Dissertation Ludwig Weigl
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29<br />
setzt, in denen die Amerikaner eine Reihe multilateraler Verpflichtungen von den<br />
Europäern für sich forderten 70 .<br />
In den Bedingungen, die die diplomatischen Vertreter der acht Signatarstaaten der<br />
NATO, die Rüstungshilfe beantragt hatten, am 3. November 1949 in den USA als<br />
Entwürfe zu den entsprechenden Abkommen überreicht bekamen, hieß es, die<br />
Empfangsländer müssten sich verpflichten:<br />
„a) die von Amerika erhaltenen, militärischen Hilfeleistungen und Materialien<br />
zur Verwirklichung der Ziele und Zwecke des Atlantikpaktes<br />
zu verwenden, d.h. im Kriegsfall die jetzt in Ausarbeitung begriffenen<br />
strategischen Pläne zu befolgen; b) das erhaltene Material nicht ohne<br />
Zustimmung weiter zu verkaufen oder an eine andere Nation weiterzugeben;<br />
c) wenn immer möglich, den Vereinigten Staaten ihrerseits<br />
Hilfe zukommen zu lassen.” 71<br />
Es ist zumindest verwunderlich, daß die Amerikaner in dieser stringenten Form die<br />
Verpflichtungen auf die Einhaltung gemeinsamer strategischer Pläne forderten,<br />
deren Durchführung doch ohnehin ein eigentlich selbstverständlicher Teil der ge-<br />
genseitigen Bündnisverpflichtungen sein sollte. Gründe dafür ergaben sich aus<br />
dem Wortlaut des ersten strategischen Plans der NATO.<br />
Am 10. Oktober 1949 erstellte die Ständige Gruppe einen ersten Strategieentwurf<br />
(SG/I) mit dem Titel: „Das strategische Konzept zur Verteidigung des nordatlanti-<br />
schen Raumes”, der dann mit den Anmerkungen der Stabschefs der Mitglieder-<br />
staaten der Gruppe als MC 3 am 19. Oktober 1949 dem Militärausschuss vorge-<br />
legt wurde. Nach geringfügigen Änderungen wurde das Dokument mit dem Kenn-<br />
zeichen MC 3/1 und MC 3/2 am 19. bzw. 28. November 1949 verteilt.<br />
Am 29. November 1949 leitete der Militärausschuss daßelbe Dokument mit der<br />
neuen Kennzeichnung DC 6 dem Verteidigungsausschuss zu, der mit einer Ver-<br />
änderung das Dokument billigte und am 1. Dezember 1949 unter der Kennziffer<br />
DC 6/1 veröffentlichte.<br />
Da sich der Verteidigungsausschuss aus den Verteidigungsministern der Bündnis-<br />
staaten zusammensetzte, war DC 6/1 damit das erste Strategiedokument der NA-<br />
TO, das auf ministerieller Ebene gebilligt worden war 72 .<br />
70<br />
Kaplan, Lawrence S.: Amerika und die Bündnisverstrickungen 1949 - 1956, S. 10<br />
71<br />
Keesing, Band 1949/50, S. 2123 H<br />
72<br />
Pedlow, Gregory, W., Chief, Historical Office Supreme Headquarters Allied Powers Europe (Editor):The<br />
evolution of NATO Strategy 1949-1969, in: Nato Strategy Documents 1949-1969 SHAPE<br />
1997, S. XI - XIII. Alle weiteren Texte oder Textausgaben zu Strategiedokumenten der NATO bis<br />
1989 werden dieser Veröffentlichung entnommen, nachfolgend aufgeführt unter der Abkürzung: „<br />
NATO Strat Doc 1997”)