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Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 01/2013

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Historie<br />

Die Deutsche <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Chirurgie</strong> und <strong>der</strong> Chirurg<br />

Fritz de Quervain zwischen 1918 und 1940<br />

Internationalität und Supranationalität<br />

N. Hardt<br />

Die heutige intensive innereuropäische Verflechtung und <strong>der</strong><br />

hochvernetzte Austausch in Forschung und Wissenschaft basieren<br />

auf entsprechenden politischen Rahmenbedingungen, die<br />

nicht zuletzt ein Ergebnis des europäischen Integrationsprozesses<br />

sind (15,28).<br />

Dass ein mittelbarer Zusammenhang zwischen dem politischen<br />

Umfeld und den internationalen Beziehungen auch in <strong>der</strong> <strong>Chirurgie</strong><br />

besteht, zeigt ein Rückblick auf den Zeitraum von 1918±1933,<br />

in welchem die Deutsche <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Chirurgie</strong> (DGC, *1871)<br />

durch den 1920 erfolgten Ausschluss <strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong> aus <strong>der</strong><br />

¹SociØtØ Internationale de <strong>Chirurgie</strong>ª (SIC, ISS, *1902) ihre vorherigen<br />

intensiven fachlich-wissenschaftlichen Kontakte mit den nationalen<br />

europäischen Chirurgengesellschaften einbüûte (1,14,<br />

18, 19, 24, 30).<br />

Die Durchbrechung <strong>der</strong> 12-jährigen fachlichen Isolation gelang<br />

erst 1932 durch das jahrelange, beharrliche Eintreten des bedeutenden<br />

Schweizer Chirurgen Fritz de Quervain (1868±1940) <strong>für</strong><br />

die deutschen Chirurgen und seine internationale diplomatische<br />

Vermittlung (29,30).<br />

Das Engagement Fritz de Quervains<br />

Das auûerordentliche Engagement de Quervains beruhte auf<br />

mehreren Faktoren.<br />

Einerseits besaû er, als international bekannter mehrsprachiger<br />

Schweizer Chirurg, enge Beziehungen zur französischen wie zur<br />

deutschen <strong>Chirurgie</strong>. So besuchte er regelmäûig zwischen 1895<br />

und 1914 die deutschen und französischen Chirurgenkongresse<br />

in Berlin bzw. Paris und berichtete alljährlich über den Berliner<br />

Chirurgen-Kongress als offizieller Berichterstatter in <strong>der</strong> Pariser<br />

«Presse MØdicale». Mit <strong>der</strong> deutschen <strong>Chirurgie</strong> (DGC) verbanden<br />

ihn vielfache wissenschaftliche, universitäre und oftmals persönliche<br />

Kontakte (30).<br />

Gegründet 1872<br />

Sitz Berlin<br />

Abb.1 Ferdinand Sauerbruch (1875±1951), Direktor <strong>der</strong> Chirurgischen<br />

Universitätsklinik Zürich (1910±1918), Vorlesung an <strong>der</strong> Universität Zürich<br />

1917.<br />

Hinzu kamen seine engen Kontakte zu deutschen o<strong>der</strong> österreichischen<br />

Chirurgen, die auf chirurgische Lehrstühle in <strong>der</strong><br />

Schweiz berufen worden waren, so zu F. Sauerbruch in Zürich<br />

(von 1910±1918), P. Clairmont in Zürich (von 1918±1942) und E.<br />

En<strong>der</strong>len in Basel (von 1904±1907) (6).<br />

Im Weiteren war de Quervain sowohl Gründungsmitglied (1902)<br />

als auch nationaler schweizerischer Delegierter des ¹ComitØ de<br />

la SociØtØ Internationale de <strong>Chirurgie</strong>ª und durch seine Teilnahme<br />

an allen Vorkriegskongressen <strong>der</strong> SIC (auûer in den USA) international<br />

vernetzt (30).<br />

Ein nicht zu unterschätzendes Motiv de Quervains war seine Auffassung,<br />

dass ein übersteigerter Nationalismus dem genuinen<br />

Wesen <strong>der</strong> Wissenschaft als internationales, ja supranationales<br />

Gut zutiefst wi<strong>der</strong>sprechen würde (29±31).<br />

Alle diese Faktoren/Überzeugungen prädisponierten ihn, als politischen<br />

Realisten, zum diplomatischen Vermittler zwischen den<br />

entfremdeten Chirurgengesellschaften (30).<br />

Deutsche <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Chirurgie</strong> ± <strong>Mitteilungen</strong> 1/13 49

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