Stenografischer Bericht - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – 94. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 26. April 2007 9631<br />
(A) ren. Mit der Einführung des Standardkostenmodells ha- Deutschland vier bis sechs Prozent ihres Umsatzes allein (C)<br />
ben wir die Grundlage dafür bereits gelegt. Und der für Bürokratie auf. Das Grundanliegen der FDP, die Bü-<br />
frisch eingerichtete Normenkontrollrat wird neu verabrokratiekosten deutlich senken zu wollen, kann ich nur<br />
schiedete Gesetze auf ihren „Bürokratiegehalt“ kontrol- unterstreichen. Das wollen wir auch.<br />
lieren.<br />
Ein Ergebnis des Normenkontrollrats wird zurzeit<br />
– aus meiner Sicht zu Recht – vielerorts strapaziert: die<br />
Neuregelung der GWGs im Unternehmensteuergesetz.<br />
180 Millionen Euro Mehrkosten für die Unternehmen,<br />
bei 905 Millionen Euro Mehreinnahmen beim Bund. Ich<br />
glaube in der Tat, darüber sollte man noch einmal nachdenken.<br />
Deswegen haben wir mit dem sogenannten Ersten<br />
Mittelstandsentlastungsgesetz angefangen, das ein ganzes<br />
Maßnahmenbündel für längerfristige mittelstandsfreundliche<br />
Reformvorhaben zusammenfasst. Es war<br />
aber auch klar, dass wir nicht alles in einem einzigen Gesetz<br />
würden stemmen können. Deswegen haben wir zügig<br />
das Nachfolgegesetz mit ähnlicher Intention, nämlich<br />
weitere bürokratische Hemmnisse abzubauen, im<br />
Das Institut der deutschen Wirtschaft hat festgestellt,<br />
dass Bürokratieabbau bis zu 600 000 zusätzliche Arbeitsplätze<br />
in Deutschland bringt und neue Wachstumsimpulse<br />
setzen kann.<br />
Die durchschnittliche jährliche Belastung eines Arbeitsplatzes<br />
in einem klein- und mittelständischen Unternehmen<br />
liegt bei 4 361 Euro Bürokratiekosten pro Jahr.<br />
Deswegen hat der Bundeswirtschaftsminister Glos ein<br />
Mittelstandsentlastungsgesetz ins Leben gerufen.<br />
März 2007 vorgelegt. Und es werden sicherlich weitere<br />
Gesetze diese Art folgen. Wir werden unsere Politik des<br />
Bürokratieabbaus konsequent fortsetzen. Denn trotz<br />
– oder gerade wegen – des Konjunkturaufschwungs, der<br />
im Mittelstand seine Wurzeln hat, müssen wir aktiv bürokratische<br />
Pflichten, die der mittelständischen Wirtschaft<br />
auferlegt sind, aufspüren und beseitigen. Hier stehen<br />
wir in der Verpflichtung, die gesamte wirtschaftliche<br />
Entwicklung Deutschlands voranzubringen.<br />
Wir beraten inzwischen das zweite Mittelstandsentlastungsgesetz.<br />
In dem steht zum Beispiel, dass kleine und<br />
mittelständische Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten<br />
zukünftig auf maximal drei Stichprobenerhebungen<br />
im Jahr begrenzt werden. Das klingt vielleicht<br />
nicht allzu ambitioniert; aber in der Praxis zeigt sich, dass<br />
sie bei den Gutmütigen immer mehr werden, dass sich bei<br />
denen, die auf Anforderungen einen Statistikbogen nach<br />
Ich möchte bei dieser Gelegenheit daran erinnern,<br />
dass das Bundeswirtschaftsministerium lange Jahre unter<br />
der Führung von FDP-Ministern stand. Schon damals<br />
hätte die FDP viel Gelegenheit gehabt, die Senkung der<br />
bürokratischen Lasten für die Wirtschaft durchzusetzen.<br />
Stattdessen hat sie mit dazu beigetragen, dass Informations-<br />
und Statistikanforderungen an die Wirtschaft erhöht<br />
und weitergegeben wurden.<br />
(B) dem anderen ausfüllen und sich nicht dagegen wehren,<br />
das Ganze häuft. Deswegen müssen wir dies begrenzen.<br />
Existenzgründer werden wir in den ersten drei Jahren<br />
ganz von Statistiken befreien.<br />
Während die FDP eine Menge untauglicher Vorschläge<br />
unterbreitet, hat die Bundesregierung bereits<br />
konstruktive Maßnahmen ergriffen. Der Normenkontrollrat,<br />
NKR, wurde installiert, um ebendiese Informa-<br />
(D)<br />
Die Entlastungswirkung des zweiten Mittelstandsentlastungsgesetzes<br />
wird schließlich deutlich höher sein als<br />
jetzt beziffert. Außerdem müssen wir immer wieder darauf<br />
hinweisen, dass in den betroffenen Unternehmen<br />
die Entlastungswirkung meistens weit über den reinen<br />
finanziellen Aspekt hinausgeht.<br />
tionspflichten der Wirtschaft auf ihre kostenmäßigen bürokratischen<br />
Auswirkungen zu prüfen, zu quantifizieren<br />
und außerdem bei Bedarf auch Gegenvorschläge dazu zu<br />
unterbreiten. Dabei ist der Normenkontrollrat ein unabhängiges<br />
Kontroll- und Beratungsgremium, der sich mit<br />
allen Gesetzen und Rechtsverordnungen – mit den bestehenden<br />
und auch mit den neuen – befassen kann.<br />
Man sieht also: Wir sind auf einem guten Weg, Bürokratie<br />
abzubauen. Ich zitiere aus dem FDP-Antrag: „Die<br />
Bundesregierung hat einige sinnvolle Schritte unternommen,<br />
bürokratische Hemmnisse zu reduzieren.“ Diesen<br />
Weg gehen wir weiter und fordern alle auf, ihn positiv zu<br />
begleiten.<br />
Christian Lange (Backnang) (SPD): Bürokratieabbau<br />
in Deutschland ist ein Dauerbrenner. Und das ist gut<br />
so! Zum letzten Mal haben wir am 2. März 2007 im Plenum<br />
darüber – im Rahmen der ersten Lesung zum Zweiten<br />
Mittelstandsentlastungsgesetz – gesprochen.<br />
Wir sind uns sicher alle einig: Es gibt viel zu tun: Bürokratie<br />
und Überregulierung insbesondere in kleinen<br />
und mittleren Unternehmen und bei Existenzgründern<br />
binden und behindern in nicht vertretbarem Ausmaß betriebliche<br />
Ressourcen, wodurch Wachstumsdynamik und<br />
Leistungsfähigkeit eingeschnürt und beschnitten werden.<br />
Immerhin wendet die mittelständische Wirtschaft in<br />
Zur Messung der Bürokratiekosten ist das international<br />
anerkannte sogenannte Standardkostenmodell, SKM,<br />
vorgesehen. Wie beispielsweise in den Niederlanden und<br />
in Großbritannien wird das SKM bürokratische Belastungen<br />
und Folgekosten gesetzlicher Vorschriften systematisch<br />
erfassen. Die Bürokratiekosten werden auf Bundesebene<br />
ermittelt. Anschließend wird festgelegt, in<br />
welchem Zeitrahmen die Bundesministerien Teile dieser<br />
Kosten abbauen sollen. Die Umsetzung dieses Plans<br />
kontrolliert das Bundeskanzleramt. Damit sind wir ein<br />
ganz großes Stück in Sachen Bürokratiekostenmessung<br />
und letztlich auch -abbau vorangekommen.<br />
Die im Antrag der FDP gezogenen Schlussfolgerungen<br />
über den Normenkontrollrat kann ich nicht nachvollziehen.<br />
Es wird kritisiert, der Normenkontrollrat könne<br />
die Bürokratie nicht einschränken, da er lediglich Empfehlungen<br />
ausspreche und wenig Anreiz für die Bundesregierung<br />
biete, um Bürokratie wirklich abzubauen.