10.10.2013 Aufrufe

•Gerhard Jordy: Die Brüderbewegung in Deutschland 1945-1949•

•Gerhard Jordy: Die Brüderbewegung in Deutschland 1945-1949•

•Gerhard Jordy: Die Brüderbewegung in Deutschland 1945-1949•

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

GERHARD JORDY: DIE BRÜDERBEWEGUNG IN DEUTSCHLAND <strong>1945</strong>–1949 10<br />

<strong>in</strong> den BfC e<strong>in</strong>getreten und <strong>in</strong> den Untergrund gegangen waren, selbst den NS-Staat bejaht<br />

hatten, wie Zitate jener Zeit bewiesen:<br />

Franz Kaupp (als Lehrbruder e<strong>in</strong>e Autorität): »Wer unter uns, die nicht im BfC s<strong>in</strong>d,<br />

verne<strong>in</strong>t den nationalsozialistischen Staat Adolf Hitlers? Wer ist nicht von Herzen<br />

dankbar, dass Gott uns diesen Mann als Retter aus Not und Schmach gegeben hat?«<br />

August Schumacher (Reisebruder): »Je länger, desto mehr erkennen die Geschwister,<br />

dass die Forderung der Regierung gerecht ist.«<br />

Johannes Menn<strong>in</strong>ga (Reisebruder) nannte den Vorwurf mangelnder Staatsbejahung<br />

durch die »Brüder« e<strong>in</strong>e »Schmähung«. E<strong>in</strong>e Brüdergeme<strong>in</strong>de, die 1937 wegen Ablehnung<br />

Dr. Beckers für sich e<strong>in</strong> eigenes Versammlungs- und Körperschaftsrecht beantragte,<br />

begründete ihren Antrag damit, dass sie den Staat anerkenne, »der für die<br />

Re<strong>in</strong>erhaltung des Volkskörpers von staatsfe<strong>in</strong>dlichen und volkszersetzenden (Judentum!<br />

D. Verf.) Elementen besorgt« sei.<br />

[141] – Dagegen gab es nur sehr wenige Ausnahmen von e<strong>in</strong>zelnen Brüdern, die den<br />

NS-Staat grundsätzlich ablehnten.<br />

So konnte Dr. Becker die sog. »Außenstehenden« mit e<strong>in</strong>em gewissen Recht darauf<br />

h<strong>in</strong>weisen, dass sie zwar e<strong>in</strong> gutes Konjunkturbewusstse<strong>in</strong>, aber e<strong>in</strong> schlechtes Gedächtnis<br />

hätten.<br />

Völlig überdeckt wurde allerd<strong>in</strong>gs die Schuldfrage durch die nunmehr brennende<br />

Frage nach der geistlichen Berechtigung der Bundesgründungen. <strong>Die</strong>se Frage hat die<br />

»Brüder« <strong>in</strong> den Jahren <strong>1945</strong> bis 1949 und auch noch später <strong>in</strong> harte Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

geführt, und durch diese Frage ist es auch zu der Umstrukturierung der Brüdergeme<strong>in</strong>den<br />

nach <strong>1945</strong> gekommen.<br />

III. Umstrukturierung der Brüdergeme<strong>in</strong>den <strong>1945</strong>–1949<br />

Vor 1937 hatte es <strong>in</strong> der deutschen <strong>Brüderbewegung</strong> wie auch <strong>in</strong> der ganzen Welt zwei<br />

Gruppierungen gegeben:<br />

– die Geschlossenen (Exklusiven) Brüder, <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> auch »Elberfelder Brüder«<br />

oder »Christliche Versammlung« genannt;<br />

– die Offenen Brüder.<br />

<strong>Die</strong> Zweiteilung rührte von Ause<strong>in</strong>andersetzungen <strong>in</strong> England im 19. Jahrhundert her,<br />

und seitdem lehnten und lehnen die Geschlossenen Brüder die Geme<strong>in</strong>schaft am Tisch des<br />

Herrn mit den Offenen Brüdern wie mit allen anderen konfessionellen »Systemen« ab.<br />

Weltweit waren und s<strong>in</strong>d die Offenen Brüder <strong>in</strong> der Überzahl, während <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

die Geschlossenen Brüder 1937 ungefähr im Verhältnis 10:1 das Übergewicht hatten. <strong>Die</strong><br />

Vere<strong>in</strong>igung der beiden Gruppen 1937 war weltweit e<strong>in</strong>zigartig.<br />

[142] 1) <strong>Die</strong> Geschlossenen (Exklusiven) Brüder<br />

<strong>Die</strong> ab 1937 <strong>in</strong> den Untergrund Verbannten, jetzt die »Außenstehenden« genannt, hatten<br />

ab <strong>1945</strong> wieder Versammlungsfreiheit und nutzten sie selbstverständlich nach den Grundsätzen,<br />

die vor 1937 gültig waren (ke<strong>in</strong>e Organisation, ke<strong>in</strong> Name, Absonderung, d. h.<br />

Trennung von allen religiösen »Systemen«), um die E<strong>in</strong>heit des Leibes Christi am Tisch<br />

des Herrn darzustellen.<br />

<strong>Die</strong> Versuche der »Brüder« im BEFG, sie zum E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den Bund zu bewegen, schlugen<br />

fehl und wurden mit überlegenen Argumenten abgewiesen:

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!