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sich behalten hatte. Jakob hatte es immer gesagt, ihr loses Mundwerk wür<strong>de</strong> sie eines Tages noch<br />
umbringen. Sie hatte immer über seine Worte gelacht, doch heute begriff sie, daß sie gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Tod<br />
entronnen war.<br />
Ihre zittrige Stimme konnte kaum die räumliche Distanz zu ihm überwin<strong>de</strong>n und doch verstand er ihre<br />
Worte:<br />
"Verzeihet, wir wer<strong>de</strong>n unser loses Mundwerk zügeln und kein Sterbenswort <strong>de</strong>ssen was ihr<br />
uns gesagt habt, wird jemals unsere Lippen verlassen. Das schwören wir beim Leben unserer<br />
Mutter..."<br />
"So sei es und nun lasset uns schauen, ob wir noch ein Mahl bekommen. So <strong>de</strong>nn die Wirtin<br />
unser Benehmen am Abend vergessen habe und gewillt ist, uns gegen Bezahlung noch ein<br />
Mahl zu kre<strong>de</strong>nzen." Der Frem<strong>de</strong> setzte sich wie<strong>de</strong>r in Bewegung und Ellie folgte im zögernd.<br />
Eigentlich sollte sie jetzt in <strong>de</strong>r Nacht entschwin<strong>de</strong>n und sich ihres armseligen Lebens freuen, doch<br />
ihre Neugier<strong>de</strong> war größer <strong>de</strong>nn ihre Furcht. Sie hatte ja wohl ziemlich nahe an <strong>de</strong>r Wahrheit gelegen,<br />
als sie ihn fragte, was er hier tue. Der Frem<strong>de</strong> führte was im Schil<strong>de</strong> und Ellie ahnte, daß seine<br />
Anwesenheit in dieser Stadt kein Zufall war...<br />
Doch ihre Gedanken wur<strong>de</strong>n unterbrochen, als <strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong> die Tür <strong>de</strong>r Schenke "zum Gemäuer"<br />
aufstieß und <strong>de</strong>n Schankraum betrat. Sie folgte ihm wie ein Schatten und huschte durch die schwere<br />
Tür, bevor diese vom Wind zugeschlagen wur<strong>de</strong>.<br />
Die raue Stimme <strong>de</strong>r Wirtin verhieß nichts Gutes.<br />
"Da schau an, <strong>de</strong>r Herr gehet wann er will, <strong>de</strong>r Herr kommet wann es ihm zupass erscheinet. So<br />
<strong>de</strong>nn saget an, womit kann unser armseliges Haus euch diesesmal dienen? Ein fürstliches Mal<br />
mit fünf Gängen? O<strong>de</strong>r wollet ihr lieber ein Faß <strong>de</strong>s besten Weines?"<br />
Ellie spürte wie die Stimmung in <strong>de</strong>r Schänke eisig wur<strong>de</strong>, doch bevor <strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong> was erwi<strong>de</strong>rn<br />
konnte, ergriff <strong>de</strong>r Hausherr das Wort.<br />
“So lasset ein in Gottes Namen, werte Kira. Ihr vergrault mir noch die Gäste.“ sprach Rota ben<br />
Wyko auf die Wirtin ein. Er Stand immer noch an <strong>de</strong>r Theke, mit <strong>de</strong>m Rücken zum Eingang. “Mein<br />
Herr,“ sprach die Wirten das erste Mal in einer flehen<strong>de</strong>r und zynischer Sprache zu Wyko, “<strong>de</strong>r<br />
Taugenichts kam her, wollt …“ „Schweigt und bringet ihm was er Euch vorträgt.“ viel er Kira ins<br />
Wort. Voller Wut schluckt die Wirtin das ihr aufgetragene und schweigend schaut sie die wi<strong>de</strong>rneuen<br />
Gäste an um <strong>de</strong>ren Wünsche zu erfüllen.<br />
„Er ist nah, spürt es <strong>de</strong>nn keiner! Er ist nah! Riecht doch seinen fauligen Atem, schmeckt<br />
seinen Bro<strong>de</strong>m! Er naht … er naht!“ Sprach die Alte mit verzehrtem Gesicht. Ihr Rabe flog in <strong>de</strong>r<br />
Schankstube hin und her. „Schweigt“ fuhr <strong>de</strong>r Hausherr die Frau mit <strong>de</strong>m Kopftuch von <strong>de</strong>r Seite an.<br />
„Schweigt o<strong>de</strong>r ihr fliegt hochkantig raus.“ Der Rabe lan<strong>de</strong>te auf <strong>de</strong>m Kronleuchter aus einem<br />
Wagenrad und verharrte dort wie auch die Alte Frau still blieb. Doch sie schaute sich das Mädchen<br />
genau an, das sich hinter <strong>de</strong>m Frem<strong>de</strong>n verstecken wollte. Eine trügerische Ruhe, wie es sich bald<br />
zeigen wür<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> durch Rota ben Wyko unterbrochen. “Sind wir hier auf einer Trauerfeier o<strong>de</strong>r<br />
wie. Spielmann möge er Musizieren und uns mit lieblichen Gesängen aus <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong><br />
aufheitern.“ Er drehte sich soweit um das er immer noch kein Blick zur Tür fallen gelassen hatte aber<br />
doch <strong>de</strong>n Sänger sah. Mit <strong>de</strong>r rechten Hand zückt er ein Silbertaler aus seinem Beutel und schnippte<br />
ihn zum Spielmann zu. Dieser fängt ihn elegant auf und prüfte ihn mit einem Bisstest. Kurze darauf<br />
war <strong>de</strong>r Raum mit Gesang und Fie<strong>de</strong>lmusik erfüllt.<br />
Der Frem<strong>de</strong> war froh <strong>de</strong>r unheilvollen Situation so glimpflich entronnen zu sein und schnell nahmen<br />
sie bei<strong>de</strong> an einem freien Tisch Platz, nicht ohne zuvor noch zwei große Teller Suppe und zwei<br />
Humpen Bier bei <strong>de</strong>r verärgerten Wirtin zu verlangen. Der Frem<strong>de</strong> fürchtete zwar, daß die Wirtin die<br />
Suppe noch auf ihre Art garnieren wür<strong>de</strong>, doch er verbiß sich eine böse Bemerkung.<br />
Ellie war schon lange nicht mehr an einem Ort gewesen, an <strong>de</strong>m ein Spielmann aufspielte und in ihren<br />
Beinen juckte es, aufzuspringen und zu tanzen. Doch irgendwie spürte sie eine eigenartige Stimmung<br />
an diesem Ort und sie unterdrückte ihr Verlangen.<br />
Der Frem<strong>de</strong> hatte sich suchend im Raum umgeblickt und dann enttäuscht die Luft ausgestoßen. Nun<br />
musterte er neugierig <strong>de</strong>n Hausherrn. Vor allem <strong>de</strong>ssen seltsame Rüstung erregte seine Neugier.<br />
Doch es ward besser nicht noch mehr Leute auf sich aufmerksam zu machen. Seine jugendliche<br />
Begleiterin hatte schon einige Gäste zu spöttischen Kommentaren veranlasst...<br />
Justament in diesem Moment, da sich die Stimmung gera<strong>de</strong> etwas entspannte, wur<strong>de</strong> die Tür<br />
aufgestoßen und ein Trupp <strong>de</strong>r Stadtwache betrat schwerbewaffnet <strong>de</strong>n Schankraum.<br />
"Werte Leut, wir sind auf <strong>de</strong>r Such nach einem Halbling. Er habe mit seiner Streitaxt einen<br />
Händler erschlagen, ihn gar schrecklichst verunstaltet und sein Hab und Gut geraubt. Er wur<strong>de</strong><br />
von einem Bürger dieser Stadt bei seiner schändlichen Tat beobachtet. Er soll zuvor in diesem<br />
Wirtshaus sich aufgehalten haben. So saget an, kann jemand ein Hinweis geben, wo sich