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Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg

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9<br />

Jerusalem und den Tempel zerstörte, sondern es sind die Könige der<br />

Erde und die Könige der ganzen Welt.“ „Das Tier und mit ihm der<br />

Drache und der Pseudoprophet sind also als geistige, mythischdämonische<br />

Gestalten vom Seher verstanden, die einen<br />

unheimlichen Widerschein zum Wesen Gottes, seines Christus und<br />

seines Geistes bilden.“ 1<br />

Noch einen Schritt weiter geht Cohn 2 , der meint, „es hat vielmehr<br />

den Anschein, als hätte Johannes die Christen ganz bewusst darin<br />

bestärkt, sich als Menschen zu begreifen, die mit der übrigen<br />

Gesellschaft in Konflikt standen.“ 2 Und noch einmal 2 : „Von seiner<br />

Vision besessen, Kirche und Welt ständen in radikaler Gegnerschaft<br />

zueinander…“ So vermag er, vielleicht nicht ironisch, aber<br />

immerhin mit Genugtuung zu resümieren, die „konkreten<br />

Vorhersagen, die der Seher seinen Mitchristen sagen wollte,<br />

erwiesen sich alle als falsch: nicht eines der Ereignisse, die sich um<br />

das Jahr 100 zutragen sollten, trat ein“ 2 .<br />

In dem Aufsatzband 3 zur Passauer Ausstellung meldet sich noch<br />

eine weitere, durch heutige Ideologie gefärbte Deutung: „In der<br />

Apokalypse mit ihrer aufgeladenen Sprache melden sich die<br />

Ohnmächtigen zu Wort, hier sprechen die Machtlosen.“ Und Ellul<br />

fasst lakonisch zusammen: „Alles ist Gnade, das ist die zentrale<br />

Botschaft der Apokalypse.“ 4 Wohingegen Drewermann ebenso<br />

eindeutig meint: „Der Gott der Offenbarung ähnelt eher einem<br />

grausamen Rache- und Würgeengel denn einem Gott des<br />

Erbarmens und der Liebe.“ 5 Um später noch auszuführen,<br />

„historisch-kritisch betrachtet, ist sie ein großartiger Irrtum.“ 5<br />

Welch ein, zum Teil geradezu dissonanter, Chor von<br />

Stellungnahmen und Wertungen. Und wie so oft, bei den meisten,<br />

selbst im Widerspruch noch, ein Körnchen Wahrheit, eine<br />

meisterhaft erahnte Besonderheit, eine glänzende<br />

Formulierungskunst und große wissenschaftliche Begeisterung!<br />

Bedenkt man nun, dass die syrische Kirche die Apokalypse nicht<br />

einmal in ihren Kanon aufgenommen hat, die morgenländischen<br />

Kirchen keine Lesung aus ihr in ihren Liturgien vorsehen, die<br />

Geltung im Corpus Christianum (im Kanon sich niederschlagend)<br />

erst nach Jahrhunderten sich einstellte, und die Reformatoren ihre<br />

zum Teil herbe Ablehnung dieser Schrift sehr deutlich machten, so<br />

ist spürbar, wie dieses Buch eine leidenschaftliche Reaktion immer<br />

wieder und in verschiedenster Weise hervorgerufen hat. Dies und<br />

1 Rissi S. 59<br />

2 Cohn S. 326. 327. 331<br />

3 Hoppe S. 139f<br />

4 Ellul S. 255<br />

5 Drewermann S. 551.585

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