Vor dem Sturm« 1812/13 Eisernes Kreuz Buchara 1920 ...
Vor dem Sturm« 1812/13 Eisernes Kreuz Buchara 1920 ...
Vor dem Sturm« 1812/13 Eisernes Kreuz Buchara 1920 ...
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verehrten und propagandistisch als<br />
Landesmutter überhöhten Königin<br />
Luise von Preußen, die drei Jahre zuvor<br />
gestorben war.<br />
In den Kriegen gegen Napoleon wurden<br />
sechs Großkreuze, 668 EK I. und<br />
8542 EK II. Klasse verliehen, zu denen<br />
374 EK II. Klasse am weißschwarzen<br />
Nichtkämpferband kamen. Je nach<strong>dem</strong>,<br />
ob die Verdienste im direkten<br />
Kampf oder bei dessen Unterstützung<br />
erworben worden waren, differierten<br />
das Band des Eisernen <strong>Kreuz</strong>es (schwarzes<br />
Band mit weißer Einfassung oder<br />
weißes Band mit schwarzer Einfassung)<br />
und die Trageweise, die später<br />
von der Klasse des Eisernen <strong>Kreuz</strong>es<br />
abhängig war. <strong>Vor</strong>aussetzung zum<br />
Erwerb des EK I, das auf der linken<br />
Brust getragen wurde, war der Besitz<br />
des EK II, das am Knopfloch zu tragen<br />
war. Die Verleihung einiger preußischer<br />
Orden wurde indessen ausgesetzt<br />
oder eingeschränkt, wodurch das<br />
Eiserne <strong>Kreuz</strong> an deren Stelle treten<br />
konnte. Neben seine Bedeutung als<br />
Kriegsauszeichnung trat der symbolische<br />
Gehalt des Eisernen <strong>Kreuz</strong>es: Es<br />
zierte Kriegerdenkmale und Erinnerungstafeln<br />
für die Gefallenen in Kirchen,<br />
die auf königlichen Befehl hin<br />
aufgestellt wurden. Im Laufe der Zeit<br />
wurde das Eiserne <strong>Kreuz</strong> zum Zeichen<br />
der Befreiungskriege schlechthin.<br />
18 0/ 1: Das Eiserne <strong>Kreuz</strong> wird<br />
wiederentdeckt<br />
Weder in den Waffengängen gegen Dänemark<br />
1864 noch gegen Österreich<br />
Ungarn und den Deutschen Bund 1866<br />
wurde das Eiserne <strong>Kreuz</strong> erneuert.<br />
Dies geschah erst 1870/71: Der 1867 unter<br />
preußischer Führung gegründete<br />
Norddeutsche Bund und die mit ihm<br />
verbündeten süddeutschen Staaten<br />
führten zunächst Krieg gegen das Kaiserreich<br />
Frankreich unter Napoleon III.,<br />
später gegen die Republik Frankreich.<br />
Mit <strong>dem</strong> »Statut des wiederbelebten<br />
Eisernen <strong>Kreuz</strong>es für den Feldzug gegen<br />
Frankreich« erfuhr die Auszeichnung<br />
eine Renaissance. Wiederum<br />
diente Königin Luise als Symbolfigur:<br />
König Wilhelm I. von Preußen (1858/61<br />
bis 1888) datierte das Statut auf den<br />
19. Juli 1870 zurück, den 60. Todestag<br />
seiner Mutter.<br />
Der König beurteilte die »Lage des<br />
Vaterlands« als ernst, sprach von der<br />
dankbaren »Erinnerung an die Heldentaten<br />
unserer <strong>Vor</strong>fahren in den großen<br />
Jahren der Befreiungskriege« und nahm<br />
auf das von seinem »Vater gestiftete<br />
Ordenszeichen des Eisernen <strong>Kreuz</strong>es«<br />
Bezug. Dieses wollte er »in seiner<br />
ganzen Bedeutung wieder aufleben<br />
lassen«. Nun aber konnte das Eiserne<br />
<strong>Kreuz</strong> an alle Deutschen verliehen werden,<br />
es war keine rein preußische Angelegenheit<br />
mehr. Die Auszeichnung<br />
selbst änderte sich weder in Form,<br />
Farbe noch Trageweise. Unterhalb der<br />
Königskrone prangte die Initiale W,<br />
darunter war die Zahl 1870 angebracht,<br />
die Eichenblätter entfielen. Während<br />
des Krieges wurden neun Großkreuze,<br />
<strong>13</strong>19 EK I. und 47 644 EK II. Klasse verliehen,<br />
davon 4002 am weißschwarzen<br />
Nichtkämpferband. Zwar hatte sich<br />
die Zahl der verliehenen Kriegsauszeichnungen<br />
gegenüber 18<strong>13</strong> deutlich<br />
erhöht, jedoch waren auch mehr Soldaten<br />
unter Waffen, sodass letztlich in<br />
beiden Kriegen jeder zwanzigste Kombattant<br />
mit einem Eisernen <strong>Kreuz</strong> ausgezeichnet<br />
wurde. Neu war allerdings,<br />
dass im Jahre 1895, 25 Jahre nach der<br />
Schlacht bei Sedan, für die Inhaber des<br />
EK II. Klasse eine Bandspange mit drei<br />
Eichenblättern und der Zahl 25 gestiftet<br />
wurde. Dies machte deutlich, wie<br />
sehr der militärische Gründungsmythos<br />
des Deutschen Kaiserreiches mit<br />
<strong>dem</strong> Mittel des Eisernen <strong>Kreuz</strong>es propagiert,<br />
symbolisiert und gelebt<br />
wurde.<br />
Wie schon 18<strong>13</strong> zierte das Eiserne<br />
<strong>Kreuz</strong> Kriegerdenkmale und andere<br />
Objekte, die an den Krieg erinnerten.<br />
Zu<strong>dem</strong> wurde nach der Gründung des<br />
Deutschen Kaiserreichs die neue<br />
Reichskriegsflagge mit <strong>dem</strong> <strong>Kreuz</strong> versehen:<br />
das linke obere Feld trug die<br />
Farben schwarzweißrot und war mit<br />
<strong>dem</strong> Eisernen <strong>Kreuz</strong> belegt.<br />
Erster Weltkrieg<br />
Auch im nächsten Krieg wurde das<br />
Eiserne <strong>Kreuz</strong> wieder verwendet. Am<br />
5. August 1914 erließ der König von Preußen<br />
und Deutsche Kaiser Wilhelm II.<br />
(1888–1918) sein »Statut über die Wiederbelebung<br />
des Eisernen <strong>Kreuz</strong>es«. Er<br />
sprach von der »ernsten Lage« durch<br />
den »aufgezwungenen Krieg«, erinnerte<br />
»an die Heldentaten unserer <strong>Vor</strong>fahren«<br />
in den Befreiungskriegen sowie<br />
im Einigungskampf und verwies<br />
auf das »Ordenszeichen des Eisernen<br />
<strong>Kreuz</strong>es«, das von seinem Urgroßvater<br />
gestiftet worden war. Farbe und Trageweise<br />
blieben unverändert. Neben der<br />
Königskrone und der Initiale Wilhelms<br />
wurde es mit der Jahreszahl 1914 versehen.<br />
Allerdings veränderte sich die<br />
Verleihungspraxis während des Ersten<br />
Weltkrieges massiv. Da der König und<br />
Kaiser beim EK II. Klasse auf sein persönliches<br />
<strong>Vor</strong>schlagsrecht verzichtet<br />
hatte, wurden Antrags und Verleihungsrecht<br />
in der militärischen Hierarchie<br />
nach unten verschoben, wovon<br />
die Kommandeure vor Ort ausgiebig<br />
Gebrauch machten. Dies hatte zur<br />
Folge, dass im Ersten Weltkrieg fünf<br />
Großkreuze, rund 218 000 EK I. und<br />
über fünf Millionen EK II. Klasse verliehen<br />
wurden – bei <strong>13</strong>,4 Millionen<br />
deutschen Kriegsteilnehmern. Die<br />
Chance, ein <strong>Eisernes</strong> <strong>Kreuz</strong> verliehen<br />
zu bekommen, lag somit bei 1:2,5, was<br />
die Auszeichnung in gewissem Sinne<br />
entwertete. Spottverse über das »Kasino<strong>Kreuz</strong>«<br />
machten die Runde. Großer<br />
Wertschätzung erfreuten sich Träger<br />
des EK I, und es ist kein Zufall,<br />
dass nach <strong>dem</strong> Krieg vornehmlich in<br />
rechtskonservativen Kreisen immer<br />
wieder auf diese Auszeichnung verwiesen<br />
wurde. Adolf Hitler gab sich<br />
das Image des unbekannten Weltkriegsgefreiten<br />
und Frontkämpfers.<br />
Zur SAMontur und zur Uniform trug<br />
er stets das EK I. Klasse.<br />
Während des Ersten Weltkrieges<br />
wurde das Eiserne <strong>Kreuz</strong> zum Abzeichen<br />
und zum Symbol des deutschen<br />
Militärs schlechthin; Flugzeuge,<br />
Luftschiffe, Ballone und die ersten Panzer<br />
wurden damit versehen. In der gesellschaftlichen<br />
und militärischen Hierarchie<br />
aber standen die Halsorden<br />
deutlich höher. Die Militärklasse des<br />
preußischen PourleMérite wurde<br />
während des Ersten Weltkrieges lediglich<br />
687 Mal verliehen und war damit<br />
weitaus exklusiver als das Eiserne<br />
<strong>Kreuz</strong>. Als Aberwitz mag dabei gelten,<br />
dass im proklamierten Kampf gegen<br />
den »Erbfeind Frankreich« der höchste<br />
preußische Militärorden ausgerechnet<br />
eine französische Aufschrift trug.<br />
Der Bruch: 1939–1945<br />
Die NSMachthaber im seit <strong>dem</strong> »Anschluss«<br />
Österreichs »Großdeutschen<br />
Reich« standen in puncto Orden 1939<br />
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2012<br />
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