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Gerhard Leithäuser - www-user

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XVII<br />

Ein theoretisierender Marktradikaler wie der devisenbringende Tourist<br />

kann das Glück nicht fassen. Im Lande K regeln die Märkte fast alles,<br />

allerdings auf besondere und zuweilen überraschende Weise. Die<br />

öffentlichen Institutionen, die ähnliche Namen tragen wie in<br />

Großbritannien, sind von der zersetzenden und alles durchdringenden Kraft<br />

der Märkte von innen ausgehöhlt. Sie sind leere Hülsen, in die die<br />

Versprechungen und Hoffnungen der bürgerlichen Gesellschaft eingraviert<br />

sind. Märkte haben die Macht in allen Bereichen der Gesellschaft<br />

übernommen. Doch Märkte funktionieren hierzulande offenbar anders als<br />

zu Hause. Das banale Ergebnis ist ein stabiles Ungleichgewicht, das<br />

unterhalb des allgemeinen Gleichgewichts liegt. Ein dauerhaftes Nash-<br />

Ungleichgewicht eben i.e. eine spieltheoretische Lösung, in der beide<br />

Partner schlechter wegkommen, weil sie einander misstrauen und sich<br />

deshalb zu keiner Koordination ihrer Strategien zusammenfinden können.<br />

Der Staat, der die Märkte zu regulieren hätte, ist von extralegalen<br />

Gewaltverhältnissen durchsetzt und nahezu funktionsunfähig geworden.<br />

Staat und Markt blockieren sich wechselseitig im Lande K. Alte Formen<br />

sektoraler Arbeitsmärkte, die im europäischen Absolutismus die Regel<br />

waren, haben sich im Lande K spontan entwickelt. Der Ämterkauf ist bei<br />

hoher Arbeitslosigkeit weit verbreitet. Richter, deren Gehälter eher gering<br />

sind, rollen in hochherrschaftlichen Karossen. „Why take a lawyer if you<br />

can buy a judge?” ironisierte da einer auf einem Badge. Nicht lange. Ein<br />

schönes Beispiel für den touristischen Marktwirtschaftler ist der<br />

Arbeitsmarkt. Der ist im Lande K völlig unreguliert. Die<br />

Analphabetenquote liegt bei nur rd. 21%. Das ist wenig im Vergleich zu<br />

den Nachbarländern. Die Arbeitswilligkeit ist bei fehlender<br />

Arbeitslosenversicherung und fehlender Sozialhilfe grenzenlos. Alter- und<br />

Gesundheitsvorsorge ist nur privat möglich. Ein Abiturient mit guter<br />

Beherrschung von Standardsoftware ist froh, wenn er einen Job in einem<br />

Geschäft als Aushilfskraft findet. Verdienst rd. 100 DM. Ja, im Lande K ist<br />

jeder Arbeitswillige bereit zu den angebotetenen Marktlöhnen Arbeit<br />

anzunehmen, auch wenn die Löhne extrem niedrig sind und kaum an das<br />

physische Existenzminimum heranreichen. Daran sollten sich gewisse<br />

Deutsche mal ein Beispiel nehmen. Aber warum ist dann die<br />

Arbeitslosigkeit so hoch? – Das ist doch klar! Das wissen wir doch aus<br />

Deutschland! Die Löhne sind zu hoch!! Die Löhne im Lande K sind immer<br />

noch zu hoch!!! Wie weit müssen sie denn noch sinken? Auch das weiß<br />

unsere deutscher Ökonom von der Kieler Schule, der seinen Giersch intus<br />

hat. Solange bis Vollbeschäftigung erreicht ist!!!!<br />

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