutiert wurde. Hierbei muss betont werden, dass die Vorstellung 

in der Behandlung von Patienten mit zystischen Tumoren 

in Boston und in den meisten deutschen Zentren, wie auch meiner 

Klinik, ziemlich deckungsgleich sind. Insbesondere bei Nebengang-IPMNs, 

die kleiner als 2 cm sind, wird eine Beobachtung ± 

gerade bei älteren Patienten ± als äuûerst sinnvoll und zielführend 

eingestuft wird. Eine generelle Indikation zur Resektion wird 

von den Bostoner Kollegen auch abgelehnt. Zum Hintergrund: 

Das MGH in Boston hat sicherlich eine der gröûten Serien von 

zystischen Pankreastumoren, insbesondere IPMNs, veröffentlicht. 

Dr. Carlos Fernandez-Del Castillo ist einer der aktivsten Chirurgen 

auf diesem Gebiet (Abb. 3). 

Auch in Boston konnte ich an zahlreichen HPB-Eingriffen teilnehmen 

und mir die groûe Expertise der Kollegen vor Ort ansehen. 

Die Atmosphäre im OP ist immer sehr entspannt, es wird Musik 

gehört und groûe Monitore an den Wänden erleichterten es die 

Operationen gut zu verfolgen. Erstaunlich waren für mich die 

noch längeren Wechselzeiten als in Deutschland, die aber im Gegensatz 

zu den üblichen Konflikten zwischen den Fachdisziplinen 

in den USA bereits als Normalität angesehen werden. 

Das Rahmenprogramm gestaltete Keith Lillemoe persönlich. So 

war ich bei ihm in ganz entspannter Atmosphäre zum Abendessen 

eingeladen, habe viele interessante Tipps für ein kleines 

Sightseeing-Programm in Boston bekommen und es wurde ein 

Dinner zu meinen Ehren durch die Attendings gegeben (Abb. 4). 

Immer wieder erstaunlich ist in den USA die sehr organbezogene 

Chirurgie und interdisziplinäre Arbeit. Einmal wöchentlich findet 

eine klinische Pankreas-Konferenz sowie eine interdisziplinäre 

Tumorkonferenz nur für Pankreaskarzinome statt. Zusätzlich hatte 

ich auch die Gelegenheit, mit dem ehemaligen Chef des Departments, 

Dr. Andrew Warshaw, einer der bemerkenswertesten 

Pankreas-Chirurgen der Vereinigten Staaten, in einem halbstündigen 

Gespräch Erfahrungen und Sichtweisen über die aktuelle 

Therapie des Pankreaskarzinoms und zystischer Pankreasläsionen 

auszutauschen. Er initiierte auch die lange Tradition experimenteller 

Pankreasforschung und den Austausch mit Deutschland, 

den die nächste Generation der Attendings um Dr. Cristina 

Ferrone (Abb. 5), einer gebürtigen Deutschen mit Ausbildung am 

MGH, und Dr. Sarah Thayer wieder aufleben lassen möchte. Die 

ersten Kontakte wurden hier geknüpft. 

Das Chirurgie-Department des MGH ist auch eines der gröûten 

und am besten bewerteten Ausbildungsstätten für die Facharztausbildung 

Chirurgie und ich konnte die 3 hierfür zuständigen Attendings 

Dr. Phitayakorn, Dr. DeMoya und Dr. Mullen kennenlernen, 

die das Trainingsprogramm am MGH organisieren. Hierbei 

ist insbesondere auffällig ± im Gegensatz zu Deutschland ± mit 


Reisebericht 

welchem hohen didaktischen Ansatz die Kollegen in Boston an 

die Ausbildung der Assistenten herantreten: So werden neben 

Skill-Lab-Kursen und rhetorischen Trainingskursen die Assistenten 

sehr engmaschig evaluiert, bezüglich ihrer klinischen, chirurgisch-technischen 

und sozialen Kompetenz. Selbstverständlich 

kommt es auch zu einer Evaluation der ¹Ausbilderª und die Rotationsprogramme 

werden entsprechend verändert. Bei gravierenden 

Problemen werden die betroffenen Assistenten zeitweise 

aus dem Klinikbetrieb herausgenommen und es wird sich professionell 

dieser Probleme, ob chirurgisch-technisch, klinisch oder 

sogar bei Lernschwäche, angenommen. Nach diesem strukturierten 

Trainingsprogramm von 5 Jahren, das aber auch einige Assistenten 

abbrechen, entwickeln sich viele Absolventen des MGH 

als führende Chirurgenpersönlichkeiten in den USA. 

Für meine motivierende und v.a. inspirierende Reise möchte ich 

mich ganz herzlich beim Präsidium der Deutschen Gesellschaft 

für Chirurgie bedanken! 

Auch möchte ich mich bei meinem verehrten ehemaligen Chef, 

Lehrer und Mentor, Herrn Prof. Dr. Stefan Post für seine Unterstützung 

in jeder Hinsicht bedanken. Mein besonderer Dank gilt 

auch meinen Kollegen in der Chirurgischen Klinik der Universitätsmedizin 

Mannheim, die mir während meines Aufenthaltes in 

den USA den Rücken freigehalten und mir somit erst den Aufenthalt 

in den USA ermöglicht haben. Dr. Keith D. Lillemoe, meinem 


Mentor als Exchange Fellow, gilt mein Dank für die hervorragende 

Organisation meiner Reise und ich möchte mich an dieser 

Stelle auch ganz herzlich beim Sekretär des German Chapter 

des ACS, Prof. Dr. Norbert Senninger, für seine Gastfreundschaft 

und Organisation im Rahmen des Kongresses bedanken. 

Durch die positiven Erfahrungen in NewYork, Chicago und Boston 

kann ich jeder Kollegin und jedem Kollegen auch weiterhin nur 

raten, chirurgische Zentren in den USA zu besuchen. Die Offenheit 

und Freundlichkeit der Kollegen ist auûerordentlich und die 

Verbindung von US- und deutschen Chirurgen nach wie vor ungebrochen. 

Die US-amerikanischen Chirurgen sind sehr interessiert 

am gesundheitspolitischen und fachspezifischen Geschehen in 

Deutschland und empfinden auch eine groûe Nähe zur deutschen 

Chirurgie. Mein Aufenthalt in den USA war eine wertvolle Gelegenheit, 

den Arbeitsalltag in den USA kennenzulernen und neben 

zahlreichen Anregungen für die HPB-Chirurgie, auch wertvolle 

persönliche Kontakte zu knüpfen. 


Prof. Dr. med. Marco Niedergethmann 

Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie 

Alfried Krupp Krankenhaus 

Alfried-Krupp-Straûe 21 

45131 Essen 

E-Mail: marco.niedergethmann@krupp-krankenhaus.de 


Sitz Berlin

Personalia 

Nachruf auf Prof. Dr. Dieter Buck-Gramcko 

Kurz vor Vollendung seines 85. Lebensjahres ist Prof. Dr. Dieter 

Buck-Gramcko am 3. Oktober 2012 in Hamburg gestorben. Die 

plastischen Chirurgen trauern um einen groûen Gelehrten und 

um einen Pionier der Handchirurgie in Deutschland. 

Prof. Dr. Buck-Gramcko hat 1962 die erste handchirurgische Abteilung 

in Deutschland am Unfallkrankenhaus Boberg in Hamburg 

gegründet. Unter seiner Leitung wurden sowohl die plastische als 

auch die Mikrochirurgie am Unfallkrankenhaus Boberg aufgebaut. 

Neben Verletzungen und Erkrankungen der Hände haben 

Prof. Dr. Buck-Gramcko und seine Mitarbeiter groûe Hautweichteildefekte 

sowie schwere Brandverletzungen behandelt. 

Prof. Dr. Buck-Gramcko zeichnete ein sicheres Gespür für zukünftige 

Entwicklungen aus. So war er nicht nur Motor der Deutschen 

Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie, sondern später 

auch Gründungsmitglied der Vereinigung der Deutschen Plastischen 

Chirurgen, der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft 

für Mikrochirurgie der peripheren Nerven und Gefäûe sowie der 

Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. 

Der wissenschaftliche Durchbruch gelang ihm mit der Weiterentwicklung 

der Pollizisation bei kindlichen Fehlbildungen. Diese 

Pionierarbeit begründete sein weltweit hohes Renommee. Die Lebensqualität 

vieler Menschen, insbesondere von Kindern, hat 

Prof. Buch-Gramcko durch die Pollizisation ganz erheblich verbessert. 

Prof. Dr. Buck-Gramcko hat als Lehrer eine Vielzahl Plastischer 

Chirurgen und Handchirurgen aus dem In- und Ausland angeleitet 

und ausgebildet. Mit seiner Hingabe und mit seiner Liebe zu seinem 

Beruf als Arzt und Wissenschaftler war er für junge Kolleginnen 

und Kollegen ein groûes Vorbild. Für seine Patienten hatte er 

stets ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein. Ein hohes 

Ethos charakterisierte seine Tätigkeit als Arzt. Seine Disziplin, 

seine Ausdauer, seine Akribie und seine Begeisterung für das 

Spezialgebiet Handchirurgie waren auûergewöhnlich. Dass er 

ein Verfechter einer eindeutigen Nomenklatur war, musste manch 

einer als junger Arzt schmerzlich erfahren. Im Nachhinein hat sich 

diese Hartnäckigkeit jedoch als Vorteil erwiesen. 

Da Prof. Dr. Buck-Gramcko zahlreiche Vorträge in aller Welt hielt, 

entstanden enge internationale Kontakte, insbesondere zu Handchirurgen. 

Seine Leistungen wurden durch die Ernennung zum 

Ehrenmitglied in 18 nationalen und internationalen Gesellschaften 

für Hand- und Plastische Chirurgie gewürdigt. Im Jahr 1998 

erhielt er die Dieffenbach-Medaille der VDPC. Für sein Lebenswerk 

wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. 

Nachdem Prof. Dr. Buck-Gramcko 1992 nach über 30 Jahren erfolgreicher 

Tätigkeit in den Ruhestand trat, war er nach wie vor 

geschätzter Gesprächspartner und national wie international gefragter 

Experte. Im Jahr 2011 bekam er den Welt-Preis für Arthrose-Forschung. 

Die Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie hat 

seine Verdienste im Oktober 2012 mit der Einführung einer Buck- 

Gramcko-Ehrenvorlesung gewürdigt. 

Prof. Dr. Buck-Gramcko hat durch sein Lebenswerk Bleibendes 

geschaffen. Als Arzt hat er ± insbesondere durch handchirurgische 

Eingriffe ± entscheidend dazu beigetragen, die Lebensqualität 

vieler Menschen erheblich und nachhaltig zu verbessern. Mit 

seiner Pionierarbeit bei den Operationstechniken hat er wesentliche 

Fortschritte in der Handchirurgie und in der Plastischen Chirurgie 

bewirkt. Hierfür sind wir ihm zu groûem Dank verpflichtet. 

Als Arzt, Wissenschaftler, Lehrer und beeindruckende Persönlichkeit 

werden wir Prof. Dr. Buck-Gramcko in ehrenvoller Erinnerung 

behalten. 

Peter Mailänder, Lübeck 


Sitz Berlin 


Personalia 

In Memoriam Peter Heinrich (1927±2012) 

Prof. Dr. med. habil. 

Peter Heinrich 

Am 8. November 2012 verstarb mit Prof. Dr. med. habil. Peter 

Heinrich, ehemaliger Direktor der Chirurgischen Klinik der Medizinischen 

Akademie Magdeburg (heute Otto-von-Guericke-Universität), 

der letzte gewählte Vorsitzende der Gesellschaft für Chirurgie 

der DDR nach langer schwerer Krankheit, wenige Wochen vor 

der Vollendung seines 84. Lebensjahres. 

Peter Heinrich wurde am 26.12.1927 in Bunzlau geboren und ist 

in Nossen/Sachsen aufgewachsen. Er gehörte zu einem Jahrgang, 

der die Schrecken des Zweiten Weltkriegs schmerzlich am 

eigenen Leibe verspürt hatte: Noch vor Beendigung der Schulzeit 

wurde er 1944 als 17-jähriger ins letzte Aufgebot eingezogen. Auf 

der Flucht vor den eigenen Feldjägern und der nachrückenden 

sowjetischen Armee kam er zurück nach Nossen, wurde von der 

Roten Armee im August 1945 gefangen genommen und für 3 Jahre 

im Zuchthaus Bautzen inhaftiert. 

Nach der Entlassung aus der Haft machte er sein Abitur nach, studierte 

Medizin in Leipzig (1949±1954), begann seine Pflichtassistenz 

im Kreiskrankenhaus Lichtenstein/Sachsen und wechselte 

mit seinem Chef Prof. Dr. med. Heinz Funke an das Bezirkskrankenhaus 

Görlitz. Funke war eine prägende Figur in seiner fachlich-chirurgischen 

Entwicklung: humanistisch gebildet, glänzender 

Operateur und ein gütiger Arzt. Von ihm erfuhr Peter Heinrich 

eine wohlwollende Förderung und dieser riet ihm auch nach der 

Facharztausbildung zum Übertritt in eine universitäre Einrichtung. 



Sitz Berlin 

Das Jahr 1962 mit dem Wechsel zuProf. Dr. Walter Schmitt an 

die Chirurgische Universitätsklinik Rostock war eine Zäsur für die 

weitere wissenschaftliche Laufbahn. Dank der Zielstrebigkeit und 

des Fleiûes von Peter Heinrich ging es nun mit der Karriere zügig 

voran: 1964 Ernennung zum Oberarzt, 1969 Habilitation über 

¹Nahtversorgung und Heilung des zentralen Bronchusstumpfes 

nach Lungenresektionenª, im gleichen Jahr Berufung zum Dozenten, 

1974 zum ordentlichen Professor für Chirurgie. Als besondere 

Arbeitsgebiete entwickelten sich die abdominale Chirurgie und 

die Gefäûchirurgie. 

Nach einigen Wirren in der Nachfolge des geachteten Prof. Dr. W. 

Lembke wurde Prof. Dr. Peter Heinrich am 1. Juni 1975 als Ordinarius 

für Chirurgie und Direktor der Chirurgischen Klinik an der 

Medizinischen Akademie Magdeburg berufen. Prof. Lembke hatte 

die Klinik mit der Neugründung der Medizinischen Akademie 

1954 aus dem Städtischen ¹Krankenhaus Sudenburgª in die 

Hochschulära überführt ± unter Peter Heinrich wurde sie zu einer 

leistungsfähigen Universitätsklinik, einer der führenden chirurgischen 

Kliniken in der DDR. Die ersten Jahre in Magdeburg waren 

geprägt von einer Neuorientierung der Klinik als wissenschaftlichuniversitäre 

Einrichtung, neuen Ideen in der Forschung und Lehre 

sowie Straffung der Strukturen in der damals 240 Betten umfassenden 

einheitlichen chirurgischen Klinik. 

Besonderer Wert wurde schon damals auf eine lückenlose Qualitätssicherung 

der chirurgischen Arbeit gelegt. So wurden die nosokomialen 

Infektionen über Jahre zueinem wichtigen Arbeitsund 

Forschungsgegenstand. Einen Meilenstein markierte die 

Gründung einer Abteilung für experimentelle Chirurgie ± in den 

70er-Jahren in der DDR fast ein avantgardistisches Unternehmen. 

Die feste Einstellung von Physikern, Biochemikern, Biologen 

und Ingenieuren und enge Verbindungen zu den theoretischen 

Fächern und Instituten schufen ideale Bedingungen für 

die experimentelle Arbeit, von der klinischen bis hin zur Grundlagenforschung. 

Zahlreiche Diplom- und Promotionsarbeiten sowie 

eine Reihe von Habilitationsschriften gingen aus dieser Abteilung 

hervor und garantierten über viele Jahre immer einen der ersten 

Plätze im Forschungsaufkommen der Medizinischen Akademie. 

In erster Linie aber gehörte sein Herz der Klinik. Seine durchaus 

preuûischen Vorstellungen von Ordnung und Gründlichkeit in der 

Klinikorganisation, im Sinne von Pünktlichkeit, Pflichtbewusstsein, 

straffer Organisation und einer festen Hierarchie, haben 

alle Schüler, die später an verantwortlicher Stelle gearbeitet haben, 

von ihrem Chef gelernt und mitgenommen. Musterhaft war 

sein Einsatz für die Patienten, zujeder Zeit war er am Krankenbett

Personalia 

zufinden und allen, die der Arbeit im Operationssaal mehr abgewinnen 

konnten als der auf der Station, schallte noch nach Jahren 

die ständig zu hörende Aufforderung in den Ohren: ¹Kümmern Sie 

sich um die Kranken!ª Besonders eingesetzt hat sich Peter Heinrich 

für die Ausbildung und Förderung der jungen Leute, seien es 

Studenten oder Ausbildungsassistenten. Jeder der fleiûig, interessiert 

und lernbegierig zu ihm kam, fand ein offenes Ohr und 

Hilfe. 

Beeindruckend war der immense Fleiû, den er ganz natürlich allen 

vorlebte: davon zeugen unter anderem 164 Originalarbeiten 

und über 220 Vorträge im In- und Ausland. 1975 erschien mit der 

1. Auflage der ¹Gefäûchirurgieª die erste Monografie zu dieser 

Thematik in der DDR, 1988 folgte eine 2. Auflage. 1982 entstand 

das Buch über die ¹Arterienverletzungenª, das 1996 gemeinsam 

mit G.-M. Fleischer ebenfalls eine 2. Auflage erlebte. Eine gewaltige 

Aufgabe war die Herausgabe der 42. Auflage des ¹Vademecumª, 

die in kürzester Zeit realisiert wurde. Leider erfuhr das 1989 

im Barth-Verlag erschienene Buch über das ¹Operationsrisikoª, 

ein bis heute einzigartig konzipiertes Werk, durch die Wirren der 

Wende- und Nachwendezeit nicht die ihm gebührende Beachtung. 

Die politischen Turbulenzen waren auch ursächlich dafür, dass 

der Gipfel eines chirurgischen Lebenswerks, die Präsidentschaft 

der eigenen Fachgesellschaft, nicht zum Höhepunkt in der Laufbahn 

Peter Heinrichs wurde. Als ihn im Frühjahr 1989 die Chirurgen 

der DDR in das Amt des 1. Vorsitzenden der Gesellschaft für 

Chirurgie der DDR wählten, sollte der Jahreskongress 1990 die 

Krönung seiner chirurgischen Tätigkeit werden ± dieser Kongress 

fand jedoch nicht mehr statt. Der letzte gewählte Vorsitzende der 

DDR-Chirurgen musste mit Verbitterung zusehen, wie die Fachgesellschaft 

sich sang- und klanglos auflöste. 

Man kann Peter Heinrich mit Recht als einen der wesentlichen Initiatoren 

der Gefäûchirurgie in der DDR ansehen. 1969 wurde unter 

seiner maûgeblichen Federführung die Sektion Gefäûchirurgie 

in der Gesellschaft für klinische Medizin der DDR gegründet, 

dabei wurde er zum ersten Vorsitzenden gewählt, eine Funktion, 

die er viele Jahre ausfüllte. International fand dieses Engagement 

mit der Ernennung zum Ehrenmitglied der Ungarischen Gesellschaft 

für Angiologie und Gefäûchirurgie ehrende Anerkennung. 

Nach Vollendung des 65. Lebensjahres erfolgte im Frühjahr 1993 

die ehrenvolle Emeritierung. Natürlich ist Prof. Dr. Peter Heinrich 

danach nicht untätig geblieben. Zunächst noch einige Zeit in eigener 

Niederlassung tätig, betreute er später seine Patienten in der 

Praxis einer befreundeten Kollegin, schrieb Geschichten, die 

auch als Buch erschienen sind, war ein gesuchter Diskussionspartner 

und trieb nebenbei viel Sport. Fast lebenslang galt seine 

besondere Neigung dem Pferdesport ± noch nach seinem 80. Geburtstag 

gehörten Ausritte in die Elbaue mehrmals in der Woche 

zuseinem Tagesablauf. 

Wie früher war er bis zuletzt hellwach, verfolgte alles, was ihn umgab, 

mit groûer Aufmerksamkeit und erkannte sofort die Dinge, 

die er früher schon nicht gemocht hatte: Unehrlichkeit, Intoleranz 

und Ignoranz. Und so schlieût sich der Kreis: In den frühen Morgenstunden 

des 8. November verstarb Prof. Dr. med. Peter Heinrich 

in der Klinik, an der er 18 Jahre erfolgreich tätig gewesen ist 

und deren Profil er nachhaltig geprägt hat. Das Andenken an ihn 

wird bewahrt und lebendig bleiben. 

G.-M. Fleischer, Kloschwitz bei Plauen 

S. Kiene, Markkleeberg 


Sitz Berlin 


Personalia 

² 

Wir gedenken unserer verstorbenen Mitglieder 

Herr Dr. med. Robert Felbinger, Aschheim * 07.01.1926 ² 19.07.2012 

Herr Dr. Jan Ilia Gregor, Berlin * 03.10.1973 ² 24.07.2012 

Herr Dr. med. Hans-Peter Rothacker, Tübingen * 29.12.1923 ² 28.09.2012 

Herr Prof. Dr. med. Claus Friedrich Vorster, Hannover * 04.08.1931 ² 28.09.2012 

Herr Prof. Dr. med. Dieter Buck-Gramcko, Hamburg, Ehrenmitglied * 28.10.1927 ² 03.10.2012 

Herr Prof. Dr. med. Peter Heinrich, Magdeburg * 26.12.1927 ² 08.11.2012 

Herr Dr. med. Heinz R. Dammers, Dettenhausen * 09.12.1947 ² 09.11.2012 

Herr Prof. Dr. med. Christian T. Hegelmaier, Stadthagen * 31.10.1951 ² 14.11.2012 

Herr Dr. med. Hans Schröder, Hamburg * 12.08.1923 ² 15.12.2012 



Sitz Berlin

Personalia 

Ernennungen und Auszeichnungen 

(Mitglieder der DGCH) 


Sitz Berlin 

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie verlieh auf dem DKOU-Kongress Ehrenmitgliedschaften an 

Herrn Professor Dr. med. Hartwig Bauer, em. Generalsekretär der DGCH, Neuötting, und Herrn Professor Dr. med. 

Reinhard Graf, em. ¾rztlicher Leiter des Landeskrankenhauses Stolalpe (Österreich). 

Mit der J.-F.-Dieffenbach-Büste der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) wurde Herr Professor Dr. med. 

Christian Krettek, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie der MH Hannover, ausgezeichnet. 

Herr Professor Dr. med. Hartwig Bauer, em. Generalsekretär der DGCH, Neuötting, erhielt die Ehrenmitgliedschaft der 

Vereinigung der Nordwestdeutschen Chirurgen sowie des Konvents der leitenden Krankenhauschirurgen. 

Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT) wurde Herr Professor Dr. med. Michael Polonius, 

em. Präsident des BDC, Berlin. 

Herr Professor Dr. med. Hans Ulrich Steinau, em. Direktor der Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte 

der Ruhr-Universität Bochum, ist als Senior Consultant für plastische Chirurgie am Universitätsklinikum Essen tätig. 

Die Mitteldeutsche Chirurgenvereinigung sowie die European Society for Trauma and Emergency Surgery verliehen jeweils 

Herrn Professor Dr. med. Hans-Jörg Oestern, em. Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie 

am Allgemeinen Krankehaus Celle, die Ehrenmitgliedschaft. 


Personalia 

Mitteilungen an die Geschäftsstelle 

der DGCH 

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie 

± Geschäftsstelle ± 

Luisenstraûe 58/59 

10117 Berlin 

Mitglieds-Nummer: _____________________ 

Meine Daten haben sich geändert: 

Titel und Name: _____________________________________________________________________ 

Vorname: _____________________________________________________________________ 

Dienstliche Stellung: _____________________________________________________________________ 

Arbeitsstelle: _____________________________________________________________________ 

Straûe: _____________________________________________________________________ 

PLZ/Ort: _____________________________________________________________________ 

Telefon: ________________ Telefax: __________________ E-Mail: _________________________ 

Privatanschrift: _____________________________________________________________________ 

Telefon: _____________________________________________________________________ 

Kontonummer: __________________________ BLZ: _______________________________________ 

± Bitte Maschinenschrift oder Druckbuchstaben ± 


Sitz Berlin 

Mithilfe dieses Formulars können Sie die Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 

über mögliche ¾nderungen Ihrer Anschrift unterrichten. Bitte senden Sie Ihre Nachricht an obige Anschrift. 

80 Deutsche Gesellschaft für Chirurgie ± Mitteilungen 1/13


Der erste Brief an den Staatsbürger 

Jedes Kind eine Nummer: Wie das Finanzamt 

ein Baby begrüût 

Man ist ja auf den Knien seines Herzens, wenn so ein Neugeborenes 

da und gesund ist, alles dran, alles perfekt, sogar zwanzig 

winzig kleine, wohlpositionierte Finger und Fuûnägelchen.Und 

wie sich dann nach und nach der Bau- und Lehrplan zur Menschwerdung 

erfüllt.Wie das Kind alles irgendwann einmal zum ersten 

Mal kann und macht.Ein Wunder. 

Mama und Papa schreiben solche Daten und Ereignisse in sehr 

schöne Baby-Bücher und schicken den Groûeltern Fotonachrichten 

von diesen kleinen, festlichen Momenten: Zum ersten Mal an 

Papas Finger gesaugt.Zum ersten Mal nach der Rassel gegriffen. 

Heute sind seine Augen zum ersten Mal Mamas Hand hin und her 

gefolgt.Das erste Lachen.Das erste Kopfheben.Zum ersten Mal 

Musik hören.Zum ersten Mal nachts fünf Stunden durchgeschlafen.Der 

erste Brief. 

Der erste Brief kommt heutzutage schon in das Glück der vierten 

Lebenswoche hinein.Er kommt ± hurra ± mit vollständigem und 

korrekten Namen des Kindes, an seine richtige Adresse und ist: 

eine Enttäuschung.Vom ¹Bundeszentralamt für Steuernª.Betreff: 

¹Zuteilung der Identifikationsnummer nach § 139b der Abgabenordnung 

(AO)ª. 

Das Baby wird in diesem Brief hoheitlich gesiezt.Und der Text 

geht so: ¹Sehr geehrter Herr, das Bundesamt für Steuern hat Ihnen 

die Identifikationsnummer 98256135718 zugeteilt.Sie wird 

für steuerliche Zwecke verwendet und ist lebenslang gültig.Sie 

werden daher gebeten, dieses Schreiben aufzubewahren, auch 

wenn Sie derzeit steuerlich nicht geführt werden sollten.Bitte geben 

Sie Ihre Identifikationsnummer bei Anträgen, Erklärungen und 

Mitteilungen zur Einkommen-/Lohnsteuer gegenüber Finanzbehörden 

immer an.Bitte geben Sie vorerst Ihre Steuernummer zusätzlich 

zur mitgeteilten Identifikationsnummer an ¼ Beachten 

Sie auch die Hinweise auf der Rückseite dieses Schreibens ¼ 

Mit freundlichen Grüûen.Ihr Bundeszentralamt für Steuern.ª 

Der preuûische Obrigkeitsstaats-Tonfall soll 

wohl in die frühkindliche Prägung einflieûen 

Das ist, auch weil der sehr geehrte Herr noch gar nicht lesen 

kann, etwas albern und ungeschickt und eigentlich auch mit der 

Würde des neugeborenen Menschen in einer aufgeklärten Zivilgesellschaft 

nicht wirklich vereinbar.Ein Missverständnis. 

Wenn sie wenigstens diese seltsame Idee, schon Neugeborene 

mit persönlichen Identifikationsnummern zu versehen, besser gestalten 

würden, ironischer, freundlicher, lebensnäher.Es wäre 

zum Beispiel ja schon etwas ganz anderes, wenn jedem Neugeborenen 

mit einer kleinen Urkunde vom Bundespräsidenten oder 

wenigstens vom Innenministerium feierlich eine Nummer verliehen 

und es bei dieser Gelegenheit von seinem Staat im Leben 

und in der Bundesrepublik begrüût und willkommen geheiûen 

würde. 

Die Eltern lachen, sind sowieso anspruchslos bis zynisch, was 

das seltsame, und rein ökonomisch geprägte Verhältnis des aufgeblähten 

Fürsorgestaates zu seinen Bürgern angeht.Als wäre 

das Finanzamt die staatliche Instanz schlechthin.Als müsse 

schon ein Baby aufgeklärt werden über seine Staatsbedürftigkeit 

und die fatale, alles bestimmende Priorität von Finanzen und 

Ökonomie.Als müsse auch dieser preuûische Obrigkeitsstaats- 

Tonfall dringend schon in die frühkindliche Prägung aufgenommen 

werden. 

Und weil sie nicht sicher sind, wann das Baby zum ersten Mal 

Fettgedrucktes von Normaltext unterscheiden kann, kleben 

Mama und Papa den ersten Brief nicht in das Erste-Jahr-Buch, 

werfen ihn lieber in die ungeliebte Kiste, auf der ¹Steuerunterlagenª 

steht, und sagen: Alles gut, solange wenigstens keiner von 

uns verlangt, dass wir unserem Söhnchen die lebenslängliche 

Identifikationsnummer auf den Oberarm tätowieren lassen müssen. 

Und das Baby? Schreit.Laut.Sehr laut.Trainiert seine kleinen 

Lungen schon mal für die spätere Eignung und Verwendung als 

Wutbürger. 

Evelyn Roll 


Sitz Berlin 

Süddeutsche Zeitung, FEUILLETON, Dienstag, 25.September 

2012, Bayern, Deutschland, München Seite 11 

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Das Streiflicht 

Manchmal ist es gar nicht so einfach, ein glücklicher Deutscher zu 

sein.Zum Beispiel dann, wenn man rein zufällig in Berlin wohnt. 

Oder noch schlimmer: Wenn man rein zufällig nicht in Berlin 

wohnt.Der kleine Glücksvorteil des Berliners besteht darin, dass 

er schon da ist, wenn er nach Berlin will.Für alle anderen ist und 

bleibt der Weg in die Hauptstadt mit allerlei mittelalterlichen Strapazen 

verbunden.Von Flugreisen ist grundsätzlich abzuraten, 

der nächstliegende funktionierende Airport befindet sich in Frankfurt 

am Main.Zwar gibt es im Groûraum Berlin zum Teil mehrspurige 

Autobahnabschnitte, die manchmal zwei Tage am Stück befahrbar 

sind.Sie haben nur leider keine Autobahnanschlussstellen, 

die zwei Tage am Stück befahrbar wären.Verhältnismäûig 

unkompliziert ist die Einreise auf jenen Wanderwegen, welche 

der Dichter Theodor Fontane erkundet hat.Ansonsten bleibt nur 

die gute alte Eisenbahn.Mitten in Berlin steht eine vierstöckige 

Shopping-Mall, die einen hübschen Ausblick auf das Regierungsviertel 

bietet.Dort halten dem Vernehmen nach auch Züge. 

Die Deutschen haben ein gestörtes Verhältnis zu ihrer Bahn.Das 

ist, wie so viele deutsche Verhältnisse, schwer zu verstehen.Sicher, 

das Boulevard-Frühstück im Bordbistro macht so wenig 

Fortschritte wie der Englischkurs der Zugbegleiter.Und gerade 

jetzt, da der Winter naht, muss man auf den Hauptstrecken (also 

fernab der Hauptstadt) wieder etwas zusammenrücken.Wahr ist 

aber auch, dass sich in den Gepäckablagen nicht selten noch ein 

freier Liegeplatz findet.Vor allem in jenen Abteilen, in denen entweder 

die Heizung oder die Klimaanlage streikt.Im Übrigen reist 

man auch auf dem Gang recht bequem.Das haben gerade zwei 



Sitz Berlin 

Fahrgäste namens Marco Reus und Mario Götze demonstriert. 

Die beiden Fuûballer hatten die Heimreise von ihrem Spiel in 

Hannover ohne Reservierung angetreten.Sie mussten sich mit 

einem Stammplatz gegenüber der Klotür begnügen.Wer aber 

ihre glücklichen BVB-Gesichter auf Fotos sah, der ahnt: Man 

kann das Leben durchaus in vollen Zügen genieûen.Jedenfalls 

dann, wenn diese Züge nach Dortmund rollen. 

Nun aber zu einer aktuellen Verkehrsmeldung: ¹Im Winter wieder 

Direktzüge zwischen Berlin und Potsdam.ª Das klingt nach einem 

Jahrhundertprojekt, denn zwischen diesen Städten liegen gut und 

gerne 31 Kilometer.Offenbar, so muss man das ja lesen, sollen 

Bahnreisende die Strecke künftig ganz ohne Umsteigen bewältigen 

können.Ob das klappen kann, wenn demnächst die ersten 

Schneeflocken leise auf die Gleise rieseln und der Fahrplan einfriert, 

darf sich jeder selbst ausmalen.Andererseits, wie sagte 

noch gleich der Alte Fritz, der berühmteste Berlin-Potsdam-Pendler 

neben Günther Jauch und Fontane? Man solle die menschlichen 

Pläne nie nach ihrem Ausgang beurteilen. 

Süddeutsche Zeitung POLITIK Freitag, 30.November 2012 

Streiflicht, Bayern, Deutschland, München, Seite 1 

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Buchbesprechung 

R. Labitzke 

Grenzflieger ± ein Chirurg erinnert sich 

2011. XII, 372 Seiten, 45 Abbildungen, 

Hardcover, (D) C= 24,95/CHF 30,25 

Dr. Reinhard Kaden Verlag GmbH & Co.KG, 

Heidelberg 

ISBN 978-3-942825-06-1 

Wer sich der Arbeiten von R. Labitzke, insbesondere 

seines ¹Handbuch der Seilosteosynthesenª 

erinnert, wird auch hinter dem ¹Grenzfliegerª etwas Besonderes 

erwarten. Labitzkes chirurgisches Leben wurde durch 

die Nachkriegsverhältnisse, die die heutige Chirurgengeneration 

nur vom Hörensagen, bruchstückhaft kennt, geprägt. Was er berichtet, 

nennt er die ¹Beweise des Ursprungsª. Der Weg zum Studium 

führte nur über die ¹Teilnahme am sozialistischen Wettbewerbª 

an die Humboldt-Universität und später an die Freie Universität 

Berlin. Schon der sich aus diesem Wechsel ergebende Blick 

in 2 verschiedene Welten ist ein Dokument der Zeitverhältnisse. 

Die Weiterbildungsjahre führten ihn an viele Stationen, die aus 

ihm ± aber stets aus eigenen Initiativen ± einen chirurgischen Generalisten, 

heute zum Schaden des Faches nicht mehr angeboten, 

werden lieûen. Stetige wissenschaftlich-chirurgische Neugier 

gepaart mit auûergewöhnlicher Kritikfähigkeit einerseits, die mit 

ingenieurmäûigem Verstand begriffene Biomechanik andererseits 

lieûen schlieûlich die Unfallchirurgie obsiegen. Unkonventionell 

veranlagt, hat L. es verstanden, aus einem maroden Allgemeinkrankenhaus 

erst eine kreative Schwerpunktklinik, daraus 

eine Universitätsklinik der anderen Art zu formen. Die lebensinhaltliche 

Beschreibung dieses Werdegangs ist nicht nur wegen 

der Einmaligkeit eine genussvolle, die Zeitumstände treffend darstellende 

Lektüre, in der der Autor die Grenzen des in Beruf, Gesellschaft, 

Umfeld und auch Familien- und Privatleben erkennbar 

macht und sie zugleich überfliegt. Tatsächlich spielt auch die Fliegerei 

eine bedeutende Rolle in seinem Leben und hat die engen 

Grenzen des eigenen Landes ± wie seines Faches ± oftmals hinter 

sich gelassen. In wenigen Jahren wird man diese Biografie als 

Zeugnis einer anderen Zeit verstehen. 

J. Probst, Murnau 

V. Klimpel 

Das Heilkundige Sachsen 

Hellerau-Verlag Dresden 2011 

ISBN 978-3-938122-21-1 

Preis:12,90 C= 


Sitz Berlin 

Das Buch ist ein medizinischer Reisebericht 

über eine Reise vom Westen Sachsens nach 

Osten. In der Einführung, gleichsam der Fahrplan, 

klingen die Themen an: Sachsen erscheint 

als Mutterboden für das Kur- und Bäderwesen sowie die 

verwandte Homöopathie. Die ersten ärztlichen Standesorganisationen 

entstehen hier in Sachsen. Dem ausgedehnten Bergbau 

folgten eine frühe Gewerbe- und Arbeitsmedizin. Ein Anfangszitat 

von Adolf Kussmaul bereitet auch auf die Würdigung der Leistungen 

der Landärzte vor. 

Das nächste Kapitel ist einem Überblick über die sächsische Medizingeschichte 

gewidmet. Auûer trepanierten Schädel gibt es 

keine frühmedizinischen Spuren. 

Mittelalter, Renaissance und Barock waren vorwiegend auf Laienheiler, 

Kloster- und Kräutermedizin angewiesen. In diesem 

Dunstkreis reiste Doktor Eisenbarth durch Sachsen. Eine wissenschaftliche 

Medizin in Sachsen gibt es erst seit Gründung der Medizinischen 

Fakultät in Leipzig im Jahre 1415. 

Das 19. bis 20. Jahrhundert war geprägt von Militärärzten mit einem 

chirurgischen Schwerpunkt sowie Leibärzten für den Hofstaat. 

Der bekannteste unter ihnen war der Naturforscher, Arzt, 

Philosoph und Künstler Carl Gustav Carus. 

Die Industrialisierung Sachsens wurde begleitet vom Bau moderner 

Krankenhäuser, der Gründung von Unfallversicherungen und 

dem Zusammenschluss der ¾rzte. 1891 stufte die ¹Leipziger Illustrierte 

Zeitungª die Chirurgie als bedeutendstes Fach ein. Zeitgleich 

kamen aus Sachsen die ersten Anstöûe für eine ¹Plastische 

Chirurgieª, die Carl Thiersch in Leipzig durch seine Hauttransplantationen 

zu einem ersten Höhepunkt führte. 

1878 etablierte sich das Fach Hygiene an der Universität Leipzig. 

1911 organisierte Dresden eine internationale Hygieneausstellung, 

auf der das 1930 in Dresden eingeweihte Hygienemuseum 

aufbauen konnte. 

Seit der Kaiserzeit baute Sachsen seine führende Stellung auf 

dem Gebiet der Naturheilverfahren und des Heilstättenwesens 

aus. Zahlreiche TBC-Heilstätten bezeugen die Bedeutung der 

TBC, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg. 


Buchbesprechung 

Was allein den ¾rzten durch unterschiedliche politische Verhältnisse 

zugemutet wurde, zeigt die Tatsache, dass einerseits der 

sächsische nationalsozialistische ¾rzteverband 1934/35 mit 

1314 Mitgliedern der stärkste in Deutschland war, anderseits in 

der DDR den angehenden ¾rzten bis zum Facharzt 11 Jahre 

lang ein marxistisch-leninistisches Grundlagenstudium zusätzlich 

abverlangt wurde. 

Die nächsten Kapitel sind eine Reisebeschreibung durch die einzelnen 

sächsischen Regionen. Dies legt in einer chirurgiebetonten 

Rezension besonders die Hervorhebung der wichtigsten chirurgischen 

Persönlichkeiten nahe. Andere prominente ¾rzte werden 

aber nicht ausgespart. 

Im vogtländischen Falkenstein treffen wir auf den Geburtsort des 

Internisten und Arterioskleroseforschers Gotthard Schettler, ehemals 

Ordinarius in Westberlin und Heidelberg. 

In Zwickau hatte Heinrich Braun seine Wirkungsstätte. Die ältere 

Chirurgengeneration kennt ihn als Autor der ¹Lokalanästhesieª 

und als Mitherausgeber des ¹Bier-Braun-Kümmelª. 1924 war er 

Präsident der DGCH und wurde 1929 ihr Ehrenmitglied. 

In Zwickau geboren ist auch Herbert Junghanns, 1961 Präsident 

der DGCH und von 1971±1981 ihr Generalsekretär. Sein Sohn 

Klaus Junghanns war der langjährige Schatzmeister der Gesellschaft. 

Auch Gerhard Küntscher hat seine Wurzeln in dieser 

Stadt. 

In der mittelsächsischen Bergarbeiterstadt Freiberg machte der 

Nobelpreisträger für Physiologie und Medizin von 1999, Günter 

Blobel, sein Abitur. Die Technische Universität Bergakademie 

ehrte ihn 2001 als Ehrendoktor. 

Das mehr nördlich gelegene Waldheim war die Heimat von Arthur 

Läwen, 1943 Präsident der DGCH. 

Wer noch das ¹Taschenbuch der Anatomieª kennenlernte, erinnert 

sich an den Anatomen Voss aus Borna und seinen Schüler 

Herrlinger. 

Damit kommt die Völkerschlacht von 1813 in der Umgebung von 

Leipzig ins Blickfeld, die 100 000 Tote forderte. Jean Dominique 

Larrey, der Leibchirurg Napoleons, versuchte, sich mit fliegenden 

Ambulanzen, Triagen und massenhaften Amputationen gegen 

die unmenschliche Tragödie anzustemmen. 

Die bis 1945 bedeutende Buchstadt Leipzig hat seit 1906 das älteste 

Institut für Geschichte der Medizin. Eine bedeutende anatomische 

Sammlung ist dem Anatomen Wilhelm His gewidmet. Herausragende 

Leipziger chirurgische Lehrstuhlinhaber wie Carl 



Sitz Berlin 

Thiersch, Erwin Payr sowie Friedrich Trendelenburg waren Präsidenten 

der DGCH. 

Dresden als eine der sächsischen Medizinmetropolen war nicht 

allein die Stadt von Carl Gustav Carus, sondern im Friedrichstadtkrankenhaus 

auch des Cystoskopinaugurators Maximilian Nitze, 

des Nobelpreisträgers Werner Forssmann, des Pathologen Albert 

Zenker, des Wirbelsäulenforschers Georg Schmorl sowie von Albert 

Bernhard Fromme. Dieser war 1943 zum Präsidenten der 

DGCH gewählt worden, ohne das Amt wegen der Kriegsereignisse 

ausüben zu können. 1954 war er der Gründungsrektor der Medizinischen 

Akademie ¹Carl Gustav Carusª. Hier gelang 1977 Helmut 

Wolff die erste Lebertransplantation im Ostblock. 

Abschlieûend sollte eines Chirurgen und Schriftstellers gedacht 

werden, der in Bautzen das Gymnasium besuchte. Die Nachkriegsgeneration 

verdankt Peter Bamm, sein genuiner Name war 

Curt Emmerich, das Erinnerungsbuch aus dem Zweiten Weltkrieg 

¹Die unsichtbare Flaggeª. Damit wollte er der ärztlichen Humanität 

auf allen Seiten ein Denkmal setzen, einer Humanität, die auch 

auf allen Seiten ausgeübt wurde. Die ¹Flaggeª wehte überall da, 

woLeid gelindert wurde. 

Das in der Form eines Reiseberichts konzipierte Buch ist eine 

Hommage des Wahlsachsen Volker Klimpel an das ¹Heilkundige 

Sachsenª. Nahezu 900 Personennamen und 322 Ortsangaben 

lassen die minutiösen Detailkenntnisse ahnen. Ein medizinhistorisch 

Interessierter kann davon nur profitieren. Der ungünstige 

Zeilenabstand ändert daran nichts. 

Dem Autor ist auch dafür zu danken, die durch Krieg und Teilung 

verursachten wechselvollen Verwendungen von Krankenhäusern, 

Heilstätten und Kurheimen mit ihren ¾rzten der Vergangenheit 

entrissen zu haben. 

W. Hartel, Westerstetten

Tagungskalender 

Januar 2013 

¹Hernie kompaktª und Berliner Hernientage 

22.±24.01. bzw. 25./26.01.2013 

Berlin 

Themen: ± OP-Kurs 

± Theoretische Grundlagen und Spezialwissen 

± Leistenhernien 

± Die kindliche Hernie 

± Hernienchirurgie u.a. 

Wiss. Leitung: Dr. B. Stechemesser 

Dr. R. Lorenz 

Dr. W. Reinpold 

Informationen: www.hernie-kompakt.de 

www.berliner-hernientage.de 

Februar 2013 

30. Münchner Mikrokurs 

19.±22.02.2013 

Klinik für plastische und Handchirurgie 

Klinikum rechts der Isar 

Ismaninger Str. 22 

81675 München 

Wiss. Leitung: Dr. D. Müller 

Dr. K. Megerle 

Dr. T. Schenck 

Informationen: www.muenchner-mikrokurs.de 

Tel.: 0 89/41 40-21 71 

Anmeldungen: sek.plastchir@lrz.tu-muenchen.de 

Anorektaler Endo-Sonografiekurs 

22./23.02.2013 

End- und Dickdarmzentrum 

Mannheim 

Wiss. Leitung: PD Dr. D. Bussen 

Prof. Dr. M. Sailer 

Thema: Grund- und Aufbaukurs 

Anmeldung: Frau A. Wiedenmann 

c/o End- und Dickdarmzentrum 

Tel.: 06 21/1 23 45-10 

Fax: 06 21/1 23 45-12 

E-Mail: mail@enddarm-zentrum.de 

4. Interdisziplinäres Symposium ¹Primäre Leberkarzinomeª 

23.02.2013 

Hotel Melia 

Friedrichstraûe 103 

10117 Berlin 

Wiss. Leitung: Prof. Dr. H. Scherübl 

Prof. Dr. P. Neuhaus 

Prof. Dr. M. P. Manns 

Themen: Hepatozelluläres Karzinom 

Therapie des HCCs 

Gallenwegskarzinome 

Palliative Therapie 

Informationen: www.leberkarzinome.de 

März 2013 

4. Internationaler Koloproktologiekurs 

04./05.03.2013 

Universitätsklinikum Würzburg 

Oberdürrbacher Str. 6 

97080 Würzburg 

Thema: Education and training in coloproctology 

± Live surgery 

± EBM lectures 

± Training on models 

Informationen: www.coloproctology-course.com 

Frau A. Böhmer 

Tel.: 09 31/2 01-3 10 02 

Fax: 09 31/2 01-3 10 49 

E-Mail: boehmer_a@klinik-wuerzburg.de 

Kieler Arthroskopiekurs 

08./09.03.2013 

Anatomisches Institut 

Christian-Albrechts-Universität 

Olshausenstr. 40 

24118 Kiel 

Wiss. Leitung: Prof. Dr. A. Seekamp 

Prof. Dr. J. Sievers 

Dr. F. Pries 

Dr. J. Fay 

Informationen: www.kieler-arthroskopiekurs.de 

Conventus GmbH 

Tel.: 0 36 41/31 16-141 

Fax: 0 36 41/31 16-243 

E-Mail: juliane.rammelt@conventus.de 


Sitz Berlin 



A8-Symposium München ± Ulm ± Stuttgart 

15.03.2013 

Universität Ulm 

Hörsaal Chirurgie 

Ulm 

Wiss. Leitung: Prof. Dr. F. Gebhard 

Prof. Dr. U. Stöckle 

Prof. Dr. P. A. Grützner 

Thema: Behandlungsstrategien bei Verletzungen im 

Wintersport 

Informationen: COCS GmbH 

Tel.: 0 89/89 06-7 70 

Fax: 0 89/89 06-77 77 

E-Mail: nina.toy@cocs.de 

April 2013 

BioSpine 4-4 International Congress Biotechnologies 

of Spinal Surgery 

24.±26.04.2013 

Austria Trend Hotel Savoyen 

Rennweg 16 

A ± 1030 Wien 

Wiss. Leitung: Prof. M. Ogon 

Dr. C. Eder 

Prof. Dr. H.-J. Meisel 

Informationen: www.biospine4.org 

MCI GmbH 

Tel.: 0 30/20 45-90 

Fax: 0 3/20 45-950 

E-Mail: biospine@mci-group.com 

Mai 2013 

XIII. Frühjahrsakademie der VD¾PC 

08.±10.05.2013 

Haus der Kirche 

Wilhelshöher Allee 330 

34131 Kassel 

und Rotes-Kreuz-Krankenhaus 

Hansteinstr. 29 

34121 Kassel 

Wiss. Leitung: Prof. Dr. E. M. Noah 

Informationen: www.vdaepc-kongress.de 


64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für 

Neurochirurgie (DGNC) 

26.±29.05.2013 

Düsseldorf 

Wiss. Leitung: Prof. Dr. H.-J. Steiger 

PD Dr. J. Herdmann 

Themen: ± Tumore der Hypophyse und Schädelbasis 

± Aneurysmen: Pathophysiologie und 

Prognosen 

± Neuroonkologie: Behandlungskonzepte bei 

Metastasen und Rezidiv-Gliomen 

± Wirbelsäule: MIS ± minimalinvasive Wirbelsäulenchirurgie, 

Trauma und Tumore 

Informationen: www.dgnc.de/2013 

Juni 2013 

14 th Congress of the European Paediatric Surgeons 

05.±08.06.2013 

Leipzig 

Wiss. Leitung: Prof. Dr. H. Till 

Informationen: www.eupsa2013.org 

event lab GmbH 

Tel.: 03 41/240-5 96 50 

Fax: 03 41/240-5 96 51 

E-Mail: info@eupsa2013.org 


Sitz Berlin 

62. Jahrestagung der Norddeutschen Orthopädenund 

Unfallchirurgenvereinigung 

13.±15.06.2013 

Congress Center Hamburg 

Am Dammtor 

20355 Hamburg 

Wiss. Leitung: Prof. Dr. T. Gehrke 

Prof. Dr. C. Jürgens 

Informationen: www.nouv-kongress .de 


Tel.: 0 36 41/31 16-305 

Fax: 0 36 41/31 16-243 

E-Mail: dirk.eichelberger@conventus.de


20. Jahreskongress der Deutschen Vereinigung für 

Schulter- und Ellenbogenchirurgie e. V. 

20.±22.06.2013 

Congress Centrum und Maritim 

Würzburg 

Wiss. Leitung: Prof. Dr. F. Gohlke 

Themen: Inversive Schulter-Endoprothetik 

Erkrankungen und Verletzungen bei Kindern 

und Jugendlichen 

Tumoren u. a. 

Informationen: www.dvse-kongress.de 

Intercongress GmbH 

Tel.: 06 11/9 77 16-10 

Fax: 06 11/9 77 16-16 

E-Mail: thomas.miltz@intercongress.de 

CARS 2013 ± Computer assisted radiology and surgery 

26.±29.06.2013 

Convention Center 

Heidelberg 

Informationen: www.cars-int.org 

CARS Conference Office 

Tel.: 0 77 42/9 22-4 34 

Fax: 0 77 42/9 22-4 38 

E-Mail: office@cars-int.org 

8. Saale-Unstrut-Symposium für klinische Chirurgie 

28./29.06.2013 

Museum Schloss Neuenburg 

Schloss 1 

06632 Freyburg/Unstrut 

Wiss. Leitung: Dr. W. Asperger 

DM J. Bretschneider 

Informationen: www.saale-unstrut-symposium.de 


Tel.: 0 36 41/31 16-141 

Fax: 0 36 41/31 16-243 

E-Mail: juliane.rammelt@conventus.de 

August 2013 

International Surgical Week ISW 2013 

25.±29.08.2013 

Helsinki/Finnland 

Wiss. Leitung: Prof. Dr. G. Akerström 

Prof. Dr. A. Leppäniemi 

Informationen: www.isw2013.org 

September 2013 

44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, 

Rekonstruktiven und ¾sthetischen Chirurgen 

(DGPR¾C) und 18. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen 

¾sthetisch-Plastischen Chirurgen (VD¾PC) 

12.±14.09.2013 

Messe- und Congress-Centrum Halle Münsterland 

Münster 

Wiss. Leitung: Dr. A. Krause-Bergmann 

Dr. W. D. Luerûen 

Themen: ± Rekonstruktion und ästhetische Behandlung 

von Gesicht und Brust 

± Deckung von Weichteildefekten 

Informationen: www.dgpraec-tagung.de 


Tel.: 0 36 41/3 11-63 05 

Fax: 0 36 41/3 11-62 43 

E-Mail: frauke.fischer@conventus.de 

41 st Meeting International Society for Pediatric Neurosurgery 

29.09.±03.10.2013 

Congress Centrum Mainz 

Kurfürstliches Schloss 

Peter-Altmeier-Allee 

55116 Mainz 

Wiss. Leitung: Prof. Dr. W. Wagner 

Informationen: www.ispn2013.org 

Porstmann Kongresse GmbH 

Tel.: 0 30/28 44-9 90 

Fax: 0 30/28 44-99 11 

E-Mail: ispn2013@porstmann-kongresse.de 

Oktober 2013 


Sitz Berlin 

22. Jahrestagung der Deutschen Transplantationsgesellschaft 

(DTG) 

24.±26.10.2013 

Sheraton Airport Hotel Conference Center 

Frankfurt/Main 

Wiss. Leitung: Frau Prof. Dr. I. A. Hauser 

PD Dr. F. Ulrich 

Informationen: www.dtg2013.de 

DTG-Geschäftsstelle 

Tel.: 09 41/9 44-73 24 

Fax: 09 41/9 44-71 97 

E-Mail: dtg.sekretariat@klinik.uni-regensburg.de 



November 2013 

8. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Interdisziplinäre 

Notfall- und Akutmedizin (DGINA) e.V. 

07.±09.11.2013 

CCH ± Congress Center Hamburg 

Am Dammtor/Marseiller Straûe 

20355 Hamburg 

Wiss. Leitung: Dr. M. Wünning 

Dr. B. Hogan 

Themen: Aktuelle wissenschaftliche Studien 

Spezielle Patientengruppen in der 

Notaufnahme 

Organisation und Management 

Ausbildung nach Curriculum der EuSEM u.a. 

Informationen: www.dgina-kongress.de 


Tel.: 0 36 41/3 11-63 20 

Fax: 0 36 41/3 11-62 41 

E-Mail: dgina-kongress@conventus.de 



Sitz Berlin

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 01/2013

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