Herleitung des Biot-Savartschen Gesetzes
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<strong>Herleitung</strong> <strong>des</strong> <strong>Biot</strong>-<strong>Savartschen</strong> <strong>Gesetzes</strong><br />
Zur <strong>Herleitung</strong> <strong>des</strong> <strong>Gesetzes</strong> von <strong>Biot</strong> und Savart, mit welchem sich das von einer Stromdichte<br />
⃗J(⃗r ′ ) hervorgerufene Magnetfeld H(⃗r) ⃗ berechnen lässt, wird vom magnetostatischen Fall ausgegangen.<br />
Der Quellpunktvektor ⃗r ′ beschreibt hierbei den Ort <strong>des</strong> Stromes, während der Aufpunktvektor ⃗r den<br />
Beobachtungspunkt kennzeichnet. Für einen in einem Medium fließenden Gleichstrom, d.h. bei zeitlich<br />
konstanter Stromdichte, ist die Zeitableitung <strong>des</strong> elektrischen Verschiebungsfel<strong>des</strong> folglich Null und das<br />
Durchflutungsgesetz der Maxwell-Gleichungen vereinfacht sich somit zu<br />
(<br />
rot H ⃗ = J ⃗ + ∂ D ⃗ )<br />
∂t = 0 (1)<br />
Für die magnetische Induktion ⃗ B = µ ⃗ H führt man nun ein Vektorpotential ⃗ A ein, für das gelten soll<br />
⃗B = rot ⃗ A (2)<br />
div ⃗ A = 0 (3)<br />
Die zweite Bedingung (3) wird dabei als sogenannte Coulomb-Eichung bezeichnet und ist notwendig,<br />
da das Vektorpotential durch (2) nicht eindeutig bestimmt ist und man beispielsweise schreiben kann<br />
mit A ⃗′ = A ⃗ + grad χ ⇒ rot A ⃗′ = rot A ⃗ + rot (grad χ) = rot A<br />
} {{ }<br />
(4)<br />
=0<br />
Im Falle eines homogenen, linearen und isotropen Mediums (also mit µ ≠ µ(⃗r), µ ≠ µ( E, ⃗ H) ⃗ und<br />
der Permeabilität µ als skalarer Materialgröße) leitet sich die Poisson-Gleichung <strong>des</strong> magnetischen<br />
Vektorpotentials aus (1) wie folgt ab<br />
[<br />
]<br />
rot H(⃗r) ⃗ = 1 (rot<br />
µ rot A(⃗r) ⃗ )<br />
= 1 (<br />
grad div A(⃗r)<br />
µ<br />
)<br />
− △ A(⃗r) ⃗<br />
} {{ }<br />
= J(⃗r ⃗ ′ ) (5)<br />
=0<br />
△ ⃗ A(⃗r) = −µ ⃗ J(⃗r ′ ) (6)<br />
Formulierung der Stromdichte mithilfe der Delta-Distribution und Nutzung <strong>des</strong> vom elektrostatischen<br />
Potential bekannten Zusammenhangs (9) 1 führt zur Lösung der Poisson-Gleichung<br />
∫∫∫<br />
△ r A(⃗r) ⃗ = −µ J(⃗r ⃗ ′ ) = − µ J(⃗r ⃗ ′ )δ(⃗r − ⃗r ′ )dV ′ (10)<br />
∫∫∫ ( ) ( ∫∫∫ )<br />
µ ⃗J(⃗r ′ )<br />
µ ⃗J(⃗r<br />
= △ r<br />
4π |⃗r − ⃗r ′ dV ′ ′ )<br />
= △<br />
|<br />
r<br />
4π |⃗r − ⃗r ′ | dV ′ (11)<br />
∫∫∫<br />
⇒ A(⃗r) ⃗<br />
µ ⃗J(⃗r ′ )<br />
=<br />
4π |⃗r − ⃗r ′ | dV ′ (12)<br />
1 Aus dem Coulomb-Integral zur Berechnung <strong>des</strong> Potentials einer Punktladung mit ϱ V (⃗r ′ ) = Q(⃗r ′ )δ(⃗r − ⃗r ′ )<br />
Φ(⃗r) = 1 ZZZ<br />
ϱV (⃗r ′ ZZZ<br />
)<br />
4πε |⃗r − ⃗r ′ | dV ′ = Q(⃗r′ ) δ(⃗r − ⃗r ′ )<br />
4πε |⃗r − ⃗r ′ | dV ′ = Q(⃗r′ )<br />
4πε<br />
1<br />
|⃗r − ⃗r ′ |<br />
und der Poisson-Gleichung <strong>des</strong> elektrostatischen Potentials folgt die Beziehung<br />
„ «<br />
Q(⃗r ′ ) 1<br />
△ r Φ(⃗r) = △ r = − ϱV (⃗r′ )<br />
= − Q(⃗r′ )<br />
δ(⃗r − ⃗r ′ ) (8)<br />
4πε |⃗r − ⃗r ′ |<br />
ε ε<br />
„ «<br />
1 1<br />
△ r = −δ(⃗r − ⃗r ′ ) (9)<br />
4π |⃗r − ⃗r ′ |<br />
(7)<br />
1
Der Index r <strong>des</strong> Laplace-Operators in obigen Gleichungen soll dabei verdeutlichen, dass dieser nur<br />
auf den Vektor ⃗r, nicht jedoch auf ⃗r ′ wirkt. Aus diesem Grund kann auch die Stromdichte ⃗ J(⃗r ′ ) mit in<br />
den Klammerausdruck gezogen und können Integration und Differentiation vertauscht werden.<br />
Nach Definition <strong>des</strong> Vektorpotentials (2) gelangt man durch Bilden der Rotation von (12) schließlich<br />
zu einem Ausdruck für die magnetische Induktion, wobei die Vektordifferentialoperationen wiederum<br />
nur auf ⃗r wirken und entsprechend indiziert sind.<br />
∫∫∫<br />
⃗B(⃗r) = rot r A(⃗r) ⃗<br />
µ =<br />
4π<br />
rot r<br />
( ⃗J(⃗r ′ )<br />
|⃗r − ⃗r ′ |<br />
)<br />
dV ′ (15)<br />
= µ ∫∫∫<br />
4π<br />
⃗J(⃗r ′ ) ×<br />
⃗r − ⃗r′<br />
|⃗r − ⃗r ′ | 3 dV ′ (13)<br />
Letzterer Rechenschritt beinhaltet die Anwendung der Produktregel 2 zur Auflösung <strong>des</strong> Klammerterms.<br />
Im resultierenden Ausdruck entfällt dabei der erste Summand, da die Stromdichte nicht vom<br />
Aufpunktvektor ⃗r abhängig ist.<br />
( ) ⃗J(⃗r ′ )<br />
rot r<br />
|⃗r−⃗r ′ |<br />
= rot r<br />
⃗ J(⃗r ′ )<br />
} {{ }<br />
=⃗0<br />
( )<br />
)<br />
1<br />
|⃗r−⃗r ′ | − J(⃗r ⃗ 1<br />
′ ) × grad r<br />
|⃗r−⃗r ′ = −J(⃗r |<br />
⃗ ′ ) ×<br />
(− ⃗r−⃗r′<br />
|⃗r−⃗r ′ | 3<br />
Mit der Materialgleichung B(⃗r) ⃗ = µ H(⃗r) ⃗ erhält man letztlich das <strong>Biot</strong>-Savartsche Gesetz für die<br />
magnetische Feldstärke in seiner allgemeinen Form<br />
⃗H(⃗r) = 1 ∫∫∫<br />
J(⃗r ⃗ ′ ⃗r − ⃗r′<br />
) ×<br />
4π<br />
|⃗r − ⃗r ′ | 3 dV ′ (16)<br />
V ′<br />
Hieraus lassen sich weiterhin Formulierungen für die Spezialfälle einer Flächenstromdichte bzw. eines<br />
stromdurchflossenen Linienleiters ableiten. In ersterem Fall kann die zweidimensional verteilte Stromdichte<br />
J ⃗ F (⃗r ′ ) mithilfe der Delta-Distribution als Volumenstromdichte J(⃗r ⃗ ′ ) ausgedrückt werden, sodass<br />
anstelle <strong>des</strong> Volumenintegrals lediglich die Integration über die Quellfläche A ′ verbleibt. Es ist dann<br />
⃗H(⃗r) = 1<br />
4π<br />
∫∫<br />
A ′ ⃗ JF (⃗r ′ ) ×<br />
(15)<br />
⃗r − ⃗r′<br />
|⃗r − ⃗r ′ | 3 dA′ (17)<br />
Für einen dünnen Linienleiter mit konstantem Strom I = ∫∫ J(⃗r ⃗ ′ )dA ⃗ ergibt sich durch Integration<br />
über die Querschnittsfläche A <strong>des</strong> Leiters dagegen der Ausdruck<br />
⃗H(⃗r) = I ∮<br />
d⃗r ′ × (⃗r − ⃗r ′ )<br />
4π |⃗r − ⃗r ′ | 3 (18)<br />
C<br />
d.h. es ist das Kurvenintegral über den geschlossenen Leiterweg C zu lösen, welcher durch den Quellpunktvektor<br />
⃗r ′ beschrieben wird.<br />
2 Sei Φ ein Skalarfeld und F ⃗ ein Vektorfeld. Dann gilt die Beziehung<br />
“<br />
rot ΦF<br />
⃗ ”<br />
= Φ rot F ⃗ + grad Φ × F ⃗ = Φ rot F ⃗ − F ⃗ × grad Φ (14)<br />
2