HoFS AUF Seine UMGeBUnG
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P o t e n Z i e l l e A U S W i R K U n G e n<br />
e i n e S n e U e n F e R n B A H n -<br />
H o F S A U F S e i n e U M G e B U n G<br />
D i s k u s s i o n z u d e n e n t w i c k l u n g s m ö g l i c h -<br />
k e i t e n u m e i n e n n e u e n F e r n b a h n h o f i n<br />
H a m b u r g - D i e b s t e i c h<br />
Janna Bordier Diploma work for Master’s degree, 30 ECTS<br />
Master’s programme of Spatial Planning Blekinge Institute of Technology
Danksagung<br />
An dieser Stelle möchte ich all jenen meinen Dank aussprechen, die<br />
Mich durch diese Arbeit auf unterschiedlichste Weise unterstützt<br />
haben.<br />
Ett stort tack till mina handledare Anders Törnqvist och Gösta Blücher<br />
som tagit sig an och gjort det möjligt för mig att skriva detta examensarbete<br />
på tyska.<br />
Dank gilt all die, die Mir mit Informationen und fachlichen Rat zu<br />
Seite gestanden haben. Ein besonderes Dank an Johannes Gerdelmann,<br />
Elke von Kick und Sabine Hilfert.<br />
Dank auch an meine Freunde aus der HCU, unter anderem Torben,<br />
Felix, Mareike und Martin, die mit ihrer guten Stimmung, Rat und<br />
praktische Hilfe diese Arbeit ermöglicht haben.<br />
Ein besonderer Dank geht an Fabian, der mit Humor und Interesse,<br />
mich immer weiter Ermutigt hat.
4<br />
i n H A l t<br />
Zusammenfassung 6<br />
Sammanfattning 8<br />
1. einführung 10<br />
1.1 Fragestellungen 15<br />
1.2 Zielsetzung der Arbeit 15<br />
1.3 Methode 16<br />
1.3.1 Methoden einer Zukunftsdiskussion 16<br />
1.3.2 Die Szenarienmethode 16<br />
1.4 Aufbau der Arbeit 18<br />
2. theoretischer Hintergrund 20<br />
2.1 Entwicklungspotenzial um Bahnhöfe 22<br />
2.1.1 Der Anstoß von Fernbahnhofsentwicklungsprojekten in Europa 22<br />
2.1.2 Der Bahnhof als Knoten und Ort 23<br />
2.1.3 Wichtige Aspekte bei städtebaulichen Entwicklungen 26<br />
2.2 Steuerungsinstrumente der Stadtplanung 29<br />
2.2.1 Verbindliche und vorbereitende Bauleitplanung 29<br />
2.2.2 Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme 30<br />
2.2.3 Städtebaulicher Vertrag 31<br />
2.2.4 Vorkaufsrecht 31<br />
2.3 Referenzbeispiele 32<br />
2.3.1 Steckbrief: Berlin Südkreuz 33<br />
2.4 Fazit zur Theorie 39<br />
3. Plangebiet 40<br />
3.1 Abgrenzung des Plangebiets 43<br />
3.2 Das Plangebiet im innerstädtischen Vergleich 44<br />
3.2.1 Planungsdaten für den Fernbahnhof Diebsteich 45<br />
3.2.2 Hauptbahnhof 46<br />
3.2.3 Fernbahnhof Dammtor 46<br />
3.2.4 Fernbahnhof Altona 46<br />
3.2.5 Fernbahnhof Harburg 47<br />
3.2.6 Fernbahnhof Bergedorf 48<br />
3.2.7 Vergleichende Analyse der Hamburger Fernbahnhöfe bezüglich der Orts- und<br />
Knotenfunktion 49<br />
3.3 Gebietsbeschreibung 51<br />
3.3.1 Die „Ortsfunktion“ 51<br />
3.3.2 Die „Knotenfunktion“ 53<br />
3.3.3 Bestandsaufnahme 57<br />
3.4 Planungen in der Umgebung 67<br />
3.4.1 Mitte Altona 67<br />
3.4.2 Zukunftsplan Altona 71<br />
3.4.3 Stadtbahn 71
3.4.4 Landschaftsachse 71<br />
3.4.5 Überdeckelung der Bundesautobahn A7 (BAB 7) 73<br />
3.5 Interessen der Akteure 73<br />
3.5.1 Freie- und Hansestadt Hamburg (FHH) 73<br />
3.5.2 Bezirk Altona 74<br />
3.5.3 Immobilienmarkt und Grundeigentümer 74<br />
3.6 Zukunftsperspektiven 76<br />
3.6.1 Bevölkerungsentwicklung 76<br />
3.6.2 Mobilität 77<br />
3.6.3 Arbeitsmarkt 78<br />
3.6.4 Wohnen 79<br />
3.7 Fazit des Plangebiets 81<br />
3.7.1 Das Gebiet heute 81<br />
3.7.2 Entwicklungsräume und Bezug zum Fernbahnhof 81<br />
3.7.3 Anforderungen an neue Entwicklungskonzepte 82<br />
3.7.4 Zusammenfassende Auswertung der Planungssituation 84<br />
4. entwicklungsideen für Diebsteich 86<br />
4.1 Anforderungen und Ziele der Konzepte 88<br />
4.2 Bausteine der Entwürfe 92<br />
4.2.1 Der Standort des Fernbahnhofs 92<br />
4.2.2 Block- und Bebauungsstruktur 94<br />
4.2.3 Nutzungsart und Verteilung 96<br />
4.2.4 Straßenstruktur und öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) 101<br />
4.2.5 Grün- und Freiflächenstruktur 104<br />
4.3 Entwürfe und deren zeitliche Entwicklungsverläufe 106<br />
4.3.1 Entwurf I – Einen Fernbahnhof ermöglichen 108<br />
4.3.2 Entwurf II – Strukturen erhalten und ergänzen 110<br />
4.3.3 Entwurf III – Neue Strukturen schaffen 112<br />
4.3.4 Alternativer Entwurf 114<br />
4.3.5 Vergleich der konzepten 116<br />
4.4 Fazit mit Ausblick 121<br />
4.4.1 Abwägende Aspekte und offene Fragen 121<br />
4.4.2 Ausblick 123<br />
Anhang 124<br />
Abkürzungen und Fachbegriffe 126<br />
Quellenverzeichnis 127<br />
Mündliche Quellen in überblick 129<br />
Anhang 1. Art der baulichen Nutzung Baunutzungsverordnung (BauNVO) 132<br />
Anhang 2. Preisträger des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Realisierungswet<br />
tbewerbs für „Mitte Altona“ 136<br />
Anhang 3. Übersichtskarten 138<br />
5<br />
i n H A l t
6 Zusammenfassung<br />
Diese Diplomarbeit beschäftigt sich mit den Planungen<br />
der Deutschen Bahn AG (DB AG), den<br />
Altonaer Fernbahnhof an die S-Bahnhaltestelle<br />
Diebsteich zu verlegen (siehe Karte 1 “Übersichtskarte”<br />
auf Seite 12). Bislang ist bekannt, dass der<br />
Fernbahnhof Altona 2016 verlegt wird, und<br />
anstatt eines Kopfbahnhofs ein neuer Durchgangsbahnhof<br />
entstehen soll. Ein offizieller<br />
Be schluss des DB AG Vorstandes ist jedoch bislang<br />
nicht gefällt worden, und ist zudem von<br />
bundespolitischen Prioritäten abhängig.<br />
Um die S-Bahn Haltestelle Diebsteich liegen auf<br />
beiden Seiten der Gleise überwiegend Gewerbe<br />
und nur vereinzelt Wohnhäuser. Zudem befinden<br />
sich westlich der Gleise zwei große Friedhöfe und<br />
östlich der Gleise große Sportflächen, die Teil<br />
einer „Landschaftsachse“ sind. Dies ist keine übliche<br />
Gegend für einen Fernbahnhof. Der S-Bahnhof<br />
Diebsteich liegt geographisch am Rande der<br />
Innenstadt, aber gefühlt liegt er weit weg vom<br />
städtischen Leben. Die zentrale Fragestellung<br />
dieser Arbeit ist nun: Welche Auswirkungen hat<br />
ein neuer Fernbahnhof auf die städtebauliche<br />
Entwicklung in dessen Umgebung? Konkret stehen<br />
der zukünftige Standort des Altonaer Fernbahnhofs<br />
und die dortigen Möglichkeiten einer<br />
städtebaulichen Neuentwicklung im Fokus.<br />
Die Arbeit baut auf den Theorien von Prof. Luca<br />
Bertolini auf. Laut Bertolini liegt das Potenzial<br />
eines Bahnhofsentwicklungsprojektes im Bezug<br />
zwischen dem Bahnhof als Verkehrsknoten und<br />
dem Bahnhof als Ort. Wenn ein Ungleichgewicht<br />
zwischen diesen Funktionen entsteht, entsteht<br />
auch ein Veränderungsdruck. Im Falle des<br />
Fernbahnhofs Diebsteich entstünde ein starker<br />
Verkehrsknoten an einem Standort mit sehr<br />
schwacher Ortsfunktion und geringer Aufenthaltsqualität.<br />
Nach dieser Theorie gäbe es also<br />
ein großes Entwicklungspotenzial aber auch ein<br />
großes Handlungsbedürfnis.<br />
Die Planungssituation ist komplex. In Hamburg<br />
werden gegenwärtig mehrere stadtplanerische<br />
Großprojekte vorbereitet, die auch Einfluss auf<br />
das Umfeld des Fernbahnhofs Diebsteich haben<br />
könnten. Die Interessen bezüglich des Plangebiets<br />
sind vielfältig, wenn auch meist recht wage<br />
in Bezug auf das Bahnhofsumfeld. Es besteht ein<br />
großes Entwicklungspotenzial aufgrund der<br />
innerstädtischen Lage und der großen Wohnungsnachfrage<br />
in Hamburg. Zudem sprechen die<br />
Tendenzen einer wachsenden Pendlergesellschaft<br />
für eine hohe Nachfrage nach Wohnungen<br />
und Unternehmensstandorten in Bahnhofsnähe.<br />
Gegen eine Entwicklung spricht, dass keine Entwicklungsflächen<br />
zu Verfügung stehen und dass<br />
das Gebiet von den Bürgern kaum, oder höchstens<br />
als unattraktives Randgebiet, wahrgenommen<br />
wird.<br />
Die Arbeit verfolgt den Anspruch, die Thematik<br />
für eine interessierte Öffentlichkeit zu beschreiben<br />
und die Komplexität der Planungssituation<br />
zu verdeutlichen. Sie ist eher breit aufgestellt und<br />
soll als Grundlage für weitere Diskussionen<br />
dienen können. Es werden drei Konzepte mit<br />
unterschiedlichen Zielsetzungen vorgestellt,<br />
wobei der Bezug zwischen Entwurf und Bahnhofs<br />
entwicklung, sowie zentrale Abwägungen<br />
diskutiert werden. Die drei Konzepte werden mit<br />
beispielhaften Entwürfen illustriert und
untereinander verglichen. Diese werden einerm<br />
weitergehenden Alternativentwurf gegenüber-<br />
gestellt.<br />
Für die weitere Planungsdiskussion muss vor<br />
allem die Zielsetzung und deren Auswirkungen<br />
auf die Planung im Vordergrund stehen. Die wichtigsten<br />
Unklarheiten die in diesem Zusammenhang<br />
bestehen, betreffen die Konkurrenzsituation<br />
der Zentren und die eventuelle Verdrängung<br />
von Kleingewerbe und Bewohnern, die erhöhte<br />
Mieten nicht bezahlen können. Bevor eine Einigung<br />
über die Zielsetzung getroffen wurde,<br />
sollten keine weitreichenden Entscheidungen,<br />
wie die Wahl des Standorts des Bahnhofgebäudes,<br />
gefällt werden. Hier können Fehlentscheidungen<br />
eine nachhaltig hemmende<br />
Wirkung auf die Weiterentwicklung und das Vertrauen<br />
der Bürger haben.<br />
7
8<br />
Sammanfattning<br />
Detta examensarbete behandlar Deutsche Bahn<br />
AG:s (det tyska järnvägsaktiebolaget) planer på<br />
att förlägga järnvägsstationen Hamburg-Altona,<br />
till ett industriområde 2 km norr om det läge den<br />
har idag. Enligt dessa planer ska, till 2016, dagens<br />
säckstation ersättas av en genomfartsstation, där<br />
tunnelbanestationen Diebsteich idag ligger (se<br />
översiktskartan på sidan12). Deutsche Bahn AG:s<br />
styrelse har ännu inte fattat ett slutgiltigt beslut<br />
angående förläggningen. Ett sådant beslut är<br />
även avhängigt nationella, infrastrukturella<br />
prioriteringar.<br />
På båda sidor om tunnelbanestationen Diebsteich<br />
är övervägande industri-, hantverks-, varuhus-<br />
samt viss bostadsbebyggelse belägen.<br />
Väster om spåranläggningen ligger stora idrottsanläggningar<br />
och öster om spåren ligger stora<br />
kyrkogårdar. Dessa är del av ett större grönstråk<br />
från stadens ytterkanter, över Folksparken och in<br />
till Hamburgs stadskärna. Det är ett ovanligt läge<br />
för en järnvägsstation med nationella tågförbindelser.<br />
Egentligen ligger platsen för den planerade<br />
järnvägsstationen relativt centralt men upplevs<br />
vara starkt avskilt och perifert belägen.<br />
Den centrala frågeställningen för examensarbetet<br />
är:<br />
Vilken påverkan har en ny järnvägsstation på sin<br />
omgivning? Rent konkret står platsen för Altonas<br />
nya järnvägsstation i fokus och möjligheterna för<br />
en ny strukturell utveckling av dess närområde.<br />
Arbetet bygger på teorier av Prof. Luca Bertolini,<br />
som menar att potentialen för ett utvecklingsprojekt<br />
kring en järnvägsstation be ror<br />
på förhållandet mellan stationen som trafikknutpunkt<br />
och stationen som plats. Om det uppstår<br />
en obalans mellan dessa funktioner så skapas ett<br />
förändringstryck. Den nya placeringen av järnvägsstationen<br />
Altona skulle ge den en mycket<br />
stark funktion som trafikknutpunkt men inte tillgodose<br />
de vistelsekvaliteter och andra viktiga<br />
funktioner som kan attrahera människor. Därmed<br />
förefaller det finnas potential för att utveckla<br />
närområdet kring stationen. Det kan även ses<br />
som en nödvändighet för att den nya järnvägsstationen<br />
långsiktigt skall kunna fungera och<br />
tillgodose samhällets behov.<br />
Planeringssituationen är komplex. I Hamburg<br />
pågår flera större planeringsprojekt som kommer<br />
att påverka förutsättningarna kring den nya järnvägsstationen.<br />
Dessutom går det att identifiera<br />
flera motstridiga intressen kopplade till närområdet<br />
och som kan komma att spela roll i<br />
planering. Ännu har emellertid inga officiella<br />
uttalanden gjorts angående målsättningarna för<br />
planområdet. Närheten till Hamburgs stadskärna<br />
och den stora efterfrågan av centralt belägna<br />
bostäder stärker planområdets utvecklingspotential.<br />
Denna potential stärks även av andra<br />
samhälleliga tendenser, såsom ett allt starkare<br />
pendlingsberoende, som gör speciellt järnvägsstationer<br />
till attraktiva lägen för såväl företagsetablering<br />
som bostäder. Mot områdets<br />
utvecklingspotential framstår framför allt bristen<br />
på fri mark och områdets upplevda avskildhet<br />
vara.<br />
Examensarbetet har som mål att förklara<br />
planeringssituationen och dess komplexitet för<br />
en intresserad allmänhet. Det är ett brett upplagt
arbete som ska kunna utgöra grunden för vidare<br />
planeringsdiskussioner. Baserat på den centrala<br />
frågeställningen har tre olika koncept med olika<br />
målsättningar formulerats. Koncpten har konkritiserats<br />
i tre planillustrationer. Ett alternativt<br />
förslag har tillkommit för att bredda tankebanorna<br />
och fånga upp en tillsynes attraktiv möjlighet.<br />
Förhållandet mellan dessa koncept och<br />
möjlig stadsutveckling kring stationen diskuteras,<br />
med fokus på de viktigaste intresseavvägning-<br />
arna.<br />
För att underlätta den framtida planeringsdiskussionen<br />
bör en överenskommelse kring målsättningen<br />
för stationsetableringen och dess närområde<br />
först skapas. Viktiga oklarheter i detta sammanhang<br />
är den eventuella konkurrens situation<br />
som kan uppstå gentemot de angräns ande,<br />
etablerade distriktscentrumen i staden (Hamburg<br />
värnar en polycentrisk struktur med sju distriktscentrum-”Bezirke”),<br />
samt risken för bortträngning<br />
av dagens företag och boende i<br />
närområdet, som inte har råd med hyreshöjningar.<br />
Innan en överenskommelse kring målsättningen<br />
har träffats, bör inga beslut fattas som<br />
kan inskränka det framtida handlingsutrymmet.<br />
Ett annat förhållningssätt skulle komma att<br />
avsevärt försämra allmänhetens förtroende för plan-<br />
eringsprocessen.<br />
9
1.einführung
1.1 Fragestellungen<br />
1.2 Zielsetzung der Arbeit<br />
1.3 Methode<br />
1.4 Aufbau der Arbeit<br />
1.5 Abgrenzung
1. Übersichtskarte<br />
0 400 800<br />
Meters<br />
Masstab 1: 40.000
Seit mehreren Jahren wird bei der Deutschen<br />
Bahn AG (DB AG) eine Verlegung des Altonaer<br />
Bahnhofs diskutiert. Die Gleisanlagen und Brückenkonstruktionen,<br />
die zum Fernbahnhof Altona<br />
führen, haben einen großen Sanierungsbedarf,<br />
der laut Oberbaudirektor Walter einen zweistelligen<br />
Millionen Betrag kosten würde. Zudem<br />
erfordert die Zugabfertigung bei einem Kopfbahnhof<br />
einen höheren Personal- und Zeitaufwand<br />
als bei einem Durchgangsbahnhof. Gesetz<br />
den Fall, dass die Deutsche Bahn keine ICE-Züge<br />
in Altona mehr halten lassen wird, hat die Freie-<br />
und Hansestadt Hamburg (FHH) mit der DB AG<br />
einen Kompromiss getroffen, diese Bahnhofsfunktion<br />
nach Diebsteich zu verlegen um auch<br />
weiterhin durch mehrere Fernbahnhöfe nachhaltige<br />
Mobilität in der Stadt zu gewährleisten 1 .<br />
Die Autozüge, die heute am Altonaer Bahnhof<br />
durch das Bahnhofsgebäude beladen werden,<br />
würden nach dem Stand der Planungen weiter<br />
nördlich in Langfelde halten und beladen<br />
werden. Bislang ist bekannt, dass der Bahnhof<br />
Altona 2016 nach Diebsteich verlegt werden soll 2<br />
(siehe Karte 1 “Übersichtskarte” auf Seite 12). Ein<br />
offizieller Beschluss des Vorstandes der DB AG ist<br />
noch nicht gefällt 3 und ist von bundespolitischen<br />
Prioritäten abhängig 1 .<br />
1 Prof. Jörn Walter, Oberbaudirektor, Auftaktveranstaltung<br />
zu „Mitte Altona“ in der Theodor-Haubach-Schule<br />
in Altona-Nord, 25.05.10.<br />
2 Johannes Gerdelmann, BSU, Abteilung für Landes- und<br />
Landschaftsplanung, Auftaktveranstaltung zu „Mitte<br />
Altona“ in der Theodor-Haubach-Schule in Altona-Nord,<br />
25.05.2010.<br />
3 DB AG, E-Mail 19.02.2010; bestätigt von Elke von Kuick,<br />
Abteilung für Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirk<br />
Altona, Interview 30.09.2010<br />
In Diebsteich gibt es eine S-Bahn Haltestelle und<br />
in der Umgebung liegen auf beiden Seiten der<br />
Gleise überwiegend Gewerbe und vereinzelt<br />
Wohnhäuser. Zudem befinden sich westlich der<br />
Gleise zwei Friedhöfe und östlich der Gleise<br />
große Sportflächen. Der Bahnhof Diebsteich liegt<br />
geographisch am Rande der Innenstadt, aber<br />
mental weit weg vom städtischen Leben. Ohne<br />
eine neue Entwicklung um den Bahnhof ist zu<br />
befürchten, dass der Bahnhof nicht ausreichend<br />
frequentiert werden würde, mit der Folge, dass<br />
immer weniger Züge hier halten würden. Gleichzeitig<br />
besteht ein großes Potential, neue Nutzungen<br />
zu schaffen, die den Bahnhof ergänzen<br />
und attraktiv machen. Ohne frühzeitige Planungen<br />
und Diskussionen besteht aber das Risiko,<br />
eine erwünschte Entwicklung zu hemmen oder<br />
eine unerwünschte nicht stoppen zu können.<br />
Wichtig ist im gleichen Zusammenhang auch<br />
eine öffentliche Diskussion über die Planungen<br />
zu führen, um die Anliegen der Bürger früh mit<br />
einzubeziehen. Immer wieder zeigen die Erfahrungen,<br />
dass sich zu schnelle Prozesse durch nachträgliche<br />
Proteste verzögern und sehr lang<br />
werden können. Sie beschädigen das Vertrauen<br />
in die Planenden und können zum Scheitern<br />
eines Projekts führen.<br />
Die Planungssituation ist komplex. In Hamburg<br />
werden gegenwärtig mehrere stadtplanerische<br />
Großprojekte vorbereitet, die auch Einfluss auf<br />
das Umfeld des Fernbahnhofs Diebsteich haben<br />
könnten. Zwischen dem Bahnhof Altona und<br />
dem hier vorzustellenden Plangebiet wird ein<br />
neuer Stadtteil auf den alten Gleisanlagen<br />
geplant. Das Planvorhaben hat den Namen „Mitte<br />
Altona“. In Bahrenfeld wird der Ausbau und die<br />
13
14<br />
Überdeckelung der Bundesautobahn A7 (BAB7)<br />
geplant, mit mehreren neuen Wohnsiedlungen<br />
im Anschluss. Zudem ist zwischen Brahmfeld und<br />
Altona eine neue Stadtbahn in Planung (siehe<br />
Karte 33 “Planungen in der Umgebung des<br />
Plangebietes” auf Seite 66).<br />
Die Interessenlagen rund um einen neuen Fernbahnhof<br />
in Diebsteich sind vielfältig aber wage.<br />
Die Freie- und Hansestadt Hamburg hat die Zielsetzung<br />
5000-6000 neue Wohnungen im Jahr in<br />
der Stadt zu realisieren und benötigt hierfür<br />
Wohn ungsbauflächen (vgl. Bürgerschaft FHH<br />
2009: 2). Die Handelskammer und die Handwerkskammer<br />
möchten die Gewerbeflächen wahren.<br />
Vor allem produzierende Betriebe und deren<br />
Arbeitsplätze werden immer öfter verdrängt (vgl.<br />
Bonny 2010: 8). Die Landschaftsplanung der<br />
Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU)<br />
wiederum möchte die Landschaftsachse, die<br />
durch das Gebiet verläuft, aufwerten und<br />
schließlich gibt es Grundeigentümer und Nutzer<br />
im Gebiet, die unterschiedliche Interessen haben.<br />
Wie könnte die Entwicklung um den Fernbahnhof<br />
Diebsteich angesichts der heutigen Nutzungen<br />
aussehen, und welche Veränderungen<br />
sind zu welchem Zeitpunkt vorstellbar?<br />
In der nahen Zukunft könnte es im Umfeld des<br />
Fernbahnhofs Diebsteich, durch die Verlegung<br />
des Fernbahnhofs und die anderen zuvor<br />
genannten Projekte, zu größeren Veränderungen<br />
kommen. Die Interessen und Möglichkeiten sind<br />
vielfältig, die Zukunft nicht bekannt. Werden um<br />
den Fernbahnhof neue Funktionen gefragt<br />
werden? Welchen Einfluss hat ein neuer Fernbahnhof<br />
am Standort, des heutigen S-Bahnhofs<br />
Diebsteich, auf die Umgebung? Welche Möglichkeiten<br />
bieten sich an? Welche Risiken sind zu<br />
vermeiden? Die Vielfalt an Projekten, Interessen<br />
und städtebaulichen Defiziten, sowie die Trennwirkung<br />
der Gleise, führen zu der Notwendigkeit,<br />
einen Gesamtblick auf den Bereich um den Fernbahnhof<br />
Diebsteich zu werfen.
1.1 Fragestellungen<br />
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage der<br />
möglichen Entwicklungen in der Umgebung des<br />
Fernbahnhofs Diebsteich unter der Berücksichtigung<br />
der vielen Veränderungen und Unsicherheiten<br />
in der Zukunft. Drei übergreifende Fragestellungen<br />
haben sich herauskristallisiert, denen<br />
in dieser Arbeit nachgegangen werden soll:<br />
• Welche Auswirkungen hat ein neuer Fernbahnhof<br />
auf die städtebauliche entwicklung<br />
in seiner Umgebung?<br />
Hierbei geht es in erster Linie darum, was die<br />
Erfahrungen von anderen Projekten zeigen können.<br />
Welche Erkenntnisse, aus der Literatur und<br />
aus Referenzbeispielen können für die Planungen<br />
um den Fernbahnhof Diebsteich Relevanz<br />
haben?<br />
• Wie kann ein eventueller Veränderungswunsch<br />
im Bestand von der Stadtplanung<br />
gesteuert werden?<br />
Die meisten planerisch gesteuerten Veränderungen<br />
im Bestand sind Konversionsflächen,<br />
größere Industrie- oder Militärgebiete deren<br />
Nutz ungen entfallen sind. Andere große Veränderungsprojekte<br />
im Bestand sind Sanierungsgebiete<br />
oder Entwicklungsquartiere.<br />
• Wie könnte sich die Umgebung des Fernbahnhofs<br />
Diebsteich entwickeln?<br />
Anhand von Karten und Bildern können Entwicklungsideen<br />
visualisiert, getestet und diskutiert<br />
werden. Wie kann einen städtebaulichen Entwurf<br />
das größte Potenzial an Synergien mit dem<br />
neuen Fernbahnhof erzeugen?<br />
1.2 Zielsetzung der Arbeit<br />
Die Arbeit verfolgt den Anspruch, die Thematik<br />
für eine interessierte Öffentlichkeit zu beschreiben,<br />
die Fragestellungen zu problematisieren<br />
und die Komplexität der Planungssituation zu<br />
verdeutlichen. Die Arbeit stellt Alternativen vor,<br />
die als Grundlage für eine weitere Diskussion<br />
dienen können und Anregungen für weitere<br />
Untersuchungen geben sollen.<br />
15
16 1.3 Methode<br />
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der zukünftige<br />
Entwicklung eines Stadtgebietes. Aussagen über<br />
die Zukunft können leicht als spekulativ und<br />
unbegründet gesehen werden. Daher ist es wichtig,<br />
eine deutliche Arbeitsmethode zu verwenden,<br />
die den Arbeitsprozess strukturiert und<br />
nachvollziehbar macht, damit er transparent<br />
wird. Im Folgenden werden unterschiedliche<br />
Modelle und Methoden der Zukunftsforschung<br />
kurz beschrieben, um die Methodenwahl zu<br />
erläuern. Anschließend wird die gewählte Methode<br />
detaillierter erläutert.<br />
1.3.1 Methoden einer<br />
Zukunftsdiskussion<br />
Die Stadtplanung beschäftigt sich mit der Zukunft,<br />
hauptsächlich in Form von Plänen, die die<br />
Entwicklung steuern sollen. Emmelin beschreibt<br />
in seinem Modell für Zukunftsdiskussion vier<br />
Typen von Zukunftsbildern die unterschiedliche<br />
Grundintentionen verfolgen (vgl. Emmelin 2000:<br />
35ff):<br />
• Die Prognose soll die zukünftige Entwicklung<br />
„vorhersehen“. Das Ziel ist die konsequenteste<br />
und bestmögliche Prophezeiung. Die Prognose<br />
bekommt ihre Berechtigung durch die<br />
Bedeutung für ein Problem obwohl die Zuverlässigkeit<br />
unterschiedlich sein mag. Ein Beispiel<br />
hierfür sind Bevölkerungsprognosen die bei vielen<br />
Kalkulationen eine wichtige Annahme ausmachen<br />
(siehe Diagramm 40 ).<br />
• Der Plan soll die Zukunft darstellen. Wie „richtig“<br />
der Plans ist, hängt von den vorhandenen<br />
Instrumenten und den Einflussmöglichkeiten die<br />
Vorhaben des Planes durchzuführen ab.<br />
• Die Vision ist eine wünschenswerte Beschreibung<br />
der Zukunft und des Weges dahin. Visionen<br />
sollen durch ihre Überzeugungskraft Konsens<br />
zwischen Akteuren schaffen, die selber nicht die<br />
Entwicklung kontrollieren können. Leitbilder wie<br />
der „Zukunftsplan Altona“ sind eine Art von Visionen<br />
(siehe Abschnitt „3.4.2 Zukunftsplan Altona“<br />
auf Seite 71).<br />
• Das Szenario ist vor allem ein Prozess,<br />
wodurch neue Erkenntnisse über Alternativen<br />
und Konsequenzen geschaffen werden. Dessen<br />
Qualität hängt vor allem von der Konsequenz der<br />
Argumentation ab. Durch verschiedene Methoden<br />
werden Bilder der möglichen Entwicklungen<br />
der Zukunft unter dem Vorsatz „wenn... dann...“<br />
untersucht und eingeschätzt.<br />
In der Praxis werden die vier Typen von Zukunftsbeschreibung<br />
oft vermischt. Zudem wird der<br />
Begriff des Szenarios oft ohne genaue Definition<br />
oder Beschreibung der Herangehensweisen verwendet<br />
(vgl. Emmelin 2000: 35).<br />
Mit Blick auf die Zielsetzung dieser Arbeit (siehe<br />
Seite 15), kommt die Intention des Szenarios dieser<br />
am nächsten.<br />
1.3.2 Die Szenarienmethode<br />
Szenarien beschreiben durch unterschiedliche<br />
Verfahren vielseitig mögliche, zukünftige Entwicklungen<br />
und suchen Methoden, die die Entwicklungen<br />
zielgerichtet steuern könnten. Sie
ieten eine Methode, die im Verhältnis zu den<br />
mathematischen, quantitativen Methoden qualitative<br />
Aspekte mit einbezieht und dadurch komplexe<br />
Systeme abbilden kann. Beispielsweise<br />
können Trends, Gegentrends, Wertvorstellungen<br />
und Verhaltensweisen unterschiedlicher Akteure<br />
etc. im Zukunftsbild beschrieben werden, sowie<br />
die wechselseitige Beeinflussung der Teil elemente<br />
untereinander. Weitere Eigenheiten der<br />
Szenarienmethode sind nach Sträter, dass es<br />
keine eindeutig festgelegten Arbeitsschritte gibt<br />
und sie ergebnisoffen ist (vgl. Sträter 1988: 418).<br />
Dies ergibt eine Methode die flexibel auf die<br />
Rahmen bedingungen der Problemformulierung<br />
angepasst werden kann. Es gibt vielerlei Gründe<br />
die Szenarienmethode zu benutzen: Sie kann<br />
helfen komplexe Situationen zu durchdenken,<br />
Alternativen zu finden, Akteure zu überzeugen<br />
oder Ideen zu testen (Hopkins 2002: 7, vgl. Jung<br />
2006: 5)<br />
Die Anforderungen an Szenarien sind wissenschaftlich<br />
sehr hoch und es benötigt mehrere<br />
Fachexperten um sie zu formulieren. Eine völlig<br />
fundierte, wissenschaftliche Herangehensweise<br />
nach der Szenarienmethode ist in dieser Arbeit<br />
nicht möglich. Die differenzierten Fachkenntnisse<br />
können nicht in vollem Umfang herangezogen<br />
werden, um den Anforderungen gerecht zu<br />
werden. Die aufgestellten Fragestellungen<br />
werden in der Arbeit durch Literaturstudien,<br />
anhand von Referenzprojekten und der Erarbeitung<br />
von groben Entwicklungsskizzen bearbeitet.<br />
Sie dienen als Grundlage für weitere Diskussionen<br />
mit den Akteuren, wodurch weitere Ken-<br />
ntnisse herangezogen werden können. Wichtig<br />
für den Prozess ist es Fakten, Meinungen und<br />
Visionen voneinander zu unterscheiden.<br />
17
18<br />
1.4 Aufbau der Arbeit<br />
Die Arbeit beschreibt nach der Einführung erst<br />
die theoretischen Hintergründe basierend auf<br />
wissenschaftlicher Literatur. Anschließend wird<br />
das Plangebiet vorgestellt. Dazu gehören die<br />
Be stands aufnahme der Nutzungen und der<br />
Erschließung des Gebietes und drei weitere<br />
Einflussfaktoren:<br />
• Projekte in Planung<br />
• Interessen der Akteure<br />
• Zukunftstrends<br />
Die Einflussfaktoren werden einzeln kurz<br />
be schrieben und es wird erläutert, wie sie auf das<br />
Planvorhaben einwirken könnten.<br />
Sowohl wegen der Vielfalt der Projekte und Interessen<br />
wie auch der Ungewissheiten in der<br />
Zu kunft kann ein Konzept nicht allen Kriterien<br />
gerecht werden. In dieser Arbeit werden drei<br />
Konzepte mit unterschiedlichen Zielsetzungen<br />
vorgestellt. Unterschiedliche standardisierte<br />
Bausteine des Städtebaus werden anhand ihres<br />
Bezugs zum Fernbahnhof diskutiert und den entsprechenden<br />
Konzepten, je nach deren Zielsetzung<br />
zugeordnet. Anschließend werden grobe<br />
städtebauliche Entwürfe für die jeweiligen<br />
ZIEL<br />
2. Konzeptaufbau<br />
Konzepte beschrieben und verglichen (siehe<br />
Illustration 2 “Konzeptaufbau” auf Seite 18). Die<br />
Entwürfe sollen eine Idee davon geben, wie sich<br />
das Plangebiet städtebaulich entwickeln könnte,<br />
wenn ein bestimmtes Planungsziel angestrebt<br />
werden würde. Die Konzepte dienen als Diskussionsgrundlage<br />
um Prioritäten und deren mögliche<br />
Auswirkungen zu erläutern.<br />
Zur Orientierung sind im Anhang 3, ganz am<br />
Ende der Arbeit, Orientierungs karten<br />
ein gefügt.<br />
BAUSTEINE KONZEPT ENTWURF
1.5 Abgrenzung<br />
Diese Diplomarbeit soll die Komplexität des Projekts,<br />
die Interessen und möglichen Einflussfaktoren<br />
im Planungsgebiet des neuen Fernbahnhofs<br />
Diebsteich skizzieren sowie alternative Entwürfe<br />
vorstellen. Es besteht kein Anspruch auf<br />
eine vollständige Beschreibung der Komplexität,<br />
vollendete Antworten oder perfekte Lösungen.<br />
Trotz der Zielsetzung, eine Grundlage für eine<br />
öffentliche Diskussion zu schaffen, wird das<br />
Thema “Bürgerbeteiligung” nicht weiter analysiert<br />
oder vertieft.<br />
Das Plangebiet wird von den großen umliegenden<br />
Straßen abgegrenzt, die den Bewegungsraum<br />
der Fußgänger einschränken: die Gleise<br />
und die Stresemannstraße im Süden, der<br />
Bornkampsweg im Westen, der Holstenkamp im<br />
Norden und die Kieler Straße im Osten. Die<br />
Abgrenzung ist im Abschnitt “3.1 Abgrenzung<br />
des Plangebiets” auf Seite 43 näher erläutert (siehe<br />
Karte 15 “Plangebietsabgrenzung” auf Seite 42).<br />
19
2.theoretischer<br />
Hintergrund
2.1 entwicklungspotenzial um Bahnhöfe<br />
2.2 Steuerungsinstrumente der Stadtplanung<br />
2.3 Referenzbeispiele<br />
2.4 Fazit zu theorie
22<br />
80 000<br />
70 000<br />
60 000<br />
50 000<br />
40 000<br />
30 000<br />
20 000<br />
10 000<br />
2 500<br />
2 000<br />
1 500<br />
1 000<br />
500<br />
In diesem Kapitel wird durch Literaturrecherchen<br />
und Interviews allgemein nach Antworten der<br />
aufgestellten Fragestellungen gesucht. Im ersten<br />
Abschnitt wird eine Theorie zu den Potenzialen<br />
von Fernbahnhofsentwicklungen allgemein vorgestellt,<br />
im zweiten Abschnitt werden die Planungsinstrumente<br />
des Baugesetzbuches kurz<br />
erläutert und im letzten Abschnitt wird ein Referenzbeispiel<br />
aus Berlin vorgestellt.<br />
0<br />
1960 1970 1980 1990 1990 2000 2004<br />
0<br />
1960 1970 1980 1990 1990 2000 2004<br />
3. Entwicklung des Personenzugverkehrs<br />
2.1 entwicklungspotenzial<br />
um Bahnhöfe<br />
„Welchen Einfluss hat ein neuer Fernbahnhof auf<br />
die städtebauliche Entwicklung der Umgebung?“<br />
Luca Bertolini ist Professor an der Universität in<br />
Amsterdam und beschäftigt sich unter anderem<br />
mit Neuentwicklungen von Bahnhofsgebieten.<br />
In diesem Abschnitt wird seine Theorie von<br />
„Nodes and Places“ (Knoten und Orte) beschrieben.<br />
Die Theorie dient im Folgenden zur Strukturierung<br />
und Auswertung der weiteren Arbeit.<br />
2.1.1 Der Anstoß von<br />
Fernbahnhofsentwicklungsprojekten in<br />
europa<br />
Der Bahnverkehr Beförderte Personen hat über eine lange Zeit, Anteile<br />
im Verkehrsaufkommen insgesamt verloren und erst in den<br />
Personenkilometer ins-<br />
letzten gesamt Jahrzehnten gewinnt der Bahnverkehr<br />
wieder an Fahrgästen und an Personenkilometer.<br />
Die Fahrgäste fahren weitere Strecken als zuvor<br />
(siehe Diagramm 3 ) . In dieser Zeit wurden Bahnhöfe<br />
in Europa modernisiert und Bahnhofsentwicklungsprojekte<br />
geplant und realisiert. Die<br />
meisten Projekte werden in der Umgebung<br />
vorhandener Bahnhöfe umgesetzt. Vereinzelt<br />
sind neue Bahnhöfe auf der „grünen Wiese“<br />
außerhalb der Städte entstanden, um Reisezeiten<br />
zu reduzieren (Beispiel: Limburg an der Lahn und<br />
die Beförderte Fernbahnhöfe Personen Meuse und Lorraine in<br />
insgesamt<br />
Frankreich).<br />
Der neue Trend in und um Fernbahnhöfe zu<br />
investieren, hat viele Hintergründe. Ein wesentlicher<br />
Punkt ist der technische Fortschritt im<br />
Bahnverkehr.
Durch die Ein führung der Hochgeschwindigkeitszüge<br />
sind die Reisezeiten stark gesunken,<br />
was die Attraktivität des Bahnverkehrs erhöht<br />
und zu einer besseren Verknüpfung der Städte<br />
beigetragen hat. Ein zweiter Punkt ist die Privatisierung<br />
vieler staatlicher Bahngesellschaften.<br />
Die Privatisierung hat das Interesse erhöht,<br />
Gewinne aus untergenutzten Flächen zu erzielen.<br />
Neue Quartiere sind entstanden, deren neuen<br />
Nutzungen gleichzeitig den Bahnhof attraktiver<br />
machen und mehr Fahrgäste, die zu den neuen<br />
Nutzungen wollen, bringen. Auch weitere Grundstücke<br />
in Bahnhofsnähe sind in vielen Städten frei<br />
geworden nach dem industrie- und logistikunternehmen<br />
umgesiedelt sind. Ergänzend<br />
dazu ist in den letzten Jahren „nachhaltige<br />
Mobilität“ auch politisch ein wichtiges Thema<br />
geworden. Städtebauliche Verdichtung um Bahnhöfe<br />
und Haltestellen des öffentlichen Personennahverkehrs<br />
(ÖPNV), soll die Abbhängigkeit vom<br />
motorisierten Individualverkehr (MIV) verringern<br />
und das Nutzen des ÖPNVs erhöhen. Dies soll<br />
nicht nur den CO2-Ausstoß mindern, sondern<br />
auch die Verkehrsbelastung des öffentlichen<br />
Straßennetzes entschärfen und Lärm- und Staubbildung<br />
verringern. Eine wichtige Zielsetzung der<br />
lokalen Politik ist es, die lokale Ökonomie durch<br />
eine attraktive Neugestaltung von Bereiche in<br />
zentralen Lagen zu fördern und somit die Stadt<br />
besser zu vermarkten und neue Unternehmen<br />
und Bewohner zu gewinnen. (vgl. Bertolini, Spit<br />
1998: 5 ff)<br />
2.1.2 Der Bahnhof als Knoten und ort<br />
Bertolini und Spit führen eine Diskussion<br />
über die Funktion von „nodes and places“<br />
(Knoten und Orte) und über deren<br />
Zu sammen hänge (vgl. Bertolini, Spit 1998: 9ff;<br />
Bertolini 2008: 37ff). Mit diesem Modell beschreibt<br />
Bertolini, wann Veränderungspotenziale<br />
von und um Bahnhöfe entstehen. Das Modell<br />
zeigt die vielseitige Rolle eines Bahnhofes und<br />
verdeutlicht die Komplexität eines Entwicklungsprojektes<br />
(vgl. Bertolini 2008: 37ff).<br />
Ein Bahnhof ist laut Bertolini, ein Knoten in<br />
einem netzwerk und durch dieses Netz mit<br />
vielen anderen Knoten verbunden. Oft ist der<br />
Bahnhof ein Knoten in mehreren Transportnetzwerken,<br />
sowohl Fernbahn-, Schnellbahn- als auch<br />
Bus-- und Straßennetz. Die Knotenfunktion wird<br />
durch die Erreichbarkeit der unterschiedlichen<br />
Fortbewegungsmöglichkeiten beurteilt. Die<br />
wichtigsten Charakteristiken des Knotens sind<br />
die Frequenz und Vielfalt von Transportwahlmöglichkeiten.<br />
Zudem wird die Anzahl der<br />
Destinationen, die innerhalb einer gewissen Zeit<br />
zu erreichen sind, wie auch die Parkmöglichkeiten<br />
für Autos und Fahrräder zur Einschätzung<br />
der Knotenfunktion herangezogen. (Serlie 1998,<br />
vgl. Bertolini 2008: 40)<br />
Bertolini und Spit weisen darauf hin, dass es zwei<br />
Bedeutungen eines Netzwerks gibt: Zum einen<br />
im Sinne eines physischen Transportnetzwerks<br />
wie oben beschrieben und zum anderen im Sinne<br />
von sozialen und ökonomischen Netzwerken,<br />
gesellschaftlichen Strukturen, die unterschiedlich<br />
verknüpft und voneinander abhängig sind, z.B.<br />
Netzwerke von Menschen oder Unternehmen.<br />
Eine Abhängigkeit zwischen diesen unterschiedlichen<br />
Definitionen von Netzwerken steht<br />
laut Bertolini und Spit nicht fest, und ein Knoten<br />
in einem Transportnetzwerk ist nicht automatisch<br />
23
24<br />
ein Knoten in einem sozialen oder ökonomischen<br />
Netzwerk. In dieser Arbeit werden die physischen<br />
Netzwerke betrachtet. (vgl. Bertolini, Spit 1998:<br />
40)<br />
Ein Bahnhof ist neben einem Knoten in einem<br />
Netzwerk auch ein ort in der Stadt mit unterschiedlichen<br />
Strukturen von Gebäuden, öffentlichen<br />
Plätzen und Funktionen. Zudem ist der<br />
Bahnhof ein Ort, der verschiedene Menschen<br />
anzieht und eine besondere Atmosphäre erzeugt.<br />
Der Ort wird sowohl durch materielle wie<br />
im materielle Attribute charakterisiert (vgl. Bertolini,<br />
Spit 1998: 11). Der Ort wird durch Eigenschaften<br />
beschrieben wie Dichte und Vielfalt der<br />
Aktivitäten in der Umgebung des Bahnhofes,<br />
sowie die Anzahl von Bewohnern und Beschäftigten<br />
aus verschiedenen Berufsgruppen. Die von<br />
Serlie aufgeführten Berufsgruppen sind (1998;<br />
vgl. Bertolini 2008: 41f):<br />
• Handel, Gastronomie und Hotelgewerbe<br />
• Bildung, Gesundheit und Kultur<br />
• Verwaltung und Dienstleistungen<br />
• produzierendes Gewerbe und Logistik<br />
4. Anzahl der Bauvorhaben im Verhältnis zur Entfernung vom Fernbahnhof<br />
Kassel-Wilhelmshöhe<br />
Durch Auswertungen von realisierten Projekten<br />
kommt Bertolini - wie auch Schütz - zu der<br />
Schlussfolgerung, dass der Einflussbereich eines<br />
Bahnhofes sich auf die nähere Umgebung<br />
be schränkt (vgl. Bertolini 2008: 41; Schütz 1998:<br />
372f). Bei Veränderungen weiter entfernt vom<br />
Bahnhof kann ein direkter Bezug generell schwer<br />
festgestellt werden (vgl. Bertolini und Spit 1998:<br />
12). Serlie bezieht bei ihren Ortswertberechnungen<br />
Aktivitäten innerhalb eines Radius von 700m<br />
vom Haupteingang des Bahnhofs mit ein (Serlie<br />
1998; vgl. Bertolini 2008: 41). Dieser Einflussbereich<br />
wird von einer Untersuchung aller Bauvorhaben<br />
in den angrenzenden Stadtteilen des<br />
Fernbahnhofs Kassel-Wilhelmshöhe bestätigt,<br />
der 1991 in Betrieb genommen wurde. Die Bauvorhaben<br />
(1989-1995) zeigen eine deutliche<br />
Konzentration um den Fernbahnhof bis zu einer<br />
Entfernung von 600m. Dies entspricht ca. 10<br />
Minuten Fußweg (siehe Diagramm 4 ). Schütz<br />
zeigt aber zudem auf weitere Investitionsschwerpunkte<br />
außerhalb dieses Radius, die aber an<br />
Haltestellen liegen, die durch gute komplementäre<br />
Verkehrsmittel an den Fernbahnhof<br />
angeschlossen sind, und in ungefähr der gleichen<br />
Reisezeit von 10 Minuten zu erreichen sind (vgl.<br />
Schütz 1998: 372f).<br />
Die beiden Funktionen, der Bahnhof als Knoten<br />
und als Ort, können sich gegenseitig ergänzen<br />
und stärken, indem die Funktionen am Ort Menschen<br />
anziehen, die die Transportnetzwerke nutzen.<br />
Die Transportnetzwerke machen den Ort<br />
attraktiv, da er leicht zu erreichen ist. Die Funktionen<br />
können sich aber auch gegenseitig einschränken,<br />
indem die Ortsfunktionen den Transportnetzwerken<br />
nicht genügend Raum geben
oder die Transportnetzwerke so dominant<br />
werden, dass der Ort als unattraktiv empfunden<br />
und gemieden wird (vgl. Bertolini, Spit 1998: 9).<br />
So besteht eine gegenseitige Abhängigkeit, die<br />
aber keine generelle Schlussfolgerung im Sinne<br />
von - hochfrequentierter Bahnhof = attraktiver<br />
Ort - bietet. Bertolini stellt die Funktionen von Ort<br />
und Knoten in einem Diagramm gegenüber und<br />
beschreibt vier charakteristische Zustände (siehe<br />
Diagramm 5 ); vgl. Bertolini 2008: 38f):<br />
Wenn die Ortsfunktion und die Knotenfunktion<br />
in gleichem Maße vorhanden sind, besteht ein<br />
Zustand von Gleichgewicht („Balance“). Wenn<br />
beide Eigenschaften voll entwickelt sind, sind die<br />
Bodenflächen voll ausgenutzt und es können<br />
Raummangel und Interessenkonflikte zwischen<br />
den Nutzern entstehen („Stress“). Wenn im<br />
Gegensatz dazu der Bahnhof weder gut erschlossen,<br />
noch ein attraktiver Ort ist, besteht ein<br />
ge ringeres Investitionsinteresse („Dependence“).<br />
Ein Ungleichgewicht entsteht, wenn die eine<br />
oder andere Funktion stärker ausgeprägt ist.<br />
Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein<br />
Ausgleichsdruck einsetzt. Dieses Ungleichge-<br />
Node<br />
wicht kann ausgeglichen werden, indem die<br />
schwächere Funktion gestärkt oder die dominantere<br />
Funktion geschwächt wird. Das Ungleichgewicht<br />
zwischen Knoten- und Ortsfunktion<br />
zeigt auf ein Veränderungspotenzial hin, welches<br />
auch gezielt erzeugt werden kann, um weitere<br />
Entwicklungen zu fördern (vgl. Bertolini 2008:<br />
38f).<br />
Bertolini hat zusammen mit Klinkers einen Entwicklungsvergleich<br />
zwischen den Bahnhöfen in<br />
Amsterdam von 1997 und 2005 erarbeitet (siehe<br />
Diagramm 6 “Bahnhöfe in Amsterdam im Knoten-<br />
Ortswert Vergleich 1997 und 2005” auf Seite 26;<br />
Bertolini 2008, 43). Er zeigt, dass vor allem die<br />
Ortsfunktion an den meisten Bahnhöfen gestärkt<br />
wurde. Viele von ihnen haben gleichzeitig eine<br />
schwächere Knotenfunktion als zuvor.<br />
Abweichend davon hat vor allem Amster dam-<br />
Zuid eine deutlich schwächere Knoten- als auch<br />
Ortsfunktion entwickelt. Ursachen für diese Entwicklungen<br />
erläutert Bertolini nicht. Bertolini<br />
sieht jedoch seine These darin gestärkt, dass der<br />
Bahnhof Amsterdam Vlugtlaan (AV), der unter<br />
den vier am schlechtesten bewerteten Bahnhöfen<br />
war, wegen mangelnder Rentabilität<br />
geschlossen wurde, während der Hauptbahnhof<br />
(AC) mit seinen eingeschränkten räumlichen<br />
Expansionsmöglichkeiten kämpft. Bertolini weist<br />
auf die Notwendigkeit hin, alternative Bahnhofsgebiete<br />
mit neuem Entwicklungspotenzial zu<br />
fördern, wenn bestehende Bahnhöfe ihre Wachstumsgrenzen<br />
erreicht haben. Nur so kann verhindert<br />
werden, dass sich eine Entwicklung in<br />
schlecht angebundene Gebiete fortsetzt. Nicht<br />
38 Luca Bertolini<br />
Node/Knoten<br />
Unbalanced<br />
node<br />
Dependence<br />
Figure 3.1. A node-place model<br />
Balance<br />
Stress<br />
Unbalanced<br />
place<br />
Place<br />
5. Bertolinis Diagramm über die Verhältnisse<br />
zwischen, Knoten- und Ortsfunktion.<br />
Place/Ort<br />
25
Figure 3.5. Application of the node-place KB model to station areas in the Amsterdam<br />
region, 1997-2005.<br />
Za<br />
Ha<br />
HS<br />
Station areas as nodes and places in urban networks 43<br />
greatest g development p dynamics. y Both striking upgrading processes and<br />
downgrading processes have taken place here.<br />
Legend:<br />
steigender Ortswert,<br />
sinkender Knotenwert steigende Werte sinkende Werte<br />
Amsterdam AA Amsterdam AR Diemen Di Haarlem HS<br />
Amstel<br />
RAI<br />
Spaarnw.<br />
Amsterdam AB Amsterdam AS Diemen-Zuid DZ Koog KB<br />
Bijlmer<br />
Sloterdijk<br />
Bloemwijk<br />
Amsterdam AC Amsterdam AV Duivendrecht Du Schiphol<br />
CS<br />
Vlugtlaan<br />
Airport 1<br />
Sch<br />
Amsterdam AL Amsterdam AZ Haarlem Ha Weesp We<br />
Lelylaan<br />
Zuid/WTC<br />
Amsterdam<br />
Muiderpoort<br />
AM Abcoude Ab Hoofddorp Hd Zaandam Za<br />
1. No place data available<br />
AS<br />
AV<br />
AL AM<br />
AA Di<br />
AZ<br />
AR<br />
Du<br />
Dz<br />
Sch<br />
AB<br />
Hd<br />
Ab<br />
6. Bahnhöfe in Amsterdam im Knoten-Ortswert Vergleich 1997 und 2005<br />
AC<br />
ganz nachzuvollziehen ist Bertolinis Behauptung,<br />
dass die Bahnhöfe, die 1997 ein ungleiches Verhältnis<br />
zwischen Knoten- und Ortsfunktion aufgezeigt<br />
hatten, die größte Entwicklungsdynamik<br />
entfalteten (vgl. Bertolini 2008, 42ff). Das Diagramm<br />
zeigt eher, dass die Mehrheit der Bahnhöfe<br />
vor allem eine deutlich stärkere Ortsfunktion<br />
entwickelt haben, aber, dass die Veränderung bei<br />
den Bahnhöfen in der „Mitte“ des Diagramms am<br />
stärksten war. Nähere Erläuterungen zum Thema<br />
gibt Bertolini nicht.<br />
2.1.3 Wichtige Aspekte bei<br />
städtebaulichen entwicklungen<br />
Bei der Fragestellung des Einflusses eines Fernbahnhofes<br />
auf die städtebauliche Entwicklung<br />
der Umgebung unterscheidet Bertolini zwischen<br />
dem Potenzial einer Veränderung und der Realisierung<br />
eines Entwicklungskonzeptes. Es gibt<br />
Aspekte, die die Potenziale einer Entwicklung<br />
stärken und andere, die sie schwächen. Unter<br />
anderem spielen die Voraussetzungen vor Ort<br />
und die Vernetzung mit anderen Orten eine wichtige<br />
Rolle für das Potenzial. Zudem gibt<br />
es Aspekte, die die Realisierung einer Ent wicklung<br />
unterstützen oder behindern. Beispiele hierfür<br />
sind politische Beschlüsse und Prioritäten sowie<br />
die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure<br />
und die wirtschaftliche Situation. (vgl. Bertolini<br />
2008: 38)<br />
Der vorherige Abschnitt diskutiert das Potenzial.<br />
Im Folgenden werden Aspekte der Realisierung<br />
erläutert.<br />
Wenn ein Entwicklungspotenzial besteht oder<br />
erzeugt wird und entschieden wird, ein Stadtentwicklungsprojekt<br />
zu initiieren, steht ein sehr
komplexer Realisierungsprozess bevor. Viele<br />
Ereignisse und Akteure haben Einfluss auf den<br />
(Miss)-Erfolg des Projektes. Untersuchungen der<br />
städtebaulichen Entwicklungen nach dem Ausbau<br />
der Hochgeschwindigkeitszüge in Frankreich<br />
(TGV) haben gezeigt, dass die Stärkung der<br />
Knoten funktion der Bahnhöfe nicht ausschlaggebend<br />
war für eine erfolgreiche oder misslungene<br />
Stadtentwicklung in der Umgebung. Die<br />
Entwicklung um die Bahnhöfe herum war unter<br />
anderem von den folgenden Verhältnissen<br />
abhängig (vgl. Sands 1993, 39; Bertolini 1998:<br />
40f):<br />
• der lokalen Ökonomie,<br />
• dem Immobilienmarkt,<br />
• dem Zugang zu Grundstücken und<br />
Gebäuden,<br />
• der öffentlichen Planung, Leitung und<br />
Förderung,<br />
• d e m l o k a l e n u n d r e g i o n a l e n<br />
Trans portnetzwerk.<br />
Beispiele aus Japan - wo die Shinkansen-Hochgeschwindigkeitslinie<br />
schon 1964 zwischen<br />
Tokyo und Shin-Ōsak eröffnet wurde - zeigen,<br />
dass um die neuen und bereits gut erschlossenen<br />
Bahnhöfe die größten Entwicklungsveränderungen<br />
erfolgten. Die neu angesiedelten<br />
Unternehmen waren aber überwiegend aus der<br />
Region umgesiedelt oder Unternehmen, die<br />
sonst anderswo in der Region investiert hätten.<br />
Die regionalen Entwicklungen haben sich um die<br />
neuen Bahnhöfe konzentriert. Die gleiche<br />
Schlussfolgerung haben sowohl die Untersuchungen<br />
in Frankreich als auch die in Kassel ergeben<br />
(vgl. Sands 1993: 13, 19, 25; Schütz 1998:<br />
374). Laut Hans Werner Bonny ziehen 45% der<br />
Unternehmen in Deutschland die nur in<br />
Gewerbe gebieten liegen dürfen bei einem<br />
Umzug nicht weiter als 14 km entfernt von ihren<br />
vorherigen Standort. Der Anlass ist, dass das Können<br />
der Be schäftigten, die Kunden und die Kontakte<br />
über längere Zeit aufgebaut werden und<br />
zentrale Ressour cen der Unternehmen sind 1 .<br />
Andere wichtige Aspekte für die Stadtentwicklung<br />
in Japan waren eine von der Bevölkerung<br />
akzeptierte Stadtplanung und die Verhinderung<br />
von Grundstücksspekulationen. Spekulationen<br />
haben die Immobilienpreise in die Höhe getrieben<br />
und jegliche Entwicklung gehemmt (vgl.<br />
Sands 1993:16). Eine Verhinderung der Preissteigerung<br />
ist aber schwierig. Die Tabelle 7 “Baulandpreise<br />
in Kassel 1989-1993” auf Seite 28, zeigt die<br />
Veränderung der Baulandpreise in Kassel 1989-<br />
1993, die sich um den neuen Fernbahnhof teilweise<br />
mehr als verdoppelt haben.<br />
Die zentralen Akteure eines Bahnhofsentwicklungsprojektes<br />
sind die Grundstückseigentümer,<br />
das Bahnunternehmen und „die Stadt“ mit ihrer<br />
Politik und vielen Fachämtern. Zudem spielen<br />
natürlich auch die Bürger eine wichtige Rolle. Im<br />
Falle der Umbaupläne für Oerlikon am Bahnhof<br />
„Zentrum Zürich Nord“ beschreiben Bertolini und<br />
Spit unter anderem die politische Kontinuität in<br />
der Zusammenarbeit mit den Grundstückseigentümern<br />
als wichtigen Beitrag zum Erfolg<br />
(vgl. 1998: 177). Aus der Sicht der Investoren gibt<br />
es einige gute Voraussetzungen bei Bahnhofsentwicklungs<br />
projekten, aber sie sehen auch<br />
einige Schwächen, die eine Investition riskant<br />
1 Dr. Hans Werner Bonny, Vorlesung an der HCU<br />
25.10.2010<br />
27
28<br />
machen. Eine Zusammenstellung von Interviews<br />
mit Investoren und Immobilienentwicklern in<br />
Holland zeigt, dass die Stärken nicht immer überwiegen<br />
(Province Zuid Holland 1991, MBO 1993,<br />
Bongenaar 1994, Cüsters 1994, Rutten and<br />
Cüsters 1994, NSC 1994, NIROV/Sectie SEIROV<br />
1995, vgl. Bertolini, Spit 1998: 41).<br />
Stärken eines Bahnhofsentwicklungsprojekts<br />
sind:<br />
• die gute Erreichbarkeit mit dem ÖPNV,<br />
• der große Zustrom von Menschen,<br />
• die Nähe zur Innenstadt (in vielen<br />
Projekten),<br />
• die Unterstützung der politischen<br />
Planungen,<br />
Schwächen eines<br />
Bahnhofsentwicklungsprojekts:<br />
• die hohen Entwicklungskosten,<br />
• verhältnismäßig niedrige Gewinne,<br />
Gelände über<br />
den und<br />
seitlich<br />
Bahnanlagen<br />
Wohngebiete<br />
westlich<br />
Bahnhofsbereich<br />
Wohngebiete<br />
östlich<br />
Bahnhofsbereich<br />
• hohe aber unkonkrete Zielsetzungen der<br />
Stadt zur Nutzungsmischung und öffentlichen<br />
Flächen, die nicht im Verhältnis zu den finanziellen<br />
Möglichkeiten stehen,<br />
• geringe Orientierung an den Marktforschungen<br />
in den Planungen,<br />
• großer Fokus auf Büronutzung und wenig<br />
konzeptionelle Differenzierung zwischen verschiedenen<br />
Bahnhofsstandorten,<br />
• unzureichende architektonische Qualitäten<br />
und Parkplätze.<br />
Bahnhofsentwicklungsprojekte haben nicht nur<br />
für die Investoren die vor Ort etwas neues etablieren<br />
wollen Vor- und Nachteile. Die Konzentration<br />
von regionalen Entwicklungsinvestitionen<br />
um Bahnhöfe herum, hat auch auf die Stadt, oder<br />
sogar die Region, unterschiedliche Auswirkungen.<br />
Dichte Strukturen um Bahnhöfe unterstützen<br />
unter anderem eine ressourcenschonende<br />
Stadtentwicklung, das nutzen von der<br />
umweltschonenden Schienenverkehr, und<br />
fördert das Konzept der kurzen Wege. Die<br />
Konzentration führt aber auch zu erhörte Bauland-<br />
und Mietpreise. Zum einen kann dies dazu<br />
führen, dass schwächere Nutzungen vor Ort verdrängt<br />
werden, aber auch dazu, dass andere<br />
Zentren an Bedeutung verlieren, da die<br />
Kur-Wohngebiet,<br />
1,5-2 km<br />
westlich des<br />
Bahnhofs<br />
Kernbereich<br />
innenstadt<br />
(Königsplatz)<br />
Wesertor<br />
(Universitätsviertel)<br />
1989 280 DM/qvm 190 DM/qvm 180 DM/qvm 290 DM/qvm 2700 DM/qvm 140 DM/qvm<br />
1991 500 DM/qvm 230 DM/qvm 180 DM/qvm 320 DM/qvm 2900 DM/qvm 160 DM/qvm<br />
1993 600 DM/qvm 290 DM/qvm 280 DM/qvm 490 DM/qvm 2900 DM/qvm 190 DM/qvm<br />
Vergleich<br />
1993 mit 1989<br />
+114% +53% +56% +69% +7% +36%<br />
7. Baulandpreise in Kassel 1989-1993
Unternehmen aus anderen Teilen der Region in<br />
die Umgebung des Bahnhofs ziehen. Schütz sieht<br />
eine eher negative überörtliche Wirkung und<br />
eine positivere örtliche Wirkung. Er betont die<br />
Aufgabe der Politik und Planung „eine Strategie<br />
zu entwickeln, die den aufgezeigten Widerspruch<br />
aufzulösen vermag“ (vgl. Schütz 1998: 375).<br />
2.2 Steuerungsinstrumente<br />
der Stadtplanung<br />
Bei Konzeptentwicklungen können viele gute<br />
Ideen entstehen, die aus unterschiedlichen Gründen<br />
nicht realisiert werden können. Häufig fehlen<br />
die finanziellen Mittel und manchmal auch die<br />
planungsrechtlichen Befugnisse oder die Zustimmung<br />
von beteiligten Akteuren. Um einen kurzen<br />
Überblick zu geben, werden in diesem Abschnitt<br />
unterschiedliche Steuerungsinstrumente der<br />
Stadt vorgestellt, die durch das Baugesetzbuch<br />
(BauGB) legitimiert sind.<br />
2.2.1 Verbindliche und vorbereitende<br />
Bauleitplanung<br />
Aufgabe der Bauleitplanung ist es die Nutzungen<br />
und Strukturen in der Stadt festzulegen. „Die Bauleitpläne<br />
sollen eine nachhaltige städtebauliche<br />
Entwicklung, die die sozialen, wirtschaftlichen und<br />
umweltschützenden Anforderungen auch in<br />
Verantwortung gegenüber künftigen Generationen<br />
miteinander in Einklang bringt, und eine dem Wohl<br />
der Allgemeinheit dienende sozialgerechte Bodennutzung<br />
gewährleisten. Sie sollen dazu beitragen,<br />
eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die<br />
natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu<br />
entwickeln, auch in Verantwortung für den allgemeinen<br />
Klimaschutz, sowie die städtebauliche<br />
Gestalt und das Orts- und Landschaftsbild baukulturell<br />
zu erhalten und zu entwickeln“ (vgl. BauGB<br />
§1, Abs. 5).<br />
Die grobe Struktur der Gemeinde wird in dem<br />
„Flächennutzungsplan“ dargestellt (vgl. BauGB<br />
§5, Abs. 1), während die Bebauungspläne genauere,<br />
verbindliche Festsetzungen enthalten (vgl.<br />
BauGB § 8, Abs. 1). In den Bebauungsplänen wird<br />
29
30<br />
20.06.2006<br />
13.10.2004<br />
„Art und Maß“ des künftigen Baurechts festgelegt<br />
- das heißt was, auf welchen Grundstücken, wie<br />
gebaut werden darf. Für die Aufstellung und<br />
Änderungen von Bauleitplänen gibt es geregelte<br />
Prozesse, in denen unter anderem auch die<br />
Bevölk erung beteiligt wird (vgl. BauGB §3, Abs.1).<br />
Eine Änderung eines Bebauungsplans ist notwendig,<br />
wenn die Vorgaben verändert werden<br />
sollen. Die vorhandenen Nutzungen haben<br />
Bestands recht und die Eigentümer können selbst<br />
entscheiden, wann sie nach den neuen Festsetzungen<br />
Veränderungen durchführen wollen. Es ist<br />
zu beachten, dass Änderungen der Art und des<br />
Maßes der zulässigen Nutzungen in Bebauungsplänen,<br />
die jünger sind als sieben Jahre, zu<br />
Entschädigungsansprüchen der Betroffenen<br />
führen können, da der Wert der Grundstücke<br />
dadurch sinken kann. Auch bei Änderungen<br />
älterer Pläne können Entschädigungsansprüche<br />
bestehen, wenn die ausgeübte Nutzung durch<br />
die Planänderung unmöglich gemacht oder wesentlich<br />
erschwert wird (vgl. BauGB §42, Abs. 1-3).<br />
Die Karte 8 zeigt welche Bebauungspläne im<br />
Plangebiet nach 2003 rechtskräftig geworden<br />
sind.<br />
16.09.2005<br />
8. Bebauungspläne im Plangebiet seit 2003.<br />
Bei einer Neuentwicklung müssen immer rechtskräftige<br />
Bebauungspläne geschaffen werden. Die<br />
Realisierung kann durch die folgenden Instrumente<br />
ergänzt werden.<br />
2.2.2 Städtebauliche<br />
entwicklungsmaßnahme<br />
„Mit städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen<br />
[…] sollen Ortsteile und andere Teile des Gemeindegebiets<br />
entsprechend ihrer besonderen Bedeutung<br />
für die städtebauliche Entwicklung und Ordnung<br />
der Gemeinde oder entsprechend der angestrebten<br />
Entwicklung des Landesgebiets oder der Region<br />
erstmalig entwickelt oder im Rahmen einer städtebaulichen<br />
Neuordnung einer neuen Entwicklung<br />
zugeführt werden“ (BauGB §165, Abs. 2). Dies gilt<br />
„insbesondere zur Deckung eines erhöhten Bedarfs<br />
an Wohn- und Arbeitsstätten, zur Errichtung von<br />
Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtungen oder zur<br />
Wiedernutzung brachliegender Flächen“ (BauGB<br />
§165, Abs. 3, Nr. 2)<br />
Bei dieser Maßnahme werden die Eigentümer an<br />
den Kosten der Entwicklung maßgeblich<br />
beteiligt. Voraussetzung ist, dass die Entwicklungsziele<br />
nicht durch einen Vertrag geregelt<br />
werden können oder, dass der Eigentümer sein<br />
Grundstück nicht verkaufen will. Bei einer Entwicklungsmaßnahme<br />
muss die Gemeinde die<br />
Grundstücke erwerben, wenn der Grundstückseigentümer<br />
nicht selber die Ziele der städtebaulichen<br />
Entwicklung verwirklichen will (vgl. BauGB<br />
§166, Abs. 3, Nr. 2). Bevor die Gemeinde festlegen<br />
kann, welche Bereiche in die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme<br />
einbezogen werden sollen,<br />
muss eine „Vorbereitende Untersuchung“ durchgeführt<br />
werden (vgl. BauGB § 165, Abs. 4). Diese<br />
wird zurzeit (voraussichtlich bis März 2011) für
das Entwicklungsprojekt „Mitte Altona“ durchgeführt<br />
(siehe Abschnitt “3.4.1 Mitte Altona” auf<br />
Seite 67). Auf Seite 31 sehen Sie einen Kartenausschnitt<br />
des Gebiets der „Vorbereitenden Untersuchung“,<br />
dass sich mit den hier zu bearbeitendem<br />
Plangebiet überschneidet.<br />
2.2.3 Städtebaulicher Vertrag<br />
Als Ergänzung zur Bauleitplanung kann die<br />
Gemeinde im Zusammenhang mit einem „Vorhaben<br />
bezogenen Bebauungsplan“ mit den<br />
Grundstückseigentümern einen städtebaulichen<br />
Vertrag schließen um die Ziele der Planungen zu<br />
sichern, die über die Festsetzungsmöglichkeiten<br />
von Bebauungsplänen hinausgehen. Dabei<br />
dürfen nur städtebauliche Maßnahmen und die<br />
dafür anfallenden Kosten geregelt werden (vgl.<br />
BauGB §11). Ein Beispiel dafür sind Gestaltungsvorgaben.<br />
Wenn die Gemeinde selbst Verkäufer<br />
des Grundstücks ist, kann stattdessen ein privatrechtlicher<br />
Kaufvertrag abgeschlossen werden.<br />
2.2.4 Vorkaufsrecht<br />
Die Gemeinde hat unter anderem Vorkaufsrecht<br />
auf Grundstücke, die nach dem Bebauungsplan<br />
für öffentliche Zwecke genutzt werden sollen<br />
oder in einem Sanierungs- oder Entwicklungsgebiet<br />
liegen. Wenn die Stadt selbst Eigentümer<br />
ist, kann sie genauere Bedingungen für die Entwicklung<br />
fordern.<br />
9. Bereich der vorbereitenden Untersuchung für die<br />
städtebauliche Entwicklungsmaßnahme “Mitte<br />
Altona”.<br />
31
32 2.3 Referenzbeispiele<br />
10. Das Pilzkonzept<br />
Referenzbeispiele sollen zeigen, wie die Theorie<br />
in der Praxis aussieht. Wie haben sich die Funktionen<br />
„Knoten und Ort“ in der Praxis ausgewirkt?<br />
Welche Ziele wurden verfolgt? Welche Aspekte<br />
haben großen Einfluss auf die Entwicklungen<br />
gehabt? Wie sahen die Konzepte aus und was<br />
wurde wann realisiert?<br />
Wichtig war es Beispiele zu finden, die für die<br />
Entwicklung in Diebsteich Relevanz haben. Folgende<br />
Kriterien wurden für die Auswahl der<br />
Referenz beispiele berücksichtigt:<br />
• Fernbahnhof in einer Großstadt<br />
Ein Fernbahnhof ist, im Vergleich zu einem<br />
S-Bahn hof oder einem Fernbahnhof in einer<br />
Kleinstadt, Teil eines größeren Netzwerkes und<br />
würde nach der Einschätzung in der Literatur<br />
eine größere Wirkung auf sein Umfeld ausüben.<br />
• Kein Hauptbahnhof<br />
Hauptbahnhöfe haben öfters eine zentrale Rolle<br />
in einer Stadt, die nicht mit einem Zweit- oder<br />
Drittbahnhof zu vergleichen ist. Die kleineren<br />
Fernbahnhöfe können zudem unterschiedliche<br />
Schwerpunkte haben. Was für einen Schwerpunkt<br />
der Fernbahnhof Diebsteich haben wird,<br />
ist noch unklar.<br />
• einen Fernbahnhof der in den letzten 40<br />
Jahren gebaut wurde<br />
Die Einschätzung nach vielen Recherchen ist,<br />
dass die Bahnhöfe überwiegend während der<br />
Industrialisierung gebaut wurden. Erst durch die<br />
Einführung der Hochgeschwindigkeitszüge sind<br />
auch vereinzelt neue Bahnhöfe errichtet worden.<br />
Die älteren Bahnhöfe wurden unter ganz anderen<br />
Umständen als heute verwirklicht und die<br />
Entwicklungs voraussetzungen sind nicht<br />
vergleichbar.<br />
• im Siedlungsgebiet<br />
Viele der neu gebauten Bahnhöfe der letzten Jahrzehnten<br />
wurden außerhalb der Städte, „auf der<br />
grünen Wiese“ gebaut mit entsprechend „freien“<br />
Planungen (beispielsweise außerhalb Limburg<br />
an der Lahn oder Hyllie, ein Bahnhofsgebiet was<br />
jetzt in Malmö geplant wird). Im Falle des Fernbahnhofs<br />
Diebsteich geht es um ein städtisches<br />
Gebiet mit Bestandsnutzungen in der Um gebung,<br />
die eine Neuentwicklung stark beeinflussen.<br />
Da es sich als schwierig erwiesen hat, Bahnhöfe<br />
nach diesen Kriterien zu finden, wird im folgenden<br />
nur ein Referenzbeispiel vorgestellt.
2.3.1 Steckbrief: Berlin Südkreuz<br />
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands - und<br />
damit auch von Berlin - musste das Fernbahnnetz<br />
in Berlin neu organisiert werden. 1990 standen<br />
vier Alternativen von Bahnnetze zur Diskussion.<br />
Am 15. Juli 1992 hat das Bundesverkehrsministerium<br />
das sogenannte „Pilzkonzept“ in den<br />
Bundesverkehrswegeplan aufgenommen (siehe<br />
Karte 10 “Das Pilzkonzept” auf Seite 32). Teil des<br />
Konzeptes waren fünf Fernbahnhöfe: Gesundbrunnen,<br />
Spandau, Südkreuz, Ostbahnhof und<br />
der neue Hauptbahnhof. Am 27. Mai 2006 wurde<br />
der Fernbahnhof „Berlin Südkreuz“ an der Stelle<br />
des ehemaligen S-Bahnhofes Papestraße eingeweiht.<br />
Ursprünglich war die Fertigstellung für das<br />
Jahr 2000 geplant. Anwohnerproteste gegen die<br />
neu in Betrieb genommene Nord-Südtrasse, wie<br />
auch finanzielle Probleme, hatten den Bau<br />
verzögert 2 .<br />
2 www.wikipedia.de/ Suchbegriff: „Pilzkonzept“<br />
[15.10.2010]<br />
2.3.1.a Lage in der Stadt und die Bedeutung<br />
für die Region 2010<br />
Der Fernbahnhof Berlin-Südkreuz liegt im Bezirk<br />
Tempelhof/Schöneberg direkt an der Stadtautobahn<br />
A100 und ca. 7 km von Berlin-Hauptbahnhof<br />
(von Bahnhof-Diebsteich bis Ham burg-<br />
Hauptbahnhof: 6,5 km, von Bahnhof-Diebsteich<br />
bis Autobahnzufahrt: 3 km). Am Bahnhof Berlin-<br />
Südkreuz verkehren fünf Fernzüge, drei Regionalzüge<br />
und sechs S-Bahnlinien 3. Pro Tag halten 90<br />
Fernverkehrszüge, 111 Nahverkehrszüge und<br />
1.115 S-Bahnen. Insgesamt wird ein tägliches<br />
Fahrgastaufkommen von ca. 81.000 Reisenden<br />
bewältigt 4 .<br />
2.3.1.b Nutzungen in der Umgebung, vor der<br />
Planung des Fernbahnhofs<br />
Entlang der Bahngleise war vor der Fernbahnhofsplanung<br />
überwiegend Gewerbe und Industrie<br />
angesiedelt. Zudem gab es noch einige Grünflächen,<br />
vor allem südlich der Stadtautobahn und<br />
westlich der Gleise. Im Osten sind die nächsten<br />
3 www.wikipedia.de/ Suchbegriff: „Berlin Südkreuz“<br />
[17.08.2010]<br />
4 Deutsche Bahn www.bahnhof.de/ Großbahnhöfe<br />
Osten/Berlin Südkreutz/Daten & Fakten, 16.10.2009<br />
[17.08.2010]<br />
Hauptbahnhof ostbahnhof Südkreuz Spandau Gesundbrunnen<br />
Fernzüge 17 8 5 8 4<br />
Regionalzüge 7 4 3 6 2<br />
S-Bahnen 4 4 6 2 5<br />
Fahrgäste/Tag<br />
Zuganhalte/Tag<br />
300.000 100.000 81.000<br />
Fernzüge 261<br />
135<br />
90<br />
Regionalzüge 326<br />
200<br />
111<br />
S-Bahnen 620<br />
891<br />
1.115<br />
11. Vergleich der Berliner Bahnhöfe<br />
33
34<br />
Wohnquartier-Schöneberger<br />
Insel<br />
Gewerbegebiet<br />
-Naumannstraße<br />
Kasserne<br />
Schöneberger Linse<br />
Tempelhofer Weg<br />
Fernbahnhof<br />
Werner-Voß-Damms<br />
Möbelkraft<br />
Wasserwerke<br />
IKEA<br />
Bauhaus<br />
Reale Nutzung der bebauten Flächen 2005 (Umweltatlas)<br />
12. Übersichtskarte vom Fördergebiet Schöneberg-Südkreuz<br />
1000m
Nachbarn des Bahnhofes die ehemalige, denkmalgeschützte<br />
Kaserne und die Berliner Wasserwerke.<br />
Auf dem Kasernengelände befinden sich<br />
Gebäude, zum Teil aus der Zeit vor 1870. Die Kaserne<br />
wurde seit dem 2. Weltkrieg von Gewerbeunternehmen<br />
und zeitweise vom Finanz amt und<br />
vom Versorgungsamt genutzt, wie auch vom<br />
Technischen Hilfswerk. In den letzten Jahren<br />
haben zudem Kulturschaffende auf dem Gelände<br />
Räume gemietet. Östlich des Kasernen geländes,<br />
angrenzend an den ehemaligen Flugplatz Tempelhof,<br />
liegt ein Wohngebiet aus den 1920er<br />
Jahren, das nach dem Garten stadtmodell geplant<br />
wurde.<br />
Südlich der Stadtautobahn A100 waren fast ausschließlich<br />
Gewerbe- und Industriebetriebe mit<br />
vielen Gebäuden aus der Jahrhundertwende um<br />
1900 angesiedelt.<br />
Im Westen liegt das Gewerbegebiet „Schöneberger-linse“.<br />
Es wurde überwiegend von<br />
städtischen Infrastruktureinrichtungen genutzt.<br />
2.3.1.c Planung und Realisierung im<br />
Zusammenhang mit den Planungen des<br />
Fernbahnhofs<br />
Auf der westlichen Seite zwischen dem Fernbahnhof<br />
Südkreuz und dem Bahnhof Schöneberg<br />
wurde schon Anfang der 1990er ein Konzept<br />
für das Gewerbegebiet „Schönebergerlinse“<br />
erarbeitet. Die Planungen sahen für das<br />
20 ha große Gebiet Bürohochhäuser vor und<br />
einen Umbau des tempelhofer Wegs in einen<br />
Boulevard. Die erwarteten Entwicklungen im<br />
Gebiet - im Zusammenhang mit dem neuen Fernbahnhof<br />
- blieben jedoch aus. Ein Vertreter der<br />
bezirklichen Stadtplanung sieht die Ursache<br />
darin, dass das Angebot von freien Grundstücken<br />
in Berlin sehr hoch ist und der Fernbahnhof Südkreuz<br />
noch nicht seine geplante Kapazität<br />
erreicht hat. Durch die Inbetriebnahme der Bahnstrecke<br />
zwischen Bahnhof Berlin Südkreuz und<br />
dem südlichen Berliner Außenring würden die<br />
Züge nach Dresden wieder über Berlin Südkreuz<br />
fahren können. Wegen mehrerer Klagen von<br />
Anwohnern, die eine Tunnellösung bevorzugen,<br />
wird die Realisierung weiterhin verzögert. Diese<br />
Inbetriebnahme ist zudem auch wichtig für die<br />
Airportexpress-Züge die, nach der Fertigstellung<br />
der Erweiterung des Flugplatzes-Schönefeld<br />
(zukünftig Airport Berlin-Brandenburg International,<br />
BBI) voraussichtlich 2012, zum Fernbahnhof<br />
Südkreuz verkehren sollen 5 . 2008 haben<br />
die Grundstückseigentümer der “Schöneberger-<br />
Linse” eine Eigentümerstandortgemeinschaft<br />
gegründet und zusammen mit dem Bezirk die<br />
Planungen überarbeitet. Im Rahmen eines Werkstattsverfahrens<br />
wurde ein neues Konzept<br />
erstellt, dass der Entwicklung ein prägnanteres<br />
Image geben soll, um das Gebiet besser vermarkten<br />
zu können.<br />
Schon 2001hat ein iKeA-Markt südöstlich des<br />
Fernbahnhofes eröffnet. Während der Genehmigung<br />
wurde festgelegt, dass ein neuer Fußweg<br />
(610m) zwischen IKEA und dem damals noch<br />
zukünftigem Fernbahnhof gebaut werden sollte 5 .<br />
Zudem haben Bauhaus und Möbelkraft in der<br />
Nähe des Fernbahnhofes ihre Filialen geöffnet.<br />
5 Martin Schwarz, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg,<br />
Abt. Bauwesen Amt für Planen, Genehmigen und Denkmalschutz,<br />
Fachbereich Planen, Telefongespräch<br />
24.08.2010<br />
35
36<br />
Da die Entwicklungserwartungen ausblieben,<br />
wurde der Fernbahnhof Südkreuz 2005 Teil des<br />
Fördergebiets „Schöneberg-Südkreuz“ und in das<br />
Förderprogramm „Stadtumbau West“ aufgenommen.<br />
Das Stadtumbaugebiet umfasst insgesamt<br />
ca. 180 ha entlang der Bahngleise (siehe Karte 12<br />
“Übersichtskarte vom Fördergebiet Schöneberg-<br />
Südkreuz” auf Seite 34). Für den Bahnhofsbereich<br />
wurden drei langfristige städtebauliche Entwicklungsperspektiven<br />
entwickelt:<br />
Schöneberger Linse<br />
• ein Vorplatz Richtung Osten mit Fahrradabstellanlage<br />
und die Neugestaltung des Werner-<br />
Voß-Damms als breiter Promenade mit begrenztem<br />
Verkehr nur für Busse und Anlieger,<br />
• die Entwicklung der alten Kaserne zur „Kulturkaserne“<br />
mit Hotel, Gastronomie, Gewerbe und<br />
Kultureinrichtungen,<br />
• die Entwicklung eines Bahnhofsquartiers auf<br />
den Flächen der Berliner Wasserwerke. Da diese<br />
Flächen noch genutzt werden, ist eine Real isierung<br />
in absehbarer Zeit jedoch nicht<br />
möglich.<br />
Von diesen Projekten ist zunächst der Umbau des<br />
Werner-Voß-Damms verwirklicht worden. Der<br />
östliche Vorplatz ist zurzeit im Bau. Die „Kulturkaserne“<br />
soll durch die Vermarktung und gezielte<br />
Vermietung ein stärkeres Image bekommen,<br />
erhält darüber hinaus aber keine finanzielle<br />
Förderung.<br />
Bahnhof<br />
Kasserngelände<br />
Bahnhofsquartier<br />
13. Entwicklungskonzept für die “Schöneberger-Linse” zusammengeschnitten mit dem Konzept für den Bahnhofsvorplatz Ost, das<br />
Bahnhofsquartier und das Kasernengelände.
Weiter werden im Rahmen des Förderprogramms<br />
„Stadtumbau West“ Grünflächen aufgewertet<br />
und auf alten Bahnflächen ergänzt. Zudem wird<br />
eine Fußwege- und Fahrradverbindung über die<br />
Gleise nördlich des Fernbahnhofs geplant sowie<br />
ein Rad-, Fuß- und Skateweg in einer Schlaufe<br />
vom Potsdamer Platz zum Fernbahnhof Südkreuz<br />
und wieder zurück. Fördergelder sind vorerst bis<br />
2015 vom Bund und dem Land Berlin bewilligt,<br />
es ist jedoch unklar wie die Entwicklungen<br />
anschließend weiter vorangetrieben werden können.<br />
Auch die Ko-Finanzierung durch EU-Mittel<br />
ist von den nationalen Fördergeldern abhängig.<br />
Nördlich des Gewerbegebietes soll der ehemalige<br />
Gasometer zu einem neuen Kultur- und<br />
Eventstandort umgenutzt werden. Beabsichtigt<br />
ist, mit diesen neuen Nutzungen auch einen<br />
Imagegewinn für den Standort zu erzielen und<br />
das wichtigste Standortspotenzial zu nutzen um<br />
auch neue Investoren anzulocken.<br />
2.3.1.d Entwicklungspotenzial<br />
Das Entwicklungspotenzial wird im Zusammenhang<br />
mit der Konzeption und Vermarktung der<br />
“Schöneberger-Linse” als sehr hoch beschrieben.<br />
Wichtige Faktoren sind die Bahnhöfe und vor<br />
allem Fernbahnhof Südkreuz, wo zukünftig<br />
200.000 Menschen pro Tag ein- und ausreisen<br />
sollen (vgl. Senatsverwaltung Stadtentwicklung<br />
Berlin 2007: 28). Zudem ist der Anschluss an die<br />
Autobahn A100 und den Flugplatz Brandenburg<br />
Berlin International (BBI) von großer Bedeutung 6 .<br />
Der Flugplatz liegt 18 km entfernt. Durch Expressbuslinien<br />
vom Fernbahnhof zum Flugplatz, soll<br />
das Gebiet „Schöneberger Linse“ als „Tor zum BBI“<br />
6 www.berlin-suedkreuz.de, [24.08.2010]<br />
vermarktet werden. Das Interview mit einem Vertreter<br />
der Stadtplanungsverwaltung im Bezirk<br />
Schöneberg/Tempelhof zeigt jedoch eher auf<br />
eine „zögerliche“ Entwicklung. Allein durch den<br />
Fernbahnhof seien keine privaten Investitionen<br />
realisiert worden und Bürgerproteste verzögern<br />
die Wiedereröffnung der Bahnstecke Berlin-Dresden,<br />
wodurch die volle Kapazität des Fernbahnhofs<br />
nicht genutzt werden kann. Den Großhändler<br />
Idena (Schreibwaren) konnte der Bezirk<br />
für das Gewerbegebiet naumannstraße gewinnen;<br />
nach einer Investition in eine neue Gewerbestraße.<br />
Entscheidend für die Ansiedlung war in<br />
dem Fall die Nähe zur Autobahn und nicht die<br />
Nähe zum Fernbahnhof 7 .<br />
Als Verkehrsknoten ist das Gebiet sehr gut<br />
erschlossen und nach den Plänen, die Bahnstrecke<br />
Berlin-Dresden wieder zu eröffnen und<br />
7 Martin Schwarz, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg,<br />
Abt. Bauwesen Amt für Planen, Genehmigen und Denkmalschutz,<br />
Fachbereich Planen, Telefongespräch<br />
24.08.2010<br />
37<br />
14. Illustration des zukünftigen Blicks vom Bahnhof auf die<br />
“Schöneberger-Linse”.
38<br />
2012/13 Expressbuslinien zum erweiterten Flugplatz<br />
zu führen, wird mehr als die doppelte der<br />
heutigen Fahrgastanzahl erwartet. Der Fernbahnhof<br />
war zudem als „Autobahnhof“ geplant mit<br />
2.550 Parkplätzen, von denen sind bislang nur ca.<br />
200 realisiert und zugänglich. Als Aufenthaltsort<br />
ist der Standort laut Martin Schwarz noch nicht<br />
in der Wahrnehmung der Berliner aufgenommen<br />
worden. Vor allem sind aber durch die Fertigstellung<br />
von neuen Verbindungswegen, positive<br />
Rückmeldungen von den Bürgern gekommen.<br />
Ein schleichender Wandel der Einwohnerstruktur<br />
war bis jetzt nur im Wohnquartier „Schöneberger<br />
insel“ zu beobachten. Dort ist 2008 in<br />
unmittelbarer Nähe die S-Bahnstation Julius-<br />
Leber Brücke errichtet worden 8 . Ein Potenzial für<br />
neue Nutzungsmöglichkeiten muss vom Markt<br />
und Investoren erst wahrgenommen werden und<br />
sich in der Konkurrenz der vielen freien Grundstücken<br />
in Berlin behaupten. Flächenpotenziale<br />
sind sowohl in der „Schöneberger-Linse“ wie<br />
auch in Bestandsgebäuden der alten Kaserne<br />
vorhanden. Die Entwicklung einer Ortsidentität<br />
braucht Zeit. Auf dem Kasernengelände gibt es<br />
viele alte Gebäude mit hohem architektonischen<br />
Wert, die die Identität des Entwicklungsgebietes<br />
positiv beeinflussen können.<br />
Die Schwierigkeiten bei der Entwicklung liegen<br />
zum einen in der Konkurrenz der vielen freien<br />
Grundstücke in Berlin, zum anderen an dem<br />
Ansatz der Bundesanstalt für Immobilien-<br />
8 Martin Schwarz, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg,<br />
Abt. Bauwesen Amt für Planen, Genehmigen und Denkmalschutz,<br />
Fachbereich Planen, Telefongespräch<br />
24.08.2010<br />
wirtschaft, Bundesgrundstücke nur an den<br />
Höchst bietenden zu vergeben, was alternative<br />
Nutzungskonzepte erschwert 8 .<br />
2.3.1.e Parallelen und Unterschiede zu<br />
Diebsteich<br />
Sowohl der Fernbahnhof Diebsteich als auch der<br />
Fernbahnhof Südkreuz werden als periphere<br />
Standorte mit sehr heterogenen Nutzungsstrukturen<br />
wahrgenommen. Beide haben die Nutzungen<br />
Wohnen, Gewerbe, Großhandel etc. und<br />
ein guten Anschluss an die Innenstadt. An beiden<br />
Standorten wird aus einer S-Bahnhaltestelle mit<br />
großflächigen Gewerbeanlagen in der Umgebung<br />
ein Fernbahnhof bebaut. Es sind Verkehrsknoten<br />
mit geringer Ortsidentität und mang elnder<br />
Aufenthaltsqualität.<br />
Am Fernbahnhof Südkreuz wird eine deutlich<br />
höhere Frequenz von Reisenden erwartet. Der<br />
Fernbahnhof liegt in der Nähe der Autobahn mit<br />
guten Werbelagen für Unternehmen sowohl zur<br />
Autobahn als auch zu den Gleisen. Das vorhandene<br />
Flächenpotenzial in Berlin ist in Bezug auf<br />
Größe und Anzahl höher. Dagegen ist der<br />
wirtschaftliche Druck in Hamburg größer. Das<br />
Potenzial für eine einflussreichere Ortsfunktion<br />
in Berlin ist vor allem auf dem Kasernengelände<br />
mit der alten Architektur und den begrünten Räumen<br />
vorhanden.<br />
Das Beispiel Berlin-Südkreuz bestätigt die Erfahrungen<br />
in Frankreich und Japan, dass ein neuer<br />
Fernbahnhof an sich noch keine städtebauliche<br />
oder wirtschaftliche Entwicklung garantiert.<br />
Auch für den Fernbahnhof Diebsteich könnte die<br />
Einbeziehung in ein Förderprogramm ein Weg<br />
sein, um die Entwicklung zu unterstützen.
2.4 Fazit zur theorie<br />
Bertolini vertritt die Auffassung, dass Entwicklungspotenziale<br />
um Bahnhöfe durch ein<br />
Ungleich gewicht zwischen der „Ortsfunktion“<br />
und der „Knotenfunktion“ entstehen (vgl. Bertolini<br />
2008:38f ). Als Folge wird entweder die<br />
stärkere Funktion geschwächt oder die<br />
schwächere Funktion gestärkt. Der Vergleich von<br />
Entwicklungen der Bahnhöfe in Amsterdam zeigt<br />
aber, dass auch die Bahnhöfe im Gleichgewicht<br />
sich stark verändert haben, vor allem in der Ortsfunktion.<br />
Könnte es ein Hinweis darauf sein, dass<br />
der „Bahnhof als Ort“ immer wichtiger wird?<br />
Die Aspekte, die auf die Orts- und Knotenfunktion<br />
Einfluss nehmen, sind Dichte und Vielfalt der<br />
Aktivitäten in der Umgebung des Fernbahnhofes,<br />
die Anzahl von Bewohnern und Beschäftigten<br />
aus verschiedenen Berufsgruppen in der<br />
unmittel baren Umgebung sowie die Frequenz<br />
und Vielfalt der Transportwahlmöglichkeiten. Je<br />
größer die Vielfalt, je besser werden die Knoten-<br />
und Ortswerte. Sind Fernbahnhöfe nur in<br />
vielseitigen Zentren gefragt? Klar ist, dass die<br />
Lage in einem gemischten „Zentrum“ mit vielen<br />
Funktionen die Wege und Transportzeit zwischen<br />
den unterschiedlichen Aktivitäten und Pflichten<br />
des Alltags deutlich verringern kann. Dann ist<br />
aber „die Vielfalt“ eher auf Funktionen bezogen,<br />
die das Konzept der „Stadt der kurzen Wege“<br />
unterstützen. Zudem ist zu vermuten, dass diese<br />
Kombination immer stärker gefragt ist und<br />
gefragt sein wird, wenn das Bedürfnis pendeln<br />
zu können steigt.<br />
Das Risiko von Verdrängung der kleineren<br />
Unternehmen vor Ort und eventuell auch von<br />
Bewohnern in den angrenzenden Wohngebieten<br />
ist zu beachten und Möglichkeiten dem<br />
entgegen zuwirken müssen in Betracht gezogen<br />
werden, ohne das Entwicklungspotenzial zu sehr<br />
zu hemmen. Gute Verbindungen zu den bestehenden<br />
Bezirkszentren sind schon frühzeitig<br />
notwendig.<br />
Das Beispiel Berlin-Südkreuz zeigt deutlich (wie<br />
auch andere Beispiele aus der Literatur), dass das<br />
theoretische Potenzial keine Garantie für eine<br />
städtebauliche Entwicklung bringt. Andere<br />
Aspek te, wie der Zugang zu Grundstücken und<br />
Gebäuden, die Zusammenarbeit der vielen<br />
Akteure und der lokalen Ökonomie, haben einen<br />
bedeutsamen Einfluss. Nichts zeigt aber daraufhin,<br />
dass eine Neuentwicklung bei den aufgestellten<br />
Kriterien scheitern muss, bei dem<br />
Bahnhofsprojekt Kassel-Willhelmshöhe, zum<br />
Beispiel, wurden die Zielsetzungen erreicht. Aus<br />
unterschiedlichen Gründen benötigt die Entwicklung<br />
sowohl in Berlin-Südkreuz als auch in Diebsteich<br />
ihre Zeit. In Berlin gibt es zu viel freie<br />
Grundstücke und in Diebs teich zu wenige Grundstücke,<br />
die gegenwärtig zu Verfügung stehen.<br />
Die Planungsperspektive muss langfristig sein.<br />
Gleichzeitig sind Potenziale vorhanden, für die in<br />
der Zukunft Raum und entsprechendes Planrecht<br />
geschaffen werden muss. Eine langfristige Planung<br />
ist gefragt, die Zielsetzungen mit den<br />
Bürgern ausarbeitet und eine flexible Etappen-<br />
Realisierung vorsieht. Vielleicht braucht es dabei<br />
auch andere Planungsinstrumente. Stadtentwicklung<br />
ist ein ständiger weiterführender<br />
Prozess.<br />
39
3.Plangebiet
3.1 Abgrenzung des Plangebiets<br />
3.2 Das Plangebiet im innerstädtischen Vergleich<br />
3.3 Gebietsbeschreibung<br />
3.4 Planungen in der Umgebung<br />
3.5 interessen der Akteure<br />
3.6 Zukunftsperspektiven<br />
3.7 Fazit des Plangebiets
15. Plangebietsabgrenzung<br />
0 100 200 Meters<br />
Maßstab: 1: 10 000
In diesem Kapitel werden das Plangebiet und die<br />
äußeren Einflussfaktoren auf das Planverfahren<br />
beschrieben. Nach der Erläuterung zur Abgrenzung<br />
des Plangebiets folgt ein Vergleich der<br />
Hamburger Fernbahnhöfe und die Gebietsbeschreibung.<br />
Darauf folgend werden die Planungen<br />
im Umfeld des Plangebiets und die Interessen<br />
der Akteure vorgestellt. Der Schwerpunkt<br />
liegt vor allem auf deren Einfluss auf die Entwicklung<br />
des Plangebiets. Nach der Erläuterung von<br />
Tendenzen, die für die Zukunft und für die Planungen<br />
der Umgebung des Bahnhofes Diebsteich<br />
von großer Relevanz sein könnten, werden im<br />
Fazit die Stärken, Schwächen, Risiken und<br />
Möglichkeiten des Plangebiets zu sam mengefasst.<br />
3.1 Abgrenzung des<br />
Plangebiets<br />
Im Zusammenhang mit Bahnhofsentwicklungen<br />
wird oft vom „Bahnhofsumfeld“ oder „Bahnhofquartier“<br />
gesprochen. Ein Bahnhof kann laut Bertolini<br />
und Spit Auswirkungen auch auf Gebiete<br />
haben, die weit vom Bahnhof entfernt liegen. Es<br />
gilt aber auch umgekehrt, dass Funktionen in der<br />
Nähe des Bahnhofs keinen Einfluss spüren. Dies<br />
zeigt, dass die Eingrenzung eines Plangebiets nie<br />
alle Betroffenen vollständig einbeziehen kann.<br />
Bertolini und Spit identifizieren vier Herangehensweisen,<br />
um ein Bahnhofsumfeld einzugrenzen.<br />
Sie sind für unterschiedliche Planungsprozesse<br />
geeignet (vgl. Bertolini, Spit 1998:12ff):<br />
Ein fußläufiger Radius vom Bahnhof (500m oder<br />
10 Min.) versucht die Perspektive der Nutzer aufzugreifen.<br />
Diese Sichtweise kann für eine erste<br />
Analyse, wie auch für detailliertere Betrachtungen<br />
geeignet sein.<br />
Eine funktional-historische Betrachtung begrenzt<br />
ein Gebiet bezüglich der Funktionen, die mit dem<br />
Bahnhof in engem Zusammenhang stehen. Diese<br />
Abgrenzung berücksichtigt keine eventuellen<br />
künftigen Weiterentwicklungen, sie eignet sich<br />
aber für Funktionsanalysen.<br />
Geometrische Abgrenzungen sind eher<br />
willkürlich, mit der Absicht alle in einem gewissen<br />
Ausschnitt befindliche Faktoren zu berücksichtigen.<br />
Sie beziehen sowohl die Nutzer, als auch<br />
die funktionale Perspektive mit ein, die Abgrenzung<br />
ist aber häufig schwer nachzuvollziehen.<br />
43
44<br />
Harburg<br />
Hauptbahnhof<br />
Dammtor<br />
Altona<br />
Bei der Betrachtung von Entwicklungsparametern<br />
wird ein begrenztes Entwicklungsgebiet<br />
wie z.B. eine Konversionsfläche betrachtet, deren<br />
eventuelle Auswirkungen auf andere Gebiete<br />
nicht mit einbezogen werden. Die Herangehensweise<br />
eignet sich für konkretere Planungen.<br />
Bei der Abgrenzung des Plangebiets um den<br />
neuen Fernbahnhof Diebsteich ist weder eine<br />
funktional-historische Betrachtung, noch eine<br />
nach Entwicklungsparametern angebracht.<br />
Ersteres, weil noch kein Fernbahnhof mit<br />
anknüpf enden Funktionen vorhanden ist und das<br />
letzt ere weil kein besonderes Entwicklungsgebiet<br />
ausgewiesen oder frei von Nutzungen ist. Die<br />
Abgrenzung dieser Arbeit bezieht sich auf ein in<br />
etwa 10 Min. zu Fuß zu erreichendes Gebiet. Das<br />
Plangebiet wird konkret von den großen umliegenden<br />
Straßen, die natürliche Trennwirkungen<br />
für Fußgänger darstellen, abgegrenzt.<br />
Bergedorf<br />
16. Bevölkerungsdichte (Einwohner/qm).<br />
Altona-Nord: 9.684<br />
Bahrenfeld: 2.426<br />
Ottensen: 11.333<br />
Altona-Altstadt: 9.850<br />
Hamburg:2.298<br />
3.2 Das Plangebiet im<br />
innerstädtischen Vergleich<br />
Im folgenden werden erst die Planungsdaten für<br />
das Bahnhofsprojekt am Diebsteich und<br />
anschließend die Hamburger Bahnhöfe und<br />
deren Umgebung vorgestellt. Die Beschreibungen<br />
stammen von der Verfasserin selbst und<br />
es wird angestrebt, Bewertungen klar von den<br />
Fakten zu trennen. Der Vergleich soll helfen die<br />
Größe des Bahnhofsprojekts am Diebsteich<br />
besser einschätzen zu können, sowohl im Sinne<br />
von Fahrgastzahlen wie die Entwurfsmaßstäbe<br />
betreffend (die Größe von Vorplätzen, Gebäuden,<br />
Haltestellen, Straßen etc.). Der Vergleich soll auch<br />
klarstellen, ob die Bahnhöfe alle die gleichen<br />
Funktionen und Strukturen haben oder inwiefern<br />
sie unterschiedliche Charakter aufweisen.<br />
17. Ausländeranteil Prozentsatz der Einwoh- 18. Wahlbeteiligung in v.H. (Bürgerner<br />
mit ausländischem Pass).<br />
schaftswahl 2008).<br />
Altona-Nord: 21,0<br />
Bahrenfeld: 15,3<br />
Ottensen: 14,2<br />
Altona-Altstadt: 22,2<br />
Hamburg: 14,1<br />
Altona-Nord: 66.1<br />
Bahrenfeld: 66,8<br />
Ottensen: 72,4<br />
Altona-Altstadt: 63,3<br />
Hamburg: 63,5
3.2.1 Planungsdaten für den<br />
Fernbahnhof Diebsteich<br />
Das Plangebiet um den Fernbahnhof Diebsteich<br />
liegt zum größten Teil im Bezirk Altona, an der<br />
Grenze zum Bezirk Eimsbüttel. Angrenzend an<br />
die Gleisbereiche hat sich seit dem Anfang des<br />
20. Jahrhunderts Gewerbe angesiedelt (vgl. FHH,<br />
Bezirksamt Altona 2010: 28). Heute liegt es direkt<br />
im Anschluss an die Innenstadt und an beliebten<br />
Stadtteilen wie Eimsbüttel, Sternschanze und<br />
Ottensen (siehe Karte 1 “Übersichtskarte” auf<br />
Seite 12). Von der Wahrnehmung her befindet sich<br />
das Gebiet am Rande der Stadt, mit dem Rücken<br />
zu den Gleisen und einem größeren<br />
Industriegebiet.<br />
Die DB AG erarbeitet zurzeit eine Fahrgastanalyse<br />
um eine Prognose für die zukünftige Frequenz<br />
am Fernbahnhof Diebsteich zu berechnen. Erste<br />
Erkenntnisse werden erst ende November 2010<br />
erwartet. Eine Prognose für die zukünftigen Fahrgastzahlen<br />
in Diebsteich beruht unter anderem<br />
auf Annahmen darüber, inwiefern ein<br />
autofreund licherer Bahnhof, im Vergleich zum<br />
Bahnhof Altona (der schwer mit dem Auto zu<br />
erreichen ist), mehr Fahrgäste locken könnte 1 . Die<br />
Belastbarkeit dieser Prognosen ist begrenzt. Der<br />
Fernbahnhof Berlin-Südkreuz hat bis heute nur<br />
ca. 40% der prognostizierten Fahrgastzahlen<br />
erreicht (vgl. Senatsverwaltung Stadtentwicklung<br />
Berlin 2007: 28; 2 ), während der Fernbahnhof<br />
Kassel-Willhelmshöhe nach vier Jahren Bahnbetrieb<br />
über 240% der prognostizierten Fahrgastzahlen<br />
erreicht hatte (vgl. Schütz 1998: 371). Eine<br />
wichtige Frage ist dagegen, welche und wie viele<br />
Fernzüge in Diebsteich halten werden. Dies zeigt<br />
inwiefern Diebsteich ein echtes Pendlerbedürfnis<br />
befriedigen kann, welches aus schlaggebend für<br />
das Entwicklungspotenzial sein könnte. Nach<br />
Aussagen von Johannes Gerdelmann von der<br />
Abteilung Landes- und Landschaftsplanung bei<br />
der BSU, sollen alle Züge, die in Hamburg ein-<br />
1 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />
Telefongespräch 11.11.2010<br />
2 www.bahnhof.de\Großbahnhöfe in Osten\Bahnhof<br />
südkreuz\Daten und Fakten [11.11.2010];<br />
Hauptbahnhof Dammtor Altona Harburg Bergedorf<br />
Fernzüge 14 10 10 6 4<br />
Regionalzüge 8 4 6 3 2<br />
S/U-Bahnen 9 3 5 2 2<br />
Fahrgäste/Tag 250.000 43.000 90.000 35.000 18.000<br />
Zuganhalte/Tag<br />
Fernzüge<br />
720<br />
Regionalzüge -<br />
S/U-Bahnen 982<br />
P+R Stellplätze 903 400<br />
Fahrradstellplätze 344 204 160 483 178<br />
Min. zum Hbf. 0 3 12 21 21<br />
19. Vergleich der Hamburger Bahnhöfe<br />
45
46<br />
gesetzt werden, in Diebsteich starten 3 . Dies wäre<br />
für den Fernbahnhof und die Entwicklung der<br />
Umgebung ein großer Vorteil, da er somit eine<br />
echte Standortalternative sowohl für Unternehmen<br />
wie auch Bewohner wird, die viel Bahn<br />
fahren oder fahren wollen.<br />
3.2.2 Hauptbahnhof<br />
Der Hamburger Hauptbahnhof wurde im Dezember<br />
1906 eröffnet. Heute liegt der Hauptbahnhof<br />
im Stadtzentrum in fußläufiger Entfernung von<br />
den Haupt-Einkaufsstraßen (Mönckebergstraße,<br />
Spitaler Straße), wichtigen Kultureinrichtungen<br />
wie Kunsthalle, Deichtorhallen, Schauspielhaus<br />
und Zentralbibliothek und direkt am ZOB<br />
(Zentralen Omnibusbahnhof ). Hier wird der<br />
ge samte Verkehr von Bahn und Bussen gebündelt.<br />
Der Hauptbahnhof ist zu vielen Zeiten des<br />
Tages hoch frequentiert und diejenigen, die Menschenmengen<br />
nicht mögen fahren lieber zum<br />
Fernbahnhof Dammtor. Der angrenzende Stadtteil<br />
St. Georg ist ein vielseitiger Stadtteil mit<br />
vielen Hotels, Sex-Shops, Wohnbebauung und,<br />
seit Ende der 1990er, mit einer trendigen<br />
Einkaufs- und Ausgehstraße (Lange Reihe). Im<br />
Hauptbahnhof gibt es viele Einkaufsmöglichkeiten<br />
und Gastronomie. Die Aufenthaltsqualitäten<br />
sind jedoch begrenzt. Direkt um den Hauptbahnhof<br />
ist der Autoverkehr dominierend und<br />
die Verbindungen zu den umliegenden Gebieten<br />
werden überwiegend durch Tunnelgänge<br />
gewährleistet. Vor allem der Fahrradverkehr ist<br />
stiefmütterlich behandelt, sowohl im Sinne von<br />
funktionalen Wegverbindungen wie im Sinne<br />
von Abstellmöglichkeiten.<br />
3 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />
Interview 19.03.2010<br />
3.2.3 Fernbahnhof Dammtor<br />
Der Fernbahnhof Dammtor liegt nicht weit vom<br />
Hauptbahnhof entfernt, hat aber weniger als ein<br />
Zehntel von dessen Fahrgastanzahl pro Tag. Der<br />
erste Bahnhof wurde 1866 gebaut und 1903<br />
durch den heutigen ersetzt. Die Bahnsteige liegen<br />
im Obergeschoss und im Erdgeschoss befinden<br />
sich Läden und Gastronomie. Die hochwertige<br />
Jugendstilarchitektur vermittelt eine ruhige<br />
Atmosphäre. Ein Vorplatz ist nicht vorhanden und<br />
die Aufenthaltsqualität vor dem Fernbahnhof ist<br />
gering. In unmittelbaren Anschluss liegen zwei<br />
Grünanlagen. Beide sind vom Fernbahnhof nicht<br />
direkt wahrnehmbar. Im Süd-Westen liegt der<br />
Park „Planten un Blomen“. Am Ausgang ist die<br />
Sicht in den Park durch einen deutlichen Niveauunterschied<br />
verhindert. Im Nord-Osten liegt die<br />
große Grünfläche „Moorweide“, aber vor dem<br />
Ausgang des Fernbahnhofes verläuft die<br />
siebenspurige Edmund-Siemers-Allee, an welcher<br />
auch die Bushaltestelle liegt. Die prägnantesten<br />
Nutzungen der Umgebung sind das Kongresszentrum<br />
CCH mit dem Hochhaus des SAS-Hotels und<br />
der Hauptcampus der Hamburger Universität.<br />
Der Fernbahnhof Dammtor ist geprägt von einer<br />
ruhigen Atmosphäre und der Einfluss seiner Fernbahnhofsfunktion<br />
auf die Nutzungen seiner<br />
Umgebung erscheint gering.<br />
3.2.4 Fernbahnhof Altona<br />
Der erste Bahnhof Altonas wurde 1844 am Ort<br />
des heutigen Rathauses gebaut. Am jetzigen<br />
Standort wurde der Bahnhof 1898 eröffnet. 1979<br />
wurde ein neues Bahnhofsgebäude gebaut, bei<br />
welchem die Kaufhausnutzung prägender ist als<br />
die Bahnhofsnutzung. Direkt vor dem
Fernbahnhof liegt der Altonaer ZOB, der relativ<br />
leicht sowohl durch Unterführungen wie über<br />
den Bahnhofsvorplatz zu erreichen ist. Am Altonaer<br />
Fernbahnhof verläuft das Bezirkszentrum in<br />
Ost-West Richtung. Nach Westen verläuft die<br />
heute so beliebte Einkaufsstraße Ottenser Hauptstraße.<br />
Diese weist in ihrer gründerzeitlichen,<br />
kleinteiligen Baustruktur, als autoarme Straße mit<br />
unterschiedlichen Läden hohe Aufenthaltsqualitäten<br />
auf. Nach Osten verläuft die Neue<br />
Große Bergstraße/Große Bergstraße in Richtung<br />
Innenstadt. Die Fußgängerzone ist aber von der<br />
Max-Brauer-Allee vom Fernbahnhof getrennt<br />
und wird durch eine Unterführung mit dem Fernbahnhof<br />
verbunden. Dieser Teil des Bezirkszentrums<br />
hat einen ganz anderen Charakter als die<br />
Westseite, sowohl von der Baustruktur, als auch<br />
von den Nutzungen her. Seit mehreren Jahre hat<br />
er an Attraktivität verloren und die großen<br />
Einkaufshäuser der 60er Jahre, die das Straßenbild<br />
dominieren, wurden seit Anfang der 2000er<br />
Jahre teilweise nur von Zwischennutzern genutzt.<br />
Heute hat ein Veränderungsprozess begonnen.<br />
Eine der Einkaufspassagen ist umgebaut und<br />
wieder mit Einzelhandelsgeschäften belebt und<br />
das Grundstück des anderen Kaufhauses soll<br />
nach dem Stand der Planungen von IKEA bebaut<br />
werden. Im Unterschied zum Hauptbahnhof und<br />
Dammtor gibt es einen relativ großen Wohnanteil<br />
mit hoher Einwohner dichte in unmittelbarer<br />
Umgebung des Fern bahnhofes.<br />
3.2.5 Fernbahnhof Harburg<br />
Der Harburger Fernbahnhof liegt in direktem<br />
Anschluss an die B 75, die nach Hamburg führt,<br />
am Rande des Harburger Bezirkszentrums. Auch<br />
wenn die Einwohnerdichte um den Fernbahnhof<br />
20. Lageplan vom Hauptbahnhof.<br />
Autofreie Fllächen/<br />
Verbundungen<br />
Gleisgebiet<br />
Hauptstraßen<br />
47<br />
Stadtrad Station<br />
Grünflächen<br />
M: 1:8000<br />
21. Lageplan vom Bahnhof Dammtor. M: 1:8000<br />
Wasserflächen
48<br />
22. Lageplan vom Bahnhof Altona. M: 1:8000<br />
23. Lageplan vom Bahnhof Harburg. M: 1:8000<br />
24. Lageplan vom Bahnhof Bergedorf.<br />
M: 1:8000<br />
relativ gering ist, hat der Fernbahnhof einen<br />
großen Einzugsbereich in Hamburger Süden. Der<br />
Vorplatz des Fernbahnhofes wird vom Parkplatz<br />
und Taxistand dominiert. Am Vorplatz sind<br />
zudem Fahrradständer vorhanden. Nördlich des<br />
Vorplatzes liegt ein großer Busbahnhof mit Eingang<br />
zur S-Bahn. Der Fernbahnhof ist vom Harburger<br />
Zentrum durch die Hannoversche Straße<br />
getrennt und am einfachsten durch das Tunnelsystem<br />
der S-Bahn zu erreichen. Das Bezirkszentrum<br />
ist von der großmaßstäblichen Baustruktur<br />
und Einkaufszentren der 70er Jahre geprägt.<br />
3.2.6 Fernbahnhof Bergedorf<br />
Der Fernbahnhof Bergedorf und seine Umgebung<br />
werden zurzeit umgebaut. Dabei wird der<br />
ZOB nach oben, auf das Niveau der Gleise verlegt<br />
und zwei große Einkaufszentren werden im<br />
Anschluss gebaut. Zudem soll der Fernbahnhof<br />
einen attraktiven Vorplatz bekommen, von dem<br />
aus ein Fußweg am Fluss Bille entlang zur<br />
Fußgängerzone verläuft. Viele haben während<br />
des Planungsprozesses eine Verödung des historischen<br />
Ortszentrums befürchtet, während die<br />
Befürworter die Möglichkeit sehen, dass die<br />
Einkaufszentren das ganze Zentrum wieder<br />
attraktiver machen und beleben. Die Fernbahnhofsumgebung<br />
ist charakterisiert durch die<br />
großen Volumen der Einkaufszentren und das<br />
dahinter liegende Altstadtzentrum mit Fußgängerzone<br />
und kleineren Geschäften.<br />
Der Fernbahnhof Bergedorf liegt zentral im Stadtkern;<br />
wenn auch nicht mit direktem Bezug zur<br />
Einkaufsstraße. Er ist ein wichtiger Knotenpunkt<br />
für die Reisenden aus dem Osten Hamburgs und<br />
der angrenzenden Gemeinden.
3.2.7 Vergleichende Analyse der<br />
Hamburger Fernbahnhöfe bezüglich der<br />
orts- und Knotenfunktion<br />
Basierend auf der Analyse der Verfasserin und der<br />
Statistiken in der Tabelle 16 wurden die Hamburger<br />
Fernbahnhöfe in der Grafik von Bertolini<br />
eingeordnet (siehe Diagramm 25 ). Diese Einordnung<br />
ist subjektiv und im folgenden wird die<br />
Argumentation dieser Einordnung erläutert. Angesichts<br />
der Attraktivität und die Vielfalt der Nutzungen<br />
in der Umgebung der Fernbahnhöfen,<br />
weist der Hauptbahnhof die größte Vielfalt und<br />
Attraktivität auf. Diese ist insbesondere im<br />
angrenzenden gentrifizierten Stadtteil St.Georg<br />
zu beobachten. Auch die Umgebung des Fernbahnhofs<br />
Altonas ist einer der nachgefragtesten<br />
Wohnstandorte in Hamburg und in dem ein Gentrifizierungsprozess<br />
stattgefunden hat und stattfindet.<br />
Der Fernbahnhof Bergedorf liegt direkt im<br />
Stadtteilzentrum, das vor kurzer Zeit durch zwei<br />
große Einkaufszentren ergänzt worden ist. Die<br />
Auswirkung auf die Attraktivität des Ortes durch<br />
dieser Entwicklung ist noch ungewiss. Bergedorf<br />
weist aber höhere Aufenthaltsqualitäten auf als<br />
Harburg, wo Verkehr und die großen Maßstäbe<br />
der Gebäude das Stadtbild dominiert. Das „Einflussgebiet“<br />
um den Bahnhof Dammtor liegt<br />
zwischen sehr belebten Orten, die am Rande des<br />
„Einflussgebiets“ anknüpfen. Die große Flächeninanspruchnahme<br />
der Nutzungen durch Universität,<br />
Kongresszentrum und Parkanlagen begrenzen<br />
die mögliche Vielfalt von Nutzungen. Durch<br />
die vielen Studenten gibt es aber eine relativ<br />
große Präsenz von Menschen im öffentlichen<br />
Raum. In Diebsteich ist deutlich, dass im Gegensatz<br />
zu den anderen Fernbahnhöfen in Hamburg,<br />
Hauptbahnhof<br />
Altona<br />
Node<br />
Dammtor<br />
Harburg<br />
Bergedorf<br />
Diebsteich<br />
heute<br />
Konzept<br />
Diebsteich<br />
heute<br />
Konzept<br />
Unbalanced<br />
node<br />
Dependence<br />
Harburg<br />
Dammtor<br />
Alt. Konz<br />
Konyept<br />
Balance<br />
25. Vergleich der Hamburger Fernbahnhöfe<br />
Bergedorf<br />
noch längst nicht die Fülle von Nutzungsvielfalt<br />
vorhanden ist, wie sie bei anderen Bahnhöfen zu<br />
finden ist.<br />
Bezüglich der Knotenfunktion kann festgestellt<br />
werden, dass Dammtor und Altona über die gleiche<br />
Anzahl an Fernzugverbindungen verfügen,<br />
aber Altona ungefähr das doppelte an Fahrgästen<br />
hat. Am wenigsten Fahrgäste und am wenigsten<br />
Zugverbindungen hat der Fernbahnhof Bergedorf.<br />
Bergedorf liegt zudem am nächsten an einer<br />
Autobahn, während der Bahnhof Hamburg-Harburg<br />
die besten Anfahrtsmöglichkeiten für Autofahrer<br />
bietet und die höchste Anzahl von Parkplätzen<br />
hat.<br />
Die Hamburger Fernbahnhöfe werden in der<br />
Grafik sehr unterschiedlich eingeschätzt. Spiegelt<br />
dies deren unterschiedlichen Charakter wieder?<br />
Der Altonaer Fernbahnhof ist als sehr stark, nach<br />
dem Hauptbahnhof, eingestuft, kann der neue<br />
Bahnhof in Diebsteich diese Rolle übernahmen<br />
und den Hauptbahnhof entlasten? Am ende der<br />
Arbeit werden die Konzepte für Diebsteich auch<br />
in die Grafik eingeordnet (siehe Seite 119) .<br />
Stress<br />
Unbalanced<br />
place<br />
Altona<br />
Place<br />
Hauptbahnhof
Stadtteilzentrum<br />
Bahrenfeld<br />
Bezirkszentrum<br />
eimsbüttel<br />
Bezirkszentrum<br />
Altona<br />
Stadtteilzentrum<br />
Sternschanze<br />
26. Zentrenfunktionen der Umgebung<br />
27. Nutzungen im Plangebiet M: 1:10 000<br />
0 100 200 Meters
3.3 Gebietsbeschreibung<br />
In diesem Abschnitt werden die „Orts- und Knotenfunktionen“<br />
des Plangebiets beschrieben.<br />
Anschließend wird das Plangebiet in kleinere<br />
Teilbereiche gegliedert und näher betrachtet.<br />
3.3.1 Die „ortsfunktion“<br />
Die Ortsfunktionen werden von der Dichte und<br />
Vielfalt der Aktivitäten in der Umgebung des<br />
Bahnhofes definiert. Zudem wird die Anzahl von<br />
Bewohnern und die der Beschäftigten aus verschiedenen<br />
Berufsgruppen in die Bewertung mit<br />
eingebracht (Serlie 1998; vgl. Bertolini 2008: 41f).<br />
3.3.1.a Nutzungen<br />
Im Plangebiet gibt es viele unterschiedliche<br />
Unternehmen, große produzierende Betriebe,<br />
Lager- und Logistikunternehmen, Großhändler<br />
für Lebensmittel und Haushaltswaren und viele<br />
KFZ-Händler. Es gibt Büroparks aber auch kleine<br />
Gewerbetreibende wie beispielsweise einen<br />
Steinmetz, Grabsteinverkäufer und einen Antikhändler.<br />
Zudem ist auf beiden Seiten der Gleise<br />
Wohnbebauung vorhanden, kleine Einkaufsmöglichkeiten<br />
für Lebensmittel und vereinzelt<br />
gastronomische Angebote: ein chinesisches Restaurant,<br />
zwei Kneipen und drei Imbisse. Die Karte<br />
Lebensmittelhandel Restaurant<br />
Kita/Schule<br />
Sportplatz<br />
Spielplatz<br />
Imbiss<br />
Kneipe<br />
26 “Zentrenfunktionen der Umgebung” auf Seite<br />
50, zeigt das Bahrenfelder Stadtteilzentrum ca. 1,6<br />
km, das Bezirkszentrum Eimsbüttel ca. 1,8km und<br />
das Bezirkszentrum Altona ca. 1,9km (über die<br />
Harkortstraße) vom Bahnhof Diebsteich<br />
entfernt.<br />
3.3.1.b Charakter<br />
Der Eindruck im Plangebiet ist geprägt durch die<br />
großen Maßstäbe der Gewerbegebäude mit<br />
geschlossenen Fassaden ohne Fenster. Die<br />
Straßen sind zum großen Teil von Bäumen begleitet<br />
und relativ ruhig. An Grünstruktur sind zwei<br />
große Friedhöfe mit angrenzenden Kleingärten<br />
sowie große Sportflächen südlich der Waidmannstraße<br />
vorhanden. Diese Freiflächen sind jedoch<br />
in ihrer Nutzung stark begrenzt und auch der<br />
Zugang ist nicht jedem gestattet. Somit ist der<br />
Umfang öffentlicher Freiflächen sehr gering. Im<br />
Gebiet gibt es wenig ältere Gewerbearchitektur<br />
von historischem Wert, die sich für Umbau und<br />
Umnutzung eignen. Durch den gewerblichen<br />
Charakter und die Trennwirkung der Gleise ist zu<br />
vermuten, dass wenig Menschen sich gezielt<br />
durch das Quartier bewegen. Durch die Gleise ist<br />
das Plangebiet in zwei Gebiete getrennt. Es<br />
bestehen keine Funktionen oder Aufenthaltsqualitäten,<br />
die den Bewohnern und Beschäftigten ein<br />
gemeinsames Quartiersempfinden vermitteln<br />
Wohnen<br />
Soziales/Kulturelles<br />
Dienstleistung<br />
Handel<br />
Gewerbe<br />
Industrie<br />
öentliche Nutzung<br />
nicht genutzt<br />
51
Überwiegend<br />
Soziales<br />
Überwiegend<br />
Frei- und Sportächen<br />
28. Anschluss an den ÖPNV im Plangebiet<br />
0 500 1 000 2 000<br />
Meters<br />
S<br />
29. Bewegungsraum innerhalb von 10 Minuten vom<br />
Bahnhof Diebsteich (ÖPNV und zu Fuss).<br />
0 100 200 Meters<br />
M: 1:10 000<br />
S-Bahn Bus 600m von S-Bahnstation 300m von Bushaltestelle
oder zu einem Verweilen im Plangebiet einladen.<br />
Bewohner an der Isebekstraße orientieren sich<br />
eher zum Bezirkszentrum Eimsbüttel als zum<br />
Bezirkszentrum Altona und ein Künstler mit Atelier<br />
im Gebiet westlich der Gleise bemängelt die<br />
fehlenden Querungsmöglichkeiten über die<br />
Stresemannstraße 4 .<br />
3.3.1. Bewohner und Beschäftigte<br />
Dadurch, dass das Plangebiet zum Großteil<br />
Gewerbegebiet ist, ist die Bevölkerungsdichte<br />
insgesamt sehr gering. Einzelne Wohnblöcke<br />
weisen jedoch mit bis zu 550 Einwohner/ha eine<br />
relativ hohe Dichte auf (FHH LGV 2009; vgl. FHH,<br />
Bezirksamt Altona 2010: 59). Die Anzahl der<br />
Be sch äftigten nach Arbeitsorten ist nicht statistisch<br />
erhoben. Nach grober subjektiver Einschätzung<br />
auf Grundlage der vorhandenen Nutzungen<br />
gibt es einige Beschäftigte im Bereich Handel,<br />
Hotel und Gastronomie, wenig Beschäftigte in<br />
Bildung, Gesundheit und Kultur, einige im Dienstleistungssektor<br />
und viele im Bereich verarbeitendes<br />
Gewerbe und Logistik.<br />
3.3.2 Die „Knotenfunktion“<br />
Im Folgenden wird auf die Anbindung des Gebiets<br />
und die Fortbewegungsmöglichkeiten eingegangen.<br />
Fußgänger-, Fahrrad-, Auto-, Bahn- und<br />
öffentlicher Personennahverkehr im Gebiet<br />
werden beschrieben.<br />
4 Aussagen im Bürgerforum „Mitte Altona“ 05.06.2010;<br />
Lukasz Chrobok, Künstler und Gründer des Künstlerhaus<br />
2025 in der Ruhrstraße, Interview 29.09.2010<br />
3.3.2.a Fußgängerverkehr<br />
Durch die überwiegend großen Quartiere sind<br />
die Wegebeziehungen für Fußgänger im Gebiet<br />
relativ lang und umständlich. Der große Anteil an<br />
Gewerbe führt zu großen Baustrukturen und<br />
wenig Menschen auf den Straßen. Die meisten<br />
Straßen haben auf beiden Seiten Bürgersteige.<br />
Eine Ausnahme ist die Plöner Straße, die von der<br />
Stresemannstraße zum Bahnhof führt. Hier ist nur<br />
auf der Ostseite ein Bürgersteig vorhanden.<br />
Die meisten Kreuzungen der umgebenden<br />
großen Straßen sind lichtsignalgesteuert. Ausnahmen<br />
gibt es an der Oeverseestraße und am<br />
Bessenerweg über die Stresemannstraße. Lukasz<br />
Chrobok, ein aktiver Künstler und Gründer des<br />
Atelierhauses 2025, beschreibt die Stresemannstraße,<br />
sowohl physisch wie mental, als die<br />
stärkste Barriere um das Plangebiet 5 .<br />
Wo möglich sollte ein engmaschigeres Netz für<br />
Fußgänger geschaffen werden. Wichtig für ein<br />
vielfältiges Fußgängernetz sind Verbindungen<br />
über die Stresemannstraße nach Süden zum<br />
Bezirkzentrum Altona, wo der ZOB weiterhin liegen<br />
wird und wo auf den heutigen Gleisflächen<br />
ein neuer Stadtteil entstehen wird. Eine Verbindung<br />
über die Bahnbrücke, die heute ebenerdig<br />
von den Bahnflächen (zukünftig der Stadtteil<br />
„Mitte Altona“) über die Stresemannstraße nach<br />
Diebsteich führt, wird im Rahmen der vorbe reitenden<br />
Untersuchungen für die städtebauliche<br />
Entwicklungsmaßnahme aus Kostengründen als<br />
nicht realistisch eingeschätzt. Angesichts der<br />
wichtigen Verbindung für sowohl den<br />
5 Lukasz Chrobok, Künstler und Gründer des Künstlerhaus<br />
2025 in der Ruhrstraße, Interview 29.09.2010<br />
53
54<br />
Fernbahnhof als für den neuen Stadtteil „Mitte<br />
Altona“ ist nach Möglichkeiten zu suchen diese<br />
Wegeverbindung zu realisieren.<br />
3.3.2.b Fahrradverkehr<br />
Schmale Fahrradwege verlaufen im Plangebiet<br />
entlang der Plöner Straße, in die Leverkusenstraße<br />
und auf der Schützenstraße zur Stresemannstraße.<br />
Fahrradwege verlaufen zudem entlang<br />
der Kaltenkirchenstraße, über die Augustenburgerstraße<br />
zur Kieler Straße und entlang der<br />
Waidmannstraße wie auch an den umliegenden<br />
Hauptverkehrsstraßen. Die Qualität dieser Fahrradwege<br />
ist sehr unterschiedlich. Die Parkmöglichkeiten<br />
für Fahrräder am heutigen S-Bahnhof<br />
sind sehr beschränkt. Bei nur 14 überdachten<br />
Anlehnbügeln, 90 m südlich des S-Bahneingangs<br />
besteht schon heute eine Unterversorgung. Die<br />
nächste Stadtrad-Station liegt am Alsenplatz, ca.<br />
20 Minuten zu Fuß.<br />
Breitere Fahrradwege wären wichtig an der Waidmannstraße,<br />
Plöner Straße und Leunastraße, wo<br />
das Verkehrsaufkommen höchstwahrscheinlich<br />
deutlich ansteigen wird. Ein großes Fahrradparkhaus<br />
und eine entsprechende Leihstation für<br />
Stadträder am Fernbahnhof wäre eine wichtige<br />
Ergänzung zum ÖPNV.<br />
3.3.2.c Öffentlicher Personennahverkehr<br />
(ÖPNV)<br />
Die Schnellbahn fährt mit zwei Linien nach Diebsteich,<br />
der S3 nach Pinneberg und der S21 Richtung<br />
Elbgaustraße. Mit der S 21 dauert es sieben<br />
Minuten bis Dammtor und neun Minuten zum<br />
Hauptbahnhof, wo die Passagiere auch in Fernzüge<br />
umsteigen können.<br />
Der Busverkehr im Plangebiet ist eingeschränkt.<br />
Am Bahnhof hält nur der Bus 180 (S Holstenstraße<br />
- S Stellingen), der in Hauptverkehrszeiten vier-<br />
bis sechsmal pro Stunde fährt und ab 19.30 nicht<br />
mehr. Vier Bushaltestellen sind für die Beschäftigten<br />
und Bewohner im Plangebiet vorhanden.<br />
Die große Karte auf Seite 52, zeigt die Bushaltestellen<br />
und deren Einzugsbereiche von 300m in Gelb.<br />
Um den S-Bahnhöfen sind orangefarbenen<br />
Einzugsbereiche von 600m markiert. Abgesehen<br />
vom Bereich um den Bornkampsweg ist das<br />
Plangebiet gut vom ÖPNV erschloßen. Die Karte<br />
29 “Bewegungsraum innerhalb von 10 Minuten<br />
vom Bahnhof Diebsteich (ÖPNV und zu Fuss).” auf<br />
Seite 52, zeigt, welche Gebiete theoretisch in ca. 10<br />
Minuten vom Bahnhof Diebsteich zu erreichen<br />
sind, ohne umzusteigen (5 km/h = 83 m/Min. im<br />
Radius). Die zu erreichenden Gebiete be schränken<br />
sich stark um die nächsten<br />
S-Bahn stationen.<br />
Bessere Verbindungen zum Altonaer ZOB, nach<br />
Westen nach Bahrenfeld, Othmarschen, Flottbek<br />
und Richtung Nordosten, nach Eimsbüttel und<br />
Hoheluft wären notwendig. Da aus Eimsbüttel<br />
keine direkte Schnellzugverbindung nach Dammtor<br />
besteht, könnte eine Direktverbindung zum<br />
Fernbahnhof Diebsteich attraktiv sein.<br />
3.3.2.d Bahnverkehr<br />
Nach Aussagen von Vertretern der BSU sollen alle<br />
Fern- und Regionalzüge, die in Hamburg eingesetzt<br />
werden, zukünftig am Fernbahnhof Diebsteich<br />
starten 6 . Zur Frequenz können zurzeit<br />
weder die BSU noch die Deutsche Bahn AG<br />
6 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />
Interview 19.03.2010
Auskünfte geben. Im Gegensatz zu heute, wo<br />
einige Züge nach Norden nur aus Altona<br />
abfahren, werden wahrscheinlich keine Züge in<br />
Diebsteich starten, ohne auch an anderen Bahnhöfen<br />
in Hamburg zu halten. Für den erhöhten<br />
Verkehr in Richtung Hauptbahnhof könnte eine<br />
Erweiterung der Schienen südlich der Stresemannstraße<br />
notwendig werden.<br />
3.3.2.e Motorisierter Individualverkehr (MIV)<br />
Die Hauptanschlussstraßen für den MIV im<br />
Plangebiet sind zurzeit die Leunastraße, die<br />
Plöner Straße, die Waidmannstraße und die<br />
Große Bahnstraße. Zudem führt zusätzlich die<br />
kleinere Straße „Am Diebsteich“ vom Holstenkamp<br />
zum S-Bahnhof. Von der Autobahnausfahrt<br />
Hamburg-Volkspark an der A7 sind es ca. drei km<br />
zum Bahnhof Diebsteich. Während der Voruntersuchung<br />
für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme<br />
„MitteAltona“ verdeutlichte ein<br />
Verkehrsgutachten, dass die Stresemannstraße<br />
zukünftig deutlich überlastet sein wird 7 . Vor allem<br />
in den Kreuzungen mit der Harkortstraße und der<br />
Kieler Straße entstehen oft Staus. Parkplatzflächen<br />
müssen frühzeitig bereitgestellt<br />
werden, was schwierig werden kann, da zurzeit<br />
keine Grundstücke frei sind. Car-Sharing ist unter<br />
anderem in der Nähe der Haltestelle Holstenstraße<br />
und am Altonaer ZOB vorhanden und eine<br />
sinnvolle Ergänzung der Verkehrsmöglichkeiten<br />
am Fernbahnhof Diebsteich, um das Bedürfnis<br />
nach Autobesitz zu reduzieren.<br />
7 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />
Bürgerforum „Mitte Altona“ 05.06.10<br />
55
A<br />
e<br />
Teilbereich<br />
Wohnen<br />
c<br />
30. Nutzungen<br />
b<br />
Dienstleistung<br />
f<br />
d<br />
a<br />
Handel Industrie<br />
G<br />
B<br />
F<br />
C<br />
A<br />
Gewerbe öentliche Nutzung<br />
D<br />
nicht genutzt<br />
E<br />
0 100 200 Meters<br />
M: 1:10 000<br />
0 100 2
3.3.3 Bestandsaufnahme<br />
Um die Kenntnisse über das Plangebiet für die<br />
Erarbeitung von neuen Konzepten zu vertiefen,<br />
werden in diesem Abschnitt einzelne Teilbereiche<br />
des Plangebiets beschrieben. Auf der Karte 30<br />
“Nutzungen” auf Seite 56, sehen Sie das Plangebiet<br />
in Teilbereiche gegliedert, die im folgenden<br />
einzeln beschrieben werden. Die Teilbereiche<br />
sind östlich der Gleise mit A-G und westlich der<br />
Gleise mit a-f gekennzeichnet. Die Farbe der<br />
Grundstücke zeigt die vorhandene Nutzung. Für<br />
jeden Teilbereich wird auf die bestehende Nutzung<br />
und das Planungsrecht eingegangen. Es<br />
wird auch eine subjektive Einschätzung der<br />
möglichen Umnutzung in den kommenden<br />
Jahren vorgenommen. Auf der Karte 31 “Entwicklungsphasen”<br />
auf Seite 58, zeigen die Farben der<br />
Grundstücke die eingeschätzte Entwicklungszeiträume.<br />
Ziel ist es, Bereiche zu identifizieren,<br />
die unabhängig von einander entwickelt werden<br />
können müssen. Ob oder wann diese Bereiche in<br />
der Realität entwickelt werden, hängt unter<br />
anderem davon ab, welche Interessen die<br />
Eigentümer haben, wie der Planprozess verläuft<br />
und wie die Projekte finanziert werden können.<br />
Auch bei Änderungen der Bebauungspläne<br />
haben die Unternehmen, die heute vor Ort tätig<br />
sind Bestandsrecht und können ihre Nutzung<br />
weiter betreiben. Die Änderungen werden erst<br />
dann wirksam, wenn der Eigentümer selbst<br />
Veränderungen vornehmen will und sich dann<br />
nach dem neuen Recht richten muss.<br />
3.3.3.a Östlich der Gleise<br />
A. Die Post<br />
Große Flächen direkt östlich der Gleise gehören<br />
der Post AG und dem Metro-Markt. Sie sind nach<br />
dem alten Planrecht (Baustufenplan) als Sonderflächen<br />
festgelegt. Eines der großen Gebäuden<br />
der Post am Isebekstieg wird laut BSU nicht<br />
unbedingt gebraucht. Dieser Teil des Grundstücks<br />
könnte theoretisch relativ kurzfristig<br />
umgenutzt werden 8 . Bei weiteren Postflächen<br />
kommt es bei der Weiternutzung stark auf die<br />
Entwicklung der Postverteilung an. Langfristig,<br />
wenn sich gesellschaftlich oder technisch<br />
größere Veränderungen ergeben, könnte ein<br />
neuer Standort unabhängig der Bahnhofsentwicklungen<br />
aktuell werden. Die Nutzung des<br />
Seepostamtes, das direkt vor der heutigen<br />
S-Bahnhaltestelle liegt, muss nach Meinung der<br />
Post AG, grundsätzlich erhalten bleiben. Diese<br />
Fläche hat aber eine zentrale Bedeutung für die<br />
Entwicklung eines neuen Bahnhofsgebäudes am<br />
Diebsteich und die Gestaltung eines attraktiven<br />
Bahnhofsvorplatzes. Eine Verlagerung hätte<br />
8 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />
Interview 19.03.2010<br />
Gebäude des Seepostamtes<br />
57<br />
B e S t A n D S A U F n A H M e
Kurzfristig<br />
31. Entwicklungsphasen<br />
Mittelfristig Langfristig Visionär<br />
0 100 200 Meters<br />
M: 1:10 000<br />
Zu erhalten
Kosten zur Folge, die jedoch vermutlich durch<br />
eine Wertsteigerung des Grundstücks gedeckt<br />
werden könnte. Dadurch ist sowohl eine kurzfristige<br />
wie eine langfristige Umnutzung des<br />
Grundstückes in Betracht zu ziehen.<br />
Der Metro-Markt wurde erst 2006 errichtet. Es ist<br />
ein Großhandel für Gastronomiegewerbe und<br />
profitiert vom guten Standort in der Nähe der<br />
Innenstadt und zur Autobahn. Hier ist eher ein<br />
langfristiger Umnutzungszeitraum in Betracht<br />
zu ziehen.<br />
Dieses Teilgebiet des Plangebiets ist in der Voruntersuchung<br />
für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme<br />
„MitteAltona“ mit einbezogen worden<br />
und könnte eventuell als städtebauliches<br />
Entwicklungsgebiet festgesetzt werden. Im<br />
Extremfall könnte eine Enteignung der Flächen<br />
möglich gemacht werden (BauGB: § 169 Abs. 3;<br />
siehe auch Abschnitt “2.2.2 Städtebauliche<br />
Entwicklungsmaßnahme” auf Seite 30).<br />
Im Zusammenhang mit der Erarbeitung eines<br />
neuen Konzeptes für die Flächen ist die schwierige<br />
Lärmsituation zu beachten, die die Nutzungs-<br />
und Gestaltungsmöglichkeiten deutlich einschränkt.<br />
In der Ausschreibung für den städtebaulichen<br />
und landschaftsplanerischen Realisierungswettbewerb<br />
Mitte Altona wird auf die Lärmbelastung<br />
von der Stresemannstraße und der<br />
Gleise hingewiesen (vgl. D&K drost consult GmbH<br />
2010: 22).<br />
Isebekstraße<br />
B. isebekstraße<br />
In der Nähe der S-Bahnstation an der Isebekstraße<br />
stehen Mehrfamilienhäuser, die teilweise<br />
aus der Jahrhundertwende 1900 stammen, die<br />
jüngsten Gebäude sind aus den 80er Jahren. Der<br />
Baustufenplan von 1952 sieht an der Straße<br />
Wohnnutzung vor und im hinteren Bereich, zum<br />
Sportfeld hin, ist Gewerbe ausgewiesen. Die<br />
Wohngebäude scheinen in einem guten Zustand<br />
zu sein und werden in dieser Arbeit als langfristig<br />
zu erhalten eingestuft. Hinter den<br />
Wohnhäusern befinden sich kleineres Gewerbe.<br />
Hierfür müssten für eine Umnutzung preisgünstige<br />
Alternativen geschaffen werden. Abgesehen<br />
von den Bürogebäuden an der Waidmannstraße<br />
könnte mittelfristig eine Umwandlung<br />
der Gewerbeflächen stattfinden.<br />
C. Gewerbe an der Waidmannstraße<br />
Gewerbeflächen, die nördlich der Waidmannstraße<br />
anschließen, würden nach der Verlegung<br />
des Fernbahnhofes eine gute „Schaufensterlage“<br />
bekommen. Die Waidmannstraße würde, auch<br />
wenn sie nicht als Haupterschließung vorgesehen<br />
wird, eine Zufahrtsstraße für Anreisende<br />
59<br />
B e S t A n D S A U F n A H M e
60<br />
B e S t A n D S A U F n A H M e<br />
von Osten werden. Heute sind hier Lager und<br />
Transportunternehmen, Kleinunternehmen und<br />
ein größerer Einzelhandel mit Billigwaren (vgl.<br />
Bonni 2010: Karte 3). Die BSU und der Bezirk<br />
Altona vertreten die Meinung, dass die Nutzungsfestlegung<br />
als Gewerbe beibehalten werden<br />
sollte. Gewerbeflächen würden zu häufig verdrängt<br />
und neue Flächen seien schwer zu<br />
schaffen. Zudem wäre eine Mischnutzung mit<br />
Wohnen im Anschluss an das neue Holzkraftwerk<br />
an der Haferstraße nicht realisierbar 9 . Die neue<br />
„Lage“ in der Stadtstruktur könnte dennoch<br />
strukturelle Veränderungen im Gebiet anstoßen.<br />
Diese Arbeit sieht eventuelle Veränderungsvorschläge<br />
im Gebiet als langfristige Zukunftsvision<br />
an.<br />
D. Sportflächen<br />
Die Sportflächen gehören eigentumsrechtlich<br />
der Freien- und Hansestadt Hamburg und sind<br />
wichtig für die Freizeitbeschäftigung, Gesundheit<br />
und Erholung der Bewohner. Es gibt eine Tennishalle,<br />
zehn offene Tennisplätze, einen Fußballplatz<br />
und ein Sportfeld für Amerikanischen<br />
9 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />
Interview 19.03.2010<br />
Fußball. Eine Möglichkeit besteht zwar darin, die<br />
Flächen umzunutzen, hierfür sind aber<br />
Ersatzflächen in guter Erreichbarkeit notwendig.<br />
Zu beachten ist auch der Verlauf der Landschaftsachse<br />
und das Naherholungsbedürfnis. Da alternative<br />
Standorte in erreichbarer Nähe nicht<br />
vorhanden sind, werden die Sportflächen in dieser<br />
Arbeit, unter der oben genannten Voraussetzung,<br />
für eine mittel- bis langfristige Umnutzung<br />
eingestuft.<br />
e. Westlich der Kieler Straße<br />
Entlang der Kieler Straße befindet sich überwiegend<br />
Wohnungsbau, das denkmalgeschützte<br />
Arbeitsamt und eine Sportfläche. Der Wohnblock<br />
nördlich des Arbeitsamtes ist mit einer Ausnahme<br />
ein erkanntes Denkmal. So auch die Wohnbebauung<br />
an der Kieler Straße 77-85 (siehe Karte 32<br />
“Gebäude mit historischem Wert” auf Seite 61); FHH<br />
Denkmalschutzamt Stand Mai 2010; vgl. FHH<br />
Bezirksamt Altona, 2010: 70). Der Baublock an der<br />
Stresemannstraße ist zum großen Teil eine untergenutzte<br />
Fläche mit einzelnen Eckgebäuden.<br />
Abgesehen von einer Nutzungsdiskussion für die<br />
Brachfläche, auf der heute eine viergeschossige<br />
Gewerbe an der Waidmannstraße Anmeikanischer Fußballplatz
Wohnbaufläche festgesetzt ist, und einer eventuellen<br />
Verlegung der Sportfläche, ist der Bestand<br />
als langfristig zu erhalten eingestuft. Zu<br />
beachten ist der Verlauf der Landschaftsachse<br />
und das Naherholungsbedürfnis. Zudem sind alle<br />
Wohnblocks durch Verkehrslärm beeinträchtigt<br />
(vgl. Sommer 2007).<br />
F. Gewerbe am Haferweg<br />
Die nördliche Gewerbefläche ist wahrscheinlich<br />
in geringerem Maße vom neuen Fernbahnhof<br />
betroffen. Es handelt sich hier sowohl um großflächiges<br />
Gewerbe als auch um Kleingewerbe.<br />
Südlich des Haferwegs befinden sich ein Schlackenhandel<br />
und ein Großlager von Reyher<br />
Schrauben. An der Kieler Straße liegt ein Büro-<br />
Center, ein Fitness-Studio und eine Filiale einer<br />
Lebensmittelkette. Die Einschätzung in dieser<br />
Arbeit ist, dass hier wenig Veränderungspotenzial<br />
besteht. Die Flächen sind groß und gut an die<br />
Autobahn angeschlossen. Es wäre schwer, andere<br />
Standorte für die Unternehmen zu finden, wie<br />
auch andere Nutzungen auf eine verträgliche Art<br />
etappenweise zu integrieren.<br />
32. Gebäude mit historischem Wert<br />
Der Teil nördlich des Haferwegs gehört zum<br />
Bezirk Eimsbüttel. Hier liegen zwei größere Bürokomplexe,<br />
im Westen der „BüroPark Kieler Straße“<br />
und im Osten der „Businesspark Eimsbüttel“.<br />
Dazwi schen liegen Kleingewerbe mit relativ<br />
großen freien Flächen.<br />
Westlich der Großen Bahnstraße befinden sich<br />
Gewerbeflächen, die teilweise als Grünfläche ausgewiesen<br />
und teilweise mit Einfamilienhäusern<br />
Wohnblock Lunapark, Arch.: Gustav Oelsner (1928) Ausbildungsstette an der großen Bahnstraße<br />
61<br />
B e S t A n D S A U F n A H M e
62<br />
B e S t A n D S A U F n A H M e<br />
bebaut sind. Sollte die Große Bahnstraße als<br />
Hauptzufahrtsstraße ausgelegt werden, würde<br />
der Verkehrslärm wahrscheinlich deutlich erhöht<br />
werden und der Bereich für Wohnen nicht geeignet<br />
sein.<br />
G. Zwischen Stresemannstraße und<br />
Bahngleisen<br />
An der Stresemannstraße stehen zwischen Straße<br />
und Bahngleisen alte Wohnhäuser und einige<br />
Gewerbebauten die stark von Lärm beeinträchtigt<br />
sind. Sie wirken aber auch als wichtiger<br />
„Lärmriegel“, welcher das Plangebiet zum Teil von<br />
den Lärm der Züge abschirmt. Die Häuser sind<br />
dem Aussehen nach in einem relativ schlechten<br />
baulichen Zustand und für Wohnen nicht geeignet.<br />
Die Flächen sind entweder als Gewerbe- oder<br />
Verkehrsflächen ausgewiesen. Prinzipiell muss<br />
hier über eine städtebauliche neuordnung<br />
nachgedacht werden. Im Gleisdreieck ist eine<br />
Autovermietung angesiedelt und dahinter befindet<br />
sich ein Rückhaltebecken für Regenwasser.<br />
3.3.3.b Westlich der Gleise<br />
a. Schleswiger Straße<br />
Das direkt westlich des Bahnhofs angrenzende<br />
Quartier ist nach altem Baustufenplan als Industrie<br />
gebiet ausgewiesen und eher kleinteilig parzelliert.<br />
Parallel zu den Gleisen an der Schleswiger<br />
Straße stehen mit einer Ausnahme Wohngebäude.<br />
Die Wohngebäude sind laut Hamburger<br />
Lärmaktionplan von Schienenlärm über 70 dB(A)<br />
betroffen (vgl. Sommer 2007). In einer Lücke sind<br />
zwei Gewerbetreibende für Spezialeffekte und<br />
Spielautomaten angesiedelt. Hinter der Wohnbebauung<br />
liegt kleinteiliges Gewerbe und ein<br />
großer Fliesenmarkt. Zum Friedhof hin befinden<br />
sich einige Grabsteinhändler und eine FriedhofsgärtnereI<br />
In diesem ersten Quartier könnte durch<br />
den neuen Fernbahnhof ein großes Investitionsinteresse<br />
entstehen, aber die Grundstücke sind<br />
klein und die friedhofbezogenen Unternehmen<br />
zum Teil von ihrem Standort abhängig. Die Einschätzung<br />
ist, dass mittel- bis langfristig doch<br />
einige Veränderungen folgen werden, da die<br />
Flächen aufgrund der neuen Lage an Wert gewinnen<br />
werden.<br />
S-Bahnbrücke über der Stressemannstraße Wohbebauung an der Schleswiger Straße
Für das Quartier südlich der Leunastraße wurde<br />
2005 ein neuer Bebauungsplan für Gewerbe<br />
genehmigt und die meisten hier befindlichen<br />
Gebäude wurden in den letzten 20 Jahren<br />
gebaut. Hier befindet sich unter anderem ein<br />
großer Farbhändler und eine neue Jugendeinrichtung.<br />
In der südlichen Ecke ist ein Grundstück<br />
frei und auch die mittlere Fläche ist untergenutzt<br />
und kurzfristig bebaubar. Da der Bebauungsplan<br />
erst 2005 genehmigt wurde, könnten die<br />
Grundstückseigentümer bei Änderungen des<br />
Baurechts vor 2012 Entschädigung fordern (siehe<br />
Abschnitt “2.2.1 Verbindliche und vorbereitende<br />
Bauleitplanung” auf Seite 29).<br />
b. Zwischen den Friedhöfen<br />
Zwischen den Friedhöfen liegt ein Kleingartengebiet<br />
von ca. 3,7 ha und ein Gewerbequartier<br />
mit einer großen Maschinenfabrik von Max<br />
Kroenert. Um die Fabrik sind kleinere Gewerbebetriebe<br />
angesiedelt. Der südliche Teil ist als<br />
Industriegebiet nach altem Baustufenplan ausgewiesen,<br />
während die nördliche Spitze als Grünfläche<br />
ausgewiesen ist. Die Kleingartenflächen<br />
sind Dauerkleingärten und durch das Bundesklein<br />
gartengesetz geschützt. Mit Blick auf die<br />
Kleingärten liegen zwei Mehrfamilienhäuser. Das<br />
Gebiet befindet sich zum Teil in der Landschaftsachse.<br />
Veränderungen könnten die Landschaftsachse<br />
stärken und die Vorteile der Landschaftsachse<br />
nutzen. Es ist mit einzubeziehen, dass der<br />
Verkehr vom Holstenkamp über die Straße Am<br />
Diebsteich durch den Fernbahnhof stark erhöht<br />
werden könnte und sich somit die Lärmbelastung<br />
auf die Landschaftsachse erhöht. Es gibt zusätzliche<br />
Interessen, das Gewerbegebiet über das<br />
Kleingartengebiet bis zum Holstenkamp zu<br />
erweitern. Bei einer eventuellen Verlegung der<br />
Kleingärten sind Ersatzflächen und Entschädigungszahlungen<br />
notwendig (vgl. Bundeskleingartengesetz:<br />
§11 Abs 1; §14 Abs. 1). Dies wird<br />
nach den großen Umsiedlungen von Kleingärten<br />
im Rahmen der Überdeckelung der BAB 7 in der<br />
Öffentlichkeit, besonders bei den betroffenen<br />
Kleingärtnern, schwer zu vermitteln sein (siehe<br />
Abschnitt “3.2.1 Planungsdaten für den Fernbahnhof<br />
Diebsteich” auf Seite 45). In dieser Arbeit<br />
wird daher davon ausgegangen, dass die Kleingärten<br />
langfristig erhalten werden. Ziel sollte es<br />
aber sein, dass durch die Landschaftsachse<br />
mittel fristig bessere öffentliche Wegeverbindungen<br />
hindurch geführt und ihre Erreichbarkeit<br />
und ihr Erholungswert stark erhöht werden.<br />
c. Große einzelhändler<br />
Östlich der Ruhrstraße ist nach altem Planrecht<br />
Industriegebiet ausgewiesen. Westlich der<br />
Ruhrstraße ist 2004 ein Bebauungsplan festgesetzt<br />
worden, der Gewerbe vorsieht. In diesem<br />
Teilbereich gibt es mehrere Großhändler für<br />
Lebensmittel, Autos, Baustoffe und Haus haltswaren<br />
aber auch ein Künstlerhaus mit 16 Ateliers.<br />
Im östlichen Quartier liegt zudem eine<br />
Gewerbe an Am Diebsteich<br />
63<br />
B e S t A n D S A U F n A H M e
64<br />
B e S t A n D S A U F n A H M e<br />
Produktionsschule mit eigenen Werkstätten<br />
und eine Metallgießerei. Eventuell könnten die<br />
Großhändler vom Fernbahnhof profitieren, in<br />
dem mehr Menschen das Gebiet frequentieren.<br />
Die Betriebe des produzierenden Gewerbes<br />
sind schwer umzusiedeln und haben<br />
Restriktionen für die Umgebung zur Folge. Es<br />
ist dadurch schwierig, die nutzungen zu<br />
ändern. Die Verantwortlichen bei der BSU<br />
schätzen das Veränderungspotenzial westlich<br />
der Gleise generell als gering ein 10 .<br />
d. Bezirksensemble<br />
Die drei Gebäudeblocks sind von Wohnnutzung<br />
geprägt. Nach dem altem Planrecht (Baustufenplan)<br />
ist im großen Innenhof Geschäftsgebiet<br />
ausgewiesen und Industrie an den Gleisen entlang.<br />
An den Gleisen befindet sich ebenfalls ein<br />
ehemaliges Kraftwerk, das für Büros und Veranstalt<br />
ungsangeboten umgebaut und aufgestockt<br />
worden ist. Um den Leverkusenstieg befindet<br />
sich eine alte Siedlung des Altonaer<br />
10 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />
Interview 19.03.2010<br />
Bau-Sparverein, die als Bezirksensemble<br />
geschützt ist, die sogenannten Reichardthöfe<br />
(siehe Karte 32 “Gebäude mit historischem Wert”<br />
auf Seite 61). Abgesehen von Veränderungen in<br />
den kleinen Gewerbebetrieben im Innenhof<br />
sollte dieser Teilbereich erhalten werden, da er<br />
unter anderem einen prägenden Charakter hat<br />
und identitätsstiftend für das Quartier ist. Für die<br />
Wohnbebauung an der Leverkusenstraße ist die<br />
eventuell künftig durch den Fernbahnhof<br />
erzeugte Verkehrsbelastung zu beachten. Die<br />
Wohnhäuser, die zur Stresemannstraße liegen,<br />
sind schon heute von hohem Verkehrslärm<br />
betroffen. Zudem ist die Wohnbebauung am Bessemerweg<br />
in Richtung Bahngleise vom Schienenverkehrslärm<br />
beeinträchtigt (vgl. Sommer 2007).<br />
e. Autohändler<br />
Am Bornkampsweg ist 2006 ein neuer Bebauungs<br />
plan für Gewerbe beschlossen worden. Dort<br />
sind auch zwei Erhaltungsbereiche festgesetzt<br />
worden. Hier gibt es unter anderem Autohändler,<br />
Verpackungsunternehmen, Lager und<br />
Haushaltswahrenhändler an der Ruhrstraße Wohbebauung am Leverkusenstieg
Dienstl eist ungs unternehmen (vgl. Bonni 2010:<br />
Karte 6). Das Quartier liegt relativ weit vom Fernbahnhof<br />
entfernt, wirkt aber als Eingangsbereich<br />
für Autofahrer, die von der Autobahn kommen.<br />
Nur geringe Veränderungen werden hier zu<br />
erwarten sein.<br />
f. Friedhöfe<br />
Die Friedhöfe und Kleingärten sind ein wichtiger<br />
Bestandsteil der Landschaftsachse zum Volkspark.<br />
Leider sind die Wegeverbindungen für<br />
Fußgänger und Fahrradfahrer nicht zusammenhängend.<br />
Die Kleingärten am Holstenkamp<br />
haben einen sehr hohen Standard mit einem<br />
Ersch einungsbild von Ferienhäusern. Die Kleingärten<br />
sind im Eigentum der Freien- und Hansestadt<br />
Hamburg und könnten prinzipiell verlegt<br />
werden, dies wäre aber ein starker Eingriff in die<br />
Frei- und Erholungsräume der Kleingartenpächter.<br />
Der Verkehrslärm vom Holstenkamp ist<br />
durch die ganze Grünanlage deutlich zu hören<br />
und beeinträchtigt die Naherholungsqualitäten.<br />
Maßnahmen, um den Lärm zu verringern, sind<br />
Erhaltenswertes Lagergebäude am Beerenweg<br />
daher in Betracht zu ziehen. Friedhöfe haben eine<br />
ganz besondere Bedeutung als Gedenkstätten,<br />
aber auch als Grünflächen. Sie befinden sich im<br />
kirchlichen Eigentum. Es gibt seitens der Kirche<br />
Überlegungen, die Bestattungsflächen zu<br />
reduzieren und die nach Beenden der Liegezeiten<br />
der Gräber (oft 25 Jahre) frei werdenden<br />
Flächen anderweitig zu nutzen. Hierbei wird<br />
seitens des Bezirks eine Grünflächennutzung<br />
favorisiert.<br />
Grabsteifverkauf , Am Diebateich<br />
65<br />
B e S t A n D S A U F n A H M e
Mitte Altona<br />
/Wettbewerbsgebiet<br />
33. Planungen in der Umgebung des Plangebietes M: 1:25 000<br />
Zukunftsplan Altona<br />
Stadtbahn<br />
Rahmenplan Bahrenfeld<br />
/Entwicklungsgebiet
3.4 Planungen in der<br />
Umgebung<br />
Die Karte auf Seite 66 zeigt das Plangebiet und die<br />
Gebiete anderer Planungsvorhaben in der Umgebung.<br />
Es ist wichtig, die gegenseitigen Einflüsse<br />
zwischen den Planungsvorhaben zu beachten<br />
und sich ein Bild von der zukünftigen Situation<br />
im Gesamtgebiet zu machen. Im Folgenden<br />
werden die Planungsvorhaben in der Umgebung<br />
beschrieben und deren Einfluss auf das Plangebiet<br />
eingeschätzt.<br />
3.4.1 Mitte Altona<br />
Ein bedeutendes Stadtentwicklungsprojekt in<br />
Altona wird gegenwertig auf den Bahnflächen<br />
zwischen dem Altonaer Fernbahnhof und der<br />
Stresemannstraße vorbereitet. Durch die Verlegung<br />
der Fernbahnhofsfunktion nach Diebsteich<br />
könnten insgesamt ca. 75ha neue Flächen städtebaulich<br />
entwickelt werden. Zwar ist mit der Realisierung<br />
der Bahnhofsverlegung nicht vor Ende<br />
2016 zu rechnen, jedoch liegen heute schon ca.<br />
30ha Flächen westlich der Harkortstraße brach.<br />
Sie sind schon von der Bahnnutzung freigestellt<br />
und es besteht die Chance, sie vorgezogen zu<br />
entwickeln 11 .<br />
Das Untersuchungsgebiet der vorbereitenden<br />
Untersuchung für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme<br />
erstreckt sich auch über das<br />
Plangebiet dieser Arbeit, im Bereich der Post und<br />
dem Metro-Markt (siehe Karte 35 “Plangebiet der<br />
vorbereitende Untersuchung für “Mitte Altona”<br />
und die zwei Bauphasen” auf Seite 69) .<br />
11 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />
Bürgerforum „Mitte Altona“ 05.06.10<br />
3.4.1.a Städtebauliche Zielsetzung<br />
Im Rahmen der vorbereitenden Untersuchung<br />
hat die BSU einen Leitbildentwurf für das Untersuchungsgebiet<br />
(ca. 75ha) erstellt. Der Leitbildentwurf<br />
ist mit Vertretern aus Fachbehörden, der<br />
Politik und dem Amt für Stadt- und Landschaftsplanung<br />
im Bezirk Altona, mit Grundstückseigentümern<br />
und Bürgern abgestimmt worden.<br />
Er besteht aus fünf Oberthemen:<br />
• Quartiersbezug betonen/ Strukturen<br />
ver knüpfen<br />
• Alltagsqualitäten entwickeln<br />
• Vielfalt schaffen<br />
• Defizite abbauen<br />
• Identität sichern<br />
Ein zentraler Bestandteil dabei ist, eine Verbindung<br />
zwischen den Stadtteilen, vor allem für den<br />
Fuß- und Radverkehr, zu realisieren. Zudem ist<br />
auch die Schaffung von öffentlichen Grünflächen,<br />
die in den umgebenden Stadtteilen sehr knapp<br />
sind, ein zentrales Ziel. Unter anderem besteht<br />
die Idee, den Grünstreifen von dem Altonaer Balkon,<br />
über den Platz der Republik bis nach Diebsteich<br />
zu verlängern, wo die Landschaftsachse<br />
Volkspark anschließt 12 . Insgesamt sind in der Auslobung<br />
des gegenwärtig laufenden städtebaulichen<br />
und landschaftsplanerischen Realisierungswettbewerbs,<br />
acht bis zehn Hektar zusammenhängende<br />
Grünfläche nachzuweisen (vgl.<br />
D&K drost consult 2010: 27).<br />
Funktionen: Die Leitbildplanung für die aufzugebenden<br />
Bahnflächen sieht eine Mischung<br />
von Funktionen mit Quartiersbezug vor. Es wird<br />
nicht angestrebt stadtübergreifende Funktionen<br />
zu planen, sondern der Fokus liegt auf einer<br />
Mischstruktur, die auch die Funktionen<br />
12 PP Presentation. BSU, Stand 25 Mai 2010<br />
67
Quartiersbezug<br />
betonen und Strukturen<br />
verknüpfen<br />
Alltagsqualitäten<br />
entwickeln<br />
Vielfalt schaffen<br />
Identität sichern<br />
Quartiersbeug<br />
Deffizite Abbauen<br />
34. Leitbild “Mitte Altona”
der Nachbarviertel ergänzt. Die Vorstudie von<br />
astoc-WES von November 2009, sieht den Neubau<br />
von ca. 1600 bis 2000 Wohnungen vor 13 . In<br />
der Auslobung zum städtebaulichen und landschaftsplanerischen<br />
Wettbewerb wird ein<br />
Schwer punkt auf familienfreundliches Wohnen<br />
gelegt. Vorgeschrieben wird außerdem, dass 10<br />
bis 20% der gesamten Wohneinheiten autofrei<br />
bzw. autoarm gestaltet werden sollen. Autoarmes<br />
Wohnen heißt unter anderem, dass nur 0,2 (statt<br />
0,7-1,5) Parkplätze pro Wohneinheit nachgewiesen<br />
werden müssen (vgl. D&K drost consult<br />
2010: 27). Gemäß dem Leitbild soll auf ein ausgeglichenes<br />
Verhältnis zwischen Sozial-, Miet-<br />
und Eigentumswohnungen geachtet werden.<br />
Zudem sollen auch unterschiedliche Wohnformen<br />
ermöglicht werden 13 .<br />
Verkehr: Der Autoverkehr soll gebündelt werden,<br />
um mehrfache Lärmquellen zu vermeiden.<br />
Hauptsächlich würde der Verkehr über die Harkortstraße<br />
abgewickelt werden. Eine Entlastungsstraße<br />
über das Gleisdreieck zur Bahrenfelder<br />
Straße oder unter den Gleiswall zur Stresemannstraße<br />
steht zur Diskussion. Auch der ÖPNV<br />
soll gut an das Gebiet angeschlossen sein 13 .<br />
Städtebau: Zur Bebauungsstruktur ist im Leitbild<br />
vorgegeben, dass sie sich an die angrenzenden<br />
Wohnviertel anpassen und in das dortige Stadtbild<br />
einfügen soll. In der Auslobung zum Wettbewerb<br />
wird dies mit fünf bis sieben Geschossen<br />
konkretisiert. Die Baufelder müssen schrittweise<br />
entwickelt werden können, ohne dass Defizite<br />
entstehen, wenn die zweite Bauphase erst später<br />
entwickelt werden sollte (vgl. D&K drost consult,<br />
2010: 26).<br />
13 PP Präsentation. BSU, Stand 25 Mai 2010<br />
3.4.1.b Prozess<br />
Von Juli bis November 2010 läuft ein städtebaulich-landschaftsplanerischerRealisierungswettbewerb<br />
in welchem das Leitbild städtebaulich<br />
konkretisiert werden soll (vgl. D&K drost consult,<br />
2010: 47). Dem Plan zufolge könnte 2012 mit dem<br />
Bau des ersten Bauabschnitts begonnen werden<br />
und ab Ende 2016 mit dem zweiten 13 .<br />
3.4.1.c Auswirkungen auf den Nahbereich<br />
des Fernbahnhofs Diebsteich<br />
Auch wenn das Entwicklungsgebiet Mitte Altona<br />
nicht im direkten Anschluss zum neuen Fernbahnhof<br />
liegt, sind gute Verbindungen zu diesem<br />
sehr wichtig; sowohl für die Nutzung des Fernbahnhofes<br />
und die anliegenden Nutzungen, wie<br />
Gebiet der Vorbereitenden Untersuchung<br />
Realisierungsphase 1<br />
Realisierungsphase 2<br />
35. Plangebiet der vorbereitende Untersuchung für<br />
“Mitte Altona” und die zwei Bauphasen<br />
69
36. Zielplan für die Einführung eines Stadtbahnnetzes
auch für den neuen Stadtteil. Für viele Bewohner<br />
und Unternehmen wäre dies sicherlich ein wichtiger<br />
Faktor, um sich für diesen Standort zu entscheiden.<br />
Entlang der Wegeverbindungen<br />
könnten wichtige Standorte für den lokalen Service<br />
entstehen, was die Möglichkeit schafft, auf<br />
dem Weg zwischen Fernbahnhof und Arbeitsplatz/Wohnung<br />
mehrere Tätigkeiten erledigen zu<br />
können (Einkauf, Kinder zur Kita bringen, Fitnesstraining<br />
ect.). Für die Umsetzung eines neuen<br />
städtebaulichen Konzeptes wäre die Entscheidung<br />
der vorbereitenden Untersuchung darüber,<br />
ob der Bereich nördlich der Stresemannstraße<br />
auch als förmliches Entwicklungsgebiet festgesetzt<br />
wird, von großer Bedeutung.<br />
3.4.2 Zukunftsplan Altona<br />
Der Zukunftsplan Altona soll, im Rahmen einer<br />
breiten Bürgerbeteiligung ein neues städtebauliches<br />
Leitbild für die Stadtteile Altona-Altstadt,<br />
Altona-Nord und Sternschanze werden. Das Leitbild<br />
soll Aussagen treffen zur Nutzungs- und<br />
Bebauungsstruktur, die der Planung in den kommenden<br />
20 Jahren zugrunde liegen. Der Planungsprozess<br />
mit den Bürgern soll zum Frühsommer<br />
2011 abgeschlossen werden (vgl. FHH,<br />
Bezirksamt Altona 2010:12f).<br />
Der Zukunftsplan betrifft das Plangebiet östlich<br />
der Gleise, welches zum Stadtteil Altona-Nord<br />
gehört. Die „Postflächen“, die bei den Planungen<br />
der „Mitte Altona“ mit einbezogen sind, sind nicht<br />
Teil des Zukunftsplans. Das Thema Bahnhofentwicklung<br />
wird sicherlich während der Bürgerbeteiligung<br />
breit diskutiert werden. Die Ergebnisse<br />
die von der Bezirkspolitik beschlossen werden,<br />
sind natürlich von zentraler Bedeutung für die<br />
weitere Entwicklung des Plangebiets.<br />
3.4.3 Stadtbahn<br />
Die neue Stadtbahn (Straßenbahn) in Hamburg<br />
ist in Planung. Der erste Bauabschnitt soll, bei<br />
einem optimalen Verlauf, 2012-2014 zwischen<br />
Bramfeld-Dorfplatz über Steilshoop und Winterhuder<br />
Marktplatz zur U-Bahn-Haltestelle Kellinghusenstraße<br />
realisiert werden. 2014 soll laut<br />
Hochbahn AG weiter in Richtung Altona gebaut<br />
werden 14 . Die Karte 36 “Zielplan für die Einführung<br />
eines Stadtbahnnetzes” auf Seite 70, zeigt das<br />
Ziel eines Streckennetzes als Entwicklungskorridore,<br />
die sich aber während der Detailplanung<br />
noch konkretisieren werden. Wie und wann die<br />
Stadtbahn auch nach Diebsteich errichtet werden<br />
könnte, steht noch offen. Eine frühzeitige Anbindung<br />
des Fernbahnhofs an den Nordosten der<br />
Stadt durch die Stadtbahn, könnte die Fahrgastzahlen<br />
erhöhen und die Entwicklung um den<br />
Fernbahnhof beschleunigen, da die Stadtbahn<br />
die anderen Fernbahnhöfe nicht anfährt. Im<br />
Gegensatz dazu, können die Fahrgäste der S 21<br />
von der Elbgaustraße direkt nach Dammtor<br />
fahren.<br />
3.4.4 landschaftsachse<br />
In Hamburg gibt es im gesamtstädtischen Landschaftsprogramm<br />
mehrere Landschaftsachsen,<br />
die über Grün- und Freiflächen das Umland mit<br />
der Innenstadt verbinden. Eine davon ist die<br />
„Volksparkachse“, die vom Heiligen Geistfeld,<br />
über den Alsenpark und die Friedhöfe Diebsteich<br />
und Bornkamp zum Volkspark führt. Die Zielsetzung<br />
dieses Freiraumverbundsystems ist es,<br />
vielfältige Freiräume für die Erholung der Bewohner<br />
zu sichern, eine artenreiche Flora und Fauna<br />
14 http://stadtbahn.hochbahn.de/ueberblick/projektphasen/<br />
[11.11.2010]<br />
71
72<br />
zu fördern und die klimatischen und lufthygienischen<br />
Bedingungen in Hamburg zu verbessern.<br />
2009 haben ssr- schaper+<br />
steffen+runtsch Garten- und Landschaftsarchitekten<br />
zusammen mit dem Architektur- und<br />
Stadtplanungsbüro Düsterhöft für die BSU ein<br />
Gutachten über die Qualitäten und Defizite der<br />
Achsen, sowie die Potenziale der Volksparkachse<br />
zur öffentlichen Grünnutzung , erstellt. Dabei<br />
haben sie Konzepte für eine bessere Wegeführung<br />
und bauliche Fassung der Landschaftsachse<br />
erarbeitet (vgl. SSR / Düsterhöft 2009: 1, 106f).<br />
Deutliche grüne Wegverbindungen sind heute<br />
noch nicht erkennbar. Im Rahmen einer Bahnhofsverlegung<br />
besteht die Chance, diese<br />
Schwächen zu beheben und die Landschaftsachse<br />
als einen wichtigen Bestandteil in das Entwicklungskonzept<br />
zu integrieren. Dies könnte zu<br />
der Attraktivität des Gebiets beitragen und es<br />
zum Teil eines Erholungsnetzes machen, was<br />
viele Menschen anziehen würde.<br />
37. Die Volkspark-Achse im “GrünesNetzHamburg”, Stand: November 2002.<br />
Plangebiet in Orange.<br />
Die Aussagen des Gutachtens über Verbesserungsmaßnahmen<br />
der Volksparkachse für den<br />
Bereich des neuen Fernbahnhofs sehen eine<br />
Platzgestaltung am östlichen Eingang des Fernbahnhofs<br />
und einen neuen grünen Hauptweg<br />
vor. Entweder sollte die Hauptverbindung durch<br />
die Isebekstraße, und entlang der Augustenburger<br />
Straße führen oder durch eine neue Grünfläche<br />
auf der heute Kleingewerbe liegt, an den<br />
Sportplätzen vorbei, nördlich des Arbeitsamts,<br />
südlich des Kurt-Tucholsky-Gymnasiums zum<br />
Alsenpark (vgl. SSR /Düsterhöft 2009: 106f).<br />
38. Vorschläge für die Wegeverbindungen der<br />
Volkspark-Achse.
3.4.5 Überdeckelung der<br />
Bundesautobahn A7 (BAB 7)<br />
Im Zusammenhang mit der Erweiterung der BAB<br />
7 auf acht Spuren, werden Teilbereiche der Autobahn<br />
in Bahrenfeld und Stellingen vom Bund<br />
„überdeckelt“, um den erforderlichen Lärmschutz<br />
für die angrenzenden Bewohner zu gewährleisten.<br />
Die Freie- und Hansestadt Hamburg hat<br />
entschieden, anteilig Mehrkosten zu übernehmen<br />
um weitere Teile der Autobahn zu überdeckeln.<br />
Diese Erweiterungen sollen teilweise<br />
durch Verlagerung von Kleingärten auf den<br />
Deckel refinanziert werden, indem die heutigen<br />
städtischen Kleingartenflächen zu Wohnungsbauflächen<br />
entwickelt werden. Im Rahmen dieser<br />
Planung wird für den nördlichen Teil Bahrenfelds<br />
ein Rahmenplan erarbeitet, um die Entwicklungsmöglichkeiten<br />
für die Verwertungsflächen<br />
zu klären.<br />
Der Rahmenplan erstreckt sich im Osten bis<br />
Bornkampsweg. Die Kreuzung Bornkampsweg/<br />
Holstenkamp ist ein wichtiger Eingangsbereich<br />
für die Verwertungsflächen am Holstenkamp und<br />
ein wichtiger Querungsbereich für die Landschaftsachse.<br />
Ansonsten wird der Einfluss der<br />
Überdeckelung auf die Bahnhofsentwicklung, in<br />
dieser Arbeit als gering eingeschätzt.<br />
3.5 interessen der Akteure<br />
Welche Nutzungen und städtebaulichen Strukturen<br />
an einem Ort ermöglicht werden sollen,<br />
und wie dies geschehen soll, sind wichtige<br />
stadtentwicklungspolitische Fragen, zu denen oft<br />
viele unterschiedliche Meinungen existieren. Die<br />
Aufgabe der Bauleitplanung ist es konkretes Baurecht<br />
zu schaffen und dabei „die öffentlichen und<br />
privaten Belange gegeneinander und untereinander<br />
gerecht abzuwägen“ (BauGB: §1, Abs. 7).<br />
In diesem Abschnitt werden einige grundlegende<br />
Interessen der Akteure aufgeführt. Zu<br />
beachten ist, dass die öffentliche Diskussion sich<br />
bislang überwiegend mit dem Thema der Entwicklung<br />
der Gleisanlagen, zwischen dem Fernbahnhof<br />
Altona und der Stresemannstraße (Mitte<br />
Altona), beschäftigt hat. Konkrete Aussagen zur<br />
Zielsetzung für das direkte Umfeld des Fernbahnhofs<br />
Diebsteich sind noch nicht getroffen<br />
worden.<br />
3.5.1 Freie- und Hansestadt Hamburg<br />
(FHH)<br />
Die politischen Visionen der Freien- und Hansestadt<br />
Hamburg sind im Leitbild „Wachsen mit<br />
Weitsicht“ von Februar 2010 formuliert. Die übergeordnete<br />
Vision: „Hamburg soll international<br />
Maßstäbe setzen als eine wachsende Metropole<br />
der Talente, der Nachhaltigkeit und der<br />
Verantwortungsbereitschaft“.<br />
Hamburg soll wachsen und dies vor allem durch<br />
familienfreundliche Innenentwicklung. Im Wohnungsbauentwicklungplan<br />
konkritisiert die Bürgerschaft<br />
ihre Zielsetzung mit dem Orientierungswert,<br />
dass in Hamburg 5000 bis 6000<br />
73
74<br />
Wohnungen pro Jahr neu errichtet werden sollen<br />
(vgl. Bürgerschaft FHH 2009: 2). Zudem will die<br />
Bürgerschaft die Förderung der Kreativ-, Gesundheits-,<br />
erneuerbaren Energie- und Maritimwirtschaft<br />
unterstützen (vgl. Bürgerschaft FHH<br />
2010: 3).<br />
In dem Leitbild „Wachsen mit Weitsicht“ wird ausdrücklich<br />
für die Bahnflächen in Altona eine<br />
gemischte Nutzung vorgesehen mit Wohnen,<br />
Arbeiten und Erholung (vgl. Bürgerschaft FHH<br />
2010: 8).<br />
3.5.2 Bezirk Altona<br />
Die Bezirksversammlung Altona hat in ihrer Sitzung<br />
am 23.09.2010 beschlossen der DB AG eine<br />
Empfehlung für die Planungen zum neuen Fernbahnhof<br />
Altona zu geben. Einheitlich wurde<br />
empfohlen, dass am neu entstehenden Fernbahnhof<br />
Altona kein neues Stadtzentrum entstehen<br />
soll, er jedoch mehr sein muss als der heutige<br />
S-Bahnhof. Der neu gestaltete Fernbahnhof soll<br />
in seiner Funktion einem modernen, öko logischen<br />
und attraktiven Fernbahnhof genügen<br />
und der Bedeutung Altonas gerecht werden. Die<br />
Bezirksversammlung hat zudem architektonische<br />
Anforderungen gestellt. Sie verweist auf den<br />
Fernbahnhof Berlin-Spandau als gutes Beispiel<br />
und bezeichnet das Solardach des Fernbahnhofs<br />
Utrecht in Holland als vorbildlich. Zudem fordert<br />
sie einen internationalen Architekturwettbewerb,<br />
in dem sowohl Bezirkspolitiker wie Bürger<br />
beteiligt werden sollen.<br />
3.5.3 immobilienmarkt und<br />
Grundeigentümer<br />
Im Rahmen dieser Arbeit wurden Vertreter des<br />
Immobilienmarktes nach den Potenzialen des<br />
Plangebiets befragt, unter der Annahme, dass der<br />
Fernbahnhof Altona nach Diebsteich verlegt<br />
wird. Keiner der Befragten sah sich in der Lage,<br />
bereits konkrete Aussagen zu dem Szenario zu<br />
machen. Daher wird hier allgemein auf die Immobilienwirtschaftslage<br />
in Hamburg eingegangen.<br />
3.5.3.a Gewerbemarkt<br />
Den Immobilienmarkt für Büros betreffend, ist<br />
der Lehrstand in Bahrenfeld so groß, dass eine<br />
Vertreterin des Immobiliengewerbes kein weiteres<br />
Potenzial im Gebiet sehen konnte 15 .<br />
In Hamburg ist der Büromarkt als Ganzes durch<br />
die Wirtschaftskrise geschwächt, aber dennoch<br />
wird eine Stabilisierung prognostisiert. Die<br />
Durchschnittsmieten bleiben voraussichtlich stabil<br />
bei ca. 13,20 €/ qm aber der Lehrstand könnte<br />
sich weiter auf bis zu 10% erhöhen. Der Lehrstand<br />
für 2010 liegt in Hamburg bei durchschnittlich<br />
9%, in Bahrenfeld bei 17.9% und in Altona-Altstadt/Altona-Nord<br />
bei 5.3%. Der hohe Lehrstand<br />
in Bahrenfeld ist auf Nutzer zurückzuführen die<br />
Bezug zur Flugzeugwerft Airbus haben und vor<br />
einiger Zeit umgezogen sind (vgl. Colliers Grossmann<br />
&Berger 2010: 4). Der Büromarkt in Hamburg<br />
wird vor allem von kleineren Flächenvermietungen<br />
geprägt und preiswerte Mieten unter<br />
10€/qm sind besonders gefragt (vgl. Colliers<br />
Grossmann &Berger 2010: 3).<br />
15 Sonia Ebert, Grossmann und Berger, Abt. Büroimmobilien,<br />
Telefongespräch 10.09.2010
Auf dem Büromarkt besteht eine Vielfalt an<br />
Branchen die diese Mietsituation stabilisieren:<br />
Beratungsunternehmen, öffentliche Einrichtungen,<br />
Handelsunternehmen und Unternehmen<br />
der Informationstechnologie und Telekommunikation<br />
wie auch des verarbeitenden<br />
Gewerbes (vgl. Colliers Grossmann &Berger<br />
2010: 2).<br />
Im Bereich der Industrie- und Logistikimmobilien<br />
ist der Bedarf groß. Die städtischen Flächen „sind<br />
komplett ausgereizt“ 16 . Die einzigen Entwicklungsmöglichkeiten<br />
bestehen im Umbau, oder<br />
Abriss und Neubau, von Bestandsimmobilien.<br />
Martin Büchler vertritt die Auffassung, dass<br />
neben einander liegende Grundstücke öfter aufgekauft<br />
und zusammengeführt werden müssten.<br />
Ein großer Teil des Bestandes in Hamburg ist aus<br />
den sechziger und siebziger Jahren und entspricht<br />
nicht den Anforderungen von heute. Die<br />
Gebäude sind aber investitionsmäßig abgeschrieben<br />
und erzielen dadurch trotz niedriger<br />
Mieten hohe Renditen 16 . Handelsunternehmen<br />
sind zurzeit die stärksten Flächenabnehmer, 26%<br />
der Flächen werden von den Eigentümern dieser<br />
Branche selber genutzt (im Vergleich zu 2% bei<br />
den Büroflächen; vgl. Colliers Grossmann &Berger<br />
2010: 2, 9). In Bezug auf die Nachfrage nach<br />
Gewerbeflächen mit Wohnmöglichkeiten meint<br />
Martin Büchler, dass das Interesse bei Kleinbetrieben<br />
und Handwerkern teilweise noch besteht,<br />
aber dass die Wohnungen nach einem Verkauf<br />
nicht für Wohnzwecke benutzt werden 16 .<br />
16 Martin Büchler, Grossmann und Berger, Abt. Industrie-<br />
und Lagerimmobilien, Telefongespräch 10.09.2010<br />
3.5.3.b Wohnungsmarkt<br />
Die Wohnungsnachfrage in Hamburg, insbesondere<br />
im innerstädtischen Bereich, ist sehr angespannt.<br />
Seit einiger Zeit sind vor allem preisgünstige<br />
Wohnungen ein großes politisches Thema.<br />
Die Angst vor Aufwertungsprozessen, die zur<br />
Verdrängung der Einwohner führt, ist in vielen<br />
Stadtteilen, darunter auch Altona-Nord, sehr<br />
hoch 17 .<br />
Die Mietpreise bei Neuvermietungen sind in<br />
Altona-Altstadt von 2004 bis 2009 um 23%<br />
gestie gen (Vergleich der Mittelwerte). Im Vergleich<br />
dazu lag die Steigerung in Altona-Altstadt<br />
bei 16% und in ganz Hamburg bei 8%. Hierbei ist<br />
zu beachten, dass nur Neuvermietungen von<br />
öffentlichen Angeboten und nicht Neuvermietungen<br />
der Genossenschaften oder der<br />
städtischen Wohnungsgesellschaft SAGA GWG<br />
berücksichtigt werden (empirica 2009; IDN<br />
Immodaten GmbH-Preisdatenbank 2007-2009;<br />
vgl. FHH, Bezirksamt Altona 2010: 66). Ein großer<br />
Anteil der Wohngebäude im Plangebiet gehört<br />
der SAGA GWG und dem Altonaer Spar- und Bauverein<br />
eG (FHH, LGV 2009; vgl. FHH, Bezirksamt<br />
Altona 2010: 62). Obwohl ein Großteil des Plangebiets<br />
gewerblich genutzt wird, und somit keine<br />
Daten zu den Mietpreisen in der Karte 41 (Seite<br />
77) enthalten sind, ist deutlich zu erkennen, dass<br />
das Plangebiet am Rande hochpreisiger Stadtgebiete<br />
liegt. Bei der Entwicklung der Angebotspreise<br />
von Eigentumswohnungen sind ähnliche<br />
Tendenzen wie bei den Mietpreisen zu erkennen.<br />
In Altona-Nord sind die Preise um 33% gestiegen,<br />
17 Häufig geäußerte Befürchtung bei Bürgerbeteiligungen<br />
zur „Mitte-Altona“ und des „Zukunftsplans“ während<br />
2010.<br />
75
76<br />
Drucksache 19/2995<br />
2 000 000<br />
1 800 000<br />
1 600 000<br />
1 400 000<br />
1 200 000<br />
1 000 000<br />
800 000<br />
600 000<br />
1950<br />
1952<br />
1954<br />
1956<br />
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 19. Wahlperiode<br />
Bevölkerung seit 1950 in Hamburg und in den 6 Umlandkreisen<br />
1958<br />
Quelle: Statistikamt Nord<br />
1950<br />
1900<br />
1850<br />
Veränderung gegenüber Vorjahr in %<br />
1800<br />
1750<br />
1700<br />
1650<br />
1600<br />
4,00<br />
3,00<br />
2,00<br />
1,00<br />
0,00<br />
-1,00<br />
-2,00<br />
-3,00<br />
1960<br />
1962<br />
1964<br />
in Altona-Altstadt um 43% und in ganz Hamburg<br />
um 4% (empirica/IDN Immodaten GmbH-Preisdatenbank;<br />
vgl. FHH, Bezirksamt Altona 2010:<br />
66f).<br />
1966<br />
1968<br />
1970<br />
1972<br />
1974<br />
1976<br />
1978<br />
1980<br />
1982<br />
Hamburg Umland<br />
39. Einwohnerentwicklung in Hamburg und Umland 1950-2006<br />
Jährliche Bevölkerungsveränderung in Hamburg und in den Umlandkreisen<br />
1951<br />
1953<br />
1955<br />
1957<br />
1959<br />
1961<br />
1963<br />
1965<br />
1967<br />
1969<br />
1971<br />
1973<br />
1975<br />
1977<br />
1979<br />
1981<br />
1983<br />
1985<br />
1987<br />
1989<br />
1991<br />
1993<br />
1995<br />
1997<br />
1999<br />
2001<br />
2003<br />
2005<br />
2007<br />
1984<br />
1986<br />
1988<br />
1990<br />
1992<br />
1994<br />
1996<br />
Hamburg<br />
Umlandkreise<br />
1550 mittlere Bevölke-<br />
2011 rung, 2015 Untergrenze 2019 2023 2027 2031 2035 2039 2043 2047 2051 2055 2059<br />
2009<br />
(Variante<br />
2013 2017<br />
1-W1)<br />
2021 2025 2029 2033 2037 2041 2045 2049 2053 2057<br />
mittlere Bevölke- mittlere Bevölke-<br />
Diese Entwicklung rung, ging Obergrenze<br />
einher mit einer jährlichen rung, Untergrenze<br />
Abwanderung von Hamburger Haushalten ins Umland<br />
(Variante 1-W2) (Variante 1-W1)<br />
und mit einer im Umland im Vergleich zu Hamburg<br />
wesentlich stärkeren Bautätigkeit: Der jährliche Verlust<br />
055 2059<br />
von 40. Einwohnerinnen Bevölkerungsprognose und Einwohnern an für das Hamburg, mittlere<br />
Umland 2009-2060<br />
Bevölke-<br />
3 2057 (Saldo aus Abwanderungen und Zuwanderungen) liegt rung, Obergrenze<br />
(Variante 1-W2)<br />
Quelle: Statistikamt Nord, eigene Berechnungen. Die Knicke 1961, 1970 und 1987 sind Korrekturen auf der Grundlage<br />
von Volkszählungen<br />
1998<br />
derzeit bei 6.000 Personen, vor einem Jahrzehnt waren es<br />
noch 9.000. Diese saldierte Zahl ist für das stadtwirtschaftliche<br />
Ergebnis Hamburgs bedeutsam. Auf Grund von<br />
Steuerverteilung und Länderfinanzausgleich lässt sich ein<br />
steuerlicher Verlust Hamburgs pro Person und Jahr von<br />
3.000 Euro kalkulieren.<br />
2000<br />
2002<br />
2004<br />
2006<br />
3.6 Zukunftsperspektiven<br />
Um für die Zukunft zu planen, muss auch überlegt<br />
werden, wie diese Zukunft aussehen könnte<br />
und welche Ansprüche auf die Stadtplanung<br />
zukommen. Im Folgenden wird für vier Themenbereiche<br />
nach neuen Trends und Ideen für die<br />
Zukunft geschaut. Dies sind: Bevölkerungsentwicklung,<br />
Mobilität, Arbeitsmarkt und Wohnen.<br />
Diese vier Themenfelder machen einen Großteil<br />
des Alltagslebens aus, sind aber auch für die Entwicklung<br />
der Stadt insgesamt von hoher Bedeutung.<br />
Wie Arbeitsort und Wohnort gelegen sind<br />
und wie die Kommunikation zwischen den Alltagstätigkeiten<br />
funktioniert, hat Einfluss auf die<br />
Zeit, die für Familie und Freizeit übrig bleibt und<br />
daraufhin auch auf das allgemeine Wohlbefinden<br />
der Menschen. Dies wirkt sich auf die Attraktivität<br />
einer Stadt aus, sowohl für Einwohner wie auch<br />
für Unternehmen. Welche Möglichkeiten für den<br />
Einzelnen bestehen hängt von den persönlichen<br />
Wahlmöglichkeiten und Prioritäten ab, aber auch<br />
davon, wie die Stadt physisch strukturiert ist.<br />
3.6.1 Bevölkerungsentwicklung<br />
Seit Mitte der 1980er Jahre wächst die Anzahl der<br />
Einwohner in Hamburg; heute wohnen 1,73 Millionen<br />
mittlere Menschen Bevölke- innerhalb der Landesgrenzen<br />
(Statistikamt rung, Untergrenze Nord 2009, vgl. Bürgerschaft FHH<br />
2009). (Variante Die Prognosen 1-W1) der Bevölkerungsentwicklung<br />
mittlere des Statistischen Bevölke- Bundesamts 2010 sehen<br />
rung, Obergrenze<br />
für Hamburg bis 2025 auch einen Zuwachs<br />
(Variante 1-W2)<br />
voraus. Das Diagramm 40 auf Seite 76 zeigt zwei<br />
Varianten die sich in der Anzahl der Abwanderer<br />
unterscheiden (10.000 Menschen pro Jahr oder<br />
20.000 Menschen pro Jahr).
Vom Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI)<br />
werden zwei Szenarien für die Bevölkerungsentwicklung<br />
nach 2025 vorgestellt. Zum einen die<br />
untere Variante des Statistischen Bundesamtes,<br />
wonach Schrumpfungskonzepte ab 2025 ausgearbeitet<br />
werden müssten und zum anderen ein<br />
Szenario von weiterem Wachstum (vgl. Otto<br />
2010: 21). Mehrere Argumente werden für ein<br />
weiteres Bevölkerungswachstum herangezogen.<br />
Zu Grunde liegt die Vermutung, dass die Energiekosten<br />
deutlich ansteigen werden. Daraus<br />
würde laut HWWI folgen, dass Unternehmen Vorteile<br />
hätten nach Hamburg zu ziehen. Dies würde<br />
zudem für einen Bevölkerungszuwachs sorgen.<br />
Zum anderem bestünde ein Trend, dass Ältere<br />
wieder in die Stadt ziehen, um eine bessere Versorgung<br />
zu erhalten. Wenn dieser Trend weiter<br />
geführt wird, würden am Stadtrand die Preise<br />
sinken und Raum für Familien entstehen; für<br />
Familien die sonst in die angrenzenden Bundesländer<br />
ziehen würden. Dieser Trend würde weiter<br />
von den steigenden Energiekosten begünstigt<br />
werden, da Pendeln teurer wird (vgl. Otto 2010:<br />
21f).<br />
Wenn Hamburgs Einwohnerzahlen weiter steigen,<br />
wird auch weiterhin die Nachfrage nach<br />
Wohnraum und Arbeitsplätzen steigen. Das<br />
Plangebiet wird mit seiner zentralen Lage unter<br />
weiterem Entwicklungsdruck stehen. Wenn die<br />
Einwohnerzahlen stagnieren, könnte die Nachfrage<br />
weiterhin für einige Jahre bestehen bleiben,<br />
aber die Verunsicherung Investitionen zu<br />
tätigen könnte steigen. Größere Investitionen in<br />
einen Gewerbegebiet, könnten als zu großes<br />
Risiko eingeschätzt werden. Wenn die Einwohnerzahlen<br />
in Hamburg sinken, könnten die<br />
Investitionen im Wohnungsbau stagnieren. Bei<br />
kräftigen Schrumpfungen über einen längeren<br />
Zeitraum, könnte auch in Hamburg gesteuerter<br />
Abriss notwendig werden. Der heutige Bedarf an<br />
Wohnraum ist jedoch groß und die Prognosen<br />
zeigen eher auf weiteres Wachstum hin.<br />
3.6.2 Mobilität<br />
In den letzten 40 Jahren hat sich im Bereich der<br />
Mobilität einiges getan, aber die Verkehrsmittel<br />
sind die gleichen geblieben: zu Fuß, Rollschuhe,<br />
Skateboard, Roller, Fahrrad, Mofa, Straßenbahn,<br />
Stadtbahn, U-Bahn, Bus, Motorrad, Schiff, Auto,<br />
Zug, Hubschrauber und Flugzeug. Veränderungen<br />
in Material, Konstruktion, Form, technischer<br />
Hilfe und Antriebssystemen haben den Komfort,<br />
die Geschwindigkeit und die Emissionen der<br />
motorisierten Verkehrsmittel verbessert. 1970<br />
wurden die IC-Züge in Deutschland eingeführt<br />
41. Mietpreise der angebotenen Neuvermietungen<br />
in Hamburg.<br />
77
78<br />
und fuhren mit 200 km/h fast doppelt so schnell<br />
wie zuvor. Für Autos wird hinsichtlich nachhaltiger<br />
und reinerer Antriebssysteme geforscht.<br />
Das Thema der nachhaltigen Mobilität ist ein<br />
immer größeres politisches Thema um die<br />
Umwelt und die Gesundheit der Menschen zu<br />
verbessern. Der Autoverkehr verursacht gesundheitsschädlichen<br />
Lärm und Ausstoß von Feinstoffpartikeln,<br />
sowie Barrieren für Menschen und<br />
Tiere, die schwer über die Straßen kommen. Auf<br />
Flexibilität und Komfort möchten wenige verzichten.<br />
Neue Systeme, die auf diese Problematik<br />
reagieren sind „Podcars“ oder auch „Cabintaxis“<br />
genannt. Es sind kleine Wagen wie Autos, die<br />
aber ohne Fahrer in einen Schienensystem in der<br />
Luft oder unter der Erde die Passagiere direkt<br />
ohne Zwischenhalt zum Ziel bringen. Einige<br />
Konzepte sehen auch die Möglichkeit für private<br />
Autos, sich in das Schienensystem einhaken zu<br />
können. Ein Pilotprojekt wird in Stockholm<br />
zwischen den Universitätsstandorten geplant 18 .<br />
In Halle wurde schon 1973 bis 1979 eine Teststrecke<br />
befahren. Bei Vollendung der Tests sollte<br />
ein System mit „Cabintaxis“ in Hamburg aufgebaut<br />
werden. Aufgrund von Finanzierungsschwie<br />
r ig keiten wurde das Projekt aber eingestellt<br />
und die Teststrecke in Halle abgebaut 19 .<br />
3.6.3 Arbeitsmarkt<br />
Nur ein Arbeitsplatz im Leben, von der Ausbildung<br />
bis zur Rente, ist heute schon kaum mehr<br />
denkbar. Opaschowski malt in seinem Buch<br />
18 http://www.spårbilar.se/press/pressmeddelanden<br />
14.04.10 [01.11.2010]<br />
19 faculty.washington.edu/jbs/itrans/cabin.htm<br />
[18.10.2010]<br />
„Deutschland 2030“ ein relativ dunkles Bild vom<br />
Berufsleben von Morgen. „Bezahlte Arbeit für alle<br />
wird es […] nicht mehr geben“ (vgl. Opaschowski<br />
2009: 80). Die Zeit der Jobnomaden, Nebenjobs,<br />
Praktikanten, Freiberufler und befristeten Arbeitsverträgen,<br />
die flexibel nach den Bedürfnissen der<br />
Unternehmen eingesetzt werden können, steht<br />
bevor. „Im Jahre 2030 wird jeder Zweite keine<br />
Voll zeitstelle mehr haben“ (vgl. Opaschowski<br />
2009: 81). Gleichzeitig zeigt Opaschowski, dass<br />
80% von 2.000 Befragten in einer deutschlandweiten<br />
Befragung 2008 fest angestellt seien und<br />
einen geregelten Feierabend haben wollen. Das<br />
sind noch 12 Prozentpunkte mehr als im Jahr<br />
2003 und die Unterschiede zwischen Berufsgruppen<br />
und Geschlechtern ist gering (vgl. Opaschowski<br />
2009: 111). Auch wenn feste Arbeitsbedingungen<br />
zu einem Konkurrenzmittel um<br />
erwünschte Mitarbeiter werden, ist die Tendenz<br />
zu höherer Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt<br />
deut lich. Diese Arbeitsverhältnisse, ob gewünscht<br />
oder erzwungen, wirken sich stark auf die<br />
Wohnsituation aus, da bei vielen wechselnden<br />
Arbeitsplätzen der Wohnort nicht dem Arbeitsort<br />
angepasst werden kann. Somit werden Zweitwohnsitze<br />
und Pendelbedürfnisse Verkehrsknotenpunkte<br />
wichtig machen, sowohl für<br />
Unternehmen wie für die Beschäftigten, für Gutverdiener<br />
wie für die Niedrigverdiener.<br />
Boje, Ott und Stiller beschreiben das Wachstum<br />
einer Stadt mit der Wettbewerbsfähigkeit der<br />
Wirtschaft und der Verfügbarkeit qualifizierter<br />
Arbeitskräfte (vgl. Boje, Ott, Stiller2010: 22f). Sie<br />
stimmen darin überein, dass die erfolgreichen<br />
Städte sowohl einen weiterentwickelten Dienstl<br />
e i s t u n g s s e k t o r h a b e n , a l s a u c h
einen industriellen Sektor, der ebenfalls eine<br />
bedeutende Rolle einnimmt (vgl. Boje, Ott, Stiller<br />
2010: 20, 22f). Nach einer Spezialisierungsanalyse<br />
des HWWI von 2008, in der die Branchen in den<br />
deutschen Großstädten analysiert werden, die im<br />
nationalen Verhältnis überdurchschnittlich vertreten<br />
sind (vgl. Boje, Ott, Stiller 2010: 20) werden<br />
die Hafenwirtschaft, die Wirtschaftsbereiche<br />
„Werbung und Marktforschung“ sowie „Versicherungen“<br />
und die „Kreativbranche“ als Hauptbranchen<br />
in Hamburg beschrieben<br />
Nach Einschätzung des HWWI, würden im Szenario<br />
der Bevölkerungsabnahme nach 2025, die<br />
Bauvorhaben in der Hafencity und in Wilhelmsburg<br />
den Großteil der Bedürfnisse an Arbeitsraum<br />
abdecken können (vgl. Otto 2010: 21).<br />
3.6.4 Wohnen<br />
Im Bereich Wohnen hat sich in den letzten 40<br />
Jahren einiges verändert. Von Nutzungstrennung<br />
zu Nutzungsmischung, die Innenstadt ist wieder<br />
für Wohnen attraktiv geworden, die Quadratmeter<br />
Wohnfläche pro Einwohner, wie auch die<br />
Anzahl der Singlehaushalte steigen stetig und<br />
neue themenbezogene Wohnformen werden<br />
üblicher. Vor allem die Baugemeinschaften entwickeln<br />
individuelle Projekte für jung und alt,<br />
autofrei und zur Integration von Behinderten<br />
(vgl. Opaschowski 2009: 417). In Opaschowskis<br />
Befragungen von 2005 zeigt er, was den Menschen<br />
an ihrem Wohnort wichtig ist: Grünflächen,<br />
Freizeitangebote, denkmalwerter Baubestand,<br />
gute Erreichbarkeit mit dem ÖPNV und<br />
vielfältiges Kulturangebot. Zudem wünschten ein<br />
Großteil der Befragten sich für die Zukunft einen<br />
Wohnort mit kurzen Wegen zu den alltäglichen<br />
Aktivitäten, bezahlbaren Wohnraum in zentraler<br />
Lage und stellen sich das Leben mit vielen<br />
Einkaufsmöglichkeiten und Einkaufspassagen<br />
vor (vgl. Opaschowski 2009: 388ff ). In einer<br />
Gesellschaft die individueller wird, differenzieren<br />
sich auch die Anforderungen an die Wohnformen.<br />
In Folge der zu erwartenden erhöhten Energie-<br />
und Transportkosten ist es wahrscheinlich,<br />
dass die Attraktivität der Innenstadt für Wohnen<br />
weiter zunimmt (vgl. Boje, Ott, Stiller 2010: 24;<br />
Otto 2010:24). Auch die Tendenz eines erhöhten<br />
Bedarfs an guten Pendelverbindungen, spricht<br />
für mehr Wohnraum in Bahnhofsnähe. Dies hätte<br />
Auswirkungen auf die Bodenpreise und eventuell<br />
auf die weitere Segregation nach Einkommensklassen<br />
in Hamburg. Das Projektgebiet ist umgeben<br />
von attraktiven, stadtnahen Wohngebieten<br />
mit hoher Dichte (Eimsbüttel, Sternschanze, St.<br />
Pauli und Ottensen). Auch mit der Errichtung von<br />
bis zu 2.000 neuen Wohnungen in dem neuen<br />
Stadtteil „Mitte Altona“ bleibt die Nachfrage nach<br />
innerstädtischen Wohnlagen hoch, und das Interesse<br />
an Wohnungsneubau im Plangebiet<br />
vorhanden.<br />
79
80<br />
Gebäudegrößen lärm und trennwirkung Gebäude mit prägende Architektur<br />
entwicklungspotenzial<br />
hohes begrenztes niedriges Bahnhofsbezug<br />
lärmschutz<br />
Wegeverbindungen<br />
Aufenthaltsqualität<br />
42. Prägende Charakteristiken<br />
im Gebiet heute.<br />
43. Entwicklungspotenziale<br />
und der mögliche Bezug zum<br />
Fernbahnhof<br />
44. Anforderungen für<br />
zukünftige Entwürfe.
3.7 Fazit des Plangebiets<br />
Hier werden die wichtigsten Aspekte erläutert<br />
die für weitere Konzepte nach Meinung der Verfasserin<br />
von Bedeutung sind. Ganz am Ende<br />
werden sie tabellarisch in Stärken und Schwächen<br />
des Plangebiets, sowie Möglichkeiten und<br />
Risiken, die sich durch Einflüsse der Umgebung<br />
und der stadtentwicklungspolitischen Bedingungen<br />
ergeben, aufgeführt.<br />
3.7.1 Das Gebiet heute<br />
Auf Abbildung 42 auf Seite 80 ist eine stark vereinfachte<br />
Karte über das Plangebiet gezeigt. Sie<br />
stellt eine zusammenfassende Beschreibung der<br />
wichtigsten Eigenschafen des Plangebiets dar.<br />
Die Blockstruktur, der erhaltenswerte Gebäudebestand,<br />
die Erschließung, und die Gleise und<br />
Straßen die eine starke Trennwirkung haben und<br />
beeinträchtigenden Lärm verursachen. Es gibt<br />
eine vielseitige Bebauungsstruktur, von<br />
Großstrukturen der Logistikunternehmen, des<br />
Großhandels und des produzierenden Gewerbes,<br />
aber auch Wohnbebauung in vier- bis fünfgeschossigen<br />
Zeilen und Blockrandbebauung, bis<br />
hin zu den kleinen Lauben der Kleingärten.<br />
Westlich der Gleise sind, im Verhältnis zu östlich<br />
der Gleise die großen und kleinen Strukturen<br />
gemischter und in Teilen mit vielen kleineren<br />
Grundstücken. Die Karte zeigt auch, dass es vereinzelt<br />
erhaltenswerten Gebäudebestand gibt,<br />
der langfristig für einen historischen Kontext sorgen<br />
kann. Heute ist er aber für das Gebiet<br />
insgesamt nicht prägend. Eine erste Einschätzung<br />
ist, dass die Bereiche Diebsteich und Ost-<br />
Bahrenfeld weder eine starke „Knotenfunktion“<br />
noch eine starke „Ortsfunktion“ besitzen. „Vielfalt“<br />
ist nur in begrenztem Maße vorhanden. Soziale<br />
Einrichtungen sind auf die Sportvereine beschränkt,<br />
die Kinderbetreuungsmöglichkeiten überwiegend<br />
östlich des Plangebiets vorhanden und<br />
die Grünflächen sind in ihrer Nutzung und<br />
Öffentlichkeit stark begrenzt.<br />
3.7.2 entwicklungsräume und Bezug<br />
zum Fernbahnhof<br />
Ein neuer Fernbahnhof würde die Knotenfunktion<br />
stärken und somit ein großes Ungleichgewicht<br />
im Verhältnis zur Ortsfunktion erzeugen,<br />
was laut Bertolinis Theorie ein Veränderungspotenzial<br />
im Bahnhofsumfeld erzeugen werde.<br />
Auch die hohe Nachfrage nach Wohnraum in der<br />
Innenstadt, die gute Lage des Plangebiets inmitten<br />
vieler gefragter Stadtteile und die ausgeschöpften<br />
Entwicklungsmöglichkeiten um den<br />
Hauptbahnhof und den Fernbahnhof Dammtor<br />
stellen ein Potenzial für die Umgebung des Fernbahnhofs<br />
Diebsteich dar. Wichtig ist zu beachten,<br />
dass ein Potenzial einen Anstoß geben kann. Eine<br />
tatsächliche Entwicklung hängt aber von vielen<br />
anderen Aspekten ab. Karte 43 zeigt das Entwicklungspotenzial<br />
und welchen Bezugsgrad zum<br />
Fernbahnhof bestehen könnte. Dass im Plangebiet<br />
zurzeit kaum brachliegenden oder untergenutzte<br />
Entwicklungsflächen vorhanden sind,<br />
begrenzt das Entwicklungspotenzial erheblich.<br />
Es fehlen somit konkrete Investitionsmöglichkeiten.<br />
Das größte Entwicklungspotenzial wird in<br />
dieser Arbeit westlich der Gleise gesehen. Dort<br />
befinden sich große Flächen im Eigentum der<br />
Post und werden heute nicht voll ausgenutzt.<br />
Hier besteht zudem eine höhere Wahrscheinlichkeit<br />
als in anderen Teilen des Plangebiets, die<br />
81
82<br />
Nutzung mittel- bis langfristig zu verlegen. Der<br />
Teil des Postgrundstücks der von der internationalen<br />
Seepost genutzt wird, hat eine sehr hohe<br />
städtebauliche Bedeutung, um einen Bahnhofsvorplatz,<br />
mit entsprechenden Anschlussmöglichkeiten<br />
für Busse, Taxis und Autos, realisieren zu<br />
können. Zudem sind die Kosten und der Aufwand<br />
um die Post zu verlagern wahrscheinlich geringer<br />
als wenn eine entsprechende Fläche mit mehreren<br />
Unternehmen verlagert werden müsste. Das<br />
Entwicklungspotenzial dieser Fläche ist für das<br />
gesamte Gebiet von hoher Bedeutung. Die Sportflächen<br />
könnten besser strukturiert werden und<br />
in gewissem Umfang Entwicklungsflächen für<br />
neue Nutzungen frei machen.<br />
Westlich der Gleise sind eine Vielzahl der Grundstücke<br />
von Unternehmen genutzt die eine<br />
begrenzte „Mischtoleranz“ aufweisen, um ein einheitliches<br />
Entwicklungskonzept realisieren zu<br />
können. Gleichzeitig könnte dies in sich auch ein<br />
großes Potenzial für eine langsame, langfristige<br />
Entwicklung bieten, die innenstadtnahen Gewerbe<br />
flächen für Kleinbetriebe und Kreative ermöglicht<br />
und gleichzeitig dem Bahnhofsumfeld einen<br />
ganz eigenen Charakter gibt. Auch die unterschiedlichen<br />
Charakter der Ost- und Westseite<br />
könnten unterschiedliche Nutzungen anziehen<br />
und somit für eine größere Vielfalt an Menschen<br />
um den Fernbahnhof sorgen. Wichtig wäre dabei<br />
gewisse Interaktionspunkte zu schaffen wo die<br />
Menschen sich begegnen.<br />
3.7.3 Anforderungen an neue<br />
entwicklungskonzepte<br />
Heute besteht das Plangebiet aus Randbereiche<br />
zweier Stadtteile die mit den „Rücken“ zu den<br />
Gleisen liegen. Sie orientieren sich in unterschiedliche<br />
Richtungen, Richtung Osterstraße im<br />
Nordosten und in Richtung des alten Gaswerks<br />
in Südwesten. Könnte der Fernbahnhof einen<br />
gemeinsamen Treffpunkt darstellen, einen Raum<br />
für gemeinsame Identifikation? Oder würden die<br />
Bereiche sich weiterhin in unterschiedliche Richtungen<br />
orientieren? Wenn keine Serviceleistungen<br />
wie Kita, Schulen, Einzelhandelseinrichtungen<br />
ect. innerhalb des Plangebiets entwickelt<br />
werden, wird auch der Fernbahnhof Diebsteich<br />
keine eigene Anziehungskraft bekommen. Er<br />
hätte höchstens den Charakter eines Umsteigebahnhofs<br />
für Anwohner entlang der S-Bahn in<br />
Richtung Pinneberg. Wäre das im Sinne der<br />
Anforderung der Bezirksversammlung Altona,<br />
dass am neuentstehenden Fernbahnhof Altona<br />
kein neues Stadtzentrum entstehen soll, er<br />
jedoch mehr sein muss, als der heutige<br />
S-Bahnhof?<br />
Wichtig wäre, dass sowohl der neue Fernbahnhof<br />
als auch die Wege dorthin, von vornherein attraktiv<br />
gestaltet werden. Ansonsten besteht das<br />
Risiko, dass die Menschen entweder zum Fernbahnhof<br />
Dammtor fahren oder das Auto benutzen.<br />
Karte 44 auf Seite 80 zeigt die Anforderungen<br />
an das Gebiet. Es soll eine Attraktivität um den<br />
Fernbahnhof Diebsteich als vielfältig nutzbarer<br />
Aufenthaltsort entstehen, mit guten Wegeverbindungen<br />
zu den Bezirkszentren Eimsbüttels<br />
und Altonas, zum Stadtteilzentrum Bahrenfeld<br />
und entlang der Landschaftsachse. Eventuelle
Wohnnutzungen müssen baulich gestaltet<br />
werden so, dass sie vor dem Schienen- und<br />
Straßenlärm geschützt sind. Auch Grünflächen<br />
müssen geschützt und mit einer hohen Nutzungsvielfalt<br />
und Aufenthaltsqualität entwickelt<br />
werden, um einen guten Erholungswert zu<br />
sichern. Zudem besteht die Nachfrage, das<br />
Gebiet sowohl für Wohnen, Kunst und Gewerbe<br />
zu nutzen, sowie öffentliche Treffpunkte zu<br />
schaffen.<br />
83
84 3.7.4 Zusammenfassende Auswertung der Planungssituation<br />
Stärken des Plangebiets<br />
erschließung<br />
• Erschließung aus vier Richtungen<br />
• Straßennetz für Haupterschließung vorhanden<br />
• schnelle Anbindung an die Autobahn A7<br />
• zwei Schnellbahnlinien<br />
• mit S-Bahn in 7 Min. am Hauptbahnhof<br />
Baustruktur<br />
• Thyssen Krupp verfügt über interessante Gebäude<br />
direkt am Bahnhof, die in einer langfristigen Perspektive<br />
viel Potenzial für eine Umnutzung bieten<br />
nutzung und identität<br />
• der Anschluss an die Landschaftsachse und die Nähe<br />
zum Volkspark<br />
Schwächen des Plangebiets<br />
erschließung<br />
• wenige Verbindungen zur Entwicklungsfläche „Mitte<br />
Altona“, sowie nach Altona-Altstadt und Ottensen<br />
• Überlastung der Stresemannstraße<br />
• unzureichende ÖPNV-Verbindungen nach Westen und<br />
Nordosten<br />
Baustruktur<br />
• wenige architektonische Akzente<br />
• kleine, unregelmäßige Grundstücke<br />
nutzung und identität<br />
• kein Serviceangebot für Reisende<br />
• wenig Möglichkeiten für Parkplätze<br />
• wenig Freiflächen<br />
• kein Flächenpotenzial<br />
• kaum städtische Flächen<br />
• eingeschränkte Nutzbarkeit der Grünflächen (Sportanlagen/Friedhof)<br />
• viele Lärmquellen: Bahn, Hauptstraßen<br />
• ein Randgebiet außerhalb der Wahrnehmung der meisten<br />
Hamburger
Möglichkeiten durch einflussfaktoren<br />
erschließung<br />
• bessere Verbindungen durch die Stadtbahn nach<br />
Westen und Nordosten<br />
• großes politisches Interesse an nachhaltiger<br />
Mobilität<br />
nutzung und identität<br />
• immer mehr Menschen die regelmäßig pendeln und<br />
in Bahnhofsnähe wohnen/arbeiten wollen<br />
• die Randidentität verändern<br />
• das Gebiet mental an die Innenstadt knüpfen<br />
tendenzen<br />
• mehr Menschen müssen pendeln<br />
• nachhaltige Mobilität ist politisches Ziel<br />
• Hamburg ist eine wachsende Stadt mit hoher Nachfrage<br />
nach innerstädtischen Wohn- und Arbeitslagen<br />
Risiken durch einflussfaktoren<br />
erschließung<br />
• die Mentale und Physische Trennung des Plangebiets<br />
ist schwer zu überwinden<br />
• möglicher Schleichverkehr bei Wohnbebauung<br />
nutzung und identität<br />
• der Fernbahnhof wird als unattraktiv wahrgenommen,<br />
wenig genutzt und nach wenigen Jahre geschlossen<br />
• Konkurrenz um Service und Dienstleistungsangebot<br />
mit den Bezirkszentren Eimsbüttels und Altonas<br />
Realisierung<br />
• die Verlegung kommt wegen politischer Gründe, Kosten<br />
oder Interessenskonflikte nicht zu Stande<br />
• Uneinigkeit bei den Akteuren behindert eine<br />
Entwicklung<br />
85
4. entwicklungs-<br />
ideen für Diebsteich
4.1 Anforderungen und Ziele der Konzepte<br />
4.2 Bausteine der entwürfe<br />
4.3 entwürfe und deren zeitliche entwicklungsverläufe<br />
4.4 Fazit mit Ausblick
88<br />
Z i e l S e t Z U n G<br />
Die vorgestellte Theorie und die Analyse des<br />
Plangebiets sind die Ausgangslage für den Entwurfsprozess.<br />
Auch im Entwurfsprozess wird die<br />
Fragestellung, welchen Einfluss ein neuer Fernbahnhof<br />
auf seine Umgebung hat, weiter verfolgt.<br />
Können die Entwürfe auf diesen Einfluss<br />
einwirken? Wenn ja, wie kann der Ausgleich<br />
zwischen der Verkehrsknoten- und Ortsfunktion<br />
gefördert, beziehungsweise gehemmt werden,<br />
und wann ist diese Steuerung notwendig?<br />
Zu Anfang dieses Kapitels werden drei unterschiedliche<br />
Zielsetzungen beschrieben, zu denen<br />
jeweils ein Konzept ausgearbeitet wird. Die Konzepte<br />
bestehen aus städtebaulichen „Bausteinen“,<br />
die jeweils auf ihren Einfluss auf die Verkehrsknoten-<br />
respektive Ortsfunktion hin untersucht<br />
werden. Die Ausgangslage der Beurteilung sind<br />
die von Serlie und Bertolini aufgestellten Kriterien<br />
für die „Werteberechnung“ dieser Funktionen.<br />
Diese Kriterien sind in der Literatur sehr allgemein<br />
gehalten und werden für jede der folgenden<br />
Themenbereiche konkreter gefasst. Im<br />
Abschnitt “4.3 Entwürfe und deren zeitliche<br />
Entwicklungsverläufe” (Seite 106) werden grobe<br />
städtebaulichen Entwürfe, basierend auf den<br />
Konzepten, erarbeitet und die Realisierungsmöglichkeiten<br />
diskutiert.<br />
Jedes dieser Konzepte könnte eine Arbeit für sich<br />
ausmachen, daher können hier nur grobe Strukturen<br />
vorgestellt werden. Es werden Unterschiede<br />
in den Herangehensweisen und die<br />
daraus folgenden Konsequenzen aufgezeigt, die<br />
in späteren Diskussionen weiter entwickelt<br />
werden können.<br />
4.1 Anforderungen und Ziele<br />
der Konzepte<br />
Bei der Entwicklung von städtebaulichen Konzep<br />
ten ist ein zentraler Aspekt die Zielsetzung. Je<br />
deutlicher die Zielsetzungen der betroffenen<br />
Akteure formuliert sind, desto leichter ist es Kompromisse<br />
zu erarbeiten. Ausgehend von drei verschiedenen<br />
Zielsetzungen die die Planenden<br />
verfolgen könnten, werden drei städtebauliche<br />
Konzepte gegenübergestellt. Die Zielsetzungen<br />
unterscheiden sich in verschiedenen Aspekten,<br />
die in der Tabelle auf Seite 89 dargestellt werden.<br />
Die beschriebenen Zielsetzungen bilden die Basis<br />
der drei Konzepte.
Konzept i<br />
Fernbahnhof ermöglichen<br />
Konzept ii<br />
Strukturen erhalten und<br />
Konzept iii<br />
neue Strukturen schaffen<br />
Anforderung an<br />
ergänzen<br />
Gezielte Planungen schnell Eine langfristige Entwicklung Die Entwicklung fördern,<br />
die Planung durchführen.<br />
ermöglichen.<br />
vorantreiben und steuern.<br />
Zielsetzung der Die Realisierung eines Fern- Eine Fernbahnhofsrealisier- Die Stadtentwicklung von<br />
Planung bahnhofs mit direkt zugeung planungsrechtlich Mitte Altona soll bis zum<br />
hörigen Funktionen (Bahn- ermöglichen und zugleich Fernbahnhof führen. Hier soll<br />
hofsgebäude, Parkplatz, Bus- die heutigen Strukturen ein belebtes Stadtteilzenverbindung)planungsrecht-<br />
erhalten und ergänzen. Negtrum entstehen.<br />
lich ermöglichen . a t i v e A u s w i r k u n g e n<br />
ver hindern.<br />
Mögliche Vertreter DB AG, Deutsche Post AG, Bezirksversammlung, Ver- Veränderungswillige Ver-<br />
Gewerbevertreter. treter einer behutsamen treter einer Neuentwicklung<br />
Entwicklung.<br />
mit hohen Anforderungen.<br />
Argumente Es ist ein finanzierbares Ziel Der Fernbahnhof ist ein Der Fernbahnhof ist das<br />
das bis 2016 realisiert werden wichtiges Symbol für den Zentrum einer nachhaltigen<br />
kann. Wenn später Entwick- Bezirk Altona und soll in Zukunft. Wer eine langfristlungsflächen<br />
frei werden, seiner Architektur diese ige nachhaltige Entwicklung<br />
kann die Planung ange- Bedeutung ausdrücken. anstrebt, muss sich frühzeitig<br />
gang en werden. Zurzeit ist es Wichtig ist aber, dass der Gedanken machen wie der<br />
Zeitverschwendung eine Bahnhofsstandort nicht mit Weg dahin beschritten<br />
weitere Entwicklung zu den Bezirkszentren Altona werden kann. Ohne langfrist-<br />
planen wenn die entsprech- und Eimsbüttel konkurriert. ige Zielsetzung werden<br />
enden Flächen nicht vorhan- Die Planungen sollen neue spätere Handlungsräume<br />
den sind. Die Voraussetz- Wohnstandorte ermöglichen verbaut. Die Politik soll zeiungen<br />
werden sich noch aber gleichzeitig Gewerbe- gen in welche Richtung die<br />
verändern.<br />
und Sportflächen erhalten. Entwicklung gehen soll und<br />
nicht die privaten Wirtschaftsinteressen<br />
steuern<br />
lassen.<br />
Knoten- und Ausschließlicher Fokus auf Eine Ortsfunktion ermögli- Möchte die Ortsfunktion<br />
Ortsfunktion die Knotenfunktion des chen aber mit starkem stark fördern.<br />
Bahnhofs.<br />
Quartiersbezug.<br />
89<br />
Z i e l S e t Z U n G
90<br />
Z i e l S e t Z U n G<br />
Die Karten auf Seite 91 zeigen die vorgesehenen<br />
Entwicklungsflächen, die das jeweilige Konzept,<br />
nach der Analyse des Plangebiets und dem<br />
Anspruch ihrer Zielsetzung, mit einbezieht. Da<br />
Konzept I nur die Zielsetzung verfolgt, den Bahnhofsbau<br />
zu ermöglichen, spiegelt dieses Konzept<br />
in vielen Aspekten den heutigen Stand wider. Es<br />
zeigt somit die Ausgangslage gegenüber den<br />
anderen Konzepten.<br />
Da im Folgenden untersucht wird, ob und wie die<br />
Bausteine eines städtebaulichen Entwurfs Auswirkungen<br />
auf die Verkehrsknoten- und Ortsfunktion<br />
haben, müssen auch die Kriterien hierfür<br />
näher betrachtet werden.<br />
Die Knotenfunktion wird anhand der Frequenz<br />
und Vielfalt der Transportmöglichkeiten eingeschätzt.<br />
Die Frequenz wird im Rahmen eines<br />
städtebaulichen Entwurfs nicht behandelt, aber<br />
die unterschiedlichen Transportmöglichkeiten<br />
konkurrieren um den Raum mit anderen Nutzungen<br />
und müssen in einem städtebaulichen<br />
Entwurf mit abgewogen werden.<br />
Die Ortsfunktion wird durch die Attraktivität und<br />
die „Anziehungskraft“ des Ortes bewertet. Dabei<br />
sei eine Vielfalt an Nutzungen, Einwohnern und<br />
Beschäftigten vor Ort anzustreben. Ein „attraktiver<br />
Ort“ kann für unterschiedliche Menschen,<br />
in unterschiedlichen Zusammenhängen, sehr<br />
unterschiedliche Bedeutungen haben. Daraufhin<br />
ist die Forderung von Nutzungsvielfalt nachvollziehbar.<br />
Jan Gehl, Professor für Urban Design an<br />
der Akademie für Architektur in Kopenhagen, hat<br />
sich viel mit der Attraktivität öffentlicher Räume<br />
der Stadt beschäftigt. Er unterscheidet zwischen<br />
notwendigen und freiwilligen Aktivitäten. Zur<br />
Arbeit zu fahren und einkaufen zu gehen sind<br />
notwendige Aktivitäten, die unabhängig von der<br />
Attraktivität des Weges gemacht werden müssen.<br />
Spazieren gehen oder auf einer Bank die Sonne<br />
genießen sind freiwillige Aktivitäten, die von den<br />
Umständen abhängen und das Wohlbefinden<br />
betreffen. Die Qualität des öffentlichen Raumes<br />
fördert die freiwilligen Aktivitäten und zudem die<br />
sozialen Begegnungen und Kontakte. Gehl<br />
spricht unter anderem von autoarmen Straßen<br />
und langsamem Verkehr, von der Bedeutung von<br />
Sitzplätzen, Nischen und deutlich gefassten Räumen,<br />
von Überschaubarkeit und der Stimulation<br />
des Blickfeldes (vgl. Gehl 2001). Dort wo es viele<br />
verschiedene Nutzungen gibt, können unterschiedliche<br />
Bedürfnisse befriedigt werden und<br />
entsprechend unterschiedlich erscheinen die<br />
Menschen die den Raum nutzen.
K. I<br />
K. II<br />
K. III<br />
45. Entwicklungsflächen der Konzepte<br />
0 400 800<br />
Meters<br />
91<br />
Z i e l S e t Z U n G
92<br />
B A H n H o F S S t A n D o R t<br />
4.2 Bausteine der entwürfe<br />
In dem folgenden Abschnitt werden Bausteine<br />
für einen städtebaulichen Entwurf erläutert und<br />
in Bezug zu den Zielsetzungen der entsprechenden<br />
Konzepte gesetzt.<br />
4.2.1 Der Standort des Fernbahnhofs<br />
In einer Präsentation der DB AG, im März 2010,<br />
wurden drei Szenarien für den „neuen Bahnhof<br />
Altona Nord“ skizziert:<br />
1. Umsteigebahnhof mit einem kleinen Empfangsgebäude<br />
nördlich der heutigen Fußgängerunterführung,<br />
mittelfristig keine Umfeldentwicklung<br />
und ein bis zwei Buslinien.<br />
2. Mittelgroßes Empfangsgebäude auf den<br />
Flächen der Internationalen Seepost, keine weiteren<br />
Umfeldentwicklungen, zwei bis drei Buslinien<br />
und die zukünftige Stadtbahn.<br />
3. Langfristige Umfeldentwicklung mit Busbahnhof<br />
und Parkhaus vor einem größeres<br />
Empfangsgebäude.<br />
Auf Grundlage nicht bekannter interner Anforderungen<br />
der DB AG und fehlender Auskünfte<br />
seitens der Freien- und Hansestadt Hamburg zu<br />
Bahnhofsstandort<br />
Konzept i<br />
Fernbahnhof<br />
ermöglichen<br />
N ö r d l i c h<br />
Fußgängertunnels<br />
d e s<br />
den Umfeldplanungen, wurde vorläufig von<br />
Seiten der DB AG das erste Szenario als Planungsgrundlage<br />
genommen. Wichtiges Argument war,<br />
nicht von privaten Flächen (Postgelände)<br />
abhäng ig zu sein. Vorschlag der DB AG war es,<br />
den Tunnel unter den Gleisen umzubauen und<br />
als Zugang zu den Bahngleisen zu nutzen. Im<br />
Tunnel gäbe es jedoch eine Konfliktsituation<br />
zwischen Fahrradfahrern und den Fahrgästen der<br />
DB AG. Eine Lösung, in welcher die Bahngleise<br />
durch eine Überbrückung erreicht werden und<br />
der Tunnel für Fahrradfahrer frei würde, würde<br />
diesen Konflikt vermeiden. Die Finanzierung des<br />
Fahrradtunnels stünde aber offen. Ein weiteres<br />
Problem dieses Szenarios wäre es, Raum für eine<br />
Bushaltestelle, für Fahrradparkplätze oder einen<br />
Taxistand am Fernbahnhof zu ermöglichen. Der<br />
spätere Ausbau eines Vorplatzes auf der Fläche<br />
der Seepost wäre aber möglich.<br />
Eine ÖPNV-Anbindung in Nordost-Südwestrichtung<br />
wäre wichtig für die Umsteigemöglichkeiten<br />
und einen späteren Ausbau der Stadtbahn.<br />
Dies ist aber von einer Überquerung des Postgeländes<br />
abhängig. Der sofortige Kauf der nördlichen<br />
Flächen der Deutschen Post AG, würde die<br />
Konzept ii<br />
Konzept iii<br />
Strukturen erhalten und<br />
ergänzen<br />
neue Strukturen schaffen<br />
Seepostgelände Seepostgelände<br />
Bahnhofsgröße Klein, an und im Tunnel Mittelgroß, mit Überbau und Groß und überdacht, Tunnel<br />
Tunnel für Fahrradfahrer für Fahrradfahrer<br />
Vorplatz Kein Mittelgroß, mit Bushalte- Mittelgroß, als zentraler<br />
stelle, Fahrradparkplatz, Café Platz des Stadtteilzentrums<br />
etc.
Anbindung an den ÖPNV gewährleisten, Platz für<br />
Haltestellen und Stellplätze für Fahrräder und<br />
Autos als auch für Leihsysteme wie Stadtrad und<br />
Carsharing ermöglichen. Mit einem geeigneten<br />
Vorplatz würde zudem das Bahnhofsgebäude<br />
eine deutlichere Präsenz bekommen. Dies würde<br />
auch besser der Anforderung der Altonaer<br />
Bezirksversammlung, dass das Bahnhofsgebäude<br />
die Bedeutung Altonas widerspiegeln soll,<br />
genügen.<br />
K. I<br />
K. II<br />
K. III<br />
46. Bahnhofsgebäude und Vorplatz<br />
93<br />
B A H n H o F S S t A n D o R t
94<br />
B l o C K - U n D B e B A U U n G S S t R U K t U R<br />
4.2.2 Block- und Bebauungsstruktur<br />
Die Blockstruktur und das dazwischenliegende<br />
Wegenetz beeinflusst die Bewegungsstrukturen<br />
durch ein Gebiet und entscheidet zusammen mit<br />
der Bebauungsstruktur der Blöcke wie sich das<br />
Entwicklungsquartier an die umgebenen Strukturen<br />
anknüpft oder sich von ihnen abhebt. Bei<br />
den Zielsetzungen und Wettbewerbsvorgaben<br />
für das Planvorhaben „Mitte Altona“ wurde festgehalten,<br />
dass die Entwürfe sich an den umliegenden<br />
Quartieren orientieren sollen und es wurden<br />
fünf bis sieben Geschosse vorgeschrieben<br />
(vgl. D&K drost consult, 2010: 26). Da das Konzept<br />
I keine weitere Entwicklung in dem Gebiet vorsieht,<br />
wird in Karte 47 die heutige Blockstruktur<br />
dargestellt. Die großen Blockstrukturen werden<br />
überwiegend für Gewerbe genutzt, während die<br />
kleinen mit Wohngebäuden bebaut sind. Die<br />
kleinsten Blockstrukturen sind die der Planungen<br />
von „Mitte Altona“. Sie sind des Grundgerüsts der<br />
Vorstudie von den Bahnflächen entnommen (vgl.<br />
Astoc WES & Partner 2009: 3.2)1.<br />
Die Blockstruktur kann einen Bezug zum Fernbahnhof<br />
fördern oder begrenzen, abhängig<br />
davon, wie sie sich gegenüber dem Fernbahnhof<br />
öffnet und zu einer Durchquerung einlädt, oder<br />
sich ihm gegenüber schließt und eine<br />
1 Da der städtebaulicher und landschaftsplanerischer<br />
Realisierungswettbewerb erst zeitgleich mit der Abgabe<br />
dieser Arbeit veröffentlicht wird, kann das Resultat hier<br />
nicht mit einfließen, siehe hierfür Anhang.<br />
Konzept i<br />
Fernbahnhof ermöglichen<br />
Blockstruktur Keine weitere Entwicklung<br />
vorgesehen<br />
Halbprivatheit ausstrahlt. Die geschlossene<br />
Blockstruktur passt vor allem für ruhige Wohngebiete<br />
während eine offene Struktur die Möglichkeit<br />
für größere Nutzungsmischung bietet, und<br />
Unternehmen mit viel Kundenkontakt, wie Cafés<br />
und Geschäfte, können sich dann im gesamten<br />
Gebiet ansiedeln. Jane Jacobs ist in den 60er<br />
Jahren durch ihr Buch „The Death and Life of<br />
Great American Cities“ bekannt geworden, in<br />
dem sie für eine Stadtplanung mit kleinen<br />
Blockstruk turen, einer Vielfalt an Nutzungen und<br />
einladenden Bürgersteigen plädiert. Dies belebe<br />
die Straßen, mache sie somit interessanter zu<br />
beobachten und fördert einen passiven Kontakt<br />
zwischen Bewohnern, Beschäftigten und Besuchern.<br />
Zudem erzeuge diese passive Überwachung<br />
des Straßenraums bei den Nutzern ein Gefühl<br />
von Geborgenheit (vgl. Jacobs 1961). Für die<br />
geschlossene Struktur spreche, dass die Bewegungsrouten<br />
sich an den Hauptstraßen konzentrieren<br />
und sich somit dort eine bessere Grundlage<br />
für Geschäfte und Serviceleistungen ergebe.<br />
Dabei fehle aber die Möglichkeit Wegeverbindungen<br />
zu schaffen, die unterschiedliche Charakter<br />
für unterschiedliche Bedürfnisse haben, und<br />
die langfristige Flexibilität, zukünftig eine größere<br />
Durchmischung von Wohnen und Dienstleistungsgewerbe<br />
zu ermöglichen.<br />
Konzept ii<br />
Strukturen erhalten und<br />
ergänzen<br />
Geschlossen Offen<br />
Konzept iii<br />
neue Strukturen schaffen
Da das Konzept II keine Zentrumsfunktion, und<br />
somit ein geringeres Serviceangebot, vorsieht,<br />
ist in diesem Konzept eine eher geschlossene und<br />
größere Blockstruktur vorgeschlagen, während<br />
das Konzept III eine offenere Struktur zeigt.<br />
Von der Gebäudestruktur ergeben sich keine<br />
Unterschiede für die Konzeptziele. Eine Blockrandstruktur<br />
gibt dem Straßenraum eine deutliche<br />
Fassung, trennt zwischen öffentlichen und<br />
halbprivaten Räumen und spiegelt überwiegend<br />
die Gebäudestruktur der umliegenden Quartiere<br />
wider. Eine freistehende Gebäudestruktur, die<br />
sich in ihrer Ausrichtung nicht an den Straßenzügen<br />
orientiert, kann bessere Lichtverhältnisse<br />
ermöglichen, ist aber schwieriger in eine städtebauliche<br />
Einheit zu fügen.<br />
K. I<br />
K. II<br />
K. III<br />
47. Blockstruktur der Konzepte<br />
0 400 800<br />
Meters<br />
95<br />
B l o C K - U n D B e B A U U n G S S t R U K t U R
96<br />
n U t Z U n G S A R t U n D V e R t e i l U n G<br />
4.2.3 nutzungsart und Verteilung<br />
Die Nutzungen die hier aufgrund ihres Bezuges<br />
zur Bahnhofsfunktion verglichen werden sind:<br />
Wohnen, Handel und Gastronomie, Kultur,<br />
andere Dienstleistungsgewerbe und produzierendes<br />
Gewerbe. Die Nutzungsart und deren Verteilung<br />
kann im Bebauungsplan festgesetzt<br />
werden. Die Nutzungskategorien, die die Baunutzungsverordnung<br />
(BauNVO §§2-11) vorgibt und<br />
die für das Plangebiet Relevanz haben könnten,<br />
sind: Wohngebiete (zwei Kategorien), Mischgebiete,<br />
Kerngebiete, Gewerbegebiete und Industrie<br />
gebiete. Die genauen Definitionen dieser<br />
Nutzungskategorien sind im Anhang 1 aufgeführt.<br />
In der folgenden Beschreibung wird jeweils<br />
kurz erwähnt, in welche Kategorien der BauNVO<br />
die Nutzungen fallen.<br />
4.2.3.a Wohnen<br />
Wie im Abschnitt “3.6 Zukunftsperspektiven”<br />
(Seite 76) erläutert, ist zu vermuten, dass die Notwendigkeit<br />
weitere Strecken zwischen Wohn-<br />
und Arbeitsort zu pendeln, oder im Rahmen der<br />
Arbeit zu reisen, steigt. Der Arbeitsstandort wird<br />
häufiger wechseln und die Möglichkeit für Paare,<br />
in derselben Stadt zu arbeiten, wird dadurch<br />
erschwert. Diese Tendenz führt neben einer allgemeinen<br />
hohen Wohnungsnachfrage in Hamburg<br />
zu einer konzentrierten Nachfrage in<br />
Bahn hofsnähe.<br />
Nach der BauNVO ist Wohnen in den Kategorien<br />
reine und allgemeine Wohngebiete, Mischgebiete,<br />
und ausnahmsweise in Kerngebieten,<br />
zulässig.<br />
4.2.3.b Handel und Gastronomie<br />
Einzelhandel und Gastronomie dienen sowohl<br />
den Reisenden direkt, als auch den Bewohnern<br />
und Beschäftigten für die Versorgung des alltäglichen<br />
Bedarfs. Es unterstützt somit, besonders in<br />
Bahnhofsnähe, das Konzept der kurzen Wege,<br />
wobei Bewohner, Beschäftigte und Umsteigende,<br />
ohne Umwege den alltäglichen Einkauf erledigen<br />
können, oder sich von der Gastronomie versorgen<br />
lassen können. Zudem fördert weiterer Handel<br />
und Gastronomie, über den alltäglichen<br />
Bedarf hinaus, die Aufenthaltsqualität und<br />
Aufenthaltsfrequenz.<br />
Großflächiger Handel, der sich im Gegensatz zum<br />
Großhandel direkt an den Endverbraucher richtet,<br />
stärkt hingegen nicht die Aufenthaltsqualität<br />
und hat somit keinen Bezug zum Fernbahnhof.<br />
Es kann argumentiert werden, dass auch hierfür<br />
ein innerstädtischer, an den ÖPNV angeschlossener<br />
Standort von Vorteil ist, um Standorte<br />
außerhalb der Stadt, die nur mit MIV zu erreichen<br />
sind, zu vermeiden.<br />
Einzelhandel und Gastronomie sind in Mischgebieten<br />
und Kerngebieten zulässig. In reinen oder<br />
allgemeinen Wohngebieten sind nur Läden zur<br />
Versorgung des Gebietes erlaubt. Einkaufszentren<br />
und Einzelhandel mit über 800qm Verkaufsfläche<br />
sind nur in Kerngebieten oder Sondergebieten<br />
zulässig, während in Gewerbegebieten<br />
nur Einzelhandel zulässig ist, der in Kerngebieten<br />
nicht zulässig ist. (vgl. Ferner, Kröninger, Aschke<br />
2008: BauNOV §11 Abs. 3)<br />
4.2.3.c Kultur- und Zwischennutzungen<br />
Kulturelle Einrichtungen dienen an erster Stelle<br />
der Attraktivität der Bahnhofsumgebung und<br />
sprechen unterschiedliche Menschen an. Die
Förderung von Kultur- und Kreativwirtschaft<br />
könnte der Bahnhofsumgebung einen eigenen<br />
Charakter in der Stadt geben und den Fernbahnhof<br />
zu mehr als einer örtlichen Haltestelle<br />
machen. Räume für größere Veranstaltungen<br />
könnten auch Besucher bundesweit attrahieren<br />
und würden dabei von der Bahnhofsnähe<br />
profitieren.<br />
Seit Mai 2010 hilft die Hamburger Kreativgesellschaft<br />
Räume zwischen Eigentümern und<br />
„Kreativen“ zu vermitteln. Vor allem sind es freie<br />
Künstler, Musiker und Schauspieler, die billige<br />
Proberäume suchen; aber Räume wurden unter<br />
anderem auch für eine private Volkshochschule<br />
für Gesang und Musik, als auch für kurzfristige<br />
Veranstaltungen vermittelt. Die Konzentration<br />
von „Kreativen“ in den Hamburger In-Vierteln<br />
Sternschanze, St. Pauli und Ottensen, ist sehr<br />
stark. Zum Teil sind Etablierungen in City Süd zu<br />
beobachten, aber eine, von der Politik angestrebte,<br />
Bewegung nach Willhelmsburg, ist noch<br />
nicht zu beobachten2 . Um und in dem Plangebiet<br />
sind unterschiedliche Kultureinrichtungen etabliert<br />
und die Nähe zu den In-Vierteln und günstige<br />
Gewerberäume, sind Vorteile die das<br />
Plangebiet für diesen Dienstleistungssektor<br />
attraktiv machen. Im Gutachten „Kreative Milieus“,<br />
das 2010 für die Freie- und Hansestadt Hamburg<br />
erarbeitet wurde (Studio UC: 106), ist das<br />
Gewerbe gebiet westlich der Bahngleise als kurzund<br />
langfristiger Potenzialraum für die<br />
Kreativwirtschaft identifiziert worden (siehe<br />
Karte 48 “Ausschnitt aus de Karte über stadträumliche<br />
Potenziale für die Kreativwirtschaft in Hamburg”<br />
auf Seite 97). Kirsten Bätzing von der<br />
2 Kirsten Bätzing, Hamburg Kreativ Gesellschaft, Interview<br />
13.09.2010<br />
Hamburg Kreativ Gesellschaft meint, dass eine<br />
große Raumvielfalt für Kreative die Konflikte um<br />
innerstädtische Räume entspannen würde 3 . Die<br />
Vermittlung von Räumlichkeiten würde kurz-,<br />
mittel- und langfristige Vermietung von ungenutzten<br />
Gewerberäumen erleichtern und zu der<br />
Belebung des Gebiets beitragen.<br />
Kultur fällt in der BauNVO unter Anlagen für<br />
soziale, kirchliche, kulturelle, gesundheitliche<br />
und sportliche Zwecke. Dies ist im reinen<br />
Wohngebiet nur zur Versorgung der Bewohner<br />
zulässig und sonst in allgemeinen Wohngebieten,<br />
Mischgebieten, Kerngebieten und als Ausnahme<br />
auch in Gewerbe- und Industriegebieten<br />
zulässig.<br />
3 Kirsten Bätzing, Hamburg Kreativ Gesellschaft, Interview<br />
13.09.2010<br />
48. Ausschnitt aus de Karte über stadträumliche Potenziale für<br />
die Kreativwirtschaft in Hamburg<br />
97<br />
n U t Z U n G S A R t U n D V e R t e i l U n G
98<br />
n U t Z U n G S A R t U n D V e R t e i l U n G<br />
Konzept i<br />
Fernbahnhof ermöglichen<br />
Nutzungsart Bestehende<br />
Gewerbenutzung.<br />
Nutzungsverteilung<br />
4.2.3.d Andere Dienstleistungsunternehmen<br />
Genau wie bei der Wohnnutzung, führt die Tendenz<br />
der gesellschaftlichen Entwicklung dazu,<br />
dass viele Unternehmen von einem Standort in<br />
Bahnhofsnähe profitieren würden, um für Beschäftigte<br />
leicht erreichbar zu sein und um Kunden<br />
und Auftraggeber leicht erreichen zu können.<br />
In der Umgebung des Fernbahnhofs Kassel-<br />
Wilhelmshöhe haben sich fast ausschließlich<br />
Dienstleistungs- und Handelsunternehmen<br />
ange siedelt (Schütz 1998: 374). Obwohl der<br />
Bedarf an Bürogebäuden in Hamburg als nicht<br />
sehr groß eingeschätzt wird, ist die nähere Bahnhofsumgebung<br />
ein guter Standort.<br />
Büro- und Verwaltungsgebäude, sowie nicht wesentlich<br />
störende Gewerbebetriebe, dürfen in<br />
Misch-, Kern-, und Gewerbegebieten angesiedelt<br />
werden und ausnahmsweise in allgemeinen<br />
Wohngebieten.<br />
4.2.3.e Produzierendes Gewerbe<br />
Das produzierende Gewerbe hat einen geringen<br />
Bezug zu einem Fernbahnhof. Dabei ist es nicht<br />
weniger wichtig für die Stadt und ihre Wirtschaftsentwicklung,<br />
Flächen für produzierendes<br />
Konzept ii<br />
Strukturen erhalten und<br />
ergänzen<br />
Bestehende Nutzung ergänzt<br />
durch Wohnen und Dienstleistungen<br />
mit begrenztem<br />
Handel und Gastronomie.<br />
Heutige Trennung. Hauptsächlich in Blöcken<br />
getrennt.<br />
Gewerbe zu wahren. Hanns Werner Bonny<br />
betont, dass es eine natürliche Wachstumsentwicklung<br />
bei Unternehmen gibt, welche dazu<br />
führt, dass regelmäßig neue Standorte gesucht<br />
werden. Um die Entwicklung der Unternehmen<br />
nicht zu hemmen und um Existenzgründer zu<br />
fördern, ist es wichtig für eine Stadt, Gewerbegrundstücke<br />
in unterschiedlichen Größen, Lagen,<br />
Standards und Preisklassen zu haben. Der Bedarf<br />
an Gewerbeflächen sinkt aber stetig, da viele<br />
Unternehmen heute emissionsfrei sind und<br />
dadurch auch in Gebieten anderer Nutzungskategorien<br />
Büros mieten können. Einige Unternehmen<br />
haben ihre Werkstätten wegen großen<br />
Mobilitätsbedürfnisses mehr oder weniger in<br />
Autos verlegt 4 .<br />
Produzierendes Gewerbe ist in Gewerbegebieten<br />
zulässig, wenn es nicht als erheblich belästigend<br />
eingestuft wird.<br />
4 Dr. Hans Werner Bonny, Vorlesung an der HCU<br />
25.10.2010<br />
Konzept iii<br />
neue Strukturen schaffen<br />
Handel und Gastronomie am<br />
Fernbahnhof, sonst Mischnutzung<br />
und eine Kita.<br />
F r e i g e m i s c h t m i t<br />
Anteils festlegungen.
Das Konzept I zeigt die heutigen Nutzungen.<br />
Konzept II sieht auf den Postflächen ein allgemeines<br />
Wohngebiet mit Dienstleistungsgewerbe an<br />
der Plöner Straße, als „Lärmriegel“, vor. Das Konzept<br />
III sieht Dienstleistungs- und Handelsunternehmen<br />
am Fernbahnhof und nördlich der Waidmannstraße<br />
vor, sowie Mischgebiet auf den Post-<br />
und Sportflächen und langfristig auch an der<br />
Straße „Am Diebsteich“.<br />
4.2.3.f Nutzungsverteilung<br />
Bei der Nutzungsverteilung können vier Konzepte<br />
unterschieden werden: Nutzungen<br />
ge trennt in unterschiedlichen Quartieren,<br />
ge trennt in Blöcken, gemischt im Block aber in<br />
getrennten Gebäuden, bis hin zu einer gebäudeinternen<br />
Mischung. Am häufigsten wird bei<br />
gebäudeinterner Mischung das Erdgeschoss<br />
anderweitig genutzt, sonst ist es häufig schwierig<br />
gebäudeinterne Mischung zu realisieren, da sich<br />
Verwaltungsunternehmen oft auf eine Nutzungskategorie<br />
spezialisieren.<br />
Nach dem BauGB ist es möglich, die Verteilung<br />
im Bebauungsplan festzulegen, was wichtig ist,<br />
um eine erwünschte Vielfalt zu entwickeln.<br />
steigender Ortswert,<br />
sinkender Knotenwert steigende Werte<br />
Überwiegend<br />
Wohnen<br />
Mischnutzung<br />
mit Wohnen<br />
Überwiegend<br />
Soziales<br />
Einzelhandel/<br />
Dienstleistung<br />
Gewerbe/ groß-<br />
ächiger Handel<br />
Überwiegend<br />
Frei- und Sportächen<br />
K. I<br />
K. II<br />
K. III<br />
49. Nutzungskonzepte<br />
0 400 800<br />
Meters<br />
99<br />
n U t Z U n G S A R t U n D V e R t e i l U n G
100<br />
S t R A S S e n S t R U K t U R<br />
50. Verkehrskonzepte
4.2.4 Straßenstruktur und öffentlicher<br />
Personennahverkehr (ÖPnV)<br />
Die Straßenstruktur hat einen Einfluss auf die<br />
Erreichbarkeit des Fernbahnhofs mit unterschiedlichen<br />
Verkehrsmitteln, sowie auf die<br />
Aufenthaltsqualität. Ein großes Verkehrsaufkommen,<br />
mit einem motorisierten Schwerpunkt,<br />
erhöht die Emission von Lärm und Schadstoffpartikeln<br />
und hat somit eine starke negative Auswirkung<br />
auf die Aufenthaltsqualität. Illustration<br />
50 auf Seite 100 zeigt unterschiedliche Verkehrskonzepte<br />
aus Gehls Buch „Life between buildings“<br />
(2001: 112), die Fußgängern und Fahrzeugen<br />
unterschiedliche Prioritäten geben.<br />
Im Konzept II wird einer klassischen Herangehens<br />
weise nachgegangen, in der innerhalb<br />
eines Quartiers ein gleichmäßiges Straßenraster<br />
mit Tempo 30 gegeben ist und alle Straßen für<br />
alle Verkehrsmittel gleichermaßen zur Verfügung<br />
stehen (Beispiel: Delft; siehe auch Querschnitt<br />
51). Das Risiko für Schleich- und Parkplatzsuchverkehr<br />
ist zu beachten.<br />
Im Konzept III wird ein autoarmes Straßennetz<br />
innerhalb des Quartiers vorgesehen, wobei nur<br />
bei besonderen Anlässen, wie Rettungseinsätzen,<br />
Umzügen, Lieferungen, oder Behindertentransporte,<br />
motorisierter Verkehr in das Quartier reinfahren<br />
darf (siehe Querschnitt 52). Autoarmes<br />
Wohnen und autoarme Quartiere sind immer<br />
öfter gefragt. Dies ist bei Bürgerbeteiligungen zu<br />
hören und in einer Befragung von 2000 Menschen,<br />
in Deutschland 2005, haben 51% gesagt,<br />
dass eine autofreie Innenstadt wichtig für ihren<br />
eigenen Wohnort sei (vgl. Opaschowski 2009:<br />
388). Gehl hat zudem deutlich gezeigt, dass sich<br />
in Straßenräumen, in denen wenig Autos fahren,<br />
mehr Menschen aufhalten (vgl. Jan Gehl 2001:<br />
51. Querschnitt einer Quartiersstraße mit integriertem Verkehr.<br />
52. Querschnitt einer autoarmen Quartiersstraße.<br />
53. Querschnitt der Waidmannstraße mit<br />
Kabinentaxisystem<br />
101<br />
S t R A S S e n S t R U K t U R
102<br />
S t R A S S e n S t R U K t U R<br />
35). Beide Konzepte steigern die Aufenthaltsqualität<br />
innerhalb des Quartiers im Vergleich zu den<br />
Zufahrtsstraßen, und können unabhängig von<br />
anderen Bausteinen gegeneinander ausgetauscht<br />
werden. Die DB AG weist auf die Bedeutung<br />
der Autofreundlichkeit des Bahnhofs für die Fahrgastzahlen<br />
hin. Es besteht aber keine Notwendigkeit<br />
den MIV im Entwicklungsgebiet dominieren<br />
zu lassen. Parkflächen für Autovermietung<br />
und Carsharing wären ein wichtiger Beitrag für<br />
die Mobilitätsmöglichkeiten am Fernbahnhof<br />
Diebsteich, dies kann aber weder in Bebauungsplänen,<br />
noch in städtebaulichen Verträgen geregelt<br />
werden, da kein städtebaulicher Bezug<br />
besteht.<br />
Der ÖPNV ist eine wichtige Ergänzung des Bahnverkehrs,<br />
um die lokale Vernetzung mit anderen<br />
Teilen der Stadt zu gewährleisten. Es gibt drei<br />
wesentlich Konzepte für den ÖPNV: im Verkehrsfluss<br />
integriert (Busse), auf eigenen Fahrspuren<br />
(Busspuren oder Stadtbahn), oder ganz vom restlichen<br />
Verkehr getrennt (Schnellbahn, Kabinentaxis:<br />
siehe Beispiel von der Waidmannstraße,<br />
Querschnitt 53). Im Verkehrsfluss integrierter Busbetrieb<br />
kann schnell und flexibel auf neuen<br />
Strecken eingesetzt werden, es kann aber, vor<br />
Konzept i<br />
Fernbahnhof ermöglichen<br />
allem durch Staubildung, leicht zu Verspätungen<br />
kommen. Zuverlässiger und schneller ist der<br />
ÖPNV, wenn er über separate Fahrspuren verfügt,<br />
oder gar ganz vom restlichen Verkehr getrennt<br />
ist. Extra Busspuren sind im Plangebiet nicht<br />
möglich, wenn die Straßen und die Straßenbäume<br />
erhalten werden sollen. An der Waidmann<br />
straße könnte der Verkehr für Busse, Fahrradfahrer<br />
und Anlieger begrenzt werden, indem<br />
der MIV zum Fernbahnhof über die Große Bahnstraße<br />
und die Plöner Straße geführt wird.<br />
Im Konzept I werden zwei Buslinien jeweils eine<br />
Seite des Fernbahnhofs anfahren. Da eine Querung<br />
des Postgeländes nicht möglich ist, müssen<br />
bei diesem Konzept die ÖPNV Verbindungen in<br />
Nordost-Südwest Richtung einen größeren<br />
Umweg in Kauf nehmen. Im Konzept II ist eine<br />
Bushaltestelle auf dem Bahnhofsvorplatz ein gerichtet,<br />
von welchem mehrere Buslinien abfahren.<br />
Im Konzept III wird die Waidmannstraße zusätzlich<br />
als Bus-, Anlieger- und Fahrradstraße<br />
umfunktioniert und mittelfristig wird die Stadtbahn,<br />
oder gegebenenfalls ein Kabinentaxi-System,<br />
eingeführt.<br />
Konzept ii<br />
Strukturen erhalten und<br />
ergänzen<br />
Konzept iii<br />
neue Strukturen schaffen<br />
Straßenstruktur Heutige Struktur. Integrierter Verkehr, im Autoarme Straßen innerhalb<br />
Quartier mit Tempo 30. des Quartiers.<br />
ÖPNV Zwei Buslinien. Mehrere Buslinien vom Mehrere Buslinien vom<br />
Bahnhofsvorplatz. Bahnhofsvorplatz. Waidmann<br />
straße als Bus-, Fahrrad-<br />
und Anliegerstraße.
K. I<br />
K. II<br />
K. III<br />
54. Straßenstruktur und ÖPNV-Anbindung<br />
0 400 800<br />
Meters<br />
103<br />
S t R A S S e n S t R U K t U R
104<br />
G R Ü n - U n D F R e i F l ä C H e n S t R U K t U R<br />
4.2.5 Grün- und Freiflächenstruktur<br />
Die Grünstruktur kann zur Aufenthaltsqualität<br />
des Ortes beitragen. Abhängig von der Öffentlichkeit<br />
und Nutzbarkeit der Grün- und Freiflächenstruktur,<br />
steht sie für unterschiedliche Gruppen<br />
zu Verfügung. Für die Verteilung von Grün- und<br />
Freiflächen gibt es drei Hauptkonzepte. Sie können<br />
kleinteilig, und dicht an Wohnbebauung und<br />
Arbeitsplätzen, verteilt werden. Diese kleinteiligeren<br />
Flächen können unterschiedliche Charakter<br />
bieten, bieten aber auch durch ihre Größe nur<br />
begrenzte Nutzungsmöglichkeiten und wirken<br />
zum Teil eher halb-öffentlich. Eine zweite<br />
Möglichkeit ist, Grün- und Freiflächen so zu<br />
verbinden, dass sie trotz unterschiedlicher Aktivitäten<br />
für unterschiedliche Menschen, durch ihre<br />
Verbundenheit attraktive Bewegungsrouten<br />
ermöglichen, die viele passive Begegnungen<br />
erlauben und gleichzeitig öffentlicher wirken, als<br />
wenn sie frei verteilt lägen. Die dritte Strategie<br />
ist, die Grün- und Freiflächen in größere Parkanlagen<br />
zu bündeln. Dabei bestehen größere<br />
Flächen, die für viele Aktivitäten genutzt werden<br />
Konzept i<br />
Fernbahnhof ermöglichen<br />
Grünstruktur Die heutigen Sport- und<br />
Friedhofsflächen bewahren.<br />
können. Bei der Gestaltung der Parkanlagen ist<br />
auf Störrisiken zwischen den Aktivitäten zu<br />
achten.<br />
Im Konzept I werden die heutigen Strukturen<br />
bewahrt. In Konzept II werden die heutigen<br />
Sportflächen mit quartiersbezogenen Freiflächen<br />
bei Neubauprojekten ergänzt. Im dritten Konzept<br />
wird die Landschaftsachse durch eine neue<br />
zusammenhängende Grünanlage, mit öffentlichen<br />
Wegeverbindungen vom Alsenpark durch<br />
die Friedhöfe zum Volkspark, geplant.<br />
Konzept ii<br />
Strukturen erhalten und<br />
ergänzen<br />
Die heutigen Sport- und<br />
Friedhofsflächen bewahren<br />
und mit quartiersbezogenen<br />
Freiflächen ergänzen.<br />
Konzept iii<br />
neue Strukturen schaffen<br />
Eine neue gebündelte<br />
Grünverbindung.
Die vorgestellten Bausteine ergeben die Konzeptrahmen,<br />
in denen im Folgenden Entwürfe entwickelt<br />
werden.<br />
K. I<br />
K. II<br />
K. III<br />
55. Grünstruktur und der Verlauf der Wegeverbindung der<br />
Landschaftsachse<br />
0 400 800<br />
Meters<br />
105<br />
G R Ü n - U n D F R e i F l ä C H e n S t R U K t U R
106<br />
e n t W Ü R F e<br />
4.3 entwürfe und deren<br />
zeitliche entwicklungsverläufe<br />
In diesem Abschnitt werden die drei Konzepte in<br />
groben Entwürfen dargestellt und ihre Entwicklungsverläufe<br />
diskutiert. Wie sieht die Städtebauliche<br />
Struktur aus, wenn die Entwicklung nur zum<br />
Teil realisiert wird? Welche Entscheidungsflexibilität<br />
besteht nach den jeweiligen Entwicklungsschritten?<br />
Was ist für die Umsetzung eines Entwicklungsschritts<br />
notwendig?<br />
Für jedes Konzept wird ein Entwicklungsverlauf<br />
vorgestellt, der in vier Zeitfenstern die schrittweise<br />
Entwicklung darstellt.<br />
• Kurzfristig: Wie ist das Plangebiet strukturiert,<br />
nachdem der Fernbahnhof gebaut worden ist?<br />
Wie verläuft der Verkehr? Wo ist neu gebaut<br />
worden?<br />
• Mittelfristig: Wie sieht das Entwicklungsquartier<br />
aus, wenn die Postflächen bebaut worden<br />
sind?<br />
• Langfristig: Wie sieht das Entwicklungsquartier<br />
aus, wenn sowohl die Postflächen, als auch<br />
die Sportflächen oder die Flächen des Metro-<br />
Großhandels, bebaut worden sind?<br />
• Vision: Wie würde das Plangebiet strukturiert<br />
sein wenn das Metro-Grundstück bebaut worden<br />
ist und wo könnten weitere Veränderungen stattgefunden<br />
haben?<br />
Die Zielsetzungen, in denen sich die Konzepte<br />
unterscheiden, werden durch den gesamten Entwicklungsverlauf<br />
beibehalten. Sie unterscheiden<br />
sich unter anderem in ihrer Blickweite. Konzept I<br />
beschränkt sich auf eine kurzfristige, Konzept II<br />
auf eine langfristige, und Konzept III auf eine<br />
visionäre Perspektive. Dementsprechend werden<br />
die Zeitverläufe aus diesem Zeitfenster heraus<br />
abgeleitet.
107<br />
e n t W Ü R F e
108<br />
e n t W U R F i<br />
4.3.1 entwurf i – einen Fernbahnhof<br />
ermöglichen<br />
Mit der Zielsetzung, einen Fernbahnhof als<br />
Einzelvorhaben schnellst möglich zu realisieren,<br />
stellt sich die Frage: Wie könnte sich das Gebiet<br />
entwickeln, wenn kein Gesamtkonzept besteht<br />
und jede Veränderung einzeln betrachtet wird?<br />
Das Beispiel unten zeigt, wie mittelfristig, die<br />
wenig genutzte Postfläche in ein Gewerbehof<br />
umgenutzt wird. Könnte es sein, dass sich auf den<br />
freiwerdenden Flächen weitere Großhändler oder<br />
großflächige Einzelhandelsbetriebe etablieren,<br />
oder würden Bürohäuser nach und nach die<br />
Umgebung dominieren? Das Beispiel Berlin-Südkreuz<br />
zeigt, dass mehrere großflächige Einzelhänd<br />
ler in Bahnhofsnähe gebaut haben. Dabei<br />
hat allerdings nur das Möbelhaus IKEA am Fernbahnhof<br />
Reklame gemacht. Im Plangebiet liegen<br />
schon mehrere großflächige Einzelhändler und<br />
ein Großhändler und Weitere würden die bestehende<br />
Struktur nicht stören, gleichzeitig aber auch<br />
den Fernbahnhof nicht stärken. Wenn nach und<br />
nach neue Großhändler ansiedeln, ist eine<br />
spätere Umnutzung, zugunsten von mehr<br />
Wohnraum, immer schwieriger zu realisieren. Die<br />
Karten 58 und 59 zeigen die Kompatibilität des<br />
kleinen Fernbahnhofs mit den folgenden Entwürfen,<br />
für den Fall, dass später eine Neuentwicklung<br />
angestrebt werden sollte. Hierbei ist die<br />
Frage, wie schnell die Kapazitäten des Fernbahnhofes<br />
an ihre Grenzen stoßen würden.<br />
Auch wenn die Möglichkeit, das Entwicklungsquartier<br />
erst nach dem Bahnhofsbau zu planen,<br />
grundsätzlich bestünde, hätte dieses Konzept<br />
erhebliche Schwächen: kurzfristig keine ÖPNV<br />
Verbindung in Nordost-Südwest Richtung, wenig<br />
Platz für eine Bushaltestelle, keine direkte Wegeverbindung<br />
zum neuen Stadtteil „Mitte Altona“<br />
und sehr geringe Parkmöglichkeiten. Es wäre<br />
eine Haltestelle für diejenigen, die aus rationalen<br />
Gründen die begrenzten Umsteigemöglichkeiten<br />
nutzten, ohne Ortsatmosphäre, die für eine<br />
Ergänzung durch „freiwillige Aktivitäten“ sorgt.<br />
56. Kurzfristige Entwicklung mit Bahnhof 57. Mittelfristige Entwicklung mit neuem<br />
Gewerbehof.
60. Zielhorizont von Entwurf I<br />
0 100 200 Meters<br />
58. Kleiner Bahnhof ergänzt durch Entwurf II. 59. Kleiner Bahnhof ergänzt durch Entwurf III.<br />
109<br />
e n t W U R F i
110<br />
e n t W U R F i i<br />
4.3.2 entwurf ii – Strukturen erhalten<br />
und ergänzen<br />
Bei diesem Entwurf wird die Entwicklung eines<br />
funktionsfähigen Fernbahnhofs, ergänzt durch<br />
Wohnungsbau, angestrebt. Die heutigen Strukturen,<br />
Sportflächen und Gewerbe sollen dabei<br />
erhalten werden. Hier versucht der Entwurf auf<br />
die Befürchtung, die Fernbahnhofsumgebung<br />
könne den bestehenden Bezirkszentren Konkurrenz<br />
machen, zu reagieren, indem eine geschlossene<br />
Bebauung zum Fernbahnhof vorgeschlagen<br />
wird. Er umfasst ein integriertes Straßennetz im<br />
Entwicklungsquartier, aber durch begrenzte Einfahrtmöglichkeiten<br />
wird der Schleichverkehr<br />
begrenzt und die Wohnbebauung vom Verkehrs-<br />
und Schienenlärm abgeschirmt. Am Bahnhofsvorplatz<br />
sind allgemeine Nutzungen, wie Einkaufsmöglichkeiten<br />
und Haltestellen für den ÖPNV,<br />
vorgesehen. Um Parkflächen zu schaffen, wird ein<br />
Parkplatz unter dem Bahnhofsvorplatz empfohlen.<br />
Beispiele aus Lyon in Frankreich zeigen,<br />
wie unterirdische Parkgaragen sehr attraktiv<br />
gestaltet werden können (siehe Fotos auf Seite<br />
120).<br />
Bei einer Entwicklung des Quartiers bestünde die<br />
Möglichkeit einer direkten Wegeverbindung für<br />
Fußgänger und Fahrradfahrer zum zukünftigen<br />
Stadtteil „Mitte Altona“. Zwei Alternativen werden<br />
in den Entwürfen vorgeschlagen: In den Konzepten<br />
II und III verläuft der Weg durch den<br />
S-Bahngleiswall, am Rückhaltebecken vorbei und<br />
entweder durch den nächsten Gleiswall, oder von<br />
der Stresemannstraße, über einen Aufgang<br />
zwischen den Gleisen, nach Mitte Altona (vergleich<br />
Karte 65 und Karte 70 auf Seite 113). Die erste<br />
Alternative erscheint, trotz eines langen Tunnels,<br />
als attraktiver und sicherer, da die Schienen<br />
niveaugetrennt verlaufen und der Aufgang sonst<br />
auch in einem Tunnel liegen würde.<br />
Die Landschaftsachse ist in Entwurf II nicht<br />
sonderlich hervorgehoben. Es gibt eine grüne,<br />
ruhige Wegeverbindung durch das Quartier, entlang<br />
von Straßen, in denen keine Autos parken<br />
dürfen, und somit den Fußgängern und Radfahrern<br />
Priorität gewährleistet wird. Zudem sollte<br />
auf einen angepassten Wegebelag geachtet<br />
werden, um sowohl Joggen wie Inlineskaten zu<br />
ermöglichen.<br />
61. Kurzfristige Entwicklung 62. Mittelfristige Entwicklung
65. Zielhorizont von Entwurf II<br />
Zeitlicher entwicklungsverlauf<br />
Kurzfristig schlägt der Entwurf II eine relativ dichte<br />
Bebauung vor, wobei bereits eine Grünfläche für den<br />
Block südlich der Sportflächen vorgesehen ist. Für die<br />
Bebauung an der Waidmannstraße, müsste die Tennishalle<br />
verlegt werden (siehe Erläuterung in Entwurf<br />
III). Mittelfristig wird eine geschlossene Struktur auf den<br />
Postflächen vorgeschlagen. Der begrünte<br />
63. Langfristige Entwicklung 64. Visionäre Entwicklung<br />
0 100 200 Meters<br />
Block innenbereich wird mit freistehenden Gebäuden<br />
ergänzt. Eine Bebauung zur Fassung der Waid mannstraße<br />
wäre sinnvoll als Standort für Dienstleistungsgewerbe.<br />
Da die bestehenden Sportflächen erhalten<br />
werden sollen, ist dies erst im visionären Zeitfenster<br />
vorgesehen. Zudem ist auch eine lockere Wohnbebauung<br />
an und auf dem Friedhof Diebsteich illustriert.<br />
111<br />
e n t W U R F i i
112 4.3.3 entwurf iii – neue Strukturen<br />
schaffen<br />
e n t W U R F i i i<br />
Entwurf III verfolgt die Zielsetzung, das Entwicklungspotenzial<br />
im Zusammenhang mit dem<br />
neuen Fernbahnhof vollständig auszuschöpfen.<br />
Durch eine offene Blockstruktur, die zum durchstöbern<br />
einlädt, ergibt sich ein attraktiver Wohn-<br />
und Unternehmensstandort. Die Landschaftsachse<br />
manifestiert sich in einem grünen Band,<br />
mit einer Fläche von knapp zwei Hektar, welches<br />
sich durch das Entwicklungsquartier zieht und in<br />
den Bahnhofsvorplatz mündet. Der Entwurf zeigt<br />
zudem die langfristige Fortsetzung der Landschaftsachse<br />
durch die Friedhöfe.<br />
Eine große Schwierigkeit bereitet die Verlegung<br />
der Sportflächen, die im heutigen Maße für dieses<br />
Konzept, im Verhältnis zur Attraktivität die sie<br />
zum Bahnhofsquartiers beitragen, als zu groß<br />
erscheinen. In den Entwürfen II und III ist vorgesehen,<br />
dass die Tennishalle an die Kieler Straße<br />
verlegt wird, wo ein neues Sportzentrum, mit der<br />
heutigen Fußballfläche auf dem Dach, entsteht.<br />
Für weitere Sportflächen sind Flächen in „Mitte<br />
Altona“ in Betracht zu ziehen.<br />
Zeitlicher entwicklungsverlauf<br />
Schon kurzfristig wird neue Bebauung, für ca. 700<br />
Wohnungen und ergänzende öffentliche Grünflächen,<br />
im Verlauf der Landschaftsachse,<br />
geschaffen. Mittelfristig könnten sowohl die Postflächen,<br />
als auch die Sportflächen, unabhängig<br />
voneinander entwickelt werden. Die Grünflächen<br />
würden weiterhin genügend Platz für eines der<br />
Vereinssportfelder bieten, aber nicht für alle dreI<br />
Im Endentwurf ist das Grundstück des Metro-<br />
Großhandels bebaut, und dabei die Ausfahrt zur<br />
Stresemannstraße verlegt, um einen breiteren<br />
Gebäuderiegel zu ermöglichen, der das Entwicklungsquartier<br />
besser vor Verkehrslärm schützt.<br />
Die Ziegelgebäude von ThyssenKrupp werden in<br />
eine Markthalle umgenutzt und an der Holstenstraße<br />
sollen aus Lärmschutzgründen Büroriegel<br />
entstehen, was den Erholungswert der Landschaftsachse<br />
erhöhen würde. Auf den umzunutzenden<br />
Friedhofsflächen können Ersatzflächen für<br />
die betroffenen Kleingärten entstehen. Die langfristige<br />
Umstrukturierung der Friedhofsflächen<br />
ermöglicht einen neuen zusammenhängenden<br />
Fuß- und Radweg durch die ganze<br />
Land schaftsachse.<br />
66. Kurzfristige Entwicklung 67. Entwicklung der Postflächen
70. Zielhorizont von Entwurf III<br />
68. Entwicklung der Sportflächen 69. Visionäre Entwicklung<br />
0 100 200 Meters<br />
113<br />
e n t W U R F i i i
114 4.3.4 Alternativer entwurf<br />
A l t e R n A t i V e R e n t W U R F<br />
Der alternative Entwurf betrachtet die Möglichkeit,<br />
die Gleise der S-Bahn, im Zusammenhang<br />
mit dem Umbau der Gleisanlagen, mit den<br />
anderen Gleisen zusammenzulegen und den<br />
Bahndamm abzutragen, und die Chancen die<br />
daraus entstehen. Die Entwurfsstruktur ist relativ<br />
offen und mit größeren Blöcken gestaltet. Die<br />
Blockstruktur hat einen deutlichen öffentlichen<br />
Straßenraum mit halbprivaten Innenhöfen. Die<br />
Straße am Bahnhofsplatz ist nur für Anlieger,<br />
Busse und Taxis vorgesehen.<br />
Dieses Vorhaben wäre sehr kostenaufwendig. Die<br />
Vorteile wären, dass die Tennishalle und die Tennisplätze<br />
an die Gleise verlegt werden könnten,<br />
und das Rückhaltebecken als eine kleine öffentliche,<br />
städtische Grünanlage, mit offenen Wegeverbindungen<br />
nach „Mitte Altona“, gestaltet<br />
werden könnte. Wenn die Wegeverbindung , wie<br />
in Konzept II und III, erst durch den S-Bahnwall<br />
führt, entsteht ein städtischer Raum, der trotz<br />
schöner Gestaltung soweit abgeschirmt ist, dass<br />
er vielen Bürgern ein Gefühl des Unwohlseins<br />
bereiten würde. Wegen des umfangreichen, und<br />
zum Teil schweren, Verkehrs zum Metro-Großhandel,<br />
können die zusätzlichen Bauflächen erst<br />
bebaut werden, nachdem das Unternehmen<br />
weggezogen ist.<br />
71. Kurzfristige Entwicklung 72. Entwicklung der Postflächen<br />
73. Entwicklung der Sportflächen 74. Visionäre Entwicklung
75. Zielhorizont des alternativen Entwurfs<br />
76. Block-, Grün- und Nutzungsstruktur des alternativen Entwurfs 0<br />
0 100 200 Meters<br />
800<br />
400<br />
Meters<br />
115<br />
A l t e R n A t i V e R e n t W U R F
116 4.3.5 Vergleich der konzepten<br />
F l ä C H e n V e R G l e i C H<br />
Flächenbilanz<br />
Zum Überblick werden in den Tabellen 77 auf<br />
Seite 117, die Grundflächen und die Baugrundstücke<br />
für der jeweiligen Teilbereiche verglichen. Die<br />
Grundfläche der geplanten Bebauung, die den<br />
Metro-Großhandel ersetzen soll, fällt in den<br />
unterschiedlichen Entwürfen sehr unterschiedlich<br />
aus, da auch unterschiedlich viel Entwicklungsfläche<br />
in Anspruch genommen wird.<br />
Die Grundflächenzahl (GRZ; der Anteil an Gebäude<br />
grundfläche an der Fläche des Baugrundstückes)<br />
unterscheidet sich im Gesamtverhältnis<br />
daraufhin nicht sehr stark. Der Unterschied in der<br />
Bebauungsdichte, zwischen den Entwürfen II und<br />
III, ist im wesentlichen darauf zurückzuführen,<br />
dass die Sportflächen in Entwurf II, gemäß dessen<br />
Zielsetzung, nicht bebaut werden. Der Entwurf<br />
III hat eine höhere Bebauungsdichte, entsprechend<br />
der Zielsetzung, das Potenzial des Bahnhofs<br />
voll auszunutzen.<br />
Der Grünflächenanteil ist in Entwurf II am höchsten,<br />
da die Sportflächen erhalten werden. Sie<br />
sind aber nur zu einem Anteil von 16 % öffentlich.<br />
Entwurf III hätte somit den höchsten Anteil an<br />
öffentlichen Freiflächen. Der alternative Entwurf<br />
hat eine hohe Bebauungsdichte, die aber erst<br />
durch die Bebauung der Flächen des Metro-<br />
Großhandels erzielt werden würde. Der Gewinn<br />
an zusätzlicher Grundfläche, würde im Vergleich<br />
zu Entwurf III, ca. 400 zusätzliche Wohnungen<br />
bedeuten. Dagegen entsprächen die Grundflächen,<br />
die kurzfristig bei diesem Entwurf bebaut<br />
werden könnten, nur einem Zweidrittel-Anteil<br />
der Grundflächen von Entwurf III Dies spräche<br />
eingedenk der hohen Investitionen gegen den<br />
alternativen Entwurf.<br />
Die Geschossflächenzahl (GFZ; Summe der<br />
Geschossflächen im Verhältnis zur Fläche des<br />
Baugrundstückes) ist einmal für einen Durchschnitt<br />
von vier Geschossen, und einmal für einen<br />
Durchschnitt von fünf Geschossen, überschlagen<br />
worden. Gemäß der GFZ, hätten Entwurf II, mit<br />
fünf Geschossen, und Entwurf III, mit vier<br />
Geschossen, beide die gleiche Bebauungsdichte<br />
wie der Entwurf der Vorstudie von „Mitte Altona“.<br />
Der Wert liegt in allen drei Fällen bei 1,22 (Eigener<br />
Überschlag; vgl. Astoc, WES & Partner 2009: 4.2).<br />
Die BauNVO legt für die GFZ bei Mischgebieten<br />
und Wohngebieten eine Obergrenze von 1,2 fest.<br />
In Bahnhofsnähe ist aber ein höherer Wert durchaus<br />
gerechtfertigt; in Teilen der Hafencity liegt<br />
die GFZ sogar bei bis zu 3,8 5 .<br />
Konzepte in der Grafik von Bertolini<br />
eingeordnet<br />
Die zentrale Veränderung in Diebsteich stellt erstmal<br />
der Bau eines neuen Fernbahnhofs dar.<br />
Genaue Zahlen zu der Anzahl der Zugverbindungen<br />
oder derer Frequenz gibt es nicht Die Aussage<br />
der BSU, dass alle Züge die in Hamburg<br />
eingesetzt werden in Diebsteich starten würden 6 ,<br />
gibt ungefähre Vorstellungen der Dimensionen.<br />
Dadurch wäre zu schließen, dass die Zahl der<br />
5 http://www.hafencity.com/de/masterplanueberarbeitung/die-ueberarbeitung-des-masterplans-das-weiterdenken-der-hafencity.html<br />
[21.11.2010]<br />
6 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />
Interview 19.03.2010
Bodenfläche Konzept i Konzept ii Konzept iii Alt. Konzept<br />
Kurzfristig<br />
Seepost, Kleingewerbe,untergenutzte<br />
Posthalle<br />
Mittelfristig<br />
49 400 59 200 61 000 47 900<br />
Restliche Postflächen 58 200 57 600 53 600 65 500<br />
langfristig 8 200<br />
Sportflächen 61 000 35 100 39 000<br />
Metro 30 600 32 500 43 400 62 700<br />
Nicht bebaute Fläche 45 900 17 000 21 600<br />
Bodenfläche<br />
insgesamt<br />
199 200 203 400 210 100 236 700<br />
Öffentliche Grün-/<br />
Freiflächen<br />
58 600 62 900 44 100 25 300<br />
Grundfläche Konzept i Konzept ii Konzept iii Alt. Konzept<br />
Kurzfristig<br />
Seepost, Kleingewerbe,untergenutzte<br />
Posthalle<br />
Mittelfristig<br />
24 100 14 500 17 600 12 100<br />
Restliche Postflächen<br />
langfristig<br />
23 700 21 700 14 800 24 900<br />
Sportflächen 2 700 14 100 15 000<br />
Metro 19 800 13 300 17 400 22 500<br />
Grundfläche<br />
insgesamt<br />
70 300 49 500 63 900 74 500<br />
Dichte Konzept i Konzept i Konzept i Alt. Konzept<br />
GRZ 0,35 0,24 0,30 0,31<br />
GFZ<br />
4 Stockwerke 0,97 1,22 1,26<br />
5 Stockwerke 1,22 1,52 1,57<br />
Grünanteil 0,29 0,31 0,21 0,11<br />
77. Vergleich der Flächen in Quadratmetern.<br />
117
118<br />
Zugverbindungen ungefähr der vom Bahnhof<br />
Dammtor entsprechen würde. Es wird aber mit<br />
deutlich weniger Fahrgäste gerechnet.<br />
Im Vergleich zu Konzept I, sieht Konzept II günstigere<br />
Zufahrtsmöglichkeiten für Fahrradfahrer<br />
und Busse zum Bahnhofsgebäude vor. Die Parkmöglichkeiten<br />
sind besser und die Anzahl der<br />
Buslinien ist höher. Konzept III und die Alternative<br />
bieten eine leichtere Orientierung und Erreichbarkeit<br />
für Fußgänger und Fahrradfahrer. Das<br />
Alternative Konzept ist zudem offener für<br />
Autoverkehr. Die Unsicherheiten, welche Folgen<br />
die Konzepte für die Vielfalt und die Frequenz der<br />
unterschiedlichen Verkehrsmittel mit sich bringen,<br />
führen beim Vergleich der Knotenfunktionen<br />
zu relativ geringen aber wichtigen Unterschiede.<br />
Während Konzept I wenig Flexibilität<br />
bietet, kann der ÖPNV und das Parkplatzangebot<br />
in den anderen Konzepten nach Bedarf angepasst<br />
werden. Vor allem Konzept III und die Alternative<br />
bieten in Ihrer städtebaulichen Struktur<br />
Anpassungsmöglichkeiten, die unterschiedlichen<br />
Anforderungen von Nutzungszusammensetzungen<br />
gerecht werden können (sehe die nicht<br />
gefüllten Sterne im Diagramm). Zudem würde<br />
der Anschluss des Bahnhofs an das geplante<br />
Stadtbahnnetz die Knotenfunkion nochmals<br />
erhöhen.<br />
Für die Attraktivität und Nutzungsvielfalt in der<br />
Bahnhofsumgebung würde sich durch das Konzept<br />
I voraussichtlich wenig verändern. Eventuell<br />
würde sich durch den erhöhten Durchgangsverkehr<br />
ein Wandel der ansässigen Unternehmen<br />
stattfinden. Mehr Großhandel wäre beispielsweise<br />
denkbar. Der Großhandel würde mehr<br />
Menschen anziehen aber wahrscheinlich weder<br />
die Vielfalt noch die Aufenthaltsqualität erhöhen.<br />
In Konzept II ist eine deutliche Veränderung<br />
geplant, die trotz der Quartiersorientierung in der<br />
Entwicklung, den Bahnhof an die Stadt anknüpft<br />
und mental näher bringt. Die vorgesehene Wohnnutzung<br />
bringt zudem mehr Leben ins Gebiet.<br />
Bei den anderen Konzepten ist das Potenzial von<br />
Mischnutzungen groß. Die Lage zwischen den<br />
beliebtesten Stadtteilen Hamburgs bietet ein<br />
großes Potenzial für die zukünftige Entwicklung<br />
und Belebung des Bahnhofsquartier. Da der<br />
Autoverkehr im alternative Konzept eine stärkere<br />
Stellung hat, kann die Aufenthaltsqualität etwas<br />
geringer eingestuft werden als in Konzept III.<br />
Die Grafik zeigt, dass die jeweiligen Zielsetzung<br />
der Konzepte für die Entwicklung der Bahnhofsumgebung<br />
einen sehr großen Einfluss auf die<br />
Rolle des Bahnhofs im Stadtgefüge haben wird.
Node<br />
Alt. Konzept<br />
Konyept III<br />
Konzept II<br />
Konzept I<br />
Diebsteich<br />
heute<br />
Hauptbahnhof<br />
Node<br />
Altona<br />
Dammtor<br />
Konzept I<br />
Unbalanced<br />
node<br />
Dammtor<br />
Harburg<br />
Dependence<br />
Konzept II<br />
Unbalanced<br />
node<br />
Alt. Konzept<br />
Konyept III<br />
78. Konzepte in der Grafik von Bertolini eingeordnet<br />
Balance<br />
Balance<br />
Bergedorf<br />
Stress<br />
Altona<br />
Unbalanced<br />
place<br />
Place<br />
Stress<br />
Hauptbahnhof<br />
119
120<br />
79. Fotos von Parkgaragen unter öffentlichen Plätzen in Lyon
4.4 Fazit mit Ausblick<br />
Die vorgestellten Konzepte verfolgen unterschiedliche<br />
Zielsetzungen, die sich vor allem in<br />
der angestrebten Entwicklung der Ortsfunktion<br />
des Fernbahnhofs unterscheiden. Die Unterschiede<br />
wirken sich stark auf den Zeit hori zont der<br />
Planungen und auf den Umfang der Veränderungen<br />
aus. Im Folgenden werden die zentralen<br />
Punkte der Entwürfen diskutiert. Anschließend<br />
werden zudem einige offenen Fragen angesprochen,<br />
die in dieser Arbeit nicht thematisiert worden<br />
sind.<br />
4.4.1 Abwägende Aspekte und offene<br />
Fragen<br />
Es ist die zentrale Aufgabe der Stadtplanung<br />
zwischen möglichst alle privaten und öffentlichen<br />
Belange so gerecht wie möglich abzuwägen.<br />
Welches sind bei dieser Planung die<br />
zentralen Belange zwischen denen abgewogen<br />
werden muss, und wie sind diese einzuschätzen?<br />
Die Arbeit beschränkt sich hier auf die Abwägungen<br />
zwischen den Aspekten, in denen sich die<br />
Konzepte im wesentlichen unterscheiden.<br />
Stadtentwicklung für das Quartier, den<br />
Stadtteil oder für die Gesamtstadt?<br />
Die Zielsetzungen der Konzepte zeigen ganz<br />
unterschiedliche Projektverständnisse auf. Der<br />
Bahnhof als Einzelprojekt, als Stadtteilentwicklung<br />
oder als gesamtstädtisches Projekt. Es liegt<br />
aber in der Funktion eines Fernbahnhofs, der ein<br />
Knotenpunkt eines nationalen Verkehrsnetzes ist,<br />
vor Ort eine Bedeutung zu haben, die über die<br />
eines Quartierszentrums hinaus geht. Gleichzeitig<br />
zeigt die Einschätzung der Konzepte nach<br />
Bertolinis Theorien, dass der Standort Diebsteich<br />
ein attraktiven Aufenthaltsort werden kann, aber<br />
voraussichtlich nicht den Umfang eines Bezirkszentrums<br />
entwickeln könnte wie es Altona und<br />
Bergedorf sind.<br />
Zeitlicher Rahmen<br />
Die Zielvorgabe des ersten Konzeptes, den Fernbahnhof<br />
als Einzelvorhaben zügig zu realisieren,<br />
wirft die Frage auf, wie viel Zeit die Planungen in<br />
Anspruch nehmen darf, um einen zukunftsfähigen<br />
Fernbahnhof zu schaffen? Häufig führen<br />
gerade jene Planungsprozesse die besonders<br />
schnell durchgeführt werden sollen zu starken<br />
Protesten, welche wiederum den Pro zess erheblich<br />
verlängern. Zudem ist es ohne Gesamtkonzept<br />
nicht möglich, die Anforder ungen an einen<br />
Fernbahnhof einzuschätzen. Ein Gesamtkonzept<br />
würde auch gegenüber die Investoren größere<br />
Planaungssicherheit vermitteln. Da auch die Entwicklung<br />
von „Mitte Altona“ von der Verlegung<br />
des Bahnhofes abhängig ist, ist ein gewisser Zeitdruck<br />
jedoch vorhanden. Die Festsetzung einer<br />
Node<br />
Alt. Konzept<br />
Konyept III<br />
Konzept II<br />
Konzept I<br />
Diebsteich<br />
heute<br />
Hauptbahnhof<br />
Node<br />
Konzept I<br />
Unbalanced<br />
node<br />
Dammtor<br />
Harburg<br />
Dependence<br />
Konzept II<br />
Unbalanced<br />
node<br />
Alt. Konzept<br />
Konyept III<br />
Balance<br />
Bergedorf<br />
Stress<br />
Altona<br />
Unbalanced<br />
place<br />
Place<br />
Stress<br />
Hauptbahnhof<br />
121
122<br />
gemeinsamen Zielsetzung für die Entwicklung<br />
ist absolut notwendig, bevor Ent scheid ungen<br />
getroffen werden, die später eine erwünschte<br />
Entwicklung verhindern. Eine Ein igung der<br />
zentralen Akteure nach einer breiten öffentlichen<br />
Diskussion, wäre hierbei wichtig, um frühzeitig<br />
ein Vertrauen und Verständnis für das Planungsvorhaben<br />
in der Bevölkerung aufzubauen.<br />
Verdrängungsrisiko für Kleingewerbe und<br />
Bewohnern?<br />
Die eventuelle Verdrängung von den heutigen<br />
Kleingewerbebetreibern und Bewohnern würde<br />
die Qualitäten des Gebietes beeinträchtigen. In<br />
dieser Arbeit ist die Bedeutung von günstigen<br />
Gewerbeflächen als Potenzial für eine vielseitige<br />
und identitätsstiftende Bahnhofsumgebung hervorgehoben<br />
worden. Dies steht aber im Konflikt<br />
mit eine Wertsteigerung der Grundstücke, die bei<br />
Entwicklungsprojekten durchaus erwünscht ist,<br />
um Investitionskosten zu decken. Vor allem aber<br />
besteht das Risiko, dass die Angst vor Verdrängung<br />
zu großen Protesten führt, die eine Entwicklung<br />
hemmen könnte. Die Befürchtungen der<br />
Bewohner in Altona-Nord, wegen steigender<br />
Mietpreise wegziehen zu müssen, existieren<br />
bereits und muss ernsthaft thematisiert werden.<br />
Hat der Bahnhofsbau selbst eine Einwirkung auf<br />
die Verdrängung? Ist ein Gentrifizierungsprozess<br />
bereits in Gange der so oder so nicht aufzuhalten<br />
ist? Betrifft dieser auch das Gewerbegebiet unabhängig<br />
von den neuen Planungen? Wenn das<br />
Konzept I die Gewerbeflächen wahren will, muss<br />
vielleicht auch dann einer Verdrängung gezielt<br />
gegen gesteuert werden?<br />
Konkurrenzrisiko zwischen dem Bereich um<br />
den Fernbahnhof und den angrenzenden<br />
Zentren<br />
Das Konkurrenzrisiko durch den neuen Fernbahnhof<br />
für die Bezirkszentren und das Stadtteilzentrum<br />
Bahrenfeld kann durch diese Arbeit<br />
nicht festgestellt werden. Welche Folgen könnte<br />
ein neues Zentrum um den Fernbahnhof haben?<br />
Bei welcher Größe oder Nutzung entsteht ein<br />
Konkurrenzproblem? Ergeben sich auch neue<br />
Chancen für die bestehenden Zentren?<br />
Eine ausreichende Beantwortung dieser Fragestellungen<br />
liegt außerhalb des Betrachtungsrahmens<br />
dieser Arbeit. Die Einschätzung der<br />
Konzeptauswertung geht nicht davon aus, dass<br />
sich die Ortsfunktion um den Bahnhof Diebsteich,<br />
die Ortsfunktion von Altona oder Bergedorf<br />
erreichen könnte. Ein zu starker Fokus auf diese<br />
Befürchtung kann zu starken Einschränkungen<br />
in der Entwicklung des Fernbahnhofs führen.<br />
Wenn aber der Fernbahnhof Diebsteich von<br />
zentraler Bedeutung bei der Verkehrsmittelwahl<br />
der Bürger sein soll, muss die Umgebung des<br />
Bahnhofs auch die Alltagsbedürfnisse der Bürger<br />
befriedigen können. Es wäre im Sinne der Förderung<br />
nachhaltiger Verkehrsmittel sinnvoll, eine<br />
flexible Zentrumsfunktion am Fernbahnhof Diebsteich<br />
zu ermöglichen und diese nicht von vornherein<br />
zu verhindern.<br />
Sportflächen erhalten oder bebauen?<br />
Ein weiterer Aspekt, indem sich die Konzepte<br />
unterscheiden, ist der Umgang mit den Sportflächen.<br />
Welche Bedeutung haben sie im Vergleich<br />
zur Schaffung von rund 700 neuen
Wohn ungen? Sind große Sportflächen, wie die<br />
im Plangebiet, als Freiflächen für das Entwicklungsquartier<br />
ausreichend, obwohl sie nur von<br />
einer sehr begrenzten Gruppe genutzt werden<br />
dürfen? Gerade Sportflächen sind wichtig für die<br />
Gesundheitsförderung der Bürger, aber in Anbetracht<br />
des begrenzten Bezuges zum Fernbahnhof<br />
wäre vermutlich ein Standort im neuen Stadtteil<br />
„Mitte Altona“ vorzuziehen. Es ist auf jeden Fall<br />
von zentraler Bedeutung, die Sportflächen durch<br />
öffentliche Freiflächen zu ergänzen und die<br />
Wegeverbindungen der Landschaftsachse Priorität<br />
zuzuschreiben.<br />
4.4.2 Ausblick<br />
Die Idee dieser Arbeit ist es, unterschiedliche<br />
Aspekte der Planung des neuen Fernbahnhofes<br />
zu beleuchten und Bausteine und Abhängigkeiten<br />
darzustellen, um eine eventuelle öffentliche<br />
Diskussion konkret und zielführend anzuregen.<br />
Die Analyse und die Bausteine stellen<br />
keine ausschließende Betrachtung dar, sie können<br />
verändert, verworfen oder ergänzt werden.<br />
Welche Alternativen und Kompromisse sind<br />
vorstellbar?<br />
123
Anhang
Abkürzungen und Fachbegriffe<br />
Quellenverzeichnis<br />
Abbildungsquellen<br />
Anhang 1. auszug aus der BaunoV<br />
Anhang 2. entwürfe für “Mitte Altona”
126 Abkürzungen und Fachbegriffe<br />
BauGB Baugesetzbuch<br />
BBI Flughafen Berlin Brandenburg International<br />
BSU Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt<br />
BAB7 Bundesautobahn A7<br />
DB AG Deutsche Bahn AG<br />
Grundfläche Die Fläche, die ein Gebäude auf dem Boden einnimmt.<br />
GFZ Geschossflächenzahl Summe der Geschossflächen im Verhältnis zur Fläche des<br />
Baugrundstückes.<br />
GRZ Grundflächenzahl Das Verhältnis der Grundfläche des Gebäudes zur Fläche des<br />
Baugrundstückes.<br />
Erschließung Straßenanbindung, über die ein Ort zu erreichen ist.<br />
FHH Freie- und Hansestadt Hamburg<br />
HWWI Hamburger Weltwirtschaftsinstitut<br />
LGV Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung<br />
der FHH<br />
MIV Motorisierten Individualverkehr<br />
TGV Train à grande vitesse Hochgeschwindigkeitszüge in Frankreich.<br />
ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr
Quellenverzeichnis<br />
• Astoc WES & Partner (2009) Städtebaulich-landschaftsplanerische Vorstudie Bahnflächen Altona.<br />
(Stand Juli 2009, unveröffentlicht).<br />
• Deutschland (2004) Baugesetzbuch (BauGB) 41. Auflage 2009. Deutscher Taschenbuch Verlag<br />
GmbH.<br />
• Bertolini, L. und Spit, T. (1998) Cities on rails. E & FN Spon.<br />
• Bongenaar, A. (1994) A-localties hebben broeinestfunctie. Stedebouw en Volkshuisvesting,<br />
29-31.<br />
• Cüsters, J. (1994) Hoge ambities niet gehaald; verslag discussiebijeenkomst NIROV. Stedebouw<br />
en Volkshuisvesting, 10-11.<br />
• MBO (1993), Jaarverlag MBO<br />
• NIROV/Sectie SEIROV (1995) Stationslocaties op de rails. Unpublisched proceedings of the<br />
congress of the same name, Arnhem, 23 February<br />
• NSC (1994) Stationslocaties. Unpublisched proceedings of the congress of the same name,<br />
Amerfoort, 18 February<br />
• Province Zuid Holland (1991), Lokaties op Sporen. Province Zuid Holland<br />
• Rutten, J. & Cüsters, J. (1994) Overheid laat kansen liggen. Stedebouw en Volkshuisvesting,<br />
26-28.<br />
• Bertolini, L. (2008) Station areas as nodes and places in urban networks: An analytical tool and<br />
alternative development strategies, Railway Development, 35-57, Physica-Verlag Heidelberg<br />
• Serlie, Z. (1998) Stationslocaties in Vergelijkend Perspectief. Master Thesis, Universiteit Utrecht,<br />
Utrecht<br />
• Boje, A., Ott, I & Stiller, S. (2010) Entwicklungsperspektiven für die Stadt Hamburg: Migration,<br />
Pendeln und Spezialisierung, MWWI [Elektronisch] Abrufbar: http://hwwIde/Energie-und-<br />
Transpo.6213.0.html [05.09.2010]<br />
• Bonny, H. W. (2010) Gewerbehöfe in Altona -Entwurf des Abschlussberichtes, ( Stand Juni 2010,<br />
nicht veröffentlicht).<br />
• Deutschland (1983) Bundeskleingartengesetz, Stand 2001<br />
• Bürgerschaft FHH (2010), Leitbild Hamburg: Wachsen mit Weitsicht, Drucksache 19/5474: 23.2.2010<br />
• Bürgerschaft FHH (2009), Wohnungsbauentwicklungsplan,Drucksache 19/2995: 5.5.2009<br />
• Colliers Grossmann & Berger (2010), Marktbericht 2. Quartal 2010.[Elektronisch] Abrufbar: http://<br />
www.grossmann-berger.de/service/marktinfos/gewerbe.html [10.09.2010]<br />
• D&K drost consult GmbH (2010), Städtebaulicher und landschaftsplanerischer Realisierungswettbewerb<br />
mit Ideenteilen -Mitte Altona Auslobung zum kooperativen Verfahren, FHH BSU, aurelis Asset<br />
GmbH, DB Netz AG, Holsten-Brauerei AG.<br />
• Emmelin, L. (2000) The confusing multiplicity of futures and the beguiling logic of history, In: Møller,<br />
P.G., Holm, P., Rasmussen, L. (Eds.), Aktører i landskabet. Odense Universitetsforlag, Odense, pp. 27–55.<br />
127
128 • Ferner, Kröninger, Aschke 2008, Baugesetzbuch mit Baunutzungsverordnung -Handkommentar,<br />
2. Auflage, Nomos.<br />
• FHH, Bezirk Altona (2010) Atlas Altona -Bestandsaufnahme zum Zukunftsplan Altona, Bezirksamt<br />
Altona<br />
• empirica (2009); IDN Immodaten GmbH-Preisdatenbank (2007-2009)<br />
• FHH Denkmalschutzamt Stand Mai 2010,<br />
• FHH LGV, Hamburgisches automatisierte Liegenschaftsbuch (HALB), Stand Juli 2009<br />
• Gehl, J.(2001) Life between buildings. Arkitektens Forlag. The Danish Architectural Press.<br />
• Jacobs, J. (2004) Den amerikanska storstadens liv och förfall. Daidalos<br />
• Jung, W. (2006) Prognosen in der räumlichen Planung- Arbeitspapier. Universität Stuttgart.<br />
• Hopkins, L. D. (2002) Beyond Normative Forcasts: A Normative Forcast of Forcasting for<br />
Plans: Paper prepared for presentation at the Association of Collegiate Schools of Planning<br />
Conference, November 2002 Baltimore.<br />
• Opsaschowski, H. W. (2009) Deutschland 2030 -Wie wir in Zukunft leben. Gütersloher<br />
Verlagshaus.<br />
• Otto, A. H. (2010) Implikationen steigender Energie- und Transportkosten für die künftige Stadtentwicklung:<br />
Innerstädtische Trends in Hamburg. HWWI [Elektronisch] Abrufbar: http://hwwIde/<br />
Energie-und-Transpo.6213.0.html?&no_cache=1&sword_list[]=Hamburg [05.09.2010]<br />
• Sands, B (1993), The developmenteffects of high-speed rail stations and implications for Carlifornia.<br />
Built Environment, 19 (¾), pp. 257-285<br />
• Schütz, E. (1998), Stadtentwicklung durch Hochgeschwindigkeitsverkehr, Konzeptionelle und<br />
Methodische Absätze zum Umgang mit den Raumwirkungen des schienengebunden Personen-<br />
Hochgeschwindigkeitsverkehr (HGV) als Beitrag zur Lösung von Problemen der Stadtentwicklung,<br />
Informationen zur Raumentwicklung, Heft 6: 369-383.<br />
• Senatsverwaltung Stadtentwicklung Berlin (2007) Stadtumbau West in Berlin. Senatsverwaltung<br />
Stadtentwicklung Berlin.<br />
• Planungsbüro Richter Richard, Sommer, A. (2007) Leitfaden Lärmaktionsplan Ballungsraum Hamburg-<br />
Abb. 5 Altona.<br />
• Studio UC, Overmeier, K. (2010), Kreative Milieus und offene Räume in Hamburg, Auftraggeber:<br />
FHH<br />
• Sträter , D. (1988) Szenarienals Instrument der Vorausschau in der Räumlichen Planung. In Regionalprognosen<br />
-Methoden und Ihre Anwendung, Forschungs- und Sitzungsberichte 175, Akademie für<br />
Raumforschung und Landschaftsplanung.ARL Hannover<br />
• SSR / Düsterhöft (2009) Konkretisierung der Landschaftsachsen Eimsbüttel und Volkspark. Auftraggeber:<br />
FHH.
Mündliche Quellen in überblick<br />
• Dr. Hans Werner Bonny, Vorlesung an der HCU 25.10.2010<br />
• Martin Büchler 10.09.2010, Grossmann und Berger, Abteilung Industrie- und Lagerimmobilien<br />
• Kirsten Bärzing 13.09 2010, Hamburg Kreativgeselschaft, Abteilung Immobilien und Projekte<br />
• Lukasz Chrobok, Künstler und Gründer des Künstlerhaus 2025 in der Ruhrstraße, Interview<br />
29.09.2010<br />
• Sonia ebert 10.09.2010, Grossmann und Berger, Abteilung Büroimmobilien<br />
• Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung, Interview 19.03.2010, Auftaktveranstaltung<br />
zu „Mitte Altona“ in der Theodor-Haubach-Schule in Altona-Nord, 25.05.2010,<br />
Bürgerforum „Mitte Altona“ 05.06.10, Telefongespräch 11.11.2010<br />
• Martin Schwarz, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, Abt. Bauwesen Amt für Planen, Genehmigen<br />
und Denkmalschutz, Fachbereich Planen, Telefongespräch 24.08.2010<br />
• Prof. Jörn Walter, Oberbaudirektor, Auftaktveranstaltung zu „Mitte Altona“ in der Theodor-Haubach-Schule<br />
in Altona-Nord, 25.05.10.<br />
129
Abbildungsverzeichnis<br />
Alle Karten eigener Darstellung, sind auf Grundlage der FHH, LGV (2009) DSGK 1000 und DSK 20.000.<br />
Alle Fotos sind von der Verfasserin.<br />
Hier folgen die Quellen, nicht eigener Darstellungen.<br />
Abbildungsnummer. Seitennummer<br />
3. Entwicklung des Personenzugverkehrs : Statistisches Bundesamt, Fachserie 8, R 2, eisen-<br />
bahnverkehr, 2004 22<br />
4. Anzahl der Bauvorhaben im Verhältnis zur Entfernung vom Fernbahnhof Kassel-Wilhelmshöhe;<br />
Schütz, e. (1998) Seite 373 24<br />
5. (25, 78 eigene bearbeitung der Grafik) Bertolinis Diagramm über die Verhältnisse zwischen,<br />
Knoten- und Ortsfunktion; Bertolini, l. (2008) Seite 38 25<br />
6. Bahnhöfe in Amsterdam im Knoten-Ortswert Vergleich 1997 und 2005; Bertolini, l. (2008)<br />
Seite 43 26<br />
7. Baulandpreise in Kassel 1989-1993; Schütz, e. (1998) Seite 372 28<br />
9. Bereich der vorbereitenden Untersuchung für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme<br />
“Mitte Altona”; Presentation der BSU im Rahmen des Bürgerforums am 05.06.2010, Stand Mai<br />
2010. 31<br />
10. Das Pilzkonzept; Xerxes2k [elektronisch] >http://de.wikipedia.org/wiki/Pilzkonzept<<br />
[26,11,2010] 32<br />
11. Vergleich der Berliner Bahnhöfe; DG AG [elektronisch] >www.bahnhof.dehttp://fbinter.stadt-berlin.de/fb/index.jsphttp://www.stadtumbau-berlin.de/Plaene-Grafiken.5827.0<br />
.html < [19.08.2010]. 36<br />
15. Plangebietsabgrenzung; Grundlage: FHH, lGV (2009) DK5 1000. 42
16-18. Bevölkerungsdichte (Einwohner/qm), Ausländeranteil Prozentsatz der Einwohner mit<br />
ausländischem Pass) Wahlbeteiligung in v.H. (Bürgerschaftswahl 2008), ; FHH, Statistikamt nord,<br />
[elektronisch] >http://www.statistik-nord.de/fileadmin/download/Stadtteil_Profile/atlas.<br />
html < [10.08.2010]. 44<br />
19. Vergleich der Hamburger Bahnhöfe; DB AG [elektronisch] >www.bahnhof.de< \Große<br />
Bahnhöfe im norden [02.07.2010]; e-Mail der DB AG, Bahnhofsmanagement Hamburg, am<br />
20.10.2010 45<br />
34, 35. Leitbild “Mitte Altona”, Plangebiet der vorbereitende Untersuchung für “Mitte Altona” und<br />
die zwei Bauphasen; Presentation der BSU im Rahmen des Bürgerforums am 05.06.2010,<br />
Stand Mai 2010. 68<br />
36. Zielplan für die Einführung eines Stadtbahnnetzes; DB AG. [elektronisch] >http://stadtbahn.<br />
hochbahn.de/strecke/zielnetz< [29.07.2010] 70<br />
37. Die Volkspark-Achse im FHH, GrünesnetzHamburg, Stand: november 2002. 72<br />
38. Vorschläge für die Wegeverbindungen der Volkspark-Achse; SSR / Düsterhöft (2009)<br />
Seite106 72<br />
39. Einwohnerentwicklung in Hamburg und Umland 1950-2006; Statistikamt nord, vgl. Bürger-<br />
schaft FHH (2009) 76<br />
40. Bevölkerungsprognose für Hamburg, 2009-2060; Statistisches Bundesamt, Wiesbaden<br />
(2010) [elektronisch] >www-genesis.destatis.de< [02.09.2010] Stand 2008 76<br />
41. Mietpreise der angebotenen Neuvermietungen in Hamburg; empirica (2009); iDn immo-<br />
daten GmbH-Preisdatenbank (2007-2009), vgl. FHH, Bezirk Altona (2010) Seite 66 77<br />
48. Ausschnitt aus de Karte über stadträumliche Potenziale für die Kreativwirtschaft in Hamburg;<br />
Studio UC, overmeier, K. (2010) Seite 106 97<br />
50. Verkehrskonzepte; Gehl, J. (2001) Seite 112 100<br />
80-83. 1. Preis: André Poitiers Architekt RIBA Stadtplaner, Hamburg mit arbos Freiraumplanung<br />
GmbH & Co. KG, Hamburg: 2. Preis: ARGE rohdecan/translocal, Dresden mit Rehwaldt Landschafts-<br />
architekten, Dresden: 3. Preis: AS&P Albert Speer & Partner GmbH, Frankfurt a.M. : Ankauf:<br />
petersen pörksen partner architekten + stadtplaner bda, Hamburg mit SINAI Faust.Schroll.<br />
Schwarz, Berlin; FHH, BSU [elektronisch] > http://www.hamburg.de/bsu/2635664/2010-11-19bsu-mitte-altona.html<<br />
[24.11.2010] 135
132<br />
Anhang 1. Art der baulichen nutzung Baunutzungsverordnung<br />
(BaunVo)<br />
http://www.gesetze.juris.de/baunvo/BJNR00<br />
4290962.html#BJNR004290962BJNG000101307<br />
[04.11.2010]<br />
Erster Abschnitt<br />
Art der baulichen Nutzung<br />
§ 2 Kleinsiedlungsgebiete<br />
[kommt im Plangebiet nicht in Frage]<br />
§ 3 Reine Wohngebiete<br />
(1) Reine Wohngebiete dienen dem Wohnen.<br />
(2) Zulässig sind Wohngebäude.<br />
(3) Ausnahmsweise können zugelassen werden<br />
1.<br />
Läden und nicht störende Handwerksbetriebe, die zur<br />
Deckung des täglichen Bedarfs für die Bewohner des<br />
Gebiets dienen, sowie kleine Betriebe des<br />
Beherbergungsgewerbes,<br />
2.<br />
Anlagen für soziale Zwecke sowie den Bedürfnissen<br />
der Bewohner des Gebiets dienende Anlagen für<br />
kirchliche, kulturelle, gesundheitliche und sportliche<br />
Zwecke.<br />
(4) Zu den nach Absatz 2 sowie den §§ 2, 4 bis 7 zulässigen<br />
Wohngebäuden gehören auch solche, die ganz<br />
oder teilweise der Betreuung und Pflege ihrer Bewohner<br />
dienen.<br />
§ 4 Allgemeine Wohngebiete<br />
(1) Allgemeine Wohngebiete dienen vorwiegend dem<br />
Wohnen.<br />
(2) Zulässig sind<br />
1.<br />
Wohngebäude,<br />
2.<br />
die der Versorgung des Gebiets dienenden Läden,<br />
Schank- und Speisewirtschaften sowie nicht störenden<br />
Handwerksbetriebe,<br />
3.<br />
Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale,<br />
gesundheitliche und sportliche Zwecke.<br />
(3) Ausnahmsweise können zugelassen werden<br />
1.<br />
Betriebe des Beherbergungsgewerbes,<br />
2.<br />
sonstige nicht störende Gewerbebetriebe,<br />
3.<br />
Anlagen für Verwaltungen,<br />
4.<br />
Gartenbaubetriebe,<br />
5.<br />
Tankstellen.<br />
§ 4a Gebiete zur erhaltung und entwicklung der<br />
Wohnnutzung (besondere Wohngebiete)<br />
[kommt im Plangebiet nicht in Frage]<br />
§ 5 Dorfgebiete<br />
[kommt im Plangebiet nicht in Frage]<br />
§ 6 Mischgebiete<br />
(1) Mischgebiete dienen dem Wohnen und der Unterbringung<br />
von Gewerbebetrieben, die das Wohnen<br />
nicht wesentlich stören.<br />
(2) Zulässig sind<br />
1.<br />
Wohngebäude,<br />
2.<br />
Geschäfts- und Bürogebäude,<br />
3.<br />
Einzelhandelsbetriebe, Schank- und Speisewirtschaften<br />
sowie Betriebe des Beherbergungsgewerbes,<br />
4.<br />
sonstige Gewerbebetriebe,<br />
5.<br />
Anlagen für Verwaltungen sowie für kirchliche,<br />
kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche<br />
Zwecke,<br />
6.<br />
Gartenbaubetriebe,<br />
7.<br />
Tankstellen,<br />
8.<br />
Vergnügungsstätten im Sinne des § 4a Abs. 3 Nr. 2 in<br />
den Teilen des Gebiets, die überwiegend durch<br />
gewerbliche Nutzungen geprägt sind.
(3) Ausnahmsweise können Vergnügungsstätten<br />
im Sinne des § 4a Abs. 3 nr. 2 außerhalb der in<br />
Absatz 2 nr. 8 bezeichneten teile des Gebiets<br />
zugelassen werden.<br />
§ 7 Kerngebiete<br />
(1) Kerngebiete dienen vorwiegend der Unterbringung<br />
von Handelsbetrieben sowie der zentralen Einrichtungen<br />
der Wirtschaft, der Verwaltung und der Kultur.<br />
(2) Zulässig sind<br />
1.<br />
Geschäfts-, Büro- und Verwaltungsgebäude,<br />
2.<br />
E i n z e l h a n d e l s b e t r i e b e , S c h a n k - u n d<br />
S p e i s e w i r t s c h a f t e n , B e t r i e b e d e s<br />
Beherbergungsgewerbes und Vergnügungsstätten,<br />
3.<br />
sonstige nicht wesentlich störende Gewerbebetriebe,<br />
4.<br />
Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale,<br />
gesundheitliche und sportliche Zwecke,<br />
5.<br />
Tankstellen im Zusammenhang mit Parkhäusern und<br />
Großgaragen,<br />
6.<br />
Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen<br />
sowie für Betriebsinhaber und Betriebsleiter,<br />
7.<br />
sonstige Wohnungen nach Maßgabe von<br />
Festsetzungen des Bebauungsplans.<br />
(3) Ausnahmsweise können zugelassen werden<br />
1.<br />
Tankstellen, die nicht unter Absatz 2 Nr. 5 fallen,<br />
2.<br />
Wohnungen, die nicht unter Absatz 2 Nr. 6 und 7 fallen.<br />
(4) Für Teile eines Kerngebiets kann, wenn besondere<br />
städtebauliche Gründe dies rechtfertigen (§ 9 Abs. 3<br />
des Baugesetzbuchs), festgesetzt werden, daß<br />
1.<br />
oberhalb eines im Bebauungsplan bestimmten<br />
Geschosses nur Wohnungen zulässig sind oder<br />
2.<br />
in Gebäuden ein im Bebauungsplan bestimmter Anteil<br />
der zulässigen Geschoßfläche oder eine bestimmte<br />
Größe der Geschoßfläche für Wohnungen zu<br />
verwenden ist.<br />
Dies gilt auch, wenn durch solche Festsetzungen<br />
dieser teil des Kerngebiets nicht vorwiegend der<br />
Unterbringung von Handelsbetrieben sowie der<br />
zentralen einrichtungen der Wirtschaft, der Verwaltung<br />
und der Kultur dient.<br />
§ 8 Gewerbegebiete<br />
(1) Gewerbegebiete dienen vorwiegend der Unterbringung<br />
von nicht erheblich belästigenden<br />
Gewerbebetrieben.<br />
(2) Zulässig sind<br />
1.<br />
Gewerbebetriebe aller Art, Lagerhäuser, Lagerplätze<br />
und öffentliche Betriebe,<br />
2.<br />
Geschäfts-, Büro- und Verwaltungsgebäude,<br />
3.<br />
Tankstellen,<br />
4.<br />
Anlagen für sportliche Zwecke.<br />
(3) Ausnahmsweise können zugelassen werden<br />
1.<br />
Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen<br />
sowie für Betriebsinhaber und Betriebsleiter, die dem<br />
Gewerbebetrieb zugeordnet und ihm gegenüber in<br />
Grundfläche und Baumasse untergeordnet sind,<br />
2.<br />
Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale und<br />
gesundheitliche Zwecke,<br />
3.<br />
Vergnügungsstätten.<br />
§ 9 industriegebiete<br />
(1) Industriegebiete dienen ausschließlich der Unterbringung<br />
von Gewerbebetrieben, und zwar vorwiegend<br />
solcher Betriebe, die in anderen Baugebieten<br />
unzulässig sind.<br />
(2) Zulässig sind<br />
1.<br />
Gewerbebetriebe aller Art, Lagerhäuser, Lagerplätze<br />
und öffentliche Betriebe,<br />
2.<br />
Tankstellen.<br />
(3) Ausnahmsweise können zugelassen werden<br />
133
134<br />
1.<br />
Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen<br />
sowie für Betriebsinhaber und Betriebsleiter, die dem<br />
Gewerbebetrieb zugeordnet und ihm gegenüber in<br />
Grundfläche und Baumasse untergeordnet sind,<br />
2.<br />
Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche<br />
und sportliche Zwecke.<br />
§ 10 Sondergebiete, die der erholung dienen<br />
(1) Als Sondergebiete, die der Erholung dienen, komm<br />
e n i n s b e s o n d e r e i n B e t r a c h t<br />
Wochenendhausgebiete,<br />
Ferienhausgebiete,<br />
Campingplatzgebiete.<br />
(2) Für Sondergebiete, die der Erholung dienen, sind<br />
die Zweckbestimmung und die Art der Nutzung darzustellen<br />
und festzusetzen. Im Bebauungsplan kann<br />
festgesetzt werden, daß bestimmte, der Eigenart des<br />
Gebiets entsprechende Anlagen und Einrichtungen<br />
zur Versorgung des Gebiets und für sportliche Zwecke<br />
allgemein zulässig sind oder ausnahmsweise zugelassen<br />
werden können.<br />
(3) In Wochenendhausgebieten sind Wochenendhäuser<br />
als Einzelhäuser zulässig. Im Bebauungsplan kann<br />
festgesetzt werden, daß Wochenendhäuser nur als<br />
Hausgruppen zulässig sind oder ausnahmsweise als<br />
Hausgruppen zugelassen werden können. Die zulässige<br />
Grundfläche der Wochenendhäuser ist im Bebauungsplan,<br />
begrenzt nach der besonderen Eigenart des<br />
Gebiets, unter Berücksichtigung der landschaftlichen<br />
Gegebenheiten festzusetzen.<br />
(4) In Ferienhausgebieten sind Ferienhäuser zulässig,<br />
die aufgrund ihrer Lage, Größe, Ausstattung, Erschließung<br />
und Versorgung für den Erholungsaufenthalt<br />
geeignet und dazu bestimmt sind, überwiegend und<br />
auf Dauer einem wechselnden Personenkreis zur Erholung<br />
zu dienen. Im Bebauungsplan kann die Grundfläche<br />
der Ferienhäuser, begrenzt nach der besonderen<br />
Eigenart des Gebiets, unter Berücksichtigung der landschaftlichen<br />
Gegebenheiten festgesetzt werden.<br />
(5) in Campingplatzgebieten sind Campingplätze<br />
und Zeltplätze zulässig.<br />
§ 11 Sonstige Sondergebiete<br />
(1) Als sonstige Sondergebiete sind solche Gebiete<br />
darzustellen und festzusetzen, die sich von den Baugebieten<br />
nach den §§ 2 bis 10 wesentlich<br />
unterscheiden.<br />
(2) Für sonstige Sondergebiete sind die Zweckbestimmung<br />
und die Art der Nutzung darzustellen und festzusetzen.<br />
Als sonstige Sondergebiete kommen insbesondere<br />
in Betracht Gebiete für den Fremdenverkehr,<br />
wie Kurgebiete und Gebiete für die Fremdenbeherbergung,<br />
Ladengebiete,<br />
Gebiete für Einkaufszentren und großflächige Handelsbetriebe,<br />
Gebiete für Messen, Ausstellungen und Kongresse,<br />
Hochschulgebiete,<br />
Klinikgebiete,<br />
Hafengebiete,<br />
Gebiete für Anlagen, die der Erforschung, Entwicklung<br />
oder Nutzung erneuerbarer Energien, wie Wind- und<br />
Sonnenenergie, dienen.<br />
(3)<br />
1.<br />
Einkaufszentren,<br />
2.<br />
großflächige Einzelhandelsbetriebe, die sich nach Art,<br />
Lage oder Umfang auf die Verwirklichung der Ziele der<br />
Raumordnung und Landesplanung oder auf die<br />
städtebauliche Entwicklung und Ordnung nicht nur<br />
unwesentlich auswirken können,<br />
3.<br />
sonstige großflächige Handelsbetriebe, die im Hinblick<br />
auf den Verkauf an letzte Verbraucher und auf die<br />
Auswirkungen den in Nummer 2 bezeichneten<br />
Einzelhandelsbetrieben vergleichbar sind,<br />
sind außer in Kerngebieten nur in für sie festgesetzten<br />
Sondergebieten zulässig. Auswirkungen im Sinne des<br />
Satzes 1 Nr. 2 und 3 sind insbesondere schädliche<br />
Umwelteinwirkungen im Sinne des § 3 des Bundes-<br />
Immissionsschutzgesetzes sowie Auswirkungen<br />
auf die infrastrukturelle Ausstattung, auf den<br />
Verkehr, auf die Versorgung der Bevölkerung im<br />
Einzugsbereich der in Satz 1 bezeichneten Betriebe,<br />
auf die Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche<br />
in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden,<br />
auf das Orts- und Landschaftsbild und auf den<br />
Naturhaushalt. Auswirkungen im Sinne des Satzes 2<br />
sind bei Betrieben nach Satz 1 Nr. 2 und 3 in der Regel<br />
anzunehmen, wenn die Geschoßfläche 1.200 qm<br />
überschreitet. Die Regel des Satzes 3 gilt nicht, wenn<br />
Anhaltspunkte dafür bestehen, daß Auswirkungen<br />
bereits bei weniger als 1.200 qm Geschoßfläche<br />
vorliegen oder bei mehr als 1.200 qm Geschoßfläche<br />
nicht vorliegen; dabei sind in bezug auf die in Satz<br />
2 bezeichneten Auswirkungen insbesondere die
Gliederung und Größe der Gemeinde und ihrer<br />
Ortsteile, die Sicherung der verbrauchernahen<br />
Versorgung der Bevölkerung und das Warenangebot<br />
des Betriebs zu berücksichtigen.<br />
135
ALTONA<br />
Anhang 2. Preisträger des städtebaulichen und landschaftsplanerischen<br />
Realisierungswettbewerbs für „Mitte Altona“<br />
1<br />
STÄDTEBAULICHER IDEENTEIL<br />
„Am Wasserturm“<br />
„Am Wasserturm“<br />
„Alter Güterbahnhof“<br />
„An der Kleiderkasse“<br />
„Holstenquartier“<br />
80. 1. Preis: André Poitiers Architekt RIBA Stadtplaner, Hamburg<br />
mit arbos Freiraumplanung GmbH & Co. KG,<br />
Hamburg<br />
„Gleiswiese“<br />
Lageplan 1_2000<br />
„Am Wasserturm“<br />
„Am Wasserturm“<br />
5<br />
„Holstenquartier“<br />
„An der Kleiderkasse“ de der<br />
81. 2. Preis: ARGE rohdecan/translocal, „Alter Güterbahnhof“ Dresden mit<br />
Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden<br />
Grünverbindung und Quartiersausbildung<br />
Schwarzpla<br />
Konzept
TEBAULICHER IDEENTEIL<br />
III<br />
II<br />
VI<br />
IV<br />
VIII<br />
VI<br />
VI<br />
VII<br />
VII<br />
VI<br />
VII<br />
VII<br />
VI<br />
VII<br />
VIII<br />
VII<br />
VII<br />
VII<br />
VI<br />
X<br />
VIII<br />
VIII<br />
VI<br />
VI<br />
VI<br />
VI<br />
VI<br />
VI<br />
VI<br />
VIII<br />
VI<br />
VI<br />
VI<br />
VI<br />
VI<br />
VI<br />
82. 3. Preis: AS&P Albert Speer & Partner GmbH, Frankfurt<br />
a.M.<br />
VI<br />
S<br />
XIV<br />
X<br />
II<br />
I<br />
VIII<br />
VIII<br />
VIII<br />
VI<br />
VI<br />
VI<br />
VIII<br />
IV<br />
IV<br />
IV<br />
IV<br />
VI<br />
VIII<br />
VIII<br />
VI<br />
VI<br />
I<br />
VI<br />
VIII<br />
VIII<br />
VI<br />
VIII<br />
VI<br />
VI<br />
VIII<br />
VIII<br />
VIII<br />
VI<br />
VI<br />
VIII<br />
VI<br />
VIII<br />
VIII<br />
VI<br />
VI<br />
VI<br />
VI<br />
VIII<br />
VIII<br />
VI<br />
VIII<br />
VI<br />
VIII<br />
VIII<br />
VI<br />
XII<br />
OFFENER MÄANDER<br />
HOF PARK<br />
HOF MEILEN-<br />
WERK<br />
geplan M 1:2.000 Gebäudetypologien<br />
Schwarzplan M 1:5.000<br />
MÄANDER<br />
BLOCK-TYP<br />
DOPPEL-L<br />
U-TYP<br />
BAHN<br />
Beispiel autoarmes Wohnen<br />
PARK HOF<br />
HARKORT-<br />
STRASSE<br />
PARK HOF HARKORT-<br />
STRASSE<br />
Beispiel autoarmes Wohnen<br />
HOF<br />
PARK<br />
83. Ankauf: petersen pörksen partner architekten + stadtplaner<br />
bda, Hamburg mit SINAI Faust.Schroll.Schwarz,<br />
Berlin
Anhang 3. Übersichtskarten<br />
0 400 800<br />
Meters
0 100 200 Meters