03.10.2013 Aufrufe

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 01/2013

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 01/2013

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 01/2013

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Themen <strong>der</strong> Zeit<br />

Arzt<br />

Objektive Erfahrungen<br />

Kompetenz<br />

Intuition<br />

Ethos und Recht<br />

Kostenbewusstsein<br />

Individuelle<br />

Entscheidung<br />

Externes Wissen als<br />

Entscheidungshilfe<br />

Evidenzen aus <strong>der</strong> empirischen<br />

und theoretischen Forschung<br />

Klin. Studien<br />

Patient<br />

Subjektive Erfahrungen<br />

Erwartungen<br />

Werte (Präferenzen)<br />

Bewältigungsstrategien<br />

Kultur<br />

Vorgegebener ethischer, sozialer und finanzieller Rahmen<br />

Abb.6 Entscheidungsfindung in <strong>der</strong> Medizin.<br />

tiven Medizin (Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerztherapie, Infektionsverhütung,<br />

Thromboembolie-Prophylaxe etc.). Und <strong>der</strong>en<br />

ständige Verbesserung erfolgte in <strong>der</strong> Regel durch klinische Studien<br />

mit hoher Evidenz.<br />

Es konnte inzwischen weltweit gezeigt werden, dass auch chirurgische<br />

Fragestellungen durchaus evidenzbasiert durch klinische<br />

Studien beantwortet werden können. Ein gutes Beispiel ist die<br />

schrittweise Entwicklung des Fast Track-Konzepts von Henrik<br />

Kehlet durch klinische Einzelstudien.<br />

An<strong>der</strong>erseits haben wir die erfolgreiche Einführung <strong>der</strong> laparoskopischen<br />

<strong>Chirurgie</strong> mit faszinieren<strong>der</strong> technischer und kaufmännischer<br />

Begleitung, aber (zunächst) ohne vergleichende (randomisierte)<br />

klinische Studien erlebt.<br />

Groûe Anerkennung verdient deshalb das auf Anregung von<br />

Herrn Büchler 2003 gegründete Heidelberger Studienzentrum<br />

<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Chirurgie</strong> (SDGC). Abb. 7<br />

zeigt Ihnen den Stand <strong>der</strong> Arbeit dieses Zentrums zum Zeitpunkt<br />

des diesjährigen Chirurgenkongresses (2<strong>01</strong>2). Auf <strong>der</strong> nächsten<br />

Grafik (Abb. 8) sehen Sie die kumulative Patientenrekrutierung<br />

in Studien des SDGC von 2003±2<strong>01</strong>2 (2).<br />

Randomisierte Studien und systematische Übersichtsarbeiten mit<br />

integrierter Metaanalyse sind das Fundament <strong>für</strong> eine evidenzbasierte<br />

klinische Entscheidungsfindung. Aber Vorsicht mit dem Begriff<br />

<strong>der</strong> Metaanalyse, die ihrerseits eine kritische und systematische<br />

Recherche voraussetzt.<br />

Untersuchungen aus den USA und den Nie<strong>der</strong>landen lassen vermuten,<br />

dass 30±40 % aller Patienten nicht die Behandlung erhalten,<br />

die <strong>der</strong> wissenschaftlichen Evidenz entspricht und ein Viertel<br />

<strong>der</strong> Patienten eine Therapie, die nicht erfor<strong>der</strong>lich o<strong>der</strong> sogar potenziell<br />

schädlich ist (6).<br />

24 Deutsche <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Chirurgie</strong> ± <strong>Mitteilungen</strong> 1/13<br />

Studienzentrum <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Chirurgie</strong> 2<strong>01</strong>2<br />

· 12 multizentrische randomisierte Studien<br />

- 7 BMBF/DFG-För<strong>der</strong>ung<br />

- 5 Industrieför<strong>der</strong>ung<br />

· 110 Studienkliniken<br />

· > 3000 randomisierte Patienten<br />

· 6 Prüfarztkurse mit 130 Teilnehmern<br />

· > 60 Publikationen in Peer Review Journals<br />

· 8. För<strong>der</strong>runde BMBF/DFG: 15 eingereichte Projekte<br />

www.sdgc.de<br />

Abb.7 Studienzentrum <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Ges. <strong>für</strong> <strong>Chirurgie</strong> (SDGC).<br />

4500<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

Stand 31.08.2<strong>01</strong>2<br />

Synchronous<br />

RecoPanc<br />

PROUD<br />

DeloRes<br />

HASTA<br />

CONTINT<br />

ChroPac<br />

ORCHID<br />

TOPAR<br />

DISPACT<br />

INSECT<br />

CLIVIT<br />

0<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2<strong>01</strong>0 2<strong>01</strong>1 2<strong>01</strong>2<br />

Clinical trials in surgery. On the way The Study Centre of the German Surgical<br />

towards evidence-based surgery.<br />

Society: current trials and results.<br />

Diener MK, Knebel P, Fink C, Dörr-Harim C, Kebel P, Kühn S, Ulrich AB, Büchler MW,<br />

Rossion I, Werner J, Büchler MW.<br />

Diener MK.<br />

Chirurg. 2<strong>01</strong>2 Apr; 83(4):315-8.<br />

Langenbecks Arch Surg. 2<strong>01</strong>2<br />

Apr; 397(4):611-8.<br />

Abb.8 Rekrutierte Patienten in SDGC-Studien (2).<br />

Gegründet 1872<br />

Sitz Berlin<br />

In <strong>der</strong> <strong>Chirurgie</strong> stellen randomisierte klinische Studien beson<strong>der</strong>e<br />

Ansprüche an das Studiendesign. Auch die Frage, ob eine bestimmte,<br />

unter Studienbedingungen vorteilhafte Technik sogleich<br />

breit empfohlen werden kann, ist problematisch. Es muss weiter<br />

betont werden, dass spezifisch chirurgische Fragestellungen bisher<br />

nur in geringem Umfang durch Studien mit hohem Evidenzgrad,<br />

aber sehr viel mehr durch methodisch gut durchgeführte<br />

Studien mit geringerer Evidenz beantwortet werden konnten. In<br />

<strong>der</strong> <strong>Chirurgie</strong> gilt deshalb in beson<strong>der</strong>em Maûe das Prinzip <strong>der</strong><br />

besten verfügbaren Evidenz.<br />

Ein wichtiges Produkt <strong>der</strong> EbM sind wissenschaftlich begründete,<br />

evidenzbasierte Leitlinien <strong>der</strong> medizinischen Fachgesellschaften.<br />

Sie kondensieren den aktuellen (interdisziplinären) Wissensstand,<br />

schränken aber die ärztliche Therapiefreiheit mit Bezug auf<br />

den individuellen Patienten und innerhalb eines therapeutischen<br />

Korridors nicht ein. Leitlinien sind Empfehlungen zur Unterstüt-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!