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Vor dem Sturm« 1812/13 Eisernes Kreuz Buchara 1920 ...

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Sanitätsdienst vor Stalingrad<br />

stützt er sich am Tisch. Mir brennen<br />

die Augen, die Hände zittern, aber es<br />

geht noch.«<br />

Für Schwerverletzte stellte der Wehrmachtsanitätsdienst<br />

Blut und Blutersatzstoffe<br />

bereit. Allerdings fehlte für<br />

die Gabe von Bluttransfusionen bei<br />

den Soldaten eine zuverlässige Blutgruppenbestimmung,<br />

und meist standen<br />

die Konserven aufgrund ihrer<br />

geringen Haltbarkeit nicht zur Verfügung.<br />

Auf den Hauptverbandplätzen<br />

der 295. ID wurde deshalb die Blutübertragung<br />

von Mann zu Mann vorgenommen.<br />

Häufig spendete auch das<br />

Sanitätspersonal Blut, was dieses weiter<br />

körperlich schwächte. Schwerste<br />

Verletzungen an Armen und Beinen<br />

wurden amputiert, was allen an der<br />

Operation Beteiligten Übermenschliches<br />

abverlangte:<br />

»Für die Amputation brauchen wir<br />

noch zwei Hilfskräfte [...] Einer leuchtet<br />

mit der Karbidlampe, der andere<br />

hält das zerschossene Bein. Die beiden<br />

»Hilfsschwestern« sind sehr aufgeregt<br />

und müssen erst energisch angeredet<br />

werden. Da passiert es! Der Laternen­<br />

5Verwundetentransport mit einem LKW, Ostfront.<br />

20 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2012<br />

halter sinkt um und liegt nun lang im<br />

Zimmer. Krampfhaft hält der Ohnmächtige<br />

die brennende Lampe fest<br />

und hätte sich und uns beinahe böse<br />

angebrannt. So eine Sauerei! Es kann<br />

sich jetzt keiner um ihn kümmern. Im<br />

Augenblick der Lostrennung wird<br />

auch der andere gelb im Gesicht. Hilflos<br />

steht er mit <strong>dem</strong> amputierten Glied<br />

da. Ich habe nicht nach ihm sehen können,<br />

da jeder nur auf seine Arbeit zu<br />

schauen hat, das ist nun mal Operationsdisziplin.<br />

Ich kann <strong>dem</strong> armen<br />

Kerl noch rechtzeitig unsanft in den<br />

Hosenboden treten, sodass er nicht<br />

umfällt. So ist ihm und uns geholfen.«<br />

Bauchschüsse mussten möglichst<br />

schnell in rückwärtige Sanitätseinrichtungen<br />

verlegt und dort operiert werden.<br />

Wegen der militärischen Lage war<br />

es den Ärzten der 295. ID jedoch häufig<br />

nicht möglich, die Patienten weiterzuverlegen.<br />

Die Todesrate bei Bauchschüssen<br />

belief sich auf 68 bis 83 Prozent.<br />

Die große Anzahl der Verletzten<br />

insgesamt brachte den Sanitätsdienst<br />

der Division immer wieder an den<br />

Rand des Zusammenbruchs.<br />

Hero Kuck<br />

Der Weg in den Untergang –<br />

Stalingrad<br />

Am 20. August 1942 trat die 6. Armee<br />

am Don zum Angriff an. Nach massiven<br />

Kämpfen brach die 295. ID, seit<br />

August der 6. Armee unterstellt, am<br />

14. September im Zentrum von Stalingrad<br />

bis zur Wolga durch. Ab Mitte<br />

September musste jedoch aus Kräftemangel<br />

das Angriffstempo gedrosselt<br />

werden. Die Division war abgekämpft.<br />

Der Häuserkampf der zerstörten Stadt<br />

erlaubte der Division kaum noch einen<br />

Kampf der verbundenen Waffen (mit<br />

Flugzeugen und Panzern). Weil den<br />

Soldaten immer wieder die Munition<br />

ausging, wurde mit Bajonetten, Spaten<br />

und sogar mit Steinen gekämpft. Trotz<br />

völliger Erschöpfung musste die Division<br />

immer wieder angreifen.<br />

Am 19. November begann im Schneegestöber<br />

die Einkesselung der 6. Armee,<br />

die das Schicksal von etwa 350 000<br />

deutschen (die genaue Anzahl ist bis<br />

heute unbekannt) und der mit ihnen<br />

verbündeten Soldaten besiegelte. Nach<br />

der Einschließung durch die Sowjetarmee<br />

war der Kessel zuerst etwa 60 km<br />

lang und 40 km breit. Die 295. ID war<br />

in gut ausgebauten Stellungen an der<br />

Wolga eingesetzt. Von November 1942<br />

bis Januar 1943 gab es bei ihr nur geringe<br />

Kampfhandlungen. Erst im Januar<br />

wurden die Deutschen in die<br />

Stadt zurückgedrängt. Die Armee verlor<br />

dabei die für die Versorgung so lebensnotwendigen<br />

Flugplätze.<br />

Der Sanitätsdienst zerbricht …<br />

Die zunehmenden Straßen­ und Häuserkämpfe<br />

führten zu schwersten Verletzungen<br />

durch Karabiner und Maschinenpistolen.<br />

Besonders in den<br />

Nächten wurde die Wehrmacht von<br />

der Roten Armee durch das Abschießen<br />

von Leuchtraketen und Stoßtruppunternehmen<br />

auch psychisch schwer<br />

belastet. Dazu kam die zunehmende<br />

Luftüberlegenheit der Sowjets. Die<br />

psychische Überbeanspruchung zeigt<br />

sich auch an <strong>dem</strong> steigenden Munitionsverbrauch<br />

bei den Infanteriewaffen.<br />

Splitter von Granaten, Bomben<br />

und Minen brachten den Soldaten<br />

schwerste Verletzungen bei. Besonders<br />

die schweren Verbrennungen bereiteten<br />

den Ärzten Versorgungsprobleme.<br />

Die großflächigen Wunden ent­

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