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chin zum 80. Geburtstag«. Viertens: »Erzherzog Rainer auf einem Ritt im Einödtal<br />
spricht einen Winzer an«. Fünftens: »Der Erzherzog verteilt Prämien an<br />
verdiente Sicherheitswachmänner«. Sechstens: »Erzherzog Rainer in einer<br />
Wachstube bei einer Hilfeleistung <strong>de</strong>r Rettungsgesellschaft.« Siebentens:<br />
»Eine Ovation auf <strong>de</strong>m Naschmarkt.« Das Tagblatt aber sagt, <strong>de</strong>r Erzherzog<br />
habe stets seinen Weg zu <strong>de</strong>n Sternen genommen. Die Wahrheit liegt wie immer<br />
wohl auch hier in <strong>de</strong>r Mitte, aber gewiß nicht in <strong>de</strong>n Erinnerungen <strong>de</strong>r<br />
Feodorowna Ries, die einmal die Absicht geäußert hat, nach <strong>de</strong>m Lido zu gehen,<br />
worauf <strong>de</strong>r Erzherzog gesagt habe: »Ja, das ist eine vortreffliche Wahl.<br />
Wenn man nach <strong>de</strong>m Sü<strong>de</strong>n gehen kann, ist es vielleicht wirklich besser, nicht<br />
nach <strong>de</strong>m Nor<strong>de</strong>n zu gehen ...« Es ist hun<strong>de</strong>rt Reklamenotizen gegen eine zu<br />
wetten, daß <strong>de</strong>r Erzherzog das nicht gesagt hat. Bitte an Hinterbliebene:<br />
Wäre es <strong>de</strong>nn nicht möglich, die Erinnerung an jene, die leise waren, schweigend<br />
zu begehen? Kann <strong>de</strong>r Freiherr v. Sommaruga nicht still ge<strong>de</strong>nken, daß<br />
die Sympathien <strong>de</strong>s Erzherzogs Rainer für <strong>de</strong>n vierten Bezirk so weit gingen,<br />
daß er Medikamente gewöhnlich nicht aus <strong>de</strong>r Hofapotheke, son<strong>de</strong>rn aus einer<br />
Privatapotheke auf <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>n besorgen ließ? Wo steht es <strong>de</strong>nn geschrieben,<br />
daß es geschrieben stehen muß? Gegen die Denkmäler <strong>de</strong>s Extrablatts<br />
ist ja nichts zu machen. Aber <strong>de</strong>r Text sollte vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Tote Privatleute<br />
lehnen Kränze ab. Es sollte Feuilletonablösungsspen<strong>de</strong>n für wohltätige<br />
Zwecke geben, und wenn die Ries »statt einer Erinnerung an Erzherzog Rainer«<br />
gar eine Ausstellung nicht beschicken wollte, dann wäre <strong>de</strong>r Pietät Genüge<br />
getan, und ich wäre wie<strong>de</strong>r gut.<br />
* * *<br />
ICH HAB'S WIEDER ERRATEN<br />
» … ich leugne nicht, daß er gut beobachtet, aber nur Erzherzoge.«<br />
»Sehn Sie, gera<strong>de</strong> das war sein Debüt. Er hat über Johann<br />
Orth geschrieben.« »Was Sie nicht sagen — hat er geschrieben,<br />
daß Johann Orth etwas Brausen<strong>de</strong>s gehabt hat und einen<br />
Unband?« »Soweit ich mich erinner, ja.« »Von mit aus, soll er — ;<br />
aber das eine möcht ich ihm nicht raten, daß er in diesem Blatt<br />
vom Tumult eines Lebens spricht!«<br />
Hat ihn schon:<br />
… nachsinnend in das Antlitz <strong>de</strong>s Erzherzogs Rainer geschaut,<br />
welch ein Tumult <strong>de</strong>r Erinnerungen … Zeit <strong>de</strong>r Frische und <strong>de</strong>s<br />
Brausens ...<br />
* * *<br />
NIZAMI PASCHA LÄSST IHNEN SAGEN<br />
» … Im Interesse <strong>de</strong>s europäischen Frie<strong>de</strong>ns sollten die Mächte in<br />
Sofia einen Druck ausüben, damit man dort etwas nachgibt. Überhaupt<br />
wird man in Bezug auf <strong>de</strong>n Balkanfrie<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n man erwartet,<br />
noch so manche Überraschung erleben. Ich bitte Sie, <strong>de</strong>n Lesern<br />
<strong>de</strong>r 'Neuen Freien Presse', <strong>de</strong>ren überaus eifriger Leser ich<br />
bin, <strong>de</strong>utlich zu sagen, daß die Türkei ehrlich <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n will … «<br />
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