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1937-Das Volkslied in Graubünden - Burgenverein Untervaz

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Prozession am 11. Juli <strong>in</strong> Disentis), die aus alter Tradition her noch weit verbreiteten<br />

volkstümlichen geistlichen, <strong>in</strong> der Kirche gesungenen Lieder, die Kirchenfeste mit ihrer<br />

traditionellen Teilnahme der höchst orig<strong>in</strong>ellen, e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> der Schweiz ziemlich<br />

verbreiteten, nun aber fast nur noch auf Romanisch- und zum Teil auf Deutsch-<br />

<strong>Graubünden</strong> beschränkten «Knabenschaften» (<strong>in</strong> denen alle unbescholtenen Burschen<br />

der Geme<strong>in</strong>de nach uralten, ernst gehandhabten Regeln und Gesetzen organisiert<br />

waren), St. Nikolaus speziell für die K<strong>in</strong>derweit, für K<strong>in</strong>der und Erwachsene aber das<br />

Weihnachts- und Altjahrabends<strong>in</strong>gen Betätigungen, bei denen das Element des<br />

<strong>Volkslied</strong>es zu se<strong>in</strong>em Recht kommt.<br />

Dabei hat man längst die allzu romantische Theorie aufgegeben, dass das <strong>Volkslied</strong><br />

«aus dem Volke» entsteht, sozusagen als e<strong>in</strong>e spontane Schöpfung der auf dem<br />

Dorfplatz unter der «klassischen» L<strong>in</strong>de oder zu w<strong>in</strong>terlicher Nachtzeit <strong>in</strong> der<br />

heimeligen Sp<strong>in</strong>nstube versammelten Jungmannschaft. Ne<strong>in</strong>, auch das echte <strong>Volkslied</strong><br />

ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Schöpfung, geht von der Phantasie, dem dichterischen Wollen, dem<br />

musikalischen E<strong>in</strong>fall e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelnen aus. Dieser E<strong>in</strong>zelne ist aber nur e<strong>in</strong> Glied e<strong>in</strong>er<br />

grösseren Geme<strong>in</strong>schaft, der Familie, der Geme<strong>in</strong>de, der Dorfe<strong>in</strong>wohnerschaft, der<br />

Talschaft des deutsch-, romanisch- oder italienischsprechenden Landesteiles. Und se<strong>in</strong>e<br />

Schöpfungen - das s<strong>in</strong>d sie - ja, wenn sie auch noch so e<strong>in</strong>fach und schlicht, noch so<br />

laienhaft, ohne bewusstes künstlerisches Handwerkzeug, ja ohne «künstlerische»<br />

Absichten überhaupt entstanden und gehalten s<strong>in</strong>d - kommen nun <strong>in</strong> Kontakt mit dem<br />

«Volke», d. h. mit der naiv empf<strong>in</strong>denden und spontan urteilenden Geme<strong>in</strong>schaft<br />

e<strong>in</strong>facher, der Poesie und der Tonkunst völlig voraussetzungs- und <strong>in</strong> gewissem S<strong>in</strong>ne<br />

auch traditionslos gegenüberstehender Menschen, wie sie namentlich eben `auf dem<br />

Lande, <strong>in</strong> den Bergen, weitab von den Zentren verkehrstechnischer, <strong>in</strong>dustrieller und<br />

städtischer Betriebsamkeit (und den entsprechenden, an sich natürlich ebenso für e<strong>in</strong><br />

gesundes Eigenleben e<strong>in</strong>er Volksgeme<strong>in</strong>schaft unentbehrlichen kulturellen<br />

Ersche<strong>in</strong>ungen) noch anzutreffen s<strong>in</strong>d und sogar <strong>in</strong> den heutigen Zeiten weiterh<strong>in</strong><br />

lebendig erhalten werden können.<br />

So kann man ohne Übertreibung sagen: es gab und es gibt e<strong>in</strong> <strong>Volkslied</strong> <strong>in</strong> <strong>Graubünden</strong>.<br />

Über das vergangene und gewesene <strong>Volkslied</strong> geben uns die alten Chroniken,<br />

literarische Berichte aller Art, die Texte selbst und, glücklicherweise, auch <strong>in</strong> manchen,<br />

wenn auch nicht sehr häufigen Fällen die überlieferten Melodien Auskunft. Mehrere<br />

Jahrhunderte zurück lassen sich die Spuren - wenn es wirklich im wörtlichen S<strong>in</strong>ne des<br />

Ausdruckes oft auch nur eben «Spuren», d. h. spärliche Reste und nicht immer sehr<br />

greifbare Andeutungen s<strong>in</strong>d - des <strong>Volkslied</strong>lebens im Gebiete des heutigen <strong>Graubünden</strong>

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