Dipl. Geoökologe Christian Strätz - Bezirk Oberfranken
Dipl. Geoökologe Christian Strätz - Bezirk Oberfranken
Dipl. Geoökologe Christian Strätz - Bezirk Oberfranken
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<strong>Bezirk</strong>sfischereiverband<br />
<strong>Oberfranken</strong> e. e.V. V.<br />
<strong>Bezirk</strong> <strong>Oberfranken</strong><br />
Fachberatung für Fischerei<br />
gefördert aus Mitteln der Fischereiabgabe<br />
Juni 2009<br />
Landesfischereiverband<br />
Bayern e. e.V. V.<br />
Gemeinsames Vorkommen des Edelkrebses<br />
(Astacus Astacus) und des Signalkrebses<br />
(Pacifastacus Leniusculus) in der Mauthaus-<br />
Talsperre (Landkreis Kronach)<br />
<strong>Dipl</strong>. <strong>Geoökologe</strong> <strong>Christian</strong> <strong>Strätz</strong>
Herausgeber<br />
<strong>Bezirk</strong> <strong>Oberfranken</strong><br />
Fachberatung für Fischerei<br />
Ludwigstraße 20<br />
95444 Bayreuth<br />
Telefon: (09 21) 60 4-14 69<br />
Fax: (09 21) 60 4-1667<br />
Email: fischerei@bezirk-oberfranken.de<br />
http://www.bezirk-oberfranken.de<br />
Fotos<br />
Edelkrebs auf Titelseite,<br />
Manfred Popp, Fachberatung für Fischerei, <strong>Bezirk</strong> <strong>Oberfranken</strong><br />
Signalkrebs auf Titelseite,<br />
Erik Bohl, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Wielenbach<br />
Alle anderen Fotos Verfasser<br />
Umschlaggestaltung<br />
Nicole Fleischer<br />
Bayreuth, Juni 2009
<strong>Bezirk</strong> <strong>Oberfranken</strong>, Fachberatung für Fischerei<br />
Abschlussbericht<br />
Projektbezeichnung:<br />
Gemeinsames Vorkommen des Edelkrebses (Astacus Astacus)<br />
und des Signalkrebses (Pacifastacus Leniusculus) in der<br />
Mauthaus-Talsperre (Landkreis Kronach)<br />
Projektträger:<br />
<strong>Bezirk</strong> <strong>Oberfranken</strong>, vertreten durch Herrn <strong>Bezirk</strong>stagspräsidenten Dr. Günther Denzler<br />
weitere Projektpartner:<br />
Landesfischereiverband Bayern, München<br />
<strong>Bezirk</strong>sfischereiverband <strong>Oberfranken</strong>, Bayreuth<br />
Sportfischereiverein Nordhalben, Nordhalben<br />
Projektleitung:<br />
Dr. Robert Klupp, Ltd. Fischereidirektor<br />
Fachberatung für Fischerei des <strong>Bezirk</strong>s <strong>Oberfranken</strong>, Bayreuth<br />
Auftragnehmer:<br />
<strong>Dipl</strong>. <strong>Geoökologe</strong> <strong>Christian</strong> <strong>Strätz</strong>, Büro für ökologische Studien, Bayreuth<br />
Unter Mitarbeit von:<br />
D. Albrecht, Umweltsicherung<br />
M. Bauernfeind, Umweltsicherung<br />
E. <strong>Strätz</strong>, BTA<br />
Finanzierung:<br />
Landesfischereiverband Bayern, München<br />
Projektdauer:<br />
Juni 2008 - Mai 2009<br />
Verfasser:<br />
<strong>Dipl</strong>. <strong>Geoökologe</strong> <strong>Christian</strong> <strong>Strätz</strong>, Büro für ökologische Studien GdbR<br />
Oberkonnersreuther Str. 6 a, D-95448 Bayreuth, Tel: 09 21/ 50 70 37 34,<br />
Fax: 09 21 /50 70 37 33, Internet: www.bfoes.de, E-Mail: christian.straetz@bfoes.de
Vorwort<br />
Eine funktionierende Fortpflanzung ist die wesentlichste Voraussetzung für den Erhalt<br />
der heimischen Fischbestände. Dies gilt sowohl für die Fischpopulationen in den<br />
freien Gewässern als auch für die Fischbestände in den Fischzuchtbetrieben.<br />
In den letzten Jahren haben die Fischarten in den freien Gewässern zum Teil erhebliche<br />
Einbrüche erlitten. Auch die heimischen Salmonidenzuchtbetriebe hatten<br />
Schwierigkeiten die benötigten Augenpunkteier bereitzustellen. Die Folge davon war<br />
bzw. ist, dass die Fischzuchtbetriebe die Haltung von Laichfischen aus wirtschaftlichen<br />
Gründen aufgaben und sich die benötigten Augenpunkteier aus dem Ausland<br />
beschafft haben. Dies kann im Interesse der Erhaltung der heimischen Fischbestände,<br />
die an die hiesigen Bedingungen sowohl genetisch als auch ökologisch angepasst<br />
sind, nicht auf Dauer hingenommen werden.<br />
Die Fachberatung für Fischerei des <strong>Bezirk</strong>s <strong>Oberfranken</strong> hat sich zusammen mit dem<br />
<strong>Bezirk</strong>sfischereiverband <strong>Oberfranken</strong> und dem Landesfischereiverbandes Bayern<br />
dieses Problems angenommen. Über den <strong>Bezirk</strong>sfischereiverband <strong>Oberfranken</strong> wurden<br />
beim Landesfischereiverband Bayern Mittel aus der Fischereiabgabe zur Untersuchung<br />
der Einflüsse auf Eier und Sperma, sowie der Erbrütung von befruchteten<br />
Eiern beantragt. Die Untersuchungen wurden in der Lehranstalt für Fischerei Aufseß<br />
durchgeführt. Die vorliegende Arbeit ist als Grundlage zu sehen, wie zukünftig die<br />
Vermehrung von Salmoniden in den hiesigen Fischzuchtbetrieben wieder erfolgreich<br />
betrieben werden kann. Ich hoffe, dass die für Salmoniden aufgezeigte Vorgehensweise<br />
auch Hinweise für die Vermehrung von Rutte, Nase und anderen Arten liefert.<br />
Mein Dank gilt dem Landesfischereiverband Bayern für die finanzielle Unterstützung<br />
aus Mitteln der Fischereiabgabe. Danken möchte ich an dieser Stelle auch Herrn<br />
Dr. Dennis Kallert für die praxisorientierte und qualifizierte Durchführung der Untersuchung.<br />
Ich bin sicher, der <strong>Bezirk</strong> <strong>Oberfranken</strong> hat damit einen Beitrag geleistet, damit<br />
die Salmonidenzuchtbetriebe wieder in die Lage versetzt werden, geeignete Jungfische,<br />
sowohl für die freien Gewässer als auch für die Teichwirte zur Verfügung<br />
zu stellen.<br />
Bayreuth, im Mai 2009<br />
Dr. Günther Denzler<br />
Präsident<br />
des <strong>Bezirk</strong>stages von <strong>Oberfranken</strong>
Verzeichnis B<br />
Abkürzungsverzeichnis:<br />
a) allgemein<br />
ABSP: Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern<br />
ASK: Artenschutzkartierung des Bayer. Landesamt für Umwelt<br />
BFVO: <strong>Bezirk</strong>sfischereiverband <strong>Oberfranken</strong> e.V.<br />
BNatSchG: Bundesnaturschutzgesetz<br />
BayNatSchG: Bayerisches Naturschutzgesetz<br />
FFH-RiLi: Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union<br />
HNB Höhere Naturschutzbehörde<br />
LSG: Landschaftsschutzgebiet<br />
NSG: Naturschutzgebiet<br />
UNB: Untere Naturschutzbehörde<br />
HNB: Höhere Naturschutzbehörde<br />
WWA: Wasserwirtschaftsamt<br />
b) Rote Listen und ihre Gefährdungsgrade<br />
RL D Rote Liste Deutschland<br />
0 ausgestorben oder verschollen<br />
1 vom Aussterben bedroht<br />
2 stark gefährdet<br />
3 gefährdet<br />
G Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt<br />
R extrem seltene Art mit geographischer Restriktion<br />
V Arten der Vorwarnliste<br />
D Daten defizitär<br />
RL BY Rote Liste Bayern<br />
00 ausgestorben<br />
0 verschollen<br />
1 vom Aussterben bedroht<br />
2 stark gefährdet<br />
3 gefährdet<br />
RR äußerst selten (potenziell sehr gefährdet) (= R*)<br />
R sehr selten (potenziell gefährdet)<br />
V Vorwarnstufe<br />
D Daten mangelhaft<br />
c) Fachbegriffe der FFH-Richtlinie<br />
EHZ Erhaltungszustand in der biogeographischen Region<br />
FFH Fauna, Flora-Habitat<br />
KBR Kontinentale biogeographische Region<br />
LRT Lebensraumtyp des Anhangs I der FFH-Richtlinie<br />
SDB Standarddatenbogen<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
0BAnlass und Aufgabenstellung 1<br />
Inhaltsverzeichnis Seite<br />
1 ANLASS UND AUFGABENSTELLUNG.................................................4<br />
1.1 ANLASS ................................................................................................................................... 4<br />
1.2 AUFGABENSTELLUNG .......................................................................................................... 7<br />
2 UNTERSUCHUNGSFLÄCHEN UND –METHODEN .................................8<br />
2.1 INFORMATIONEN ÜBER DIE TALSPERRE .......................................................................... 8<br />
2.2 UNTERSUCHUNGSFLÄCHEN ............................................................................................. 11<br />
2.3 UNTERSUCHUNGSMETHODEN.......................................................................................... 12<br />
3 ORGANISATORISCHES ................................................................... 14<br />
3.1 VORBEREITENDE ARBEITEN ............................................................................................. 14<br />
3.2 ZEITPLAN .............................................................................................................................. 15<br />
4 ERGEBNISSE ................................................................................. 16<br />
4.1 EINMÜNDENDE GEWÄSSER............................................................................................... 16<br />
4.1.1 Tschirner Ködel............................................................................................................. 16<br />
4.1.2 Nordhalbener Ködel ...................................................................................................... 16<br />
4.1.3 Quellrinnen und –gräben der Vorsperre ....................................................................... 17<br />
4.1.4 Quellrinnen der Trinkwassertalsperre........................................................................... 17<br />
4.2 TALSPERREN ....................................................................................................................... 18<br />
4.2.1 Vorsperre ...................................................................................................................... 18<br />
4.2.2 Trinkwassertalsperre..................................................................................................... 18<br />
4.3 TOSBECKEN, ABLAUF UND RODACH IM EINMÜNDUNGSBEREICH .............................. 23<br />
5 VERBREITUNGSÜBERSICHT ........................................................... 24<br />
6 ZUSAMMENFASSUNG ..................................................................... 25<br />
7 DANKSAGUNG ............................................................................... 27<br />
8 QUELLENVERZEICHNIS .................................................................. 28<br />
9 ANHANG ........................................................................................ 29<br />
9.1 INFORMATIONEN ZUM SIGNALKREBS.............................................................................. 29<br />
9.2 GEWÄSSERKUNDLICHE DATEN (WWA KRONACH)......................................................... 31<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
0BAnlass und Aufgabenstellung 2<br />
Tabellenverzeichnis Seite<br />
Tabelle 1: Zeitlicher Ablauf der Projektarbeiten 2008 und 2009...................................................... 15<br />
Tabelle 2: Meßreihen, Tiefenprofil für Temperatur, Leitfähigkeit, pH-Wert ..................................... 31<br />
Abbildungsverzeichnis Seite<br />
Abbildung 1: Blick auf die Dammkrone der Talsperre (rechts) und den Entnahmeturm ....................... 3<br />
Abbildung 2: Abgelassene Vorsperre am 14.9.2007 (Fotomontage)..................................................... 5<br />
Abbildung 3: Überprüfung der geborgenen Flusskrebse am Grund-Ablass der Vorsperre (September<br />
2007) ................................................................................................................................. 5<br />
Abbildung 4: Signalkrebse aus der Trinkwassertalsperre...................................................................... 6<br />
Abbildung 5: Lage des Untersuchungsgebietes .................................................................................... 8<br />
Abbildung 6: Blick auf den Südteil der Talsperre mit Entnahmeturm (Frühjahr 2009) .......................... 9<br />
Abbildung 7: Herbstlicher Reusenfang bei Niedrigwasser (Bereich Ehrenbach) ................................ 10<br />
Abbildung 8: Bereich Ehrenbach (Bucht) am 28.4.2009...................................................................... 10<br />
Abbildung 9: Darstellung der verschiedenen Befischungsorte (Kartengrundlage: Topografische<br />
Übersichtskarte Bayern 1:200.000) ................................................................................ 11<br />
Abbildung 10: Transportmittel ................................................................................................................ 12<br />
Abbildung 11: vorbereitete Netzreusen (Fa. Jenzi)................................................................................ 13<br />
Abbildung 12: Steilabfall am Ostufer (südwestlich Ködelberg) .............................................................. 13<br />
Abbildung 13: Nordhalbener Ködel oberhalb der Staatsstraße ST 2198............................................... 17<br />
Abbildung 14: Tiefenprofil der Wassertemperaturen in der Talsperre (2008)........................................ 19<br />
Abbildung 15: links: Häutungsrest (Exuvie) des Edelkrebses (Länge: ca. 13 cm); rechts: in Reuse<br />
gefangener juveniler Edelkrebs ...................................................................................... 20<br />
Abbildung 16: Männlicher Signalkrebs (Länge 14,1 cm) ....................................................................... 21<br />
Abbildung 17: Eier tragendes Signalkrebsweibchen (Länge 8,6 cm) .................................................... 21<br />
Abbildung 18: Verbreitung von Edel- und Signalkrebs im Untersuchungsgebiet (2008-2009).............. 24<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
0BAnlass und Aufgabenstellung 3<br />
Abbildung 1: Blick auf die Dammkrone der Talsperre (rechts) und den Entnahmeturm<br />
Die gelben Ablagerungen auf der Wasseroberfläche wurden durch sehr starken Pollenflug (Fichte) Ende<br />
April 2009 verursacht.<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
0BAnlass und Aufgabenstellung 4<br />
1 Anlass und Aufgabenstellung<br />
1.1 Anlass<br />
Mitte September 2007 wurde der Wasserspiegel der Vorsperre der Mauthaus-Talsperre zwischen<br />
Nordhalben und Steinwiesen (Naturraum Nordwestlicher Frankenwald, Lkr. Kronach) für<br />
Revisionsarbeiten stark abgesenkt. Der Sportfischerverein Nordhalben hatte in Zusammenarbeit<br />
mit der Fachberatung für Fischerei des <strong>Bezirk</strong>es <strong>Oberfranken</strong> den Restwasserkörper der Vorsperre<br />
abgefischt. Die Fische und die zahlreich auftretenden Flusskrebse wurden aus der verbliebenen<br />
Restwasserfläche geborgen.<br />
Bei der Überprüfung der Flusskrebse durch die Herren K. Kuhlen und M. Popp (Fachberatung für<br />
Fischerei des <strong>Bezirk</strong>es <strong>Oberfranken</strong>) wurde festgestellt, dass neben dem bekannten Edelkrebs<br />
(Astacus astacus) vor allem der aus Nordamerika stammende Signalkrebs (Pacifastacus<br />
leniusculus) die Vorsperre besiedelt. Dieser überraschende Befund weist auf das erste<br />
gemeinsame (syntope) Vorkommen von Edel- und Signalkrebs in Bayern hin.<br />
Gemeinsame Vorkommen beider Arten waren bislang nur aus Skandinavien (Schweden, Finnland)<br />
bekannt (Nylund & Westman 2000). Hier wurde in relativ kleinen, gut untersuchten Seen eine<br />
Kooexistenz über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren nachgewiesen und diese Tatsache auf<br />
das Fehlen des Krebspesterregers in der Signalkrebspopulation zurückgeführt.<br />
Nachdem aber in Niederbayern (Huber & Schubart 2005) und <strong>Oberfranken</strong> (<strong>Strätz</strong> 2007) in<br />
jüngster Zeit auch eine Koexistenz zwischen dem nordamerikanischen Signalkrebs (Pacifastacus<br />
leniusculus) und dem heimischen Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) beobachtet werden<br />
konnte, und zumindest in <strong>Oberfranken</strong> Einzeltiere des Signalkrebses im Steinkrebsbestand positiv<br />
auf den Krebspesterreger getestet wurden (Institut für Zoologie und Fischkrankheiten der<br />
Universität München; vgl. Tätigkeitsbericht der Fachberatung für Fischerei 2006, S. 34), kann das<br />
Fehlen der Krebspest in diesen syntopen Vorkommen nicht ohne weiteres als sicher vorausgesetzt<br />
werden.<br />
Syntope Vorkommen von Signal- und Edelkrebs sind mittlerweile auch aus Sachsen (mündl.<br />
Mitteilung Herr P. Martin, Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft, Referat für Fischerei) und<br />
Hessen bekannt.<br />
An der Mauthaus-Talsperre wurden von den Fischereiberechtigten im September 2007 mehrere<br />
Tausend Krebse aus den trocken fallenden Uferbereichen oder dem schlammigen<br />
Gewässerboden geborgen (siehe folgende Fotos).<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
0BAnlass und Aufgabenstellung 5<br />
Abbildung 2: Abgelassene Vorsperre am 14.9.2007 (Fotomontage)<br />
Einige der Krebse wiesen fehlende Scheren auf,<br />
so dass eine sichere Bestimmung vor Ort nicht<br />
für alle Tiere mit Sicherheit erfolgen konnte. Der<br />
Autor der vorliegenden Studie wurde deshalb<br />
gebeten, die bestimmungskritischen Exemplare<br />
zu untersuchen und ggf. zu determinieren.<br />
Die Überprüfung der fraglichen Tiere erfolgte am<br />
14.9.2007. Die im Foto erkennbaren Eimer<br />
waren ca. zu 2/3 mit Flusskrebsen gefüllt<br />
(mehrere Tausend Tiere), die von den<br />
Fischereiberechtigten am schlammigen Ufer<br />
aufgesammelt wurden.<br />
Abbildung 3: Überprüfung der geborgenen<br />
Flusskrebse am Grund-Ablass der Vorsperre<br />
(September 2007)<br />
Es wurde eine Stichprobe von ca. 400 größeren Krebsen (ab 6 cm Länge) untersucht und folgende<br />
Feststellungen gemacht:<br />
Es handelt sich tatsächlich um einen gemischten Flusskrebsbestand aus<br />
<br />
nordamerikanischen Signal- und heimischen Edelkrebsen.<br />
Mit dem Absenken des Wasserspiegels hatte ein Teil der Krebse die unter der<br />
Uferblockschüttung liegenden Verstecke verlassen. Diese Tiere wurden dann meist im<br />
Bereich der zurückweichenden Wasserlinie von den Fischern aufgesammelt. Rückschlüsse<br />
auf eine unterschiedliche Einnischung beider Arten konnten vor Ort nicht gezogen werden.<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
0BAnlass und Aufgabenstellung 6<br />
Bei allen überprüften Tieren konnte hinsichtlich der Bestimmungsmerkmale eine klare<br />
Trennung zwischen Signalkrebsen und Edelkrebsen gezogen werden. Kreuzungen<br />
zwischen beiden Arten oder Exemplare mit unklaren Merkmalen traten nicht auf.<br />
Beim Fehlen der Scheren oder undeutlicher Ausbildung der Augenleisten war beim<br />
Edelkrebs die seitlich hinter der Nackenfurche sitzende Dorngruppe immer deutlich<br />
ausgeprägt, während dieses Merkmal beim Signalkrebs immer fehlte. Auch waren bei den<br />
intakten Flusskrebsen beim Edelkrebs die Scherenoberflächen immer körnig-rau, beim<br />
Signalkrebs immer feingrubig-glatt.<br />
Weiterhin traten geringfügige Unterschiede in der Panzerfärbung auf: einfarbige Seiten<br />
beim Signalkrebs; hell-dunkel-marmorierte Seiten beim Edelkrebs.<br />
Das Namen gebende „Signal“, ein weißer bis türkisblauer Fleck im Scherengelenk der<br />
Signalkrebse erwies sich für die Bestimmung als nicht brauchbar. Bei einigen Signalkrebsen<br />
war dieses Merkmal sehr gut, in den meisten Fällen jedoch nur schwach<br />
ausgeprägt. In einigen Fällen fehlten Aufhellungen im Scherengelenk völlig, obwohl die<br />
Tiere anhand der übrigen Merkmale eindeutig als Signalkrebse identifiziert werden<br />
konnten.<br />
Abbildung 4: Signalkrebse aus der Trinkwassertalsperre<br />
links: Signalkrebse mit teilweise fehlenden Signalflecken; rechts: ausgesprochen deutliche Ausprägung der<br />
Signalflecke<br />
Bei ca. 90 % der im September 2007 in der Vorsperre abgefischten Tiere handelt es sich<br />
um Signalkrebse, also die aus Nordamerika stammende Art. Nur ca. 10 % Edelkrebse<br />
wurden ausgezählt, was aber methodisch bedingt sein kann (siehe Folgepunkt – die<br />
größeren Längenklassen wurden von den Fischern häufiger abgesammelt als die kleineren<br />
Klassen).<br />
Umfangreiche Vermessungsarbeiten (Gesamtlänge, Scherenlänge) konnten nicht<br />
<br />
vorgenommen werden. Augenscheinlich wachsen aber die Signalkrebse deutlich größer<br />
ab, als die vorgefundenen Edelkrebse. Bei den Maximalgrößen (Rostrum-Spitze bis Ende<br />
des Schwanzfächers) wurden beim Signalkrebs im Gebiet 13-14 cm erreicht. Beim<br />
Edelkrebs lagen die Maximalgrößen unter 10,5 cm. Die meisten ausgezählten Tiere waren<br />
nur 6-8 cm lang.<br />
Die Hälfte der untersuchten Edelkrebse wies in der Vorsperre Scherenverluste auf.<br />
Auch bei den kleineren Signalkrebsen wurden Scherenverluste beobachtet, jedoch nicht in<br />
dem Maße wie beim Edelkrebs.<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
0BAnlass und Aufgabenstellung 7<br />
Das gemeinsame Vorkommen von Edelkrebs und Signalkrebs warf einige Fragen auf, die durch<br />
eine gezielte Befischung der Krebsbestände, sowohl der Vorsperre als auch der Trinkwasser-<br />
Talsperre, geklärt werden sollten.<br />
Der <strong>Bezirk</strong> <strong>Oberfranken</strong> (Fachberatung für Fischerei) stellte über den <strong>Bezirk</strong>sfischereiverband<br />
<strong>Oberfranken</strong> am 28.1.2008 einen Antrag bei der Förderstelle des Landesfischereiverbandes<br />
Bayern e. V. (München), um das gemeinsame Vorkommen beider Arten in der Talsperre<br />
untersuchen zu lassen. Es sollte geklärt werden, warum die beiden Krebsarten hier gemeinsam<br />
leben. Die Mittel für die Untersuchungen wurden bei der Sitzung des Förderbeirates am 25.4.2008<br />
bewilligt.<br />
1.2 Aufgabenstellung<br />
In ausgewählten Uferbereichen sowohl der Vorsperre als auch der Trinkwasser-Talsperre sollten<br />
beköderte Reusen ausgelegt werden, um die aktuelle Verbreitung beider Arten festzustellen. Auch<br />
alle einmündenden Seitengewässer und die beiden Hauptzuflüsse (Tschirner und Nordhalbener<br />
Ködel) sowie das Tosbecken unterhalb der Talsperre, der Zulauf zur Rodach und die Rodach<br />
selbst sollten in die Erfassung mit einbezogen werden.<br />
Neben der Verbreitung im direkten Uferbereich sollten auch tiefere Bereiche befischt werden, um<br />
ggf. Unterschiede in der ökologischen Einnischung beider Arten dokumentieren zu können. Die<br />
hierbei eingesetzten Befischungsmethoden werden im nachfolgenden Kapitel detailliert<br />
beschrieben.<br />
Beibeobachtungen zu seltenen und / oder gefährdeten Fischen und Neunaugen in der Talsperre<br />
und Ihren Zuflüssen werden in der vorliegenden Arbeit dokumentiert.<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
1BUntersuchungsflächen und –methoden 8<br />
2 Untersuchungsflächen und –methoden<br />
2.1 Informationen über die Talsperre<br />
Die Mauthaus-Talsperre im Naturraum Nordwestlicher Frankenwald liegt im Landkreis Kronach<br />
(Regierungsbezirk <strong>Oberfranken</strong>). In den verschiedenen Kartenwerken ist gelegentlich eine<br />
abweichende Bezeichnung (Mauthaus-Talsperre, Ködelstausee, Ködeltalsperre) zu finden. Der<br />
offizielle Name ist „Trinkwassertalsperre Mauthaus“. Eine umfassende Beschreibung der Anlage<br />
findet sich in BayStMLU (1997).<br />
Abbildung 5: Lage des Untersuchungsgebietes<br />
Die Trinkwassertalsperre liegt im Tal der Nurner Ködel, eines rechtsseitigen Zuflusses der Rodach,<br />
rund 20 km nordöstlich der Kreisstadt Kronach. Die Nurner Ködel entsteht aus Tschirner und<br />
Nordhalbener Ködel. Das Ködeltal liegt in einer typischen Mittelgebirgslandschaft des<br />
Frankenwaldes, die durch enge Talgründe, steile Hanglagen und weite Hochflächen<br />
gekennzeichnet ist. Im Stauraum der Talsperre werden insbesondere die verhältnismäßige hohen<br />
Winterabflüsse gespeichert und – dem Bedarf entsprechend – in die Wassermangelgebiete bis<br />
nach Bamberg geleitet. Das Einzugsgebiet umfasst 38,80 km 2 , die mittlere Jahresabflusssumme<br />
20,7 Mio m 3 , der Gesamtstauraum 20,53 Mio m 3 . Zusammen mit der Vorsperre ist die Talsperre<br />
etwa 4 km lang, die Uferlinie beträgt über 12 km. Der Wasserspiegel liegt bei höchstem Stauziel<br />
bei 448,85 m üNN. Das Absperrbauwerk (Kronenlänge: 285 m, -breite: 9 m) liegt etwa 56 m über<br />
der früheren Talsohle.<br />
Als wasserwirtschaftliche Mehrzweckanlage dient die Trinkwassertalsperre Mauthaus neben der<br />
Wasserversorgung dem örtlichen Hochwasserschutz, der Verbesserung der Wasserführung in<br />
Trockenzeiten und in beschränktem Umfang der Stromerzeugung. Ihrem Hauptzweck, der<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
1BUntersuchungsflächen und –methoden 9<br />
Trinkwasserversorgung, entsprechend sind Baden, Surfen usw. nicht erlaubt (Regierung von<br />
<strong>Oberfranken</strong> 2001). Eine fischereiliche Nutzung erfolgt über die Ausgabe von Erlaubnisscheinen<br />
durch den Sportfischerverein Nordhalben.<br />
Das Gewässer befindet sich in einem stabilen, sehr nährstoffarmen (oligotrophen) Zustand, mit<br />
seentypischer Schichtung (Ausbildung einer Sprungschicht) im Sommer. Die Planktondichte ist,<br />
bei Gesamtphosphorkonzentrationen von weniger als 10 µg/l, äußerst gering. Folglich liegt auch<br />
der Algen-Blattgrün-Gehalt unter 3 µg/l. Dies ermöglicht Sichttiefen bis 15 m. Die Hauptzuflüsse<br />
der Talsperre, der Nordhalbener und Tschirner Ködel weisen die Güteklassen I und I-II auf.<br />
Obwohl in deren Oberläufen Versauerungstendenzen bestehen, ist der See diesbezüglich kaum<br />
gefährdet (Regierung von <strong>Oberfranken</strong> 2001).<br />
Die Ufer der Trinkwassertalsperre fallen meist steil ab. Vor dem Absperrbauwerk ist der See knapp<br />
52 m tief. In den Seitenbuchten aber auch im Einmündungsbereich der beiden Hauptzuläufe sind<br />
flachere Uferabschnitte vorhanden.<br />
Abbildung 6: Blick auf den Südteil der Talsperre mit Entnahmeturm (Frühjahr 2009)<br />
Im Jahresverlauf schwanken die Wasserstände der Talsperre stark. Im Herbst 2008 wurden die<br />
Befischungen bei relativ niedrigem Wasserstand durchgeführt.<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
1BUntersuchungsflächen und –methoden 10<br />
Das folgende Foto (Abbildung 7) entstand beim Setzen der Reusen am Befischungsort<br />
„Ehrenbach“ (Einmündung in schmale Bucht am Westufer; ca. 1 km nordwestlich von Mauthaus).<br />
Dieser Bereich zeichnet sich – auf Grund reichlich vorhandener Versteckplätze unter Blöcken und<br />
Steinen - durch hohe Signalkrebsdichten aus. Edelkrebse konnten hier nur in den tieferen<br />
Wasserschichten gefangen werden.<br />
Abbildung 7: Herbstlicher Reusenfang bei Niedrigwasser (Bereich Ehrenbach)<br />
In den beiden Fotos wird der Wasserstand Ende April 2009 durch einen gelben Pfeil markiert. Das<br />
Foto unten (Abbildung 8) zeigt den Wasserstand im Bereich Ehrenbach im Frühjahr 2009.<br />
Abbildung 8: Bereich Ehrenbach (Bucht) am 28.4.2009<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
1BUntersuchungsflächen und –methoden 11<br />
2.2 Untersuchungsflächen<br />
Die verschiedenen Untersuchungsbereiche können wie folgt abgegrenzt werden:<br />
Tschirner Ködel<br />
Tosbecken<br />
Vorsperre<br />
Nurner Ködel<br />
Nordhalbener<br />
Ködel<br />
Trinkwasser-<br />
talsperre<br />
Rodach<br />
Abbildung 9: Darstellung der verschiedenen Befischungsorte (Kartengrundlage: Topografische<br />
Übersichtskarte Bayern 1:200.000)<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
1BUntersuchungsflächen und –methoden 12<br />
2.3 Untersuchungsmethoden<br />
Befischt wurden die Krebsbestände mittels verschiedener Methoden. Die Hauptuntersuchung<br />
wurde durch mehrmalige Befischungen mit jeweils 60-70 Netzreusen durchgeführt, die in den<br />
Abendstunden beködert und im Uferbereich ausgebracht wurden. In den Morgenstunden des<br />
folgenden Tages wurden die Reusen gehoben, der Fang ausgezählt, bestimmt, vermessen, die<br />
Geschlechter festgestellt und sonstige Notizen gemacht (Wassertemperatur, Verletzungen,<br />
fehlende bzw. reduzierte Scheren, Trächtigkeit, Kopulationsspuren, Auftreten von Krebsegeln etc.).<br />
Alle gefangenen Edelkrebse wurden schonend zurückgesetzt. Die Signalkrebse wurden nach<br />
Rücksprache mit Herrn D. Radlo (Sportfischerverein Nordhalben) entnommen und einer sinnvollen<br />
Verwertung zugeführt.<br />
Auf Grund der Schutzgebietsproblematik im Fassungsbereich der Trinkwassertalsperre wurde auf<br />
ein Befahren der Uferstraße mit Kfz verzichtet. Die Gerätschaften (Reusen, Köder etc.) wurden in<br />
einem Fahrradanhänger transportiert. Gefangene Signalkrebse wurden in Eimern gehältert und<br />
abtransportiert.<br />
Abbildung 10: Transportmittel<br />
Zeitlich vor dem Beginn der Reusenfänge wurden alle seitlichen Zuläufe der Tal- und Vorsperre<br />
(Quellrinnen), die beiden Hauptzuläufe (Tschirner- und Nordhalbener Ködel) und die Uferbereiche<br />
beider Stauseen und des Tosbeckens durch Handfang und Sichtbeobachtungen kartiert. Hierbei<br />
wurden insbesondere alle Gewässerbereiche befischt, in denen Reusenfang auf Grund zu geringer<br />
Wassertiefe nicht durchführbar war. Es wurden Steine umgedreht um darunter verborgene Krebse<br />
zu fangen (Handfang: Methodenbeschreibung siehe: <strong>Strätz</strong> 2007). Notiert wurden auch tote<br />
Krebse, Scherenreste bzw. Exuvien frisch gehäuteter Krebse sowie alle Beibeobachtungen zu<br />
Fischen (v. a. Mühlkoppe, Elritze und Bachneunaugen).<br />
Bei der Befischung mittels Netzreusen wurden die Reusen an unterschiedlich langen Leinen (5 m,<br />
10 m, 15 m, 20 m) ausgebracht, um unterschiedlich tiefe Bereiche des Ufers zu befischen. Die<br />
befischte Tiefe konnte über die Leinenlänge und den Böschungswinkel abgeschätzt werden. Es<br />
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1BUntersuchungsflächen und –methoden 13<br />
wurden im Wesentlichen 2 verschiedene Reusentypen verwendet (Fa. Jenzi; grüne Reuse;<br />
Fa. Cormoran, braune Reuse). Bei den kleineren grünen Netzreusen war es möglich, bis zu 3<br />
Reusen hintereinander gekoppelt einzusetzen. Hier wurde dann der Bereich in ca. 5, 10 und 15 m<br />
vom Ufer befischt.<br />
Abbildung 11: vorbereitete Netzreusen (Fa. Jenzi)<br />
Abbildung 12: Steilabfall am Ostufer (südwestlich Ködelberg)<br />
Die Fangorte wurden jeweils in die Topografische Karte eingezeichnet; die genaue Lage mittels<br />
GPS-Koordinaten für spätere Wiederholungsuntersuchungen dokumentiert.<br />
Wichtig ist auch, dass alle Fänge hinsichtlich makroskopischer Merkmale der Krebspest (schwarze<br />
Punkte auf Schreitbeinen und Scheren; vgl. Nylund & Westman 2000) überprüft wurden.<br />
Entsprechende Beobachtungen gelangen jedoch nicht.<br />
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2BOrganisatorisches 14<br />
3 Organisatorisches<br />
3.1 Vorbereitende Arbeiten<br />
Für die Befischungen mussten Uferbereiche des Fassungsbereiches der Trinkwassertalsperre<br />
begangen werden, für die normalerweise ein striktes Betretungsverbot besteht. Die Fachberatung<br />
für Fischerei hat deshalb beim Landratsamt Kronach und beim Wasserwirtschaftsamt Kronach<br />
(Herr Dr. Schrepfermann) die Projektbeschreibung vorgelegt und um eine Genehmigung der<br />
Untersuchungen im beabsichtigten Umfang gebeten. Vorab wurden die Trinkwassertalsperre<br />
Mauthaus (Herr G. Bayerl) und der Sportfischerverein Nordhalben (Herr D. Radlo) über die<br />
geplanten Arbeiten informiert.<br />
Dankenswerter Weise wurden die Ausnahmegenehmigungen bereits im Juni 2008 erteilt mit der<br />
Maßgabe, dass vor Beginn der Befischungen eine Einweisung durch den Betriebsleiter der<br />
Trinkwassertalsperre, Herrn G. Bayerl erfolgt. Daraufhin konnte die Terminabstimmung mit der<br />
Talsperrenverwaltung und dem Sportfischerverein Nordhalben vorgenommen werden.<br />
Die Unterweisung durch Herrn Bayerl erfolgte am 1.7.2008 im Betriebsgebäude. Hierbei wurde<br />
eingehend die Schutzgebietsproblematik im Einzugsbereich der Trinkwassertalsperre erläutert<br />
(Zufahrt, Parken außerhalb des Fassungsbereiches, Verhalten bei Unfällen, mobile Erreichbarkeit).<br />
Anschließend wurde mit Herrn Radlo vom Sportfischerverein Nordhalben ein Treffen an der<br />
Talsperre vereinbart, bei dem das Projekt und die geplanten Untersuchungen nochmals kurz<br />
vorgestellt wurden. Bei einer gemeinsamen Befahrung des Geländes wurden wichtige<br />
Informationen ausgetauscht und Details zum früheren Edelkrebsbestand und zu gut erreichbaren<br />
Befischungsstellen mitgeteilt.<br />
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2BOrganisatorisches 15<br />
3.2 Zeitplan<br />
Zeitraum Tätigkeiten<br />
Letzte Juniwoche Grundlagenermittlung, Terminabstimmung, Kartenmaterial und Aufnahmelisten erstellen,<br />
Fischereigeräte zusammenstellen<br />
1.7.08<br />
2.7.08<br />
3.7.08<br />
Unterweisung durch die Talsperrenverwaltung; Einführung in das Untersuchungsgebiet;<br />
danach: Ermittlung der Krebsbestände in den Oberläufen und allen einmündenden<br />
Seitengewässern durch Handfänge<br />
15.-16.7.08 Ermittlung der Krebsbestände im Tosbecken und im Ablauf zur Rodach<br />
8.-10.8.08 Reusenbefischungen in der Vorsperre<br />
12.-16.8.08 Reusenbefischungen in der Trinkwassertalsperre<br />
25.-26.8.08 Reusenbefischungen in Vor- und Talsperre<br />
6.-7.9.08 Reusenbefischungen in Vor- und Talsperre; Fotodokumentation<br />
13.-14.9.08 Reusenbefischungen in Vor- und Talsperre<br />
22.-23.9.08 Reusenbefischung in Vor- und Talsperre und Erhebung im Tosbecken, im Ablauf und in der<br />
Rodach; Fotodokumentation<br />
8. -9.10.08 Reusenbefischung in der Trinkwassertalsperre; Fotodokumentation<br />
ab 10.10.08 Auswertung der Daten<br />
7.11.08 Besprechung in der Fachberatung für Fischerei; erste Ergebnisse<br />
9.-11.11.08 Abfassen des Sachstandsberichtes<br />
April – Mai 09 Frühjahrsfänge im Uferbereich<br />
Mai 09 Einarbeitung der Frühjahrsfänge; Einbindung der Ergebnisse der Wasseruntersuchungen des<br />
WWA Kronach; Abfassen des Schlussberichtes<br />
Tabelle 1: Zeitlicher Ablauf der Projektarbeiten 2008 und 2009<br />
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3BErgebnisse 16<br />
4 Ergebnisse<br />
4.1 Einmündende Gewässer<br />
Für Tschirner und Nordhalbener Ködel werden bei Schadt (1993) Vorkommen des Edelkrebses<br />
jeweils knapp oberhalb der Einmündung in die Vorsperre angegeben.<br />
4.1.1 Tschirner Ködel<br />
Edel- und Signalkrebse wurden im Jahr 2008 nur im Bereich der Einmündung in die Vorsperre in<br />
tieferem Wasser (> 1 m) nachgewiesen. Die sommerlichen Wassertemperaturen betrugen im<br />
Unterlauf am 1.7.08 nur 15,5 °C und liegen damit an der unteren Grenze oberfränkischer<br />
Edelkrebsgewässer (14-22 °C) im suboptimalen Bereich.<br />
Die im Sommer 2008 nur wenig Wasser führende Tschirner Ködel wurde mittels Handfang und im<br />
Bereich einiger Gumpen auch mit Reusen befischt. Es gelang in keinem Fall der Nachweis von<br />
Krebsen. Als Beibeobachtung konnte im Gesamtverlauf ein individuenreicher Bestand der<br />
Mühlkoppe festgestellt werden. In den Reusen fingen sich gelegentlich auch juvenile Bachforellen<br />
und an einer Stelle (ober- und unterhalb Straßenbrücke Tschirn) auch Elritzen. Im Unterlauf<br />
konnten Anfang Juli darüber hinaus einige nach dem Laichen abgestorbene Bachneunaugen<br />
festgestellt werden.<br />
4.1.2 Nordhalbener Ködel<br />
Auch hier konnten Edel- und Signalkrebse nur im Einmündungsbereich in die Vorsperre<br />
nachgewiesen werden. Die sommerlichen Wassertemperaturen betrugen im Unterlauf am 1.7.08<br />
17 °C. Im Unter- und Mittellauf fanden sich unter Steinen mehrere Mühlkoppen, jedoch keine<br />
Krebse. Zahlreiche juvenile Bachforellen deuten auf eine natürliche Reproduktion dieser Art im<br />
Gewässer hin. Es wurden vereinzelt auch Elritzen und (nach dem Ablaichen) abgestorbene<br />
Bachneunaugen festgestellt.<br />
In der Nordhalbener Ködel wurden im Frühjahr 2009 Handfänge zwischen dem Rüblesgrund und<br />
der Straßenbrücke der St 2198 durchgeführt. Auch hier konnten keine Flusskrebse unter den<br />
reichlich vorhandenen Steinen nachgewiesen werden. Es gelangen allerdings auch hier<br />
Beobachtungen von Mühlkoppe und Elritze. Die beiden in <strong>Oberfranken</strong> gefährdeten Kleinfischarten<br />
sind somit in beiden Zuläufen der Talsperre weit verbreitet und weisen hier reproduktive<br />
Vorkommen auf.<br />
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3BErgebnisse 17<br />
Abbildung 13: Nordhalbener Ködel oberhalb der Staatsstraße ST 2198<br />
4.1.3 Quellrinnen und –gräben der Vorsperre<br />
Nur der Biber(s)graben führte auch im Sommer genügend Wasser, wies aber weder Krebs- noch<br />
Fischbesatz auf (Wassertemperatur im Juli: 14,5 °C). In seinem Unter- bis Mittellauf konnten<br />
jedoch mehrere Larven des Bachneunauges aus dem sandig-schlammigen Sediment gesiebt<br />
werden. Ein weiterer Seitengraben (Quellbachrinne) zum Bibersgraben führte zwar etwas Wasser,<br />
war aber durch mehrere Staumauern nicht passierbar und wies ebenfalls kein Vorkommen von<br />
Krebsen auf.<br />
4.1.4 Quellrinnen der Trinkwassertalsperre<br />
Untersucht wurden 12 seitlich einmündende Quellbachrinnen, die im Sommer 2008 aber eine<br />
meist unzureichende Wasserführung aufwiesen. Von der Staumauer münden folgende Rinnen in<br />
die Talsperre ein (Auflistung gegen den Uhrzeigersinn): Ködelgraben, Heiligengrund,<br />
Wetthofgraben, Domgrund, T(h)ongrund, Breitengrund, Kühgrund, Ehrenbach und Teichenbach.<br />
Das Quellwasser wird über Verrohrungen durch die Uferstraße geleitet. Oberhalb der Straße<br />
konnten in keinem Fall Krebse nachgewiesen werden. Unterhalb der Uferstraße waren nur in den<br />
untersten Bereichen (bis ca. 15 m aufwärts) der größeren Rinnen Krebse feststellbar: Domgrund:<br />
Signalkrebs-Haut (Tier war ca. 14 cm lang), T(h)ongrund (ca. 5 Signalkrebse, 1 Edelkrebs). Die<br />
sommerlichen Wassertemperaturen der Quellrinnen lagen oberhalb der Straße zwischen 10 und<br />
13 °C. Sie sind somit zu kalt und für Edel- und Signalkrebs nicht besiedelbar. Unterhalb der Straße<br />
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3BErgebnisse 18<br />
wiesen die beiden besiedelten Rinnen Domgrund und T(h)ongrund im Sommer<br />
Wassertemperaturen um 16 °C auf.<br />
4.2 Talsperren<br />
4.2.1 Vorsperre<br />
Bei Wassertemperaturen um 20 °C fingen sich im Juli und August beide Krebsarten. In Einzelfällen<br />
wurden beide Arten in einer Reuse gefangen, was darauf hinweist, dass in Teilbereichen der<br />
Vorsperre beide Arten im gleichen Lebensraum, also unmittelbar nebeneinander vorkommen.<br />
Entsprechende Beobachtungen liegen jedoch nur für die unmittelbaren Einmündungsbereiche der<br />
beiden Hauptzuflüsse vor, die sich – im Vergleich zu anderen Uferbereichen – durch folgende<br />
Merkmale auszeichnen: Flache, etwas verschlammte Ufer ohne Deckung unter Steinen und etwas<br />
niedrigere Wassertemperaturen. Beide Krebsarten leben hier entweder unter Laub auf dem<br />
Schlammboden (v. a. Jungtiere) oder in selbst gegrabenen Höhlen unter Erlenwurzeln im<br />
Uferbereich. Das Verhältnis Edelkrebs zu Signalkrebs liegt in diesen Bereichen bei 11 % zu 89 %<br />
und entspricht somit fast dem im Herbst 2007 geschätzten Verhältnis von 1:10 in der Vorsperre.<br />
In den steilen durch Blocksteine gesicherten Uferbereichen der Vorsperre stellen sich die<br />
Verhältnisse völlig anders dar. In den ufernahen Bereichen fingen sich ausschließlich<br />
Signalkrebse, nur in den tieferen Bereichen gelangen Einzelnachweise des Edelkrebses. Edel- und<br />
Signalkrebse leben hier deutlich getrennt.<br />
Die Befischungen an der Vorsperre wurden am 23.9.08 eingestellt, weil bei Wassertemperaturen<br />
um 13 °C keine Fängigkeit mehr gegeben war, während in der Trinkwassertalsperre um 15,6-<br />
15,8 °C noch gute Fänge möglich waren.<br />
Resumee: In der Vorsperre kommen beide Arten vor. Der Signalkrebs ist die bei weitem häufigere<br />
Art im Uferbereich. Die Verhältniszahlen liegen zwischen 1:10 bis 1:40 (Edel- zu Signalkrebs).<br />
4.2.2 Trinkwassertalsperre<br />
Die Befischungen mit Reusen wurden in der Regel innerhalb der gut zugänglichen Buchten der<br />
Talsperre durchgeführt. Dazwischen liegende Uferstrecken konnten durch ergänzende<br />
Handaufsammlungen bearbeitet werden, so dass die Gesamtverbreitung beider Arten recht gut<br />
bekannt ist. Die Trinkwassertalsperre weist im Herbst in den Uferbereichen und in den oberen<br />
Wasserschichten höhere Temperaturwerte auf als die Vorsperre. Bei Lufttemperaturen zwischen 9<br />
und 10 °C betrugen die Wassertemperaturen am 22.9.08 noch 15,5-15,8 °C in der Hauptsperre,<br />
während sie in der Vorsperre bereits auf 13 °C abgesunken waren. Diese gute<br />
Temperaturpufferung kann durch den großen Wasserkörper erklärt werden. In vielen<br />
Fließgewässern, insbesondere Bächen, liegen um diese Zeit die Temperaturen bereits unter<br />
10 °C, so dass die Aktivität der Krebse – je nach Witterungsverlauf – schon im September enden<br />
kann (<strong>Strätz</strong> 2004).<br />
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3BErgebnisse 19<br />
Aus den während der Befischungen gewonnenen Erkenntnisse und dem Jahres-Temperaturprofil<br />
in der Talsperre (Wasserwirtschaftsamt Kronach 2009) kann abgeleitet werden, dass Reproduktion<br />
aber auch der Reusenfang nur in der Tiefenstufe von 0 bis 10 m möglich ist. Der entscheidende<br />
Wert (sommerliche Wassertemperatur > 15 °C) wird im Normalfall ab Mitte Juni gerade erreicht<br />
und nur in den Monaten Juli, August und September, den klassischen Monaten für den Krebsfang,<br />
deutlich überschritten. Bei der Interpretation der Befunde ist zu beachten, dass die Messwerte in<br />
der Grafik im freien Wasserkörper (Seemitte, Südteil) gewonnen werden. Im Uferbereich kann sich<br />
das Wasser stärker erwärmen. Die Grafik zeigt in diesen Monaten auch die seentypische<br />
Schichtung und Ausbildung einer sommerlichen Sprungschicht (kaltes Tiefen, warmes<br />
Oberflächenwasser), während bereits im November die Durchmischung des Wasserkörpers<br />
beginnt, die in der Regel bis zum April Bestand hat.<br />
Wassertemperatur in Grad C<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
Temperaturprofil Mauthaus-Talsperre 2008<br />
0 - 10 m 15 m 20 m 30 m 40 m 1 m über<br />
Grund<br />
Tiefenstufen<br />
Abbildung 14: Tiefenprofil der Wassertemperaturen in der Talsperre (2008)<br />
15.01.2008 Turm<br />
18.02.2008 Turm<br />
19.03.2008 Turm<br />
07.04.2008 Turm<br />
05.05.2008 Boot<br />
17.06.2008 Boot<br />
23.07.2008 Boot<br />
12.08.2008 Boot<br />
15.09.2008 Boot<br />
06.10.2008 Turm<br />
17.11.2008 Turm<br />
15.12.2008 Turm<br />
Der Grafik ist zu entnehmen, dass im Oktober die Wassertemperaturen bereits unter 15 °C liegen.<br />
Im Uferbereich der Talsperre lagen die Temperaturen am 9.10.08 noch bei ca. 14 °C. Es<br />
herrschten noch relativ gute Fangbedingungen, jedoch nur bei Tieren < 8 cm. Es wurden nur<br />
Signalkrebse, jedoch keine Edelkrebse gefangen.<br />
Die größeren Signalkrebse verpaarten sich zu diesem Zeitpunkt und waren in den Reusen kaum<br />
noch vertreten, konnten aber im klaren Wasser der Talsperre gut bei Rivalenkämpfen und<br />
Paarungen beobachtet werden. Die Paarungsaktivität konnte von uns auch tagsüber, z. B. vor<br />
Blocksteinen im Bereich „Ehrenbach“, dokumentiert werden.<br />
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3BErgebnisse 20<br />
Resume: Signal- und Edelkrebs kommen in der Trinkwassertalsperre vor. Die fremdländische Art<br />
dominiert im Uferbereich sehr deutlich. Innerhalb eines 15 m – Uferstreifens konnten in nur sehr<br />
wenigen Fällen überhaupt noch Edelkrebse nachgewiesen werden. Diese befanden sich sämtlich<br />
in einem bedauernswerten Zustand (Foto rechts). Der Anteil nachgewiesener Edelkrebse lag<br />
deutlich unter in der Vorsperre beobachteten Werten (Edelkrebs : Signalkrebs ca. 1 : 100).<br />
Abbildung 15: links: Häutungsrest (Exuvie) des Edelkrebses (Länge: ca. 13 cm); rechts: in Reuse<br />
gefangener juveniler Edelkrebs<br />
Beide Edelkrebsfunde (Fotos) stammen vom Westufer der Talsperre. Das Tier rechts wurde in<br />
einer beköderten Reuse innerhalb der vom Signalkrebs besiedelten Uferzone gefangen. Dem Tier<br />
fehlen beide Scheren und die Antennen. Der Edelkrebs ist hier bis auf wenige Ausnahmen<br />
entweder schon völlig verschwunden oder besiedelt die tieferen Bereiche. Im engeren Uferbereich<br />
betragen die Verhältniszahlen Edelkrebs: Signalkrebs 0 : 100 bis maximal 2 : 100.<br />
Hervorgehoben werden kann, dass die gefangenen Edelkrebse zwar häufig Verletzungen (meist<br />
fehlende Scheren) aufwiesen, aber keine Anzeichen einer Krebspesterkrankung zeigten.<br />
Im Gegensatz dazu waren bei den Signalkrebsen Verletzungen und Scherenverluste nur in<br />
geringem Umfang zu beobachten. Bei einem Reusenfang am 23.9.08 wiesen von 49<br />
Signalkrebsen nur 4 Individuen Scherenverluste auf (8 %). In den bekannten Massenbeständen im<br />
Ailsbach und in der Itz liegen die Verlustraten oft über 50 %.<br />
Eine Auswertung der nachgewiesenen Größenklassen beim Signalkrebs zeigt, dass mittelgroße<br />
Tiere um 9 – 10 cm in den Reusen am häufigsten gefangen wurden. Einzeltiere erreichen über<br />
15,5 cm Länge, dürften dann ca. 8 Jahre alt sein und wiegen zwischen 70 und 100 g.<br />
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3BErgebnisse 21<br />
Individuen über 12 cm Größe (Speisekrebse) fangen sich derzeit noch vergleichsweise selten in<br />
den Reusen. Tiere der Größenklassen 13, 14 und 15 cm sind sehr selten.<br />
Abbildung 16: Männlicher Signalkrebs (Länge 14,1 cm)<br />
Gut in Abbildung 16 zu erkennen ist der türkisfarbene Signalfleck im Scherengelenk, die zweiteilige<br />
Augenleiste (vorne: Leiste, hinten: Dorn) und der glatte Krebspanzer.<br />
Eier tragende Signalkrebsweibchen konnten nur in einem Einzelfall in den Reusen nachgewiesen<br />
werden (Abbildung 17). Die Brutpflege betreibenden Krebsweibchen verlassen ihre Versteckplätze<br />
offenbar nur sehr selten, um auf Nahrungssuche zu gehen. Abgebildet ist ein 8,6 cm großes Tier,<br />
das am 9.10.08 an der Einmündung des Ehrenbaches gefangen wurde. Der Fund zeigt auch, dass<br />
die Signalkrebse der Mauthaus-Talsperre bereits im vierten Lebensjahr am<br />
Reproduktionsgeschehen teilnehmen.<br />
Abbildung 17: Eier tragendes Signalkrebsweibchen (Länge 8,6 cm)<br />
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3BErgebnisse 22<br />
Beibeobachtungen:<br />
Bemerkenswert erscheint bei den Beibeobachtungen, dass am Westufer der Talsperre ein<br />
guter Bestand der Mühlkoppe existiert. Neben einigen adulten Koppen wurden mehrfach<br />
Jungfische unter Steinen nachgewiesen. Der Bestand ist offenbar reproduktiv. Vergleichbare<br />
Beobachtungen von Mühlkoppen in Stillgewässern lagen nach unserer Einschätzung für<br />
<strong>Oberfranken</strong> bislang nicht vor.<br />
Befischungen im Frühjahr 2009:<br />
Im April und Mai 2009 fängig gestellte Reusen erbrachten keine Nachweise von Flusskrebsen. Die<br />
adulten weiblichen Tiere beider Flusskrebsarten betreiben in dieser Zeit Brutpflege der Eier bzw.<br />
der frisch geschlüpften Jungkrebse und verlassen ihre Versteckplätze und Höhlen nicht. Die<br />
adulten und subadulten Männchen beider Arten befinden sich im Frühjahr in der Häutungsphase<br />
und sind noch nicht aktiv. Ähnliche Beobachtungen liegen auch aus Signalkrebspopulationen des<br />
Wiesent-Einzugsgebietes im Ailsbach vor (<strong>Strätz</strong> 2004).<br />
Im Uferbereich der Talsperre wurde deshalb der Reproduktionserfolg beider Arten durch das<br />
Umdrehen von Steinen überprüft. Es wurde hierbei die Jungkrebsgeneration des Vorjahres erfasst.<br />
Dabei gelangen im Uferbereich ausschließlich Nachweise des Signalkrebses. In der<br />
nachfolgenden Verbreitungsübersicht sind Jungkrebsfunde (Reprodukionsnachweise) durch ein<br />
„R“ gekennzeichnet.<br />
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3BErgebnisse 23<br />
4.3 Tosbecken, Ablauf und Rodach im Einmündungsbereich<br />
Edelkrebse wurden in diesen Gewässern nicht mehr angetroffen. Signalkrebse finden sich in<br />
mittlerer Dichte, darunter auch sehr große Tiere im Ablauf: Ein Männchen (>15 cm), das sich am<br />
23.9.08 nach der Paarung bereits wieder in der Häutungsphase befand. Dieses Tier zeigte eine<br />
auffallend blaue Panzer- und Scherenfärbung, die an die bekannten blauen Farbvarietät des<br />
Edelkrebses erinnerte.<br />
Knapp unterhalb der Einmündung der Nurner Ködel in die Rodach wurden ebenfalls Signalkrebse<br />
beobachtet. Zur Verbreitung des Signalkrebses in der Rodach sind bisher keine systematischen<br />
Erhebungen durchgeführt worden. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich die Art auch hier weiter<br />
ausbreiten wird.<br />
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4BVerbreitungsübersicht 24<br />
5 Verbreitungsübersicht<br />
Die Verbreitung der beiden<br />
Flusskrebsarten kann für den<br />
Untersuchungszeitraum 2008 und 2009<br />
wie folgt dargestellt werden. Bei der<br />
Befischung der Tschirner und<br />
Nordhalbener Ködel, die bis knapp<br />
oberhalb der St 2198 (Nordhalben –<br />
Tschirn) erfolgte, konnten keine Krebse<br />
festgestellt werden. Diese Bereiche<br />
werden aus Gründen der<br />
Übersichtlichkeit in der Luftbildkarte<br />
nicht mit dargestellt.<br />
Legende:<br />
Signalkrebfunde<br />
Edelkrebsfunde<br />
R Reproduktions-<br />
nachweis Signalkrebs<br />
Abbildung 18: Verbreitung von Edel- und Signalkrebs im Untersuchungsgebiet (2008-2009)<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
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5BZusammenfassung 25<br />
6 Zusammenfassung<br />
Bei einer Stauabsenkung in der Vorsperre der Mauthaus-Talsperre zwischen Nordhalben und<br />
Steinwiesen (Frankenwald) wurde im Sommer 2007 ein gemeinsamer Bestand des heimischen<br />
Edelkrebses (Astacus astacus) und des aus Nordamerika stammenden Signalkrebses<br />
(Pacifastacus leniusculus) durch Mitarbeiter der Fachberatung für Fischerei des <strong>Bezirk</strong>es<br />
<strong>Oberfranken</strong> (Herr K. Kuhlen, Herr M. Popp) entdeckt.<br />
Es handelt sich um das erste nachgewiesene gemeinsame Vorkommen der beiden Arten in<br />
<strong>Oberfranken</strong>, während vergleichbare Beobachtungen aus Skandinavien bereits seit längerer Zeit<br />
bekannt waren.<br />
Durch Reusenbefischungen in der Vor- und Hauptsperre sowie Handfänge in den Zuläufen wurde<br />
der Krebsbestand im Bereich der Trinkwassertalsperre Mauthaus in den Untersuchungsjahren<br />
2008 und 2009 erfasst.<br />
Hierbei wurde festgestellt, dass der heimische Edelkrebs, dessen Vorkommen im Einzugsgebiet<br />
der Talsperre bereits im Fischatlas von <strong>Oberfranken</strong> dokumentiert ist (Schadt 1993), nur noch in<br />
äußerst geringer Dichte vorkommt. Regelmäßig kann der Edelkrebs derzeit nur noch in der<br />
Vorsperre und hier v. a. im Einmündungsbereich von Tschirner und Nordhalbener Ködel gefangen<br />
werden.<br />
Im direkten Uferbereich der Vor- und Hauptsperre ließen sich fast ausschließlich<br />
nordamerikanische Signalkrebse nachweisen. Die Häufigkeit kann – im direkten Vergleich mit<br />
einigen anderen Vorkommen in <strong>Oberfranken</strong> (Ailsbach, Itz, Pegnitz) - im Gesamtbereich noch als<br />
mäßig häufig eingestuft werden. In einigen Uferbereichen scheint der Signalkrebs nicht<br />
ausreichend Versteckmöglichkeiten vorzufinden und fehlt hier (felsige Steilufer, kiesige Flachufer<br />
ohne Steine und Blöcke). Hohe Dichten werden im Bereich der Steinufer (Blocksteine) der<br />
Vorsperre und an der Trinkwassertalsperre im Bereich des einmündenden Ehrenbaches erreicht.<br />
Diese Uferabschnitte zeichnen sich durch ein gutes Angebot an Versteckplätzen unter Steinen und<br />
großen Felsblöcken aus.<br />
Edelkrebse finden sich im Uferbereich der Talsperre fast nur noch in tieferen (kälteren)<br />
Wasserschichten, die vom Signalkrebs im Sommerhalbjahr gemieden werden. Der aggressive<br />
nordamerikanische Signalkrebs hat demnach den ursprünglichen Edelkrebsbestand in suboptimale<br />
Bereiche abgedrängt.<br />
Hinweise auf Edelkrebse, die an Krebspest erkrankt sind, konnten nicht erbracht werden. Fast alle<br />
Edelkrebse zeigten jedoch Merkmale, die auf Auseinandersetzungen mit anderen Krebsen<br />
hinwiesen: Fehlende oder – nach Regeneration – klein ausgebildete Scheren und Verletzungen<br />
am Krebspanzer. Der Verdrängungsprozess wird in der Literatur durch die höhere Konkurrenzkraft<br />
der nordamerikanischen Art erklärt. Sie zeigt gegenüber dem Edelkrebs ein ausgesprochen<br />
aggressives Verhalten und dominiert bei vergleichbarer Größe. Weiterhin ist für die<br />
nordamerikanische Art eine höhere Reproduktivität (höhere Eizahl als der Edelkrebs)<br />
nachgewiesen.<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
5BZusammenfassung 26<br />
Die aktuellen Befischungsergebnisse im Bereich der Talsperre stellen sicher nur eine<br />
Momentaufnahme im Konkurrenzkampf der beiden Flusskrebsarten dar. Eine sichere Prognose,<br />
wie sich die Bestände von Signal- und Edelkrebs in der Talsperre mittelfristig entwickeln werden,<br />
kann derzeit nicht abgegeben werden.<br />
Erfahrungen aus einer Vielzahl nordbayerischer Fließgewässer zeigen, dass der<br />
Verdrängungsprozess in Bächen und kleinen Flussläufen (aber auch Teichen) in der Regel sehr<br />
schnell und vollständig abläuft. Signalkrebse sind hier in der Lage, den bestehenden<br />
Edelkrebsbestand innerhalb weniger Jahre zu ersetzen. Beobachtungen in größeren<br />
Stillgewässern (skandinavische Seen), in denen beide Arten über vergleichsweise lange Zeiträume<br />
nebeneinander zu existieren vermögen, deuten darauf hin, dass hier eine gewisse Einnischung<br />
beider Arten möglich ist. Eine Nischentrennung dürfte nur in größeren und tiefen Gewässern<br />
möglich sein, weil hier im Sommer eine deutliche Temperaturschichtung (warmes Oberflächen-,<br />
kaltes Tiefenwasser) auftritt. Entsprechende Voraussetzungen sind auch an der Ködeltalsperre<br />
gegeben.<br />
Die Wassertemperatur scheint auch innerhalb des gemeinsamen Vorkommens des heimischen<br />
Steinkrebses und des nordamerikanischen Signalkrebses im Ailsbach (Einzugsgebiet der Wiesent)<br />
eine Schlüsselfunktion einzunehmen. Hier konnte der Steinkrebs bislang überleben, weil seine<br />
Versteckplätze von kalten Karstquellen auf dem Grund des Bachbettes beeinflusst sind (<strong>Strätz</strong><br />
2007). Diese sommerkalten Bereiche werden vom Signalkrebs gemieden, der im gleichen<br />
Bachabschnitt nur die höher gelegenen, nicht vom Quellwasser beeinflussten Uferhöhlen im<br />
Auenlehm bewohnt.<br />
Nach bisheriger Kenntnis erreicht der aus Nordamerika stammende Signalkrebs seine<br />
Verbreitungsgrenze in sommerkalten Gewässern <strong>Oberfranken</strong>s, deren Temperaturen unterhalb<br />
15-16°C liegen. Zumindest findet in diesen Bächen keine Reproduktion statt.<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
6BDanksagung 27<br />
7 Danksagung<br />
Der Verfasser bedankt sich bei Herrn <strong>Bezirk</strong>stagspräsidenten Dr. Günther Denzler für die<br />
Schaffung der notwendigen Voraussetzungen zur Durchführung der Untersuchungen.<br />
Darüber hinaus möchten wir für die gewährte Unterstützung während der Projektbearbeitung<br />
folgenden Personen danken.<br />
Herrn Dr. Robert Klupp und Frau Heidemarie Miklis (Fachberatung für Fischerei des <strong>Bezirk</strong>es<br />
<strong>Oberfranken</strong>) für die wissenschaftliche und organisatorische Betreuung der Arbeit. Herrn Kay<br />
Kuhlen und Herrn Manfred Popp (Fachberatung für Fischerei) für die Mitteilung der Krebsfunde<br />
beim Abfischen der Vorsperre der Trinkwassertalsperre.<br />
Herrn Friedrich Schmauser (Präsident des <strong>Bezirk</strong>sfischereiverbandes <strong>Oberfranken</strong> e.V.) für die<br />
Unterstützung und die Schutzbemühungen des Verbandes zum Erhalt heimischer<br />
Flusskrebsbestände.<br />
Herrn Eberhard Roese (Präsident des Landesfischereiverbandes Bayern) für die Finanzierung<br />
des Vorhabens.<br />
Herrn Dr. Matthias Schrepfermann und Herrn Dr. Michael Lorenz (WWA Kronach) für die<br />
Bereitstellung gewässerkundlicher Daten über die Talsperre und die wasserrechtliche Erlaubnis für<br />
die Durchführung der Befischungen.<br />
Herrn Georg Bayerl (Betriebsleitung der TWT Mauthaus) für die Einweisung in das<br />
Untersuchungsgebiet und die Schutzgebietsproblematik sowie die Überlassung von Infomaterial<br />
über die Talsperre.<br />
Herrn Dieter Radlo (Sportfischerverein Nordhalben e.V.) für die Einweisung in das Fischwasser<br />
und die Unterstützung während des ersten Befischungstermines.<br />
Frau Martina Bauernfeind (FH Weihenstephan, Umweltsicherung) und Frau Eva <strong>Strätz</strong> für die<br />
Unterstützung bei den Befischungen und bei der Auswertung und Versorgung der Krebsfänge.<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
Quellenverzeichnis 28<br />
8 Quellenverzeichnis<br />
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<strong>Oberfranken</strong> – die oberfränkische Fischerei an der Schwelle zum 3. Jahrtausend. S.<br />
229 -254.<br />
Bohl, E, Keller, M. & Oitdmann, B. (2001): Flusskrebse in Bayern – Information für Naturschutz,<br />
Wasserwirtschaft, Fischerei, Teichwirtschaft, Fisch- und Aquarienhandel,<br />
Gastronomie.- Landesfischereiverband Bayern e. V. und Bayer. Landesamt für<br />
Wasserwirtschaft (Hrsg.), 35 S.<br />
Cerenius, L., Bangyeekhun, E., Keyser, P., Söderhäll, I. & Söderhäll, K. (2003): Host prophenoloxidase<br />
expression in freshswater crayfish is linked to increased resistance to the<br />
crayfish plaque fungus, Aphanomyces astaci.- Cellular Microbiology, 5 (5): S. 353-357.<br />
Fachberatung für Fischerei, <strong>Bezirk</strong> <strong>Oberfranken</strong> (2005): Tätigkeitsbericht für das Jahr 2005.- 58 S.<br />
Huber, M.G. & Schubart, C.D. (2005): Distribution et biologie de la reproduction d` Austropotamobius<br />
torrentium en Bavière et description d´ une zone de contact avec l´ecrevisse<br />
exotique Pacifastacus leniusculus. Bull. Fr. Pêche Piscic. Nr. 376-377: S. 759-776.<br />
Klos, C. (2005): Neues vom Forum Flusskrebse.- Bericht zum Flusskrebssymposium in Rheinland-<br />
Pfalz, 9.4.05<br />
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Regierung von <strong>Oberfranken</strong> [ed.], (2001): Gewässergüte in <strong>Oberfranken</strong> 2000, mit<br />
Gewässergütekarte. Bayreuth.<br />
Schadt, J. (1993): Fische, Neunaugen, Krebse und Muscheln in <strong>Oberfranken</strong>. Vorkommen und<br />
Verbreitung als Grundlage für den Fischartenschutz (2. Aufl. 1995). Bayreuth. 136 S.<br />
<strong>Strätz</strong>, C. (2000): Gebietsfremde Tierarten (Neozoen) in den Fließgewässern <strong>Oberfranken</strong>s. in:<br />
Klupp, R. (Hrsg.): Fische und ihre Welt in <strong>Oberfranken</strong> – die oberfränkische Fischerei<br />
an der Schwelle zum 3. Jahrtausend. S. 277 – 297.<br />
<strong>Strätz</strong>, C. (2004): Projekt zum Schutz des heimischen Steinkrebses im Einzugsgebiet der<br />
Wiesent.- unveröff. Gutachten im Auftrag des <strong>Bezirk</strong>es <strong>Oberfranken</strong>, Fachberatung für<br />
Fischerei, 38 S., Bayreuth.<br />
<strong>Strätz</strong>, C. (2007): Der Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) in <strong>Oberfranken</strong> – Kartierung,<br />
Monitoring, Artenhilfsprogramm.- <strong>Bezirk</strong>sfischereiverband <strong>Oberfranken</strong> (Hrsg.), 79 S.<br />
Westman, K., Savolainen, R., Julkuunen, M. (2002): Replacement of the native crayfish Astacus<br />
astacus by the introduced species Pacifastacus leniusculus in small, enclosed Finnish<br />
lake: a 30-year study. Ecography, Vol. 25, 35 S.<br />
Wasserwirtschaftsamt Kronach (2009): Tiefenprofil und Rohwasseruntersuchungen für<br />
Wassertemperatur, Leitfähigkeit und pH-Wert in der Ködeltalsperre 2008.-<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
Anhang 29<br />
9 Anhang<br />
9.1 Informationen zum Signalkrebs<br />
Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus)<br />
Kennzeichen:<br />
Der aus Nordamerika stammende Signalkrebs wurde in der Vergangenheit häufig mit dem<br />
heimischen Edelkrebs verwechselt. Wichtigste Voraussetzung für eine korrekte Bestimmung ist die<br />
Einsicht, dass es neben dem Edelkrebs eine weitere Art (Signalkrebs) mit auffällig roten<br />
Scherenunterseiten gibt. Anhand der unten genannten Merkmale sind Edel- und Signalkrebs leicht<br />
unterscheidbar. Signalkrebse wirken massig und gedrungen. Sie erreichen bei uns Körperlängen<br />
bis 16 cm bei einem Körpergewicht um 100 g. Als Spannen werden 15-18 cm (100-150 g)<br />
angegeben. Die Färbung von Panzer und Scheren ist hell- bis rötlichbraun, z. T. auch braun-oliv.<br />
Der weiß-blaue Signalfleck im Scherengelenk ist leider nicht immer ausgebildet, so dass sein<br />
diagnostischer Wert nicht überbewertet werden darf. Die wichtigsten Unterschiede zum Edelkrebs<br />
sind die glatten Oberflächen des Krebspanzers (ohne Dornen und Höcker) und der Scheren. Beim<br />
Edelkrebs fühlen sich Panzer und Scherenoberfläche stets rau an (halbkugelige Erhebungen,<br />
Höcker), beim Signalkrebs sind dagegen die Strukturen eingesenkt (kleine Vertiefungen, Gruben),<br />
so dass die Oberfläche als glatt empfunden wird. Wohl am besten kann man beide Arten<br />
unterscheiden, wenn man ein Unterscheidungsmerkmal an der Nackenfurche (an den Seiten des<br />
Krebspanzers) verinnerlicht, das auch ertastet werden kann: Beim Edelkrebs sind direkt hinter der<br />
Nackenfurche 2-3 deutlich ausgeprägte Erhebungen (Höcker) vorhanden, beim Signalkrebs nicht.<br />
Weitere Merkmale: Zweiteilige Augenleiste, keine Erhebungen vor bzw. hinter der Nackenfurche,<br />
Rostrumseiten parallel, Carapax glatt, Scheren glatt und wuchtig (oft mit hellem Signalfleck im<br />
Scherengelenk), Außenast der 2ten Antenne unten glatt. Die auch tagaktiven Tiere sind auffallend<br />
aggressiv und können ihre Scheren über die Senkrechte hinaus heben.<br />
Lebensraum:<br />
Die vom Edelkrebs bevorzugten Lebensräume können auch vom Signalkrebs besiedelt werden<br />
(Gefahr vollständiger Verdrängung). Entgegen erster Annahmen dringt der Signalkrebs auch in<br />
Quellbäche und somit in den Lebensraum des Steinkrebses vor. Im Steigerwald sind die einst dicht<br />
mit Steinkrebsen besiedelten Waldquellbäche von Signalkrebsen erobert worden. Der Steinkrebs<br />
besiedelt hier nur noch die obersten Quellbachregionen oder ist bereits ganz verschwunden (<strong>Strätz</strong><br />
2007). Signalkrebse haben offenbar geringfügig höhere Wärmeansprüche als der Edelkrebs.<br />
Fortpflanzung:<br />
Die Eizahl beträgt 150-400 Eiern und liegt damit deutlich höher als beim Edelkrebs.<br />
Nahrung:<br />
Signalkrebse sind Allesfresser. In Aquarienversuchen konnte gezeigt werden, dass Signalkrebse<br />
angebotene Nahrung sehr viel schneller zu lokalisieren vermögen als heimische Arten. Ob dies auf<br />
ein besseres Ortungsvermögen oder eine geringere Scheu gegenüber dem Menschen<br />
zurückzuführen ist, ist nicht bekannt. Bei gemeinsamer Haltung mit Stein- und Edelkrebs sind<br />
Signalkrebse stets früher am Futter, das durch aggressives Verhalten gegenüber Konkurrenten<br />
gesichert wird.<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
Anhang 30<br />
Derzeitige Vorkommen in <strong>Oberfranken</strong>:<br />
Signalkrebse wurden schon Anfang der 1970er Jahre in den Callenberger Teichen bei Coburg<br />
(Drehenweiher, Roßwurm-Teiche) besetzt. Bereits 1975 wird die Art im Sulzbach nachgewiesen<br />
und von dort auch später in den 1980er Jahren bestätigt. Aktuelle Funde in diesem Gebiet<br />
gelangen im Graben unterhalb der Roßwurm-Teichkette, im Sturmsteich und in den Gräben bei<br />
Glend. Aus diesen ersten Vorkommen wurde die Art weit im Coburger und Kronacher Gebiet und<br />
über Bamberg bis in den Steigerwald (Mittelebrach) verbreitet. Weitere Funde gelangen im<br />
Ailsbach (1997), in der Leinleiter (1999), in der Pegnitz und im Windheimer See (Ölschnitzsee).<br />
Eine erste Zusammenstellung der Signalkrebsgewässer erfolgte in einer Arbeit über Neozoen in<br />
<strong>Oberfranken</strong> (<strong>Strätz</strong> 2000). Weitere Vorkommen wurden bei der Kartierung der oberfränkischen<br />
Steinkrebsbestände, die vom Signalkrebs mittlerweile massiv zurückgedrängt wurden, entdeckt<br />
und dokumentiert (<strong>Strätz</strong> 2007).<br />
Schutzmaßnahmen:<br />
Für den nicht heimischen Signalkrebs sind Schutzmaßnahmen nicht erforderlich. Ein Besatz in<br />
Gewässer jeder Art, also auch in Teich- und Hälterungsanlagen ist wie ein Besatz in nicht<br />
geschlossene Gewässer nach § 19 Abs. 7/2 AVFiG verboten. Gefangene Signalkrebse dürfen<br />
nicht zurückgesetzt oder in andere Gewässer verbracht werden. Der „Neubürger“ muss für die<br />
heimischen Arten Edel- und Steinkrebs als erhebliches ökologisches Risiko eingestuft werden, da<br />
er Überträger des Krebspesterregers (Aphanomyces astaci, eine Fadenpilzart) ist.<br />
Sonstiges:<br />
Der aus Nordamerika stammende Signalkrebs wurde zu Beginn der 1960er Jahre zunächst von<br />
Schweden importiert, um einen Ersatz für die stark von der Krebspest dezimierten Edelkrebse<br />
aufzubauen. Signalkrebse wurden als pestresistente Alternative propagiert (Bohl & Pohl 2000). Die<br />
große Zuchtanlage in Simontorp (Südschweden) lieferte in den 1970-80er Jahren auch nach<br />
Österreich, wo der Signalkrebsbesatz massiv beworben und auch von staatlichen Stellen<br />
unterstützt und finanziell gefördert wurde. Es ist davon auszugehen, dass die meisten<br />
Signalkrebse über österreichische Quellen nach Bayern gelangt sind. Die von den Signalkrebsen<br />
ausgehende Gefahr (Krebspest) für die heimischen Flusskrebse wurde zunächst negiert.<br />
Signalkrebse sind geschmacklich dem Edelkrebs fast ebenbürtig. Bei gleich großen Tieren ist die<br />
Fleischausbeute beim Edelkrebs aber meist größer weil den aggressiven Signalkrebsen meist eine<br />
oder beide Scheren fehlen.<br />
Gefährdungsstatus:<br />
Ungefährdet. Der Signalkrebs ist keine heimische Flusskrebsart. Es gelten weder Schonzeiten<br />
noch Schonmaße.<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
Anhang 31<br />
9.2 Gewässerkundliche Daten (WWA Kronach)<br />
Die Messreihen wurden vom Wasserwirtschaftsamt Kronach erstellt und für das Projektjahr 2008<br />
zur Verfügung gestellt. In den Tabellen werden die Ergebnisse für Wassertemperatur WT (°C),<br />
Leitfähigkeit LF (µS/cm) und pH-Wert dargestellt. Ökologisch relevant sind v. a. der Jahresgang<br />
der Wassertemperatur und die Ausbildung einer sommerlichen Sprungschicht in der Talsperre. Der<br />
Jahresgang zeigt, dass reproduktive Vorkommen und der Sommer-Lebensraum beider Krebsarten<br />
weitgehend auf den Tiefenbereich 0 bis 10 m beschränkt sind. Die naturraumtypisch niedrige<br />
Leitfähigkeit und der um den Neutralpunkt liegende pH-Wert zeigen äußerst geringe<br />
Schwankungen im Jahresverlauf. Beide Krebsarten (heimischer Edel- und nordamerikanischer<br />
Signalkrebs) kommen mit den Bedingungen (geringer Kalkgehalt) offenbar sehr gut zurecht.<br />
Tabelle 2: Meßreihen, Tiefenprofil für Temperatur, Leitfähigkeit, pH-Wert<br />
Wassertemperatur WT:<br />
TWT Mauthaus 2008 - Entnahmeturm und Boot<br />
Temperatur<br />
Datum 15.01.2008 18.02.2008 19.03.2008 07.04.2008 05.05.2008 17.06.2008 23.07.2008 12.08.2008 15.09.2008 06.10.2008 17.11.2008 15.12.2008<br />
Turm Turm Turm Turm Boot Boot Boot Boot Boot Turm Turm Turm<br />
0 - 10 m 3,8 3,7 4,4 5,1 9,8 15,3 15,9 20,1 17,5 12,8 9,4 5,8<br />
15 m 3,9 3,6 4,3 4,9 6,0 6,5 7,0 9,8 10,1 10,7 9,4 5,7<br />
20 m 4,0 3,6 4,3 4,8 5,7 5,9 6,4 7,0 7,4 7,2 9,4 5,7<br />
30 m 4,0 3,6 4,3 4,4 4,9 5,1 5,2 5,7 5,7 5,8 6,4 5,7<br />
40 m 4,1 3,6 4,3 4,4 4,7 4,8 4,9 5,0 5,2 5,3 5,5 5,6<br />
1 m über Grund 4,1 3,7 4,3 4,4 4,6 4,8 4,9 5,1 5,2 5,4 5,5 5,6<br />
Leitfähigkeit LF:<br />
TWT Mauthaus 2008 - Entnahmeturm und Boot<br />
Leitfähigkeit<br />
Datum 15.01.2008 18.02.2008 19.03.2008 07.04.2008 05.05.2008 17.06.2008 23.07.2008 12.08.2008 15.09.2008 06.10.2008 17.11.2008 15.12.2008<br />
Turm Turm Turm Turm Boot Boot Boot Boot Boot Turm Turm Turm<br />
0 - 10 m 91 89 88 88 89 91 89 89 89 87 89 93<br />
15 m 91 89 88 88 90 89 89 89 89 87 88 93<br />
20 m 91 89 88 88 90 89 84 89 89 87 88 92<br />
30 m 91 89 88 88 90 90 90 90 91 89 89 92<br />
40 m 91 89 88 88 91 90 91 91 92 90 91 93<br />
1 m über Grund 91 89 88 88 91 93 94 91 92 91 91 93<br />
pH-Wert:<br />
TWT Mauthaus 2008 - Entnahmeturm und Boot<br />
pH - Wert<br />
Datum 15.01.2008 18.02.2008 19.03.2008 07.04.2008 05.05.2008 17.06.2008 23.07.2008 12.08.2008 15.09.2008 06.10.2008 17.11.2008 15.12.2008<br />
Turm Turm Turm Turm Boot Boot Boot Boot Boot Turm Turm Turm<br />
0 - 10 m 6,9 6,9 6,7 6,9 7,2 7,6 7,0 7,2 7,4 7,0 7,0 6,9<br />
15 m 6,8 6,9 6,9 6,9 7,0 7,1 7,4 7,5 7,0 6,9 6,9 6,9<br />
20 m 6,8 6,9 6,9 6,9 6,9 6,8 6,9 7,0 6,9 9,8 6,9 6,9<br />
30 m 6,8 6,9 6,9 6,9 6,9 6,7 6,6 6,5 6,5 6,7 6,6 7<br />
40 m 6,7 6,8 6,7 6,9 6,8 6,7 6,6 6,5 6,5 6,6 6,4 6,9<br />
1 m über Grund 6,7 6,8 6,7 6,9 6,8 6,7 6,5 6,5 6,4 6,7 6,5 7,0<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth
Anhang 32<br />
Rohwasseruntersuchungen:<br />
TWT Mauthaus 2008 Rohwasserwerte aus dem Entnahmeturm 10 über dem Seegrund<br />
14.01.2008 11.02.2008 19.03.2008 07.04.2008 05.05.2008 17.06.2008 23.07.2008 12.08.2008 15.09.2008 06.10.2008 17.11.2008 15.12.2008<br />
pH 6,7 7,0 6,5 6,9 6,8 6,6 6,4 6,8 6,6 6,7 6,9 6,8<br />
Temperatur 5,4 3,7 4,4 4,4 4,8 5,1 5,4 5,9 6,1 6,3 7,5 5,6<br />
Leitfähigkeit 94 90 96 88 88 90 88 98 88 87 88 89<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth