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HoFS AUF Seine UMGeBUnG

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P o t e n Z i e l l e A U S W i R K U n G e n<br />

e i n e S n e U e n F e R n B A H n -<br />

H o F S A U F S e i n e U M G e B U n G<br />

D i s k u s s i o n z u d e n e n t w i c k l u n g s m ö g l i c h -<br />

k e i t e n u m e i n e n n e u e n F e r n b a h n h o f i n<br />

H a m b u r g - D i e b s t e i c h<br />

Janna Bordier Diploma work for Master’s degree, 30 ECTS<br />

Master’s programme of Spatial Planning Blekinge Institute of Technology


Danksagung<br />

An dieser Stelle möchte ich all jenen meinen Dank aussprechen, die<br />

Mich durch diese Arbeit auf unterschiedlichste Weise unterstützt<br />

haben.<br />

Ett stort tack till mina handledare Anders Törnqvist och Gösta Blücher<br />

som tagit sig an och gjort det möjligt för mig att skriva detta examensarbete<br />

på tyska.<br />

Dank gilt all die, die Mir mit Informationen und fachlichen Rat zu<br />

Seite gestanden haben. Ein besonderes Dank an Johannes Gerdelmann,<br />

Elke von Kick und Sabine Hilfert.<br />

Dank auch an meine Freunde aus der HCU, unter anderem Torben,<br />

Felix, Mareike und Martin, die mit ihrer guten Stimmung, Rat und<br />

praktische Hilfe diese Arbeit ermöglicht haben.<br />

Ein besonderer Dank geht an Fabian, der mit Humor und Interesse,<br />

mich immer weiter Ermutigt hat.


4<br />

i n H A l t<br />

Zusammenfassung 6<br />

Sammanfattning 8<br />

1. einführung 10<br />

1.1 Fragestellungen 15<br />

1.2 Zielsetzung der Arbeit 15<br />

1.3 Methode 16<br />

1.3.1 Methoden einer Zukunftsdiskussion 16<br />

1.3.2 Die Szenarienmethode 16<br />

1.4 Aufbau der Arbeit 18<br />

2. theoretischer Hintergrund 20<br />

2.1 Entwicklungspotenzial um Bahnhöfe 22<br />

2.1.1 Der Anstoß von Fernbahnhofsentwicklungsprojekten in Europa 22<br />

2.1.2 Der Bahnhof als Knoten und Ort 23<br />

2.1.3 Wichtige Aspekte bei städtebaulichen Entwicklungen 26<br />

2.2 Steuerungsinstrumente der Stadtplanung 29<br />

2.2.1 Verbindliche und vorbereitende Bauleitplanung 29<br />

2.2.2 Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme 30<br />

2.2.3 Städtebaulicher Vertrag 31<br />

2.2.4 Vorkaufsrecht 31<br />

2.3 Referenzbeispiele 32<br />

2.3.1 Steckbrief: Berlin Südkreuz 33<br />

2.4 Fazit zur Theorie 39<br />

3. Plangebiet 40<br />

3.1 Abgrenzung des Plangebiets 43<br />

3.2 Das Plangebiet im innerstädtischen Vergleich 44<br />

3.2.1 Planungsdaten für den Fernbahnhof Diebsteich 45<br />

3.2.2 Hauptbahnhof 46<br />

3.2.3 Fernbahnhof Dammtor 46<br />

3.2.4 Fernbahnhof Altona 46<br />

3.2.5 Fernbahnhof Harburg 47<br />

3.2.6 Fernbahnhof Bergedorf 48<br />

3.2.7 Vergleichende Analyse der Hamburger Fernbahnhöfe bezüglich der Orts- und<br />

Knotenfunktion 49<br />

3.3 Gebietsbeschreibung 51<br />

3.3.1 Die „Ortsfunktion“ 51<br />

3.3.2 Die „Knotenfunktion“ 53<br />

3.3.3 Bestandsaufnahme 57<br />

3.4 Planungen in der Umgebung 67<br />

3.4.1 Mitte Altona 67<br />

3.4.2 Zukunftsplan Altona 71<br />

3.4.3 Stadtbahn 71


3.4.4 Landschaftsachse 71<br />

3.4.5 Überdeckelung der Bundesautobahn A7 (BAB 7) 73<br />

3.5 Interessen der Akteure 73<br />

3.5.1 Freie- und Hansestadt Hamburg (FHH) 73<br />

3.5.2 Bezirk Altona 74<br />

3.5.3 Immobilienmarkt und Grundeigentümer 74<br />

3.6 Zukunftsperspektiven 76<br />

3.6.1 Bevölkerungsentwicklung 76<br />

3.6.2 Mobilität 77<br />

3.6.3 Arbeitsmarkt 78<br />

3.6.4 Wohnen 79<br />

3.7 Fazit des Plangebiets 81<br />

3.7.1 Das Gebiet heute 81<br />

3.7.2 Entwicklungsräume und Bezug zum Fernbahnhof 81<br />

3.7.3 Anforderungen an neue Entwicklungskonzepte 82<br />

3.7.4 Zusammenfassende Auswertung der Planungssituation 84<br />

4. entwicklungsideen für Diebsteich 86<br />

4.1 Anforderungen und Ziele der Konzepte 88<br />

4.2 Bausteine der Entwürfe 92<br />

4.2.1 Der Standort des Fernbahnhofs 92<br />

4.2.2 Block- und Bebauungsstruktur 94<br />

4.2.3 Nutzungsart und Verteilung 96<br />

4.2.4 Straßenstruktur und öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) 101<br />

4.2.5 Grün- und Freiflächenstruktur 104<br />

4.3 Entwürfe und deren zeitliche Entwicklungsverläufe 106<br />

4.3.1 Entwurf I – Einen Fernbahnhof ermöglichen 108<br />

4.3.2 Entwurf II – Strukturen erhalten und ergänzen 110<br />

4.3.3 Entwurf III – Neue Strukturen schaffen 112<br />

4.3.4 Alternativer Entwurf 114<br />

4.3.5 Vergleich der konzepten 116<br />

4.4 Fazit mit Ausblick 121<br />

4.4.1 Abwägende Aspekte und offene Fragen 121<br />

4.4.2 Ausblick 123<br />

Anhang 124<br />

Abkürzungen und Fachbegriffe 126<br />

Quellenverzeichnis 127<br />

Mündliche Quellen in überblick 129<br />

Anhang 1. Art der baulichen Nutzung Baunutzungsverordnung (BauNVO) 132<br />

Anhang 2. Preisträger des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Realisierungswet<br />

tbewerbs für „Mitte Altona“ 136<br />

Anhang 3. Übersichtskarten 138<br />

5<br />

i n H A l t


6 Zusammenfassung<br />

Diese Diplomarbeit beschäftigt sich mit den Planungen<br />

der Deutschen Bahn AG (DB AG), den<br />

Altonaer Fernbahnhof an die S-Bahnhaltestelle<br />

Diebsteich zu verlegen (siehe Karte 1 “Übersichtskarte”<br />

auf Seite 12). Bislang ist bekannt, dass der<br />

Fernbahnhof Altona 2016 verlegt wird, und<br />

anstatt eines Kopfbahnhofs ein neuer Durchgangsbahnhof<br />

entstehen soll. Ein offizieller<br />

Be schluss des DB AG Vorstandes ist jedoch bislang<br />

nicht gefällt worden, und ist zudem von<br />

bundespolitischen Prioritäten abhängig.<br />

Um die S-Bahn Haltestelle Diebsteich liegen auf<br />

beiden Seiten der Gleise überwiegend Gewerbe<br />

und nur vereinzelt Wohnhäuser. Zudem befinden<br />

sich westlich der Gleise zwei große Friedhöfe und<br />

östlich der Gleise große Sportflächen, die Teil<br />

einer „Landschaftsachse“ sind. Dies ist keine übliche<br />

Gegend für einen Fernbahnhof. Der S-Bahnhof<br />

Diebsteich liegt geographisch am Rande der<br />

Innenstadt, aber gefühlt liegt er weit weg vom<br />

städtischen Leben. Die zentrale Fragestellung<br />

dieser Arbeit ist nun: Welche Auswirkungen hat<br />

ein neuer Fernbahnhof auf die städtebauliche<br />

Entwicklung in dessen Umgebung? Konkret stehen<br />

der zukünftige Standort des Altonaer Fernbahnhofs<br />

und die dortigen Möglichkeiten einer<br />

städtebaulichen Neuentwicklung im Fokus.<br />

Die Arbeit baut auf den Theorien von Prof. Luca<br />

Bertolini auf. Laut Bertolini liegt das Potenzial<br />

eines Bahnhofsentwicklungsprojektes im Bezug<br />

zwischen dem Bahnhof als Verkehrsknoten und<br />

dem Bahnhof als Ort. Wenn ein Ungleichgewicht<br />

zwischen diesen Funktionen entsteht, entsteht<br />

auch ein Veränderungsdruck. Im Falle des<br />

Fernbahnhofs Diebsteich entstünde ein starker<br />

Verkehrsknoten an einem Standort mit sehr<br />

schwacher Ortsfunktion und geringer Aufenthaltsqualität.<br />

Nach dieser Theorie gäbe es also<br />

ein großes Entwicklungspotenzial aber auch ein<br />

großes Handlungsbedürfnis.<br />

Die Planungssituation ist komplex. In Hamburg<br />

werden gegenwärtig mehrere stadtplanerische<br />

Großprojekte vorbereitet, die auch Einfluss auf<br />

das Umfeld des Fernbahnhofs Diebsteich haben<br />

könnten. Die Interessen bezüglich des Plangebiets<br />

sind vielfältig, wenn auch meist recht wage<br />

in Bezug auf das Bahnhofsumfeld. Es besteht ein<br />

großes Entwicklungspotenzial aufgrund der<br />

innerstädtischen Lage und der großen Wohnungsnachfrage<br />

in Hamburg. Zudem sprechen die<br />

Tendenzen einer wachsenden Pendlergesellschaft<br />

für eine hohe Nachfrage nach Wohnungen<br />

und Unternehmensstandorten in Bahnhofsnähe.<br />

Gegen eine Entwicklung spricht, dass keine Entwicklungsflächen<br />

zu Verfügung stehen und dass<br />

das Gebiet von den Bürgern kaum, oder höchstens<br />

als unattraktives Randgebiet, wahrgenommen<br />

wird.<br />

Die Arbeit verfolgt den Anspruch, die Thematik<br />

für eine interessierte Öffentlichkeit zu beschreiben<br />

und die Komplexität der Planungssituation<br />

zu verdeutlichen. Sie ist eher breit aufgestellt und<br />

soll als Grundlage für weitere Diskussionen<br />

dienen können. Es werden drei Konzepte mit<br />

unterschiedlichen Zielsetzungen vorgestellt,<br />

wobei der Bezug zwischen Entwurf und Bahnhofs<br />

entwicklung, sowie zentrale Abwägungen<br />

diskutiert werden. Die drei Konzepte werden mit<br />

beispielhaften Entwürfen illustriert und


untereinander verglichen. Diese werden einerm<br />

weitergehenden Alternativentwurf gegenüber-<br />

gestellt.<br />

Für die weitere Planungsdiskussion muss vor<br />

allem die Zielsetzung und deren Auswirkungen<br />

auf die Planung im Vordergrund stehen. Die wichtigsten<br />

Unklarheiten die in diesem Zusammenhang<br />

bestehen, betreffen die Konkurrenzsituation<br />

der Zentren und die eventuelle Verdrängung<br />

von Kleingewerbe und Bewohnern, die erhöhte<br />

Mieten nicht bezahlen können. Bevor eine Einigung<br />

über die Zielsetzung getroffen wurde,<br />

sollten keine weitreichenden Entscheidungen,<br />

wie die Wahl des Standorts des Bahnhofgebäudes,<br />

gefällt werden. Hier können Fehlentscheidungen<br />

eine nachhaltig hemmende<br />

Wirkung auf die Weiterentwicklung und das Vertrauen<br />

der Bürger haben.<br />

7


8<br />

Sammanfattning<br />

Detta examensarbete behandlar Deutsche Bahn<br />

AG:s (det tyska järnvägsaktiebolaget) planer på<br />

att förlägga järnvägsstationen Hamburg-Altona,<br />

till ett industriområde 2 km norr om det läge den<br />

har idag. Enligt dessa planer ska, till 2016, dagens<br />

säckstation ersättas av en genomfartsstation, där<br />

tunnelbanestationen Diebsteich idag ligger (se<br />

översiktskartan på sidan12). Deutsche Bahn AG:s<br />

styrelse har ännu inte fattat ett slutgiltigt beslut<br />

angående förläggningen. Ett sådant beslut är<br />

även avhängigt nationella, infrastrukturella<br />

prioriteringar.<br />

På båda sidor om tunnelbanestationen Diebsteich<br />

är övervägande industri-, hantverks-, varuhus-<br />

samt viss bostadsbebyggelse belägen.<br />

Väster om spåranläggningen ligger stora idrottsanläggningar<br />

och öster om spåren ligger stora<br />

kyrkogårdar. Dessa är del av ett större grönstråk<br />

från stadens ytterkanter, över Folksparken och in<br />

till Hamburgs stadskärna. Det är ett ovanligt läge<br />

för en järnvägsstation med nationella tågförbindelser.<br />

Egentligen ligger platsen för den planerade<br />

järnvägsstationen relativt centralt men upplevs<br />

vara starkt avskilt och perifert belägen.<br />

Den centrala frågeställningen för examensarbetet<br />

är:<br />

Vilken påverkan har en ny järnvägsstation på sin<br />

omgivning? Rent konkret står platsen för Altonas<br />

nya järnvägsstation i fokus och möjligheterna för<br />

en ny strukturell utveckling av dess närområde.<br />

Arbetet bygger på teorier av Prof. Luca Bertolini,<br />

som menar att potentialen för ett utvecklingsprojekt<br />

kring en järnvägsstation be ror<br />

på förhållandet mellan stationen som trafikknutpunkt<br />

och stationen som plats. Om det uppstår<br />

en obalans mellan dessa funktioner så skapas ett<br />

förändringstryck. Den nya placeringen av järnvägsstationen<br />

Altona skulle ge den en mycket<br />

stark funktion som trafikknutpunkt men inte tillgodose<br />

de vistelsekvaliteter och andra viktiga<br />

funktioner som kan attrahera människor. Därmed<br />

förefaller det finnas potential för att utveckla<br />

närområdet kring stationen. Det kan även ses<br />

som en nödvändighet för att den nya järnvägsstationen<br />

långsiktigt skall kunna fungera och<br />

tillgodose samhällets behov.<br />

Planeringssituationen är komplex. I Hamburg<br />

pågår flera större planeringsprojekt som kommer<br />

att påverka förutsättningarna kring den nya järnvägsstationen.<br />

Dessutom går det att identifiera<br />

flera motstridiga intressen kopplade till närområdet<br />

och som kan komma att spela roll i<br />

planering. Ännu har emellertid inga officiella<br />

uttalanden gjorts angående målsättningarna för<br />

planområdet. Närheten till Hamburgs stadskärna<br />

och den stora efterfrågan av centralt belägna<br />

bostäder stärker planområdets utvecklingspotential.<br />

Denna potential stärks även av andra<br />

samhälleliga tendenser, såsom ett allt starkare<br />

pendlingsberoende, som gör speciellt järnvägsstationer<br />

till attraktiva lägen för såväl företagsetablering<br />

som bostäder. Mot områdets<br />

utvecklingspotential framstår framför allt bristen<br />

på fri mark och områdets upplevda avskildhet<br />

vara.<br />

Examensarbetet har som mål att förklara<br />

planeringssituationen och dess komplexitet för<br />

en intresserad allmänhet. Det är ett brett upplagt


arbete som ska kunna utgöra grunden för vidare<br />

planeringsdiskussioner. Baserat på den centrala<br />

frågeställningen har tre olika koncept med olika<br />

målsättningar formulerats. Koncpten har konkritiserats<br />

i tre planillustrationer. Ett alternativt<br />

förslag har tillkommit för att bredda tankebanorna<br />

och fånga upp en tillsynes attraktiv möjlighet.<br />

Förhållandet mellan dessa koncept och<br />

möjlig stadsutveckling kring stationen diskuteras,<br />

med fokus på de viktigaste intresseavvägning-<br />

arna.<br />

För att underlätta den framtida planeringsdiskussionen<br />

bör en överenskommelse kring målsättningen<br />

för stationsetableringen och dess närområde<br />

först skapas. Viktiga oklarheter i detta sammanhang<br />

är den eventuella konkurrens situation<br />

som kan uppstå gentemot de angräns ande,<br />

etablerade distriktscentrumen i staden (Hamburg<br />

värnar en polycentrisk struktur med sju distriktscentrum-”Bezirke”),<br />

samt risken för bortträngning<br />

av dagens företag och boende i<br />

närområdet, som inte har råd med hyreshöjningar.<br />

Innan en överenskommelse kring målsättningen<br />

har träffats, bör inga beslut fattas som<br />

kan inskränka det framtida handlingsutrymmet.<br />

Ett annat förhållningssätt skulle komma att<br />

avsevärt försämra allmänhetens förtroende för plan-<br />

eringsprocessen.<br />

9


1.einführung


1.1 Fragestellungen<br />

1.2 Zielsetzung der Arbeit<br />

1.3 Methode<br />

1.4 Aufbau der Arbeit<br />

1.5 Abgrenzung


1. Übersichtskarte<br />

0 400 800<br />

Meters<br />

Masstab 1: 40.000


Seit mehreren Jahren wird bei der Deutschen<br />

Bahn AG (DB AG) eine Verlegung des Altonaer<br />

Bahnhofs diskutiert. Die Gleisanlagen und Brückenkonstruktionen,<br />

die zum Fernbahnhof Altona<br />

führen, haben einen großen Sanierungsbedarf,<br />

der laut Oberbaudirektor Walter einen zweistelligen<br />

Millionen Betrag kosten würde. Zudem<br />

erfordert die Zugabfertigung bei einem Kopfbahnhof<br />

einen höheren Personal- und Zeitaufwand<br />

als bei einem Durchgangsbahnhof. Gesetz<br />

den Fall, dass die Deutsche Bahn keine ICE-Züge<br />

in Altona mehr halten lassen wird, hat die Freie-<br />

und Hansestadt Hamburg (FHH) mit der DB AG<br />

einen Kompromiss getroffen, diese Bahnhofsfunktion<br />

nach Diebsteich zu verlegen um auch<br />

weiterhin durch mehrere Fernbahnhöfe nachhaltige<br />

Mobilität in der Stadt zu gewährleisten 1 .<br />

Die Autozüge, die heute am Altonaer Bahnhof<br />

durch das Bahnhofsgebäude beladen werden,<br />

würden nach dem Stand der Planungen weiter<br />

nördlich in Langfelde halten und beladen<br />

werden. Bislang ist bekannt, dass der Bahnhof<br />

Altona 2016 nach Diebsteich verlegt werden soll 2<br />

(siehe Karte 1 “Übersichtskarte” auf Seite 12). Ein<br />

offizieller Beschluss des Vorstandes der DB AG ist<br />

noch nicht gefällt 3 und ist von bundespolitischen<br />

Prioritäten abhängig 1 .<br />

1 Prof. Jörn Walter, Oberbaudirektor, Auftaktveranstaltung<br />

zu „Mitte Altona“ in der Theodor-Haubach-Schule<br />

in Altona-Nord, 25.05.10.<br />

2 Johannes Gerdelmann, BSU, Abteilung für Landes- und<br />

Landschaftsplanung, Auftaktveranstaltung zu „Mitte<br />

Altona“ in der Theodor-Haubach-Schule in Altona-Nord,<br />

25.05.2010.<br />

3 DB AG, E-Mail 19.02.2010; bestätigt von Elke von Kuick,<br />

Abteilung für Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirk<br />

Altona, Interview 30.09.2010<br />

In Diebsteich gibt es eine S-Bahn Haltestelle und<br />

in der Umgebung liegen auf beiden Seiten der<br />

Gleise überwiegend Gewerbe und vereinzelt<br />

Wohnhäuser. Zudem befinden sich westlich der<br />

Gleise zwei Friedhöfe und östlich der Gleise<br />

große Sportflächen. Der Bahnhof Diebsteich liegt<br />

geographisch am Rande der Innenstadt, aber<br />

mental weit weg vom städtischen Leben. Ohne<br />

eine neue Entwicklung um den Bahnhof ist zu<br />

befürchten, dass der Bahnhof nicht ausreichend<br />

frequentiert werden würde, mit der Folge, dass<br />

immer weniger Züge hier halten würden. Gleichzeitig<br />

besteht ein großes Potential, neue Nutzungen<br />

zu schaffen, die den Bahnhof ergänzen<br />

und attraktiv machen. Ohne frühzeitige Planungen<br />

und Diskussionen besteht aber das Risiko,<br />

eine erwünschte Entwicklung zu hemmen oder<br />

eine unerwünschte nicht stoppen zu können.<br />

Wichtig ist im gleichen Zusammenhang auch<br />

eine öffentliche Diskussion über die Planungen<br />

zu führen, um die Anliegen der Bürger früh mit<br />

einzubeziehen. Immer wieder zeigen die Erfahrungen,<br />

dass sich zu schnelle Prozesse durch nachträgliche<br />

Proteste verzögern und sehr lang<br />

werden können. Sie beschädigen das Vertrauen<br />

in die Planenden und können zum Scheitern<br />

eines Projekts führen.<br />

Die Planungssituation ist komplex. In Hamburg<br />

werden gegenwärtig mehrere stadtplanerische<br />

Großprojekte vorbereitet, die auch Einfluss auf<br />

das Umfeld des Fernbahnhofs Diebsteich haben<br />

könnten. Zwischen dem Bahnhof Altona und<br />

dem hier vorzustellenden Plangebiet wird ein<br />

neuer Stadtteil auf den alten Gleisanlagen<br />

geplant. Das Planvorhaben hat den Namen „Mitte<br />

Altona“. In Bahrenfeld wird der Ausbau und die<br />

13


14<br />

Überdeckelung der Bundesautobahn A7 (BAB7)<br />

geplant, mit mehreren neuen Wohnsiedlungen<br />

im Anschluss. Zudem ist zwischen Brahmfeld und<br />

Altona eine neue Stadtbahn in Planung (siehe<br />

Karte 33 “Planungen in der Umgebung des<br />

Plangebietes” auf Seite 66).<br />

Die Interessenlagen rund um einen neuen Fernbahnhof<br />

in Diebsteich sind vielfältig aber wage.<br />

Die Freie- und Hansestadt Hamburg hat die Zielsetzung<br />

5000-6000 neue Wohnungen im Jahr in<br />

der Stadt zu realisieren und benötigt hierfür<br />

Wohn ungsbauflächen (vgl. Bürgerschaft FHH<br />

2009: 2). Die Handelskammer und die Handwerkskammer<br />

möchten die Gewerbeflächen wahren.<br />

Vor allem produzierende Betriebe und deren<br />

Arbeitsplätze werden immer öfter verdrängt (vgl.<br />

Bonny 2010: 8). Die Landschaftsplanung der<br />

Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU)<br />

wiederum möchte die Landschaftsachse, die<br />

durch das Gebiet verläuft, aufwerten und<br />

schließlich gibt es Grundeigentümer und Nutzer<br />

im Gebiet, die unterschiedliche Interessen haben.<br />

Wie könnte die Entwicklung um den Fernbahnhof<br />

Diebsteich angesichts der heutigen Nutzungen<br />

aussehen, und welche Veränderungen<br />

sind zu welchem Zeitpunkt vorstellbar?<br />

In der nahen Zukunft könnte es im Umfeld des<br />

Fernbahnhofs Diebsteich, durch die Verlegung<br />

des Fernbahnhofs und die anderen zuvor<br />

genannten Projekte, zu größeren Veränderungen<br />

kommen. Die Interessen und Möglichkeiten sind<br />

vielfältig, die Zukunft nicht bekannt. Werden um<br />

den Fernbahnhof neue Funktionen gefragt<br />

werden? Welchen Einfluss hat ein neuer Fernbahnhof<br />

am Standort, des heutigen S-Bahnhofs<br />

Diebsteich, auf die Umgebung? Welche Möglichkeiten<br />

bieten sich an? Welche Risiken sind zu<br />

vermeiden? Die Vielfalt an Projekten, Interessen<br />

und städtebaulichen Defiziten, sowie die Trennwirkung<br />

der Gleise, führen zu der Notwendigkeit,<br />

einen Gesamtblick auf den Bereich um den Fernbahnhof<br />

Diebsteich zu werfen.


1.1 Fragestellungen<br />

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage der<br />

möglichen Entwicklungen in der Umgebung des<br />

Fernbahnhofs Diebsteich unter der Berücksichtigung<br />

der vielen Veränderungen und Unsicherheiten<br />

in der Zukunft. Drei übergreifende Fragestellungen<br />

haben sich herauskristallisiert, denen<br />

in dieser Arbeit nachgegangen werden soll:<br />

• Welche Auswirkungen hat ein neuer Fernbahnhof<br />

auf die städtebauliche entwicklung<br />

in seiner Umgebung?<br />

Hierbei geht es in erster Linie darum, was die<br />

Erfahrungen von anderen Projekten zeigen können.<br />

Welche Erkenntnisse, aus der Literatur und<br />

aus Referenzbeispielen können für die Planungen<br />

um den Fernbahnhof Diebsteich Relevanz<br />

haben?<br />

• Wie kann ein eventueller Veränderungswunsch<br />

im Bestand von der Stadtplanung<br />

gesteuert werden?<br />

Die meisten planerisch gesteuerten Veränderungen<br />

im Bestand sind Konversionsflächen,<br />

größere Industrie- oder Militärgebiete deren<br />

Nutz ungen entfallen sind. Andere große Veränderungsprojekte<br />

im Bestand sind Sanierungsgebiete<br />

oder Entwicklungsquartiere.<br />

• Wie könnte sich die Umgebung des Fernbahnhofs<br />

Diebsteich entwickeln?<br />

Anhand von Karten und Bildern können Entwicklungsideen<br />

visualisiert, getestet und diskutiert<br />

werden. Wie kann einen städtebaulichen Entwurf<br />

das größte Potenzial an Synergien mit dem<br />

neuen Fernbahnhof erzeugen?<br />

1.2 Zielsetzung der Arbeit<br />

Die Arbeit verfolgt den Anspruch, die Thematik<br />

für eine interessierte Öffentlichkeit zu beschreiben,<br />

die Fragestellungen zu problematisieren<br />

und die Komplexität der Planungssituation zu<br />

verdeutlichen. Die Arbeit stellt Alternativen vor,<br />

die als Grundlage für eine weitere Diskussion<br />

dienen können und Anregungen für weitere<br />

Untersuchungen geben sollen.<br />

15


16 1.3 Methode<br />

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der zukünftige<br />

Entwicklung eines Stadtgebietes. Aussagen über<br />

die Zukunft können leicht als spekulativ und<br />

unbegründet gesehen werden. Daher ist es wichtig,<br />

eine deutliche Arbeitsmethode zu verwenden,<br />

die den Arbeitsprozess strukturiert und<br />

nachvollziehbar macht, damit er transparent<br />

wird. Im Folgenden werden unterschiedliche<br />

Modelle und Methoden der Zukunftsforschung<br />

kurz beschrieben, um die Methodenwahl zu<br />

erläuern. Anschließend wird die gewählte Methode<br />

detaillierter erläutert.<br />

1.3.1 Methoden einer<br />

Zukunftsdiskussion<br />

Die Stadtplanung beschäftigt sich mit der Zukunft,<br />

hauptsächlich in Form von Plänen, die die<br />

Entwicklung steuern sollen. Emmelin beschreibt<br />

in seinem Modell für Zukunftsdiskussion vier<br />

Typen von Zukunftsbildern die unterschiedliche<br />

Grundintentionen verfolgen (vgl. Emmelin 2000:<br />

35ff):<br />

• Die Prognose soll die zukünftige Entwicklung<br />

„vorhersehen“. Das Ziel ist die konsequenteste<br />

und bestmögliche Prophezeiung. Die Prognose<br />

bekommt ihre Berechtigung durch die<br />

Bedeutung für ein Problem obwohl die Zuverlässigkeit<br />

unterschiedlich sein mag. Ein Beispiel<br />

hierfür sind Bevölkerungsprognosen die bei vielen<br />

Kalkulationen eine wichtige Annahme ausmachen<br />

(siehe Diagramm 40 ).<br />

• Der Plan soll die Zukunft darstellen. Wie „richtig“<br />

der Plans ist, hängt von den vorhandenen<br />

Instrumenten und den Einflussmöglichkeiten die<br />

Vorhaben des Planes durchzuführen ab.<br />

• Die Vision ist eine wünschenswerte Beschreibung<br />

der Zukunft und des Weges dahin. Visionen<br />

sollen durch ihre Überzeugungskraft Konsens<br />

zwischen Akteuren schaffen, die selber nicht die<br />

Entwicklung kontrollieren können. Leitbilder wie<br />

der „Zukunftsplan Altona“ sind eine Art von Visionen<br />

(siehe Abschnitt „3.4.2 Zukunftsplan Altona“<br />

auf Seite 71).<br />

• Das Szenario ist vor allem ein Prozess,<br />

wodurch neue Erkenntnisse über Alternativen<br />

und Konsequenzen geschaffen werden. Dessen<br />

Qualität hängt vor allem von der Konsequenz der<br />

Argumentation ab. Durch verschiedene Methoden<br />

werden Bilder der möglichen Entwicklungen<br />

der Zukunft unter dem Vorsatz „wenn... dann...“<br />

untersucht und eingeschätzt.<br />

In der Praxis werden die vier Typen von Zukunftsbeschreibung<br />

oft vermischt. Zudem wird der<br />

Begriff des Szenarios oft ohne genaue Definition<br />

oder Beschreibung der Herangehensweisen verwendet<br />

(vgl. Emmelin 2000: 35).<br />

Mit Blick auf die Zielsetzung dieser Arbeit (siehe<br />

Seite 15), kommt die Intention des Szenarios dieser<br />

am nächsten.<br />

1.3.2 Die Szenarienmethode<br />

Szenarien beschreiben durch unterschiedliche<br />

Verfahren vielseitig mögliche, zukünftige Entwicklungen<br />

und suchen Methoden, die die Entwicklungen<br />

zielgerichtet steuern könnten. Sie


ieten eine Methode, die im Verhältnis zu den<br />

mathematischen, quantitativen Methoden qualitative<br />

Aspekte mit einbezieht und dadurch komplexe<br />

Systeme abbilden kann. Beispielsweise<br />

können Trends, Gegentrends, Wertvorstellungen<br />

und Verhaltensweisen unterschiedlicher Akteure<br />

etc. im Zukunftsbild beschrieben werden, sowie<br />

die wechselseitige Beeinflussung der Teil elemente<br />

untereinander. Weitere Eigenheiten der<br />

Szenarienmethode sind nach Sträter, dass es<br />

keine eindeutig festgelegten Arbeitsschritte gibt<br />

und sie ergebnisoffen ist (vgl. Sträter 1988: 418).<br />

Dies ergibt eine Methode die flexibel auf die<br />

Rahmen bedingungen der Problemformulierung<br />

angepasst werden kann. Es gibt vielerlei Gründe<br />

die Szenarienmethode zu benutzen: Sie kann<br />

helfen komplexe Situationen zu durchdenken,<br />

Alternativen zu finden, Akteure zu überzeugen<br />

oder Ideen zu testen (Hopkins 2002: 7, vgl. Jung<br />

2006: 5)<br />

Die Anforderungen an Szenarien sind wissenschaftlich<br />

sehr hoch und es benötigt mehrere<br />

Fachexperten um sie zu formulieren. Eine völlig<br />

fundierte, wissenschaftliche Herangehensweise<br />

nach der Szenarienmethode ist in dieser Arbeit<br />

nicht möglich. Die differenzierten Fachkenntnisse<br />

können nicht in vollem Umfang herangezogen<br />

werden, um den Anforderungen gerecht zu<br />

werden. Die aufgestellten Fragestellungen<br />

werden in der Arbeit durch Literaturstudien,<br />

anhand von Referenzprojekten und der Erarbeitung<br />

von groben Entwicklungsskizzen bearbeitet.<br />

Sie dienen als Grundlage für weitere Diskussionen<br />

mit den Akteuren, wodurch weitere Ken-<br />

ntnisse herangezogen werden können. Wichtig<br />

für den Prozess ist es Fakten, Meinungen und<br />

Visionen voneinander zu unterscheiden.<br />

17


18<br />

1.4 Aufbau der Arbeit<br />

Die Arbeit beschreibt nach der Einführung erst<br />

die theoretischen Hintergründe basierend auf<br />

wissenschaftlicher Literatur. Anschließend wird<br />

das Plangebiet vorgestellt. Dazu gehören die<br />

Be stands aufnahme der Nutzungen und der<br />

Erschließung des Gebietes und drei weitere<br />

Einflussfaktoren:<br />

• Projekte in Planung<br />

• Interessen der Akteure<br />

• Zukunftstrends<br />

Die Einflussfaktoren werden einzeln kurz<br />

be schrieben und es wird erläutert, wie sie auf das<br />

Planvorhaben einwirken könnten.<br />

Sowohl wegen der Vielfalt der Projekte und Interessen<br />

wie auch der Ungewissheiten in der<br />

Zu kunft kann ein Konzept nicht allen Kriterien<br />

gerecht werden. In dieser Arbeit werden drei<br />

Konzepte mit unterschiedlichen Zielsetzungen<br />

vorgestellt. Unterschiedliche standardisierte<br />

Bausteine des Städtebaus werden anhand ihres<br />

Bezugs zum Fernbahnhof diskutiert und den entsprechenden<br />

Konzepten, je nach deren Zielsetzung<br />

zugeordnet. Anschließend werden grobe<br />

städtebauliche Entwürfe für die jeweiligen<br />

ZIEL<br />

2. Konzeptaufbau<br />

Konzepte beschrieben und verglichen (siehe<br />

Illustration 2 “Konzeptaufbau” auf Seite 18). Die<br />

Entwürfe sollen eine Idee davon geben, wie sich<br />

das Plangebiet städtebaulich entwickeln könnte,<br />

wenn ein bestimmtes Planungsziel angestrebt<br />

werden würde. Die Konzepte dienen als Diskussionsgrundlage<br />

um Prioritäten und deren mögliche<br />

Auswirkungen zu erläutern.<br />

Zur Orientierung sind im Anhang 3, ganz am<br />

Ende der Arbeit, Orientierungs karten<br />

ein gefügt.<br />

BAUSTEINE KONZEPT ENTWURF


1.5 Abgrenzung<br />

Diese Diplomarbeit soll die Komplexität des Projekts,<br />

die Interessen und möglichen Einflussfaktoren<br />

im Planungsgebiet des neuen Fernbahnhofs<br />

Diebsteich skizzieren sowie alternative Entwürfe<br />

vorstellen. Es besteht kein Anspruch auf<br />

eine vollständige Beschreibung der Komplexität,<br />

vollendete Antworten oder perfekte Lösungen.<br />

Trotz der Zielsetzung, eine Grundlage für eine<br />

öffentliche Diskussion zu schaffen, wird das<br />

Thema “Bürgerbeteiligung” nicht weiter analysiert<br />

oder vertieft.<br />

Das Plangebiet wird von den großen umliegenden<br />

Straßen abgegrenzt, die den Bewegungsraum<br />

der Fußgänger einschränken: die Gleise<br />

und die Stresemannstraße im Süden, der<br />

Bornkampsweg im Westen, der Holstenkamp im<br />

Norden und die Kieler Straße im Osten. Die<br />

Abgrenzung ist im Abschnitt “3.1 Abgrenzung<br />

des Plangebiets” auf Seite 43 näher erläutert (siehe<br />

Karte 15 “Plangebietsabgrenzung” auf Seite 42).<br />

19


2.theoretischer<br />

Hintergrund


2.1 entwicklungspotenzial um Bahnhöfe<br />

2.2 Steuerungsinstrumente der Stadtplanung<br />

2.3 Referenzbeispiele<br />

2.4 Fazit zu theorie


22<br />

80 000<br />

70 000<br />

60 000<br />

50 000<br />

40 000<br />

30 000<br />

20 000<br />

10 000<br />

2 500<br />

2 000<br />

1 500<br />

1 000<br />

500<br />

In diesem Kapitel wird durch Literaturrecherchen<br />

und Interviews allgemein nach Antworten der<br />

aufgestellten Fragestellungen gesucht. Im ersten<br />

Abschnitt wird eine Theorie zu den Potenzialen<br />

von Fernbahnhofsentwicklungen allgemein vorgestellt,<br />

im zweiten Abschnitt werden die Planungsinstrumente<br />

des Baugesetzbuches kurz<br />

erläutert und im letzten Abschnitt wird ein Referenzbeispiel<br />

aus Berlin vorgestellt.<br />

0<br />

1960 1970 1980 1990 1990 2000 2004<br />

0<br />

1960 1970 1980 1990 1990 2000 2004<br />

3. Entwicklung des Personenzugverkehrs<br />

2.1 entwicklungspotenzial<br />

um Bahnhöfe<br />

„Welchen Einfluss hat ein neuer Fernbahnhof auf<br />

die städtebauliche Entwicklung der Umgebung?“<br />

Luca Bertolini ist Professor an der Universität in<br />

Amsterdam und beschäftigt sich unter anderem<br />

mit Neuentwicklungen von Bahnhofsgebieten.<br />

In diesem Abschnitt wird seine Theorie von<br />

„Nodes and Places“ (Knoten und Orte) beschrieben.<br />

Die Theorie dient im Folgenden zur Strukturierung<br />

und Auswertung der weiteren Arbeit.<br />

2.1.1 Der Anstoß von<br />

Fernbahnhofsentwicklungsprojekten in<br />

europa<br />

Der Bahnverkehr Beförderte Personen hat über eine lange Zeit, Anteile<br />

im Verkehrsaufkommen insgesamt verloren und erst in den<br />

Personenkilometer ins-<br />

letzten gesamt Jahrzehnten gewinnt der Bahnverkehr<br />

wieder an Fahrgästen und an Personenkilometer.<br />

Die Fahrgäste fahren weitere Strecken als zuvor<br />

(siehe Diagramm 3 ) . In dieser Zeit wurden Bahnhöfe<br />

in Europa modernisiert und Bahnhofsentwicklungsprojekte<br />

geplant und realisiert. Die<br />

meisten Projekte werden in der Umgebung<br />

vorhandener Bahnhöfe umgesetzt. Vereinzelt<br />

sind neue Bahnhöfe auf der „grünen Wiese“<br />

außerhalb der Städte entstanden, um Reisezeiten<br />

zu reduzieren (Beispiel: Limburg an der Lahn und<br />

die Beförderte Fernbahnhöfe Personen Meuse und Lorraine in<br />

insgesamt<br />

Frankreich).<br />

Der neue Trend in und um Fernbahnhöfe zu<br />

investieren, hat viele Hintergründe. Ein wesentlicher<br />

Punkt ist der technische Fortschritt im<br />

Bahnverkehr.


Durch die Ein führung der Hochgeschwindigkeitszüge<br />

sind die Reisezeiten stark gesunken,<br />

was die Attraktivität des Bahnverkehrs erhöht<br />

und zu einer besseren Verknüpfung der Städte<br />

beigetragen hat. Ein zweiter Punkt ist die Privatisierung<br />

vieler staatlicher Bahngesellschaften.<br />

Die Privatisierung hat das Interesse erhöht,<br />

Gewinne aus untergenutzten Flächen zu erzielen.<br />

Neue Quartiere sind entstanden, deren neuen<br />

Nutzungen gleichzeitig den Bahnhof attraktiver<br />

machen und mehr Fahrgäste, die zu den neuen<br />

Nutzungen wollen, bringen. Auch weitere Grundstücke<br />

in Bahnhofsnähe sind in vielen Städten frei<br />

geworden nach dem industrie- und logistikunternehmen<br />

umgesiedelt sind. Ergänzend<br />

dazu ist in den letzten Jahren „nachhaltige<br />

Mobilität“ auch politisch ein wichtiges Thema<br />

geworden. Städtebauliche Verdichtung um Bahnhöfe<br />

und Haltestellen des öffentlichen Personennahverkehrs<br />

(ÖPNV), soll die Abbhängigkeit vom<br />

motorisierten Individualverkehr (MIV) verringern<br />

und das Nutzen des ÖPNVs erhöhen. Dies soll<br />

nicht nur den CO2-Ausstoß mindern, sondern<br />

auch die Verkehrsbelastung des öffentlichen<br />

Straßennetzes entschärfen und Lärm- und Staubbildung<br />

verringern. Eine wichtige Zielsetzung der<br />

lokalen Politik ist es, die lokale Ökonomie durch<br />

eine attraktive Neugestaltung von Bereiche in<br />

zentralen Lagen zu fördern und somit die Stadt<br />

besser zu vermarkten und neue Unternehmen<br />

und Bewohner zu gewinnen. (vgl. Bertolini, Spit<br />

1998: 5 ff)<br />

2.1.2 Der Bahnhof als Knoten und ort<br />

Bertolini und Spit führen eine Diskussion<br />

über die Funktion von „nodes and places“<br />

(Knoten und Orte) und über deren<br />

Zu sammen hänge (vgl. Bertolini, Spit 1998: 9ff;<br />

Bertolini 2008: 37ff). Mit diesem Modell beschreibt<br />

Bertolini, wann Veränderungspotenziale<br />

von und um Bahnhöfe entstehen. Das Modell<br />

zeigt die vielseitige Rolle eines Bahnhofes und<br />

verdeutlicht die Komplexität eines Entwicklungsprojektes<br />

(vgl. Bertolini 2008: 37ff).<br />

Ein Bahnhof ist laut Bertolini, ein Knoten in<br />

einem netzwerk und durch dieses Netz mit<br />

vielen anderen Knoten verbunden. Oft ist der<br />

Bahnhof ein Knoten in mehreren Transportnetzwerken,<br />

sowohl Fernbahn-, Schnellbahn- als auch<br />

Bus-- und Straßennetz. Die Knotenfunktion wird<br />

durch die Erreichbarkeit der unterschiedlichen<br />

Fortbewegungsmöglichkeiten beurteilt. Die<br />

wichtigsten Charakteristiken des Knotens sind<br />

die Frequenz und Vielfalt von Transportwahlmöglichkeiten.<br />

Zudem wird die Anzahl der<br />

Destinationen, die innerhalb einer gewissen Zeit<br />

zu erreichen sind, wie auch die Parkmöglichkeiten<br />

für Autos und Fahrräder zur Einschätzung<br />

der Knotenfunktion herangezogen. (Serlie 1998,<br />

vgl. Bertolini 2008: 40)<br />

Bertolini und Spit weisen darauf hin, dass es zwei<br />

Bedeutungen eines Netzwerks gibt: Zum einen<br />

im Sinne eines physischen Transportnetzwerks<br />

wie oben beschrieben und zum anderen im Sinne<br />

von sozialen und ökonomischen Netzwerken,<br />

gesellschaftlichen Strukturen, die unterschiedlich<br />

verknüpft und voneinander abhängig sind, z.B.<br />

Netzwerke von Menschen oder Unternehmen.<br />

Eine Abhängigkeit zwischen diesen unterschiedlichen<br />

Definitionen von Netzwerken steht<br />

laut Bertolini und Spit nicht fest, und ein Knoten<br />

in einem Transportnetzwerk ist nicht automatisch<br />

23


24<br />

ein Knoten in einem sozialen oder ökonomischen<br />

Netzwerk. In dieser Arbeit werden die physischen<br />

Netzwerke betrachtet. (vgl. Bertolini, Spit 1998:<br />

40)<br />

Ein Bahnhof ist neben einem Knoten in einem<br />

Netzwerk auch ein ort in der Stadt mit unterschiedlichen<br />

Strukturen von Gebäuden, öffentlichen<br />

Plätzen und Funktionen. Zudem ist der<br />

Bahnhof ein Ort, der verschiedene Menschen<br />

anzieht und eine besondere Atmosphäre erzeugt.<br />

Der Ort wird sowohl durch materielle wie<br />

im materielle Attribute charakterisiert (vgl. Bertolini,<br />

Spit 1998: 11). Der Ort wird durch Eigenschaften<br />

beschrieben wie Dichte und Vielfalt der<br />

Aktivitäten in der Umgebung des Bahnhofes,<br />

sowie die Anzahl von Bewohnern und Beschäftigten<br />

aus verschiedenen Berufsgruppen. Die von<br />

Serlie aufgeführten Berufsgruppen sind (1998;<br />

vgl. Bertolini 2008: 41f):<br />

• Handel, Gastronomie und Hotelgewerbe<br />

• Bildung, Gesundheit und Kultur<br />

• Verwaltung und Dienstleistungen<br />

• produzierendes Gewerbe und Logistik<br />

4. Anzahl der Bauvorhaben im Verhältnis zur Entfernung vom Fernbahnhof<br />

Kassel-Wilhelmshöhe<br />

Durch Auswertungen von realisierten Projekten<br />

kommt Bertolini - wie auch Schütz - zu der<br />

Schlussfolgerung, dass der Einflussbereich eines<br />

Bahnhofes sich auf die nähere Umgebung<br />

be schränkt (vgl. Bertolini 2008: 41; Schütz 1998:<br />

372f). Bei Veränderungen weiter entfernt vom<br />

Bahnhof kann ein direkter Bezug generell schwer<br />

festgestellt werden (vgl. Bertolini und Spit 1998:<br />

12). Serlie bezieht bei ihren Ortswertberechnungen<br />

Aktivitäten innerhalb eines Radius von 700m<br />

vom Haupteingang des Bahnhofs mit ein (Serlie<br />

1998; vgl. Bertolini 2008: 41). Dieser Einflussbereich<br />

wird von einer Untersuchung aller Bauvorhaben<br />

in den angrenzenden Stadtteilen des<br />

Fernbahnhofs Kassel-Wilhelmshöhe bestätigt,<br />

der 1991 in Betrieb genommen wurde. Die Bauvorhaben<br />

(1989-1995) zeigen eine deutliche<br />

Konzentration um den Fernbahnhof bis zu einer<br />

Entfernung von 600m. Dies entspricht ca. 10<br />

Minuten Fußweg (siehe Diagramm 4 ). Schütz<br />

zeigt aber zudem auf weitere Investitionsschwerpunkte<br />

außerhalb dieses Radius, die aber an<br />

Haltestellen liegen, die durch gute komplementäre<br />

Verkehrsmittel an den Fernbahnhof<br />

angeschlossen sind, und in ungefähr der gleichen<br />

Reisezeit von 10 Minuten zu erreichen sind (vgl.<br />

Schütz 1998: 372f).<br />

Die beiden Funktionen, der Bahnhof als Knoten<br />

und als Ort, können sich gegenseitig ergänzen<br />

und stärken, indem die Funktionen am Ort Menschen<br />

anziehen, die die Transportnetzwerke nutzen.<br />

Die Transportnetzwerke machen den Ort<br />

attraktiv, da er leicht zu erreichen ist. Die Funktionen<br />

können sich aber auch gegenseitig einschränken,<br />

indem die Ortsfunktionen den Transportnetzwerken<br />

nicht genügend Raum geben


oder die Transportnetzwerke so dominant<br />

werden, dass der Ort als unattraktiv empfunden<br />

und gemieden wird (vgl. Bertolini, Spit 1998: 9).<br />

So besteht eine gegenseitige Abhängigkeit, die<br />

aber keine generelle Schlussfolgerung im Sinne<br />

von - hochfrequentierter Bahnhof = attraktiver<br />

Ort - bietet. Bertolini stellt die Funktionen von Ort<br />

und Knoten in einem Diagramm gegenüber und<br />

beschreibt vier charakteristische Zustände (siehe<br />

Diagramm 5 ); vgl. Bertolini 2008: 38f):<br />

Wenn die Ortsfunktion und die Knotenfunktion<br />

in gleichem Maße vorhanden sind, besteht ein<br />

Zustand von Gleichgewicht („Balance“). Wenn<br />

beide Eigenschaften voll entwickelt sind, sind die<br />

Bodenflächen voll ausgenutzt und es können<br />

Raummangel und Interessenkonflikte zwischen<br />

den Nutzern entstehen („Stress“). Wenn im<br />

Gegensatz dazu der Bahnhof weder gut erschlossen,<br />

noch ein attraktiver Ort ist, besteht ein<br />

ge ringeres Investitionsinteresse („Dependence“).<br />

Ein Ungleichgewicht entsteht, wenn die eine<br />

oder andere Funktion stärker ausgeprägt ist.<br />

Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein<br />

Ausgleichsdruck einsetzt. Dieses Ungleichge-<br />

Node<br />

wicht kann ausgeglichen werden, indem die<br />

schwächere Funktion gestärkt oder die dominantere<br />

Funktion geschwächt wird. Das Ungleichgewicht<br />

zwischen Knoten- und Ortsfunktion<br />

zeigt auf ein Veränderungspotenzial hin, welches<br />

auch gezielt erzeugt werden kann, um weitere<br />

Entwicklungen zu fördern (vgl. Bertolini 2008:<br />

38f).<br />

Bertolini hat zusammen mit Klinkers einen Entwicklungsvergleich<br />

zwischen den Bahnhöfen in<br />

Amsterdam von 1997 und 2005 erarbeitet (siehe<br />

Diagramm 6 “Bahnhöfe in Amsterdam im Knoten-<br />

Ortswert Vergleich 1997 und 2005” auf Seite 26;<br />

Bertolini 2008, 43). Er zeigt, dass vor allem die<br />

Ortsfunktion an den meisten Bahnhöfen gestärkt<br />

wurde. Viele von ihnen haben gleichzeitig eine<br />

schwächere Knotenfunktion als zuvor.<br />

Abweichend davon hat vor allem Amster dam-<br />

Zuid eine deutlich schwächere Knoten- als auch<br />

Ortsfunktion entwickelt. Ursachen für diese Entwicklungen<br />

erläutert Bertolini nicht. Bertolini<br />

sieht jedoch seine These darin gestärkt, dass der<br />

Bahnhof Amsterdam Vlugtlaan (AV), der unter<br />

den vier am schlechtesten bewerteten Bahnhöfen<br />

war, wegen mangelnder Rentabilität<br />

geschlossen wurde, während der Hauptbahnhof<br />

(AC) mit seinen eingeschränkten räumlichen<br />

Expansionsmöglichkeiten kämpft. Bertolini weist<br />

auf die Notwendigkeit hin, alternative Bahnhofsgebiete<br />

mit neuem Entwicklungspotenzial zu<br />

fördern, wenn bestehende Bahnhöfe ihre Wachstumsgrenzen<br />

erreicht haben. Nur so kann verhindert<br />

werden, dass sich eine Entwicklung in<br />

schlecht angebundene Gebiete fortsetzt. Nicht<br />

38 Luca Bertolini<br />

Node/Knoten<br />

Unbalanced<br />

node<br />

Dependence<br />

Figure 3.1. A node-place model<br />

Balance<br />

Stress<br />

Unbalanced<br />

place<br />

Place<br />

5. Bertolinis Diagramm über die Verhältnisse<br />

zwischen, Knoten- und Ortsfunktion.<br />

Place/Ort<br />

25


Figure 3.5. Application of the node-place KB model to station areas in the Amsterdam<br />

region, 1997-2005.<br />

Za<br />

Ha<br />

HS<br />

Station areas as nodes and places in urban networks 43<br />

greatest g development p dynamics. y Both striking upgrading processes and<br />

downgrading processes have taken place here.<br />

Legend:<br />

steigender Ortswert,<br />

sinkender Knotenwert steigende Werte sinkende Werte<br />

Amsterdam AA Amsterdam AR Diemen Di Haarlem HS<br />

Amstel<br />

RAI<br />

Spaarnw.<br />

Amsterdam AB Amsterdam AS Diemen-Zuid DZ Koog KB<br />

Bijlmer<br />

Sloterdijk<br />

Bloemwijk<br />

Amsterdam AC Amsterdam AV Duivendrecht Du Schiphol<br />

CS<br />

Vlugtlaan<br />

Airport 1<br />

Sch<br />

Amsterdam AL Amsterdam AZ Haarlem Ha Weesp We<br />

Lelylaan<br />

Zuid/WTC<br />

Amsterdam<br />

Muiderpoort<br />

AM Abcoude Ab Hoofddorp Hd Zaandam Za<br />

1. No place data available<br />

AS<br />

AV<br />

AL AM<br />

AA Di<br />

AZ<br />

AR<br />

Du<br />

Dz<br />

Sch<br />

AB<br />

Hd<br />

Ab<br />

6. Bahnhöfe in Amsterdam im Knoten-Ortswert Vergleich 1997 und 2005<br />

AC<br />

ganz nachzuvollziehen ist Bertolinis Behauptung,<br />

dass die Bahnhöfe, die 1997 ein ungleiches Verhältnis<br />

zwischen Knoten- und Ortsfunktion aufgezeigt<br />

hatten, die größte Entwicklungsdynamik<br />

entfalteten (vgl. Bertolini 2008, 42ff). Das Diagramm<br />

zeigt eher, dass die Mehrheit der Bahnhöfe<br />

vor allem eine deutlich stärkere Ortsfunktion<br />

entwickelt haben, aber, dass die Veränderung bei<br />

den Bahnhöfen in der „Mitte“ des Diagramms am<br />

stärksten war. Nähere Erläuterungen zum Thema<br />

gibt Bertolini nicht.<br />

2.1.3 Wichtige Aspekte bei<br />

städtebaulichen entwicklungen<br />

Bei der Fragestellung des Einflusses eines Fernbahnhofes<br />

auf die städtebauliche Entwicklung<br />

der Umgebung unterscheidet Bertolini zwischen<br />

dem Potenzial einer Veränderung und der Realisierung<br />

eines Entwicklungskonzeptes. Es gibt<br />

Aspekte, die die Potenziale einer Entwicklung<br />

stärken und andere, die sie schwächen. Unter<br />

anderem spielen die Voraussetzungen vor Ort<br />

und die Vernetzung mit anderen Orten eine wichtige<br />

Rolle für das Potenzial. Zudem gibt<br />

es Aspekte, die die Realisierung einer Ent wicklung<br />

unterstützen oder behindern. Beispiele hierfür<br />

sind politische Beschlüsse und Prioritäten sowie<br />

die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure<br />

und die wirtschaftliche Situation. (vgl. Bertolini<br />

2008: 38)<br />

Der vorherige Abschnitt diskutiert das Potenzial.<br />

Im Folgenden werden Aspekte der Realisierung<br />

erläutert.<br />

Wenn ein Entwicklungspotenzial besteht oder<br />

erzeugt wird und entschieden wird, ein Stadtentwicklungsprojekt<br />

zu initiieren, steht ein sehr


komplexer Realisierungsprozess bevor. Viele<br />

Ereignisse und Akteure haben Einfluss auf den<br />

(Miss)-Erfolg des Projektes. Untersuchungen der<br />

städtebaulichen Entwicklungen nach dem Ausbau<br />

der Hochgeschwindigkeitszüge in Frankreich<br />

(TGV) haben gezeigt, dass die Stärkung der<br />

Knoten funktion der Bahnhöfe nicht ausschlaggebend<br />

war für eine erfolgreiche oder misslungene<br />

Stadtentwicklung in der Umgebung. Die<br />

Entwicklung um die Bahnhöfe herum war unter<br />

anderem von den folgenden Verhältnissen<br />

abhängig (vgl. Sands 1993, 39; Bertolini 1998:<br />

40f):<br />

• der lokalen Ökonomie,<br />

• dem Immobilienmarkt,<br />

• dem Zugang zu Grundstücken und<br />

Gebäuden,<br />

• der öffentlichen Planung, Leitung und<br />

Förderung,<br />

• d e m l o k a l e n u n d r e g i o n a l e n<br />

Trans portnetzwerk.<br />

Beispiele aus Japan - wo die Shinkansen-Hochgeschwindigkeitslinie<br />

schon 1964 zwischen<br />

Tokyo und Shin-Ōsak eröffnet wurde - zeigen,<br />

dass um die neuen und bereits gut erschlossenen<br />

Bahnhöfe die größten Entwicklungsveränderungen<br />

erfolgten. Die neu angesiedelten<br />

Unternehmen waren aber überwiegend aus der<br />

Region umgesiedelt oder Unternehmen, die<br />

sonst anderswo in der Region investiert hätten.<br />

Die regionalen Entwicklungen haben sich um die<br />

neuen Bahnhöfe konzentriert. Die gleiche<br />

Schlussfolgerung haben sowohl die Untersuchungen<br />

in Frankreich als auch die in Kassel ergeben<br />

(vgl. Sands 1993: 13, 19, 25; Schütz 1998:<br />

374). Laut Hans Werner Bonny ziehen 45% der<br />

Unternehmen in Deutschland die nur in<br />

Gewerbe gebieten liegen dürfen bei einem<br />

Umzug nicht weiter als 14 km entfernt von ihren<br />

vorherigen Standort. Der Anlass ist, dass das Können<br />

der Be schäftigten, die Kunden und die Kontakte<br />

über längere Zeit aufgebaut werden und<br />

zentrale Ressour cen der Unternehmen sind 1 .<br />

Andere wichtige Aspekte für die Stadtentwicklung<br />

in Japan waren eine von der Bevölkerung<br />

akzeptierte Stadtplanung und die Verhinderung<br />

von Grundstücksspekulationen. Spekulationen<br />

haben die Immobilienpreise in die Höhe getrieben<br />

und jegliche Entwicklung gehemmt (vgl.<br />

Sands 1993:16). Eine Verhinderung der Preissteigerung<br />

ist aber schwierig. Die Tabelle 7 “Baulandpreise<br />

in Kassel 1989-1993” auf Seite 28, zeigt die<br />

Veränderung der Baulandpreise in Kassel 1989-<br />

1993, die sich um den neuen Fernbahnhof teilweise<br />

mehr als verdoppelt haben.<br />

Die zentralen Akteure eines Bahnhofsentwicklungsprojektes<br />

sind die Grundstückseigentümer,<br />

das Bahnunternehmen und „die Stadt“ mit ihrer<br />

Politik und vielen Fachämtern. Zudem spielen<br />

natürlich auch die Bürger eine wichtige Rolle. Im<br />

Falle der Umbaupläne für Oerlikon am Bahnhof<br />

„Zentrum Zürich Nord“ beschreiben Bertolini und<br />

Spit unter anderem die politische Kontinuität in<br />

der Zusammenarbeit mit den Grundstückseigentümern<br />

als wichtigen Beitrag zum Erfolg<br />

(vgl. 1998: 177). Aus der Sicht der Investoren gibt<br />

es einige gute Voraussetzungen bei Bahnhofsentwicklungs<br />

projekten, aber sie sehen auch<br />

einige Schwächen, die eine Investition riskant<br />

1 Dr. Hans Werner Bonny, Vorlesung an der HCU<br />

25.10.2010<br />

27


28<br />

machen. Eine Zusammenstellung von Interviews<br />

mit Investoren und Immobilienentwicklern in<br />

Holland zeigt, dass die Stärken nicht immer überwiegen<br />

(Province Zuid Holland 1991, MBO 1993,<br />

Bongenaar 1994, Cüsters 1994, Rutten and<br />

Cüsters 1994, NSC 1994, NIROV/Sectie SEIROV<br />

1995, vgl. Bertolini, Spit 1998: 41).<br />

Stärken eines Bahnhofsentwicklungsprojekts<br />

sind:<br />

• die gute Erreichbarkeit mit dem ÖPNV,<br />

• der große Zustrom von Menschen,<br />

• die Nähe zur Innenstadt (in vielen<br />

Projekten),<br />

• die Unterstützung der politischen<br />

Planungen,<br />

Schwächen eines<br />

Bahnhofsentwicklungsprojekts:<br />

• die hohen Entwicklungskosten,<br />

• verhältnismäßig niedrige Gewinne,<br />

Gelände über<br />

den und<br />

seitlich<br />

Bahnanlagen<br />

Wohngebiete<br />

westlich<br />

Bahnhofsbereich<br />

Wohngebiete<br />

östlich<br />

Bahnhofsbereich<br />

• hohe aber unkonkrete Zielsetzungen der<br />

Stadt zur Nutzungsmischung und öffentlichen<br />

Flächen, die nicht im Verhältnis zu den finanziellen<br />

Möglichkeiten stehen,<br />

• geringe Orientierung an den Marktforschungen<br />

in den Planungen,<br />

• großer Fokus auf Büronutzung und wenig<br />

konzeptionelle Differenzierung zwischen verschiedenen<br />

Bahnhofsstandorten,<br />

• unzureichende architektonische Qualitäten<br />

und Parkplätze.<br />

Bahnhofsentwicklungsprojekte haben nicht nur<br />

für die Investoren die vor Ort etwas neues etablieren<br />

wollen Vor- und Nachteile. Die Konzentration<br />

von regionalen Entwicklungsinvestitionen<br />

um Bahnhöfe herum, hat auch auf die Stadt, oder<br />

sogar die Region, unterschiedliche Auswirkungen.<br />

Dichte Strukturen um Bahnhöfe unterstützen<br />

unter anderem eine ressourcenschonende<br />

Stadtentwicklung, das nutzen von der<br />

umweltschonenden Schienenverkehr, und<br />

fördert das Konzept der kurzen Wege. Die<br />

Konzentration führt aber auch zu erhörte Bauland-<br />

und Mietpreise. Zum einen kann dies dazu<br />

führen, dass schwächere Nutzungen vor Ort verdrängt<br />

werden, aber auch dazu, dass andere<br />

Zentren an Bedeutung verlieren, da die<br />

Kur-Wohngebiet,<br />

1,5-2 km<br />

westlich des<br />

Bahnhofs<br />

Kernbereich<br />

innenstadt<br />

(Königsplatz)<br />

Wesertor<br />

(Universitätsviertel)<br />

1989 280 DM/qvm 190 DM/qvm 180 DM/qvm 290 DM/qvm 2700 DM/qvm 140 DM/qvm<br />

1991 500 DM/qvm 230 DM/qvm 180 DM/qvm 320 DM/qvm 2900 DM/qvm 160 DM/qvm<br />

1993 600 DM/qvm 290 DM/qvm 280 DM/qvm 490 DM/qvm 2900 DM/qvm 190 DM/qvm<br />

Vergleich<br />

1993 mit 1989<br />

+114% +53% +56% +69% +7% +36%<br />

7. Baulandpreise in Kassel 1989-1993


Unternehmen aus anderen Teilen der Region in<br />

die Umgebung des Bahnhofs ziehen. Schütz sieht<br />

eine eher negative überörtliche Wirkung und<br />

eine positivere örtliche Wirkung. Er betont die<br />

Aufgabe der Politik und Planung „eine Strategie<br />

zu entwickeln, die den aufgezeigten Widerspruch<br />

aufzulösen vermag“ (vgl. Schütz 1998: 375).<br />

2.2 Steuerungsinstrumente<br />

der Stadtplanung<br />

Bei Konzeptentwicklungen können viele gute<br />

Ideen entstehen, die aus unterschiedlichen Gründen<br />

nicht realisiert werden können. Häufig fehlen<br />

die finanziellen Mittel und manchmal auch die<br />

planungsrechtlichen Befugnisse oder die Zustimmung<br />

von beteiligten Akteuren. Um einen kurzen<br />

Überblick zu geben, werden in diesem Abschnitt<br />

unterschiedliche Steuerungsinstrumente der<br />

Stadt vorgestellt, die durch das Baugesetzbuch<br />

(BauGB) legitimiert sind.<br />

2.2.1 Verbindliche und vorbereitende<br />

Bauleitplanung<br />

Aufgabe der Bauleitplanung ist es die Nutzungen<br />

und Strukturen in der Stadt festzulegen. „Die Bauleitpläne<br />

sollen eine nachhaltige städtebauliche<br />

Entwicklung, die die sozialen, wirtschaftlichen und<br />

umweltschützenden Anforderungen auch in<br />

Verantwortung gegenüber künftigen Generationen<br />

miteinander in Einklang bringt, und eine dem Wohl<br />

der Allgemeinheit dienende sozialgerechte Bodennutzung<br />

gewährleisten. Sie sollen dazu beitragen,<br />

eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die<br />

natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu<br />

entwickeln, auch in Verantwortung für den allgemeinen<br />

Klimaschutz, sowie die städtebauliche<br />

Gestalt und das Orts- und Landschaftsbild baukulturell<br />

zu erhalten und zu entwickeln“ (vgl. BauGB<br />

§1, Abs. 5).<br />

Die grobe Struktur der Gemeinde wird in dem<br />

„Flächennutzungsplan“ dargestellt (vgl. BauGB<br />

§5, Abs. 1), während die Bebauungspläne genauere,<br />

verbindliche Festsetzungen enthalten (vgl.<br />

BauGB § 8, Abs. 1). In den Bebauungsplänen wird<br />

29


30<br />

20.06.2006<br />

13.10.2004<br />

„Art und Maß“ des künftigen Baurechts festgelegt<br />

- das heißt was, auf welchen Grundstücken, wie<br />

gebaut werden darf. Für die Aufstellung und<br />

Änderungen von Bauleitplänen gibt es geregelte<br />

Prozesse, in denen unter anderem auch die<br />

Bevölk erung beteiligt wird (vgl. BauGB §3, Abs.1).<br />

Eine Änderung eines Bebauungsplans ist notwendig,<br />

wenn die Vorgaben verändert werden<br />

sollen. Die vorhandenen Nutzungen haben<br />

Bestands recht und die Eigentümer können selbst<br />

entscheiden, wann sie nach den neuen Festsetzungen<br />

Veränderungen durchführen wollen. Es ist<br />

zu beachten, dass Änderungen der Art und des<br />

Maßes der zulässigen Nutzungen in Bebauungsplänen,<br />

die jünger sind als sieben Jahre, zu<br />

Entschädigungsansprüchen der Betroffenen<br />

führen können, da der Wert der Grundstücke<br />

dadurch sinken kann. Auch bei Änderungen<br />

älterer Pläne können Entschädigungsansprüche<br />

bestehen, wenn die ausgeübte Nutzung durch<br />

die Planänderung unmöglich gemacht oder wesentlich<br />

erschwert wird (vgl. BauGB §42, Abs. 1-3).<br />

Die Karte 8 zeigt welche Bebauungspläne im<br />

Plangebiet nach 2003 rechtskräftig geworden<br />

sind.<br />

16.09.2005<br />

8. Bebauungspläne im Plangebiet seit 2003.<br />

Bei einer Neuentwicklung müssen immer rechtskräftige<br />

Bebauungspläne geschaffen werden. Die<br />

Realisierung kann durch die folgenden Instrumente<br />

ergänzt werden.<br />

2.2.2 Städtebauliche<br />

entwicklungsmaßnahme<br />

„Mit städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen<br />

[…] sollen Ortsteile und andere Teile des Gemeindegebiets<br />

entsprechend ihrer besonderen Bedeutung<br />

für die städtebauliche Entwicklung und Ordnung<br />

der Gemeinde oder entsprechend der angestrebten<br />

Entwicklung des Landesgebiets oder der Region<br />

erstmalig entwickelt oder im Rahmen einer städtebaulichen<br />

Neuordnung einer neuen Entwicklung<br />

zugeführt werden“ (BauGB §165, Abs. 2). Dies gilt<br />

„insbesondere zur Deckung eines erhöhten Bedarfs<br />

an Wohn- und Arbeitsstätten, zur Errichtung von<br />

Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtungen oder zur<br />

Wiedernutzung brachliegender Flächen“ (BauGB<br />

§165, Abs. 3, Nr. 2)<br />

Bei dieser Maßnahme werden die Eigentümer an<br />

den Kosten der Entwicklung maßgeblich<br />

beteiligt. Voraussetzung ist, dass die Entwicklungsziele<br />

nicht durch einen Vertrag geregelt<br />

werden können oder, dass der Eigentümer sein<br />

Grundstück nicht verkaufen will. Bei einer Entwicklungsmaßnahme<br />

muss die Gemeinde die<br />

Grundstücke erwerben, wenn der Grundstückseigentümer<br />

nicht selber die Ziele der städtebaulichen<br />

Entwicklung verwirklichen will (vgl. BauGB<br />

§166, Abs. 3, Nr. 2). Bevor die Gemeinde festlegen<br />

kann, welche Bereiche in die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme<br />

einbezogen werden sollen,<br />

muss eine „Vorbereitende Untersuchung“ durchgeführt<br />

werden (vgl. BauGB § 165, Abs. 4). Diese<br />

wird zurzeit (voraussichtlich bis März 2011) für


das Entwicklungsprojekt „Mitte Altona“ durchgeführt<br />

(siehe Abschnitt “3.4.1 Mitte Altona” auf<br />

Seite 67). Auf Seite 31 sehen Sie einen Kartenausschnitt<br />

des Gebiets der „Vorbereitenden Untersuchung“,<br />

dass sich mit den hier zu bearbeitendem<br />

Plangebiet überschneidet.<br />

2.2.3 Städtebaulicher Vertrag<br />

Als Ergänzung zur Bauleitplanung kann die<br />

Gemeinde im Zusammenhang mit einem „Vorhaben<br />

bezogenen Bebauungsplan“ mit den<br />

Grundstückseigentümern einen städtebaulichen<br />

Vertrag schließen um die Ziele der Planungen zu<br />

sichern, die über die Festsetzungsmöglichkeiten<br />

von Bebauungsplänen hinausgehen. Dabei<br />

dürfen nur städtebauliche Maßnahmen und die<br />

dafür anfallenden Kosten geregelt werden (vgl.<br />

BauGB §11). Ein Beispiel dafür sind Gestaltungsvorgaben.<br />

Wenn die Gemeinde selbst Verkäufer<br />

des Grundstücks ist, kann stattdessen ein privatrechtlicher<br />

Kaufvertrag abgeschlossen werden.<br />

2.2.4 Vorkaufsrecht<br />

Die Gemeinde hat unter anderem Vorkaufsrecht<br />

auf Grundstücke, die nach dem Bebauungsplan<br />

für öffentliche Zwecke genutzt werden sollen<br />

oder in einem Sanierungs- oder Entwicklungsgebiet<br />

liegen. Wenn die Stadt selbst Eigentümer<br />

ist, kann sie genauere Bedingungen für die Entwicklung<br />

fordern.<br />

9. Bereich der vorbereitenden Untersuchung für die<br />

städtebauliche Entwicklungsmaßnahme “Mitte<br />

Altona”.<br />

31


32 2.3 Referenzbeispiele<br />

10. Das Pilzkonzept<br />

Referenzbeispiele sollen zeigen, wie die Theorie<br />

in der Praxis aussieht. Wie haben sich die Funktionen<br />

„Knoten und Ort“ in der Praxis ausgewirkt?<br />

Welche Ziele wurden verfolgt? Welche Aspekte<br />

haben großen Einfluss auf die Entwicklungen<br />

gehabt? Wie sahen die Konzepte aus und was<br />

wurde wann realisiert?<br />

Wichtig war es Beispiele zu finden, die für die<br />

Entwicklung in Diebsteich Relevanz haben. Folgende<br />

Kriterien wurden für die Auswahl der<br />

Referenz beispiele berücksichtigt:<br />

• Fernbahnhof in einer Großstadt<br />

Ein Fernbahnhof ist, im Vergleich zu einem<br />

S-Bahn hof oder einem Fernbahnhof in einer<br />

Kleinstadt, Teil eines größeren Netzwerkes und<br />

würde nach der Einschätzung in der Literatur<br />

eine größere Wirkung auf sein Umfeld ausüben.<br />

• Kein Hauptbahnhof<br />

Hauptbahnhöfe haben öfters eine zentrale Rolle<br />

in einer Stadt, die nicht mit einem Zweit- oder<br />

Drittbahnhof zu vergleichen ist. Die kleineren<br />

Fernbahnhöfe können zudem unterschiedliche<br />

Schwerpunkte haben. Was für einen Schwerpunkt<br />

der Fernbahnhof Diebsteich haben wird,<br />

ist noch unklar.<br />

• einen Fernbahnhof der in den letzten 40<br />

Jahren gebaut wurde<br />

Die Einschätzung nach vielen Recherchen ist,<br />

dass die Bahnhöfe überwiegend während der<br />

Industrialisierung gebaut wurden. Erst durch die<br />

Einführung der Hochgeschwindigkeitszüge sind<br />

auch vereinzelt neue Bahnhöfe errichtet worden.<br />

Die älteren Bahnhöfe wurden unter ganz anderen<br />

Umständen als heute verwirklicht und die<br />

Entwicklungs voraussetzungen sind nicht<br />

vergleichbar.<br />

• im Siedlungsgebiet<br />

Viele der neu gebauten Bahnhöfe der letzten Jahrzehnten<br />

wurden außerhalb der Städte, „auf der<br />

grünen Wiese“ gebaut mit entsprechend „freien“<br />

Planungen (beispielsweise außerhalb Limburg<br />

an der Lahn oder Hyllie, ein Bahnhofsgebiet was<br />

jetzt in Malmö geplant wird). Im Falle des Fernbahnhofs<br />

Diebsteich geht es um ein städtisches<br />

Gebiet mit Bestandsnutzungen in der Um gebung,<br />

die eine Neuentwicklung stark beeinflussen.<br />

Da es sich als schwierig erwiesen hat, Bahnhöfe<br />

nach diesen Kriterien zu finden, wird im folgenden<br />

nur ein Referenzbeispiel vorgestellt.


2.3.1 Steckbrief: Berlin Südkreuz<br />

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands - und<br />

damit auch von Berlin - musste das Fernbahnnetz<br />

in Berlin neu organisiert werden. 1990 standen<br />

vier Alternativen von Bahnnetze zur Diskussion.<br />

Am 15. Juli 1992 hat das Bundesverkehrsministerium<br />

das sogenannte „Pilzkonzept“ in den<br />

Bundesverkehrswegeplan aufgenommen (siehe<br />

Karte 10 “Das Pilzkonzept” auf Seite 32). Teil des<br />

Konzeptes waren fünf Fernbahnhöfe: Gesundbrunnen,<br />

Spandau, Südkreuz, Ostbahnhof und<br />

der neue Hauptbahnhof. Am 27. Mai 2006 wurde<br />

der Fernbahnhof „Berlin Südkreuz“ an der Stelle<br />

des ehemaligen S-Bahnhofes Papestraße eingeweiht.<br />

Ursprünglich war die Fertigstellung für das<br />

Jahr 2000 geplant. Anwohnerproteste gegen die<br />

neu in Betrieb genommene Nord-Südtrasse, wie<br />

auch finanzielle Probleme, hatten den Bau<br />

verzögert 2 .<br />

2 www.wikipedia.de/ Suchbegriff: „Pilzkonzept“<br />

[15.10.2010]<br />

2.3.1.a Lage in der Stadt und die Bedeutung<br />

für die Region 2010<br />

Der Fernbahnhof Berlin-Südkreuz liegt im Bezirk<br />

Tempelhof/Schöneberg direkt an der Stadtautobahn<br />

A100 und ca. 7 km von Berlin-Hauptbahnhof<br />

(von Bahnhof-Diebsteich bis Ham burg-<br />

Hauptbahnhof: 6,5 km, von Bahnhof-Diebsteich<br />

bis Autobahnzufahrt: 3 km). Am Bahnhof Berlin-<br />

Südkreuz verkehren fünf Fernzüge, drei Regionalzüge<br />

und sechs S-Bahnlinien 3. Pro Tag halten 90<br />

Fernverkehrszüge, 111 Nahverkehrszüge und<br />

1.115 S-Bahnen. Insgesamt wird ein tägliches<br />

Fahrgastaufkommen von ca. 81.000 Reisenden<br />

bewältigt 4 .<br />

2.3.1.b Nutzungen in der Umgebung, vor der<br />

Planung des Fernbahnhofs<br />

Entlang der Bahngleise war vor der Fernbahnhofsplanung<br />

überwiegend Gewerbe und Industrie<br />

angesiedelt. Zudem gab es noch einige Grünflächen,<br />

vor allem südlich der Stadtautobahn und<br />

westlich der Gleise. Im Osten sind die nächsten<br />

3 www.wikipedia.de/ Suchbegriff: „Berlin Südkreuz“<br />

[17.08.2010]<br />

4 Deutsche Bahn www.bahnhof.de/ Großbahnhöfe<br />

Osten/Berlin Südkreutz/Daten & Fakten, 16.10.2009<br />

[17.08.2010]<br />

Hauptbahnhof ostbahnhof Südkreuz Spandau Gesundbrunnen<br />

Fernzüge 17 8 5 8 4<br />

Regionalzüge 7 4 3 6 2<br />

S-Bahnen 4 4 6 2 5<br />

Fahrgäste/Tag<br />

Zuganhalte/Tag<br />

300.000 100.000 81.000<br />

Fernzüge 261<br />

135<br />

90<br />

Regionalzüge 326<br />

200<br />

111<br />

S-Bahnen 620<br />

891<br />

1.115<br />

11. Vergleich der Berliner Bahnhöfe<br />

33


34<br />

Wohnquartier-Schöneberger<br />

Insel<br />

Gewerbegebiet<br />

-Naumannstraße<br />

Kasserne<br />

Schöneberger Linse<br />

Tempelhofer Weg<br />

Fernbahnhof<br />

Werner-Voß-Damms<br />

Möbelkraft<br />

Wasserwerke<br />

IKEA<br />

Bauhaus<br />

Reale Nutzung der bebauten Flächen 2005 (Umweltatlas)<br />

12. Übersichtskarte vom Fördergebiet Schöneberg-Südkreuz<br />

1000m


Nachbarn des Bahnhofes die ehemalige, denkmalgeschützte<br />

Kaserne und die Berliner Wasserwerke.<br />

Auf dem Kasernengelände befinden sich<br />

Gebäude, zum Teil aus der Zeit vor 1870. Die Kaserne<br />

wurde seit dem 2. Weltkrieg von Gewerbeunternehmen<br />

und zeitweise vom Finanz amt und<br />

vom Versorgungsamt genutzt, wie auch vom<br />

Technischen Hilfswerk. In den letzten Jahren<br />

haben zudem Kulturschaffende auf dem Gelände<br />

Räume gemietet. Östlich des Kasernen geländes,<br />

angrenzend an den ehemaligen Flugplatz Tempelhof,<br />

liegt ein Wohngebiet aus den 1920er<br />

Jahren, das nach dem Garten stadtmodell geplant<br />

wurde.<br />

Südlich der Stadtautobahn A100 waren fast ausschließlich<br />

Gewerbe- und Industriebetriebe mit<br />

vielen Gebäuden aus der Jahrhundertwende um<br />

1900 angesiedelt.<br />

Im Westen liegt das Gewerbegebiet „Schöneberger-linse“.<br />

Es wurde überwiegend von<br />

städtischen Infrastruktureinrichtungen genutzt.<br />

2.3.1.c Planung und Realisierung im<br />

Zusammenhang mit den Planungen des<br />

Fernbahnhofs<br />

Auf der westlichen Seite zwischen dem Fernbahnhof<br />

Südkreuz und dem Bahnhof Schöneberg<br />

wurde schon Anfang der 1990er ein Konzept<br />

für das Gewerbegebiet „Schönebergerlinse“<br />

erarbeitet. Die Planungen sahen für das<br />

20 ha große Gebiet Bürohochhäuser vor und<br />

einen Umbau des tempelhofer Wegs in einen<br />

Boulevard. Die erwarteten Entwicklungen im<br />

Gebiet - im Zusammenhang mit dem neuen Fernbahnhof<br />

- blieben jedoch aus. Ein Vertreter der<br />

bezirklichen Stadtplanung sieht die Ursache<br />

darin, dass das Angebot von freien Grundstücken<br />

in Berlin sehr hoch ist und der Fernbahnhof Südkreuz<br />

noch nicht seine geplante Kapazität<br />

erreicht hat. Durch die Inbetriebnahme der Bahnstrecke<br />

zwischen Bahnhof Berlin Südkreuz und<br />

dem südlichen Berliner Außenring würden die<br />

Züge nach Dresden wieder über Berlin Südkreuz<br />

fahren können. Wegen mehrerer Klagen von<br />

Anwohnern, die eine Tunnellösung bevorzugen,<br />

wird die Realisierung weiterhin verzögert. Diese<br />

Inbetriebnahme ist zudem auch wichtig für die<br />

Airportexpress-Züge die, nach der Fertigstellung<br />

der Erweiterung des Flugplatzes-Schönefeld<br />

(zukünftig Airport Berlin-Brandenburg International,<br />

BBI) voraussichtlich 2012, zum Fernbahnhof<br />

Südkreuz verkehren sollen 5 . 2008 haben<br />

die Grundstückseigentümer der “Schöneberger-<br />

Linse” eine Eigentümerstandortgemeinschaft<br />

gegründet und zusammen mit dem Bezirk die<br />

Planungen überarbeitet. Im Rahmen eines Werkstattsverfahrens<br />

wurde ein neues Konzept<br />

erstellt, dass der Entwicklung ein prägnanteres<br />

Image geben soll, um das Gebiet besser vermarkten<br />

zu können.<br />

Schon 2001hat ein iKeA-Markt südöstlich des<br />

Fernbahnhofes eröffnet. Während der Genehmigung<br />

wurde festgelegt, dass ein neuer Fußweg<br />

(610m) zwischen IKEA und dem damals noch<br />

zukünftigem Fernbahnhof gebaut werden sollte 5 .<br />

Zudem haben Bauhaus und Möbelkraft in der<br />

Nähe des Fernbahnhofes ihre Filialen geöffnet.<br />

5 Martin Schwarz, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg,<br />

Abt. Bauwesen Amt für Planen, Genehmigen und Denkmalschutz,<br />

Fachbereich Planen, Telefongespräch<br />

24.08.2010<br />

35


36<br />

Da die Entwicklungserwartungen ausblieben,<br />

wurde der Fernbahnhof Südkreuz 2005 Teil des<br />

Fördergebiets „Schöneberg-Südkreuz“ und in das<br />

Förderprogramm „Stadtumbau West“ aufgenommen.<br />

Das Stadtumbaugebiet umfasst insgesamt<br />

ca. 180 ha entlang der Bahngleise (siehe Karte 12<br />

“Übersichtskarte vom Fördergebiet Schöneberg-<br />

Südkreuz” auf Seite 34). Für den Bahnhofsbereich<br />

wurden drei langfristige städtebauliche Entwicklungsperspektiven<br />

entwickelt:<br />

Schöneberger Linse<br />

• ein Vorplatz Richtung Osten mit Fahrradabstellanlage<br />

und die Neugestaltung des Werner-<br />

Voß-Damms als breiter Promenade mit begrenztem<br />

Verkehr nur für Busse und Anlieger,<br />

• die Entwicklung der alten Kaserne zur „Kulturkaserne“<br />

mit Hotel, Gastronomie, Gewerbe und<br />

Kultureinrichtungen,<br />

• die Entwicklung eines Bahnhofsquartiers auf<br />

den Flächen der Berliner Wasserwerke. Da diese<br />

Flächen noch genutzt werden, ist eine Real isierung<br />

in absehbarer Zeit jedoch nicht<br />

möglich.<br />

Von diesen Projekten ist zunächst der Umbau des<br />

Werner-Voß-Damms verwirklicht worden. Der<br />

östliche Vorplatz ist zurzeit im Bau. Die „Kulturkaserne“<br />

soll durch die Vermarktung und gezielte<br />

Vermietung ein stärkeres Image bekommen,<br />

erhält darüber hinaus aber keine finanzielle<br />

Förderung.<br />

Bahnhof<br />

Kasserngelände<br />

Bahnhofsquartier<br />

13. Entwicklungskonzept für die “Schöneberger-Linse” zusammengeschnitten mit dem Konzept für den Bahnhofsvorplatz Ost, das<br />

Bahnhofsquartier und das Kasernengelände.


Weiter werden im Rahmen des Förderprogramms<br />

„Stadtumbau West“ Grünflächen aufgewertet<br />

und auf alten Bahnflächen ergänzt. Zudem wird<br />

eine Fußwege- und Fahrradverbindung über die<br />

Gleise nördlich des Fernbahnhofs geplant sowie<br />

ein Rad-, Fuß- und Skateweg in einer Schlaufe<br />

vom Potsdamer Platz zum Fernbahnhof Südkreuz<br />

und wieder zurück. Fördergelder sind vorerst bis<br />

2015 vom Bund und dem Land Berlin bewilligt,<br />

es ist jedoch unklar wie die Entwicklungen<br />

anschließend weiter vorangetrieben werden können.<br />

Auch die Ko-Finanzierung durch EU-Mittel<br />

ist von den nationalen Fördergeldern abhängig.<br />

Nördlich des Gewerbegebietes soll der ehemalige<br />

Gasometer zu einem neuen Kultur- und<br />

Eventstandort umgenutzt werden. Beabsichtigt<br />

ist, mit diesen neuen Nutzungen auch einen<br />

Imagegewinn für den Standort zu erzielen und<br />

das wichtigste Standortspotenzial zu nutzen um<br />

auch neue Investoren anzulocken.<br />

2.3.1.d Entwicklungspotenzial<br />

Das Entwicklungspotenzial wird im Zusammenhang<br />

mit der Konzeption und Vermarktung der<br />

“Schöneberger-Linse” als sehr hoch beschrieben.<br />

Wichtige Faktoren sind die Bahnhöfe und vor<br />

allem Fernbahnhof Südkreuz, wo zukünftig<br />

200.000 Menschen pro Tag ein- und ausreisen<br />

sollen (vgl. Senatsverwaltung Stadtentwicklung<br />

Berlin 2007: 28). Zudem ist der Anschluss an die<br />

Autobahn A100 und den Flugplatz Brandenburg<br />

Berlin International (BBI) von großer Bedeutung 6 .<br />

Der Flugplatz liegt 18 km entfernt. Durch Expressbuslinien<br />

vom Fernbahnhof zum Flugplatz, soll<br />

das Gebiet „Schöneberger Linse“ als „Tor zum BBI“<br />

6 www.berlin-suedkreuz.de, [24.08.2010]<br />

vermarktet werden. Das Interview mit einem Vertreter<br />

der Stadtplanungsverwaltung im Bezirk<br />

Schöneberg/Tempelhof zeigt jedoch eher auf<br />

eine „zögerliche“ Entwicklung. Allein durch den<br />

Fernbahnhof seien keine privaten Investitionen<br />

realisiert worden und Bürgerproteste verzögern<br />

die Wiedereröffnung der Bahnstecke Berlin-Dresden,<br />

wodurch die volle Kapazität des Fernbahnhofs<br />

nicht genutzt werden kann. Den Großhändler<br />

Idena (Schreibwaren) konnte der Bezirk<br />

für das Gewerbegebiet naumannstraße gewinnen;<br />

nach einer Investition in eine neue Gewerbestraße.<br />

Entscheidend für die Ansiedlung war in<br />

dem Fall die Nähe zur Autobahn und nicht die<br />

Nähe zum Fernbahnhof 7 .<br />

Als Verkehrsknoten ist das Gebiet sehr gut<br />

erschlossen und nach den Plänen, die Bahnstrecke<br />

Berlin-Dresden wieder zu eröffnen und<br />

7 Martin Schwarz, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg,<br />

Abt. Bauwesen Amt für Planen, Genehmigen und Denkmalschutz,<br />

Fachbereich Planen, Telefongespräch<br />

24.08.2010<br />

37<br />

14. Illustration des zukünftigen Blicks vom Bahnhof auf die<br />

“Schöneberger-Linse”.


38<br />

2012/13 Expressbuslinien zum erweiterten Flugplatz<br />

zu führen, wird mehr als die doppelte der<br />

heutigen Fahrgastanzahl erwartet. Der Fernbahnhof<br />

war zudem als „Autobahnhof“ geplant mit<br />

2.550 Parkplätzen, von denen sind bislang nur ca.<br />

200 realisiert und zugänglich. Als Aufenthaltsort<br />

ist der Standort laut Martin Schwarz noch nicht<br />

in der Wahrnehmung der Berliner aufgenommen<br />

worden. Vor allem sind aber durch die Fertigstellung<br />

von neuen Verbindungswegen, positive<br />

Rückmeldungen von den Bürgern gekommen.<br />

Ein schleichender Wandel der Einwohnerstruktur<br />

war bis jetzt nur im Wohnquartier „Schöneberger<br />

insel“ zu beobachten. Dort ist 2008 in<br />

unmittelbarer Nähe die S-Bahnstation Julius-<br />

Leber Brücke errichtet worden 8 . Ein Potenzial für<br />

neue Nutzungsmöglichkeiten muss vom Markt<br />

und Investoren erst wahrgenommen werden und<br />

sich in der Konkurrenz der vielen freien Grundstücken<br />

in Berlin behaupten. Flächenpotenziale<br />

sind sowohl in der „Schöneberger-Linse“ wie<br />

auch in Bestandsgebäuden der alten Kaserne<br />

vorhanden. Die Entwicklung einer Ortsidentität<br />

braucht Zeit. Auf dem Kasernengelände gibt es<br />

viele alte Gebäude mit hohem architektonischen<br />

Wert, die die Identität des Entwicklungsgebietes<br />

positiv beeinflussen können.<br />

Die Schwierigkeiten bei der Entwicklung liegen<br />

zum einen in der Konkurrenz der vielen freien<br />

Grundstücke in Berlin, zum anderen an dem<br />

Ansatz der Bundesanstalt für Immobilien-<br />

8 Martin Schwarz, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg,<br />

Abt. Bauwesen Amt für Planen, Genehmigen und Denkmalschutz,<br />

Fachbereich Planen, Telefongespräch<br />

24.08.2010<br />

wirtschaft, Bundesgrundstücke nur an den<br />

Höchst bietenden zu vergeben, was alternative<br />

Nutzungskonzepte erschwert 8 .<br />

2.3.1.e Parallelen und Unterschiede zu<br />

Diebsteich<br />

Sowohl der Fernbahnhof Diebsteich als auch der<br />

Fernbahnhof Südkreuz werden als periphere<br />

Standorte mit sehr heterogenen Nutzungsstrukturen<br />

wahrgenommen. Beide haben die Nutzungen<br />

Wohnen, Gewerbe, Großhandel etc. und<br />

ein guten Anschluss an die Innenstadt. An beiden<br />

Standorten wird aus einer S-Bahnhaltestelle mit<br />

großflächigen Gewerbeanlagen in der Umgebung<br />

ein Fernbahnhof bebaut. Es sind Verkehrsknoten<br />

mit geringer Ortsidentität und mang elnder<br />

Aufenthaltsqualität.<br />

Am Fernbahnhof Südkreuz wird eine deutlich<br />

höhere Frequenz von Reisenden erwartet. Der<br />

Fernbahnhof liegt in der Nähe der Autobahn mit<br />

guten Werbelagen für Unternehmen sowohl zur<br />

Autobahn als auch zu den Gleisen. Das vorhandene<br />

Flächenpotenzial in Berlin ist in Bezug auf<br />

Größe und Anzahl höher. Dagegen ist der<br />

wirtschaftliche Druck in Hamburg größer. Das<br />

Potenzial für eine einflussreichere Ortsfunktion<br />

in Berlin ist vor allem auf dem Kasernengelände<br />

mit der alten Architektur und den begrünten Räumen<br />

vorhanden.<br />

Das Beispiel Berlin-Südkreuz bestätigt die Erfahrungen<br />

in Frankreich und Japan, dass ein neuer<br />

Fernbahnhof an sich noch keine städtebauliche<br />

oder wirtschaftliche Entwicklung garantiert.<br />

Auch für den Fernbahnhof Diebsteich könnte die<br />

Einbeziehung in ein Förderprogramm ein Weg<br />

sein, um die Entwicklung zu unterstützen.


2.4 Fazit zur theorie<br />

Bertolini vertritt die Auffassung, dass Entwicklungspotenziale<br />

um Bahnhöfe durch ein<br />

Ungleich gewicht zwischen der „Ortsfunktion“<br />

und der „Knotenfunktion“ entstehen (vgl. Bertolini<br />

2008:38f ). Als Folge wird entweder die<br />

stärkere Funktion geschwächt oder die<br />

schwächere Funktion gestärkt. Der Vergleich von<br />

Entwicklungen der Bahnhöfe in Amsterdam zeigt<br />

aber, dass auch die Bahnhöfe im Gleichgewicht<br />

sich stark verändert haben, vor allem in der Ortsfunktion.<br />

Könnte es ein Hinweis darauf sein, dass<br />

der „Bahnhof als Ort“ immer wichtiger wird?<br />

Die Aspekte, die auf die Orts- und Knotenfunktion<br />

Einfluss nehmen, sind Dichte und Vielfalt der<br />

Aktivitäten in der Umgebung des Fernbahnhofes,<br />

die Anzahl von Bewohnern und Beschäftigten<br />

aus verschiedenen Berufsgruppen in der<br />

unmittel baren Umgebung sowie die Frequenz<br />

und Vielfalt der Transportwahlmöglichkeiten. Je<br />

größer die Vielfalt, je besser werden die Knoten-<br />

und Ortswerte. Sind Fernbahnhöfe nur in<br />

vielseitigen Zentren gefragt? Klar ist, dass die<br />

Lage in einem gemischten „Zentrum“ mit vielen<br />

Funktionen die Wege und Transportzeit zwischen<br />

den unterschiedlichen Aktivitäten und Pflichten<br />

des Alltags deutlich verringern kann. Dann ist<br />

aber „die Vielfalt“ eher auf Funktionen bezogen,<br />

die das Konzept der „Stadt der kurzen Wege“<br />

unterstützen. Zudem ist zu vermuten, dass diese<br />

Kombination immer stärker gefragt ist und<br />

gefragt sein wird, wenn das Bedürfnis pendeln<br />

zu können steigt.<br />

Das Risiko von Verdrängung der kleineren<br />

Unternehmen vor Ort und eventuell auch von<br />

Bewohnern in den angrenzenden Wohngebieten<br />

ist zu beachten und Möglichkeiten dem<br />

entgegen zuwirken müssen in Betracht gezogen<br />

werden, ohne das Entwicklungspotenzial zu sehr<br />

zu hemmen. Gute Verbindungen zu den bestehenden<br />

Bezirkszentren sind schon frühzeitig<br />

notwendig.<br />

Das Beispiel Berlin-Südkreuz zeigt deutlich (wie<br />

auch andere Beispiele aus der Literatur), dass das<br />

theoretische Potenzial keine Garantie für eine<br />

städtebauliche Entwicklung bringt. Andere<br />

Aspek te, wie der Zugang zu Grundstücken und<br />

Gebäuden, die Zusammenarbeit der vielen<br />

Akteure und der lokalen Ökonomie, haben einen<br />

bedeutsamen Einfluss. Nichts zeigt aber daraufhin,<br />

dass eine Neuentwicklung bei den aufgestellten<br />

Kriterien scheitern muss, bei dem<br />

Bahnhofsprojekt Kassel-Willhelmshöhe, zum<br />

Beispiel, wurden die Zielsetzungen erreicht. Aus<br />

unterschiedlichen Gründen benötigt die Entwicklung<br />

sowohl in Berlin-Südkreuz als auch in Diebsteich<br />

ihre Zeit. In Berlin gibt es zu viel freie<br />

Grundstücke und in Diebs teich zu wenige Grundstücke,<br />

die gegenwärtig zu Verfügung stehen.<br />

Die Planungsperspektive muss langfristig sein.<br />

Gleichzeitig sind Potenziale vorhanden, für die in<br />

der Zukunft Raum und entsprechendes Planrecht<br />

geschaffen werden muss. Eine langfristige Planung<br />

ist gefragt, die Zielsetzungen mit den<br />

Bürgern ausarbeitet und eine flexible Etappen-<br />

Realisierung vorsieht. Vielleicht braucht es dabei<br />

auch andere Planungsinstrumente. Stadtentwicklung<br />

ist ein ständiger weiterführender<br />

Prozess.<br />

39


3.Plangebiet


3.1 Abgrenzung des Plangebiets<br />

3.2 Das Plangebiet im innerstädtischen Vergleich<br />

3.3 Gebietsbeschreibung<br />

3.4 Planungen in der Umgebung<br />

3.5 interessen der Akteure<br />

3.6 Zukunftsperspektiven<br />

3.7 Fazit des Plangebiets


15. Plangebietsabgrenzung<br />

0 100 200 Meters<br />

Maßstab: 1: 10 000


In diesem Kapitel werden das Plangebiet und die<br />

äußeren Einflussfaktoren auf das Planverfahren<br />

beschrieben. Nach der Erläuterung zur Abgrenzung<br />

des Plangebiets folgt ein Vergleich der<br />

Hamburger Fernbahnhöfe und die Gebietsbeschreibung.<br />

Darauf folgend werden die Planungen<br />

im Umfeld des Plangebiets und die Interessen<br />

der Akteure vorgestellt. Der Schwerpunkt<br />

liegt vor allem auf deren Einfluss auf die Entwicklung<br />

des Plangebiets. Nach der Erläuterung von<br />

Tendenzen, die für die Zukunft und für die Planungen<br />

der Umgebung des Bahnhofes Diebsteich<br />

von großer Relevanz sein könnten, werden im<br />

Fazit die Stärken, Schwächen, Risiken und<br />

Möglichkeiten des Plangebiets zu sam mengefasst.<br />

3.1 Abgrenzung des<br />

Plangebiets<br />

Im Zusammenhang mit Bahnhofsentwicklungen<br />

wird oft vom „Bahnhofsumfeld“ oder „Bahnhofquartier“<br />

gesprochen. Ein Bahnhof kann laut Bertolini<br />

und Spit Auswirkungen auch auf Gebiete<br />

haben, die weit vom Bahnhof entfernt liegen. Es<br />

gilt aber auch umgekehrt, dass Funktionen in der<br />

Nähe des Bahnhofs keinen Einfluss spüren. Dies<br />

zeigt, dass die Eingrenzung eines Plangebiets nie<br />

alle Betroffenen vollständig einbeziehen kann.<br />

Bertolini und Spit identifizieren vier Herangehensweisen,<br />

um ein Bahnhofsumfeld einzugrenzen.<br />

Sie sind für unterschiedliche Planungsprozesse<br />

geeignet (vgl. Bertolini, Spit 1998:12ff):<br />

Ein fußläufiger Radius vom Bahnhof (500m oder<br />

10 Min.) versucht die Perspektive der Nutzer aufzugreifen.<br />

Diese Sichtweise kann für eine erste<br />

Analyse, wie auch für detailliertere Betrachtungen<br />

geeignet sein.<br />

Eine funktional-historische Betrachtung begrenzt<br />

ein Gebiet bezüglich der Funktionen, die mit dem<br />

Bahnhof in engem Zusammenhang stehen. Diese<br />

Abgrenzung berücksichtigt keine eventuellen<br />

künftigen Weiterentwicklungen, sie eignet sich<br />

aber für Funktionsanalysen.<br />

Geometrische Abgrenzungen sind eher<br />

willkürlich, mit der Absicht alle in einem gewissen<br />

Ausschnitt befindliche Faktoren zu berücksichtigen.<br />

Sie beziehen sowohl die Nutzer, als auch<br />

die funktionale Perspektive mit ein, die Abgrenzung<br />

ist aber häufig schwer nachzuvollziehen.<br />

43


44<br />

Harburg<br />

Hauptbahnhof<br />

Dammtor<br />

Altona<br />

Bei der Betrachtung von Entwicklungsparametern<br />

wird ein begrenztes Entwicklungsgebiet<br />

wie z.B. eine Konversionsfläche betrachtet, deren<br />

eventuelle Auswirkungen auf andere Gebiete<br />

nicht mit einbezogen werden. Die Herangehensweise<br />

eignet sich für konkretere Planungen.<br />

Bei der Abgrenzung des Plangebiets um den<br />

neuen Fernbahnhof Diebsteich ist weder eine<br />

funktional-historische Betrachtung, noch eine<br />

nach Entwicklungsparametern angebracht.<br />

Ersteres, weil noch kein Fernbahnhof mit<br />

anknüpf enden Funktionen vorhanden ist und das<br />

letzt ere weil kein besonderes Entwicklungsgebiet<br />

ausgewiesen oder frei von Nutzungen ist. Die<br />

Abgrenzung dieser Arbeit bezieht sich auf ein in<br />

etwa 10 Min. zu Fuß zu erreichendes Gebiet. Das<br />

Plangebiet wird konkret von den großen umliegenden<br />

Straßen, die natürliche Trennwirkungen<br />

für Fußgänger darstellen, abgegrenzt.<br />

Bergedorf<br />

16. Bevölkerungsdichte (Einwohner/qm).<br />

Altona-Nord: 9.684<br />

Bahrenfeld: 2.426<br />

Ottensen: 11.333<br />

Altona-Altstadt: 9.850<br />

Hamburg:2.298<br />

3.2 Das Plangebiet im<br />

innerstädtischen Vergleich<br />

Im folgenden werden erst die Planungsdaten für<br />

das Bahnhofsprojekt am Diebsteich und<br />

anschließend die Hamburger Bahnhöfe und<br />

deren Umgebung vorgestellt. Die Beschreibungen<br />

stammen von der Verfasserin selbst und<br />

es wird angestrebt, Bewertungen klar von den<br />

Fakten zu trennen. Der Vergleich soll helfen die<br />

Größe des Bahnhofsprojekts am Diebsteich<br />

besser einschätzen zu können, sowohl im Sinne<br />

von Fahrgastzahlen wie die Entwurfsmaßstäbe<br />

betreffend (die Größe von Vorplätzen, Gebäuden,<br />

Haltestellen, Straßen etc.). Der Vergleich soll auch<br />

klarstellen, ob die Bahnhöfe alle die gleichen<br />

Funktionen und Strukturen haben oder inwiefern<br />

sie unterschiedliche Charakter aufweisen.<br />

17. Ausländeranteil Prozentsatz der Einwoh- 18. Wahlbeteiligung in v.H. (Bürgerner<br />

mit ausländischem Pass).<br />

schaftswahl 2008).<br />

Altona-Nord: 21,0<br />

Bahrenfeld: 15,3<br />

Ottensen: 14,2<br />

Altona-Altstadt: 22,2<br />

Hamburg: 14,1<br />

Altona-Nord: 66.1<br />

Bahrenfeld: 66,8<br />

Ottensen: 72,4<br />

Altona-Altstadt: 63,3<br />

Hamburg: 63,5


3.2.1 Planungsdaten für den<br />

Fernbahnhof Diebsteich<br />

Das Plangebiet um den Fernbahnhof Diebsteich<br />

liegt zum größten Teil im Bezirk Altona, an der<br />

Grenze zum Bezirk Eimsbüttel. Angrenzend an<br />

die Gleisbereiche hat sich seit dem Anfang des<br />

20. Jahrhunderts Gewerbe angesiedelt (vgl. FHH,<br />

Bezirksamt Altona 2010: 28). Heute liegt es direkt<br />

im Anschluss an die Innenstadt und an beliebten<br />

Stadtteilen wie Eimsbüttel, Sternschanze und<br />

Ottensen (siehe Karte 1 “Übersichtskarte” auf<br />

Seite 12). Von der Wahrnehmung her befindet sich<br />

das Gebiet am Rande der Stadt, mit dem Rücken<br />

zu den Gleisen und einem größeren<br />

Industriegebiet.<br />

Die DB AG erarbeitet zurzeit eine Fahrgastanalyse<br />

um eine Prognose für die zukünftige Frequenz<br />

am Fernbahnhof Diebsteich zu berechnen. Erste<br />

Erkenntnisse werden erst ende November 2010<br />

erwartet. Eine Prognose für die zukünftigen Fahrgastzahlen<br />

in Diebsteich beruht unter anderem<br />

auf Annahmen darüber, inwiefern ein<br />

autofreund licherer Bahnhof, im Vergleich zum<br />

Bahnhof Altona (der schwer mit dem Auto zu<br />

erreichen ist), mehr Fahrgäste locken könnte 1 . Die<br />

Belastbarkeit dieser Prognosen ist begrenzt. Der<br />

Fernbahnhof Berlin-Südkreuz hat bis heute nur<br />

ca. 40% der prognostizierten Fahrgastzahlen<br />

erreicht (vgl. Senatsverwaltung Stadtentwicklung<br />

Berlin 2007: 28; 2 ), während der Fernbahnhof<br />

Kassel-Willhelmshöhe nach vier Jahren Bahnbetrieb<br />

über 240% der prognostizierten Fahrgastzahlen<br />

erreicht hatte (vgl. Schütz 1998: 371). Eine<br />

wichtige Frage ist dagegen, welche und wie viele<br />

Fernzüge in Diebsteich halten werden. Dies zeigt<br />

inwiefern Diebsteich ein echtes Pendlerbedürfnis<br />

befriedigen kann, welches aus schlaggebend für<br />

das Entwicklungspotenzial sein könnte. Nach<br />

Aussagen von Johannes Gerdelmann von der<br />

Abteilung Landes- und Landschaftsplanung bei<br />

der BSU, sollen alle Züge, die in Hamburg ein-<br />

1 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />

Telefongespräch 11.11.2010<br />

2 www.bahnhof.de\Großbahnhöfe in Osten\Bahnhof<br />

südkreuz\Daten und Fakten [11.11.2010];<br />

Hauptbahnhof Dammtor Altona Harburg Bergedorf<br />

Fernzüge 14 10 10 6 4<br />

Regionalzüge 8 4 6 3 2<br />

S/U-Bahnen 9 3 5 2 2<br />

Fahrgäste/Tag 250.000 43.000 90.000 35.000 18.000<br />

Zuganhalte/Tag<br />

Fernzüge<br />

720<br />

Regionalzüge -<br />

S/U-Bahnen 982<br />

P+R Stellplätze 903 400<br />

Fahrradstellplätze 344 204 160 483 178<br />

Min. zum Hbf. 0 3 12 21 21<br />

19. Vergleich der Hamburger Bahnhöfe<br />

45


46<br />

gesetzt werden, in Diebsteich starten 3 . Dies wäre<br />

für den Fernbahnhof und die Entwicklung der<br />

Umgebung ein großer Vorteil, da er somit eine<br />

echte Standortalternative sowohl für Unternehmen<br />

wie auch Bewohner wird, die viel Bahn<br />

fahren oder fahren wollen.<br />

3.2.2 Hauptbahnhof<br />

Der Hamburger Hauptbahnhof wurde im Dezember<br />

1906 eröffnet. Heute liegt der Hauptbahnhof<br />

im Stadtzentrum in fußläufiger Entfernung von<br />

den Haupt-Einkaufsstraßen (Mönckebergstraße,<br />

Spitaler Straße), wichtigen Kultureinrichtungen<br />

wie Kunsthalle, Deichtorhallen, Schauspielhaus<br />

und Zentralbibliothek und direkt am ZOB<br />

(Zentralen Omnibusbahnhof ). Hier wird der<br />

ge samte Verkehr von Bahn und Bussen gebündelt.<br />

Der Hauptbahnhof ist zu vielen Zeiten des<br />

Tages hoch frequentiert und diejenigen, die Menschenmengen<br />

nicht mögen fahren lieber zum<br />

Fernbahnhof Dammtor. Der angrenzende Stadtteil<br />

St. Georg ist ein vielseitiger Stadtteil mit<br />

vielen Hotels, Sex-Shops, Wohnbebauung und,<br />

seit Ende der 1990er, mit einer trendigen<br />

Einkaufs- und Ausgehstraße (Lange Reihe). Im<br />

Hauptbahnhof gibt es viele Einkaufsmöglichkeiten<br />

und Gastronomie. Die Aufenthaltsqualitäten<br />

sind jedoch begrenzt. Direkt um den Hauptbahnhof<br />

ist der Autoverkehr dominierend und<br />

die Verbindungen zu den umliegenden Gebieten<br />

werden überwiegend durch Tunnelgänge<br />

gewährleistet. Vor allem der Fahrradverkehr ist<br />

stiefmütterlich behandelt, sowohl im Sinne von<br />

funktionalen Wegverbindungen wie im Sinne<br />

von Abstellmöglichkeiten.<br />

3 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />

Interview 19.03.2010<br />

3.2.3 Fernbahnhof Dammtor<br />

Der Fernbahnhof Dammtor liegt nicht weit vom<br />

Hauptbahnhof entfernt, hat aber weniger als ein<br />

Zehntel von dessen Fahrgastanzahl pro Tag. Der<br />

erste Bahnhof wurde 1866 gebaut und 1903<br />

durch den heutigen ersetzt. Die Bahnsteige liegen<br />

im Obergeschoss und im Erdgeschoss befinden<br />

sich Läden und Gastronomie. Die hochwertige<br />

Jugendstilarchitektur vermittelt eine ruhige<br />

Atmosphäre. Ein Vorplatz ist nicht vorhanden und<br />

die Aufenthaltsqualität vor dem Fernbahnhof ist<br />

gering. In unmittelbaren Anschluss liegen zwei<br />

Grünanlagen. Beide sind vom Fernbahnhof nicht<br />

direkt wahrnehmbar. Im Süd-Westen liegt der<br />

Park „Planten un Blomen“. Am Ausgang ist die<br />

Sicht in den Park durch einen deutlichen Niveauunterschied<br />

verhindert. Im Nord-Osten liegt die<br />

große Grünfläche „Moorweide“, aber vor dem<br />

Ausgang des Fernbahnhofes verläuft die<br />

siebenspurige Edmund-Siemers-Allee, an welcher<br />

auch die Bushaltestelle liegt. Die prägnantesten<br />

Nutzungen der Umgebung sind das Kongresszentrum<br />

CCH mit dem Hochhaus des SAS-Hotels und<br />

der Hauptcampus der Hamburger Universität.<br />

Der Fernbahnhof Dammtor ist geprägt von einer<br />

ruhigen Atmosphäre und der Einfluss seiner Fernbahnhofsfunktion<br />

auf die Nutzungen seiner<br />

Umgebung erscheint gering.<br />

3.2.4 Fernbahnhof Altona<br />

Der erste Bahnhof Altonas wurde 1844 am Ort<br />

des heutigen Rathauses gebaut. Am jetzigen<br />

Standort wurde der Bahnhof 1898 eröffnet. 1979<br />

wurde ein neues Bahnhofsgebäude gebaut, bei<br />

welchem die Kaufhausnutzung prägender ist als<br />

die Bahnhofsnutzung. Direkt vor dem


Fernbahnhof liegt der Altonaer ZOB, der relativ<br />

leicht sowohl durch Unterführungen wie über<br />

den Bahnhofsvorplatz zu erreichen ist. Am Altonaer<br />

Fernbahnhof verläuft das Bezirkszentrum in<br />

Ost-West Richtung. Nach Westen verläuft die<br />

heute so beliebte Einkaufsstraße Ottenser Hauptstraße.<br />

Diese weist in ihrer gründerzeitlichen,<br />

kleinteiligen Baustruktur, als autoarme Straße mit<br />

unterschiedlichen Läden hohe Aufenthaltsqualitäten<br />

auf. Nach Osten verläuft die Neue<br />

Große Bergstraße/Große Bergstraße in Richtung<br />

Innenstadt. Die Fußgängerzone ist aber von der<br />

Max-Brauer-Allee vom Fernbahnhof getrennt<br />

und wird durch eine Unterführung mit dem Fernbahnhof<br />

verbunden. Dieser Teil des Bezirkszentrums<br />

hat einen ganz anderen Charakter als die<br />

Westseite, sowohl von der Baustruktur, als auch<br />

von den Nutzungen her. Seit mehreren Jahre hat<br />

er an Attraktivität verloren und die großen<br />

Einkaufshäuser der 60er Jahre, die das Straßenbild<br />

dominieren, wurden seit Anfang der 2000er<br />

Jahre teilweise nur von Zwischennutzern genutzt.<br />

Heute hat ein Veränderungsprozess begonnen.<br />

Eine der Einkaufspassagen ist umgebaut und<br />

wieder mit Einzelhandelsgeschäften belebt und<br />

das Grundstück des anderen Kaufhauses soll<br />

nach dem Stand der Planungen von IKEA bebaut<br />

werden. Im Unterschied zum Hauptbahnhof und<br />

Dammtor gibt es einen relativ großen Wohnanteil<br />

mit hoher Einwohner dichte in unmittelbarer<br />

Umgebung des Fern bahnhofes.<br />

3.2.5 Fernbahnhof Harburg<br />

Der Harburger Fernbahnhof liegt in direktem<br />

Anschluss an die B 75, die nach Hamburg führt,<br />

am Rande des Harburger Bezirkszentrums. Auch<br />

wenn die Einwohnerdichte um den Fernbahnhof<br />

20. Lageplan vom Hauptbahnhof.<br />

Autofreie Fllächen/<br />

Verbundungen<br />

Gleisgebiet<br />

Hauptstraßen<br />

47<br />

Stadtrad Station<br />

Grünflächen<br />

M: 1:8000<br />

21. Lageplan vom Bahnhof Dammtor. M: 1:8000<br />

Wasserflächen


48<br />

22. Lageplan vom Bahnhof Altona. M: 1:8000<br />

23. Lageplan vom Bahnhof Harburg. M: 1:8000<br />

24. Lageplan vom Bahnhof Bergedorf.<br />

M: 1:8000<br />

relativ gering ist, hat der Fernbahnhof einen<br />

großen Einzugsbereich in Hamburger Süden. Der<br />

Vorplatz des Fernbahnhofes wird vom Parkplatz<br />

und Taxistand dominiert. Am Vorplatz sind<br />

zudem Fahrradständer vorhanden. Nördlich des<br />

Vorplatzes liegt ein großer Busbahnhof mit Eingang<br />

zur S-Bahn. Der Fernbahnhof ist vom Harburger<br />

Zentrum durch die Hannoversche Straße<br />

getrennt und am einfachsten durch das Tunnelsystem<br />

der S-Bahn zu erreichen. Das Bezirkszentrum<br />

ist von der großmaßstäblichen Baustruktur<br />

und Einkaufszentren der 70er Jahre geprägt.<br />

3.2.6 Fernbahnhof Bergedorf<br />

Der Fernbahnhof Bergedorf und seine Umgebung<br />

werden zurzeit umgebaut. Dabei wird der<br />

ZOB nach oben, auf das Niveau der Gleise verlegt<br />

und zwei große Einkaufszentren werden im<br />

Anschluss gebaut. Zudem soll der Fernbahnhof<br />

einen attraktiven Vorplatz bekommen, von dem<br />

aus ein Fußweg am Fluss Bille entlang zur<br />

Fußgängerzone verläuft. Viele haben während<br />

des Planungsprozesses eine Verödung des historischen<br />

Ortszentrums befürchtet, während die<br />

Befürworter die Möglichkeit sehen, dass die<br />

Einkaufszentren das ganze Zentrum wieder<br />

attraktiver machen und beleben. Die Fernbahnhofsumgebung<br />

ist charakterisiert durch die<br />

großen Volumen der Einkaufszentren und das<br />

dahinter liegende Altstadtzentrum mit Fußgängerzone<br />

und kleineren Geschäften.<br />

Der Fernbahnhof Bergedorf liegt zentral im Stadtkern;<br />

wenn auch nicht mit direktem Bezug zur<br />

Einkaufsstraße. Er ist ein wichtiger Knotenpunkt<br />

für die Reisenden aus dem Osten Hamburgs und<br />

der angrenzenden Gemeinden.


3.2.7 Vergleichende Analyse der<br />

Hamburger Fernbahnhöfe bezüglich der<br />

orts- und Knotenfunktion<br />

Basierend auf der Analyse der Verfasserin und der<br />

Statistiken in der Tabelle 16 wurden die Hamburger<br />

Fernbahnhöfe in der Grafik von Bertolini<br />

eingeordnet (siehe Diagramm 25 ). Diese Einordnung<br />

ist subjektiv und im folgenden wird die<br />

Argumentation dieser Einordnung erläutert. Angesichts<br />

der Attraktivität und die Vielfalt der Nutzungen<br />

in der Umgebung der Fernbahnhöfen,<br />

weist der Hauptbahnhof die größte Vielfalt und<br />

Attraktivität auf. Diese ist insbesondere im<br />

angrenzenden gentrifizierten Stadtteil St.Georg<br />

zu beobachten. Auch die Umgebung des Fernbahnhofs<br />

Altonas ist einer der nachgefragtesten<br />

Wohnstandorte in Hamburg und in dem ein Gentrifizierungsprozess<br />

stattgefunden hat und stattfindet.<br />

Der Fernbahnhof Bergedorf liegt direkt im<br />

Stadtteilzentrum, das vor kurzer Zeit durch zwei<br />

große Einkaufszentren ergänzt worden ist. Die<br />

Auswirkung auf die Attraktivität des Ortes durch<br />

dieser Entwicklung ist noch ungewiss. Bergedorf<br />

weist aber höhere Aufenthaltsqualitäten auf als<br />

Harburg, wo Verkehr und die großen Maßstäbe<br />

der Gebäude das Stadtbild dominiert. Das „Einflussgebiet“<br />

um den Bahnhof Dammtor liegt<br />

zwischen sehr belebten Orten, die am Rande des<br />

„Einflussgebiets“ anknüpfen. Die große Flächeninanspruchnahme<br />

der Nutzungen durch Universität,<br />

Kongresszentrum und Parkanlagen begrenzen<br />

die mögliche Vielfalt von Nutzungen. Durch<br />

die vielen Studenten gibt es aber eine relativ<br />

große Präsenz von Menschen im öffentlichen<br />

Raum. In Diebsteich ist deutlich, dass im Gegensatz<br />

zu den anderen Fernbahnhöfen in Hamburg,<br />

Hauptbahnhof<br />

Altona<br />

Node<br />

Dammtor<br />

Harburg<br />

Bergedorf<br />

Diebsteich<br />

heute<br />

Konzept<br />

Diebsteich<br />

heute<br />

Konzept<br />

Unbalanced<br />

node<br />

Dependence<br />

Harburg<br />

Dammtor<br />

Alt. Konz<br />

Konyept<br />

Balance<br />

25. Vergleich der Hamburger Fernbahnhöfe<br />

Bergedorf<br />

noch längst nicht die Fülle von Nutzungsvielfalt<br />

vorhanden ist, wie sie bei anderen Bahnhöfen zu<br />

finden ist.<br />

Bezüglich der Knotenfunktion kann festgestellt<br />

werden, dass Dammtor und Altona über die gleiche<br />

Anzahl an Fernzugverbindungen verfügen,<br />

aber Altona ungefähr das doppelte an Fahrgästen<br />

hat. Am wenigsten Fahrgäste und am wenigsten<br />

Zugverbindungen hat der Fernbahnhof Bergedorf.<br />

Bergedorf liegt zudem am nächsten an einer<br />

Autobahn, während der Bahnhof Hamburg-Harburg<br />

die besten Anfahrtsmöglichkeiten für Autofahrer<br />

bietet und die höchste Anzahl von Parkplätzen<br />

hat.<br />

Die Hamburger Fernbahnhöfe werden in der<br />

Grafik sehr unterschiedlich eingeschätzt. Spiegelt<br />

dies deren unterschiedlichen Charakter wieder?<br />

Der Altonaer Fernbahnhof ist als sehr stark, nach<br />

dem Hauptbahnhof, eingestuft, kann der neue<br />

Bahnhof in Diebsteich diese Rolle übernahmen<br />

und den Hauptbahnhof entlasten? Am ende der<br />

Arbeit werden die Konzepte für Diebsteich auch<br />

in die Grafik eingeordnet (siehe Seite 119) .<br />

Stress<br />

Unbalanced<br />

place<br />

Altona<br />

Place<br />

Hauptbahnhof


Stadtteilzentrum<br />

Bahrenfeld<br />

Bezirkszentrum<br />

eimsbüttel<br />

Bezirkszentrum<br />

Altona<br />

Stadtteilzentrum<br />

Sternschanze<br />

26. Zentrenfunktionen der Umgebung<br />

27. Nutzungen im Plangebiet M: 1:10 000<br />

0 100 200 Meters


3.3 Gebietsbeschreibung<br />

In diesem Abschnitt werden die „Orts- und Knotenfunktionen“<br />

des Plangebiets beschrieben.<br />

Anschließend wird das Plangebiet in kleinere<br />

Teilbereiche gegliedert und näher betrachtet.<br />

3.3.1 Die „ortsfunktion“<br />

Die Ortsfunktionen werden von der Dichte und<br />

Vielfalt der Aktivitäten in der Umgebung des<br />

Bahnhofes definiert. Zudem wird die Anzahl von<br />

Bewohnern und die der Beschäftigten aus verschiedenen<br />

Berufsgruppen in die Bewertung mit<br />

eingebracht (Serlie 1998; vgl. Bertolini 2008: 41f).<br />

3.3.1.a Nutzungen<br />

Im Plangebiet gibt es viele unterschiedliche<br />

Unternehmen, große produzierende Betriebe,<br />

Lager- und Logistikunternehmen, Großhändler<br />

für Lebensmittel und Haushaltswaren und viele<br />

KFZ-Händler. Es gibt Büroparks aber auch kleine<br />

Gewerbetreibende wie beispielsweise einen<br />

Steinmetz, Grabsteinverkäufer und einen Antikhändler.<br />

Zudem ist auf beiden Seiten der Gleise<br />

Wohnbebauung vorhanden, kleine Einkaufsmöglichkeiten<br />

für Lebensmittel und vereinzelt<br />

gastronomische Angebote: ein chinesisches Restaurant,<br />

zwei Kneipen und drei Imbisse. Die Karte<br />

Lebensmittelhandel Restaurant<br />

Kita/Schule<br />

Sportplatz<br />

Spielplatz<br />

Imbiss<br />

Kneipe<br />

26 “Zentrenfunktionen der Umgebung” auf Seite<br />

50, zeigt das Bahrenfelder Stadtteilzentrum ca. 1,6<br />

km, das Bezirkszentrum Eimsbüttel ca. 1,8km und<br />

das Bezirkszentrum Altona ca. 1,9km (über die<br />

Harkortstraße) vom Bahnhof Diebsteich<br />

entfernt.<br />

3.3.1.b Charakter<br />

Der Eindruck im Plangebiet ist geprägt durch die<br />

großen Maßstäbe der Gewerbegebäude mit<br />

geschlossenen Fassaden ohne Fenster. Die<br />

Straßen sind zum großen Teil von Bäumen begleitet<br />

und relativ ruhig. An Grünstruktur sind zwei<br />

große Friedhöfe mit angrenzenden Kleingärten<br />

sowie große Sportflächen südlich der Waidmannstraße<br />

vorhanden. Diese Freiflächen sind jedoch<br />

in ihrer Nutzung stark begrenzt und auch der<br />

Zugang ist nicht jedem gestattet. Somit ist der<br />

Umfang öffentlicher Freiflächen sehr gering. Im<br />

Gebiet gibt es wenig ältere Gewerbearchitektur<br />

von historischem Wert, die sich für Umbau und<br />

Umnutzung eignen. Durch den gewerblichen<br />

Charakter und die Trennwirkung der Gleise ist zu<br />

vermuten, dass wenig Menschen sich gezielt<br />

durch das Quartier bewegen. Durch die Gleise ist<br />

das Plangebiet in zwei Gebiete getrennt. Es<br />

bestehen keine Funktionen oder Aufenthaltsqualitäten,<br />

die den Bewohnern und Beschäftigten ein<br />

gemeinsames Quartiersempfinden vermitteln<br />

Wohnen<br />

Soziales/Kulturelles<br />

Dienstleistung<br />

Handel<br />

Gewerbe<br />

Industrie<br />

öentliche Nutzung<br />

nicht genutzt<br />

51


Überwiegend<br />

Soziales<br />

Überwiegend<br />

Frei- und Sportächen<br />

28. Anschluss an den ÖPNV im Plangebiet<br />

0 500 1 000 2 000<br />

Meters<br />

S<br />

29. Bewegungsraum innerhalb von 10 Minuten vom<br />

Bahnhof Diebsteich (ÖPNV und zu Fuss).<br />

0 100 200 Meters<br />

M: 1:10 000<br />

S-Bahn Bus 600m von S-Bahnstation 300m von Bushaltestelle


oder zu einem Verweilen im Plangebiet einladen.<br />

Bewohner an der Isebekstraße orientieren sich<br />

eher zum Bezirkszentrum Eimsbüttel als zum<br />

Bezirkszentrum Altona und ein Künstler mit Atelier<br />

im Gebiet westlich der Gleise bemängelt die<br />

fehlenden Querungsmöglichkeiten über die<br />

Stresemannstraße 4 .<br />

3.3.1. Bewohner und Beschäftigte<br />

Dadurch, dass das Plangebiet zum Großteil<br />

Gewerbegebiet ist, ist die Bevölkerungsdichte<br />

insgesamt sehr gering. Einzelne Wohnblöcke<br />

weisen jedoch mit bis zu 550 Einwohner/ha eine<br />

relativ hohe Dichte auf (FHH LGV 2009; vgl. FHH,<br />

Bezirksamt Altona 2010: 59). Die Anzahl der<br />

Be sch äftigten nach Arbeitsorten ist nicht statistisch<br />

erhoben. Nach grober subjektiver Einschätzung<br />

auf Grundlage der vorhandenen Nutzungen<br />

gibt es einige Beschäftigte im Bereich Handel,<br />

Hotel und Gastronomie, wenig Beschäftigte in<br />

Bildung, Gesundheit und Kultur, einige im Dienstleistungssektor<br />

und viele im Bereich verarbeitendes<br />

Gewerbe und Logistik.<br />

3.3.2 Die „Knotenfunktion“<br />

Im Folgenden wird auf die Anbindung des Gebiets<br />

und die Fortbewegungsmöglichkeiten eingegangen.<br />

Fußgänger-, Fahrrad-, Auto-, Bahn- und<br />

öffentlicher Personennahverkehr im Gebiet<br />

werden beschrieben.<br />

4 Aussagen im Bürgerforum „Mitte Altona“ 05.06.2010;<br />

Lukasz Chrobok, Künstler und Gründer des Künstlerhaus<br />

2025 in der Ruhrstraße, Interview 29.09.2010<br />

3.3.2.a Fußgängerverkehr<br />

Durch die überwiegend großen Quartiere sind<br />

die Wegebeziehungen für Fußgänger im Gebiet<br />

relativ lang und umständlich. Der große Anteil an<br />

Gewerbe führt zu großen Baustrukturen und<br />

wenig Menschen auf den Straßen. Die meisten<br />

Straßen haben auf beiden Seiten Bürgersteige.<br />

Eine Ausnahme ist die Plöner Straße, die von der<br />

Stresemannstraße zum Bahnhof führt. Hier ist nur<br />

auf der Ostseite ein Bürgersteig vorhanden.<br />

Die meisten Kreuzungen der umgebenden<br />

großen Straßen sind lichtsignalgesteuert. Ausnahmen<br />

gibt es an der Oeverseestraße und am<br />

Bessenerweg über die Stresemannstraße. Lukasz<br />

Chrobok, ein aktiver Künstler und Gründer des<br />

Atelierhauses 2025, beschreibt die Stresemannstraße,<br />

sowohl physisch wie mental, als die<br />

stärkste Barriere um das Plangebiet 5 .<br />

Wo möglich sollte ein engmaschigeres Netz für<br />

Fußgänger geschaffen werden. Wichtig für ein<br />

vielfältiges Fußgängernetz sind Verbindungen<br />

über die Stresemannstraße nach Süden zum<br />

Bezirkzentrum Altona, wo der ZOB weiterhin liegen<br />

wird und wo auf den heutigen Gleisflächen<br />

ein neuer Stadtteil entstehen wird. Eine Verbindung<br />

über die Bahnbrücke, die heute ebenerdig<br />

von den Bahnflächen (zukünftig der Stadtteil<br />

„Mitte Altona“) über die Stresemannstraße nach<br />

Diebsteich führt, wird im Rahmen der vorbe reitenden<br />

Untersuchungen für die städtebauliche<br />

Entwicklungsmaßnahme aus Kostengründen als<br />

nicht realistisch eingeschätzt. Angesichts der<br />

wichtigen Verbindung für sowohl den<br />

5 Lukasz Chrobok, Künstler und Gründer des Künstlerhaus<br />

2025 in der Ruhrstraße, Interview 29.09.2010<br />

53


54<br />

Fernbahnhof als für den neuen Stadtteil „Mitte<br />

Altona“ ist nach Möglichkeiten zu suchen diese<br />

Wegeverbindung zu realisieren.<br />

3.3.2.b Fahrradverkehr<br />

Schmale Fahrradwege verlaufen im Plangebiet<br />

entlang der Plöner Straße, in die Leverkusenstraße<br />

und auf der Schützenstraße zur Stresemannstraße.<br />

Fahrradwege verlaufen zudem entlang<br />

der Kaltenkirchenstraße, über die Augustenburgerstraße<br />

zur Kieler Straße und entlang der<br />

Waidmannstraße wie auch an den umliegenden<br />

Hauptverkehrsstraßen. Die Qualität dieser Fahrradwege<br />

ist sehr unterschiedlich. Die Parkmöglichkeiten<br />

für Fahrräder am heutigen S-Bahnhof<br />

sind sehr beschränkt. Bei nur 14 überdachten<br />

Anlehnbügeln, 90 m südlich des S-Bahneingangs<br />

besteht schon heute eine Unterversorgung. Die<br />

nächste Stadtrad-Station liegt am Alsenplatz, ca.<br />

20 Minuten zu Fuß.<br />

Breitere Fahrradwege wären wichtig an der Waidmannstraße,<br />

Plöner Straße und Leunastraße, wo<br />

das Verkehrsaufkommen höchstwahrscheinlich<br />

deutlich ansteigen wird. Ein großes Fahrradparkhaus<br />

und eine entsprechende Leihstation für<br />

Stadträder am Fernbahnhof wäre eine wichtige<br />

Ergänzung zum ÖPNV.<br />

3.3.2.c Öffentlicher Personennahverkehr<br />

(ÖPNV)<br />

Die Schnellbahn fährt mit zwei Linien nach Diebsteich,<br />

der S3 nach Pinneberg und der S21 Richtung<br />

Elbgaustraße. Mit der S 21 dauert es sieben<br />

Minuten bis Dammtor und neun Minuten zum<br />

Hauptbahnhof, wo die Passagiere auch in Fernzüge<br />

umsteigen können.<br />

Der Busverkehr im Plangebiet ist eingeschränkt.<br />

Am Bahnhof hält nur der Bus 180 (S Holstenstraße<br />

- S Stellingen), der in Hauptverkehrszeiten vier-<br />

bis sechsmal pro Stunde fährt und ab 19.30 nicht<br />

mehr. Vier Bushaltestellen sind für die Beschäftigten<br />

und Bewohner im Plangebiet vorhanden.<br />

Die große Karte auf Seite 52, zeigt die Bushaltestellen<br />

und deren Einzugsbereiche von 300m in Gelb.<br />

Um den S-Bahnhöfen sind orangefarbenen<br />

Einzugsbereiche von 600m markiert. Abgesehen<br />

vom Bereich um den Bornkampsweg ist das<br />

Plangebiet gut vom ÖPNV erschloßen. Die Karte<br />

29 “Bewegungsraum innerhalb von 10 Minuten<br />

vom Bahnhof Diebsteich (ÖPNV und zu Fuss).” auf<br />

Seite 52, zeigt, welche Gebiete theoretisch in ca. 10<br />

Minuten vom Bahnhof Diebsteich zu erreichen<br />

sind, ohne umzusteigen (5 km/h = 83 m/Min. im<br />

Radius). Die zu erreichenden Gebiete be schränken<br />

sich stark um die nächsten<br />

S-Bahn stationen.<br />

Bessere Verbindungen zum Altonaer ZOB, nach<br />

Westen nach Bahrenfeld, Othmarschen, Flottbek<br />

und Richtung Nordosten, nach Eimsbüttel und<br />

Hoheluft wären notwendig. Da aus Eimsbüttel<br />

keine direkte Schnellzugverbindung nach Dammtor<br />

besteht, könnte eine Direktverbindung zum<br />

Fernbahnhof Diebsteich attraktiv sein.<br />

3.3.2.d Bahnverkehr<br />

Nach Aussagen von Vertretern der BSU sollen alle<br />

Fern- und Regionalzüge, die in Hamburg eingesetzt<br />

werden, zukünftig am Fernbahnhof Diebsteich<br />

starten 6 . Zur Frequenz können zurzeit<br />

weder die BSU noch die Deutsche Bahn AG<br />

6 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />

Interview 19.03.2010


Auskünfte geben. Im Gegensatz zu heute, wo<br />

einige Züge nach Norden nur aus Altona<br />

abfahren, werden wahrscheinlich keine Züge in<br />

Diebsteich starten, ohne auch an anderen Bahnhöfen<br />

in Hamburg zu halten. Für den erhöhten<br />

Verkehr in Richtung Hauptbahnhof könnte eine<br />

Erweiterung der Schienen südlich der Stresemannstraße<br />

notwendig werden.<br />

3.3.2.e Motorisierter Individualverkehr (MIV)<br />

Die Hauptanschlussstraßen für den MIV im<br />

Plangebiet sind zurzeit die Leunastraße, die<br />

Plöner Straße, die Waidmannstraße und die<br />

Große Bahnstraße. Zudem führt zusätzlich die<br />

kleinere Straße „Am Diebsteich“ vom Holstenkamp<br />

zum S-Bahnhof. Von der Autobahnausfahrt<br />

Hamburg-Volkspark an der A7 sind es ca. drei km<br />

zum Bahnhof Diebsteich. Während der Voruntersuchung<br />

für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme<br />

„MitteAltona“ verdeutlichte ein<br />

Verkehrsgutachten, dass die Stresemannstraße<br />

zukünftig deutlich überlastet sein wird 7 . Vor allem<br />

in den Kreuzungen mit der Harkortstraße und der<br />

Kieler Straße entstehen oft Staus. Parkplatzflächen<br />

müssen frühzeitig bereitgestellt<br />

werden, was schwierig werden kann, da zurzeit<br />

keine Grundstücke frei sind. Car-Sharing ist unter<br />

anderem in der Nähe der Haltestelle Holstenstraße<br />

und am Altonaer ZOB vorhanden und eine<br />

sinnvolle Ergänzung der Verkehrsmöglichkeiten<br />

am Fernbahnhof Diebsteich, um das Bedürfnis<br />

nach Autobesitz zu reduzieren.<br />

7 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />

Bürgerforum „Mitte Altona“ 05.06.10<br />

55


A<br />

e<br />

Teilbereich<br />

Wohnen<br />

c<br />

30. Nutzungen<br />

b<br />

Dienstleistung<br />

f<br />

d<br />

a<br />

Handel Industrie<br />

G<br />

B<br />

F<br />

C<br />

A<br />

Gewerbe öentliche Nutzung<br />

D<br />

nicht genutzt<br />

E<br />

0 100 200 Meters<br />

M: 1:10 000<br />

0 100 2


3.3.3 Bestandsaufnahme<br />

Um die Kenntnisse über das Plangebiet für die<br />

Erarbeitung von neuen Konzepten zu vertiefen,<br />

werden in diesem Abschnitt einzelne Teilbereiche<br />

des Plangebiets beschrieben. Auf der Karte 30<br />

“Nutzungen” auf Seite 56, sehen Sie das Plangebiet<br />

in Teilbereiche gegliedert, die im folgenden<br />

einzeln beschrieben werden. Die Teilbereiche<br />

sind östlich der Gleise mit A-G und westlich der<br />

Gleise mit a-f gekennzeichnet. Die Farbe der<br />

Grundstücke zeigt die vorhandene Nutzung. Für<br />

jeden Teilbereich wird auf die bestehende Nutzung<br />

und das Planungsrecht eingegangen. Es<br />

wird auch eine subjektive Einschätzung der<br />

möglichen Umnutzung in den kommenden<br />

Jahren vorgenommen. Auf der Karte 31 “Entwicklungsphasen”<br />

auf Seite 58, zeigen die Farben der<br />

Grundstücke die eingeschätzte Entwicklungszeiträume.<br />

Ziel ist es, Bereiche zu identifizieren,<br />

die unabhängig von einander entwickelt werden<br />

können müssen. Ob oder wann diese Bereiche in<br />

der Realität entwickelt werden, hängt unter<br />

anderem davon ab, welche Interessen die<br />

Eigentümer haben, wie der Planprozess verläuft<br />

und wie die Projekte finanziert werden können.<br />

Auch bei Änderungen der Bebauungspläne<br />

haben die Unternehmen, die heute vor Ort tätig<br />

sind Bestandsrecht und können ihre Nutzung<br />

weiter betreiben. Die Änderungen werden erst<br />

dann wirksam, wenn der Eigentümer selbst<br />

Veränderungen vornehmen will und sich dann<br />

nach dem neuen Recht richten muss.<br />

3.3.3.a Östlich der Gleise<br />

A. Die Post<br />

Große Flächen direkt östlich der Gleise gehören<br />

der Post AG und dem Metro-Markt. Sie sind nach<br />

dem alten Planrecht (Baustufenplan) als Sonderflächen<br />

festgelegt. Eines der großen Gebäuden<br />

der Post am Isebekstieg wird laut BSU nicht<br />

unbedingt gebraucht. Dieser Teil des Grundstücks<br />

könnte theoretisch relativ kurzfristig<br />

umgenutzt werden 8 . Bei weiteren Postflächen<br />

kommt es bei der Weiternutzung stark auf die<br />

Entwicklung der Postverteilung an. Langfristig,<br />

wenn sich gesellschaftlich oder technisch<br />

größere Veränderungen ergeben, könnte ein<br />

neuer Standort unabhängig der Bahnhofsentwicklungen<br />

aktuell werden. Die Nutzung des<br />

Seepostamtes, das direkt vor der heutigen<br />

S-Bahnhaltestelle liegt, muss nach Meinung der<br />

Post AG, grundsätzlich erhalten bleiben. Diese<br />

Fläche hat aber eine zentrale Bedeutung für die<br />

Entwicklung eines neuen Bahnhofsgebäudes am<br />

Diebsteich und die Gestaltung eines attraktiven<br />

Bahnhofsvorplatzes. Eine Verlagerung hätte<br />

8 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />

Interview 19.03.2010<br />

Gebäude des Seepostamtes<br />

57<br />

B e S t A n D S A U F n A H M e


Kurzfristig<br />

31. Entwicklungsphasen<br />

Mittelfristig Langfristig Visionär<br />

0 100 200 Meters<br />

M: 1:10 000<br />

Zu erhalten


Kosten zur Folge, die jedoch vermutlich durch<br />

eine Wertsteigerung des Grundstücks gedeckt<br />

werden könnte. Dadurch ist sowohl eine kurzfristige<br />

wie eine langfristige Umnutzung des<br />

Grundstückes in Betracht zu ziehen.<br />

Der Metro-Markt wurde erst 2006 errichtet. Es ist<br />

ein Großhandel für Gastronomiegewerbe und<br />

profitiert vom guten Standort in der Nähe der<br />

Innenstadt und zur Autobahn. Hier ist eher ein<br />

langfristiger Umnutzungszeitraum in Betracht<br />

zu ziehen.<br />

Dieses Teilgebiet des Plangebiets ist in der Voruntersuchung<br />

für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme<br />

„MitteAltona“ mit einbezogen worden<br />

und könnte eventuell als städtebauliches<br />

Entwicklungsgebiet festgesetzt werden. Im<br />

Extremfall könnte eine Enteignung der Flächen<br />

möglich gemacht werden (BauGB: § 169 Abs. 3;<br />

siehe auch Abschnitt “2.2.2 Städtebauliche<br />

Entwicklungsmaßnahme” auf Seite 30).<br />

Im Zusammenhang mit der Erarbeitung eines<br />

neuen Konzeptes für die Flächen ist die schwierige<br />

Lärmsituation zu beachten, die die Nutzungs-<br />

und Gestaltungsmöglichkeiten deutlich einschränkt.<br />

In der Ausschreibung für den städtebaulichen<br />

und landschaftsplanerischen Realisierungswettbewerb<br />

Mitte Altona wird auf die Lärmbelastung<br />

von der Stresemannstraße und der<br />

Gleise hingewiesen (vgl. D&K drost consult GmbH<br />

2010: 22).<br />

Isebekstraße<br />

B. isebekstraße<br />

In der Nähe der S-Bahnstation an der Isebekstraße<br />

stehen Mehrfamilienhäuser, die teilweise<br />

aus der Jahrhundertwende 1900 stammen, die<br />

jüngsten Gebäude sind aus den 80er Jahren. Der<br />

Baustufenplan von 1952 sieht an der Straße<br />

Wohnnutzung vor und im hinteren Bereich, zum<br />

Sportfeld hin, ist Gewerbe ausgewiesen. Die<br />

Wohngebäude scheinen in einem guten Zustand<br />

zu sein und werden in dieser Arbeit als langfristig<br />

zu erhalten eingestuft. Hinter den<br />

Wohnhäusern befinden sich kleineres Gewerbe.<br />

Hierfür müssten für eine Umnutzung preisgünstige<br />

Alternativen geschaffen werden. Abgesehen<br />

von den Bürogebäuden an der Waidmannstraße<br />

könnte mittelfristig eine Umwandlung<br />

der Gewerbeflächen stattfinden.<br />

C. Gewerbe an der Waidmannstraße<br />

Gewerbeflächen, die nördlich der Waidmannstraße<br />

anschließen, würden nach der Verlegung<br />

des Fernbahnhofes eine gute „Schaufensterlage“<br />

bekommen. Die Waidmannstraße würde, auch<br />

wenn sie nicht als Haupterschließung vorgesehen<br />

wird, eine Zufahrtsstraße für Anreisende<br />

59<br />

B e S t A n D S A U F n A H M e


60<br />

B e S t A n D S A U F n A H M e<br />

von Osten werden. Heute sind hier Lager und<br />

Transportunternehmen, Kleinunternehmen und<br />

ein größerer Einzelhandel mit Billigwaren (vgl.<br />

Bonni 2010: Karte 3). Die BSU und der Bezirk<br />

Altona vertreten die Meinung, dass die Nutzungsfestlegung<br />

als Gewerbe beibehalten werden<br />

sollte. Gewerbeflächen würden zu häufig verdrängt<br />

und neue Flächen seien schwer zu<br />

schaffen. Zudem wäre eine Mischnutzung mit<br />

Wohnen im Anschluss an das neue Holzkraftwerk<br />

an der Haferstraße nicht realisierbar 9 . Die neue<br />

„Lage“ in der Stadtstruktur könnte dennoch<br />

strukturelle Veränderungen im Gebiet anstoßen.<br />

Diese Arbeit sieht eventuelle Veränderungsvorschläge<br />

im Gebiet als langfristige Zukunftsvision<br />

an.<br />

D. Sportflächen<br />

Die Sportflächen gehören eigentumsrechtlich<br />

der Freien- und Hansestadt Hamburg und sind<br />

wichtig für die Freizeitbeschäftigung, Gesundheit<br />

und Erholung der Bewohner. Es gibt eine Tennishalle,<br />

zehn offene Tennisplätze, einen Fußballplatz<br />

und ein Sportfeld für Amerikanischen<br />

9 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />

Interview 19.03.2010<br />

Fußball. Eine Möglichkeit besteht zwar darin, die<br />

Flächen umzunutzen, hierfür sind aber<br />

Ersatzflächen in guter Erreichbarkeit notwendig.<br />

Zu beachten ist auch der Verlauf der Landschaftsachse<br />

und das Naherholungsbedürfnis. Da alternative<br />

Standorte in erreichbarer Nähe nicht<br />

vorhanden sind, werden die Sportflächen in dieser<br />

Arbeit, unter der oben genannten Voraussetzung,<br />

für eine mittel- bis langfristige Umnutzung<br />

eingestuft.<br />

e. Westlich der Kieler Straße<br />

Entlang der Kieler Straße befindet sich überwiegend<br />

Wohnungsbau, das denkmalgeschützte<br />

Arbeitsamt und eine Sportfläche. Der Wohnblock<br />

nördlich des Arbeitsamtes ist mit einer Ausnahme<br />

ein erkanntes Denkmal. So auch die Wohnbebauung<br />

an der Kieler Straße 77-85 (siehe Karte 32<br />

“Gebäude mit historischem Wert” auf Seite 61); FHH<br />

Denkmalschutzamt Stand Mai 2010; vgl. FHH<br />

Bezirksamt Altona, 2010: 70). Der Baublock an der<br />

Stresemannstraße ist zum großen Teil eine untergenutzte<br />

Fläche mit einzelnen Eckgebäuden.<br />

Abgesehen von einer Nutzungsdiskussion für die<br />

Brachfläche, auf der heute eine viergeschossige<br />

Gewerbe an der Waidmannstraße Anmeikanischer Fußballplatz


Wohnbaufläche festgesetzt ist, und einer eventuellen<br />

Verlegung der Sportfläche, ist der Bestand<br />

als langfristig zu erhalten eingestuft. Zu<br />

beachten ist der Verlauf der Landschaftsachse<br />

und das Naherholungsbedürfnis. Zudem sind alle<br />

Wohnblocks durch Verkehrslärm beeinträchtigt<br />

(vgl. Sommer 2007).<br />

F. Gewerbe am Haferweg<br />

Die nördliche Gewerbefläche ist wahrscheinlich<br />

in geringerem Maße vom neuen Fernbahnhof<br />

betroffen. Es handelt sich hier sowohl um großflächiges<br />

Gewerbe als auch um Kleingewerbe.<br />

Südlich des Haferwegs befinden sich ein Schlackenhandel<br />

und ein Großlager von Reyher<br />

Schrauben. An der Kieler Straße liegt ein Büro-<br />

Center, ein Fitness-Studio und eine Filiale einer<br />

Lebensmittelkette. Die Einschätzung in dieser<br />

Arbeit ist, dass hier wenig Veränderungspotenzial<br />

besteht. Die Flächen sind groß und gut an die<br />

Autobahn angeschlossen. Es wäre schwer, andere<br />

Standorte für die Unternehmen zu finden, wie<br />

auch andere Nutzungen auf eine verträgliche Art<br />

etappenweise zu integrieren.<br />

32. Gebäude mit historischem Wert<br />

Der Teil nördlich des Haferwegs gehört zum<br />

Bezirk Eimsbüttel. Hier liegen zwei größere Bürokomplexe,<br />

im Westen der „BüroPark Kieler Straße“<br />

und im Osten der „Businesspark Eimsbüttel“.<br />

Dazwi schen liegen Kleingewerbe mit relativ<br />

großen freien Flächen.<br />

Westlich der Großen Bahnstraße befinden sich<br />

Gewerbeflächen, die teilweise als Grünfläche ausgewiesen<br />

und teilweise mit Einfamilienhäusern<br />

Wohnblock Lunapark, Arch.: Gustav Oelsner (1928) Ausbildungsstette an der großen Bahnstraße<br />

61<br />

B e S t A n D S A U F n A H M e


62<br />

B e S t A n D S A U F n A H M e<br />

bebaut sind. Sollte die Große Bahnstraße als<br />

Hauptzufahrtsstraße ausgelegt werden, würde<br />

der Verkehrslärm wahrscheinlich deutlich erhöht<br />

werden und der Bereich für Wohnen nicht geeignet<br />

sein.<br />

G. Zwischen Stresemannstraße und<br />

Bahngleisen<br />

An der Stresemannstraße stehen zwischen Straße<br />

und Bahngleisen alte Wohnhäuser und einige<br />

Gewerbebauten die stark von Lärm beeinträchtigt<br />

sind. Sie wirken aber auch als wichtiger<br />

„Lärmriegel“, welcher das Plangebiet zum Teil von<br />

den Lärm der Züge abschirmt. Die Häuser sind<br />

dem Aussehen nach in einem relativ schlechten<br />

baulichen Zustand und für Wohnen nicht geeignet.<br />

Die Flächen sind entweder als Gewerbe- oder<br />

Verkehrsflächen ausgewiesen. Prinzipiell muss<br />

hier über eine städtebauliche neuordnung<br />

nachgedacht werden. Im Gleisdreieck ist eine<br />

Autovermietung angesiedelt und dahinter befindet<br />

sich ein Rückhaltebecken für Regenwasser.<br />

3.3.3.b Westlich der Gleise<br />

a. Schleswiger Straße<br />

Das direkt westlich des Bahnhofs angrenzende<br />

Quartier ist nach altem Baustufenplan als Industrie<br />

gebiet ausgewiesen und eher kleinteilig parzelliert.<br />

Parallel zu den Gleisen an der Schleswiger<br />

Straße stehen mit einer Ausnahme Wohngebäude.<br />

Die Wohngebäude sind laut Hamburger<br />

Lärmaktionplan von Schienenlärm über 70 dB(A)<br />

betroffen (vgl. Sommer 2007). In einer Lücke sind<br />

zwei Gewerbetreibende für Spezialeffekte und<br />

Spielautomaten angesiedelt. Hinter der Wohnbebauung<br />

liegt kleinteiliges Gewerbe und ein<br />

großer Fliesenmarkt. Zum Friedhof hin befinden<br />

sich einige Grabsteinhändler und eine FriedhofsgärtnereI<br />

In diesem ersten Quartier könnte durch<br />

den neuen Fernbahnhof ein großes Investitionsinteresse<br />

entstehen, aber die Grundstücke sind<br />

klein und die friedhofbezogenen Unternehmen<br />

zum Teil von ihrem Standort abhängig. Die Einschätzung<br />

ist, dass mittel- bis langfristig doch<br />

einige Veränderungen folgen werden, da die<br />

Flächen aufgrund der neuen Lage an Wert gewinnen<br />

werden.<br />

S-Bahnbrücke über der Stressemannstraße Wohbebauung an der Schleswiger Straße


Für das Quartier südlich der Leunastraße wurde<br />

2005 ein neuer Bebauungsplan für Gewerbe<br />

genehmigt und die meisten hier befindlichen<br />

Gebäude wurden in den letzten 20 Jahren<br />

gebaut. Hier befindet sich unter anderem ein<br />

großer Farbhändler und eine neue Jugendeinrichtung.<br />

In der südlichen Ecke ist ein Grundstück<br />

frei und auch die mittlere Fläche ist untergenutzt<br />

und kurzfristig bebaubar. Da der Bebauungsplan<br />

erst 2005 genehmigt wurde, könnten die<br />

Grundstückseigentümer bei Änderungen des<br />

Baurechts vor 2012 Entschädigung fordern (siehe<br />

Abschnitt “2.2.1 Verbindliche und vorbereitende<br />

Bauleitplanung” auf Seite 29).<br />

b. Zwischen den Friedhöfen<br />

Zwischen den Friedhöfen liegt ein Kleingartengebiet<br />

von ca. 3,7 ha und ein Gewerbequartier<br />

mit einer großen Maschinenfabrik von Max<br />

Kroenert. Um die Fabrik sind kleinere Gewerbebetriebe<br />

angesiedelt. Der südliche Teil ist als<br />

Industriegebiet nach altem Baustufenplan ausgewiesen,<br />

während die nördliche Spitze als Grünfläche<br />

ausgewiesen ist. Die Kleingartenflächen<br />

sind Dauerkleingärten und durch das Bundesklein<br />

gartengesetz geschützt. Mit Blick auf die<br />

Kleingärten liegen zwei Mehrfamilienhäuser. Das<br />

Gebiet befindet sich zum Teil in der Landschaftsachse.<br />

Veränderungen könnten die Landschaftsachse<br />

stärken und die Vorteile der Landschaftsachse<br />

nutzen. Es ist mit einzubeziehen, dass der<br />

Verkehr vom Holstenkamp über die Straße Am<br />

Diebsteich durch den Fernbahnhof stark erhöht<br />

werden könnte und sich somit die Lärmbelastung<br />

auf die Landschaftsachse erhöht. Es gibt zusätzliche<br />

Interessen, das Gewerbegebiet über das<br />

Kleingartengebiet bis zum Holstenkamp zu<br />

erweitern. Bei einer eventuellen Verlegung der<br />

Kleingärten sind Ersatzflächen und Entschädigungszahlungen<br />

notwendig (vgl. Bundeskleingartengesetz:<br />

§11 Abs 1; §14 Abs. 1). Dies wird<br />

nach den großen Umsiedlungen von Kleingärten<br />

im Rahmen der Überdeckelung der BAB 7 in der<br />

Öffentlichkeit, besonders bei den betroffenen<br />

Kleingärtnern, schwer zu vermitteln sein (siehe<br />

Abschnitt “3.2.1 Planungsdaten für den Fernbahnhof<br />

Diebsteich” auf Seite 45). In dieser Arbeit<br />

wird daher davon ausgegangen, dass die Kleingärten<br />

langfristig erhalten werden. Ziel sollte es<br />

aber sein, dass durch die Landschaftsachse<br />

mittel fristig bessere öffentliche Wegeverbindungen<br />

hindurch geführt und ihre Erreichbarkeit<br />

und ihr Erholungswert stark erhöht werden.<br />

c. Große einzelhändler<br />

Östlich der Ruhrstraße ist nach altem Planrecht<br />

Industriegebiet ausgewiesen. Westlich der<br />

Ruhrstraße ist 2004 ein Bebauungsplan festgesetzt<br />

worden, der Gewerbe vorsieht. In diesem<br />

Teilbereich gibt es mehrere Großhändler für<br />

Lebensmittel, Autos, Baustoffe und Haus haltswaren<br />

aber auch ein Künstlerhaus mit 16 Ateliers.<br />

Im östlichen Quartier liegt zudem eine<br />

Gewerbe an Am Diebsteich<br />

63<br />

B e S t A n D S A U F n A H M e


64<br />

B e S t A n D S A U F n A H M e<br />

Produktionsschule mit eigenen Werkstätten<br />

und eine Metallgießerei. Eventuell könnten die<br />

Großhändler vom Fernbahnhof profitieren, in<br />

dem mehr Menschen das Gebiet frequentieren.<br />

Die Betriebe des produzierenden Gewerbes<br />

sind schwer umzusiedeln und haben<br />

Restriktionen für die Umgebung zur Folge. Es<br />

ist dadurch schwierig, die nutzungen zu<br />

ändern. Die Verantwortlichen bei der BSU<br />

schätzen das Veränderungspotenzial westlich<br />

der Gleise generell als gering ein 10 .<br />

d. Bezirksensemble<br />

Die drei Gebäudeblocks sind von Wohnnutzung<br />

geprägt. Nach dem altem Planrecht (Baustufenplan)<br />

ist im großen Innenhof Geschäftsgebiet<br />

ausgewiesen und Industrie an den Gleisen entlang.<br />

An den Gleisen befindet sich ebenfalls ein<br />

ehemaliges Kraftwerk, das für Büros und Veranstalt<br />

ungsangeboten umgebaut und aufgestockt<br />

worden ist. Um den Leverkusenstieg befindet<br />

sich eine alte Siedlung des Altonaer<br />

10 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />

Interview 19.03.2010<br />

Bau-Sparverein, die als Bezirksensemble<br />

geschützt ist, die sogenannten Reichardthöfe<br />

(siehe Karte 32 “Gebäude mit historischem Wert”<br />

auf Seite 61). Abgesehen von Veränderungen in<br />

den kleinen Gewerbebetrieben im Innenhof<br />

sollte dieser Teilbereich erhalten werden, da er<br />

unter anderem einen prägenden Charakter hat<br />

und identitätsstiftend für das Quartier ist. Für die<br />

Wohnbebauung an der Leverkusenstraße ist die<br />

eventuell künftig durch den Fernbahnhof<br />

erzeugte Verkehrsbelastung zu beachten. Die<br />

Wohnhäuser, die zur Stresemannstraße liegen,<br />

sind schon heute von hohem Verkehrslärm<br />

betroffen. Zudem ist die Wohnbebauung am Bessemerweg<br />

in Richtung Bahngleise vom Schienenverkehrslärm<br />

beeinträchtigt (vgl. Sommer 2007).<br />

e. Autohändler<br />

Am Bornkampsweg ist 2006 ein neuer Bebauungs<br />

plan für Gewerbe beschlossen worden. Dort<br />

sind auch zwei Erhaltungsbereiche festgesetzt<br />

worden. Hier gibt es unter anderem Autohändler,<br />

Verpackungsunternehmen, Lager und<br />

Haushaltswahrenhändler an der Ruhrstraße Wohbebauung am Leverkusenstieg


Dienstl eist ungs unternehmen (vgl. Bonni 2010:<br />

Karte 6). Das Quartier liegt relativ weit vom Fernbahnhof<br />

entfernt, wirkt aber als Eingangsbereich<br />

für Autofahrer, die von der Autobahn kommen.<br />

Nur geringe Veränderungen werden hier zu<br />

erwarten sein.<br />

f. Friedhöfe<br />

Die Friedhöfe und Kleingärten sind ein wichtiger<br />

Bestandsteil der Landschaftsachse zum Volkspark.<br />

Leider sind die Wegeverbindungen für<br />

Fußgänger und Fahrradfahrer nicht zusammenhängend.<br />

Die Kleingärten am Holstenkamp<br />

haben einen sehr hohen Standard mit einem<br />

Ersch einungsbild von Ferienhäusern. Die Kleingärten<br />

sind im Eigentum der Freien- und Hansestadt<br />

Hamburg und könnten prinzipiell verlegt<br />

werden, dies wäre aber ein starker Eingriff in die<br />

Frei- und Erholungsräume der Kleingartenpächter.<br />

Der Verkehrslärm vom Holstenkamp ist<br />

durch die ganze Grünanlage deutlich zu hören<br />

und beeinträchtigt die Naherholungsqualitäten.<br />

Maßnahmen, um den Lärm zu verringern, sind<br />

Erhaltenswertes Lagergebäude am Beerenweg<br />

daher in Betracht zu ziehen. Friedhöfe haben eine<br />

ganz besondere Bedeutung als Gedenkstätten,<br />

aber auch als Grünflächen. Sie befinden sich im<br />

kirchlichen Eigentum. Es gibt seitens der Kirche<br />

Überlegungen, die Bestattungsflächen zu<br />

reduzieren und die nach Beenden der Liegezeiten<br />

der Gräber (oft 25 Jahre) frei werdenden<br />

Flächen anderweitig zu nutzen. Hierbei wird<br />

seitens des Bezirks eine Grünflächennutzung<br />

favorisiert.<br />

Grabsteifverkauf , Am Diebateich<br />

65<br />

B e S t A n D S A U F n A H M e


Mitte Altona<br />

/Wettbewerbsgebiet<br />

33. Planungen in der Umgebung des Plangebietes M: 1:25 000<br />

Zukunftsplan Altona<br />

Stadtbahn<br />

Rahmenplan Bahrenfeld<br />

/Entwicklungsgebiet


3.4 Planungen in der<br />

Umgebung<br />

Die Karte auf Seite 66 zeigt das Plangebiet und die<br />

Gebiete anderer Planungsvorhaben in der Umgebung.<br />

Es ist wichtig, die gegenseitigen Einflüsse<br />

zwischen den Planungsvorhaben zu beachten<br />

und sich ein Bild von der zukünftigen Situation<br />

im Gesamtgebiet zu machen. Im Folgenden<br />

werden die Planungsvorhaben in der Umgebung<br />

beschrieben und deren Einfluss auf das Plangebiet<br />

eingeschätzt.<br />

3.4.1 Mitte Altona<br />

Ein bedeutendes Stadtentwicklungsprojekt in<br />

Altona wird gegenwertig auf den Bahnflächen<br />

zwischen dem Altonaer Fernbahnhof und der<br />

Stresemannstraße vorbereitet. Durch die Verlegung<br />

der Fernbahnhofsfunktion nach Diebsteich<br />

könnten insgesamt ca. 75ha neue Flächen städtebaulich<br />

entwickelt werden. Zwar ist mit der Realisierung<br />

der Bahnhofsverlegung nicht vor Ende<br />

2016 zu rechnen, jedoch liegen heute schon ca.<br />

30ha Flächen westlich der Harkortstraße brach.<br />

Sie sind schon von der Bahnnutzung freigestellt<br />

und es besteht die Chance, sie vorgezogen zu<br />

entwickeln 11 .<br />

Das Untersuchungsgebiet der vorbereitenden<br />

Untersuchung für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme<br />

erstreckt sich auch über das<br />

Plangebiet dieser Arbeit, im Bereich der Post und<br />

dem Metro-Markt (siehe Karte 35 “Plangebiet der<br />

vorbereitende Untersuchung für “Mitte Altona”<br />

und die zwei Bauphasen” auf Seite 69) .<br />

11 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />

Bürgerforum „Mitte Altona“ 05.06.10<br />

3.4.1.a Städtebauliche Zielsetzung<br />

Im Rahmen der vorbereitenden Untersuchung<br />

hat die BSU einen Leitbildentwurf für das Untersuchungsgebiet<br />

(ca. 75ha) erstellt. Der Leitbildentwurf<br />

ist mit Vertretern aus Fachbehörden, der<br />

Politik und dem Amt für Stadt- und Landschaftsplanung<br />

im Bezirk Altona, mit Grundstückseigentümern<br />

und Bürgern abgestimmt worden.<br />

Er besteht aus fünf Oberthemen:<br />

• Quartiersbezug betonen/ Strukturen<br />

ver knüpfen<br />

• Alltagsqualitäten entwickeln<br />

• Vielfalt schaffen<br />

• Defizite abbauen<br />

• Identität sichern<br />

Ein zentraler Bestandteil dabei ist, eine Verbindung<br />

zwischen den Stadtteilen, vor allem für den<br />

Fuß- und Radverkehr, zu realisieren. Zudem ist<br />

auch die Schaffung von öffentlichen Grünflächen,<br />

die in den umgebenden Stadtteilen sehr knapp<br />

sind, ein zentrales Ziel. Unter anderem besteht<br />

die Idee, den Grünstreifen von dem Altonaer Balkon,<br />

über den Platz der Republik bis nach Diebsteich<br />

zu verlängern, wo die Landschaftsachse<br />

Volkspark anschließt 12 . Insgesamt sind in der Auslobung<br />

des gegenwärtig laufenden städtebaulichen<br />

und landschaftsplanerischen Realisierungswettbewerbs,<br />

acht bis zehn Hektar zusammenhängende<br />

Grünfläche nachzuweisen (vgl.<br />

D&K drost consult 2010: 27).<br />

Funktionen: Die Leitbildplanung für die aufzugebenden<br />

Bahnflächen sieht eine Mischung<br />

von Funktionen mit Quartiersbezug vor. Es wird<br />

nicht angestrebt stadtübergreifende Funktionen<br />

zu planen, sondern der Fokus liegt auf einer<br />

Mischstruktur, die auch die Funktionen<br />

12 PP Presentation. BSU, Stand 25 Mai 2010<br />

67


Quartiersbezug<br />

betonen und Strukturen<br />

verknüpfen<br />

Alltagsqualitäten<br />

entwickeln<br />

Vielfalt schaffen<br />

Identität sichern<br />

Quartiersbeug<br />

Deffizite Abbauen<br />

34. Leitbild “Mitte Altona”


der Nachbarviertel ergänzt. Die Vorstudie von<br />

astoc-WES von November 2009, sieht den Neubau<br />

von ca. 1600 bis 2000 Wohnungen vor 13 . In<br />

der Auslobung zum städtebaulichen und landschaftsplanerischen<br />

Wettbewerb wird ein<br />

Schwer punkt auf familienfreundliches Wohnen<br />

gelegt. Vorgeschrieben wird außerdem, dass 10<br />

bis 20% der gesamten Wohneinheiten autofrei<br />

bzw. autoarm gestaltet werden sollen. Autoarmes<br />

Wohnen heißt unter anderem, dass nur 0,2 (statt<br />

0,7-1,5) Parkplätze pro Wohneinheit nachgewiesen<br />

werden müssen (vgl. D&K drost consult<br />

2010: 27). Gemäß dem Leitbild soll auf ein ausgeglichenes<br />

Verhältnis zwischen Sozial-, Miet-<br />

und Eigentumswohnungen geachtet werden.<br />

Zudem sollen auch unterschiedliche Wohnformen<br />

ermöglicht werden 13 .<br />

Verkehr: Der Autoverkehr soll gebündelt werden,<br />

um mehrfache Lärmquellen zu vermeiden.<br />

Hauptsächlich würde der Verkehr über die Harkortstraße<br />

abgewickelt werden. Eine Entlastungsstraße<br />

über das Gleisdreieck zur Bahrenfelder<br />

Straße oder unter den Gleiswall zur Stresemannstraße<br />

steht zur Diskussion. Auch der ÖPNV<br />

soll gut an das Gebiet angeschlossen sein 13 .<br />

Städtebau: Zur Bebauungsstruktur ist im Leitbild<br />

vorgegeben, dass sie sich an die angrenzenden<br />

Wohnviertel anpassen und in das dortige Stadtbild<br />

einfügen soll. In der Auslobung zum Wettbewerb<br />

wird dies mit fünf bis sieben Geschossen<br />

konkretisiert. Die Baufelder müssen schrittweise<br />

entwickelt werden können, ohne dass Defizite<br />

entstehen, wenn die zweite Bauphase erst später<br />

entwickelt werden sollte (vgl. D&K drost consult,<br />

2010: 26).<br />

13 PP Präsentation. BSU, Stand 25 Mai 2010<br />

3.4.1.b Prozess<br />

Von Juli bis November 2010 läuft ein städtebaulich-landschaftsplanerischerRealisierungswettbewerb<br />

in welchem das Leitbild städtebaulich<br />

konkretisiert werden soll (vgl. D&K drost consult,<br />

2010: 47). Dem Plan zufolge könnte 2012 mit dem<br />

Bau des ersten Bauabschnitts begonnen werden<br />

und ab Ende 2016 mit dem zweiten 13 .<br />

3.4.1.c Auswirkungen auf den Nahbereich<br />

des Fernbahnhofs Diebsteich<br />

Auch wenn das Entwicklungsgebiet Mitte Altona<br />

nicht im direkten Anschluss zum neuen Fernbahnhof<br />

liegt, sind gute Verbindungen zu diesem<br />

sehr wichtig; sowohl für die Nutzung des Fernbahnhofes<br />

und die anliegenden Nutzungen, wie<br />

Gebiet der Vorbereitenden Untersuchung<br />

Realisierungsphase 1<br />

Realisierungsphase 2<br />

35. Plangebiet der vorbereitende Untersuchung für<br />

“Mitte Altona” und die zwei Bauphasen<br />

69


36. Zielplan für die Einführung eines Stadtbahnnetzes


auch für den neuen Stadtteil. Für viele Bewohner<br />

und Unternehmen wäre dies sicherlich ein wichtiger<br />

Faktor, um sich für diesen Standort zu entscheiden.<br />

Entlang der Wegeverbindungen<br />

könnten wichtige Standorte für den lokalen Service<br />

entstehen, was die Möglichkeit schafft, auf<br />

dem Weg zwischen Fernbahnhof und Arbeitsplatz/Wohnung<br />

mehrere Tätigkeiten erledigen zu<br />

können (Einkauf, Kinder zur Kita bringen, Fitnesstraining<br />

ect.). Für die Umsetzung eines neuen<br />

städtebaulichen Konzeptes wäre die Entscheidung<br />

der vorbereitenden Untersuchung darüber,<br />

ob der Bereich nördlich der Stresemannstraße<br />

auch als förmliches Entwicklungsgebiet festgesetzt<br />

wird, von großer Bedeutung.<br />

3.4.2 Zukunftsplan Altona<br />

Der Zukunftsplan Altona soll, im Rahmen einer<br />

breiten Bürgerbeteiligung ein neues städtebauliches<br />

Leitbild für die Stadtteile Altona-Altstadt,<br />

Altona-Nord und Sternschanze werden. Das Leitbild<br />

soll Aussagen treffen zur Nutzungs- und<br />

Bebauungsstruktur, die der Planung in den kommenden<br />

20 Jahren zugrunde liegen. Der Planungsprozess<br />

mit den Bürgern soll zum Frühsommer<br />

2011 abgeschlossen werden (vgl. FHH,<br />

Bezirksamt Altona 2010:12f).<br />

Der Zukunftsplan betrifft das Plangebiet östlich<br />

der Gleise, welches zum Stadtteil Altona-Nord<br />

gehört. Die „Postflächen“, die bei den Planungen<br />

der „Mitte Altona“ mit einbezogen sind, sind nicht<br />

Teil des Zukunftsplans. Das Thema Bahnhofentwicklung<br />

wird sicherlich während der Bürgerbeteiligung<br />

breit diskutiert werden. Die Ergebnisse<br />

die von der Bezirkspolitik beschlossen werden,<br />

sind natürlich von zentraler Bedeutung für die<br />

weitere Entwicklung des Plangebiets.<br />

3.4.3 Stadtbahn<br />

Die neue Stadtbahn (Straßenbahn) in Hamburg<br />

ist in Planung. Der erste Bauabschnitt soll, bei<br />

einem optimalen Verlauf, 2012-2014 zwischen<br />

Bramfeld-Dorfplatz über Steilshoop und Winterhuder<br />

Marktplatz zur U-Bahn-Haltestelle Kellinghusenstraße<br />

realisiert werden. 2014 soll laut<br />

Hochbahn AG weiter in Richtung Altona gebaut<br />

werden 14 . Die Karte 36 “Zielplan für die Einführung<br />

eines Stadtbahnnetzes” auf Seite 70, zeigt das<br />

Ziel eines Streckennetzes als Entwicklungskorridore,<br />

die sich aber während der Detailplanung<br />

noch konkretisieren werden. Wie und wann die<br />

Stadtbahn auch nach Diebsteich errichtet werden<br />

könnte, steht noch offen. Eine frühzeitige Anbindung<br />

des Fernbahnhofs an den Nordosten der<br />

Stadt durch die Stadtbahn, könnte die Fahrgastzahlen<br />

erhöhen und die Entwicklung um den<br />

Fernbahnhof beschleunigen, da die Stadtbahn<br />

die anderen Fernbahnhöfe nicht anfährt. Im<br />

Gegensatz dazu, können die Fahrgäste der S 21<br />

von der Elbgaustraße direkt nach Dammtor<br />

fahren.<br />

3.4.4 landschaftsachse<br />

In Hamburg gibt es im gesamtstädtischen Landschaftsprogramm<br />

mehrere Landschaftsachsen,<br />

die über Grün- und Freiflächen das Umland mit<br />

der Innenstadt verbinden. Eine davon ist die<br />

„Volksparkachse“, die vom Heiligen Geistfeld,<br />

über den Alsenpark und die Friedhöfe Diebsteich<br />

und Bornkamp zum Volkspark führt. Die Zielsetzung<br />

dieses Freiraumverbundsystems ist es,<br />

vielfältige Freiräume für die Erholung der Bewohner<br />

zu sichern, eine artenreiche Flora und Fauna<br />

14 http://stadtbahn.hochbahn.de/ueberblick/projektphasen/<br />

[11.11.2010]<br />

71


72<br />

zu fördern und die klimatischen und lufthygienischen<br />

Bedingungen in Hamburg zu verbessern.<br />

2009 haben ssr- schaper+<br />

steffen+runtsch Garten- und Landschaftsarchitekten<br />

zusammen mit dem Architektur- und<br />

Stadtplanungsbüro Düsterhöft für die BSU ein<br />

Gutachten über die Qualitäten und Defizite der<br />

Achsen, sowie die Potenziale der Volksparkachse<br />

zur öffentlichen Grünnutzung , erstellt. Dabei<br />

haben sie Konzepte für eine bessere Wegeführung<br />

und bauliche Fassung der Landschaftsachse<br />

erarbeitet (vgl. SSR / Düsterhöft 2009: 1, 106f).<br />

Deutliche grüne Wegverbindungen sind heute<br />

noch nicht erkennbar. Im Rahmen einer Bahnhofsverlegung<br />

besteht die Chance, diese<br />

Schwächen zu beheben und die Landschaftsachse<br />

als einen wichtigen Bestandteil in das Entwicklungskonzept<br />

zu integrieren. Dies könnte zu<br />

der Attraktivität des Gebiets beitragen und es<br />

zum Teil eines Erholungsnetzes machen, was<br />

viele Menschen anziehen würde.<br />

37. Die Volkspark-Achse im “GrünesNetzHamburg”, Stand: November 2002.<br />

Plangebiet in Orange.<br />

Die Aussagen des Gutachtens über Verbesserungsmaßnahmen<br />

der Volksparkachse für den<br />

Bereich des neuen Fernbahnhofs sehen eine<br />

Platzgestaltung am östlichen Eingang des Fernbahnhofs<br />

und einen neuen grünen Hauptweg<br />

vor. Entweder sollte die Hauptverbindung durch<br />

die Isebekstraße, und entlang der Augustenburger<br />

Straße führen oder durch eine neue Grünfläche<br />

auf der heute Kleingewerbe liegt, an den<br />

Sportplätzen vorbei, nördlich des Arbeitsamts,<br />

südlich des Kurt-Tucholsky-Gymnasiums zum<br />

Alsenpark (vgl. SSR /Düsterhöft 2009: 106f).<br />

38. Vorschläge für die Wegeverbindungen der<br />

Volkspark-Achse.


3.4.5 Überdeckelung der<br />

Bundesautobahn A7 (BAB 7)<br />

Im Zusammenhang mit der Erweiterung der BAB<br />

7 auf acht Spuren, werden Teilbereiche der Autobahn<br />

in Bahrenfeld und Stellingen vom Bund<br />

„überdeckelt“, um den erforderlichen Lärmschutz<br />

für die angrenzenden Bewohner zu gewährleisten.<br />

Die Freie- und Hansestadt Hamburg hat<br />

entschieden, anteilig Mehrkosten zu übernehmen<br />

um weitere Teile der Autobahn zu überdeckeln.<br />

Diese Erweiterungen sollen teilweise<br />

durch Verlagerung von Kleingärten auf den<br />

Deckel refinanziert werden, indem die heutigen<br />

städtischen Kleingartenflächen zu Wohnungsbauflächen<br />

entwickelt werden. Im Rahmen dieser<br />

Planung wird für den nördlichen Teil Bahrenfelds<br />

ein Rahmenplan erarbeitet, um die Entwicklungsmöglichkeiten<br />

für die Verwertungsflächen<br />

zu klären.<br />

Der Rahmenplan erstreckt sich im Osten bis<br />

Bornkampsweg. Die Kreuzung Bornkampsweg/<br />

Holstenkamp ist ein wichtiger Eingangsbereich<br />

für die Verwertungsflächen am Holstenkamp und<br />

ein wichtiger Querungsbereich für die Landschaftsachse.<br />

Ansonsten wird der Einfluss der<br />

Überdeckelung auf die Bahnhofsentwicklung, in<br />

dieser Arbeit als gering eingeschätzt.<br />

3.5 interessen der Akteure<br />

Welche Nutzungen und städtebaulichen Strukturen<br />

an einem Ort ermöglicht werden sollen,<br />

und wie dies geschehen soll, sind wichtige<br />

stadtentwicklungspolitische Fragen, zu denen oft<br />

viele unterschiedliche Meinungen existieren. Die<br />

Aufgabe der Bauleitplanung ist es konkretes Baurecht<br />

zu schaffen und dabei „die öffentlichen und<br />

privaten Belange gegeneinander und untereinander<br />

gerecht abzuwägen“ (BauGB: §1, Abs. 7).<br />

In diesem Abschnitt werden einige grundlegende<br />

Interessen der Akteure aufgeführt. Zu<br />

beachten ist, dass die öffentliche Diskussion sich<br />

bislang überwiegend mit dem Thema der Entwicklung<br />

der Gleisanlagen, zwischen dem Fernbahnhof<br />

Altona und der Stresemannstraße (Mitte<br />

Altona), beschäftigt hat. Konkrete Aussagen zur<br />

Zielsetzung für das direkte Umfeld des Fernbahnhofs<br />

Diebsteich sind noch nicht getroffen<br />

worden.<br />

3.5.1 Freie- und Hansestadt Hamburg<br />

(FHH)<br />

Die politischen Visionen der Freien- und Hansestadt<br />

Hamburg sind im Leitbild „Wachsen mit<br />

Weitsicht“ von Februar 2010 formuliert. Die übergeordnete<br />

Vision: „Hamburg soll international<br />

Maßstäbe setzen als eine wachsende Metropole<br />

der Talente, der Nachhaltigkeit und der<br />

Verantwortungsbereitschaft“.<br />

Hamburg soll wachsen und dies vor allem durch<br />

familienfreundliche Innenentwicklung. Im Wohnungsbauentwicklungplan<br />

konkritisiert die Bürgerschaft<br />

ihre Zielsetzung mit dem Orientierungswert,<br />

dass in Hamburg 5000 bis 6000<br />

73


74<br />

Wohnungen pro Jahr neu errichtet werden sollen<br />

(vgl. Bürgerschaft FHH 2009: 2). Zudem will die<br />

Bürgerschaft die Förderung der Kreativ-, Gesundheits-,<br />

erneuerbaren Energie- und Maritimwirtschaft<br />

unterstützen (vgl. Bürgerschaft FHH<br />

2010: 3).<br />

In dem Leitbild „Wachsen mit Weitsicht“ wird ausdrücklich<br />

für die Bahnflächen in Altona eine<br />

gemischte Nutzung vorgesehen mit Wohnen,<br />

Arbeiten und Erholung (vgl. Bürgerschaft FHH<br />

2010: 8).<br />

3.5.2 Bezirk Altona<br />

Die Bezirksversammlung Altona hat in ihrer Sitzung<br />

am 23.09.2010 beschlossen der DB AG eine<br />

Empfehlung für die Planungen zum neuen Fernbahnhof<br />

Altona zu geben. Einheitlich wurde<br />

empfohlen, dass am neu entstehenden Fernbahnhof<br />

Altona kein neues Stadtzentrum entstehen<br />

soll, er jedoch mehr sein muss als der heutige<br />

S-Bahnhof. Der neu gestaltete Fernbahnhof soll<br />

in seiner Funktion einem modernen, öko logischen<br />

und attraktiven Fernbahnhof genügen<br />

und der Bedeutung Altonas gerecht werden. Die<br />

Bezirksversammlung hat zudem architektonische<br />

Anforderungen gestellt. Sie verweist auf den<br />

Fernbahnhof Berlin-Spandau als gutes Beispiel<br />

und bezeichnet das Solardach des Fernbahnhofs<br />

Utrecht in Holland als vorbildlich. Zudem fordert<br />

sie einen internationalen Architekturwettbewerb,<br />

in dem sowohl Bezirkspolitiker wie Bürger<br />

beteiligt werden sollen.<br />

3.5.3 immobilienmarkt und<br />

Grundeigentümer<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurden Vertreter des<br />

Immobilienmarktes nach den Potenzialen des<br />

Plangebiets befragt, unter der Annahme, dass der<br />

Fernbahnhof Altona nach Diebsteich verlegt<br />

wird. Keiner der Befragten sah sich in der Lage,<br />

bereits konkrete Aussagen zu dem Szenario zu<br />

machen. Daher wird hier allgemein auf die Immobilienwirtschaftslage<br />

in Hamburg eingegangen.<br />

3.5.3.a Gewerbemarkt<br />

Den Immobilienmarkt für Büros betreffend, ist<br />

der Lehrstand in Bahrenfeld so groß, dass eine<br />

Vertreterin des Immobiliengewerbes kein weiteres<br />

Potenzial im Gebiet sehen konnte 15 .<br />

In Hamburg ist der Büromarkt als Ganzes durch<br />

die Wirtschaftskrise geschwächt, aber dennoch<br />

wird eine Stabilisierung prognostisiert. Die<br />

Durchschnittsmieten bleiben voraussichtlich stabil<br />

bei ca. 13,20 €/ qm aber der Lehrstand könnte<br />

sich weiter auf bis zu 10% erhöhen. Der Lehrstand<br />

für 2010 liegt in Hamburg bei durchschnittlich<br />

9%, in Bahrenfeld bei 17.9% und in Altona-Altstadt/Altona-Nord<br />

bei 5.3%. Der hohe Lehrstand<br />

in Bahrenfeld ist auf Nutzer zurückzuführen die<br />

Bezug zur Flugzeugwerft Airbus haben und vor<br />

einiger Zeit umgezogen sind (vgl. Colliers Grossmann<br />

&Berger 2010: 4). Der Büromarkt in Hamburg<br />

wird vor allem von kleineren Flächenvermietungen<br />

geprägt und preiswerte Mieten unter<br />

10€/qm sind besonders gefragt (vgl. Colliers<br />

Grossmann &Berger 2010: 3).<br />

15 Sonia Ebert, Grossmann und Berger, Abt. Büroimmobilien,<br />

Telefongespräch 10.09.2010


Auf dem Büromarkt besteht eine Vielfalt an<br />

Branchen die diese Mietsituation stabilisieren:<br />

Beratungsunternehmen, öffentliche Einrichtungen,<br />

Handelsunternehmen und Unternehmen<br />

der Informationstechnologie und Telekommunikation<br />

wie auch des verarbeitenden<br />

Gewerbes (vgl. Colliers Grossmann &Berger<br />

2010: 2).<br />

Im Bereich der Industrie- und Logistikimmobilien<br />

ist der Bedarf groß. Die städtischen Flächen „sind<br />

komplett ausgereizt“ 16 . Die einzigen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

bestehen im Umbau, oder<br />

Abriss und Neubau, von Bestandsimmobilien.<br />

Martin Büchler vertritt die Auffassung, dass<br />

neben einander liegende Grundstücke öfter aufgekauft<br />

und zusammengeführt werden müssten.<br />

Ein großer Teil des Bestandes in Hamburg ist aus<br />

den sechziger und siebziger Jahren und entspricht<br />

nicht den Anforderungen von heute. Die<br />

Gebäude sind aber investitionsmäßig abgeschrieben<br />

und erzielen dadurch trotz niedriger<br />

Mieten hohe Renditen 16 . Handelsunternehmen<br />

sind zurzeit die stärksten Flächenabnehmer, 26%<br />

der Flächen werden von den Eigentümern dieser<br />

Branche selber genutzt (im Vergleich zu 2% bei<br />

den Büroflächen; vgl. Colliers Grossmann &Berger<br />

2010: 2, 9). In Bezug auf die Nachfrage nach<br />

Gewerbeflächen mit Wohnmöglichkeiten meint<br />

Martin Büchler, dass das Interesse bei Kleinbetrieben<br />

und Handwerkern teilweise noch besteht,<br />

aber dass die Wohnungen nach einem Verkauf<br />

nicht für Wohnzwecke benutzt werden 16 .<br />

16 Martin Büchler, Grossmann und Berger, Abt. Industrie-<br />

und Lagerimmobilien, Telefongespräch 10.09.2010<br />

3.5.3.b Wohnungsmarkt<br />

Die Wohnungsnachfrage in Hamburg, insbesondere<br />

im innerstädtischen Bereich, ist sehr angespannt.<br />

Seit einiger Zeit sind vor allem preisgünstige<br />

Wohnungen ein großes politisches Thema.<br />

Die Angst vor Aufwertungsprozessen, die zur<br />

Verdrängung der Einwohner führt, ist in vielen<br />

Stadtteilen, darunter auch Altona-Nord, sehr<br />

hoch 17 .<br />

Die Mietpreise bei Neuvermietungen sind in<br />

Altona-Altstadt von 2004 bis 2009 um 23%<br />

gestie gen (Vergleich der Mittelwerte). Im Vergleich<br />

dazu lag die Steigerung in Altona-Altstadt<br />

bei 16% und in ganz Hamburg bei 8%. Hierbei ist<br />

zu beachten, dass nur Neuvermietungen von<br />

öffentlichen Angeboten und nicht Neuvermietungen<br />

der Genossenschaften oder der<br />

städtischen Wohnungsgesellschaft SAGA GWG<br />

berücksichtigt werden (empirica 2009; IDN<br />

Immodaten GmbH-Preisdatenbank 2007-2009;<br />

vgl. FHH, Bezirksamt Altona 2010: 66). Ein großer<br />

Anteil der Wohngebäude im Plangebiet gehört<br />

der SAGA GWG und dem Altonaer Spar- und Bauverein<br />

eG (FHH, LGV 2009; vgl. FHH, Bezirksamt<br />

Altona 2010: 62). Obwohl ein Großteil des Plangebiets<br />

gewerblich genutzt wird, und somit keine<br />

Daten zu den Mietpreisen in der Karte 41 (Seite<br />

77) enthalten sind, ist deutlich zu erkennen, dass<br />

das Plangebiet am Rande hochpreisiger Stadtgebiete<br />

liegt. Bei der Entwicklung der Angebotspreise<br />

von Eigentumswohnungen sind ähnliche<br />

Tendenzen wie bei den Mietpreisen zu erkennen.<br />

In Altona-Nord sind die Preise um 33% gestiegen,<br />

17 Häufig geäußerte Befürchtung bei Bürgerbeteiligungen<br />

zur „Mitte-Altona“ und des „Zukunftsplans“ während<br />

2010.<br />

75


76<br />

Drucksache 19/2995<br />

2 000 000<br />

1 800 000<br />

1 600 000<br />

1 400 000<br />

1 200 000<br />

1 000 000<br />

800 000<br />

600 000<br />

1950<br />

1952<br />

1954<br />

1956<br />

Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 19. Wahlperiode<br />

Bevölkerung seit 1950 in Hamburg und in den 6 Umlandkreisen<br />

1958<br />

Quelle: Statistikamt Nord<br />

1950<br />

1900<br />

1850<br />

Veränderung gegenüber Vorjahr in %<br />

1800<br />

1750<br />

1700<br />

1650<br />

1600<br />

4,00<br />

3,00<br />

2,00<br />

1,00<br />

0,00<br />

-1,00<br />

-2,00<br />

-3,00<br />

1960<br />

1962<br />

1964<br />

in Altona-Altstadt um 43% und in ganz Hamburg<br />

um 4% (empirica/IDN Immodaten GmbH-Preisdatenbank;<br />

vgl. FHH, Bezirksamt Altona 2010:<br />

66f).<br />

1966<br />

1968<br />

1970<br />

1972<br />

1974<br />

1976<br />

1978<br />

1980<br />

1982<br />

Hamburg Umland<br />

39. Einwohnerentwicklung in Hamburg und Umland 1950-2006<br />

Jährliche Bevölkerungsveränderung in Hamburg und in den Umlandkreisen<br />

1951<br />

1953<br />

1955<br />

1957<br />

1959<br />

1961<br />

1963<br />

1965<br />

1967<br />

1969<br />

1971<br />

1973<br />

1975<br />

1977<br />

1979<br />

1981<br />

1983<br />

1985<br />

1987<br />

1989<br />

1991<br />

1993<br />

1995<br />

1997<br />

1999<br />

2001<br />

2003<br />

2005<br />

2007<br />

1984<br />

1986<br />

1988<br />

1990<br />

1992<br />

1994<br />

1996<br />

Hamburg<br />

Umlandkreise<br />

1550 mittlere Bevölke-<br />

2011 rung, 2015 Untergrenze 2019 2023 2027 2031 2035 2039 2043 2047 2051 2055 2059<br />

2009<br />

(Variante<br />

2013 2017<br />

1-W1)<br />

2021 2025 2029 2033 2037 2041 2045 2049 2053 2057<br />

mittlere Bevölke- mittlere Bevölke-<br />

Diese Entwicklung rung, ging Obergrenze<br />

einher mit einer jährlichen rung, Untergrenze<br />

Abwanderung von Hamburger Haushalten ins Umland<br />

(Variante 1-W2) (Variante 1-W1)<br />

und mit einer im Umland im Vergleich zu Hamburg<br />

wesentlich stärkeren Bautätigkeit: Der jährliche Verlust<br />

055 2059<br />

von 40. Einwohnerinnen Bevölkerungsprognose und Einwohnern an für das Hamburg, mittlere<br />

Umland 2009-2060<br />

Bevölke-<br />

3 2057 (Saldo aus Abwanderungen und Zuwanderungen) liegt rung, Obergrenze<br />

(Variante 1-W2)<br />

Quelle: Statistikamt Nord, eigene Berechnungen. Die Knicke 1961, 1970 und 1987 sind Korrekturen auf der Grundlage<br />

von Volkszählungen<br />

1998<br />

derzeit bei 6.000 Personen, vor einem Jahrzehnt waren es<br />

noch 9.000. Diese saldierte Zahl ist für das stadtwirtschaftliche<br />

Ergebnis Hamburgs bedeutsam. Auf Grund von<br />

Steuerverteilung und Länderfinanzausgleich lässt sich ein<br />

steuerlicher Verlust Hamburgs pro Person und Jahr von<br />

3.000 Euro kalkulieren.<br />

2000<br />

2002<br />

2004<br />

2006<br />

3.6 Zukunftsperspektiven<br />

Um für die Zukunft zu planen, muss auch überlegt<br />

werden, wie diese Zukunft aussehen könnte<br />

und welche Ansprüche auf die Stadtplanung<br />

zukommen. Im Folgenden wird für vier Themenbereiche<br />

nach neuen Trends und Ideen für die<br />

Zukunft geschaut. Dies sind: Bevölkerungsentwicklung,<br />

Mobilität, Arbeitsmarkt und Wohnen.<br />

Diese vier Themenfelder machen einen Großteil<br />

des Alltagslebens aus, sind aber auch für die Entwicklung<br />

der Stadt insgesamt von hoher Bedeutung.<br />

Wie Arbeitsort und Wohnort gelegen sind<br />

und wie die Kommunikation zwischen den Alltagstätigkeiten<br />

funktioniert, hat Einfluss auf die<br />

Zeit, die für Familie und Freizeit übrig bleibt und<br />

daraufhin auch auf das allgemeine Wohlbefinden<br />

der Menschen. Dies wirkt sich auf die Attraktivität<br />

einer Stadt aus, sowohl für Einwohner wie auch<br />

für Unternehmen. Welche Möglichkeiten für den<br />

Einzelnen bestehen hängt von den persönlichen<br />

Wahlmöglichkeiten und Prioritäten ab, aber auch<br />

davon, wie die Stadt physisch strukturiert ist.<br />

3.6.1 Bevölkerungsentwicklung<br />

Seit Mitte der 1980er Jahre wächst die Anzahl der<br />

Einwohner in Hamburg; heute wohnen 1,73 Millionen<br />

mittlere Menschen Bevölke- innerhalb der Landesgrenzen<br />

(Statistikamt rung, Untergrenze Nord 2009, vgl. Bürgerschaft FHH<br />

2009). (Variante Die Prognosen 1-W1) der Bevölkerungsentwicklung<br />

mittlere des Statistischen Bevölke- Bundesamts 2010 sehen<br />

rung, Obergrenze<br />

für Hamburg bis 2025 auch einen Zuwachs<br />

(Variante 1-W2)<br />

voraus. Das Diagramm 40 auf Seite 76 zeigt zwei<br />

Varianten die sich in der Anzahl der Abwanderer<br />

unterscheiden (10.000 Menschen pro Jahr oder<br />

20.000 Menschen pro Jahr).


Vom Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI)<br />

werden zwei Szenarien für die Bevölkerungsentwicklung<br />

nach 2025 vorgestellt. Zum einen die<br />

untere Variante des Statistischen Bundesamtes,<br />

wonach Schrumpfungskonzepte ab 2025 ausgearbeitet<br />

werden müssten und zum anderen ein<br />

Szenario von weiterem Wachstum (vgl. Otto<br />

2010: 21). Mehrere Argumente werden für ein<br />

weiteres Bevölkerungswachstum herangezogen.<br />

Zu Grunde liegt die Vermutung, dass die Energiekosten<br />

deutlich ansteigen werden. Daraus<br />

würde laut HWWI folgen, dass Unternehmen Vorteile<br />

hätten nach Hamburg zu ziehen. Dies würde<br />

zudem für einen Bevölkerungszuwachs sorgen.<br />

Zum anderem bestünde ein Trend, dass Ältere<br />

wieder in die Stadt ziehen, um eine bessere Versorgung<br />

zu erhalten. Wenn dieser Trend weiter<br />

geführt wird, würden am Stadtrand die Preise<br />

sinken und Raum für Familien entstehen; für<br />

Familien die sonst in die angrenzenden Bundesländer<br />

ziehen würden. Dieser Trend würde weiter<br />

von den steigenden Energiekosten begünstigt<br />

werden, da Pendeln teurer wird (vgl. Otto 2010:<br />

21f).<br />

Wenn Hamburgs Einwohnerzahlen weiter steigen,<br />

wird auch weiterhin die Nachfrage nach<br />

Wohnraum und Arbeitsplätzen steigen. Das<br />

Plangebiet wird mit seiner zentralen Lage unter<br />

weiterem Entwicklungsdruck stehen. Wenn die<br />

Einwohnerzahlen stagnieren, könnte die Nachfrage<br />

weiterhin für einige Jahre bestehen bleiben,<br />

aber die Verunsicherung Investitionen zu<br />

tätigen könnte steigen. Größere Investitionen in<br />

einen Gewerbegebiet, könnten als zu großes<br />

Risiko eingeschätzt werden. Wenn die Einwohnerzahlen<br />

in Hamburg sinken, könnten die<br />

Investitionen im Wohnungsbau stagnieren. Bei<br />

kräftigen Schrumpfungen über einen längeren<br />

Zeitraum, könnte auch in Hamburg gesteuerter<br />

Abriss notwendig werden. Der heutige Bedarf an<br />

Wohnraum ist jedoch groß und die Prognosen<br />

zeigen eher auf weiteres Wachstum hin.<br />

3.6.2 Mobilität<br />

In den letzten 40 Jahren hat sich im Bereich der<br />

Mobilität einiges getan, aber die Verkehrsmittel<br />

sind die gleichen geblieben: zu Fuß, Rollschuhe,<br />

Skateboard, Roller, Fahrrad, Mofa, Straßenbahn,<br />

Stadtbahn, U-Bahn, Bus, Motorrad, Schiff, Auto,<br />

Zug, Hubschrauber und Flugzeug. Veränderungen<br />

in Material, Konstruktion, Form, technischer<br />

Hilfe und Antriebssystemen haben den Komfort,<br />

die Geschwindigkeit und die Emissionen der<br />

motorisierten Verkehrsmittel verbessert. 1970<br />

wurden die IC-Züge in Deutschland eingeführt<br />

41. Mietpreise der angebotenen Neuvermietungen<br />

in Hamburg.<br />

77


78<br />

und fuhren mit 200 km/h fast doppelt so schnell<br />

wie zuvor. Für Autos wird hinsichtlich nachhaltiger<br />

und reinerer Antriebssysteme geforscht.<br />

Das Thema der nachhaltigen Mobilität ist ein<br />

immer größeres politisches Thema um die<br />

Umwelt und die Gesundheit der Menschen zu<br />

verbessern. Der Autoverkehr verursacht gesundheitsschädlichen<br />

Lärm und Ausstoß von Feinstoffpartikeln,<br />

sowie Barrieren für Menschen und<br />

Tiere, die schwer über die Straßen kommen. Auf<br />

Flexibilität und Komfort möchten wenige verzichten.<br />

Neue Systeme, die auf diese Problematik<br />

reagieren sind „Podcars“ oder auch „Cabintaxis“<br />

genannt. Es sind kleine Wagen wie Autos, die<br />

aber ohne Fahrer in einen Schienensystem in der<br />

Luft oder unter der Erde die Passagiere direkt<br />

ohne Zwischenhalt zum Ziel bringen. Einige<br />

Konzepte sehen auch die Möglichkeit für private<br />

Autos, sich in das Schienensystem einhaken zu<br />

können. Ein Pilotprojekt wird in Stockholm<br />

zwischen den Universitätsstandorten geplant 18 .<br />

In Halle wurde schon 1973 bis 1979 eine Teststrecke<br />

befahren. Bei Vollendung der Tests sollte<br />

ein System mit „Cabintaxis“ in Hamburg aufgebaut<br />

werden. Aufgrund von Finanzierungsschwie<br />

r ig keiten wurde das Projekt aber eingestellt<br />

und die Teststrecke in Halle abgebaut 19 .<br />

3.6.3 Arbeitsmarkt<br />

Nur ein Arbeitsplatz im Leben, von der Ausbildung<br />

bis zur Rente, ist heute schon kaum mehr<br />

denkbar. Opaschowski malt in seinem Buch<br />

18 http://www.spårbilar.se/press/pressmeddelanden<br />

14.04.10 [01.11.2010]<br />

19 faculty.washington.edu/jbs/itrans/cabin.htm<br />

[18.10.2010]<br />

„Deutschland 2030“ ein relativ dunkles Bild vom<br />

Berufsleben von Morgen. „Bezahlte Arbeit für alle<br />

wird es […] nicht mehr geben“ (vgl. Opaschowski<br />

2009: 80). Die Zeit der Jobnomaden, Nebenjobs,<br />

Praktikanten, Freiberufler und befristeten Arbeitsverträgen,<br />

die flexibel nach den Bedürfnissen der<br />

Unternehmen eingesetzt werden können, steht<br />

bevor. „Im Jahre 2030 wird jeder Zweite keine<br />

Voll zeitstelle mehr haben“ (vgl. Opaschowski<br />

2009: 81). Gleichzeitig zeigt Opaschowski, dass<br />

80% von 2.000 Befragten in einer deutschlandweiten<br />

Befragung 2008 fest angestellt seien und<br />

einen geregelten Feierabend haben wollen. Das<br />

sind noch 12 Prozentpunkte mehr als im Jahr<br />

2003 und die Unterschiede zwischen Berufsgruppen<br />

und Geschlechtern ist gering (vgl. Opaschowski<br />

2009: 111). Auch wenn feste Arbeitsbedingungen<br />

zu einem Konkurrenzmittel um<br />

erwünschte Mitarbeiter werden, ist die Tendenz<br />

zu höherer Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt<br />

deut lich. Diese Arbeitsverhältnisse, ob gewünscht<br />

oder erzwungen, wirken sich stark auf die<br />

Wohnsituation aus, da bei vielen wechselnden<br />

Arbeitsplätzen der Wohnort nicht dem Arbeitsort<br />

angepasst werden kann. Somit werden Zweitwohnsitze<br />

und Pendelbedürfnisse Verkehrsknotenpunkte<br />

wichtig machen, sowohl für<br />

Unternehmen wie für die Beschäftigten, für Gutverdiener<br />

wie für die Niedrigverdiener.<br />

Boje, Ott und Stiller beschreiben das Wachstum<br />

einer Stadt mit der Wettbewerbsfähigkeit der<br />

Wirtschaft und der Verfügbarkeit qualifizierter<br />

Arbeitskräfte (vgl. Boje, Ott, Stiller2010: 22f). Sie<br />

stimmen darin überein, dass die erfolgreichen<br />

Städte sowohl einen weiterentwickelten Dienstl<br />

e i s t u n g s s e k t o r h a b e n , a l s a u c h


einen industriellen Sektor, der ebenfalls eine<br />

bedeutende Rolle einnimmt (vgl. Boje, Ott, Stiller<br />

2010: 20, 22f). Nach einer Spezialisierungsanalyse<br />

des HWWI von 2008, in der die Branchen in den<br />

deutschen Großstädten analysiert werden, die im<br />

nationalen Verhältnis überdurchschnittlich vertreten<br />

sind (vgl. Boje, Ott, Stiller 2010: 20) werden<br />

die Hafenwirtschaft, die Wirtschaftsbereiche<br />

„Werbung und Marktforschung“ sowie „Versicherungen“<br />

und die „Kreativbranche“ als Hauptbranchen<br />

in Hamburg beschrieben<br />

Nach Einschätzung des HWWI, würden im Szenario<br />

der Bevölkerungsabnahme nach 2025, die<br />

Bauvorhaben in der Hafencity und in Wilhelmsburg<br />

den Großteil der Bedürfnisse an Arbeitsraum<br />

abdecken können (vgl. Otto 2010: 21).<br />

3.6.4 Wohnen<br />

Im Bereich Wohnen hat sich in den letzten 40<br />

Jahren einiges verändert. Von Nutzungstrennung<br />

zu Nutzungsmischung, die Innenstadt ist wieder<br />

für Wohnen attraktiv geworden, die Quadratmeter<br />

Wohnfläche pro Einwohner, wie auch die<br />

Anzahl der Singlehaushalte steigen stetig und<br />

neue themenbezogene Wohnformen werden<br />

üblicher. Vor allem die Baugemeinschaften entwickeln<br />

individuelle Projekte für jung und alt,<br />

autofrei und zur Integration von Behinderten<br />

(vgl. Opaschowski 2009: 417). In Opaschowskis<br />

Befragungen von 2005 zeigt er, was den Menschen<br />

an ihrem Wohnort wichtig ist: Grünflächen,<br />

Freizeitangebote, denkmalwerter Baubestand,<br />

gute Erreichbarkeit mit dem ÖPNV und<br />

vielfältiges Kulturangebot. Zudem wünschten ein<br />

Großteil der Befragten sich für die Zukunft einen<br />

Wohnort mit kurzen Wegen zu den alltäglichen<br />

Aktivitäten, bezahlbaren Wohnraum in zentraler<br />

Lage und stellen sich das Leben mit vielen<br />

Einkaufsmöglichkeiten und Einkaufspassagen<br />

vor (vgl. Opaschowski 2009: 388ff ). In einer<br />

Gesellschaft die individueller wird, differenzieren<br />

sich auch die Anforderungen an die Wohnformen.<br />

In Folge der zu erwartenden erhöhten Energie-<br />

und Transportkosten ist es wahrscheinlich,<br />

dass die Attraktivität der Innenstadt für Wohnen<br />

weiter zunimmt (vgl. Boje, Ott, Stiller 2010: 24;<br />

Otto 2010:24). Auch die Tendenz eines erhöhten<br />

Bedarfs an guten Pendelverbindungen, spricht<br />

für mehr Wohnraum in Bahnhofsnähe. Dies hätte<br />

Auswirkungen auf die Bodenpreise und eventuell<br />

auf die weitere Segregation nach Einkommensklassen<br />

in Hamburg. Das Projektgebiet ist umgeben<br />

von attraktiven, stadtnahen Wohngebieten<br />

mit hoher Dichte (Eimsbüttel, Sternschanze, St.<br />

Pauli und Ottensen). Auch mit der Errichtung von<br />

bis zu 2.000 neuen Wohnungen in dem neuen<br />

Stadtteil „Mitte Altona“ bleibt die Nachfrage nach<br />

innerstädtischen Wohnlagen hoch, und das Interesse<br />

an Wohnungsneubau im Plangebiet<br />

vorhanden.<br />

79


80<br />

Gebäudegrößen lärm und trennwirkung Gebäude mit prägende Architektur<br />

entwicklungspotenzial<br />

hohes begrenztes niedriges Bahnhofsbezug<br />

lärmschutz<br />

Wegeverbindungen<br />

Aufenthaltsqualität<br />

42. Prägende Charakteristiken<br />

im Gebiet heute.<br />

43. Entwicklungspotenziale<br />

und der mögliche Bezug zum<br />

Fernbahnhof<br />

44. Anforderungen für<br />

zukünftige Entwürfe.


3.7 Fazit des Plangebiets<br />

Hier werden die wichtigsten Aspekte erläutert<br />

die für weitere Konzepte nach Meinung der Verfasserin<br />

von Bedeutung sind. Ganz am Ende<br />

werden sie tabellarisch in Stärken und Schwächen<br />

des Plangebiets, sowie Möglichkeiten und<br />

Risiken, die sich durch Einflüsse der Umgebung<br />

und der stadtentwicklungspolitischen Bedingungen<br />

ergeben, aufgeführt.<br />

3.7.1 Das Gebiet heute<br />

Auf Abbildung 42 auf Seite 80 ist eine stark vereinfachte<br />

Karte über das Plangebiet gezeigt. Sie<br />

stellt eine zusammenfassende Beschreibung der<br />

wichtigsten Eigenschafen des Plangebiets dar.<br />

Die Blockstruktur, der erhaltenswerte Gebäudebestand,<br />

die Erschließung, und die Gleise und<br />

Straßen die eine starke Trennwirkung haben und<br />

beeinträchtigenden Lärm verursachen. Es gibt<br />

eine vielseitige Bebauungsstruktur, von<br />

Großstrukturen der Logistikunternehmen, des<br />

Großhandels und des produzierenden Gewerbes,<br />

aber auch Wohnbebauung in vier- bis fünfgeschossigen<br />

Zeilen und Blockrandbebauung, bis<br />

hin zu den kleinen Lauben der Kleingärten.<br />

Westlich der Gleise sind, im Verhältnis zu östlich<br />

der Gleise die großen und kleinen Strukturen<br />

gemischter und in Teilen mit vielen kleineren<br />

Grundstücken. Die Karte zeigt auch, dass es vereinzelt<br />

erhaltenswerten Gebäudebestand gibt,<br />

der langfristig für einen historischen Kontext sorgen<br />

kann. Heute ist er aber für das Gebiet<br />

insgesamt nicht prägend. Eine erste Einschätzung<br />

ist, dass die Bereiche Diebsteich und Ost-<br />

Bahrenfeld weder eine starke „Knotenfunktion“<br />

noch eine starke „Ortsfunktion“ besitzen. „Vielfalt“<br />

ist nur in begrenztem Maße vorhanden. Soziale<br />

Einrichtungen sind auf die Sportvereine beschränkt,<br />

die Kinderbetreuungsmöglichkeiten überwiegend<br />

östlich des Plangebiets vorhanden und<br />

die Grünflächen sind in ihrer Nutzung und<br />

Öffentlichkeit stark begrenzt.<br />

3.7.2 entwicklungsräume und Bezug<br />

zum Fernbahnhof<br />

Ein neuer Fernbahnhof würde die Knotenfunktion<br />

stärken und somit ein großes Ungleichgewicht<br />

im Verhältnis zur Ortsfunktion erzeugen,<br />

was laut Bertolinis Theorie ein Veränderungspotenzial<br />

im Bahnhofsumfeld erzeugen werde.<br />

Auch die hohe Nachfrage nach Wohnraum in der<br />

Innenstadt, die gute Lage des Plangebiets inmitten<br />

vieler gefragter Stadtteile und die ausgeschöpften<br />

Entwicklungsmöglichkeiten um den<br />

Hauptbahnhof und den Fernbahnhof Dammtor<br />

stellen ein Potenzial für die Umgebung des Fernbahnhofs<br />

Diebsteich dar. Wichtig ist zu beachten,<br />

dass ein Potenzial einen Anstoß geben kann. Eine<br />

tatsächliche Entwicklung hängt aber von vielen<br />

anderen Aspekten ab. Karte 43 zeigt das Entwicklungspotenzial<br />

und welchen Bezugsgrad zum<br />

Fernbahnhof bestehen könnte. Dass im Plangebiet<br />

zurzeit kaum brachliegenden oder untergenutzte<br />

Entwicklungsflächen vorhanden sind,<br />

begrenzt das Entwicklungspotenzial erheblich.<br />

Es fehlen somit konkrete Investitionsmöglichkeiten.<br />

Das größte Entwicklungspotenzial wird in<br />

dieser Arbeit westlich der Gleise gesehen. Dort<br />

befinden sich große Flächen im Eigentum der<br />

Post und werden heute nicht voll ausgenutzt.<br />

Hier besteht zudem eine höhere Wahrscheinlichkeit<br />

als in anderen Teilen des Plangebiets, die<br />

81


82<br />

Nutzung mittel- bis langfristig zu verlegen. Der<br />

Teil des Postgrundstücks der von der internationalen<br />

Seepost genutzt wird, hat eine sehr hohe<br />

städtebauliche Bedeutung, um einen Bahnhofsvorplatz,<br />

mit entsprechenden Anschlussmöglichkeiten<br />

für Busse, Taxis und Autos, realisieren zu<br />

können. Zudem sind die Kosten und der Aufwand<br />

um die Post zu verlagern wahrscheinlich geringer<br />

als wenn eine entsprechende Fläche mit mehreren<br />

Unternehmen verlagert werden müsste. Das<br />

Entwicklungspotenzial dieser Fläche ist für das<br />

gesamte Gebiet von hoher Bedeutung. Die Sportflächen<br />

könnten besser strukturiert werden und<br />

in gewissem Umfang Entwicklungsflächen für<br />

neue Nutzungen frei machen.<br />

Westlich der Gleise sind eine Vielzahl der Grundstücke<br />

von Unternehmen genutzt die eine<br />

begrenzte „Mischtoleranz“ aufweisen, um ein einheitliches<br />

Entwicklungskonzept realisieren zu<br />

können. Gleichzeitig könnte dies in sich auch ein<br />

großes Potenzial für eine langsame, langfristige<br />

Entwicklung bieten, die innenstadtnahen Gewerbe<br />

flächen für Kleinbetriebe und Kreative ermöglicht<br />

und gleichzeitig dem Bahnhofsumfeld einen<br />

ganz eigenen Charakter gibt. Auch die unterschiedlichen<br />

Charakter der Ost- und Westseite<br />

könnten unterschiedliche Nutzungen anziehen<br />

und somit für eine größere Vielfalt an Menschen<br />

um den Fernbahnhof sorgen. Wichtig wäre dabei<br />

gewisse Interaktionspunkte zu schaffen wo die<br />

Menschen sich begegnen.<br />

3.7.3 Anforderungen an neue<br />

entwicklungskonzepte<br />

Heute besteht das Plangebiet aus Randbereiche<br />

zweier Stadtteile die mit den „Rücken“ zu den<br />

Gleisen liegen. Sie orientieren sich in unterschiedliche<br />

Richtungen, Richtung Osterstraße im<br />

Nordosten und in Richtung des alten Gaswerks<br />

in Südwesten. Könnte der Fernbahnhof einen<br />

gemeinsamen Treffpunkt darstellen, einen Raum<br />

für gemeinsame Identifikation? Oder würden die<br />

Bereiche sich weiterhin in unterschiedliche Richtungen<br />

orientieren? Wenn keine Serviceleistungen<br />

wie Kita, Schulen, Einzelhandelseinrichtungen<br />

ect. innerhalb des Plangebiets entwickelt<br />

werden, wird auch der Fernbahnhof Diebsteich<br />

keine eigene Anziehungskraft bekommen. Er<br />

hätte höchstens den Charakter eines Umsteigebahnhofs<br />

für Anwohner entlang der S-Bahn in<br />

Richtung Pinneberg. Wäre das im Sinne der<br />

Anforderung der Bezirksversammlung Altona,<br />

dass am neuentstehenden Fernbahnhof Altona<br />

kein neues Stadtzentrum entstehen soll, er<br />

jedoch mehr sein muss, als der heutige<br />

S-Bahnhof?<br />

Wichtig wäre, dass sowohl der neue Fernbahnhof<br />

als auch die Wege dorthin, von vornherein attraktiv<br />

gestaltet werden. Ansonsten besteht das<br />

Risiko, dass die Menschen entweder zum Fernbahnhof<br />

Dammtor fahren oder das Auto benutzen.<br />

Karte 44 auf Seite 80 zeigt die Anforderungen<br />

an das Gebiet. Es soll eine Attraktivität um den<br />

Fernbahnhof Diebsteich als vielfältig nutzbarer<br />

Aufenthaltsort entstehen, mit guten Wegeverbindungen<br />

zu den Bezirkszentren Eimsbüttels<br />

und Altonas, zum Stadtteilzentrum Bahrenfeld<br />

und entlang der Landschaftsachse. Eventuelle


Wohnnutzungen müssen baulich gestaltet<br />

werden so, dass sie vor dem Schienen- und<br />

Straßenlärm geschützt sind. Auch Grünflächen<br />

müssen geschützt und mit einer hohen Nutzungsvielfalt<br />

und Aufenthaltsqualität entwickelt<br />

werden, um einen guten Erholungswert zu<br />

sichern. Zudem besteht die Nachfrage, das<br />

Gebiet sowohl für Wohnen, Kunst und Gewerbe<br />

zu nutzen, sowie öffentliche Treffpunkte zu<br />

schaffen.<br />

83


84 3.7.4 Zusammenfassende Auswertung der Planungssituation<br />

Stärken des Plangebiets<br />

erschließung<br />

• Erschließung aus vier Richtungen<br />

• Straßennetz für Haupterschließung vorhanden<br />

• schnelle Anbindung an die Autobahn A7<br />

• zwei Schnellbahnlinien<br />

• mit S-Bahn in 7 Min. am Hauptbahnhof<br />

Baustruktur<br />

• Thyssen Krupp verfügt über interessante Gebäude<br />

direkt am Bahnhof, die in einer langfristigen Perspektive<br />

viel Potenzial für eine Umnutzung bieten<br />

nutzung und identität<br />

• der Anschluss an die Landschaftsachse und die Nähe<br />

zum Volkspark<br />

Schwächen des Plangebiets<br />

erschließung<br />

• wenige Verbindungen zur Entwicklungsfläche „Mitte<br />

Altona“, sowie nach Altona-Altstadt und Ottensen<br />

• Überlastung der Stresemannstraße<br />

• unzureichende ÖPNV-Verbindungen nach Westen und<br />

Nordosten<br />

Baustruktur<br />

• wenige architektonische Akzente<br />

• kleine, unregelmäßige Grundstücke<br />

nutzung und identität<br />

• kein Serviceangebot für Reisende<br />

• wenig Möglichkeiten für Parkplätze<br />

• wenig Freiflächen<br />

• kein Flächenpotenzial<br />

• kaum städtische Flächen<br />

• eingeschränkte Nutzbarkeit der Grünflächen (Sportanlagen/Friedhof)<br />

• viele Lärmquellen: Bahn, Hauptstraßen<br />

• ein Randgebiet außerhalb der Wahrnehmung der meisten<br />

Hamburger


Möglichkeiten durch einflussfaktoren<br />

erschließung<br />

• bessere Verbindungen durch die Stadtbahn nach<br />

Westen und Nordosten<br />

• großes politisches Interesse an nachhaltiger<br />

Mobilität<br />

nutzung und identität<br />

• immer mehr Menschen die regelmäßig pendeln und<br />

in Bahnhofsnähe wohnen/arbeiten wollen<br />

• die Randidentität verändern<br />

• das Gebiet mental an die Innenstadt knüpfen<br />

tendenzen<br />

• mehr Menschen müssen pendeln<br />

• nachhaltige Mobilität ist politisches Ziel<br />

• Hamburg ist eine wachsende Stadt mit hoher Nachfrage<br />

nach innerstädtischen Wohn- und Arbeitslagen<br />

Risiken durch einflussfaktoren<br />

erschließung<br />

• die Mentale und Physische Trennung des Plangebiets<br />

ist schwer zu überwinden<br />

• möglicher Schleichverkehr bei Wohnbebauung<br />

nutzung und identität<br />

• der Fernbahnhof wird als unattraktiv wahrgenommen,<br />

wenig genutzt und nach wenigen Jahre geschlossen<br />

• Konkurrenz um Service und Dienstleistungsangebot<br />

mit den Bezirkszentren Eimsbüttels und Altonas<br />

Realisierung<br />

• die Verlegung kommt wegen politischer Gründe, Kosten<br />

oder Interessenskonflikte nicht zu Stande<br />

• Uneinigkeit bei den Akteuren behindert eine<br />

Entwicklung<br />

85


4. entwicklungs-<br />

ideen für Diebsteich


4.1 Anforderungen und Ziele der Konzepte<br />

4.2 Bausteine der entwürfe<br />

4.3 entwürfe und deren zeitliche entwicklungsverläufe<br />

4.4 Fazit mit Ausblick


88<br />

Z i e l S e t Z U n G<br />

Die vorgestellte Theorie und die Analyse des<br />

Plangebiets sind die Ausgangslage für den Entwurfsprozess.<br />

Auch im Entwurfsprozess wird die<br />

Fragestellung, welchen Einfluss ein neuer Fernbahnhof<br />

auf seine Umgebung hat, weiter verfolgt.<br />

Können die Entwürfe auf diesen Einfluss<br />

einwirken? Wenn ja, wie kann der Ausgleich<br />

zwischen der Verkehrsknoten- und Ortsfunktion<br />

gefördert, beziehungsweise gehemmt werden,<br />

und wann ist diese Steuerung notwendig?<br />

Zu Anfang dieses Kapitels werden drei unterschiedliche<br />

Zielsetzungen beschrieben, zu denen<br />

jeweils ein Konzept ausgearbeitet wird. Die Konzepte<br />

bestehen aus städtebaulichen „Bausteinen“,<br />

die jeweils auf ihren Einfluss auf die Verkehrsknoten-<br />

respektive Ortsfunktion hin untersucht<br />

werden. Die Ausgangslage der Beurteilung sind<br />

die von Serlie und Bertolini aufgestellten Kriterien<br />

für die „Werteberechnung“ dieser Funktionen.<br />

Diese Kriterien sind in der Literatur sehr allgemein<br />

gehalten und werden für jede der folgenden<br />

Themenbereiche konkreter gefasst. Im<br />

Abschnitt “4.3 Entwürfe und deren zeitliche<br />

Entwicklungsverläufe” (Seite 106) werden grobe<br />

städtebaulichen Entwürfe, basierend auf den<br />

Konzepten, erarbeitet und die Realisierungsmöglichkeiten<br />

diskutiert.<br />

Jedes dieser Konzepte könnte eine Arbeit für sich<br />

ausmachen, daher können hier nur grobe Strukturen<br />

vorgestellt werden. Es werden Unterschiede<br />

in den Herangehensweisen und die<br />

daraus folgenden Konsequenzen aufgezeigt, die<br />

in späteren Diskussionen weiter entwickelt<br />

werden können.<br />

4.1 Anforderungen und Ziele<br />

der Konzepte<br />

Bei der Entwicklung von städtebaulichen Konzep<br />

ten ist ein zentraler Aspekt die Zielsetzung. Je<br />

deutlicher die Zielsetzungen der betroffenen<br />

Akteure formuliert sind, desto leichter ist es Kompromisse<br />

zu erarbeiten. Ausgehend von drei verschiedenen<br />

Zielsetzungen die die Planenden<br />

verfolgen könnten, werden drei städtebauliche<br />

Konzepte gegenübergestellt. Die Zielsetzungen<br />

unterscheiden sich in verschiedenen Aspekten,<br />

die in der Tabelle auf Seite 89 dargestellt werden.<br />

Die beschriebenen Zielsetzungen bilden die Basis<br />

der drei Konzepte.


Konzept i<br />

Fernbahnhof ermöglichen<br />

Konzept ii<br />

Strukturen erhalten und<br />

Konzept iii<br />

neue Strukturen schaffen<br />

Anforderung an<br />

ergänzen<br />

Gezielte Planungen schnell Eine langfristige Entwicklung Die Entwicklung fördern,<br />

die Planung durchführen.<br />

ermöglichen.<br />

vorantreiben und steuern.<br />

Zielsetzung der Die Realisierung eines Fern- Eine Fernbahnhofsrealisier- Die Stadtentwicklung von<br />

Planung bahnhofs mit direkt zugeung planungsrechtlich Mitte Altona soll bis zum<br />

hörigen Funktionen (Bahn- ermöglichen und zugleich Fernbahnhof führen. Hier soll<br />

hofsgebäude, Parkplatz, Bus- die heutigen Strukturen ein belebtes Stadtteilzenverbindung)planungsrecht-<br />

erhalten und ergänzen. Negtrum entstehen.<br />

lich ermöglichen . a t i v e A u s w i r k u n g e n<br />

ver hindern.<br />

Mögliche Vertreter DB AG, Deutsche Post AG, Bezirksversammlung, Ver- Veränderungswillige Ver-<br />

Gewerbevertreter. treter einer behutsamen treter einer Neuentwicklung<br />

Entwicklung.<br />

mit hohen Anforderungen.<br />

Argumente Es ist ein finanzierbares Ziel Der Fernbahnhof ist ein Der Fernbahnhof ist das<br />

das bis 2016 realisiert werden wichtiges Symbol für den Zentrum einer nachhaltigen<br />

kann. Wenn später Entwick- Bezirk Altona und soll in Zukunft. Wer eine langfristlungsflächen<br />

frei werden, seiner Architektur diese ige nachhaltige Entwicklung<br />

kann die Planung ange- Bedeutung ausdrücken. anstrebt, muss sich frühzeitig<br />

gang en werden. Zurzeit ist es Wichtig ist aber, dass der Gedanken machen wie der<br />

Zeitverschwendung eine Bahnhofsstandort nicht mit Weg dahin beschritten<br />

weitere Entwicklung zu den Bezirkszentren Altona werden kann. Ohne langfrist-<br />

planen wenn die entsprech- und Eimsbüttel konkurriert. ige Zielsetzung werden<br />

enden Flächen nicht vorhan- Die Planungen sollen neue spätere Handlungsräume<br />

den sind. Die Voraussetz- Wohnstandorte ermöglichen verbaut. Die Politik soll zeiungen<br />

werden sich noch aber gleichzeitig Gewerbe- gen in welche Richtung die<br />

verändern.<br />

und Sportflächen erhalten. Entwicklung gehen soll und<br />

nicht die privaten Wirtschaftsinteressen<br />

steuern<br />

lassen.<br />

Knoten- und Ausschließlicher Fokus auf Eine Ortsfunktion ermögli- Möchte die Ortsfunktion<br />

Ortsfunktion die Knotenfunktion des chen aber mit starkem stark fördern.<br />

Bahnhofs.<br />

Quartiersbezug.<br />

89<br />

Z i e l S e t Z U n G


90<br />

Z i e l S e t Z U n G<br />

Die Karten auf Seite 91 zeigen die vorgesehenen<br />

Entwicklungsflächen, die das jeweilige Konzept,<br />

nach der Analyse des Plangebiets und dem<br />

Anspruch ihrer Zielsetzung, mit einbezieht. Da<br />

Konzept I nur die Zielsetzung verfolgt, den Bahnhofsbau<br />

zu ermöglichen, spiegelt dieses Konzept<br />

in vielen Aspekten den heutigen Stand wider. Es<br />

zeigt somit die Ausgangslage gegenüber den<br />

anderen Konzepten.<br />

Da im Folgenden untersucht wird, ob und wie die<br />

Bausteine eines städtebaulichen Entwurfs Auswirkungen<br />

auf die Verkehrsknoten- und Ortsfunktion<br />

haben, müssen auch die Kriterien hierfür<br />

näher betrachtet werden.<br />

Die Knotenfunktion wird anhand der Frequenz<br />

und Vielfalt der Transportmöglichkeiten eingeschätzt.<br />

Die Frequenz wird im Rahmen eines<br />

städtebaulichen Entwurfs nicht behandelt, aber<br />

die unterschiedlichen Transportmöglichkeiten<br />

konkurrieren um den Raum mit anderen Nutzungen<br />

und müssen in einem städtebaulichen<br />

Entwurf mit abgewogen werden.<br />

Die Ortsfunktion wird durch die Attraktivität und<br />

die „Anziehungskraft“ des Ortes bewertet. Dabei<br />

sei eine Vielfalt an Nutzungen, Einwohnern und<br />

Beschäftigten vor Ort anzustreben. Ein „attraktiver<br />

Ort“ kann für unterschiedliche Menschen,<br />

in unterschiedlichen Zusammenhängen, sehr<br />

unterschiedliche Bedeutungen haben. Daraufhin<br />

ist die Forderung von Nutzungsvielfalt nachvollziehbar.<br />

Jan Gehl, Professor für Urban Design an<br />

der Akademie für Architektur in Kopenhagen, hat<br />

sich viel mit der Attraktivität öffentlicher Räume<br />

der Stadt beschäftigt. Er unterscheidet zwischen<br />

notwendigen und freiwilligen Aktivitäten. Zur<br />

Arbeit zu fahren und einkaufen zu gehen sind<br />

notwendige Aktivitäten, die unabhängig von der<br />

Attraktivität des Weges gemacht werden müssen.<br />

Spazieren gehen oder auf einer Bank die Sonne<br />

genießen sind freiwillige Aktivitäten, die von den<br />

Umständen abhängen und das Wohlbefinden<br />

betreffen. Die Qualität des öffentlichen Raumes<br />

fördert die freiwilligen Aktivitäten und zudem die<br />

sozialen Begegnungen und Kontakte. Gehl<br />

spricht unter anderem von autoarmen Straßen<br />

und langsamem Verkehr, von der Bedeutung von<br />

Sitzplätzen, Nischen und deutlich gefassten Räumen,<br />

von Überschaubarkeit und der Stimulation<br />

des Blickfeldes (vgl. Gehl 2001). Dort wo es viele<br />

verschiedene Nutzungen gibt, können unterschiedliche<br />

Bedürfnisse befriedigt werden und<br />

entsprechend unterschiedlich erscheinen die<br />

Menschen die den Raum nutzen.


K. I<br />

K. II<br />

K. III<br />

45. Entwicklungsflächen der Konzepte<br />

0 400 800<br />

Meters<br />

91<br />

Z i e l S e t Z U n G


92<br />

B A H n H o F S S t A n D o R t<br />

4.2 Bausteine der entwürfe<br />

In dem folgenden Abschnitt werden Bausteine<br />

für einen städtebaulichen Entwurf erläutert und<br />

in Bezug zu den Zielsetzungen der entsprechenden<br />

Konzepte gesetzt.<br />

4.2.1 Der Standort des Fernbahnhofs<br />

In einer Präsentation der DB AG, im März 2010,<br />

wurden drei Szenarien für den „neuen Bahnhof<br />

Altona Nord“ skizziert:<br />

1. Umsteigebahnhof mit einem kleinen Empfangsgebäude<br />

nördlich der heutigen Fußgängerunterführung,<br />

mittelfristig keine Umfeldentwicklung<br />

und ein bis zwei Buslinien.<br />

2. Mittelgroßes Empfangsgebäude auf den<br />

Flächen der Internationalen Seepost, keine weiteren<br />

Umfeldentwicklungen, zwei bis drei Buslinien<br />

und die zukünftige Stadtbahn.<br />

3. Langfristige Umfeldentwicklung mit Busbahnhof<br />

und Parkhaus vor einem größeres<br />

Empfangsgebäude.<br />

Auf Grundlage nicht bekannter interner Anforderungen<br />

der DB AG und fehlender Auskünfte<br />

seitens der Freien- und Hansestadt Hamburg zu<br />

Bahnhofsstandort<br />

Konzept i<br />

Fernbahnhof<br />

ermöglichen<br />

N ö r d l i c h<br />

Fußgängertunnels<br />

d e s<br />

den Umfeldplanungen, wurde vorläufig von<br />

Seiten der DB AG das erste Szenario als Planungsgrundlage<br />

genommen. Wichtiges Argument war,<br />

nicht von privaten Flächen (Postgelände)<br />

abhäng ig zu sein. Vorschlag der DB AG war es,<br />

den Tunnel unter den Gleisen umzubauen und<br />

als Zugang zu den Bahngleisen zu nutzen. Im<br />

Tunnel gäbe es jedoch eine Konfliktsituation<br />

zwischen Fahrradfahrern und den Fahrgästen der<br />

DB AG. Eine Lösung, in welcher die Bahngleise<br />

durch eine Überbrückung erreicht werden und<br />

der Tunnel für Fahrradfahrer frei würde, würde<br />

diesen Konflikt vermeiden. Die Finanzierung des<br />

Fahrradtunnels stünde aber offen. Ein weiteres<br />

Problem dieses Szenarios wäre es, Raum für eine<br />

Bushaltestelle, für Fahrradparkplätze oder einen<br />

Taxistand am Fernbahnhof zu ermöglichen. Der<br />

spätere Ausbau eines Vorplatzes auf der Fläche<br />

der Seepost wäre aber möglich.<br />

Eine ÖPNV-Anbindung in Nordost-Südwestrichtung<br />

wäre wichtig für die Umsteigemöglichkeiten<br />

und einen späteren Ausbau der Stadtbahn.<br />

Dies ist aber von einer Überquerung des Postgeländes<br />

abhängig. Der sofortige Kauf der nördlichen<br />

Flächen der Deutschen Post AG, würde die<br />

Konzept ii<br />

Konzept iii<br />

Strukturen erhalten und<br />

ergänzen<br />

neue Strukturen schaffen<br />

Seepostgelände Seepostgelände<br />

Bahnhofsgröße Klein, an und im Tunnel Mittelgroß, mit Überbau und Groß und überdacht, Tunnel<br />

Tunnel für Fahrradfahrer für Fahrradfahrer<br />

Vorplatz Kein Mittelgroß, mit Bushalte- Mittelgroß, als zentraler<br />

stelle, Fahrradparkplatz, Café Platz des Stadtteilzentrums<br />

etc.


Anbindung an den ÖPNV gewährleisten, Platz für<br />

Haltestellen und Stellplätze für Fahrräder und<br />

Autos als auch für Leihsysteme wie Stadtrad und<br />

Carsharing ermöglichen. Mit einem geeigneten<br />

Vorplatz würde zudem das Bahnhofsgebäude<br />

eine deutlichere Präsenz bekommen. Dies würde<br />

auch besser der Anforderung der Altonaer<br />

Bezirksversammlung, dass das Bahnhofsgebäude<br />

die Bedeutung Altonas widerspiegeln soll,<br />

genügen.<br />

K. I<br />

K. II<br />

K. III<br />

46. Bahnhofsgebäude und Vorplatz<br />

93<br />

B A H n H o F S S t A n D o R t


94<br />

B l o C K - U n D B e B A U U n G S S t R U K t U R<br />

4.2.2 Block- und Bebauungsstruktur<br />

Die Blockstruktur und das dazwischenliegende<br />

Wegenetz beeinflusst die Bewegungsstrukturen<br />

durch ein Gebiet und entscheidet zusammen mit<br />

der Bebauungsstruktur der Blöcke wie sich das<br />

Entwicklungsquartier an die umgebenen Strukturen<br />

anknüpft oder sich von ihnen abhebt. Bei<br />

den Zielsetzungen und Wettbewerbsvorgaben<br />

für das Planvorhaben „Mitte Altona“ wurde festgehalten,<br />

dass die Entwürfe sich an den umliegenden<br />

Quartieren orientieren sollen und es wurden<br />

fünf bis sieben Geschosse vorgeschrieben<br />

(vgl. D&K drost consult, 2010: 26). Da das Konzept<br />

I keine weitere Entwicklung in dem Gebiet vorsieht,<br />

wird in Karte 47 die heutige Blockstruktur<br />

dargestellt. Die großen Blockstrukturen werden<br />

überwiegend für Gewerbe genutzt, während die<br />

kleinen mit Wohngebäuden bebaut sind. Die<br />

kleinsten Blockstrukturen sind die der Planungen<br />

von „Mitte Altona“. Sie sind des Grundgerüsts der<br />

Vorstudie von den Bahnflächen entnommen (vgl.<br />

Astoc WES & Partner 2009: 3.2)1.<br />

Die Blockstruktur kann einen Bezug zum Fernbahnhof<br />

fördern oder begrenzen, abhängig<br />

davon, wie sie sich gegenüber dem Fernbahnhof<br />

öffnet und zu einer Durchquerung einlädt, oder<br />

sich ihm gegenüber schließt und eine<br />

1 Da der städtebaulicher und landschaftsplanerischer<br />

Realisierungswettbewerb erst zeitgleich mit der Abgabe<br />

dieser Arbeit veröffentlicht wird, kann das Resultat hier<br />

nicht mit einfließen, siehe hierfür Anhang.<br />

Konzept i<br />

Fernbahnhof ermöglichen<br />

Blockstruktur Keine weitere Entwicklung<br />

vorgesehen<br />

Halbprivatheit ausstrahlt. Die geschlossene<br />

Blockstruktur passt vor allem für ruhige Wohngebiete<br />

während eine offene Struktur die Möglichkeit<br />

für größere Nutzungsmischung bietet, und<br />

Unternehmen mit viel Kundenkontakt, wie Cafés<br />

und Geschäfte, können sich dann im gesamten<br />

Gebiet ansiedeln. Jane Jacobs ist in den 60er<br />

Jahren durch ihr Buch „The Death and Life of<br />

Great American Cities“ bekannt geworden, in<br />

dem sie für eine Stadtplanung mit kleinen<br />

Blockstruk turen, einer Vielfalt an Nutzungen und<br />

einladenden Bürgersteigen plädiert. Dies belebe<br />

die Straßen, mache sie somit interessanter zu<br />

beobachten und fördert einen passiven Kontakt<br />

zwischen Bewohnern, Beschäftigten und Besuchern.<br />

Zudem erzeuge diese passive Überwachung<br />

des Straßenraums bei den Nutzern ein Gefühl<br />

von Geborgenheit (vgl. Jacobs 1961). Für die<br />

geschlossene Struktur spreche, dass die Bewegungsrouten<br />

sich an den Hauptstraßen konzentrieren<br />

und sich somit dort eine bessere Grundlage<br />

für Geschäfte und Serviceleistungen ergebe.<br />

Dabei fehle aber die Möglichkeit Wegeverbindungen<br />

zu schaffen, die unterschiedliche Charakter<br />

für unterschiedliche Bedürfnisse haben, und<br />

die langfristige Flexibilität, zukünftig eine größere<br />

Durchmischung von Wohnen und Dienstleistungsgewerbe<br />

zu ermöglichen.<br />

Konzept ii<br />

Strukturen erhalten und<br />

ergänzen<br />

Geschlossen Offen<br />

Konzept iii<br />

neue Strukturen schaffen


Da das Konzept II keine Zentrumsfunktion, und<br />

somit ein geringeres Serviceangebot, vorsieht,<br />

ist in diesem Konzept eine eher geschlossene und<br />

größere Blockstruktur vorgeschlagen, während<br />

das Konzept III eine offenere Struktur zeigt.<br />

Von der Gebäudestruktur ergeben sich keine<br />

Unterschiede für die Konzeptziele. Eine Blockrandstruktur<br />

gibt dem Straßenraum eine deutliche<br />

Fassung, trennt zwischen öffentlichen und<br />

halbprivaten Räumen und spiegelt überwiegend<br />

die Gebäudestruktur der umliegenden Quartiere<br />

wider. Eine freistehende Gebäudestruktur, die<br />

sich in ihrer Ausrichtung nicht an den Straßenzügen<br />

orientiert, kann bessere Lichtverhältnisse<br />

ermöglichen, ist aber schwieriger in eine städtebauliche<br />

Einheit zu fügen.<br />

K. I<br />

K. II<br />

K. III<br />

47. Blockstruktur der Konzepte<br />

0 400 800<br />

Meters<br />

95<br />

B l o C K - U n D B e B A U U n G S S t R U K t U R


96<br />

n U t Z U n G S A R t U n D V e R t e i l U n G<br />

4.2.3 nutzungsart und Verteilung<br />

Die Nutzungen die hier aufgrund ihres Bezuges<br />

zur Bahnhofsfunktion verglichen werden sind:<br />

Wohnen, Handel und Gastronomie, Kultur,<br />

andere Dienstleistungsgewerbe und produzierendes<br />

Gewerbe. Die Nutzungsart und deren Verteilung<br />

kann im Bebauungsplan festgesetzt<br />

werden. Die Nutzungskategorien, die die Baunutzungsverordnung<br />

(BauNVO §§2-11) vorgibt und<br />

die für das Plangebiet Relevanz haben könnten,<br />

sind: Wohngebiete (zwei Kategorien), Mischgebiete,<br />

Kerngebiete, Gewerbegebiete und Industrie<br />

gebiete. Die genauen Definitionen dieser<br />

Nutzungskategorien sind im Anhang 1 aufgeführt.<br />

In der folgenden Beschreibung wird jeweils<br />

kurz erwähnt, in welche Kategorien der BauNVO<br />

die Nutzungen fallen.<br />

4.2.3.a Wohnen<br />

Wie im Abschnitt “3.6 Zukunftsperspektiven”<br />

(Seite 76) erläutert, ist zu vermuten, dass die Notwendigkeit<br />

weitere Strecken zwischen Wohn-<br />

und Arbeitsort zu pendeln, oder im Rahmen der<br />

Arbeit zu reisen, steigt. Der Arbeitsstandort wird<br />

häufiger wechseln und die Möglichkeit für Paare,<br />

in derselben Stadt zu arbeiten, wird dadurch<br />

erschwert. Diese Tendenz führt neben einer allgemeinen<br />

hohen Wohnungsnachfrage in Hamburg<br />

zu einer konzentrierten Nachfrage in<br />

Bahn hofsnähe.<br />

Nach der BauNVO ist Wohnen in den Kategorien<br />

reine und allgemeine Wohngebiete, Mischgebiete,<br />

und ausnahmsweise in Kerngebieten,<br />

zulässig.<br />

4.2.3.b Handel und Gastronomie<br />

Einzelhandel und Gastronomie dienen sowohl<br />

den Reisenden direkt, als auch den Bewohnern<br />

und Beschäftigten für die Versorgung des alltäglichen<br />

Bedarfs. Es unterstützt somit, besonders in<br />

Bahnhofsnähe, das Konzept der kurzen Wege,<br />

wobei Bewohner, Beschäftigte und Umsteigende,<br />

ohne Umwege den alltäglichen Einkauf erledigen<br />

können, oder sich von der Gastronomie versorgen<br />

lassen können. Zudem fördert weiterer Handel<br />

und Gastronomie, über den alltäglichen<br />

Bedarf hinaus, die Aufenthaltsqualität und<br />

Aufenthaltsfrequenz.<br />

Großflächiger Handel, der sich im Gegensatz zum<br />

Großhandel direkt an den Endverbraucher richtet,<br />

stärkt hingegen nicht die Aufenthaltsqualität<br />

und hat somit keinen Bezug zum Fernbahnhof.<br />

Es kann argumentiert werden, dass auch hierfür<br />

ein innerstädtischer, an den ÖPNV angeschlossener<br />

Standort von Vorteil ist, um Standorte<br />

außerhalb der Stadt, die nur mit MIV zu erreichen<br />

sind, zu vermeiden.<br />

Einzelhandel und Gastronomie sind in Mischgebieten<br />

und Kerngebieten zulässig. In reinen oder<br />

allgemeinen Wohngebieten sind nur Läden zur<br />

Versorgung des Gebietes erlaubt. Einkaufszentren<br />

und Einzelhandel mit über 800qm Verkaufsfläche<br />

sind nur in Kerngebieten oder Sondergebieten<br />

zulässig, während in Gewerbegebieten<br />

nur Einzelhandel zulässig ist, der in Kerngebieten<br />

nicht zulässig ist. (vgl. Ferner, Kröninger, Aschke<br />

2008: BauNOV §11 Abs. 3)<br />

4.2.3.c Kultur- und Zwischennutzungen<br />

Kulturelle Einrichtungen dienen an erster Stelle<br />

der Attraktivität der Bahnhofsumgebung und<br />

sprechen unterschiedliche Menschen an. Die


Förderung von Kultur- und Kreativwirtschaft<br />

könnte der Bahnhofsumgebung einen eigenen<br />

Charakter in der Stadt geben und den Fernbahnhof<br />

zu mehr als einer örtlichen Haltestelle<br />

machen. Räume für größere Veranstaltungen<br />

könnten auch Besucher bundesweit attrahieren<br />

und würden dabei von der Bahnhofsnähe<br />

profitieren.<br />

Seit Mai 2010 hilft die Hamburger Kreativgesellschaft<br />

Räume zwischen Eigentümern und<br />

„Kreativen“ zu vermitteln. Vor allem sind es freie<br />

Künstler, Musiker und Schauspieler, die billige<br />

Proberäume suchen; aber Räume wurden unter<br />

anderem auch für eine private Volkshochschule<br />

für Gesang und Musik, als auch für kurzfristige<br />

Veranstaltungen vermittelt. Die Konzentration<br />

von „Kreativen“ in den Hamburger In-Vierteln<br />

Sternschanze, St. Pauli und Ottensen, ist sehr<br />

stark. Zum Teil sind Etablierungen in City Süd zu<br />

beobachten, aber eine, von der Politik angestrebte,<br />

Bewegung nach Willhelmsburg, ist noch<br />

nicht zu beobachten2 . Um und in dem Plangebiet<br />

sind unterschiedliche Kultureinrichtungen etabliert<br />

und die Nähe zu den In-Vierteln und günstige<br />

Gewerberäume, sind Vorteile die das<br />

Plangebiet für diesen Dienstleistungssektor<br />

attraktiv machen. Im Gutachten „Kreative Milieus“,<br />

das 2010 für die Freie- und Hansestadt Hamburg<br />

erarbeitet wurde (Studio UC: 106), ist das<br />

Gewerbe gebiet westlich der Bahngleise als kurzund<br />

langfristiger Potenzialraum für die<br />

Kreativwirtschaft identifiziert worden (siehe<br />

Karte 48 “Ausschnitt aus de Karte über stadträumliche<br />

Potenziale für die Kreativwirtschaft in Hamburg”<br />

auf Seite 97). Kirsten Bätzing von der<br />

2 Kirsten Bätzing, Hamburg Kreativ Gesellschaft, Interview<br />

13.09.2010<br />

Hamburg Kreativ Gesellschaft meint, dass eine<br />

große Raumvielfalt für Kreative die Konflikte um<br />

innerstädtische Räume entspannen würde 3 . Die<br />

Vermittlung von Räumlichkeiten würde kurz-,<br />

mittel- und langfristige Vermietung von ungenutzten<br />

Gewerberäumen erleichtern und zu der<br />

Belebung des Gebiets beitragen.<br />

Kultur fällt in der BauNVO unter Anlagen für<br />

soziale, kirchliche, kulturelle, gesundheitliche<br />

und sportliche Zwecke. Dies ist im reinen<br />

Wohngebiet nur zur Versorgung der Bewohner<br />

zulässig und sonst in allgemeinen Wohngebieten,<br />

Mischgebieten, Kerngebieten und als Ausnahme<br />

auch in Gewerbe- und Industriegebieten<br />

zulässig.<br />

3 Kirsten Bätzing, Hamburg Kreativ Gesellschaft, Interview<br />

13.09.2010<br />

48. Ausschnitt aus de Karte über stadträumliche Potenziale für<br />

die Kreativwirtschaft in Hamburg<br />

97<br />

n U t Z U n G S A R t U n D V e R t e i l U n G


98<br />

n U t Z U n G S A R t U n D V e R t e i l U n G<br />

Konzept i<br />

Fernbahnhof ermöglichen<br />

Nutzungsart Bestehende<br />

Gewerbenutzung.<br />

Nutzungsverteilung<br />

4.2.3.d Andere Dienstleistungsunternehmen<br />

Genau wie bei der Wohnnutzung, führt die Tendenz<br />

der gesellschaftlichen Entwicklung dazu,<br />

dass viele Unternehmen von einem Standort in<br />

Bahnhofsnähe profitieren würden, um für Beschäftigte<br />

leicht erreichbar zu sein und um Kunden<br />

und Auftraggeber leicht erreichen zu können.<br />

In der Umgebung des Fernbahnhofs Kassel-<br />

Wilhelmshöhe haben sich fast ausschließlich<br />

Dienstleistungs- und Handelsunternehmen<br />

ange siedelt (Schütz 1998: 374). Obwohl der<br />

Bedarf an Bürogebäuden in Hamburg als nicht<br />

sehr groß eingeschätzt wird, ist die nähere Bahnhofsumgebung<br />

ein guter Standort.<br />

Büro- und Verwaltungsgebäude, sowie nicht wesentlich<br />

störende Gewerbebetriebe, dürfen in<br />

Misch-, Kern-, und Gewerbegebieten angesiedelt<br />

werden und ausnahmsweise in allgemeinen<br />

Wohngebieten.<br />

4.2.3.e Produzierendes Gewerbe<br />

Das produzierende Gewerbe hat einen geringen<br />

Bezug zu einem Fernbahnhof. Dabei ist es nicht<br />

weniger wichtig für die Stadt und ihre Wirtschaftsentwicklung,<br />

Flächen für produzierendes<br />

Konzept ii<br />

Strukturen erhalten und<br />

ergänzen<br />

Bestehende Nutzung ergänzt<br />

durch Wohnen und Dienstleistungen<br />

mit begrenztem<br />

Handel und Gastronomie.<br />

Heutige Trennung. Hauptsächlich in Blöcken<br />

getrennt.<br />

Gewerbe zu wahren. Hanns Werner Bonny<br />

betont, dass es eine natürliche Wachstumsentwicklung<br />

bei Unternehmen gibt, welche dazu<br />

führt, dass regelmäßig neue Standorte gesucht<br />

werden. Um die Entwicklung der Unternehmen<br />

nicht zu hemmen und um Existenzgründer zu<br />

fördern, ist es wichtig für eine Stadt, Gewerbegrundstücke<br />

in unterschiedlichen Größen, Lagen,<br />

Standards und Preisklassen zu haben. Der Bedarf<br />

an Gewerbeflächen sinkt aber stetig, da viele<br />

Unternehmen heute emissionsfrei sind und<br />

dadurch auch in Gebieten anderer Nutzungskategorien<br />

Büros mieten können. Einige Unternehmen<br />

haben ihre Werkstätten wegen großen<br />

Mobilitätsbedürfnisses mehr oder weniger in<br />

Autos verlegt 4 .<br />

Produzierendes Gewerbe ist in Gewerbegebieten<br />

zulässig, wenn es nicht als erheblich belästigend<br />

eingestuft wird.<br />

4 Dr. Hans Werner Bonny, Vorlesung an der HCU<br />

25.10.2010<br />

Konzept iii<br />

neue Strukturen schaffen<br />

Handel und Gastronomie am<br />

Fernbahnhof, sonst Mischnutzung<br />

und eine Kita.<br />

F r e i g e m i s c h t m i t<br />

Anteils festlegungen.


Das Konzept I zeigt die heutigen Nutzungen.<br />

Konzept II sieht auf den Postflächen ein allgemeines<br />

Wohngebiet mit Dienstleistungsgewerbe an<br />

der Plöner Straße, als „Lärmriegel“, vor. Das Konzept<br />

III sieht Dienstleistungs- und Handelsunternehmen<br />

am Fernbahnhof und nördlich der Waidmannstraße<br />

vor, sowie Mischgebiet auf den Post-<br />

und Sportflächen und langfristig auch an der<br />

Straße „Am Diebsteich“.<br />

4.2.3.f Nutzungsverteilung<br />

Bei der Nutzungsverteilung können vier Konzepte<br />

unterschieden werden: Nutzungen<br />

ge trennt in unterschiedlichen Quartieren,<br />

ge trennt in Blöcken, gemischt im Block aber in<br />

getrennten Gebäuden, bis hin zu einer gebäudeinternen<br />

Mischung. Am häufigsten wird bei<br />

gebäudeinterner Mischung das Erdgeschoss<br />

anderweitig genutzt, sonst ist es häufig schwierig<br />

gebäudeinterne Mischung zu realisieren, da sich<br />

Verwaltungsunternehmen oft auf eine Nutzungskategorie<br />

spezialisieren.<br />

Nach dem BauGB ist es möglich, die Verteilung<br />

im Bebauungsplan festzulegen, was wichtig ist,<br />

um eine erwünschte Vielfalt zu entwickeln.<br />

steigender Ortswert,<br />

sinkender Knotenwert steigende Werte<br />

Überwiegend<br />

Wohnen<br />

Mischnutzung<br />

mit Wohnen<br />

Überwiegend<br />

Soziales<br />

Einzelhandel/<br />

Dienstleistung<br />

Gewerbe/ groß-<br />

ächiger Handel<br />

Überwiegend<br />

Frei- und Sportächen<br />

K. I<br />

K. II<br />

K. III<br />

49. Nutzungskonzepte<br />

0 400 800<br />

Meters<br />

99<br />

n U t Z U n G S A R t U n D V e R t e i l U n G


100<br />

S t R A S S e n S t R U K t U R<br />

50. Verkehrskonzepte


4.2.4 Straßenstruktur und öffentlicher<br />

Personennahverkehr (ÖPnV)<br />

Die Straßenstruktur hat einen Einfluss auf die<br />

Erreichbarkeit des Fernbahnhofs mit unterschiedlichen<br />

Verkehrsmitteln, sowie auf die<br />

Aufenthaltsqualität. Ein großes Verkehrsaufkommen,<br />

mit einem motorisierten Schwerpunkt,<br />

erhöht die Emission von Lärm und Schadstoffpartikeln<br />

und hat somit eine starke negative Auswirkung<br />

auf die Aufenthaltsqualität. Illustration<br />

50 auf Seite 100 zeigt unterschiedliche Verkehrskonzepte<br />

aus Gehls Buch „Life between buildings“<br />

(2001: 112), die Fußgängern und Fahrzeugen<br />

unterschiedliche Prioritäten geben.<br />

Im Konzept II wird einer klassischen Herangehens<br />

weise nachgegangen, in der innerhalb<br />

eines Quartiers ein gleichmäßiges Straßenraster<br />

mit Tempo 30 gegeben ist und alle Straßen für<br />

alle Verkehrsmittel gleichermaßen zur Verfügung<br />

stehen (Beispiel: Delft; siehe auch Querschnitt<br />

51). Das Risiko für Schleich- und Parkplatzsuchverkehr<br />

ist zu beachten.<br />

Im Konzept III wird ein autoarmes Straßennetz<br />

innerhalb des Quartiers vorgesehen, wobei nur<br />

bei besonderen Anlässen, wie Rettungseinsätzen,<br />

Umzügen, Lieferungen, oder Behindertentransporte,<br />

motorisierter Verkehr in das Quartier reinfahren<br />

darf (siehe Querschnitt 52). Autoarmes<br />

Wohnen und autoarme Quartiere sind immer<br />

öfter gefragt. Dies ist bei Bürgerbeteiligungen zu<br />

hören und in einer Befragung von 2000 Menschen,<br />

in Deutschland 2005, haben 51% gesagt,<br />

dass eine autofreie Innenstadt wichtig für ihren<br />

eigenen Wohnort sei (vgl. Opaschowski 2009:<br />

388). Gehl hat zudem deutlich gezeigt, dass sich<br />

in Straßenräumen, in denen wenig Autos fahren,<br />

mehr Menschen aufhalten (vgl. Jan Gehl 2001:<br />

51. Querschnitt einer Quartiersstraße mit integriertem Verkehr.<br />

52. Querschnitt einer autoarmen Quartiersstraße.<br />

53. Querschnitt der Waidmannstraße mit<br />

Kabinentaxisystem<br />

101<br />

S t R A S S e n S t R U K t U R


102<br />

S t R A S S e n S t R U K t U R<br />

35). Beide Konzepte steigern die Aufenthaltsqualität<br />

innerhalb des Quartiers im Vergleich zu den<br />

Zufahrtsstraßen, und können unabhängig von<br />

anderen Bausteinen gegeneinander ausgetauscht<br />

werden. Die DB AG weist auf die Bedeutung<br />

der Autofreundlichkeit des Bahnhofs für die Fahrgastzahlen<br />

hin. Es besteht aber keine Notwendigkeit<br />

den MIV im Entwicklungsgebiet dominieren<br />

zu lassen. Parkflächen für Autovermietung<br />

und Carsharing wären ein wichtiger Beitrag für<br />

die Mobilitätsmöglichkeiten am Fernbahnhof<br />

Diebsteich, dies kann aber weder in Bebauungsplänen,<br />

noch in städtebaulichen Verträgen geregelt<br />

werden, da kein städtebaulicher Bezug<br />

besteht.<br />

Der ÖPNV ist eine wichtige Ergänzung des Bahnverkehrs,<br />

um die lokale Vernetzung mit anderen<br />

Teilen der Stadt zu gewährleisten. Es gibt drei<br />

wesentlich Konzepte für den ÖPNV: im Verkehrsfluss<br />

integriert (Busse), auf eigenen Fahrspuren<br />

(Busspuren oder Stadtbahn), oder ganz vom restlichen<br />

Verkehr getrennt (Schnellbahn, Kabinentaxis:<br />

siehe Beispiel von der Waidmannstraße,<br />

Querschnitt 53). Im Verkehrsfluss integrierter Busbetrieb<br />

kann schnell und flexibel auf neuen<br />

Strecken eingesetzt werden, es kann aber, vor<br />

Konzept i<br />

Fernbahnhof ermöglichen<br />

allem durch Staubildung, leicht zu Verspätungen<br />

kommen. Zuverlässiger und schneller ist der<br />

ÖPNV, wenn er über separate Fahrspuren verfügt,<br />

oder gar ganz vom restlichen Verkehr getrennt<br />

ist. Extra Busspuren sind im Plangebiet nicht<br />

möglich, wenn die Straßen und die Straßenbäume<br />

erhalten werden sollen. An der Waidmann<br />

straße könnte der Verkehr für Busse, Fahrradfahrer<br />

und Anlieger begrenzt werden, indem<br />

der MIV zum Fernbahnhof über die Große Bahnstraße<br />

und die Plöner Straße geführt wird.<br />

Im Konzept I werden zwei Buslinien jeweils eine<br />

Seite des Fernbahnhofs anfahren. Da eine Querung<br />

des Postgeländes nicht möglich ist, müssen<br />

bei diesem Konzept die ÖPNV Verbindungen in<br />

Nordost-Südwest Richtung einen größeren<br />

Umweg in Kauf nehmen. Im Konzept II ist eine<br />

Bushaltestelle auf dem Bahnhofsvorplatz ein gerichtet,<br />

von welchem mehrere Buslinien abfahren.<br />

Im Konzept III wird die Waidmannstraße zusätzlich<br />

als Bus-, Anlieger- und Fahrradstraße<br />

umfunktioniert und mittelfristig wird die Stadtbahn,<br />

oder gegebenenfalls ein Kabinentaxi-System,<br />

eingeführt.<br />

Konzept ii<br />

Strukturen erhalten und<br />

ergänzen<br />

Konzept iii<br />

neue Strukturen schaffen<br />

Straßenstruktur Heutige Struktur. Integrierter Verkehr, im Autoarme Straßen innerhalb<br />

Quartier mit Tempo 30. des Quartiers.<br />

ÖPNV Zwei Buslinien. Mehrere Buslinien vom Mehrere Buslinien vom<br />

Bahnhofsvorplatz. Bahnhofsvorplatz. Waidmann<br />

straße als Bus-, Fahrrad-<br />

und Anliegerstraße.


K. I<br />

K. II<br />

K. III<br />

54. Straßenstruktur und ÖPNV-Anbindung<br />

0 400 800<br />

Meters<br />

103<br />

S t R A S S e n S t R U K t U R


104<br />

G R Ü n - U n D F R e i F l ä C H e n S t R U K t U R<br />

4.2.5 Grün- und Freiflächenstruktur<br />

Die Grünstruktur kann zur Aufenthaltsqualität<br />

des Ortes beitragen. Abhängig von der Öffentlichkeit<br />

und Nutzbarkeit der Grün- und Freiflächenstruktur,<br />

steht sie für unterschiedliche Gruppen<br />

zu Verfügung. Für die Verteilung von Grün- und<br />

Freiflächen gibt es drei Hauptkonzepte. Sie können<br />

kleinteilig, und dicht an Wohnbebauung und<br />

Arbeitsplätzen, verteilt werden. Diese kleinteiligeren<br />

Flächen können unterschiedliche Charakter<br />

bieten, bieten aber auch durch ihre Größe nur<br />

begrenzte Nutzungsmöglichkeiten und wirken<br />

zum Teil eher halb-öffentlich. Eine zweite<br />

Möglichkeit ist, Grün- und Freiflächen so zu<br />

verbinden, dass sie trotz unterschiedlicher Aktivitäten<br />

für unterschiedliche Menschen, durch ihre<br />

Verbundenheit attraktive Bewegungsrouten<br />

ermöglichen, die viele passive Begegnungen<br />

erlauben und gleichzeitig öffentlicher wirken, als<br />

wenn sie frei verteilt lägen. Die dritte Strategie<br />

ist, die Grün- und Freiflächen in größere Parkanlagen<br />

zu bündeln. Dabei bestehen größere<br />

Flächen, die für viele Aktivitäten genutzt werden<br />

Konzept i<br />

Fernbahnhof ermöglichen<br />

Grünstruktur Die heutigen Sport- und<br />

Friedhofsflächen bewahren.<br />

können. Bei der Gestaltung der Parkanlagen ist<br />

auf Störrisiken zwischen den Aktivitäten zu<br />

achten.<br />

Im Konzept I werden die heutigen Strukturen<br />

bewahrt. In Konzept II werden die heutigen<br />

Sportflächen mit quartiersbezogenen Freiflächen<br />

bei Neubauprojekten ergänzt. Im dritten Konzept<br />

wird die Landschaftsachse durch eine neue<br />

zusammenhängende Grünanlage, mit öffentlichen<br />

Wegeverbindungen vom Alsenpark durch<br />

die Friedhöfe zum Volkspark, geplant.<br />

Konzept ii<br />

Strukturen erhalten und<br />

ergänzen<br />

Die heutigen Sport- und<br />

Friedhofsflächen bewahren<br />

und mit quartiersbezogenen<br />

Freiflächen ergänzen.<br />

Konzept iii<br />

neue Strukturen schaffen<br />

Eine neue gebündelte<br />

Grünverbindung.


Die vorgestellten Bausteine ergeben die Konzeptrahmen,<br />

in denen im Folgenden Entwürfe entwickelt<br />

werden.<br />

K. I<br />

K. II<br />

K. III<br />

55. Grünstruktur und der Verlauf der Wegeverbindung der<br />

Landschaftsachse<br />

0 400 800<br />

Meters<br />

105<br />

G R Ü n - U n D F R e i F l ä C H e n S t R U K t U R


106<br />

e n t W Ü R F e<br />

4.3 entwürfe und deren<br />

zeitliche entwicklungsverläufe<br />

In diesem Abschnitt werden die drei Konzepte in<br />

groben Entwürfen dargestellt und ihre Entwicklungsverläufe<br />

diskutiert. Wie sieht die Städtebauliche<br />

Struktur aus, wenn die Entwicklung nur zum<br />

Teil realisiert wird? Welche Entscheidungsflexibilität<br />

besteht nach den jeweiligen Entwicklungsschritten?<br />

Was ist für die Umsetzung eines Entwicklungsschritts<br />

notwendig?<br />

Für jedes Konzept wird ein Entwicklungsverlauf<br />

vorgestellt, der in vier Zeitfenstern die schrittweise<br />

Entwicklung darstellt.<br />

• Kurzfristig: Wie ist das Plangebiet strukturiert,<br />

nachdem der Fernbahnhof gebaut worden ist?<br />

Wie verläuft der Verkehr? Wo ist neu gebaut<br />

worden?<br />

• Mittelfristig: Wie sieht das Entwicklungsquartier<br />

aus, wenn die Postflächen bebaut worden<br />

sind?<br />

• Langfristig: Wie sieht das Entwicklungsquartier<br />

aus, wenn sowohl die Postflächen, als auch<br />

die Sportflächen oder die Flächen des Metro-<br />

Großhandels, bebaut worden sind?<br />

• Vision: Wie würde das Plangebiet strukturiert<br />

sein wenn das Metro-Grundstück bebaut worden<br />

ist und wo könnten weitere Veränderungen stattgefunden<br />

haben?<br />

Die Zielsetzungen, in denen sich die Konzepte<br />

unterscheiden, werden durch den gesamten Entwicklungsverlauf<br />

beibehalten. Sie unterscheiden<br />

sich unter anderem in ihrer Blickweite. Konzept I<br />

beschränkt sich auf eine kurzfristige, Konzept II<br />

auf eine langfristige, und Konzept III auf eine<br />

visionäre Perspektive. Dementsprechend werden<br />

die Zeitverläufe aus diesem Zeitfenster heraus<br />

abgeleitet.


107<br />

e n t W Ü R F e


108<br />

e n t W U R F i<br />

4.3.1 entwurf i – einen Fernbahnhof<br />

ermöglichen<br />

Mit der Zielsetzung, einen Fernbahnhof als<br />

Einzelvorhaben schnellst möglich zu realisieren,<br />

stellt sich die Frage: Wie könnte sich das Gebiet<br />

entwickeln, wenn kein Gesamtkonzept besteht<br />

und jede Veränderung einzeln betrachtet wird?<br />

Das Beispiel unten zeigt, wie mittelfristig, die<br />

wenig genutzte Postfläche in ein Gewerbehof<br />

umgenutzt wird. Könnte es sein, dass sich auf den<br />

freiwerdenden Flächen weitere Großhändler oder<br />

großflächige Einzelhandelsbetriebe etablieren,<br />

oder würden Bürohäuser nach und nach die<br />

Umgebung dominieren? Das Beispiel Berlin-Südkreuz<br />

zeigt, dass mehrere großflächige Einzelhänd<br />

ler in Bahnhofsnähe gebaut haben. Dabei<br />

hat allerdings nur das Möbelhaus IKEA am Fernbahnhof<br />

Reklame gemacht. Im Plangebiet liegen<br />

schon mehrere großflächige Einzelhändler und<br />

ein Großhändler und Weitere würden die bestehende<br />

Struktur nicht stören, gleichzeitig aber auch<br />

den Fernbahnhof nicht stärken. Wenn nach und<br />

nach neue Großhändler ansiedeln, ist eine<br />

spätere Umnutzung, zugunsten von mehr<br />

Wohnraum, immer schwieriger zu realisieren. Die<br />

Karten 58 und 59 zeigen die Kompatibilität des<br />

kleinen Fernbahnhofs mit den folgenden Entwürfen,<br />

für den Fall, dass später eine Neuentwicklung<br />

angestrebt werden sollte. Hierbei ist die<br />

Frage, wie schnell die Kapazitäten des Fernbahnhofes<br />

an ihre Grenzen stoßen würden.<br />

Auch wenn die Möglichkeit, das Entwicklungsquartier<br />

erst nach dem Bahnhofsbau zu planen,<br />

grundsätzlich bestünde, hätte dieses Konzept<br />

erhebliche Schwächen: kurzfristig keine ÖPNV<br />

Verbindung in Nordost-Südwest Richtung, wenig<br />

Platz für eine Bushaltestelle, keine direkte Wegeverbindung<br />

zum neuen Stadtteil „Mitte Altona“<br />

und sehr geringe Parkmöglichkeiten. Es wäre<br />

eine Haltestelle für diejenigen, die aus rationalen<br />

Gründen die begrenzten Umsteigemöglichkeiten<br />

nutzten, ohne Ortsatmosphäre, die für eine<br />

Ergänzung durch „freiwillige Aktivitäten“ sorgt.<br />

56. Kurzfristige Entwicklung mit Bahnhof 57. Mittelfristige Entwicklung mit neuem<br />

Gewerbehof.


60. Zielhorizont von Entwurf I<br />

0 100 200 Meters<br />

58. Kleiner Bahnhof ergänzt durch Entwurf II. 59. Kleiner Bahnhof ergänzt durch Entwurf III.<br />

109<br />

e n t W U R F i


110<br />

e n t W U R F i i<br />

4.3.2 entwurf ii – Strukturen erhalten<br />

und ergänzen<br />

Bei diesem Entwurf wird die Entwicklung eines<br />

funktionsfähigen Fernbahnhofs, ergänzt durch<br />

Wohnungsbau, angestrebt. Die heutigen Strukturen,<br />

Sportflächen und Gewerbe sollen dabei<br />

erhalten werden. Hier versucht der Entwurf auf<br />

die Befürchtung, die Fernbahnhofsumgebung<br />

könne den bestehenden Bezirkszentren Konkurrenz<br />

machen, zu reagieren, indem eine geschlossene<br />

Bebauung zum Fernbahnhof vorgeschlagen<br />

wird. Er umfasst ein integriertes Straßennetz im<br />

Entwicklungsquartier, aber durch begrenzte Einfahrtmöglichkeiten<br />

wird der Schleichverkehr<br />

begrenzt und die Wohnbebauung vom Verkehrs-<br />

und Schienenlärm abgeschirmt. Am Bahnhofsvorplatz<br />

sind allgemeine Nutzungen, wie Einkaufsmöglichkeiten<br />

und Haltestellen für den ÖPNV,<br />

vorgesehen. Um Parkflächen zu schaffen, wird ein<br />

Parkplatz unter dem Bahnhofsvorplatz empfohlen.<br />

Beispiele aus Lyon in Frankreich zeigen,<br />

wie unterirdische Parkgaragen sehr attraktiv<br />

gestaltet werden können (siehe Fotos auf Seite<br />

120).<br />

Bei einer Entwicklung des Quartiers bestünde die<br />

Möglichkeit einer direkten Wegeverbindung für<br />

Fußgänger und Fahrradfahrer zum zukünftigen<br />

Stadtteil „Mitte Altona“. Zwei Alternativen werden<br />

in den Entwürfen vorgeschlagen: In den Konzepten<br />

II und III verläuft der Weg durch den<br />

S-Bahngleiswall, am Rückhaltebecken vorbei und<br />

entweder durch den nächsten Gleiswall, oder von<br />

der Stresemannstraße, über einen Aufgang<br />

zwischen den Gleisen, nach Mitte Altona (vergleich<br />

Karte 65 und Karte 70 auf Seite 113). Die erste<br />

Alternative erscheint, trotz eines langen Tunnels,<br />

als attraktiver und sicherer, da die Schienen<br />

niveaugetrennt verlaufen und der Aufgang sonst<br />

auch in einem Tunnel liegen würde.<br />

Die Landschaftsachse ist in Entwurf II nicht<br />

sonderlich hervorgehoben. Es gibt eine grüne,<br />

ruhige Wegeverbindung durch das Quartier, entlang<br />

von Straßen, in denen keine Autos parken<br />

dürfen, und somit den Fußgängern und Radfahrern<br />

Priorität gewährleistet wird. Zudem sollte<br />

auf einen angepassten Wegebelag geachtet<br />

werden, um sowohl Joggen wie Inlineskaten zu<br />

ermöglichen.<br />

61. Kurzfristige Entwicklung 62. Mittelfristige Entwicklung


65. Zielhorizont von Entwurf II<br />

Zeitlicher entwicklungsverlauf<br />

Kurzfristig schlägt der Entwurf II eine relativ dichte<br />

Bebauung vor, wobei bereits eine Grünfläche für den<br />

Block südlich der Sportflächen vorgesehen ist. Für die<br />

Bebauung an der Waidmannstraße, müsste die Tennishalle<br />

verlegt werden (siehe Erläuterung in Entwurf<br />

III). Mittelfristig wird eine geschlossene Struktur auf den<br />

Postflächen vorgeschlagen. Der begrünte<br />

63. Langfristige Entwicklung 64. Visionäre Entwicklung<br />

0 100 200 Meters<br />

Block innenbereich wird mit freistehenden Gebäuden<br />

ergänzt. Eine Bebauung zur Fassung der Waid mannstraße<br />

wäre sinnvoll als Standort für Dienstleistungsgewerbe.<br />

Da die bestehenden Sportflächen erhalten<br />

werden sollen, ist dies erst im visionären Zeitfenster<br />

vorgesehen. Zudem ist auch eine lockere Wohnbebauung<br />

an und auf dem Friedhof Diebsteich illustriert.<br />

111<br />

e n t W U R F i i


112 4.3.3 entwurf iii – neue Strukturen<br />

schaffen<br />

e n t W U R F i i i<br />

Entwurf III verfolgt die Zielsetzung, das Entwicklungspotenzial<br />

im Zusammenhang mit dem<br />

neuen Fernbahnhof vollständig auszuschöpfen.<br />

Durch eine offene Blockstruktur, die zum durchstöbern<br />

einlädt, ergibt sich ein attraktiver Wohn-<br />

und Unternehmensstandort. Die Landschaftsachse<br />

manifestiert sich in einem grünen Band,<br />

mit einer Fläche von knapp zwei Hektar, welches<br />

sich durch das Entwicklungsquartier zieht und in<br />

den Bahnhofsvorplatz mündet. Der Entwurf zeigt<br />

zudem die langfristige Fortsetzung der Landschaftsachse<br />

durch die Friedhöfe.<br />

Eine große Schwierigkeit bereitet die Verlegung<br />

der Sportflächen, die im heutigen Maße für dieses<br />

Konzept, im Verhältnis zur Attraktivität die sie<br />

zum Bahnhofsquartiers beitragen, als zu groß<br />

erscheinen. In den Entwürfen II und III ist vorgesehen,<br />

dass die Tennishalle an die Kieler Straße<br />

verlegt wird, wo ein neues Sportzentrum, mit der<br />

heutigen Fußballfläche auf dem Dach, entsteht.<br />

Für weitere Sportflächen sind Flächen in „Mitte<br />

Altona“ in Betracht zu ziehen.<br />

Zeitlicher entwicklungsverlauf<br />

Schon kurzfristig wird neue Bebauung, für ca. 700<br />

Wohnungen und ergänzende öffentliche Grünflächen,<br />

im Verlauf der Landschaftsachse,<br />

geschaffen. Mittelfristig könnten sowohl die Postflächen,<br />

als auch die Sportflächen, unabhängig<br />

voneinander entwickelt werden. Die Grünflächen<br />

würden weiterhin genügend Platz für eines der<br />

Vereinssportfelder bieten, aber nicht für alle dreI<br />

Im Endentwurf ist das Grundstück des Metro-<br />

Großhandels bebaut, und dabei die Ausfahrt zur<br />

Stresemannstraße verlegt, um einen breiteren<br />

Gebäuderiegel zu ermöglichen, der das Entwicklungsquartier<br />

besser vor Verkehrslärm schützt.<br />

Die Ziegelgebäude von ThyssenKrupp werden in<br />

eine Markthalle umgenutzt und an der Holstenstraße<br />

sollen aus Lärmschutzgründen Büroriegel<br />

entstehen, was den Erholungswert der Landschaftsachse<br />

erhöhen würde. Auf den umzunutzenden<br />

Friedhofsflächen können Ersatzflächen für<br />

die betroffenen Kleingärten entstehen. Die langfristige<br />

Umstrukturierung der Friedhofsflächen<br />

ermöglicht einen neuen zusammenhängenden<br />

Fuß- und Radweg durch die ganze<br />

Land schaftsachse.<br />

66. Kurzfristige Entwicklung 67. Entwicklung der Postflächen


70. Zielhorizont von Entwurf III<br />

68. Entwicklung der Sportflächen 69. Visionäre Entwicklung<br />

0 100 200 Meters<br />

113<br />

e n t W U R F i i i


114 4.3.4 Alternativer entwurf<br />

A l t e R n A t i V e R e n t W U R F<br />

Der alternative Entwurf betrachtet die Möglichkeit,<br />

die Gleise der S-Bahn, im Zusammenhang<br />

mit dem Umbau der Gleisanlagen, mit den<br />

anderen Gleisen zusammenzulegen und den<br />

Bahndamm abzutragen, und die Chancen die<br />

daraus entstehen. Die Entwurfsstruktur ist relativ<br />

offen und mit größeren Blöcken gestaltet. Die<br />

Blockstruktur hat einen deutlichen öffentlichen<br />

Straßenraum mit halbprivaten Innenhöfen. Die<br />

Straße am Bahnhofsplatz ist nur für Anlieger,<br />

Busse und Taxis vorgesehen.<br />

Dieses Vorhaben wäre sehr kostenaufwendig. Die<br />

Vorteile wären, dass die Tennishalle und die Tennisplätze<br />

an die Gleise verlegt werden könnten,<br />

und das Rückhaltebecken als eine kleine öffentliche,<br />

städtische Grünanlage, mit offenen Wegeverbindungen<br />

nach „Mitte Altona“, gestaltet<br />

werden könnte. Wenn die Wegeverbindung , wie<br />

in Konzept II und III, erst durch den S-Bahnwall<br />

führt, entsteht ein städtischer Raum, der trotz<br />

schöner Gestaltung soweit abgeschirmt ist, dass<br />

er vielen Bürgern ein Gefühl des Unwohlseins<br />

bereiten würde. Wegen des umfangreichen, und<br />

zum Teil schweren, Verkehrs zum Metro-Großhandel,<br />

können die zusätzlichen Bauflächen erst<br />

bebaut werden, nachdem das Unternehmen<br />

weggezogen ist.<br />

71. Kurzfristige Entwicklung 72. Entwicklung der Postflächen<br />

73. Entwicklung der Sportflächen 74. Visionäre Entwicklung


75. Zielhorizont des alternativen Entwurfs<br />

76. Block-, Grün- und Nutzungsstruktur des alternativen Entwurfs 0<br />

0 100 200 Meters<br />

800<br />

400<br />

Meters<br />

115<br />

A l t e R n A t i V e R e n t W U R F


116 4.3.5 Vergleich der konzepten<br />

F l ä C H e n V e R G l e i C H<br />

Flächenbilanz<br />

Zum Überblick werden in den Tabellen 77 auf<br />

Seite 117, die Grundflächen und die Baugrundstücke<br />

für der jeweiligen Teilbereiche verglichen. Die<br />

Grundfläche der geplanten Bebauung, die den<br />

Metro-Großhandel ersetzen soll, fällt in den<br />

unterschiedlichen Entwürfen sehr unterschiedlich<br />

aus, da auch unterschiedlich viel Entwicklungsfläche<br />

in Anspruch genommen wird.<br />

Die Grundflächenzahl (GRZ; der Anteil an Gebäude<br />

grundfläche an der Fläche des Baugrundstückes)<br />

unterscheidet sich im Gesamtverhältnis<br />

daraufhin nicht sehr stark. Der Unterschied in der<br />

Bebauungsdichte, zwischen den Entwürfen II und<br />

III, ist im wesentlichen darauf zurückzuführen,<br />

dass die Sportflächen in Entwurf II, gemäß dessen<br />

Zielsetzung, nicht bebaut werden. Der Entwurf<br />

III hat eine höhere Bebauungsdichte, entsprechend<br />

der Zielsetzung, das Potenzial des Bahnhofs<br />

voll auszunutzen.<br />

Der Grünflächenanteil ist in Entwurf II am höchsten,<br />

da die Sportflächen erhalten werden. Sie<br />

sind aber nur zu einem Anteil von 16 % öffentlich.<br />

Entwurf III hätte somit den höchsten Anteil an<br />

öffentlichen Freiflächen. Der alternative Entwurf<br />

hat eine hohe Bebauungsdichte, die aber erst<br />

durch die Bebauung der Flächen des Metro-<br />

Großhandels erzielt werden würde. Der Gewinn<br />

an zusätzlicher Grundfläche, würde im Vergleich<br />

zu Entwurf III, ca. 400 zusätzliche Wohnungen<br />

bedeuten. Dagegen entsprächen die Grundflächen,<br />

die kurzfristig bei diesem Entwurf bebaut<br />

werden könnten, nur einem Zweidrittel-Anteil<br />

der Grundflächen von Entwurf III Dies spräche<br />

eingedenk der hohen Investitionen gegen den<br />

alternativen Entwurf.<br />

Die Geschossflächenzahl (GFZ; Summe der<br />

Geschossflächen im Verhältnis zur Fläche des<br />

Baugrundstückes) ist einmal für einen Durchschnitt<br />

von vier Geschossen, und einmal für einen<br />

Durchschnitt von fünf Geschossen, überschlagen<br />

worden. Gemäß der GFZ, hätten Entwurf II, mit<br />

fünf Geschossen, und Entwurf III, mit vier<br />

Geschossen, beide die gleiche Bebauungsdichte<br />

wie der Entwurf der Vorstudie von „Mitte Altona“.<br />

Der Wert liegt in allen drei Fällen bei 1,22 (Eigener<br />

Überschlag; vgl. Astoc, WES & Partner 2009: 4.2).<br />

Die BauNVO legt für die GFZ bei Mischgebieten<br />

und Wohngebieten eine Obergrenze von 1,2 fest.<br />

In Bahnhofsnähe ist aber ein höherer Wert durchaus<br />

gerechtfertigt; in Teilen der Hafencity liegt<br />

die GFZ sogar bei bis zu 3,8 5 .<br />

Konzepte in der Grafik von Bertolini<br />

eingeordnet<br />

Die zentrale Veränderung in Diebsteich stellt erstmal<br />

der Bau eines neuen Fernbahnhofs dar.<br />

Genaue Zahlen zu der Anzahl der Zugverbindungen<br />

oder derer Frequenz gibt es nicht Die Aussage<br />

der BSU, dass alle Züge die in Hamburg<br />

eingesetzt werden in Diebsteich starten würden 6 ,<br />

gibt ungefähre Vorstellungen der Dimensionen.<br />

Dadurch wäre zu schließen, dass die Zahl der<br />

5 http://www.hafencity.com/de/masterplanueberarbeitung/die-ueberarbeitung-des-masterplans-das-weiterdenken-der-hafencity.html<br />

[21.11.2010]<br />

6 Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung,<br />

Interview 19.03.2010


Bodenfläche Konzept i Konzept ii Konzept iii Alt. Konzept<br />

Kurzfristig<br />

Seepost, Kleingewerbe,untergenutzte<br />

Posthalle<br />

Mittelfristig<br />

49 400 59 200 61 000 47 900<br />

Restliche Postflächen 58 200 57 600 53 600 65 500<br />

langfristig 8 200<br />

Sportflächen 61 000 35 100 39 000<br />

Metro 30 600 32 500 43 400 62 700<br />

Nicht bebaute Fläche 45 900 17 000 21 600<br />

Bodenfläche<br />

insgesamt<br />

199 200 203 400 210 100 236 700<br />

Öffentliche Grün-/<br />

Freiflächen<br />

58 600 62 900 44 100 25 300<br />

Grundfläche Konzept i Konzept ii Konzept iii Alt. Konzept<br />

Kurzfristig<br />

Seepost, Kleingewerbe,untergenutzte<br />

Posthalle<br />

Mittelfristig<br />

24 100 14 500 17 600 12 100<br />

Restliche Postflächen<br />

langfristig<br />

23 700 21 700 14 800 24 900<br />

Sportflächen 2 700 14 100 15 000<br />

Metro 19 800 13 300 17 400 22 500<br />

Grundfläche<br />

insgesamt<br />

70 300 49 500 63 900 74 500<br />

Dichte Konzept i Konzept i Konzept i Alt. Konzept<br />

GRZ 0,35 0,24 0,30 0,31<br />

GFZ<br />

4 Stockwerke 0,97 1,22 1,26<br />

5 Stockwerke 1,22 1,52 1,57<br />

Grünanteil 0,29 0,31 0,21 0,11<br />

77. Vergleich der Flächen in Quadratmetern.<br />

117


118<br />

Zugverbindungen ungefähr der vom Bahnhof<br />

Dammtor entsprechen würde. Es wird aber mit<br />

deutlich weniger Fahrgäste gerechnet.<br />

Im Vergleich zu Konzept I, sieht Konzept II günstigere<br />

Zufahrtsmöglichkeiten für Fahrradfahrer<br />

und Busse zum Bahnhofsgebäude vor. Die Parkmöglichkeiten<br />

sind besser und die Anzahl der<br />

Buslinien ist höher. Konzept III und die Alternative<br />

bieten eine leichtere Orientierung und Erreichbarkeit<br />

für Fußgänger und Fahrradfahrer. Das<br />

Alternative Konzept ist zudem offener für<br />

Autoverkehr. Die Unsicherheiten, welche Folgen<br />

die Konzepte für die Vielfalt und die Frequenz der<br />

unterschiedlichen Verkehrsmittel mit sich bringen,<br />

führen beim Vergleich der Knotenfunktionen<br />

zu relativ geringen aber wichtigen Unterschiede.<br />

Während Konzept I wenig Flexibilität<br />

bietet, kann der ÖPNV und das Parkplatzangebot<br />

in den anderen Konzepten nach Bedarf angepasst<br />

werden. Vor allem Konzept III und die Alternative<br />

bieten in Ihrer städtebaulichen Struktur<br />

Anpassungsmöglichkeiten, die unterschiedlichen<br />

Anforderungen von Nutzungszusammensetzungen<br />

gerecht werden können (sehe die nicht<br />

gefüllten Sterne im Diagramm). Zudem würde<br />

der Anschluss des Bahnhofs an das geplante<br />

Stadtbahnnetz die Knotenfunkion nochmals<br />

erhöhen.<br />

Für die Attraktivität und Nutzungsvielfalt in der<br />

Bahnhofsumgebung würde sich durch das Konzept<br />

I voraussichtlich wenig verändern. Eventuell<br />

würde sich durch den erhöhten Durchgangsverkehr<br />

ein Wandel der ansässigen Unternehmen<br />

stattfinden. Mehr Großhandel wäre beispielsweise<br />

denkbar. Der Großhandel würde mehr<br />

Menschen anziehen aber wahrscheinlich weder<br />

die Vielfalt noch die Aufenthaltsqualität erhöhen.<br />

In Konzept II ist eine deutliche Veränderung<br />

geplant, die trotz der Quartiersorientierung in der<br />

Entwicklung, den Bahnhof an die Stadt anknüpft<br />

und mental näher bringt. Die vorgesehene Wohnnutzung<br />

bringt zudem mehr Leben ins Gebiet.<br />

Bei den anderen Konzepten ist das Potenzial von<br />

Mischnutzungen groß. Die Lage zwischen den<br />

beliebtesten Stadtteilen Hamburgs bietet ein<br />

großes Potenzial für die zukünftige Entwicklung<br />

und Belebung des Bahnhofsquartier. Da der<br />

Autoverkehr im alternative Konzept eine stärkere<br />

Stellung hat, kann die Aufenthaltsqualität etwas<br />

geringer eingestuft werden als in Konzept III.<br />

Die Grafik zeigt, dass die jeweiligen Zielsetzung<br />

der Konzepte für die Entwicklung der Bahnhofsumgebung<br />

einen sehr großen Einfluss auf die<br />

Rolle des Bahnhofs im Stadtgefüge haben wird.


Node<br />

Alt. Konzept<br />

Konyept III<br />

Konzept II<br />

Konzept I<br />

Diebsteich<br />

heute<br />

Hauptbahnhof<br />

Node<br />

Altona<br />

Dammtor<br />

Konzept I<br />

Unbalanced<br />

node<br />

Dammtor<br />

Harburg<br />

Dependence<br />

Konzept II<br />

Unbalanced<br />

node<br />

Alt. Konzept<br />

Konyept III<br />

78. Konzepte in der Grafik von Bertolini eingeordnet<br />

Balance<br />

Balance<br />

Bergedorf<br />

Stress<br />

Altona<br />

Unbalanced<br />

place<br />

Place<br />

Stress<br />

Hauptbahnhof<br />

119


120<br />

79. Fotos von Parkgaragen unter öffentlichen Plätzen in Lyon


4.4 Fazit mit Ausblick<br />

Die vorgestellten Konzepte verfolgen unterschiedliche<br />

Zielsetzungen, die sich vor allem in<br />

der angestrebten Entwicklung der Ortsfunktion<br />

des Fernbahnhofs unterscheiden. Die Unterschiede<br />

wirken sich stark auf den Zeit hori zont der<br />

Planungen und auf den Umfang der Veränderungen<br />

aus. Im Folgenden werden die zentralen<br />

Punkte der Entwürfen diskutiert. Anschließend<br />

werden zudem einige offenen Fragen angesprochen,<br />

die in dieser Arbeit nicht thematisiert worden<br />

sind.<br />

4.4.1 Abwägende Aspekte und offene<br />

Fragen<br />

Es ist die zentrale Aufgabe der Stadtplanung<br />

zwischen möglichst alle privaten und öffentlichen<br />

Belange so gerecht wie möglich abzuwägen.<br />

Welches sind bei dieser Planung die<br />

zentralen Belange zwischen denen abgewogen<br />

werden muss, und wie sind diese einzuschätzen?<br />

Die Arbeit beschränkt sich hier auf die Abwägungen<br />

zwischen den Aspekten, in denen sich die<br />

Konzepte im wesentlichen unterscheiden.<br />

Stadtentwicklung für das Quartier, den<br />

Stadtteil oder für die Gesamtstadt?<br />

Die Zielsetzungen der Konzepte zeigen ganz<br />

unterschiedliche Projektverständnisse auf. Der<br />

Bahnhof als Einzelprojekt, als Stadtteilentwicklung<br />

oder als gesamtstädtisches Projekt. Es liegt<br />

aber in der Funktion eines Fernbahnhofs, der ein<br />

Knotenpunkt eines nationalen Verkehrsnetzes ist,<br />

vor Ort eine Bedeutung zu haben, die über die<br />

eines Quartierszentrums hinaus geht. Gleichzeitig<br />

zeigt die Einschätzung der Konzepte nach<br />

Bertolinis Theorien, dass der Standort Diebsteich<br />

ein attraktiven Aufenthaltsort werden kann, aber<br />

voraussichtlich nicht den Umfang eines Bezirkszentrums<br />

entwickeln könnte wie es Altona und<br />

Bergedorf sind.<br />

Zeitlicher Rahmen<br />

Die Zielvorgabe des ersten Konzeptes, den Fernbahnhof<br />

als Einzelvorhaben zügig zu realisieren,<br />

wirft die Frage auf, wie viel Zeit die Planungen in<br />

Anspruch nehmen darf, um einen zukunftsfähigen<br />

Fernbahnhof zu schaffen? Häufig führen<br />

gerade jene Planungsprozesse die besonders<br />

schnell durchgeführt werden sollen zu starken<br />

Protesten, welche wiederum den Pro zess erheblich<br />

verlängern. Zudem ist es ohne Gesamtkonzept<br />

nicht möglich, die Anforder ungen an einen<br />

Fernbahnhof einzuschätzen. Ein Gesamtkonzept<br />

würde auch gegenüber die Investoren größere<br />

Planaungssicherheit vermitteln. Da auch die Entwicklung<br />

von „Mitte Altona“ von der Verlegung<br />

des Bahnhofes abhängig ist, ist ein gewisser Zeitdruck<br />

jedoch vorhanden. Die Festsetzung einer<br />

Node<br />

Alt. Konzept<br />

Konyept III<br />

Konzept II<br />

Konzept I<br />

Diebsteich<br />

heute<br />

Hauptbahnhof<br />

Node<br />

Konzept I<br />

Unbalanced<br />

node<br />

Dammtor<br />

Harburg<br />

Dependence<br />

Konzept II<br />

Unbalanced<br />

node<br />

Alt. Konzept<br />

Konyept III<br />

Balance<br />

Bergedorf<br />

Stress<br />

Altona<br />

Unbalanced<br />

place<br />

Place<br />

Stress<br />

Hauptbahnhof<br />

121


122<br />

gemeinsamen Zielsetzung für die Entwicklung<br />

ist absolut notwendig, bevor Ent scheid ungen<br />

getroffen werden, die später eine erwünschte<br />

Entwicklung verhindern. Eine Ein igung der<br />

zentralen Akteure nach einer breiten öffentlichen<br />

Diskussion, wäre hierbei wichtig, um frühzeitig<br />

ein Vertrauen und Verständnis für das Planungsvorhaben<br />

in der Bevölkerung aufzubauen.<br />

Verdrängungsrisiko für Kleingewerbe und<br />

Bewohnern?<br />

Die eventuelle Verdrängung von den heutigen<br />

Kleingewerbebetreibern und Bewohnern würde<br />

die Qualitäten des Gebietes beeinträchtigen. In<br />

dieser Arbeit ist die Bedeutung von günstigen<br />

Gewerbeflächen als Potenzial für eine vielseitige<br />

und identitätsstiftende Bahnhofsumgebung hervorgehoben<br />

worden. Dies steht aber im Konflikt<br />

mit eine Wertsteigerung der Grundstücke, die bei<br />

Entwicklungsprojekten durchaus erwünscht ist,<br />

um Investitionskosten zu decken. Vor allem aber<br />

besteht das Risiko, dass die Angst vor Verdrängung<br />

zu großen Protesten führt, die eine Entwicklung<br />

hemmen könnte. Die Befürchtungen der<br />

Bewohner in Altona-Nord, wegen steigender<br />

Mietpreise wegziehen zu müssen, existieren<br />

bereits und muss ernsthaft thematisiert werden.<br />

Hat der Bahnhofsbau selbst eine Einwirkung auf<br />

die Verdrängung? Ist ein Gentrifizierungsprozess<br />

bereits in Gange der so oder so nicht aufzuhalten<br />

ist? Betrifft dieser auch das Gewerbegebiet unabhängig<br />

von den neuen Planungen? Wenn das<br />

Konzept I die Gewerbeflächen wahren will, muss<br />

vielleicht auch dann einer Verdrängung gezielt<br />

gegen gesteuert werden?<br />

Konkurrenzrisiko zwischen dem Bereich um<br />

den Fernbahnhof und den angrenzenden<br />

Zentren<br />

Das Konkurrenzrisiko durch den neuen Fernbahnhof<br />

für die Bezirkszentren und das Stadtteilzentrum<br />

Bahrenfeld kann durch diese Arbeit<br />

nicht festgestellt werden. Welche Folgen könnte<br />

ein neues Zentrum um den Fernbahnhof haben?<br />

Bei welcher Größe oder Nutzung entsteht ein<br />

Konkurrenzproblem? Ergeben sich auch neue<br />

Chancen für die bestehenden Zentren?<br />

Eine ausreichende Beantwortung dieser Fragestellungen<br />

liegt außerhalb des Betrachtungsrahmens<br />

dieser Arbeit. Die Einschätzung der<br />

Konzeptauswertung geht nicht davon aus, dass<br />

sich die Ortsfunktion um den Bahnhof Diebsteich,<br />

die Ortsfunktion von Altona oder Bergedorf<br />

erreichen könnte. Ein zu starker Fokus auf diese<br />

Befürchtung kann zu starken Einschränkungen<br />

in der Entwicklung des Fernbahnhofs führen.<br />

Wenn aber der Fernbahnhof Diebsteich von<br />

zentraler Bedeutung bei der Verkehrsmittelwahl<br />

der Bürger sein soll, muss die Umgebung des<br />

Bahnhofs auch die Alltagsbedürfnisse der Bürger<br />

befriedigen können. Es wäre im Sinne der Förderung<br />

nachhaltiger Verkehrsmittel sinnvoll, eine<br />

flexible Zentrumsfunktion am Fernbahnhof Diebsteich<br />

zu ermöglichen und diese nicht von vornherein<br />

zu verhindern.<br />

Sportflächen erhalten oder bebauen?<br />

Ein weiterer Aspekt, indem sich die Konzepte<br />

unterscheiden, ist der Umgang mit den Sportflächen.<br />

Welche Bedeutung haben sie im Vergleich<br />

zur Schaffung von rund 700 neuen


Wohn ungen? Sind große Sportflächen, wie die<br />

im Plangebiet, als Freiflächen für das Entwicklungsquartier<br />

ausreichend, obwohl sie nur von<br />

einer sehr begrenzten Gruppe genutzt werden<br />

dürfen? Gerade Sportflächen sind wichtig für die<br />

Gesundheitsförderung der Bürger, aber in Anbetracht<br />

des begrenzten Bezuges zum Fernbahnhof<br />

wäre vermutlich ein Standort im neuen Stadtteil<br />

„Mitte Altona“ vorzuziehen. Es ist auf jeden Fall<br />

von zentraler Bedeutung, die Sportflächen durch<br />

öffentliche Freiflächen zu ergänzen und die<br />

Wegeverbindungen der Landschaftsachse Priorität<br />

zuzuschreiben.<br />

4.4.2 Ausblick<br />

Die Idee dieser Arbeit ist es, unterschiedliche<br />

Aspekte der Planung des neuen Fernbahnhofes<br />

zu beleuchten und Bausteine und Abhängigkeiten<br />

darzustellen, um eine eventuelle öffentliche<br />

Diskussion konkret und zielführend anzuregen.<br />

Die Analyse und die Bausteine stellen<br />

keine ausschließende Betrachtung dar, sie können<br />

verändert, verworfen oder ergänzt werden.<br />

Welche Alternativen und Kompromisse sind<br />

vorstellbar?<br />

123


Anhang


Abkürzungen und Fachbegriffe<br />

Quellenverzeichnis<br />

Abbildungsquellen<br />

Anhang 1. auszug aus der BaunoV<br />

Anhang 2. entwürfe für “Mitte Altona”


126 Abkürzungen und Fachbegriffe<br />

BauGB Baugesetzbuch<br />

BBI Flughafen Berlin Brandenburg International<br />

BSU Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt<br />

BAB7 Bundesautobahn A7<br />

DB AG Deutsche Bahn AG<br />

Grundfläche Die Fläche, die ein Gebäude auf dem Boden einnimmt.<br />

GFZ Geschossflächenzahl Summe der Geschossflächen im Verhältnis zur Fläche des<br />

Baugrundstückes.<br />

GRZ Grundflächenzahl Das Verhältnis der Grundfläche des Gebäudes zur Fläche des<br />

Baugrundstückes.<br />

Erschließung Straßenanbindung, über die ein Ort zu erreichen ist.<br />

FHH Freie- und Hansestadt Hamburg<br />

HWWI Hamburger Weltwirtschaftsinstitut<br />

LGV Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung<br />

der FHH<br />

MIV Motorisierten Individualverkehr<br />

TGV Train à grande vitesse Hochgeschwindigkeitszüge in Frankreich.<br />

ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr


Quellenverzeichnis<br />

• Astoc WES & Partner (2009) Städtebaulich-landschaftsplanerische Vorstudie Bahnflächen Altona.<br />

(Stand Juli 2009, unveröffentlicht).<br />

• Deutschland (2004) Baugesetzbuch (BauGB) 41. Auflage 2009. Deutscher Taschenbuch Verlag<br />

GmbH.<br />

• Bertolini, L. und Spit, T. (1998) Cities on rails. E & FN Spon.<br />

• Bongenaar, A. (1994) A-localties hebben broeinestfunctie. Stedebouw en Volkshuisvesting,<br />

29-31.<br />

• Cüsters, J. (1994) Hoge ambities niet gehaald; verslag discussiebijeenkomst NIROV. Stedebouw<br />

en Volkshuisvesting, 10-11.<br />

• MBO (1993), Jaarverlag MBO<br />

• NIROV/Sectie SEIROV (1995) Stationslocaties op de rails. Unpublisched proceedings of the<br />

congress of the same name, Arnhem, 23 February<br />

• NSC (1994) Stationslocaties. Unpublisched proceedings of the congress of the same name,<br />

Amerfoort, 18 February<br />

• Province Zuid Holland (1991), Lokaties op Sporen. Province Zuid Holland<br />

• Rutten, J. & Cüsters, J. (1994) Overheid laat kansen liggen. Stedebouw en Volkshuisvesting,<br />

26-28.<br />

• Bertolini, L. (2008) Station areas as nodes and places in urban networks: An analytical tool and<br />

alternative development strategies, Railway Development, 35-57, Physica-Verlag Heidelberg<br />

• Serlie, Z. (1998) Stationslocaties in Vergelijkend Perspectief. Master Thesis, Universiteit Utrecht,<br />

Utrecht<br />

• Boje, A., Ott, I & Stiller, S. (2010) Entwicklungsperspektiven für die Stadt Hamburg: Migration,<br />

Pendeln und Spezialisierung, MWWI [Elektronisch] Abrufbar: http://hwwIde/Energie-und-<br />

Transpo.6213.0.html [05.09.2010]<br />

• Bonny, H. W. (2010) Gewerbehöfe in Altona -Entwurf des Abschlussberichtes, ( Stand Juni 2010,<br />

nicht veröffentlicht).<br />

• Deutschland (1983) Bundeskleingartengesetz, Stand 2001<br />

• Bürgerschaft FHH (2010), Leitbild Hamburg: Wachsen mit Weitsicht, Drucksache 19/5474: 23.2.2010<br />

• Bürgerschaft FHH (2009), Wohnungsbauentwicklungsplan,Drucksache 19/2995: 5.5.2009<br />

• Colliers Grossmann & Berger (2010), Marktbericht 2. Quartal 2010.[Elektronisch] Abrufbar: http://<br />

www.grossmann-berger.de/service/marktinfos/gewerbe.html [10.09.2010]<br />

• D&K drost consult GmbH (2010), Städtebaulicher und landschaftsplanerischer Realisierungswettbewerb<br />

mit Ideenteilen -Mitte Altona Auslobung zum kooperativen Verfahren, FHH BSU, aurelis Asset<br />

GmbH, DB Netz AG, Holsten-Brauerei AG.<br />

• Emmelin, L. (2000) The confusing multiplicity of futures and the beguiling logic of history, In: Møller,<br />

P.G., Holm, P., Rasmussen, L. (Eds.), Aktører i landskabet. Odense Universitetsforlag, Odense, pp. 27–55.<br />

127


128 • Ferner, Kröninger, Aschke 2008, Baugesetzbuch mit Baunutzungsverordnung -Handkommentar,<br />

2. Auflage, Nomos.<br />

• FHH, Bezirk Altona (2010) Atlas Altona -Bestandsaufnahme zum Zukunftsplan Altona, Bezirksamt<br />

Altona<br />

• empirica (2009); IDN Immodaten GmbH-Preisdatenbank (2007-2009)<br />

• FHH Denkmalschutzamt Stand Mai 2010,<br />

• FHH LGV, Hamburgisches automatisierte Liegenschaftsbuch (HALB), Stand Juli 2009<br />

• Gehl, J.(2001) Life between buildings. Arkitektens Forlag. The Danish Architectural Press.<br />

• Jacobs, J. (2004) Den amerikanska storstadens liv och förfall. Daidalos<br />

• Jung, W. (2006) Prognosen in der räumlichen Planung- Arbeitspapier. Universität Stuttgart.<br />

• Hopkins, L. D. (2002) Beyond Normative Forcasts: A Normative Forcast of Forcasting for<br />

Plans: Paper prepared for presentation at the Association of Collegiate Schools of Planning<br />

Conference, November 2002 Baltimore.<br />

• Opsaschowski, H. W. (2009) Deutschland 2030 -Wie wir in Zukunft leben. Gütersloher<br />

Verlagshaus.<br />

• Otto, A. H. (2010) Implikationen steigender Energie- und Transportkosten für die künftige Stadtentwicklung:<br />

Innerstädtische Trends in Hamburg. HWWI [Elektronisch] Abrufbar: http://hwwIde/<br />

Energie-und-Transpo.6213.0.html?&no_cache=1&sword_list[]=Hamburg [05.09.2010]<br />

• Sands, B (1993), The developmenteffects of high-speed rail stations and implications for Carlifornia.<br />

Built Environment, 19 (¾), pp. 257-285<br />

• Schütz, E. (1998), Stadtentwicklung durch Hochgeschwindigkeitsverkehr, Konzeptionelle und<br />

Methodische Absätze zum Umgang mit den Raumwirkungen des schienengebunden Personen-<br />

Hochgeschwindigkeitsverkehr (HGV) als Beitrag zur Lösung von Problemen der Stadtentwicklung,<br />

Informationen zur Raumentwicklung, Heft 6: 369-383.<br />

• Senatsverwaltung Stadtentwicklung Berlin (2007) Stadtumbau West in Berlin. Senatsverwaltung<br />

Stadtentwicklung Berlin.<br />

• Planungsbüro Richter Richard, Sommer, A. (2007) Leitfaden Lärmaktionsplan Ballungsraum Hamburg-<br />

Abb. 5 Altona.<br />

• Studio UC, Overmeier, K. (2010), Kreative Milieus und offene Räume in Hamburg, Auftraggeber:<br />

FHH<br />

• Sträter , D. (1988) Szenarienals Instrument der Vorausschau in der Räumlichen Planung. In Regionalprognosen<br />

-Methoden und Ihre Anwendung, Forschungs- und Sitzungsberichte 175, Akademie für<br />

Raumforschung und Landschaftsplanung.ARL Hannover<br />

• SSR / Düsterhöft (2009) Konkretisierung der Landschaftsachsen Eimsbüttel und Volkspark. Auftraggeber:<br />

FHH.


Mündliche Quellen in überblick<br />

• Dr. Hans Werner Bonny, Vorlesung an der HCU 25.10.2010<br />

• Martin Büchler 10.09.2010, Grossmann und Berger, Abteilung Industrie- und Lagerimmobilien<br />

• Kirsten Bärzing 13.09 2010, Hamburg Kreativgeselschaft, Abteilung Immobilien und Projekte<br />

• Lukasz Chrobok, Künstler und Gründer des Künstlerhaus 2025 in der Ruhrstraße, Interview<br />

29.09.2010<br />

• Sonia ebert 10.09.2010, Grossmann und Berger, Abteilung Büroimmobilien<br />

• Johannes Gerdelmann, BSU, Abt. Landes- und Landschaftsplanung, Interview 19.03.2010, Auftaktveranstaltung<br />

zu „Mitte Altona“ in der Theodor-Haubach-Schule in Altona-Nord, 25.05.2010,<br />

Bürgerforum „Mitte Altona“ 05.06.10, Telefongespräch 11.11.2010<br />

• Martin Schwarz, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, Abt. Bauwesen Amt für Planen, Genehmigen<br />

und Denkmalschutz, Fachbereich Planen, Telefongespräch 24.08.2010<br />

• Prof. Jörn Walter, Oberbaudirektor, Auftaktveranstaltung zu „Mitte Altona“ in der Theodor-Haubach-Schule<br />

in Altona-Nord, 25.05.10.<br />

129


Abbildungsverzeichnis<br />

Alle Karten eigener Darstellung, sind auf Grundlage der FHH, LGV (2009) DSGK 1000 und DSK 20.000.<br />

Alle Fotos sind von der Verfasserin.<br />

Hier folgen die Quellen, nicht eigener Darstellungen.<br />

Abbildungsnummer. Seitennummer<br />

3. Entwicklung des Personenzugverkehrs : Statistisches Bundesamt, Fachserie 8, R 2, eisen-<br />

bahnverkehr, 2004 22<br />

4. Anzahl der Bauvorhaben im Verhältnis zur Entfernung vom Fernbahnhof Kassel-Wilhelmshöhe;<br />

Schütz, e. (1998) Seite 373 24<br />

5. (25, 78 eigene bearbeitung der Grafik) Bertolinis Diagramm über die Verhältnisse zwischen,<br />

Knoten- und Ortsfunktion; Bertolini, l. (2008) Seite 38 25<br />

6. Bahnhöfe in Amsterdam im Knoten-Ortswert Vergleich 1997 und 2005; Bertolini, l. (2008)<br />

Seite 43 26<br />

7. Baulandpreise in Kassel 1989-1993; Schütz, e. (1998) Seite 372 28<br />

9. Bereich der vorbereitenden Untersuchung für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme<br />

“Mitte Altona”; Presentation der BSU im Rahmen des Bürgerforums am 05.06.2010, Stand Mai<br />

2010. 31<br />

10. Das Pilzkonzept; Xerxes2k [elektronisch] >http://de.wikipedia.org/wiki/Pilzkonzept<<br />

[26,11,2010] 32<br />

11. Vergleich der Berliner Bahnhöfe; DG AG [elektronisch] >www.bahnhof.dehttp://fbinter.stadt-berlin.de/fb/index.jsphttp://www.stadtumbau-berlin.de/Plaene-Grafiken.5827.0<br />

.html < [19.08.2010]. 36<br />

15. Plangebietsabgrenzung; Grundlage: FHH, lGV (2009) DK5 1000. 42


16-18. Bevölkerungsdichte (Einwohner/qm), Ausländeranteil Prozentsatz der Einwohner mit<br />

ausländischem Pass) Wahlbeteiligung in v.H. (Bürgerschaftswahl 2008), ; FHH, Statistikamt nord,<br />

[elektronisch] >http://www.statistik-nord.de/fileadmin/download/Stadtteil_Profile/atlas.<br />

html < [10.08.2010]. 44<br />

19. Vergleich der Hamburger Bahnhöfe; DB AG [elektronisch] >www.bahnhof.de< \Große<br />

Bahnhöfe im norden [02.07.2010]; e-Mail der DB AG, Bahnhofsmanagement Hamburg, am<br />

20.10.2010 45<br />

34, 35. Leitbild “Mitte Altona”, Plangebiet der vorbereitende Untersuchung für “Mitte Altona” und<br />

die zwei Bauphasen; Presentation der BSU im Rahmen des Bürgerforums am 05.06.2010,<br />

Stand Mai 2010. 68<br />

36. Zielplan für die Einführung eines Stadtbahnnetzes; DB AG. [elektronisch] >http://stadtbahn.<br />

hochbahn.de/strecke/zielnetz< [29.07.2010] 70<br />

37. Die Volkspark-Achse im FHH, GrünesnetzHamburg, Stand: november 2002. 72<br />

38. Vorschläge für die Wegeverbindungen der Volkspark-Achse; SSR / Düsterhöft (2009)<br />

Seite106 72<br />

39. Einwohnerentwicklung in Hamburg und Umland 1950-2006; Statistikamt nord, vgl. Bürger-<br />

schaft FHH (2009) 76<br />

40. Bevölkerungsprognose für Hamburg, 2009-2060; Statistisches Bundesamt, Wiesbaden<br />

(2010) [elektronisch] >www-genesis.destatis.de< [02.09.2010] Stand 2008 76<br />

41. Mietpreise der angebotenen Neuvermietungen in Hamburg; empirica (2009); iDn immo-<br />

daten GmbH-Preisdatenbank (2007-2009), vgl. FHH, Bezirk Altona (2010) Seite 66 77<br />

48. Ausschnitt aus de Karte über stadträumliche Potenziale für die Kreativwirtschaft in Hamburg;<br />

Studio UC, overmeier, K. (2010) Seite 106 97<br />

50. Verkehrskonzepte; Gehl, J. (2001) Seite 112 100<br />

80-83. 1. Preis: André Poitiers Architekt RIBA Stadtplaner, Hamburg mit arbos Freiraumplanung<br />

GmbH & Co. KG, Hamburg: 2. Preis: ARGE rohdecan/translocal, Dresden mit Rehwaldt Landschafts-<br />

architekten, Dresden: 3. Preis: AS&P Albert Speer & Partner GmbH, Frankfurt a.M. : Ankauf:<br />

petersen pörksen partner architekten + stadtplaner bda, Hamburg mit SINAI Faust.Schroll.<br />

Schwarz, Berlin; FHH, BSU [elektronisch] > http://www.hamburg.de/bsu/2635664/2010-11-19bsu-mitte-altona.html<<br />

[24.11.2010] 135


132<br />

Anhang 1. Art der baulichen nutzung Baunutzungsverordnung<br />

(BaunVo)<br />

http://www.gesetze.juris.de/baunvo/BJNR00<br />

4290962.html#BJNR004290962BJNG000101307<br />

[04.11.2010]<br />

Erster Abschnitt<br />

Art der baulichen Nutzung<br />

§ 2 Kleinsiedlungsgebiete<br />

[kommt im Plangebiet nicht in Frage]<br />

§ 3 Reine Wohngebiete<br />

(1) Reine Wohngebiete dienen dem Wohnen.<br />

(2) Zulässig sind Wohngebäude.<br />

(3) Ausnahmsweise können zugelassen werden<br />

1.<br />

Läden und nicht störende Handwerksbetriebe, die zur<br />

Deckung des täglichen Bedarfs für die Bewohner des<br />

Gebiets dienen, sowie kleine Betriebe des<br />

Beherbergungsgewerbes,<br />

2.<br />

Anlagen für soziale Zwecke sowie den Bedürfnissen<br />

der Bewohner des Gebiets dienende Anlagen für<br />

kirchliche, kulturelle, gesundheitliche und sportliche<br />

Zwecke.<br />

(4) Zu den nach Absatz 2 sowie den §§ 2, 4 bis 7 zulässigen<br />

Wohngebäuden gehören auch solche, die ganz<br />

oder teilweise der Betreuung und Pflege ihrer Bewohner<br />

dienen.<br />

§ 4 Allgemeine Wohngebiete<br />

(1) Allgemeine Wohngebiete dienen vorwiegend dem<br />

Wohnen.<br />

(2) Zulässig sind<br />

1.<br />

Wohngebäude,<br />

2.<br />

die der Versorgung des Gebiets dienenden Läden,<br />

Schank- und Speisewirtschaften sowie nicht störenden<br />

Handwerksbetriebe,<br />

3.<br />

Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale,<br />

gesundheitliche und sportliche Zwecke.<br />

(3) Ausnahmsweise können zugelassen werden<br />

1.<br />

Betriebe des Beherbergungsgewerbes,<br />

2.<br />

sonstige nicht störende Gewerbebetriebe,<br />

3.<br />

Anlagen für Verwaltungen,<br />

4.<br />

Gartenbaubetriebe,<br />

5.<br />

Tankstellen.<br />

§ 4a Gebiete zur erhaltung und entwicklung der<br />

Wohnnutzung (besondere Wohngebiete)<br />

[kommt im Plangebiet nicht in Frage]<br />

§ 5 Dorfgebiete<br />

[kommt im Plangebiet nicht in Frage]<br />

§ 6 Mischgebiete<br />

(1) Mischgebiete dienen dem Wohnen und der Unterbringung<br />

von Gewerbebetrieben, die das Wohnen<br />

nicht wesentlich stören.<br />

(2) Zulässig sind<br />

1.<br />

Wohngebäude,<br />

2.<br />

Geschäfts- und Bürogebäude,<br />

3.<br />

Einzelhandelsbetriebe, Schank- und Speisewirtschaften<br />

sowie Betriebe des Beherbergungsgewerbes,<br />

4.<br />

sonstige Gewerbebetriebe,<br />

5.<br />

Anlagen für Verwaltungen sowie für kirchliche,<br />

kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche<br />

Zwecke,<br />

6.<br />

Gartenbaubetriebe,<br />

7.<br />

Tankstellen,<br />

8.<br />

Vergnügungsstätten im Sinne des § 4a Abs. 3 Nr. 2 in<br />

den Teilen des Gebiets, die überwiegend durch<br />

gewerbliche Nutzungen geprägt sind.


(3) Ausnahmsweise können Vergnügungsstätten<br />

im Sinne des § 4a Abs. 3 nr. 2 außerhalb der in<br />

Absatz 2 nr. 8 bezeichneten teile des Gebiets<br />

zugelassen werden.<br />

§ 7 Kerngebiete<br />

(1) Kerngebiete dienen vorwiegend der Unterbringung<br />

von Handelsbetrieben sowie der zentralen Einrichtungen<br />

der Wirtschaft, der Verwaltung und der Kultur.<br />

(2) Zulässig sind<br />

1.<br />

Geschäfts-, Büro- und Verwaltungsgebäude,<br />

2.<br />

E i n z e l h a n d e l s b e t r i e b e , S c h a n k - u n d<br />

S p e i s e w i r t s c h a f t e n , B e t r i e b e d e s<br />

Beherbergungsgewerbes und Vergnügungsstätten,<br />

3.<br />

sonstige nicht wesentlich störende Gewerbebetriebe,<br />

4.<br />

Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale,<br />

gesundheitliche und sportliche Zwecke,<br />

5.<br />

Tankstellen im Zusammenhang mit Parkhäusern und<br />

Großgaragen,<br />

6.<br />

Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen<br />

sowie für Betriebsinhaber und Betriebsleiter,<br />

7.<br />

sonstige Wohnungen nach Maßgabe von<br />

Festsetzungen des Bebauungsplans.<br />

(3) Ausnahmsweise können zugelassen werden<br />

1.<br />

Tankstellen, die nicht unter Absatz 2 Nr. 5 fallen,<br />

2.<br />

Wohnungen, die nicht unter Absatz 2 Nr. 6 und 7 fallen.<br />

(4) Für Teile eines Kerngebiets kann, wenn besondere<br />

städtebauliche Gründe dies rechtfertigen (§ 9 Abs. 3<br />

des Baugesetzbuchs), festgesetzt werden, daß<br />

1.<br />

oberhalb eines im Bebauungsplan bestimmten<br />

Geschosses nur Wohnungen zulässig sind oder<br />

2.<br />

in Gebäuden ein im Bebauungsplan bestimmter Anteil<br />

der zulässigen Geschoßfläche oder eine bestimmte<br />

Größe der Geschoßfläche für Wohnungen zu<br />

verwenden ist.<br />

Dies gilt auch, wenn durch solche Festsetzungen<br />

dieser teil des Kerngebiets nicht vorwiegend der<br />

Unterbringung von Handelsbetrieben sowie der<br />

zentralen einrichtungen der Wirtschaft, der Verwaltung<br />

und der Kultur dient.<br />

§ 8 Gewerbegebiete<br />

(1) Gewerbegebiete dienen vorwiegend der Unterbringung<br />

von nicht erheblich belästigenden<br />

Gewerbebetrieben.<br />

(2) Zulässig sind<br />

1.<br />

Gewerbebetriebe aller Art, Lagerhäuser, Lagerplätze<br />

und öffentliche Betriebe,<br />

2.<br />

Geschäfts-, Büro- und Verwaltungsgebäude,<br />

3.<br />

Tankstellen,<br />

4.<br />

Anlagen für sportliche Zwecke.<br />

(3) Ausnahmsweise können zugelassen werden<br />

1.<br />

Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen<br />

sowie für Betriebsinhaber und Betriebsleiter, die dem<br />

Gewerbebetrieb zugeordnet und ihm gegenüber in<br />

Grundfläche und Baumasse untergeordnet sind,<br />

2.<br />

Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale und<br />

gesundheitliche Zwecke,<br />

3.<br />

Vergnügungsstätten.<br />

§ 9 industriegebiete<br />

(1) Industriegebiete dienen ausschließlich der Unterbringung<br />

von Gewerbebetrieben, und zwar vorwiegend<br />

solcher Betriebe, die in anderen Baugebieten<br />

unzulässig sind.<br />

(2) Zulässig sind<br />

1.<br />

Gewerbebetriebe aller Art, Lagerhäuser, Lagerplätze<br />

und öffentliche Betriebe,<br />

2.<br />

Tankstellen.<br />

(3) Ausnahmsweise können zugelassen werden<br />

133


134<br />

1.<br />

Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen<br />

sowie für Betriebsinhaber und Betriebsleiter, die dem<br />

Gewerbebetrieb zugeordnet und ihm gegenüber in<br />

Grundfläche und Baumasse untergeordnet sind,<br />

2.<br />

Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche<br />

und sportliche Zwecke.<br />

§ 10 Sondergebiete, die der erholung dienen<br />

(1) Als Sondergebiete, die der Erholung dienen, komm<br />

e n i n s b e s o n d e r e i n B e t r a c h t<br />

Wochenendhausgebiete,<br />

Ferienhausgebiete,<br />

Campingplatzgebiete.<br />

(2) Für Sondergebiete, die der Erholung dienen, sind<br />

die Zweckbestimmung und die Art der Nutzung darzustellen<br />

und festzusetzen. Im Bebauungsplan kann<br />

festgesetzt werden, daß bestimmte, der Eigenart des<br />

Gebiets entsprechende Anlagen und Einrichtungen<br />

zur Versorgung des Gebiets und für sportliche Zwecke<br />

allgemein zulässig sind oder ausnahmsweise zugelassen<br />

werden können.<br />

(3) In Wochenendhausgebieten sind Wochenendhäuser<br />

als Einzelhäuser zulässig. Im Bebauungsplan kann<br />

festgesetzt werden, daß Wochenendhäuser nur als<br />

Hausgruppen zulässig sind oder ausnahmsweise als<br />

Hausgruppen zugelassen werden können. Die zulässige<br />

Grundfläche der Wochenendhäuser ist im Bebauungsplan,<br />

begrenzt nach der besonderen Eigenart des<br />

Gebiets, unter Berücksichtigung der landschaftlichen<br />

Gegebenheiten festzusetzen.<br />

(4) In Ferienhausgebieten sind Ferienhäuser zulässig,<br />

die aufgrund ihrer Lage, Größe, Ausstattung, Erschließung<br />

und Versorgung für den Erholungsaufenthalt<br />

geeignet und dazu bestimmt sind, überwiegend und<br />

auf Dauer einem wechselnden Personenkreis zur Erholung<br />

zu dienen. Im Bebauungsplan kann die Grundfläche<br />

der Ferienhäuser, begrenzt nach der besonderen<br />

Eigenart des Gebiets, unter Berücksichtigung der landschaftlichen<br />

Gegebenheiten festgesetzt werden.<br />

(5) in Campingplatzgebieten sind Campingplätze<br />

und Zeltplätze zulässig.<br />

§ 11 Sonstige Sondergebiete<br />

(1) Als sonstige Sondergebiete sind solche Gebiete<br />

darzustellen und festzusetzen, die sich von den Baugebieten<br />

nach den §§ 2 bis 10 wesentlich<br />

unterscheiden.<br />

(2) Für sonstige Sondergebiete sind die Zweckbestimmung<br />

und die Art der Nutzung darzustellen und festzusetzen.<br />

Als sonstige Sondergebiete kommen insbesondere<br />

in Betracht Gebiete für den Fremdenverkehr,<br />

wie Kurgebiete und Gebiete für die Fremdenbeherbergung,<br />

Ladengebiete,<br />

Gebiete für Einkaufszentren und großflächige Handelsbetriebe,<br />

Gebiete für Messen, Ausstellungen und Kongresse,<br />

Hochschulgebiete,<br />

Klinikgebiete,<br />

Hafengebiete,<br />

Gebiete für Anlagen, die der Erforschung, Entwicklung<br />

oder Nutzung erneuerbarer Energien, wie Wind- und<br />

Sonnenenergie, dienen.<br />

(3)<br />

1.<br />

Einkaufszentren,<br />

2.<br />

großflächige Einzelhandelsbetriebe, die sich nach Art,<br />

Lage oder Umfang auf die Verwirklichung der Ziele der<br />

Raumordnung und Landesplanung oder auf die<br />

städtebauliche Entwicklung und Ordnung nicht nur<br />

unwesentlich auswirken können,<br />

3.<br />

sonstige großflächige Handelsbetriebe, die im Hinblick<br />

auf den Verkauf an letzte Verbraucher und auf die<br />

Auswirkungen den in Nummer 2 bezeichneten<br />

Einzelhandelsbetrieben vergleichbar sind,<br />

sind außer in Kerngebieten nur in für sie festgesetzten<br />

Sondergebieten zulässig. Auswirkungen im Sinne des<br />

Satzes 1 Nr. 2 und 3 sind insbesondere schädliche<br />

Umwelteinwirkungen im Sinne des § 3 des Bundes-<br />

Immissionsschutzgesetzes sowie Auswirkungen<br />

auf die infrastrukturelle Ausstattung, auf den<br />

Verkehr, auf die Versorgung der Bevölkerung im<br />

Einzugsbereich der in Satz 1 bezeichneten Betriebe,<br />

auf die Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche<br />

in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden,<br />

auf das Orts- und Landschaftsbild und auf den<br />

Naturhaushalt. Auswirkungen im Sinne des Satzes 2<br />

sind bei Betrieben nach Satz 1 Nr. 2 und 3 in der Regel<br />

anzunehmen, wenn die Geschoßfläche 1.200 qm<br />

überschreitet. Die Regel des Satzes 3 gilt nicht, wenn<br />

Anhaltspunkte dafür bestehen, daß Auswirkungen<br />

bereits bei weniger als 1.200 qm Geschoßfläche<br />

vorliegen oder bei mehr als 1.200 qm Geschoßfläche<br />

nicht vorliegen; dabei sind in bezug auf die in Satz<br />

2 bezeichneten Auswirkungen insbesondere die


Gliederung und Größe der Gemeinde und ihrer<br />

Ortsteile, die Sicherung der verbrauchernahen<br />

Versorgung der Bevölkerung und das Warenangebot<br />

des Betriebs zu berücksichtigen.<br />

135


ALTONA<br />

Anhang 2. Preisträger des städtebaulichen und landschaftsplanerischen<br />

Realisierungswettbewerbs für „Mitte Altona“<br />

1<br />

STÄDTEBAULICHER IDEENTEIL<br />

„Am Wasserturm“<br />

„Am Wasserturm“<br />

„Alter Güterbahnhof“<br />

„An der Kleiderkasse“<br />

„Holstenquartier“<br />

80. 1. Preis: André Poitiers Architekt RIBA Stadtplaner, Hamburg<br />

mit arbos Freiraumplanung GmbH & Co. KG,<br />

Hamburg<br />

„Gleiswiese“<br />

Lageplan 1_2000<br />

„Am Wasserturm“<br />

„Am Wasserturm“<br />

5<br />

„Holstenquartier“<br />

„An der Kleiderkasse“ de der<br />

81. 2. Preis: ARGE rohdecan/translocal, „Alter Güterbahnhof“ Dresden mit<br />

Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden<br />

Grünverbindung und Quartiersausbildung<br />

Schwarzpla<br />

Konzept


TEBAULICHER IDEENTEIL<br />

III<br />

II<br />

VI<br />

IV<br />

VIII<br />

VI<br />

VI<br />

VII<br />

VII<br />

VI<br />

VII<br />

VII<br />

VI<br />

VII<br />

VIII<br />

VII<br />

VII<br />

VII<br />

VI<br />

X<br />

VIII<br />

VIII<br />

VI<br />

VI<br />

VI<br />

VI<br />

VI<br />

VI<br />

VI<br />

VIII<br />

VI<br />

VI<br />

VI<br />

VI<br />

VI<br />

VI<br />

82. 3. Preis: AS&P Albert Speer & Partner GmbH, Frankfurt<br />

a.M.<br />

VI<br />

S<br />

XIV<br />

X<br />

II<br />

I<br />

VIII<br />

VIII<br />

VIII<br />

VI<br />

VI<br />

VI<br />

VIII<br />

IV<br />

IV<br />

IV<br />

IV<br />

VI<br />

VIII<br />

VIII<br />

VI<br />

VI<br />

I<br />

VI<br />

VIII<br />

VIII<br />

VI<br />

VIII<br />

VI<br />

VI<br />

VIII<br />

VIII<br />

VIII<br />

VI<br />

VI<br />

VIII<br />

VI<br />

VIII<br />

VIII<br />

VI<br />

VI<br />

VI<br />

VI<br />

VIII<br />

VIII<br />

VI<br />

VIII<br />

VI<br />

VIII<br />

VIII<br />

VI<br />

XII<br />

OFFENER MÄANDER<br />

HOF PARK<br />

HOF MEILEN-<br />

WERK<br />

geplan M 1:2.000 Gebäudetypologien<br />

Schwarzplan M 1:5.000<br />

MÄANDER<br />

BLOCK-TYP<br />

DOPPEL-L<br />

U-TYP<br />

BAHN<br />

Beispiel autoarmes Wohnen<br />

PARK HOF<br />

HARKORT-<br />

STRASSE<br />

PARK HOF HARKORT-<br />

STRASSE<br />

Beispiel autoarmes Wohnen<br />

HOF<br />

PARK<br />

83. Ankauf: petersen pörksen partner architekten + stadtplaner<br />

bda, Hamburg mit SINAI Faust.Schroll.Schwarz,<br />

Berlin


Anhang 3. Übersichtskarten<br />

0 400 800<br />

Meters


0 100 200 Meters

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