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Der Bildhauer Bernhard Bleeker - OPUS - Universität Augsburg

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Dieses Gesetz gab Staat und Partei nun die vollkommene Kontrolle über sämtliche Beamte,<br />

da jeder von ihnen ohne weiteres entlassen werden konnte, wenn er kein regimekonformes<br />

Verhalten zeigte 253 . <strong>Bleeker</strong> hatte folgenden Eid zu leisten: „Ich schwöre: Ich werde dem<br />

Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, treu und gehorsam sein, die Gesetze<br />

beachten und meine Amtspflichten gewissenhaft erfüllen, so wahr mir Gott helfe“ 254 .<br />

Schon im Jahre 1934 wandelte sich – laut <strong>Bleeker</strong>s eigenen späteren Angaben – sein Bild vom<br />

Nationalsozialismus. In einem Schreiben vom 2. August 1945 an das Wohnungsamt<br />

München 255 , in dem <strong>Bleeker</strong> um die Freigabe seines Hauses, das als „politisch angesehen“ 256<br />

wurde, bittet, äußerte er sich folgendermaßen: „Ich bin zwar 1932 der NSDAP beigetreten<br />

und, wie ich offen zugebe, seinerzeit aus reinem Idealismus. Aber bereits 1934 begann ein<br />

offener Kampf der Partei gegen mich, zunächst veranlaßt durch Frau Trost [sic!] und<br />

weitergeführt vom Gauleiter Wagner. Daß ich seinerzeit nicht verhaftet wurde, ist vielleicht<br />

dem Umstande zuzuschreiben, daß man es vermeiden wollte, allzuviel Aufheben zu erregen.<br />

Meine Arbeit (seit 1934) hatte das Ziel, den Einfluß des Nationalsozialismus auf die Kunst<br />

zurückzudämmen. Um mich unmöglich zu machen und um mich auszuschalten, ging man so<br />

weit, bei mir im Jahre 1936 eine Hausdurchsuchung wegen angeblicher politischer Umtriebe<br />

vorzunehmen, die natürlich ergebnislos verlief 257 . ... Ich glaube, daß nach Prüfung meiner<br />

Tätigkeit von einer Förderung der NSDAP durch mich keine Rede sein kann“. Am Ende<br />

dieses Schreibens folgt eine Bestätigung des Syndikus der Akademie, Josef Bernhart: „Die<br />

Haussuchung wegen „politischer“ Umtriebe erfolgte auf Betreiben des Prof. Adolf Ziegler,<br />

Träger des goldenen Ehrenzeichens der NSDAP“. Es scheint, daß <strong>Bleeker</strong> tatsächlich im<br />

Präsidenten der Reichskammer der bildenden Künste, Adolf Ziegler, einen persönlichen Feind<br />

hatte. So ist auch die Aussage Josef Bernharts, <strong>Bleeker</strong> sei „wiederholt in schwere<br />

Differenzen mit Nazi-Kunstexponenten (Prof. Ziegler, Thorak u.a.) geraten“ 258 , glaubhaft, die<br />

man auf den ersten Blick als „Persilschein“ ansehen könnte.<br />

253 Klaus Hildebrand 1980, S. 5<br />

254 ABK München: Personalakte <strong>Bernhard</strong> <strong>Bleeker</strong>: Eidesleistung, 5. 9. 1934<br />

255 <strong>Bleeker</strong> an das Wohnungsamt München, 2. 8. 1945, in: NL BB: I, B-5<br />

256 ebd. <strong>Bleeker</strong> wehrt sich gegen den Begriff „politisch“, „es sei denn, daß unter „politisch“ mein Kampf mit<br />

den Organen der NSDAP verstanden wird“. In einem Schreiben <strong>Bleeker</strong>s an das Hauptwohnungsamt, datiert<br />

vom 18. 4. 1946, erhebt er Einspruch gegen die Beschlagnahme von Teilen seines Hauses und führt als Grund<br />

für diesen Einspruch unter anderem „meine aktive antinationalsozialistische Stellungnahme, trotzdem ich<br />

Parteigenosse war“ an (NL BB: I, B-5).<br />

257 Wenn bei dieser Hausdurchsuchung Indizien für „politische Umtriebe“ gefunden worden wären, so hätte dies<br />

sicherlich folgenschwere Konsequenzen für <strong>Bleeker</strong> gehabt, mindestens einen Ausschluß aus der Reichskammer<br />

der bildenden Künste, was einem Berufsverbot gleichgekommen wäre.<br />

258 NL BB: I, B-5: Bestätigung der Hochschule der bildenden Künste für das Wohnungsamt München (gez.<br />

Bernhart), 15. 5. 1947. Die Differenzen mit „Thorak u. a.“ konnten nicht nachgewiesen werden. Im Staatsarchiv<br />

153 wird zudem erwähnt: <strong>Bleeker</strong> habe aus Protest gegen die Berufung Zieglers zum Professor an der ABK<br />

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