Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 01/2013
Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 01/2013
Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 01/2013
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Themen <strong>der</strong> Zeit<br />
Arzt<br />
Objektive Erfahrungen<br />
Kompetenz<br />
Intuition<br />
Ethos und Recht<br />
Kostenbewusstsein<br />
Individuelle<br />
Entscheidung<br />
Externes Wissen als<br />
Entscheidungshilfe<br />
Evidenzen aus <strong>der</strong> empirischen<br />
und theoretischen Forschung<br />
Klin. Studien<br />
Patient<br />
Subjektive Erfahrungen<br />
Erwartungen<br />
Werte (Präferenzen)<br />
Bewältigungsstrategien<br />
Kultur<br />
Vorgegebener ethischer, sozialer und finanzieller Rahmen<br />
Abb.6 Entscheidungsfindung in <strong>der</strong> Medizin.<br />
tiven Medizin (Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerztherapie, Infektionsverhütung,<br />
Thromboembolie-Prophylaxe etc.). Und <strong>der</strong>en<br />
ständige Verbesserung erfolgte in <strong>der</strong> Regel durch klinische Studien<br />
mit hoher Evidenz.<br />
Es konnte inzwischen weltweit gezeigt werden, dass auch chirurgische<br />
Fragestellungen durchaus evidenzbasiert durch klinische<br />
Studien beantwortet werden können. Ein gutes Beispiel ist die<br />
schrittweise Entwicklung des Fast Track-Konzepts von Henrik<br />
Kehlet durch klinische Einzelstudien.<br />
An<strong>der</strong>erseits haben wir die erfolgreiche Einführung <strong>der</strong> laparoskopischen<br />
<strong>Chirurgie</strong> mit faszinieren<strong>der</strong> technischer und kaufmännischer<br />
Begleitung, aber (zunächst) ohne vergleichende (randomisierte)<br />
klinische Studien erlebt.<br />
Groûe Anerkennung verdient deshalb das auf Anregung von<br />
Herrn Büchler 2003 gegründete Heidelberger Studienzentrum<br />
<strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Chirurgie</strong> (SDGC). Abb. 7<br />
zeigt Ihnen den Stand <strong>der</strong> Arbeit dieses Zentrums zum Zeitpunkt<br />
des diesjährigen Chirurgenkongresses (2<strong>01</strong>2). Auf <strong>der</strong> nächsten<br />
Grafik (Abb. 8) sehen Sie die kumulative Patientenrekrutierung<br />
in Studien des SDGC von 2003±2<strong>01</strong>2 (2).<br />
Randomisierte Studien und systematische Übersichtsarbeiten mit<br />
integrierter Metaanalyse sind das Fundament <strong>für</strong> eine evidenzbasierte<br />
klinische Entscheidungsfindung. Aber Vorsicht mit dem Begriff<br />
<strong>der</strong> Metaanalyse, die ihrerseits eine kritische und systematische<br />
Recherche voraussetzt.<br />
Untersuchungen aus den USA und den Nie<strong>der</strong>landen lassen vermuten,<br />
dass 30±40 % aller Patienten nicht die Behandlung erhalten,<br />
die <strong>der</strong> wissenschaftlichen Evidenz entspricht und ein Viertel<br />
<strong>der</strong> Patienten eine Therapie, die nicht erfor<strong>der</strong>lich o<strong>der</strong> sogar potenziell<br />
schädlich ist (6).<br />
24 Deutsche <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Chirurgie</strong> ± <strong>Mitteilungen</strong> 1/13<br />
Studienzentrum <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Chirurgie</strong> 2<strong>01</strong>2<br />
· 12 multizentrische randomisierte Studien<br />
- 7 BMBF/DFG-För<strong>der</strong>ung<br />
- 5 Industrieför<strong>der</strong>ung<br />
· 110 Studienkliniken<br />
· > 3000 randomisierte Patienten<br />
· 6 Prüfarztkurse mit 130 Teilnehmern<br />
· > 60 Publikationen in Peer Review Journals<br />
· 8. För<strong>der</strong>runde BMBF/DFG: 15 eingereichte Projekte<br />
www.sdgc.de<br />
Abb.7 Studienzentrum <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> Ges. <strong>für</strong> <strong>Chirurgie</strong> (SDGC).<br />
4500<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
Stand 31.08.2<strong>01</strong>2<br />
Synchronous<br />
RecoPanc<br />
PROUD<br />
DeloRes<br />
HASTA<br />
CONTINT<br />
ChroPac<br />
ORCHID<br />
TOPAR<br />
DISPACT<br />
INSECT<br />
CLIVIT<br />
0<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2<strong>01</strong>0 2<strong>01</strong>1 2<strong>01</strong>2<br />
Clinical trials in surgery. On the way The Study Centre of the German Surgical<br />
towards evidence-based surgery.<br />
Society: current trials and results.<br />
Diener MK, Knebel P, Fink C, Dörr-Harim C, Kebel P, Kühn S, Ulrich AB, Büchler MW,<br />
Rossion I, Werner J, Büchler MW.<br />
Diener MK.<br />
Chirurg. 2<strong>01</strong>2 Apr; 83(4):315-8.<br />
Langenbecks Arch Surg. 2<strong>01</strong>2<br />
Apr; 397(4):611-8.<br />
Abb.8 Rekrutierte Patienten in SDGC-Studien (2).<br />
Gegründet 1872<br />
Sitz Berlin<br />
In <strong>der</strong> <strong>Chirurgie</strong> stellen randomisierte klinische Studien beson<strong>der</strong>e<br />
Ansprüche an das Studiendesign. Auch die Frage, ob eine bestimmte,<br />
unter Studienbedingungen vorteilhafte Technik sogleich<br />
breit empfohlen werden kann, ist problematisch. Es muss weiter<br />
betont werden, dass spezifisch chirurgische Fragestellungen bisher<br />
nur in geringem Umfang durch Studien mit hohem Evidenzgrad,<br />
aber sehr viel mehr durch methodisch gut durchgeführte<br />
Studien mit geringerer Evidenz beantwortet werden konnten. In<br />
<strong>der</strong> <strong>Chirurgie</strong> gilt deshalb in beson<strong>der</strong>em Maûe das Prinzip <strong>der</strong><br />
besten verfügbaren Evidenz.<br />
Ein wichtiges Produkt <strong>der</strong> EbM sind wissenschaftlich begründete,<br />
evidenzbasierte Leitlinien <strong>der</strong> medizinischen Fachgesellschaften.<br />
Sie kondensieren den aktuellen (interdisziplinären) Wissensstand,<br />
schränken aber die ärztliche Therapiefreiheit mit Bezug auf<br />
den individuellen Patienten und innerhalb eines therapeutischen<br />
Korridors nicht ein. Leitlinien sind Empfehlungen zur Unterstüt-