Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 01/2013

Reisebericht
Reisebericht zum Jahreskongress des American College of
Surgeons und zwei Zentren der hepatobilären und Pankreaschirurgie
M. Niedergethmann
Dank des Reisestipendiums der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie
zum Jahreskongress des American College of Surgeons
(ACS) war es mir möglich, den Kongress sowie 2 Zentren für hepatobiliäre
und Pankreaschirurgie in den USA zu besuchen.
Der erste Teil meiner Reise führte mich an das Memorial Sloan-
Kettering Cancer Center (MSKCC) nach NewYork. Dr. William
Jarnagin, Leiter des Hepatopancreatobiliary Service am MSKCC,
begrüûte mich bereits frühmorgens und stellte mich dem ganzen
Team vor. An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Organisation
meines Besuchs in NewYork, wie auch in Chicago und Boston,
perfekt von den Kollegen vor Ort organisiert wurde und ich als
der einzige deutsche Exchange-Fellow des ACS überall mit offenen
Armen begrüût wurde. Nach Einführung von Dr. Jarnagin in
die Arbeit und das Spektrum der HPB-Einheit konnte ich mir in
den folgenden Tagen ein Bild über die operative Vielfältigkeit dieses
Teams machen. Dr. Jarnagin, der 2007 Dr. Leslie Blumgart
folgte, ist der Chief Surgeon eines bemerkenswerten und hochkarätigen
Teams. Zu dem HPB-Chirurgie-Team gehört neben ihm
und dem in der Lehre weiterhin aktiven Dr. Leslie Blumgart, Dr.
Yuman Fong und Dr. Ronald DeMatteo, der der Vice-Chairman
des gesamten Chirurgie-Departments ist. Ferner umfasst das
Team die bekannten HPB-Chirurgen Dres. Michael D©Angelica,
Peter Allen und Peter Kingham.
Dr. Blumgart kümmert sich zusammen mit Dr. Jarnagin um die
Ausbildung der Fellows, die in einem 2-jährigen Programm fokussiert
in HPB-Chirurgie ausgebildet werden. Die wöchentliche Vorlesung
für die Fellows sowie das Treffen mit Dr. Blumgart war einer
der Höhepunkte meiner Reise. Es ist beeindruckend, an dem
groûartigen Wissen von Dr. Blumgart teilzuhaben (Abb. 1).
Eine chirurgisch-technische Neuerung in der HPB-Chirurgie ist
v.a. der Einsatz des DaVinci-Operationsroboters. Hier sind v.a.
Dr. Peter Allen und Dr. Yuman Fong hervorzuheben, die Pankreas-
und Leberresektionen mit dem Roboter durchführen. In zahlreichen
Fällen konnte ich hier auf dem ¹Assistenz-Roboterª den
Operationen beiwohnen und inspirierende Erkenntnisse gewinnen.
Die 3-dimensionale Auflösung und die besseren taktilen
Möglichkeiten mögen gegenüber der 2-dimensionalen Laparo-
Gegründet 1872
Sitz Berlin
Abb.1 Gemeinsam mit Dr. Leslie Blumgart bei seiner Vorlesung für Fellows.
skopie Vorteile haben. Die Mehrkosten der Roboterchirurgie sind
für die Kollegen nicht relevant, da sie an die Patienten direkt weitergegeben
werden. Neben den technischen Neuerungen fällt der
groûe Materialaufwand für alle Operationen auf: Auch bei offenen
Operationen werden grundsätzlich Gewebeversiegelungsinstrumente
sowie in hohem Maûe Darm- und Gefäûstapler eingesetzt.
Neben der herausragenden klinisch-operativen Tätigkeit der
HPB-Chirurgie in meist 3±4 Operationssälen täglich, ist dieses
Team sehr forschungsorientiert und verfügt über groûe Laborflächen
und finanzielle Unterstützung in den angeschlossenen Forschungsinstitutionen.
Von groûem Vorteil ist, dass das angeschlossene
Rockefeller-Research-Center direkt gegenüber liegt.
Dr. Yuman Fong verfügt hier z.B. über ein eigenes S2-Labor,
Tier-OP, Mini-MRT und -CT und über ein 10-köpfiges Laborteam.
Das Krankenhaus stellt für chirurgisch-operative Fragestellungen
neben den 6 im MSKCC-OP eingesetzten DaVinci-Robotern einen
Roboter für Forschung zur Verfügung. Die Offenheit und
Freundlichkeit von Yuman Fong und seiner sportbegeisterten Familie
(die Töchter sind in der US Olympiamannschaft der Sportschützen)
hat mich beeindruckt. Die Familie Fong bewohnt eines
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie ± Mitteilungen 1/13 71