09.10.2013 Aufrufe

Download Teil 1 - AIDS-Hilfe Stuttgart eV

Download Teil 1 - AIDS-Hilfe Stuttgart eV

Download Teil 1 - AIDS-Hilfe Stuttgart eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

NACHLESE<br />

Welt-<strong>AIDS</strong>-Tag 2003<br />

GESUNDHEITSREFORM<br />

Wer bezahlt die Gesundheit,<br />

wer profitiert von der Krankheit?<br />

WOMAN - BODY - POWER<br />

Das kraftvolle Fitnesstraining<br />

„Laura“ in den Gemeinderat


An nachfolgend aufgeführten Einrichtungen, Arztpraxen, Kinos und Gastronomiebetrieben wird RAINBOW<br />

verteilt und öffentlich ausgelegt (Stand: Nov. 2003)<br />

Ackermann´s<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>-<strong>Stuttgart</strong> e.V.<br />

<strong>AIDS</strong>-Seelsorge der Evangelischen Landeskirche in<br />

Württemberg<br />

<strong>AIDS</strong>-Beratungsstelle der Evangelischen Gesellschaft <strong>Stuttgart</strong><br />

e.V. (eva)<br />

Alte Münze<br />

Atelier am Bollwerk<br />

Binokel<br />

Boots<br />

Das Bistro<br />

Dr. med. Hans Martin Ebert<br />

Dr. med. Matschinski, Frank<br />

Gemeinschaftspraxis<br />

Schwabstrasse 57, Gemeinschaftspraxis<br />

Dr. med. Ulmer, Albrecht<br />

Café Künstlerbund<br />

Café le théatre<br />

Calwer Eck Bräu<br />

Club Comix<br />

Die Brücke e.V. (Petrus Ceelen)<br />

Eagle<br />

E.D.K.<br />

Erlkönig, Buchladen<br />

Finkennest<br />

Café Flair<br />

Gaytunnel (Röhre)<br />

Gesundheitsamt der Stadt <strong>Stuttgart</strong><br />

Café Graf Eberhard<br />

House of Boys<br />

Blue Box<br />

Insider Video<br />

Jakobstube<br />

Café Jenseitz<br />

Jugendhaus Mitte<br />

Kings Club<br />

Kommunales Kino<br />

KH M8<br />

Magnus<br />

Merlin<br />

Monroes<br />

Olympus Club (Sauna)<br />

Palast der Republik<br />

Rat-Rat<br />

Reinsburg Apotheke<br />

Rosenau<br />

Café Sarah<br />

U-Apotheke<br />

Viva (Sauna)<br />

Weissenburg (Schwul-lesbisches Zentrum, <strong>Stuttgart</strong>)<br />

Zadu<br />

Apotheke 55<br />

Wall Street Institute<br />

Westend Apotheke<br />

Info-Stand Königsstraße<br />

Hier liegt ein Überweisungsauftrag an die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> bei.<br />

Sollte er bereits fehlen, überweisen Sie Ihre Spende bitte auf das<br />

Konto 2669944 bei der LBBW <strong>Stuttgart</strong>, BLZ 60050101<br />

Liebe Freundinnen und Freunde,<br />

ein für die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e. V.<br />

anstrengendes Jahr hat geendet:<br />

Die gemeinsamen Anstrengungen, die<br />

finanziellen Untiefen zu verlassen, zeigen<br />

langsam Wirkung. An dieser Stelle nochmals<br />

ein großes „Danke“ an alle Freunde<br />

und Unterstützer, die uns im Überlebenskampf<br />

zur Seite standen. Dieses<br />

„Danke“ gilt auch unseren Hauptamtlern,<br />

die erhebliche finanzielle Einbußen zu<br />

beklagen hatten und ein großes „Sorry“<br />

an unsere Klienten, wenn unsere finanziellen<br />

Mittel nicht immer eine 100 %<br />

Versorgung gewährleisten konnten.<br />

EDITORIAL 3<br />

Ein neues Jahr hat begonnen:<br />

Die Gesundheitsreform, Renten und<br />

Arbeitspolitik gefährden schon heute<br />

direkt oder indirekt das Leben vieler<br />

Betroffener. Wie schon beim Welt-<strong>AIDS</strong>-<br />

Tag thematisiert, werden die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n<br />

zukünftig wieder mehr gefordert sein, in<br />

Deutschland die Interessen Betroffener<br />

zu schützen.<br />

In diesem Sinne: Packen wir´s an!<br />

Für den Vorstand<br />

der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

Günter Trugenberger


INHALT<br />

AUS DER <strong>AIDS</strong>-HILFE<br />

Spende Siemens 6<br />

Wanted Nachwuchs Ehrenamt 7<br />

Öffentlichkeitsarbeit Nikolausaktion 30<br />

Weihnachtsfest für Positive 31<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> auf dem Weihnachtsmarkt 32<br />

Rock for Life 32<br />

ZIVI gesucht! 56<br />

LEBEN MIT HIV<br />

Presseinformation<br />

Altersicherung für HIV-Positive 9<br />

Das 1x1 der Laborwerte <strong>Teil</strong> 3 15<br />

<strong>AIDS</strong> – die Waffe aus dem Genlabor? 18<br />

POLITIK<br />

Agenda 2010 11<br />

Deutsche <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> Fachtag 14<br />

Stellungnahme „Kälbling“ 53<br />

Protestaktion zum Familiensonntag<br />

der Katolischen Kirche 54<br />

DROGEN<br />

Stoned Again 34<br />

TITELTHEMEN<br />

MAGAZIN<br />

Kino im Kopf 36<br />

Gaymovies 38<br />

<strong>AIDS</strong> GLOBAL<br />

HIV in Osteuropa 13<br />

<strong>AIDS</strong> in Afrika 40<br />

Aktionsbündnis gegen <strong>AIDS</strong> 42<br />

A Victory for People... 44<br />

TERMINE<br />

<strong>AIDS</strong> und Spiritualität 61<br />

Mitgliederversammlung 62<br />

Posithive Kochgruppe der AHS 62<br />

„Nacht der Solidarität“ 62<br />

EVA 63<br />

22 47 59 10<br />

Nachlese<br />

WELT-<strong>AIDS</strong>-TAG 2003<br />

Gesundheitsreform Woman-Body-Power Laura in den<br />

Gemeinderat<br />

Das nächste RAINBOW<br />

erscheint<br />

Ende Juni 2004<br />

Redaktionsschluss für Ausgabe 49<br />

29.04.2004<br />

Impressum 5<br />

Herausgeber: <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>-<strong>Stuttgart</strong> e.V. (AHS)<br />

Hölderlinplatz 5 | 70193 <strong>Stuttgart</strong><br />

E-Mail: rainbow@aidshilfe-stuttgart.de<br />

Geschäftsführer: Andreas Hauling (V.i.S.d.P.)<br />

Vorstand: Tina Hartmann | Dieter Reinhart | Günter Trugenberger<br />

Redaktion:<br />

Ralf Bogen | Nina Botzenhart | Sven Deutschländer<br />

Bella Erlich-Trugenberger | Rosemarie Hampejs<br />

Harald Mayer | Rainer Seybold | Günter Trugenberger<br />

Dietmar Wagner | Gerhard Wahl<br />

Layout: Marc Hoffmann | Harald Mayer<br />

Anzeigenbetreuung: Jürgen Frank<br />

Bildquelle: www.photocase.de (Titel, Seite 32,52,54,61)<br />

RAINBOW erscheint 3 Mal jährlich und wird den Mitgliedern<br />

der AHS kostenfrei zugesandt.<br />

RAINBOW erhebt keinen Anspruch auf vollständige Widergabe und<br />

Dokumentation des Diskussionsprozesses innerhalb der <strong>AIDS</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong>-<strong>Stuttgart</strong> e.V. sowie zu medizinischen wie gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen von HIV und <strong>AIDS</strong>.<br />

RAINBOW versteht sich als Forum, HIV und <strong>AIDS</strong> in seiner lokalen<br />

wie globalen Dimension aufzuzeigen. Die Immunschwächekrankheit<br />

wirkt unserer Ansicht nach in alle gesellschaftlichen Bereiche hinein<br />

und hat soziale wie politische Auswirkungen. RAINBOW will hier<br />

Informieren, zur Diskussion anregen und zur <strong>Teil</strong>nahme auffordern<br />

HIV und <strong>AIDS</strong> aus der Verdrängung herauszuholen und in der<br />

Öffentlichkeit zu thematisieren. Daher geben die Beiträge in erster<br />

Linie die Meinung des Verfassers wieder und sind als <strong>Teil</strong> des<br />

Diskussionsprozesses zu verstehen. RAINBOW gibt nicht die offizielle<br />

Position der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>-<strong>Stuttgart</strong> e.V. wieder.<br />

RAINBOW finanziert sich vollständig aus den Einnahmen der abgedruckten<br />

Werbung. Wir danken allen dieses Engagement, ohne das<br />

RAINBOW nicht erscheinen könnte.<br />

Die RAINBOW-Redaktion behält sich vor, eingereichte Artikel<br />

zu kürzen oder abzuweisen. Beiträge bitte als Word-Datei (.doc) per<br />

e-mail: rainbow@aidshilfe-stuttgart.de einreichen und nach<br />

Möglichkeit Fotomaterial (Auflösung 300dpi, als jpg) mitsenden.<br />

Für eingereichte Fotos und Manuskripte übernimmt die Redaktion<br />

keine Gewähr.


6 AUS DER <strong>AIDS</strong>HILFE<br />

Gemeinsame Presseerklärung<br />

der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. und<br />

der Siemens AG<br />

Seit 1985 engagiert sich die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V.<br />

für Menschen, die von HIV/<strong>AIDS</strong> betroffen sind, leistet<br />

Beratungs- und Betreuungsarbeit, gibt <strong>Hilfe</strong> zur<br />

Selbsthilfe und bietet Präventionsarbeit an verschiedenen<br />

Stellen. Und kämpft gegen Ausgrenzung und<br />

Diskriminierung mit Aufklärung zum Thema HIV/<strong>AIDS</strong>,<br />

um unbegründete Ängste und Vorurteile abzubauen.<br />

Aufgrund moderner Therapiemöglichkeiten ist in weiten<br />

<strong>Teil</strong>en der Bevölkerung der Eindruck erweckt worden,<br />

<strong>AIDS</strong> sei zu einer chronischen Krankheit geworden,<br />

behandelbar, kontrollierbar. <strong>AIDS</strong> hat seinen<br />

Schrecken verloren, nicht zuletzt auch durch die unzureichende<br />

Präsenz in den Medien.<br />

Eine gefährliche Mischung , wie die Entwicklung der<br />

Neuinfektionen zeigt. Wir erkennen keinen echten<br />

Rückgang bei Neuinfektionen, sie haben sich auf<br />

hohem Niveau eingependelt, d. h. es ist hier bisher<br />

keine Besserung der Situation eingetreten. Besonders<br />

der Anteil der Frauen bei Neuinfektionen steigt stetig<br />

an und beläuft sich heute auf nahezu 24 % der<br />

Neuinfektionen. In der Altersgruppe der 15 – 19- jährigen<br />

halten sich Männer und Frauen auf hohem Niveau<br />

die Waage.<br />

Dies ist für die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. ein deutliches<br />

Signal, die bisherigen Aktivitäten und Bemühungen in<br />

der Prävention zu verstärken und noch intensiver als<br />

bisher Aufklärungs- und Präventionsarbeit zu leisten.<br />

Krankenkassen und Rentenversicherer ziehen sich<br />

zunehmend aus ihrer<br />

Verantwortung zurück<br />

und verweigern<br />

entgegen ihrem gesundheitspolitischen<br />

Auftrag Unterstützungsleistungen<br />

für<br />

Präventionsarbeit.<br />

Vor diesem Hintergrund<br />

freut sich die<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

e.V. umso mehr,<br />

dass sich ein namhaftes<br />

Unternehmen<br />

zur Pressekonferenz am 14.11.2003<br />

im Turmforum im Hauptbahnhof <strong>Stuttgart</strong><br />

wie die Siemens AG, Niederlassung <strong>Stuttgart</strong> und ihre<br />

Führungskräfte ihrer gesundheitspolitischen Verantwortung<br />

gegenüber ihren Mitmenschen und Mitarbeitern<br />

bewusst werden und bereits im elften Jahr der<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. ihre wertvolle Unterstützung<br />

zuwenden. Für die Spende in Höhe von 10.000 Euro<br />

bedankt sich die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. herzlich<br />

bei der Siemens AG und ihren Mitabeitern.<br />

„Die Förderung sozialer Anliegen hat bei Siemens eine<br />

lange Tradition und sie ist auch in unserem Leitbild verankert.<br />

Wir verstehen uns als <strong>Teil</strong> der Gesellschaft und<br />

als solcher können wir uns nicht vor den gesellschaftlichen<br />

Problemen verschließen. Und <strong>AIDS</strong> ist nach wie<br />

vor ein solches Problem, auch wenn die Krankheit<br />

durch die besseren Therapien für viele Menschen an<br />

Schrecken verloren hat“, so Klaus Freytag, Sprecher<br />

der Niederlassung <strong>Stuttgart</strong> der Siemens AG.<br />

Durch den Spendenbeitrag kann die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> die Präventionsarbeit an Schulen und anderen<br />

Bildungseinrichtungen fortführen und ausbauen.<br />

Unsere Zukunft, die Träger der künftigen Gesellschaft,<br />

die heutigen Kinder, Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen können im Rahmen von Präventionsveranstaltungen<br />

für das Thema HIV/<strong>AIDS</strong> aufgeklärt<br />

werden und so vor den nach wie vor tödlichen<br />

Gefahren von HIV/<strong>AIDS</strong> geschützt werden. „Das<br />

Bewusstsein für die Themen Ansteckungsrisiken und<br />

Schutzmaßnahmen<br />

kann nicht früh<br />

genug sensibilisiert<br />

werden. Daher begrüßen<br />

wir die Entscheidung<br />

der <strong>AIDS</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong>, die Spende<br />

speziell für die Präventionsarbeit<br />

an<br />

Schulen einzusetzen“,<br />

so Freytag.<br />

v.l.n.r.:<br />

Klaus Freytag, Sprecher der Niederlassung <strong>Stuttgart</strong> der Siemens AG<br />

Andreas Hauling, Geschäftsführer der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V.<br />

Günter Trugenberger, Mitglied des Vorstands der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V<br />

Nachwuchs fürs Ehrenamt<br />

gesucht<br />

Das<br />

Ehrenamt hat in der<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. eine lange Tradition<br />

und war immer ein wichtiger Stützpfeiler unserer Arbeit für<br />

Betroffene und der Information der Öffentlichkeit zum Thema HIV/<strong>AIDS</strong>.<br />

An die Arbeit der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n werden immer höhere Maßstäbe in Bezug auf Leistung, Qualität<br />

und Flexibilität angesetzt. Die Anforderungen, die an <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n durch Geld- und Gesetzgeber<br />

gestellt werden steigen stetig.<br />

Die Auswirkungen der Gesundheitsreform und knappe öffentliche Kassen zeigen hier ebenfalls Wirkung.<br />

Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wollen wir unseren Stamm an ehrenamtlichen Mitarbeitern<br />

verstärken und suchen Menschen, die sich für die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. und somit auch für Betroffene einsetzen<br />

wollen.<br />

Unsere Gruppe Öffentlichkeitsarbeit braucht dringend Verstärkung. Wenn Ihr Lust habt, Euch einzubringen,<br />

an Informationsveranstaltungen teilzunehmen, Menschen über HIV/<strong>AIDS</strong> aufzuklären, Spenden für die AHS<br />

zu sammeln oder an anderen öffentlichen Veranstaltungen mitzuhelfen, dann meldet Euch.<br />

Kontakt über die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V.,<br />

Stefan Lücke 0711-224690 oder per email an stefan.luecke@aidshilfe-stuttgart.de<br />

Die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. ruft eine neue ehrenamtliche Gruppe<br />

ins Leben – die Handwerker-Gruppe.<br />

Ziel der neuen Gruppe ist die Unterstützung der AHS in handwerklichen Dingen. Die<br />

Instandhaltung der Räume der AHS, insbesondere aber unseres Projekts<br />

„Betreutes Wohnen“ in Bad Cannstadt, in dem wir Betroffenen seit über 10<br />

Jahren eine neue Heimat geben, war und ist kostenintensiv. Ein Großteil der<br />

Kosten werden verschlungen durch vergleichsweise hohe Stundensätze der<br />

gewerblichen Handwerker.<br />

Hier wollen wir mit Eurer Unterstützung Geld sparen,<br />

welches dann wieder Betroffenen zugute kommen<br />

kann.<br />

Wenn Ihr handwerklich geschickt seid, idealerweise<br />

Erfahrung in den Bereichen Sanitär, Elektro und/oder<br />

Malerarbeiten mitbringt, freuen wir uns auf Eure Kontaktaufnahme.<br />

Interessenten melden sich bitte bei Jürgen Frank, Telefon 0711-2268374


Altersvorsorge: Das Thema der Stunde<br />

Frei, gesund und sicher – so möchten die meisten<br />

Menschen auch in Zukunft leben. Eine private<br />

Altersvorsorge hilft, diese Wünsche für<br />

später zu erfüllen. Träume und Ziele gibt es in<br />

jedem Lebensalter. Gut, wenn daraus Wirklichkeit<br />

werden kann. Und für die Versorgung im<br />

Alter – auch wenn das jetzt noch in weiter Ferne<br />

liegt – lohnt es sich, frühzeitig etwas „zur Seite“<br />

zu legen. Je eher man beginnt, desto niedriger<br />

der Aufwand.<br />

Niemand weiß heute, was die Zukunft bringt.<br />

Und manchmal kommt der Gedanke: Was ist,<br />

wenn mir etwas passiert und mein Partner kurzfristig<br />

finanzielle Engpässe überwinden muss?<br />

Lebensversicherung ohne Gesundheitsfragen<br />

Oft ist der Abschluss eines Lebensversicherungsvertrags<br />

aufgrund gesundheitlicher<br />

Umstände nicht oder nicht mehr möglich. Nun<br />

bieten einige Versicherer die Möglichkeit einer<br />

Lebensversicherung ohne Gesundheitsfragen.<br />

Dabei kann man entscheiden zwischen lebenslanger<br />

Rente oder einer einmaligen steuerfreien<br />

Kapitalauszahlung und hat so zum Auszahlungszeitpunkt<br />

alle Möglichkeiten, die<br />

Leistung aus der Lebensversicherung ohne<br />

Gesundheitsfragen so zu verwenden wie es am<br />

besten passt.<br />

Außerdem besteht garantierter Todesfallschutz<br />

während der gesamten Versicherungsdauer.<br />

Sollte der Todesfall innerhalb der ersten 3<br />

Versicherungsjahre eintreten, erhält der<br />

Hinterbliebene die eingezahlten Beiträge aus<br />

der Lebensversicherung zurück. Danach erhält<br />

er die volle vereinbarte Leistung für den<br />

Todesfall.<br />

Beginnen kann man eine solche Altersvorsorge<br />

mit Hinterliebenabsicherung bereits mit einer<br />

Sparleistung von 1EUR pro Tag - und das immer<br />

ohne Gesundheitsprüfung!<br />

LEBEN MIT HIV 9<br />

P R E S S E I N F O R M A T I O N<br />

von Alexander Rüther, Finanzberater, My Way <strong>Stuttgart</strong><br />

Termin:<br />

Altersicherung für HIV-Positive und<br />

Angehörige<br />

Am 28.04.2004 findet in der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> e.V. eine Informationsveranstaltung<br />

zum Thema „Alterssicherung für HIV-Positive<br />

und Angehörige“ statt.<br />

Rererent:<br />

Alexander Rüther, Finanzberater, My Way<br />

<strong>Stuttgart</strong>, www.myway.info<br />

Ort: <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V.,<br />

Hölderlinplatz 5, 70193 <strong>Stuttgart</strong><br />

Beginn: 19:00 Uhr<br />

Anmeldung: Anmeldeschluss 21.04.2004<br />

Tel: 0711-22 46 90<br />

Fax: 0711-22 46 99 9<br />

(Bei hoher <strong>Teil</strong>nehmerzahl wird den angemeldeten<br />

<strong>Teil</strong>nehmern kurzfristig ein neuer<br />

Veranstaltungsort bekannt gegeben.)


10 POLITIK<br />

Für die Community in<br />

den Gemeinderat<br />

an tritt wohl niemandem auf die<br />

Zehen, wenn man Laura Halding-<br />

Hoppenheit als prominenteste und<br />

beliebteste Vertreterin der Gay<br />

Community in <strong>Stuttgart</strong> und weit über die<br />

Stadtgrenzen hinaus bezeichnet.<br />

Seit über 20 Jahren sind ihre Läden<br />

„Kings Club“ und „Lauras Club“ und nun<br />

auch das „Boots“ für Schwule und<br />

Lesben Zufluchtsort, Heimat oder einfach<br />

ein Raum, in dem sie ungestört ihre<br />

Identität finden und leben können. Dass<br />

Schwule und Lesben heute wenigstens<br />

in <strong>Stuttgart</strong> mit großen Schritten auf die<br />

Mitte der Gesellschaft zusteuern, das ist<br />

auch Lauras Verdienst.<br />

Als dann in den 80er Jahren <strong>AIDS</strong> auftauchte,<br />

da war Laura von Anfang an für<br />

die Betroffenen da und ist es bis heute: in<br />

ihren Läden, in Gremien, auf Kongressen<br />

und in den Medien. Die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> hat Laura besonders viel zu verdanken.<br />

Sie hat durch alle ups und vor<br />

allem durch die zahlreichen downs zu<br />

uns gehalten. Und ohne sie hätten wir es<br />

vielleicht nicht auf den heutigen Tag<br />

geschafft.<br />

Ehrenmitgliedschaft und Landespositivenpreis<br />

sind da nicht viel mehr als ein<br />

feuchter Händedruck.<br />

Nur konsequent und wenn man es sich<br />

genau überlegt, längst überfällig ist<br />

Lauras Entschluss, aus ihrer politischen<br />

Arbeit nun aktive Stadtpolitik machen zu<br />

wollen und dazu in diesem Jahr für den<br />

Gemeinderat zu kandidieren. Sie tut dies<br />

als parteilose Kandidatin, denn, so<br />

Laura,: „Ich will Politik für Schwule und Lesben<br />

machen und dazu brauche ich keine Partei.“<br />

Die Mitarbeiter und der Vorstand der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> e.V. drücken ihr für ihre Kandidatur alle<br />

verfügbaren Daumen!<br />

Tina Hartmann<br />

Agenda 2010 – erst der Anfang?<br />

Die Umverteilung von unten nach oben stoppen –<br />

Europaweite Aktionstage am 2. und 3. April 2004<br />

Viele fragen sich, was noch alles auf uns zukommt:<br />

• mit immer kleineren Stammbelegschaften soll<br />

mehr produziert werden;<br />

• Belegschaften sehen sich mit einem Abbau<br />

von Arbeits- und Ausbildungsplätzen und<br />

Verschlechterungen aller Art konfrontiert<br />

(z.B. Kürzungen von Weihnachts- und<br />

Urlaubsgeld, Überstunden ohne Bezahlung,<br />

Lohn- und Gehaltsenkungen);<br />

• wesentlich geringere Arbeitslosenhilfe wegen<br />

verschärfter Anrechnung von Einkommen und<br />

Vermögen,<br />

• 10 Euro Zwangsgebühr beim ersten Arzt- und<br />

beim ersten Zahnarztbesuch im Quartal und<br />

erhöhte Medikamentenzuzahlungen;<br />

• Studiengebühren;<br />

• Rente für alle ab dem 1952er Jahrgang erst<br />

ab dem 65. Lebensjahr<br />

– und einige Jugendliche fragen sich, ob sie<br />

wohl – sofern sie Arbeit haben - bis 70 arbeiten<br />

müssen und wie dann wohl ihre Rente einmal<br />

aussehen wird.<br />

Dabei hat die Schröder-Fischer-Regierung<br />

bereits angekündigt, dass die Agenda 2010 erst<br />

der Anfang war. Eine weitere Umverteilung<br />

zugunsten der großen Konzerne und Banken<br />

soll durch die Beseitigung der paritätischen<br />

Finanzierung der Sozialversicherungen angestrebt<br />

und Stück für Stück realisiert werden.<br />

Nur noch der sog. „kleine“ Mann bzw. die „kleine“<br />

Frau soll zahlen.<br />

Zur Rechtfertigung muss gebetsmühlenartig<br />

die „Überalterung“ der Gesellschaft herhalten.<br />

Die Produktivität der arbeitenden Bevölkerung<br />

ist jedoch seit 1991 um 66,5 Prozent gestiegen,<br />

die der Arbeiter in der Elektro- und<br />

Metallindustrie sogar um 116 Prozent. In die-<br />

POLITIK 11<br />

sem Zeitraum stieg aber die Zahl der<br />

Rentnerinnen und Rentner nur um 1,2 Prozent.<br />

Mit den in der modernen Produktion geschaffenen<br />

Reichtum wäre es überhaupt kein Problem,<br />

die Kranken und Alten bestens mitzuversorgen.<br />

(siehe hierzu auch „Agenda 2010 Deutschland<br />

bewegt sich – aber wohin?“ Broschüre von verdi,<br />

Produktivität schlägt Demografie S.8/9, online:<br />

www.aktionstag.verdie.de).<br />

Wer sich für die Hintergründe dieser Politik<br />

interessiert, dem sei das Buch „Götterdämmerung<br />

über der neuen Weltordnung“ von<br />

Stefan Engel empfohlen (Essen 2003,<br />

577 Seiten, 27 EUR, ISBN 3-88021-340-2).<br />

Fortsetzung auf Seite 12


12 POLITIK<br />

Es zeigt fundiert auf, dass einzig der private<br />

Besitz an Produktionsmitteln verhindert, dass<br />

die enorm gewachsene Produktivität den breitesten<br />

Massen der Menschen zugute kommt.<br />

Immer gigantischere Reichtümer ballen sich in<br />

den Händen des Spitzenmanagements einer<br />

immer geringer werdenden Zahl von derzeit 500<br />

internationalen Unternehmen und Banken<br />

zusammen. Der Autor nennt diese aufgrund<br />

ihrer weltmarktbeherrschenden Position „Übermonopole“.<br />

„Fressen oder gefressen werden“ –<br />

so lautet die Devise ihrer gegenseitigen<br />

Vernichtungsschlachten auf dem kapitalistischen<br />

Weltmarkt, die immer größere Summen<br />

verschlingen. Diese sollen zunehmend über<br />

den Staat und die Kommunen aufgebracht werden.<br />

Und zwar völlig unabhängig davon, ob nun<br />

die SPD/Grünen oder ob die CDU/CSU/FDP an<br />

der Regierung ist. Der Staat – nicht nur in<br />

Deutschland – wird immer mehr zum Dienstleister<br />

dieser Multis – von wegen Sozialstaat!<br />

Die AGENDA 2010 und weitere Umverteilungspläne<br />

haben bei sehr vielen Menschen den<br />

Gedanken an den Kampf um ihre Lebens- und<br />

Arbeitsbedingungen entstehen lassen. Und sie<br />

sind bereit dazu. Am 1.11.2003 haben in Berlin<br />

über hundertausend Menschen gegen den<br />

Sozialabbau demonstriert. Von <strong>Stuttgart</strong> fuhren<br />

über 30 Busse nach Berlin. Und es geht weiter.<br />

Trotz weitgehendem Medienboykott versammelten<br />

sich am 17./18. Januar 2004 circa 500<br />

Vertreterinnen und Vertreter zahlreicher sozialer<br />

Bewegungen, Gewerkschaften sowie von<br />

Selbsthilfegruppen und Wohlfahrtsverbänden<br />

aus dem ganzen Land, um über die<br />

Perspektiven ihres Protestes zu beraten. In der<br />

verabschiedeten Abschlussresolution heißt es:<br />

„Die große Koalition in Berlin hat die Agenda<br />

2010 beschlossen. Wir lehnen sie ab. Weitere<br />

Verschlechterungen sind bereits angekündigt.<br />

Wir wollen und werden sie nicht hinnehmen.“<br />

Die <strong>Teil</strong>nehmer begrüßen die Initiative des<br />

Europäischen Sozialforums und die geplanten<br />

europaweiten Protestaktionen des Europäischen<br />

und Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />

am 2. und 3. April 2004.<br />

Sie treten ein für:<br />

• eine einheitliche, bedarfsdeckende Krankenversicherung<br />

für alle;<br />

• die Rücknahme der Gewinnsteuersenkungen,<br />

• eine stark progressive Besteuerung der Gewinne,<br />

Vermögen und Einkommen sowie die<br />

Wiedereinführung der Vermögenssteuer;<br />

• eine drastische Reduzierung der Rüstungsausgaben<br />

• den Stopp und die Rücknahme der Privatisierung,<br />

eine öffentliche Daseinsvorsorge und<br />

• eine Gemeindefinanzreform, welche die<br />

Finanzkraft der Kommunen wiederherstellt<br />

und stärkt.<br />

Um die Rücknahme der Agenda 2010 zu erreichen<br />

und einen weiteren Sozial-, Bildungs- und<br />

Lohnabbau zu verhindern sind vielfältige<br />

Aktivitäten bis hin zu Streiks notwendig. In allen<br />

gesellschaftlichen Bereichen soll eine Aufklärungs-<br />

und Informationsarbeit gegen diese<br />

Umvertei-lungspolitik zugunsten der großen<br />

Konzerne entwickelt und verstärkt werden.<br />

Auch <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n, Selbsthilfegruppen im<br />

Gesundheitsbereich, schwul-lesbische Vereine<br />

sowie CSD-AktivistInnen sind jetzt gefragt, sich<br />

in diese neu entstandenen Bewegung von<br />

unten einzubringen.<br />

Kontaktadresse vom <strong>Stuttgart</strong>er Bündnis<br />

gegen Sozialkahlschlag ist:<br />

Nuran Cakmakli,<br />

Baldernstr. 11, 70469 <strong>Stuttgart</strong>,<br />

Tel. 0711-36 53 80 7, Mobil: 0172-71 96 63 8,<br />

nuran-sellm@t-online.de.<br />

Ralf Bogen<br />

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und<br />

das <strong>AIDS</strong>-Programm der Vereinten Nationen<br />

(UN<strong>AIDS</strong>) haben die Defizite in der medikamentösen<br />

Behandlung von Menschen mit HIV und<br />

<strong>AIDS</strong> thematisiert. Mit der Initiative „3 by 5“ soll<br />

es gelingen, 3 Millionen HIV-Infizierte in Entwicklungsländern<br />

bis zum Jahr 2005<br />

den Zugang zu einer effektiven antiviralen<br />

Therapie zu ermöglichen.<br />

Der Zugang zur Therapie<br />

ist aber nicht nur in<br />

Afrika ein Problem, auch<br />

in Osteuropa erhält bislang<br />

nur ein Bruchteil<br />

der HIV/<strong>AIDS</strong>-Patienten<br />

die lebenserhaltendenMedikamente.<br />

Als regionales<br />

Ziel soll<br />

daher nach den Vorstellungen<br />

der WHO<br />

die Zahl der mit antiviralen<br />

Medikamenten behandelten<br />

Patienten in 22<br />

Ländern Osteuropas und<br />

Mittelasiens bis 2005 auf<br />

100.000 steigen.<br />

Zur Umsetzung dieses Programms<br />

haben die WHO und UN<strong>AIDS</strong> in Zusammenarbeit<br />

mit dem RKI in Berlin<br />

und mit finanzieller Unterstützung des<br />

Bundesministeriums für Gesundheit und<br />

Soziale Sicherung am 19. / 20.Januar 2004<br />

mehr als 40 Vertreter vor allem von nichtstaatlichen<br />

und Selbsthilfeorganisationen aus Osteuropa,<br />

Mittelasien und auch aus Deutschland<br />

zu einem ersten Treffen nach Berlin eingeladen.<br />

Ziel dieses Treffens war es, in erster Linie die Aufgaben<br />

von kommunalen Organisationen in Osteuropa<br />

und Mittelasien für die Umsetzung der<br />

WHO-Initiative „3 by 5“ zu bestimmen und einen<br />

Zeitplan für die einzelnen Schritte festzulegen.<br />

<strong>AIDS</strong> GLOBAL 13<br />

HIV in Osteuropa:<br />

vor der Katastrophe?<br />

Tagung von WHO, UN<strong>AIDS</strong> und Robert Koch-Institut in Berlin<br />

„Es ist meine Hoffnung“, sagte der Präsident<br />

des Robert Koch-Instituts Prof. Reinhard Kurth<br />

in seiner Eröffnungsrede, „dass das Treffen<br />

einen Beitrag zur Mobilisierung der Gesellschaft<br />

nicht nur im Hinblick auf den Zugang zu antiviralen<br />

Therapien leisten wird, sondern<br />

darüber hinaus zu einer<br />

adäquaten medizinischen Versorgung<br />

von Menschen mit<br />

HIV und <strong>AIDS</strong> beitragen<br />

kann.“<br />

Am schlimmsten von<br />

HIV und <strong>AIDS</strong> betroffen<br />

sind derzeit<br />

Russland, die Ukraine<br />

und die BaltischenStaaten,<br />

aber HIV<br />

beginnt sich<br />

auch in Weißrussland,Moldawien<br />

und Kasachstanauszubreiten.<br />

Schätzungen von<br />

UN<strong>AIDS</strong> belaufen sich für<br />

Russland auf etwa eine<br />

Million HIV-Infizierte im<br />

Alter zwischen 15 und 49<br />

Jahren. Obwohl die Infektionszahlen<br />

stetig steigen,<br />

befindet sich die Epidemie in<br />

Russland noch in einem frühen<br />

Stadium. „Umso wichtiger ist es,<br />

jetzt aktiv zu werden“, unterstreicht Reinhard<br />

Kurth, „die industrialisierten Staaten haben nicht<br />

nur eine moralische Pflicht zu helfen. Sie sollten<br />

sich auch aus eigenem Interesse engagieren, da<br />

Infektionskrankheiten nicht an Grenzen Halt<br />

machen“.<br />

Pressemitteilung des Robert-Koch-Instituts


14 POLITIK<br />

Deutsche <strong>AIDS</strong>-HILFE-Fachtag für 20 Jahre DAH<br />

Den Wandel (mit) gestalten<br />

Vom 31.10.03 – 02.11.03 fand in Berlin der DAH<br />

Fachtag statt. Da diese Veranstaltung mit dem<br />

20 jährigen Jubiläum der DAH zusammenfiel,<br />

war es ein idealer Zeitpunkt zu reflektieren „ was<br />

war“ – „was ist“ – „was wird werden.“<br />

Für mich persönlich gliederte sich das Wochenende<br />

in zwei <strong>Teil</strong>e, nämlich den Fachtag selbst<br />

und die Jubiläumsfeier.<br />

Wie sehr sich die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>narbeit verändert<br />

hat – und noch verändern muss, wurde am vielfältigen<br />

Workshop-Angebot (14 Stück!) und den<br />

Projektvorstellungen(6) und Referaten(5) deutlich.<br />

Die Fachveranstaltungen waren von großer<br />

Qualität und Facettenreichtum geprägt. Ein großes<br />

Kompliment an dieser Stelle! Um so trauriger<br />

geriet, nicht nur meiner Meinung nach, die<br />

von Günter Trugenberger<br />

20-Jahresfeier. Fast schien es, als habe Hans<br />

Eichel selbst die Party ausgerichtet.<br />

Unzureichende Bühnentechnik und zu wenig<br />

Essen für die Gäste mögen ja noch angehen,<br />

aber wo blieben die politischen Wegbegleiter –<br />

und vor allem die Trauerkultur.<br />

Ich denke, dass 20 Jahre DAH auch einen entsprechend<br />

großen Raum brauchen, um derer zu<br />

Gedenken die der Virus uns entrissen hat.<br />

Menschen, die wir schmerzlich vermissen und<br />

die teilweise großen Anteil daran hatten, dass<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n den Status bekommen konnten den<br />

sie heute haben.<br />

Alles in allem war der Fachtag daher für mich ein<br />

gehaltvoller, leckerer Cocktail, leider mit einem<br />

Schuss Essig drin.<br />

LEBEN MIT HIV 15<br />

Das 1x1<br />

der Laborwerte (<strong>Teil</strong> 3)<br />

In den Ausgaben Nr. 46 und 47 konnten wir mit<br />

Zustimmung der Autoren und Autorinnen von Projekt<br />

Information e.V. die ersten <strong>Teil</strong>e der Artikelserie über<br />

Laborwerte veröffentlichen.<br />

Wir danken Projekt Information e.V. für die<br />

Genehmigung des Abdruckes eines, unseres<br />

Erachtens, für HIV-Infizierte sehr informativen<br />

und kompetent verfassten<br />

Artikels.<br />

Sie können Ausgaben von<br />

Projekt Information e.V. auf<br />

deren Website<br />

www.projektinfo.de<br />

nachlesen oder bestellen<br />

unter info@projektinfo.de.<br />

Lymphozytendifferenzierung<br />

(Immunstatus)<br />

Die zwei wichtigsten Werte zur Beurteilung<br />

einer HIV-Infektion sind die Helferzellzahl und<br />

die Virusmenge. Sie werden in der Regel alle<br />

3 Monate mit den anderen wichtigen<br />

Blutuntersuchungen bestimmt.<br />

Lymphozyten<br />

sind eine Untergruppe der Leukozyten oder<br />

weißen Blutkörperchen. Lymphozyten lassen<br />

sich unterteilen in<br />

- B-Lymphozyten (Immunzellen, die Antikörper<br />

produzieren)<br />

- T-Lymphozyten (Immunzellen, die das<br />

Immunsystem steuern und Zellen abtöten<br />

können)<br />

- NK-Zellen (natürliche Killerzellen).<br />

T-Lymphozyten (T-Zellen) werden weiter<br />

unterteilt in:<br />

- T 4 (CD4 oder Helferzellen) und<br />

- T 8 (CD8 oder Cytotoxische Zellen)<br />

Da die absoluten CD4 bzw. CD8 –Zellzahlen<br />

stark schwanken können, werden auch<br />

immer die relativen Anteile ( in % der Gesamtlymphozytenzahl)<br />

gemessen.<br />

Normwerte:<br />

CD4 600 – 1600 Zellen/µl, 8 - 50%<br />

CD8 300 – 800 Zellen/µl, 14 - 47%<br />

Die CD4/CD8 – Ratio gibt das Verhältnis der<br />

absoluten Zahlen wieder. Normalerweise ist<br />

der Wert ca. 2,0 (es sind doppelt so viele CD4<br />

wie CD8 vorhanden).<br />

Bei der HIV-Infektion ist dieses Verhältnis oft<br />

umgekehrt, weil die Zahl der CD8 zunimmt<br />

und die CD4 weniger werden.


16 LEBEN MIT HIV<br />

Was sagen die absoluten CD4-Zahlen<br />

aus?<br />

Mehr als 500:<br />

in der Regel keine HIV-spezifischen Probleme<br />

200 – 500:<br />

Risiko für Pilzbefall, Hautinfektionen, Gürtelrose<br />

(Herpes-Zoster), bakterielle Lungenentzündungen;<br />

möglicher Behandlungsbeginn!<br />

Weniger als 200:<br />

Gefahr von opportunistischen Infektionen.<br />

Behandlung von HIV dringend empfohlen!<br />

Prophylaxen für opportunistische Infektionen<br />

sind nötig!<br />

Bestimmung der Virusmenge<br />

(Viruslast)<br />

HI-Viren lassen sich in Blut, Sperma,<br />

Vaginalflüssigkeit, Lymphknotengewebe und<br />

Gehirnflüssigkeit nachweisen. In der Regel<br />

wird die Virusmenge im Blut bestimmt. Die<br />

Viruslast (VL) ist im Verlauf der HIV-Infektion<br />

unterschiedlich hoch (siehe Grafik in der letzten<br />

Ausgabe „natürlicher Verlauf der HIV-<br />

Infektion“).<br />

Heute wird zum Messen der Viruslast meistens<br />

das Verfahren der PCR (Polymerasechainreaction<br />

= Polymerasekettenreaktion)<br />

angewandt. Es ist ein sehr sensitives Verfahren,<br />

wobei die Nachweisgrenze in Standardlabors<br />

zur Zeit 20-50 Kopien/ml Blut<br />

beträgt.<br />

Anhand der Virusmenge und der CD4-<br />

Zellzahl kann man sehen, ob man mit einer<br />

Therapie beginnen sollte oder ob eine bereits<br />

durchgeführte Therapie noch wirksam ist.<br />

Auch hier ist es wichtig, immer mehrere<br />

Messungen durchführen zu lassen, um<br />

Trends im Verlauf der Infektion zu erkennen<br />

(die Aussagekraft von Einzelwerten ist kritisch<br />

zu betrachten).<br />

Die Höhe der VL kann z.B. durch Impfungen,<br />

akute Infektionen (Grippe, Herpes) zum <strong>Teil</strong><br />

stark beeinflusst werden.<br />

Resistenztests<br />

Resistenzen können auftreten, wenn die<br />

Vermehrung von HIV nicht vollständig unterdrückt<br />

wird.<br />

Ursachen hierfür können unter anderem<br />

sein:<br />

- Die Medikamente sind nicht stark genug<br />

- Die Medikamente werden nicht regelmässig<br />

genommen<br />

- Die Medikamente werden zu schlecht aufgenommen<br />

oder zu schnell abgebaut (z.B.<br />

Medikamentenwechselwirkungen).<br />

Solange sich Viren vermehren können,<br />

kommt es zu auffälligen Veränderungen ihrer<br />

genetischen Struktur (Mutation). Dies kann<br />

zur Folge haben, dass Viren unempfindlich<br />

(resistent) gegen Medikamente werden.<br />

Leider sind Resistenztests zur Zeit noch nicht<br />

als Kassenleistung aufgenommen. Ein Antrag<br />

hierzu schmort schon seit einiger Zeit beim<br />

zuständigen Bundesausschuss.<br />

Solange dies der Fall ist, muss der Arzt eine<br />

Begründung zur Notwendigkeit stellen.<br />

Es gibt zwei Möglichkeiten zur Resistenztestung:<br />

genotypisch: hier wird gezielt nach Mutationen<br />

in der genetischen Struktur gesucht,die<br />

bereits bekannt sind.<br />

phänotypisch: hier wird im Labor untersucht,<br />

welche Menge eines Medikaments nötig ist,<br />

um die Vermehrung von HIV zu hemmen.<br />

Resistenztests können z.Z. nur bei einer<br />

Viruslast von über 1000 Kopien/ml durchgeführt<br />

werden.<br />

Mehrere Studien haben gezeigt, dass eine<br />

Resistenzbestimmung vor Therapieumstellung<br />

sinnvoll ist.<br />

Patienten, von denen Ergebnisse eines<br />

Resistenztests vorlagen, hatten in der Regel<br />

ein besseres Ansprechen der umgestellten<br />

Therapie als diejenigen Patienten, deren<br />

Therapie ohne Kenntnis des Resistenzstatus<br />

umgestellt wurde.<br />

Anmerkung: Je öfter ein Therapiewechsel<br />

durchgeführt wurde, desto wichtiger wird die<br />

Kenntnis der Resistenzen.<br />

Wirkstoffspiegelbestimmung<br />

(Therapeutisches Drug Monitoring, TDM)<br />

Von NNRTI´s (Sustiva®, Viramune® und<br />

Rescriptor®) und den Proteasehemmern<br />

kann der Wirkstoff- bzw. Plasmaspiegel<br />

bestimmt werden. Dies ist wichtig um zu<br />

erfahren, ob evtl. zuwenig oder zuviel eines<br />

Medikaments im Blut wirkt. Liegt die Konzentration<br />

unter der Grenze um die Virusvermehrung<br />

von HIV wirksam zu hemmen,<br />

bilden sich Resistenzen gegen dieses<br />

Medikament aus.<br />

Bei einer zu hohen Konzentration können<br />

mögliche Nebenwirkungen stärker ausgeprägt<br />

sein.<br />

Laktatbestimmung<br />

Bei unspezifischen Symptomen (Schwächegefühl,<br />

Müdigkeit, Muskelschmerzen) sollte<br />

der Laktatwert im Blut bestimmt werden.<br />

Nukleosidanaloga können die Ursache für<br />

eine Laktaterhöhung sein.<br />

Normwert: < 2 mmol/ml<br />

Quellen:<br />

Projekt Information 11/07, GU-Kompass<br />

Laborwerte,<br />

Pschyrembel 256. Auflage, www.netdoktor.at<br />

Mit freundlicher Genehmigung von Engelbert<br />

Zankl


18 LEBEN MIT HIV<br />

HIV – eine missglücktes Ergebnis der<br />

Forschung an virusgebundenen<br />

biologischen Kampfstoffen?<br />

Wolfgang Eggert, Jahrgang 1962, studierte an den<br />

Universitäten von Berlin (FU) und München (LMU)<br />

Geschichte und Journalistik. Nach redaktioneller<br />

Ausbildung bei SAT1 und einer für VOX arbeitenden<br />

Produktionsfirma leitet er heute ein Medienunternehmen<br />

in München.<br />

Im letzten Jahr ist Wolfgang Eggerts<br />

Buch „Die geplanten Seuchen – <strong>AIDS</strong> –<br />

SARS und die militärische Genforschung“<br />

erschienen. Über seine umstrittenen<br />

Kernthesen hat Alain Rappsilber ein<br />

Interview mit W. Eggert geführt, welches in<br />

der Schwulenzeitschrift Box Nr. 127 veröffentlicht<br />

wurde. Eggert nimmt Prof. Gallos weit verbreitetes<br />

Dogma kritisch auseinander, dass<br />

HIV ursprünglich ein natürliches Affenvirus<br />

aus Afrika gewesen sein soll.<br />

In zwei <strong>Teil</strong>en wollen wir das Interview mit<br />

freundlicher Genehmigung der Box-Redaktion<br />

in RAINBOW aus folgenden Gründen veröffentlichen:<br />

Seit den Anfängen der Molekularbiologie bis zum<br />

heutigen Tag arbeiten Wissenschaftler an der<br />

Erforschung und Entwicklung von virusgebundenen<br />

biologischen Kampfstoffen. Durch solche<br />

Beiträge werden die Gefahren, die mit solch einer<br />

Forschungstätigkeit verbunden sind, vielen<br />

Menschen bewusst (z. B. die Arbeit von US-<br />

Militärforschern, die die „spanische Grippe“, im<br />

letzten Jahr gentechnisch wiederbelebt haben,<br />

welche 1918 zwischen 20 und 40 Millionen<br />

Menschen das Leben gekostet hat - siehe hierzu:<br />

http://www.sunshine-project.de).<br />

Die eindeutige Klärung der HIV-Ursprungsfrage ist bedeutsam für die schnellstmögliche Entwicklung<br />

eines wirksamen <strong>AIDS</strong>-Impfstoffs . Denn für die dazu nötigen Impfversuche ist die richtige Auswahl<br />

geeigneter Tiermodelle wichtig.<br />

Im letzten Jahr wurde der deutsch-österreichische <strong>AIDS</strong>-Kongress in Hamburg mit einem Vortrag von<br />

Prof. Gallo eröffnet. Die Kongressleitung versuchte, durch undemokratischen Zensurmassnahmen die<br />

Weitergabe von Informationen über die Biowaffenforschung Gallos an andere Kongreßteilnehmer zu<br />

unterdrücken (siehe RAINBOW Nr. 46/2003). Deshalb halten wir es für umso wichtiger, dass wir ebenso<br />

wie die „BOX“ solche kritischen Informationen veröffentlichen. Denn erst dadurch wird eine offene<br />

und sachliche Auseinandersetzung ermöglicht, die zur eindeutigen Klärung des HIV-Ursprungs und<br />

damit indirekt auch zur Entwicklung besserer <strong>AIDS</strong>-Behandlungsmöglichkeiten unerlässlich ist.<br />

Ralf Bogen und Rainer Seybold<br />

<strong>AIDS</strong> – Die Waffe aus dem Gen-Labor –<br />

Interview mit W. Eggert <strong>Teil</strong> 1<br />

Nachdem die amerikanische<br />

Regierung unter Präsident<br />

Bush wieder fleißig an<br />

Massenmordwaffen forschen und arbeiten<br />

lässt, wurde auch eine lange kursierende<br />

Vermutung, <strong>AIDS</strong> sei den amerikanischen<br />

Forschungslabors für Biowaffen entsprungen,<br />

wieder zu neuem Leben erweckt.<br />

Wie in der vorletzten Ausgabe der BOX wurde<br />

das Buch „Die geplanten Seuchen. <strong>AIDS</strong>-<br />

SARS und die militärische Genforschung“<br />

von Wolfgang Eggert vorgestellt. In vieler Hinsicht<br />

umstritten, haben wir mit Eggert über<br />

sein Werk und seine Kernthesen gesprochen.<br />

Wolfgang Eggert: „Die geplanten Seuchen – <strong>AIDS</strong> –<br />

SARS und die militärische Genforschung“, 242 Seiten,<br />

15,90 Euro, ISBN 3-935845-08-1.<br />

LEBEN MIT HIV 19<br />

von Alain Rappsilber aus BOX 128, S. 18/19<br />

Herr Eggert, was denkt man landläufig, woher<br />

<strong>AIDS</strong> kommt?<br />

Als Hauptverdächtiger wird allgemein ein geheimnisumwitterter<br />

„grüner Affe“ angeführt, der als infizierter<br />

Patient Null einen Menschen biss oder von<br />

diesem gegessen wurde. Dann, heisst es, sei die<br />

solcherart an Afrikaner übertragene Krankheit über<br />

einen Zwischenstop in Haiti nach Nordamerika<br />

gelangt. Diese Uralt-Mutmaßung aus dem Jahre<br />

1984 ist bislang nicht im wesentlichen weiterentwickelt<br />

worden.<br />

Aber der Standpunkt klingt doch gar nicht so<br />

unplausibel!<br />

Und trotzdem ist er es bei genauerem Hinsehen<br />

gleich in mehrfacher Hinsicht nicht. So konnte man<br />

nach meinem Dafürhalten nie ausreichend erklären,<br />

warum <strong>AIDS</strong> seine Reise von der dritten in die erste<br />

Welt zunächst ausschließlich in Richtung USA<br />

angetreten haben soll. Um dort in drei Metropolen<br />

seine Taufhebung zu erleben. Das waren Los<br />

Angeles, New York und San Francisco. Warum war<br />

das Virus so wählerisch? Warum übertrug es sich<br />

nicht zuerst auf die benachbarte arabische Welt<br />

oder in die alten Kolonialmächte nach Europa?<br />

Oder nehmen wir die Story, der erste menschliche<br />

HIV-Träger sei vom wilden Affen gebissen worden.<br />

Diese Verbindung ist schwer nachvollziehbar. Dafür<br />

muss man einen ungeheuren Erreger-<br />

Mutationssprung von einer Unterfamilie in eine<br />

andere akzeptieren. Die Immunschwäche beim<br />

Menschen ist nur weitläufig mit einem bei Affen<br />

beobachteten Phänomen verwandt. Prof. Essex,<br />

der „Vater“ der Affentheorie wiederrief 1986 selbst<br />

seine Behauptung bei wilden Primaten <strong>AIDS</strong> entdeckt<br />

zu haben. Das <strong>AIDS</strong>-Stammvirus konnte<br />

trotz 20 Jahren intensiver Recherche bei keiner<br />

Affenart nachgewiesen werden. Außerdem beißen<br />

Affen schon immer und werden schon immer<br />

gegessen. Warum brach das Virus dann nicht<br />

schon früher aus? In einer Zeit, die den erschreckenden<br />

Möglichkeiten unserer militärischen Genforschung<br />

vorangeht? Es wurde anhand einiger<br />

Präzedenzfälle versucht, diesen Nachweis zu führen.<br />

Doch die vorgestellten Fälle erwiesen sich


20 LEBEN MIT HIV LEBEN MIT HIV 21<br />

ausnahmslos als Irrtümer. Trotzdem wurde verlautbart,<br />

die Krankheit müsse in Afrika schon länger<br />

vorgelegen haben. Beweise? Fehlanzeige. Im<br />

Gegenteil: In afrikanischen Blutbeständen aus der<br />

Zeit vor 1979 lassen sich keine <strong>AIDS</strong>-Antikörper<br />

nachweisen. Dann hieß es, dass <strong>AIDS</strong> endemisch<br />

vorgelegen haben konnte. Nun setzt das aber voraus,<br />

dass die afrikanische Bevölkerung bei dem<br />

neuzeitlichen HIV-Vollausbruch eine Resistenz<br />

gegen den Erreger entwickelt haben musste. Was<br />

nicht zutraf. <strong>AIDS</strong> wirkte hier so fatal wie in den<br />

Vereinigten Staaten.<br />

Gibt es ernstzunehmende Wissenschaftler, die<br />

Ihrer Kritik folgen?<br />

Ja, es gibt eine Reihe von anerkannten Fachleuten.<br />

Bereits 1986 protestierte Prof. Jakob Segal, Leiter<br />

des Instituts für Allgemeine Biologie an der weltbekannten<br />

Berliner Humboldt-Universität, gegen die<br />

Afrikanisierung des Virus. Er war es auch, der die<br />

Erkenntnis namhafter US-Forscher in die Öffentlichkeit<br />

stellte, dass das <strong>AIDS</strong>-Virus eine frappante<br />

Ähnlichkeit mit einem normalerweise nur Schafe<br />

befallenden Erreger aufwies, dem Maedi-Visna. Ein<br />

solch erstaunlicher Krankheitsübertrag liess sich<br />

aber nur mit den modernen Möglichkeiten der<br />

Genmanipulation erklären. Prof. Segal machte daraufhin<br />

eine wissenschaftliche Indizienkette auf, auf<br />

welchem Wege der tödliche, den Menschen aber<br />

nicht angreifende Visna von skrupellosen Wissenschaftlern<br />

zu einem kompatiblen Designervirus<br />

gewandet worden sein konnte. Und zwar war das<br />

möglich, wenn man Visna mit einem kleinen Anteil<br />

des menschlichen HTLV-1 verschmolz, das dem<br />

Gesamtkonstrukt erlaubte, menschliche Immunzellen<br />

anzugreifen. Der Hauptverdacht musste sich<br />

gegen die militärische Genforschung der USA richten,<br />

die damals international am weitesten fortgeschritten<br />

war.<br />

Das hieße aber, dass das Pentagon eine tödliche<br />

Krankheit an der eigenen Bevölkerung ausprobiert<br />

hätte. Ist das nicht etwas weit hergeholt?<br />

Nicht unbedingt. In der Zeit des Kalten Krieges<br />

haben die Großmächte sehr häufig ihre neuesten<br />

Errungenschaften auf dem ABC-Waffen-Sektor in<br />

der eigenen Hemisphäre ausprobiert. Die „Los<br />

Angeles Times“ berichtete am 4. Dezember 1984<br />

über insgesamt 239 B-Waffen-Versuche der US-<br />

Armee, in denen unwissende Zivilisten und militärisches<br />

Personal als Versuchspersonen missbraucht<br />

worden waren.<br />

Man beschoss zum Beispiel in den 50er Jahren im<br />

Zuge eines militärischen Tests die Kalifornische<br />

Metropole San Francisco sechs Tage lang von See<br />

aus mit Bakteriengranaten, die serratia marcescens<br />

ausstreuten. Der nur für immunschwache Personen<br />

gefährliche Erreger führte zu Todesfällen unter<br />

Patienten, die sich gerade im Krankenhaus aufhielten.<br />

In den 60er Jahren setzte man Erreger im New<br />

Yorker U-Bahn-System aus. Häufig waren Minderheiten<br />

Ziel der amerikanischen Biokrieger. Indianer<br />

gab man Pockeninfizierte Wolldecken. An Puertoricanern<br />

wurden in den 30er Jahren Krebs-<br />

Experimente durchgeführt, die an die dunkelste<br />

deutsche Vergangenheit erinnern. Von 1932-1972<br />

missbrauchte man Hunderte Schwarze zu makaberen<br />

Syphilisversuchen. Man injizierte alten und<br />

dementen Menschen Radium. Man verstrahlte die<br />

Hoden von Gefängnisinsassen. Man verseuchte<br />

Krankenhausnahrung. Gewiss, erschreckende<br />

Einzelfälle. Aber es gab sie. Und da ist es schon<br />

interessant, dass sich die Geburt des <strong>AIDS</strong>-Virus in<br />

die dunkle schwulenfeindliche Stonewall-Epoche<br />

zurückführen lässt.<br />

Gibt es denn im konkreten Fall <strong>AIDS</strong> echte<br />

Beweise dafür, dass die zivile oder militärische<br />

Forschung daran interessiert war, ein solches<br />

Virus auf künstlichem Wege herzustellen?<br />

Oh ja. Jahrzehnte unter Verschluss gehaltene<br />

Protokolle des amerikanischen Kongresses belegen<br />

heute, dass am 9. Juni 1969 ein Hearing über<br />

die Bewilligung des Verteidigungsbudgets stattfand.<br />

Auf der einen Seite saßen als Geldgeber führende<br />

US-Politiker, die in den Kategorien des<br />

Kalten Krieges dachten. Auf der anderen Seite<br />

standen staatlich besoldete Militärwissenschaftler<br />

Rede und Antwort. Die umrissen ihre aktuellen<br />

Entwicklungen und Möglichkeiten. Man sprach<br />

auch über das seinerzeit neue Thema „Synthetische<br />

biologische Kampfstoffe“. Und dabei<br />

regte der stellvertretende Leiter der Forschungsabteilung<br />

beim US-Verteidigungsministerium Dr.<br />

Donald MacArthur wörtlich an, ein künstliches<br />

Virus zu entwickeln, einen neuen infektiösen<br />

Krankheitserreger, der in der Natur nicht existiert.<br />

Dieser sollte allen immunologischen und therapeutischen<br />

Einwirkungen widerstehen. Die Angelegenheit<br />

sei bereits mit dem Nationalen Forschungsrat<br />

diskutiert und Pläne für den Beginn des<br />

Programms versuchsweise entwickelt worden. Die<br />

beim Militär akkreditierten Molekularbiologen terminierten<br />

die Zeitspanne zur Entwicklung eines solchen<br />

Supervirus auf „bis zu 10 Jahre“. Verschiedene<br />

Autoren geben an, dass die veranschlagten<br />

Forschungsgelder für dieses Projekt damals in der<br />

Tat bereitgestellt wurden. Zehn Jahre später tauchte<br />

dann aus dem Nichts ein Virus auf, das sich mit<br />

der Projektbeschreibung frappierend in Deckung<br />

bringen lässt. Was für ein Zufall!<br />

Glauben Sie, dass man zur Zeit des Hearings<br />

bereits einschlägige Labor-Erfahrungen auf dem<br />

Gebiet der, sagen wir „Neuvirusforschung“<br />

gemacht hatte?<br />

Auf jeden Fall. Als Vor-Gentechnik-Terrain ist hier<br />

das von den Militärs sehr aufmerksam beobachtete<br />

Special-Virus-Cancer-Program der 60er Jahren<br />

zu nennen. Und da finden wir alle Leute, die uns<br />

heute weismachen wollen, <strong>AIDS</strong> stamme vom<br />

Grünen Affen oder sei gar nicht erst existent.<br />

Robert Gallo, Max Essex, Peter Duisberg. Worum<br />

ging es in dem Programm? Nun, man erklärte, dass<br />

Viren Krebs auslösen könnten und forschte daher<br />

„im Dienste der Menschheit“ an Krebszellen. Will<br />

sagen, man manipulierte diese, übertrug sie speziesübergreifend<br />

bei Versuchsaffen. Und wie von<br />

Zauberhand tauchten dann plötzlich in diesen<br />

Populationen neuartige Megaerreger auf. Nehmen<br />

wir das Marburg-Virus, das 1967 auf der Bildfläche<br />

erschien. Wie später im Fall <strong>AIDS</strong> unternahmen<br />

staatliche Forschungsstellen und Vertreter der<br />

Politik auch hier eine regelrechte Kampagne, in der<br />

afrikanische Affen verdächtigt wurden, das unbekannte<br />

Virus vom Schwarzen Kontinent eingeschleppt<br />

zu haben. Die Frage, wieso das Desaster<br />

dann nicht beim Zoll, beim Tierhändler, im Zoo oder<br />

in freier Wildbahn, sondern ausgerechnet und ausschließlich<br />

in einem Forschungslaboratorium des<br />

Chemiegiganten Boehringer aufgetreten war, blieb<br />

ausgeblendet. Ebenso die Tatsache, dass die<br />

Marburg-Symptome auffallend denen des kurz vor<br />

<strong>AIDS</strong> auftauchenden Ebola-Virus ähnelten. Und,<br />

dass das einzige Auftreten von Ebola in der „Ersten<br />

Welt“ wie im Marburg-Fall ausgerechnet in einem<br />

Versuchslaboratorium verzeichnet wurde. Wieder<br />

einmal wurden vorgeblich „frisch importierte“ Affen<br />

als Schuldige ausgemacht. Aber es lässt sich wie<br />

bei Marburg der Nachweis führen, dass sich die<br />

befallene Quarantänestation intensiv mit der<br />

Herstellung von Krebsviren befasste, die jenen<br />

Erregern ähnelten, an denen zur selben Zeit der<br />

spätere <strong>AIDS</strong>-„Entdecker“ Robert Gallo und das<br />

Biowaffenunternehmen Litton Bionetics arbeiteten.<br />

Und die zivile Forschung hat nicht dagegen<br />

gesteuert?<br />

Doch, doch. Schon damals äußerten Fachwissenschaftler<br />

den Verdacht, dass hier an einer neuen B-<br />

Waffen-Generation gearbeitet wurde, dem Designervirus.<br />

Es gab Mahnungen und Warnungen zur<br />

Genüge. Doch es gelang nicht, das nötige Quantum<br />

an Öffentlichkeit herzustellen. Das Problem<br />

bestand und besteht darin, dass das Gros der<br />

Wissenschaft immer auch Brotwissenschaft ist und<br />

von Staatsaufträgen lebt. Und mir fiele auf Anhieb<br />

kein Staat der Ersten Welt gleich welcher Couleur<br />

ein, der nicht Unsummen in die nationalen Rüstungsprogramme<br />

– inkl. B-Waffen-Forschung – stecken<br />

würde. Nach außen, zwischenstaatlich, gibt<br />

es zweifellos Konkurrenz. Aber letztlich besteht auf<br />

den Regierungsebenen Einigkeit darüber, keine<br />

schmutzige ABC-Waffen-Diskussion in Gang kommen<br />

zu lassen, die letztlich allen Beteiligten gleichermaßen<br />

schaden würde. So versteht man vielleicht<br />

besser, warum seitens der Hohen Politik und<br />

der von ihr auch über Geheimdienstkanäle beeinflussten<br />

Massenmedien nur sehr selten echte,<br />

nachhaltige Aufklärungsarbeit in Sachen Rüstung<br />

zu erwarten ist. Im Fall <strong>AIDS</strong> liegen die Dinge da<br />

nicht anders.<br />

Das Interview führte Alain Rappsilber<br />

(<strong>Teil</strong> 2 des BOX-Interviews folgt im nächsten RAINBOW)<br />

Als am 14. März 1999 Robert Gallo von der damaligen Grünen Gesundheitsministeriun Fischer der Paul-Ehrlich-Preis<br />

verliehen wurde, erhob sich bundesweiter Protest. Über 3000 Menschen forderten mit ihrer Unterschrift: Kein Preis<br />

für Biowaffenforscher Gallo. Bild: Protestaktion vor der Frankfurter Paulskirche.


22 NACHLESE WAD<br />

Rede zum WAD 2003<br />

von Günter Trugenberger<br />

Liebe Freundinnen und Freunde,<br />

wieder einmal jährt sich der Welt-<strong>AIDS</strong>-Tag.<br />

Und wieder einmal stellt sich die Frage was<br />

das Jahr für Betroffene gebracht hat.<br />

Das Motto des diesjährigen WAD lautet<br />

„AUSGRENZUNG ABWEHREN!“<br />

AUSGRENZUNG? Ist das nicht ein alter Hut?<br />

Sind Betroffene nicht doch schon assimiliert<br />

in unserer Gesellschaft? Gibt es denn überhaupt<br />

noch Ausgrenzung?<br />

Ja, es gibt sie! <strong>Teil</strong>weise anders wie früher –<br />

und teilweise unverändert. Noch immer können<br />

HIV-infizierte Menschen sich nicht überall<br />

auf dieser Welt niederlassen. Viele Länder<br />

lassen keine Betroffenen einwandern oder<br />

weisen sie aus!<br />

Eine Ausgrenzung im wahrsten Sinne des<br />

Wortes!<br />

Und all die Menschen in den Entwicklungsländern<br />

oder den Ländern, die sich am Rande<br />

der Armut entlang hangeln. Betroffene können<br />

sich in diesen Ländern teilweise nicht mal<br />

die Behandlung opportunistischer Infektionen<br />

leisten, geschweige denn eine antiretrovirale<br />

Therapie! Die Herstellung von Generika oder<br />

die Abgabe von ART-Medikamenten zu wirklich<br />

erschwinglichen Preisen wird oft seitens<br />

Pharma, Wirtschaft und Politik erschwert.<br />

Und so sterben noch immer täglich 6000<br />

Menschen an den Folgen von <strong>AIDS</strong> – allein<br />

auf dem afrikanischen Kontinent!<br />

Ausgegrenzt von der Möglichkeit, ihr Leben<br />

in Würde zu verlängern.<br />

Und wie sieht es bei uns in Deutschland aus?<br />

Noch immer gibt es Ausgrenzung im Kleinen,<br />

im täglichen Leben. Schmerzhaft für Betroffene.<br />

Man findet sie immer und überall, im<br />

„Freundeskreis“, der Familie, im Beruf. Oft<br />

scheinbar harmlos und subtil – aber nicht<br />

weniger schmerzhaft für Betroffene!<br />

Vor allem auf dem Arbeitsmarkt haben Betroffene<br />

keine oder kaum eine Chance, wenn<br />

sie sich outen – oder wegen Rücknahme der<br />

Rente wieder ins Berufsleben wollen.<br />

Tja, die Rente ist auch so ein Ding und dann<br />

die Bereiche Arbeitslosengeld + Sozialhilfe<br />

erst.<br />

Die gesellschaftlichen und politischen<br />

Rahmenbedingungen haben sich im letzten<br />

Jahr dramatisch zu Ungunsten Betroffener<br />

verändert.<br />

Und was steht allen noch bevor? Denen, die<br />

Arbeit haben werden als chronisch Kranken<br />

statt 2 % eben nur 1 % des Bruttogehaltes<br />

als Medizinzuzahlungsgrenze zugemutet. Sie<br />

müssen zukünftig Brillen aus eigener Tasche<br />

finanzieren und in mittlerer Frist auch noch<br />

die Zahnbehandlung durch private Versicherungen<br />

abdecken.<br />

Gleichzeitig verhindert der „TEURO“, sich mit<br />

qualitativ hochwertigen Nahrungs- und<br />

Nahrungsergänzungsmitteln zur Gesunderhaltung<br />

zu versorgen.<br />

Im Berufsleben gibt es zunehmend die Angst<br />

vor Entlassungen und reale Lohneinbußen.<br />

Der Bürger soll also einerseits privat Vorsorge<br />

tragen, andererseits wird ihm die materielle<br />

Basis dazu entzogen.<br />

Apropos, private Vorsorge. Als HIV-Patient<br />

bekommt man, wenn überhaupt, dann nur zu<br />

massiv überteuerten Tarifen einen halbwegs<br />

akzeptablen Versicherungsschutz. Dies beginnt<br />

ja schon bei normalen Unfallversicherungen.<br />

Willkommen schöne neue Welt. Adieu<br />

Sozialstaat. Und plötzlich leben wir im Land<br />

der real existierenden sozialen AUSGREN-<br />

ZUNG !<br />

Heute stehen wir an einem Denkmal für an<br />

HIV/<strong>AIDS</strong> Verstorbene. Ich frage mich wie<br />

viele mehr im nächsten Jahr bei Ihnen und<br />

nicht mehr bei uns sein werden, weil<br />

• sie keinen Job mehr bekommen oder die<br />

Rente zu klein war und sie sich weder<br />

gesunde Ernährung nach all die Zuzahlungen<br />

leisten konnten?<br />

• sie aus Angst vor den Kosten den Arzt zu<br />

spät konsultiert haben.<br />

• weil sie aus falscher Scham nicht bei den<br />

Ämtern um <strong>Hilfe</strong> nachgefragt haben, als sie<br />

durch Arbeitslosigkeit zum Sozialfall wurden.<br />

Ich habe Wut im Bauch über diese Ausgrenzung<br />

von einem Leben in Würde und<br />

manchmal überkommt mich dann die<br />

Fantasie, dass das frühe Sterben teurer<br />

„Chroniker“ bei manchen nicht ganz unerwünscht<br />

ist.<br />

Ich habe Angst vor dem was noch kommt.<br />

Und wenn ich also die Namen auf diesen<br />

Seiten erblicke, spüre ich, dass es Zeit ist<br />

einen Moment zu schweigen. Um derer zu<br />

gedenken die an den Folgen von HIV + <strong>AIDS</strong><br />

gestorben sind. – In <strong>Stuttgart</strong>, in Deutschland<br />

und in der Welt.<br />

SCHWEIGEMINUTE<br />

Jetzt, nach dem wir geschwiegen haben.<br />

Jetzt, nach dem wir uns bei unseren verstorbenen<br />

Freunden, Partners und Angehörigen<br />

Kraft geholt haben.<br />

Jetzt ist es Zeit laut zu werden, zu fordern<br />

und zu handeln:<br />

Hiermit fordern wir die Regierungen dieser<br />

Welt auf:<br />

Lasst alle Menschen in Würde leben!<br />

In der Zukunft werden wir <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n gefordert<br />

sein, uns als Wächter zu betätigen und<br />

laut zu schreien, wenn es Gesetzesentwürfe<br />

gibt, die Betroffene schlechter stellen!<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n werden Fantasie und Mut brauchen,<br />

um neue Wege in der Prävention aber<br />

auch in der Versorgung von Betroffenen und<br />

Angehörigen zu gehen. Wir werden uns vernetzen<br />

müssen, Kooperationen suchen und<br />

uns mit anderen Gruppierungen chronisch<br />

Kranker austauschen müssen.<br />

Wir alle – Betroffene und deren Angehörige /<br />

Freunde – wir werden wieder mehr zusammenrücken<br />

müssen. Wir dürfen nicht resignieren<br />

– denn die Würde des Menschen ist<br />

unantastbar. Und die Gesellschaft fordern wir<br />

auf mehr Solidarität zu zeigen. Denn das<br />

brauchen wir zum Überleben:<br />

MUT, KRAFT, FANTASIE und SOLIDARITÄT<br />

Denn nur so können wir das diesjährige<br />

Motto durchstehen, nämlich<br />

AUSGRENZUNG ABWEHREN!<br />

Lasst uns nun weiter zur Leonhardskirche<br />

gehen, wo unser Zug endet. Es wäre schön,<br />

wenn ihr dann an dem anschließend stattfindenden<br />

Gottesdienst, der stillen Stunde, teilnehmen<br />

würdet.


Auch im Jahr 2003 wurde von der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> e.V. anlässlich des Welt-<strong>AIDS</strong>-Tages<br />

auf der Königstraße vor der St. Eberhard-<br />

Kirche traditionsgemäß unsere Tombola<br />

durchgeführt.<br />

Neben dem Verein „Die Brücke e.V.“<br />

waren auch das Gesundheitsamt und<br />

die AHS mit Infoständen vertreten. In<br />

gewohnter Weise verkaufte Laura wieder<br />

ihren heiß begehrten Glühwein.<br />

Unsere jüngeren Besucher konnten sich an<br />

unserer Mohrenkopfschleuder versuchen,<br />

für die älteren wurde die Mohrenkopfschleuder<br />

zur Kondomschleuder umfunktioniert.<br />

NACHLESE WAD 25<br />

Tombola zum Welt-<strong>AIDS</strong>-Tag 2003<br />

Die Tombola wurde<br />

wieder mit der Unterstützung der Kollegen des<br />

Gesundheitsamtes an deren schönen Marktstand<br />

durchgeführt.<br />

Dank reicher Sachspenden hatten die<br />

Besucher der Tombola eine gute<br />

Auswahl an Preisen, die auch fast alle<br />

an den Mann oder die Frau gebracht<br />

werden konnten.<br />

Obwohl das Wetter leider nicht wie in<br />

2002 mitgespielt hat und es zur<br />

Abwechslung mal wieder phasenweise<br />

geregnet hat, war die Tombola wieder ein<br />

toller Erfolg für die AHS. Insgesamt wurden<br />

bei der Tombola 1.126,- Euro für die Arbeit der<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. eingenommen.<br />

An dieser Stelle bedanke ich mich recht herzlich bei allen Spendern und Sponsoren für die zahlreichen<br />

Sach- und Geldspenden. Ein ganz besonderer Dank gilt auch allen ehrenamtlichen<br />

Helfern, die auch teilweise spontan eingesprungen sind. Danke auch an die Mitarbeiter des<br />

Gesundheitsamtes und der Stadt <strong>Stuttgart</strong> für die tolle Unterstützung.<br />

Ohne die <strong>Hilfe</strong> aller wäre die Tombola kein so guter Erfolg geworden.<br />

Jürgen Frank, Rosemarie Hampejs<br />

Jürgen Frank, Laura<br />

Viele Grüße Euer Andreas Hauling


26 NACHLESE WAD NACHLESE WAD 27<br />

Impfstoffsymposium der <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

zum Welt-<strong>AIDS</strong>-Tag<br />

v.l.: Prof. Dr. med. Christian Jassoy, Tina Hartmann, Günter Trugenberger, Rainer Seybold, Prof. Dr. rer. nat. Ralf Wagner<br />

„Kann ein therapeutischer Impfstoff zu einer<br />

nebenwirkungsärmeren und besseren HIV-<br />

Therapie beitragen? Wie sehen die Chancen auf<br />

einen präventiven Impfstoff aus, den insbesondere<br />

Länder mit hohen Infektionsraten dringend benötigen?“<br />

Unter dieser Fragestellung lud die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> am 22.11.2003 zu einem wissenschaftlichen<br />

Symposium mit Forschern, Ärzten und ca.<br />

30 <strong>Teil</strong>nehmern ein. Es gab einen Einblick über den<br />

Stand, Methoden, Schwierigkeiten und Chancen<br />

der Impfstoff-Forschung und einen Austausch von<br />

Erfahrungen und Standpunkten zwischen Betroffenen,<br />

medizinischen Laien, ihren Freunden und<br />

<strong>AIDS</strong>-Fachleuten.<br />

Um freundliche Unterstützung wurden diesmal<br />

bewusst keine Pharmakonzerne gebeten. Ist das<br />

denn heute noch möglich? Es ist!<br />

Unser besonderer Dank geht an<br />

• die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> Baden-Württemberg,<br />

• das Medizinreferat der Deutschen <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>,<br />

Berlin<br />

• die Gesundheitsämter Böblingen und <strong>Stuttgart</strong>,<br />

• die Nordwürttembergische AG niedergelassener<br />

HIV-Schwerpunktärzte, (NOWAGNÄ), <strong>Stuttgart</strong><br />

• den Förderverein Neue Wege in der HIV-Therapie<br />

e.V.<br />

• das Deutsche Institut für Ärztliche Mission,<br />

DIFÄM, Tübingen,<br />

• und das Aktionsbündnis gegen <strong>AIDS</strong>, Tübingen.<br />

Eine neuartige Allianz<br />

Die in dieser Art wohl einmalige Veranstaltung hatte<br />

zum Ziel, einen sehr vielfältigen Kreis von<br />

• selbst Betroffenen<br />

• forschenden Wissenschaftlern,<br />

• niedergelassenen und Klinikärzten,<br />

• haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern aus<br />

regionalen <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>n und der Deutschen <strong>AIDS</strong>-<br />

<strong>Hilfe</strong>, DAH,<br />

• HIV/<strong>AIDS</strong>-Experten aus Gesundheitsämtern und<br />

<strong>AIDS</strong>-Beratungsstellen und<br />

• Vertreter von Vereinen/Nichtregierungsorganisationen<br />

im <strong>AIDS</strong>-Bereich<br />

den gemeinsamen Austausch zum Thema<br />

Impfstoffforschung zu ermöglichen.<br />

Die sehr komplexe wissenschaftliche Materie fasste<br />

Ralf Bogen (seit Jahren bereits im Rainbow<br />

und im Förderverein Neue Wege in der HIV-<br />

Therapie aktiv) im Vorfeld des Symposiums in einer<br />

Bro-schüre für alle Symposiumsteilnehmer zusammen.<br />

Für die Moderation der Vorträge und der anschließenden<br />

Diskussion konnte Dr. Markus<br />

Müller, Arzt einer <strong>Stuttgart</strong>er HIV-Schwerpunktpraxis,<br />

gewonnen werden.<br />

Armin Schafberger<br />

Die Referenten und Themen<br />

Prof. Christian Jassoy (Uni Leipzig) und Prof. Ralf<br />

Wagner (Uni Regensburg) vermittelten zuerst, dass<br />

es das Ziel eines Impfstoffes gegen HIV ist, dem<br />

Körper zu helfen, eine erfolgreiche Abwehr gegen<br />

die HI-Viren aufzubauen. Das tut er, indem der<br />

Impfstoff für die Vermehrung von Immunzellen<br />

sorgt, die zum raschen Erkennen und Abwehren<br />

von HIV sowie von HIV-produzierenden Zellen im<br />

menschlichen Körper befähigt sind. Die Impfung<br />

soll nach Möglichkeit bei Kontakt mit dem Virus vor<br />

einer Infektion schützen (Schutzimpfung zur Vorbeugung<br />

von Infektionskrankheiten) oder zumindest<br />

den Ausbruch der Vollbild-<strong>AIDS</strong>-Erkrankung<br />

(therapeutische Impfung im Sinne einer Immuntherapie)<br />

verhindern. Ein Impfstoff soll deshalb im<br />

Körper eine lang anhaltende wirksame Antikörperantwort<br />

sowie eine zelluläre Immunantwort gegen<br />

HIV und gegen die HIV-produzierenden Zellen hervorrufen.<br />

Die Professoren fordern, genauer zu untersuchen,<br />

was den natürlichen Schutz gegen die Vermehrung<br />

der HI-Viren im menschlichen Körper ausmacht.<br />

Jassoy und Wagner verbreiteten mit ihrer Kernaussage<br />

„Was die natürliche Immunantwort kann,<br />

kann nachgeahmt werden“ einen erfreulichen<br />

Optimismus bzgl. der Entwicklung eines wirksamen<br />

therapeutischen Impfstoffes. Denn es gibt<br />

nach ihrer Ansicht eindeutige Hinweise und Belege<br />

solch einer natürlichen Immunantwort, mit der es<br />

gelingt und gelingen kann, HIV viele Jahre in<br />

Schach zu halten. Sie halten es für möglich, die<br />

HIV-Vermehrung durch eine therapeutische<br />

Impfung erfolgreich einzudämmen und zu bekämpfen.<br />

In einem zweiten Referententeil beleuchtete Armin<br />

Schafberger, Leiter des Medizinreferats der DAH,<br />

den Wandel in der Strukturellen Prävention und<br />

neue Rahmenbedingungen für Test und Beratung,<br />

sollte es künftig einen Impfstoff geben, der z. B. nur<br />

einen 50% Schutz bietet. Es müssten dann schon<br />

in der Primärprävention ganz neue Ansätze verfolgt<br />

werden, wenn davon auszugehen wäre, dass z.B.<br />

HIV-positive Menschen nach einer therapeutischen<br />

Impfung / Immuntherapie die Viren nicht mehr<br />

weitergeben, d.h. über Blut und Sperma andere<br />

nicht mehr infizieren könnten.<br />

Dr. Willi Mast vom Förderverein Neue Wege in der<br />

HIV-Therapie e.V. wies auf die ökonomischen<br />

Rahmenbedingungen der Impfstoff-Forschung hin.<br />

Von mehreren etablierten <strong>AIDS</strong>-Wissenschaftlern<br />

wird offen eingeräumt, dass „der Anreiz zur<br />

Produktion eines Impfstoffs sehr gering ist“ (Prof.<br />

Fauci). Pharmakonzerne erwirtschaften mit patentierten<br />

<strong>AIDS</strong>-Medikamenten an einem Patienten<br />

pro Jahr über 10.000 EUR. Wirksame Impfstoffe<br />

können daher dieses milliardenschwere Geschäft<br />

mit den patentierten antiretroviralen Medikamenten<br />

infrage stellen. Nach Herrn Mast ist das ein<br />

wesentlicher Grund, warum über Jahre hinweg<br />

weniger als 1 % der <strong>AIDS</strong>-Forschungsmittel in die<br />

Impfstoff-Forschung flossen.<br />

Wie Jassoy und Wagner vertrat Mast, dass der<br />

Impfstoff in erster Linie die virusproduzierenden<br />

Zellen wirksam angreifen und vernichten muss. Wie<br />

verschiedene <strong>AIDS</strong>-Wissenschaftler (z. B. Prof.<br />

Segal, Prof. Salk, und Prof. Kazatchkine, ) vertrat er<br />

die Ansicht, dass der Impfstoff dazu vor allem die<br />

Vermehrung der p24- und p17-Kapselantikörper<br />

gegen HIV fördern soll, nicht jedoch die Vermehrung<br />

des Hüllantikörpers gp120. Die neuen<br />

Erkenntnisse der therapeutischen Impfstoffforschung<br />

müssen nach Dr. Mast für die Forschung<br />

eines präventiven Impfstoffes Konsequenzen<br />

haben und genützt werden, auch wenn sich hierfür


28 AUS DER <strong>AIDS</strong>HILFE<br />

die Pharmakonzerne immer noch so gut wie gar<br />

nicht engagieren.<br />

Die Notwendigkeit einer Orientierung der<br />

Forschung an Virustypen, die in Afrika und Asien<br />

dominieren, belegte Dr. Sonja Weinreich, DIFÄM,<br />

sehr anschaulich mit den weltweiten Infektionszahlen.<br />

Sie stellte die Maxime von Finanzierbarkeit<br />

bzw. kostenloser Verteilung eines (wenn vorhandenen)<br />

Impfstoffs vor allem für die armen Länder in<br />

den Vordergrund.<br />

Dr. Willi Mast<br />

Voneinander lernen, miteinander kooperieren<br />

In der anschließenden Diskussion war trotz<br />

Meinungsverschiedenheiten und unterschiedlichen<br />

Ansätzen die Bereitschaft spürbar, bereichs- und<br />

tätigkeitsübergreifend voneinander zu lernen.<br />

Gegenseitige Akzeptanz von Positionen und<br />

Sichtweisen sollten die Arbeit am gemeinsamen<br />

Ziel ermöglichen. Auch für die beiden Forscher war<br />

es sichtlich bereichernd, einmal in einem solchen<br />

Kreis von beruflichen, ehrenamtlichen und über die<br />

eigene Betroffenheitskompetenz engagiertern<br />

Menschen Informationen, Fragen, und Kritik auszutauschen.<br />

Das Symposium verwirklichte den<br />

Gedanken sehr erfolgreich, dass sich die <strong>AIDS</strong>-<br />

Aktivisten in die Forschungspolitik einmischen,<br />

sich dazu selbst befähigen und hierfür das Bündnis<br />

zwischen medizinischen Laien und <strong>AIDS</strong>-<br />

Wissenschaftlern suchen und entwickeln müssen.<br />

Die meisten <strong>Teil</strong>nehmer waren sich einig: Da es<br />

erste erfolgreiche Ansätze nun auch in der (bisher<br />

vernachlässigten) deutschen Forschung gibt, müssen<br />

wir dringend auf die Intensivierung der<br />

Forschungsanstrengungen durch die Bundesregierung<br />

bzw. das Forschungsministerium hinwirken.<br />

Dazu müssen und wollen verschiedene<br />

<strong>Teil</strong>nehmer enger zusammenarbeiten, z. B. im<br />

Aktionsbündnis gegen <strong>AIDS</strong>. Dieses besteht mittlerweile<br />

aus 65 großen kirchlichen und nichtkirchlichen<br />

<strong>AIDS</strong>- und (Entwicklungs-) Organisationen<br />

sowie aus über 200 Basisgruppen. Es hat in<br />

Anbetracht seiner vielen Mitträger einen öffentlichkeitswirksamen<br />

und fachlich kompetenten Hintergrund<br />

für derartige Forderungen an die deutsche<br />

Regierung.<br />

Rainer Seybold<br />

Aufgeschnappt: Auszüge aus Zeitungsmeldungen<br />

zum Thema therapeutische HIV-<br />

Impfstoffentwicklung<br />

<strong>AIDS</strong>-Forscher setzen auf therapeutische Impfung<br />

Die therapeutische Impfung gegen HIV nach einer<br />

Infektion habe in den letzten Jahren große<br />

Fortschritte erzielt, sagte der Erlanger Mediziner<br />

Thomas Harrer auf dem 9. Deutschen Aids-<br />

Kongress in Hamburg. Vor allem im frühen Stadium<br />

der Erkrankung sei die Impfung als Therapie wichtig.<br />

Tests mit verschiedenen Impfstoffen hätten<br />

gezeigt, dass Patienten dadurch ihre Immunabwehr<br />

gegen HIV steigern konnten. (...) Mit den<br />

neuen Impfstoffen solle das Immunsystem so stimuliert<br />

werden, dass es nach dem vorübergehenden<br />

Absetzen der Kombinationstherapie in der<br />

Lage ist, die <strong>AIDS</strong>-Viren in Schach zu halten, sagte<br />

der Professor aus Erlangen. Bisher hatten sich bei<br />

einer Unterbrechung der HAART-Therapie die Viren<br />

stets stark vermehrt, da das Immunsystem nicht<br />

mehr auf <strong>AIDS</strong>-Abwehr getrimmt war. Wegen der<br />

zahlreichen Mutationen des Virus im Verlauf der<br />

Krankheit sei eine Impftherapie umso vielversprechender,<br />

je eher sie eingesetzt werde. Der<br />

Hamburger Wissenschaftler Jan van Lunzen<br />

berichtete, es seien rund 100 derartige Impfstoffe<br />

„in der Pipeline“, aber erst einer in der klinischen<br />

Erprobung. Er wies auf die kommenden<br />

Möglichkeiten der Gentherapie hin.<br />

(20.05.03 FAZ.NET)<br />

Der Impfstoff stärkt das Immunsystem und hält<br />

das gefährliche Virus in Schach.<br />

In der Behandlung der Immunschwächekrankheit<br />

Aids sind französische Forscher einen großen<br />

Schritt vorangekommen. Ihnen ist es erstmals<br />

gelungen, mit der so genannten therapeutischen<br />

Impfung Erfolge zu erzielen. Bei HIV-infizierten<br />

Patienten wurde das Immunsystem durch die<br />

Impfung so stimuliert, dass das Virus unter<br />

Kontrolle gehalten werden konnte, berichtete<br />

Professorin Christine Katlama vom Pariser<br />

Krankenhaus La Pitie-Salpetriere gestern auf einer<br />

<strong>AIDS</strong>-Konferenz in Boston.<br />

Den Forschern zufolge wurden bei einem Viertel<br />

der 81 Testpersonen Abwehrstoffe gegen die<br />

Krankheit aufgebaut. (...) Das Virus vermehrt sich<br />

nicht mehr, und bei einigen Erkrankten verringerte<br />

es sich sogar. Die therapeutische Impfung soll HIVpositiven<br />

Patienten helfen, bei denen <strong>AIDS</strong> noch<br />

nicht ausgebrochen ist. Sie kann aber in keinem<br />

Fall Gesunde vor Ansteckung schützen.<br />

Die Forscher hoffen, dass innerhalb der nächsten<br />

drei bis fünf Jahre der Impfstoff verbessert wird,<br />

damit die Mehrheit der Kranken damit behandelt<br />

werden kann. Die Patienten, bei denen der<br />

Impfstoff erfolgreich war, sollen nicht mehr mit<br />

Medikamenten behandelt werden. „Sie werden<br />

über zwei Jahre beobachtet, um herauszufinden,<br />

ob die Erfolge des Impfstoffes anhalten“, erklärt<br />

Kazatchkine. (...).<br />

(02.06.2003, Ärzte Zeitung)<br />

Experten kritisieren: Nur sieben Millionen Euro<br />

Öffentliche Forschungsförderung<br />

RKI-Chef Kurth bedauerte den geringen Einsatz<br />

der Bundesregierung für die <strong>AIDS</strong>-Forschung. Die<br />

jährlichen Ausgaben würden hier zu Lande sieben<br />

Millionen Euro betragen, im Vergleich zu 2,8<br />

Milliarden Euro pro Jahr in den USA. Dort fließen<br />

immerhin noch mehr als 400 Millionen Dollar in die<br />

Impfstoffforschung. Ende der 80er Jahre sei die<br />

deutsche <strong>AIDS</strong>-Forschung noch mit etwa 50<br />

Millionen Mark jährlich gefördert worden, inzwischen<br />

würden Forschungsvorhaben bei der<br />

Beantragung öffentlicher Mittel ohne besondere<br />

Priorität behandelt. (...)<br />

Obwohl seit Jahrzehnten nach einer Impfung<br />

gegen die Immunschwächekrankheit <strong>AIDS</strong> gesucht<br />

wird, gibt es bis heute keinen funktionierenden<br />

Impfstoff. Die erste große Wirksamkeitsprüfung<br />

eines solchen Präparats, die in diesem Jahr mit<br />

mehreren Tausend Freiwilligen in Thailand abgeschlossen<br />

wurde, brachte nicht das erhoffte<br />

Ergebnis. Was im Tierversuch noch halbwegs<br />

klappte, schützte Menschen nicht vor einer<br />

Infektion. Andere hoffnungsvolle Impfstoffkandidaten,<br />

so Frans van den Boom, Europa-<br />

Direktor der Internationalen <strong>AIDS</strong>-Impfstoff-<br />

Initiative (IAVI), in Berlin, seien bislang allenfalls so<br />

weit entwickelt, um in Verträglichkeitsstudien getestet<br />

zu werden.<br />

Eine solche Impfstudie beim Menschen soll demnächst<br />

in Hamburg und Bonn anlaufen. (...) Bei<br />

dem Impfstoff handele es sich um gentechnisch<br />

veränderte Erkältungsviren, (...) denen mehrere<br />

Gene von <strong>AIDS</strong>-Viren eingebaut wurden. Dadurch<br />

sollen sie nach der Impfung im Körper einige – einzeln<br />

wirkungslose – Eiweiße des HI-Virus produzieren<br />

und damit eine komplexe Immunreaktion auslösen.<br />

Der in Thailand gescheiterte Impfstoff dagegen<br />

bestand lediglich aus einem Bestandteil der<br />

Virushülle und löste damit nur eine (...) Produktion<br />

so genannter Antikörper gegen genau diesen<br />

Baustein aus.<br />

Laut Frans van den Boom werden derzeit weltweit<br />

zwölf Impfstoff-Kandidaten erforscht. (...). Der Test<br />

in Deutschland ist <strong>Teil</strong> weltweiter Anstrengungen<br />

zur Entwicklung eines <strong>AIDS</strong>-Impfstoffs. (...).<br />

(22.10.03, S Schmidt , Neues Deutschland)


30 AUS DER <strong>AIDS</strong>HILFE AUS DER <strong>AIDS</strong>HILFE 31<br />

Die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong>-Version der<br />

„Drei Engel für Charly“ oder<br />

„Vier Nikoläuse und ein Sack<br />

Kondome“<br />

In<br />

der<br />

zurückliegendenWeihnachtszeit<br />

fand wieder die<br />

Nikolausaktion der Öffentlichkeitsarbeitsgruppe<br />

statt. Auch<br />

diesmal wurde die Ö-Gruppe von weiteren<br />

Ehrenamtlern unterstützt:<br />

So waren es vier (die, die ihr hier seht und vier<br />

andere) nette, der<br />

<strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> wohlgesinnte<br />

Menschen, die beschlossen,<br />

Kondome, Schokolade und Frohsinn<br />

unter den Menschen zu verteilen und dabei<br />

noch dem (Geld-) Sack der AH Gutes zu tun.<br />

Folglich zogen die vier, bewaffnet mit Broschüren,<br />

Kondomen und Spendendosen sowie kleinen Schoko-<br />

Nikoläusen (gilt übrigens als vorweihnachtlicher Geheimtipp unter<br />

den Aphrodisiaka...) aus und sammelten was das Zeug hielt!<br />

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle noch auf die doch recht bunte Mischung<br />

des Nikolauskommandos eingehen: Schließlich war von allem was dabei – den emanzipierten<br />

<strong>Teil</strong> habe ich<br />

übernommen. Meines<br />

Zeichens bin ich die Jahrespraktikantin<br />

der AH; den Zivipart hat<br />

mein Kollege Holger abgedeckt & den Rest<br />

der Vierertruppe haben unsere beiden Ehrenamtler<br />

Andreas und Gerold bedient... und nicht nur<br />

was die sexuelle Orientierung anbetraf, waren wir eine<br />

sehr vielfältige Mixtur. Auch Temperament, Haar- und Augenfarbe<br />

dürften keine Wünsche offengelassen haben! Somit ist es<br />

nicht verwunderlich, dass a) unsere spaßige Crew überall freundlich und<br />

begeistert empfangen wurde (an dieser Stelle einen Riesendankeschönknutsch<br />

an alle lieben Wirte, die uns sammeln haben lassen) und b) doch recht<br />

viele Gäste spendewillig waren (an dieser Stelle einen Riesendankeschönknutsch an die<br />

vielen lieben Gäste der lieben Wirte)!<br />

Nach so vielen Knutschern und einer<br />

ganzen Menge Eigenlob, sollten wir vielleicht<br />

noch ein paar Erfahrungen mit euch teilen,<br />

Ihr wollt schließlich bestimmt auch noch was<br />

zu lachen haben, oder? Für die Heteros unter uns taten<br />

sich völlig neue Dimensionen auf. Zu erwähnen wären hierbei<br />

beispielsweise diverse Homo-Lokalitäten, die nicht nur mich<br />

in dem weitverbreiteten Urteil bestätigten, dass Schwule einfach<br />

klasse feiern können !!! Der zweite „Wahrnehmungsflash“ begegnete<br />

uns dann in der Rotlichtmeile der Stadt, besser bekannt als „Leonhardsviertel“.<br />

Ich, für meinen <strong>Teil</strong>, kann nur sagen, ich glaube ich gehöre mittlerweile<br />

zu einer der wenigen Frauen, die nicht anschaffen gehen und doch so manches<br />

Bordell von innen gesehen hat! ...für meine Kollegen kann ich hier leider nicht schreiben,<br />

aber die einhellige Meinung um fünf Uhr morgens: „Alle guten Dinge sind vier...klasse Abendklasse<br />

Team- klasse Locations- und zu guter Letzt: klasse Spender!“<br />

Vielen Dank !!!!<br />

Weihnachtsfest für Positive<br />

Das etwas andere Familienfest<br />

Am 12.12.2003 fand das traditionelle Weihnachtsfest für Betroffene in den<br />

Räumen der AHS statt. Es ist immer wieder ein tolles Gefühl zu sehen,dass<br />

es trotz der „Firma” AHS noch eine „Familie“ AHS gibt. Eben die eigentliche<br />

Seele des Vereins.<br />

Eine Besonderheit waren diesmal zwei<br />

Ehrungen:<br />

v.l.: Alfons Stetter, Petrus Ceelen, Bella Erlich, Günter<br />

Trugenberger<br />

Das 10jährige Dienstjubileum von Alfons<br />

Stetter und die Ehrenmitgliedschaft von<br />

Petrus Ceelen, dem langjährigen <strong>AIDS</strong>-Seelsorger<br />

<strong>Stuttgart</strong>s. Petrus ist wirklich ein ganz<br />

besonderer Mensch.<br />

„Vielen Dank Lilo Stifter“<br />

Dass das Weihnachtsfest<br />

auf Grund der<br />

AHS-Finanzen realisiert<br />

werden konnte,<br />

verdanken wir Lilo<br />

Stifter und ihren<br />

Freunden! An dieser<br />

Stelle nochmals ein<br />

ganz dickes „Danke“!<br />

Alles in allem war es<br />

ein gelungenes Fest,<br />

an das man sicher<br />

noch lange denken<br />

wird.<br />

Günter Trugenberger<br />

„Zwei Weihnachtsengel“


32 AUS DER <strong>AIDS</strong>HILFE<br />

Alle Jahre wieder ...<br />

Traditionell war die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V. wieder<br />

mit einem Glühweinstand auf dem <strong>Stuttgart</strong>er<br />

Weihnachtsmarkt. Trotz der Bauarbeiten<br />

am Rathaus hatten wir doch einen<br />

Platz in günstiger Lage. Als <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong><br />

wurden wir ca. 4 Wochen lang<br />

sehr positiv in der Innenstadt<br />

wahrgenommen<br />

und unser Glühwein gilt<br />

ja weit und breit als der<br />

beste. Lebkuchen, Gebäck,<br />

Marmelade, Topflappen,<br />

Socken, Kerzen<br />

Weihnachtskarten (alles<br />

selbstgemacht) bis hin zu<br />

Rumtopf, Bären, rote Schleifen<br />

usw. rundeten das Sortiment ab.<br />

Leider konnte nicht alles immer<br />

gut präsentiert werden, aber wir<br />

versprechen Besserung, wenn wir im nächsten<br />

Jahr einen größeren Stand aufbauen können.<br />

Rock for Life<br />

Eine Nachbetrachtung<br />

... die <strong>AIDS</strong>-<strong>Hilfe</strong> auf dem <strong>Stuttgart</strong>er Weihnachtsmarkt.<br />

Am 26.12.2003 fand das erste Benefizkonzert<br />

im LKA-Longhorn statt.Trotzdem es galt, gegen<br />

die Championsleage im Daimlerstadion anzuspielen,<br />

kamen viele um die AHS zu unterstützen.<br />

Dank der guten Musik der Bands war die<br />

Stimmung sehr gut. Eine schöne Geste<br />

kam auch von „STEREOPILOT“ und<br />

„THE THING IN YOUR NOSE“, die<br />

spontan die Einnahmen<br />

aus<br />

ihren, im Rahmen<br />

des Konzertes<br />

verkauften, CDs<br />

der AHS spendeten.<br />

Mit Thommy Müller (LKA), Armin<br />

Sabol (Tonstudio SHIVA_SOUNDS),<br />

Dank an das Team von Restaurant Tabacchi das<br />

uns beim Gläser spülen tatkräftig unterstützt hat.<br />

Dank den vielen Ehrenamtlern die durch ihren Einsatz<br />

und ihre Spendenbereitschaft<br />

zum Erfolg beigetragen haben.<br />

Der Erfolg beflügelt und schon jetzt<br />

werden Socken und Schals<br />

gestrickt sowie Regenbogen-Topflappengehäkelt,<br />

lasst die Nadeln<br />

fleißig klappern, der nächste<br />

Weihnachtsmarkt ist<br />

schon in 9 Monaten.<br />

Die schöne Bescherung für<br />

uns war wieder ein Reinerlös von<br />

ca. 16.000,- Euro. Dank Euch allen,<br />

die durch regen Besuch zum Ergebnis<br />

beigetragen haben.<br />

Wir warten auf die nächste<br />

„schöne Bescherung“.<br />

Dieter Reinhart<br />

Andi Brenner (POP<br />

BÜRO STUTTGART)<br />

hat die AHS wichtige<br />

neue Partner gefunden.<br />

Für das Konzert am<br />

11.02.2004 konnten die<br />

Bands „FAKED I.D.“, „CAR-<br />

NIVAL OF SOULS“ und<br />

„DIVERSION“ gewonnen werden.<br />

Alles in allem verspricht ROCK<br />

FOR LIFE ein fester Bestandteil<br />

der <strong>Stuttgart</strong>er Rockszene und<br />

der AHS Unterstützerstruktur zu<br />

werden.<br />

Im nächsten RAINBOW werden<br />

die Bands angekündigt, die<br />

beim WAD- Konzert am<br />

27.11.2004 im LKA auftreten<br />

werden.<br />

Günter Trugenberger


34 DROGEN DROGEN 35<br />

stoned again<br />

Von Drogen und Nebenwirkungen<br />

HALLUZINOGENE<br />

von Günter Trugenberger<br />

Eine Artikelreihe der berauschenden Art<br />

Der Rausch existiert wie die sexuelle Lust im<br />

Leben des Menschen. Sei es als Lustgewinn<br />

oder Verdrängung. Seien es legale Rauschmittel<br />

oder eben illegale. Die akzeptierende<br />

Haltung gegenüber Drogengebrauchern ist<br />

Bestandteil der <strong>AIDS</strong>HILFEN-Politik, gewachsen<br />

aus der Einsicht, dass es eben Menschen<br />

gibt, die den Rausch zum (Über)leben brauchen.<br />

Aber der Gebrauch von Drogen birgt,je nach<br />

Substanz,teilweise tödliche Nebenwirkugen.<br />

Um diese Risiken überschaubarer zu machen,<br />

stellt RAINBOW einige der Substanzen vor.<br />

Allgemeines:<br />

Unter Halluzinogen versteht man Substanzen,die in der Lage sind, die menschliche Psyche so<br />

zu beeinflussen,dass im Rausch Traum und Wirklichkeit nicht mehr unterscheidbar sein<br />

können.Viele dieser Substanzen sind biogene Drogen (siehe RAINBOW NR.47) und dienten<br />

ursprünglich rituell/religiösen und medizinischen Zwecken.<br />

Am bekanntesten ist hierbei wohl der PEYOTL-Cactus Süd-und Mittelamerikas.In neuerer Zeit<br />

traten synthetische Substanzen auf der Szene auf.So erlangte das von Dr. Hoffmann entdeckte<br />

LSD (Lyssergsäurediäthylamid) vor allem während der Hippie-Ära grosse Berühmtheit.<br />

Wirkungsweise/Gefahren:<br />

Wie bereits erwähnt sind Halluzinogene in der Lage neue „Realitäten“und „Welten“ zu erschaffen.<br />

Es ist daher verständlich,dass eine der Hauptgefahren „Unfall“ heißt. Klar,wenn aus dem<br />

Abblendlicht eines herannahenden Autos ein einladender, absolut geiler Farbtunnel wird, da kann<br />

man leicht zur „Motte“ auf der Windschutzscheibe werden. Ein biszuweilen sehr eindrückliches;<br />

aber manchmal auch einmaliges Feeling.<br />

Nicht umsonst wurden solche psychoaktiven Substanzen oft zu rituellen Zwecken verwendet.<br />

Immer wieder kam es daher vor ,dass den „Freizeitschamanen“ nicht nur „gute Geister“ erschienen.<br />

Tja,und wenn dann so eine Begegnung andauert, dann nennt mann das „auf Tripp hängengeblieben“.<br />

Und es gibt immer wieder Fälle,in denen dieser Zustand lebenslang bleibt.<br />

Erste <strong>Hilfe</strong>:<br />

Den Patienten in eine stressfreie Zone bringen, ihn zu beruhigen versuchen und ggfs. den Arzt<br />

rufen.<br />

Damit endet die Artikelserie über Drogen.Neben Halluzinogenen wurden in den vergangenen<br />

Ausgaben auch EXTASY; HEROIN; HASCHISCH; BIOGENE DROGEN und KOKAIN besprochen.<br />

In der nächsten Ausgabe wird sich RAINBOW wieder den sexuell übertragbaren Erkrankungen<br />

(STD) widmen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!