Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 01/2013
Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 01/2013
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Buchbesprechung<br />
R. Labitzke<br />
Grenzflieger ± ein Chirurg erinnert sich<br />
2<strong>01</strong>1. XII, 372 Seiten, 45 Abbildungen,<br />
Hardcover, (D) C= 24,95/CHF 30,25<br />
Dr. Reinhard Kaden Verlag GmbH & Co.KG,<br />
Heidelberg<br />
ISBN 978-3-942825-06-1<br />
Wer sich <strong>der</strong> Arbeiten von R. Labitzke, insbeson<strong>der</strong>e<br />
seines ¹Handbuch <strong>der</strong> Seilosteosynthesenª<br />
erinnert, wird auch hinter dem ¹Grenzfliegerª etwas Beson<strong>der</strong>es<br />
erwarten. Labitzkes chirurgisches Leben wurde durch<br />
die Nachkriegsverhältnisse, die die heutige Chirurgengeneration<br />
nur vom Hörensagen, bruchstückhaft kennt, geprägt. Was er berichtet,<br />
nennt er die ¹Beweise des Ursprungsª. Der Weg zum Studium<br />
führte nur über die ¹Teilnahme am sozialistischen Wettbewerbª<br />
an die Humboldt-Universität und später an die Freie Universität<br />
Berlin. Schon <strong>der</strong> sich aus diesem Wechsel ergebende Blick<br />
in 2 verschiedene Welten ist ein Dokument <strong>der</strong> Zeitverhältnisse.<br />
Die Weiterbildungsjahre führten ihn an viele Stationen, die aus<br />
ihm ± aber stets aus eigenen Initiativen ± einen chirurgischen Generalisten,<br />
heute zum Schaden des Faches nicht mehr angeboten,<br />
werden lieûen. Stetige wissenschaftlich-chirurgische Neugier<br />
gepaart mit auûergewöhnlicher Kritikfähigkeit einerseits, die mit<br />
ingenieurmäûigem Verstand begriffene Biomechanik an<strong>der</strong>erseits<br />
lieûen schlieûlich die Unfallchirurgie obsiegen. Unkonventionell<br />
veranlagt, hat L. es verstanden, aus einem maroden Allgemeinkrankenhaus<br />
erst eine kreative Schwerpunktklinik, daraus<br />
eine Universitätsklinik <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Art zu formen. Die lebensinhaltliche<br />
Beschreibung dieses Werdegangs ist nicht nur wegen<br />
<strong>der</strong> Einmaligkeit eine genussvolle, die Zeitumstände treffend darstellende<br />
Lektüre, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Autor die Grenzen des in Beruf, <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
Umfeld und auch Familien- und Privatleben erkennbar<br />
macht und sie zugleich überfliegt. Tatsächlich spielt auch die Fliegerei<br />
eine bedeutende Rolle in seinem Leben und hat die engen<br />
Grenzen des eigenen Landes ± wie seines Faches ± oftmals hinter<br />
sich gelassen. In wenigen Jahren wird man diese Biografie als<br />
Zeugnis einer an<strong>der</strong>en Zeit verstehen.<br />
J. Probst, Murnau<br />
V. Klimpel<br />
Das Heilkundige Sachsen<br />
Hellerau-Verlag Dresden 2<strong>01</strong>1<br />
ISBN 978-3-938122-21-1<br />
Preis:12,90 C=<br />
Gegründet 1872<br />
Sitz Berlin<br />
Das Buch ist ein medizinischer Reisebericht<br />
über eine Reise vom Westen Sachsens nach<br />
Osten. In <strong>der</strong> Einführung, gleichsam <strong>der</strong> Fahrplan,<br />
klingen die Themen an: Sachsen erscheint<br />
als Mutterboden <strong>für</strong> das Kur- und Bä<strong>der</strong>wesen sowie die<br />
verwandte Homöopathie. Die ersten ärztlichen Standesorganisationen<br />
entstehen hier in Sachsen. Dem ausgedehnten Bergbau<br />
folgten eine frühe Gewerbe- und Arbeitsmedizin. Ein Anfangszitat<br />
von Adolf Kussmaul bereitet auch auf die Würdigung <strong>der</strong> Leistungen<br />
<strong>der</strong> Landärzte vor.<br />
Das nächste Kapitel ist einem Überblick über die sächsische Medizingeschichte<br />
gewidmet. Auûer trepanierten Schädel gibt es<br />
keine frühmedizinischen Spuren.<br />
Mittelalter, Renaissance und Barock waren vorwiegend auf Laienheiler,<br />
Kloster- und Kräutermedizin angewiesen. In diesem<br />
Dunstkreis reiste Doktor Eisenbarth durch Sachsen. Eine wissenschaftliche<br />
Medizin in Sachsen gibt es erst seit Gründung <strong>der</strong> Medizinischen<br />
Fakultät in Leipzig im Jahre 1415.<br />
Das 19. bis 20. Jahrhun<strong>der</strong>t war geprägt von Militärärzten mit einem<br />
chirurgischen Schwerpunkt sowie Leibärzten <strong>für</strong> den Hofstaat.<br />
Der bekannteste unter ihnen war <strong>der</strong> Naturforscher, Arzt,<br />
Philosoph und Künstler Carl Gustav Carus.<br />
Die Industrialisierung Sachsens wurde begleitet vom Bau mo<strong>der</strong>ner<br />
Krankenhäuser, <strong>der</strong> Gründung von Unfallversicherungen und<br />
dem Zusammenschluss <strong>der</strong> ¾rzte. 1891 stufte die ¹Leipziger Illustrierte<br />
Zeitungª die <strong>Chirurgie</strong> als bedeutendstes Fach ein. Zeitgleich<br />
kamen aus Sachsen die ersten Anstöûe <strong>für</strong> eine ¹Plastische<br />
<strong>Chirurgie</strong>ª, die Carl Thiersch in Leipzig durch seine Hauttransplantationen<br />
zu einem ersten Höhepunkt führte.<br />
1878 etablierte sich das Fach Hygiene an <strong>der</strong> Universität Leipzig.<br />
1911 organisierte Dresden eine internationale Hygieneausstellung,<br />
auf <strong>der</strong> das 1930 in Dresden eingeweihte Hygienemuseum<br />
aufbauen konnte.<br />
Seit <strong>der</strong> Kaiserzeit baute Sachsen seine führende Stellung auf<br />
dem Gebiet <strong>der</strong> Naturheilverfahren und des Heilstättenwesens<br />
aus. Zahlreiche TBC-Heilstätten bezeugen die Bedeutung <strong>der</strong><br />
TBC, beson<strong>der</strong>s nach dem Zweiten Weltkrieg.<br />
Deutsche <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Chirurgie</strong> ± <strong>Mitteilungen</strong> 1/13 83