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Clonidin und Dexmedetomidin - Dr. Dietmar Weixler

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30% der Patienten, die intraoperativ <strong>Dexmedetomidin</strong> erhalten hatten, war auch noch 4<br />

St<strong>und</strong>en postoperativ der Blutdruck um 10-20% erniedrigt (123).<br />

Präoperativ verabreichtes <strong>Dexmedetomidin</strong> reduziert das Herzzeitvolumen <strong>und</strong> den<br />

myokardiale Sauerstoffverbrauch. In hohen Dosen wird die Durchblutung – wie im Schock -<br />

zugunsten der vitalen Organen verschoben. α2-Agonisten führen zu einer Protektion des<br />

Myokards vor Ischämie bei bekannter koronarer Herzkrankheit oder bei Patienten mit<br />

kardialen Risikofaktoren (117), in dem sie die Herzfrequenz senken, den myokardialen<br />

Sauerstoffverbrauch senken, die Herzarbeit ökonomisieren <strong>und</strong> antiarrhythmisch wirken. Sie<br />

schützen vor einer präoperativen Hypokaliämie (113), die möglicherweise durch Stress<br />

ausgelöst wird (erhöhtes endogenes Adrenalin schleust extrazelluläres Kalium nach<br />

intrazellulär). Präoperativ verabreichtes orales <strong>Clonidin</strong> (150-300µg) stabilisiert den Kreislauf<br />

insofern, dass es Tachykardien <strong>und</strong> hypertensive Reaktionen auf chirurgische <strong>und</strong><br />

nichtchirurgische stressanaloge Stimuli verhindern kann ohne signifikante Bradykardien zu<br />

verursachen (114, 117). Möglicherweise können durch <strong>Clonidin</strong>therapie <strong>und</strong> die daraus<br />

folgende Senkung des arteriellen Mitteldrucks perioperative Blutverluste reduziert werden<br />

(107).<br />

Respiratorische Wirkungen: <strong>Dexmedetomidin</strong> reduziert die respiratorische Antwort auf<br />

einen erhöhten Kohlendioxid-Partialdruck im Blut, führt aber nicht zu einer signifikanten<br />

Atemdepression oder zu einer Verminderung der Sauerstoffsättigung (108). Auch bei<br />

Verabreichung von Bolusdosen bleibt eine atemdepressive Wirkung aus. Die atemdepressive<br />

Wirkung der Opioide wird nicht verstärkt (73). <strong>Dexmedetomidin</strong> führt zu einer Dilatation der<br />

glatten Muskulatur der Bronchien (108). Auch nach Extubation kann die Therapie mit<br />

<strong>Dexmedetomidin</strong> fortgeführt werden. Die Schutz- <strong>und</strong> Abwehrreflexe bleiben dabei erhalten<br />

(118).<br />

antiemetische Wirksamkeit: <strong>Clonidin</strong> wirkt antiemetisch <strong>und</strong> verstärkt den antiemetischen<br />

Effekt von Propofol (106,114). Eine Dosis von 2µg/kg ist effektiv (114). Ein hoher<br />

Sympathikotonus <strong>und</strong> eine erhöhte Katecholaminfreisetzung könnten Übelkeit <strong>und</strong> Erbrechen<br />

antriggern (114). Übelkeit <strong>und</strong> Erbrechen ist eine typische Nebenwirkung, wenn man niedrig<br />

dosiertes Adrenalin an wache Patienten verabreicht. <strong>Clonidin</strong> wirkt hemmend auf Motiliät<br />

<strong>und</strong> Sekretion des Gastrointestinaltrakts (108). M<strong>und</strong>trockenheit <strong>und</strong> Durst sind subjektiv<br />

störende Faktoren. Die Transitzeit der Ingesta wird durch die α2-Agonisten verlängert, die<br />

Magenentleerung verzögert. Diese Effekte sind jedoch im Vergleich zu den Opioiden von<br />

marginaler Intensität (108).<br />

Reduktion von Muskelzittern: <strong>Clonidin</strong> <strong>und</strong> <strong>Dexmedetomidin</strong> werden erfolgreich gegen<br />

postoperatives Muskelzittern eingesetzt; eine Hypothermie kann die Folge sein, wenn der<br />

thermische Schwellenwert reduziert wird, der zum Muskelzittern führt. <strong>Dexmedetomidin</strong><br />

minimiert ausserdem eine opioidinduzierte Muskelrigidität (121)<br />

Neuroprotektion: <strong>Dexmedetomidin</strong> kann als neuroprotektiv bezeichnet werden, da es den<br />

cerebralen Blutfluss vermindert. Weitere Hinweise hinsichtlich Neuroprotektion wurden in<br />

Tierversuchen gewonnen (73).<br />

Rebo<strong>und</strong>phänomene: nach plötzlichem Absetzten einer hochdosierten Therapie mit <strong>Clonidin</strong><br />

kann es zu Rebo<strong>und</strong>-Phänomen der Kreislaufwirkung kommen (Hypertension +<br />

Tachykardie).<br />

Diese Phänomene sollen bei gleichzeitiger oder hochdosierter Betablockertherapie<br />

ausgeprägter (!) sein (15). Eine <strong>Clonidin</strong>therapie soll über 2-4 Tage ausgeschlichen werden,<br />

ein Betablocker soll einige Tage davor abgesetzt werden, wenn geplant ist, <strong>Clonidin</strong> zu<br />

beenden (15). Eine Rebo<strong>und</strong>-Hypertonie kann mit <strong>Clonidin</strong> oder Phentolamin behandelt<br />

werden.<br />

Ökonomie: durch die einsparende Wirkung des <strong>Clonidin</strong> <strong>und</strong> <strong>Dexmedetomidin</strong> auf Opioide<br />

(40-60%), Sedativa (45-80%) <strong>und</strong> volatile Anästhetika (40-70%) entsteht ein beweisbarer<br />

deutlicher ökonomischer Vorteil durch eine Therapie mit α2-Agonisten (109).

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