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Erfolg_Ausgabe Nr. 5 - Juni 2011

Die Zeitung "Erfolg" ist offizielles Organ des Schweizerischen KMU Verbandes

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ERFOLG Schweizerischer KMU Verband <strong>Ausgabe</strong> 5 <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong><br />

9<br />

Dürfen E-Mailadressen für einen Newsletter verwendet werden,<br />

wenn man diese durch ein «Empfehlungstool» von Dritter Hand<br />

erhalten hat?<br />

Newsletter zählen heutzutage zum festen<br />

Bestandteil der Unternehmenskommunikation.<br />

Firmen nutzen sie, um Stamm- und potentielle<br />

Neukunden über die eigenen Produkte<br />

und Dienstleistungen zu informieren.<br />

Für den Versand verwenden sie teilweise<br />

auch von Dritten, z.B. von Empfehlungstools,<br />

erworbene E-Mailadressen. Dabei<br />

müssen sie die rechtlichen Bestimmungen<br />

in den Bereichen des Datenschutzes sowie<br />

des unlauteren Wettbewerbs befolgen.<br />

Stammen E-Mailadressen vom Anbieter eines<br />

Empfehlungstools, darf man sie nach<br />

Datenschutzgesetz (DSG) nur verwenden,<br />

wenn sie rechtmässig beschafft wurden.<br />

Dies ist dann der Fall, wenn der User des<br />

Tools klar über die Einzelheiten der Datenbearbeitung<br />

informiert wurde und er ihr in<br />

der Folge freiwillig zugestimmt hat. Er hat<br />

insbesondere das Recht, den Zweck der Bearbeitung<br />

zu kennen und zu erfahren, an<br />

wen seine Angaben weitergegeben werden.<br />

Eine unrechtmässige Datenbeschaffung liegt<br />

dann vor, wenn das «Empfehlungstool» die<br />

Adressen beispielsweise durch Täuschung,<br />

Arglist oder Hacking erlangt hat.<br />

Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB)<br />

können insofern als gültige Einwilligung dienen,<br />

wenn für den Inhaber der E-Mailadresse<br />

daraus hervor geht, welche Art von Newsletter<br />

ihm zugeschickt werden und von wem.<br />

In der Praxis ist die Formulierung von gültigen<br />

AGB oft eine schwierige Gratwanderung.<br />

Werden sie zu weit gefasst, können<br />

sie nicht als Basis für gültige Einwilligung<br />

Anzeigen<br />

dienen, da die betroffene Person nicht einschätzen<br />

kann, in was sie einwilligt. Werden<br />

die Klauseln zu eng gefasst, decken sie unter<br />

Umständen nur die Weitergabe an bestimmte<br />

Personen zu einem bestimmten Zweck ab.<br />

Keine Zustimmung in die Zusendung eines<br />

Newsletters stellt die Publikation der eigenen<br />

Adresse im Internet dar. Ebenso wenig<br />

kann die Übergabe einer Visitenkarte, wo<br />

die E-Mailadresse vermerkt ist, oder der Vermerk<br />

auf einem Briefkopf als gültige Einwilligung<br />

angesehen werden.<br />

In der Praxis sollte sich das Unternehmen<br />

vom «Empfehlungstool» (vertraglich) zusichern<br />

lassen, dass die E‑Mailadressen rechtmässig<br />

beschafft wurden und dass der<br />

E‑Mailadressen Inhaber damit einverstanden<br />

ist, von Dritten Newsletter zu erhalten.<br />

Auch die Bestimmungen zur Massenwerbung<br />

beachten<br />

Für den Versand von Newslettern stellt sich<br />

daneben auch die Frage, inwiefern diese einen<br />

Massenversand bzw. «Spam» darstellen,<br />

was gegen das Bundesgesetz über den unlauteren<br />

Wettbewerb (UWG) verstossen<br />

könnte. «Spamming» ist der automatisierte<br />

Versand von elektronischen Nachrichten an<br />

eine Vielzahl von Empfängern ohne deren<br />

Einwilligung. Der Absender solcher Werbebotschaften<br />

oder Newsletter wird als «Spammer»<br />

bezeichnet. Eine zahlenmässige Grenze<br />

für Massenwerbung ist nicht festgelegt.<br />

Wenn mit einem Versand mehrere Empfänger<br />

erreicht werden, kann das schon als<br />

Massenwerbung gelten. Die Bestimmungen<br />

des UWG sind in der Praxis deshalb von<br />

<br />

Bedeutung, weil Verstösse gegen diese Bestimmung<br />

nicht nur zivilrechtlich sondern<br />

auch strafrechtlich geahndet werden können.<br />

Um nicht mit ihm in Konflikt zu geraten,<br />

sollten Firmen beim Senden von Newslettern<br />

deshalb folgendes beachten:<br />

1. Newsletter darf man nur dann verschicken,<br />

wenn der Empfänger ihrem Erhalt zuvor,<br />

d.h. vor dem ersten Versand, und ausdrücklich<br />

zugestimmt hat (Opt-In-Lösung).<br />

2. Der Absender der Werbung muss sich eindeutig<br />

zu erkennen geben. Er muss seine<br />

Adresse korrekt angeben und darf seine<br />

Identität nicht hinter falschen oder unvollständigen<br />

Angaben verstecken.<br />

3. In jeder Werbemitteilung muss es der Absender<br />

den Empfängern ermöglichen,<br />

weitere Werbesendungen einfach und<br />

kostenlos abzubestellen (Opt-Out).<br />

Nicht zu vergessen ist schliesslich, dass beim<br />

Versand die E-Mailadressen im Empfängerfeld<br />

«An» oder im Feld «CC» für alle Mitempfänger<br />

sichtbar sind, was nach Datenschutzrecht<br />

unzulässig ist. Deshalb sollte<br />

man die Adressen ins Feld für Blindkopien<br />

«BCC» eintragen.<br />

Kosmas Tsiraktsopoulos<br />

Leiter der Einheit 1<br />

(Datenschutz im Privatbereich) beim<br />

Eidgenössischen Datenschutz- und<br />

Öffentlichkeitsbeauftragten<br />

Feldeggweg 1<br />

3003 Bern<br />

www.derbeauftragte.ch

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