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Gadamer vor Heidegger Es ist unzweifelhaft, daß die Begegnung ...

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Hartmanns Festhalten an dem Rahmen der Erkenntn<strong>ist</strong>heorie einer scharfen<br />

Kritik zu unterziehen. Schon das Festhalten an den Begriffen des Subjekts und<br />

des Objekts sei bereits symptomatisch für Hartmanns Mangel an<br />

Phänomenologie und dessen Rückfall in <strong>die</strong> Tradition, von der er sich doch zu<br />

emanzipieren versprach: “Aber so wie Hartmann <strong>die</strong> Frage ansetzt: wie<br />

kommt das Subjekt zu seinem Objekt? (auf <strong>die</strong>se Fragestruktur läßt sich <strong>die</strong><br />

Hartmannsche ‘Phänomenologie’ bringen), <strong>ist</strong> der Boden des Phänomens<br />

eigentlich verlassen oder besser: noch gar nicht gewonnen.” 101<br />

Das Wort “hermeneutisch” fällt noch nicht in der Hartmannrezension<br />

von 1923/24, aber es dürfte klar geworden sein, <strong>daß</strong> <strong>Gadamer</strong> bereits unter der<br />

Wirkung der Hermeneutik <strong>Heidegger</strong>s, aber auch Diltheys, 102 als er seinen<br />

ersten Aufsatz veröffentlichte. In <strong>Heidegger</strong> hatte er <strong>die</strong> Antwort auf den ihn<br />

seit Jahren zerreißenden Zwiespalt von Wissenschaft und Lebenswelt<br />

gefunden. Diese Wende trug <strong>Heidegger</strong> unter dem Titel einer Hermeneutik der<br />

Faktizität <strong>vor</strong>. Die Karriere der Hermeneutik hatte nur angefangen.<br />

7. Schluß: <strong>Heidegger</strong>s Keimsanstoß<br />

Als Hans-Georg <strong>Gadamer</strong> 1951 in <strong>die</strong> Heidelberger Akademie der<br />

Wissenschaften gewählt wurde, hielt er eine der Selbst<strong>vor</strong>stellung <strong>die</strong>nende<br />

Ansprache über “Die Philosophie in den letzten dreißig Jahren”, <strong>die</strong> mit den<br />

Sätzen anhob: “Bis zum ersten Weltkrieg war <strong>die</strong> Philosophie des<br />

Neukantianismus auf den deutschen Kathedern beherrschend. Aber gerade <strong>die</strong><br />

enge philosophische Orientierung am ‘Faktum der Wissenschaft’, <strong>die</strong> ihm<br />

seine Weltgeltung erwarb, wurde am Ende als eine Verkürzung der Aufgaben<br />

der Philosophie bewußt. Denn <strong>die</strong> Katastrophe des ersten Weltkrieges hatte<br />

ein Kulturbewußtsein erschüttert, das vom Fortschritt der Wissenschaften<br />

getragen, in einer allgemeinen, <strong>die</strong> Kategorien der Natur und Geschichte<br />

umfassenden Logik begründet war. Die Philosophie des Lebens, von<br />

Nietzsche, Dilthey, Bergson dem transzendentalen Idealismus<br />

101 Ebd., 349.<br />

102 <strong>Gadamer</strong> richtet nämlich auch gegen Hartmann (ebd., 356) Dilthey berühmtes Wort, “in<br />

den Adern des erkennenden Subjekts, das Locke, Hume und Kant konstruierten, rinnt nicht<br />

wirkliches Blut, sondern der verdünnte Saft von Vernunft als bloßer Denktätigkeit”.<br />

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