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Kinderschutz in Deutschland stärken - Deutsches Jugendinstitut e.V.

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gewollter negativer Effekte von <strong>K<strong>in</strong>derschutz</strong>handeln werden <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />

bislang nicht genutzt. Pr<strong>in</strong>zipiell könnten etwa von Gerichten<br />

wieder rückgängig gemachte Herausnahmen von K<strong>in</strong>dern sowie Verletzungen<br />

und K<strong>in</strong>dstötungen <strong>in</strong> Gefährdungsfällen, die der Jugendhilfe bereits<br />

bekannt waren, gesammelt und ausgewertet werden. Weiterh<strong>in</strong> wäre es möglich,<br />

Daten über die Häufigkeit von Misshandlung, Vernachlässigung und<br />

Missbrauch bei K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> Fremdunterbr<strong>in</strong>gung zu erheben. Dies wäre unter<br />

dem Gesichtspunkt besonders nahe liegend, dass K<strong>in</strong>der, die sich nach<br />

Gefährdungsvorfällen <strong>in</strong> der Herkunftsfamilie <strong>in</strong> Fremdunterbr<strong>in</strong>gung bef<strong>in</strong>den,<br />

aufgrund e<strong>in</strong>er häufigen (Teil-) Übertragung der elterlichen Sorge<br />

auf das Jugendamt unter e<strong>in</strong>em besonderen Schutz des Staates stehen.<br />

Schließlich wäre es möglich, sekundäre Traumatisierungen bei K<strong>in</strong>dern, die<br />

nach Gefährdungsereignissen fremduntergebracht wurden, sowie die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

solcher Folgen erhöhende bzw. verr<strong>in</strong>gernde Faktoren im<br />

Vorgehen der Fachkräfte zu untersuchen.<br />

Als e<strong>in</strong> Weg, um E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> Familien möglichst zu vermeiden und<br />

gleichzeitig K<strong>in</strong>der vor Misshandlung und Vernachlässigung zu schützen,<br />

hat sich die Idee früher primärer Prävention zu e<strong>in</strong>em neuen Hoffnungsträger<br />

<strong>in</strong> der deutschen <strong>K<strong>in</strong>derschutz</strong>diskussion entwickelt 20 . Entsprechend ist<br />

bundesweit e<strong>in</strong>e rasche Zunahme von Projekten <strong>in</strong> diesem Bereich festzustellen.<br />

E<strong>in</strong>zelne Stimmen 21 sche<strong>in</strong>en dabei die ersten deutschen Modellversuche<br />

<strong>in</strong> diesem Bereich bereits als so erfolgreich wahrzunehmen, dass weitere<br />

Lern- und Suchbewegungen als überflüssig bewertet werden. Tatsächlich<br />

hat e<strong>in</strong>e Ende 2006 am Deutschen Jugend<strong>in</strong>stitut durchgeführte Kurzevaluation<br />

22 von 19 deutschen Projekten im Bereich früher Hilfen jedoch<br />

ergeben, dass ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges der untersuchten, durchwegs sehr engagiert arbeitenden<br />

Projekte bislang e<strong>in</strong>igermaßen tragfähige, d.h. unabhängig und<br />

mit belegbar aussagekräftigen Instrumenten erhobene Zahlen zu Effekten<br />

auf das Fürsorge- und Erziehungsverhalten der teilnehmenden Eltern oder<br />

auf Entwicklungsmerkmale betroffener K<strong>in</strong>der vorlegen konnte. Ebenso<br />

wenig liegen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> bislang Befunde dazu vor, <strong>in</strong>wieweit es gel<strong>in</strong>gt,<br />

mit den gewählten Handlungsansätzen die Anzahl an vernachlässigten bzw.<br />

misshandelten K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> den beteiligten Kommunen zu verr<strong>in</strong>gern. In der<br />

e<strong>in</strong>zigen bislang <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> durchgeführten Untersuchung mit Kon-<br />

20 Beispielhaft genannt seien hier das seit 2006 laufende Bundesprogramm "Frühe Hilfen für Eltern<br />

und K<strong>in</strong>der und soziale Frühwarnsysteme" und das seit 2001 <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen laufende<br />

Modellprojekt „Soziales Frühwarnsystem - frühe Hilfen für Familien“.<br />

21 Beispielsweise erklärte Dr. Erw<strong>in</strong> Jordan, immerh<strong>in</strong> Leiter des Instituts für Soziale Arbeit <strong>in</strong><br />

Münster, das <strong>in</strong> den Jahren 2001 bis 2004 mit der wissenschaftlichen Begleitung des NRW-<br />

Modellprojektes „Soziales Frühwarnsystem - frühe Hilfen für Familien“ betraut war und nachfolgend<br />

den Aufbau e<strong>in</strong>er Service- und Kontaktstelle zu diesem Thema leitete, im Gespräch über<br />

die S<strong>in</strong>nhaftigkeit neuer Modellprogramme im Bereich früher Förderung: „Wir brauchen ke<strong>in</strong>e<br />

neuen Modelle. Die Erfahrungen, die schon vorliegen, reichen. Das Wissen ist da.“ (Kölnische<br />

Rundschau 08.12.2006)<br />

22 Helm<strong>in</strong>g u.a. (2007)<br />

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