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Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 01/2013

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Historie<br />

Abb.17 10. internationaler SIC-Kongress in Kairo 1936, Fritz de Quervain<br />

inmitten <strong>der</strong> Kongressteilnehmer.<br />

Abb.18 Willy Anschütz<br />

(1870±1954) im Jahr 1933,<br />

Direktor <strong>der</strong> Chirurgischen<br />

Universitätsklinik Kiel<br />

(1908±1938).<br />

Dies war <strong>der</strong> letzte internationale Kongress, dem de Quervain beiwohnte.<br />

Er starb im Januar 1940, mitten in den Anfängen des<br />

Zweiten Weltkriegs (30).<br />

Das Kondolenzschreiben von Willy Anschütz ± dem ehemaligen<br />

Verhandlungspartner vom Ausschuss <strong>der</strong> DGC ± an Frau de<br />

Quervain (3.2.1940) dokumentiert resignierend die Vergänglichkeit<br />

des Verständnisses unter den Menschen, das de Quervain<br />

am Herzen gelegen hatte:<br />

¹Wir haben uns immer beson<strong>der</strong>s gut verstanden wissenschaftlich<br />

und menschlich-kollegial. Ich glaube, dass es eine günstige<br />

Fügung war, dass gerade wir beide in <strong>der</strong> Kommission waren,<br />

die den Internationalen Chirurgenkongress wie<strong>der</strong> zusammenbringen<br />

sollte und brachte. Nun ist alles wie<strong>der</strong> zerbrochen!ª (30)<br />

Epilog<br />

Durch seinen einzigartigen Einsatz erreichte de Quervain, als<br />

neutraler und ausgleichen<strong>der</strong> Schweizer Vermittler, die Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

<strong>der</strong> politisch ± durch Nationalismus und Chauvinismus<br />

<strong>der</strong> europäischen Staaten ± unterbrochenen Internationalität<br />

<strong>der</strong> <strong>Chirurgie</strong>.<br />

Dagegen mutet es fast tragisch an, dass die deutschen Chirurgen<br />

gerade zu dem Zeitpunkt wie<strong>der</strong> in die Internationale <strong>Gesellschaft</strong><br />

aufgenommen wurden, als in Deutschland grundlegende Verfassungsrechte<br />

durch das totalitäre Machtmonopol <strong>der</strong> NSDAP ersetzt<br />

wurden (28.2.1933) (4, 13) und <strong>der</strong>en aggressive Auûenpolitik<br />

die internationalen Beziehungen erneut bedrohte (5,21).<br />

De Quervain erlebte noch den nationalsozialistischen und faschistischen<br />

Totalitarismus, <strong>der</strong> 2 seiner Axiome torpedierte: Die<br />

Internationalität <strong>der</strong> Wissenschaft, <strong>der</strong>en Kontakte durch Krieg,<br />

Besatzung, Annexion, Repression und Terror unterbrochen wurden<br />

und den Verlust <strong>der</strong> Supranationalität <strong>der</strong> Medizin durch die<br />

rassistisch-sozialdarwinistische NS-Medizin (2,12).<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg handhabte die SIC ± trotz faktisch<br />

wesentlich gravieren<strong>der</strong>er Ausschlussgründe als 1920 ± souverän<br />

die Reintegration <strong>der</strong> Chirurgen jener Nationen, die im Krieg<br />

besiegt wurden; Mitglie<strong>der</strong> aller Län<strong>der</strong>, die diplomatische Kontakte<br />

mit dem Gastgeberland eines Kongresses hatten, waren sofort<br />

wie<strong>der</strong> zu den Sitzungen eingeladen. Österreicher und Italiener<br />

nahmen folglich wie<strong>der</strong> am ersten SIC-Nachkriegskongress<br />

1947 in London und Japaner und Westdeutsche am SIC-Kongress<br />

1951 in Paris teil (1).<br />

Danksagung<br />

Gegründet 1872<br />

Sitz Berlin<br />

Hrn. a. Botschafter Gian Fe<strong>der</strong>ico Pedotti danke ich <strong>für</strong> seine<br />

wertvollen Informationen bezüglich seines Groûvaters Prof. F.<br />

de Quervain, die medizinhistorischen Kontakte und die Überlassung<br />

<strong>der</strong> Fotografien.<br />

Hrn. Prof. Dr. med. Ulrich Tröhler, PhD (Lond.), FRCP (Edin.)<br />

Institut <strong>für</strong> Sozial ± und Präventivmedizin <strong>der</strong> Universität Bern,<br />

danke ich <strong>für</strong> seine unentbehrliche Dokumentation/Monografie<br />

über Fritz de Quervain und die kritische Durchsicht des Manuskripts.<br />

Hrn. a. Botschafter Gaudenz und Isabelle von Salis danke ich <strong>für</strong><br />

die vielfältige Unterstützung.<br />

Deutsche <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Chirurgie</strong> ± <strong>Mitteilungen</strong> 1/13 57

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