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Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 01/2013

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Editorial<br />

ment einschlieûlich eines Beschwerde-Managementsystems einzurichten.Zusätzlich<br />

soll <strong>der</strong> GBA Mindeststandards von Risikound<br />

Fehlermeldesystemen festlegen.Unter diesem Aspekt erscheint<br />

es unverzichtbar, ein Patienten-Prozess-Managementsystem<br />

zu etablieren, um die gefor<strong>der</strong>ten neuen Auflagen zur angestrebten<br />

Patientensicherheit erfüllen zu können.Auch <strong>für</strong> die<br />

Kostenträger ergeben sich zukünftig Verän<strong>der</strong>ungen.Zum einen<br />

sind die Krankenkassen verpflichtet, dem Patienten bei möglichen<br />

Schadensersatzansprüchen aus Behandlungsfehlern zu unterstützen,<br />

zum an<strong>der</strong>en sind zeitliche Vorgaben von 3 Wochen<br />

bei beantragten Leistungen zu berücksichtigen.Nach Ablauf dieser<br />

Frist gilt <strong>der</strong> Antrag dann als genehmigt.Die Regelungen zur<br />

Beweislast bei Behandlungs- und Aufklärungsfehlern entsprechen<br />

weitgehend <strong>der</strong> bisherigen Rechtsprechung.Nur bei Nachweis<br />

sog.grober Behandlungsfehler kommt es zur Umkehr <strong>der</strong><br />

Beweislast, d.h., <strong>der</strong> Arzt steht in <strong>der</strong> Pflicht seine Unschuld nachzuweisen.Zukünftig<br />

wird es <strong>für</strong> die ¾rzte eine Nachweispflicht<br />

über eine ausreichende Arzt-Haftpflichtversicherung geben, wobei<br />

die Zuständigkeit <strong>der</strong> Überprüfungsorgane nicht geklärt ist.<br />

Der Härtefall-Fonds im Sinne eines verschuldensunabhängigen<br />

Schadensausgleichs hat aufgrund fehlen<strong>der</strong> konzeptioneller Inhalte,<br />

wie z.B. Finanzierung, Formulierungen, Bewilligungsinstanz<br />

etc., keine Berücksichtigung finden können. Ob nun die<br />

Rechte des ¹mündigenª Patienten transparenter und ausgewogener<br />

geworden sind o<strong>der</strong> sich eine relevante Verän<strong>der</strong>ung des bisherigen<br />

Arzt-Patienten-Verhältnisses ergeben wird, muss abgewartet<br />

werden, umso mehr, da sich wohl insgesamt die neuen<br />

rechtlichen Grundlagen im medizinischen Alltag nur marginal auswirken<br />

werden.Zu Recht bleibt die Frage bestehen: Patientenrechtegesetz<br />

± Top o<strong>der</strong> Flop?<br />

Für die akademische <strong>Chirurgie</strong> stellt sich sicherlich eine zukünftige<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung auch in <strong>der</strong> ¹Exzellenzinitiative des Bundes<br />

und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> zur För<strong>der</strong>ung von Wissenschaft und Forschung<br />

an deutschen Hochschulenª (siehe hierzu den Beitrag von C.F.<br />

Vahl in diesem Heft).Die universitäre Medizin hat sich bis zum<br />

heutigen Tag in Deutschland durch das Humboldt'sche Konzept<br />

<strong>der</strong> Einheit von Forschung, Lehre und Krankenversorgung leiten<br />

lassen, was noch bei je<strong>der</strong> Neubesetzung eines chirurgischen<br />

Lehrstuhls nachdrücklich gelebt wird.Trotzdem hat sich in den<br />

letzten Jahren eine schleichende Trennung dieser Trias ergeben,<br />

bedingt u.a. durch Auslagerung <strong>der</strong> chirurgischen Forschung in<br />

externe Institute und eine wachsende Drittmittelforschung, reguliert<br />

durch Kennziffern, wie LOM o<strong>der</strong> Impactpunkte, auf die die<br />

akademische <strong>Chirurgie</strong> kaum noch Einfluss hat.Es ist zweifelsfrei<br />

ein nachvollziehbares Konzept, wissenschaftliche Wettbewerbsfähigkeit<br />

in Deutschland sichern zu wollen und dabei auch eine<br />

konkurrenzfähige akademische Elite wie<strong>der</strong> sichtbar werden zu<br />

lassen.Die Exzellenzinitiative ihrerseits könnte nun ± und vieles<br />

spricht da<strong>für</strong> ± die deutsche Universitätslandschaft in einer Weise<br />

verän<strong>der</strong>n, die mit den, gerade auch in den USA bewahrten Hum-<br />

boldt'schen Ideen, nichts mehr gemeinsam hat.Zunehmende<br />

Überwachung <strong>der</strong> Universitäten durch Kennziffersteuerung kann<br />

dann u.U. Einfluss nehmen auf die berufsethischen Grundlagen<br />

des verantwortlichen Handelns.Die Verhältnisse in den USA können<br />

<strong>für</strong> die Entwicklung in Deutschland nicht herangezogen werden,<br />

denn dort gibt es keine politische Privilegierung weniger<br />

Standorte.Die akademische <strong>Chirurgie</strong> ± und nicht nur diese ±<br />

muss also das Erbe von Humboldt kritisch hinterfragen und<br />

gleichzeitig die sicherlich notwendigen Strukturreformen in unserem<br />

Lande aus chirurgischer Sicht aktiv mitgestalten und in die<br />

richtigen Bahnen lenken, vor allem auch <strong>für</strong> den zukünftigen akademischen<br />

Nachwuchs.<br />

Die alljährliche Überarbeitung des DRG-Systems und die damit<br />

eng verbundenen Klassifikationen ICD-10 und OPS zeigen bedeutsame<br />

Verän<strong>der</strong>ungen, die u.a.durch das entsprechende Engagement<br />

des Beauftragten <strong>der</strong> gemeinsamen DRG-Kommission<br />

von DGCH und BDC, Herrn R.Bartkowski (siehe hierzu seinen<br />

Beitrag in diesem Heft), möglich geworden sind.Die Abbildung<br />

und Vergütung gerade auch viszeralchirurgischer Leistungen<br />

kann präziser und sachgerechter erfolgen, wodurch strittige Abrechungssituationen<br />

zukünftig entfallen werden.Hervorzuheben ist<br />

ferner, dass die zeitgerechte Anpassung <strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong><br />

Hämorrhoiden aufgrund <strong>der</strong> nationalen Initiative aus Deutschland<br />

jetzt auch durch die WHO weltweit umgesetzt werden konnte.<br />

Nach dem chinesischen Kalen<strong>der</strong> neigt sich das Jahr des Drachens<br />

dem Ende, d.h. frei nach W. Busch: ¹Es läuft die Zeit, wir<br />

laufen mit.ª Es folgt nun ab dem 10. Februar 2<strong>01</strong>3 das Jahr <strong>der</strong><br />

Schlange, die als beson<strong>der</strong>s intelligent und weise gilt.Diese Eigenschaften<br />

müssen auch wir vor Augen haben und entsprechend<br />

handeln, denn eine Vielzahl von Aufgaben liegen vor uns,<br />

beson<strong>der</strong>s auch die Einheit <strong>der</strong> deutschen <strong>Chirurgie</strong>.Erfreulicherweise<br />

hat sich gezeigt, dass <strong>der</strong> mit Cicero belegte Ausdruck<br />

¹Compromissumª, wenn von allen Seiten verfolgt, schrittweise<br />

zum Konsens führen kann.So planen die Deutsche <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Chirurgie</strong> und <strong>der</strong> Berufsverband <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Chirurgen gemeinsam<br />

die Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> Veranstaltung ¹Quo vadis chirurgia?ª,<br />

die am 15.Februar 2<strong>01</strong>3 im Langenbeck-Virchow-Haus<br />

in Berlin stattfinden wird, zu <strong>der</strong> wir Sie schon jetzt herzlich einladen.<br />

Prof.Dr.med.Dr.h.c.Hans-Joachim Meyer<br />

Generalsekretär<br />

Gegründet 1872<br />

Sitz Berlin<br />

Deutsche <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Chirurgie</strong> ± <strong>Mitteilungen</strong> 1/13 5

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