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Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 01/2013

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Chirurg/-in und <strong>Chirurgie</strong><br />

Was ist bisher passiert? Organisation <strong>der</strong><br />

Exzellenzinitiative<br />

Die Exzellenzinitiative wurde konzipiert als ein wettbewerbliches<br />

Antragsverfahren, in dem sich Universitäten <strong>für</strong> 3 För<strong>der</strong>linien bewerben<br />

können:<br />

± Graduiertenschulen (2,5 Millionen Euro/Jahr)<br />

± Exzellenzcluster (Forschungsverbünde von 25 Wissenschaftlern<br />

unter Einschluss hochschulfreier Forschung (bis zu 8 Millionen<br />

Euro/Jahr)<br />

± Zukunftskonzepte zum Ausbau <strong>der</strong> Spitzenforschung (bis zu<br />

20 Millionen Euro/Jahr)<br />

Dieses Angebot wurde seitens <strong>der</strong> Universitäten zwar initial sehr<br />

kritisch kommentiert, dann aber überraschend breit angenommen.<br />

Das ist zu belegen durch die reale Beteiligung. So wurden<br />

<strong>für</strong> die För<strong>der</strong>linie 1: Graduiertenschulen (GS)135 Antragsskizzen<br />

vorgelegt, die in 39 Auffor<strong>der</strong>ungen zur Antragstellung mündeten.<br />

In <strong>der</strong> För<strong>der</strong>linie 2: Exzellenzcluster (EC) wurden 157 Antragsskizzen<br />

vorgelegt, die in 41 Auffor<strong>der</strong>ungen zur Antragstellung<br />

einmündeten. Und in <strong>der</strong> lukrativsten För<strong>der</strong>linie 3: Zukunftskonzepte<br />

kam es zur Vorlage von 27 Antragsskizzen, die in 10 Auffor<strong>der</strong>ungen<br />

zur Antragstellung resultierten. Die aus dieser För<strong>der</strong>ungsinitiative<br />

resultierende Mittelflut durch den Bund war nicht<br />

unerheblich. So wurden 1,9 Mrd. C= <strong>für</strong> 5 Jahre ausgeschüttet.<br />

Die Verteilung erfolgte nach dem Prinzip, dass <strong>der</strong> Bund 75 %<br />

<strong>der</strong> Mittel übernimmt, während 25 % <strong>der</strong> Mittel von dem Bundesland<br />

getragen werden müssen, in dem sich die beantragende<br />

Universität befindet (¹Sitzland, Sprecheruniversitätª). Die Ausschüttung<br />

<strong>der</strong> Mittel macht aber auch die Wertigkeit <strong>der</strong> Programme<br />

deutlich. In die etwa 40 Graduiertenschulen flossen jeweils ca.<br />

1 Mio. C= p.a., die etwa 30 Exzellenzcluster wurden mit jeweils<br />

6,5 Mio. C= p. a. geför<strong>der</strong>t, während die konzentrierteste Mittelzuweisung<br />

an die 10 Hochschulen zur För<strong>der</strong>ung von Zukunftskonzepten<br />

ging, nämlich etwa 15 Mio. C= p.a.<br />

Exzellenzinitiative und Eliteuniversität<br />

Die Medienrezeption hat die Exzellenzinitiative nahezu ausschlieûlich<br />

entsprechend dem Gewicht <strong>der</strong> finanziellen Zuwendung<br />

gewürdigt und nicht unter Würdigung <strong>der</strong> Forschungsinhalte.<br />

Allein <strong>der</strong> wettbewerbliche Erfolg in <strong>der</strong> dritten För<strong>der</strong>linie verschaffte<br />

und verschafft in den Medien den Status <strong>der</strong> Eliteuniversität.<br />

Der Erfolg in dieser För<strong>der</strong>linie ist nur <strong>für</strong> die Universitäten möglich,<br />

die bereits in den beiden an<strong>der</strong>en Programmen Anträge<br />

durchgebracht haben. Als einer <strong>der</strong> entscheidenden akademischen<br />

Architekten <strong>der</strong> Exzellenzinitiative stellte sich Max Einhäupl<br />

den Fragen <strong>der</strong> Medien. Max Einhäupl betonte, es gehe<br />

Gegründet 1872<br />

Sitz Berlin<br />

bei <strong>der</strong> Exzellenzinitiative um einen ¹lang ersehnten Paradigmenwechsel<br />

im deutschen Hochschulsystem, mit dem wir uns verabschieden<br />

von <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> Homogenität und uns anfreunden mit<br />

<strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> Diversitätª.<br />

Nachdem mancherorts spekuliert worden war, das För<strong>der</strong>instrument<br />

<strong>der</strong> Exzellenzinitiative würde keine Nachhaltigkeit entwickeln<br />

können und mittelfristig im Sande verlaufen, hat sich diese<br />

initiale Erwartung nicht bestätigt, son<strong>der</strong>n in das Gegenteil verkehrt.<br />

Die Exzellenzinitiative ¹is here to stayª. Nach unsicherem<br />

Beginn blieb <strong>der</strong> politische Weg <strong>der</strong> Exzellenzinitiative eine Erfolgsgeschichte,<br />

orchestriert von <strong>der</strong> Bundespolitik, den Län<strong>der</strong>n,<br />

dem Wissenschaftsrat und den Hochschulen. Zu dieser Erfolgsgeschichte<br />

mag ± in Umkehrung des Arguments von Richard<br />

Münch ± nicht unwesentlich beigetragen haben, dass die Standorte<br />

zu Eliteuniversitäten gemacht worden sind, die ohnehin das<br />

Kommissions-, Gremien- und Machtmonopol <strong>der</strong> DFG haben. Richard<br />

Münch legt dar, dass die 22 Gewinner <strong>der</strong> ersten Runde <strong>der</strong><br />

Exzellenzinitiative mit 969 Sitzen über mehr als die Hälfte <strong>der</strong><br />

1881 von Hochschulen besetzten Ausschutzsitze <strong>der</strong> DFG besetzen,<br />

während die 57 leer ausgegangenen Hochschulen weniger<br />

als die Hälfte <strong>der</strong> Ausschusssitze besetzen. Von den 22 Gewinnern<br />

belegen 13 die ersten 14 Plätze <strong>der</strong> am stärksten in den<br />

DFG-Ausschüssen vertretenen Hochschulen. Das kontrastiert<br />

mit an<strong>der</strong>en inhaltlichen Parametern. In <strong>der</strong> Rangliste <strong>der</strong> Publikationen<br />

und Patente pro Professor streuen diese 22 Hochschulen<br />

über 57 Plätze, 10 von den 22 sind erst zwischen den Plätzen<br />

22±57 zu finden. Das wie<strong>der</strong>um kontrastiert damit, dass die ersten<br />

22 zwischen 2002 und 2004 mit 1,74 Mrd. C= etwa 54 % <strong>der</strong><br />

DFG-Bewilligungen eingenommen haben. Damit war ungeachtet<br />

<strong>der</strong> inhaltlichen Kritik <strong>der</strong> wissenschaftspolitische Erfolg <strong>der</strong> Exzellenzinitiative<br />

schon deshalb gewährleistet, weil sie eine zum<br />

Zeitpunkt ihrer Auslobung bestehende forschungspolitische<br />

Machtstruktur unterstützte (RM62). Der Erfolg und die Nachhaltigkeit<br />

<strong>der</strong> Exzellenzinitiative wird durch ihre kurze, aber sehr<br />

stringente Geschichte eindrucksvoll belegt: 2005 wurden Antragsskizzen<br />

vorgelegt, 2006 erfolgte die Auffor<strong>der</strong>ung zur Antragstellung,<br />

bereits 2007 erfolgte die erstmalige Benennung <strong>der</strong><br />

Eliteuniversitäten in Deutschland. 2009 fiel die politische Entscheidung<br />

über die Fortsetzung des Programms, die 2<strong>01</strong>2 in <strong>der</strong><br />

erneuten Kürung <strong>der</strong> Eliteuniversitäten mündete. Für 2<strong>01</strong>5 wird<br />

die kritische Evaluation erwartet, verbunden mit <strong>der</strong> Entscheidung<br />

über die Fortsetzung des Programms. Hier ergeben sich grundsätzliche<br />

Fragen, da es unklar ist, wie die För<strong>der</strong>ung über das<br />

Jahr 2<strong>01</strong>7 hinaus aussehen wird. In <strong>der</strong> Politik wurde von Bildungsministerin<br />

Schavan <strong>der</strong> Vorschlag in die Öffentlichkeit gebracht,<br />

über Bundesuniversitäten nachzudenken. Dieses dürfte<br />

zwar nicht die letztendliche Lösung sein. Es scheint aber klar,<br />

dass die Politik nicht mit groûem Investment an einer selektierten<br />

Anzahl deutscher Universitäten neue Strukturen und neue Mitarbeiter<br />

aufbauen kann, um dieses Programm dann nach 2<strong>01</strong>7 zu<br />

Deutsche <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Chirurgie</strong> ± <strong>Mitteilungen</strong> 1/13 35

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