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ter:<br />

14<br />

Pauken, <strong>de</strong>r Katarrh einer alten Prinzeßin, und die Geburt eines<br />

jungen Grafen wer<strong>de</strong>n manch mal so weitläuftig, wie Polychrest<br />

Pillen, und mit so festlichem Pombe beschrieben: daß <strong>de</strong>r betäubte<br />

Leser, wenn er nicht gerüttelt wird, seine ganze Aufmerksamkeit<br />

bei diesen Artikeln erschöpft, und nachher keine mer auf solche<br />

übrig hat, wo kurz und gut einer neuen Commerz— o<strong>de</strong>r<br />

Finanz—Verordnung Erwänung geschieht; die in weniger als Einem<br />

Menschen Alter Land und Leute umschaffen wird ...<br />

Wir Studirte lachen über Bauren, wenn sie etwas aus <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong><br />

mit Heftigkeit behaupten, weils gedruckt dasteht. Aber wie oft<br />

hört man studirte Leute eine Nachricht mit warmer Teilnemung<br />

erzälen, und hart und fest glauben, einzig und allein aus <strong>de</strong>m<br />

Grun<strong>de</strong>, weil sie in <strong>de</strong>r Zeitung gestan<strong>de</strong>n hat?<br />

Und 1913?<br />

* * *<br />

ORIGINALBERICHTE<br />

<strong>de</strong>s Neuen Wiener Journals.<br />

Die Statthalterin, die Köchin, <strong>de</strong>r Hofschauspieler und die Fabriksarbei-<br />

In einem Hause in <strong>de</strong>r Mollardgasse in Gumpendorf gab's am<br />

Tage <strong>de</strong>s Weihnachtsfestes fröhliche Aufregung <strong>de</strong>r Bewohner<br />

und <strong>de</strong>r in einer Fabrik im Hause beschäftigten Arbeiter. Etwas<br />

Auffälliges war zu sehen. Vor <strong>de</strong>m Tore hatte ein Auto haltgemacht,<br />

<strong>de</strong>m eine stattliche, vornehme, schöne Frau entstiegen<br />

war, gefolgt von einer feinen Mädchengestalt. Und die zwei Damen<br />

hatten durch <strong>de</strong>n Diener einen mitgebrachten Christbaum<br />

unter ihrem persönlichen Geleite die Treppe hinauf in die Wohnung<br />

einer da mit ihren sieben Kin<strong>de</strong>rn leben<strong>de</strong>n schlichten Frau<br />

bringen lassen, <strong>de</strong>r Frau Dehm, die freilich in ihrer Art eine<br />

Künstlerin ist, eine Köchkünstlerin, eine <strong>de</strong>r stillen Pflegerinnen<br />

<strong>de</strong>s Ruhmes <strong>de</strong>r Wiener Küche und <strong>de</strong>s »Wiener Geschmackes«.<br />

Sie ist sogar auf ihrem Gebiete gewissermaßen eine Wiener Lokalfigur<br />

gewor<strong>de</strong>n ... hat dann in <strong>de</strong>r Küche <strong>de</strong>s »Zigeunerbaron«—<br />

Librettisten Ignatz Schnitzer gewaltet ... Gegenwärtig ist sie im<br />

Haushalt <strong>de</strong>s Statthalters, Exzellenz Baron Bienerth, tätig … sie<br />

hat schon manche Schülerinnen ausgebil<strong>de</strong>t, darunter die Tochter<br />

<strong>de</strong>s verstorbenen Hofschauspielers Konrad Loewe, die <strong>de</strong>r Künstler,<br />

ein zärtlicher Familienvater, im letzten Jahre seines Lebens,<br />

wie in vorahnen<strong>de</strong>r Fürsorge, allerlei gediegenen praktischen Unterricht<br />

nehmen ließ, um sie auf feste Füße zu stellen. Er scheute<br />

<strong>de</strong>shalb auch die Kosten nicht, Frau Dehm zu Lehrstun<strong>de</strong>n ins<br />

Haus kommen zu lassen ... Die Insassen und die Fabriksarbeiter<br />

scharten sich am Tore zusammen, und Baronin Bienerth konnte<br />

das Haus mit <strong>de</strong>m angenehmen Bewußtsein verlassen, nicht bloß<br />

<strong>de</strong>r einen Familie, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r ganzen Inwohnerschaft eine angenehme<br />

Überraschung gebracht zu haben.<br />

Züge aus <strong>de</strong>m Leben <strong>de</strong>s Ehepaars Kloß:<br />

Kurz vor ihrer Verheiratung, noch zur Zeit als sie im Elternhause<br />

in Saybusch weilte, tat Erzherzogin Eleonore, die gegenwärtige

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