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Clonidin und Dexmedetomidin - Dr. Dietmar Weixler

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Alpträume <strong>und</strong> Halluzinationen (103). Es wäre würdig zu diskutieren, welcher Faktor das<br />

Auftreten dieser Phänomene eher beeinflusst: das Pharmakon oder der Gr<strong>und</strong> für seine<br />

Anwendung ? Wesentlich ist, dass <strong>Clonidin</strong> nicht antidelirant oder antiepileptisch wirkt, daher<br />

ist beim Alkoholentzug die Kombination mit einem Antipsychotikum <strong>und</strong> einem<br />

Benzodiazepin sinnvoll. Postoperative Exzitationsphänomene bei Kindern können durch<br />

intravenöses <strong>Clonidin</strong> (2µg/kg) supprimiert werden (116). <strong>Clonidin</strong> kann als alternative<br />

medikamentöse Therapie bei ADHD (attention-deficit/hyperactivity disorder) zum Einsatz<br />

kommen, da es die Noradrenalinfreisetzung hemmt (145). Da Kinder mit dieser Erkrankung<br />

der Gruppe der „schwer zu sedierenden“ Menschen angehören, wäre die Substanz für die<br />

Prämedikation dieser Kinder vor Operationen gut geeignet. Einer Kombination von<br />

Methylphenidat (Ritalin ® ) + <strong>Clonidin</strong> ist mit Respekt zu begegnen, in der Literatur wurden<br />

bisher 4 Todesfälle publiziert (145). Eine Sedierung durch <strong>Clonidin</strong> dauert sicher mehr als 2<br />

St<strong>und</strong>en an <strong>und</strong> kann in der Tageschirurgie den Aufenthalt im Krankenhaus verlängern.<br />

Werden präoperativ niedrige Dosen (2µg/kg) von <strong>Clonidin</strong> i.v. appliziert, so resultiert keine<br />

postoperative Restsedierung (114).<br />

Analgesie: <strong>Clonidin</strong> <strong>und</strong> <strong>Dexmedetomidin</strong> wirken analgetisch. Sie verstärken <strong>und</strong> verlängern<br />

eine opioidvermittelte Analgesie. Sie sind geeignet, den Opioidbedarf um 40% zu reduzieren<br />

(73). In der Sedoanalgesie des kritisch Kranken kann durch gleichzeitige Verabreichung von<br />

α2-Agonisten <strong>und</strong> Opioiden Opioid eingespart werden, die Entwicklung einer Opioidtoleranz<br />

verzögert werden <strong>und</strong> die Entwöhnungsphase verkürzt werden (73). Der analgetische Effekt<br />

von <strong>Clonidin</strong> ist nicht durch Naloxon antagonisierbar, jedoch durch α2-Antagonisten, z.B.<br />

durch Phentolamin (15). Wird <strong>Dexmedetomidin</strong> präoperativ verabreicht, so verringert sich der<br />

intra- <strong>und</strong> postoperative Opioidbedarf (110). Scheinin et al. konnten durch intramuskuläre<br />

Injektion von <strong>Dexmedetomidin</strong> in einer Dosis von 2,5µg/kg eine St<strong>und</strong>e vor nichtkardialen<br />

Eingriffen zeigen, dass der intaoperative Fentanylbedarf um 60% reduziert werden konnte<br />

(123). <strong>Clonidin</strong> unterdrückt dosisabhängig die Intensität des postoperativen Schmerzes:<br />

Dosen von 5µg/kg sind sehr effektiv hinsichtlich Analgesie, führen jedoch häufig zu<br />

behandlungswürdigen Kreislaufeffekten. Die optimale postoperative Dosis wird mit 3µg/kg<br />

angegeben, gefolgt von einer Dauerinfusion mit 0,3µg/kg/h (104). Orale Dosen von 4µg/kg<br />

bei Kindern 60-90 Minuten vor Einleitung einer Narkose zur Tonsillektomie sind<br />

äquianalgetisch wie 3µg/kg Fentanyl intraoperativ, sind aber in 63% postoperativ anhaltend<br />

sedierend wirksam (versus 6% bei Fentanyl) (115). Beer et al. verglichen Midazolam<br />

0,15mg/kg, Morphin 0,3mg/kg <strong>und</strong> <strong>Clonidin</strong> 1,5µg/kg bei Gesichtsoperationen in<br />

Lokalanästhesie <strong>und</strong> kommen zu dem Schluss, dass <strong>Clonidin</strong> die beste Prämediaktion für<br />

diese Eingriffe ist, da es analgetisch, anxiolytisch, antiemetisch wirkt <strong>und</strong> zu stabilen<br />

Kreislaufparametern führt (125).<br />

Kardiovaskuläre Wirkungen: Durch die Hemmung des zentralen Sympathikotonus <strong>und</strong><br />

eine Vagusstimulation resultieren dosisabhängig eine Blutdrucksenkung <strong>und</strong> eine Reduktion<br />

der Herzfrequenz. Initial kann es durch <strong>Dexmedetomidin</strong>, eher aber durch <strong>Clonidin</strong> zu einer<br />

Stimulation von peripheren α1-Rezeptoren mit Vasokonstriktion <strong>und</strong> Hypertension<br />

kommen.Anschließend tritt eine Vasodilatation mit Hypotonie auf. Bei bestehender<br />

Hypovolämie ist der blutdrucksenkende Effekt wesentlich stärker ausgeprägt (124). Falls der<br />

Blutdruckabfall kritisch ist, wird die Dosis des α2-Agonisten reduziert oder pausiert , die<br />

symptomatische Therapie erfolgt an der Intensivsation mit Volumen, dann mit Noradrenalin<br />

(108), sonst mit Volumen <strong>und</strong> Ephedrin (104). Bei ges<strong>und</strong>en freiwilligen Versuchspersonen<br />

kommt es durch <strong>Dexmedetomidin</strong> zu einem Abfall von Blutdruck <strong>und</strong> Herzfrequenz so wie zu<br />

einer dosisabhängigen Reduktion der Freisetzung von endogenen Katecholaminen. Bei einem<br />

ges<strong>und</strong>en Freiwilligen kam es ca. 3 St<strong>und</strong>en nach intramuskulär verabreichten<br />

<strong>Dexmedetomidin</strong> zu einem symptomatischen Sinusarrest (111). Ein vasovagaler Kollaps <strong>und</strong><br />

eine Sinusarrest kann sich trotz prophylaktischer Gabe von Glykopyrrolat ereignen (121). Bei

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