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Kinderschutz in Deutschland stärken - Deutsches Jugendinstitut e.V.

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ob e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d misshandelt, vernachlässigt oder missbraucht wurde.<br />

Weiterh<strong>in</strong> gibt es e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>schätzungsaufgaben, bei denen häufig neben<br />

Fachkräften aus der sozialen Arbeit auch Fachkräfte anderer Diszipl<strong>in</strong>en<br />

beteiligt s<strong>in</strong>d. Beispielsweise werden bei E<strong>in</strong>schätzungen der Erziehungsfähigkeit<br />

öfter Psycholog<strong>in</strong>nen und Psychologen herangezogen. Bei Verdachtsabklärungen<br />

muss relativ häufig mediz<strong>in</strong>ischer Sachverstand e<strong>in</strong>gebunden<br />

werden.<br />

Für diagnostisches Handeln von Fachkräften <strong>in</strong> Bezug auf die genannten<br />

E<strong>in</strong>schätzungsaufgaben lassen sich e<strong>in</strong>e Reihe von Qualitätskriterien formulieren,<br />

die allgeme<strong>in</strong> für diagnostische Prozesse gelten 118 . In erster L<strong>in</strong>ie<br />

s<strong>in</strong>d hierbei Reliabilität (Zuverlässigkeit ) und Validität (Aussagekraft) zu<br />

nennen, d.h. E<strong>in</strong>schätzungen sollen nicht beliebig oder nur situativ se<strong>in</strong> und<br />

sie sollen, gemessen an s<strong>in</strong>nvollen Kriterien, tragfähige Antworten auf die<br />

gestellten diagnostischen Fragen geben. Solche Kriterien können zum Beispiel<br />

der weitere Fallverlauf, das Auftreten erneuter Gefährdungsereignisse<br />

oder die Übere<strong>in</strong>stimmung mit anderen E<strong>in</strong>schätzungsverfahren se<strong>in</strong>. Wichtig<br />

ist es zu verstehen, dass Qualitätskriterien nicht nur auf standardisierte<br />

Verfahren oder Tests anwendbar s<strong>in</strong>d und se<strong>in</strong> müssen, sondern auch auf<br />

e<strong>in</strong> unstrukturiertes „kl<strong>in</strong>isches“ E<strong>in</strong>schätzen durch Fachkräfte. Dies ist<br />

deshalb wichtig zu betonen, weil es <strong>in</strong> Gefährdungsfällen <strong>in</strong>ternational wie<br />

auch <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong>en starken Trend zur stärkeren Qualitätssicherung<br />

durch den E<strong>in</strong>satz von Leitl<strong>in</strong>ien, Protokollen oder Verfahren gibt. Dieser<br />

Trend speist sich zu e<strong>in</strong>em Teil aus e<strong>in</strong>er anhaltenden Suche von Fachkräften<br />

nach mehr Sicherheit angesichts von E<strong>in</strong>schätzungsfragen, deren Beantwortung<br />

<strong>in</strong> Gefährdungsfällen von erheblicher Bedeutung für das Leben<br />

der Betroffenen se<strong>in</strong> kann. Zum anderen Teil haben Befunde e<strong>in</strong>er teilweise<br />

sehr ger<strong>in</strong>gen Reliabilität und Validität bei unstrukturierten E<strong>in</strong>schätzungen<br />

119 zum immer stärkeren E<strong>in</strong>satz von Leitl<strong>in</strong>ien, Protokollen oder Verfahren<br />

beigetragen.<br />

Die Schwerpunkte der Bemühungen um e<strong>in</strong> Mehr an Sicherheit für alle<br />

Beteiligten s<strong>in</strong>d dabei allerd<strong>in</strong>gs bezogen auf die verschiedenen E<strong>in</strong>schätzungsaufgaben<br />

noch recht unterschiedlich. Im Bereich der Verdachtsabklärung<br />

liegt <strong>in</strong> der sozialen Arbeit der Schwerpunkt etwa bislang auf der<br />

Strukturierung von Prozessen der Informationsgew<strong>in</strong>nung durch „Protokolle“<br />

für Explorationen von K<strong>in</strong>dern bzw. Jugendlichen und auf H<strong>in</strong>weisen<br />

zur Gestaltung von Fragen. Wie auf der Grundlage der dann vorliegenden<br />

Angaben e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung über deren Realitätsgehalt getroffen wird, wird<br />

(im partiellen Unterschied zur Aussagepsychologie) noch weniger erörtert.<br />

Im Bereich der Risikoe<strong>in</strong>schätzung liegt umgekehrt der Schwerpunkt auf der<br />

reliablen und validen Auswahl, Gewichtung und Integration vorhandener<br />

Informationen. Dem Bereich der Informationsgew<strong>in</strong>nung wird eher wenig<br />

Aufmerksamkeit geschenkt.<br />

118 z.B. Hunsely/Mash (2007); Barlow (2005); Gluud/Gluud (2005); Kazd<strong>in</strong> (2005); Cochrane Collaboration<br />

(2003)<br />

119 z.B. Cocozza u.a. (2006); Shlonsky/Gambrill (1999); Ceci/Bruck (1995); Starr (1993)<br />

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