Kinderschutz in Deutschland stärken - Deutsches Jugendinstitut e.V.
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fenen K<strong>in</strong>dern, die <strong>in</strong> der Herkunftsfamilie verbleiben 57 , trotzdem haben<br />
die vorliegenden Befunde <strong>in</strong> den Ländern, <strong>in</strong> denen sie erhoben wurden,<br />
vielfach erhebliche (fach-)politische Diskussionen ausgelöst, da die Sicherheit<br />
von K<strong>in</strong>dern, die zum Schutz des K<strong>in</strong>deswohls <strong>in</strong> öffentliche Obhut<br />
genommen werden, als m<strong>in</strong>imaler Qualitätsstandard angesehen wird. In der<br />
Folge wurden vertiefende Studien zu H<strong>in</strong>tergründen, Dynamiken und Risikofaktoren<br />
für solche Vorfälle sowie regelmäßige Sonderauswertungen <strong>in</strong><br />
Staaten mit offiziellen Statistiken zu Gefährdungsereignissen veranlasst.<br />
Da <strong>K<strong>in</strong>derschutz</strong>systeme <strong>in</strong> den entwickelten Ländern durchgehend nicht<br />
nur darauf abzielen, e<strong>in</strong>e Fortsetzung von Vernachlässigung, Misshandlung<br />
oder Missbrauch zu verh<strong>in</strong>dern, sondern auch positiv anstreben, e<strong>in</strong>e gute<br />
Entwicklung betroffener K<strong>in</strong>der zu fördern, ist es nahe liegend, Indikatoren<br />
e<strong>in</strong>es positiven Aufwachsens nach e<strong>in</strong>er <strong>K<strong>in</strong>derschutz</strong><strong>in</strong>tervention als weitere<br />
Anhaltspunkte für die Ergebnisqualität e<strong>in</strong>es <strong>K<strong>in</strong>derschutz</strong>systems zu<br />
verwenden 58 . Dabei ist unbestritten, dass e<strong>in</strong> umfassendes Bild nur gewonnen<br />
werden kann, wenn verschiedene k<strong>in</strong>dliche Entwicklungs- und Lebensbereiche<br />
e<strong>in</strong>bezogen werden und unterschiedliche Untersuchungszeiträume<br />
sowie mehrere Informationsquellen und Methoden komb<strong>in</strong>iert werden. Dies<br />
bedeutet, dass es <strong>in</strong> der Regel mehrerer Untersuchungen bedarf, bevor e<strong>in</strong><br />
abgerundetes Gesamtbild entstehen kann. Es wurden verschiedene, unterschiedlich<br />
detaillierte Systematiken 59 zur Beschreibung des „Wohlbef<strong>in</strong>dens“<br />
60 und der Entwicklung betroffener K<strong>in</strong>der entworfen. Zu den <strong>in</strong> der<br />
57 vgl. z.B. Runyan/Gould (1985); Jonson-Reid u.a. (2003)<br />
58 Aussagekraft im H<strong>in</strong>blick auf die Ergebnisqualität e<strong>in</strong>es <strong>K<strong>in</strong>derschutz</strong>systems <strong>in</strong>sgesamt können<br />
entsprechende Untersuchungen nur gew<strong>in</strong>nen, wenn möglichst unausgelesene Gruppen bekannt<br />
werdender Gefährdungsfälle untersucht werden. Davon zu unterscheiden s<strong>in</strong>d Untersuchungen,<br />
die (a) Folgen von K<strong>in</strong>deswohlgefährdung <strong>in</strong> den Mittelpunkt rücken, da hier s<strong>in</strong>nvollerweise<br />
auch nicht bekannt gewordene Fälle e<strong>in</strong>bezogen werden. Beispielsweise liegen mehrere<br />
Längsschnittstudien vor, die K<strong>in</strong>der bis <strong>in</strong>s Erwachsenenalter h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> begleitet haben, wobei<br />
dann im jungen Erwachsenenalter nach Gefährdungsereignissen <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit gefragt wurde<br />
und die Entwicklungsverläufe betroffener Personen gesondert untersucht wurden (z.B. Fergusson/Lynskey<br />
1997), (b) Entwicklungsverläufe von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> bestimmten Hilfeformen untersuchen<br />
(z.B. <strong>in</strong> Heimen), wobei sich <strong>in</strong> den entsprechenden Maßnahmen K<strong>in</strong>der mit unterschiedlichen<br />
Vorgeschichten mischen und (c) die Wirksamkeit spezifischer Interventionen nach K<strong>in</strong>deswohlgefährdung<br />
prüfen, wobei die Ergebnisse für die Entwicklung betroffener K<strong>in</strong>der nicht<br />
auf das jeweilige <strong>K<strong>in</strong>derschutz</strong>system <strong>in</strong>sgesamt generalisierbar s<strong>in</strong>d.<br />
59 vgl. Ga<strong>in</strong>/Young (1998); Children and Family Research Center (2000); Trocmé u.a. (2000)<br />
60 Das Konzept k<strong>in</strong>dlichen „Wohlbef<strong>in</strong>dens“ (child well-be<strong>in</strong>g) ist im Verhältnis zum Konzept positiver<br />
k<strong>in</strong>dlicher Entwicklung stärker soziologisch geprägt, d.h. es werden häufig eher distale Indikatoren<br />
verwandt, die e<strong>in</strong>erseits vielfach leichter zu erheben s<strong>in</strong>d und die sich daher für sehr<br />
große Datensätze (z.B. nationale Statistiksysteme) häufig besser eignen als Untersuchungsverfahren<br />
der Entwicklungspsychologie, die andererseits aber teilweise nur <strong>in</strong> sehr <strong>in</strong>direktem<br />
und daher eher schwachem Zusammenhang zu tatsächlichen Entwicklungsergebnissen bei<br />
K<strong>in</strong>dern stehen. Weiterh<strong>in</strong> ist das Konzept eher auf die Situation zu e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitpunkt<br />
und weniger auf den Verlauf bezogen. Geme<strong>in</strong>sam ist den Konzepten von „child wellbe<strong>in</strong>g“<br />
und „positive child development“ die multidimensionale Betrachtungsweise, die Orientie-<br />
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