Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 01/2013

Historie
Abb.5 Gerhard Hotz
(1880±1926), Direktor der Chirurgischen
Universitätsklinik
Basel (1910±1917).
Reaktion der deutschen Gesellschaft
für Chirurgie (DGC)
An seiner auûerordentlichen Herbstsitzung 1920 wies die Deutsche
Gesellschaft für Chirurgie, unter dem Vorsitz von August
Bier/Berlin, die Begründung des Pariser Ausschlusses offiziell zurück.
Das den Ausschluss begründende ¹Manifest von 1914ª sei
von keinem deutschen Chirurgen unterzeichnet worden und der
Aufruf sei in politisch erregten Zeiten entstanden und habe den
¹berechtigten deutschen Standpunktª vertreten. Mit dieser Erklärung
der DGC wurde teilweise der Standpunkt des Manifestes
wiederholt. So blockierte sie in der Folge zunächst internationale
Ausgleichsbemühungen (30).
Gleichzeitig wurde der Präsident der SIC, Sir William MacEwen
von der Liste der Ehrenmitglieder der DGC gestrichen und den
Mitgliedern des schweizerischen nationalen Komitees der SIC,
Fritz de Quervain, Cesar Roux/Lausanne und Carl Arndt/Bern
der Austritt aus der Deutschen Gesellschaft nahegelegt (30).
In der 45. Versammlung der DGC (2. April 1921/Berlin) beklagte
Ferdinand Sauerbruch (1874±1951) ¹dass die Bemühungen der
neutralen Chirurgen, sich dem Ausschluss entgegenzustellen ungenügend
wärenª. Aufgrund der inzwischen bekannt gewordenen
schweizerischen Unterstützung wurde jedoch das den Herren
Arndt, de Quervain und Roux erteilte ¹consilium abeundiª zurückgenommenª
(2,22, 30).
52 Deutsche Gesellschaft für Chirurgie ± Mitteilungen 1/13
Gegründet 1872
Sitz Berlin
Abb.6 August Bier
(1861±1949) Berlin, Direktor
der 1. Chirurgische Universitätsklinik
(CharitØ) Berlin
(1907±1932).
Abb.7 William MacEwen
(1848±1924) Regius Professor
of Surgery ± University of
Glasgow.
Vermittlung und Diplomatie de Quervains
Die Verweigerung der deutschen Mitgliedschaft im Völkerbund
(1918±1926) verhinderte die auûenpolitische Reintegration
Deutschlands in das internationale System sowie die Legitimierung
und innenpolitische Konsolidierung der labilen Weimarer Republik.
Zusätzlich erzeugten die Völkerbundsentscheide bezüglich
Osteuropas, Polens, Oberschlesiens, eine Atmosphäre nationaler
Demütigung und Empörung in Deutschland (3,8, 13,20, 21).
Diese Ausgangslage komplizierte und erschwerte den internationalen
Ausgleich auf allen Ebenen ungemein (3,5).