Dokument 1.pdf (16.235 KB) - OPUS - Universität Würzburg
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göttliche Verheißungen stützt“ 1 und der Überzeugung war, Roms<br />
Mythos sei dabei, sich zu erfüllen.<br />
Nimmt man die bereits bekannt gewordene IV. Ekloge Vergils aus<br />
dem Jahre 40 hinzu, wo vom Kind die Rede ist, das Heil und<br />
Frieden bringt, und vom Himmel kommend – Zeus’ erhabener<br />
Same (also ein Gottessohn) – Apollos Herrschaft bringt, den<br />
erwarteten Äon, so kann doch nachempfunden werden, wie<br />
Sehnsucht nach Frieden und Heil sich leicht konzentrieren konnten<br />
auf den einen, den Erben Caesars, der ja in der Tat dann für 100<br />
Jahre Frieden schaffte [31 v. bis 68 n. Chr.]. Kaum verwunderlich,<br />
dass er für einen „Sohn Apolls“ angesehen wurde. 2 Durch<br />
Volksabstimmung wurde er 12 v. Chr. Pontifex maximus<br />
(wiederum in den Fußstapfen Caesars!), 2 v. Chr. erhielt er den<br />
Ehrentitel „Pater patriae“. Mit der Ara Pacis (13-9) zusammen<br />
entstanden überall Altäre, an denen Eide bei seinem Namen<br />
abgelegt wurden, und schließlich (12 n. Chr.) in Gallien und Africa<br />
solche für das Numen Augusti. Seine Genius-Anrufung hatte er<br />
schon früh gestattet, wobei – um der rechten Einschätzung willen –<br />
immer an die „Genialität“ erinnert werden soll, die selbst wir noch<br />
als Worthülse mindestens bewahrt haben. 13 v. Chr. war der<br />
Geniuskult seiner Familie offiziell in den Staatskult übernommen<br />
worden. 3<br />
Sein Tod, 14 n. Chr., und die damit verbundene Konsekration<br />
vollendeten ein Leben, das im Römischen Reich und darüber hinaus<br />
einen ungeheuren Eindruck hinterließ. Kein anderer Kaiser lässt<br />
deutlichere Spuren erkennen. Kein Zufall, dass später „Augustus“<br />
zum Titel der „Ober-Kaiser“ wurde und „Caesar“ eher den<br />
prinzenhaften „Unterkaiser“ bezeichnete – so in der Tetrarchie des<br />
Diokletian besonders anschaulich. Für die Intellektuellen war er der<br />
Retter des Staates, für die Volksmassen der Bringer des Friedens.<br />
Und für die religiöse Entwicklung wurde er, getragen durch die<br />
Begeisterung, die Sehnsucht und Offenheit vieler zum Restaurator,<br />
besser: Reformator der griechisch-römischen Religiosität.<br />
„Es war, als wenn alle religiöse Andacht, deren die absterbende<br />
Religion einer alt gewordenen Kultur noch fähig war, sich der<br />
einzigen, lebendigen und festen Wirklichkeit in der Welt zuwandte:<br />
der Dea Roma und dem divus Augustus, den Mächten, die aus dem<br />
Chaos in der Völkerwelt am Ende der Diadochenzeit wieder Leben<br />
und Ordnung geschafft hatten. Nie haben Staat und Religion, Recht<br />
1 Mannsperger Sp. 2168 f<br />
2 Reiser S. 44<br />
3 Daten bei Lauffer 261ff / großer Ploetz S. 227-229