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„Wahre Geschichte der gräulichen That“

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Mark Büttner/ Gabi Teich: <strong>„Wahre</strong> <strong>Geschichte</strong>“...; © 2005<br />

__________________________________________________________________________________________ 4<br />

Tage in einer Herberge bei einem Juden. Mit diesem geriet er eines Tages in eine Disputation<br />

über das Heilige Sakrament des Leibes und Blutes Jesu Christi. Leo gab dem Wirt von seinen<br />

drei gestohlenen Hostien zwei ab, erklärte, er hätte sie von einem Christen gekauft und reiste<br />

nach Mickelsberg weiter. Der Wirt aber lud an<strong>der</strong>e Juden zu sich ein, um ihnen die Hostien<br />

zu zeigen, die er von Leo bekommen hatte. Gemeinsam wollten sie dann probieren, ob das<br />

Heilige Sakrament <strong>der</strong> Christen Betrüg wäre o<strong>der</strong> nicht. Sie legten die Hostien auf den Tisch,<br />

einer durchstach sie mit dem Messer und sagte: „bistu <strong>der</strong> Christen Gott/ so beweise es.“ Da<br />

floss Blut aus den Hostien auf den Tisch und die Juden erschraken. Gott erzürnte sich,<br />

Donner und Blitz schlugen in das Haus ein. Das Haus brannte ab, <strong>der</strong> Wirt, seine Frau, seine<br />

zwei Kin<strong>der</strong> und auch an<strong>der</strong>e Juden verbrannten mit. Nur drei konnten dem Feuer entrinnen.<br />

Als <strong>der</strong> Stadthalter, <strong>der</strong> außerhalb <strong>der</strong> Stadt in einem Schloss wohnte, das Feuer sah, schickte<br />

er seine Diener in die Stadt. Sie sollten helfen, das Feuer zu löschen. So erfuhr <strong>der</strong><br />

Stadthalter, dass im Haus etliche Juden verbrannt sind, drei aber fliehen konnten. Er ließ die<br />

drei Juden suchen und befragte sie, was geschehen war. Einer erzählte schließlich die ganze<br />

<strong>Geschichte</strong> mit den Hostien und <strong>der</strong> Stadthalter überlegte, wie er die Juden bestrafen könnte.<br />

Er ließ die drei Juden zuerst schinden und danach eine Nacht lang so liegen. Am nächsten<br />

Tag ließ er ihre Füße in Pech sieden und am dritten Tag ließ er sie spießen und an die<br />

Landstraße setzen. Der Text endet in Form eines Appells an die Leser und Hörer des<br />

Flugblattes: Ein je<strong>der</strong> sei durch den beschriebenen Vorfall gewarnt, sich des leichtfertigen<br />

schweren Missbrauchs des göttlichen Namens und <strong>der</strong> heiligen Sakramente zu enthalten.<br />

„Gott verleihe uns semptlichen ein bußfertiges Leben/das wir endlich selig werden/AMEN.“<br />

Intention des Flugblattes:<br />

In dem Flugblatt geht es weniger um die Information über die Geschehnisse an sich, denn<br />

hierbei haben wir es nicht mit Fakten, son<strong>der</strong>n mit Fiktion, nicht mit Tatsachen, son<strong>der</strong>n mit<br />

Glauben, nicht mit Leben, son<strong>der</strong>n mit Legenden zu tun. Es geht in dem Flugblatt einzig um<br />

religiöse Propaganda, was insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Appell an die Leser und Hörer am Ende des<br />

Textes zeigt. Hostienschändungsgeschichten häuften sich immer in Zeiten, in denen Zweifel<br />

an <strong>der</strong> Realpräsenz Christi unter den Gestalten von Brot und Wein aufkamen. Die<br />

Glaubensanfechtung, <strong>der</strong> Zweifel und gar <strong>der</strong> Unglaube sollten durch solche <strong>Geschichte</strong>n von<br />

Hostienwun<strong>der</strong>n wi<strong>der</strong>legt und überwunden werden, wobei die Zweifelnden sowohl Christen,

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