30. Januar 2011 - Die Evangelisch-altreformierte Kirche in ...
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Seite 16<br />
Weihnachten im Schuhkarton<br />
553 173 Päckchen bedeuten 553 173-mal Freude<br />
Hunderttausende Menschen im deutsch -<br />
sprachigen Raum haben 553 173 Schuhkartons<br />
gepackt. Mitarbeiter von »Weih -<br />
nachten im Schuhkarton« und Mitglieder<br />
von ortsansässigen <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den<br />
verschiedener Konfessionen über -<br />
nahmen die Verteilung der Kartons an<br />
K<strong>in</strong>der aus sozial schwachen Familien.<br />
<strong>Die</strong> Verteilungen fanden zusammen<br />
mit Verantwortungsträgern <strong>in</strong> Schulen,<br />
K<strong>in</strong>dergärten, Waisen- oder Krankenhäusern<br />
statt und wurden von<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> e<strong>in</strong> weihnachtliches<br />
Rahmenprogramm e<strong>in</strong>gebettet.<br />
In diesem Rahmen sangen die K<strong>in</strong>der<br />
Weihnachtslieder und führten Krippenspiele<br />
auf. Sie durften anschließend,<br />
wenn sie wollten, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />
Heft mit biblischen Geschichten mitnehmen.<br />
Der jeweiligen Kultur der<br />
E<strong>in</strong>richtungen entsprechend sahen die<br />
<strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den allerd<strong>in</strong>gs von diesem<br />
christlichen Rahmen ab, wenn religiöse<br />
oder andere Gegebenheiten zu<br />
Dissonanzen hätten führen können.<br />
Das Schuhkartongeschenk gab es <strong>in</strong> jedem<br />
Fall ohne irgende<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gung.<br />
Begegnungen vor Ort<br />
Anja Wetzel, Mitarbeiter<strong>in</strong> von »Geschenke<br />
der Hoffnung« berichtet über<br />
e<strong>in</strong>e Schuhkartonverteilung <strong>in</strong> Tich<strong>in</strong>deal,<br />
35 km entfernt von Siblu (Hermannstadt)<br />
<strong>in</strong> Rumänien:<br />
»In dem Dorf leben viele Roma. Sie<br />
gehören zu den Ärmsten der Armen«,<br />
erzählt Sor<strong>in</strong> Boica. Er koord<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>ige<br />
der Schuhkartonverteilungen. Als<br />
wir <strong>in</strong> Tich<strong>in</strong>deal ankommen, schneit<br />
es dort heftig. Drei Männer stehen um<br />
den Dorfbrunnen herum. Sie s<strong>in</strong>d arbeitslos,<br />
so wie die meisten hier. Sofort<br />
erschrecken wir uns. E<strong>in</strong>e Kuh rennt<br />
dicht an uns vorbei, e<strong>in</strong> Hirte h<strong>in</strong>terher.<br />
Hier <strong>in</strong> Tich<strong>in</strong>deal möchten wir<br />
rund 100 K<strong>in</strong>dern bei e<strong>in</strong>er Weihnachtsfeier<br />
Schuhkartons überreichen.<br />
Doch ehe es losgeht, lädt uns e<strong>in</strong>e Roma-Familie<br />
e<strong>in</strong>, sie zu ihrem w<strong>in</strong>zigen<br />
Ste<strong>in</strong>haus zu begleiten. Was wir dort<br />
zu sehen bekommen, erschüttert uns.<br />
Von den zwei stark verwahrlosten<br />
Zimmern ist nur e<strong>in</strong>s beheizt, rund<br />
2,5 x 2 m groß. Gerade e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong><br />
alter Holzofen, e<strong>in</strong> Schrank und<br />
zwei verschmutzte Betten f<strong>in</strong>den dar<strong>in</strong><br />
Platz. <strong>Die</strong> Federdecken s<strong>in</strong>d zusam -<br />
men gefallen und sehen feucht und<br />
modrig aus. Im zweiten Raum lagert<br />
Sperrmüll. Obwohl es draußen taghell<br />
ist, ist es dr<strong>in</strong>nen düster. E<strong>in</strong> unangenehmer<br />
Geruch liegt <strong>in</strong> der Luft. Wo<br />
die Familie kocht und sich wäscht, ist<br />
uns schleierhaft. Klar ist h<strong>in</strong>gegen,<br />
dass es Milo, Joana und ihren sieben<br />
K<strong>in</strong>dern an allem fehlt, was das Leben<br />
erträglicher macht: fließendes Wasser,<br />
Strom, Schutz vor der eisigen Kälte,<br />
und Hoffnung. »Milo ist arbeitslos«,<br />
erzählt Sor<strong>in</strong>. Zum Leben haben sie<br />
nur 10 Euro pro Monat von der Regierung<br />
für jedes K<strong>in</strong>d. Auf die Frage, wie<br />
die Familie überleben kann, lacht er,<br />
»von e<strong>in</strong>em bisschen Brot«. Sor<strong>in</strong><br />
kennt die elenden Lebensumstände<br />
der Roma und versucht sie, zusammen<br />
mit se<strong>in</strong>er christlichen Geme<strong>in</strong>de, zu<br />
unterstützen. Er besucht die Familie<br />
regelmäßig und versorgt sie, wann immer<br />
möglich, mit Lebensmitteln und<br />
Holz. Inst<strong>in</strong>ktiv entscheide ich mich,<br />
Maria, der fünfjährigen Tochter, e<strong>in</strong>en<br />
Schuhkarton zu geben. Ich überreiche<br />
ihr den Karton, und sofort leuchtet ihr<br />
Gesicht auf. Sie betrachtet fasz<strong>in</strong>iert<br />
das Foto von e<strong>in</strong>er Schulklasse aus Bad<br />
Steben, die den Karton packte. Sie<br />
streichelt zärtlich darüber, ehe sie <strong>in</strong><br />
ihrem prachtvoll gefüllten Paket e<strong>in</strong>en<br />
bunten Rubikwürfel f<strong>in</strong>det und ihn<br />
auch m<strong>in</strong>utenlang bewundert. Wäh-<br />
Haiti – e<strong>in</strong> Jahr nach der Katastrophe<br />
Der schwere Weg<br />
aus den Trümmern<br />
Caritas <strong>in</strong>ternational, das Deutsche Rote<br />
Kreuz, die Diakonie Katastrophenhilfe<br />
und UNICEF Deutschland rufen dazu<br />
auf, <strong>in</strong> Haiti den Übergang von der<br />
humanitären Hilfe für die Erdbebenopfer<br />
zum langfristigen Wiederaufbau<br />
zu forcieren. Dazu gehört vor allem der<br />
Aufbau von verlässlichen Institutionen<br />
im Bereich Gesundheit, Bildung, Ernährung<br />
und K<strong>in</strong>derschutz.<br />
Trotz zahlreicher Erfolge im vergangenen<br />
Jahr s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere die<br />
ärms-ten Familien und ihre K<strong>in</strong>der<br />
von Krankheiten und neuen Naturka -<br />
tastrophen bedroht. Unzureichende<br />
staatliche Strukturen und politische<br />
Instabilität erschweren den Wiederaufbau.<br />
<strong>Die</strong> im Aktionsbündnis Katastrophenhilfe<br />
zusammengeschlossenen Or -<br />
ganisationen unterstreichen <strong>in</strong> ihrer<br />
Zwischenbilanz, dass die rasche <strong>in</strong>ternationale<br />
Hilfe nach dem Beben vielen<br />
Menschen das Leben gerettet und die<br />
Not <strong>in</strong> den zerstörten Orten gel<strong>in</strong>dert<br />
rend sie auspackt, hört sie nicht auf,<br />
über das ganze Gesicht zu strahlen.<br />
Marias Reaktion zeigt uns, wie wertvoll<br />
der Schuhkarton für das Mädchen<br />
ist. Er ist ihr erstes Geschenk <strong>in</strong> ihrem<br />
Leben. Und das wirkt <strong>in</strong> der tristen<br />
Umgebung wie e<strong>in</strong> bunter Lichtblick.<br />
Auch ihre Geschwister beschenken wir<br />
mit Päckchen. <strong>Die</strong> Eltern bedanken<br />
sich überschwänglich, und Marias Augen<br />
leuchten noch immer, als wir uns<br />
verabschieden. Noch lange hallt der<br />
Besuch bei uns nach. Neben der Bestürzung<br />
über die trostlos armen Umstände,<br />
<strong>in</strong> denen Maria leben muss,<br />
bleibt vor allem die Er<strong>in</strong>nerung: <strong>Die</strong><br />
Freude, die der Schuhkarton der K<strong>in</strong>der<br />
aus Bad Steben <strong>in</strong> das Leben der<br />
kle<strong>in</strong>en Maria mit ihrer Familie gebracht<br />
hat.<br />
Dankgottesdienst<br />
Am Sonntag, den 13. Februar <strong>2011</strong><br />
f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Uelsen e<strong>in</strong> Lob- und Dankgottesdienst<br />
für »Weihnachten im<br />
Schuhkarton« statt mit Pastor Bouws<br />
und dem Geschäftsführer von »Weih -<br />
nachten im Schuhkarton«, Bernd Gülker.<br />
Der Gospelchor Uelsen wird mit<br />
e<strong>in</strong>igen Liedern das Programm musikalisch<br />
umrahmen. Dazu ist jeder<br />
ganz herzlich e<strong>in</strong>geladen!<br />
He<strong>in</strong>rich Terdenge, Nordhorn<br />
hat. So wurden <strong>in</strong> den vergangenen elf<br />
Monaten Hunderttausende Menschen<br />
mit Wasser, Nahrung, Zelten oder mediz<strong>in</strong>ischer<br />
Hilfe versorgt und wichtige<br />
Grundlagen für den Neuanfang geschaffen.<br />
Haiti – e<strong>in</strong>es der ärmsten<br />
Länder<br />
Gleichzeitig haben aber die Zerstörungen<br />
die schon lange schwelenden<br />
Probleme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der ärmsten Länder<br />
der Welt noch weiter verschärft.<br />
<strong>Die</strong> dramatische Ausbreitung der Cholera<br />
<strong>in</strong> den vergangenen Wochen, der<br />
schon rund 2200 Menschen zum Opfer<br />
gefallen s<strong>in</strong>d, zeigt die völlige<br />
Überforderung des Staates weit über<br />
die Obdachlosenlager <strong>in</strong> den Erdbebengebieten<br />
h<strong>in</strong>aus.<br />
<strong>Die</strong> Haitianer können sich aus dieser<br />
Spirale von Armut, Gewalt und Krankheit<br />
nicht aus eigener Kraft befreien.<br />
»Wenn Behörden versagen, müssen<br />
wir umso mehr versuchen, geme<strong>in</strong>sam<br />
mit dem Haitianischen Roten Kreuz<br />
die Abwehrkräfte der Menschen selbst