2004-Der Hl Luzius als Glaubensbote in Chur - Burgenverein ...
2004-Der Hl Luzius als Glaubensbote in Chur - Burgenverein ...
2004-Der Hl Luzius als Glaubensbote in Chur - Burgenverein ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Untervazer Burgenvere<strong>in</strong> Untervaz<br />
Texte zur Dorfgeschichte<br />
von Untervaz<br />
<strong>2004</strong><br />
<strong>Der</strong> <strong>Hl</strong>. <strong>Luzius</strong> <strong>als</strong> <strong>Glaubensbote</strong> <strong>in</strong> <strong>Chur</strong><br />
Email: dorfgeschichte@burgenvere<strong>in</strong>-untervaz.ch. Weitere Texte zur Dorfgeschichte s<strong>in</strong>d im Internet unter<br />
http://www.burgenvere<strong>in</strong>-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Dom<strong>in</strong>i“ unter<br />
http://www.burgenvere<strong>in</strong>-untervaz.ch/annodom<strong>in</strong>i.
- 2 -<br />
<strong>2004</strong> <strong>Der</strong> <strong>Hl</strong>. <strong>Luzius</strong> <strong>als</strong> <strong>Glaubensbote</strong> <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> Bruno Hübscher<br />
<strong>in</strong>: Jahrbuch <strong>2004</strong> der Historischen Gesellschaft von Graubünden. S. 25-73.
- 3 -<br />
S. 26: Deo veraci dom<strong>in</strong>o<br />
Titelbild:<br />
haec gratiarum actio<br />
pro venerando Lucio<br />
qui tot paganos Curiae<br />
vertit ad caelum gloriae!<br />
R<strong>in</strong>gkrypta <strong>in</strong> der St. Luzi-Kirche zu <strong>Chur</strong>. Blick aus der Emeritakammer <strong>in</strong><br />
den südlichen gewölbten Ausgang und <strong>in</strong> den 4,5 m langen Mittelstollen mit<br />
dem Reliquienaltar. Siehe Erw<strong>in</strong> Poeschel, Kunstdenkmäler Bd. 7, 5.263, Abb.<br />
293. Foto Staatsarchiv Graubünden<br />
S. 27: 1. E<strong>in</strong>ladung<br />
In zwei Teilen wird Ihnen das Leben des heiligen <strong>Luzius</strong> vorgestellt: <strong>Der</strong> erste<br />
(Kap. 2-18) zeigt möglichst alle Veränderungen der ursprünglichen, auf e<strong>in</strong>em<br />
Missverständnis aufgebauten, aber massgebenden Legende, die dreizehn<br />
Jahrhunderte h<strong>in</strong>durch bis heute das Feld beherrscht. Zwar hatte 1904 vor<br />
hundert Jahren! Adolf von Harnack das Missverständnis geklärt, was<br />
<strong>in</strong>zwischen allgeme<strong>in</strong> angenommen wurde, aber 1938 musste die Legende<br />
noch e<strong>in</strong>mal herhalten, um den <strong>Glaubensbote</strong>n des rätischen Frühchristentums<br />
zum E<strong>in</strong>siedler e<strong>in</strong>er späteren Zeit zu machen. Die Veränderungen der<br />
Legende werden hauptsächlich an Hand gottesdienstlicher Bücher aufgezeigt,<br />
wobei deren Zutaten zu diesem Zweck meist zum ersten Mal übersetzt s<strong>in</strong>d.<br />
<strong>Der</strong> zweite kürzere Teil (Kap. 19-25) stützt sich auf die urkundliche Nachricht<br />
um 825 des <strong>Chur</strong>er Bischofs Viktor III. und br<strong>in</strong>gt vorgängig grundsätzliche,<br />
notwendige Überlegungen, abschliessend werden Lebenszeit, Herkunft und<br />
Beruf des Heiligen erörtert. Zum Gang durch die Jahrhunderte wünsche ich<br />
Ihnen die nötige Geduld.<br />
2. Die Legende<br />
Uita beatissimi Lucii confessoris: um 800 (hier stark gekürzt)<br />
a. Das ganze Volk juble, weil <strong>Chur</strong> von der dunklen Nacht befreit das wahre<br />
Licht durch e<strong>in</strong>en solchen und grossen Schutzheiligen erhielt, dessen<br />
Gottesverehrung sich nach apostolischen Glaubenssätzen richtete und von
- 4 -<br />
jenem Quell, den der Herr « Gefäss der Auserwählung » vorausagte, den<br />
Becher des Lebens reichte, M. I. 10, K. 9.<br />
b. <strong>Der</strong> Apostel Paulus wandte sich nämlich nach zwei Jahren Rom-Aufenthalt<br />
der Bekehrung der Heiden zu und beauftragte se<strong>in</strong>en Schüler und Gehilfen<br />
Timotheus Gallien zu bekehren: M. II. 9. In Bordeaux hatte Timotheus grossen<br />
Erfolg: er weihte Priester und Diakone, welche die Götzentempel zerstörend<br />
Kirchen bauten: M. III. 17, K. 16.<br />
c. Darauf wandte sich Timotheus Britannien zu, wo er dem Volk und<br />
anschliessend dem König <strong>Luzius</strong> predigte: M. IV. 22, K.21, der dank e<strong>in</strong>er<br />
Engelsersche<strong>in</strong>ung im Traum gläubig sich samt se<strong>in</strong>er Verwandt- und<br />
Schwägerschaft taufen liess. Se<strong>in</strong> ganzer Herrschaftsbereich wurde bekehrt: M.<br />
V. 17, K.16.<br />
d. Priester wurden ausgewählt und Diakone bestimmt, Götzentempel<br />
niedergerissen, Kirchen gebaut. <strong>Luzius</strong> entsagte der Herrschaft und reiste<br />
predigend durch Gallien: M. VI. 12, K.11. Es wurde ihm gemeldet, es gebe<br />
e<strong>in</strong>e götzendienerische Stadt Augsburg (Hauptstadt des dam<strong>als</strong> noch<br />
ungeteilten Rätiens). Dort ruhte er wenige Tage aus, auf se<strong>in</strong>e Predigt h<strong>in</strong><br />
wurde der hochgestellte Patrizius namens Campester gläubig, der<br />
anschliessend se<strong>in</strong>e Stadt zum Glauben führte, M. VII. 6.<br />
e. <strong>Luzius</strong> verliess Augsburg, weil er erfuhr, <strong>in</strong> der Prov<strong>in</strong>z Rätien werde noch<br />
den Götzen geopfert. Nachdem er die Kirche <strong>in</strong> Augsburg im Glauben<br />
gefestigt hatte, wanderte <strong>Luzius</strong> nach <strong>Chur</strong>, wo er durch Busswerke die<br />
Barmherzigkeit des Herrn erflehte: M. VIII. 9. Nach sieben Tagen begann er<br />
vom heiligen Geist offenbar gestärkt zu predigen: M. IX. 10. « Glaubt an den<br />
e<strong>in</strong>en Gott, durch den alles gemacht wurde»: M. X. 12. Nachdem er dieses und<br />
Ähnliches gesagt hatte, glaubten alle und wurden getauft: M. XI. 9, K.8.<br />
f. <strong>Luzius</strong> wurde, nachdem er die Stadt <strong>Chur</strong> für Christus gewonnen hatte,<br />
darauf aufmerksam gemacht, im Marswald (man ortet diesen auf der Höhe<br />
zwischen Maienfeld und Balzers, heute St. Luzisteig) würden Stierkälber<br />
göttlich verehrt. So zog er eilends von e<strong>in</strong>er nicht ger<strong>in</strong>gen Schar Christen<br />
begleitet zur (etwa 26 km von <strong>Chur</strong> entfernten) Opferstätte h<strong>in</strong> und begann bei<br />
den sich dort aufhaltenden. Heiden gegen diese Götterverehrung zu predigen,<br />
diese aber gerieten <strong>in</strong> Wut: M. XII. 17, K. 15. Sie warfen ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en
- 5 -<br />
S. 28: Brunnen und versuchten ihn mit Ste<strong>in</strong>en zu erdrücken. Dagegen setzten sich<br />
die Christen für <strong>Luzius</strong> e<strong>in</strong> und wollten die Widersacher töten. Da erhob sich<br />
<strong>Luzius</strong> unverletzt aus dem Brunnen und belehrte se<strong>in</strong>e Begleiter gemäss dem<br />
Beispiel, Christi Unrecht nicht zu vergelten, sondern für die Verfolger zu<br />
beten: M. XIII. 12, K.11.<br />
g. Nun kamen die zwei wild lebenden Tiere. <strong>Luzius</strong> freute sich, forderte se<strong>in</strong>e<br />
Christen auf mit ihm niederzuknien und bat Gott, er möge die Wildheit dieser<br />
Tiere wegnehmen und zum Gebrauch se<strong>in</strong>er Diener zähmen: M. XIV. 18, K.<br />
17. Nach dem Gebet standen alle auf. Die beiden Tiere nahten sich und leckten<br />
die Füsse des seligen Mannes. Die Leute sahen das unerwartete Wunder und<br />
sagten: Wahrhaftig, der Gott der Christen ist gross. <strong>Luzius</strong> nahm Seile und<br />
Joch, befestigte sie an den Köpfen der Tiere, spannte sie an e<strong>in</strong> Holzfuhrwerk,<br />
worauf sie auf dem gleichen Weg fortzogen, auf dem sie gekommen waren: M.<br />
XV. 8, K. 7. Alle staunten und e<strong>in</strong>ige riefen: Gross bist du Herr, der du wilde<br />
Tiere den Händen de<strong>in</strong>er Diener gefügig machst: M. XVI. 9.<br />
h. Vom Wunder im Marswald hörten die Christen, die <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> zurückgeblieben<br />
waren, und zogen freudig den Heimkehrenden mit Lichtern und Rauchfässern<br />
entgegen: M. XVII. 8. <strong>Luzius</strong> belehrte, ermunterte, taufte <strong>in</strong> wenigen Tagen<br />
die neu (zur Christenschar ) H<strong>in</strong>zugekommenen und entliess sie nach Hause:<br />
M. XVIII. 7. Die Tugenden und Wunder zu schildern, mit denen hier der<br />
heiligste Mann glänzte, wie viele Bl<strong>in</strong>de, Pestkranke, Besessene geheilt,<br />
Fieberkranke und sonstige Leidende befreit wurden, die Kennzeichen se<strong>in</strong>er<br />
Tugenden darzustellen h<strong>in</strong>dert des Legendenschreibers Unfähigkeit: M. XIX.<br />
5.<br />
i. Die <strong>Chur</strong>er Gläubigen werden aufgefordert, den Ruhm dieses Heiligen und<br />
die Gnade der Wiederherstellung (durch den Glauben) zu preisen, da ihnen der<br />
Herr aus den Königen der Heiden und Fürsten der Erde e<strong>in</strong>en <strong>Glaubensbote</strong>n<br />
erweckt und geschickt hat: M. XX. 14: K.13.<br />
3. Lesestücke für den 3. Dezember<br />
Lectionarium Werd<strong>in</strong>ense, 12./13. Jh.<br />
a. Sehr wahrsche<strong>in</strong>lich wurden ursprünglich am Hochfest 3. Dezember von der<br />
Legende, <strong>als</strong> sie e<strong>in</strong>mal vorhanden war, alle Abschnitte I.-XX. gelesen. Nach<br />
und nach begnügte man sich mit sich mit e<strong>in</strong>em Teil, wie wir es zum ersten
- 6 -<br />
Mal <strong>in</strong> Werden an der Ruhr fest· stellen (II.-VIII.), auch später kürzte man<br />
nach Bedarf. Darum stimmt die fettgedruckte arabische Zahl der Lesestücke<br />
(Lektionen) <strong>in</strong> den ersten zwei ersten Wachstunden (Nokturnen) der achtwache<br />
(Vigil, Matut<strong>in</strong>, Mette) des Stundengebetes (Officium div<strong>in</strong>um) nicht mit den<br />
römischen Abschnittzahlen der Legende übere<strong>in</strong>.<br />
b. Was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schwach nordwestlich von <strong>Chur</strong> <strong>in</strong> gerader L<strong>in</strong>ie rund 540 km<br />
entfernten Ort nicht überrascht, begann das 1. Lesestück ohne Begrüssung der<br />
<strong>Chur</strong>er sofort mit Paulus und se<strong>in</strong>em Auftrag an Timotheus, der nach Gallien<br />
aufbrach und dort predigte. Das 2. Lesestück bezeugte Taufen und Weihen von<br />
Priestern, Dienern und Kirchen. Im 3. fragte Timotheus nach weiteren<br />
götzendienerischen Völkern und wurde auf Britannien verwiesen, wo er dann<br />
predigte. Im 4. meldete das Volk die neue Lehre dem König, der von<br />
Timotheus Bescheid erhielt. Im 5. Lesestück erklärte sich <strong>Luzius</strong> bereit Christ<br />
zu werden. Im 6. wurde <strong>Luzius</strong> und se<strong>in</strong>e ganze Prov<strong>in</strong>z getauft. Im 7.<br />
Lesestück predigte <strong>Luzius</strong> <strong>in</strong> Gallien, gelangte nach Augsburg und brach nach<br />
<strong>Chur</strong> auf.<br />
S. 29: c. Die Lesestücke befanden sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em « Lektionar» genannten Buch, das<br />
für die Wachstunden des Stundengebetes gebraucht wurde, es enthielt sowohl<br />
Lesestücke aus Kirchenschriftstellern oder aus Heiligenlegenden, wenn es<br />
angebracht war, wie hier am <strong>Luzius</strong>fest. Glücklicherweise s<strong>in</strong>d uns wenigstens<br />
zwei Blätter von diesem <strong>in</strong> Werden gebrauchten Lektionar erhalten geblieben.<br />
Franz Jostes fand sie vor 1896 im dortigen Pfarrarchiv und löste sie ab. Beide<br />
doppelspaltige Blätter s<strong>in</strong>d leicht an der Längs- und stark an der Breitseite<br />
beschnitten: das e<strong>in</strong>e unten, das unsere oben, beide verlieren jedoch e<strong>in</strong>e<br />
Spalte. Deswegen ist nur das Lesestück 4. unverkürzt vorhanden. Unser Blatt<br />
war das <strong>in</strong>nerste e<strong>in</strong>er Heftlage, so dass die vorhandenen sechs Spalten für<br />
sieben Lesestücke ausreichten. Auf der abgeschnittenen Spalte muss das 8.<br />
Lesestück gestanden haben, wor<strong>in</strong> stark verkürzt die Tätigkeit <strong>in</strong> <strong>Chur</strong><br />
gemeldet wurde. Acht Lesestücke, je zweimal vier, gehörten zu den zwei<br />
ersten Wachstunden des benedikt<strong>in</strong>ischen Stundengebetes, für die<br />
nichtmönchischen Beter, wie wir es hernach ab 1465 sehen werden, waren es<br />
zweimal drei Lesestücke. E<strong>in</strong>zig zwei Wörter ändern den S<strong>in</strong>n:<br />
Tempelzerstörung und Kirchenbau <strong>in</strong> Bordeaux wurden Timotheus selber<br />
zugewiesen statt den Priestern und Dienern, vielleicht s<strong>in</strong>d es nur<br />
Flüchtigkeitsfehler.
- 7 -<br />
d. In Werden an der Ruhr feierte man am 3. Dezember <strong>Luzius</strong> <strong>als</strong><br />
Schutzheiligen der 995 begonnenen und am 1. Oktober 1063 e<strong>in</strong>geweihten<br />
etwa 600m nördlich der damaligen Benedikt<strong>in</strong>erabtei erbauten «Neuen<br />
Kirche».<br />
4. Ablassbrief für fromme Besucher des St. Luzilöchli<br />
Indulgencie vom Lucis loch oder Felsen ob dem Kloster: 25.3.1386.<br />
a. Bischof Johann (M<strong>in</strong>istri) von <strong>Chur</strong> wünscht allen jetzigen und zukünftigen<br />
Christgläubigen das Heil im Herrn Jesu Christ. Da alle frommen Orte der<br />
Heiligen mit Recht zu verehren s<strong>in</strong>d, so s<strong>in</strong>d wir doch vor allem gehalten jene<br />
zu ehren, durch welche uns das Glaubenslicht zuteil wurde. Für uns Bewohner<br />
Rätiens steht es aber aufgrund sicheren Zeugnisses fest, wie der selige <strong>Luzius</strong>,<br />
um die evangelische Botschaft (zu verkünden), die ihm der hl. Timotheus,<br />
Schüler des seligen Apostels Paulus gepredigt hatte, (<strong>als</strong>) König dreier Reiche,<br />
nämlich England, Aquitanien und Britannien, (diese) sofort verliess und zu<br />
unseren Alpenorten zog, damit das Licht der Wahrheit <strong>in</strong> unserer Dunkelheit<br />
leuchte. Freu dich <strong>als</strong>o churische Stadt, die e<strong>in</strong>es solchen Schutzheiligen<br />
würdig wurdest, die du früher barbarische Nationen hattest, jetzt mit dem<br />
katholischen Glauben und e<strong>in</strong>em Bischofsitz geschmückt bist.<br />
b. Und während dieser unser Schutzheiliger, wie es sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Legende<br />
f<strong>in</strong>det, den E<strong>in</strong>heimischen das Wort der Frohbotschaft verkündete, diese<br />
wütend ihn mit e<strong>in</strong>er gewissen tierischen Grausamkeit zu töten strebten, er<br />
ihrer Raserei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Höhle entfloh, die auf dem Berg ob unserer Stadt liegt und<br />
dort versteckt<br />
S. 30: e<strong>in</strong> eheloses Leben führte. Freu dich daher für uns, du Höhle, die du e<strong>in</strong>en<br />
solchen Gast zu haben würdig warst, nicht nur e<strong>in</strong>en königlichen, sondern auch<br />
unseren <strong>Glaubensbote</strong>n und Nachfolger der Apostel. Und wie die Krippe<br />
Christi wegen se<strong>in</strong>er Geburt mit würdigem Lob zu ehren ist, so ist diese Höhle<br />
unseres Schutzheiligen ehrwürdig wegen se<strong>in</strong>er Lehre für die gegenwärtigen<br />
[Zuhörer].<br />
c. Um nun die Andacht des Volk zu wecken, diesen verehrungswürdigen Ort<br />
zu besuchen und es nicht ob der grossen Mühe des Aufstiegs unbelohnt zu<br />
lassen, spenden wir im Vertrauen auf die allmächtige Barmherzigkeit Gottes<br />
und auf die Fürbitte der seligen Apostel Petrus und Paulus allen, die ihre
- 8 -<br />
Sünden bereut und gebeichtet, <strong>in</strong> der Höhle die Messe gelesen oder gehört<br />
haben, und auch jenen, die zu diesem Ort andachtshalber h<strong>in</strong>gehen und auf<br />
dem Weg oder <strong>in</strong> der Höhle selbst dreissig Vaterunser und ebenso viele<br />
Gegrüsset-seist-du zum Andenken des Herren Leidens und zu Ehren unseres<br />
Schutzheiligen und zum Heil aller gläubigen Seelen gesprochen haben, vierzig<br />
Tage der schweren und e<strong>in</strong> Jahr Ablass der lässlichen Sündenstrafen. Wir<br />
wollen, dass dieser Ablass ewige Zeiten gelte. Wir gewähren auch, dass auf<br />
e<strong>in</strong>em Tragaltar am gleichen Ort jeder im Amt ungeh<strong>in</strong>derte Priester die Messe<br />
feiern darf, jedoch soll mit fleissiger Sorge vorgesehen werden, dass nicht etwa<br />
wegen W<strong>in</strong>dstössen oder Regen bei diesen Messen irgend welche Gefahren für<br />
die geopferten Gaben auftreten. Gegeben zu <strong>Chur</strong>, am Tag der Verkündigung<br />
und Menschwerdung des Herrn, im Jahre des Herrn 1386, <strong>in</strong> der 9. Z<strong>in</strong>szahl.<br />
d. Johann M<strong>in</strong>istri, Bischof von <strong>Chur</strong> 13761388,17 schreibt hier von der<br />
Zufluchtsstätte des <strong>Glaubensbote</strong>n, wovon wir erst zum Jahr 1603 wieder lesen<br />
werden: 1386 steht noch ke<strong>in</strong>e Kapelle, das Luzilöchli dürfte aber bereits unter<br />
der Obhut von Ulrich von Mayerhofer, Prior des Prämonstratenserklosters St.<br />
Luzi <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>, gestanden haben. Die Kapelle wurde vor 1523 gebaut.<br />
5. <strong>Chur</strong>er Stundenbuch (W<strong>in</strong>terteil)<br />
Breviarium Curiense: 1465.<br />
a. Das 1. Lesestück beg<strong>in</strong>nt ohne Begrüssung der <strong>Chur</strong>er, Paulus <strong>in</strong> Rom will<br />
fortan Heiden bekehren, 2.-5.: die vier Lesestücke bilden bereits die Vorlage<br />
für die Breviere von 1520 und 1595, sie halten sich mit ganz ger<strong>in</strong>gen<br />
Ausnahmen an die Legende. Das 6. schliesst schon mit der ersten Begegnung<br />
Timotheus-<strong>Luzius</strong>.<br />
b. Ausserordentlich wichtig wird für uns dieses Stundenbuch (Brevier), weil<br />
das Leben des hl. Timotheus dem Bericht der <strong>Luzius</strong>-Legende entsprechend<br />
geändert wurde, zwar noch nicht an se<strong>in</strong>em am 24. Januar e<strong>in</strong>geordneten<br />
Gedenktag, wo die sechs Lesestücke dem zweiten Brief an Timotheus<br />
entnommen s<strong>in</strong>d," sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganz reich ausgestatteten Anhang zu<br />
Ehren von zehn Heiligen: Erhard, erster E<strong>in</strong>siedler Paulus, Hilarius,<br />
Timotheus, Johannes Chrysostomus, Scholastika, Wilhelm, Blasius, Me<strong>in</strong>rad,<br />
Karl der Grosse.
- 9 -<br />
c. Das 1. Lesestück ist dem Leben des Apostelschülers entnommen, se<strong>in</strong>e<br />
Herkunft aus Listra <strong>in</strong> Lykaonien, aber auch Mahnungen aus dem ersten Brief<br />
werden vermerkt. In den zwei folgenden Lesestücken wird nun der Aufenthalt<br />
<strong>in</strong> Britannien e<strong>in</strong>gebaut und unter Auslassung der Stellen aus der hl. Schrift<br />
<strong>in</strong>haltlich die <strong>Luzius</strong>-Vita übernommen: 2. Ohne hier e<strong>in</strong>en Aufenthalt <strong>in</strong><br />
Gallien zu erwähnen, hörte der predigende Timotheus, <strong>in</strong> Britannien, wo König<br />
<strong>Luzius</strong> herrsche, sei e<strong>in</strong> wildes götzendienerisches Volk, das nichts von<br />
Christus wisse. Eilends g<strong>in</strong>g er dorth<strong>in</strong> und verkündete unaufhörlich die Worte<br />
des Lebens. Das Volk war wegen der Neuheit der Lehre, die es hörte, bestürzt<br />
und meldete alles dem heiligen (!) König <strong>Luzius</strong>. Dieser liess ihn sofort<br />
kommen und fragte ihn: Wer bist du? Oder aus welcher Gegend, oder aus<br />
S. 31: welcher Stadt? Mit der Antwort des Apostelschülers endet das Lesestück. Im 3.<br />
lässt sich <strong>Luzius</strong> nach der Engelsersche<strong>in</strong>ung im Traum von Timotheus samt<br />
se<strong>in</strong>en Angehörigen taufen. Das h<strong>in</strong>dert aber nicht im 4. bis 6. Lesestück ohne<br />
Ortsangabe zu berichten, Timotheus und Apoll<strong>in</strong>aris vorher e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er<br />
Pe<strong>in</strong>iger, nun Christ geworden -, seien <strong>in</strong> der Verfolgung durch Kaiser Nero<br />
von e<strong>in</strong>em Präses Lampadius geköpft worden.<br />
d. Man könnte me<strong>in</strong>en, die bei den seien am 22. August <strong>in</strong> Rom gestorben, was<br />
der «Goldenen Legende» des Dom<strong>in</strong>ikaners Jakobus de Vorag<strong>in</strong>e, wor<strong>in</strong> das<br />
Todesjahr 57 steht, eher entspricht. Es handelt sich hier jedoch um Timotheus<br />
und Apoll<strong>in</strong>aris, zwei <strong>in</strong> der französischen Stadt Reims am 23. August<br />
H<strong>in</strong>gerichteten, deren Todesjahr vom Bollandisten Johannes P<strong>in</strong>ius <strong>in</strong>s<br />
ausgehende dritte Jahrhundert angesetzt wird."<br />
e. Diese sechs Timotheus-Lesestücke lasen die Benützer der <strong>Chur</strong>er Breviere<br />
von 1520 und 1595 jeweils am 24. Januar, jedoch wurden die vollständig<br />
gereimten, reichen Rahmen- und Zurufgesänge (Antiphonen und<br />
Responsorien), sowie die Hymnen nicht übernommen, die Gallien, Bordeaux,<br />
Britannien und <strong>Luzius</strong> erwähnen."<br />
f. Die Handschrift Ms. IX der Abtei Pfäfers im Stiftsarchiv St. Gallen fängt<br />
erst mit dem Aschermittwoch an und hört mit dem Vortag des Pf<strong>in</strong>gstfestes<br />
auf, am 31. Mai 1465 wurde gemäss S. 132va an ihr geschrieben. Die<br />
Heiligenfeste vom 29. November bis 22. Juni entsprechen dem <strong>Chur</strong>er<br />
Kalender, sie gehörten mit e<strong>in</strong> paar Ausnahmen zum W<strong>in</strong>terteil.
- 10 -<br />
g. Man nimmt an, die Handschrift habe e<strong>in</strong>em Geistlichen an der St.<br />
Leonhardskapelle <strong>in</strong> Bad Ragaz gedient, weil der am 11. (statt 10.) mit e<strong>in</strong>em<br />
Reimoffizium gefeierte hl. Wilhelm der Grosse († 1157) und e<strong>in</strong> Heiliger<br />
dieses Namens bei der Weihe des Seitenaltars 1412 mit dem hl. Erasmus<br />
genannt war. Auch hier wie <strong>in</strong> Werden (3.a) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nur rund 20 km<br />
entfernten Ort hatte man die Begrüssung der <strong>Chur</strong>er unterlassen.<br />
6. <strong>Chur</strong>er Stundenbuch (Sommerteil)<br />
Breviarium Curiense: 15. Jh.<br />
a. Dem Schreiber dieser Handschrift genügen beim Fest der Übertragung des<br />
hl. <strong>Luzius</strong> am 9. Oktober die Abschnitte I. und II. der Legende, ihm gefallen<br />
das Lob, die Begrüssung der <strong>Chur</strong>er Zuhörer und der Beg<strong>in</strong>n der Legende <strong>in</strong><br />
Rom. Nur im 6. Lesestück muss er stark kürzen, damit es nicht länger <strong>als</strong> die<br />
fünf vorhergehenden wird.<br />
b. Die <strong>in</strong> der Stiftsbibliothek der Schottenabtei <strong>in</strong> Wien aufbewahrte<br />
Handschrift 320 br<strong>in</strong>gt die Lese-Ordnung des Sommerteils Ostern bis Advent<br />
und zeigt e<strong>in</strong>deutig sowohl im vorausgehenden Heiligenkalender, wie <strong>in</strong> der<br />
Überschrift der Heiligenfeste auf<br />
S. 32: den <strong>Chur</strong>er Brauch. Sie ist sehr schön, kle<strong>in</strong> und fe<strong>in</strong>, und zum Mitnehmen auf<br />
die Reise, nicht für das Chorgebet, geschrieben. Was die kunstfertige Hand<br />
vollbrachte, wollte man 1490 durch den Druck auch zustande br<strong>in</strong>gen.<br />
7. Erstes gedrucktes <strong>Chur</strong>er Stundenbuch<br />
Breviarium Curiense: 1490<br />
a. Am Hochfest 3. Dezember: Die Gottesverehrung des hl. <strong>Luzius</strong> stützt sich<br />
nicht auf fremde Behauptungen, sondern erstand auf apostolischen<br />
Glaubenssätzen. Dann folgt das uns bekannte «Denn zu jener Zeit, <strong>als</strong> der<br />
allerseligste Paulus <strong>in</strong> Rom weilte...» und schliesst wie die Ausgabe von 1456<br />
mit der Taufe des <strong>Luzius</strong> und diesmal der ganzen Prov<strong>in</strong>z.<br />
b. Am Fest der Übertragung 9. Oktober bef<strong>in</strong>det sich Timotheus schon <strong>in</strong><br />
Britannien und auch hier endet die Lesung mit der Bekehrung des Königs und<br />
der ganzen Prov<strong>in</strong>z.
- 11 -<br />
c. Ortlieb von Brandis, Bischof von <strong>Chur</strong> (1458-1491), liess das erste<br />
Stundenbuch drucken, es ist e<strong>in</strong>e eigentliche Kurzausgabe (= Brevier) <strong>in</strong><br />
Grösse und Handlichkeit.<br />
Am Hochfest 3. Dezember liess man, weil das Buch für das ganze Bistum und<br />
nicht nur für <strong>Chur</strong> galt, die Begrüssung <strong>in</strong> 1. weg. Die Kürzungen zeigen e<strong>in</strong>e<br />
geschickte Hand, sie betreffen besonders die Belehrungen aus der hl. Schrift.<br />
8. Zweites und drittes gedrucktes <strong>Chur</strong>er Stundenbuch<br />
Breviarium iuxta ritum ecclesiae Curiensis: 1520 Breviarium secundum<br />
cursum ecclesiae Curiensis: 1595<br />
a. <strong>Der</strong> hl. <strong>Luzius</strong> erhält an se<strong>in</strong>em Hochfest 3. Dezember <strong>in</strong> den sechs<br />
Lesestücken ungekürzt die Legende-Abschnitte 1. V. und den ersten Satz von<br />
VI, am Oktavtag 10.-12. die Fortsetzung VI.-XI. und am Fest der Übertragung<br />
9.10. den Schluss mit XII.-XX.<br />
b. Bischof Paul Ziegler (1505 -1541 )41 liess dank der Papiermacher- und<br />
Buchdruckerkunst zwei mächtige Bände drucken, die alle Geistlichen des<br />
Bistums anschaffen mussten. So konnten alle wohl die meisten zum ersten Mal<br />
die Legende genau kennen lernen.<br />
S. 33: c. <strong>Der</strong> Brand im Bischöflichen Schloss zu <strong>Chur</strong> vom 15. November 1565<br />
zerstörte neben der Bibliothek mit den wertvollsten alten Handschriften auch<br />
den Vorrat an Brevieren und Missalien.<br />
d. Unter Bischof Beat a Porta (1565-1581) war an e<strong>in</strong>e Neuausgabe wegen der<br />
wirtschaftlichen und politischen Lage des Bistums nicht zu denken. Erst Peter<br />
Rascher (1581-1601) entschloss sich Messbuch und Brevier aufs Neue drucken<br />
zu lassen. Während er 1587 das Messbuch noch <strong>in</strong> grösserem Folio-Format<br />
und grösseren Buchstaben <strong>als</strong> das erste von Bischof He<strong>in</strong>rich von Hewen 1497<br />
veröffentlichte, verkle<strong>in</strong>erte er 1595 das zweibändige Folio-Format-<br />
Stundenbuch von Bischof Ziegler.<br />
e. Es wird Bischof Rascher vorgeworfen, er habe das <strong>Chur</strong>er Messbuch und<br />
Brevier nochm<strong>als</strong> aufgelegt. Dazu ist zu bemerken, dass sie viel reichhaltiger<br />
<strong>als</strong> die römischen von Papst Pius V. verordneten Bücher waren, und <strong>Chur</strong> auf<br />
die vom Konzil verlangte mehr <strong>als</strong> 200-jährige Überlieferung zurückblicken<br />
konnte. Im <strong>Chur</strong>er Messbuch standen 118 Sequenzen!
- 12 -<br />
f. Zur ersten Fassung des <strong>Luzius</strong>-Legende gehörten notwendig die das<br />
Stundengebet begleitenden Gesänge und Gebete. Wir können uns die<br />
Feierlichkeit vorstellen, wenn möglichst viel gesungen wurde. War e<strong>in</strong><br />
Lesestück <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em rezitativen Ton mit besondern Tonsenkungen oder<br />
-hebungen, bei Komma, Punkt oder Fragen vorgetragen worden, so folgte<br />
gesungen e<strong>in</strong> Zuruf (Responsorium) mit m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em Anruf (Versikel)<br />
hernach. Die gesungenen Psalmen brauchten e<strong>in</strong>en Rahmen (Antiphon), der<br />
die Tonart angab, ebenso der feierliche Lobpreis der Gottesmutter (Magnifikat)<br />
im Abendlob (Vesper) und jener des Zacharias (Benediktus) im Morgenlob<br />
(Laudes). Zum ersten Mal ersche<strong>in</strong>t 1456 der ganze über 1595 h<strong>in</strong>aus dauernde<br />
Reichtum des Chorgebetes, er mündet oft <strong>in</strong> Bitten aus und ergänzt die<br />
Lesestücke.<br />
g. Die Schönheit wurde, wie schon <strong>in</strong> den Lesestücken, durch gekonnte<br />
Wortwahl und Satzstellung erreicht. Hier spielte meist der Gleichklang<br />
(Assonanz), seltener der Endreim e<strong>in</strong>e grosse Rolle, was beim Wohlklang der<br />
late<strong>in</strong>ischen Endungen nicht allzu schwer fiel, aber <strong>als</strong> Gedächtnisstütze höchst<br />
willkommen war.<br />
h. Diese von e<strong>in</strong>em späteren Verfasser erstellten Zugaben erwähnen den Papst<br />
Eleutherius <strong>als</strong> Briefempfänger, aber der Inhalt wurde zweckmässig geändert:<br />
<strong>Luzius</strong> bittet nicht, wie Beda berichtet, um die Taufgnade, sondern die nach<br />
Rom zum Papst geschickten Boten erwirken für <strong>Luzius</strong> die Erlaubnis zu taufen<br />
und zu predigen, obwohl Eleutherius rund hundert Jahre nach dem<br />
Apostelschüler Timotheus lebte!<br />
i. Am 3. Dezember wurde der König, <strong>Glaubensbote</strong> (Apostolus) und<br />
Schutzheilige <strong>Luzius</strong> mit e<strong>in</strong>em Hochfest (Summum), am Oktavtag 10.<br />
Dezember mit e<strong>in</strong>er Feier (Plenum), am Tag der Übertragung 9.10. mit e<strong>in</strong>em<br />
Fest (Festum) geehrt. Im Gegensatz zur grössern oder kle<strong>in</strong>eren Wiedergabe<br />
der Legende-Lesestücke blieben sie 1465-1595 mit ger<strong>in</strong>gfügigen Ausnahmen<br />
gleich.<br />
j. Das erste Abendlob am Vortag 2. Dezember begann mit dem Rahmen für die<br />
«Lobet-Psalmen» «Ruhmreicher König <strong>Luzius</strong>, du hast den Glanz des<br />
Königtums verschmäht (und) hast gewählt arm dem armen Christus zu folgen,<br />
bei ihm erflehe uns jetzt den Frieden und das zukünftige Leben.»
- 13 -<br />
k. <strong>Der</strong> Hymnus beim Abendlob, der auch für das Frühlob galt, lautete.<br />
1. <strong>Der</strong> Kreislauf des sich drehenden Jahres brachte uns den festlichen Tag<br />
zurück, an dem das Himmelreich den Gottesmann <strong>Luzius</strong> aufgenommen hat,<br />
2. der durch den wehenden Geist Christi das irdische Reich verliess und aus<br />
dem Schiffbruch der Welt (gerettet) entblösst dem Herrn anh<strong>in</strong>g,<br />
3. ihm vergalt Christus mit ununterbrochenem Leben und bald darauf mit<br />
hundertfachem (Lohn), er gibt für die Erde den Fels, woraus goldene<br />
Giessbäche (fliessen ).<br />
4. So wurde (<strong>Luzius</strong>) zur tränkenden Wolke durch Wort, Leben und Wunder,<br />
die F<strong>in</strong>sternisse der Irrtümer fegte er h<strong>in</strong>weg, mit Salz würzte er die Seelen.<br />
5. Er, der durch die felsigen Alpen h<strong>in</strong> Söhne Abrahams zeugte und nach der<br />
Laufbahn der Arbeit den Siegespreis des Lebens empf<strong>in</strong>g.<br />
S. 34: 6. Auf die Fürbitte Christi verschone unsere Schulden, denen verziehen wurde,<br />
gib Gerechtigkeit und Gnade über Gnade.<br />
7. Aus ihm (Christus), durch ihn ist alles, durch ihn besteht alles, ihm sei<br />
beständig Heil, Herrschaft, Lob, Ehre.<br />
l. <strong>Der</strong> Rahmen zum Lobpreis der Muttergottes (Magnifikat): O staunenswertes<br />
Beispiel der Demut, König <strong>Luzius</strong> du hast die Würde dreier Königreiche<br />
verschmäht (und) hast entblösst bei der Frohbotschaft Zuflucht gefunden, um<br />
uns Glaubensverkünder zu se<strong>in</strong>, deshalb bitten wir <strong>in</strong>ständig, dass wir De<strong>in</strong>e<br />
Diener die Früchte des Glaubens auf de<strong>in</strong>e Bitten h<strong>in</strong> erlangen.<br />
m. Feierlich ergeht die E<strong>in</strong>ladung (Invitatorium) zur Nachtwache (Vigilie,<br />
Matut<strong>in</strong>, Metten) mit den drei Wachstunden (Nokturnen), «Lasset uns anbeten<br />
den König der Könige, der heute den König <strong>Luzius</strong> mit dem ewigen statt dem<br />
vergänglichen Königtum ausgestattet hat.»<br />
n. Die erste Wachstunde: die Rahmen zu ihren ersten drei Psalmen gelten<br />
Paulus und Timotheus, zu Ps. 1: Am Anfang der christlichen Religion betrat<br />
der Paulusschüler Timotheus Gallien, um das Reich Gottes zu verkünden., zu<br />
Ps. 2: Die durch die Neuheit der Lehre bee<strong>in</strong>druckten Gallier widerstehen<br />
zuerst dem Mann Gottes mit e<strong>in</strong>em irrigen Gespräch, zu Ps. 3: Endlich nehmen<br />
sie, mit Hilfe des apostolischen Mannes von der evangelischen Wahrheit<br />
überzeugt, freudig das Wort Gottes an. Die Zurufe auf die Lesestücke eilen<br />
dem Vorgetragenen voraus: 1. <strong>Der</strong> h1. Timotheus Gallien war im Glauben<br />
befestigt kam nach Britannien, wo noch der König <strong>Luzius</strong> mit den Se<strong>in</strong>en dem
- 14 -<br />
Götzendienst huldigte. Anruf: Überall sät er das Wort Gottes aus: dr<strong>in</strong>gend,<br />
widerlegend, beschwörend. Britannien. 2. Nachdem König <strong>Luzius</strong> von der<br />
Ansicht des Gottesmannes gehört hatte, rief er ihn zu sich. Das Wort Gottes<br />
hört er demütig, demütiger nimmt er es zur Kenntnis. Anruf: Vorherbestimmt,<br />
gerufen ändert er sich bald. Das Wort. 3. Im Schweigen der Nacht, wie König<br />
<strong>Luzius</strong> <strong>in</strong> sich unruhig ist, erschien ihm im Traum e<strong>in</strong> Engel des Herrn. Und<br />
belehrt ihn, <strong>in</strong> allem dem Boten des höchsten Königs zu gehorchen. Anruf:<br />
Dem zögernden Gemüte hilft sofort der göttliche Trost. Und belehrt.<br />
o. Die zweite Wachstunde: die Rahmen zu den drei folgenden Psalmen lauten:<br />
zu Ps. 4: <strong>Luzius</strong> wacht auf und getrieben durch das nächtliche Gesicht ruft er<br />
Timotheus und erzählt, was ihm der erschienene Engel gesagt habe, zu Ps. 5:<br />
<strong>Der</strong> Gottesmann sieht <strong>Luzius</strong> von Gott gerufen, unterrichtet und bereitet ihn<br />
mit Fasten und Gebet zur Taufe vor: zu Ps. 8: Boten werden unterdessen nach<br />
Rom zu Papst Eleutherius geschickt, um die Erlaubnis zu taufen und zu<br />
predigen zu erhalten. (!) Die Zurufe auf die Lesungen: 4. <strong>Der</strong> selige <strong>Luzius</strong>, im<br />
Glauben schon vollendet, getauft, verdiente so reichliche Gnade des Geistes, ':.<br />
dass er selber andere belehren kann. Anruf: Wie er die Se<strong>in</strong>en für den Glauben<br />
gewonnen hat, möchte er schon weiter gehen, dass er selber. 5. König <strong>Luzius</strong><br />
gibt das Reichszepter ab, nimmt den Wanderstab, will sich nur dem<br />
Evangelium widmen, um so mit Christus zu herrschen. Anruf: Auf alles, was<br />
er besitzt, verzichtet er, verleugnet sich selbt, um uns zu helfen, um so. 6. Wie<br />
der Mann des Herrn das Gerücht hört, <strong>Chur</strong>rätien diene noch den Götzen, eilt<br />
er es für Christus zu gew<strong>in</strong>nen. Anruf: Treuer Knecht, den der Herr wachend<br />
f<strong>in</strong>det. eilt er.<br />
p. <strong>Der</strong> dritten Wachstunde Rahmen s<strong>in</strong>d: zu Ps. 14: Auf dem Weg gerät der<br />
Gottesmann nach Augsburg, das er sofort Christus unterwerfen will, zu Ps. 20:<br />
Denn Campester, der Patrizius jener Stadt, hört das wahre Wort und glaubt mit<br />
se<strong>in</strong>em ganzen Haus und mit den Bürgern, zu Ps. 23: Wie diese im Glauben<br />
gefestigt s<strong>in</strong>d, lässt er sie taufen und empfiehlt die neue Kirche dem Herrn und<br />
kommt, woh<strong>in</strong> er wollte, nach <strong>Chur</strong>. Die Zurufe auf die drei Lesestücke zur<br />
Erklärung des Festtagsevangeliums: 7. Wo (nämlich <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>) er durch Gebet<br />
und Fasten die göttliche Antwort (erhielt) vertrauensvoll zu handeln, redet er<br />
zuerst mit den Widerstrebenden. Endlich durch Wunder besiegt fügen sie sich<br />
getauft dem Glauben. Anruf: Dem hartnäckigen Nacken legt er das Joch des<br />
Herrn auf, das Unebene macht der kluge Bauer eben. ':. Endlich. 8. Brüder,
- 15 -<br />
lasst uns <strong>in</strong> frommer Andacht die göttliche Barmherzigkeit anflehen, ':. damit<br />
wir durch den seligen <strong>Luzius</strong>, an dem wir uns <strong>als</strong> <strong>Glaubensbote</strong>n<br />
S. 35: erfreuen, <strong>als</strong> Schutzheiligen beschirmt werden. Anruf: Denn viel gilt das<br />
eifrige Gebet des Gerechten, damit wir 9. Selig der Mann, den der Herr se<strong>in</strong>em<br />
Haus vorgesetzt hat, gib uns Speise zur (rechten) Zeit, womit wir ewig leben<br />
können. Anruf: Damit wir auf de<strong>in</strong>e Fürsprache, was wir jetzt im Spiegel<br />
sehen, von Angesicht zu Angesicht schauen werden, damit. 1520 und 1595<br />
ersetzen am 9. Oktober (Übertragungsfest) 9. durch 8. und br<strong>in</strong>gen neu <strong>als</strong> 8. O<br />
glückliches Volk von <strong>Chur</strong>, das <strong>Luzius</strong> <strong>als</strong> Lehrer erlangte, der sehr vielen<br />
(Heiden-)Völkern e<strong>in</strong> Spiegel der Rechtschaffenheit war. Anruf: An e<strong>in</strong>em<br />
solchen Lehrer freut sich Rätien, Aquitanien, Franzien, Britannien mit<br />
Germanien, der sehr vielen.<br />
q. Im Morgenlob erwarten uns fünf Rahmen: zu Ps. 92: Nachdem die Stadt<br />
(<strong>Chur</strong>) der heilsamen Lehre Christi unterworfen ist, nimmt er <strong>als</strong> wahrer<br />
Israelit die Umgebung <strong>in</strong> Angriff, zu Ps. 99: Während er deren Götzenbilder<br />
zerstört, erleidet er mit bewunderungswürdiger Geduld die Verfolgung, lässt<br />
aber, das Martyrium begehrend, vom Worte Gottes nicht ab, zu Ps. 62,66: Von<br />
Schmähungen, Schlägen, Wunden heimgesucht ist der Kämpfer Gottes bereit<br />
für Christus zu leiden (und) verkündet den Glauben noch beredter, zum<br />
Lobgesang der Drei im Feuerofen (Daniel 3,57-88,56): Auch geste<strong>in</strong>igt, <strong>in</strong> den<br />
Brunnen geworfen, für den Herrn sterbend, preist er (diesen) <strong>in</strong> allem, zu Ps.<br />
148 -150: Wie die Gläubigen davon hören, kommen sie von überallher und<br />
wünschen den Diener Gottes aufzunehmen, f<strong>in</strong>den ihn, ziehen ihn halblebend<br />
aus dem Wasser und loben Gott.<br />
r. Im Rahmen zum Lobpreis des hl. Zacharias (Benediktus) wird der<br />
glücklichen Rückkehr nach <strong>Chur</strong> e<strong>in</strong>e Bitte angefügt: Er (<strong>Luzius</strong>) bittet<br />
Christus um Verzeihung für se<strong>in</strong>e Verfolger, bekehrt durch diese Geduld alle,<br />
tritt <strong>als</strong> Sieger <strong>in</strong> die Stadt e<strong>in</strong>. Schau Vater (<strong>Luzius</strong>), befreit vom erschöpften<br />
Leib, vom Himmel gnädig auf uns.<br />
s. <strong>Der</strong> Rahmen zum Lobpreis der Muttergottes (Magnifikat) des Festtages<br />
selber will das Ganze zusammenfassen und verwendet die Worte aus dem<br />
Buche der Weisheit für Joseph <strong>in</strong> Ägypten auf unseren Dulder an: <strong>Der</strong> Herr<br />
stieg mit dem hl. <strong>Luzius</strong> <strong>in</strong> die Grube nieder und verliess ihn nicht <strong>in</strong> den
- 16 -<br />
Fesseln, bis er ihm das Zepter des Reiches und Macht gegen se<strong>in</strong>e Bedrücker<br />
br<strong>in</strong>gen konnte, sie <strong>als</strong> Lügner offenbarte, die ihn entehrt hatten.<br />
t. Als Gebete braucht die Kirche jener Zeit: 1. Im ersten Abendlob: Gott, du<br />
erfreust uns ständig durch die Verdienste und Wunder de<strong>in</strong>es seligen<br />
Bekenners <strong>Luzius</strong>, verleihe wir bitten dich, dass wir, die wir uns ob se<strong>in</strong>es so<br />
grossen Tugendwandels beglückwünschen, auch beständig se<strong>in</strong>en Schutz<br />
erfahren dürfen. 2. Im Morgenlob und <strong>als</strong> Tagesgebet <strong>in</strong> der hl. Messe, wobei<br />
am 9. Oktober s<strong>in</strong>ngemäss «Übertragung» statt «H<strong>in</strong>schied» gesprochen<br />
wurde: Gott, du hast den heutigen Tag durch den H<strong>in</strong>schied des hl. Bekenners<br />
<strong>Luzius</strong> geheiligt, gewähre, so bitten wir, dass wir, die se<strong>in</strong> jährliches Fest<br />
feiern, auf se<strong>in</strong>e Fürbitte die Hilfe De<strong>in</strong>er Milde. 3. Beim Abendlob des Festes:<br />
Herr gewähre uns, so bitten wir, freudig die Festlichkeit des seligen Königs<br />
und Bekenners <strong>Luzius</strong> zu feiern, dessen mit verschiedenen Tugenden<br />
geschmücktes Leben Dir gefiel.<br />
9. Die zwei gedruckten <strong>Chur</strong>er Messbücher<br />
Missale Curiense: 1497 - Missale secundum ritum Curiensis ecclesiae: 1589<br />
a. Die Fassung der Messfeier zu Ehren des «Königs, Bekenners,<br />
Schutzheiligen und <strong>Glaubensbote</strong>n » <strong>Luzius</strong> ist am Hochfest 3. Dezember, acht<br />
Tage darauf 10.12, und am Fest der Übertragung gleich, wieder mit der<br />
e<strong>in</strong>zigen Ausnahme im Tagesgebet «Übertragung» statt «H<strong>in</strong>schied». Das<br />
Opfergebet bat: Auf das Ersuchen de<strong>in</strong>es seligen Bekenners <strong>Luzius</strong> giesse,<br />
Herr (und) Gott, über diesen dargebrachten Gaben den himmlischen Segen aus,<br />
damit wir durch sie die Vergebung unserer Sünden verdienen, das<br />
Schlussgebet: Von den göttlichen Geheimnissen erfüllt, die wir am Fest de<strong>in</strong>es<br />
seligen Bekenners <strong>Luzius</strong> empfangen haben, gewähre bitte, dass wir auf se<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>treten und der Sakramente Wirkung gere<strong>in</strong>igt und durch die Hilfe gestärkt<br />
werden. Das Credo wird gebetet.<br />
S. 36: b. E<strong>in</strong>gangs(Introitus), Stufen (Graduale), Opfergesang (Offertorium) und<br />
Epistel s<strong>in</strong>d aus der dam<strong>als</strong> angebotenen Auswahl für e<strong>in</strong>en Nicht-Bischof-<br />
Märtyrer entnommen, das Evangelium aus jener e<strong>in</strong>es Nicht-Bischof-<br />
Bekenners, der Kommuniongesang aber aus der Auswahl für die Apostel, e<strong>in</strong>e<br />
Ehrung für den <strong>Glaubensbote</strong>n (Apostolus).
- 17 -<br />
c. In den beiden Gesängen vor dem Evangelium bricht die eigentliche<br />
Festfreude durch: knapp im Allelujavers: Inmitten der F<strong>in</strong>sternis hell<br />
leuchtender Stern, König <strong>Luzius</strong>, leite uns, so dass wir <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Licht durch<br />
(diese) Gabe geführt erlangen, mit dir gerettet und selig zu werden.<br />
d. Ausgiebig <strong>in</strong> der Sequenz, wo die Verse 10b und 11a auf <strong>Chur</strong> zielen.<br />
1. Lob sei dem Schöpfer aller Ewigkeiten, dem Erlöser aller Gerechten,<br />
2a. dem Geber der Verzeihung sei Kraft und Herrlichkeit,<br />
2b. ihm beuge das Knie der Welt dreifaches Werk.<br />
3a. <strong>Der</strong> von Sünde Umschlossene mit Gnade wiederherstellt,<br />
3b. der ke<strong>in</strong>en verschmähend mischt himmlische Freuden.<br />
4a. Als Ergänzung der gefallenen Ordnung sucht er die lang verlorene<br />
Drachme<br />
4b. mit dem Leuchter, und nach gekehrtem Haus zeigt er (sie) den<br />
himmlischen Bürgern.<br />
5a. Er erfreut die Engel mit dem auf die Schultern geladenen Schaf.<br />
5b. Als Lichtträger schickt Paulus Timotheus <strong>in</strong> Galliens Gegenden,<br />
6a. die <strong>in</strong> den Bergen umherirrenden Schafe gab er der Herde Christi zurück,<br />
es freut sich und jauchzt das dreifache Gallien ob solcher Gnade.<br />
6b. Im lebensspendenden Brunnen wird der Täufl<strong>in</strong>g abgewaschen, für<br />
Christus geboren und stirbt der Welt, den Christus auf dem Schosse hegt auf<br />
des Vaters Thron.<br />
7a. Steh auf Britannien, durch die Unwissenheit e<strong>in</strong>es langen Schlafes<br />
niedergedrückt,<br />
7b. Meld' dem <strong>Luzius</strong>: das Leben ist gekommen, die Morgenröte folgte der<br />
Nacht.<br />
8a. Timotheus steht da und gibt Worte des Lebens, der König hört ängstlich<br />
vom Heil (der Seele),<br />
8b. er verachtet die Götzenbilder und begibt sich dürstend zum Brunnen des<br />
Lebens.<br />
9a. Von hier bricht er auf <strong>als</strong> Kreuzträger Christi, den Fluten der Welt entflieht<br />
er entblösst,<br />
9b. er verlässt Heimat und Verwandte jeglicher Art.<br />
10a. Augsburg <strong>in</strong> V<strong>in</strong>delizien nimmt begierig auf die Glaubenslehre des Vaters<br />
und Königs und verlässt die Götzen.<br />
10b. O glückliches <strong>Chur</strong>, du rätische Stadt, e<strong>in</strong>en solchen <strong>Glaubensbote</strong>n zu
haben, (sei) freudig im Herrn!<br />
- 18 -<br />
11a. E<strong>in</strong>es solchen Pfandes Schüler<strong>in</strong> lass laut mit frommem S<strong>in</strong>n würdige<br />
Gesänge erschallen.<br />
11b. Er, der im Brunnen Versenkte, besänftigte wilde Tiere und machte<br />
Menschen zu himmlischen (Bewohnern).<br />
12. Dem König der Könige (Christus) s<strong>in</strong>gen wir nun Lob, damit er uns mit<br />
den himmlischen Mitbürgern vere<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>es Reiches würdige.<br />
e. Auch hier bezeugen die eigens hergestellten Gesänge zur hl. Messe, wie<br />
schon vorher jene zum Stundengebet, e<strong>in</strong>e grosse Liebe zum hl. <strong>Luzius</strong> und<br />
das Bemühen etwas Gediegenes und Erbauliches anzubieten. Wer sich <strong>in</strong> den<br />
mittelalterlichen Quellen auskennt, wird manch ähnliche Wendungen<br />
anderswo aufzeigen können.<br />
S. 37: 10. Das römische Heiligenverzeichnis<br />
Martyrologium Romanum Gregorii papae XIII: 2. Ausgabe 1586<br />
a. 26. Mai: Ebenso zu Rom (der Todestag von) Eleutherius, Papst und<br />
Märtyrer, der viele adelige Römer zum Glauben an Christus brachte und die<br />
heiligen Damian und Fugatius nach Britannien schickte, die den König <strong>Luzius</strong><br />
samt se<strong>in</strong>er Frau und fast das ganze Volk tauften.<br />
b. 3. Dezember: <strong>Chur</strong> <strong>in</strong> Deutschland der hl. <strong>Luzius</strong>, König der Brittanier, der<br />
<strong>als</strong> erster aus jenen Königen zur Zeit des hl. Papstes Eleutherius den Glauben<br />
an Christus annahm."<br />
c. Seit langem war es Brauch jeweils am Vortag an die Reihe der Heiligen und<br />
die e<strong>in</strong>fallenden Feste des Kirchenjahres zu er<strong>in</strong>nern. Notker der Dichter,<br />
Benedikt<strong>in</strong>er <strong>in</strong> St. Gallen (t 912), rückte <strong>als</strong> erster unseren <strong>Luzius</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
solches Verzeichnis e<strong>in</strong>. Weil die verschiedenen Verzeichnisse anfangs<br />
hauptsächlich Märtyrer aufwiesen, hiessen sie Martyrologien. Um die E<strong>in</strong>heit<br />
herzustellen, veröffentlichte Papst Gregor XIII. 1584 die erste verb<strong>in</strong>dliche<br />
Ausgabe, die 1586 verbessert erschien. E<strong>in</strong> grosses Verdienst daran hatte Cäsar<br />
Baronius (1538-1607).<br />
d. Baronius hatte 1586 Anmerkungen zum Martyrologium beigegeben, wor<strong>in</strong><br />
er die Quellen se<strong>in</strong>er Darstellung erwähnte und nicht übersah, dass dieser<br />
<strong>Luzius</strong> <strong>in</strong> den Schriftstücken (acta) <strong>als</strong> «Märtyrer» bezeichnet werde, nach<br />
Deutschland dem Glauben zulieb gereist sei, <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> Bischof wurde und von
- 19 -<br />
den Heiden geste<strong>in</strong>igt und getötet worden sei. Ausdrücklich weist er zurück<br />
auf den 26. Mai, wo er schreibt: man solle sich nicht wundern zu vernehmen,<br />
<strong>Luzius</strong> sei König <strong>in</strong> Britannien gewesen, wo gemäss Sueton und Tacitus das<br />
Königtum abgeschafft worden sei. Aber genau Tacitus schreibe ja wieder von<br />
e<strong>in</strong>em Kle<strong>in</strong>könig (regulus) <strong>in</strong> Britannien zu Neros Zeiten.<br />
e. Das Gleiche legte Baronius <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em 1559 begonnenen Riesenwerk<br />
«Annales» vor: es konnte <strong>Luzius</strong> «e<strong>in</strong> dem römischen Reich gehorchender,<br />
unter der römischen Herrschaft e<strong>in</strong>gesetzter Kle<strong>in</strong>könig (regulus) se<strong>in</strong>, gemäss<br />
dem, was wir im Römischen Martyrologium bei Papst Eleutherius (26. Mai)<br />
geschrieben haben.» Er rechnete auch (was allerd<strong>in</strong>gs der <strong>in</strong> England geltenden<br />
Me<strong>in</strong>ung des 16. Jh. widersprach) mit der Möglichkeit, dass <strong>Luzius</strong> ausserhalb<br />
des römischen Bereichs, gemäss Tertullian, geherrscht habe.<br />
f. Unmittelbar vor dieser Verteidigung e<strong>in</strong>es möglichen Königtums hatte er<br />
dem Eusebius (gest. 340) zustimmend erwähnt, die christliche Religion habe<br />
auf der ganzen Erde e<strong>in</strong>en friedlichen und ruhigen Zustand unter Kaiser<br />
Commodus (180-192) erfahren und <strong>in</strong> Rom seien mehrere Angesehene mit<br />
Familie und Verwandtschaft gläubig geworden. Ausserhalb Roms wurde nun<br />
<strong>Luzius</strong> <strong>als</strong> Beispiel angeführt, da er Gesandte zu Papst Eleutherius schickte um<br />
Priester zu erhalten, welche die Dienste der Religion ausüben können.<br />
g. Baronius entlehnte anschliessend, ohne sie zu erwähnen, bei den von ihm<br />
bekämpften Magdeburger Zenturien die Schilderung: <strong>Luzius</strong> sei nie der<br />
christlichen Religion fe<strong>in</strong>dlich gegenüber gestanden und habe deren Wunder<br />
und Unbescholtenheit bewundert, er wäre schon früher zu ihr übergetreten,<br />
aber se<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung mit dem ererbten Aberglauben, auch die Verachtung<br />
und Verfolgung von Seiten der von ihm hochgeschätzten Römer h<strong>in</strong>derten ihn<br />
daran, bis er durch kaiserliche Legaten erfuhr, sogar Senatoren, und u.a.<br />
Pert<strong>in</strong>ax und Tribellius, seien Christen geworden, ferner habe Kaiser Mark<br />
Aurel (161-180) dank der Gebete von Christen e<strong>in</strong>en Sieg errungen und sei<br />
deswegen milder gegen diese e<strong>in</strong>gestellt gewesen. <strong>Luzius</strong> habe daraufh<strong>in</strong> zwei<br />
Männer zu Papst Eleutherius geschickt, der ihm Fugatius und Damianus für<br />
Unterricht und Taufe zugesandt habe.<br />
h. Leider hatte Baronius den Flüchtigkeitsfehler der Magdeburger<br />
übernommen, welche die zwei römischen Legaten Pert<strong>in</strong>ax und Tribellius <strong>als</strong><br />
Christen statt nur <strong>als</strong> Nachrichten-Vermittler darstellten. Deswegen
- 20 -<br />
beanstandete Usserius (James Ussher 1581-1656), anglikanischer Erzbischof<br />
von Armagh und Primas von Irland, an Baronius drei D<strong>in</strong>ge: er hätte (<strong>in</strong> Rom)<br />
wissen müssen, dass Pert<strong>in</strong>ax und Tribellius <strong>als</strong> Heiden starben, er hätte die<br />
Quelle angeben müssen, er hätte deswegen nicht schreiben dürfen, er habe dies<br />
aus «älteren» (vetustioribus) Schriften entnommen, weil erst Johannes Balaeus<br />
(1495-1563) unseren<br />
S. 38: <strong>Luzius</strong> so schilderte, woraus dann durch das Versehen der Magdeburger<br />
Zenturien die f<strong>als</strong>che Nachricht entstanden war. Richtig sei h<strong>in</strong>gegen, Kaiser<br />
Commodus habe die Christen <strong>in</strong> Ruhe gelassen, was aber erst nach dem<br />
ausgerechneten Taufjahr von <strong>Luzius</strong> geschah und nicht vorher. Bemerkenswert<br />
bleibt, Baronius nennt nur am 3. Dezember den <strong>Chur</strong>er <strong>Luzius</strong> «heilig».<br />
i. Baronius' Aussagen über <strong>Luzius</strong> und andere konnten auch <strong>in</strong> England nicht<br />
mehr umgangen werden. Ausführlich beschäftigt sich Usserius mit König<br />
<strong>Luzius</strong>. Er benützt alle ihm erreichbaren Me<strong>in</strong>ungen des In- und Auslandes,<br />
um <strong>Luzius</strong> se<strong>in</strong>en Zeitgenossen vorzustellen: ihm widmet er besonders die<br />
Kapitel 3 und 4. E<strong>in</strong> gewisser <strong>Luzius</strong> soll den Rätern und Bayern <strong>als</strong> erster die<br />
Frohbotschaft verkündet haben, den e<strong>in</strong>ige britischer König gewesen zu se<strong>in</strong><br />
behaupten, andere, worunter er selbst, verne<strong>in</strong>en. Er führt Sigismund<br />
Meisterl<strong>in</strong>, Petrus de Natalibus (Equil<strong>in</strong>us), Johannes Nauclerus, Henricus<br />
Pantaleon und andere an, auch (Thomas) Dempster (1579-1625) wird erwähnt,<br />
der die Taufe von <strong>Luzius</strong> und se<strong>in</strong>er Schwester Emerita durch Timotheus <strong>in</strong><br />
Schottland geschehen lässt.<br />
j. Seit Beda (=673-735) mussten sich die Forscher der Frühzeit Britanniens mit<br />
dem erst durch ihn nach 500 Jahren bekannt gewordenen ersten christlichen<br />
König abgeben. Da e<strong>in</strong>e urkundliche Grundlage fehlte, konnte sich jeder se<strong>in</strong>e<br />
eigene Me<strong>in</strong>ung bilden, was besonders bei den Namen der je zwei Boten nach<br />
und von Rom, bei der Festlegung der Taufjahres und des Herrschaftsgebietes<br />
des Königs zeigte, e<strong>in</strong>ig waren alle dar<strong>in</strong>: Britannien bedeutet auf ke<strong>in</strong>en Fall<br />
die Bretagne. Wichtige Neuigkeiten hatte Galfridus Monmuthensis<br />
(1110-1154) herbeigeschafft: er fand die Namen des <strong>Luzius</strong>-Stammbaumes:<br />
Vater Coillus, Grossvater Marius und Urgrossvater Arviragus, er liess <strong>Luzius</strong><br />
ohne Nachkommenschaft im britannischen Gloucester sterben.<br />
k. Da Beda von achtundzwanzig Städten <strong>in</strong> Britannien geschrieben hatte,<br />
behauptete Galfridus, es seien unter <strong>Luzius</strong> <strong>in</strong> diesen fünfundzwanzig
- 21 -<br />
Bischofs- und drei Erzbischofs-Sitze, nämlich <strong>in</strong> London, York, und Caerleon<br />
(?) für Wales, errichtet worden, diese hätten die (erdachten) britischen nach Art<br />
der römischen Flam<strong>in</strong>es und Archiflam<strong>in</strong>es amtenden Götzenpriester ersetzt.<br />
Ausserdem gab es solche, die glaubten der Papst habe die Gesandten geweiht<br />
und zurückgeschickt, oder gemäss Galfridus er habe zwei eigene Boten dafür<br />
geweiht, die <strong>als</strong> Bischöfe nach Britannien fuhren und die kirchliche Hierarchie<br />
aufrichteten.<br />
l. Ob man vor dem Buchdruck auf der Insel etwas vom festländischen <strong>Luzius</strong><br />
erfahren hatte? E<strong>in</strong>erseits scheuten sich die Engländer nicht, das Festland zu<br />
betreten und zu bereisen, so erhielten sie auf den Konzilien von Konstanz<br />
(1414/18) und Basel (1431/37) <strong>als</strong> englische Nation die dritte Stimme<br />
<strong>in</strong>nerhalb der fünf bzw. sechs Berechtigten, anderseits hatten die Bettelorden<br />
auch auf der Insel Fuss gefasst. So konnten besonders die Dom<strong>in</strong>ikaner-<br />
Geschichtsschreiber drüben bekannt werden. Den Anfang dieser Möglichkeit<br />
schuf Bartholomäus Trident<strong>in</strong>us, <strong>als</strong>o aus <strong>Chur</strong>s südöstlichem Nachbarbistum<br />
Trient, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Kurzfassungen von Heiligenlegenden schon vor 1240<br />
schrieb: <strong>Der</strong> heilige <strong>Luzius</strong> war König Britanniens, getauft vom hl. Timotheus,<br />
dem Schüler des Apostels Paulus, und hat, nachdem er alles verlassen, viele<br />
bekehrt. Über Augsburg kam er <strong>in</strong> die Stadt <strong>Chur</strong> und, wie er alle zu Gott<br />
bekehrt hatte, entschlief er im Frieden. Begreiflicherweise kümmerte sich die<br />
«Goldene Legende» (um 1260) nicht um <strong>Luzius</strong>, denn ihr Verfasser,<br />
S. 39: Jacobus de Vorag<strong>in</strong>e, stammte aus der Mittelmeer-Stadt Varazze östlich von<br />
Savona. H<strong>in</strong>gegen wurde <strong>in</strong> den zahlreichen Abschriften und Auflagen des<br />
vom Weltpriester Petrus de Natalibus (gest. vor 1406) verfassten Werkes, der<br />
<strong>Chur</strong>er <strong>Luzius</strong> gleicherweise wie vor fast 200 Jahren durch Bartholomäus<br />
bekannt gemacht.<br />
m. In England war aber die Taufe durch die Gesandten des Papstes Eleutherius<br />
unzweifelhaft, so musste die Taufe durch Timotheus bere<strong>in</strong>igt werden, denn<br />
Eleutherius (gest. 189) und Timotheus (gest. 94) Paulus-Schüler und Bischof<br />
von Ephesus passten unmöglich zusammen. Man suchte und fand zwei andere<br />
Timotheus, den e<strong>in</strong>en am 24. März, den andern am 20. Juni, trotzdem blieb die<br />
Frage offen, wie e<strong>in</strong> britischer und churischer <strong>Luzius</strong> zu vere<strong>in</strong>en seien.<br />
n. Usserius konnte für se<strong>in</strong>e Zeit behaupten: Alle stimmen übere<strong>in</strong>: <strong>Luzius</strong> hat<br />
<strong>in</strong> Britannien geherrscht. Se<strong>in</strong> Glaube an das Königtum von <strong>Luzius</strong> wurde
- 22 -<br />
bestärkt durch e<strong>in</strong>e silberne und e<strong>in</strong>e goldene Münze, die goldene hatte<br />
Usserius selber gesehen, sie trugen e<strong>in</strong> Kreuz, e<strong>in</strong>en Kopf und e<strong>in</strong>e Inschrift,<br />
die LVC anzuzeigen schienen. Auch Edward Still<strong>in</strong>gfleet (1635-1699) stützt<br />
sich für se<strong>in</strong> Festhalten an e<strong>in</strong>en christlich gewordenen König <strong>Luzius</strong> auf die<br />
von Usserius erwähnten zwei Münzen.<br />
o. Die Geschichtsschreiber Englands hatten mit grossem Fleiss das Wirken des<br />
ersten christlichen Königs <strong>Luzius</strong> <strong>in</strong> der römischen Prov<strong>in</strong>z Britannien<br />
abzuklären versucht (10. i-n). Brennender wurde die Sache durch die<br />
Gründung der anglikanischen Kirche, wodurch die Abhängigkeit von Rom, die<br />
durch die Bekehrung des <strong>Luzius</strong> durch den Papst entstanden war, möglichst<br />
damit gem<strong>in</strong>dert werden musste, wie bereits Balaeus (10. f-g) betont hatte,<br />
<strong>Luzius</strong> habe schon vor der (vom Papst erbetenen) Taufe e<strong>in</strong>e grosse Zuneigung<br />
zum christlichen Glauben gezeigt.<br />
p. Als erster sei William Camden (1551-1623) genannt: <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Britannia"<br />
beg<strong>in</strong>nt das Licht der christlichen Religion mit Hilfe von König <strong>Luzius</strong> zur<br />
Zeit des Kaisers Commodus (180-192) auf der Insel zu sche<strong>in</strong>en. Er entgegnet<br />
dem E<strong>in</strong>wand, es habe <strong>in</strong> der römischen Prov<strong>in</strong>z ke<strong>in</strong>e Könige geben können<br />
mit dem H<strong>in</strong>weis, die Kaiser hätten solche <strong>als</strong> willfährige Werkzeuge<br />
gebraucht. Er möchte aber lieber den hl. Paulus <strong>als</strong> ersten Verkünder des<br />
Christentums <strong>in</strong> England sehen, Beda sei e<strong>in</strong> Saxe gewesen und unfreundlich<br />
gegen die Briten, deshalb sei se<strong>in</strong>e Geschichte mit <strong>Luzius</strong> eher e<strong>in</strong>e Fabel.<br />
q. Nach Usserius beschäftigen sich zwei anglikanische Bischöfe von<br />
Worchester, Edward Still<strong>in</strong>gfleet und William Lloyd (1627-1717), mit dem<br />
britischen <strong>Luzius</strong>. Still<strong>in</strong>gfleet sagt richtig, Usserius habe alles beigebracht um<br />
die Sache zu klären, wenn alles stimme, so habe man guten Grund das<br />
Andenken an <strong>Luzius</strong> zu bewahren. Er folgert sogar: die britische Kirche habe<br />
demnach wegen der Bekehrungsarbeit durch <strong>Luzius</strong> so viel Recht die<br />
Oberhoheit über Bayern und Rätien zu beanspruchen, wie die Kirche von Rom<br />
wegen ihrer Bekehrung des <strong>Luzius</strong> durch Eleutherius über die britische Kirche.<br />
Lloyd bemerkt: Und wenn auf irgend e<strong>in</strong>e Weise die Geschichte unseres ersten<br />
christlichen Königs <strong>Luzius</strong> <strong>in</strong> Frage kommen soll, so muss sie auf der<br />
Glaubwürdigkeit des ehrwürdigen Beda beruhen, der rund fünfhundert Jahre<br />
nach der Zeit schrieb, <strong>als</strong> König <strong>Luzius</strong> gelebt haben soll, ausser Beda habe es<br />
aus den Gesta Pontificum. Lloyd möchte vernünftigerweise vermuten, Gildas
- 23 -<br />
der erste Kirchenschriftsteller Englands (516-570) habe nie etwas vom König<br />
<strong>Luzius</strong> gehört, was e<strong>in</strong> grosses Misstrauen an der Wahrheit dieser Geschichte<br />
wecke.<br />
<strong>Der</strong> Eigenteil zum Augsburger Stunden- und Messbuch<br />
Proprium Augustanum 1605 - Proprium festorum dioecesis Augustanae:<br />
accommodatum dispositioni Missalis Romani 1629<br />
a. Am Fest des hl. Bekenners <strong>Luzius</strong>, Königs von Britannien, ersten<br />
<strong>Glaubensbote</strong>n Augsburgs. 4. <strong>Luzius</strong><br />
S. 40: war nie dem Christentum fe<strong>in</strong>dlich ges<strong>in</strong>nt, zögerte aber wegen den<br />
Verfolgungen der Römer es anzunehmen.<br />
b. 5. Erst <strong>als</strong> er erfährt, hochgestellte Römer seien Christen geworden und<br />
Kaiser Mark Aurel behandle die Christen gnädiger, weil er auf ihr Gebet e<strong>in</strong>en<br />
Sieg errungen habe, bittet <strong>Luzius</strong> durch Boten den Papst Eleutherius um die<br />
Taufe, worauf dieser Damian und Fugatius nach Britannien schickt, die den<br />
König und andere taufen.<br />
c. 6. <strong>Luzius</strong> beg<strong>in</strong>nt das Irdische zu verschmähen, gibt das Königtum ab,<br />
durchwandert predigend grosse Länderstriche und kommt nach Augsburg, wo<br />
er Campester, dessen Familie und viele zum Glauben bekehrt. Man nimmt an,<br />
dam<strong>als</strong> sei die erste Kirche gebaut worden, die jetzt dem hl. Gallus geweiht ist.<br />
Er wird durch von Bosheit und Neid (erfüllte) Frevler angegriffen, geschmäht,<br />
geschlagen, verwundet, mit Ste<strong>in</strong>en beworfen und schliesslich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
Brunnen gestossen, woraus ihn fromme Hände befreien. <strong>Luzius</strong> geht <strong>in</strong>s<br />
Alpenrätien, wo er berühmt durch Tugenden und Wunder <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> stirbt. Die<br />
Zurufe s<strong>in</strong>d die für e<strong>in</strong>en gewöhnlichen Bekenner üblichen, und das<br />
Evangelium ebenso (Lk 12,35 -40). Das Tagesgebet ist jenes des hl. Königs<br />
Ludwig von Frankreich mit ausgewechseltem Namen und der Erweiterung<br />
(vom irdischen) «und zeitlichem» (Königreich).<br />
d. Für die drei Lesestücke 4-6 der 2. Wachstunde, die am 3. Dezember das<br />
Leben des hl. <strong>Luzius</strong> feierten, wurden <strong>als</strong> Quellen die Annalen (10. e) des<br />
Kard<strong>in</strong><strong>als</strong> Baronius und das <strong>Chur</strong>er Brevier genannt.<br />
f. Das Büchle<strong>in</strong> wurde nach Rom an die Ritenkongregation geschickt, Bischof<br />
He<strong>in</strong>rich V. von Knör<strong>in</strong>gen, fast 48 Jahre Bischof von Augsburg (geb. 1570,<br />
gewählt 1598, gest. 1646) erhielt die Genehmigung durch e<strong>in</strong> Schreiben vom
- 24 -<br />
14.4.1607 des Kard<strong>in</strong><strong>als</strong> Robert Bellarm<strong>in</strong> zurück, vorbehalten e<strong>in</strong>iger<br />
Änderungen, worunter die Lesestücke des hl. <strong>Luzius</strong> fielen, 1626 wurden sie<br />
durch die allgeme<strong>in</strong>en für Bekenner ersetzt.<br />
g. Die Auszeichnung «Apostel Augsburgs» blieb jedoch dem hl. <strong>Luzius</strong> bis<br />
und mit 5.12.1914, dann verschwand er aus dem Kirchenkalender Augsburgs<br />
<strong>in</strong>folge der Gottesdiensterneuerung durch Papst Pius X. <strong>Luzius</strong>-Tag war bis<br />
und mit 1875 der 3.12. gewesen, dann der 5.12. im Tausch mit dem Franz<br />
Xaver-Tag.<br />
h. Wann das Andenken an <strong>Luzius</strong> <strong>in</strong> Augsburg eigentlich begann, der schon<br />
um 1010 und 1050 <strong>in</strong> den zwei ältesten Kirchenkalendern des Bistums<br />
Augsburg erwähnt wurde, ist nicht bekannt.<br />
i. Auf der Legende aufbauend hatte der Benedikt<strong>in</strong>er des Stiftes St. Ulrich und<br />
Afra Sigismund Meisterl<strong>in</strong> (*1435, gest. nach 1491) e<strong>in</strong>en für die Verehrung<br />
des hl. <strong>Luzius</strong> <strong>in</strong> Augsburg günstigen Boden bereitet: 1456 schrieb er<br />
ausführlich auf late<strong>in</strong>isch, was er bereits am 4. Januar 1457 auf deutsch dem<br />
Augsburger Rat widmen konnte. Er beg<strong>in</strong>nt mit der Verbreitung des Glaubens<br />
durch die Apostel, zählt ihre Gebiete auf und weist auf die überragende<br />
Tätigkeit des hl. Paulus bei den Griechen h<strong>in</strong> und auf die Gefangenschaft <strong>in</strong><br />
Rom. Nun schildert er, zweckdienlich die <strong>Chur</strong>er Legende verkürzend,<br />
verändernd und vermehrend, die Aussendung des Timotheus nach Gallien, wo<br />
er durch gros se Wunderzeichen viel Volk gew<strong>in</strong>nt, (dann) nach Britannien<br />
weiter zieht, wo er auch viele bekehrt. Davon hört König <strong>Luzius</strong>, lässt<br />
Timotheus kommen und hört ihm e<strong>in</strong>en ganzen Tag lang zu. Nachts ersche<strong>in</strong>t<br />
ihm im Traum e<strong>in</strong> Engel, woraus er erkennt, ihm sei Timotheus von Gott<br />
geschickt. Er lässt sich mit se<strong>in</strong>em Volk taufen.<br />
j. Meisterl<strong>in</strong> schiebt hier e<strong>in</strong>, Timotheus habe achtundzwanzig heidnische<br />
britische Eigenpriester (Flam<strong>in</strong>es und Archiflam<strong>in</strong>es) durch ebenso viele<br />
Bischöfe und drei Erzpriester ( !) ersetzt, während <strong>Luzius</strong> gemäss der <strong>Chur</strong>er<br />
Legende nach dem Vorbild von Timotheus <strong>in</strong> Bordeaux nur Priester und<br />
Diakone <strong>in</strong> unbestimmter Zahl auswählte. Meisterl<strong>in</strong> verrät uns nicht, aus<br />
welcher Handschrift er diese uns bereits bekannte (10. j) Galfridus Behauptung<br />
herholte.<br />
S. 41: k. <strong>Luzius</strong> verlässt se<strong>in</strong> Vaterland und geht nach Gallien und speist die<br />
Lämmle<strong>in</strong> Christi mit dem Worte Gottes, denn er hatte von Eleutherius die
- 25 -<br />
Erlaubnis zu predigen und zu taufen. (8. h) Er kommt nach Deutschland <strong>in</strong>s<br />
Ries und nach Augsburg, wo Meisterl<strong>in</strong> meisterhaft den Aufenthalt ausweitet.<br />
<strong>Luzius</strong> versucht die Bürger dem Joch Christi untertänig zu machen. Als er<br />
andächtig betet und fastet, wird ihm von Gott verkündet, er solle keck arbeiten.<br />
Zuerst beantwortete er die Fragen der widerspenstigen Bürger, dann wirkt er<br />
Wunder: befreit die Besessenen, heilt die Kranken am Leib und die Betrübten<br />
am Gemüt. Zuletzt lassen sich die Bürger taufen und er legt auf die harten<br />
Hälse das Joch Christi und macht <strong>als</strong> guter Bauer die scharfen Schrofen der<br />
Sünde eben und glatt. Als Campestrius, der oberste Verweser der Stadt, die<br />
Wahrheit des göttlichen Wortes hört, wird er mit se<strong>in</strong>em ganzen Ges<strong>in</strong>de<br />
gläubig. Wie nun «der lieb» <strong>Luzius</strong> die Stadt mit dem meisten Teil des Volkes<br />
gewonnen hat, empfiehlt er die Christen mit andächtigem Gebet Gott und geht<br />
<strong>in</strong> die Vorstadt, um dort die Abgötterei zu zerstören, stösst aber auf grossen<br />
Widerstand, wodurch jedoch se<strong>in</strong>e Begierde nach Leiden und Marter wächst.<br />
Er verkündet das Gotteswort umso fester, wird aber übel behandelt mit<br />
Scheltworten, Schlägen, Streichen. Er fährt fort zu predigen, da wird er mit<br />
Ste<strong>in</strong>en beworfen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en alten Brunnen geworfen, trotzdem lobt er Gott.<br />
In der Stadt hört man davon, eilt ihm zu Hilfe und zieht ihn halblebend heraus.<br />
Gott wird gelobt, dass <strong>Luzius</strong> nicht tot ist. «<strong>Der</strong> lieb» <strong>Luzius</strong> bittet Gott für<br />
se<strong>in</strong>e Verfolger (um Verzeihung) und geht <strong>in</strong> die Stadt zurück. Wie er wieder<br />
bei Kräften ist, eilt er nach <strong>Chur</strong>, wo er (nun) selig ruht. Se<strong>in</strong> heiliger Tag ist<br />
der 3. Dezember.<br />
l. Meisterl<strong>in</strong> dünkt es, etliche würden ihm widerreden, weil er behaupte <strong>Luzius</strong><br />
habe <strong>als</strong> erster den christlichen Glauben <strong>in</strong> Augsburg gepredigt, und me<strong>in</strong>en, er<br />
habe es aus eigenem S<strong>in</strong>n erdichtet und sie würden betrogen, weil sie das<br />
bisher nicht gehört oder gelesen haben. Wenn sie ihm nicht trauen, sollen sie<br />
nach <strong>Chur</strong> gehen und dort die Legende des heiligen Märtyrers <strong>Luzius</strong> lesen,<br />
wie er sie gelesen hat und (hier) etwa die selben Worte gebraucht habe. Sie<br />
werden dann zugeben, dass sie ihn zu Unrecht verurteilt haben und Zeugen für<br />
se<strong>in</strong>e Worte se<strong>in</strong>. So könne er leicht beweisen, dass vor (der legendenhaften<br />
Ankunft des Bischofs) Narzissus zu Kaiser Diokletians Zeit (284-305) <strong>in</strong><br />
Augsburg Christen gewesen seien, die durch diesen Wüterich (seit 303)<br />
niedergedrückt wurden.<br />
Afra habe das keusche und heilige Leben der Christen gekannt, <strong>als</strong> sie so<br />
schnell Narzissus wegen ihrer Unwürdigkeit abweisen wollte. <strong>Luzius</strong>, so sagt
- 26 -<br />
man, habe das ganze Bayerland vom Ries bis zum Gebirge mit Predigten und<br />
Wunderzeichen erfüllt. Er (Meisterl<strong>in</strong>) verstehe das Wirken von Narzissus so:<br />
dieser habe den ersten Bischof (Dionys) geweiht und angeordnet, dass dieser<br />
fortan se<strong>in</strong>e Pflanzung begiesse, (Narzissus) habe den (durch die Verfolgung)<br />
erloschenen Glauben <strong>in</strong> Augsburg wieder entzündet und die Stadt Augsburg<br />
durch den Glauben <strong>in</strong> Christo wiedergeboren. Doch wer das nicht annehme,<br />
habe die Freiheit (für wahr) zu halten, was er wolle. Meisterl<strong>in</strong> fordert auf,<br />
demütig die göttliche Barmherzigkeit zu bitten, sie möge um der Verdienste<br />
des hl. <strong>Luzius</strong> willen die Stadt behüten, und br<strong>in</strong>gt die zwei Gebete:<br />
m. O hayliger her Sant Lucius, der uns hast geben a<strong>in</strong> ebenpild a<strong>in</strong>er grossen<br />
diemütikayt wann du dreyer reich wirdikayt hast verschmächt vnd pist<br />
nackender zu dem hayligen Ewangeli geflochen (auf) das(s) du durch vnsers<br />
hayles willen werest a<strong>in</strong> verkünder des gelaubens, Dar vmm so pitten wir de<strong>in</strong><br />
andächtig diener das du vns erwerbest das wir erlangen die frucht des hayligen<br />
gelaubens.<br />
n. O Allmachtiger ewiger gott, der vns durch stättigs predigen de<strong>in</strong>es martires<br />
Lucij hast zu erkantnuss de<strong>in</strong>es namen(s) gepracht, Verleich vns genädiger das,<br />
so wir anrüffent seyen se<strong>in</strong> namen, mit se<strong>in</strong>er hilff<br />
S. 42: werden beschirmet. Durch Christum de<strong>in</strong> a<strong>in</strong>gepornn sun. Amen.<br />
o. Knapper legte 1483 Meisterl<strong>in</strong> die Sache dar: <strong>Der</strong> König von Britannien,<br />
<strong>Luzius</strong>, unbewaffnet, ohne Scheu vor der Wut des grausamen Volkes, drang <strong>in</strong><br />
die Burg der Hauptstadt Rätiens, Augsburg, e<strong>in</strong>. Die Herzen der<br />
Widerspenstigen unterwarf er teils dem Joch des Glaubens, teils verliess er sie<br />
<strong>in</strong> (ihrer) Bl<strong>in</strong>dheit, die ihn vorher beschimpft und gefährlich geschlagen<br />
hatten, und begab sich nach dem rätischen <strong>Chur</strong>, wo er eifrig Weisheit und<br />
Frömmigkeit dem Volke schenkte und auch die Siegespalme mit ihrem<br />
Schmuck erlangte (und) <strong>als</strong> Priester, König und Märtyrer verehrt wird.<br />
p. Wilhelm Wittwer (gest. 30.4.1512), jüngerer Mitbruder Meisterl<strong>in</strong>s,<br />
steigerte noch das Ansehen des Heiligen, ohne Timotheus zu erwähnen,<br />
bestimmen Petrus und Paulus <strong>in</strong> Rom für das Abendland Lehrer, unter denen<br />
sie besonders e<strong>in</strong>en, den König <strong>Luzius</strong> von Britannien, nicht bloss bekehren, so<br />
dass er sich vom königlichen Schmuck lossagt und se<strong>in</strong> früher mit dem<br />
Diadem geschmückten Haupt dem geistlichen Haarschnitt (Tonsur) unterwirft,<br />
(sondern) ihn auch mit der Bischofswürde ausgezeichnet (und) genau
- 27 -<br />
unterwiesen für auswärtige Völker bestimmen. Darauf folgt gekürzt<br />
Meisterl<strong>in</strong>s Darlegung, <strong>Luzius</strong> kommt über Augsburg nach <strong>Chur</strong>, wo er <strong>als</strong><br />
Märtyrer und Bischof verehrt wird. So ist es begreiflich, dass wegen des Lobes<br />
ihrer beiden Mitglieder die Benedikt<strong>in</strong>erabtei St. Ulrich und Afra unserem<br />
Heiligen 1516 im 3. Lesestück der 1. Wachstunde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em, den dort<br />
bef<strong>in</strong>dlichen Reliquien gewidmeten, Stundengebet Gott lobte, der durch den<br />
britischen König <strong>Luzius</strong> Augsburg vom Irrtum befreien und das Wort des hl.<br />
Glaubens säen liess, aber auch bedauerte, dass durch die wahns<strong>in</strong>nige Wut (der<br />
Christenverfolger) der von <strong>Luzius</strong> gesäte Samen sogleich gänzlich zerstört<br />
wurde.<br />
q. Das Augsburger Messbuch von 1555 führt am 3. Dezember unseren<br />
Heiligen an, aber ohne E<strong>in</strong>trag, wie er zu feiern sei.<br />
r. Meisterl<strong>in</strong> hatte 1456 den Weg zur Verehrung des hl. <strong>Luzius</strong> <strong>in</strong> Augsburg<br />
gebahnt. 1593 tritt e<strong>in</strong> weiterer Förderer der St.-<strong>Luzius</strong>-Verehrung auf:<br />
Stadtpfleger Dr. Markus Welser (1558-1614). Gab Meisterl<strong>in</strong> <strong>als</strong> Quelle für<br />
se<strong>in</strong> <strong>Luzius</strong>-Leben nur <strong>Chur</strong> an, so zählt Welser zahlreiche Quellen se<strong>in</strong>er<br />
Kenntnisse auf: für <strong>Luzius</strong> <strong>als</strong> Britenkönig u. a.: Galfridus Monmutensis, Beda,<br />
Ado, Sigebert (Prolog. <strong>in</strong> chron.), für <strong>Luzius</strong> <strong>als</strong> <strong>Glaubensbote</strong>n: Meisterl<strong>in</strong>,<br />
Tschudi, Stumpf, das <strong>Chur</strong>er Archiv, das Römische Martyrologium und Petrus<br />
de Natalibus. Er br<strong>in</strong>gt die Namen des Vaters Coillus, des Grossvaters Marius<br />
oder Manius, des Urgrossvaters Arviragus gemäss Galfridus. <strong>Luzius</strong> sei nach<br />
den britischen Verfassern <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Heimat ohne K<strong>in</strong>der verschieden (10. j),<br />
was weder nach Welsers eigenen Aufzeichnungen noch durch das <strong>Chur</strong>er<br />
Archiv, was durch e<strong>in</strong>ige Schriftsteller des öffentlichen Rechtes gestützt<br />
werde, stimme. Demnach habe <strong>Luzius</strong> nach se<strong>in</strong>er Abdankung grosse<br />
Länderstriche durchwandert, um die Frömmigkeit, von der er erfüllt war,<br />
andere zu lehren. Bei dieser Gelegenheit sei er nach Rätien und Augsburg<br />
gekommen, wo viele se<strong>in</strong>en Predigten Glauben schenkten, unter denen auch<br />
heute noch der Name des Primarius Campester gefeiert wird, die übrigen vom<br />
Hass gegen den christlichen Namen angetriebenen Bürger überfielen den<br />
Ausländer zuerst mit Schmähungen, dann warfen sie nach ihm mit Ste<strong>in</strong>en,<br />
zuletzt stürzten sie den schlimm misshandelten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Brunnen, aus welchem<br />
er mit Hilfe von frommen (Männern) mit knapper Not halbtot herausgezogen<br />
wurde. <strong>Luzius</strong> begab sich hierauf <strong>in</strong>s Alpenrätien, wandte dort eifrige Mühe<br />
an, die Völker von der Gottlosigkeit wegzubr<strong>in</strong>gen, und starb dann dort.
- 28 -<br />
s. Welser hatte zuerst den aus Augsburg stammenden Sattler, den lange Zeit <strong>in</strong><br />
Verona lebenden Gualfardus (Wolfhard: gest. 30.4.1127) entdeckt, der <strong>in</strong> der<br />
1601 errichteten Kapuz<strong>in</strong>erkirche zu Ehren kommen sollte, zusammen mit<br />
<strong>Luzius</strong>: für beide Heilige war der Kapuz<strong>in</strong>erpater Ludwig von Sachsen auch<br />
begeistert.<br />
S. 43: t. <strong>Der</strong> hl. <strong>Luzius</strong> fehlte noch im ersten Augsburger Bistums-Eigenteil des<br />
Messbuches von 1597,112 um ihn 1605 (11. a-c) <strong>in</strong> den Eigenteil des<br />
Stundenbuches here<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen brauchte man beglaubigte Unterlagen. Lic.<br />
theol. Michael Schmidner, bischöflicher Siegelverwahrer, und Dr. Markus<br />
Weiser wandten sich an Bischof Johann Flugi, Bischof von <strong>Chur</strong> 1601-1627,<br />
und ersuchten ihn, zuverlässige Nachrichten über den hl. <strong>Luzius</strong> und se<strong>in</strong>e<br />
Reliquien zu geben. Mit Rat und Hilfe des <strong>Chur</strong>er Domkapitels erfolgte die<br />
Antwort am 2. Februar 1603, gesiegelt von Bischof, unterschrieben von ihm<br />
und den Domherren Propst Ferd<strong>in</strong>and von Mont. Dekan Christian Capitel.<br />
Georg von Mont, Kustos Dr. Johannes Zoller. Sie stützte sich grösstenteils auf<br />
das <strong>Chur</strong>er Stundengebet und lautete, zum Teil hier verkürzt:<br />
u. <strong>Luzius</strong>, gemäss Beda, Cäsar Baronius und Gilbert Genebrard, ist der erste<br />
christliche König von Britannien zur Zeit des Papstes Eleutherius, obwohl die<br />
älteren Breviere <strong>Chur</strong>s aussagen, er sei durch Timotheus, Schüler des hl.<br />
Paulus bekehrt worden. <strong>Luzius</strong> erhält vom Papst die Tauf- und<br />
Predigterlaubnis. «Kaum war se<strong>in</strong>em Ansuchen entsprochen, so ergriff er den<br />
Pilgerstab, verliess se<strong>in</strong> Reich und das Anziehende der Welt, kam, vom<br />
Glauben und der Gnade erfüllt, zuerst nach Gallien bis nach Augsburg, und<br />
bekehrte bekehrt dort e<strong>in</strong>en der Vornehmsten der Stadt, Campestrius mit se<strong>in</strong>er<br />
Familie, zur christlichen Religion. Als er aber hörte, dass die Prov<strong>in</strong>z Rhätien<br />
noch den Götzen opferte, verliess er Augsburg, kam nach <strong>Chur</strong>, und predigte<br />
den Heiden die christliche Lehre. Das bezeugen die ältesten Breviere dieser<br />
Kirche. Bevor er jedoch se<strong>in</strong>e Mission angetreten, nahm er se<strong>in</strong>e Zuflucht zum<br />
Himmel, zog das Busskleid an, bestreute sich mit Asche, fastete zwei bis drei<br />
Tage ununterbrochen, lag Tag und Nacht den göttlichen D<strong>in</strong>gen ob und flehte<br />
die göttliche Barmherzigkeit an, sie möchte die Strahlen des Lichtes und der<br />
Wahrheit herabsenden und die Schatten der Unwissenheit verscheuchen.» Er<br />
wollte se<strong>in</strong> Wirken auf die Landschaft ausdehnen und sehnte sich nach der<br />
Marterkrone. Im Marswald bekämpft er unter Lebensgefahr die Heiden, die<br />
Büffelochsen stellen sich schmeichelnd vor se<strong>in</strong>e Füsse. Er legt ihnen das Joch
- 29 -<br />
auf und übergibt sie gezähmt den anwesenden Leuten. Er wirkt mannigfache<br />
Wunder.<br />
v. «Während Lucius <strong>in</strong> jenen Gegenden das Evangelium predigte, suchte ihn<br />
se<strong>in</strong>e Schwester, die hl. Jungfrau und Martyr<strong>in</strong> Emerita, sie fand ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Höhle, die e<strong>in</strong>e halbe Stunde von der Kathedrale sehr hoch liegt und mühsam<br />
zu besteigen ist. In dieser Höhle (bis auf den heutigen Tag St. Luciuslöchle<strong>in</strong><br />
genannt) wurde zu Ehren des hl. Lucius e<strong>in</strong>e wunderschöne Kapelle erbaut,<br />
welche herrlich aus dem grossen Felsen hervorragte, sie bedurfte des Daches<br />
nicht. Um die Andacht der Christgläubigen, die Darbr<strong>in</strong>gung des göttlichen<br />
Opfers von den Priestern und die Wallfahrten des christlichen Volkes zu<br />
verh<strong>in</strong>dern, zerstörten gottvergessene Menschen den Altar und schafften den<br />
Schwibbogen bei Seite, es blieben nur die nackten Mauern, aus welchen die<br />
Kreuze der Weihe zum Vorsche<strong>in</strong> kamen. Indessen wird dieser Gnadenort<br />
noch von vielen frommen Personen, die oft von weit her kommen, andächtig<br />
besucht. Die hl. Emerita wurde zu Trimmis, zwei Stunden von <strong>Chur</strong>, zum<br />
Feuertode verurteilt. Ihre Asche und Gebe<strong>in</strong>e wurden vom hl. Lucius<br />
gesammelt und werden grösstenteils <strong>in</strong> dieser (Kathedral) Kirche ehrenvoll<br />
aufbewahrt.<br />
w. Über den Tod unsers Schutzheiligen konnten wir nichts Gewisses<br />
auff<strong>in</strong>den, E<strong>in</strong>ige halten ihn für e<strong>in</strong>en Martyrer, weil er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Brunnen<br />
geworfen und geste<strong>in</strong>igt wurde und andere Misshandlungen ausgehalten<br />
S. 44: hat, die Kirche von <strong>Chur</strong> aber hält ihren hl. Patron für e<strong>in</strong>en solchen, der wie<br />
e<strong>in</strong> Martyrer zu preisen ist, hat ihn aber jedoch immer <strong>als</strong> e<strong>in</strong>en Bekenner<br />
verehrt. Gleiche Ansichten teilten die Kaiser im 7., 8. und 9. Jahrhundert, die<br />
bei Geschenken gewöhnlich beifügten: . <strong>Der</strong> grössere Teil der hhl.<br />
Reliquien dieses Apostels und Schutzheiligen von <strong>Chur</strong> und Rhätien werden <strong>in</strong><br />
der Kathedralkirche von <strong>Chur</strong> aufbewahrt, und wir halten sowohl nach der<br />
Überlieferung, <strong>als</strong> nach dem frommen Glauben unserer Voreltern, dieselben<br />
für echt. In unserer Kirche bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e ehernes vergoldetes Kästchen,<br />
welches die Reliquien unsers hl. Patrons aufbewahrt, und auf diesem s<strong>in</strong>d von<br />
aussen die Worte e<strong>in</strong>gegraben: . An diesem Tage feiert man daher das Andenken der
- 30 -<br />
Translation des hl. Lucius, se<strong>in</strong> Fest aber wird jährlich am 3. Dec. mit Octav<br />
begangen. Wir dürfen wohl mit der uralten Kirche von <strong>Chur</strong> sagen: Unter<br />
e<strong>in</strong>em erhabenen Lehrer freut sich Rhätien, Aquitanien, Frankreich mit<br />
Deutschland, der nur deswegen se<strong>in</strong> Reich opferte und den Weg des<br />
Evangeliums betrat, auf dass er unser Apostel werden konnte. Das ist nun der<br />
Haupt<strong>in</strong>halt, was wir Ihnen über den hl. Lucius von Augsburg und den ersten<br />
Patron und Apostel von <strong>Chur</strong> zu berichten hatten, wir halten dafür Ihrem<br />
frommen Verlangen und Eifer entsprochen zu haben.» <strong>Der</strong> Brief g<strong>in</strong>g an<br />
Domherr Generalvikar Dr. theol. Zacharias Furtenbach (1598 -1617), e<strong>in</strong>en<br />
gebürtigen Vorarlberger aus Feldkirch, und Pater Ludwig, Guardian der<br />
Augsburger Kapuz<strong>in</strong>er.<br />
x. All das erfreute den Augsburger Bischof He<strong>in</strong>rich er hatte vor kurzem<br />
ausführlich vom Inhalt des <strong>Chur</strong>er Briefes Kenntnis erhalten <strong>als</strong> er am 6. März<br />
1603 dem Bischof Flugi dafür dankte. Um aber die Verehrung nicht nur zu<br />
erhalten, sondern zu vermehren, bat er, ihm etwas vom Gebe<strong>in</strong> des Heiligen für<br />
das Stift und die Stadt Augsburg zu schenken. Auch die Jesuiten und<br />
Kapuz<strong>in</strong>er wünschen Reliquien, sie würden dabei durch Welser unterstützt.<br />
y. Bischof Flugi antwortete 24. Juni 1603: «Wir haben Ew. Gnaden diesen<br />
herrlichen Schatz der Reliquien nicht abschlagen wollen» und da auch von den<br />
Jesuiten und Kapuz<strong>in</strong>ern dieselbe Bitte gestellt sei, so habe er die Reliquien<br />
unzerteilt ihm übersenden und die Verteilung an Stifts- und Domkirche, sowie<br />
den beiden Ordenskirchen se<strong>in</strong>em Gutdünken überlassen wollen. Auch Welser<br />
erhielt vom <strong>Chur</strong>er Bischof die Entschuldigung, nicht allen e<strong>in</strong>zeln willfahren<br />
zu können, er solle sich an den Augsburger Bischof wenden. Bevor jedoch die<br />
Antwort aus <strong>Chur</strong> beim Augsburger Bischof e<strong>in</strong>traf, konnte ihm Furtenbach<br />
am 22. Juni melden, er habe tags zuvor aus Feldkirch e<strong>in</strong> Kistle<strong>in</strong> erhalten und<br />
dar<strong>in</strong> vier Stück Reliquien mit vom <strong>Chur</strong>er Bischof geschriebenen Zettele<strong>in</strong><br />
erhalten: was er damit machen solle. Pater Ludwig bat brieflich am 25. Juni<br />
Bischof He<strong>in</strong>rich, er möge ihn beim Austeilen nicht vergessen, er habe für die<br />
neue Kapuz<strong>in</strong>erkirche e<strong>in</strong>e Altartafel <strong>in</strong> Prag malen lassen, worauf St. <strong>Luzius</strong><br />
und St. Gualfredus <strong>als</strong> Schutzheilige des Augsburger Bistums stehen.<br />
Tatsächlich erhielt er den grössten Teil der Reliquien, der andere kam <strong>in</strong> die<br />
neue Jesuitenkirche. So konnte 1603 die öffentliche Verehrung des hl. <strong>Luzius</strong><br />
<strong>in</strong> Augsburg beg<strong>in</strong>nen.
- 31 -<br />
z. Irgendwie konnte man von Augsburg e<strong>in</strong>e Gegenleistung erwarten, da die hl.<br />
Afra und ihre Gefährt<strong>in</strong>nen schon von altersher <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> am 7. August mit den<br />
drei Erwähnungen der Übertragung des hl. Flor<strong>in</strong>, des hl. Donat und des hl.<br />
Karpophorus verehrt<br />
S. 45: wurde, sie hatte <strong>in</strong> der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts e<strong>in</strong>e Kapelle, «am<br />
ehesten» auf dem Hof <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>.<br />
12. <strong>Der</strong> <strong>Chur</strong>er Eigenteil zum Stundenbuch<br />
Proprium sanctorum, antiquissimi episcopatus Curiensis: 1646<br />
a. 4. <strong>Luzius</strong>, Sohn des Coillus, König von Briten, der lange Zeit dem<br />
heidnischen Aberglauben ergeben war, bewunderte die Aufführung und<br />
Unbescholtenheit der Christen (denen er sich niem<strong>als</strong> fe<strong>in</strong>dlich gezeigt hatte),<br />
zögerte aber ihre Gottesverehrung anzunehmen, weil er <strong>in</strong>ne wurde, wie sie<br />
weit und breit sowohl von andern Völkern wie auch besonders von den<br />
römischen Machthabern gehasst und verfolgt würden und verschob das auf<br />
e<strong>in</strong>e günstigere Gelegenheit.<br />
b. 5. Wie er später erfuhr, e<strong>in</strong>e Anzahl berühmter Römer, darunter Senatoren,<br />
seien Christen geworden und Kaiser Mark Aurel (161/180) sei (nun) milder<br />
ges<strong>in</strong>nt, weil er auf Gebet von Christen h<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Sieg errungen hatte, schickte<br />
<strong>Luzius</strong> ohne länger zu zögern Legaten zum Papst Eleutherius mit der Bitte ihn<br />
<strong>in</strong> die Zahl der Christen aufzunehmen. Diesem frommen Wunsch willfuhr der<br />
Papst und schickte Damian und Fugatius nach Britannien, die den König und<br />
andere im Glauben Unterrichtete taufen sollten.<br />
c. 6. Nachher begann <strong>Luzius</strong> aus Liebe für das Himmlische das Irdische zu,<br />
verachten, gab se<strong>in</strong> Königtum ab und reiste um der Glaubensverbreitung willen<br />
über grosse Länderstrecken, durchwanderte Rätien und gelangte nach<br />
Augsburg, wo er den Campester mit se<strong>in</strong>er ganzen Familie und ausserdem<br />
viele Bürger zum Glauben bekehrte. Dam<strong>als</strong> wurde dem wahren Gott das erste<br />
Gotteshaus geweiht, das nach Wechsel des Schutzheiligen jetzt dem hl. Gallus<br />
geweiht se<strong>in</strong> soll. Von Unholden aus Bosheit und Eifersucht gehetzt, mit<br />
Schmähungen, Schlägen und Verwundungen geplagt, schliesslich mit Ste<strong>in</strong>en<br />
angegriffen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Brunnen gestossen, woraus er von frommen Händen<br />
mit genauer Not halbtot herausgezogen, zog er weg <strong>in</strong>s Alpenrätien, wo er, von<br />
Frommen viel besucht, unter e<strong>in</strong>em gewölbten Felsen lebte. Er hat durch Wort
- 32 -<br />
und Beispiel fast ganz Rätien dem Herrn unterworfen und wurde Bischof jenes<br />
Volkes, berühmt durch Tugenden und Wunder. Nach vieler Zeit wurde er von<br />
den Heiden ergriffen, mit Ste<strong>in</strong>en überschüttet, was am 3. Dezember 182 zu<br />
<strong>Chur</strong> <strong>in</strong> der Burg Marsöl geschah, welches jetzt der bischöfliche Sitz ist, se<strong>in</strong><br />
durch Wunder verherrlichter Leib wird <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> aufbewahrt und fromm verehrt.<br />
In Klammern: Das Wasser, das noch heute aus dem Felsen (der Höhle =<br />
«Luzilöchli») tropft, hilft bei vielen Leiden, besonders der Augen.<br />
d. <strong>Der</strong> Zuruf (O quam praedicanda) zu 7. lautete: O wie strahlt die preis- und<br />
lobwürdige erhabene himmlische Gnade im hl. <strong>Luzius</strong>, da sie im jugendlichen<br />
Alter, im gotterfüllten Priester und heiligen Märtyrer Gott e<strong>in</strong>e gefällige Gabe<br />
ist. Anruf: Im König geschieht die H<strong>in</strong>gabe, im Bischof das Opfer, im<br />
Blutzeugen das Ganzopfer. im gotterfüllten.<br />
e. <strong>Der</strong> Zuruf (Alme Praesul) zu 8.: Gütiger Bischof und Gottes seliger<br />
Blutzeuge <strong>Luzius</strong> br<strong>in</strong>g Hilfe den Bittenden, vertreibe mit de<strong>in</strong>en heiligen<br />
Gebeten das Böse, erbitte das Gute, Gewähre Wachstum des Friedens, br<strong>in</strong>g<br />
Freuden des Lebens. Anruf: Damit wir durch de<strong>in</strong>en Schutz behütet uns im<br />
Lobe Gottes ewig rühmen. Gewähre. Ehre sei dem Vater und dem Sohne und<br />
dem Heiligen Geist. Gewähre.<br />
f. Diese zweite Fassung galt es 1646-1879 jährlich am <strong>Luzius</strong>fest 3. Dezember<br />
im Stundengebet zu lesen. <strong>Der</strong> bisherige Reichtum an Zu-, Anrufen und<br />
Rahmengesängen, der Hymnus und die Sequenz waren verschwunden durch<br />
die E<strong>in</strong>führung des römischen Stundengebetes und Messbuches. Die Feier der<br />
Übertragung blieb <strong>als</strong> Zweifachfest (Duplex) bis 1916, doch ausser dem<br />
bisherigen Tagesgebet blieb nichts mehr, es war alles aus dem allgeme<strong>in</strong>en<br />
Teil der Märtyrer entnommen.<br />
g. Wir stellen fest: Johann Flugi von Aspermont, Bischof von <strong>Chur</strong> 1636 -<br />
1661, hat 1646 die rund<br />
S. 46: 800-jährige Legende umgeschrieben: alte Namen verschw<strong>in</strong>den, Paulus und<br />
Timotheus, auch Bordeaux, neue tauchen auf: Coillus, Mark Aurel, Damian<br />
und Fugatius. Flugi hat die Geschichtsforschung berücksichtigen wollen, die<br />
E<strong>in</strong>flüsse aus Rom, Augsburg, aber auch aus England und <strong>Chur</strong> werden<br />
offensichtlich.
- 33 -<br />
13. E<strong>in</strong>e <strong>Chur</strong>er Ergänzung zum <strong>Luzius</strong>-Leben<br />
Officia propria ... diceceseos Curiensis: 1879<br />
a. 6. <strong>Luzius</strong> begann wie es die uralte und beständige, auf überzeugende<br />
Denkwürdigkeiten (monumenta) gestützte Überlieferung bei uns br<strong>in</strong>gt aus<br />
Liebe für himmlische die irdischen D<strong>in</strong>ge zu verschmähen.<br />
b. <strong>Der</strong> geänderte Zuruf (O quantis) zu 7. lautete: o mit wievielen Verdiensten<br />
leuchtet die Hilfe der himmlischen Gnade im seligen <strong>Luzius</strong>: sie machte ihn<br />
zum Fürsten, setzte ihn e<strong>in</strong> <strong>als</strong> Priester und weihte ihn zum Märtyrer, deshalb<br />
geschieht im König die H<strong>in</strong>gabe, im Bischof das Opfer, im Blutzeugen das<br />
Ganzopfer. Anruf: In Weisheit hat er se<strong>in</strong> Volk geführt, <strong>in</strong> Wort und Tat stand<br />
er der Herde vor, im Glauben kämpfte er den guten Kampf, deshalb.<br />
c. <strong>Der</strong> unwesentliche E<strong>in</strong>schub sche<strong>in</strong>t sich gegen solche zu richten, welche<br />
gewisse Stellen <strong>in</strong> den Lesestücken bezweifelten. <strong>Der</strong> <strong>Chur</strong>er Eigenteil des<br />
Stundengebetes von 1646 war zuletzt 1853 nochm<strong>als</strong> unverändert aufgelegt<br />
worden. Es drängte sich e<strong>in</strong>e neue Ausgabe auf, 1879 wurde sie von Bischof<br />
Kaspar Willi (1877-1879) genehmigt. Vorbereitet hatten sie <strong>in</strong> der Geschichte<br />
des Bistums <strong>Chur</strong> und <strong>in</strong> der Liturgik sowie Rubrizistik bestens bewanderte<br />
Männer, nachweisbar s<strong>in</strong>d die Professoren Alois Lütolf (1824.1879), Luzern,<br />
Joseph Müller (1837-1904), St. Luzi, <strong>Chur</strong> und Pfarrer Johann Georg Mayer,<br />
Oberurnen (1845-1912). Lütolf und Joseph Müller/Johann Georg Mayer<br />
erhielten je e<strong>in</strong>en durchschossenen Eigenteil 1853 und schrieben dazu ihre<br />
Vorschläge. Müller und Mayer bemerkten zu <strong>Luzius</strong> nichts.<br />
c. Lütolf schrieb mit Bleistift und verwies auf se<strong>in</strong> Buch «<strong>Glaubensbote</strong>n»: er<br />
stützt sich auf die ältesten bis jetzt bekannten Nachrichten, nämlich auf die<br />
Legende (von 800) und ist gegen die Nennung des Vaters Coillus, die<br />
«Lectionen (von 1646) s<strong>in</strong>d nach späteren teils willkürlichen Gestaltungen der<br />
Legende ... besonders S. 111 ist nachgewiesen dass erst c. 1154 Damianus u.<br />
Fugatius aufkommen. Campestrius ist sagenhaft doch kömmt er freilich <strong>in</strong> der<br />
ältesten Vita vor u. ich würde rathen bei der Umarbeitung dieses Programms<br />
sich an diese älteste Vita (scil. Homilia) <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Buche S. 115 ff. zu halten.<br />
In H<strong>in</strong>sicht des Todes sagt die Vita 120 allerd<strong>in</strong>gs dass er gelitten aber nicht<br />
dass er eigentl. des Martyrtodes gestorben ... 120». «Ob Lucius pontifex war<br />
bleibt wohl unermittelt, d.h. im S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es Bischofs e<strong>in</strong>es organisierten
- 34 -<br />
Bisthums. Sieh me<strong>in</strong>e <strong>Glaubensbote</strong>n S. 98. Wegen Martyr sieh daselbs<br />
S. 103.» Lütolf drang aber mit se<strong>in</strong>en Vorschlägen nicht durch.<br />
d. Lütolf war nicht der e<strong>in</strong>zige, der sich über <strong>Luzius</strong> Klarheit verschaffen<br />
wollte. Auch der <strong>Chur</strong>er Domdekan Christan Leonhard von Mont (1805-1867)<br />
hatte sich sehr darum bemüht. Er erhielt von Graf Peter von Salis die <strong>in</strong> Late<strong>in</strong><br />
verfassten Bände V und VI der Werke des Usserius (10. h) für die Bischöfliche<br />
Bibliothek, der gleiche Gönner hatte im August 1852 e<strong>in</strong> Pergament nach <strong>Chur</strong><br />
gebracht, welches aber Lütolf <strong>als</strong> Abschrift aus e<strong>in</strong>em Buch erkannte.<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lich gehörten die zwei Bände der Schriften von Edward<br />
Still<strong>in</strong>gfleet und William Lloyd zum gleichen Geschenk, aber weil sie englisch<br />
geschrieben waren, konnte sie der Domdekan nicht verwenden und trug<br />
deshalb die Herkunft nicht auf dem Vorsatzblatt e<strong>in</strong>.<br />
e. Von Mont machte sich mit grossem Eifer an die Arbeit und zog Usserius auf<br />
vier dicht beschriebenen foliogrossen Seiten aus. Als Ergebnis mag se<strong>in</strong>e<br />
Bemerkung gelten: «NB. Somit würde Gelpke (23. c) <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Kirchengeschichte der Schweiz. Bern 1856 gehörig widerlegt.»<br />
S. 47: <strong>Der</strong> Eigenteil des Bistums Newport, seit 1916 Erzbistum Cardiff<br />
The Missal 1912<br />
a. Das Tagesgebet, das sich die <strong>Chur</strong>er Fassung mit dem gewaltsamen Tod zu<br />
eigen gemacht hat, lautet: «Herr Jesus Christus, Urheber und Vollender<br />
unseres Glaubens: Du hast dem seligen König, Bischof und Blutzeugen <strong>Luzius</strong><br />
gewährt, den Götzendienst zu verwerfen, de<strong>in</strong>en hl. Namen zu bekennen und<br />
eifrig, sogar bis zu Blutvergiessen, se<strong>in</strong>e Verehrung zu verbreiten, gib, dass wir<br />
de<strong>in</strong> gläubiges Volk durch unser Leben und bis zum Tod Werke<br />
hervorbr<strong>in</strong>gen, die mit dem Glauben, den wir bekennen, übere<strong>in</strong>stimmen.»<br />
b. Soviel ich bis jetzt herausgebracht habe, verehrte e<strong>in</strong>zig das 1850<br />
geschaffene katholische Bistum Newport, <strong>Luzius</strong> <strong>als</strong> se<strong>in</strong>en Heiligen. Ich f<strong>in</strong>de<br />
drei Gründe dafür: 1. Galfridus, der das <strong>Luzius</strong>-Leben vielfach ausschmückte,<br />
stammte von Monmouth, das zum Bistumsgebiet gehört, 2. er hatte <strong>als</strong> dritten<br />
Sitz e<strong>in</strong>es von <strong>Luzius</strong> gestifteten Erzbischofs Caerleon, 3½ Meilen von<br />
Newport entfernt, bestimmt (10. h), 3. auch der Bau der Kathedrale von<br />
Llandaff, heute zu Cardiff gehörend, wurde von e<strong>in</strong>igen <strong>Luzius</strong> zugeschrieben.
- 35 -<br />
c. <strong>Der</strong> englische Geistliche Alban Butler (1710-1773) schrieb <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
umfassenden Heiligenlegende auch von <strong>Luzius</strong>, er stützte sich vor allem auf<br />
Beda und Usserius, er hielt <strong>Luzius</strong> für den ersten christliche König <strong>in</strong> Europa,<br />
es war ihm nicht klar, <strong>in</strong> welchem Teil Britanniens im zweiten Jahrhundert er<br />
König war. Von bayerischen und deutschen Geschichtsschreibern war gesagt<br />
worden, <strong>Luzius</strong> habe aufs Königtum verzichtet und habe <strong>in</strong> Noricum und<br />
V<strong>in</strong>delizien, hauptsächlich <strong>in</strong> Augsburg, dann von dort verbannt <strong>in</strong> Rätien,<br />
besonders <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> gepredigt. Er habe die Kirche <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> gegründet. Hier<br />
musste er wegen se<strong>in</strong>er Predigt fliehen und verbarg sich auf der St. Luzisteig,<br />
später zog er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Höhle, St. Luzilöchli genannt, zurück. Zuletzt wurde<br />
er <strong>in</strong> der Festung Marsöl enthauptet. Ausser auf Brusch, beruft sich Butler auf<br />
Fortunat Sprecher (1585-1647), Matthäus Rader (1561-1634) und das <strong>Chur</strong>er<br />
Brevier (12. a/c).<br />
d. Noch zu Butlers Lebzeiten wurde se<strong>in</strong> Werk durch Jean-Francois Godescard<br />
(1728-1800) <strong>in</strong>s Französische übersetzt, was die Grundlage für die stark<br />
vermehrte, für Deutschland berechnete Übersetzung ab 1821 durch Andreas<br />
Räss (1794-1887) und Nikolaus Weis (1796-1869) bildete. 1875 brachte Coll<strong>in</strong><br />
de Plancy das <strong>Luzius</strong>-Leben von Butler und Godescard aufs Neue den<br />
Französischsprachigen zur Kenntnis, liess aber am Schluss die Quellenangabe<br />
weg, die nach der Nennung der Reliquien <strong>in</strong> Augsburg bei Butler und Räss<br />
folgte. Auch auf italienisch konnte man Butler lesen und somit <strong>Luzius</strong> kennen<br />
lernen.<br />
15. Die zweite <strong>Chur</strong>er Neufassung<br />
Officia propria dioecesis Curiensis: 1917<br />
a. 4. <strong>Luzius</strong>, König Britanniens wurde von unsern Vorfahren immer <strong>als</strong><br />
Schutzheiliger von <strong>Chur</strong> und <strong>Glaubensbote</strong> der Räter genannt, erst nach<br />
Zögern bat er Papst Eleutherius um die Taufe.<br />
b. 5. Nach der Taufe erbat und erhielt er von Eleutherius die Vollmacht zu<br />
predigen und zu taufen. Um den noch im Dunkeln wandelnden Völkern<br />
Christus zu verkünden, gab er das Königreich ab und verliess die Insel und<br />
wanderte zuerst nach Gallien, wie er hörte, dass Augsburg vom heidnischen<br />
Irrtum befleckt sei, begab er sich dorth<strong>in</strong> und bekehrte Campester und andere.
- 36 -<br />
Er erlitt ebenso alles wie 1646, aber ohne Ste<strong>in</strong>igung und Ertränkung, und<br />
erreichte Alpenrätien.<br />
c. 6. Mit zwei- und dreitägigen Fasten, Nachtwachen, feurigen Gebeten<br />
erflehte er Schutz von oben, um mit dem Licht des Glaubens die Dunkelheit<br />
aus Rätien zu vertreiben. Er lebte <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> unter e<strong>in</strong>em überhangenden Felsen,<br />
wo heute e<strong>in</strong> Kapelle zu se<strong>in</strong>er Ehre besucht wird, predigte und machte nicht<br />
nur <strong>Chur</strong>, sondern fast ganz Rätien dem Herrn untertan, wurde Bischof und<br />
stand der Kirche lange Zeit vor.<br />
S. 48: Weil er <strong>als</strong> Kämpfer für Christus das Martyrium ersehnte, g<strong>in</strong>g er e<strong>in</strong>es Tages<br />
nach St. Luzisteig, wo er von Heiden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Brunnen e<strong>in</strong>gesenkt, von den<br />
Christen halbtot herausgezogen wurde. Obwohl er Wunder aller Art wirkte,<br />
wurde er <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> von den Heiden geste<strong>in</strong>igt.<br />
d. <strong>Der</strong> zum zweiten Mal geänderte Zuruf (O quam praeclara) zum 7.<br />
Lesestück: O wie herrlich s<strong>in</strong>d die Verdienste des seligen <strong>Luzius</strong>, der das<br />
irdische Reich verschmähte, zum Boten und ruhmreichen Blutzeugen des<br />
ewigen Königs wurde. Anruf: Er, se<strong>in</strong>es Volkes e<strong>in</strong>gedenk, erlange Christus-<br />
Freuden für alle, der das irdische.<br />
e. Die 1912 von Papst Pius X. geforderte Gottesdiensterneuerung rief e<strong>in</strong>en<br />
Ausschuss <strong>in</strong>s Leben, geleitet von Johann Jacob Simonet (1863-1947). Auch<br />
die Lesestücke für <strong>Luzius</strong> wurden behandelt. Johann Georg Mayer (gest.<br />
30.11.1912) hatte die «alte Tradition» (von 800) gewünscht, was nicht<br />
überzeugte, daher blieb man bei der «jetzigen Tradition» (1646), jedoch<br />
enthielt das 4. Lesestück die bei den früheren 4 und 5, weil man weniger vom<br />
heidnischen Vorleben, dafür mehr von der Missionstätigkeit <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> br<strong>in</strong>gen<br />
wollte und darum den Ertränkungsversuch von Augsburg auch nach St.<br />
Luzisteig zurück holte, was sicher Mayers Wunsch entsprach. Das 4.-6.<br />
Lesestück erhielt leicht geändert alte Zurufe aus den Brevieren<br />
1490,1520,1595, neu geschaffen waren der Zuruf zum 7. Lesestück und der<br />
Rahmen zum Lobpreis des Zacharias: sie stammten von Pater Adalgott<br />
Schumacher (1866-1927), Benedikt<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Disentis. Wieder aufgenommen<br />
wurden gemäss den alten Stundengebeten 1450-1595 auch die begleitenden<br />
Rahmen zum Frühlob, nicht aber zum Abendlob, weil dieses gesungen wurde,<br />
der alte Hymnus «Anni volventis» gefiel nicht, so wurden die Hymnen wie das<br />
Übrige von e<strong>in</strong>em Märtyrer übernommen.
- 37 -<br />
f. Gelöscht waren die 1646 e<strong>in</strong>geführten Namen des <strong>Luzius</strong>-Vaters, des<br />
Kaisers Mark Aurel und der päpstlichen Gesandten.<br />
g. Gottesdienstbesucher konnten seit 1937 die late<strong>in</strong>ischen Worte der<br />
Hochfest-Messe am 3. Dezember für sich deutsch lesen. E<strong>in</strong>leitend wurde der<br />
Gefeierte so vorgestellt: «<strong>Der</strong> hl. <strong>Luzius</strong> hat <strong>als</strong> e<strong>in</strong>er der ersten Missionare den<br />
christlichen Glauben nach <strong>Chur</strong> gebracht. Er wird <strong>als</strong> erster Bischof von <strong>Chur</strong><br />
verehrt und wurde, wie die Legende berichtet, für se<strong>in</strong>en Glauben geste<strong>in</strong>igt.<br />
Über se<strong>in</strong>em Grab erhob sich die erste Bischofskirche, dann e<strong>in</strong> Kloster St.<br />
Luzi, jetzt Priestersem<strong>in</strong>ar. Die Legende weiss zu erzählen, dass er früher<br />
König <strong>in</strong> Britannien gewesen sei. Auf se<strong>in</strong> Königtum spielt das Festgebet an.»<br />
Ergänzter <strong>Chur</strong>er Eigenteil des Stundenbuches<br />
Officia propria dioecesis Curiensis: 1949<br />
Bischof Christian Cam<strong>in</strong>ada schrieb im Geleitwort zur Neuauflage, wor<strong>in</strong> nur<br />
die Feiern für den seligen Apoll<strong>in</strong>aris von Posat (2. September) und des hl.<br />
Bruder Klaus (25. September) neu waren: «Obwohl es solche gab, die e<strong>in</strong>e<br />
Entfernung von Fehlern bei gewissen Erzählungen wünschten, die weniger<br />
richtig mit der geschichtlichen Wahrheit übere<strong>in</strong> zu stimmen schienen» ... Da<br />
dies aber aufs Genaueste auszuführen sehr schwierig sei, ohne hier und dort e<strong>in</strong><br />
unpassendes Tuchstück e<strong>in</strong>zunähen, gefiel es ihm, «die uralte Überlieferung<br />
wiederzugeben, die, möge sie auch nicht <strong>in</strong> allem sicher se<strong>in</strong>, bezüglich ihrer<br />
geschichtlichen Wahrheit, doch das hellste Bild von der <strong>in</strong> unseren Gebieten<br />
gezollten Verehrung e<strong>in</strong>es Heiligen entwirft.»<br />
17. Letzte Änderung der <strong>Chur</strong>er Eigenteile<br />
Messbuch. Für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes: 1975 Stundenbuch-<br />
Eigenfeiern für die Bistümer der deutschsprachigen Schweiz: 1985<br />
S. 49: a. 1975: <strong>Hl</strong>. <strong>Luzius</strong>, Bischof, Märtyrer. Aus dem Stamm der Pritanni im<br />
nördlichen Teil von <strong>Chur</strong>rätien, wirkte er im 5./ 6. Jh. bei <strong>Chur</strong> für das<br />
Christentum unter der noch halb heidnischen Bevölkerung. In karol<strong>in</strong>gischer<br />
Zeit wurden se<strong>in</strong>e Gebe<strong>in</strong>e <strong>in</strong> die R<strong>in</strong>gkrypta von St. Luzi übertragen. Die<br />
Legende machte ihn zum König, ersten Bischof von <strong>Chur</strong> und Martyrer.»<br />
b. Das Tagesgebet ist neu: «Gott, du Licht unseres Glaubens, du hast den<br />
heiligen Bischof <strong>Luzius</strong> berufen, der Kirche von <strong>Chur</strong> durch Wort und Beispiel
- 38 -<br />
zu dienen. Se<strong>in</strong>e Fürsprache helfe uns, den Glauben zu bewahren, den er <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er Predigt gelehrt, und den Weg zu gehen, den er uns durch se<strong>in</strong> Leben<br />
gewiesen hat.»<br />
c. 1985: «<strong>Hl</strong>. <strong>Luzius</strong>, Bischof von <strong>Chur</strong>, Märtyrer, Hauptpatron des Bistums.<br />
<strong>Luzius</strong>, aus dem Stamm der Pritanni <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>rätien, verkündete den Glauben im<br />
Raum von <strong>Chur</strong>. Er wird <strong>als</strong> erster Bischof von <strong>Chur</strong> angesehen. Hier soll er<br />
auch das Martyrium erlitten haben.<br />
d. Die Kurzlesungen und Zurufe für Abend- und Morgenlob spielen auf den<br />
Namen «<strong>Luzius</strong>» an mit Schriftstellen vom «Licht» wie es der 1917<br />
geschaffene und beibehaltene Lobpreis-Rahmengesang (17. c) betont. Für das<br />
erste Lesestück und für die Zurufe wurden solche für Bischöfe gewählt, für das<br />
zweite Lesestück, das die bisherigen 4. bis 6. ersetzt, wurde etwas aus dem<br />
Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe, Kap. 2, Nr. 11 und 28 genommen.<br />
Grund für diese Vere<strong>in</strong>fachung war die Neuordnung des Gottesdienstes durch<br />
Papst Paul VI. Ihr zufolge verschwanden die Legenden und wurde sogar der<br />
Jahrhunderte alte Festtag 3. Dezember dem hl. <strong>Glaubensbote</strong>n <strong>in</strong> Asien Franz<br />
Xaver abgetreten und dafür ab 1972 der 2. Dezember gefeiert.<br />
e. Hier (17. a. c) werden Herkunft und Lebenszeit neu angegeben <strong>als</strong><br />
E<strong>in</strong>leitung zum 2. Dezember, welchen Gedenktag <strong>Luzius</strong> erhielt, <strong>als</strong> es sich<br />
darum handelte ihm e<strong>in</strong>en noch nicht von e<strong>in</strong>em anderen Heiligen belegten<br />
Tag zuzuweisen, wollte man ihn gleich allen andern Bistumschutzheiligen im<br />
ganzen deutschen Sprachgebiet verehren.<br />
f. Diese Veränderungen waren das Ergebnis des wegweisenden Lehrers Dr.<br />
phil. Iso Müller (1901-1987) und se<strong>in</strong>es begeisterten Schülers Vigil Berther<br />
(1911-1977), beides Benedikt<strong>in</strong>er der Abtei Disentis, die seit 1938 strebten<br />
Besseres über Lebenszeit und Herkunft des hl. <strong>Luzius</strong> herauszubr<strong>in</strong>gen. Wir<br />
verfolgen den Werdegang.<br />
g. 6.17. Jh. Als erstes Ergebnis hielt Berther fest, dass «der Bericht des<br />
Bischofs (Viktor III.) aus der Vita (c. 800-820) entnommen ist und er mit<br />
«diabolico errore», wie auch die Vita, das Heidentum bezeichnen will ...<br />
Chronologisch kann der hl. Lucius summarisch dem 6./7. Jahrhundert<br />
zugewiesen werden ... Lucius lebte <strong>als</strong> E<strong>in</strong>siedler am Mittenberg bei <strong>Chur</strong>. Von<br />
hier wirkte er vielleicht auch missionarisch gegen Nachwirkungen des<br />
Heidentums ... Die Legende des hl. Lucius aber, welche uns e<strong>in</strong> karol<strong>in</strong>gischer
- 39 -<br />
Theologe aus <strong>Chur</strong> <strong>in</strong> klassischem Late<strong>in</strong> geschrieben hat, muss aus den<br />
Geschichtsbüchern gestrichen werden. Sie ist nicht Geschichte, wohl aber e<strong>in</strong>e<br />
historische Dichtung. Die Legende bleibt literarisch wertvoll, da sie e<strong>in</strong>e<br />
köstliche Blüte mittelalterlicher Poesie und Frömmigkeit ist, die nicht nur fähig<br />
war, schöne Heiligenlegenden zu schreiben, sondern auch Heilige zu gestalten.<br />
Berthers Ansicht erhielt sofort anerkennende Worte des gelehrten<br />
Benedikt<strong>in</strong>ers Germa<strong>in</strong> Mor<strong>in</strong> (1861-1946), sie wurde bekräftigt und ergänzt<br />
durch Pater Iso Müller, der zu den Beispielen Sigisbert und Gallus neun<br />
weitere E<strong>in</strong>siedler aufzählte, h<strong>in</strong>gegen geschwächt mit der Bemerkung: «E<strong>in</strong>e<br />
missionarische Wirksamkeit des Lucius anzunehmen, haben wir ke<strong>in</strong>e sicheren<br />
Indizien».<br />
h. <strong>Der</strong> bekannte protestantische Bündner Kunsthistoriker Erw<strong>in</strong> Poeschel<br />
(1884-1965) nahm Bezug auf Berther und Müller und räumte gerne e<strong>in</strong>, <strong>Luzius</strong><br />
habe <strong>Chur</strong> vom Heidentum, und nicht vom Arianismus befreit, h<strong>in</strong>gegen<br />
überzeugten ihn die zwei Hauptgründe für die Spätdatierung ke<strong>in</strong>eswegs: (1.)<br />
es habe ke<strong>in</strong>e «Bekenner» vor dem hl. Mart<strong>in</strong> (gest. 397) gegeben, (2.) <strong>Luzius</strong><br />
habe <strong>als</strong> E<strong>in</strong>siedler gelebt, welche Lebensweise sich im Abendland erst um 500<br />
verbreitete. Im zweiten Fall liege e<strong>in</strong> Zirkelschluss vor: zuerst müsse nämlich<br />
bewiesen werden, dass <strong>Luzius</strong><br />
S. 50: e<strong>in</strong> Eremit gewesen sei. Poeschel betonte, <strong>Luzius</strong> ersche<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der<br />
Beschwerdeschrift Viktors «deutlich <strong>als</strong> der grosse <strong>Glaubensbote</strong> <strong>Chur</strong>s».<br />
«Berther (hat) mit viel Scharfs<strong>in</strong>n bewiesen, dass alle Motive der Vita aus<br />
fremdem Gedankengut stammen. Die e<strong>in</strong>leuchtende Erklärung für diese<br />
Situation ist dann doch die, dass nur noch die undeutliche Kunde von e<strong>in</strong>em<br />
Mann namens <strong>Luzius</strong> vorhanden war, der vor Gründung der Kirche <strong>Chur</strong> hier<br />
für das Christentum entscheidend wirkte. Die <strong>in</strong> der Dämmerung<br />
verschw<strong>in</strong>dende Kontur zu Form und Gestalt zu festigen, war S<strong>in</strong>n und<br />
Absicht der karol<strong>in</strong>gischen Vita.»<br />
i. Berther antwortete 1939 ausführlich auf neunzehn Seiten mit neun Gründen<br />
gegen Poeschel und schloss: «Jedoch wiederum irgendwie auf die alte<br />
legendenhafte Datierung (3./4. Jh.) und Herkunft zurückzugehen, s<strong>in</strong>d wir<br />
nicht berechtigt. Im Gegenteil! Dadurch wird der Zweifel an der Existenz<br />
wieder aufleben. Allen Traditionalisten aber möchte man <strong>in</strong>s Album schreiben,
- 40 -<br />
was e<strong>in</strong>st der alte Preusse Friedrich II. <strong>als</strong> strategischen Grundsatz aufgestellt<br />
hat: «Wer alles defendiert, defendiert nichts.»<br />
j. Poeschel entgegnete, er habe nicht «alles defendiert», sondern «nur die<br />
Tatsache behauptet, dass St. <strong>Luzius</strong> ... Dafür, dass (Bischof) Viktor nur aus<br />
der «Vita» schöpfte und nicht aus der noch lebendigen Tradition, ist aber nicht<br />
der Schatten e<strong>in</strong>es Beweises erbracht .... Auf diese Beschwerdeschrift gründet<br />
ja auch Berther se<strong>in</strong>e Überzeugung, dass an der Existenz des St. <strong>Luzius</strong> nicht<br />
zu zweifeln sei. Die Nennung des <strong>Luzius</strong> <strong>in</strong> dieser Urkunde ist aber nicht zu<br />
trennen von dem, <strong>als</strong> was er hier genannt wird: nämlich <strong>als</strong> <strong>Glaubensbote</strong><br />
Rätiens.» Er weist Berther mehrere Unstimmigkeiten nach. Am Schluss fragt<br />
er sich, ob vielleicht die Grablege des hl. <strong>Luzius</strong> <strong>in</strong> der <strong>Chur</strong>er Stephanskirche<br />
gewesen sei.<br />
k. Müller griff sofort diese Frage der Grablege auf, stimmte der Ansicht<br />
Poeschels bei (S. 373) und wies aufgrund der im <strong>Chur</strong>er Jahrzeitenbuch C<br />
erwähnten Übertragung unbekannten Jahres auf das 8./9. Jh. (S. 374). «So<br />
sollte nun wohl durch e<strong>in</strong>e feierliche Translatio e<strong>in</strong>es sonst wenig bekannten<br />
Aszeten, dessen Leben umso geheimnisvoller erschien, je weniger man von<br />
ihm wusste, aus der St. Stephanskirehe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Kirche (St. Luzi) auch<br />
<strong>Chur</strong> Ruhm und Glanz verleihen» (S. 375). Er verweist auf Berther ohne ihn zu<br />
nennen! und sagt: «Wie lange der Asket dort se<strong>in</strong> Grab hatte, ist schwer zu<br />
sagen, man wird nie genau 100 oder 200 Jahre angeben können. E<strong>in</strong> allzu<br />
grosser Zeitraum ist an sich nicht gefordert. Wenn man für den hl. Lucius e<strong>in</strong><br />
bedeutend früheres Datum ansetzen will, dann greift man eben wiederum<br />
zurück zur legendarischen Vita der Karol<strong>in</strong>gerzeit. Wenn Bischof Victor (zirka<br />
821) den hl. Lucius <strong>als</strong> denjenigen bezeichnet, der die Stadt <strong>Chur</strong> von dem<br />
teuflischen Irrtum zur Verehrung des wahren Gottes durch se<strong>in</strong>e Predigt<br />
bekehrt hat, so ist dieser Passus später <strong>als</strong> die Vita und sehr wahrsche<strong>in</strong>lich von<br />
ihr abhängig und kann daher ke<strong>in</strong>en Eigenwert beanspruchen. Dass man aber<br />
daran zweifelt, dass Lucius für die Christianisierung der Kirche <strong>in</strong> <strong>Chur</strong><br />
entscheidend gewirkt hat, begreift man aus dem legendarischen Charakter der<br />
Vita. Die kirchlichen Kreise, denen sie entsprungen ist, konnten wohl lesen<br />
und schreiben, wollten aber offensichtlich erbauen.» Als Beispiele nennt er<br />
Gregor von Tours und Cäsarius von Heisterbach. Dann folgt die wichtige<br />
Anmerkung 21: «Nicht umsonst hat Delahaye das Pr<strong>in</strong>zip aufgestellt: <strong>Der</strong> erste
- 41 -<br />
und verbreitetste Irrtum besteht dar<strong>in</strong>, dass der Heilige nicht von se<strong>in</strong>er<br />
Legende getrennt wird.» Müller fährt fort: Dann ist natürlich die Sache um so<br />
bedenklicher, je grösser der Abstand von der ersten Quelle (8. Jh.) zum<br />
angeblichen Lebensdatum (3./.4. Jh.) ist. Es ist zwar schon richtig, dass e<strong>in</strong>e<br />
erst Jahrhunderte spätere Notiz an sich immer noch Wert haben kann. Alle<strong>in</strong><br />
selbstredend nur dann, wenn die betreffende Quelle <strong>in</strong> ihren sonstigen<br />
Nachrichten sich <strong>als</strong> zuverlässig erweist. Das ist aber bei der Vita unseres<br />
Heiligen nicht der Fall. Re<strong>in</strong> auf die Quellenlage h<strong>in</strong>, wie sie heute vorliegt<br />
sche<strong>in</strong>t mir e<strong>in</strong>e summarische Datierung des hl. Lucius auf 6./7. Jh. bedeutend<br />
wahrsche<strong>in</strong>licher <strong>als</strong> e<strong>in</strong>e Datierung des hl. Lucius auf 3./4. Jh.». Dazu wieder<br />
se<strong>in</strong>e Anmerkung 22: «E<strong>in</strong>e Datierung auf das 5. Jh. könnte versucht werden,<br />
doch sprechen bislang ke<strong>in</strong>e besonderen Indizien dafür. <strong>Der</strong> Abstand von den<br />
ersten Quellen mahnt zur Vorsicht.»<br />
S. 51: 1. Bezüglich des von Poeschel beanstandeten, von Müller erst <strong>in</strong>s 6. Jh.<br />
angesetzten Aufkommens der Bezeichnung «Bekenner» (confessor) macht<br />
Müller e<strong>in</strong> Zugeständnis, ohne Poeschel zu erwähnen: «Wer nun Lucius nach<br />
der Vita von den Heiden Verfolgung erdulden lässt, kann ohne weiteres diesen<br />
auch dem 2./3. Jh. zuweisen, nur vom Standpunkt des Confessors aus gesehen<br />
(S. 376), das später nochm<strong>als</strong> erörtert werden muss, wie auch der Ausspruch<br />
über die Traditionsfe<strong>in</strong>dlichkeit der neueren Hagiographie (S. 378). Er zitiert<br />
zweimal (S. 374f., 377) den von ihm immer wieder gern herbeigezogenen<br />
Angriff des Präses Viktor «(c. 720» auf die Reliquien des hl. Gallus, was e<strong>in</strong>st<br />
<strong>als</strong> « Gerücht» <strong>in</strong> St. Gallen entstanden war.<br />
m. Poeschel konnte 1948 noch auf die Ausgrabungen auf St. Luzisteig<br />
h<strong>in</strong>weisen, die anlässlich der Erneuerung der dortigen Kirche vorgenommen<br />
wurden, aber betreffs <strong>Luzius</strong> nichts Neues erbrachten, er wehrte sich gegen die<br />
Behauptung Müllers, der die Abfassungszeit der Legende anlässlich der<br />
Errichtung der Krypta ca. 800-820 ansetzte.<br />
n. 5./6. Jh.: 1954 stellte Müller umfassend die Zeugnisse der <strong>Luzius</strong>-Verehrung<br />
aus Heiligen- und Reliquien-Verzeichnissen im 9.-12. Jh. zusammen, wobei er<br />
zuerst die Gelegenheit benützte die Me<strong>in</strong>ung zu bestreiten, die Kirche St.<br />
<strong>Luzius</strong> <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> habe schon im ersten Jahrtausend e<strong>in</strong>em Kloster gedient. Dann<br />
zählte er die Kirchen auf, die <strong>in</strong> dieser Zeit dem hl. <strong>Luzius</strong> gewidmet waren.
- 42 -<br />
o. 1956 erschien die m.E. äusserst verdienstvolle Neuausgabe der «Vita S.<br />
Lucii», sie zeigt die Quelle bei vielen Stellen, woher der Legende-Verfasser<br />
die Worte und Sätze holte. Als Late<strong>in</strong>lehrer achtete Müller besonders auf die<br />
sprachlichen Stilmittel.<br />
p. Im gleichen Jahr würdigte er aufschlussreich die <strong>Luzius</strong>-Legende <strong>in</strong> drei<br />
Teilen. 1. «<strong>Der</strong> apostolische Reiseroman». Um das Asketentum von <strong>Luzius</strong> zu<br />
bekräftigen setzte er den Namen der im 9. Jh. wohlbekannten grossen<br />
Meeres<strong>in</strong>sel Britannien mit e<strong>in</strong>er lat<strong>in</strong>isierten Bezeichnung für das Prättigau <strong>in</strong><br />
Graubünden und das Montafon <strong>in</strong> Vorarlberg gleich. Und um e<strong>in</strong> «Analogon<br />
zu unserem Falle» herzustellen, wurden der hl. Gallus und Korb<strong>in</strong>ian<br />
herangezogen.<br />
q. 2. «<strong>Der</strong> churrätische Missionar». Hier spricht Müller vom «historischen<br />
Asketen» und versucht e<strong>in</strong>e «gute Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit» für die<br />
«Brunnenepisode» auf St. Luzisteig zu gew<strong>in</strong>nen. Allerd<strong>in</strong>gs muss er zugeben:<br />
«Trotz aller positiven Indizien und ähnlichen Ereignissen ist jedoch jeder<br />
Zweifel an der Brunnenepisode nicht zu unterdrücken». Betreffs der<br />
Tierverehrung ist Müller zuversichtlicher: «Es kann sich nun so verhalten, dass<br />
unser phantasiebedachte Hagiograph mündliche oder literarische Traditionen<br />
von Kälberkult auf den hl. Lucius konzentrierte. Näher liegt aber vielleicht<br />
doch, dass e<strong>in</strong>e wahrsche<strong>in</strong>liche Tradition dah<strong>in</strong>ter steckt, wonach der Heilige<br />
mit Götterkälbern e<strong>in</strong>e persönliche Begegnung hatte».<br />
r. 3. «<strong>Der</strong> stadtchurische Heilige.» Müller gibt zu, dass auch die Vita deutlich<br />
unseren <strong>Luzius</strong> «<strong>als</strong> königlichen Glaubensapostel » der Stadt s<strong>in</strong>nvoll schildert,<br />
der den wegen der umgebenden Berge im Dunkeln wohnenden <strong>Chur</strong>ern das<br />
Licht gebracht habe. was ja heute noch auch bei wolkenlosem Himmel für die<br />
Altstadt <strong>Chur</strong> im Dezember richtig ist.<br />
s. 1961 fasste Müller se<strong>in</strong>e bisherigen Arbeiten im Beitrag «Lucius » des<br />
«Lexikon für Theologie und Kirche» zusammen: <strong>Luzius</strong> ist Bekenner, aus dem<br />
Stamm der Pritanni im nördlichen Teil von <strong>Chur</strong>rätien, wirkte im 5./6.<br />
Jahrhundert <strong>in</strong> der noch halbheidnischen Umgebung <strong>Chur</strong>s (Luziensteig) für<br />
das Christentum.<br />
t. 1981 schrieb Müller <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em 80. Lebensjahr: «<strong>Der</strong> <strong>Chur</strong>er Stadtheilige St.<br />
Lucius », wor<strong>in</strong> er se<strong>in</strong>e früheren Gedanken bündelt. «Auf die Vita spielt<br />
offensichtlich Bischof Victor <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Klagebrief an Ludwig den Frommen
- 43 -<br />
an. Unzweifelhaft s<strong>in</strong>d die bekehrten <strong>Chur</strong>er vorher Heiden, nicht Arianer<br />
gewesen. «Die Charakterisierung des Heiligen <strong>als</strong> churrätischen Missionär und<br />
dann <strong>als</strong> stadtchurischen Patron gibt uns e<strong>in</strong>en historischen Anhaltspunkt. E<strong>in</strong>e<br />
S. 52: pauschale Abwertung der ganzen Vita ist sehr schnell, ja viel zu schnell mit<br />
allen Problemen fertig. Wenn nämlich der <strong>Chur</strong>er Theologe ke<strong>in</strong>e positive<br />
Tradition vor sich gehabt hätte, dann hätte er schon gemäss se<strong>in</strong>er<br />
Frühdatierung (2. Jh.) e<strong>in</strong>fach se<strong>in</strong>en Missionär <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er heidnischen Stadt zu<br />
e<strong>in</strong>em Vollmärtyrer gemacht.» Ganz fest rechnete Müller mit e<strong>in</strong>em <strong>Chur</strong>er<br />
<strong>Luzius</strong> und begründete es.<br />
Neufassung des Römischen Heiligenverzeichnisses<br />
Martyrologium Romanum Ioannis Pauli papae II: 2001<br />
a. 3. Dezember: Im rätischen <strong>Chur</strong> <strong>in</strong> der Schweiz (der Todestag) des heiligen<br />
E<strong>in</strong>siedlers <strong>Luzius</strong>, 6./7. Jh.<br />
b. Obiger Satz ist entnommen dem Urteil der Bollandisten, die 1940 Berthers<br />
Abhandlung so zusammenfassten: «Er (<strong>Luzius</strong>) vielleicht e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler am<br />
Mittenberg, unweit von <strong>Chur</strong>, im 6. oder 7. Jh. Weiteres weiss man nicht.»<br />
c. Auf den Bollandisten beruht die Heiligenlegende der Pariser Benedikt<strong>in</strong>er,<br />
die Berther <strong>als</strong> Gewährsmann zitieren und fragen: «Ist es e<strong>in</strong> fremder Heiliger,<br />
oder nach e<strong>in</strong>er probablen Hypothese e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedler, der im 6. oder 7.<br />
Jahrhundert sich auf dem Mittenberg heiligte?»<br />
d. Jedes Bistum kann e<strong>in</strong>en Anhang von se<strong>in</strong>en nicht im römischen<br />
Heiligenverzeichnis aufgeführten Heiligen und Seligen machen unter<br />
folgenden Bed<strong>in</strong>gungen: er muss der zuständigen vatikanischen Behörde zur<br />
Genehmigung vorgelegt werden, er soll den österlichen Sieg Christi an se<strong>in</strong>en<br />
Dienern offenbaren, die geschichtliche Wahrheit soll immer bündig<br />
e<strong>in</strong>gehalten werden, es werden ke<strong>in</strong>e «erbaulichen» oder «homiletischen<br />
Elemente » zugelassen, die (e<strong>in</strong>zelnen) Lobsprüche (elogia) sollen vierzig<br />
Wörter nicht übersteigen.<br />
19. Die Anfänge des Christentums<br />
a. Wie breitete sich das Christentum aus? «Durch die Gnade Jesu Christi<br />
wurden den Völkern Lehrer gesandt und Evangelisten, um ihrem Glauben zu<br />
dienen, Halleluja.» lautet der Rahmengesang zum Lobpreis (Benediktus) am
- 44 -<br />
Festtag des hl. Markus, 25. April. Diese Gnade empf<strong>in</strong>g nebst vielen anderen<br />
das Gebiet, welches, erobert durch des Kaisers Augustus Stiefsöhne Drusus<br />
und Tiberius im Jahre 15 vor Christi Geburt, zur römischen Prov<strong>in</strong>z Rätien<br />
wurde. Ursprünglich reichte dieses Gebiet vom Wallis über <strong>Chur</strong>, Schaan,<br />
Bodensee, Kempten, Augsburg bis Passau, wo der Inn <strong>in</strong> die Donau fliesst.<br />
Wir kennen die Namen der ersten Christen <strong>in</strong> diesen Landstrichen nicht.<br />
Verhältnismässig rasch breitete sich zwar die Kenntnis des neuen Weges e<strong>in</strong>en<br />
e<strong>in</strong>zigen dreifaltigen Gott anzubeten aus: denn bald dienten gut ausgebaute<br />
Verkehrswege <strong>als</strong> Heer- und Handelsstrassen zwischen Rom und wichtigen<br />
Standorten. Dass Städte das bevorzugte Ziel der Verkünder des Glaubens an<br />
Jesus Christus waren, ersehen wir ganz klar aus der Apostelgeschichte. Überall<br />
gab es frei- oder unfreigeborene Gottsucher, die den Kern der ersten<br />
christlichen Geme<strong>in</strong>den bildeten. Da aber nach Aussage des Völkerapostels<br />
Paulus die Mehrzahl der Gläubigen nicht zu den tonangebenden Leuten<br />
gehörten, war es ihnen schwer die Anerkennung der Mitmenschen oder gar der<br />
Behörden zu gew<strong>in</strong>nen, die auf die Opfer zu Ehren der staatlich verehrten<br />
Götter grösstes Gewicht legen mussten. Während der römische Staat die Juden<br />
mit ihrem E<strong>in</strong>gottglauben <strong>als</strong> Sonderfall behandelte und von ihnen die<br />
Götterverehrung nicht verlangte, galt diese Schonung nicht für die Christen, je<br />
nach örtlichen und zeitlichen Umständen waren sie leichterem oder<br />
schwererem Misswollen der Obrigkeit ausgesetzt und erlebten selbst blutige<br />
und grausame Verfolgungen.<br />
S. 53: b. Die Wende zugunsten des Christentums geschah durch das Toleranzedikt<br />
der Kaiser Konstant<strong>in</strong> und Lic<strong>in</strong>ius zu Mailand im Februar 313: es gewährte<br />
volle Religions- und Kultusfreiheit, ausserdem Rückgabe bzw. Ersatz der <strong>in</strong><br />
der Verfolgung beschlagnahmten kirchlichen Gebäude und Grundstücke an die<br />
christlichen Geme<strong>in</strong>den, die von nun an sich ungestört entfalten konnten,<br />
ausgenommen <strong>in</strong> der Zeit des dem katholischen Glauben abtrünnigen Kaisers<br />
Julian 361/63. In Britannien gab es 314 sicher schon drei Bischofssitze,<br />
während von Rätien um diese Zeit leider noch nichts derartiges verlautet, hier<br />
war um das Jahr 325 das Christentum wenig verbreitet, während es im<br />
nordöstlichen Oberitalien e<strong>in</strong>en sehr erheblichen Bruchteil der Bevölkerung<br />
bildete und auch bereits E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong> den leitenden Kreisen und im Kulturleben<br />
der Gesamtheit besass.
- 45 -<br />
c. Seit 1904 weiss man durch den Nachweis von Adolf von Harnack: <strong>Der</strong> im<br />
Liber Pontificalis gemeldete Brief wurde dem Papst Eleutherius von e<strong>in</strong>em<br />
König <strong>Luzius</strong> aus Edessa, heute Urfa im türkischen Mesopotamien,<br />
geschrieben, aus e<strong>in</strong>em ursprünglichen «a Lucio rege Britio » wurde sehr<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich «a Lucio Brittanio rege».<br />
E<strong>in</strong>e vorkarol<strong>in</strong>gische Heiligenlegende fehlt<br />
a. Obwohl das Bistum sehr alt ist und ununterbrochen den Bischofswohnsitz <strong>in</strong><br />
<strong>Chur</strong> hat, s<strong>in</strong>d ganz wenige sichere Jahrzahlen verwertbar: 451 lebte der hl.<br />
Bischof As<strong>in</strong>io, am 7. Januar 548 starb der hl. Bischof Valentian etwa<br />
siebzigjährig, es weilte 614 Bischof Viktor I. <strong>in</strong> Paris, 762 Bischof Tello <strong>in</strong><br />
Attignysur-Aisne, Tello unterzeichnete am 15. Dezember 765 se<strong>in</strong> Testament.<br />
Ausser dem Bruchstück des Valentian-Grabste<strong>in</strong>s, das anlässlich der 1500-<br />
Jahrfeier des Bistums 1951 von St. Gallen nach <strong>Chur</strong> zurückkam, bef<strong>in</strong>den sich<br />
diese sicheren Zeugnisse anderswo.<br />
b. Hatte man sich anfänglich bei der gottesdienstlichen Verehrung am<br />
Todestag e<strong>in</strong>es Heiligen hauptsächlich mit Lesestücken aus geeigneten<br />
Abschnitten der hl. Schrift und den Kirchenvätern begnügt wie neuerd<strong>in</strong>gs seit<br />
1968, so suchte man allmählich bei der Erhöhung der Feier etwas mehr aus<br />
ihrem Leben zu vernehmen, was sich darzubieten umso schwieriger erwies, je<br />
länger das Leben dem Gedächtnis entschwunden war. Und so ergriff man<br />
gerne die Gelegenheit aus e<strong>in</strong>em ähnlichen Lebenslauf oder mittels e<strong>in</strong>es<br />
Gleichnamigen für den eigenen Heiligen genügend Lesestoff bereit zu stellen<br />
im Gedanken «So könnte es sich etwa zugetragen haben», oder man setzte<br />
besonders Gespräche aus kunstvoll gewählten Worten der <strong>Hl</strong>. Schrift und<br />
gottesdienstlichen Büchern zusammen.<br />
c. E<strong>in</strong> ganz e<strong>in</strong>drückliches Beispiel bieten die Lesestücke zum Leben des hl.<br />
Gaudenz von Casaccia im Bergell. Spätestens mit dem Bau der grossen<br />
Wallfahrtskirche 1514-18 war e<strong>in</strong>e ergiebige Lebensbeschreibung des Heiligen<br />
nötig geworden. <strong>Der</strong> Verfasser klagt: «Es ist e<strong>in</strong>e Schande, dass die Heiden<br />
ihre Schullehrer mit so grossen Lobsprüchen erheben und Namen, Heimat und<br />
Leben so hartnäckig genau durchforschen, deren Lehre sie sich eher grundlos<br />
<strong>als</strong> mit Fug und Recht rühmen. Wir h<strong>in</strong>gegen übergehen unsere Lehrer und<br />
<strong>Glaubensbote</strong>n ... so mit Stillschweigen, dass uns kaum der Name bekannt ist.<br />
Das beweist unstreitig der heutige Tag, der dem heiligsten Märtyrer und
- 46 -<br />
Bischof Gaudenz geweiht ist.» 189 Dann wandelt er <strong>in</strong> sechs langen<br />
Lesestücken das Leben des Bischofs Gaudenz von Novara <strong>in</strong> e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> Casaccia<br />
getöteten um, statt sich mit dem Namen und der Meldung e<strong>in</strong>es gewaltsamen<br />
Todes zufrieden zu geben und anschliessend mit erbauenden Worten e<strong>in</strong>es<br />
Kirchenvaters die für die Festfeier benötigte Länge der Lesung zu erreichen.<br />
d. Wir müssen uns nun die heikle Lage des <strong>Luzius</strong>-Legende-Verfassers um 800<br />
vorstellen: auch er schien nicht mehr von se<strong>in</strong>em <strong>Luzius</strong> zu wissen <strong>als</strong> Bischof<br />
Viktor III. So suchte er nach e<strong>in</strong>em <strong>Luzius</strong>: die <strong>in</strong> der Heiligen Schrift<br />
Genannten wollte er nicht verwenden, auch Papst <strong>Luzius</strong> I. kam nicht <strong>in</strong> Frage.<br />
S. 54: «Zum Glück» erfuhr er entweder unmittelbar durch den « Liber Pontificalis»<br />
von e<strong>in</strong>em «brittanischen» König <strong>Luzius</strong>, der dem Papst Eleutherius<br />
(gest. 189) e<strong>in</strong>en Brief gesandt hatte, oder mittelbar durch die<br />
Kirchengeschichte des hochgebildeten Benedikt<strong>in</strong>ers Beda (gest. 735), der <strong>als</strong><br />
«Vater der englischen Geschichtsschreibung» diese kurze Angabe über König<br />
<strong>Luzius</strong> auf se<strong>in</strong>e Heimat Britannien bezog.<br />
e. Wir verstehen das Vorgehen des Legendeverfassers am besten, wenn wir<br />
ihm die Freiheit des Künstlers wie e<strong>in</strong>em Bildhauer, Maler, Operkomponisten<br />
oder eben e<strong>in</strong>em Schriftsteller zubilligen: es lag ihm alles daran e<strong>in</strong> gefälliges<br />
Lebensbild e<strong>in</strong>es erfolgreichen, apostolisch geschulten <strong>Glaubensbote</strong>n zu<br />
gestalten, was ihn verleitete erstens den Papst Eleutherius <strong>als</strong> zu spät<br />
auszuklammern, weil er das Alter der christlichen Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Augsburg und<br />
<strong>Chur</strong> möglichst früh ansetzen wollte, und zweitens e<strong>in</strong>en sonst nirgends<br />
bekannten Auftrag des um 61 <strong>in</strong> Rom weilenden Apostels Paulus an Timotheus<br />
zu erf<strong>in</strong>den, worauf dieser <strong>in</strong> Gallien den Glauben verkündete, um von dort aus<br />
nach Britannien zu fahren und König <strong>Luzius</strong> zum Christentum zu bekehren.<br />
f. Tatsächlich legt der Verfasser bei den, Timotheus und <strong>Luzius</strong>, geschickt und<br />
kunstvoll Worte der Heiligen Schrift <strong>in</strong> den Mund, die für Festprediger e<strong>in</strong>e<br />
reiche Fundgrube der Glaubensund Sittenlehre bieten. Durch die Schilderung<br />
e<strong>in</strong>es Vorfalls im Marswald gel<strong>in</strong>gt es <strong>Luzius</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er beruflichen Grösse zu<br />
zeichnen, er überlässt es dem Zuhörer oder Leser zu raten, woh<strong>in</strong> wohl die<br />
beiden Tiere h<strong>in</strong>ziehen, ihm liegt ihm alles daran die triumphale Rückkehr des<br />
Heiligen nach <strong>Chur</strong> zu schildern, so kann er, ohne weitere handgreifliche<br />
Beweise des Könnens von <strong>Luzius</strong> zu schildern, se<strong>in</strong>e Legende abschliessen.
- 47 -<br />
21. Die urkundliche Nachricht um 825<br />
a. Bischof Viktor III. von <strong>Chur</strong> schrieb an Kaiser Ludwig den Frommen: Graf<br />
Roderich und se<strong>in</strong> Helfer Herlo<strong>in</strong> haben unter anderem Pilger- und<br />
Armenhäuser, alle Kirchen <strong>in</strong> der Umgebung des Bischofssitzes, die von<br />
altersher immer im Besitz der Bischöfe waren, ja sogar den hochheiligen Leib<br />
des seligen Bekenners <strong>Luzius</strong> weggenommen, der durch se<strong>in</strong>e Predigt diese<br />
Stadt (<strong>Chur</strong>) vom teuflischen Irrtum weg zur Verehrung des wahren Gottes<br />
gebracht hatte. Er bat den Kaiser, der den Grafen e<strong>in</strong>gesetzt hatte, e<strong>in</strong>en<br />
zuverlässigen Gesandten zu schicken, der, ohne irdische Furcht und<br />
Freundschaft mit Weltleuten, eifrig mit Hilfe der besten Männer des Landes<br />
untersuchen sollte, wie viele und grosse Übel hier verborgen seien, er werde<br />
dann sicher nicht anders <strong>als</strong> wahrheitsgemäss erkennen, was er ihm berichtet<br />
habe. Viktor bat den Kaiser wiederholt, suchte ihn zweimal selber auf, <strong>in</strong><br />
Frankfurt am Ma<strong>in</strong> und <strong>in</strong> der Pfalz Corbeny (20 km südöstlich) bei Laon,<br />
dazwischen e<strong>in</strong>mal durch se<strong>in</strong>en Vikar Verendar <strong>in</strong> Aachen. Obwohl <strong>in</strong><br />
Frankfurt Gesandte bestimmt wurden, kamen sie erst nach dem Besuch <strong>in</strong><br />
Corbeny.<br />
b. Viktor III. betont ausdrücklich: Bisher gehörten den Bischöfen von <strong>Chur</strong> der<br />
Leib des hl. <strong>Luzius</strong>, der die Stadt zum wahren Glauben gebracht hatte. Daraus<br />
folgern wir: jeder Zweifel, es könnte sich um den Leib irgend e<strong>in</strong>es anderen <strong>als</strong><br />
den des <strong>Chur</strong>er <strong>Glaubensbote</strong>n handeln, scheidet aus. Sicher hätte Viktor nicht<br />
so von <strong>Luzius</strong> geschrieben, wäre er nicht felsenfest von der Wahrheit se<strong>in</strong>er<br />
Aussage überzeugt gewesen. Hätte sie aber nur se<strong>in</strong>e eigene, nicht allgeme<strong>in</strong><br />
angenommene Wahrheit bedeutet, so wäre bei der Untersuchung durch die drei<br />
Gesandten die Unstimmigkeit zu Tage getreten, denn auch die Zahl der über<br />
230 im Bistum <strong>Chur</strong> bef<strong>in</strong>dlichen Kirchen mitgezählt die sechs mit und<br />
fünfundzwanzig ohne Taufrecht von Kaiser Karl dem Grossen anlässlich der<br />
E<strong>in</strong>führung der Grafschaftsverfassung <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>rätien dem Bischof gelassenen<br />
Kirchen musste sich <strong>als</strong> wahr erweisen.<br />
c. <strong>Der</strong> Bischof sah sich mit allen, die von den E<strong>in</strong>künften der durch Graf<br />
Roderich beschlagnahmten<br />
S. 55: Gotteshäuser lebten und für die ihm die Sorgepflicht oblag, <strong>in</strong> bitterer Not (die<br />
mitzufühlen wir auch heute noch e<strong>in</strong>geladen s<strong>in</strong>d!), welche genau zu schildern<br />
mündlich bedeutend leichter war <strong>als</strong> schriftlich aufzuzählen. Darum fehlen
- 48 -<br />
weitere Angaben über die Widersacher, über die Namen der fünf<br />
Heiligenleiber, über die Lage der geraubten Kirchen im Umkreis des<br />
Bischofssitzes. Auch was und wieviel genau geschädigt und geraubt wurde, ist<br />
unerf<strong>in</strong>dlich. Ebenso wenig wissen wir, wieviel und wann der Bischof<br />
schlussendlich doch zurück erhielt. Im Aachen-Schreiben betonte Viktor<br />
ausdrücklich: Ke<strong>in</strong>e Besserung ist e<strong>in</strong>getreten, ebenso im Corbeny-Schreiben,<br />
eher e<strong>in</strong>e Verschlechterung.<br />
d. Im Frankfurt-Schreiben hatte Viktor den Kaiser se<strong>in</strong>es treuen Gebetes<br />
versichert und bewies es im Aachen-Schreiben, wor<strong>in</strong> er dem Kaiser tausend,<br />
im laufenden Jahr Messen und ebensoviele Psalter anbot, damit er endlich<br />
e<strong>in</strong>mal die bestellten Gesandten schicke. Viktor schob im Aachen- und<br />
Corbeny-Schreiben das Nicht-Schicken der Gesandten se<strong>in</strong>en eigenen Sünden<br />
zu. Obwohl er sich <strong>als</strong> der letzte Bischof <strong>in</strong> Ludwigs Reich fühlte, möchte er<br />
wie andere Bischöfe ohne hässliche Streitereien und Kämpfe leben und nicht<br />
noch das wenige verlieren, das ihm nach dem Raub geblieben war.<br />
e. Es ist Viktor nicht zu verargen, wenn er die durch Karl den Grossen<br />
verursachten Verluste der über 230 Kirchen erwähnt: vielleicht gelangten<br />
immer noch Leistungen auch aus jenem Bereich an den Bischof, aber seit<br />
Roderich nicht mehr, und <strong>in</strong> den fünf Klöstern hatte er allem Ansche<strong>in</strong> nach<br />
nichts mehr zu sagen. Es war ihm gemäss dem Frankfurt-Schreiben ganz<br />
wenig geblieben und er konnte auch darüber nicht die volle Gewalt ausüben,<br />
durch den Raub Roderichs war die für e<strong>in</strong>en Bischof untragbare Lage<br />
entstanden.<br />
f. Auf jeden Fall bee<strong>in</strong>druckt die knappe Aussage des Bischofs: sie behauptet<br />
im Gegensatz zur Legende nur Wesentliches: <strong>Luzius</strong> hat eben die Stadt <strong>Chur</strong><br />
(ipsam civitatem) zum Christentum bekehrt (darum ist der Verlust umso<br />
beklagenswerter). Er brauchte e<strong>in</strong>e zur Königszeit Karls des Grossen übliche<br />
late<strong>in</strong>ische Bezeichnung für <strong>Chur</strong>. Ob <strong>Chur</strong> zu <strong>Luzius</strong>' Zeiten (22.) <strong>als</strong> Civitas<br />
galt, ist damit nicht gesagt. Nur ist sicher, dass die frühen Bischofssitze Genf<br />
(civitas Genavensium), Martigny (c. Vallensium), Avenches (c. Helvetiorum)<br />
und Basel (c. Basiliensium) sich um 400 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Civitas, dem Sitz e<strong>in</strong>er<br />
flächenmässig verschieden<br />
S. 56: grossen Bürgergeme<strong>in</strong>de bef<strong>in</strong>den. Anderseits traf man gewöhnlich den<br />
Hauptort e<strong>in</strong>er Prov<strong>in</strong>z um 400 <strong>als</strong> Bischofssitz an.
- 49 -<br />
g. Zum grossen Glück besitzen wir ausser dem schriftlichen Zeugnis noch<br />
heute die St. Luzi-Kirche <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>, wo man im 8. Jh. zeitgemäss e<strong>in</strong>e<br />
R<strong>in</strong>gkrypta baute, e<strong>in</strong> ganz hervorragendes Zeugnis der gesteigerten Verehrung<br />
des Heiligen, nicht aber e<strong>in</strong> Beweis für e<strong>in</strong>en erst kürzlichen Tod, manche<br />
Krypten s<strong>in</strong>d für Heilige gebaut worden, die Jahrhunderte früher gestorben<br />
waren: so jene <strong>in</strong> Rom für Chrysogonus (gest. 303?) <strong>in</strong> den Jahren 731/741.<br />
h. Leider wissen wir nicht, wo die <strong>Luzius</strong>-Gebe<strong>in</strong>e vor der Überführung <strong>in</strong> die<br />
Krypta lagen, doch dürfen wir annehmen: «Nicht weit davon». Ebenso wenig<br />
wissen wir, wo man am 30. März 1108 den Leib fand, woher, woh<strong>in</strong> man ihn<br />
am Feiertag Peter und Paul, 29. Juni, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ungenannten Jahr übertrug. Das<br />
fällt nicht auf: bei vielen frühen Heiligen tappt man im Dunkel der Zeit- und<br />
Ortsangaben. Wir dürfen zufrieden se<strong>in</strong>, dass wir über <strong>Luzius</strong> wenigstens die<br />
sichere Behauptung von Bischof Viktor haben.<br />
22. Die wahrsche<strong>in</strong>liche Lebenszeit vor 381<br />
a. Wenn wir uns auf Bischof Viktors wahrhafte Aussage stützen und <strong>Luzius</strong> <strong>als</strong><br />
<strong>Glaubensbote</strong>n der heidnischen Stadt anerkennen, dürfen wir se<strong>in</strong>en Aufenthalt<br />
vor der Gründung des Bischofsitzes ansetzen, welcher entstand, wie man heute<br />
annimmt, «etwa zur selben Zeit wie jener <strong>in</strong> Octodurus (Martigny, deutsch:<br />
Mart<strong>in</strong>ach) im Wallis, der 381 bezeugt ist» und am nächstwestlich wichtigen<br />
Alpenübergang, am Grossen St. Bernhard lag, zu dieser Zeit galt durch die<br />
Anerkennung des Christentums 313 die Bischofswürde bereits <strong>als</strong> etwas<br />
Hervorragendes. Um aber e<strong>in</strong>en Bischofssitz zu gründen brauchte es e<strong>in</strong>e<br />
genügende Anzahl von spendefreudigen Gläubigen und e<strong>in</strong>e günstige, sichere<br />
und verkehrswichtige Lage, was demnach <strong>Chur</strong> besass. Dass man <strong>in</strong> jenen<br />
late<strong>in</strong>isch sprechenden Orten, wo die Apostel und ihre unmittelbaren Schüler<br />
nicht h<strong>in</strong>gelangten, <strong>in</strong> späteren Zeiten nur zögernd Bischöfe e<strong>in</strong>setzte, sche<strong>in</strong>t<br />
begreiflich.<br />
b. Ob nun <strong>Luzius</strong> durch se<strong>in</strong>e Verkündigung der frohen Botschaft vor oder<br />
nach 313 <strong>Chur</strong> für den christlichen Glauben gewann, schreibt Bischof Viktor<br />
nicht. Vor diesem Jahr hätte es sicher mehr Glaubensmut und Opferges<strong>in</strong>nung<br />
<strong>als</strong> nachher gebraucht, um christlich zu werden und danach zu leben. Auf jeden<br />
Fall ist es richtig, <strong>Luzius</strong> an den entscheidenden, ob grundlegenden oder<br />
vollendenden Durchbruch des <strong>Chur</strong>er Christentums zu setzen. <strong>Der</strong> Bischof<br />
berichtet nicht, dass <strong>Luzius</strong> andere Städte der Prov<strong>in</strong>z Rätien besucht habe,
- 50 -<br />
später gemeldete Aufenthalte könnte man auf Schenkungen von se<strong>in</strong>en<br />
Gebe<strong>in</strong>en zurückführen.<br />
S. 57: c. Werfen wir e<strong>in</strong>en unverb<strong>in</strong>dlichen Blick auf die Legende, so f<strong>in</strong>den wir<br />
ke<strong>in</strong>en Bischof, der ihm vor Ort den Auftrag gibt nach St. Luzisteig zu gehen,<br />
ihn vor der drohenden Gefahr warnt, ihn bei der Rückkehr willkommen heisst<br />
und beglückwünscht. <strong>Luzius</strong> kommt <strong>als</strong> <strong>Glaubensbote</strong> aus der Ferne und geht<br />
mit Hilfe Gottes ans Werk.<br />
23. Die wahrsche<strong>in</strong>liche Herkunft: Italien<br />
a. <strong>Der</strong> Legende-Verfasser liess <strong>Luzius</strong> von Norden über Augsburg nach <strong>Chur</strong><br />
kommen. Ohne dieser mächtigen römischen Prov<strong>in</strong>z-Hauptstadt des noch<br />
ungeteilten Rätien den Vorrang <strong>in</strong> staatlicher und kultureller H<strong>in</strong>sicht oder ihr<br />
die hl. Märtyr<strong>in</strong> Afra (gest. ca. 304?) abzusprechen, s<strong>in</strong>d doch die Zeichen<br />
e<strong>in</strong>es frühen Christentums nicht überwältigend. Man sollte nicht vergessen,<br />
dass die Christen dam<strong>als</strong> noch nicht zu den Wohlhabenden gehörten und ke<strong>in</strong><br />
Geld hatten sich Grabste<strong>in</strong>e mit Inschriften zu leisten. Vieles mag <strong>in</strong> Augsburg<br />
wie <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> im Laufe der Zeit absichtlich und unabsichtlich verloren gegangen<br />
se<strong>in</strong>.<br />
b. Soviel ich sehe, hat der Geschichtsschreiber des Bistums <strong>Chur</strong>, Pater<br />
Ambrosius Eichhorn, Benedikt<strong>in</strong>er von St. Blasien, 1797 <strong>als</strong> erster den Mut<br />
gehabt die Frage aufzuwerfen, ob es dem Ruhme Rätiens entgegen stehe den<br />
ersten <strong>Glaubensbote</strong>n Rätiens aus Italien oder Illyrien her kommen zu lassen.<br />
Er hoffte, niemand bezichtige ihn verwegen zu se<strong>in</strong>, wenn er bezweifle, König<br />
<strong>Luzius</strong> sei jem<strong>als</strong> nach Rätien gekommen. Er stützte sich auf die Angaben von<br />
Usserius und besonders darauf, dass nach den Berichten aus England <strong>Luzius</strong><br />
dort gestorben sei. Kaum sicherer wähnte er die Bischofswürde oder das<br />
Martyrium von <strong>Luzius</strong>. Er wolle damit ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong> vorgreifendes Urteil<br />
über die uralte Überlieferung fällen, auf die sich die <strong>Chur</strong>er stützen, denn wenn<br />
zeitgenössische Urkunden fehlen, darf der Schriftsteller wohl se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung<br />
äussern, aber ke<strong>in</strong> Urteil fällen.<br />
c. Gelpke stimmte 1856 bei: «Eichhorn bezweifelt ... <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em trefflich<br />
gearbeiteten "episcopatus Curiensis"... , sich besonders auch noch an die<br />
late<strong>in</strong>ischen Namen des Lucius und der Emerita stossend, geradezu, ob der<br />
Britische König je Rhaetien gesehen habe». Eichhorns Frage, ob <strong>Luzius</strong> aus
- 51 -<br />
Italien hergekommen sei, beantwortete er nicht, suchte aber den gleichnamigen<br />
aus Tivoli stammenden römischen Unterfeldherrn Cäsars (Cäsars Tod 15.3.44<br />
v. Chr.) Lucius Munatius Plancus mit der <strong>Luzius</strong>-«Sage» zu verb<strong>in</strong>den.<br />
Wenigstens gestand er: «<strong>Der</strong> Wahrheit gemäss mag aber Rhaetien noch vor<br />
den Zeiten Constant<strong>in</strong>s von Italien aus, mit dem es ... nach Sitte, Recht und<br />
Sprache bis <strong>in</strong> die späte Zeit <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung geblieben ist, allmälig mit dem<br />
Christenthum bekannt geworden se<strong>in</strong>.»<br />
d. Ebenso wenig g<strong>in</strong>g 1867 Friedrich diesbezüglich auf Eichhorn e<strong>in</strong>, doch<br />
betonte auch er: «Denn erwägen wir die Verhältnisse dieser römischen Prov<strong>in</strong>z<br />
(Rätien) ... die mitten <strong>in</strong>nen zwischen christlichem Leben <strong>in</strong> Oberitalien und<br />
V<strong>in</strong>delicien lag, so mag wohl schon im dritten Jahrhundert das Christenthum<br />
auch hierher sich Bahn gebrochen haben».<br />
e. Lütolf und Mayer lag nichts am wichtigen H<strong>in</strong>weis Eichhorns, da sie alles<br />
daran setzten den britischen <strong>Luzius</strong> zu retten, Lütolf trat der Plancus-<br />
Behauptung (23. c) Gelpkes entgegen.<br />
f. Hertig bezeugte 1958 auf Grund der schweizerischen Spatenforschung der<br />
letzten Jahrzehnte, dass beim Here<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen der christlichen Glaubenslehre<br />
anfänglich «südliche Impulse vorherrschten ... Was nun die Krypta ... <strong>in</strong> der<br />
Schweiz betrifft, so machen wir die Feststellung, dass auch hier die ersten<br />
Anregungen von Rom ausgegangen s<strong>in</strong>d ... Das trifft <strong>in</strong>sbesondere für die<br />
R<strong>in</strong>gkrypten zu, von denen <strong>in</strong> unserem Land nur zwei Anlagen erhalten<br />
blieben St. Luzi <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> sozusagen unverändert und die<br />
S. 58: Westkrypta von St-Maurice zum grössten Teil erhalten.»<br />
g. Erst Müller deutete wieder den wahrsche<strong>in</strong>lichsten Weg an, auf dem <strong>Luzius</strong><br />
gekommen war: Mailand-<strong>Chur</strong> (24. a). Die Bischöfe Oberitaliens waren sicher<br />
geeignete Absender von <strong>Glaubensbote</strong>n nach <strong>Chur</strong>, zumal die Ausstrahlung<br />
Italiens anerkanntermassen über Jahrhunderte anhielt. Zudem hatte ja schon<br />
der Heidenapostel Paulus die Städte, wenn nichts entgegenstand, der Reihe<br />
nach besucht. <strong>Chur</strong> war von Mailand aus nordwärts gesehen der nächste<br />
grössere Ort jenseits der Alpen. Daher bevollmächtigte 451 der <strong>Chur</strong>er Bischof<br />
As<strong>in</strong>io mit allem Grund se<strong>in</strong>en südlichen Nachbarbischof Abundantius von<br />
Como zur Unterschrift im von Mailand abgehenden Zustimmungsbrief, der<br />
wegen e<strong>in</strong>er Glaubensfrage an Papst Leo 1. gerichtet wurde.
- 52 -<br />
h. Hier sche<strong>in</strong>t es am besten angebracht zu betonen, wie überaus lückenhaft die<br />
Frühzeit und dadurch unsicher, wie noch an vielen Bischofssitzen, die<br />
Reihenfolge der Bischöfe im Bistum <strong>Chur</strong> belegt werden kann. Gerade As<strong>in</strong>io<br />
fehlte über 1000 Jahre im Verzeichnis der <strong>Chur</strong>er Bischöfe und ist nur durch<br />
die Erwähnung im glücklicherweise erhalten gebliebenen Brief (23. g)<br />
gesichert. Ebenfalls ist der für das Jahr 614 schon erwähnte Bischof Viktor I.<br />
(20. a) « zufällig» <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Teilnahmerverzeichnis erhalten geblieben, er war<br />
<strong>in</strong> <strong>Chur</strong> die längste Zeit unbekannt. Umgekehrt ist es gefährlich, wenn man bei<br />
Nichterwähnen des Namens e<strong>in</strong>es Bischofs oder Ortes (23. k) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Teilnehmerverzeichnis auf das Nichtse<strong>in</strong> schliesst: mannigfache Gründe, wie<br />
noch heute, können das Fehlen e<strong>in</strong>es Namens begründen: ausser e<strong>in</strong>em<br />
unvollständigen Verzeichnis konnte die E<strong>in</strong>ladung oder Entschuldigung nicht<br />
ergangen oder e<strong>in</strong>getroffen oder der Bischof am Kommen verh<strong>in</strong>dert se<strong>in</strong><br />
durch e<strong>in</strong>e dr<strong>in</strong>gendere Verpflichtung, durch Krankheit, Alter oder im<br />
schlimmsten Fall durch Tod.<br />
i. Grundsätzlich ist ebenso die Frage aufzuwerfen: wie lange blieb e<strong>in</strong> Bischof<br />
im Amt: He<strong>in</strong>rich von Knör<strong>in</strong>gen wurde noch nicht 30-jährig Bischof von<br />
Augsburg und war es schier 48 Jahre (11. f), Kaspar Willi lebte wenig über<br />
zwei Jahre <strong>als</strong> Bischof von <strong>Chur</strong> (13. b). Man kann <strong>als</strong>o hier nicht wie bei der<br />
Ahnenforschung Vater und Sohn Zeitabstände ausrechnen, darum ist der öfters<br />
rundweg As<strong>in</strong>io zugewiesene Bau der ersten <strong>Chur</strong>er Bischofskirche besser <strong>als</strong><br />
«möglicherweise» oder ähnlich zu bezeichnen. Es fällt auf, wie oft<br />
Vermutungen (Hypothesen) im Verlauf e<strong>in</strong>er Darlegung und durch<br />
Wiederholung schliesslich Beweise werden, auf denen man ohne Bedenken<br />
aufbaut.<br />
k. Dies vorausgesetzt, sei die 847 von König Ludwig dem Deutschen<br />
angeordnete und von Erzbischof Rhaban Maurus e<strong>in</strong>berufene wichtige<br />
Kirchenversammlung <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z erwähnt, da Eichhorn ausdrücklich auf die<br />
Gebetsgabe von Bischof Viktor (21.d) h<strong>in</strong>wies, um zu zeigen wie es Brauch<br />
war, so den Herrschern zu danken und sie gnädig zu stimmen. Mit e<strong>in</strong>em<br />
dreitägigen Fasten, Bussund Bittprozessionen wurde die Versammlung<br />
e<strong>in</strong>geleitet. Dem König überreichte man e<strong>in</strong> Schreiben, womit ihm 3050<br />
Messen und 1700 Psalter geschenkt wurden: so sollte ihm, se<strong>in</strong>er Familie und<br />
se<strong>in</strong>em Reich der Segen Gottes zuteil werden. Die Versammlung<br />
verabschiedete sehr nützliche Bestimmungen, wovon die zweite bekanntlich
- 53 -<br />
dem Schutz der romanischen Predigtsprache galt. Das 943 aus dem Mailänder<br />
aus- und dem Ma<strong>in</strong>zer Erzbistum e<strong>in</strong>gegliederte Bistum <strong>Chur</strong> war zwar nicht<br />
genannt, aber wahrsche<strong>in</strong>lich unter den anderen, deutschsprachigen Bistümern<br />
davon am meisten betroffen. Selbstverständlich durfte man erwarten, dem<br />
<strong>Chur</strong>er Bischof läge alles daran dieses grosse, vom König, seit 943 neuen<br />
Herrn von <strong>Chur</strong>rätien, angeordnete Treffen nicht zu versäumen. Diesem<br />
Erwartungsdruck gab vielleicht der Paderborner Geschichtsschreiber Nikolaus<br />
Schaten (1608-1676) nach und wies den an fünfter Stelle erwähnten Gozbert<br />
das Bistum ist bei den zwölf Bischöfen nicht angegeben -<br />
S. 59: <strong>Chur</strong> statt Osnabrück zu, was der Würzburger Geschichtsschreiber Johann<br />
Georg Eckhart (1664-1730) übernahm und von diesen Hartzheim (1694-1763).<br />
Auf diesen gestützt reihte Eichhorn zwischen Verendar und Esso e<strong>in</strong>en<br />
Gerbracht e<strong>in</strong>. <strong>Chur</strong> konnte trotzdem vertreten se<strong>in</strong>, etwa durch den<br />
Konstanzer Bischof Salomon L oder durch e<strong>in</strong>en ungenannten Geistlichen des<br />
<strong>Chur</strong>er Bistums. Eichhorn las <strong>in</strong> der sechsten Bestimmung e<strong>in</strong>en Schutz gegen<br />
e<strong>in</strong>en neuen Roderich heraus, die vierte wäre anziehender gewesen: Friede und<br />
E<strong>in</strong>tracht soll se<strong>in</strong> zwischen Bischöfen und Grafen: «So sollen sie nämlich<br />
unter sich übere<strong>in</strong>stimmen, dass sie e<strong>in</strong>ander nicht nur nicht schaden, sondern<br />
vielmehr helfen um den Dienst für Gott und ihr Amt recht zu erfüllen.»<br />
Die unwahrsche<strong>in</strong>liche Herkunft: Prättigau/Montafon<br />
a. Müller beanstandete 1981: «<strong>Der</strong> Inhalt der Vita gipfelt <strong>in</strong> der Behauptung,<br />
der christliche Glaube <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> sei auf Rom zurückzuführen. Statt dies über den<br />
mailändischen Metropolitansitz zu tun, beschreibt sie uns e<strong>in</strong>en langen Weg<br />
über das Frankenreich und England nach Rätien.» Müller wirft der <strong>Luzius</strong>-<br />
Legende mit Recht den Umweg vor. Leider versperrte er sich den geraden Weg<br />
Mailand-<strong>Chur</strong> mittels e<strong>in</strong>es selbst gebauten H<strong>in</strong>dernisses, das er aus der<br />
Legende des hl. Flor<strong>in</strong> holte: hier stand, der Flor<strong>in</strong>-Vater stamme aus<br />
Britannien, die Mutter sei e<strong>in</strong>e bekehrte Jüd<strong>in</strong>, die der Vater auf se<strong>in</strong>er<br />
Romwallfahrt kennen gelernt und nach se<strong>in</strong>er Ankunft im V<strong>in</strong>schgau<br />
geheiratet habe. Diese Legende (12. Jh.) atmet nun «durchaus den Geist der<br />
bedeutend älteren Vita s. Lucii (9. Jh.), die sogar <strong>in</strong> den Angaben über die<br />
Wunder am Grabe (cp. 10) fast wörtlich kopiert, im ganzen Aufbau aber und <strong>in</strong><br />
der stilistischen Haltung nachgeahmt ist". <strong>Der</strong> Bearbeiter der Flor<strong>in</strong>-Legende<br />
Otmar Scheiwiller (1884-1954), Benedikt<strong>in</strong>erpater <strong>in</strong> E<strong>in</strong>siedeln, hatte sich
- 54 -<br />
1939 bei «Britannia» gefragt: «Könnte es (Britannia) e<strong>in</strong> Anklang an das<br />
Bergell oder an Bregenz se<strong>in</strong>?», worauf ihn Poeschel auf das Prättigau wies.<br />
Scheiwiller 1940 und Müller 1958 sahen aufgrund der von ihnen <strong>als</strong> älter<br />
angesehenen Handschrift die genaue Lage dieses Britanniens: «<strong>als</strong> das <strong>in</strong> den<br />
Bergen gelegene Gebiet der churrätischen Prov<strong>in</strong>z»: beide liessen sich beraten<br />
und erklärten dieses Britannien <strong>als</strong> das heutige Prättigau und Montafon, Müller<br />
sogar <strong>als</strong> «Landschaft des rätischen Rhe<strong>in</strong>tales»!<br />
b. Müller me<strong>in</strong>te 1958: «Vor der Vita Flor<strong>in</strong>i (Flor<strong>in</strong>-Legende) und nachher<br />
haben andere Hagiographen diesen genauen Befund (Britannia = Prättigau)<br />
S. 60: im 12. Jh. nicht mehr verstanden. So liess e<strong>in</strong> <strong>Chur</strong>er Hagiograph um 800 den<br />
h1. Lucius von England herkommen, da er die Britannia Retie Curiensis mit<br />
der <strong>in</strong>sularen Britannia verwechselte. Aber wie konnte Müller den <strong>Luzius</strong>-<br />
Schreiber, den er 1955 <strong>als</strong> so gebildeten Schriftsteller schilderte, nun auf<br />
e<strong>in</strong>mal <strong>als</strong> so weltunerfahren h<strong>in</strong>stellen, dass er von dem eigentlichen Insel-<br />
Britannien nichts wissen sollte.<br />
c. Wahr daran ist: das Prättigau ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>ige Male <strong>in</strong> late<strong>in</strong>ischen<br />
Schriftstücken, aber ausser der Flor<strong>in</strong>-Legende nie <strong>als</strong> «Britannia». Wenn <strong>als</strong>o<br />
Britannia ke<strong>in</strong> echter alter late<strong>in</strong>ischer Name ist, sondern allenfalls e<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>malige Übersetzung für das erst im 12. Jh. auftauchende «Prättigau», so ist<br />
es m.E. verfehlt diesen Begriff auf die <strong>Luzius</strong>-Legende um 800 anzuwenden,<br />
obwohl dies Müller 1958 mit höchster Genugtuung tut: «Diese kostbare<br />
Nachricht beweist, dass es ... e<strong>in</strong> churrätisches Britannien gab.» Ähnlich<br />
freudig hatte er sich schon 1956 <strong>in</strong> der Auswertung des <strong>Luzius</strong>legende<br />
geäussert.<br />
d. Wieso pochte Müller so sehr auf die Herkunft des <strong>Luzius</strong> aus dem Prättigau?<br />
Es g<strong>in</strong>g ihm dam<strong>als</strong> vor allem darum, gegen Poeschel, der die fehlenden<br />
Beweise des E<strong>in</strong>siedlertums verlangt hatte, (17. h) <strong>Luzius</strong> <strong>als</strong> E<strong>in</strong>siedler zu<br />
beweisen, und damit die Lebenszeit möglichst spät anzusetzen, was mit se<strong>in</strong>er<br />
Auffassung der Gründung des Klosters Disentis zusammenh<strong>in</strong>g. Auch dort<br />
hatte er Sigisbert <strong>als</strong> E<strong>in</strong>siedler gesehen, während es sich doch viel eher im 7.<br />
Jh. vor allem um e<strong>in</strong>e Niederlassung für die seelische und leibliche Betreuung<br />
der Wanderer an der Wegscheide zweier nicht unbedeutender Alpenübergänge<br />
Lukmanier und Oberalp handelte, ähnlich wie Gaudenz von Casaccia dieser<br />
Aufgabe am Maloja und Septimer oblag, aber ermordet wurde. Hätten
- 55 -<br />
Gaudenz und Sigisbert E<strong>in</strong>siedler werden wollen, hätten sie genügend wirklich<br />
abgelegene Orte gefunden. Überdies ergab sich so, vielleicht unbeabsichtigt,<br />
für Disentis e<strong>in</strong> Vorrang: der Franke Sigisbert, der <strong>als</strong> Ordensmann Gelübde<br />
ablegte, Priester war und später die Heimat ganz verliess, stünde mit se<strong>in</strong>em<br />
Wagemut besser da <strong>als</strong> der Laie <strong>Luzius</strong>, der <strong>als</strong> Prättigauer nur «e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d des<br />
Landes» wäre.<br />
e. <strong>Luzius</strong> durfte nach Müller vor allem nicht <strong>als</strong> <strong>Glaubensbote</strong> auftreten: <strong>als</strong>o<br />
wurde er für se<strong>in</strong>e Aufgabe andere zu belehren nicht geschult. Sonst hätte doch<br />
der junge Prättigauer oder Montafoner im 6./7. Jh. den nötigen Unterricht<br />
schon dam<strong>als</strong> nirgends günstiger empfangen <strong>als</strong> <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>, welcher<br />
Bildungsstätte der aus der Bodenseegegend stammende Otmar um 700<br />
anvertraut wurde.<br />
f. Zwei weitere Gründe für das E<strong>in</strong>siedlertum entnahm Müller 1956 aus der<br />
Legende: 1. <strong>Der</strong> Vorfall auf der St. Luzisteig (2. f, g) «lasse durchblicken, dass<br />
dam<strong>als</strong> der ganze Christianisierungsprozess schon vorgeschritten war», d.h.<br />
<strong>Chur</strong> ke<strong>in</strong>en <strong>Glaubensbote</strong>n<br />
S. 61: benötigte, 2. die Heimbegleitung <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> mit Weihrauchfässern (2.h) sei<br />
frühestens im 6. Jh. anzusetzen.<br />
g. H<strong>in</strong>gegen schreibt Müller wohlweislich 1981 nichts mehr vom<br />
«<strong>Luzius</strong>löchle<strong>in</strong>» am Mittenberg, das doch e<strong>in</strong>e kräftige Stütze für das<br />
E<strong>in</strong>siedlertum von <strong>Luzius</strong> abgegeben hätte: Poeschel hatte diese «Tradition»<br />
für das E<strong>in</strong>siedlerleben aufgrund der Ersterwähnung im Ablassbrief von 1386<br />
zurückgewiesen, weil die Örtlichkeit zu jener Zeit vor allem <strong>als</strong> Zufluchtsstätte<br />
des verfolgten <strong>Luzius</strong> gehalten wurde, wo er allerd<strong>in</strong>gs nach dem Wortlaut<br />
auch später versteckt lebte.<br />
h. Noch etwas spricht gegen diese Auslegung: «Auf dem Tropaeum Alpium,<br />
dem monumentalen Siegesdenkmal, das Kaiser Augustus <strong>in</strong> den Jahren 6/7 v.<br />
Chr. hoch über Monte Carlo am Mittelmeer errichten liess, s<strong>in</strong>d auch mehrere<br />
besiegte Stämme genannt, die im Gebiet des heutigen Graubünden lebten.<br />
Erwartet man nicht mit Recht bei der Nennung von nicht weniger <strong>als</strong> 46<br />
besiegten Volksstämmen im Alpenraum den Namen dieses keltischen<br />
Stammes der Prättigauer-Briten? Wie leicht wäre es, ihnen die Heimat<br />
zuzuweisen im Gegensatz zu jenen, deren Wohnsitz man mit e<strong>in</strong>em<br />
Fragezeichen versehen musste.
- 56 -<br />
i. Während Müller 1956 den ersten Teil der Legende (II. VII.) nicht annahm,<br />
schwankte er beim dritten (St. Luzisteig XII. XVI.), da er diesen gut zu se<strong>in</strong>er<br />
Begründung für den späten <strong>Luzius</strong> brauchen konnte: der Legende-Verfasser<br />
schrieb nämlich so, wie es um 800 möglich war. «Es kann sich nun so<br />
verhalten, dass unser phantasiebegabter Hagiograph mündliche oder<br />
literarische Traditionen ... auf den hl. Lucius konzentrierte. Näher liegt aber<br />
vielleicht doch, dass e<strong>in</strong>e wahrsche<strong>in</strong>liche Tradition dah<strong>in</strong>ter liegt, wonach der<br />
Heilige mit den Götterkälbern e<strong>in</strong>e persönliche Begegnung hatte».<br />
j. Es wäre möglich, dass der Legende-Verfasser zu se<strong>in</strong>er Zeit nur von der St.<br />
<strong>Luzius</strong>kirche auf St. Luzisteig wusste und darum e<strong>in</strong>e Begründung suchte,<br />
warum hier diese Kirche gebaut wurde: «<strong>Der</strong> Schluss vom Patroz<strong>in</strong>ium e<strong>in</strong>er<br />
Kirche auf die Anwesenheit e<strong>in</strong>es Heiligen ist Geme<strong>in</strong>gut der Hagiographen.»<br />
k. Hätte Müller sich nicht mit der Legende begnügt, sondern die Entwicklung<br />
über Meisterl<strong>in</strong> und Flugi h<strong>in</strong>aus verfolgt, hätte er vielleicht auch das Wunder<br />
auf St. Luzisteig preisgegeben.<br />
l. Seit über 25 Jahren hatte sich Müller mit der Frühzeit Rätiens abgegeben.<br />
Vorzüglich suchte er, wenn immer möglich, alles <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en ausgreifenden<br />
Zusammenhang zu br<strong>in</strong>gen.<br />
m. Es tut mir leid, dass ich hier beim hl. <strong>Luzius</strong> wie beim hl. Plazidus mich<br />
gegen me<strong>in</strong>en Lehrer und <strong>als</strong> Archivar gegen me<strong>in</strong>en Amtsgenossen stelle, der<br />
unermüdlich <strong>als</strong> anerkannter Forscher so viele Jahrhunderte erhellte. Hätte sich<br />
Pater Iso an den ihm wohlbekannten Grundsatz Delehaye's (17. k ) gehalten<br />
und die Legende <strong>als</strong> solche behandelt, so wären Plazidus und <strong>Luzius</strong> so gut<br />
herausgekommen wie se<strong>in</strong>e Darstellungen von Gaudentius und Adalgott.<br />
Was ist ausser dem «<strong>Glaubensbote</strong>n» an <strong>Luzius</strong> möglich?<br />
a. <strong>Der</strong> Legende-Verfasser hatte den <strong>Glaubensbote</strong>n <strong>Luzius</strong> zum britannischen<br />
König gemacht, der aber auf alle Ehren und Würden verzichtete, um se<strong>in</strong>er<br />
neuen Berufung zu entsprechen. Trotzdem unterliessen es die Künstler nicht<br />
ihm wenn möglich e<strong>in</strong>e Krone aufzusetzen, Herrscherstab und Weltkugel <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>e Hände zu geben. Wir müssen ihm diese Kennzeichen<br />
S. 62: nicht entreissen, so wenig wie den drei Weisen aus dem Morgenland die<br />
Kronen und kostbaren Gewänder: sie zeigen den Weg der Verehrung durch die<br />
Jahrhunderte an. E<strong>in</strong>en königlichen Eroberungswillen Seelen dem teuflischen
- 57 -<br />
Irrtum zu entreissen und sie für Christus zu erobern dürfen wir <strong>Luzius</strong> nicht<br />
absprechen. E<strong>in</strong>en König <strong>als</strong> <strong>Glaubensbote</strong>n zu haben: wem sollte so etwas<br />
E<strong>in</strong>zigartiges nicht gefallen? Nicht umsonst kam Oswald, e<strong>in</strong> englischer<br />
Märtyrerkönig, im Bistum <strong>Chur</strong> zu Ehren.<br />
b. <strong>Chur</strong> hatte <strong>Luzius</strong> gemäss den Worten von Bischof Johann 1603 «immer <strong>als</strong><br />
e<strong>in</strong>en Bekenner» verehrt, weil über se<strong>in</strong>en Tod nichts Gewisses aufzuf<strong>in</strong>den,<br />
aber weil er wegen se<strong>in</strong>er ausgestandenen Todesnot auf St. Luzisteig <strong>als</strong><br />
Märtyrer zu preisen sei (11. w). Diesem Wunsch kam teilweise das erst 1465<br />
uns beglaubigte, aber sicher viel ältere Stundengebet entgegen, weil es beim<br />
zweiten Abendlob die Psalmen, und 1497 das Messbuch, weil es ausser den<br />
Gebeten, Evangelium und Kommuniongesang alles wie bei e<strong>in</strong>em Märtyrer<br />
verlangte. 1646 brach dann die Verehrung <strong>als</strong> Blutzeuge ganz durch.<br />
c. Ebenfalls wurde er 1646 «Bischof». Wieso dieser Entsende! fiel, wissen wir<br />
nicht, es könnte se<strong>in</strong>, dass die Bemerkungen von Baronius für «Märtyrer» und<br />
«Bischof» reichten. Bis dah<strong>in</strong> standen m<strong>in</strong>destens vier H<strong>in</strong>dernisse e<strong>in</strong>er<br />
solchen Entwicklung, <strong>Luzius</strong> <strong>als</strong> ersten Bischof von <strong>Chur</strong> anzusehen, entgegen:<br />
1. die kirchliche Verehrung <strong>als</strong> «E<strong>in</strong>facher Bekenner» (Confessor simplex), 2.<br />
die Königswürde, 3. die fehlenden Bischofsweihen des Timotheus <strong>in</strong> Bordeaux<br />
und England, obwohl sie zu erwarten wären, 4. die nicht der Legende<br />
entnommene, aber im Stundengebet 1465 auftauchende Umwandlung deren<br />
«ursprünglichen» Nachricht von der Bitte an Papst Eleutherius um den<br />
Taufempfang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Bitte um die Taufspendung- und Predigt-Vollmacht. (8.0<br />
zu Ps. 8). Den Ansatz, <strong>Luzius</strong> <strong>als</strong> Nachfolger der Apostel und deswegen <strong>als</strong><br />
Bischof anzusehen, sehen wir <strong>in</strong> der Ablassurkunde von 1386 (14.b).<br />
d. Wir haben gesehen, dass Bischof Viktor III. um 824/25 <strong>Luzius</strong> den Titel<br />
«Bekenner» (Confessor) gab. Dies war sicher zu se<strong>in</strong>er Zeit die richtige<br />
Bezeichnung für den <strong>Glaubensbote</strong>n. Sie kann deswegen nicht <strong>als</strong> Beweis für<br />
e<strong>in</strong>en späten <strong>Luzius</strong> gebraucht werden, weil die ersten Heiligen, die Nicht-<br />
Blutzeugen s<strong>in</strong>d, so genannt werden.<br />
e. Je näher man die Lebenszeit von <strong>Luzius</strong> zur Gründung des <strong>Chur</strong>er Bistums<br />
rückt, umso grösser wird die Möglichkeit den <strong>Glaubensbote</strong> zum Bischof<br />
aufsteigen zu lassen. Er konnte, wenn wir die Aussage Bischof Viktors richtig<br />
deuten, e<strong>in</strong>e stattliche von ihm gewonnene Glaubensgeme<strong>in</strong>de vorweisen, von<br />
dieser durfte man erwarten, sie werde ihn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Aufgabe unterstützen. Als
- 58 -<br />
nach <strong>Chur</strong> gesandter <strong>Glaubensbote</strong> hatte er aber ke<strong>in</strong>en Grund die Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit se<strong>in</strong>em Ausgangsort abzubrechen: auch heute bleibt so weit wie möglich<br />
e<strong>in</strong> Missionar mit se<strong>in</strong>er Heimat vielfach verbunden.<br />
26. Dank<br />
«<strong>Luzius</strong> hat durch se<strong>in</strong>e Predigt die Stadt <strong>Chur</strong> vom teuflischen Irrtum zur<br />
Verehrung des wahren Gottes bekehrt». Wenn Sie der e<strong>in</strong>zigen urkundlichen<br />
Aussage vom <strong>Chur</strong>er Bischof Viktor III. über den <strong>Chur</strong>er Stadtheiligen<br />
zufrieden beistimmen, so ist me<strong>in</strong>e Absicht erreicht. Ich danke Ihnen herzlich<br />
für Ihre Geduld, denn die Arbeit ist nicht, im Gegensatz zur kunstvollen<br />
Legende, wie aus e<strong>in</strong>em Guss, weil das <strong>Luzius</strong>-Leben sich ständig änderte und<br />
dies gezeigt werden muss. Nur so können Sie sich selber überzeugen, wie<br />
kunstreich eigenwillig sich die Legende entwickelte. Ich rechne allerd<strong>in</strong>gs<br />
damit, dass es lange Zeit braucht, bis <strong>Luzius</strong> nicht mehr <strong>als</strong> später E<strong>in</strong>siedler<br />
aus dem<br />
S. 63: Prättigau oder Montafon, sondern aus dem christlichen Süden kommend, und<br />
wie bis 1938 <strong>als</strong> früher <strong>Glaubensbote</strong> <strong>in</strong> <strong>Chur</strong> anerkannt wird.<br />
Ohne die Hilfsbereitschaft vieler Ungenannter wäre diese Arbeit unmöglich<br />
zustande gekommen, erwähnt seien: Augsburg: Archiv des Bistums (Doris<br />
Bauchrowitz), Bibliothek des Priestersem<strong>in</strong>ars (Christian Pluta), Diözesan- und<br />
Pastoralbibliothek (im) Haus St. Ulrich (Birgit Mangold), Franziskanisches<br />
Zentrum (11.y), Staats- u. Stadtbibliothek (Dr. Brigitte Schürmann), Basel:<br />
Öffentliche Bibliothek der Universität, Brüssel: Societé des Bollandistes,<br />
Cardiff: Archives of the Archdiocese (D. Chidgey), <strong>Chur</strong>: Kantonsbibliothek,<br />
Priestersem<strong>in</strong>ar St. Luzi, Disentis, Klosterbibliothek, E<strong>in</strong>siedeln:<br />
Stiftsbibliothek (Dr. P. Odo Lang), Essen-Werden: Katholische<br />
Kirchengeme<strong>in</strong>de St. Ludgerus (3.), Freiburg CH: Kantons- und<br />
Universitätsbibliothek, London: British Museum, British Library (Ann-Krist<strong>in</strong><br />
Aschenbrenner, M. A.), Catholic Library, Luzern: Zentral- und<br />
Hochschulbibliothek (10.1), München: Archiv der Bayerischen<br />
Kapuz<strong>in</strong>erprov<strong>in</strong>z (11. s), Bayerische Staatsbibliothek (11. t), Ottobeuren: Alte<br />
Bibliothek und Archiv (11. t), St. Gallen: Kantonsbibliothek, Stiftsarchiv,<br />
Stiftsbibliothek, Wien: Stiftsarchiv der Schottenabtei (6.), Zürich:<br />
Zentralbibliothek.
- 59 -<br />
Gerne danke ich dem Vorstand der Historischen Gesellschaft von Graubünden<br />
für die Aufnahme dieser Arbeit und besonders Herrn Redaktor Dr. Silvio<br />
Margadant. Ebenso b<strong>in</strong> ich me<strong>in</strong>en Hausgenossen im Bischöflichen Schloss<br />
verpflichtet, die mir über technische Mängel bei der Schreibarbeit h<strong>in</strong>weg<br />
halfen, vor allem den Herren Hugo Hafner und Lic. theol. Domkustos<br />
Christoph Casetti.<br />
S. 64: Anhang<br />
Zeichen und Buchstaben<br />
# = Standort, = = ungefähr, ( ... ) erklärende oder verbessernde E<strong>in</strong>schübe von<br />
mir, (!) H<strong>in</strong>weise, (t) bzw. Rückweise <strong>in</strong> dieser Abhandlung, a und b bei<br />
Seitenangaben bedeuten Spalten, diese können zum leichteren F<strong>in</strong>den mit<br />
Grossbuchstaben unterteilt se<strong>in</strong>,<br />
r = recto (rechte Seite, «richtig» ),<br />
v = Rückseite, «verkehrt».<br />
Q = Quelle(n)<br />
Abkürzungen<br />
AASS Acta Sanctorum der Bollandisten<br />
AH Analecta hymnica<br />
BAC Bischöfliches Archiv <strong>Chur</strong>
- 60 -<br />
BBC Bischöfliche Bibliothek <strong>Chur</strong><br />
BM Bündner Monatsblatt<br />
BUB Bündner Urkundenbuch Bd. I<br />
CD Codex diplomaticus<br />
DACL Dictionnaire d'archéologie chretienne et de liturgie (Paris)<br />
FC Fontes Christiani (Turnhout)<br />
FMGS Frühes Mittelalter <strong>in</strong> Graubünden und der Schweiz = Müller, Iso:<br />
Ausgewählte Aufsätze. Hrsg.: Altendorf, Hans-Dietrich, Bernhard,<br />
Jan Andrea, Brunold, Ursus. Disentis 200l.<br />
GKC Geschichte und Kultur <strong>Chur</strong>rätiens. FS für Pater Iso Müller zu<br />
se<strong>in</strong>em 85. Geburtstag. Hrsg.: Brunold, Ursus, Deplazes, Lothar.<br />
Disentis 1986.<br />
HBG Handbuch der Bündner Geschichte<br />
HBLS Historisch Biographisches Lexikon der Schweiz<br />
HS Helvetia Sacra<br />
JHGG Jahresbericht (seit 1984: Jahrbuch) der Historisch -antiquarischen<br />
Ges. von Graubünden (seit 1994 Historische Gesellschaft von GR)<br />
RiM Rätien im Mittelalter = Clavadetscher, Otto Paul: ... Verfassung,<br />
Verkehr, Recht, Notariat. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zum<br />
75. Geburtstag. Hrsg.: Brunold, Ursus, Deplazes, Lothar. Disentis<br />
1994.<br />
ZSKG Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte<br />
1. Legende<br />
Quellen<br />
1896 Krusch, Bruno (Hrsg.): Vita Lucii confessoris Curiensis.<br />
In: MHG Scriptores rerum Merov<strong>in</strong>giorum 3.<br />
1955 Müller, Iso (Hrsg.): Die karol<strong>in</strong>gische Luciusvita.<br />
In: JHGG 1955, S. 1-51, auch FMGS H.<br />
1984 Gasser, Albert: Die Lucius-Vita. Das älteste grössere Zeugnis<br />
2. Eigenteil<br />
christlichen Glaubens <strong>in</strong> Rätien. Übersetzt und kommentiert. Disentis.<br />
1605 Proprium festorum dioecesis Augustanae: Ad normam Breviarii
- 61 -<br />
Romani accomodatum (Von Knör<strong>in</strong>gen, He<strong>in</strong>rich).<br />
Dill<strong>in</strong>gen: Mayer. # Staat- u. Stadtbibliothek Augsburg.<br />
1614 Proprium festorum dioecesis Augustanae: ad norm am Breviarii<br />
Benedict<strong>in</strong>i ex Romano restituti. Augsburg: Mang. # w. o.<br />
1629 Proprium festorum dioecesis Augustanae: accommodatum dispositioni<br />
Missalis Romani. (Von Knör<strong>in</strong>gen, He<strong>in</strong>rich). Ingolstadt: Wilhelm<br />
Eber. # Bibliothek des Priestersem<strong>in</strong>ars Augsburg.<br />
1646 Proprium sanctorum, antiquissimi episcopatus Curiensis (Flugi von<br />
Aspermont, Johann VI.). Hohenems: Schnell, Bartholomäus. # BBC.<br />
S. 65: 1709 Missae propriae Sanctorum ecclesiae Curiensis<br />
(Von Federspiel, Ulrich VII.). Venedig: Balleoni, Paul. # BBC.<br />
1879 Officia propria sanctorum ecclesiae et diceceseos Curiensis<br />
(Willi, Kaspar). Regensburg: Pustet. # BBC.<br />
1917 Officia propria dioecesis Curiensis<br />
(Schmid von Grüneck, Georgius). Regensburg: Pustet. # BBC.<br />
1949 Officia propria Dioecesis Curiensis (Cam<strong>in</strong>ada, Christian):<br />
Regensburg: Pustet. # BBC.<br />
1985 Eigenfeiern für die Bistümer der deutschsprachigen Schweiz.<br />
Zürich: Benziger. # BBC.<br />
3. Heiligenverzeichnis<br />
1586 Martyrologium Romanum (Gregor XIII.)<br />
2001 Martyrologium Romanum (Johannes Paul II.)<br />
4. Messbuch<br />
1497 Missale Curiense (Von Hewen, He<strong>in</strong>rich).<br />
Augsburg: Ratdolt, Erhard. # BBC.<br />
1589 Missale secundum ritum Curiensis Ecclesiae<br />
(Raschèr, Peter). Konstanz: Straub, Leonhard. # BBC.<br />
1926 The Missal ... With a supplement conta<strong>in</strong><strong>in</strong>g the Additional Masses<br />
used <strong>in</strong> English speak<strong>in</strong>g countries ...<br />
London: Burns Oates & Washbourne, 5. Aufl.
- 62 -<br />
1975 Messbuch. Für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes.<br />
Freiburg i. Br.: Herder.<br />
5. Stundenbuch<br />
12./13. Jh. Lectionarium Werd<strong>in</strong>ense. Handschrift. # Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />
St. Ludgerius, Essen-Werden) > Jostes.<br />
1465 Breviarium Curiense. Handschrift. # Stiftsarchiv Pfäfers > Jurot.<br />
15. Jh. Breviarium Curiense. Handschrift. # Stiftsbibliothek, Schottenabtei<br />
Wien> Hübl.<br />
1490 Breviarium Curiense (Von Brandis, Ortlieb).<br />
Basel: Von Speyer, Adam. # BBC.<br />
1520 Breviarium iuxta ritum ecclesie Curiensis (Ziegler, Paulus).<br />
Augsburg: Ratdolt, Georg. # BBC.<br />
1595 Breviarium secundum cursum ecclesiae Curiensis (Rascher, Peter).<br />
6. Urkunde<br />
Augsburg: Prätorius, Johann. # BBC.<br />
1825 Proclamatio (iuridica) > Viktor III.: Rechtsbeschwerde. # BAC<br />
Abschrift: Kartular A (von 1456/62). Druck: BUB.<br />
Literatur<br />
Altendorf, Hans-Dietrich (Hrsg.) > FMGS. Ammann, Hektar, Schib, Karl:<br />
Historischer Atlas der Schweiz. Aarau 1951.<br />
Baronius, Caesar: Annales ecclesiastici ... ad calcem .. . adjuncta est Critica<br />
Historico-Chronologica Francisci Pagi, Bd. 2. Augsburg 1738. # BAC.<br />
Baronius, Caesar: Martyrologium Romanum restitutum ... cum Notis.<br />
Antwerpen 1589.<br />
Bartholomäus Trident<strong>in</strong>us: Liber Epilogorum (10.1).<br />
Beda Venerabilis: Historia ecclesiastica Anglorum, vitse aliquot sanctorum et<br />
Martyrologium = Opera Bd. 3. Köln 1688. # BBC.<br />
Bernhard, Jan Andrea (Hrsg.) > FMGS.<br />
Berther, Vigil: <strong>Der</strong> hl. Lucius. In: ZSKG 32, 1938.<br />
Berther, Vigil: Zur Luciusfrage. In: BM 1939.
- 63 -<br />
Bissig, Hans: Das <strong>Chur</strong>er Rituale 1503-1927. Geschichte der Agende Feier der<br />
Sakramente. = Studia Friburgensia, NF 56. Freiburg CH 1979.<br />
Bomm, Urbanus: Die Eigenmessen der schweizerischen Bistümer. E<strong>in</strong>siedeln<br />
1937.<br />
Braun, Joseph: <strong>Der</strong> christliche Altar <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er geschichtlichen Entwicklung,<br />
Bd. I. München 1924.<br />
S. 66: Brunold, Ursus (Hrsg.) > FMGS, GKCh, RiM. Burgener, Laurenz: Helvetia<br />
Sancta ..: Bd. I. E<strong>in</strong>siedeln 1860.<br />
Butler, Alban: Leben der Väter und Märtyrer nebst anderer vorzüglichen<br />
Heiligen ursprünglich <strong>in</strong> englischer Sprache verfasst. Nach der französischen<br />
Übersetzung von Godescard für Deutschland bearbeitet und sehr vermehrt von<br />
Dr. Andreas Räss und Dr. Nikolaus Weis. Bd. 17. Ma<strong>in</strong>z 1825.<br />
Camden, William: Britannia or Chorographical Description of Great Brita<strong>in</strong><br />
and Ireland ... translated <strong>in</strong>to English, with Additions and Improvements, by<br />
Edmund Gibson. Bd. I. London 1772. «Themas Evanee, Middle Temple.<br />
L4.4.0». # BBC.<br />
Cam<strong>in</strong>ada, Christian: <strong>Der</strong> Hoch-<strong>Chur</strong>fürstlich-<strong>Chur</strong>ische Stiftskalender auf das<br />
Jahr 1782. In: Schweizer Archiv für Heraldik 52, 1939, Tafel I.<br />
Cam<strong>in</strong>ada, Christian: > Q 2. 1949 Officia.<br />
Claussen, Hilde > Sulser/Claussen. Clavadetscher, Otto Paul: Die E<strong>in</strong>führung<br />
der Grafschaftsverfassung <strong>in</strong> Rätien und die Klageschriften Bischof Viktors<br />
III. von <strong>Chur</strong>. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 70,<br />
Kanonistische Abteilung 39, 1953, S. 46 -111. Abdruck: RiM S. 44 109.<br />
Coll<strong>in</strong> de Plancy, M. J., Daras, E.: Grande vie des Sa<strong>in</strong>ts, Bd. 23. Paris 1875.<br />
De Carl, Kaspar (Hrsg.): Officia propria sanctorum ecclesiae et dioecesis<br />
Curiensis. <strong>Chur</strong> 1853.<br />
Deplazes, Lothar (Hrsg.) > FMGS, RiM.<br />
De Salis, Rachel Elizabeth Frances: De Salis Family: English Branch. Henley-<br />
on-Thames 1934.<br />
Durst, Michael: Die Anfänge der Kirche im Bistum <strong>Chur</strong>. In: Studien zur<br />
Geschichte des Bistum <strong>Chur</strong> (451-2001) = Schriftenreihe der Theologischen<br />
Hochschule <strong>Chur</strong> Bd. 1. Freiburg CH 2002.
- 64 -<br />
Eberl, Angelikus: Geschichte der Bayerischen Ordensprov<strong>in</strong>z (1593 -1902).<br />
Freiburg i. Br. 1902.<br />
Eichhorn, Ambrosius: Episcopatus Curiensis <strong>in</strong> Rhaetia. Bonndorf 1779.<br />
Eigenfeiern ... der deutschsprachigen Schweiz > Q2.1985.<br />
Flugi von Aspermont, Johann VI. > Q 2. 1646 Proprium.<br />
Friedrich, Johannes: Kirchengeschichte Deutschlands, Bd. I. Bamberg 1867.<br />
Gasser, Albert> Q 1. 1984 Lucius.<br />
Gasser, Albert: Die Flor<strong>in</strong>us-Vita übersetzt und kommentiert.<br />
In: Sodalengruss. <strong>Chur</strong> 1989.<br />
Gelpke, Ernst Friedrich: Kirchengeschichte der Schweiz, Erster Teil. Bern<br />
1856.<br />
Godescard, Jean-Francois: Vie des pères, des martyrs et des autres pr<strong>in</strong>cipaux<br />
sa<strong>in</strong>ts. 12 Bde. - Villefranche de Rouergue 1763 ...<br />
Gregorius XIII. > Q 3. Martyrologium 1586.<br />
Grotefend, Hermann: Taschenbuch der Zeitrechnung.<br />
Hartzheim, Joseph: Concilia Germaniae, Bd. 2. Köln 1760. # BBC.<br />
Hertig, Louis: Entwicklungsgeschichte der Krypta <strong>in</strong> der Schweiz. Studien zur<br />
Baugeschichte des frühen und hohen Mittelalters. Diss. phil. Zürich. Biel 1958.<br />
Hoeynck, Franz Anton: Geschichte der kirchlichen Liturgie des Bisthums<br />
Augsburg. - Augsburg 1889.<br />
Howald/Meyer: H', Ernst, M', Ernst: Die römische Schweiz. Texte und<br />
Inschriften mit Übersetzung. Zürich 1940.<br />
Hübl, Albert: Catalogus codicum manu scriptorum qui <strong>in</strong> bibliotheca<br />
monasterii B.M.V. ad Scotos V<strong>in</strong>dobonae servantur.<br />
Wien: 1899, > Q 5. 15. Jh. Breviarium.<br />
Hübscher, Bruno: Viktor, Präses von Rätien 719, Stifter des Klosters Disentis.<br />
In: JHGG 2001.<br />
Jacobus de Vorag<strong>in</strong>e: Legenda aurea (Goldene Legende),<br />
deutsch von Richard Benz, Band 2. Jena 1921.<br />
Johannes Paulus II > Q 3. Martyrologium 2001.
- 65 -<br />
Jostes, Franz: Die Vita St. Lucii. In: Beiträge zur Geschichte des Stiftes<br />
Werden, Heft 6, 1897, > Q5. 12. /13. Jh. Lectionarium.<br />
Jurot Roma<strong>in</strong>, Gamper, Rudolf: Katalog der Handschriften der Abtei Pfäfers<br />
im Stiftsarchiv St. Gallen. Dietikon 2002, > Q 5. 1465 Breviarium.<br />
Kaiser, Re<strong>in</strong>hold: <strong>Chur</strong>rätien im frühen Mittelalter. Ende 5. bis Mitte 10. Jh.<br />
Basel 1998.<br />
Kaiser, Re<strong>in</strong>hold: Das Frühmittelalter (Ende 5. bis Mitte 10. Jh.).<br />
In: HBG Bd. 1, <strong>Chur</strong> 2000.<br />
Krusch, Bruno (Hrsg.) > Q 1. 1896 Vita Lucii. Lehmann, Paul: E<strong>in</strong><br />
Bücherverzeichnis der Dombibliothek von <strong>Chur</strong> aus dem Jahre 1457.<br />
S. 67: In: Sitzungs-Berichte der Bayer. Akademie der Wissenschaften, Philosoph.-<br />
philolog. u. hist. Klasse, Jg. 1920, 4. Abhandlung. München.<br />
Liber pontificalis (10. r )<br />
Lieb, Hans: Lexicon Topographicum der römischen und frühmittelalterlichen<br />
Schweiz, Bd. 1: Römische Zeit, Süd- und Ostschweiz. = Antiquitas, Reihe 1,<br />
Abhandlungen zur Alten Geschichte, Bd. 15. Bonn 1967.<br />
Lloyd, William: An Historical account of <strong>Chur</strong>ch governement as first received<br />
<strong>in</strong> Great Brita<strong>in</strong> and Ireland. In: Still<strong>in</strong>gfleet, Bd. 2.<br />
Lütolf, Alois: Die <strong>Glaubensbote</strong>n <strong>in</strong> der Schweiz vor St. Gallus. Luzern 1871.<br />
Martène, Edmond, Durand Urs<strong>in</strong>.: Veterum scriptorum et monumentorum ...<br />
amplissima collectio, Bd. 6. Paris 1729.<br />
Mart<strong>in</strong>/Schaer s M'-Kilcher, Stefanie, S', Andrea: Graubünden <strong>in</strong> römischer<br />
Zeit. In: HBG Bd. 1, <strong>Chur</strong> 2000.<br />
Mayer, Johann Georg: Geschichte des Bistums <strong>Chur</strong>, Bd. I. Stans 1907.<br />
Mayer, Johann Georg: St. Luzi bei <strong>Chur</strong> .E<strong>in</strong>siedeln 1907.<br />
Meisterl<strong>in</strong>, Sigismund: Chronographia Augustensium, lat. 1456,<br />
deutsch 1457. # Staats- u. Stadtbibliothek Augsburg.<br />
Meisterl<strong>in</strong>, Sigismund: Augustanum Chronicon ecclesiasticum, 1483, # w. o.<br />
(Hrsg.) Pistorius, Johannes: Rerum Germanicarum veteres iam primum<br />
publicati Scriptores, Bd. 6, S. 592 f. Frankfurt a. M. 1607.
- 66 -<br />
Meisterl<strong>in</strong>, Sigismund: E<strong>in</strong> schöne Cronick und hystoria.<br />
Augsburg: Melchior Ramm<strong>in</strong>ger, 1522.<br />
Messbuch für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes.<br />
Freiburg i. Br .... 1975 > Q 4.<br />
Meyer-Marthaler, Elisabeth: Die Siegel der Bischöfe von <strong>Chur</strong> im Mittelalter:<br />
In: JHGG 74, 1944.<br />
Müller, Iso: <strong>Der</strong> hl. <strong>Luzius</strong>. In: BM 1938.<br />
Müller, Iso: Das Grab des hl. Lucius <strong>in</strong> der <strong>Chur</strong>er Stephanskirche. In: BM:<br />
1939.<br />
Müller, Iso: Die Verehrung des hl. Lucius im 9.-12. Jh. In: ZSKG 48, 1954.<br />
Müller, Iso > Q 1. 1955 Luciusvita: Abdruck FMGS 11.<br />
Müller, Iso: Zur karol<strong>in</strong>gischen Hagiographie. Kritik der Luciusvita. In:<br />
Schweizer Beiträge zur Allgeme<strong>in</strong>en Geschichte 14, 1956, S. 5 -28. Abdruck<br />
FMGS III.<br />
Müller, Iso: Die Flor<strong>in</strong>usvita des 12. Jh.<br />
In: JHGG, 1958, S.1-58. Abdruck FMGS V.<br />
Müller, Iso: Die churrätische Wallfahrt im Mittelalter = Schriften der<br />
Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde, Bd. 43. Basel 1964.<br />
Müller, Iso: Zur churrätischen Kirchengeschichte im Frühmittelalter.<br />
In: JHGG 99, Jg. 1969, <strong>Chur</strong> 1971.<br />
Müller, Iso: Zum <strong>Chur</strong>er Bistum im Frühmittelalter.<br />
In: SZG 31, 1981, S.277-307. Abdruck FMGS XI<br />
Mund<strong>in</strong>g, Emmanuel: Die Kalendarien von St. Gallen, aus XXI Handschriften,<br />
neuntes bis elftes Jahrhundert. Bd. 2: Untersuchungen. = Texte und Arbeiten,<br />
Abt. 1, Heft 37. Beuron 1951.<br />
Petrus de Natalibus: Catalogus sanctorum (10.1).<br />
Poeschel, Erw<strong>in</strong>: S<strong>in</strong>d Felix und Regula Zürcher Heilige? In: Neue Zürcher<br />
Zeitung, 7., 8.12. 1933, Nr. 2217 und 2225, hier: Abdruck: BM 1945.<br />
Poeschel, Erw<strong>in</strong>: Wann hat St. <strong>Luzius</strong> gelebt? In: BM 1938.<br />
Poeschel, Erw<strong>in</strong>: Nochm<strong>als</strong> St. <strong>Luzius</strong>. In: BM 1939.
- 67 -<br />
Poeschel, Erw<strong>in</strong>: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden,<br />
Bd. 7 (Basel 1949) = Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 20.<br />
Proprium festorum dioecesis Augustanae: ad normam Breviarii Benedict<strong>in</strong>i ex<br />
Romano restituti. Augsburg > Q 2. 1614.<br />
Rascher, Peter: > Q4. 1589 Missale, Q5. 1595 Breviarium.<br />
Righetti, Mario: Manuale di storia liturgica, Bd. 2. Mailand 1946.<br />
Rummel, Peter: Die Augsburger Bischöfe, Weihbischöfe und Generalvikare<br />
vom 17. Jahrhundert bis zum 2. Vatikanischen Konzil (1598 1963). In:<br />
Jahrbuch des Vere<strong>in</strong>s für Augsburger Bistumsgeschichte e. V., Jg. 24, 1990, S.<br />
28 -30.<br />
Ruoff Eeva: Historischer Überblick. In: <strong>Chur</strong> <strong>in</strong> römischer Zeit, Bd. 2 =<br />
Antiqua Bd. 19 (Basel 1991): Veröffentlichungen der Schweizerischen<br />
Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte.<br />
Scheidgen, He<strong>in</strong>z: Kle<strong>in</strong>er Begleiter für den Besuch der Luciuskirche zu<br />
Essen-Werden. Essen-Werden 1992.<br />
Scheiwiler, Alois: P. Ludwig von Sachsen. E<strong>in</strong> Beitrag zur Gegenreformation<br />
<strong>in</strong> der Schweiz<br />
S. 68: 1584 bis m<strong>in</strong>destens 1593. In: ZSKG 10, 1916, S.241-274.<br />
Scheiwiller, Otmar: <strong>Der</strong> hl. Flor<strong>in</strong> von Remüs. In: ZSKG 32 f., 1938 f.<br />
Scheiwiller, Otmar, <strong>Der</strong> hl. Flor<strong>in</strong> <strong>in</strong> kritischer Beleuchtung. In: BM 1940.<br />
Schmid, Karl: Das liturgische Gebetsgedenken <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er historischen Revelanz.<br />
In: Freiburger Diözesan-Archiv Bd. 99,1979. Freiburg i. Br.<br />
Schmid, Karl: Von Hunfrid zu Burkard. In: GKC S.181-209.<br />
Schmid von Grüneck, Georgius > Q 2. 1917 Officia.<br />
Schorta, Andrea: Rätisches Namenbuch, Bd. 2 Etymologien. = Romanica<br />
Helvetica, Bd. 63. Bern 1985.<br />
Sennhauser, Hans Rudolf (Hrsg.): Frühe Kirchen im östlichen Alpengebiet.<br />
Von der Spätantike bis <strong>in</strong> ottonische Zeit. München 2003.<br />
Simonet, Johann Jacob: Protocoll über die Revision des <strong>Chur</strong>er Propriums<br />
1914 u. 1915, verfasst 28.10.1916. Handschrift. # BAC.
- 68 -<br />
Stadler, Johann Evangelist: Vollständiges Heiligen-Lexikon, Bd. 3, S. 904b-<br />
908a. - Augsburg 1869.<br />
Staehel<strong>in</strong>, Felix: Die Schweiz <strong>in</strong> römischer Zeit. Basel, 3. Aufl. 1948.<br />
Steichele, Anton: Archiv für die Geschichte des Bisthums Augsburg, Bd. 3, S.<br />
30 f. (11. p). Augsburg 1860.<br />
Still<strong>in</strong>gfleet, Edward: Orig<strong>in</strong>es Britannicse or the Antiquities of the British<br />
<strong>Chur</strong>ches, to which is added an Historical Account of <strong>Chur</strong>ch Governement as<br />
first received <strong>in</strong> Great Brita<strong>in</strong> and Ireland. A new Edition, with additional notes<br />
by Thomas P<strong>in</strong>der Pant<strong>in</strong>. Oxford 1842. # BBC.<br />
Studer, Walter: Gammadia <strong>in</strong> Disentis. In: Jahresbericht des Archäologischen<br />
Dienstes Graubünden und der Denkmalpflege Graubünden 55, <strong>Chur</strong> 2000.<br />
Sulser/Claussen = S', Walther, C', Hilde: Sankt Stephan <strong>in</strong> <strong>Chur</strong>.<br />
Frühchristliche Grabkammer und Friedhofskirche. Zürich 1978.<br />
The Missal ... (Messbuch mit e<strong>in</strong>em Anhang für englisches Sprachgebiet)<br />
1926 > Q 4.<br />
Tomamichel, Franz, Gröger Herbert: Kathedrale <strong>Chur</strong>. Zürich 1972.<br />
Usserius, Jacobus: Britannicarum Ecclesiarum Antiquitates.<br />
= The Whole Works Bd. 5. Dubl<strong>in</strong> 1639.<br />
Viktor III: Rechtsbeschwerde > Q 6. 1825 Proclamatio.<br />
Vie des sa<strong>in</strong>ts et des bienheureux selon l'ordre du calendrier avec l'historique<br />
des fêtes, Bd. 1-12. Paris 1935/56.<br />
Von Brandis, Ortlieb > Q 5. Breviarium 1490.<br />
Von Federspiel, Ulrich VII. > Q 2. Proprium 1709.<br />
Von Harnack, Adolf: Die Mission und Ausbreitung des Christentums <strong>in</strong> den<br />
ersten drei Jahrhunderten. Unveränderter Nachdruck der Orig<strong>in</strong>alausgabe (4.<br />
Auflage). Wiesbaden 1924.<br />
Von Hewen, He<strong>in</strong>rich> Q 4. 1497 Missale.<br />
Von Juvalt, Wolfgang: Necrologium Curiense, das ist: Die Jahrzeitbücher der<br />
Kirche zu Cur. <strong>Chur</strong> 1867.<br />
Von Knör<strong>in</strong>gen, He<strong>in</strong>rich> Q 2. 1605 Proprium, 1629 Proprium.
- 69 -<br />
Von Planta, Robert: Die Namen «Prättigau» und «Rätikon ». In: BM 1924.<br />
Walter, Silja, Wey, Stefan: <strong>Chur</strong>er Marienbuch. <strong>Chur</strong> 1988.<br />
Weale/Bohatta = W', Jacobus, B', Hanns: Bibliographia liturgica: Catalogus<br />
Missalium. London 1928.<br />
Welser, Markus: Rerum Augustanarum V<strong>in</strong>delicarum libri octo.<br />
Deutsch: Werlich, Engelbert: Chronica der Weitberüempten Keyserlichen<br />
Freyen und des H. Reichs Statt Augspurg <strong>in</strong> Schwaben. Frankfurt: Christ. Egen<br />
Erben, 1595<br />
Willi, Kaspar > Q 2. 1879 Officia.<br />
Wittwer, Wilhelm: Catalogus abbatum s. Udalrici et Afrae (11. p).<br />
Ziegler, Paulus > Q 5. 1520 Breviarium.<br />
Zilliken, Georg: <strong>Der</strong> Kölner Festkalender, se<strong>in</strong>e Entwicklung und se<strong>in</strong>e<br />
Verwendung zur Urkundendatierung. In: Bonner Jahrbücher 1910.<br />
S. 69: Namensverzeichnis<br />
Heilige und Selige werden durch e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Klammern gesetzten Jahrtag<br />
gekennzeichnet, hat er gemäss dem Heiligenverzeichnis 2001 gewechselt, so<br />
folgt der neue Jahrtag nach e<strong>in</strong>em Schrägstrich, zum Beispiel Benedikt, wurde<br />
er getilgt, zeigt es e<strong>in</strong> B<strong>in</strong>destrich an, zum Beispiel Lucius I., ohne<br />
Schrägstrich, aber mit zwei B<strong>in</strong>destrichen zeigt e<strong>in</strong>e Tilgung e<strong>in</strong>es Heiligen an,<br />
der nicht im früheren Römischen Heiligenverzeichnis war, zum Beispiel<br />
Dionys. Die übrigen Tages-Verschiebungen werden hier nicht vermerkt. Bf. =<br />
(Erz-) Bischof, Eigenschaftswörter f<strong>in</strong>den sich unter dem Hauptwort, zum<br />
Beispiel «romanisch» unter «Romanen, die: ». Nicht aufgenommen s<strong>in</strong>d: Gott,<br />
<strong>Luzius</strong>, <strong>Chur</strong>, <strong>Glaubensbote</strong>n, Märtyrer. Vorausgesetzt wird die Kenntnis der<br />
Abkürzungen für Länder und schweizerische Kantone.<br />
Aachen D 54 f.<br />
Abendland 42, 60<br />
Abraham, Erzvater (9.10.) 33<br />
Abund(ant)ius, Bf. (2.4.) 58<br />
Adalgott OCist, Bf. (3.10.) 61<br />
Adelward, Bf. (27.10.) 29
Ado, Bf. (16.12.) 42<br />
Afra (5.8.) 40-42,44,57<br />
Ägypten 35<br />
Alemannien 57<br />
Alku<strong>in</strong> 60<br />
Aller D, Fluss 29<br />
- 70 -<br />
Alpen/Gebirge 29, 40, 41 f., 47, 56, 58, 61<br />
Ambrosius, Bf. (7.12.) 58<br />
Andermatt UR 61<br />
Andreas, Apostel (30.11.) 50<br />
Angelsachsen, die: 29, 39, 60<br />
Anglikaner, die: 39<br />
Antonius v. Padua OFM (13.6.) 44<br />
Apoll<strong>in</strong>aris v. Posat OFMCap (2.9.) 48<br />
Apoll<strong>in</strong>aris v. Reims (23.8./ -) 31<br />
A Porta Beat, Bf. 33<br />
Apostel, die: 27, 30, 32, 40<br />
Aquileia 1 58<br />
Aquitanien 29,34-36,41,44,<br />
Arbon TG 56<br />
Argenu. L<strong>in</strong>zgau 54<br />
Arianer, die: 49, 51<br />
Arles F 38<br />
Armagh GB 37<br />
Arviragus, König 38, 42<br />
As<strong>in</strong>io, Bf. (19.1.) 52 f., 55, 58<br />
Asketen/ Aszeten, die: 50 f.<br />
Attigny-sur-Aisne F 53<br />
Augsburg D 27 I., 34, 36, 38 -43,45 -48,52,54,57<br />
Augustus, Kaiser 52, 61<br />
Avenches VD 55<br />
Avent<strong>in</strong> Johann 38<br />
Bad Ragaz SG 31<br />
Balaeus Johannes 37, 39<br />
Balzers FL 27
Barbara (4.12.) 31<br />
Barbaren, die: 29<br />
- 71 -<br />
Baronius Cäsar, Oratorianer 37 f., 40, 43, 60<br />
Bartholomäus Trident<strong>in</strong>us OP 38 f.<br />
Basel BS 38,55<br />
Bayern 38 I., 41, 47<br />
Beda der Ehrwürdige OSB (27.5.) 33, 38 f., 42 f., 47,54<br />
Belgien/Belgica 36<br />
Bellarm<strong>in</strong> Robert SJ, Bf. (17.9.) 40<br />
Benedikt OSB (21.3./11.7.) 31<br />
Benedikt<strong>in</strong>er/<strong>in</strong>nen = OSB 29, (37),40,48,52,59<br />
Bergell GR 59<br />
Bernhard v. Clairvaux OCist (20.8.) 45<br />
Bernold, Bf. 54<br />
Berther, Vigil OSB. 49, 52<br />
Blasius, Bf. (3.2.) 30<br />
Bodensee 52<br />
Bollandisten, die: 52<br />
Bonaventura OFM, Bf. (14./ 15.7.) 44<br />
Bordeaux F 27,29,31,40,46,62<br />
Bregenz A 56,59<br />
Bretagne F 39<br />
Britannien 27-32, 34-43,45, 47f., 51, 53f., 57,59 f.<br />
Briten, die: 39,45<br />
Brixen 132<br />
Bruder Klaus (21.3./25.9.) 48<br />
Brusch Kaspar 38, 47<br />
Bulgaren, die: 55<br />
Butler Alban 47<br />
S. 70: Caerleon GB 38,47<br />
Camden William 39<br />
Cam<strong>in</strong>ada Christian, Bf. 48<br />
Campell Ulrich 56<br />
Campester, Patrizius 27, 34,40-43,45,47<br />
Capitel Christian 43
Cardiff GB 47<br />
Casaccia GR 52 f., 60<br />
Cäsarius v. Heisterbach OCist 50<br />
C(h)risp<strong>in</strong>a (5.12.) 42<br />
- 72 -<br />
Christen/gläubige Seelen 27f., 30, 37f., 40-42, 48, 52,56 f., 61, 63<br />
Chrysogonus (24.11.) 56<br />
<strong>Chur</strong>r(h)ätien 34,49,51,54,57 -59<br />
Claussen Hilde 50, 56<br />
Coillus, König 38, 42, 45 f., 48<br />
Coll<strong>in</strong> de Plancy M. J. 47<br />
Commodus, Kaiser 3739<br />
Como 158<br />
Corbeny F 55 f.<br />
Cyriak (8.8.) 38<br />
Damianus (28.5./-) 37,40,45 f., 48<br />
De Natalibus Petrus 38 f., 42<br />
Delehaye Hippolyte SJ 50, 61<br />
Dempster Thomas 38<br />
Deutschland 31, 37,41,44, 47f.<br />
Diakone/Diener, die: 27 f., 40<br />
Dill<strong>in</strong>gen D 44<br />
Diokletian, Kaiser 41<br />
Dionys, Bf. (26.2.--) 41<br />
Disentis GR 49, 58, 60<br />
Dom<strong>in</strong>ikaner = OP 38<br />
Dom<strong>in</strong>ikus OP (4./8.8.) 38<br />
Donat, Bf. (7.8.) 44<br />
Donau, Fluss 52<br />
Drei (Könige) Weise (6.1.) 62<br />
Drei (Jüngl<strong>in</strong>ge) im Feuerofen 55<br />
Drusus 52<br />
Dubl<strong>in</strong> IRL 46<br />
Durst Michael 56<br />
Echaz, Fluss D 57<br />
Eckhart Johann Georg 59
Eckius Wilhelm (OSB?) 43<br />
Edessa = Urfa (Türkei) 53<br />
- 73 -<br />
Effmann Wilhelm Johann Hubert 28<br />
Eichhorn Ambrosius OSB 57 59<br />
E<strong>in</strong>siedler/Eremiten, die: 30, 49 f., 52, 60 62<br />
Eleutherius, Papst (26.5.) 33 f., 37, 39-41, 43, 45, 47, 51-54, 62<br />
Elsass F 57<br />
Emerita (4.12.) 26, 31, 38, 43 f., 52, 55, 60 f.<br />
Emmeram, Bf. (22.9.) 58<br />
Engel, die: 27, 31, 34, 36,40<br />
England 29, 34, 37-39, 41, 46, 57, 59-62<br />
Ephesus (Türkei) 39<br />
Erasmus, Bf. (2.6.) 31<br />
Erhard, Bf. (8.1.) 30<br />
Esso, Bf. 59<br />
Europa 47<br />
Eusebius v. Cäsarea, Bf. 37<br />
Feldkirch A 44<br />
Felix (11.9.) 52<br />
Festland 39<br />
Fidelis v. Sigmar<strong>in</strong>gen OFMCap (24.4.) 44<br />
F<strong>in</strong>tan 05B (15.11.) 52<br />
Flor<strong>in</strong> (17.11.) 29,31,44,52,59 f.<br />
Flugi von Aspermont Johann v., Bf. 43 f., 62<br />
Flugi von Aspermont Johann VI., Bf. 45,61<br />
Frankfurt am Ma<strong>in</strong> D 54 f.<br />
Frank(en)reich, Franzien 35, 44, 59-61<br />
Franz v. Assisi OFM (4.10.) 44<br />
Franz Xaver 5J (3.12.) 40, 44, 49<br />
Franziskaner = OFM<br />
Freiburg CH 28<br />
Friedrich II., König 50<br />
Friedrich Johannes 57<br />
Fugatius (26.5./-) 37,40,45 f., 48<br />
Fulda D 55
S. 71:<br />
Furtenbach Zacharias 44<br />
- 74 -<br />
Galfridus Monmuthensis, Bf. 38, 40, 42, 47<br />
Gallien 27 f., 30 f., 34, 36,40 f., 43, 47, 54, 56, 58 f.<br />
Gallus (16.10.) 40,45,49,51<br />
Gasser Achilles 38<br />
Gasser Albert 27, 38, 59<br />
Gaudenz v. Casaccia (2.8.) 52 f., 60 f.<br />
Gaudenz v. Novara, Bf. (22.1.) 53<br />
Gelpke Ernst Friedrich 46, 57<br />
Genebrard Gilbert 05B, Bf. 43<br />
Genf GE 55<br />
Gerbracht > Gozbert<br />
Germanien 35<br />
Gildas der Weise (29.1.) 39<br />
Gloucester GB 38<br />
Godescard Jean-Francois 47<br />
Gottfried OSB 54<br />
Gozbert, Bf. (13.2.) 58 f.<br />
Graubünden 61<br />
Gregor v. Tours, Bf. (17.11.) 50<br />
Gregor XIII., Papst 37<br />
Gregorienmünster F 54<br />
Griechen, die: 31,40<br />
Grossengst<strong>in</strong>gen D 57<br />
Grosser St. Bernhard, Pass CH/I 56<br />
Gualfardus, -fredus (Wolfhard) (30.4.) 42,44<br />
Hadrian, Kaiser 38<br />
Hartbert, Bf. 57<br />
Hartzheim Joseph SJ 59<br />
Heiden, die: 27 f., 30, 35, 37,45,48 f., 51<br />
Hell<strong>in</strong>gs Wilhelm 28<br />
Herlo<strong>in</strong> 54, 56<br />
Hertig Louis 57 f.<br />
Hilarius, Bf. (13.1.) 30
Höfliger Franz 48<br />
Hrochar, Graf 54<br />
Illyrien 57<br />
Ingenu<strong>in</strong>, Bf. (5.2.) 32<br />
Inn, Fluss 52<br />
Iren, die: 58<br />
Irland 37<br />
- 75 -<br />
Israeliten/Söhne Abrahams 33, 35,40<br />
Italien 47, 57f.<br />
Jacobus de Vorag<strong>in</strong>e OP, Bf. (13.7.) 31, 39<br />
Jesuiten = SJ 44<br />
Jesus Christus 28 30, 33 f., 37,48,52, 60, 62<br />
Joachim (16.8./26.7) 42<br />
Johannes Chrysostomus, Bf. (27.1./13.9.) 30<br />
Johannes Nepomuk (16.5./20.3) 62<br />
Johannes Paulus II., Papst 52<br />
Joseph, Erzvater 35<br />
Jostes Franz 28 f.<br />
Juden, die: 36,52, 59 f.<br />
Julian, Kaiser 53<br />
Julius Cäsar 57<br />
Justus (18.10.) 31<br />
Kaiser Re<strong>in</strong>hold 54<br />
Kapuz<strong>in</strong>er = OFMCap 42, 44<br />
Karl der Grosse, Kaiser (29.1.) 30,54<br />
Karol<strong>in</strong>ger, die: 49 f.<br />
Karpophorus (7./8.8.) 44<br />
Kathar<strong>in</strong>a (25.11.) 62<br />
Kelten, die: 61<br />
Kempten D 52,56<br />
Konstant<strong>in</strong> der Grosse, Kaiser 53, 57<br />
Konstanz D 38<br />
Korb<strong>in</strong>ian, Bf. (8.7.) 51<br />
Lampadius 31 Laon F 54<br />
Latius = Lazius Wolfgang 43
Leclerq Henri OSB 52<br />
Leo 1., Papst (11.4./10.11.) 58<br />
Leonhard (6.11.) 31<br />
Lic<strong>in</strong>ius, Kaiser 53<br />
Listra (Lykaonien) 30<br />
Llandaff GB 47<br />
Lloyd, William, Bf. 39,46<br />
Lombardei 61<br />
London GB 38<br />
- 76 -<br />
Ludwig der Deutsche, König 55, 58<br />
Ludwig der Fromme, Kaiser 54 f.<br />
Ludwig IX., König (25.8.) 40<br />
Ludwig v. Sachsen OFMCap 42, 44<br />
Lukmanier, Pass GR/TI 60<br />
Lütolf Alois 38,46, 57 f.<br />
Luzern LU 46<br />
<strong>Luzius</strong> I., Papst (4.3./-) 53<br />
Lyon/Lugdunensis F 36<br />
Magdeburg D 31,37 f.<br />
Maienfeld GR 27 f.<br />
Mailand 158 f., 61<br />
Ma<strong>in</strong>z D 58 f., 61<br />
Maloja, Pass GR 60<br />
Maria, Gottesmutter/Muttergottes 33-35, 60<br />
Marius, König 38, 42<br />
Mark Aurel, Kaiser 37, 40, 45 f., 48<br />
Markus (25.4.) 52<br />
Marsöl, <strong>Chur</strong> 45, 47<br />
Marswald > St. Luzisteig GR<br />
Martene Edmond OSB 29<br />
Martigny/Octodurus/Mart<strong>in</strong>ach VS 55 f.<br />
Mart<strong>in</strong>, Bf. (11.11.) 49<br />
Matthäus, Apostel (21.9.) 29<br />
Mayer Johann Georg 46, 48, 57<br />
Me<strong>in</strong>rad OSB (21.1.) 30f.
- 77 -<br />
Meisterl<strong>in</strong> Sigismund OSB 38,40 -43, 61<br />
Mermann Anton 38<br />
Mesopotamien 53<br />
S. 72: M<strong>in</strong>istri Johann, Bf. 29 f.<br />
Mittelmeer 61<br />
Mittenberg > St. Luzilöchli<br />
Monmouth GB 47<br />
Montafon A 51,59, 63<br />
Monte Carlo (Monaco) 61<br />
Mor<strong>in</strong> Germa<strong>in</strong> OSB 49<br />
Morgenland 62<br />
Moritz (22.9) 31<br />
Müller Iso OSB 29,49,59 f.<br />
Müller Joseph 46<br />
Münster Sebastian 38<br />
Mund<strong>in</strong>g Emmanuel OSB 29<br />
Narcissus, Bf. (18.3./-) 41<br />
Nauclerus Johann 38, 43<br />
Nero, Kaiser 31, 37<br />
Newport GB 47<br />
Nördl<strong>in</strong>gen D 41<br />
Noricum 47<br />
Notker OSB (6.4.) 37,39<br />
Novara 153<br />
Oberalp, Pass GR/UR 60<br />
Oberitalien 53, 57 f.<br />
Oberurnen GL 46<br />
OCist = Zisterzienser<br />
OFM = Franziskaner<br />
OFMCap = Kapuz<strong>in</strong>er<br />
OP = Dom<strong>in</strong>ikaner<br />
OPraem = Prämonstratenser<br />
OSB = Benedikt<strong>in</strong>er/<strong>in</strong>nen Osnabrück D 59<br />
Oswald, König (5.8.) 62<br />
Otmar OSB (16.11.) 60
Otto I., Kaiser 31<br />
Ottobeuren D 43<br />
Pantaleon Henricus 38<br />
Paris F 52, 60<br />
Partnun A 59<br />
Passau D 52<br />
Patto, Bf. (30.3.) 30<br />
Paul VI., Papst 49<br />
Paulus, erster E<strong>in</strong>siedler (10.1.) 30<br />
- 78 -<br />
Paulus, Apostel (29.6.) 27-32, 34, 36, 38-40, 42f., 46,52,54,56,58<br />
Pert<strong>in</strong>ax, Kaiser 37<br />
Petrus, Apostel (29.6.) 30,42,56<br />
Pfäfers SG 31<br />
Pfull<strong>in</strong>gen D 57<br />
Pigniu/Panix GR 61<br />
P<strong>in</strong>ius Johannes SJ 31<br />
Pius V., Papst (5.5./30.4.) 33<br />
Pius X., Papst (21.8.) 40<br />
Plancus, Lucius Munatius 57<br />
Plat<strong>in</strong>a, Bartholomäus 43<br />
Plazidus (11. 7.) 31, 61<br />
Poeschel Erw<strong>in</strong> 30,45,49,59 f.<br />
Prämonstratenser = OPraem 30<br />
Prättigau GR 51,59 f., 63<br />
Prag CZ 44<br />
Preussen, die: 50<br />
Priester, die: 27, 30, 37, 40, 60<br />
Pritanni, die: 49, 51, 61<br />
Prudentius Aurelius Clemens 36<br />
Radensis 43<br />
Rader Matthäus SJ 47<br />
Rascher Peter, Bf. 33<br />
Räss Andreas, Bf. 47<br />
Räter, die: 38,47<br />
Rätien 27, 29, 35 f., 39 -45,47 f., 52, 56 f., 59 61
Rätikon GR I A 59<br />
Regula (11.9.) 52,55<br />
Reichenau D 55<br />
Reims F 31<br />
Remedius, Bf. 60<br />
Remigius, Bf. (1.10.) 31<br />
R(h)abanus Maurus, Bf. (4.2.) 58<br />
Rhe<strong>in</strong>tal A/CH/FL 59<br />
Ries D 41,43<br />
Roderich, Graf 54-56,59 f.<br />
- 79 -<br />
Rom 127, 30-33, 37-40,42, 46, 52, 54, 57-59<br />
Römer, die: 37<br />
Romanen, die: 58<br />
Ruhr, Fluss D 29<br />
Salomon 1., Bf. 59<br />
Savona I 38<br />
Sachsen> Angelsachsen<br />
Schaan FL 52<br />
Schaten Nikolaus SJ 58<br />
Scheidgen He<strong>in</strong>z 28 f.<br />
Scheiwiller Otmar OSB 59<br />
Schmidner Michael 43<br />
Scholastika OSB (10.2.) 30 f.<br />
Schotten, die: 29, jetzt Benedikt<strong>in</strong>er 31<br />
S. 73: Schottland 38<br />
Schumacher Adalgott OSB 48<br />
Schweiz 42, 48, 52<br />
Sebastian (20.1.) 44<br />
Septimer, Pass GR 60<br />
Sigebert v. Gemblours OSB 42<br />
Sigisbert (11.7.) 31,49,60<br />
Simonet Johann Jacob 48<br />
SJ = Jesuiten<br />
Sprecher Fortunat 47<br />
St. Blasien D 57
St. Gallen SG 40, 51, 53, 55, 57<br />
- 80 -<br />
St. Luzikirche <strong>Chur</strong> 26, 48, 50 f., 56 f.<br />
St. Luzilöchli <strong>Chur</strong> 29 f., 43, 45, 47, 49, 52, 61<br />
St. Luzisteig GR 27, 36,41,43,47 f., 51, 54, 57, 60-62<br />
St-Maurice V5 58<br />
Stephan (25.12.) 50,56<br />
Still<strong>in</strong>gfleet Edward, Bf. 39, 46<br />
Strassburg F 54<br />
Stumpf Johannes 42<br />
Sueton 37<br />
Sulser Walther > Claussen<br />
Tacitus 37<br />
Tanko, Bf. (16.2.) 29<br />
Tarqu<strong>in</strong>ius 31<br />
Tello, Bf. 53<br />
Tertullian 37, 52<br />
Theodor, -dul, Bf. (16.8.) 31,58<br />
Tiberius, Kaiser 52<br />
Timotheus v. Reims (23.8./-) 31<br />
Timotheus v. Rom (24.3./-) 39<br />
Timotheus v. Rom (20.6./ -) 39<br />
Timotheus v. Rom (22.8.) 31<br />
Timotheus v. Ephesus, Bf. (24./26.1.) 27-34, 36, 38 40, 42 f., 46, 54, 62<br />
Tivoli 157<br />
Tours F 50,58,60<br />
Tremp Bernhard 51<br />
Tribellius 37<br />
Trier D 60<br />
Trimmis GR 43<br />
Tropaeum Alp<strong>in</strong>um = La Tourbie F 61<br />
Tschudi Aegidius 42<br />
Türkei 53<br />
Ulrich, Bf. (4.7.) 40,42<br />
Unterlandquart SG (heute: Bezirke Gaster, Sargans, Werdenberg) 40<br />
Ursiz<strong>in</strong>, Bf. (2.10.) 52
Ursula (21.10.) 60<br />
- 81 -<br />
Usserius Jacobus, Bf. 37 f., 46 f., 57<br />
Valentian, Bf. (9.9./7.1.) 52f., 55<br />
Valent<strong>in</strong>, Bf. (7.1.) 61<br />
Varazze 139<br />
Verden D 29<br />
Verendar, Bf. 59<br />
Verona 142<br />
Viktor 1., Bf. 53,58<br />
Viktor III., Bf. 27,49 f., 54-56, 58, 60, 62<br />
Viktor v. Tomils (28.5.) 52<br />
Viktor, Präses 51<br />
Viktoriden, die: 56<br />
V<strong>in</strong>delizien 36, 47, 57<br />
V<strong>in</strong>schgau 159<br />
Von Brandis Ortlieb, Bf. 32<br />
Von Harnack Adolf 27,53<br />
Von Hewen He<strong>in</strong>rich v., Bf. 33, 62<br />
Von Knör<strong>in</strong>gen He<strong>in</strong>rich, Bf. 40,44,58<br />
Von Mayerhofer Ulrich, OPraem 29 f.<br />
Von Mont Christian Leonhard 46<br />
Von Mont Ferd<strong>in</strong>and 43<br />
Von Mont Georg 43<br />
Von Montfort He<strong>in</strong>rich, Bf. 44<br />
Von Salis Peter 46<br />
Von Scarpatetti Beat 74<br />
Vorarlberg A44, 51<br />
Wales GB 28<br />
Wallis 52, 56<br />
Walther (10.12.) 42<br />
Weis Nikolaus, Bf. 47<br />
Welser Markus 38, 42-44<br />
Werden [Essen-] D 28 f., 31<br />
Wien A 31<br />
Wilhelm der Grosse (10.2.) 30 f.
Willi Kaspar OSB, Bf. 46, 58<br />
Wittwer Wilhelm OSB 42<br />
Worchester GB 39<br />
York GB 38<br />
Zacharias (24.6./23.9.) 33,35,48<br />
Zanetti Tranquill<strong>in</strong>o 48<br />
Ziegler Paul, Bf. 32 f.<br />
Zilliken Georg 29<br />
Zisterzienser = OCist<br />
Zoller Johannes 43<br />
- 82 -<br />
Zur Beachtung: Diese Abschrift wurde mit Auslassung aller Fussnoten und<br />
Anmerkungen erstellt. Für wissenschaftliche Zwecke, ist unbed<strong>in</strong>gt<br />
das Orig<strong>in</strong>al zu konsultieren.<br />
Internet-Bearbeitung: K. J. Version 02/2012<br />
- - - - - - - -