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Als junge Frau von 16 oder l7Jahren erhangte sich Bhu<br />
ierenden Witwen das Recht versagt, sich selbst zu op<br />
vaneswari Bhaduri im Jabre 1926 in der bescheidenen<br />
fern; die unreine Witwe muss, und zwar offentlich, bis<br />
zurn reinigenden Bad des vierten Tages, wenn sie nicht<br />
Wohnung ihres Vaters im Norden Kalkuttas. Der Selbst<br />
mord gab Ratsel auf, handelte es sich doch, zurnal Bhu<br />
rnehr menstruiert, warten, urn ihr zweifelhaftes Privileg<br />
vaneswari zu dieser Zeit menstruierte, offenkundig nicht<br />
in Anspruch zu nehrnen.<br />
urn einen Fall von unerlaubter Schwangerschaft. Fast em<br />
In dieser Lesart ist der Selbstmord von Bhuvaneswari<br />
Jahrzehnt später fand man heraus, dass sie Mitglied ei<br />
Bhaduri eine unausdrückliche, ad hoc erfolgende, subal<br />
ner der vielen Gruppen war, die in den bewaffneten<br />
terne Weise, den sozialen Text des satj-Selbstrnordes<br />
Kampf für die indische Unabhängigkeit involviert Wa<br />
ebenso urnzuschreiben wie die hegemoniale Darstellung<br />
ren. Schlussendlich war sie mit der Durchfuhrung eines<br />
der lodernden, kämpfenden, familialen Durga. Die auf<br />
bweichungsrnogliChkeite1ener hegemo<br />
politischen Mordes betraut worden. Da sie sich nicht in<br />
tauchenden<br />
der Lage sah, die Aufgabe zu ubernehrnen, und sich doch<br />
nialen Darstellung der kãrnpfenden Mutter sjnd gut<br />
über das praktische Vertrauenserfordernis irn Kiaren<br />
dokurnentiert und durch den Diskurs der männlichen<br />
war, tötete sie sich selbst.<br />
Anführer und Teilnehrner an der UnabhangigkeitSbewe<br />
Bhuvaneswari hatte gewusst, dass ihr Tod als Folge einer<br />
gung im popularen Gedächtnis gut verankert. Die Subal<br />
verbotenen Leidenschaft beurteilt werden würde. Sie<br />
terne als Frau kann nicht gehort oder gelesen werden.<br />
hatte daher auf den Beginn ihrer Menstruation gewartet.<br />
Ich weifg von Bhuvaneswaris Leben und Tod durch Fa<br />
Während sie wartete, schrieb Bhuvaneswari, die<br />
rnilienverbindungen. Bevor ich genauere Nachforschun<br />
brahmacarini, die ohne Zweifel auf em Dasein als gute<br />
gen anstelite, fragte ich eine bengalische Frau, eine Philo<br />
Ehefrau vorausblickte, den sozialen Text des satj-Selbst<br />
sophin und Sanskritologifl, deren frühe intellektuelle<br />
Produktion mit der rneinigen fast identisch ist, ob sie da<br />
mordes vielleicht auf interventionistische Weise urn. (Em<br />
Erklarungsversuch sah ihre unbegreifliche Tat in einer<br />
mit beginnen könne. Zwei Antworten: (a) Warurn bist<br />
moglichen Melancholie begrundet, hervorgerufen durch<br />
du an der ungluckseligen Bhuvaneswari interessiert,<br />
wenn ihre beiden Schwestern, SaiLeswari und Rdseswari,<br />
die wiederholten Sticheleien ihres Schwagers, sie sei zu<br />
so erfüllte und wunderbare Leben geführt haben? (b) Ich<br />
alt, urn noch unverheiratet zu sein.) Sie verailgemeinerte<br />
das sanktionierte Motiv für den weiblichen Selbstrnord,<br />
habe ihre Nichten gefragt. Es scheint, class es sich urn ei<br />
indem sie immense Anstrengungen unternahm, urn<br />
nen Fall von unerlaubter Liebe gehandelt hat.<br />
durch die physiologische Einschreibung ihres Korpers<br />
Ich habe versucht, von der Derrida’schefl Dekonstruk<br />
eine Verschiebung (und nicht nur Verleugnung) der an<br />
tion, die ich nicht als soiche als Ferninismus feiere, Gebranch<br />
zu machen und über sie hinauszugehen. Im Zu<br />
sammenhang der Problematik, die ich behandelt habe,<br />
einen einzelnen Mann gebundenen Gefaagenschaft die<br />
ses Korpers innerhaib der legitimen Leidenschaft zu be<br />
wirken. Im unmittelbaren Kontext geriet ihre Handlung<br />
finde ich seine Morphologie jedoch sehr viel gewissefl<br />
zu etwas Absurdem, zu einem Fall von Delirium und<br />
hafter und brauchbarer als Foucaults und Deleuze’ un<br />
vermittelte, substanzielLe Befasstheit mit klarer >>politi<br />
nicht der geistigen Gesundheit. Die Geste der Verschie<br />
auf die Menstruation zu warten —<br />
närnlich<br />
bung —<br />
die Einladung des Letzteren zurn<br />
ist<br />
etwa<br />
schen>Frau-Werden —,<br />
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