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Gerhard Leithäuser - www-user

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XIV<br />

Es gibt im Lande K eine relativ freie Presse, die sicher hin und wieder von<br />

der Politik eingeschränkt wird. Über Themen wie Korruption wird offener<br />

gesprochen als zu Hause. Pressefreiheit ist nicht garantiert, was auch<br />

immer in den Verfassungen stehen mag. Wie manches Andere in einer<br />

Demokratie muss sie jeden Tag aufs Neue erkämpft werden. In der Heimat<br />

ist der Kampf wohl fürs Erste verloren. Pressefreiheit ist verwirklicht. In<br />

den frühen Phasen des bürgerlichen Kampfes gegen den Absolutismus war<br />

Pressefreiheit ein Mittel, Meinungsvielfalt zu verwirklichen. Über die<br />

Debatten in den Gazetten sollte die Wahrheit sichtbar werden und an die<br />

Stelle der Hofberichterstattung treten. Heute ist Pressefreiheit die Freiheit<br />

von Pressezaren und Medienmogulen ihre Meinung als die einzig wahre<br />

erscheinen zu lassen. Darf man Dialektik dazu sagen? Zahlreiche Knechte<br />

dienen weltweit den Herrschern über die Medien und leisten<br />

Überzeugungsarbeit. Die Scheren in ihren Köpfen klappern wie beim<br />

Friseur. Am Ende des Prozesses wieder Hofberichterstattung! Im Lande K<br />

dagegen leben Journalisten gefährlich und verdienen viel weniger als ihre<br />

angepassten Kollegen in Deutschland.<br />

XV<br />

Unser Tourist liest jeden Tag die Zeitung: The Nation. Das kann nur<br />

bedeuten, dass dieses Land keine Nation ist aber gern eine wäre. Zur Zeit<br />

ist Korruption in der Politik das große Thema. Der Internationale<br />

Währungsfonds hat die Verabschiedung eines Gesetzes zur Bekämpfung<br />

der Korruption zur Vorraussetzung weitere Kreditauszahlungen gemacht.<br />

Es ist schon einmal einen Ausschuss eingesetzt worden, der diese Aufgabe<br />

übernehmen sollte. Die Honorare waren ungeheuer hoch. Das aber muss so<br />

sein, sagt sich der Ökonom, damit nicht die falschen Anreize gesetzt<br />

werden. Den Vorsitz hatte ein Archäologe, der schon manchen<br />

menschlichen Knochen zum Sprechen gebracht hat. Das<br />

Verfassungsgericht – auch das gibt es im Lande K – hat diesem Spuk ein<br />

Ende gemacht. – Der internationale Währungsfonds macht einen zweiten<br />

Anlauf. Das Gesicht muss gewahrt werden, für alle. Die zweite Version<br />

war sanfter als die erste. Amnestie für alle Korruptionsvergehen, die länger<br />

als vier Jahre zurückliegen. Immunität für alle Politiker und Mitglieder des<br />

öffentlichen Dienstes im Ruhestand. Der Generalstaatsanwalt hat die<br />

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